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20 Jahre Kaisersteg und Lohmühle Open Air
20 Jahre Kaisersteg und Lohmühle Open Air Jazzkeller69
Vor zwanzig Jahren begann der Jazzkeller69 mit seiner Sommerreihe in der Wagenburg Lohmühle. Auf eine Art waren die Konzerte eine Mischung aus künstlerischer Intervention und Happening. Durch die Lage der Lohmühle zwischen Landwehrkanal und dem südlichen Ende des Görlitzer Parks sowie dem kostenfreien und niedrigschwelligen Zugang herrschte an den Abenden eine ganz eigene Stimmung. Eine Art Berliner Version des frühen Newport Jazz Festivals, wo Musikhören und Publikumsbetrachtung fließend ineinander übergehen: Die bis zu drei Acts begannen vor Sonnenuntergang, das Publikum noch gemischt mit Spaziergänger*innen, Familien, Kindern. Am Abend waren es dann oft bis zu dreihundert Menschen, die der Musik lauschten.
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Was auf der Bühne stattfand, liest sich wie die Wunschliste europäischer Festivals für aktuelle Musik, Jazz und improvisierte Musik, Noise und Free Jazz von Ulrichsberg bis Moers. Silke Eberhard, Jelena Kulic, Frank Gratkowski, Uli Gumpert, Christian Lillinger, Tobias Delius, Kathrin Lemke, Almut Kühne, Kalle Kalima, Ab Baars, Philipp Gropper, Ronny Graupe, Lucia Cadotsch, Petter Eldh, Michael Griener – alles mit Rang und Namen kam immer wieder gern in die Lohmühle. Alle bisherigen Konzerte sind im Online-Archiv des Vereins bestens dokumentiert.
Doch wie so viel Interessantes in Berlin erfuhr auch diese Sommerreihe eine Art Verdrängung an die Peripherie. Die Konzerte zogen im Jahr 2017 auf die großzügige, von alten Bäumen umstandene und angenehm beschattete Wiese im Hasselwerder Park in Schöneweide um. Damit ist sie in bester Nachbarschaft zur
Spreehalle und dem Industriesalon, wo viele der regulären Konzerte des Jazzkeller69 stattfinden. Die Pandemie gab den Anstoß für die zeitliche Verlegung in den familienfreundlichen Nachmittag, die sich in vieler Hinsicht als Gewinn erwiesen hat. Der Vibe ist nicht mehr ganz so anarchisch, das Laufpublikum ein anderes, aber immer noch ist das Programm hochkarätig und funktioniert als beispielhaft inklusives Angebot an Eingeweihte und Neugierige gleichermaßen.
Im diesjährigen Line-up finden sich personelle Konstanten wie Die Enttäuschung, Kalle Kalima und Willi Kellers, aber es gibt auch Überraschungen wie The Dorf, Round Square oder Victor Gellings T.P.C.M. (die Konzerte der letzteren fanden schon im Juli und August statt). Eine Auswahl aus dem Programm für die letzten Konzerte dieser Jubiläumsausgabe:
– Quoting John Carter: Edith Steyer (Altsaxofon & Klarinette), Uli Kempendorff (Saxofon & Klarinette), Gerhard Gschlössl (Posaune), Rieko Okuda (Klavier), Joe Hertenstein (Schlagzeug)
– Die Hochstapler: Louis Laurain (Trompete), Pierre Borel (Altsaxofon), Antonio Borghini (Kontrabass), Hannes Lingens (Schlagzeug & Vibrafon)
– Jazzorchester Prokopätz: Daniel Franke, Max Mille, Rainer Mehlhorn, Jörn Scheele & Sigi Drexler (Saxofon), Friedericke Janssen-Faller (Bassklarinette), Frank Lange, Tobias Zerbe, Steve Fish & Johannes Moes (Trompete) Julius Hopf, Joachim Suckert & Manfred Eckes (Posaunen), Hannes Zerbe (Komposition & Klavier), Dirk Töpper (Gitarre), Frank Müller (Bass), Nils Werner (Schlagzeug)