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Strom aus Tiefengeothermie
Geothermisches Kraftwerk zur Strom- und Wärmeproduktion am Rand eines Wohnund Gewerbegebietes in Unterhaching, Süddeutschland.
Die Schweizer Energiepolitik muss sich nach dem im Jahr 2011 beschlossenen Atomausstieg neu ausrichten. Die nahezu unerschöpfliche und Bandenergie liefernde Tiefengeothermie erfüllt alle Anforderungen an eine zukunftsfähige, umweltfreundliche und erneuerbare Energiequelle. Für eine Strom- und Wärmeerzeugung im grossen Stil müssen die noch jungen Technologien weiterentwickelt werden.
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von Dr. Roland Wyss, Leiter der Geschäftsstelle GEOTHERMIE.CH
Die Schweiz will aus der Atomenergie aussteigen. Es müssen dringend neue, umweltfreundliche und nachhaltige Energiequellen erschlossen werden, welche weiterhin eine versorgungssichere und preisgünstige Stromproduktion garantieren. Die Tiefengeothermie erfüllt alle diese Anforderungen und verfügt über ein enormes, nahezu unerschöpfliches Potenzial. Sie liefert Bandenergie und gewährleistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Versorgungssicherheit. Tiefengeothermie ist dezentral anwendbar, benötigt wenig Platz und ist einheimisch. Gleichzeitig fallen weder Abfälle an noch wird CO 2 oder ein anderes Treibhausgas freigesetzt. Darüber hinaus lässt sich Tiefengeothermie gut mit anderen Energiequellen kombinieren.
Tiefengeothermie
Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Typen von Tiefengeothermie-Systemen. Zum einen sind dies hydrothermale Systeme, welche natürliche Wasservorkommen im tiefen Untergrund nutzen. Zum anderen sind es petrothermale Systeme, welche den dichten Untergrund nutzbar machen, indem durch künstlich generierte Wasserfliesswege ein grosser «Durchlauferhitzer» (Wärmetauscher) erzeugt wird.
Aktionsplan «Tiefengeothermie Schweiz»
In der Schweiz sind bereits tiefengeothermische Wärmeanlagen für die Fernwärmeversorgung und für Thermalbäder in Betrieb. Strom wird in der Schweiz jedoch noch nicht mit Geothermie produziert.
Dampfaustritt in der südlichen Südtoskana. Das Potenzial der Erde als Energielieferant ist gross. In manchen Regionen der Welt ist es sogar bis nahe der Erdoberfläche so warm, dass das Wasser im Untergrund anfängt zu kochen und als Wasserdampf aus Öffnungen im Boden austritt.
Mit den Projekten St.Gallen, 2010 mit sehr grosser Zustimmung vom St.Galler Stimmvolk angenommen, und AGEPP (Projekt in Lavey-les-Bains) soll dies demnächst geändert werden.
Die Tiefengeothermie soll möglichst rasch als umweltfreundliche Energiequelle ihren Beitrag zur Strom- und Wärmeversorgung leisten. Um die in der «Energiestrategie 2050» formulierten Ziele zu erreichen, muss jetzt mit der Realisation von Projekten begonnen werden. Zwei Aspekte sind von grösster Wichtigkeit für die Etablierung der Tiefengeothermie. Zum einen müssen die Kenntnisse über den Untergrund markant verbessert werden. Dies, um das Vorhandensein von Tiefenwasser (hydrothermale Systeme) bzw. das Vorkommen geeigneter Gesteine für die Schaffung künstlicher Wärmetauscher (petrothermale Systeme) besser voraussagen zu können. Zum anderen müssen die Verfahren zur Erhöhung der natürlichen Fliessraten bzw. zur Schaffung effizienter Wärmetauscher optimiert werden. Beides kann nur mittels Pilotanlagen umgesetzt werden, da nur Bohrungen Aufschluss über die wahren Untergrundverhältnisse geben und nur bei realen Untergrundbedingungen die Verfahren eingesetzt, getestet und verbessert werden können.
Aktuelle politische Entwicklungen
Erste Kantone haben bereits Gesetzesentwürfe für eine Geothermienutzung formuliert. Der Bund konzipiert ein wirtschaftliches Anreizsystem. Im Schweizer Energieforschungskonzept 2013–2016 wird die Tiefengeothermie als Energiequelle mit dem grössten einheimischen Potenzial für die Wärme- und Strombereitstellung bewertet und entsprechend berücksichtigt. 2012 haben der National- und Ständerat zwei Motionen angenommen, welche eine koordinierte Offensive bzw. die Evaluation der technischen und auch wirtschaftlichen Machbarkeit anvisieren. Dafür sind Projekte notwendig, deren Finanzierung jedoch noch sichergestellt werden muss.
Zukunft der Tiefengeothermie
Der Schweizer Bevölkerung ist die Notwendigkeit, neue Energiequellen zu erschliessen, bewusst. Die Dynamik zur Ent

wicklung der Tiefengeothermie hat stark zugenommen – in der Politik, in der Verwaltung und in der Privatwirtschaft. Die Zukunft der Tiefengeothermie ist verheissungsvoll, es sind jedoch noch Aufgaben zu lösen.
Kontakt
www.geothermie.ch
