2014
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TITELTHEMA 1
A SLÖSER AU AUSLÖSER Filmverband Sachsen
SCHWERPUNKT AUSBILDUNG
04 10
AUSBILDUNGSOPTIONEN
PMMC, Chemnitzer Filmwerkstatt, Hochschule Mittweida
SACHSENS NEUE MEDIEN-VISIONEN Regierungsvertrag steht
MDM gefรถrderte Filme im Kino:
Bibi & Tina: Voll verhext! Regie: Detlev Buck
Die Wolken von Sils Maria Regie: Olivier Assayas
Doktor Proktors Pupspulver Regie: Arild Frรถhlich
www.mdm-online.de
EDITORIAL 1
Liebe Mitglieder und Freunde des Filmverbandes, liebe Leser! Steht Sachsen wirklich vor einer Neuausrichtung seiner staatlichen Medienpolitik? Die Erwartungen der Szene sind nach der Sichtung des CDU-SPD-Koalitionsvertrags für die kommende Legislatur- und Regierungsperiode optimistisch bis groß. Erstmals überhaupt werden in größerem Umfang durch eine Regierungskoalition im Freistaat medienpolitische Ziele formuliert. Nach Jahren des medien- und kulturpolitischen „Kein Problem“ und „Weiter so“ kann man das zunächst als Überraschung sehen. Die eigentliche Überraschung aber steckt in dem ambitionierten Umfang der formulierten Vorhaben und in der diesem Katalog augenscheinlich zugrundeliegenden Situationsanalyse und Problemanerkenntnis. Tatsächlich können wir als Filmverband Sachsen uns freuen, dass so gut wie all das, worüber wir zum Teil seit Jahren miteinander, aber auch mit Medienpolitikern, Vertretern der Staatsregierung, Fördereinrichtungen und Rundfunksendern sprechen, sich zumindest thematisch in den Arbeitszielen der neuen Regierungskoalition wiederfindet. Das mag mit Verdienst unserer Arbeit sein. In den vergangenen beiden Jahren haben wir immer wieder das direkte Gespräch gesucht, haben Informations- und Positionspapiere geliefert. Unser Filmsommer hat sich über die Jahre hinweg zu einer sehr wichtigen filmpolitischen Gesprächsplattform entwickelt. Wir haben intensiv an praktischen Problemlösungen mitgearbeitet, so an der Entwicklung eines eigenen sächsischen Modells für Filmfinanzierungsbürgschaften, das vor einigen Wochen an den Start ging (Heft 4/14).
Es ist aber ganz offensichtlich auch so, dass Entwicklungsprobleme verschiedener Bereiche der Filmkultur und des Filmschaffens sowie anderer Medienbereiche mittlerweile auch für die Politik so wahrnehmbar und drängend geworden sind, dass die sich im Konsens einer neuen Koalitionskonstellation nicht länger ignorieren lassen. Die Animations- und Kinderfilm-„Branche“ beispielsweise besteht auch nach zwei Jahrzehnten freier Entwicklung nur aus einer Handvoll (freilich durchaus renommierter) Unternehmen. Kulturell wichtige und durchaus etablierte Festivals haben z.T. keine längerfristig gesicherten Entwicklungsperspektiven. Ein Großteil der Produzenten arbeitet auf dem wirtschaftlichen Selbsterhaltungsniveau und hat unter den derzeitigen Bedingungen in Mitteldeutschland auch kaum Entwicklungschancen. Der Verwandtschaft der privaten regionalen und privaten Rundfunkveranstalter geht es nicht besser, im Gegenteil. Das Filmerbe, zu dem auch einzigartige historische und kulturhistorische Zeugnisse gehören, droht buchstäblich gerade zu vergehen, weil das Problem seiner Erhaltung jahrelang verdrängt wurde. Insofern ist ein „Höchste Zeit!“ womöglich angemessener als ein „Toll gemacht!“. Aber nein, natürlich wollen auch wir als Filmverband Sachsen uns freuen, dass sich nun womöglich tatsächlich neue Gestaltungsperspektiven öffnen, die es bislang nie gab. Wir werden sie jedenfalls gern nutzen und fördern und uns einbringen. So wie bisher. Auch dass dieses Heft als Schwerpunkt die Ausbildung hat, hat damit zu tun und ist kein Zufall. Seit einigen Wochen beteiligt sich der Filmverband Sachsen an der Entwicklung eines anwendungsbezogenen Filmstudiengangs in Mittweida, der das Manko höher qualifizierter Filmausbildung in Sachsen mit beheben soll. Auch um diesen Studiengang wirklich ins Leben zu rufen, wird politische Entschlusskraft nötig sein. Denn letztlich sind Vorhaben und Ziele das eine. „Messen sollt ihr sie aber an ihren Taten.“ Wir jedenfalls sind gern mit dabei. Zunächst aber: viel Spaß beim Lesen!
Ihr Joachim Günther
Filmstill: Falk Schuster
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Klütz ’87 Erinnerungen an den Ostsee-Urlaub
In diesem Heft EDITORIAL MITGLIEDERPORTRAIT
Jan Hasenfuß THEMA: AUSBILDUNG
Irgendwas mit Medien? Die Filmausbildung in Sachsen Keine Angst vor jungen Menschen Großes Vertrauen in nachwachsendes Potential Solidarisches Miteinander mit cineastischer Begeisterung Mit medienpädagogischem Ansatz bringt die Chemnitzer Filmwerkstatt Profis auf den Weg „Ein halbes Jahr ist zu wenig“ Professional Media Master Class fördert bei Dokfilm-Weiterbildung Zusammenarbeit. Von einem, der auszog zu lernen Interview mit Conrad Lobst POLITIK
Sachsens neue Medien-Visionen Die ambitionierten Vorhaben der CDU-SPDRegierungskoalition „Kultur fair fördern in Dresden!” Netzwerk Kultur Dresden gegründet FESTIVALS
Deutschlandpremiere von „Citizenfour” DOK LEIPZIG Eröffnung
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WORKSHOP
Mann mit Auto, ein Feuermonster und fünf Piraten Internationaler Animationsfilmworkshop in Lanckorona bei Krakau PRODUKTION
Erinnerungen an den Ostsee-Urlaub 1987 Falk Schuster setzt sein Familien-Roadmovie als Animadok um SPOTS
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Kurzfilme auf allen Kanälen Erneute Nominierung Drehbuch-Lola Penny Siopis zu Gast bei den 16. dresdner schmalfilmtagen
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Dank an Claas Danielsen
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Filmpreise der Mitglieder
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REZENSION
Als Mensch ein Solist Walter Jurmann
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Zwei Kriterien, zwei Prozent Die Kurzfilm-Referenzförderung der FFA
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TERMINE
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IMPRESSUM
MITGLIEDERPORTRAIT 3
Jan Hasenfuß
„Aus dem Hasenfuß mit den Hasenzähnen wurde ein Mann.“ Text: Claudia Reh Foto: Katharina Rivilis
So äußerte sich zumindest einer seiner ehemaligen Klassenkammeraden – und tatsächlich ist aus ihm ein nennenswerter junger Schauspieler geworden. Aus Hamburg kommend, entschließt sich der „Wossi“ zu einem Studium an der HFF Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg von 2003 bis 2007 und knüpft noch im selben Jahr mit einem Festengagement am Staatstheater Cottbus bis 2011 an. Seine Leidenschaft entdeckt er auch im Film und ist da schon seit 14 Jahren auf Mattscheibe/Screen und Leinwand zu bewundern. Unterdessen bestimmen die Städte Leipzig und Berlin seinen Lebensmittelpunkt. Gern würde Jan Hasenfuß mehr von Leipzig aus arbeiten. Er wurde Verbandsmitglied, um „Kontakte in die sächsische Filmbranche zu knüpfen. An MDM-geförderten Projekten sollen Schauspieler aus Mitteldeutschland vermehrt mitwirken und in der Filmlandschaft höhere Präsenz zeigen können. Dazu sollen ansässige Caster mehr in den Fokus rücken.“ Nach seinen Zukunftsplänen gefragt, antwortet er „Ich weiß, was ich will, was meine Ziele sind. Wie die Wege exakt aussehen, wird sich zeigen. Genau das macht es spannend, weil man sich manchmal schon längst auf einem neuen Weg befindet ohne es zu wissen“. Sein Ziel ist es, „für sei-
ne Qualität ernstgenommen zu werden und eine möglichst große Bandbreite als Schauspieler zu zeigen und sein Potential auszuschöpfen.“ Bisher sah man ihn in hochkarätigen Kinoproduktionen und Kultserien wie „Nachspielzeit“, „Bornholmer Straße“, „Tatort“, „SOKO Leipzig“ und „In aller Freundschaft“. Jan Hasenfuß schlüpfte dabei in die Rolle eines Authisten und von Bismarck bis hin zum Zivilpolizisten, Techniker und Bombenentschärfer. Dass seine Qualitäten auch in der Komödie liegen, konnte er am Theater bereits unter Beweis stellen. Auch im Fernsehen wird er nun die Möglichkeit bekommen. Am 12.12.2014 können wir ihn als Hauptdarsteller in der ersten Folge von „Stell Dir vor...!“ in der ARD erleben! „Stell Dir vor...!“ ist eine Adaption der belgischen Kultserie „What if“. Die Serie bietet absurde Antworten auf noch absurdere Fragestellungen. Dabei steht nicht der gespielte Witz im Vordergrund, sondern die Schauspieler führen die Sketche mit aller Ernsthaftigkeit auf die Spitze. n
http://www.janhasenfuss.de http://www.schauspielervideos.de/ video/jan-hasenfuss.html
AUSBILDUNG 4
Foto: Studio Tempura
Die Filmausbildung in Sachsen
Irgendwas mit Medien?
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Text: Christian Zimmermann
„Irgendwas mit Medien“ ist in unserer heutigen Ausbildungs- und Berufswelt ein oft gehörter Ausbildungswunsch. Allein ca. 240 Anmeldungen (und damit mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr) für den Studiengang Angewandte Medien an der Hochschule Mittweida in diesem Semester zeugen von der Attraktivität einer Ausbildung im Medienbereich. Für junge Menschen, die mit moderner Kommunikation aufgewachsen sind, ist die Aussicht auf eine Ausbildung, die anschließend die Möglichkeit kreativer Arbeit bietet, zweifellos verlockend. Entsprechend gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten in öffentlichen und privaten Bildungsträgern, die die Grundlagen der Mediengestaltung oder des Filmschaffens vermitteln. Die Kehrseite der Medaille stellt die Wahrscheinlichkeit dar, dass nicht alle Absolventen in ihrem Ausbildungsberuf anschließend genug Geld verdienen können. Sich dieser Situation bewusst, ist ein Wettbewerb der Ausbildungsträger entstanden, der zwar trotzdem nicht alle Studenten in einen Beruf bringt, aber die Qualität der Ausbildung erhöht. Über die Wichtigkeit einer qualitativ hochwertigen Aus- und Weiterbildung sind sich hierzulande auch Politik und Förderinstitutionen im Klaren. Entsprechend suchte die Staatskanzlei zuletzt geeignete Partner für die Ausbildungsgespräche und fand sie u.a. in der Fakultät für Medien- und Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Mittweida und dem Filmverband Sachsen. Gemeinsam mit dem früheren Rektor der frisch zur Filmuniversität erklärten HFF Potsdam Babelsberg, Prof. Wiedemann, diskutierte man über Studieninhalte, Finanzierung, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Anforderungen an eine fundierte Aus- und Weiterbildung für professionelle Filmschaffende in Mittweida. Die geäußerte Vision einer „Hochschule der Filmschaffenden
für die Filmschaffenden“ mag gewagt erscheinen, ein Blick hinter die Kulissen lässt diese Aussicht aber nicht unrealistisch erscheinen. Eine Beschreibung der derzeitigen Situation an Sachsens mittigst gelegener Ausbildungseinrichtung finden Sie ab Seite 6. Eine Stufe tiefer setzt die Filmwerkstatt Chemnitz an, die jungen Menschen bereits während der Schulzeit die Möglichkeit der Arbeit an und mit dem Medium Film bietet. In der inzwischen seit 22 Jahren bestehenden Einrichtung entstanden mehr als 70, teilweise hochdekorierte Kurzund Spielfilme. Gleichzeitig gelang einer Reihe von „Filmwerkstättern“ der Sprung ins echte Filmleben. Wir stellen die Filmwerkstatt und einige ihrer Protagonisten ab Seite 8 vor. Auch für bereits im Berufsleben stehende Filmemacher bieten einige Initiativen Weiterbildungsinhalte an. Mit Unterstützung der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) konnte in Sachsen-Anhalt mit der Professional Media Master Class (PMMC) ein Angebot etabliert werden, welches seit Jahren auch aus sächsischer Sicht spannende Ergebnisse hervorbringt. Eine Vorstellung der Werkleitz-Gesellschaft können sie ab Seite 10 lesen. Der eingeschlagene Ausbildungsweg und der Ort des Studiums bestimmen oft über den weiteren Berufsweg. Während der Studienzeit entstehen nicht nur die wichtigsten Netzwerke, auch bietet die geschützte Hochschulatmosphäre Raum zur künstlerischen Auseinandersetzung, häufig genug mit den zukünftigen Kollegen. Wie es sich für einen Absolventen der Filmhochschule Ludwigsburg anfühlt, der Leipzig als seinen künftigen Arbeitsort wählt, erfahren Sie ab Seite 11. Das Manko einer fehlenden eigenen Filmhochschule versucht Sachsen mit einer verbesserten Vernetzung aller Beteiligten auszugleichen. Diesen Weg geht der Filmverband gern mit. n
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Text: Claudia Reh
Großes Vertrauen in nachwachsendes Potential
Keine Angst vor jungen Menschen Text: Claudia Reh Foto:Norbert Rasch
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s ist ein Gegensatz, den man nicht übersehen kann: Mittweida, augenfällig ein verschlafenes FünfzehntausendSeelen-Kleinstadtidyll irgendwo zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden, ist architektonisch ein Mix aus sanierter Innenstadt mit Resten von DDR-Pragmatismus. Wäre da nicht dieser schwarze Quader. Zugegeben, ein wenig wie abgeworfen sieht es aus, das Zentrum für Medien und soziale Arbeit
(ZMS), mag es sich doch nicht so recht ins Stadtbild einpassen. Schon lange vor der Eröffnung im August 2014 hatten Bürger und Studenten ein Dutzend Spitznamen parat: Sarkophag, Blackbox, Kaba, um nur einige zu nennen. In Professor Wrobel-Leipold, Studiendekan des Masterstudiengangs Information and Communication Science und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Falk Pötz erleben wir ein ebenso gegensätzliches Duo. Professor Wro-
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bel-Leipold, den hier alle nur AWL nennen, schüttelt an diesem Morgen jedem der 20 Masterstudenten des nächsten Kurses persönlich die Hand, und der für Hochschulverhältnisse ungewöhnlich junge Falk Pötz ruft ihnen noch die Raumänderung nach. Beiden zusammen gelingt es, eine beeindruckende Lern- und Werdensatmosphäre gepaart mit Enthusiasmus und Herzblut zu schaffen. Fast durchweg werden die Studenten von Professoren und Dozenten mit einschlägiger Praxiserfahrung unterrichtet, etwa von Professor Christof Amrhein, früher Head of Production bei cine plus in Leipzig oder dem sächsischen Filmproduzenten Gunnar Dedio.
Allein die Vielzahl an Möglichkeiten, welche den Studierenden zur Verfügung steht, erstaunt. Das voll funktionstüchtige Fernsehstudio mit 199 Plätzen ist das Herz des neuen ZMS. Die Studierenden haben darauf ebenso Zugriff wie auf acht AVID und Premiere-Schnittplätze mit einer ausgefuchsten Software zur dualen Nutzung beider Systeme. Hinzu kommen Motion-Capturing-Räume, Tonstudios, das neue Agentur-Labor, ausgestattet mit 40 brandneuen iMacs, und die hauseigene Druckerei mit eigener Offset-Druckstrecke. Grundlage bietet die hochschuleigene Philosophie der angewandten Wissenschaften, das sogenannte „Mittweidaer Modell“. „Vormittags studieren, nachmittags produzieren“ ist der Gedanke, welcher laut Wrobel-Leipold dazu führt, dass „die Theorie es einem ermöglicht zu erkennen, warum man eine Sache in der Praxis richtig (oder auch falsch) gemacht hat.“ So können sich die Studierenden in Mittweida in fast allen Mediengattungen ausprobieren. Etwa im hochschuleigenen Lokalsender 99drei Radio Mittweida, der digitalen Medienplattform MedienMittweida oder der NOVUM, Deutschlands einziger von Studierenden produzierten Wochenzeitung. Hinzu kommen das jährliche Campusfestival und das Medienforum Mittweida, bei dem sich im November bereits zum 18. Mal Persönlichkeiten aus Medien, Politik und Wissenschaft die Klinke in die Hand gaben. Nach der feierlichen Übergabe des ZMS durch Ministerpräsident Stanislav Tillich im August, werden aktuell, begleitet von einer Mischung aus Fatalismus und Vorfreude, die letzten Arbeiten an Gebäude und Räumen vorgenommen. Dass der Studienstandort Mittweida attraktiv ist, zeigen die enormen Zuwächse bei den Anmeldungen für die Bachelorstudiengänge Medienmanagement und Media and Acoustical Engineering, welche sich von ca. 120 auf knapp 240 fast verdoppelt haben. Dieses Interesse führt dazu, dass die Medienfakultät inzwischen die Größte der Fachhochschule ist. Diese hochschulinterne Stellung möchte man natürlich behalten und versucht, auf der Suche nach zeitgemäßen Studiengängen, immer wieder neue Wege zu gehen. n
https://www.me.hs-mittweida.de
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Mit medienpädagogischem Ansatz bringt die Chemnitzer Filmwerkstatt Profis auf den Weg.
Solidarisches Miteinander mit cineastischer Begeisterung Text: Gisela Wehrl, Foto: Chemnitzer Filmwerkstatt
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ahlreiche sächsische Filmschaffende machten ihre ersten cineastischen Versuche in der Chemnitzer Filmwerkstatt. Gründungsmitglied Ralf Glaser gibt „Hilfe zur Selbsthilfe“ und den Teilnehmern die Chance, sich selbst auszuprobieren. „Wenn irgendetwas nicht da ist, muss man sich zu helfen wissen“, erklärt Glaser den Ansatz der Filmwerkstatt und weist darauf hin, dass man beim Film immer zu wenig Geld hat – egal wie viel Geld bei einer Produktion vorhanden ist. Glaser betont zwar, dass die Chemnitzer Filmwerkstatt keine Filmausbildung darstellt. Dennoch arbeiten nach 23 Jahren gut 20 Teilnehmer der Filmwerkstatt als professionelle Filmschaffende. „Beim Film ist jeder aufeinander angewiesen“, darum eigne sich das Medium besonders für die pädagogische Arbeit, findet Glaser. Seine Kollegen Ines Wolter, Diana Jäger und Torsten
Neundorf betreuen insbesondere außerschulische Projekte, z.B. Ferienworkshops, in Kooperation mit örtlichen Jugendclubs oder im Oktober beim Schlingel-Festival. „Kürzlich kam wieder ein 15-Jähriger einfach so mit einem selbstgeschriebenen Drehbuch vorbei“, erzählt Jäger: „Solange das Interesse in die filmische Richtung geht, setzen wir die Projekte gerne um.“ Das medienpädagogische Team betreut unter anderem auch die „Young Guns“ zwischen 15 bis 18 Jahren, die sich einmal in der Woche treffen. Ralf Glaser kümmert sich um die größeren Projekte. Erst wenn der Regisseur mindestens zwei Filme gemacht hat, stellt Glaser bei der Stadt, Kulturstiftung oder BKM Anträge für die Filme. Normalerweise entstehen so circa drei Produktionen im Jahr. 2014 werden es sechs sein. Dass mit „Short Film“ von Olaf Held im letzten Jahr erstmals eine Produktion der Filmwerkstatt den
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Deutschen Kurzfilmpreis in Gold gewonnen hat, hat sicherlich die Aufmerksamkeit auf den umtriebigen Verein gelenkt, der von der Stadt Chemnitz und dem Land Sachsen gefördert wird. Regisseur und Autor Olaf Held machte seine ersten Filme mit der Filmwerkstatt und arbeitete dort viele Jahre, bevor er dann mit 35 sein Dramaturgiestudium in Potsdam aufgenommen und 2011 abgeschlossen hat. Viele seiner Kurzspielfilme realisiert er aber weiterhin
mit der Filmwerkstatt, so auch „Jugendklub“, der im November in und um Chemnitz gedreht worden ist. Jugendliche der „Young Guns“ arbeiteten dabei als Kamera- und Tonassistenten. Kameraprofessor Peter Badel von der Filmuniversität Babelsberg betont: „Die Leute von der Filmwerkstatt sind gar nicht geschockt, wenn es ans Drehen geht. Dort führt ein solidarisches Miteinander mit cineastischer Begeisterung zur Höchstleistung.” n
„Durch den Medienpädagogischen Ansatz ist es bei der Filmwerkstatt offener als an der Filmhochschule und man muss sich nicht rechtfertigen. Zu einem meiner Drehbücher sagte Ralf: ‚Ich verstehe das Konzept nicht, aber ich glaube, dass der Film wichtig für Dich ist!‘ In der Filmwerkstatt war immer klar, dass man sich ausprobiert. Und darauf baut letztlich auf, wie ich Filme mache.“ Jan Soldat, Regisseur und Drehbuchautor In eineinhalb Jahren bei der Chemnitzer Filmwerkstatt realisierte Soldat mehr als 15 eigene Filme. Danach studierte er von 2008 bis 2014 an der Filmuniversität Babelsberg. Aufsehen im Berlinale-Kurzfilmwettbewerb erregte 2010 sein Dokumentarfilm „Geliebt“ zum Thema Zoophilie. 2012 wurde sein Spielfilm „Crazy Dennis Tiger“ für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Aktuell macht er Dokumentarfilme.
organisiert. Ich habe geantwortet: ‚Klar, habe ich noch nie gemacht, aber kann es versuchen.’ Danach wollte ich nichts anderes mehr machen.“ Thomas Král, Produzent Als einer der wenigen, der sich bei der Filmwerkstatt für Produktion interessiert hat, so Ralf Glaser, blieb Král auch nach dem Medientechnik-Studium dabei: Zunächst als Aufnahmeleiter, später als Produktions- und Herstellungsleiter, war er für mehr als 40, meist internationale Spielfilmproduktionen tätig. 2010 begründete er Departures Film in Leipzig mit, die aktuell Thomas Stubers Langfilmdebüt „Herbert“ fertig stellt.
„In der Chemnitzer Filmwerkstatt habe ich meine ersten Schritte in Richtung Film gemacht, und vor allem habe ich dort Freunde fürs Leben gefunden. Ich habe dort weniger das Film-Handwerk, eher den ideellen Aspekt des Filmemachens gelernt. Dass eigentlich alles geht, wenn man nur will.“ Jana Teuchert, Schnittmeisterin Nach Teilnahme am ersten Filmworkshop für arbeitslose Jugendliche 1992 arbeitete sie ein Jahr lang als Projekt-Koordinatorin in der Chemnitzer Filmwerkstatt, anschließend u.a. als Cutterin für verschiedene Fernsehsender. 2005 schloss sie ihr Studium an der Filmuniversität Babelsberg ab und ist seither freiberuflich, hauptsächlich im Bereich Dokumentarfilmmontage, tätig. „Ich erinnere mich noch genau als Ralf Glaser fragte, ob ich Lust und Zeit für einen größeren Film hätte. Allerdings gäbe es schon Regie und Kamera, aber es wird noch jemand gesucht, der so bisschen mit
„Dadurch dass man sich immer wieder zusammenfindet, gemeinsam Filme dreht und dabei vom anderen lernt, und dass nach 20 Jahren noch immer weitere Filmwerkstättler nachwachsen, ist die Chemnitzer Filmwerkstatt für mich persönlich die wichtigste sächsische Institution. Durch Learning by Doing habe ich dort das Filmemachen gelernt, andere sehen es als Sprungbrett zu einer Filmhochschule.“ Beate Kunath, Filmemacherin Beate Kunath arbeitete ab 1993 in der Chemnitzer Filmwerkstatt mit, wo dann auch erste eigene Filme entstanden. Der Kurzfilm „forbidden fruit“ erhält 2001 u.a. den Teddy-Jury-Preis bei der Berlinale. Ihr erstes Langfilmprojekt „Dieser eine gemeinsame Tag“ stellt sie nach fünfjähriger Arbeit 2013 fertig. Den Schnitt übernahm Jana Teuchert.
Gisela Wehrl Lebt in Leipzig und arbeitet als Filmjournalistin, Autorin und Dramaturgin.
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Professional Media Master Class fördert bei Dokfilm-Weiterbildung Zusammenarbeit.
„Ein halbes Jahr ist zu wenig“
STILL LIFE, Florian Fischer & Johannes Krell /PMMC
rotation, Ginan Seidl & Clara Wieck / PMMC
Text: Gisela Wehrl Fotos: PMMC
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erade endete die vierte Ausgabe der „Professional Media Master Claas“ (PMMC). Für 2015/2016 ist als Neuerung eine 14-monatige Aufbaustufe, das PMMC Lab für Fortgeschrittene und Alumni geplant. „Alle hatten das Vertrauen: Ihr macht das schon!“, erzählt Stefanie Schroeder vom Team der PMMC und deren renommierten Dozenten wie Hans Beller oder Andres Veiel. Die Absolventin der Leipziger HGB hat gerade die PMMC abgeschlossen und dort mit Juliane Jaschnow den Experimentalfilm „[ˈdʊŋkl̩ ˌdɔɪ̯ ʧlant]“ (Dunkeldeutschland) realisiert. Die praktische Arbeit an konkreten Projekten stellt das Herzstück der PMMC dar, die Teilnehmer müssen sich in Gruppen zusammenfinden und in der Umgebung von Halle einen Film drehen. PMMC-Leiter Peter Zorn hat das Programm als Brücke zwischen Hochschulen und professionellem Filmemachen konzipiert. Erste Ideen dafür hatte er bereits in den 1990ern, kurz nach Gründung von Werkleitz. Während der Nachwuchsinitiative um 2004 wurde für Zorn deutlich, dass solche Probleme nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern in ganz Mitteldeutschland bestehen. Mit Hilfe der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt konnte
er dann 2011 für die PMMC Förderung von der MDM und aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) erhalten, letztere unterstützen Professionalisierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt. Von den zehn Teilnehmern müssen fünf aus Sachsen-Anhalt kommen, der Rest aus Mitteldeutschland, und sie zahlen 750 Euro für Workshops, Filmproduktion und Exkursionen. „Die Filme der PMMC hatten bislang 43 Festivalteilnahmen, 5 Auszeichnungen und mehrere Fernsehlizenzierungen“, berichtet Zorn stolz. Doch Zorn und seine Kollegen mussten feststellen, dass Teilnehmer und Projekte intensive Nachbetreuung brauchen, um das Erlernte wirklich zu verinnerlichen: „Ich habe das Gefühl, dass ein halbes Jahr zu wenig ist!“. Das geplante Aufbauprojekt richtet sich an Alumni und Fortgeschrittene: „In einer Art Versuchslabor wollen wir dort besonders neue Formate entwickeln, da sich die Film- und Fernsehwelt gerade im vermutlich größten Umbruch ihrer Geschichte befindet. Deswegen beschäftigen wir uns mit Formaten, die Kino, Ausstellung und Internet miteinbeziehen.“ Die Aufbaustufe soll ab Ende August 2015 beginnen. Die Ausschreibung erfolgt unter dem Vorbehalt der Förderung im Frühjahr 2015. n pmmc.werkleitz.de
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Interview mit dem Leipziger Kameramann Conrad Lobst
Von einem, der auszog zu lernen Conrad Lobst, gebürtiger Leipziger studiert derzeit Kamera in Ludwigsburg. Wir erreichten ihn zwischen Dreharbeiten in Polen. 1. Du studierst in Ludwigsburg und wie man hört, möchtest du jetzt wieder zurück nach Leipzig. Warum dieser Schritt? In allererster Linie bin ich stolzer Leipziger, habe hier meine Familie und viele gute Freunde. Zudem habe ich hier meine Karriere begonnen und bereits vor meinem Studium ein großes Netzwerk von wunderbaren und professionellen Kollegen sowie Produktionsfirmen und Technikverleihern aufgebaut. Diese haben sich genauso wie ich weiterentwickelt und mich zudem in all meinen Schritten begleitet und unterstützt. Das schweißt zusammen und macht süchtig nacheinander. 2. Wichtiger Teil des Studiums ist das Bilden von Netzwerken, verlässt du diese jetzt oder spielt die Entfernung dann doch nicht so eine Rolle? Neben den Möglichkeiten sich noch einmal völlig neu zu erfinden und ganz unkonventionelle Dinge, frei jeglicher Normen durch Auftraggeber und Redaktionen, auszuprobieren und dabei vor allem auch die Chance und den Mut zu haben, Fehler zu machen oder gar zu scheitern, ist das Netzwerk beim Studium enorm relevant. Ich war in den bisherigen drei Jahren an der Filmakademie ausgesprochen aktiv und habe sehr viele eigene Projekte umgesetzt, als auch an anderen Sets geholfen und dabei eine Menge interessanter Kollegen getroffen. Um ehrlich zu sein, werden sich viele Wege nach dem Abschluß nicht oder erst spät kreuzen. Doch einige, sehr intensive Partnerschaften werde ich auch über die Distanz pflegen und erhoffe mir dadurch eine fortlaufende Zusammenarbeit. 3. Welchen Eindruck macht Sachsen aus der Entfernung betrachtet? Ich glaube Sachsen und seine Bürger waren naturgemäß eher genügsam und zurückhaltend und man hat sich dadurch viel zu lange versteckt. Doch wenn man in den Kern schaut, gibt es hier unfassbar viel kreatives Potential von Menschen, die ihr Herz noch am rechten Fleck haben. Sicher
wird Sachsen oder speziell Leipzig in nächster Zeit kein riesiger Filmstandort werden, solange es an den etablierten Produktionsorten noch rund läuft. Aber ich glaube, wir werden uns in der nächsten Zeit über wenige, dafür ausgesprochen innovative und erfolgreiche Produktionen von hier freuen dürfen. Dafür ist es allerdings nötig, die Lücke der fehlenden Studienmöglichkeiten im Bereich Film durch eine intensive Nachwuchsförderung zu schließen. Ganz oben steht hier eine interaktive Möglichkeit sich zu vernetzen und einander vorzustellen, zudem würden innovative Workshops unter der Federführung von internationalen, erfahrenen Dozenten einen Blick über die Grenzen hinaus und eine Menge Praxis als auch kreativen Austausch ermöglichen. 4. Was für Projekte hast du in der Planung? Ich werde sicher noch die nächste Zeit in Ludwigsburg Projekte und schließlich meinen Diplomfilm umsetzen. Doch mein Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der hiesigen Filmlandschaft. Mein Herzensprojekt ist zudem seit Jahren die Förderung eines Netzwerks von Filmschaffenden in Mitteldeutschland. Begonnen habe ich damit vor fünf Jahren durch die regelmäßige Ausrichtung des Film-Stammtisches „dreh-frei-bier“ [AT], der wahlweise eigenständig in verschiedenen Leipziger Lokalitäten oder im Rahmen einer Branchenveranstaltung, z.B. zum Filmsommer Sachsen, einen kleinen Teil für den gemeinsamen Austausch und die Entwicklung von Arbeitspartnerschaften geleistet hat. Gemeinsam mit meinen Mitstreitern wollen wir das Ganze im kommenden Jahr weiter ausbauen und von unserer Seite für das enge Miteinander in unserer kleinen Filmwelt einstehen. n
Das Interview führte: Christian Zimmermann
Nächstes „dreh-frei-bier“-Treffen: Am 29.12_20.00 im „Noch besser Leben“, Merseburger Str. 25, Ecke Karl-Heine-Str., 04229 Leipzig
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POLITIK 13
Die ambitionierten Vorhaben der CDU-SPD-Regierungskoalition
Sachsens neue Medien-Visionen Text: Joachim Günther, Christian Zimmermann Fotos: Kolossos, Lars Neumann
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er Koalitionsvertrag für die kommende Legislatur- und Regierungsperiode im Freistaat Sachsen steckt voller ambitionierter Ziele und zeugt von entfachtem Gestaltungswillen des neuen schwarz-roten Regierungsbündnisses. Die Resonanz aus der Medienszene, vor allem in Sachsen aber auch bundesweit, zeigt, dass den Koalitionären eine wirkliche Überraschung gelungen ist.
Die Vorhaben im Einzelnen: Die Koalitionäre sehen Sachsen als ein bundesweites Zentrum des Kurzfilms an. Auch seine Festivallandschaft, zu der neben der DOK Leipzig z.B. auch das renommierte Filmfest Dresden Filmfest Dresden, das „Neisse-Filmfestival“ und Deutschlands wichtigstes Kinder-Spielfilm-Festival, das „Schlingel“ in Chemnitz gehören, wird ausdrücklich als Teil einer entwicklungsfähigen sächsischen Filmtradition benannt. Darin böten sich „Chancen für einen filmwirtschaftlichen Schwerpunkt“, mit dem sich auch die Kultur- und Kreativwirtschaft im Ganzen entwickeln ließe. Dafür will die neue Koalition auch die Förderung erhöhen. Da diese sächsische Produzentenlandschaft auch stark im Bereich Kinder- und Animationsfilm verortet wird, sehen die Koalitionäre hier besonderen Profilierungsbedarf und wollen sich für eine Erhöhung einschlägiger MDM-Mittel einsetzen. Auch für internationale Produktionen soll Sachsen „noch attraktiver“ gemacht werden. Um Arbeits- und Entwicklungsbedingungen der einheimischen Produzenten zu verbessern, wollen die Koalitionspartner auch den pragmatischen Kurs weiterverfolgen, den die Vorgängerregierung, insbesondere in Zusammenarbeit zwischen der Staatskanzlei und dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst schon aufgenommen hatte. So will man weiterhin „prüfen, inwieweit ... “ Produzenten z.B. durch erleichterten Zugang zu Bürgschaften und Darlehen unter-
stützt werden können. Erstmals aber wird auch klargestellt, dass „die Gründung und das Wachstum sächsischer Produzenten besonderer Unterstützung bedürfen.“ In diesem Zusammenhang ist für die sächsische Produzentenlandschaft, die überproportional auf den TV-Bereich ausgerichtet ist, der Verweis interessant, dass der neuen Regierungskoalition auch „eine faire Aufteilung der Rechte zwischen Sendern und Produzenten ein Anliegen“ ist. Insgesamt befasst sich der Vertrag erstmals in einem Umfang mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der deutlich über das Mantra von der „Beitragsstabilität“ hinausgeht. Natürlich sollen „Mehrbelastungen der Bürger in künftigen Beitragsperioden“ immer noch ausgeschlossen werden. Aber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk soll nach dem Willen der Koalitionäre auch eine Entwicklung offen stehen, die ihn nicht auf „old fashioned TV“ und Spartenprogramme einschränkt. Im Gegenteil, er soll weiter einen „unverzichtbaren Beitrag zum publizistischen Wettbewerb und zu einer inhaltlichen Vielfalt“ leisten und sich ausdrücklich in das neue, mehrmediale Zeitalter entwickeln und dabei ein jüngeres Publikum suchen dürfen. Parallel dazu setzt der Koalitionsvertrag eine „mögliche Anpassung der Zusammensetzung der MDR-Gremien gemeinsam mit den Partnerländern“ auf die Tagesordnung. Hinzu kommt die für viele Beobachter überraschende Idee zu „prüfen, inwieweit ein multinationaler Fernsehsender ... gemeinsam mit unseren osteuropäischen Nachbarn unterstützt werden kann“, so etwas wie ein „ARTE-Ost“ also. Ausdrücklich anerkannt wird andererseits die Bedeutung der vielfältigen und z.T. kleinteiligen privaten Fernseh- und Radiolandschaft und der nichtkommerziellen Bürgermedien in Sachsen. Da es beiden Bereichen anerkanntermaßen bislang nicht gut geht, sollen für sie jeweils spezielle
14 THEMA POLITIK
Das neue Kabinett von Sachsen (von links nach rechts): Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU), Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU), Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange (SPD), die Ministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping (SPD), Innenminister Markus Ulbig (CDU, obere Reihe), Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU), Justizminister Sebastian Gemkow (CDU), Finanzminister Georg Unland (CDU) und Staatskanzleichef Fritz Jaeckel (CDU)
direkte, auch finanzielle Fördermöglichkeiten geschaffen werden. Allerdings wird das auch mit der Forderung nach „journalistischen Mindeststandards in der Berichterstattung“ verbunden.
auch die Projektförderung finanziell besser ausgestattet werden. Als besonderer Punkt kann die Erwähnung der mehrjährigen Konzeptförderung gelten.
Nach Jahren des Missachtens und andererseits wachsender Sorge um das Audiovisuelle Erbe Sachsens haben die Koalitionäre die Sicherung desselben nun als Ziel formuliert und ausdrücklich Finanzmittel dafür in Aussicht gestellt.
Das Kulturraumgesetz, eines der wichtigsten Instrumente sächsischer Kulturpolitik auch und gerade für den ländlichen Bereich, soll mit signifikanten Mittelerhöhungen gestärkt werden. Die Rede ist von zusätzlichen 5 Millionen Euro pro Jahr. So dieses Vorhaben den nächsten Doppelhaushalt passiert, erwarten die Kulturräume erhöhte Zuwendungen in Höhe von 25 Millionen Euro bis 2019. Mittel, die gerade in der freien Szene dringend gebraucht werden.
Der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sollen ebenfalls mehr Mittel zukommen. Dabei wird einerseits eine Erhöhung des Stiftungskapitals in Erwägung gezogen, auf der anderen Seite soll
POLITIK 15
Die Fachminister der Bereiche Kunst, Medien und Kultur- und Kreativwirtschaft im Kabinett
Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange (SPD) Eva-Maria Stange wurde am 15. März 1957 in Mainz geboren. Die Lehrerin für Mathematik und Physik arbeitete drei Jahre lang im Schuldienst, bevor sie 1982 an die Hochschule zurückkehrte, um zu promovieren. Von 1985 bis 1989 war Stange in der Lehrerbildung tätig. Nach vier Jahren im Klassenzimmer wurde sie 1994 zur Landesvorsitzenden der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) gewählt, 1997 bis 2005 übte sie das Amt als Bundesvorsitzende aus.
Staatskanzleichef Fritz Jaeckel (CDU) Fritz Jaeckel wurde am 12. Juli 1963 in Flensburg geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion war Jaeckel im Regierungspräsidium Leipzig tätig. Danach übernahm er verschiedene Aufgaben im Innenministerium, dem Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft und in der Staatskanzlei. Von 2008 bis 2010 war Jaeckel Büroleiter von Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Danach leitete er in der Staatskanzlei die Abteilung für Ressortkoordinierung. 2012 ging der 51-Jährige als Staatssekretär ins Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Nach dem Hochwasser im Juni 2013 leitete er in der Staatskanzlei den Wiederaufbaustab.
Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Martin Dulig wurde am 26. Februar 1974 im vogtländischen Plauen geboren. Er ist verheiratet und hat sechs Kinder. Nach seiner Baufacharbeiterausbildung mit Abitur wurde Dulig 1992 Jugendbildungsreferent der SPD in Sachsen. 1998 begann er ein Studium der Erziehungswissenschaften an der TU Dresden. Danach war er erneut Jugendbildungsreferent. Seit 1992 ist Dulig Mitglied der SPD, seit 1999 im Landesvorstand. Seit 2004 ist er Mitglied des Sächsischen Landtags – zunächst als Parlamentarischer Geschäftsführer, später als Vorsitzender der SPD-Fraktion.
16 AUFRUF
Bild: gravitat-OFF, flickr.com
Netzwerk Kultur Dresden gegründet
„KULTUR FAIR FÖRDERN IN DRESDEN!”
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ie kulturelle Vielfalt Dresdens gehört zum alltäglich gelebten Selbstverständnis und ist Wirtschaftsfaktor der Stadt. Dresden hat diese Vielfalt verdient. Was ist jedoch mit jenen, die seit Jahren diese Vielfalt hervorbringen und mitgestalten? Wir, die Vertreter der freien Kulturszene, arbeiten mit Herzblut für die geistige Auseinandersetzung, künstlerische Aneignung und kulturelle Bildung in der Stadtgesellschaft aus unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen. Wir flankieren und ergänzen in erheblichem Maße die Kulturarbeit der städtischen Einrichtungen und fügen ihr vor allem Facetten hinzu, die für das Kulturleben einer Stadt wie Dresden unverzichtbar und zum internationalen Aushängeschild geworden sind. Wir erzielen einen hohen Regionaleffekt bei der Realisierung von Projekten, indem wir maßgeblich Aufträge an Dresdner Wirtschaftsunternehmen vergeben und mit internationalen und überregionalen Be-
suchern den Tourismusstandort Dresden stärken. Seit vielen Jahren wird in Politik und kulturpolitischem Diskurs in Dresden, neben der Notwendigkeit der Kultur an sich, auch die Bedeutung von Kulturaktivitäten betont, die insbesondere auf ehrenamtlichem Engagement sowie auf der Arbeit von Freiwilligen, Freiberuflern, Praktikanten und Angestellten in freien Kulturträgern beruht. Der Kulturentwicklungsplan zeigt diesen hohen Stellenwert von frei getragener Kunst und Kultur in unserer Stadt auf. Dieser gesellschaftlichen Wertschätzung und der politischen Beteuerung, wie bedeutend die Schaffung kulturellen Mehrwertes für die Stadt Dresden sei, widersprechen die in der freien Kultur gezahlten Arbeitsentgelte. Freiberufler – z.B. Künstler, Kursleiter, Techniker – sind in der Regel deutlich unterbezahlt. Die angestellten Mitarbeiter erhalten im Durchschnitt nur zwei Drittel des Gehalts, das ihnen
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nach Qualifikation und Arbeitsleistung, gemessen an einer Entlohnung im öffentlichen Dienst, zustehen würde. Gerade Teilzeitangestellte verdienen, rechnet man die Überstunden hinzu, für ihre Arbeitsstunden mitunter weniger als den Mindestlohn. Die außerordentlich hohe Zahl von unbezahlten Überstunden in den Einrichtungen macht die, die Arbeits- und Lohnsituation massiv verschärfende, Stellenproblematik deutlich. Die Arbeit von Praktikanten kann oft nicht vergütet werden.
Dem sei hinzugefügt: Wer als Freiberufler, trotz Qualifikation und Fähigkeiten, Honorare unter dem wirtschaftlichen Minimum hinnehmen muss, riskiert die Absicherung über die Künstlersozialkasse, ist oft auf ergänzende Hilfen aus dem Sozialsystem angewiesen und perspektivisch von Altersarmut bedroht. Auch Angestellte in der freien Kultur sind auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen. n
Wir fordern: g Aufstockung der Fördermittel für eine adäquate Honorierung für Freiberufler bei geförderten Projekten g Aufstockung der Fördermittel, damit freie Kulturträger Freiberufler adäquat honorieren können g Aufstockung der Fördermittel, damit freie Kulturträger angestellte Mitarbeiter tarifgerecht entlohnen können (wie im Jugend- und Sozialbereich bereits realisiert) g Aufstockung der Fördermittel, damit freie Kulturträger Praktikanten gesetzeskonform vergüten können g Aufstockung der Fördermittel, damit freie Kulturträger realistische Arbeits- und Stellenpläne umsetzen können Damit sich Dresden als würdige Kulturhauptstadt in Europa zeigen kann, muss sie die Lage ihrer freien Kulturschaffenden deutlich aufwerten und die Voraussetzung für faire Arbeits- und Produktionsbedingungen schaffen. Nicht mit Worten, sondern mit umgesetzten, demokratischen Beschlüssen! Statt eines Ausblicks: Die Landeshauptstadt deklariert das Jahr 2015 zum Themenjahr „Dresden – weltoffene Stadt der Kreativen“ und plant im Kulturhaushalt eine Kürzung um mehr als eine halbe Million Euro. Wir rufen die kulturpolitischen Entscheidungsträger in unserer Stadt auf, eine Reduzierung des Kulturetats nicht zuzulassen und ihre Verantwortung für die Daseinsvorsorge der Kreativen wahrzunehmen!
Bis zum Redaktionsschluss unterzeichneten über 660 Kultur- und Kreativschaffende und Institutionen den Aufruf
18 FESTIVALS
DOK LEIPZIG Eröffnung
Deutschlandpremiere von „Citizenfour“ gerät zur politischen Botschaft Zur Eröffnungsveranstaltung der 57. DOK Leipzig zeigte das Team um Claas Danielsen einmal mehr Mut und Courage und machte mit „Citizenfour“ von Laura Poitras das Portrait des Whisterblowers Edward Snowden zum Eröffnungsfilm. Der inzwischen wohl weltweit bekannteste Ex-Geheimdienstler ließ es sich aus seinem erzwungenen Exil nicht nehmen, ein Grußwort an die Gäste zu richten.
„Ich habe nie eine Einführung in den Film gegeben. Nicht in Großbritannien, nicht in New York oder San Francisco oder einer anderen Stadt. Aber als ich gefragt wurde, ob ich eine Videobotschaft für die Eröffnung in Leipzig produzieren würde, habe ich ja gesagt. Und zwar deshalb, weil die Geschichte der Stadt eine Inspiration für mich ist. Es ist ganz wichtig, dass wir Lehren aus der Geschichte ziehen. Und die Ereignisse in Leipzig erinnern uns daran, dass die Mauer und die DDR nicht durch Bomben, Waffen oder gewalttätigen Widerstand zu Fall gebracht wurden, sondern immer montags durch gewöhnliche Menschen auf den Straßen und Plätzen. Gewöhnliche Menschen, die sich gegen außergewöhnliche Kräfte gestemmt haben, erinnern uns daran, dass die Legitimität von Regierungen von der Zustimmung der Menschen abgeleitet wird, die sie gewählt haben. Und heute, da dieses Prinzip so oft vergessen wird – es gibt so viele Regierungen, auch in liberalen Demokratien, westlichen Demokratien, nicht nur in autoritären Regimen – die so häufig Taktiken der Täuschung und Geheimhaltung anwenden, dass wir uns vergegenwärtigen müssen, dass eine Zustimmung zu einer Regierung nur Bedeutung hat, wenn sie auf Information beruht. Vielen Dank, genießen Sie den Film.“
Link zur Grußbotschaft: http://bit.ly/1zTTkqN
WORKSHOP 19
Internationaler Animationsfilmworkshop in Lanckorona bei Krakau
Mann mit Auto, ein Feuermonster und fünf Piraten Text und Foto: Alina Cyranek
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as haben ein Mann mit Hut, ein kleines altes Auto, ein Feuermonster und fünf Piraten gemeinsam? Sie alle sind Protagonisten in Animationsfilmen der vier Teilnehmer aus Mitteldeutschland beim 21. Workshop für junge internationale Animationsfilmemacher. Dieser fand im September 2014 im Künstlerdorf Lanckorona bei Krakau statt. Es ist wichtig zu sagen, dass es bei Krakau stattfand, denn der erste Gedanke beim Anblick von Lanckorona war irgendwie... irritierend. Zwei Restaurants (Pizza und polnische Pierogi), ein leerer Marktplatz, eine Burgruine (immerhin UNESCO-Weltkulturerbe) und ein großer Friedhof. Ein Ort jenseits aller Vorzüge Krakaus. Die Abgeschiedenheit versprach somit beste Arbeitsatmosphäre. In den zehn Tagen sollten die beiden Restaurants stark frequentiert werden und die Lust auf Pizza und Teigwaren für die daran anschließenden Wochen maßgeblich schmälern. Das DIAF ermöglichte uns vier Filmemachern die Teilnahme, in diesem Jahr waren es Katharina Hullmann (Halle), Maxim Lichtenwald (Weimar), ich und meine Teamkollegin, Alice von Gwinner (beide Leipzig). Die Leitung lag wie jedes Jahr in den Händen des polnischen Künstlers und Regisseurs Jerzy Kucia, unterstützt wurde er vom renommierten Animationsfilmer Gil Alkabetz, Professor an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Unser Projekt „I ♥ my carL“ – ein Zeichentrickfilm über die außergewöhnlich innige Freundschaft zwischen Mann und Auto – sollte in den Workshoptagen weiterentwickelt und die Gestaltung konkretisiert werden. Die Arbeitszeiten waren lang, und das war gut so. Nach vielen Gesprächen mit den anderen Teilnehmern aus Polen, Deutschland und Kolumbien, Brainstormings mit Jerzy und Gil und einer Menge polnischer Pierogi und Pizza konnten Alice und ich ein vollständiges und präzises Storyboard für „I ♥ my carL“ vorlegen. Darüber hinaus resultierten neue, ich würde sogar sagen bahnbrechende Umsetzungsideen
für unseren Kurzfilm aus theoretischen, aber sehr gezielten Fragen von Jerzy Kucia. Wenn wir nicht beim Pizzaessen waren, schauten wir uns gegenseitig über die Schulter oder zeigten uns unsere vorhergehenden Arbeiten in gemeinsamen Screenings. Dabei wurde die volle Breite an Animationsmöglichkeiten und Stilen sichtbar: 3D, analoger und digitaler Legetrick, klassischer Zeichentrick und Rotoskopie. Die Abgeschiedenheit von Lanckorona führte zu zehn ungewöhnlich intensiven und arbeitsreichen Workshoptagen. Alle Teilnehmer konnten in ihren Projekten einen großen Schritt nach vorne machen und reisten mit einem Koffer voller neuer Ideen wieder ab. Im September 2015 wird wieder ein Animationsfilmworkshop stattfinden. Hiermit sei er allen interessierten Künstlern wärmstens empfohlen. Veranstaltet wird der Workshop vom Verein der Animations- und Experimentalfilmschaffenden Krakau, dem Deutschen Institut für Animationsfilm (DIAF) und der Akademie für Bildende Künste Krakau. n http://ilovemycarl.com/ http://www.diaf.de/ Alina Cyranek wuchs mit den sowjetischen Zeichentrickfilmen „Nu, pogodi!“ auf. Sie arbeitet als freie Autorin und Regisseurin in Leipzig.
20 PRODUKTIONSBERICHT
Falk Schuster setzt sein Familien-Roadmovie als Animadok um.
Erinnerungen an den Ostsee-Urlaub 1987 Text: Gisela Wehrl Fotos: Falk Schuster
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alk Schusters Erinnerungen an die Familienurlaube schildern ein persönliches Kapitel der DDR-Geschichte. In seinem Animationsfilm „Klütz ’87“ nutzt Schuster die Technik der Rotoskopie, um seinen Anspruch an Authentizität umzusetzen. Familie Schuster bekommt keinen Urlaubsplatz, eine Zeitungsannonce ist politisch nicht erwünscht. Dennoch haben sie Glück und brechen mit ihrem Anhänger voll Autoersatzteilen auf, die den Klütz-Aufenthalt finanzieren sollen. Der Anhänger macht die Volkspolizei misstrauisch, und der Urlaubsnachbar muss weit fahren, bis er mit seinem Surfbrett ins Meer darf. So kommt nebenbei die Beschreibung des real existierenden Sozialismus mit ins Spiel. „Mir ist wichtig, dass
es nicht von Anfang an um die Grenze geht. Das wird erst am Strand richtig deutlich“, erzählt Regisseur Falk Schuster. Denn seine Schwester und er durften deshalb keine Luftmatratzen mit ins Meer nehmen. Und auch die Grenzsoldaten gingen Patrouille. Schuster hat für das Projekt ein Stipendium von der Kulturstiftung Sachsen erhalten; danach stellte er es als circa 15-minütigen Kurzfilm beim MDM-Nachwuchstag 2013 vor. „Falk ist sehr vorsichtig rangegangen“, erzählt Ralf Kukula, der mit Balance Film Koproduzent ist. Kukula sah bei Schusters Stoff Fernsehpotential: „Und beim MDR hat es auch gezündet!“. Allerdings braucht der Sender für die Programmierung einen 29-minütigen Film – doppelt so viel, wie Schuster ge-
PRODUKTIONSBERICHT 21
Dreharbeiten zu „Klütz `87“ Foto: Falk Schuster
plant hat. „Das war erstmal ein Schock für mich“, gesteht der Regisseur, der den Film ursprünglich mehr an die Umsetzung seiner eigenen Erinnerungsfetzen und die seiner Eltern angelegt hatte. Für das mittellange Format suchte er dann weitere Interviewpartner, u.a. die früheren Vermieter, Urlaubsbekanntschaften und NVA-Soldaten, die Ende der 1980er in Klütz am Strand patrouilliert haben. Danach gab Kukula Schuster einen entscheidenden Rat, um ihm die Angst vor der längeren Form zu nehmen: Der Regisseur schnitt die wichtigsten Stationen der Interviews und kam auf eine stattliche Länge von 60 Minuten. Wie viel Real- und Archivbilder im Film landen werden, weiß Schuster noch nicht. Gerade das Archivmaterial will er schon allein aus Lizenzkostengründen stark reduzieren. Im Zentrum des Films stehen jedenfalls skizzenhafte, persönliche Erinnerungen, die mit Animationen zum Leben erweckt werden. Falk Schuster wird dabei Rotoskopie nutzen; dabei
wird auf der Grundlage von Realfilmen die Animation erstellt. Zwar erleichtert das Verfahren die Animation von Bewegungen, weil aber Dreharbeiten mit echten Darstellern stattfinden, gilt es dennoch als aufwendig. „Doppelt gemoppelt“ nennt das der Regisseur. Er will mit der Technik die Vergangenheit so authentisch wie möglich zeigen: „Wenn ich die Aufgabe bekäme einen Wartburg zu zeichnen, scheitere ich daran, weil mir wichtig ist, dass ihn die Bürger im Detail wiedererkennen.“ Zudem hat der Regisseur bereits Erfahrung mit der speziellen Rotoskopie-Technik. 2013 gewann er im Sonderwettbewerb Werbung im Rahmen des Stuttgarter Trickfilm-Festivals: Sein animierter Silberpfeil läuft nun in der Dauerausstellung im Mercedes Benz Museum. Für „Klütz ’87“ fand ein Teil des Realdrehs an der Ostsee statt. Ein Großteil wurde allerdings in Schusters Heimat Lampertswalde bei Oschatz gedreht, wo eine alte Kiesgrube die Ostsee darstellte. „Alles ist additiv!“, beschreibt es Kukula,
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der auch die Realkamera übernahm. Die einzelnen Momente, Landschaft, Personen entstanden beim Dreh in den unterschiedlichen Kontexten und werden im Compositing so zusammengefügt, dass nicht mehr zu erkennen sein wird, dass sie an unterschiedlichen Orten aufgenommen wurden. Obwohl die Rotoskopie auch für sehr detailreiche Bilder verwendet werden könnte, möchte Schuster die Animationen minimalistisch gestalten: „Meine Wunschvariante ist nicht die komplette Kontur zu nehmen“, beschreibt es Schuster. Die Konturen sollen dann in Filzstift-, Aquarelloder Bleistiftzeichenstruktur gestaltet werden. Zudem wählt er seit zwei Jahren das Animationsprogramm für DOK Leipzig mit aus und hat daher einen großen Einblick in unterschiedliche Umsetzungsformen. Bislang gibt es nur Testanimationen, Schuster arbeitet gerade zwei bis drei Mitanimatoren ein: „Wir müssen eine Handschrift finden, die uns allen gelegen kommt.“ Dem Regisseur gefällt die Form der Zusammenarbeit auch deshalb, weil er weiß, dass er alleine an solch einem aufwendigen Projekt drei Jahre sitzen würde. Schuster
ist ansonsten gewohnt, mit ganz kleinen Teams und Budgets zu arbeiten und greift dabei oft auf Freunde zurück. Durch die Koproduktion des MDR und die Förderungen von MDM (75.000 Euro), BKM (15.000 Euro), SLM (10.000 Euro), Kunststiftung Sachsen-Anhalt (5.000 Euro) und der Kulturstiftung Mecklenburg-Vorpommern (5.000 Euro) und hoher Eigenleistungen von Balance Film und Schuster läuft es bei diesem Projekt anders. Balance Film und Schuster wollen mit den Animationen des Films im Juni 2015 fertig sein. Balance Film übernimmt dann das Compositing sowie die übrige Bild- und Tonpostproduktion. Dafür bleiben vermutlich nur gut zwei Monate, denn der MDR plant die Ausstrahlung zum Tag der Deutschen Einheit 2015. Dann lässt der Regisseur die Zuschauer gemeinsam mit seiner Familie auf einen Silo klettern. Von dort haben sie immer in die Lübecker Bucht geguckt – in den Westen. n
www.falkschuster.com www.balancefilm.de
SPOTS 23
Der 21. Dezember ist bundesweiter KURZFILMTAG
Stuber und Meyer adaptierten Kurzgeschichte
Kurzfilme auf allen Kanälen
Erneute Nominierung Drehbuch-Lola
Am 21. Dezember 2014, dem kürzesten Tag des Jahres, feiert ein ganzes Land den kurzen Film. 24 Stunden lang erobern die kompakten Streifen Kinoleinwände und Fernsehprogramme, aber auch Clubs, Häuserfassaden und Wohnzimmer. Die AG Kurzfilm initiierte das Ereignis 2012 als bundesweites Projekt, um die Wahrnehmung des Kurzfilms auf allen Kanälen zu stärken. Jana Cernik, Geschäftsführerin der AG Kurzfilm: „Mit dem KURZFILMTAG haben wir die wunderbare Gelegenheit, diese eigenständige Kunstform einem breiten Publikum nahe zu bringen. Der Kurzfilm kann sich als das zeigen, was er ist: facettenreich, experimentierfreudig und unkonventionell.“ Mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, hat das Ereignis erstmalig eine Schirmherrin. „Das Engagement von Frau Grütters ist ein klares Statement für den Stellenwert, den der KURZFILMTAG nach nur zwei Jahren in der Politik einnimmt“, so Cernik. Im vergangenen Jahr gab es zwischen Kiel und Konstanz 208 Veranstaltungen in 94 Städten. 2014 sollen weitere hinzukommen. Auf www. kurzfilmtag.com kann sich jeder anmelden, der am 21. Dezember Veranstalter werden und Kurzfilme zeigen möchte. Die acht kreativsten Ideen werden mit einem Bonus von jeweils 100,00 Euro belohnt. Außerdem unterstützt die AG Kurzfilm engagierte Initiatoren fernab der Großstädte, vor allem Kinobetreiber. Wenn sich drei Veranstalter – darunter mindestens ein Kino – im ländlichen Raum bzw. in kleinen oder mittelgroßen Städten zusammenschließen, erhalten sie ein umfangreiches, individuell abgestimmtes Werbepaket. n
Die beiden Leipziger Thomas Stuber und Clemens Meyer sind nach der Nominierung für „Herbert“ in diesem Jahr mit „In den Gängen“ erneut für den Deutschen Drehbuchpreis nominiert. Regisseur Thomas Stuber schrieb 2010 das Drehbuch zu Meyers Kurzgeschichte „Von Hunden und Pferd“. Darüber lernte er Meyer kennen, der dann auch eine kleine Rolle in dem Kurzfilm übernahm. Stubers Film wurde 2012 mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Der Regisseur und Clemens Meyer setzten die Zusammenarbeit bei der Entwicklung vom Spielfilm „Herbert“ fort. Die Produktion von DEPARTURES Film wird derzeit fertig gestellt. Außerdem adaptierten Stuber und Meyer dessen Kurzgeschichte „In den Gängen“, dessen Drehbuch zur erneuten Nominierung führte. „Christian redet nicht viel, besonders nicht von früher, als er seinen neuen Job als Gabelstaplerfahrer im Großmarkt antritt. Er passt gut in diese Welt, in der nicht nur der knorrige Bruno (Getränke) und die spitzzüngige Marion (Süßwaren) so etwas wie seine Familie werden“, fasst die Jury für den Deutschen Drehbuchpeis den Plot zusammen und begründet ihre Entscheidung: „Mit großem Gespür für die Details und pointierten Dialogen führen uns die Autoren durch die Gänge einer Arbeitswelt, in der Zusammenhalt zählt und doch nicht jeder die Tragik der Einsamkeit überwinden kann.“ Am 6. Februar 2014 wird Kulturstaatsministerin Monika Grütters beim Empfang des Verbands Deutscher Drehbuchautoren anlässlich der Berlinale die Drehbuch-Lola verleihen, die mit 10.000 Euro prämiert ist. Bereits die Nominierung bringt den beiden Autoren 5.000 Euro ein. n
www.kurzfilmtag.com
www.departuresfilm.de www.meyer-clemens.de
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22.1.-24.1.2015, Motorenhalle Dresden
Penny Siopis zu Gast bei den 16. dresdner schmalfilmtagen
Die dresdner schmalfilmtage begeben sich 2015 auf die Suche nach dem Common Ground der zeitgenössischen Independentfilmproduktionen und den Momenten des Breaking Ground historischer Sekunden der Entwicklung und Erprobung neuer Produktions- und Kommunikationsmodelle. 50 Jahre Super8! Es wird gefeiert! Mit Themen wie Kolonialismus, Revolution, Apartheid, Globalisierung, werden ganz bewusst Kontrapunkte zum „kleinen Format“ des Festivals gesetzt. Mögen die Filmkader klein und winzig sein, die Schmalfilmgeschichte war es nie. Eine brillante (Super8-)Archäologin des 20. Jahrhunderts ist Penny Siopis. Sie lebt in Kapstadt, ist eine der avanciertesten Künstlerpersönlichkeiten Südafrikas und Ehrenprofessorin an der Universität Kapstadt. Die Art und Weise, wie und wo sich die nationale Geschichte und persönliche Erinnerungen in den von ihr gefundenen Bilderzählungen kreuzen und das soziale Klima Südafrikas beschreiben, beschäftigt Penny Siopis. In Obscure White Messenger skizziert sie den Mord am südafrikanischen Premier und „Architekten der Apartheid“ Hendrick Verwoerd 1966. Anstelle dramatischer Mordszenen zeigt sie verwirrend schöne Bilder, Szenen aus Schwimmmeisterschaften, Meerestiere und griechische Tempel. „Mich interessiert das Kombinieren von gefundenen 8mm-Filmsequenzen mit Ton und Text (die als Untertitel erscheinen), um so Geschichten über Menschen zu erzählen, die oft traumatisch von großen politischen und sozialen Umbrüchen geprägt sind. Die elementaren Qualitäten dieser Geschichten sprechen mich
an, weil sie Fragen aufwerfen weit über ihre spezifischen historischen Ursprünge hinaus.“ (Penny Siopis) Das Festival freut sich ganz besonders, dass, trotz transkontinentaler Anreise, Penny Siopis persönlich am Freitag, den 22.1., um 20:30 ihre Arbeiten in der Motorenhalle vorstellt und dabei ihre Arbeitsweise und Inhalte dem Dresdner Publikum näher erläutert. Zudem findet im Kunsthaus Dresden am Sonntag, den 25.1., um 20 Uhr ein Künstlergespräch mit ihr über „Künstliche Tatsachen / Artificial Facts“ statt. n
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dresdner schmalfilm tage und 16 mm film festival für 8 22.-24. januar 2015 schmalfilmtage.de
www.schmalfilmtage.de
Der Filmverband Sachsen e.V. dankt dem langjährigen Direktor Claas Danielsen der renommierten DOK Leipzig für 11 inspirierende Jahre!
Dr. Johannes Beermann, Chef der Sächsischen Staatskanzlei:
„Claas Danielsen ist ein Überzeugungstäter: Er brennt für das Medium Film und setzt sich mit aller Kraft für seine Förderung ein.“
Staatsministerin Sabine von Schorlemer:
„Die jährlich steigenden Zuschauerzahlen zeigen, dass Claas Danielsen mit seinem attraktiven und anspruchsvollen Programm die Herzen der Besucher erreicht.“
Ralf Schenk, Vorsitzender der DEFA-Stiftung :
„Claas Danielsen hat DOK Leipzig vom 20. ins 21. Jahrhundert gebracht.“
MDR-Intendantin Carola Wille:
„Ich habe Claas Danielsen als einen Menschen kennengelernt, der sich mit Leidenschaft für den Dokumentarfilm in all seinen Facetten eingesetzt hat. Unter seiner Leitung hat das Leipziger Festival deutlich an internationaler Reputation gewonnen.“
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Filmpreise der Mitglieder Der Filmverband Sachsen gratuliert seinen Mitgliedern zur Vielzahl von Filmpreisen, welche in diesem Jahr gewonnen werden konnten!
Robert Geisendörfer Preis & Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis für 14-Tagebücher des 1. Weltkrieges von Jan Peter
OSCAR 2015 Nominierung „Bester nicht-englischsprachiger Film“ für Fair Play von Andrea Sedláková Produktion: Departures Film GmbH
Produktion: LOOKS Film GmbH Kamera: Jürgen Rehberg Drehbuch: Yury Winterberg u.a.
Kurzfilmfestival look&roll Jurypreis für Mein Leben als Kosmonaut von Katre Haav Produktion: Balance Film GmbH
„intermedia-globe SILVER Award 2014“ für ZUKUNFT Produktion: AVANGA Filmproduktion Kamera: Jürgen Rehberg
FILMPREISE 27
Nominierung zum International Emmy Award für Wagnerwahn
ITVA Award SILBER für den Imagefilm HZDR - HelmhotzZentrum Dresden Rossendorf
Bayerischer Filmpreis/Bester Dokumentarfilm 2013 & Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm für Am Ende der Milchstraße von Leopold Grün & Dirk Uhlig Produktion: ROHFILM GmbH
Produktion: AVANGA Filmproduktion Kamera: Jürgen Rehberg
Cannes GOLD Dolphin 2014 für Erich Loest - Durch das Leben ein Riss von René Römer
ITVA-AWARD für DREWAG-Kinospot von Kathleen Biermann-Jung
Produktion: AVANGA Filmproduktion Kamera: Jürgen Rehberg
Produktion: adhoc Film- und Fernsehproduktion GmbH
TP2 Filmpreis für Veronika von Mark Michel
Fotos: Neus Visionen Filmveleih, Alina Cyranek, Depatures Film, Balance Film
Jurypreis beim Bundesfestival Video für Familienessen von Alina Cyranek
Kamera: Jürgen Rehberg
28 REZENSION
Der Jazzmusiker Günter Baby Sommer
Auf der Elbe schwimmt ein rosa Krokodil Text: Lars Tunçay
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n den Regalen türmen sich die Musikinstrumente. Es ist das „Labor eines Schlagzeugers, der in der DDR sozialisiert wurde und sich von nichts trennen kann“, gibt Günter „Baby“ Sommer mit einem Lachen zu. Es ist die Wirkungsstätte des profilierten Schlagzeugers, der auf eine mehr als 50jährige Karriere zurückblicken kann und anlässlich des Dokumentarfilms von Jörg-Peter Bauer sein bewegtes Leben resümiert. Schon früh entwickelte er seine Leidenschaft für den Jazz, machte sich bald einen Namen als Virtuose am Schlagzeug, was ihm den Spitznamen „Baby“ Sommer einbrachte, angelehnt an den ersten bedeutenden Jazz-Drummer der Musikgeschichte Baby Dodds. Wie er, ist Sommer ein getriebener, der nie müde wird, die Musik weiterzuentwickeln und maßgeblich dafür verantwortlich zeichnete, dass das Schlagzeug aus der zweiten Reihe in die Reihe der Solisteninstrumente vorrückte. Drei Jahre lang begleitete Jörg-Peter Bauer den gebürtigen Dresdner bei seiner Arbeit im Projektraum Wilhelmshöhe in Radebeul, bei Reisen nach Frankreich, wo er im Norden der Bretagne die Felsen zum Klingen bringt, und nach Griechenland, wo er den Opfern des Nationalsozialismus eine Stimme verleiht. Dort, in Kommeno, wurde im August 1943 ein ganzes Dorf ausgelöscht. Bewegt von der Geschichte einer Überlebenden setzt Günter Sommer 2012 das Musikprojekt Songs for Kommeno um. Er sieht sich selbst als politisch interessierten Menschen, aber nicht als Politiker. Als 2011 bekannt wurde, dass Sommer während seines Studiums in den 1960er Jahren vom Ministerium für Staatssicherheit anzuwerben versucht wurde, stellt er sich den Vorwürfen. Guten Gewissens, denn Günter „Baby“ Sommer ließ sich nicht instrumentalisieren, dafür war er viel zu eigensinnig – oder „unbrauchbar und unzuverlässig“, wie die Stasi attestierte. Der Regisseur Jörg-Peter Bauer sucht in seinem Film immer wieder eine visuelle Entsprechung der Musik. Trotzdem bleibt er nah dran
am Menschen Sommer. Für ihn öffnet er die Archive, gibt Einblick in seine Arbeitsweise. Fördert Archivmaterial zutage, auch von Auftritten in West-Berlin. Die Genehmigung erteilte die Staatsführung damals vermutlich, weil sie nicht so recht verstanden, was er da tat. Der „Jatz“, der für Sommer auch ein Widerstand gegen den Kollektivismus war, war den Oberen zu hoch. Daneben gibt es immer wieder Konzertaufnahmen aus den letzten Jahren, denn auch mit 71 Jahren ist der Percussionist umtriebig und neugierig auf den künstlerischen Austausch. Er verbindet seine Performances mit Malerei und Lesungen. So gibt es auch Ausschnitte seiner Arbeit mit dem Literaturnobelpreisträger Günther Grass, die für Sommer eine logische Fortführung seiner Kunst ist. Schließlich sei sein Schlagzeugspiel „erzählen mit Percussion“. Ergänzt wird Bauers Dokumentarfilm durch Gespräche mit seiner Frau, der Flötistin Katharina Sommer, die für ihn privat und in der musikalischen Zusammenarbeit ein Ruhepol an seiner Seite ist, und dem Leipziger Musik- und Kulturwissenschaftler Oliver Schwerdt, der mit Sommer zusammenarbeitete. So entsteht ein vielfältiges Bild des Ausnahmekünstlers, dem Bauer hiermit ein längst überfälliges Denkmal setzt. n
„Als Mensch ein Solist – Der Jazzmusiker Günter Baby Sommer“ Verleih: Studio Klarheit
Lars Tunçay wurde 1977 in Zülpich geboren und lebt in Leipzig. Er arbeitet als Redakteur beim Leipziger Stadtmagazin Kreuzer.
REZENSION 29
Ein Buch für Filmkomponist Walter Jurmann
Veronika, der Lenz ist da! Text: Karl Knietzsch Abbildung: Henschel-Verlag
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ücher bergen stets ihre ganz eigenen Überraschungen, im inhaltlichen, im bibliophilen oder, wie in diesem Fall, im ganz speziellen, persönlichen Sinn. Da hat vor vielen Jahren einer auf der ersten ihm möglichen Amerika-Tour sich auf Anhieb in eine Stadt verliebt, eine Stadt voll rauer Historie, Romantik und mexikanischem Flair, „die schönste Stadt da“, wie er noch immer gelegentlich zu schwärmen pflegt: San Antonio, eine mehrfach zur schönsten amerikanischen Stadt ausgezeichnete Gemeinde im südlichen Texas. Um in all den Jahren bei diversen journalistischen Gelegenheiten eben jener texanischen Schönen hemmungslose Liebeserklärungen zu machen. Und nun liest er im oben angeführten Buch, dass just ein anderer so um die vierzig Jahre zuvor gleiche schwärmerische Empfindungen für die Stadt am San Antonio River in Musik umgesetzt hat, in einem Lied, das den Komponisten Walter Jurmann 1967 zum Ehrenbürger von San Antonio machte und das Lied 1985 zum offiziellen „City-Song“ der Stadt. „Es war einfach Liebe auf den ersten Blick...“ und als Komponist hätte ich keinen besseren Weg finden können, meinen Gefühlen Ausdruck zu geben, als über die Musik“, hat der Meister so vieler Melodien dies kommentiert. Das „Lexikon des deutschen Schlagers“ von 1992 hat ihm ganze sechs (!) Zeilen gewidmet. Eberhard Görners akribisch recherchierte Biographie – mit einem sehr persönlich gehaltenen Vorwort des Gesangskomödianten Max Raabe erschließt Leben und Werk des zu Unrecht viel zu wenig wahrgenommenen Allround-Künstlers Walter Jurmann (1903-1971), dessen Kompositionen nicht nur die Comedian Harmonists sangen, sondern auch andere Interpreten von Weltruf: Richard Tauber, Jan Kiepura, Tino Rossi und Judy Garland. Melodien, die er nach seiner Emigration für Filme in Hollywood schuf. „Hits“ im Schlagergenre („Veronika, der Lenz ist da“) gehören zu Jurmanns breit gefächertem Schaffen, das das Buch auch durch die Erinnerungen und Interviews des Autors mit der Witwe Walter
Jurmanns offenlegt. Und es legt auch ein Stück jener Zeit bloß, da der Sänger Richard Tauber von SA-Schlägern mit der Drohung „Judenlümmel, raus aus Deutschland“ tätlich angegriffen wurde, gemäß Hitlers Worten „...fort mit diesem Unrat!“. Walter Jurmann hat sich stets als Europäer wie als Amerikaner begriffen. „Er verstand Amerika und hat es nicht immer nur kritisiert ... und war auch dankbar, dass er da sein Leben retten konnte …“, sagt Yvonne Jurmann im Interview. Seine letzte große Komposition, „A Better World To Live In“, gilt als seine Lebensphilosophie. „Erhalten wir unsere wunderbare große Welt so, dass wir an sie glauben können …“. Dieses Credo hörten Tausende Menschen am 13. Februar 2010 in Dresdens Frauenkirche: vom Kammerchor der Frauenkirche unter der Leitung von Kantor Matthias Grünert – in englischer Sprache. „Seine Musik ist zeitlos!“ hat Max Raabe in seinem Vorwort geschrieben. Auf der dem Buch beiliegenden CD gestalten er und das Palast Orchester Walter Jurmanns letzte große Komposition. n
Eberhard Görner
Walter Jurmann, Sein Leben, seine Musik, 280 Seiten, viele Fotos, Werkverzeichnis, Filmografie usw. Henschelverlag, 24,95 Euro
Die Kurzfilm-Referenzförderung der FFA
Zwei Kriterien, zwei Prozent Text: Justus Haufe Foto: Avij
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edes Jahr im März stehen bei der Filmförderanstalt (FFA) ca. 700.000 € bereit, um die Hersteller von deutschen Kurzfilmen bei ihren zukünftigen Filmprojekten zu unterstützen. Es wird grundsätzlich jeder Film gefördert, der mindestens 15 Referenzpunkte erlangt hat. Jedoch „verdient“ man sich diese nur durch Filmpreise, die Teilnahme an renommierten Festivals oder mit dem Prädikat besonders wertvoll. 2014 wurde pro Punkt ein Betrag von 552 € ausgezahlt. Für den Film mit den meisten Referenzpunkten kam so die stolze Summe von 38.630 € zusammen. Die Fördergelder aus der Referenzförderung müssen dann innerhalb der nächsten zwei Jahre für die Produktion eines neuen Kurzoder Langfilms verwendet werden, können aber auch für die Projektvorbereitung von Kurz- oder Langfilmen (z.B. an einem Drehbuch) bei der FFA abgerufen werden. „Die Freiheit, die Gelder so zu verwenden, wie man es möchte, ist ein großer Vorteil der Kurzfilmförderung“, sagt Jürgen Schöler, Förderreferent für Zuerkennung und Auszahlung der Referenzförderung bei der FFA.
Um an der Zuerkennung teilnehmen zu können, darf der Film inklusive Vor- und Abspann nicht kürzer als eine und nicht länger als 15 Minuten sein – oder bis zu 45 Minuten, wenn der Filmemacher an einer Hochschule studiert bzw. es sich um seinen Erstlingsfilm handelt. Darüber
hinaus sind aber auch Kinderfilme bis zu einer Länge von 59 Minuten berechtigt für die Teilnahme an der Referenzkurzfilmförderung. Alle Filme benötigen außerdem eine FSK-Freigabe, die Bestätigung der Einlagerung einer Kopie im Bundesarchiv und einen Bafa-Bescheid, der die kulturellen Eigenschaften und die deutsche Herkunft der finanziellen Mittel bestätigt. „Liegen nicht alle Nachweise sofort vor, ist es auch möglich, diese später nachzureichen. Wichtig aber ist, dass alle Kriterien erfüllt sein müssen, sonst kann der Film nicht an der Förderung teilnehmen. Das sind nun einmal die rechtlichen Voraussetzungen, wie sie das Filmfördergesetz (FFG) vorgibt“, betont Jürgen Schöler. Ob auch die Erfolgsvoraussetzungen für eine Förderung gegeben sind, entscheidet sich bei insgesamt mehr als 80 unterschiedlichen Sektionen der „bedeutsamen“ Festivals. Die vollständige Liste findet man auf der FFA-Webseite. Die Wettbewerbsteilnahme bei großen Festivals und die Auszeichnung mit kleineren Preisen sowie der FFA-Kurzfilmpreis Short-Tiger bringen 5 Punkte – übrigens nicht zu verwechseln mit dem TigerAward für Kurzfilme, der in Rotterdam vergeben wird, der zählt nämlich gleich 10 Punkte... Auch der Goldene Berliner Bär, der Goldene Spatz, der Goldene Reiter und sein großer Freund, der Oscar®, lassen das Referenz-Konto – um jeweils 10 Punkte – weiter wachsen. Hat ein Film alle oben aufgeführten Preise abgeräumt und die FBW zusätzlich das Prädikat „besonders wertvoll“ vergeben, kommt man auf immerhin 65 Punkte. Da das Ergebnis ab 40 Punkten aufwärts mit dem Faktor 1,5 multipliziert wird, werden am Ende rund 98 Punkte anerkannt. Für das Jahr 2014 bedeutet dies, dass unter dem Strich 64 Filme mit ca. 1.365 gesammelten Punkten an der Referenzförderung der FFA teilnahmen, für die 2 Prozent des Jahreshaushalts der Filmförderungsanstalt zur Verfügung stehen. „Kurzfilme zu produzieren ist heutzutage auf Grund der zur Verfügung stehenden Technik sehr viel einfacher geworden“, meint Herr Schöler mit Blick auf die kommenden Jahre. “Daher ist es
Aktuelle Termine 5.3.15 FILMWINTER SACHSEN www.filmverband-sachsen.de 2.–6.2.15 BEST OF FIVE www.filmverband-sachsen.de FESTIVALS
abzusehen, dass es mehr Filme geben wird - und somit wahrscheinlich auch mehr Teilnehmer, die die Förderung beantragen werden. Schon in der Vergangenheit wurden immer mehr Punkte ausgelöst, obwohl die zur Verfügung stehenden Mittel mehr oder weniger gleich blieben und nach dem derzeitigen FFG auch erst einmal unverändert bleiben werden. Dies war auch bereits der Grund für eine Anpassung im letzten FFG, in dem die Referenzpunktevergabe gestrafft und die Werthaltigkeit der Referenzpunkte erhöht wurde. Wenn man den ganzen Aufwand betrachtet und am Ende dreitausend Euro erhält, so war das für die Produktion eines neuen Filmes zu wenig. Die FFA hat daher das Wertungssystem so angepasst, dass es jetzt wieder mehr Geld pro Punkt gibt, und damit eine größere wirtschaftliche Tragfähigkeit bei der Ausschüttung zustande kommt.“ Die Zahl der geförderten Filme stieg in den letzten Jahren an und der Wert pro Punkt sank 2012 auf 339,50 € ab. Die FFA handelte, zog die Mindestpunktzahl auf 15 an und drosselte den Punkteanstieg, so dass sich die Referenzförderung künftig wieder mehr lohnen soll.
21.12.14 KURZFILMTAG www.kurzfilmtag.com 17.1.15 U.F.O. – Kurzfilmfestival www.ufo-leipzig.de 19.–25.1.15 Filmfestival Max Ophüls Preis www.max-ophuels-preis.de 28.1.–1.2.15 transmediale/festival 2015 www.transmediale.de 22.–24.1.15 65. Berlinale www.berlinale.de ANTRAGSFRISTEN FÖRDERUNGEN
Kunststiftung Sachsen-Anhalt 10.12.14 Projektförderung & Arbeitsstipendien www.kunststiftung sachsen-anhalt.de BKM 2.3.15 Spiel- und Dok.-filme (A) 14.1.15 Kurzfilmvorhaben www.kulturstaatsminister.de Kulturstiftung des Bundes 31.1.15 Allgemeine Förderung www.kulturstiftung-des-bundes.de MDM 22.1.15 alle Förderbereiche www.mdm-online.de KdFS 1.3.15 Projektförderung www.kdfs.de FFA 2.2.15. Projektfilmförderung 9.1.15. Drehbuchförderung
http://www.ffa.de EINREICHTERMINE FESTIVALS
Justus Haufe lebt in Bayreuth, und studiert Medienwissenschaft und Praxis. Im September absolvierte er ein Praktikum in der Geschäftsstelle des Filmverbands Sachsen.
5.12.14 Filmfest Dresden www.filmfest-dresden.de 31.12.14 Dok.fest München www.dokfest-muenchen.de 31.12.14 goEast www.filmfestival-goeast.de 31.12.14 achtung berlin www.achtungberlin.de Kurzfilmtage Oberhausen 13.1.15 Internationaler Wettbewerb 16.2.15 Deutscher Wettbewerb www.kurzfilmtage.de
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Redaktion/ Anzeigen: redaktion@filmverband-sachsen.de
Informationsblatt des Filmverband Sachsen e.V. Herausgeber: Filmverband Sachsen e.V. Schandauer Straße 64, 01277 Dresden Tel. 0351-31540630 / Fax -31540635 www.filmverband-sachsen.de 1. Vorsitzende: Sandra Strauß 2. Vorsitzender: Joachim Günther (ViSdPG) Autoren dieser Ausgabe: Gisela Wehrl, Alina Cyranek, Claudia Reh, Lars Tunçay, Karl Knietzsch, Justus Haufe, Joachim Günther, Christian Zimmermann Gestaltung/Satz: TRNDLB Druck: Neue Druckhaus Dresden GmbH Auflage: 2.200 Der AUSLÖSER erscheint in 4 Ausgaben pro Jahr.
Redaktionsschluss: Montag, 26. Januar Anzeigenschluss: Montag, 9. Februar Erscheinungstermin: Donnerstag, 19. Februar Hinweis: Die veröffentlichten Beiträge und Meinungen geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zur sinnwahrenden Kürzung von Beiträgen vor. Bildnachweis: Titel: Studio Tempura www.facebook.com/filmlandsachsen
Den AUSLÖSER gibt es auch im Netz:
Alle dachten, so ein Blog bringt nichts. Doch was sie dann in die Finger be bekamen, veränderte ihr Leben...
www.flurfunk-dresden.de/funkturm
FVS VS VS
WIR WOLLEN‘S WISSEN! Der Filmverband Sachsen wird 2015 die Studie „Filmland Sachsen“ durchführen. Im Januar sollte euch dazu der erste Aufruf erreichen. Es bedarf einer zielgerichteten Förderung, um die im Land vorhandene Kompetenz und
Kreativität auf wirtschaftlich tragfähige Füße zu stellen. Grundlage dafür ist das Wissen um die aktuelle Situation. Konkret soll evaluiert werden, welche Bedürfnisse seitens Produzenten und Einzelunternehmern bestehen, um wirtschaftlich selbstständige, zukunfts- und tragfähige Unternehmen zu betreiben.
M
Um die Unternehmen stärker zu vernetzen und Projekte stärker in Sachsen und weniger überregional umsetzen zu können, soll nach der Datenerhebung eine internetbasierte
Datenbank aller Akteure der sächsischen Branche mit Zusatzinformationen aus einzelnen Inhalten des Moduls 1 erstellt werden. Vorhandene Ressourcen in Sachsen gilt es schnell und gezielt mit Qualifikation und Vita einzusehen und für Filmprojekte zusammenzu-
schließen. Die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit der sächsischen Filmwirtschaft kann erstmals dargestellt und nutzbar gemacht werden.
Akteure mit tiefergehenden Zusatzinformationen und Aussagen aus den fokussierten
Interviews sowie Hochrechnungen auf die sächsische Filmbranche, zur Weiterverarbeitung als Präsentation, Daten- und Zitatgrundlage für Pressemitteilungen und Interviews, aber auch als Planungsgrundlage für Fördermittelvergabe und Ausbildungsangebote und -standorte.
Über die weiteren Stufen und Ziele der Gesamtstudie werden wir demnächst auf unserer Website informieren. Mitmachen! Und Weiterleiten!
FILMVERBAND SACHSEN e.V. Schandauer Str. 64, 01277 Dresden Tel.: 0351 31540-630/-632 Fax: 0351 31540-635
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Ziel ist neben der Datenbank ein Forschungs- und Ergebnisbericht der untersuchten
Web:
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2014
05
TITELTHEMA 35
A SLÖSER AU AUSLÖSER Filmverband Sachsen
SCHWERPUNKT AUSBILDUNG
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AUSBILDUNGSOPTIONEN
PMMC, Chemnitzer Filmwerkstatt, Hochschule Mittweida
SACHSENS NEUE MEDIEN-VISIONEN Regierungsvertrag steht
MDM gefรถrderte Filme im Kino:
Bibi & Tina: Voll verhext! Regie: Detlev Buck
Die Wolken von Sils Maria Regie: Olivier Assayas
Doktor Proktors Pupspulver Regie: Arild Frรถhlich
www.mdm-online.de
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