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ZFF 2021 Lifetime Achievement
MAFIOSO
Italien 1962
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«Antonio Badalamenti ist der moderne Sizilianer durch und durch. Er ist organisiert und zukunftsorientiert; er ist mit einer Blondine aus Bellagio verheiratet, und sie haben zwei blonde Töchter; er lebt in Mailand und ist Vorarbeiter in einem Fiat-Werk. Doch der Ruf der Heimat ist stark, und als Antonio die Familie für einen Urlaub zurück in sein Heimatdorf schleppt, erstehen die Loyalitäten der Vergangenheit und verzehren ihn.
Mafioso (...) schreit nach einer Wiederentdeckung. Gedreht in heissem und ausgeblichenem Schwarzweiss, gelingt es dem Film, von einer Kulturkampf-Posse zu beklemmender Spannung zu wechseln, ohne die Kontrolle zu verlieren.» (Anthony Lane, The New Yorker, 22.1.2007)
105 Min / sw / 35 mm / I/f // REGIE Alberto Lattuada // DREHBUCH Rafael Azcona, Marco Ferreri, Agenore Incrocci, Furio Scarpelli, nach einer Geschichte von Bruno Caruso // KAMERA Armando Nannuzzi // MUSIK Piero Piccioni // SCHNITT Nino Baragli // MIT Alberto Sordi (Antonio Badalamenti), Norma Bengell (Marta), Gabriella Conti (Rosalia), Ugo Attanasio (Don Vincenzo), Cinzia Bruno (Donatella). VENGA A PRENDERE IL CAFFÈ... DA NOI
Italien 1970
Der ergrauende Steuerbeamte Paronzini (Ugo Tognazzi) wähnt sich in seinem Provinzkaff als Connaisseur und Lebemann. Als der örtliche wohlhabende Sonderling Tettamanzi stirbt und drei erwachsene, jungfräuliche und unansehnliche Töchter hinterlässt, schmeichelt sich Paronzini bei den Erbinnen ein, denn er hat ebenso viel Sinn fürs Hässliche wie fürs Schöne.
«Venga a prendere il caffè… da noi stellt auf meisterhafte Weise das Paradox einer italienischen Gesellschaft dar, die kindisch und verzogen ist und fortwährend ihren weichen Unterleib betrachtet, ohne zu merken, dass sie sich dabei der Lächerlichkeit preisgibt.» (Fabio Fulfaro, sentieriselvaggi.it, 10.12.2018)
100 Min / Farbe / DCP / I/e // REGIE Alberto Lattuada // DREHBUCH Adriano Baracco, Tullio Kezich, Alberto Lattuada, Piero Chiara, nach dem Roman «La spartizione» von Piero Chiara // KAMERA Lamberto Caimi // MUSIK Fred Bongusto // SCHNITT Sergio Montanari // MIT Ugo Tognazzi (Emerenziano Paronzini), Francesca Romana Coluzzi (Tarsilla), Angela Goodwin (Fortunata), Milena Vukotic (Camilla).
ZFF 2021: LIFETIME ACHIEVEMENT AWARD
MO, 4. OKT. | 18.00 & 20.45 UHR PAUL SCHRADERS AMERICAN GIGOLO UND CAT PEOPLE
Der Lifetime Achievement Award des 17. Zurich Film Festival wird dem amerikanischen Cineasten Paul Schrader verliehen. Im Januar/Februar-Programm widmen wir Schrader eine Retrospektive; als Teaser zeigen wir gleich nach dem ZFF zwei seiner Frühwerke: Mit American Gigolo (1980) machte Schrader Richard Gere als zwielichtigen Edelstricher, der in einen Mordfall verwickelt wird, zum Sexsymbol, und der erotische Gruselfilm Cat People (1982) über inzestuöse Katzenmenschen lancierte Nastassja Kinskis Hollywood-Karriere. Mehr dazu auf unserer Website.
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Eytan Fox
1964 in New York geboren, aber in Israel aufgewachsen, zählt Eytan Fox heute zu den wichtigsten Exponenten des israelischen Kinos und des queeren Filmschaffens. Das schwullesbische Festival Pink Apple würdigt Fox mit dem diesjährigen Pink Apple Festival Award.
Es ist mitten im Winter auf einem abgelegenen Aussenposten der israelischen Armee, der Boden ist mit Schnee bedeckt. In einem überfüllten Raum, auf einem Armeebett sitzend, studiert Yossi, ein junger Leutnant, eine Karte und bereitet sich auf einen Angriff vor, der seinem Zug für diese Nacht zugewiesen wurde. Neben ihm spielt sein Kamerad und heimlicher Liebhaber Jagger auf seiner Gitarre. «Bleibst du bei mir, wenn ich ein Bein verliere?», fragt Jagger. «Das könnte für bestimmte Positionen tatsächlich praktisch sein», erwidert Yossi. «Und was ist, wenn mein Gesicht verbrannt ist und ich nur noch ein Auge habe? Was ist, wenn ich sterbe und du mir nicht einmal gesagt hast, dass du mich liebst?» Diese Szene aus Eytan Fox’ preisgekröntem Film Yossi & Jagger (2002) veranschaulicht das zentrale Thema, das den israelischen Cineasten während seiner gesamten bisherigen Laufbahn beschäftigt hat: die Reibung zwischen der privaten und der öffentlichen Sphäre, die einen massgebenden Teil des heutigen Lebens in Israel prägt (und das jüdische Leben in Palästina seit dem Beginn der nationalen Besiedlung). In Fox’ Filmen und Fernsehdramen wird diese Reibung oft als Spannung zwischen den sexuellen Interessen seiner Figuren – insbesondere, wenn auch nicht ausschliesslich, homosexuellen Interessen – und der Beschäftigung ihres Umfeldes mit Fragen der nationalen Sicherheit dargestellt, als da sind: Militärdienst, Libanonkrieg, erster Golfkrieg oder der israelisch-palästinensische Konflikt. Yossi & Jagger avancierte zum Welterfolg bei Kritik und Publikum; wichtiger aber ist, dass er Fox’ Vorstellungen von Israel, von Homosexualität in der Armee und in der Welt auf den Punkt gebracht hat. Schon Time Off (1990), sein Diplomfilm an der Filmschule der Universität Tel Aviv, thematisierte Konzepte von Männlichkeit, Homosexualität und Militärdienst – stets im erwähnten Spannungsfeld von Privatem und Öffentlichem. Mit dem «Movie of the Year»-Award des Israeli Film Institute ausgezeichnet, verlieh der Film Fox internationale Bekanntheit.
Heikler Balanceakt: Walk on Water Liebe in kriegerischen Zeiten: Yossi & Jagger Ausgezeichneter Erstling: Time Off
Autobiografische Bezüge und politische Diskurse Eytan Fox wurde in New York City geboren, seine Familie zog nach Israel, als er noch ein kleines Kind war. Kindheit und Jugend in Jerusalem haben seine Haltung und seine kreative Vision massgeblich beeinflusst. Fox diente in der Armee, und es ist offensichtlich, dass er seine Erfahrungen für Time Off und Yossi & Jagger genutzt hat; beide Filme spielen in Armeelagern. Auch in anderer Hinsicht hat Fox seinen Werken einen deutlich autobiografischen Touch verliehen. Sogar die Tanzeinlagen, die in all seinen Filmen vorkommen, insbesondere in Cupcakes (2013), gehen auf seine persönliche lebenslange Leidenschaft für den Tanz zurück. Fox’ Filme suggerieren, dass Sexualität und Geschlecht losgelöst von den brisanten politischen Themen, die die israelische Gesellschaft beschäftigen, funktionieren. Und doch lancierten seine preisgekrönten Werke Walk on Water (2004), The Bubble (2006) oder das lange ersehnte Sequel Yossi (2012) wichtige Diskurse um das konfliktbehaftete Zusammenleben der Religionen und Kulturen in Israel. Diese Diskurse werden in der Master Class von Fox im Gespräch mit Marcy Goldberg am 29. Oktober zur Sprache kommen. Einen grossen Einfluss auf Fox’ Arbeit übt sein Geschäfts- und Lebens- partner Gal Uchovsky aus, der aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit als eine der wichtigsten schwulen Personen in den israelischen Medien gilt. Dies vor allem auch wegen seiner Rolle in der Neue-Medien-Revolution der 1980er-Jahre, als eine Gruppe von Journalistinnen und Journalisten sowie politischen Persönlichkeiten versuchte, das soziale Klima in Israel von einem militärisch orientierten zu einem eher zivilen, urbanen und kultivierten zu verändern. Je länger seine Erfolge in TV und Kino anhalten, desto kritischer und reflektierter sind Eytan Fox’ soziokulturelle Positionen zum Status quo in Israel und in der Gay Community. Sinnbildlich dazu wirft sein neuster Film Sublet (2020) einen interessanten Blick auf das queere Selbstverständnis jüngerer Generationen, das im Konflikt zu Positionen der Gay-Aktivistinnen und -Aktivisten der ersten Stunde zu stehen scheint. Das Pink Apple Film Festival ist stolz, den Pink Apple Festival Award 2021 an eine der wichtigsten Stimmen im queeren Kino Israels verleihen zu können.
Andreas Bühlmann
Andreas Bühlmann ist der künstlerische Koleiter des Pink Apple Filmfestivals.
PINK APPLE FESTIVAL AWARD
SA, 30. OKT. | 18.00 UHR
Die Preisverleihung findet am Samstag, 30. Oktober um 18.00 Uhr statt. Darauf folgt eine Vorführung von Yossi & Jagger.
YOSSI & JAGGER
Israel 2002
In der israelischen Armee ist Homosexualität zwar seit 1985 gestattet, zieht aber dennoch oft Spott und Benachteiligung nach sich. Der Unteroffizier Yossi, der mit seinem Kameraden Lior (der wie ein Rockstar aussieht und Jagger genannt wird) in einem Aussenposten an der Grenze zum Libanon sitzt, hat deshalb keine Lust, ihre Liebesbeziehung bekannt zu machen. Jagger allerdings würde gerne der Kameradin Yaeli, die in ihn verknallt ist, reinen Wein einschenken. Doch dann werden die drei von der Realität des Kriegsgeschehens eingeholt.
Yossi & Jagger wurde als Fernsehfilm gedreht, avancierte aber in den israelischen Kinos zum Überraschungserfolg. Eytan Fox schöpft hier zum einen aus eigenen Erfahrungen in der israelischen Armee, zum andern beruht sein Drama um das schwule Liebespaar auf Tatsachen. Die politischen Konflikte werden ausgeblendet; im Mittelpunkt steht die Spannung zwischen der Liebe eines schwulen Paars und dem in verschiedener Hinsicht gefährlichen Umfeld der Armee. (mb)
65 Min / Farbe / 35 mm / Hebr/d/f // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Avner Bernheimer // KAMERA Yaron Scharf // MUSIK Ivri Lider // SCHNITT Yosef Grunfeld // MIT Ohad Knoller (Yossi), Yehuda Levi (Lior Amichai «Jagger»), Assi Cohen (Ophir), Aya Steinowitz (Yaeli), Hani Furstenberg (Goldie), Sharon Raginiano (Oberst), Yuval Semo (Psycho), Yaniv Moyal (Samoncha).
WALK ON WATER (LaLehet Al HaMayim) Israel/Schweden 2004
Eyal, ein Topagent des Mossad, wird von seinem Chef beauftragt, den verschwundenen NS-Massenmörder Alfred Himmelman aufzuspüren und zu töten. Die Spur führt über Himmelmans ahnungslosen und politisch linksliberalen Enkel Axel, der in Israel seine Schwester Pia besucht. Als Reiseführer getarnt, macht sich Eyal an Axel heran. Dieser erweist sich als schwul, was dem Mossad-Macker zunächst Mühe bereitet. Doch je mehr sich die beiden anfreunden, desto mehr hadert Axel mit der Vergangenheit seiner Familie, während Eyals Selbstverständnis und sein Glaube an seine Mission ins Wanken geraten.
«Der Film wird durchgängig von einer mal befremdlichen, mal erfrischenden Diskrepanz zwischen Momenten grossen Genrekinos und einer kleinen, sehr persönlich inszenierten Geschichte geprägt. Walk on Water lebt von einer Fülle an Konflikten, Nebenhandlungen und Schauplätzen, von melodramatischen Versatzstücken und Thrillerelementen, ohne in eine Parodie zu münden.» (Wolfgang Hamdorf, film-dienst, 10/2005)
103 Min / Farbe / 35 mm / OV/d/f // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Gal Uchovsky, Knut Berger, Caroline Peters, Andreas Struck // KAMERA Tobias Hochstein // MUSIK Ivri Lider // SCHNITT Yosef Grunfeld // MIT Lior Ashkenazi (Eyal), Knut Berger (Axel Himmelman), Caroline Peters (Pia Himmelman), Gideon Shemer (Menachem), Carola Regnier (Axels Mutter), Hanns Zischler (Axels Vater), Ernest Lenart (Alfred Himmelman), Eyal Rozales (Jello).
THE BUBBLE (Ha-Buah) Israel 2006
Im weltoffenen, toleranten Tel Aviv verliebt sich Noam in den schüchternen Palästinenser Ashraf. Bald wollen die beiden mit ihrer Clique einen Rave gegen Israels Besatzungspolitik organisieren, aber die friedliche «Blase» der aufgeschlossenen Stadt bleibt von der harten politischen Realität nicht unberührt.
Frei nach Shakespeares «Romeo und Julia» und aufgrund eigener Erfahrungen erzählt Eytan Fox in The Bubble von einer Liebe, die sich über Vorurteile und alte Konflikte hinwegzusetzen versucht.
«In meiner Kindheit gab es in Israel zwei Arten von Filmen: Entweder waren sie sehr ernst mit ideologischer Aussage – metaphorisch gesprochen ‹Schwarzweissfilme›. Oder es waren einfältige romantische Komödien. Tel Aviv ist eine lustige, vibrierende Stadt, doch sie befindet sich im Krieg. Diesen Widerspruch, in dem junge Menschen da leben, wollte ich zeigen.» (Eytan Fox im Interview mit Bettina Spoerri, nzz.ch, 17.9.2007)
114 Min / Farbe / 35 mm / Hebr+Arab+E/d/f // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Gal Uchovsky, Eytan Fox, Martin Sherman // KAMERA Yaron Scharf // MUSIK Ivri Lider // SCHNITT Yosef Grunfeld, Yaniz Rize Sheffy // MIT Ohad Knoller (Noam), Yousef «Joe» Sweid (Ashraf), Daniella Wircer (Lulu), Alon Friedman (Yali), Zohar Liba (Golan), Tzion Baruch (Shaul), Oded Leopold (Sharon), Ruba Blal (Rana, Ashrafs Schwester).
YOSSI
Israel 2012
Zehn Jahre nach dem tragischen Ende seiner Liebe zu Jagger ist Yossi zurück im Zivilleben, als alleinstehender Arzt, der seine Homosexualität nach wie vor nicht offen ausleben will. Vielmehr schwelgt er immer noch in Trauer, tröstet sich mit Pornos, versucht sich ungeschickt im Online-Dating und schottet sich mit Kummerspeck von der Welt ab. Da wird er überraschend von vier jungen Soldaten eingeladen, sie auf ihren Strandurlaub zu begleiten. Einer von ihnen, der attraktive Tom, erweckt in Yossi lange verdrängte Gefühle.
> Yossi & Jagger.
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> Sublet. > The Bubble.
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© Stephan Burchardt
«Die Liebesgeschichte im Zentrum des Films hat einen Drall in Richtung Wunscherfüllung, aber sie ist dennoch voller Zärtlichkeit und Feingefühl gestaltet, besonders in einer unerwartet berührenden Sequenz, die Toms perfekt gemeisselten Body mit Yossis teigigem, alterndem Körper kontrastiert.» (Nathan Rabin, avclub.com, 24.1.2013)
84 Min / Farbe / DCP / Hebr/d/f // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Itay Segal // KAMERA Guy Raz // MUSIK Keren Ann // SCHNITT Yosef Grunfeld // MIT Ohad Knoller (Yossi), Oz Zehavi (Tom), Lior Ashkenazi (Moti), Orly Silbersatz (Varda), Ola Schur Selektar (Nina), Meir Golan (Nimrod), Shlomi Ben Attar (Fefer), Amir Jerassi (Benda).
CUPCAKES (Bananot) Israel/Frankreich 2013
Der schwule Kindergärtner Ofer und seine fünf Nachbarinnen sehen sich regelmässig zusammen im Fernsehen den Musikwettbewerb UniverSong an. Als sie sich wieder dafür treffen, ist die Gastgeberin Anat, eine Bäckerin, eben von ihrem Mann verlassen worden. Spontan singen die fünf anderen, darunter die lesbische Profi-Sängerin Efrat, ein Lied, um Anat zu trösten, und die Handyaufnahme der Darbietung gerät in die Hände der israelischen UniverSong-Verantwortlichen. Bald werden Ofer und die fünf Frauen aufgefordert, Israel am nächsten Wettbewerb zu vertreten.
Eine bonbonbunte Musical-Komödie im Stil eines israelischen Almodóvar hätte man von Eytan Fox nicht unbedingt erwartet, aber Cupcakes zieht in diesem Genre alle Register. Der Film funktioniert in erster Linie als kitschig-ironische Hommage an den Eurovision Song Contest, doch die sechs unterschiedlichen Hauptfiguren haben alle ihre eigenen, realitätsnahen Geschichten, die im Laufe der absurden und absehbaren Haupthandlung behutsam erzählt werden. (mb)
92 Min / Farbe / DCP / Hebr+F+E/e // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Eli Bijaoui, Eytan Fox // KAMERA Daniel Schneor // MUSIK Haim Frank Ilfman, Ron Omer // MIT Dana Ivgy (Dana), Keren Berger (Keren), Yael Bar-Zohar (Yael), Efrat Dor (Efrat), Anat Waxman (Anat), Ofer Shechter (Ofer).
SUBLET
Israel/USA 2020
Michael, ein amerikanischer Journalist und Autor Mitte fünfzig, reist nach einer tragischen Erfahrung nach Tel Aviv, um für die «New York Times» eine Reportage über die coolsten Orte dieser lebendigen Stadt zu schreiben. Für diesen Aufenthalt soll er als Untermieter in der Wohnung des jungen Möchtegern-Filmemachers Tomer absteigen, der dringend Geld braucht. Weil Tomer sonst keine Bleibe hat, lädt Michael ihn ein, die Wohnung mit ihm zu teilen und dafür als Fremdenführer zu fungieren. In Sachen Alter, kultureller Hintergrund und Lebenseinstellung könnten die beiden kaum unterschiedlicher sein, aber allmählich findet eine Annäherung statt.
«Fox hat bereits in Filmen wie Yossi & Jagger, dessen Fortsetzung Yossi und The Bubble Facetten des israelischen Schwulenlebens untersucht. Aber er und sein Kodrehbuchautor Itay Segal bringen in diese Geschichte jene Art von verständnis- und gefühlvoller Perspektive ein, die eindeutig vom Älter- und Weiserwerden herrührt.» (Gary Goldstein, L. A. Times, 10.6.2021)
89 Min / Farbe / DCP / Hebr+E/d // REGIE Eytan Fox // DREHBUCH Eytan Fox, Itay Segal // KAMERA Daniel Miller // MUSIK Tom Darom, Assa Raviv // SCHNITT Nili Feller // MIT John Benjamin Hickey (Michael), Niv Nissim (Tomer), Lihi Kornowski (Daria), Miki Kam (Malka), Peter Spears (David), Tamir Ginsburg (Kobi).
Vom 28.–31.10. wird Eytan Fox in Zürich sein und mehrere Vorstellungen seiner Filme kommentieren und präsentieren. Am Freitag, dem 29.10. um 18.00 Uhr gibt der Regisseur eine Master Class im Gespräch mit Marcy Goldberg, und als Einstimmung ist sein kurzes Erstlingswerk zu sehen:
TIME OFF (After) Israel 1990
Der Soldat Yonatan wird im Dienst von seinem Vorgesetzten Erez schikaniert. Als die Truppe eine Auszeit in Jerusalem antritt, wird Yonatan von seinen Kameraden mitgeschleppt, die versuchen, amerikanische Touristinnen aufzugabeln. Yonatan setzt sich ab in den Park zu einem bekannten Treffpunkt für Schwule. Dort sieht er Erez …
Kameradschaft und Homosexualität, Kriegsdienst und Liebe: Diese Spannungsfelder, die in Eytan Fox’ späterem Werk wiederkehren, sind bereits in seinem kurzen Erstling Time Off von 1990 angelegt. (mb)
45 Min / Farbe / DCP / Hebr+E/e // DREHBUCH UND REGIE Eytan Fox // KAMERA Avraham Karpick // MUSIK Yehuda Poliker // SCHNITT Yosef Grunfeld // MIT Gil Frank (Erez), Hanoch Re’im (Yonatan), Tzufit Grant (Mali), Yuval Carmi (Sergeant), Dana Cohen (Shira), Moshe Ferster (Morgenstein).
Der nordirische Dokumentarfilmer und Autor Mark Cousins beschäftigt sich seit dreissig Jahren mit den unterschiedlichsten Aspekten des Kinos. In The Story of Film: An Odyssey (2011) erzählt er in 17 einstündigen Episoden die Filmgeschichte nach, den Kern bilden dabei kommentierte Filmausschnitte und Interviews mit verschiedenen Filmgrössen und Schauspielern.
Mit seinen präzisen Beobachtungen und umfangreichen Analysen schafft es Cousins, unseren Blick auf die 125-jährige Filmgeschichte zu schärfen. In den ersten drei Episoden machte er sich auf zu den diversen Geburtsorten des Films und brachte uns zum Staunen darüber, wie rasch und vielfältig sich die neue Kunstform entwickelte – nur um jäh mit dem Schock, den der Schritt zum Tonfilm darstellte, zu enden. In den Episoden 4–6 schilderte er, wie sich Filmgenres herausbildeten und in alle Welt verbreitet wurden. Doch die Entdeckungsreise dieser «Sprache der Ideen» geht weiter, sie steht nach wie vor erst am Anfang. Zu jeder (unabhängig funktionierenden) Episode zeigen wir jeweils eine Auswahl der vorgestellten Filme. In diesem Programm folgen nun die Episoden 7 und 8 über die Neuen Wellen, die sich über Europa ausbreiten und dann die Welt erobern.
GB 2011
1957–1964: In dieser Episode richtet Mark Cousins sein Augenmerk auf Bergman, Tati und Fellini, bevor er auf die Nouvelle Vague, insbesondere auf das Werk von Agnès Varda, François Truffaut, Alain Resnais und Jean-Luc Godard eingeht und zeigt, wie sich die Neuen Wellen über Europa ausbreiteten. THE STORY OF FILM: AN ODYSSEY. EPISODE 8 – NEW DIRECTORS, NEW FORM
GB 2011
1965–1969: Im Mittelpunkt dieser Episode steht, wie die Neuen Wellen die Welt erobern. Mark Cousins bespricht das Filmschaffen aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, der Sowjetunion, Japan, Indien, Brasilien, dem Iran, Senegal, England und Amerika.
je 60 Min / Farbe + sw / Digital HD / E/d // DREHBUCH, REGIE, KAMERA Mark Cousins // SCHNITT Timo Langer.
Die Episoden 7 und 8 von The Story of Film werden sowohl einzeln als auch im Doppelpack gezeigt (siehe Programmübersicht oder www.filmpodium.ch)
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EL COCHECITO
Spanien 1960
Der alte Don Anselmo hat als Familienoberhaupt nichts mehr zu sagen, also verbringt er seine Zeit lieber mit seinem gelähmten Freund Lucca und dessen Bekannten, allesamt Rollstuhlfahrer. Um «dazuzugehören», setzt er sich in den Kopf, einen motorisierten Rollstuhl wie Lucca zu bekommen. Erst spielt er seiner Umgebung dafür Theater vor, als das aber nicht fruchtet, greift er zu radikalen Mitteln.
Der makabre, gesellschaftskritische Kultklassiker El cochecito gilt als Höhepunkt von Marco Ferreris spanischer Phase.
«Regisseur Ferreri, ein in Spanien arbeitender Italiener, nahm ein soziales Problem – die Lebensbedingungen alter und behinderter Menschen – und machte sich darüber lustig. Diese ungewöhnliche Kombination aus Realismus und Ironie in der spanischen Kultur stammte aus dem Theater und wurde ‹esperpento› (Groteske) genannt. (...) Darin wurzelt auch der künstlerische Ansatz von Pedro Almodóvar, Spaniens wichtigstem postfrankistischen Regisseur. Dieser sagte über El cochecito: ‹In den 50er- und 60erJahren erlebte Spanien eine Art von Neorealismus, die weit weniger sentimental war als die italienische Variante, dafür viel grimmiger und amüsanter. Ich spreche von den Filmen von Fernán Gómez ... und von El cochecito.› Es ist schwierig, sich Mujeres al borde de un ataque de nervios oder Todo sobre mi madre ohne den Einfluss von Ferreris Werk vorzustellen.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
86 Min / sw / DCP / Sp/e // REGIE Marco Ferreri // DREHBUCH Rafael Azcona, Marco Ferreri // KAMERA Juan Julio Baena // MUSIK Miguel Asins Arbo // SCHNITT Pedro del Rey // MIT José Isbert (Anselmo), Pedro Porcel (Carlos, sein Sohn), José Luis López Vázquez (Alvarito), María Luisa Ponte (Matilde), Antonio Gavilán (Don Hilario), Chus Lampreave (Yolanda), José A. Lepe (Lucca).
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OTTO E MEZZO
Italien/Frankreich 1963
Regisseur Guido Anselmi steckt sowohl privat als auch künstlerisch in einer Krise. Genervt von Produzent, Ehefrau und Geliebter, sucht er verzweifelt nach Inspiration für seinen neuen Film. Als er seine Kindheit, sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht und zur Kunst und die Missstände in der Filmbranche reflektiert, kommen seine Ängste und verdrängten Komplexe ans Licht – Traum und Realität beginnen zu verschwimmen ...
Federico Fellinis Otto e mezzo wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet (als bester fremdsprachiger Film und für die besten Kostüme) und zählt für viele Kritiker zu den besten Filmen überhaupt.
«In Otto e mezzo ringt Fellinis Alter Ego Marcello Mastroianni mit seinen Ideen für eine neue Produktion und flüchtet sich in Fantasien um seine Frau, seine Geliebte und seine Hauptdarstellerin. Obwohl der Film oft als rein autobiografisch angesehen wird, ist Otto e mezzo besser als ein Werk über das Kino zu verstehen (...). Fellini nutzte die Sprache des Fantasie-Films, um eine Midlife-Crisis zu beschreiben – in diesem Fall eine künstlerische. Diese Kombination war neu. Die Handlung von Otto e mezzo tauchte in das Innenleben von Mastroiannis Figur ein und wieder auf.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
138 Min / sw / DCP / I/d // REGIE Federico Fellini // DREHBUCH Federico Fellini, Ennio Flaiano, Tullio Pinelli, Brunello Rondi, nach einer Idee von Federico Fellini, Ennio Flaiano // KAMERA Gianni di Venanzo // MUSIK Nino Rota // SCHNITT Leo Catozzo // MIT Marcello Mastroianni (Guido Anselmi), Claudia Cardinale (Claudia), Anouk Aimée (Luisa, Guidos Frau), Sandra Milo (Carla), Barbara Steele (Gloria Morin), Rossella Falk (Rossella), Jean Rougeul (Daumier), Caterina Boratto (die schöne Fremde), Madeleine Lebeau (die französische Schauspielerin), Eddra Gale (Saraghina), Guido Alberti (Produzent Pace), Annie Gorassini (Paces Freundin).
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FEUERPFERDE (Teni Sabitich Predkowi) UdSSR/Ukraine 1965
In einem Karpatendorf verliebt sich der junge Iwan in Maritschka, die Tochter des Mannes, der seinen Vater ermordet hat. Iwan geht auf Wanderschaft, um sein Brot zu verdienen. Maritschka wird von ihrem Vater aus dem Haus gejagt, als er von ihrer Liebe erfährt. Als sie in den Fluten eines Bergflusses umkommt, verfällt Iwan in Schwermut. Nach Jahren heiratet er eine andere Frau, doch das Bild der verstorbenen Geliebten verfolgt ihn.
Feuerpferde (auch unter dem Titel Schatten vergessener Ahnen bekannt) war Sergej Paradschanows internationaler Durchbruch, wurde in der Sowjetunion aber wegen seiner radikalen Abkehr vom vorgeschriebenen Realismus aus den Kinos verbannt.
«Paradschanow, 1924 in Georgien geboren, war armenischer Abstammung und arbeitete in der Ukraine. Wie die anderen sowjetischen Regisseure studierte er an der Moskauer Filmschule VGIK. (...) Paradschanow interessierte sich für die Musik, Malerei, Poesie und Folklore seiner Heimat. Sein neunter Film, Schatten vergessener Ahnen bzw. Feuerpferde, war sein erster, der von diesen nicht realistischen Einflüssen profitierte. (...) Der Film beginnt mit der atemberaubenden subjektiven Einstellung eines umstürzenden Baumes. Die Figuren werden wie russische Ikonen ins Bild gesetzt. Das Thema ist das von Romeo und Julia; eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund verfehdeter Familien in der Karpatenregion des 19. Jahrhunderts. (...) Elf Minuten nach Beginn gibt es eine Einstellung, bei der die Kamera unter einem Gänseblümchen platziert ist und nach oben blickt; Paradschanows Kamera ist selten auf Augenhöhe, und kein Regisseur seit Welles nutzt den Vordergrund besser. Immer wieder tauchen Bilder von Rehen, Halstüchern und Wäldern auf. Nachdem das Mädchen gestorben ist, sehen wir, wie sie und ihr Geliebter sich im Traum berühren. Seit Fellini oder vielleicht sogar seit Jean Cocteau wurde keine so magische und persönliche Bildwelt mehr im Kino geschaffen.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
97 Min / Farbe + sw / 35 mm / Russ/d/f // REGIE Sergej Paradschanow // DREHBUCH Sergej Paradschanow, Iwan Tschendej, nach dem Roman von Michail Kozjubinskij // KAMERA Juri Iljenko // MUSIK Miroslaw Skorik // SCHNITT M. Ponomarenko // MIT Iwan Mikolaitschuk (Iwan), Larissa Kadotschnikowa (Maritschka), Tatjana Bestajewa (Palagna), Spartak Bagaschwili (Jurko), Nikolai Grinko (Watag, der Hirte), Leonid Engibarow (Miko, der Stumme).
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DIE HAND (Ruka)
ČSSR 1965
Die Hand, ein Werk des tschechischen Puppentrickfilmers Jiří Trnka, «wurde zu einem der berühmtesten symbolischen Ostblockfilme. Darin wird eine sympathische, sprachlose kleine Puppe von einer körperlosen Hand terrorisiert, die eindeutig den unterdrückenden kommunistischen Staat darstellt.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
DIE KLEINEN MARGERITEN
(Sedmikrásky) ČSSR 1966
Die beiden Mädchen Marie I und Marie II sitzen gelangweilt in einem Schwimmbad. Wenn sie ihre Arme und Beine bewegen, quietscht es, wenn sie ihre Gedanken entfesseln, erschüttern sie die Werte der Gesellschaft. Sie sind sich einig, dass die Welt verdorben ist, also beschliessen sie, ab jetzt eben auch verdorben zu sein. Sie ersinnen zahlreiche Tricks, um die Gesellschaft hinters Licht zu führen. Die kleinen Margeriten ist ein Hauptwerk der tschechoslowakischen Neuen Welle.
«Die Tschechoslowakei war in den 1960er-Jahren die dynamischste Filmkultur Osteuropas. (...) Die innovativste Regisseurin jener Zeit war Věra Chytilová. (...) In Die kleinen Margeriten erzählte sie die Geschichte der Randale der beiden Mädchen als experimentelle Montage mit Verzerrungen und Überlagerungen. Die Behörden hassten den Film, und Chytilová wurde nach der sowjetischen Re-Invasion 1968 mit einem sechsjährigen Arbeitsverbot belegt. Auch Jean-Luc Godard hasste Die kleinen Margeriten, nannte ihn cartoonhaft und unpolitisch und verstand nicht, wie die Filmemacher des Ostblocks den sozialistischen Realismus zu unterwandern versuchten. Godards eigener wachsender Marxismus mag Chytilová zu ungläubigem Gelächter gereizt haben, denn sie nahm sich anstatt irgendeiner politischen Theorie den Surrealismus von Dalí und Buñuel zum Vorbild. Die kleinen Margeriten wurde zum wichtigsten osteuropäischen absurden Film seiner Zeit.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
DIE HAND
18 Min / Farbe / 35 mm / ohne Dialoge // REGIE Jiří Trnka.
DIE KLEINEN MARGERITEN
73 Min / Farbe + sw / 35 mm / Tsch/d // REGIE Věra Chytilová // DREHBUCH Věra Chytilová, Pavel Juráček, Ester Krumbachová // KAMERA Jaroslav Kučera // MUSIK Jiří Šlitr, Jiří Šust // SCHNITT Miroslav Hájek // MIT Jitka Cerhová (Marie I), Ivana Karbanová (Marie II), Julius Albert, Jan Klusák, Marie Česková, Jiřina Mysková, Marcela Březinová.
> La noire de ....
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THE HOUSE IS BLACK
(Khaneh siah ast) Iran 1963
«Forugh Farrochzads The House Is Black, ein dokumentarisches Porträt über eine Kolonie von Leprakranken, war einer der ersten grossen iranischen Filme; es ist das einzige Mal, dass der erste bedeutende Regisseur einer Nation eine Frau war. (...) The House Is Black hatte grossen Einfluss auf das schnörkellose, poetische iranische Kino der 90er-Jahre, insbesondere auf die Regisseurin Samira Machmalbaf.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
The film was restored by Fondazione Cineteca di Bologna and Ecran Noir productions, in collaboration with Ebrahim Golestan. Additional support was generously provided by Genoma Films and Mahrokh Eshaghian. Restoration work was carried out at L’Immagine Ritrovata laboratory in 2019. Senegal/Frankreich 1966
Die junge Senegalesin Diouana arbeitet in Dakar bei einer französischen Familie als Kindermädchen und wird eingeladen, nach Frankreich mitzugehen. Doch im Westen ist sie für alle bloss noch «das schwarze Mädchen». Ihrer Freiheit, ihrer Würde und ihrer Identität beraubt, verzweifelt sie zusehends – schliesslich bleibt ihr nur ein letzter radikaler Akt des Widerstands.
Ousmane Sembènes Langfilmdebüt La noire de ... ist eine scharfe, stringente Parabel über den Neokolonialismus.
«La noire de ... war nicht nur der erste indigene Spielfilm, der im westafrikanischen Senegal gedreht wurde, es war auch der erste schwarzafrikanische Spielfilm, der von einem Schwarzafrikaner gemacht wurde. (...) Die Dekolonisierung in Subsahara-Afrika stellte die Afrikaner vor die Frage: ‹Welche Art von Kunst – und Film – wollen wir selber machen?› (...) Sembène, ein ehemaliger Maurer, lebte eine Zeit lang in Südfrankreich, (...) veröffentlichte einen autobiografischen Roman (...), ging 1962 nach Moskau, studierte Film bei den gleichen Lehrern wie Muratowa u. a. und kehrte zurück, um La noire de … zu drehen. Mit einfachsten Kameratechniken, Spuren von John Ford in den Bildkompositionen und einer sehr einfachen Tontechnik erzählte er die Geschichte der jungen Senegalesin (...). Um dem Film eine Innerlichkeit zu verleihen, verwendete er einen inneren Monolog des Mädchens; um diesen von der von ihren Chefs so dominierten Aussenwelt zu trennen, werden die Gedanken von einer anderen Schauspielerin gesprochen. Das war neu und rückte die verschiedenen Ebenen ihres Lebens in den Mittelpunkt der Geschichte. Sembènes Pionierarbeit inspirierte andere Regisseure; der tunesische Kritiker und Filmemacher Férid Boughedir etwa nannte La noire de ... ‹unglaublich, enorm bewegend, schön, würdevoll, menschlich und intelligent›. Sembène sollte später einige der wichtigsten afrikanischen Filme der 70er-Jahre drehen.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
THE HOUSE IS BLACK
21 Min / sw / DCP / Farsi/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Forugh Farrochzad // KAMERA Soleiman Minassian.
LA NOIRE DE ...
65 Min / Farbe + sw / DCP / F/d // REGIE Ousmane Sembène // DREHBUCH Ousmane Sembène, nach seinem Roman // KAMERA Christian Lacoste // SCHNITT André Gaudier // MIT Mbissine Thérèse Diop (Diouana), Anne-Marie Jelinek (Madame), Robert Fontaine (Monsieur), Momar Nar Sene (Diouanas Freund), Toto Bissainthe (Diouanas Stimme).
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PERSONA
Schweden 1966
Nach einer «Elektra»-Aufführung verstummt die Schauspielerin Elisabet Vogler völlig und wird daraufhin von der Krankenschwester Alma in einem Landhaus auf einer einsamen Insel betreut. Die Frauen entwickeln eine sonderbare Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit – während die eine schweigt, beginnt die andere zu erzählen und offenbart ihre intimsten Geheimnisse – dann kommt der Verrat.
Einer der persönlichsten und intensivsten Filme von Ingmar Bergman.
«Persona war ein echter Fortschritt, so herausfordernd für filmische Traditionen wie À bout de souffle, L’année dernière à Marienbad, Vardas Werk oder Antonionis Trilogie. (...) Persona spielte in einer Welt, die zersplittert, in der Gott tot ist und die menschliche Subjektivität unfassbar. Er beginnt mit einer der erstaunlichsten filmischen Traumsequenzen überhaupt: Vor weissem Hintergrund sehen wir den Tod eines Schafes, seine Eingeweide; wir sehen ins Innere eines Projektors, ein Nagel wird in eine Hand geschlagen, ein tropfender Wasserhahn, ein klingelndes Telefon, ein Junge liegt auf einem Schragen. Sechs Minuten davon, dann die flimmernden Filmtitel, dann die Geschichte. (...) Die Schauspielerin wird zu einer stummen Leinwand, auf die die Krankenschwester ihre Gedanken projiziert. Schliesslich überschneiden sich ihre Identitäten. Dann der Schock. Der Film bricht zusammen und scheint dabei eine Reihe von Bildern ‹freizusetzen›, die er verdrängt hat (...). Bergman hat das Theater gegen eine psychoanalytische Metapher für das Kino eingetauscht. Der Bildstreifen ist eine reine Oberfläche des Bewussten, durch welche farcenhafte, gewalttätige und verstörende Bilder des Unbewussten brechen. Kein Regisseur jener Zeit hat die Struktur des Films expliziter auf die Struktur und Funktionsweise der menschlichen Psyche bezogen.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
84 Min / sw / DCP / Schwed+E/d // DREHBUCH UND REGIE Ingmar Bergman // KAMERA Sven Nykvist // MUSIK Lars Johan Werle // SCHNITT Ulla Ryghe // MIT Bibi Andersson (Alma), Liv Ullmann (Elisabet Vogler), Margareta Krook (die Ärztin), Gunnar Björnstrand (Herr Vogler), Jörgen Lindström (der Junge).