PRESTIGE Germany 02/2018

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VOLUME 14 I SUMMER 2018

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WWW.VECTURAMAG.CH PRESTIGE erscheint vierteljährlich Schweiz I Deutschland I Österreich Publisher Francesco J. Ciringione rundschauMEDIEN AG St. Jakob-Strasse 110 I CH-4132 Muttenz T +41 (0)61 335 60 80 I F +41 (0)61 335 60 88 info@rundschaumedien.ch www.rundschaumedien.ch Publishing Director Hasan Dursun

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h.dursun@rundschaumedien.ch

Product Manager Adrian Borer I a.borer@rundschaumedien.ch

Member of the Board Boris Jaeggi I b.jaeggi@rundschaumedien.ch Serhat Tok I s.tok@rundschaumedien.ch Editor in Chief Nike Schröder I a.refghi@rundschaumedien.ch Editors Gisbert L. Brunner, Timm Delfs, Wilma Fasola, Andreas Faust, Wilhelm J. Grusdat, Stephan Gubler, Dieter Günther, Dr. Thomas Hauer, Roland Hildebrandt, Valeska Jansen, Anka Refghi, Stefan Leichsenring, Markus Lüttgens, Anna Karolina Stock, Helena Ugrenovic, Remo Schatz Corrector Andreas Probst Head of Production & Art Director Sandra Rizzi I s.rizzi@rundschaumedien.ch Product Public Relation Laura Giarratana I l.giarratana@rundschaumedien.ch Online Public Relation Vladimir Popovic I v.popovic@rundschaumedien.ch Cover Picture Elizaveta Porodina

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DAS

MOTIONMAGAZIN AUS DER SCHWEIZ

Photographs Raimar von Wienskowski, Frank Horvat, Benjamin Monn, Deborah de Luca, Elizaveta Porodina, Belmond, Dario Sequi, Choose Chicago, Adam Alexander, Alice Achterhof, Tourismusministerium Oman, Dave Nauli, Ana Khouri, Sotheby’s, Bonhams, RM Sotheby’s, Jaguar, Ford, McLaren, Porsche, Aurélien Chauvaud, CarrerBike, Rolls-Royce, Byton, Kai Weissenfeld, Paolo Roversi, Viktor & Rolf, Hermès, Isabell Schlewies, Jorge Cañete, Dorothy Draper and Company, Inc., Mauricio Fuertes, Adrian Pedrazas, Marc Domage, Laurence Mouton, Veuve Clicquot, Julia Kennedy, Catherine Losing, Taiyaki NY, Mövenpick, Kiki Slaughter Lucia Giacani, Bilddatenbanken Admin, Coordination & Subscriptions Serpil Dursun I s.dursun@rundschaumedien.ch Price Issue CHF 10.– / € 9.50 I Year CHF 39.– / € 35.– IT Support Dejan Djokic I deki@rundschaumedien.ch Web Services websiteria GmbH I info@websiteria.ch Internet prestigemagazin.com Representative Offices Deutschland & Österreich Mercury Publicity (Deutschland) GmbH Sabine Fedrowitz Seifgrundstrasse 2 I D-61348 Bad Homburg v. d. H. T +49 (0)6172 9664 0 I F +49 (0)6172 9664 49 s.fedrowitz@mercury-publicity.de www.mercury-publicity.de

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2011 & 2015 Chef of the Year 19 GaultMillau points

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INHALT

26

22

TRAVEL 52 IM TREND Slow Travel 56 HOTEL-LEGENDE «Bayerischer Hof» 59 LESEECKE Die Welt auf Papier 60 LUXUS IN SARDINIEN Resort «Forte Village» 64 LAOS Die Perle im goldenen Dreieck 68 CHICAGO Die grüne Stadt

ART & CULTURE 22 «HOLLYWOOD-LEGENDE» Hedy Lamarr 26 STADTKUNST Sandra Rauch im Gespräch 32 IKONE DER FOTOGRAFIE Frank Horvat

74 TÜRKEI Wunderland Kappadokien

74

78 SYDNEY Zu Land und zu Wasser 84 OMAN Für Abenteurer

37 EDITOR’S CHOICE Kunstbuch-Review 38 DIE MEISTERIN DER INSZENIERUNG Elizaveta Porodina

68 52 12 I PRESTIGE


ORIGINS COMPLE TE

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INHALT WATCHES & JEWELLERY

102

88 LUXUS AM HANDGELENK Die Zeitmesser der Stunde 98 RÜCKBLICK Das Aufregendste von der Baselworld 102 JUWELEN-SHOOTINGSTAR Ana Khouri 108 HISTORY Schmuckträume aus Bakelit

108 DRIVE STYLE

122

110 AUTOMOBIL-LEGENDEN Cadillac-Parade 114 RAUBKATZE UND PECHVOGEL Der Jaguar «XJ220» 118 FILMSTAR NEU AUFGELEGT Der Ford «Bullitt» 122 70 JAHRE LEIDENSCHAFT Porsche feiert Geburtstag 126 MIT SPEED McLaren «Senna» 128 SIDECARS IN SHANGHAI Bildstrecke von Aurélien Chauvaud 135 WUSSTEN SIE …? Vom ersten Führerschein bis Janis Joplin

118 14 I PRESTIGE


Lifestyle on water www.cantieriamostes.it

UNSERE PARTNER MPS Estate Mallorca I A. Mostes I Comitti I Wave rundschauMEDIEN AG I Foitek Urdorf I Napa Wine

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INHALT

147 LIVING 172 INTERIOR Jorge Cañete im Porträt 178 DIE PIONIERIN Dorothy Draper 182 GADGETS Technische Spielereien 184 EXTRAORDINARY Architekt Osvaldo Luppi

136

158

FASHION & BEAUTY 136 FASHION-EDITORIAL Vilma Sjöberg 147 WUSSTEN SIE …? Statement-T-Shirts und kurze Hosen 148 DURCH DIE LINSE Paolo Roversi für Dior 152 JUBILÄUM 25 Jahre Viktor & Rolf 158 EIN LEBENSWERK Leïla Menchari für Hermès 163 DAPPER DAN Der Couturier aus Harlem 164 WELLNESS Luxus-Spa in Alicante 168 NATÜRLICH SCHÖN! Die Welt der «Organic Cosmetics»

152 16 I PRESTIGE

172


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INHALT CULINARIUM 192 HAUTE CUISINE Zu Besuch bei Guy Savoy 196 200 JAHRE Die Erfindung des Rosés 198 FOOD STYLING Iain Graham

198

208 TOSKANA Das neue Weingut «Tenuta Luce della Vite» 210 ICE-SOCIETY Neues aus der Glace-Welt

FINANCE 212 NACHHALTIGER LUXUS Im Gespräch mit Diana Verde Nieto 216 FINANZ-IKONE Jesse L. Livermore

NEWS 49 77 97 107 117 157 167 191 207 223

KUNST! SCHAU! AUF REISEN IT’S TIME GLÜCKLICH-MACHER ROAD TRIP HELLO FASHIONISTAS SCHÖN IN DEN SOMMER LIVING TO THE MAX ENJOY! BIG BUSINESS

KOLUMNEN

50 WILHELM J. GRUSDAT: Take my Picture

8 IMPRESSUM 21 EDITORIAL 224 VORSCHAU

BUCHERER

18 I PRESTIGE

220 DIOR

192

220 SMART INVESTIEREN Trading 2.0


AUS DEM HERZEN DER SCHWEIZER ALPEN Im wunderschönen Simmental ist das Schreinerhandwerk noch ein traditionelles Handwerk. Der Stolz auf unsere Arbeit zeigt sich in jeder von uns individuell angefertigten Küche. Die raue Landschaft, die majestätischen Berge und die unberührte Natur inspirieren dabei unsere Arbeit. Ob Penthouse-Besitzer oder Chalet-Liebhaber, sie alle teilen die Leidenschaft mit uns, die uns dazu motiviert, die exklusiven Küchenträume unserer Kunden wahr werden zu lassen. Die Zbären Küchen werden dabei mit hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit und mit hochmodernen Maschinen gefertigt. Von der kleinen Manufaktur im Herzen der Schweizer Alpen liefern wir die massgefertigten Küchen in die ganze Welt.

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E

LESERINNEN LESER

&

ndlich Sommer! Sicher haben Sie diesen ebenso herbeigesehnt wie ich. Nach dem strengen Winter ist es eine Wohltat, die Sonne auf der Haut zu spüren. Und einfach herrlich, einen gemütlichen Abend mit Freunden unter dem Sternenhimmel bei einem kühlen Glas Champagner und leckeren Häppchen zu verbringen. Und wenn die Sterne noch auf sich warten lassen, zaubern moderne Sonnenschirme mit integrierten LEDs eine fast schon romantische Stimmung. Aber nochmals zurück zum Champagner. Wussten Sie eigentlich, wie spannend die Geschichte des Rosé-Champagners ist? Die berühmte Witwe Clicquot gilt wohl als «Erfinderin» des beliebten Schaumweins, welchen sie 1777 erstmals produzieren liess. Bis dahin waren Mönche wie Pérignon stolz darauf, aus blauen Trauben weissen Wein zu gewinnen. Die Herstellung des Rosé-Champagners ist etwas komplexer als bei weissem Champagner, das fruchtige Ergebnis aber immer wieder ein köstlicher Moment sinnlicher Freuden. Gilt Rosé doch als Farbe der Liebe und Unschuld. Vielleicht ist der Champagner gerade deshalb bei Frauen so beliebt.

Auf eine spannende Geschichte kann auch der Sportwagenhersteller Porsche zurückblicken. Dieses visionäre Unternehmen feiert seinen 70. Geburtstag. Als Ferry Porsche 1948 den ersten 356 Roadster präsentierte, war das Leichtgewicht mit nur 585 kg für damalige Zeiten ein revolutionärer Schritt in die Zukunft. Und der Beginn einer legendären Siegesreihe im Rennsport. Ob Ferry Porsche mit diesem Erfolg gerechnet hat? Zumindest hat er sich seinen Traum vom sportlichen Fahren erfüllt. Und ohne diese Vision, diese Kernwerte wäre Porsche sicher nicht so erfolgreich geworden. Gehen Sie mit uns auf eine spannende Zeitreise … Aber es erwarten Sie noch viel mehr interessante Geschichten in dieser Ausgabe. Lassen Sie sich von uns verführen und überraschen. Wir freuen uns jedenfalls darauf, Sie zu inspirieren und zu begleiten in einen hoffentlich wundervollen Sommer.

Francesco J. Ciringione Verleger

Nike Schröder Chefredakteurin

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CULTURE

ART &

«The Conspirators» I 1944

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«Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur stillstehen und dumm dreinschauen.» – Hedy Lamarr –


SEXINESS

TRIFFT CLEVERNESS 1933 sorgt ihre Nacktrolle im deutschen Film «Ekstase» weltweit für Furore und erregt gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Hollywood-Studios MGM. Sie ist atemberaubend schön, betörend verführerisch und besitzt zudem eine der stärksten Waffen überhaupt: Intelligenz. Hedy Lamarr. Superstar, Pin-up-Girl und äusserst cleveres Köpfchen.

S

ie ist eine Mischung zwischen Vivien Leigh, Elizabeth Taylor und ein bisschen Sissi. Eine Kombination aus naiver Unschuld, Melancholie sowie Sinne-raubendem Eros. Zu intelligent, um nur als bewunderte Schauspielerin zu wirken. Wie ein Wesen aus einer anderen Galaxie, das sich deplatziert fühlt, verkörpert Hedy Lamarr eine Frau, die sich seit ihrer Flucht aus Österreich in dieser Welt, die eine Scheinwelt ist, nicht zurechtfindet.

Die wahre Welt Hedwig Eva Maria Kiesler wird in Wien, ÖsterreichUngarn, am 9. November 1914 als Tochter eines angesehenen jüdischen Ehepaares geboren. Ihr Vater Emil Kiesler ist Bankdirektor des CreditanstaltBankvereins, ihre aus Budapest stammende Mutter Gertrud eine ausgebildete Konzertpianistin. Es ist ein liebevolles und behütetes Zuhause, in dem das Mädchen aufwächst, eine Privatschule besucht, Klavier-, Ballett- und Sprachunterricht erhält.

Helena Ugrenovic

Emil Kiesler besitzt den Verstand eines erfindungsreichen Ingenieurs und streift mit Hedy stundenlang durch den Wienerwald, schwärmt über die Innovation von Druckmaschinen und erklärt ihr die Funktion von Strassenfahrzeugen. Es beflügelt ihren Geist, und gleichzeitig hinterlassen die Erinnerungen tiefe Spuren der Liebe in Hedys Herz, die sie ein Leben lang pflegen wird.

Gegensätze Hedys Ingenieurinteressen stehen in einem krassen Gegensatz zu ihren anderen Zielen. Schon als kleines Mädchen fasziniert sie die Bühne. Die Menschen lieben ihre Schönheit, zeigen für Hedys «unweibliches», wissenschaftliches Gehirn kein Interesse. Zu widersprüchlich stehen sich Sexappeal und Intelligenz in der damaligen Zeit gegenüber. Und Hedy besitzt jede Menge davon. Hedy verlässt die Schule und wird Studentin beim TheaterDirektor Max Reinhardt in Berlin. Bereits in ihrem vierten Film «Man braucht kein Geld» spielt sie 1930 an der Seite von Heinz Rühmann die weibliche Hauptrolle.

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ART & CULTURE

Ehre, wem Ehre gebührt 1960 wird Hedy Lamarr mit einem Stern auf dem berühmten Walk of Fame geehrt. 1997 verleiht die Electronic Frontier Foundation Hedy Lamarr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung und wird der Tag der Erfindung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihr zu Ehren an ihrem Geburtstag, dem 9. November, gefeiert.

Hedy Lamarr mit einer Büste der Künstlerin Nina Saemundsson

Ekstase 10 Minuten und ein weltweiter Skandal katapultieren Hedy nach Hollywood und an den Schauspiel-Zenit. «Ich bin ans Film-Set, weil ich in einen Mann verliebt war, der dort gearbeitet hat. Und dann bot man mir diese Rolle an, in der ich eine Frau spiele, die ihren älteren Mann wegen eines Strassenbauers verlässt. Plötzlich sollte ich mich mitten in Prag nackt ausziehen. Mein Gott, ich bin damals nackt in einem See geschwommen und nackt durch den Wald gerannt. Das war für die damalige Zeit völlig unnatürlich.» Als sie 1933 im deutschen Film «Ekstase» spielt, sind ihre Eltern entsetzt, die Welt schockiert, die US-Regierung verbietet den anrüchigen Streifen, doch Louis B. Mayer von MGM ist angetan von der unglaublich schönen und hemmungslosen jungen Frau.

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Noch im gleichen Jahr heiratet die 19-Jährige den österreichischen und schwerreichen Waffenhändler Friedrich Mandl, der sie monatelang hartnäckig umworben hat. Nach der Hochzeit verprasst Mandl mehr als 300’000 US-Dollar dafür, alle existierenden Kopien des Films «Ekstase» aufzukaufen. Kein anderer Mann soll sie so sehen, wie er sie erleben will. Auch Italiens Diktator und zugleich Mandls Freund Benito Mussolini besitzt eine Kopie des Films, die er jedoch nicht an Mandl verkaufen will. Mandl verbietet ihr die Schauspielerei und kapselt sie in seinem Familienschloss von der Aussenwelt ab, wo er seine schöne Frau während seiner Geschäftsessen und privaten Dinners mit der Prominenz stolz präsentiert.

Flucht in die Flucht Auch der aufsteigende Führer Adolf Hitler gehört zu Mandls Kundenstamm, mit dem er Details über Militärtechnologie diskutiert, während sein schönes und schweigsames Juwel Hedy ihr technisches Know-how sowie ihre jüdische Identität für sich behält. 1937 schnappt sich Hedy den Schmuck, mit dem Mandl sie überhäuft hat, verlässt ihren kontrollsüchtigen Gatten, flieht


ART & CULTURE

Funksignalen gesteuert wurden und die Gegenseite diese Funksignale immer wieder stören konnte, tüfteln sie an einer Erfindung, die genau das verhindern kann. Hedy und George, beide sowohl mathematisch als auch musikalisch hochbegabt, entwickeln ein System, das Signale nicht durchgehend sendet, sondern die Frequenz immer wieder verändert und diese nicht gestört werden kann. Sie lassen ihre Erfindung patentieren und schenken sie der US-Marine, die das System laut offizieller Version nie nutzen wird. Der Clou an Hedys Erfindung ist, dass genau dieses System, mit dem sie keinen Cent verdient, heute allen möglichen Funksystemen wie bei Mobiltelefonen, WLAN oder Bluetooth unterliegt.

Hedy Lamarr I circa 1939

Zerrissen

zuerst nach Paris und dann nach London, wo sie Louis B. Mayer trifft, der ihr einen Vertrag anbietet und ihren Namen in Hedy Lamarr ändert. Als «Gaby» im Film «Algiers» und an der Seite von Charles Boyer gelingt ihr eine Sensation. Ihre Frisur und die brünette Haarfarbe werden von ihren Schauspielkolleginnen gleichermassen kopiert wie von ihren weiblichen Fans. Hedy Lamarr steigt in den nachfolgenden Jahren zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen Hollywoods auf und spielt an der Seite von Superstars wie Clark Gable in «Boom Town», Spencer Tracy in «Tortilla Flat» und 1949 Victor Mature in «Samson and Delilah», wo sie als aufreizend rassige Delilah brilliert.

Schönes Köpfchen, kluges Köpfchen Im Zweiten Weltkrieg positioniert sich Hedy als klare Gegnerin des Nationalsozialismus und überlegt bei einer Cocktailparty mit dem Komponisten George Antheil, was man machen könnte, um die Funkverbindung für Torpedos in einer Art zu verschlüsseln, dass diese nicht mehr abgehört werden können. Die amerikanischen Kriegsschiffe wurden auf ihrem Weg nach Europa immer wieder von den Deutschen torpediert, und da Torpedos mit

Im fernen Amerika fühlt sie sich nicht beheimatet, träumt von Österreich, ihre sechs Vermählungen enden in Scheidungen, ihren Kindern kann sie nicht das geben, was sie will, zu anspruchsvoll sind die Bedingungen von MGM, die ihre Stars in diktatorischer Manier mit einer Nulltoleranz-Grenze bevormunden und Louis B. Mayer wie ein Wachhund jeden ihrer Schritte kontrolliert. Hedy ist schön, klug, eigenwillig und vor allem unbeugsam. Doch wer nicht pariert, wird aussortiert. Bei Hedy ist es nicht nur ihre Rebellion gegen MGM, sondern Faulheit, wie sie sagt. Sie will nicht mehr arbeiten, sondern sich amüsieren. Indirekt verhilft sie Ingrid Bergman zu deren Erfolg, als sie Rollen in «Casablanca», «Gaslight» oder «Arch of Triumph» ausschlägt, die zuerst ihr angeboten werden. Zu facettenreich sind ihr Geist und ihr Wesen, zu verloren sie selbst. Der Liebe zum Film überdrüssig, ihr intellektueller Geist ausgehungert, die Sehnsucht nach Österreich schmerzhaft, die Suche nach sich selbst eine Einbahnstrasse, doch der Bremsklotz, der sie hemmt, unüberwindbar. Ihre letzten Jahre verbringt Hedy in Florida, wo sie sehr zurückgezogen lebt. «An manchen Sonntagen putzte sie sich heraus», erzählt eine ehemalige Hausangestellte in einem Interview, «trug Make-up auf und frisierte sich die Haare – und sass dann tagelang im Dunkeln. Für den Millennium-Wechsel wollte sie unbedingt eine Flasche Dom Pérignon, sie wollte sie unbedingt am Jahrtausendwechsel trinken. Als sie am 19. Januar 2000 im Alter von 86 Jahren starb, stand die Flasche noch ungeöffnet auf dem Tisch.»

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Berlin People I Digitaler Druck unter Acrylglas I 2015

ART & CULTURE

MAGISCHE STADTKUNST Sandra Rauch f채ngt die Megacities dieser Welt k체nstlerisch ein. Mit Farbe, Fotografie, Siebdruck, viel Abenteurergeist und offenen Augen und Sinnen. Wie kaum einer anderen K체nstlerin gelingt es ihr, die ureigene Energie der jeweiligen St채dte und ihre Wahrzeichen in einem Kunstwerk festzuhalten. Anka Refghi

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ART & CULTURE

Magnifique Paris I 2014

D

ie 1967 in Berlin geborene Künstlerin gehört zweifelsohne zu den interessantesten Künstlerinnen und Künstler unserer Tage. Virtuos im Umgang mit verschiedenen Techniken schafft sie es, die Besonderheiten grosser Städte zu verdichten und die Quintessenz in den schönsten Farben auf grossformatige Acrylplatten in ihrem Berliner Atelier zu übersetzen. Experimentierfreude, modernste Technologie und ihre einmalige Gabe, gänzlich in die Energie von Städten einzutauchen, machen Sandra Rauchs Werke zu etwas ganz Besonderem.

PRESTIGE: Frau Rauch, Sie sind bekannt für Ihren virtuosen Umgang mit verschiedenen Genres der Kunst. Welche Techniken kommen in Ihren Arbeitsprozessen zum Zuge? SANDRA RAUCH: Mein Hauptarbeitsmittel ist das Sieb­ druckverfahren mit all seinen unendlichen Möglichkeiten. Freunde nennen mich mittlerweile auch einen «leben­ digen Fotoapparat», da ich ständig fotografiere. Aber auch der Computer mit seinen gigantischen Möglichkei­ ten ist ein wichtiges Hilfsmittel bei meiner Arbeit. Mit meiner «Art­Drone», einem mobilen Kamera­Roboter, begebe ich mich auf die Suche nach dem besonderen Blick auf eine neue Dimension. Und dann gibt es noch ein Verfahren, das ich während meines Studiums in

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Time Square Icons

ART & CULTURE

langen Experimenten mit lichtsensiblen Fotoemulsionen entwickelt habe – ich nenne es gerne «GlitterSilkScreen»­ Verfahren. Ihre grossformatigen Werke zeigen Metropolen dieser Welt. Wie würden Sie Ihre persönlichen Beziehungen zu den jeweiligen Städten beschreiben? Mich verbindet die Energie! In all den Städten fliessen das Licht, der Verkehr, die Energie der Menschen, der Sound … Ich kann es in meinen Adern spüren und verarbeiten. Ich brauche und suche diese pulsierende Energie. In welcher Lebensphase hat sich Ihre heutige künstlerische Handschrift entwickelt? Meine Arbeit habe ich mit einer Lehre als Schrift­ und Grafik­ malerin begonnen und im Anschluss dann zuerst Kommu­ nikationsdesign in Berlin und später Freie Malerei an der

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HfBK Dresden studiert. Schon während meines Meister­ Schüler­Studiums habe ich mit der Fotografie und ihrer Übertragung auf Leinwände experimentiert, ab 2003 dann mit der Arbeit auf Acrylglas begonnen, wobei ich sehr gut auf meine Erfahrungen als Schrift­ und Grafikmalerin zu­ rückgreifen konnte. Sie waren Meisterschülerin von Professor Ralf Kerbach. Inwiefern hat er Ihren Stil geprägt? Professor Ralf Kerbach hat meine Entwicklung entschei­ dend geprägt! Sein unbedingt objektiver und offener Blick auf alle Medien und Ausdrucksformen der Kunst hatte eine grosse inspirative Wirkung. Sie sind im Osten Berlins aufgewachsen. Hat diese Tatsache Ihr Schaffen und auch die Auseinandersetzung mit Städten auf der ganzen Welt beeinflusst?


© Raimar von Wienskowski

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«Ich bin Abenteurerin und Entdeckerin der magischen Orte dieser Welt. Ich stürze mich mit grosser Freude in neue Welten, um sie zu erforschen.» – Sandra Rauch –

Sandra Rauch in ihrem Berliner Atelier

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Hong Kong II I Big City Staccato I 2010 / 2011


ART & CULTURE

Der bekannte Mangel an Möglichkeiten und Materialien hat meine Fähigkeiten zur Improvisation und zum Experi­ mentieren gefördert, was mir immer wieder zugutekam. Welches Gefühl sollen Ihre Bilder beim Betrachter evozieren? Freude! Sie sollen ein Tor zur Welt des Betrachters selbst sein. Ich will dem Betrachter die Möglichkeit geben, seine eigenen Wünsche und Erinnerungen durch das Betrachten zu erleben. Ich bin immer auf der Suche nach dem, was eine Stadt ausmacht – ihre Farben, ihre Energie, ihre Be­ sonderheiten. Das alles bringe ich dann ins Bild, um den Betrachter in den Bann zu ziehen.

Ihre Bilder sind keine reinen Abbildungen von Städten, sondern verdichten sich durch Elemente wie Pop-ArtElemente, Sprechblasen und Schriftzüge … Welche Kunstformen inspirieren Sie besonders? Mich inspirieren das Leben, das «Jetzt» und die vielen neuen Möglichkeiten. Mir ist es wichtig, dass man einem Bild ansieht, dass es in der Gegenwart entstanden ist – mit dem Material, den Farben und den technischen Möglich­ keiten. Diese Punkte frage ich ab und entscheide mich. Konstruktivismus, Pop­Art, Hockney, Warhol, Bill Viola, Cindy Sherman, Matthew Barney, Prince, Bowie und die Violent Femmes sind meine Helden. Sandra Rauch in drei Worten … Magic City Art

Love in Japan I Tokyo I 2015

Gibt es gewisse Eigenschaften der jeweiligen Städte, die Sie durch verschiedene Techniken «hervorkitzeln»? Ja, unbedingt. Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit, in der ich experimentiert habe, wie ich die schönen chinesi­ schen Schriftzeichen auf mein Plexiglas in Gold aufbringen kann. Es ist unglaublich aufregend, wenn es dann funk­ tioniert. Oder New York in der Abendstimmung, wenn die Lichter angehen. Hier benutze ich Farben, die das UV­Licht am Tag speichern und dann im Dunkeln abgeben. Oder das glitzernde, schildernde Leben der Unterwasserwelt, das ich mit dem schönsten Glitter darstelle.

Zu sehen sind Ausschnitte von Grossstädten. Wie wählen Sie die Ausschnitte, immerhin haben die Städte viele interessante Perspektiven zu bieten? Mich interessieren die Hauptschlagadern der Stadt, der be­ sondere Blick, der Puls der Stadt. Dafür setze ich oft meine Art­Drohne ein. Ich steige auf die höchsten Punkte der Stadt und begebe mich dann in ihr Inneres. Am Ende habe ich Blicke, Töne und viel Energie aufgesogen, aus denen sich wie von selbst ein Bild in meinem Kopf formt.

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Für «Jardin des Modes», Hut von Givenchy I Paris 1958

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DER MANN, DER MOMENTE MACHT

Dem «Objekt» Anweisungen zu erteilen, wie es sitzen, stehen, lächeln oder den Kopf drehen soll, findet er krank. Für ihn ist Fotografie der Moment, den er sieht und mit dem Schnappschuss davon eine Geschichte festhält. Was der international renommierte Fotograf Frank Horvat mit seinem Kameraobjektiv einfängt, sind Arrangements, bei denen etwas passiert. Helena Ugrenovic

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«Fotografie ist die Kunst, den Knopf nicht zu drücken.» – Frank Horvat –

Für «Harper’s Bazaar», Mondrian-Fashion von Yves Saint Laurent I Madrid 1964


ART & CULTURE

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in halbes Gesicht und der prüfende Blick in den Augen der Begleiterin, abgeschnittene Beine, nur ein Knie am Rand des Bildes. Das auf den ersten Blick scheinbar Unperfekte, das perfekte Geschichten erzählt, gehört zu Frank Horvats Markenzeichen: «Fotografie ist ein Weg, um zu verstehen. Um Frauen zu verstehen, Intrigen, Skulpturen, Familie. Fotografieren ist nicht, etwas zu zeigen, sondern etwas daraus zu machen. Es ist eine Metamorphose. Etwas passiert, und genau diesen Eindruck zu vermitteln, macht einen guten Fotografen aus.»

Das kluge Tauschgeschäft Frank Horvat wird am 28. April 1928 als Sohn von Karl und Adele Edelstein, beides Ärzte, in Abbazia, Italien, geboren. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, flüchtet die Familie nach Lugano in die Schweiz, wo Frank Horvat das Gymnasium besucht und mit 15 Jahren seine Briefmarkensammlung verkauft, um sich mit seinem ersten Geld seine erste 35-mm-Retinamat-Kamera zu kaufen. Ein Freund hat ihm gesteckt, dass er damit Erfolg habe bei den Mädchen. 1947 zieht er nach Mailand, um Kunst zu studieren, und arbeitet freiberuflich als Fotograf für italienische Magazine, wo er sich ziemlich schnell einen Namen macht.

Für «Harper’s Bazaar», Carol Lobravico, «Cafe de Flore» I Paris 1962

Sein eigener Blickwinkel 1956 lässt er sich in Paris nieder und nimmt eine Stelle bei Magnum an, als er Henri Cartier-Bresson, den französischen Fotografen, Regisseur, Schauspieler, Zeichner und Maler trifft. Ein Mann, der wie kein anderer mit seiner Kamera malt und die Welt spiegelt. Etwas, das Frank Horvat genau so entspricht. Die Fotojournalisten-Aufträge bringen ihn rund um den Globus, und Horvat fokussiert sich auf Mode- und Fashion-Fotografie. Er bringt eine trockene, poetische Sensibilität mit, die seine Arbeit hervorhebt. Horvat bevorzugt während seinen Werbeaufträgen Situationen, die zufällige Momente erlauben und unbeabsichtigte Bedeutungen erzeugen, und erschafft damit einen neuen und realistischeren Stil, der die bis dahin

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ART & CULTURE

praktizierte Modefotografie revolutioniert. Trotz seiner blühenden Karriere, er gehört der Generation Fotografen an, die bei den führenden Magazinen der 1950er und 1960er Jahre, «Life», «Look», «Elle», «Vogue», und «Harper’s Bazaar», lernen, möchte er selbständig sein. Er ist ein ruheloser Bildmacher, der es nicht mag, das zu tun, was andere ihm sagen.

in einem Interview, «das geschah mehrheitlich unfallmässig.» Weder die Rock ’n’ Roll-Szene noch Popkultur interessieren ihn. Der erste Herzschrittmacherpatient interessiert ihn, er fotografiert Strahlungsexperimente, den Prediger Oral Roberts, Situationen, Menschen und Momente in weit entfernten Orten wie Bangkok, Tel Aviv, Caracas, Dakar oder Kalkutta.

Der nicht mit dem Strom schwimmt

Frank Horvat zeichnet sich durch Reportagen, Naturfotografie, speziell Bäume, und Modefotografie aus, für die er als Trendsetter für Fashion-Shootings vor Ort gilt. Seine Modebilder sind in einem journalistischen Stil gehalten, und seine journalistischen Serien ähneln Modeaufnahmen.

Er fotografiert das «Who is Who» der 1950er Jahre von Paris, von Françoise Sagan, Jean Cocteau, Coco Chanel, über Édith Piaf, Yves Saint Laurent, Alain Delon bis hin zu Charles de Gaulle. «Ich war nie ein Celebrity-Fotograf», erzählt Frank Horvat

«Ich würde nie eine Frau fotografieren, die sich zurechtmacht und versucht, schön auszusehen.» – Frank Horvat –

Please don’t smile Frank Horvat Hatje Cantz Verlag

Für «Harper’s Bazaar»: Iris Bianchi und Marie-Louise Bosquet I Paris 1962

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ART & CULTURE

EDITOR’S

CHOICE

The Impossible Collection of Warhol Assouline Verlag

Albert Oehlen Diese umfangreiche Monografie präsentiert das gesamte Spektrum von Albert Oehlens künstlerischem Schaffen. Die überarbeitete und aktualisierte Ausgabe von TASCHENs «Collector’s Edition» erkundet Oehlens Weg von den künstlerischen Anfängen bis heute. Sie zeigt über 400 Gemälde und aufschlussreiche Kommentare und Interviews zu den diversen Werkphasen und Ansätzen des Künstlers. Roberto Ohrts Essay bringt das Lebensgefühl der frühen 1980er-Jahre nahe, als Oehlen zusammen mit Kippenberger, Büttner und anderen zu einer Künstlergruppe gehörte, die schnell und am Puls der Zeit malte. Zusammen mit einer Sammlung kürzerer Texte und Statements bringen diese Essays und Konversationen die Ideen des Künstlers näher, der als «der erfinderischste abstrakte Maler unserer Zeit» bezeichnet wurde.

Andy Warhol Andy Warhols explosive Pop Art und scharfe Kommentare zu Werbung und Celebrity-Kultur sind auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung immer noch von grösster Bedeutung. Obwohl Warhol selbst, sowohl beruflich als auch persönlich, eine durchaus polarisierende Persönlichkeit hatte, so war er dennoch zweifellos ein Pionier der Pop-Bewegung, dessen Werke heute regelmässig astronomische Preise erzielen. In dieser limitierten und handgearbeiteten Ausgabe kuratiert der Warhol-Experte und ehemalige Direktor des «The Andy Warhol Museum», Eric Shiner, 100 der einflussreichsten und einzigartigen Werke, die die Entwicklung des Ausnahmekünstlers markierten.

Albert Oehlen Taschen Verlag

Ed Broner

Berlin Stories 2: Ed Broner Vagabondage Diary Hatje Cantz Verlag

So feiert Berlin: ein Trip durch die Partystadt – mit Kamera. Die neue Reihe «Berlin Stories» präsentiert visuelle Essays über und aus Berlin, der Stadt der Kunst, der Mode, der Partys und der vielen Nationen. Von klassischer «Street Photography» über persönliche Skizzen bis zur inszenierten Porträtserie kommen alle Genres der Fotografie vor. Im handlichen Pocket-Format entsteht so eine Bibliothek der Hauptstadtblicke – von den wichtigsten Fotografen, die in dieser Stadt arbeiten. Band 2 stürzt sich ins pralle Leben, ins Nachtleben des Künstlers Ed Broner, der hier eine Art Tagebuch als Fotoalbum vorlegt. Ein zynischer, atmosphärisch betörender Kommentar zur Vergnügungssucht und -lust, zur Inszenierung von Luxuslabels und einer detailverliebten «Selfie»-Kultur.

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ART & CULTURE

MEISTERIN

DIE DER INSZENIERUNG

Ihre Bilder fesseln, erzählen Geschichten und lassen ganze Traumwelten vor dem inneren Auge entstehen. Gerade einmal Anfang 30, ist Elizaveta Porodina bereits eine weltweit gefragte Modefotografin. Opulente Inszenierungen, kühler Surrealismus und kunstvoll inszenierte Melancholie machen ihre Bilder zu einzigartigen Gemälden.

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lizaveta Porodina ist gebürtige Russin. 1987 in Moskau geboren, kam sie mit 13 Jahren, zusammen mit ihren Eltern, nach München. Obwohl die Kunst seit jeher eine ständige Begleiterin in ihrem Leben war, entschied sie sich erst nach ihrem Studium zur klinischen Psychologin für die Fotografie. Ein goldrichtiger Entscheid, denn schon bald schmückten hochkarätige Kunden von «Vogue» bis Louis Vuitton ihr Portfolio. Die in München lebende Fotografin ist eine Meisterin der Inszenierung. In ihren Bildern verschwimmen die Grenzen zwischen Mode, Kunst und dokumentarischer Bildsprache. Und facettenreicher könnte ihre Arbeit kaum sein – virtuos wechselt sie zwischen Raum und Zeit, zwischen eindringlicher Melancholie in Schwarz-Weiss und farbenfroher Opulenz, zwischen märchenhaften Traumwelten und surrealistischen Szenerien. Und doch bleiben ihre Bilder immer eines: unverkennbar Elizaveta Porodina. PRESTIGE: Elizaveta, welcher Weg hat Sie in die Fotografie geführt? ELIZAVETA PORODINA: Eine Karriere als Künstlerin war ursprünglich nicht geplant; vielmehr bin ich auf Umwegen,

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Anka Refghi I

Elizaveta Porodina

gepflastert durch wunderschöne Zufälle dahin gekommen. Ich hatte mich mein Leben lang mit Zeichnen und Illust­ ration beschäftigt und war stets auf der Suche nach ver­ schiedenen Medien, mit denen ich mich künstlerisch ausdrücken konnte – auch während meines Psychologie­ studiums und parallel zu meiner anschliessenden Aus­ bildung zur Psychotherapeutin. Schliesslich fand ich zur Kamera oder sie zu mir – ab dann fügten sich schnell viele Dinge; ich wurde von einer Jungdesignerin gefragt, ob ich ihr «Lookbook» realisieren könnte, erlebte mich selbst während des Shootings in einem «Flow»­Zustand wie noch niemals zuvor und verstand, dass ich dieses Medium fortan nie wieder verlassen möchte. Ihre Bilder leben von einer unfassbar kreativen Fülle – wo finden Sie die Inspiration für Ihre so charakteristische Bildsprache? Es gehört zu meinem Wesen, aus jeglicher Begegnung oder Begebenheit, einem Gemütszustand oder einem Ge­ spräch, einem lauen Sommerabend oder einer Zugfahrt Inspiration zu gewinnen, sie zu einer prägnanten Aussage zu destillieren und in Form eines Kunstwerks zu verarbeiten. Ich kenne diesen Prozess, seit ich klein bin, und habe ihn niemals infrage gestellt – höchstens für mich definiert, akzeptiert und lieben gelernt.


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«Schaffen und Erschaffen ist für mich ein ganz natürlicher Prozess, der meine Maschine am Laufen hält.» – Elizaveta Porodina –

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Mit 13 Jahren sind Sie aus Russland nach Deutschland gekommen. Gibt es etwas in Ihren Bildern, worin Ihre russischen Wurzeln sichtbar werden? Ich würde sagen, dass die Melancholie und eine gewisse Bedeutungsschwere im Ausdruck, in der Farbwahl, dem «Tränenschleier» zwischen mir und dem Modell oft für meine russischen Wurzeln stehen – sozusagen eine Prise Tschechow, Lermontov, Vrubel, die ich mit den zahlreichen anderen Einflüssen, die mich jeden Tag bestimmen, mische. In der Fotografie gibt es zahlreiche Genres. Was fasziniert Sie gerade an der Mode- und Kunstfotografie? In der aktuellen Phase meines Lebens geniesse ich die spielerische Auseinandersetzung mit anderen Menschen, sowohl jenen aus meinem Team (das häufig Voraussetzung ist im Rahmen der Modefotografie) als auch mit meiner Muse vor der Linse. Ich habe mein Leben lang das Zu­ sammenführen von Menschen unter einer gemeinsamen kreativen Prämisse geliebt, sowohl als Regisseurin (von Musikvideos und Theaterprojekten) als auch für Mode­ und Kunstprojekte. In der Form der Fotografie, die ich betreibe (man kann es Mode, Kunst, oder wie auch immer es einem gefällt nennen), hat jeder, der daran teilnimmt, die Möglich­ keit, seine Persönlichkeit, seine Energie einfliessen zu lassen – je mehr, desto besser. Je authentischer, magi­ scher der Moment ist, die Erfahrung, die wir gemeinsam erschaffen und teilen, desto glücklicher macht es mich, und desto mehr motiviert es mich, immer weiterzumachen und immer mehr Erfahrungen mit anderen Menschen, die mich faszinieren, zu teilen. Wie bereiten Sie sich auf Fotoproduktionen vor? Akribisch genau und mit konkreten Bildern im Kopf oder mit viel Freiheit während der Produktion selbst? Ich teile die Vorbereitung in zwei Teile auf, die sich gegen­ seitig scheinbar widersprechen. Im ersten Teil bin ich so strukturiert und «fleissig», wie es mir möglich ist. Es werden Zeichnungen und «Moodboards» mit inspirierendem Bild­ und Videomaterial angefertigt, viele Gespräche zwischen mir und den Teammitgliedern bezüglich Licht, Style, Set, Location und Modell werden geführt, bis eine Art gleiche Wellenlänge, sozusagen der gleiche Kanal in unserem ge­ meinsamen Radio, erreicht wird, auf dem wir uns alle am Set zur Not auch wortlos verstehen könnten. Kurz vor dem Shooting, im Teil zwei, vergesse ich dann all das, zumindest auf der bewussten Ebene, und fokussiere mich voll und ganz darauf, wie es meiner Muse vor der Kamera geht, wie er oder sie agiert, welche Bewegungen die meiste Natür­ lichkeit und Echtheit ausstrahlen. Wann begeistert Sie ein Model? Ich bin dann von einem Model begeistert, wenn sie oder er eine Persönlichkeit, eine eigene Vision, ein Verständnis und eine Passion, für das, was sie tun, mitbringt. Früher in

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meinem Schaffen hatte ich ein ausgeprägtes Faible für bestimmte Gesichtszüge oder Augenfarben, mittlerweile hat es sich dahingehend verändert, dass ich mich in jede Person bei der Arbeit «verlieben» und ihre Einzigartigkeit einfangen will, wenn sie mir etwas Leidenschaft und Lust zum Spiel schenkt. In Ihren Bildern verschwimmen Modefotografie, Kunst und Malerei. Welchen Stellenwert hat Kunst ganz allgemein in Ihrem Leben? Kunst war schon, seitdem ich ein Kind war, ein unentbehr­ licher Teil meines Lebens. Meine Mutter blätterte mit mir sehr oft durch dicke Ausstellungskataloge, und wir be­ sprachen die Bilder gemeinsam stundenlang und gingen zu allen möglichen Ausstellungen. Solange ich mich erinnern kann, male und zeichne ich, schreibe Gedichte, Geschichten und Songtexte, singe und entwerfe Ideen für mich und andere. Schaffen und Erschaffen ist für mich ein ganz natürlicher Prozess, der meine «Maschine» am Laufen hält. Das Mischen von verschiedenen Medien, das verspielte Integrieren von all den Erfahrungen ebenfalls. In der Fotografie geht es auch darum, den perfekten Moment einzufangen. Wann ist er für Sie perfekt? Wenn ich es geschafft habe, einen echten Moment voller Liebe im Raum zu erschaffen und ihn einzufangen.




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Kunst !

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SCHAU!

Ob au f dem Sch reibtisch, a n den F üssen, a m Ha nd gelen k oder ga n z k lassisch i m Museu m – Ku nst ist auch i n d ieser Sa ison a l l gegenwär tig.

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1 I KUNSTMUSEUM BASEL

Die Ausstellung präsentiert Werke von Martha Rosler (Brooklyn, NY) und Hito Steyerl (Berlin). Die Œuvres beider Künstlerinnen thematisieren Schnittstellen zwischen Politik und Massenmedien. Zu sehen vom 5. Mai 2018 bis 2. Dezember 2018. 2 I CHRISTOPHER STUART

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Der Stuhl und das Regal des amerikanischen Künstlers und Designers Christopher Stuart bestehen aus mit Autofarbe lackiertem Fiberglas. Beides wurde digital entworfen und dann als eine einzige dreidimensionale Fläche produziert. 3 I ADIDAS

Sänger Pharrell hat es wieder mit Adidas getan. Entstanden sind dabei die spektakulären Sneaker «Pharrell x adidas NMD Hu China Exclusive». Die Kollektion besteht aus vier Farboptionen: «Happy Gold», «Passion Red», «Peace Blue» und «Youth Green». 4 I CARAN D’ACHE

Die Kollektion «849 Alexander Girard» ist in Zusammenarbeit mit Vitra und dem Girard Studio entstanden. Die limitierte Kugelschreiber-Edition verbindet das Know-how der Maison mit den spielerischen Mustern von Alexander Girard. Diese Kollektion umfasst zwei Modelle.

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5 I SWATCH

Markante klassische Linien heben sich von zierlichen zeitgenössischen Elementen ab, während robuste Materialien mit eleganten Profilen und schimmernden Lichtreflexen verschmelzen. Mit seinen gerade einmal 5,8 mm flachen «SKIN Irony»-Modellen lanciert Swatch erstmals eine Edelstahlvariante seiner ultraflachen Uhrenkollektion.

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AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN: TAKE MY PICTURE

WILHELM J. GRUSDAT

Von Salvador Dalí gibt es viele berühmte Fotografien, die ihn mit seinem Markenzeichen, dem spitzen Bleistiftbart, zeigen. Der Fotograf, mit dem der Surrealist besonders gerne zusammenarbeitete, war Philippe Halsman. «Immer wenn Dalí sich ein Foto vorstellte, das man unmöglich schiessen konnte, kam er zu mir, damit ich eine Lösung fand.» 1948 gelang Halsman das Bild, das unter dem Namen «Dalí Atomicus» in die Geschichte einging. Ein unmögliches Bild, auf dem alles ein Stück über dem Boden zu schweben scheint – und das in Zeiten, da es Photoshop zur Nachbearbeitung noch nicht gab. Besonders verblüffend sind die drei schwarzen Katzen, die schwerelos einen Wasserbogen entlang gleiten. Ein Glücksfall.

Kühnheit spielt auch eine Rolle, damit Künstler und Fotograf zusammenfinden. Beim Nachhausekommen fand der überraschte Günther Uecker einen Zettel an seiner Tür, auf dem stand: «Ab heute bin ich Ihr Fotograf, Gruss Lothar». Es stellte sich heraus, dass der Zettel vom Fotografen Lothar Wolleh stammte, der mit dieser Tat seine Stellung als Chronist der ZERO-Bewegung zementierte. Aber Wolleh war nicht nur berühmt für seine treffenden Künstlerportraits – er entwickelte auch gerne Fotobücher, die sich zwar schlecht verkauften, dafür aber spektakulär gestaltet waren. Für eins dieser Fotobücher arbeitete er mit Joseph Beuys zusammen und dokumentierte mit automatisch ausgelösten Zufallsaufnahmen dessen Aufbauarbeiten einer Ausstellung in Stockholm 1970. Die so entstandenen Fotografien sollten in einem Unterwasserbuch veröffentlicht werden. Das Buch selbst kam nicht zustande. Aber es existieren laminierte Drucke im Gesamtgewicht von drei Tonnen. Es stellt sich allerdings die Frage, wer die sogenannte «3-Tonnen-Edition» unter Wasser gelesen hätte. Manchmal greift ein Künstler auch selbst zur Kamera. Andy Warhol ohne seine Polaroid-Kamera kann man sich fast nicht vorstellen. Er hatte sie immer dabei und knipste alles, was ihm vor die Linse kam. «Mit einem Bild weiss ich genau, wo ich jede Minute war. Es ist wie ein Tagebuch.» Das Konzept «Privatsphäre» fand er überholt: «Jeder sollte ununterbrochen genervt und fotografiert werden.» Das galt natürlich besonders für die Stars und Sternchen, die in seiner Factory ein- und ausgingen. Und natürlich für ihn selbst. Denn häufig war er selbst Motiv seiner Bilder. Aus der Zeit nach dem überlebten Attentat existieren zahlreiche Aufnahmen, die Warhols vernarbten Oberkörper und sein alterndes Gesicht zeigen. Insofern könnte man sagen, dass Warhol der Erfinder des modernen Selfies war.

«Ab heute bin ich Ihr Fotograf, Gruss Lothar».

Glück hatte auch der junge André Villers, als er 1953 den damals schon berühmten Pablo Picasso auf der Strasse ansprach, ob er ihn fotografieren dürfte. Villers wusste damals nicht, dass er hier den Grundstein zu seiner Karriere legen würde. Denn Picasso bemerkte das künstlerische Talent und bat ihn um eine Zusammenarbeit. Im Atelier schnitt Picasso Motive aus bereits vorhandenen Zeichnungen, Fotografien und Gemälden aus, die von Villers arrangiert und fotografiert wurden. Aus diesen Fotografien schnitt der Künstler erneut Teile aus, die ihm gefielen, und der Fotograf lichtete dieses Ergebnis ab. Das ganze Spiel dauerte so lange, bis beide zufrieden waren. Die Fotos, die dabei rauskamen, markieren eine neue Kunstrichtung von Picasso: die kubistische Fotografie – knapp 40 Jahre nach der Erfindung der kubistischen Malerei mit Georges Braque.

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Maximum Wellbeing „Was bedeutet Luxus, wenn Sie keine Zeit haben, ihn zu geniessen?“ Maura Wasescha

Luxus bedeutet, sich nicht um Fragen des Luxus kümmern zu müssen. Sondern den perfekten Moment geniessen zu können. Im Kreise der Familie, mit Freunden. Völlig sorgenfrei, im Wissen, dass im Hintergrund ein Team bereit steht, das alle Wünsche erfüllt. Deshalb bietet Maura Wasescha nicht einfach exklusivste Immobilien zum Kauf oder zur Miete. Maura Wasescha bietet mehr. Sie bietet den perfekten Luxusservice. Damit die Magie des Momentes zum zeitlosen Genuss wird.

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TRAVEL


LANGSAM, ABER UNHEIMLICH

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INTENSIV

Höher, schneller, weiter. Jahrelang erlebten Reisende nach diesem Motto die Welt. Doch der neue Trend des «Slow Travel» bringt Entschleunigung und sorgt für ein ganz neues Urlaubsgefühl. Aber geht das auch im Luxusbereich? Wilma Fasola I

Man nehme einen Rucksack mit etwas Proviant und laufe los, in irgendeine Richtung, bis zum Sonnenuntergang.» Das sagt Dan Kieran. Ein Brite mit journalistischem Hintergrund und seit der Veröffentlichung seines Buches «Slow Travel» so etwas wie der Papst des langsamen Reisens. Sein Credo: Sage dem Flugzeug Ade und nutze Fuss- und Fahrradwege. Schmeisse alle Reiseführer weg und lass dich treiben. Und damit trifft er den Nerv der Zeit. Bio hier, bewusst dort, endlich wieder Natür-

Belmond

lichkeit. Ist auch nicht verkehrt, sicher sogar der richtige Weg. Aber mal ehrlich, im Urlaub mag man auf einen gewissen Komfort auch nicht verzichten. Und eine gewisse Planungssicherheit für die wenigen freien Tage im Jahr weiss man auch zu schätzen. Daher die Frage: Lässt sich Slow Travel auch mit Luxus kombinieren? Die Antwort: Ja, tut es. Auch wenn die Angebote noch nicht zahlreich sind, existieren tun sie auf jeden Fall. Beginnen wir dabei, wie vom Guru gewünscht, vor der eigenen Haustür.


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Langsam geht auch in der Schweiz Im Herzen der Schweiz gelegen ist der Vierwaldstättersee so etwas wie ein spektakulärer Mittelpunkt. Und zwar einer, der einladender nicht sein könnte und aus allen Regionen innerhalb weniger Stunden erreichbar ist. Am mehr als 160 Kilometer umfassenden Ufer liegen einige der schönsten Rückzugsorte der Welt. Vom Sterne-Hotel bis zum ganz privaten Luxus-Chalet ist alles buchbar. Die Slow-Travel-Idee dahinter: tagsüber wandern, fernab von Stress, Trubel, Smartphone und Erreichbarkeit. Wobei Letzteres natürlich eine private Entscheidung, aber ein wichtiger Bestandteil von Kierans Philosophie ist. Und am Abend und in der Nacht Luxus Luxus sein lassen. Inklusive exklusiver Kulinarik natürlich.

Sich Zeit für sich selber nehmen und treiben lassen heisst die Devise beim «Slow Traveln».

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Namen, die an dieser Stelle genannt werden sollten, sind das Wellnesshotel «Vitznauerhof», das Hotel «Villa Honegg» sowie die Restaurants «Focus» in Luzern und «Belvédère» in Hergiswil. Und natürlich darf das «Bürgenstock Waldhotel» nicht fehlen. Hier wartet nicht nur 5-Sterne-Komfort, sondern das gerade einmal ein Jahr Gäste empfangende Hotel bietet zudem die Möglichkeit, sich in der hauseigenen Rehabilitationsklinik wirklich einmal mit sich selber auseinanderzusetzen. Das klingt vielleicht erst einmal weniger nach Slow Travel, sondern mehr nach Arbeit. Aber grundsätzlich ist es im Sinne des Erfinders Kieran. Denn ihm geht es darum, sich während des Reisens wieder selbst zu entdecken. Und sich vor allem die dazu notwendige Zeit zu nehmen.


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Langsam, das ist auf der Schiene Gesetz Grundsätzlich hält der Slow-Travel-Papst ein paar Regeln für die von ihm erfundene Art des Reisens bereit: 1. Der Weg ist das Ziel und daher auf das Flugzeug verzichten und den Landweg nehmen. 2. Auf einen Reiseführer verzichten. 3. Auf den Zufall setzen und wenig Details planen. 4. Einfach direkt zuhause starten und dabei auf Rucksack und Zelt vertrauen. Letzteres ist sicher nicht ganz einfach mit Luxus zu kombinieren. Doch die ersten drei Punkte lassen sich auch exklusiv umsetzen. Dan Kieran ist zum Beispiel bekennender Liebhaber der Bahn. Hier bieten Luxuszüge echtes Slow-Travel-Vergnügen auf ganz hohem Niveau. Neben den schön länger im Einsatz stehenden

«Venice Simplon-Orient-Express» und «Eastern & Oriental-Express», die ihre Runden in Europa und Asien drehen, gibt es seit dem letzten Jahr neu den «Andean Explorer». Dieser bewegt sich mit gerade einmal 48 Stundenkilometern durch die südamerikanischen Anden von Cusco nach Arequipa. 24 Abteile, alle mit eigenem Bad und Toilette, dazu eine Bar mit Aussichtsplattform und ein Restaurant, in dem Klassiker wie regionale Köstlichkeiten auf den Teller kommen, all das gibt es schon für einige hundert Franken, je nach Reisedauer. Die Landschaft ist dabei jedoch eigentlich unbezahlbar und der Ausblick wahnsinnig. Denn bei Höhen von bis zu 4500 Metern ist diese Reise himmlisch. Natürlich wird an gewissen Orten gehalten, wie eben am Titicacasee. Und das ist nicht im Sinne Dan Kierans, der Sehenswürdigkeiten pauschal von seinem Reiseerlebnis streicht. Aber in diesem Fall etwas, auf das man nicht verzichten sollte. Und am Ende kann man immer noch selber vor Ort eigene Wege gehen, solange sie eben in diesen Höhen sicher sind.

Langsam, das muss man erst lernen Wenn neue Trends entstehen, bleiben natürlich die Experten nicht lange still. So hat sich das Zukunftsinstitut auch schon zu einer Einschätzung des Slow Travel berufen gefühlt. Diese geht davon aus, dass es seine Wurzeln im Megatrend der Individualisierung hat. Tempo drosseln, Qualität im Fokus und Achtsamkeit als Basis. Sich Zeit für sich selber nehmen. Alleine das ist ja schon Luxus pur. Arbeitgeber, Familie, Freunde – alle saugen an der eigenen Zeit. Slow Travel ist somit eigentlich nichts anderes als abschalten, ausschalten und Leere aushalten, um erneut den lieben Herrn Kieran zu zitieren. Oder noch besser: wohnen statt übernachten. Sich einfach mal treiben lassen, fernab vom «Muss». Immer mit dem Blick auf das «Kann». Der Einschub, der an dieser Stelle von einer arbeitenden Mutter erlaubt sein darf: klingt alles sehr gut, hat aber doch mit Organisation zu tun. Denn mal ehrlich – wer läuft schon vollkommen entspannt durch die Schweizer Bergwelt oder geniesst entspannt Südamerika, wenn er zuhause das Chaos hat oder weiss, dass es dem Chef so gar nicht in den Kram passt, dass man sich nun zwei Wochen ausgeklinkt hat und nicht erreichbar ist. Slow Travel ist somit doch Arbeit. Arbeit an sich selber. Denn freimachen ist eine echte Kunst, die viele erst wieder erlernen müssen. Daher vielleicht doch erst einmal das Zelt für einen Tag ausprobieren? Oder doch ein wenig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Langsam, Zeit für Freunde Anbieter, die beim «Slowen Traveln» unterstützen, sind zwar noch rar, aber da. Namentlich soll niemand erwähnt werden, aber ein bisschen googeln bringt da einiges zutage. Und die Anbieter überraschen dabei nicht nur mit eher unbekannten Zielen, sondern Insiderwissen und Vor-Ort-Erlebnissen, die den persönlichen Kontakt voraussetzen. Ein Suchergebnis aber sollte dennoch an dieser Stelle nicht ausgelassen werden: das «Refugium Tilliach» in Osttirol. Ein Haus, restauriert und angeboten in Selbstbetrieb. Inmitten einer Landschaft, die einem niemand erklärt, weil selbst begangen alles klar wird. Bis zu 23 Personen haben Platz in dem Chalet, sodass man auf Freunde beim Slow Travel nicht verzichten muss. Denn mal ehrlich, Entschleunigung gut und schön, Arbeit vergessen noch besser. Aber die Zeit mit guten Freunden ist das Beste, was ist, was sein kann, was sein sollte. Taufen wir daher das Ganze um und raten an dieser Stelle zum «Slow Travel by best friends».

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TRAVEL

EINE LEGENDE

LÄDT EIN

König Ludwig I. wollte dem jungen bayerischen Königreich Glanz und Grösse verleihen. Neben seinen Bauten wie dem Münchener Königsplatz mit Glyptothek und Propyläen, der Ludwigstrasse und der Residenz brauchte es nun dringend noch ein Hotel, das Urlauber nach München locken und es zur Weltstadt machen sollte. Der Grundstein für den «Bayerischen Hof» war gelegt. Nike Schröder I

Benjamin Monn

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m 15. Oktober 1841 öffnet der «Bayerische Hof» nach Plänen seines Lieblingsarchitekten Friedrich Gärtner im Herzen von München seine Türen. Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wurde er liebevoll wieder aufgebaut, und in dem noch original erhaltenen Spiegelsaal eröffnete Münchens erstes Speiserestaurant nach dem Krieg.

Ab in die Moderne Der «Bayerische Hof» wurde immer wieder modernisiert und bietet heute als 5-Sterne-Haus Luxus in 337 Zimmern in verschiedenen Stilrichtungen und 74 Suiten. Aber er ist nicht nur Hotel: Firmen stehen für ihre Events 40 Tagungsräume zur Verfügung. Und die Einheimischen kommen auch gerne: Denn der «Bayerische Hof» ist nicht nur Hotel!

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Den schönsten Blick auf die Stadt: jetzt auch aus dem Schlafzimmer

Vorhang auf! Im Erdgeschoss befindet sich die «Komödie im Bayerischen Hof» – hier gibt es Boulevardtheater vom Feinsten. Auf 560 Plätzen und mit einem abwechslungsreichen Spielplan erleben Sie komische Momente wie auch dramatische Szenen, aber immer beste Unterhaltung mit bekannten deutschen und internationalen Schauspielern. Das Motto lautet: Vergnügen mit Kunst – Kunst mit Vergnügen. Oder lieber musikalisch? Dass Musikstars in einem Grandhotel übernachten, ist nichts Besonderes. Dass sie dort auch auftreten, durchaus. Im «Night Club» standen schon internationale

Jazz- und Bluesmusiker wie Marcus Miller und Tito Puente auf der Bühne. Für einen entspannten Auftakt eignet sich die «Piano Bar» perfekt.

Liebe geht durch den Magen Natürlich darf ein so faszinierendes Haus nicht nur kleckern: Chef Jan Hartwig (vom Magazin «Der Feinschmecker» als «Koch des Jahres 2016» ausgezeichnet) und sein Team beweisen im «Atelier», wo luxuriös-schlichtes Design das Flair eines Künstlerateliers mit intimer Atmosphäre zaubert, dass Genuss auch auf dem Teller zum Kunstwerk mutiert. Für die Jury vom Gastro-Guide «Gault & Millau»

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ist Jan Hartwig zudem der «Aufsteiger des Jahres» in Bayern. «Alles ist stets handwerklich perfekt und aromatisch bis ins ‹i-Tüpfelchen›, und er bekommt 3 Michelin-Sterne!» Aber auch die anderen kulinarischen Locations bieten je nach Lust, Laune oder Anlass einen schönen Rahmen. Im Restaurant

Wohnliche Atmosphäre in den neuen, bunten Suiten

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«Trader Vic’s» des «Bayerischen Hof» zaubert Chef Tahsin Pehlevan jeden Besucher in «Null-KommaNix» mit seinen exotischen Köstlichkeiten direkt auf die Wohlfühlinsel. In den liebevoll im «Tiki»-Stil gehaltenen Räumlichkeiten des «Trader Vic’s» kann man auch prima mit den leckeren Cocktails absacken.


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Murals of Tibet Thomas C. Laird Taschen Verlag

AROUND

Die Wandgemälde in den buddhistischen Tempeln und Klöstern Tibets stellen einen einzigartigen Kunstschatz dar und sind Teil des Weltkulturerbes. Dieser Band im «Sumo»-Format präsentiert diese kostbaren Zeugnisse der Kultur Tibets in einer bislang nicht vorstellbaren optischen Brillanz und visuellen Opulenz mit überlebensgrossen Details. Erstmals können diese erstaunlichen und komplexen Meisterwerke in strahlenden Farben, gleichmässig ausgeleuchtet und in einer wirklichkeitsnahen Auflösung bestaunt werden. Das von Seiner Heiligkeit, dem 14. Dalai-Lama signierte Buch dürfte nicht nur Historiker und Kunstfreunde begeistern, sondern auch alle Freunde Tibets und jeden, der sich mit Buddhismus, Yoga und Meditation befasst. Limitierte «Collector’s Edition» (Nr. 81– 998) mit einem eigens von Pritzkerpreisträger Shigeru Ban Ban entworfenen Buchständer.

THE WORLD

Auf dem Dach der Welt

Ein Land im Rhythmus der Zeit Dieser einzigartige Band dokumentiert in stimmungsvollen Bildern und emotionalen Porträts, wie sich der Wandel Kubas auf seine Menschen auswirkt, auf ihren Alltag, ihre Hoffnungen, ihre Träume – und ihre Musik, die wie ein roter Faden durch das Buch führt. So besuchte der Fotograf über einen Zeitraum von 15 Jahren Studenten der klassischen Musik, Hip-Hopper in Havanna oder Kubas erfolgreichste Heavy-Metal-Band. Die daraus entstandenen Freundschaften ermöglichten einen intensiven Blick hinter die Kulissen und ein Bild von Land und Leuten jenseits der Touristenklischees.

Cuba – Insel im Aufbruch Bruno Maul Knesebeck Verlag

Die Freude vegetarischer Ferien Eine einmalige Sammlung von über 60 vegetarischen, veganen und veganfreundlichen Hotels und Pensionen aus aller Welt, angereichert mit leckeren Rezepten. Mit Rezepten, die einem schon beim Lesen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Das perfekte Geschenk für alle, denen gesunde Ernährung und nachhaltiges Reisen am Herzen liegen. Jedes in diesem Buch vorgestellte Hotel ist ein Unikat, hat seine eigene Geschichte, und oft steckt ein ganz persönlicher Traum dahinter. In allen Häusern kommen Gäste in den Genuss einer neuen, kreativen vegetarischen und veganen Küche, die auch verwöhnte Gaumen zufriedenstellt. Veggie Hotels teNeues Verlag

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WAHRE

URLAUBSTRÄUME Wie wäre es, wenn alle Ihre Vorstellungen von einem perfekten Urlaub noch um ein Vielfaches übertroffen werden? Unvorstellbar? Nein, garantiert nicht, wir haben den ultimativen Tipp für Sie: herzlich willkommen in einem der exklusivsten Ferienresorts der Welt, dem «Forte Village».

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Nike Schröder I

Dario Sequi

errlich gelegen im Süden von Sardinien besticht das atemberaubende Resort mit allem nur erdenklichen Komfort, kleinen Finessen und liebevollen Details. Frisch renoviert erstrahlt das Luxusresort in neuem Glanz. Wir blicken auf traumhafte Hotels und romantische Villen, auf Palmen, Pools und blühende Gärten. Ob Erholung, Action, Fun oder kulinarische Höhenflüge – im «Forte Village» kommt garantiert jeder auf seine Kosten. Und dazu das herrlich milde Mittelmeerklima! Die Landzunge hinter Santa Margherita di Pula schirmt die Küste von den kalten Nordwinden ab und garantiert dem «Forte Village» über 300 Sonnentage pro Jahr. Nicht nur für Sonnenanbeter ein Paradies.

Das «Forte Village» erstrahlt in neuem Glanz Nach einer aufwendigen dreijährigen Renovierungsphase präsentiert sich das exklusive Resort nun als ein wahres Juwel. Die mehrfach preisgekrönte Destination, unter anderem als eines der «Leading Hotels of the World», liegt direkt am weissen Sandstrand und eingebettet in ein riesiges Gartenareal. Ob prächtige Hotels, traumhaft schöne Villen oder individuelle Suiten – lassen Sie sich von dem Charme des Resorts verzaubern. Ein weiteres Highlight ist auch der Spa-Bereich des «Acquaforte». Durchdacht, detailverliebt und innovativ präsentiert sich die Wellness-Oase nach der Neugestaltung. Wie wäre es mit einem Private Spa? Geniessen Sie absolute Privatsphäre mit separatem Eingang, Umkleideräumen, Hammam, Sauna, Behandlungsraum, Solarium und 3 Pools – ideal für bis zu 10 Personen. Auf Wunsch werden Ihnen auch leichte Speisen direkt im Spa serviert. Das Private Spa befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den wichtigsten Einrichtungen, darunter der einzigartige Thalasso-Pool-Zirkel, bestehend aus sechs Becken mit naturreinem sardischen Meerwasser, das mehr als hundert Meter vom Ufer aus einer Tiefe von zehn Metern entnommen wird. Die ersten drei Becken mit

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Das «Forte Village»: Urlaubs-Paradies direkt am Meer

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hoher Temperatur und Salzkonzentration haben eine überaus entschlackende Wirkung. Die übrigen drei Becken mit jeweils geringerer Temperatur und Salzkonzentration unterstützen die Regeneration und den Mineralienaustausch des Körpers. Die Thalassotherapie-Pools können bei schlechtem oder kühlem Wetter überdacht werden, sodass sie für ein ganzjähriges Wohlbehagen sorgen. Entspannung pur garantiert auch der Ayurveda-Park in einer abgelegenen Ecke der Gartenanlage. Erleben Sie, wie die Behandlungen, wie beispielsweise Massagen nach altbewährter indischer Technik, neue Glücksgefühle und Energie freisetzen. Ein Gewinn für Körper und Seele. Darüber hinaus ergänzen innovative und ästhetische Technologien wie Hochfrequenzbehandlungen, Mikrodermabrasion und Sauerstoff-Therapien das Angebot.

Der richtige Ort, um aktiv zu sein Nach einem so entspannenden Tag empfehlen wir, mit einem Bummel über die Piazza Luisa in den Abend zu starten. Die neue Piazza-Bar lockt mit köstlichen Aperitifs, die vielfältigen Restaurants verwöhnen mit Gaumenschmeichlern. Sie haben die Wahl: peruanisch, vegetarisch oder in das berühmte Michelin-Sterne-Restaurant «Il Luogo Aimo» und «Nadia», was darf es sein? Das sind aber nur ein paar der kulinarischen Möglichkeiten im «Forte Village». Hier kreieren 80 Chefköche aus aller Welt in 21 Restaurants über 200 Gerichte aus frischen, saisonalen und zum überwiegenden Teil aus Sardinien stammenden Zutaten. Wer etwas von dem Können der Profis mit nach Hause nehmen möchte, hat die Möglichkeit, an einem der spannenden Kochkurse teilzunehmen. Und unser Tipp: Lassen Sie sich die Nächte der grossen Küchenchefs von Juni bis August nicht entgehen. Internationale Starköche zeigen sich unter den Sternen eines wunderbaren Sommerhimmels in der «Forte Bay Terrace» und im «Forte Gourmet» in der Nacht der grossen Küchenchefs. Ein milder Sommerabend auf Sardinien ist aber viel zu schade, um ihn im Hotelzimmer ausklingen zu lassen. Fantastische Shows in den Lounge-Bars, Cafés und den trendigen Nachtclubs versprechen beste Unterhaltung bis in den Morgen. Das Resort bietet auch für die kleineren Gäste eine wunderbare Abwechslung mit einer Vielzahl an Freizeitaktivitäten. Ein spezialisiertes und professionelles Team nimmt sich den ganzen Tag über der Kinder an. Schon die Kleinsten werden liebevoll betreut, und die Grösseren finden im

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Erholung pur im exklusiven «Forte Village»

«Children’s Wonderland» ein wahres Kinderparadies. Ob «Mario’s Village», «Fisher Price Arena» oder kreative Workshops – Langeweile kommt hier garantiert nicht auf. Zudem bieten die 13 verschiedenen Akademien (zum Beispiel Chelsea Football Akademie, Tennis Star Akademie, Rugby oder Dance Akademie) personalisierte Übungseinheiten, nützliche Tipps und die Möglichkeit, mit richtigen Profi-Sportlern zu trainieren und diskutieren. Davon werden Ihre Kinder noch jahrelang schwärmen. Und glückliche Kinder bedeuten glückliche Eltern. So schnell können Träume wahr werden …

Forte Arena Das «Forte Village» hat seine eigene Freiluftarena, wo am 26. Juli 2018 beispielsweise auch Sting auftritt. Erleben Sie Musicals und Superstars unter den Sternen Sardiniens im besonderen Flair. Die aussergewöhnliche Arena hat Platz für 10’000 Personen und kann auch von Gästen ausserhalb des Resorts genutzt werden. Im Juli und August werden wechselnde Veranstaltungen von Musikauftritten und Musicals geboten.


Meer Glück. Meer Villa.

Sizilien

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PERLE

DIE IM GOLDENEN DREIECK Es ist eine noch weitgehend unbekannte Perle Südostasiens, die von Reisenden mehrheitlich als Durchlaufstation passiert wird. Doch zieht es immer mehr Liebhaber des Ursprünglichen in das noch unberührte Kleinod Laos mit seiner atemberaubenden Natur, faszinierenden Tempeln und dem Charme französischer Kolonialstil-Architektur. Helena Ugrenovic

Patuxai ist ein Triumphbogen in der laotischen Hauptstadt Vientiane.


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er Wattay International Airport von Vientiane steht in extremem Gegensatz zu anderen Flughäfen Asiens. Klein und beschaulich, ohne Megastores berühmter Designermarken, Gesprächsfetzen verschiedener Sprachen, die in der Luft hängen, und dem Gewusel tausender Touristen, die mit ratterndem Handgepäck über ellenlange Laufbänder hetzen oder in den Sesseln bis zum nächsten Anschlussflug eingenickt sind. Die spürbare Ruhe und Gemütlichkeit, die vorherrschen, stehen im gleichen Gegensatz und sind die treuen Begleiter für Neugierige, die es nach Laos verschlägt.

Myanmar sowie China. In den vergangenen Jahren waren es vorwiegend Backpacker, die während eines Asientrips und auf dem Weg von Vietnam nach Thailand durch Laos reisten oder aus den angrenzenden Ländern einen Kurztrip in die Hauptstadt Vientiane oder die ehemalige Königsstadt Luang Prabang unternahmen. Laos ist das kleinste Land Asiens und eines der ärmsten Länder der Welt. Zudem steht es an der traurigen Spitze, das während des Vietnamkrieges meistbombardierte Land der Erde zu sein. Die atemberaubende Natur, malerische Dörfer und flammend rote Sonnenuntergänge am Mekong, Authentizität und freundliche Gelassenheit der Bevölkerung ziehen von Jahr zu Jahr immer mehr Besucher an.

Das asiatischste Land der Welt Es ist ein Binnenland wie die Schweiz und liegt eingebettet zwischen Thailand und Vietnam, grenzt im Süden an Kambodscha und im Norden an

Der «Flair parisien», der im Kontrast zu den buddhistischen Tempeln und asiatischen Heiligtümern steht, ist genauso einzigartig wie der Umstand,

Tuk-Tuks sind ein bewährtes Fortbewegungsmittel in Laos.

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«Pha That Luang» in Vientiane

Pha That Luang Die «Grosse Stupa» oder auch «heilige königliche Reliquie» ist eine grosse buddhistische Stupa, also ein symbolisches Monument, es soll sich hier der Legende nach ein Heiligtum der «Mon» befunden haben. Anderen Überlieferungen zufolge soll ein Abgesandter des Königs Ashoka im Jahr 307 vor Christus eine Reliquie des Buddha hierhergebracht haben. Pha That Luang ist das Nationalsymbol von Laos.

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dass man in Vientiane vergebens nach Einheimischen sucht, die konzentriert auf ihre iPhones starren, während sie blind über den Asphalt laufen, wie es zum Alltagsbild in Hongkong, Tokio oder Bangkok gehört. Laos ist eine andere, vor vielen Jahren stehengebliebene Zeit, die nostalgische Sehnsucht und ein bisschen Dornröschen-Schlaf verströmt.

Wenn die Sonne untergeht Langsam versinkt sie wie ein leuchtender Feuerball am Horizont und wirft einen glutroten, funkelnden Kegel über die Wasseroberfläche. Touristen und Einheimische laufen über den ausgetrockneten und verstaubten Boden des teilweise ausgedörrten Flussbettes zum Ufer des Mekongs, vorbei an einer Gruppe «Offizieller Inoffizieller», die für das Spektakel am Flussufer 10’000 Laotische Kip, circa 1.20 Franken, kassieren, vorbei an lautstarken Beats, die aus den Autoboxen der Einheimischen dröhnen, die sich zu familiären Barbecues eingefunden haben. Die Stände des Nachtmarktes Riverside mit ihren roten Dächern sind schon fast alle aufgebaut. Es ist ein improvisierter


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Auf dem Flaggenplatz zwischen Nachtmarkt und Mekong turnen und grätschen Dutzende Frauen im Takt von «Despacito» und folgen den Anleitungen der Fitness-Lady mit Headset und Mikrofon. Kinder tollen herum, jagen Luftballons hinterher, asiatische Touristengruppen verhandeln Souvenirpreise, und die vergleichsweise wenigen Touristen aus Europa oder den USA nicken sich lächelnd zu. Unbekannte Menschen, geeint durch deren Minderheit und der Suche nach etwas längst Verschollenem und vom Massentourismus Verdrängtem, dem Echten und Unverfälschten.

Buddha-Park

Der Buddha-Park «Wat Xieng Khuan»

Markt im Freien, der jeden Abend erscheint und wieder verschwindet und wo Kleidungsstücke, Souvenirs, jede Menge Accessoires und allerlei Krimskrams angeboten werden. Es ist die am meisten überfüllte Gegend Vientianes, und es herrscht dichtes Gedränge. Entlang des Quai Fa Ngum, der den Nachtmarkt säumt, steigt Dampf aus den Woks und Grillplatten und wecken die Gerüche verschiedenster Gerichte sowohl den Hunger als auch panische Unentschlossenheit und die bohrende Frage: Welches Restaurant soll es sein? In den letzten Jahren hat sich Vientiane zu einem kulinarischen Hotspot gemausert, wo sich hervorragende Restaurants aus aller Welt mit den besten ihrer Heimatländer messen können.

25 Kilometer ausserhalb Vientianes liegt der mystische Park, der auch als «Xieng Khuan» bekannt ist und der entweder mit der Buslinie 14 vom Busbahnhof Vientiane oder per Tuk-Tuk erreicht werden kann. Die letzten Kilometer führen über eine holprige Schotterstrasse und kiloweise Staub, der sich in jeder Pore des Körpers festsetzt und auch das wiederum eine längst vergangene Erinnerung triggert. An Kindheitstage und Sandschlachten. Über 200 Statuen mit kryptischen Symbolen finden sich in der «Geisterstadt», die 1958 von Luang Pu, dem ehrwürdigen Grossvater, Bunleua Sulilat erschaffen wurde. Luang Pu Bunleua Sulilat war ein Priester, Schamane, Mythenmacher, Mystiker und Bildhauer mit einer grossen Anhängerschaft in Laos und später in Thailand und integrierte in einer besonderen Art der Mystik Hinduismus und Buddhismus. «Xieng Khuan» ist eine der ersten von Sulilat erbauten Skulpturen-Parks, wo die teilweise bizarren Statuen, die in Menschenform, als Götter, Tiere und Dämonen dargestellt sind, den Eindruck vermitteln, jahrhundertealt zu sein. Zu den eindrücklichsten Skulpturen gehört der 40 Meter lange liegende Buddha sowie die Skulptur eines überdimensionalen Kürbisses mit drei Stockwerken und den Bedeutungen Hölle, Erde und Himmel, dessen Eingang durch den weit aufgerissenen Mund eines Dämons führt. Wer über die Treppe von der Hölle bis in den Himmel steigt, gelangt zu einer Aussichtsplattform, von der aus sich der Buddha-Park aus der Vogelperspektive in voller Schönheit präsentiert. Die Rückfahrt nach Vientiane ist genauso eindrücklich wie der Weg dorthin. Staubkörner fegen schrammend über nackte Arme und Beine, vorbei an haufenweise Garküchen, teilweise verfallenen Häusern und Mopeds, auf dem fünfköpfige Familien ineinander verschachtelt über die Strassen brettern und lächelnd winken.

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Der Millennium Park ist ein 25 Hektar grosser Park mit GrĂźnanlage, Architektur und Kunst im Ăśffentlichen Raum.

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GRÜN, GRÜNER,

© Choose Chicago

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CHICAGO Geburtsort des Wolkenkratzers, Startpunkt der Route 66, eine spektakuläre Skyline und zudem die grünste Grossstadt Amerikas. Mit nachhaltigen Projekten wird aus der ehemaligen Ganovenstadt eine umweltfreundliche Vorzeigemetropole. Anna Karolina Stock

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© Choose Chicago

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Legendär: das «Chicago Theatre»

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© Adam Alexander, Choose Chicago

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chon in den 1950ern sang Frank Sinatra in einer Hymne auf die Stadt: «You’ll lose the blues in Chicago.» Und auch heute ist die Stadt am Lake Michigan für viele die bessere Alternative zu New York – oder anders gesagt, das New York des Mittleren Westens. Dass sich Chicago zu einer Metropole mit derartiger Lebensqualität mausern würde, war in den 1920ern noch nicht ersichtlich – damals, als der berüchtigte Gangsterboss Alphonse Gabriel «Al» Capone die Unterwelt beherrschte und ihr den Ruf als gesetzlose Stadt verschaffte. Noch bis heute hat sie mit einigen weniger schmeichelhaften Beinamen zu kämpfen: «The Second City» (nach New York City), «The Windy City» wegen des eisigen Winterwindes oder «Meatpacking City» (auf Deutsch: Stadt der Fleischverpackung). Letzterer rührt daher, dass Chicago ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Zentrum der amerikanischen Fleischverarbei-

Der berühmte «L Train» von Chicago

tungsindustrie galt. Mit der Industrialisierung wurde in Chicagos Schlachthöfen das Fliessband erfunden, und die Lohndrückerei wurde perfektioniert – Kapitalismus, wie er leibt und lebt.

Chicagos Schlachthöfe im Wandel Mittlerweile werden die alten Schlachthäuser nach und nach saniert und umfunktioniert. In eine der ehemaligen Fabriken ist 2011 «Plant Chicago» eingezogen. Die von John Edel gegründete gemeinnützige Organisation vereint diverse Umweltprojekte, unter anderem einen Hydrokultur-Garten, eine Fischfarm und die «Whiner Beer Company». Alles beruht auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft (Netto-Null-Energiesystem), in dem auch Abfälle eine wertvolle Aufgabe haben. Anstatt sie auf Deponien verkommen zu lassen, werden sie erneut als Rohstoff verwendet. «Das in der Brauerei verbrauchte Getreide wird mithilfe einer speziellen Anlage in Strom umgewandelt, der wiederum dem Fabrikgebäude zugeführt wird», berichtet Brau-

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ereimeister Brian Taylor. Die besten natürlichen Ressourcen seien diejenigen, die bereits extrahiert wurden. Kein Wunder also, dass im «Plant» Do-ityourself- und Upcycling-Workshops an der Tagesordnung sind. «Wer etwas über Aquaponik und die Doppelnutzung von Wasser lernen will, ist in meinem Workshop genau richtig», erklärt Plant-Mitarbeiter Eric Weber. Das Verfahren vereint die Aufzucht von Fischen in einer kreislaufbasierten Aquakultureinheit und die hydroponische Kultivierung von Nutzpflanzen – in Europa auch unter dem Begriff «Tomatenfisch» bekannt. Dass der Betrieb von Aquaponiksystemen noch immer in den Startlöchern steckt, obwohl er umweltverträglicher und nachhaltiger nicht sein könnte, will Plant Chicago ändern. Man müsse den Menschen ein Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen.

«Green Chicago» – eine Stadt blüht auf Genau das wird sich auch Ex-Bürgermeister Richard M. Daley (bis 2011 im Dienst) gedacht haben, als er 1989 den ersten Baum der «Tree Planting Campaign» pflanzte und damit den Startschuss zu «Green Chicago» gab. Fast 30 Jahre und eine halbe Million Bäume später haben alle Schnellstrassen der Stadt bepflanzte Mittelstreifen, hat der städtische Fuhrpark grösstenteils umweltfreundliche Hybridfahrzeuge und die City Hall, das Rathaus von Chicago, ein grünes Dach. Die Inspiration dazu soll Richard M. Daley bei einem Besuch der deutschen Partnerstadt Hamburg gefunden haben. Nachdem das aufwendig und kostspielig begrünte Dach das Rathausgebäude im Sommer nachweislich abkühlte, Regenwasser zurückhielt und letztlich die Energiekosten senkte, wurde den Hamburgern ganz herzlich gedankt und wurden viele weitere Gebäude mit Dachgärten versehen. Mittlerweile verschönern über 400 Gärten die Dächer von Chicago – mehr als in allen anderen amerikanischen Städten zusammen.

Chicago schon immer ein grösseres veganes Angebot gewünscht. So wie in LA oder New York», schildert Mun. «Dann bot sich mir die Gelegenheit, selbst für diese Veränderung zu sorgen, und ich dachte mir, let’s do it.» Seit der Übernahme des «Alice & Friends’ Vegan Kitchen» kreiert sie mit ihrem multikulturellen Team neue Desserts und asiatisch inspirierte Speisen. Die Zutaten stammen grösstenteils von lokalen Produzenten, und im Sommer gibt es Kräuter aus Eigenanbau. Der vegane Käse wird wie fast alles hausgemacht. Muns Ziel ist es, ähnlich wie bei «Alice im Wunderland» ein unbeschwertes Reich

Nichtsdestotrotz ist das grüne Herz von Chicago der zehn Hektar grosse Millennium Park, der sich seit 2004 über zwei Parkgaragen und den Bahnhof für Vorortzüge erstreckt und damit das grösste grüne Dach der Stadt ist. Man könnte tadelnderweise meinen, dass sich die Bauherren der Elbphilharmonie ein Beispiel am Bau des Millennium Parks genommen haben, denn auch dieser hat mehrere 100 Millionen Dollar mehr gekostet und vier Jahre länger gedauert als geplant (die Eröffnung war ursprünglich zur namensgebenden Jahrtausendwende geplant). Das Ergebnis lässt sich jedoch sehen: eine Mischung aus Naherholungsgebiet, Kunstausstellung und kulturellem Veranstaltungsort.

Mun Wong: Unternehmerin mit pflanzlicher Herzensangelegenheit Mit den Dachgärten kehrten auch die Bienen in die Stadt zurück. Auf dem Chicago Cultural Center und der City Hall sind Bienenstöcke beheimatet, deren Bewohner im Sommer die Blüten zahlreicher Parkanlagen und Gärten bestäuben. Mit dem speziellen «Rooftop Honey», den es sogar zu kaufen gibt, kann man Mun Wong allerdings nicht locken. In ihrem kleinen asiatischen Restaurant im Stadtteil Edgewater geht nur rein pflanzliche Kost über die Theke. Ursprünglich hatte die in Macau geborene Chinesin rein gar nichts mit der Gastronomiebranche am Hut. Seit 12 Jahren leitet sie mit ihrem Mann erfolgreich ein Unternehmen für Sicherheitssysteme und wurde 2016 vom «Chicago Business Journal» unter die 50 einflussreichsten Frauen Chicagos gewählt. Dass sie das Restaurant, in dem sie davor selbst immer wieder gegessen hatte, übernehmen würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. Es war Schicksal – und eine Herzensangelegenheit. «Ich habe mir für

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«Crown Fountain» im Millennium Park


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für Veganer und Pflanzenbewusste zu schaffen und ihnen das «Vegan-sein» so schmackhaft und einfach wie nur möglich zu machen. Dafür nimmt sie auch eine 100-Stunden-Woche in Kauf, die sie durch die Doppelbelastung mit ihrem Job bei «VinTech Security Systems» hat. «Chicago ist eine dynamische und fortschrittliche Stadt mit sehr hoher Lebensqualität und wichtiger Vorbildfunktion», findet die Unternehmerin. Das bedeute aber nicht, dass Amerikas grünste Stadt nichts mehr verbessern könnte. «Besser geht es ja immer, wie man so schön sagt», konstatiert Mun und widmet sich einem ihrer neuen Rezepte. Mit der Weiterführung des Restaurants hat die Asiatin bereits einen bedeutenden Beitrag geleistet: Chicagos Gastro-Landschaft zählt ein grünes Restaurant mehr. Ihr Motto: «Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest.»

© Alice Achterhof, Choose Chicago

© Adam Alexander, Choose Chicago

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt von Choose Chicago.

Perfekte Flaniermeile: der «Riverwalk»

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WUNDERLAND

KAPPADOKIEN

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Unter einer Landschaft wie aus dem Märchenbuch verbergen sich geheimnisvolle unterirdische Städte: Ob bei einer Ballonfahrt hoch über den Feenkaminen oder bei einem Höhlenexkurs tief unter die Erde – in Kappadokien, im Herzen der Türkei, gibt es einiges zu entdecken. Remo Schatz


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von über 10’000 Quadratkilometern. Die eindrücklichsten Felsformationen finden sich bei der Ortschaft Göreme, die 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.

Natur und Kultur Es sind nicht nur die eindrücklichen Steinformationen, die diese Region so einzigartig gestalten, sondern auch die vielen Höhlen, in denen bereits im zweiten Jahrhundert die ersten Christen Schutz vor den Römern suchten. Hier haben die einstigen Bewohner neben Wohnräumen und Kirchen auch ganze Klosterkomplexe in das Tuff-Gestein geschlagen. Diese Höhlenbauten und die darin enthaltenen Fresken sind heute das Letzte, das noch an eine einstige Besiedelung durch Christen erinnert; denn auf den Beginn der türkischen Vorherrschaft im 11. Jahrhundert folgte hier der Niedergang des Christentums. Türkische Bauern hatten die vorhandenen Klosterräume, nach der Abwanderung der Christen, umgebaut und noch bis ins 20. Jahrhundert als Lagerräume und Ställe verwendet. Erst 1964 wurde der Wert dieser Denkmäler erkannt, und die Bauwerke wurden teilweise geschützt und restauriert. Wo es gefahrlos möglich ist und die Bauten nicht zu stark beschädigt sind, können diese heute auch besichtigt werden. Schon beim Betreten eines solchen Höhlengebäudes ist es schwer vorstellbar, dass dieses grösstenteils von Menschenhand in den Stein gehauen wurde. Noch schwerer wird es allerdings bei den über 36 unterirdischen Städten und kilometerlangen Tunnelsystemen, die sich unter Kappadokien verbergen.

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Traumhafte Aussicht: mit dem Heissluftballon über die Landschaft Kappadokiens.

ur eine Flugstunde von Istanbul entfernt, in Zentralanatolien, befindet sich eine einzigartige Landschaft. Vor rund 60 Millionen Jahren schufen mehrere Vulkanausbrüche in Kappadokien eine bis zu 150 Meter dicke Gesteinsschicht, durch deren unterschiedliche Härte und die Erosion im Laufe der Jahrhunderte unzählige Gesteinstürme mit bizarren Formen entstanden – die sogenannten «Feenkamine». Insgesamt verteilen sich diese Feenkamine auf einer Fläche

Tief unter der Erde Nur wenige Kilometer südlich von Göreme, im heutigen Derinkuyu, befindet sich eine dieser unterirdischen Städte. Es ist eine der wenigen, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Besucher gelangen hier durch enge Tunnels und über steile Treppen bis zu 50 Meter tief unter die Erdoberfläche, wo trotz des Scheinwerferlichts eine unheimliche Atmosphäre herrscht. Unter den fünf begehbaren sollen sich noch mindestens zwei weitere, für Besucher gesperrte Etagen befinden. Die Stadt erhielt ihre heutige Form von den christlichen Bewohnern zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert, die in den unterirdischen Räumlichkeiten Schutz vor Feinden und vor dem rauen Klima an der Oberfläche suchten. Wo die oberen

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Höhlengebäude finden sich in ganz Kappadokien

Stockwerke hauptsächlich als Schlaf- und Wohnräume, aber auch als Stallungen für Tiere verwendet wurden, finden sich weiter unten Versammlungsräume, Kirchen und Gräber. In den vielen Lagerräumen konnten, dank des milden Klimas unter der Erde, Lebensmittel auch bei schneereichen Wintern und heissen, trockenen Sommern lange aufbewahrt werden.

vulkanischen Untergrund mit Nährstoffen anzureichern, wurden sehr viele Taubenschläge in die Felswände geschlagen, und der Kot der Tiere wurde als natürlicher Dünger verwendet. Aus Kostengründen wird heute zwar überwiegend Kunstdünger eingesetzt, Taubenkot kann aber nach wie vor in Säcken erworben werden.

Aus der Sicht der Tauben Noch im vergangenen Jahrhundert wurden in dieser Region etliche riesige unterirdische Lagerräume gebaut, in welchen bis heute ein Grossteil der in der Türkei geernteten Zitronen und Kartoffeln gelagert wird. Auch Kappadokien ist seit jeher von einer bäuerlichen Kultur geprägt, und es gedeihen hier viele Früchte und vor allem Reben. Um den

Wussten Sie …? Beim Besuch einer Höhlenkirche fällt auf, dass bei vielen antiken Fresken die Augen der Gesichter ausgekratzt wurden. Mit dem so gewonnenen und für heilig gehaltenen Farbstaub wurde früher versucht, Krankheiten zu heilen.

Unterwegs Wer in der Türkei reist, sollte immer einen kleinen Betrag an Bargeld mit sich führen, da Kartenzahlungen vielerorts nicht akzeptiert werden. Neben Türkischen Lira werden auch Euro gerne angenommen.

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Wer die wunderschöne Landschaft auch mal aus der Perspektive dieser Tauben betrachten möchte, dem empfiehlt sich eine Ballonfahrt zu Sonnenaufgang. Eine Heissluftballonfahrt über der Vulkanlandschaft ist ein ganz besonderes Highlight und wird von so vielen Unternehmen angeboten, dass sich zu den Morgenstunden mehrere Dutzend Ballone am Himmel sammeln. Die Ballonfahrer verstehen ihr Handwerk gut und lassen die Ballone ganz nahe an die Felsen treiben, bevor sie dann hoch über die Feenkamine steigen. Von hier oben schweift der Blick über die unzähligen Täler mit ihren Felsformationen bis zum Sonnenaufgang am Horizont. Die Möglichkeiten, die sich bieten, um diese eindrückliche Region zu erkunden, sind fast endlos. Ob Fahrradtouren, Wanderungen, Reittouren, Ballonfahrten oder Höhlenexkurse – hier ist bestimmt für jeden etwas dabei, doch egal, ob vom Boden oder auf rund 500 Meter Höhe, Kappadokien bietet aus allen Perspektiven ein eindrückliches Panorama.


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AUF

Reisen

Som merzeit ist Reisezeit. Und a m besten lässt es sich m it Equ ipment reisen, das n icht nu r g ut aussieht, sondern auch nützl ich ist. BY

VICTORINOX

Das Motto des DesignWettbewerbs 2018 war «Places of the World». Einer der Gewinner ist das Sujet «Cappadocia». Limited Edition. Taschenmesser mit 7 Funktionen.

TUDOR

«Black Bay S&G»: Nach einer Ausführung innerhalb der berühmten «Black Bay»-Linie aus Edelstahl und Gold und neuer Datumsanzeige ist die Uhr nun auch mit einem champagnerfarbenen Zifferblatt erhältlich.

G-ROUGH

Eine traumhafte Residenz in Rom ist das malerische Hotel «G-Rough» an der Piazza di Pasquino. Das 5-Sterne-Hotel befindet sich in einem Gebäude des 17. Jahrhunderts und ist nur 3 Gehminuten von der Piazza Navona entfernt.

PORSCHE & RIMOWA

«PTS Multiwheel ® Ultralight Edition» – robuster, ultraleichter Trolley mit 4 Multiwheel-Rollen, passend für alle Porsche-Modelle, versenktes TSASchloss, Material: 100 % Polycarbonat, Kabinengepäck nach IATA-Norm.

BURBERRY LEICA

Das Objektiv «Leica Noctilux-M 1:1,25 / 75 ASPH.» arbeitet mit neun Linsen in sechs Gruppen. Um eine optimale Abbildungsleistung über den gesamten Bildbereich zu gewährleisten, wurden zwei asphärische Linsen eingesetzt.

«The Small»: zeitloser, von Military-Designs aus dem Archiv inspirierter Rucksack mit Vintage-Check-Muster in Graffiti-Optik. Kann durch zusätzliche Riemen auch als Crossbody-Tasche getragen werden. Lederbesätze vollenden die Tasche.

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EINE

STADTDER

GEGENSÄTZE

Kaum eine Stadt hat so viele Gesichter wie Australiens älteste und grösste Stadt Sydney. Ob Sightseeing, Beachvolleyball-Turniere, Tauchtouren, romantische Ausflüge zu einsamen Lagunen oder Surfen, das sind nur einige der unzähligen Möglichkeiten, die diese Metropole bietet. Eine Reise nach Sydney wird garantiert eine Traumreise fürs Leben! Nicht nur, weil es am anderen Ende der Welt liegt. Nike Schröder

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ch sitze an Bord einer Cessna «Caravan Amphibians», eines Wasserflugzeugs, und fliege gerade direkt über das Sydney Opera House. Steht man davor, heisst es, soll das Operngebäude an die Vorderansicht von Kreuzfahrtschiffen erinnern, aber von hier oben sehen die gekrümmten Dachschalen aus wie imposante Reste eines Dinosaurierskeletts. Die Entstehung des Sydney Opera House ist mindestens genauso interessant wie seine beeindruckende Erscheinung. Die weltweite Ausschreibung gewann 1957 der dänische Architekt Jørn Utzon. Er hatte zwar nur ungenaue Skizzen eingereicht und verstiess damit gegen die Wettbewerbsregeln, aber die internationale Jury war so angetan von der komplexen Geometrie der Dachkonstruktion, dass sie darüber hinwegsah. Genau diese Konstruktion jedoch bereitete in der Planung grosse technische Probleme und musste immer wieder neu berechnet werden. 44 Zeichner erstellten mehr als 1700 Pläne, bis die stets steigenden Baukosten zur Sperrung der Gelder führten und Utzon sein Team nicht mehr bezahlen konnte. Es kam zu Streitereien, woraufhin der Architekt Australien verliess und nie wieder zurückkehrte. Den 100-Millionen-Dollar-Bau, der letztlich von der Lotterie und Spenden australischer Glücksspieler finanziert wurde, eröffnete Königin Elisabeth II. schliesslich 1973. Acht Jahre später als geplant. Es ist immer wieder eine schöne Geschichte, die sich Touristen aus der ganzen Welt während einer Backstage-Opernhaus-Führung zu Gemüte führen. Aber ich sitze ja immer noch im fliegenden Boot und geniesse bereits ein anderes Panorama. Vorbei an den Beachfront-Luxusvillen der Rich & Famous Sydneys bis zum «Golden Sand» am Bondi Beach, dem bekanntesten Strand Australiens. Es gibt mehr als 100 Strände im Stadtgebiet, doch Bondi ist gleichermassen ein Magnet für Touristen und Einheimische. Abends treffen sich Studenten und Millionäre zum gemeinsamen Surfen oder für ein paar Runden in den Iceberg Pools an dessen südlichem Ende. Der Meerwasserpool ist legendär und ganzjährig geöffnet. Auch wenn im australischen Winter – zwischen Juni und August – die Temperatur schon mal unter 7 Grad sinken kann, wer Mitglied des Schwimmclubs «Bondi Icebergs» werden will, für den heisst es: «It’s never cold enough! You’re an Iceberg! Toughen up!»

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Sydney von oben Wunderbar! Dieser erste Eindruck Sydneys entlang der spektakulären Coastline von oben. Die Wasserflugzeuge wurden ursprünglich zur Auslieferung wichtiger Post eingesetzt, weil sie entlang der Küste überall schnell landen konnten. Wir setzen jetzt auch zur Landung an, am Rose Bay Harbour, wo das stylishe Terminal von «Sydney Seaplanes», dem grössten Wasserflugzeugbetreiber Australiens, liegt. Das Terminal ist ein Mix aus exklusiver Abflug-Lounge und Cocktailbar, wo die Passagiere vor dem Abflug zu Austern in Champagnervinaigrette greifen können. 75 Prozent der Kunden sind Australier, die sich weniger für Sightseeing interessieren als für Flüge zu exklusiven Dining-Locations oder einsamen Picknick-Stränden zu besonderen Anlässen.

Legendär: der «Bondi Beach» in Sidney


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Immer einen Besuch wert: das «Australian National Maritime Museum»

Für Sydneysiders Für «Sidneysiders», so nennen sich die Bewohner der australischen Hauptstadt selbst – spielt sich das Leben im und am Wasser ab. Wenn sie nicht surfen, segeln oder schwimmen, so halten sie sich doch am liebsten in Bars und Restaurants in Wassernähe auf, wie dem «Q Dining» direkt am «Circular Quay» mit Blick auf an- und abfahrende Fähren, Kreuzfahrtschiffe, die Sydney Harbour Bridge und hervorragender Küche.

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Entspannung pur im «Sofitel Sydney Darling Harbour», mit Blick über die Stadt

Luxus pur – Kaviar-Tasting Aus der Luft geht es jetzt auf das Wasser. Mit einem Champagner- und Kaviar-Tasting im 5-SterneLuxushotel «Sofitel Sydney Darling Harbour» direkt am Hafen, das Ende 2017 neu eröffnet wurde. Welches geeignetere Fortbewegungsmittel könnte ich für eine Route von Hafen zu Hafen wählen als ein Wassertaxi. Wir rauschen vorbei an imposanten Kreuzfahrtschiffen und beeindruckenden Yachten wie etwa Sydneys Luxus-Super-Yacht «Quantum». Top Brands feiern dort gerne wichtige Vertragsabschlüsse im exklusiven Kreis, und Kunden wie Elton John oder Katy Perry laden zu opulenten Privatpartys.

Skyline open end Nach 20 Minuten: Ankunft in Darling Harbour, einem der dynamischsten Erholungs-und Freizeitviertel Sydneys. Unter anderem liegen hier das «Sydney Convention and Exhibition Centre», das

360 Grad – Luxus-Dining im Salon Privé Noch eine Runde bitte! In der «O Bar and Dining» verändert sich der Blick auf die Stadt ständig, denn die Location dreht sich innerhalb einer Stunde um 360 Grad. Sydney Opera House und Harbour Bridge inklusive! Für private Events: O Bars Salon Privé für im Minimum 12 Personen. An Silvester muss man dafür allerdings ein Jahr im Voraus buchen.

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«Sydney Aquarium», das «Harbourside-ShoppingCentre» oder das «Australian National Maritime»Museum. Das Viertel liegt zentral und hat trotzdem seinen maritimen Charme. An Silvester findet hier jedes Jahr ein pyrotechnisches Spektakel statt. Besonders imposant ist es, wenn man es vom höchsten Tower in Darling Harbour bewundern darf, dem neu erbauten «Sofitel Sydney Darling Harbour». 35 Stockwerke mit atemberaubendem Ausblick auf Sydneys Skyline. Ob vom Infinitypool, den drei Bars oder vom Topfloor aus, dem «Club Millésime» – einem exklusiven Bereich für Clubmitglieder.

Teuerster Champagner beim Kaviar-Tasting Kaviar-Tasting in der Champagne-Bar mit feinstem iranischen Kaviar zu Blinis. Auf dem Menu stehen auch Foie-gras- und schwarze Trüffel-Macarons oder Champagner-Lollipops. Aber das absolute Champagner-Luxuspaket, verrät General Manager Greg Brady, sei eine 22’000 Dollar teure Flasche edelsten Champagners, die derzeit teuerste Flasche der Stadt und bisher erst dreimal nach Australien ausgeliefert. Sein Geheimtipp für Sydney aber ist weniger luxuriös. Am Wochenende gehe er gern surfen am Manly Beach, das sei wie in Kalifornien in den 70ern. «So laid back!»


TRAVEL & LIFESTYLE

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WÜSTEN

DIE AUS TAUSENDUNDEINER NACHT Der Oman gilt nach einem Bericht der UN als das Land, das seine soziale und wirtschaftliche Lage in den letzten 40 Jahren am meisten verbessern konnte, und steht auf Platz vier der sichersten Länder der Welt. Der Aufwind, in dem sich das Land noch immer befindet, macht es auch für Touristen zunehmend attraktiver. Remo Schatz I

Tourismusministerium Oman

Durch ihre schier endlosen Weiten üben die Wüsten des Omans einen ganz besonderen Reiz auf abenteuerlustige Touristen aus.

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ank des grossen Erdöl- und Erdgas-Exports befindet sich die Wirtschaft des Omans noch immer in ihrer Blütezeit. Als ältester unabhängiger Staat der arabischen Welt gelang es dem Sultanat Oman, seine Gesellschaft zu modernisieren und dabei die wesentlichen Aspekte seiner Kultur und seines Erbes zu erhalten. Dank der wunderbaren Kombination aus zeitloser Tradition und modernem Leben bietet das Land seinen Besuchern einmalige Einblicke in die arabische Welt, ohne sie dabei mit übermässigem Reichtum zu blenden.

Mit knapp 4,5 Millionen Einwohnern und Wüsten, die über 70 Prozent des Landes bedecken, ist Oman eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Die meisten Einwohner leben an den Küstenregionen und in der Hauptstadt Maskat, die als Tor zum Oman gilt und für Besucher den idealen Ausgangspunkt darstellt, um die Kultur des Sultanates kennenzulernen und das Land zu erkunden.

Maskat Die Hauptstadt beeindruckt mit ihrer traditionellen Architektur, den traumhaften Stränden, die das ganze Jahr über zum Baden einladen, und einer Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, wie die grosse «Sultan Qaboos»-Moschee oder der königliche «Al Alam»-Palast, welche die weissen und sandfarbenen arabischen Häuser überragen. In ganz Maskat gehen altehrwürdige Traditionen nahtlos in einen modernen Alltag über, was der Stadt einen ganz besonderen Charme verleiht. Neben dem ersten Opernhaus der Arabischen Halbinsel, dem «Royal Opera House», kann hier auch der Souk von «Muttrah», einer der ältesten Basare in ganz Arabien, besucht werden; hier werden Kleidung und technische Gadgets direkt neben traditionellem Kunsthandwerk und Schmuck angeboten. Die omanische Kultur reicht hier in fast jeden Aspekt des täglichen Lebens, und auch die Gastfreundschaft der Einheimischen, die sich über Besucher aus anderen Ländern freuen, trägt viel zum Charme dieser Stadt bei. Eine Einladung zum gemeinsamen omanischen Kaffee im Schatten einer Dattelpalme sollte auf jeden Fall angenommen werden. Mit ihrer besonderen Lage zwischen dem Hauptmassiv des Landes, dem «Hadschar»-Gebirge, und dem Arabischen Meer lockt die Hauptstadt seit jeher viele Entdecker. Ob Schnorchelausflüge zu den bunten Korallenriffen der «Daymaniyat»Inseln oder eine Wanderung auf dem «Jebel Shams», dem höchsten Berg des Landes – von Maskat aus werden unzählige Attraktionen und Touren angeboten. Zu einem der schönsten Erlebnisse im Oman gehört auch ein Ausflug in die grossen Wüstenlandschaften, und wer das Abenteuer und die Natur liebt, sollte sich diese auf keinen Fall entgehen lassen.

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Ash Sharqiya Sands Durch ihre schier endlosen Weiten und ihre beeindruckende Stille üben die Wüsten des Omans einen ganz besonderen Reiz auf abenteuerlustige Touristen aus. Die «Ash Sharqiya»-Wüste, von den Einheimischen auch «Wahiba Sands» genannt, liegt, nur zweieinhalb Stunden von Maskat entfernt, im Herzen des Omans und eignet sich sowohl für einen Tagesausflug wie auch für mehr tägige Expeditionen. Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, diese weitläufigen und eindrücklichen Wüstenlandschaften zu erkunden: Wer körperlich fit ist, kann sich am Morgen und am Abend, wenn es in der Wüste etwas kühler ist, einer Wandergruppe anschliessen und die Region zu Fuss besichtigen. Wer es aber lieber etwas gemütlicher mag, dem bietet sich eine Tour im Geländewagen oder auf einem Dromedar an. Damit alles reibungslos verläuft, sollten alle Touren in Begleitung eines erfahrenen Guides erfolgen. Zudem sollte genügend Wasser und Essen eingepackt werden. Die attraktiven Landschaften dieser Wüste reichen von klassischen, hohen Sanddünen, die im Laufe des Tages ihre Farbe von Weiss, über Gelb zu Rot wechseln, bis zu felsigen Flächen, mit ihren in unterschiedlichen Farbtönen schimmernden Steinen. Neben der atemberaubenden Landschaft erhalten

Besucher der Wüste auch spannende Einblicke in den Alltag der am Wüstenrand lebenden Beduinen, welche auch bei einem kürzeren Ausflug unbedingt besucht werden sollten. Ebenfalls sollte ein Tagesausflug so geplant sein, dass der wunderschöne Sonnenuntergang über den Dünen erlebt werden kann. Wer gleich mehrere Tage in der Wüste verbringen möchte, darf sich auf lauschige Nächte unter dem atemberaubenden Sternenhimmel freuen. Besucher und Abenteurer, die auf der Suche nach einem einzigartigen Urlaubserlebnis sind, werden im Oman bestimmt fündig. Die Fülle an natürlicher Schönheit, von spektakulären Bergen, riesigen Wüsten und kilometerlangen Stränden und der Gastfreundschaft der Omanis geprägt, lassen jede Reise in den Oman zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Reisezeit Die ideale Reisezeit für Oman liegt zwischen September und März, wenn die Temperaturen knapp unter 30 Grad betragen. In den Sommermonaten, von April bis September, steigt das Thermometer nicht selten über die 40-Grad-Marke. #ExperienceOman

Ob an Land oder auf dem Wasser – der Oman hat für jeden etwas zu bieten.

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UHREN

SOMMER 2018

WAS ZÄHLT, SIND WERTE Feine, luxuriöse Armbanduhren sind und bleiben ein Thema. Das weiss die Uhrenindustrie nur zu gut. Und sie tut alles, um den männlichen und weiblichen Wünschen gerecht zu werden. Gisbert L. Brunner

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ielfalt wird in der Luxusuhren-Branche gross geschrieben. Die Manager wissen nämlich nur zu gut, dass die Ansprüche der potenziellen Kundinnen und Kunden beständig wachsen. Das Bestreben, möglichst vielen etwas zu bieten, war während des Genfer Uhrensalons SIHH im Januar ebenso zu spüren wie beim Rundgang durch die Baselworld 2018. In der Stadt am Rhein ist die Zahl der Aussteller zwar fast um die Hälfte gesunken, der Qualität hat dieser Exodus freilich nicht geschadet. Für renommierte Aussteller wie Breitling, Hublot, Patek Philippe, Rolex, TAG Heuer oder Zenith, um an dieser Stelle nur einige zu nennen, ist diese Veranstaltung absolut unverzichtbar. Hier begegnen sie jenem Publikum, das Luxus, Qualität und den Wert namhafter traditionsreicher Marken zu schätzen weiss.

Zertifizierte Präzision 155 Exemplare wird TAG Heuer von einer neuen Ausführung der 55 Jahre alten «Carrera» fertigen. Ihr Beiname «Tête de Vipère», also «Kopf der Viper», resultiert aus der Tatsache, dass die offizielle Genauigkeitsprüfung der ganzen

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WATCHES & JEWELLERY

TAG Heuer

Uhr mit Rotoraufzug, Schaltradchronograph und Minutentourbillon beim Observatorium Besançon erfolgt. Der 16-tägige Test geht in fünf Lagen und bei drei unterschiedlichen Temperaturen über die Bühne. Die maximale tägliche Gangabweichung muss sich im Bereich zwischen minus vier und plus sechs Sekunden bewegen. Seit 2006 haben nur rund 500 Zeitmesser dieses seltene Gangzeugnis erhalten. Das Kaliber Heuer 02-T hat die Manufaktur selbst entwickelt. Auch die Fertigung der elementaren Komponenten, die Montage und Regulierung erfolgen im eigenen Haus. Schutz bis zu zehn bar Wasserdruck bietet ein 45 mm grosses, nachtblaues Keramikgehäuse. Viele neugierige Blicke gestatten die durchbrochene Gestaltung des Zifferblatts und der Sichtboden.

Akkurat gesprungen Walter Lange hielt grosse Stücke auf das 1877 für A. Lange & Söhne patentierte «Secundenwerk». Der Enkel des Firmengründers starb 2017. Ihm zu Ehren entstand die «1815 Homage to Walter Lange». Ihr Manufaktur-Handaufzugskaliber L.1924 besitzt Zeiger für Stunden, Minuten und, bei «6», auch einen für secunda diminutiva pars. Im Zifferblattzentrum gibt es ferner noch einen anhalt-, aber nicht nullstellbaren Zeiger. Nach dem Starten vollzieht er akkurate Sekundensprünge. Für die zugehörige Mechanik nahmen die Techniker Anleihen beim überlieferten Vorbild. Das aus 253 Komponenten assemblierte Uhrwerk zeichnet sich aus durch 60 Stunden Gangautonomie, handgravierten Unruhkloben sowie Schwanenhals-Feinregulierung

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Parmigiani Fleurier

WATCHES & JEWELLERY

A. Lange & Söhne

für den Anker-Abfall. Zu haben sind 145 Stück in Rot-, 90 in Weiss- und 27 in Gelbgold. Wohltätigen Zwecken diente die Versteigerung eines Unikats in Edelstahl. Am 13. Mai 2018 erlöste es bei Phillips in Genf 852’500 Schweizer Franken.

Ergebnis eines Missgeschicks Die Kalender zeigten 2008, als Parmigiani Fleurier mit «Kalparisma» seine erste Kollektion mechanischer Damenuhren vorstellte. Zum zehnten Jubiläum darf sich das zarte Geschlecht an der «Kalparisma Nova Galaxy» erfreuen. Ihr aussergewöhnliches Zifferblatt besteht aus Aventuringlas.

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Dessen Entstehungsgeschichte im 19. Jahrhundert ist einem Missgeschick im venezianischen Murano zu verdanken. Dort kippte ein Arbeiter versehentlich Kupferspäne in einen Behälter mit geschmolzenem Glas. Die glitzernden Metalleinschlüsse verfehlten ihre Wirkung nicht. In diesem Sinne bedeutet der italienische Ausdruck «a l’avventura» auch nichts anderes als «zufallsbedingt». Die roségoldene, auf 50 Stück limitierte Armbanduhr trägt am Gehäuserand 46 Top Wesselton-Diamanten von insgesamt rund 0,84 Karat. Innen tickt die Manufaktur-Automatik PF332. Zu ihren 220 Teilen gehört ein massiver Goldrotor. Zwei Federhäuser


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Carl F. Bucherer

Handgelenk einnehmen kann. Ganz innen vollzieht die Unruh stündlich 21’600 Halbschwingungen. Das Gehäuse, erhältlich aus 18-karätigem Weissoder Rotgold, misst lediglich 46,5 Millimeter. Im Reigen aller neun «Histoire de Tourbillon»-Modelle ist es das kleinste, wozu auch der schmale Gehäuserand beiträgt. Allerdings verlangen die dreidimensionalen Bewegungen des 20,5 mm grossen Tourbillons einen Tribut an die Bauhöhe. Vorne gestattet ein stark bombiertes Saphirglas den Blick auf die zeitbewahrende Mechanik mit retrograden Zeigern für Minuten und Stunden. Letzterer bewegt sich sprunghaft vorwärts. Eine transparente Kuppel über dem Drehgang kennzeichnet schliesslich auch die Rückseite. Der Nobeljuwelier und -uhrmacher hat die Edition dieser Armbanduhr auf zwei Mal zehn Exemplare beschränkt.

Tourbillon ganz anderer Art

Harry Winston

speichern Energie für 55 Stunden Gangautonomie. Selbstredend besitzt das 37,5 x 31,2 mm grosse Gehäuse einen Sichtboden, durch den sich die feine Mechanik zeigt.

Dreidimensional gedreht Zur Kompensation der negativen Schwerkrafteinflüsse auf die Ganggenauigkeit des aus 408 Bauteilen assemblierten Handaufzugskalibers HW4504 bewegt sich das Drehgestell der «Histoire de Tourbillon 9» von Harry Winston um insgesamt drei Achsen. Somit wirkt es in praktisch allen Positionen, welche ein Zeitmesser beim Tragen am

Zum zehnten Jubiläum des hauseigenen Automatikwerks mit peripher gelagerter und drehender Schwungmasse präsentiert Carl F. Bucherer das Kaliber CFB T 3000. Beim 43 mm grossen, bis drei bar wasserdichten Roségold-Newcomer treibt das Familienunternehmen sein peripheres System auf die Spitze. Aussen gelagert ist nämlich auch das Tourbillon. So scheint es im Uhrwerk zu schweben. Von vorne und hinten zeigt es sich gleichermassen gut. Möglich machen es drei seitlich positionierte Keramikkugellager. Sie halten das filigrane Gebilde sicher und bewirken zudem reibungsarme Rotationen. Anker und Ankerrad bestehen aus Silizium. Dank ausgesprochen glatter Oberfläche arbeitet das Duo nahezu reibungsfrei, was nicht unwesentlich zu den 65 Stunden Gangautonomie beiträgt. Amtlicher Beleg für tadellose Funktion und präzisen Gang ist das offizielle COSC- Chronometerzeugnis, welches jedes «Manero Tourbillon Double Peripheral» vor der Lieferung erworben hat. Den für die Prüfung obligatorischen Sekundenzeiger hat Carl F. Bucherer ins Drehgestell des Minutentourbillons integriert.

Gelobt sei, was hässlichen Kratzern widersteht Keramik ist leicht, antiallergisch und vor allem kratzfest. Letzteres Merkmal verspricht lange anhaltende Attraktivität. Vorsicht sollten die künftigen Besitzerinnen und Besitzer einer Girard-Perregaux «Laureato Skeleton Ceramic» dennoch walten lassen. Ein Sturz auf den Steinboden kann dem Gehäuse Schaden zufügen. Die inneren Werte bestehen in der durchbrochen ausgeführten Manufaktur-Automatik GP01800-0006. Sie baut

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4,16 mm hoch und besitzt einen Durchmesser von 30,6 mm. Für ein Exemplar dieses Uhrwerks mit vier Hertz Unruhfrequenz benötigen die Uhrmacher 173 Komponenten. Nach Vollaufzug durch den skelettierten Goldrotor stehen rund 54 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Dank Saphirgläsern vorne und hinten bietet die 42 mm grosse, bis zehn bar wasserdichte Schale besten Durchblick. Aus Keramik besteht natürlich auch das Gliederband.

Das zweischichtige Ensemble fügen erfahrene Uhrmacher aus 293 Komponenten zusammen. Aus kratzfester Keramik besteht das schwarze Outfit des genauigkeitszertifizierten «Defy El Primero». Zenith verwendet den Werkstoff für die 44 mm grosse, bis zehn bar wasserdichte Schale und auch das Gliederband.

Tickendes aus dem Jouxtal Für Audemars Piguet verkörpert das «Royal Oak Concept Flying Tourbillon GMT» wegen des nur rückwärtig gelagerten Drehgangs eine Premiere. Dieser Kunstgriff gestattet uneingeschränkte Blicke auf den feinen Käfig, in dem Uhrmacher das Hemmungs- und Schwingsystem montieren. Letzteres vollzieht stündlich 21’600 Halbschwingungen. Und das nach Vollaufzug stolze 237 Stunden lang. Während dieser Zeitspanne leitet das Räderwerk eine konstante Kraft an das Tourbillon weiter. Weil das Aufziehen nach knapp zehn Tagen durchaus in Vergessenheit geraten könnte, gibt es eine Gangreserveanzeige. Zu den Merkmalen des Handaufzugskalibers 2954 gehören auch ein ZeitzonenDispositiv sowie eine Indikation der gewählten Kronenfunktion. «N» besagt neutral, «R» steht für «remontage» oder Aufziehen und «H» meint «mise à l’heure», was Zeigerstellen bedeutet. Für den Glasrand der Titanschale mit 44 Millimeter Durchmesser verwendet Audemars Piguet kratzfeste Keramik.

Nicht nur für Schiedsrichter Hublot liebt Fussball. Deshalb sponsert das Unternehmen 2018 bereits zum dritten Mal die Weltmeisterschaft. Als Ausrichter wünschte sich die FIFA für ihre Schiedsrichter eine besondere Smartwatch. Sie gestattet die Nutzung von Videoassistenz während des Spiels. Das können die frei verkäuflichen Versionen der «Big Bang Referee 2018 World Cup Russia» natürlich nicht. Aber neben den üblichen smarten Funktionen besitzen die insgesamt 2018 Exemplare eine ganze Reihe fussballbezogener Fähigkeiten. Sie vibrieren unverzüglich bei jedem Tor und zeigen u. a. Spielstand, Namen der Torschützen, das Auswechseln von Spielern, die Spielzeit sowie die Gelben und Roten Karten an. Wahlmöglichkeit besteht zwischen ganz unterschiedlichen Zifferblättern, darunter auch solche mit den Flaggen der teilnehmenden Länder. Das patentierte «One Click»-System gestattet Bandwechsel im Handumdrehen. Zum Verbinden mit dem Smartphone verlangt das 49 mm grosse Luxusobjekt mit Titangehäuse und Amoled-Display nach Android 4.4+ oder iOS 9+. An Sensoren stehen Beschleunigungsmesser, Gyroskop und Neigungsdetektor zur Verfügung. Mikrofon, Vibration, Haptikmotor, GPS, Bluetooth und WLAN sind ebenfalls an Bord.

Reisen leicht gemacht Tudor zeigte in Basel die «Black Bay GMT». Ihre Entwickler haben sich gründlich damit beschäftigt, welche Funktionen eine Reise-Armbanduhr benötigt. Neben den Zeigern für Sekunden und Minuten sind das auch gleich zwei für die Stunden. Jener zur Indikation der Heimat- oder Referenzzeit rotiert in 24 Stunden einmal um seine Achse. Mit Hilfe der Krone stellt man ihn vor der Abreise auf die Heimatzeit. Das ist zunächst auch beim unabhängig handhabbaren Zeiger für die LokalzeitStunden der Fall. Bei Reisen in östlicher Richtung lässt er sich per Kronendrehung vor-, wenn man westwärts fliegt dagegen rückwärts bewegen. Das Fensterdatum folgt auf dem Fusse. Derartige Manufaktur-Mechanik findet in der 42 Millimeter grossen, bis 20 bar wasserdichten Edelstahl-Armbanduhr Platz. Hierfür wurde das hauseigene Kaliber MT 5612 mit Rotoraufzug und rund 70 Stunden Gangautonomie von den Technikern zum multifunktionalen MT 5652 weiterentwickelt. Vor

Tempo-Stopper aus Le Locle Tempo im wahrsten Wortsinn macht diese neue Zenith. Ihr Automatikkaliber 9004 verfügt über gleich zwei Unruhen und natürlich auch Spiralen. Der für die Uhrzeit zuständige Gangregler oszilliert mit fünf Hertz. Und das bei voll gespanntem Federspeicher ca. 50 Stunden am Stück. Zehnmal so schnell, nämlich mit 50 Hertz, geht das kleinere Pendant ans Werk. Auf diese Weise vermag der durch Drücker bei «2» und «4» angesteuerte Mechanik-Level auf die Hundertstelsekunde genau zu stoppen. Der zugehörige Totalisator reicht bis 30 Minuten. Weil Hochgeschwindigkeit an den Kräften zehrt, beträgt die Gangautonomie hier lediglich 50 Minuten. Über den aktuellen Energievorrat informiert eine Gangreserveanzeige bei «12». Wenn es knapp wird, sorgen einige Kronendrehungen für Nachschub. Ein patentiertes, auf den Gangregler einwirkendes Start- / Brems-System macht die übliche Kupplung entbehrlich.

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Girard-Perregaux


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Audemars Piguet

Zenith

Hublot

Tudor

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dem Einschalen muss es die amtliche Chronometerprüfung bei der COSC bestehen. Nostalgisches Flair strahlt die in beiden Richtungen verstellbare Aluminium-Drehlünette aus.

Zum Jubiläum natürlich ein Chronograph Minerva ist bekannt für seine Chronographen. Seit 2006 gehört die 160 Jahre alte Marke zu Montblanc. Im Jubiläumsmodell findet das 1920 vorgestellte Monopusher-Kaliber 13.21 Verwendung. Wie der Name «1858 Monopusher Chronograph Limited Edition 100» wissen lässt, ist die Edition auf nur 100 Exemplare beschränkt. Die nach allen Regeln der Handwerkskunst finissierte Mechanik tickt mit moderaten 2,5 Hertz in einem 40 mm grossen Stahlgehäuse. Das gesamte Design dieser Armbanduhr erinnert an klassische

Vorbilder aus den 1930er-Jahren, als Minerva unter anderem Militärs, Sportler und auch Automobilisten mit Uhren ausstattete. Ein grünes Zifferblatt im Fumé-Stil lenkt die Blicke zusätzlich aufs Handgelenk. Zur optimalen Ablesbarkeit verfügen Zifferblatt und Zeiger über Super-LumiNova-Leuchtausstattung. Die Tachymeterskala rund ums Zifferblatt hilft beim Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer hinweg. Mechanik-Voyeure lässt der Saphirglas-Sichtboden auf ihre Kosten kommen. Vor dem Verlassen der Produktionsstätte im Westschweizer Jura muss jeder Stopper lange 500 Stunden auf den Prüfstand.

Nahezu unübersehbar am Handgelenk Den gewohnten Rechenschieber besitzt der markante «Navitimer Super 8» von Breitling nicht. Seine Erscheinung geht zurück auf ein Stoppuhren-

Breitling

Montblanc

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Design der 1938 gegründeten Abteilung «Huit Aviation». Bei der Neuinterpretation handelt es sich um einen 50 mm grossen Zeitmesser mit Titangehäuse und Drehlünette. Der dort angebrachte Merkpfeil unterstützt beim Umgang mit kurzen Zeitintervallen, indem man ihn in entsprechendem Abstand vor oder nach einem der Leuchtzeiger positioniert. Aus einer Kooperation mit Tudor resultiert das Kaliber B20 mit beidseitig wirkendem RotorSelbstaufzug und rund 70 Stunden Gangautonomie. Die Präzision der mit vier Hertz tickenden Mechanik bestätigt ein amtliches Zeugnis der Schweizer Chronometerkontrolle COSC. Beim Umgang mit dem nassen Element ist etwas Vorsicht geboten. Die Wasserdichte reicht lediglich bis drei bar Druck. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören Super-LumiNova-Leuchtausstattung und ein sogenanntes NATO-Strap.

Definitiv keine Luftnummer Fliegeruhren gibt es bei IWC seit den 1930erJahren. Als Kultobjekt kann die 1948 lancierte «Mark XI» gelten. Hier schützt ein WeicheisenInnengehäuse das tickende Innenleben vor schädlichen Magnetfeldeinflüssen. Genau das ist auch bei dem mittlerweile ebenfalls legendären FliegerChronographen von 1994 der Fall. Sein Stahlgehäuse mit für damalige Verhältnisse völlig normalen 39 mm Durchmesser schützt ein Automatikwerk mit Stoppfunktion, 30-Minuten- und 12-StundenZähler. Als Basis dient der Traditionsmanufaktur, die 2018 ihren 150. Geburtstag zelebriert, das bewährte Valjoux 7750. Dieses Uhrwerk, von IWC 79320 getauft, kommt nun auch in einer Re-Edition dieser multifunktionalen Armbanduhr zum Einsatz. Weil seine Unruh stündlich 28’800 Halbschwingungen vollzieht, stoppt sie Zeitintervalle auf die Achtelsekunde genau. Dem Zeiten-Wandel folgend, ist die stählerne Schale bei der aktuellen Retroversion auf 43 mm gewachsen. Ansonsten hat sich an der Optik nichts geändert. Auf einen Sichtboden muss man wegen des inhärenten Magnetfeldschutzes wohl oder übel verzichten.

IWC

Die chronometrische Leichtigkeit des Seins

Rado

Der neuen «HyperChrome Ultra Light Limited Edition» von Rado sieht man das Gewicht von lediglich 56 Gramm nicht an. Möglich macht’s ultraleichte Hightech-Siliziumnitrid-Keramik. Ungeachtet der Leichtigkeit des chronometrischen Seins ist die Oberfläche deutlich härter und damit auch kratzfester als diejenige konventioneller Keramikmodelle. Die seitlichen Inlays bestehen aus gehärtetem Titan. Besonders ins Auge sticht die bronzefarbene Ausführung mit ihrem braunen Lederband im Vintagelook. Auf ein Automatikwerk, in diesem Fall das Kaliber A31.L02 mit 64 Stunden Gangautonomie, weist ein bewegliches Ankersymbol im Zifferblatt mit Super-LumiNova-Indexen hin. Exklusiv für Rado fertigt Eta die Brücken aus schwarz eloxiertem Aluminium. Die gleiche Farbe besitzt der Rotor hinter dem Titannitrid-Gehäuseboden mit Saphirglaseinsatz. Dem nassen Element widersteht die Monobloc-Schale mit 43 mm Durchmesser bis zu zehn bar Druck. Eine Bodengravur weist darauf hin, dass es von dieser Armbanduhr genau 500 Exemplare geben wird.

Für eine kleine Ewigkeit gemacht Mit der neuen Weissgold-Referenz 5740 / 1G-001 präsentiert Patek Philippe eine weitere komplizierte Seite des Erfolgsmodells «Nautilus». Das

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mechanische «Sandwich» im Gehäuseinneren besteht einmal aus dem ultraflachen Automatikkaliber 240 mit massivgoldenem Mikrorotor. Dieses bewährte Uhrwerk steuert ein vorderseitig montiertes Kalendarium an. Selbiges verlangt – rein theoretisch zumindest – erst Ende Februar 2100 nach manueller Korrektur. Der gesamte Mikrokosmos baut lediglich 3,88 mm hoch. Deswegen trägt diese «Grande Complication»-Nautilus am Handgelenk auch nur 8,32 Millimeter auf. Im breiten Spektrum der Patek-Philippe-Armbanduhren mit dieser hilfreichen Zusatzfunktion kann die 40 mm grosse Nautilus mit Fug und Recht als flachste gelten. Neben der Uhrzeit werden Datum, Wochentag, Monat und Schaltjahreszyklus angezeigt. Das Einstellen des Kalendariums erleichtert eine 24-Stunden-Indikation. Ewigkeitscharakter besitzt auch die Darstellung der Mondphasen. Erst nach 122 Jahren weicht sie um einen Tag von der astronomischen Norm ab.

Pepsi-Look in Stahl Wer diese neue Armbanduhr sein Eigen nennen möchte, wird sich gedulden müssen. Die Wartelisten sind nämlich lang für die Rolex «GMT-Master II» BLRO mit 40 Millimeter grossem Stahlgehäuse sowie kratzfester «Cerachrom»-Lünette

im blau-roten «Pepsi»-Stil. Ihr Automatikkaliber 3285 mit vier Hertz Unruhfrequenz, beidseitig wirkendem Rotoraufzug, 70 Stunden Gangautonomie sowie Datums- und Wochentagsanzeige schützen nicht weniger als 14 Patente. Unter anderem beziehen sie sich auf die hoch effiziente «Chronergy»-Hemmung mit nur 1,25 mm breiten Ankerpaletten und 15 % höherem Wirkungsgrad. Anker und Ankerrad fertigen die Genfer im LiGA-Verfahren aus paramagnetischen Nickel-Werkstoffen. Funktionalität rund um den Globus bietet ein unabhängig verstellbarer 12-Stunden-Zeiger, dem das Fensterdatum beim Zeitzonen-Wechsel folgt, während Minuten- und 24-Stunden-Zeiger in ihrer jeweiligen Position verharren. Rolex garantiert für jeden dieser Chronometer mit «Jubilee»-Armband eine maximale tägliche Gangabweichung zwischen minus und plus zwei Sekunden. Und das fünf Jahre lang.

Rolex

Patek Philippe

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WATCHES & JEWELLERY RADO

«Rado HyperChrome Chronograph» aus Bronze und High-Tech-Keramik ist eine sportlich-elegante Herrenuhr für jede Gelegenheit. Der 45 mm grosse automatische Chronograph aus kratzfester High-Tech-Keramik verfügt über ein Armband aus braunem Vintage-Leder.

time IT’S

Was fü r d ie Da me das Gesch meide, ist fü r den Herrn sei ne U h r. BY

ANONIMO

«Epurato» in kaiserlichem Grün: Uhr im Retro-Stil der 70er Jahre mit einem Bronzegehäuse, das mit der Zeit eine Patina entwickelt. Geschwungenes, kissenförmiges Design mit geriffelter Lünette und einem dunkelgrünen Armband aus Naturfaser, das in Italien handgefertigt wird.

PARMIGIANI FLEURIER BREITLING

Die «Superocean Héritage II B20 Automatic 42» ist eine Hommage an das legendäre Modell von 1957 und der perfekte Partner für Abenteuer. Mit ultraharter, kratzfester High-Tech-Keramik-Lünette. Das Gehäuse aus Stahl und Gold ist wasserdicht bis 200 m und hat einen Durchmesser von 42 mm.

Parmigiani Fleurier folgt dem glanzvollen Beispiel des Automobilherstellers Bugatti und bietet die «Bugatti Type 390» mit personalisierbarer Ausstattung an. Gehäuse aus Weissgold und schwarzem Carbon, rotes Alcantara-Armband und 80 Stunden Gangreserve.

ROLEX HARRY WINSTON

«Midnight Dog Automatic 42mm»: Harry Winston feiert das chinesische Jahr des Hundes mit einem Chow-Chow, der durch die raffinierte Kunst der Perlmutteinlegearbeiten auf dem Zifferblatt zu sehen ist. Das limitierte Herrenmodell aus der «Midnight Collection» verfügt bei 12 Uhr über einen Diamanten im Smaragdschliff (total ca. 0,09 ct.). Gehäuse aus 18 Karat Roségold, Armband aus Alligatorleder.

«GMT-Master II» aus 18 Karat Everose-Gold. Zweifarbige Cerachrom-Zahlenscheibe mit 24-Stunden-Graduierung aus brauner – neuer Farbton – und schwarzer Keramik. Die Bezeichnung «GMT-Master II» erscheint auf dem schwarz lackierten Zifferblatt in Puderrosa. Durchmesser 40 mm, Kaliber 3285, Gangreserve circa 70 Stunden.

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RADO

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DAS AUFREGENDSTE VON DER

BASELWORLD

Zur Baselworld präsentierten die Marken der Swatch Group einen bunten Strauss neuer Uhrenkreationen. Ob fliegender Tourbillon, Zifferblätter aus dem Perlmutt der Tahiti-Auster, Zeitmesser aus High-Tech-Keramik oder Sondereditionen zum 50. Ehrentag des Abenteuers «Apollo 8» im Jahr 1968 – Innovation und präziseste Handwerkskunst gingen hier im kreativen Schulterschluss.

A

Timm Delfs

ls bekannteste Marke der Swatch Group ist Omega auch deren Zugpferd, wenn es um Innovationen geht. So kann die Bieler Uhrenmarke dieses Jahr das erfolgreiche vierjährige Bestehen des 2015 eingeführten Master-Chronometer-Standards feiern. Diese selbst auferlegte Norm schreibt nicht nur ein COSC-Zertifikat vor, sondern eine zusätzliche Genauigkeitsprüfung der fertigen Uhr, nachdem diese einem extrem starken Magnetfeld ausgesetzt wurde. Neu konzipierte Kaliber mit nichtmagnetischen Komponenten ermöglichen erst, dass die Omega-Chronometer diese Tortur überhaupt überstehen. Auch wenn die Marke selbstbewusst in die Zukunft blickt, hält sie dennoch gelegentlich inne, um Rückschau zu halten. Die zwei dabei entdeckten ersten «Seamaster»Modelle aus dem Jahr 1948 wurden zu deren siebzigstem Geburtstag neu aufgelegt und mit moderner Mechanik versehen. In ihrem Inneren

ticken, durch einen Glasboden sichtbar, MasterChronometer-Werke mit automatischem Aufzug. Die Uhren sind entweder als Paar oder einzeln erhältlich, jede ist allerdings auf 1948 Stück limitiert. Wer ein Paar mit identischen Seriennummern ergattern will, muss sich sputen. Die «Speedmaster» dürfte das bekannteste Modell von Omega sein. Kein Wunder, vor 49 Jahren war der Chronograph die erste und einzige Uhr, die sogar auf dem Mond getragen wurde. Die beiden US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin trugen sie bei ihren Spaziergängen auf der Mondoberfläche. Ein Jahr davor, 1968, waren drei Astronauten erstmals in ihrem Raumschiff um den Mond gekreist und hatten die Rückseite des Monds gesehen, die zuvor dem menschlichen Auge verborgen war. Ebenfalls an Bord: drei Omega «Speedmaster». Um den 50. Geburtstag dieses Abenteuers zu feiern, stellte die Bieler Manufaktur an der Baselworld die Sonderedition «Dark Side of the Moon Apollo 8» in schwarzer Keramik vor. Ihr Zifferblatt ist skelettiert, um den Blick auf das schwarz beschichtete Uhrwerk freizugeben. Die Oberflächen der Brücken und Platinen sind strukturiert und bilden die Oberfläche des Mondes ab. Die Vorderseite der Uhr zeigt das der Erde zugewandte Gesicht des Mondes, durch den Glasboden hingegen präsentiert sich die Struktur der Rückseite des Trabanten.

OMEGA

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BREGUET

LONGINES

GLASHÜTTE ORIGINAL

Mit der «Trésor»-Kollektion führt Omega eine neue Linie für Damen ein, die gerne grosse, flache Uhren tragen. Als Erkennungszeichen sind sämtliche Uhren der Kollektion mit zwei versetzten Bändern von Brillanten abgestufter Grösse besetzt, die sich links und rechts des Zifferblatts zu je einem der Bandanstösse fortsetzen. Die Krone jeder Uhr zieren ein Brillant sowie eine aus Omega-Logos komponierte Blüte.

Rado, Pionier der kratzfesten Uhr Rado, der Spezialist für kratzfeste Uhren, entwickelt die Gehäuse aus High-Tech-Keramik stetig weiter. Stellvertretend für diese Forschungsarbeit sind die Modelle der «True Thinline Nature Collection», die sich durch ihr extrem flaches Design auszeichnen.

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Bei diesen drei Modellen kommt unterschiedlich gefärbte Keramik zum Einsatz, die extrem schwierig herzustellen ist, da die meisten Pigmente die hohen Temperaturen, die zum Sintern des Rohstoffs nötig sind, nicht überstehen. Ein Modell, dessen grünes Zifferblatt sogar mit der Maserung eines Blattes unterlegt ist, wurde in ein ebenfalls grünes Gehäuse gekleidet. Die anderen beiden Modelle kommen in Braun, als Symbol für die Erde, und in Wasserblau daher. Die Modelle der Linie «DiaMaster Ceramos» haben sogar Keramikgehäuse, die glänzen, als seien sie aus Metall gefertigt. Die Linie «Tradition» wiederum wirft einen Blick auf die lange Tradition innovativen Designs der Lengnauer Marke. Die auffälligen rechteckigen Modelle sind eine Reverenz an ein Modell aus den sechziger Jahren.


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die Anzeige der Zeit, indem in einem runden Fenster die Stunde numerisch angezeigt wird. Die Öffnung unterbricht auch den Kreis für den Minutenzeiger, der auch tatsächlich keinen vollständigen Bogen vollzieht, sondern am Ende der Skala, bei der Ziffer 60, blitzschnell an den Ausgangspunkt zurückschnellt. Im selben Moment springt auch die Stundenziffer verzögerungsfrei. Das Modell «Fifty Fathoms Bathyscaphe Quantième Annuel» ist die erste vollwertige Taucheruhr von Blancpain, die mit einem sogenannten Jahreskalender ausgestattet wurde. In der rechten Hälfte des Zifferblatts zeigt sie in drei versetzt angeordneten Fenstern Datum, Wochentag und Monat an. Ein Jahreskalender ist eine vereinfachte Form des ewigen Kalenders. Er kennt zwar die Längen aller Monate mit 30 und 31 Tagen, muss aber Ende Februar jeweils korrigiert werden. Mit einer einzigen Korrektur pro Jahr ist er raffinierter als ein herkömmlicher Kalender, aber bedeutend günstiger als ein ewiger Kalender.

BLANCPAIN

Die neue Linie «Marine» von Breguet

Blancpain lässt das Tourbillon schweben Blancpain erweitert dieses Jahr seine traditionelle «Villeret»-Kollektion sowie die Taucheruhren «Fifty Fathoms» um eine Reihe neuer Modelle. Besonders bemerkenswert ist das Modell mit dem beeindruckenden Namen «Villeret Tourbillon Volant Heure Sautante Minute Rétrograde». Das 1989 erstmals von Blancpain eingesetzte fliegende Tourbillon mit der sofort wiedererkennbaren Optik befindet sich auch bei dieser Uhr in einer Öffnung im weissen Zifferblatt aus Email. Die Konstrukteure haben nun auch die untere Brücke des Tourbillons unterdrückt und durch eine transparente Saphirscheibe ersetzt. Durch diesen Aufbau scheint das Drehgestell nun komplett vom sorgfältig guillochierten Uhrwerk losgelöst zu sein. Besonders ist auch

Bei der berühmten Marke Breguet, die höchste Uhrmacherkunst verkörpert, kommt dieses Jahr die Linie «Marine» zu besonderen Ehren, die 2017 ein komplettes Redesign erfuhr. Die durch ihr robustes kantiges Design charakterisierte Linie erinnert an Abraham Louis Breguets berühmte Chronometer, mit denen er die französische Marine ausstattete. Um die Innovationskraft der Marke zu unterstreichen, bringt Breguet dieses Jahr neben den Ausführungen in Gold erstmals Modelle in Titan auf den Markt. Das hautfreundliche Metall ist leicht und robust. Beim Modell «Marine Alarme Musicale 5547» offenbart sich eine weitere Eigenschaft des Leichtmetalls: sein glockenklarer Klang. Die Uhr ist nämlich mit einer Weckfunktion ausgestattet, die dank einer Klangfeder ausgesprochen angenehm klingt. Der Alarm lässt sich auf einem separaten Zifferblatt präzise einstellen. Ein weiteres Hilfszifferblatt zeigt darüber hinaus die Uhrzeit in einer zweiten Zeitzone an. Für die Damen hat Breguet eine besonders schmucke Version der «Reine de Naples» geschaffen. Die Referenz 8908 in Form eines Eis besitzt ein Zifferblatt aus dem Perlmutt einer Tahiti-Auster. Als die Marke Longines im Jahr 1992 das Modell «La Grande Classique» lancierte, schuf sie eine Uhr, die tatsächlich zum Klassiker avancierte und für viele der Inbegriff von Eleganz ist. Nun hat die Marke erstmals eine Farbe hinzugefügt, die mittlerweile ebenfalls untrennbar mit der Marke verknüpft ist: Königsblau. Die blauen, mit Sonnenschliff versehenen Zifferblätter passen zur extraflachen Uhr, als wären sie schon immer da gewesen. Auch das blaue Alligatorband, das es als Alternative zum feingliedrigen Stahlarmband gibt, wird zu einem integralen Bestandteil dieser eleganten Uhr.

Wie Glashütte Original die Sixties interpretiert Die ostdeutsche Marke Glashütte Original wiederum feiert die Farbe Grün mit einer knalligen Ausgabe ihres Modells «Sixties». Das mit einem Originalmuster aus den Sechzigern geprägte Zifferblatt zeigt ein leuchtendes Grün, das die guten alten Zeiten wieder aufleben lässt. Das Modell «Senator Cosmopolite» ist die ideale Uhr für Vielreisende oder Menschen, die mit Leuten in anderen Erdteilen regelmässig in Verbindung stehen. Auf dem Hauptzifferblatt sowie einem kleineren bei 12 Uhr lassen sich im Handumdrehen zwei beliebige Zeitzonen wählen und darstellen. Zwei separate kleine Fenster geben stets Auskunft, für welche Zeitzonen man sich entschieden hat.

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JUWELEN

SHOOTINGSTAR


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Ana Khouri gehört zu einer neuen Generation von starken und unabhängigen Schmuckdesignerinnen, die sich in den letzten Jahren internationales Gehör verschafft haben. Der Schmuck der gebürtigen Brasilianerin ist von ätherischer Schönheit und schon längst von der jungen Garde Hollywoods heiss begehrt.

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Anka Refghi I

n der traditionellen Schmuckbranche vollzieht sich in Zeiten von Snapchat und Instagram ein Wandel. Junge Frauen suchen vermehrt nach Schmuckalternativen, ganz abseits der grossen und renommierten Marken, denn individuell soll es sein und gerne auch ein wenig «edgy». Und so setzen immer mehr Frauen auf unabhängige und unbekanntere Schmuckdesigner, die unter dem «klassischen Radar» fliegen. Auch die Einkäufer der Top-Boutiquen haben den Trend erkannt und gewähren der neuen Liga von Schmuckdesignern immer mehr Platz auf der Verkaufsfläche. Schmuck im hohen fünfstelligen Bereich auf Online-Plattformen zu ordern? Auch das ist heute kein Problem mehr für die jüngere Klientel.

Ana Khouri

Ein frischer Geist Zur richtigen Zeit am richtigen Ort war auch die heute 38-jährige Ana Khouri, eine der mittlerweile bekanntesten der jungen Garde des Schmuckdesigns. Die gebürtige Brasilianerin studierte zunächst Bildhauerei und Malerei an der «Fundação Armando Alvares Penteado» in São Paolo, wo sie damit begann, an Aktmodellen mit der traditionellen Tragweise von Schmuck zu experimentieren. Nach dem Abschluss folgten Studien am New Yorker «Gemological Institute of America» und an der legendären «Parsons School», später dann an der «Central Saint Martins» in London. Ihr facettenreicher Hintergrund und das Verständnis für Kunst und Bildhauerei sind es, die sich heute in ihrer schier unendlichen Kreativität widerspiegeln.

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«Es geht darum, die Form des Körpers mit der Form des Schmucks zu verbinden.» – Ana Khouri –

Filigran und trotzdem ein Eyecatcher: der Schmuck von Ana Khouri

Ihr Schmuck ist von ätherischer Schönheit – skulptural und von Khouri als fliessende Ergänzung des weiblichen Körpers verstanden. Dezent, stark, filigran und klar – es sind dies die Attribute, die einem jeden ihrer Schmuckstücke zugeschrieben werden kann. Organische Kreationen, die die Grenzen zwischen Schmuck und Körper auflösen, für weibliche Stärke stehen und zuweilen an zeitgenössische Kunst erinnern. Ihr Diamant- und Goldschmuck ist «understated», die Materialien Fair-Trade-Gold und ethisch hochwertige Edelsteine. Wie kaum eine andere schafft es Ana

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Khouri, die Schönheit edler Materialien auf eine gleichermassen elegante wie moderne Weise zum Leben zu erwecken.

Zu Gast auf den roten Teppichen Schon mit ihrer ersten Schmuckkollektion, die sie 2002 lancierte und die von Werken bekannter Künstler und Bildhauer wie Richard Serra, Alexander Calder und Louise Bourgeois inspiriert war, wurde Ana Khouri bekannt. Den Durchbruch aber feierte die heute in New York lebende Designerin mit ihren sogenannten «Earcuffs», die


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Ana Khouri gehรถrt zu einer neuen Garde Schmuckdesignerinnen.

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sie 2007 entwarf. Ohrringe, die nicht einfach am Ohr hingen, sondern sich am Rand der Ohren hinaufschlängelten und schnell auch berühmte Ohren wie diejenigen von Miley Cyrus schmückten. Ob ihre flügelförmigen Ohrringe mit weissen Diamanten, ihre Handschellen in Roségold oder ihr «Stem Hand Bracelet», ein aussergewöhnliches Schmuckstück, das sich gleich einer eckigen Schlange aus mit Diamanten paviertem Gold um die Hand schlängelt – neben klassischem

Tragbare Skulpturen aus «fairmined» Gold

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Schmuck finden sich in ihren Kollektionen ebenso opulente Kopfbedeckungen, Haarteile und Körperschmuck. Ana Khouri hat es nicht nur geschafft, die Haute Joaillerie ins 21. Jahrhundert zu bringen und den Charme eines Start-ups zu erhalten, sondern auch eine illustre Klientel von Portia de Rossi, Karlie Kloss, Charlize Theron bis hin zu Nicole Kidman oder Tracee Ellis Ross für sich zu begeistern.


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GÜBELIN

So bezaubernd wie vielseitig: die Chandelier-Ohrhänger der Linie «Ornament of Flowers» aus Weissgold mit Morganiten, pink farbenen Turmalinen, Tansaniten, pinkfarbenen und blauen Saphiren. Bei den raffinierten Ohrhängern ist der untere Teil abnehmbar, wodurch sie auf zwei Arten getragen werden können.

Glücklich MACHER BY

I n d ieser Sa ison begeistern som merl iche K reationen au s z a r t en Fa rbt önen und funkelnden Edelstei nen.

BEYER

Aus dem hauseigenen Atelier von Beyer Uhren und Juwelen: traumhaft schöner Solitaire-Ring in 750er Weissund Rotgold, 1 Diamant oval «Fancy Light Pink» von 3,03 Karat, 40 Brillanten (total 0,22 ct.), 46 Brillanten (total 0,34 ct.) in «Fancy Intense Brownish Pink».

CHOPARD

«Red Carpet Collection 2018»: Wie aus Aphrodites Garten gepflückt präsentiert sich dieses kostbare Paar Orchideen-Ohrringe. Aus Titan mit weissen OpalCabochons (total 9,9 ct.), gelben Saphiren (total 42 ct.) und Tsavoriten (total 11,2 ct.).

KURZ

DE GRISOGONO

Sommerlicher Armreif «Melody of Colours». Eine Ode an die Liebe und die Schönheit der Natur. Armschmuck aus 18 Karat Rotgold, 997 braunen Diamanten (total 10,93 ct.), 19 Mondsteinen (total 308,25 ct.) und 6 Amethysten im Navette-Cut (total 6,0 ct.).

Ein Klassiker zeitgemäss interpretiert in einer aufwendigen Fassung, die den Stein edel umschliesst. Anhänger aus 18 Karat Roségold mit einem facettierten lila Amethyst von 1,45 Karat und Diamanten im Brillantschliff (total 0,16 ct.).

BUCHERER FINE JEWELLERY

Bucherer Fine Jewellery erweitert die Kollektion «Peekaboo» mit neuen Kreationen in Weissgold und pastellfarbenen Farbedelsteinen im Cushion-Schliff. Ring aus 18 Karat Weissgold, Morganit im Cushion-Schliff (total 2,1 ct.), Diamanten im Brillant-Schliff (total 0,04 ct.).

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WATCHES & JEWELLERY

SCHMUCKTRÄUME AUS

BAKELIT Einst für Radiogehäuse, Stecker oder Föne verwendet, fand das Material Bakelit als Vorgänger des heutigen Plastiks seinen Weg auch in die Schmuckverarbeitung. Günstig, leicht und selbst von Coco Chanel getragen und in ihren Accessoire-Kollektionen angeboten. Anka Refghi

G

erade heute stehen sie bei Sammlern hoch im Kurs: die Schmuckstücke aus Bakelit. «Statement-Pieces» aus vergangenen Dekaden. Erfunden wurde der giessbare und feuerfeste Kunststoff 1909 von Dr. Leo Hendrik Baekeland. Das Besondere daran? Bakelit war die erste, vollständig von Menschenhand hergestellte Substanz. 1910 gründete Baekeland die «Bakelit Corporation», mit der er sich in den ersten zehn Jahren des Bestehens gänzlich auf die Herstellung von Elektrooder Automobilteile konzentrierte. Erst 1920 begann er mit der Schmuckproduktion, doch war die Farbpalette aufgrund ihres ursprünglichen Einsatzgebietes noch nicht sonderlich attraktiv. Doch das sollte sich bald ändern, als die Farbpalette um

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eine Vielzahl an Farben erweitert wurde und das neuartige Material die Fantasie von immer mehr Schmuckunternehmen und Designer beflügelte. Die 1930er und 1940er Jahre markierten den Höhepunkt der Bakelit-Schmuck-Ära. Ob Ohrringe, Armreife, Ketten, Kettenanhänger oder Ringe – kaum ein Genre des Schmucks, das nicht aus Bakelit gefertigt wurde. Zudem war das Material leicht, in fröhlichen Farben erhältlich und in den damals schwierigen wirtschaftlichen Zeiten auch preislich erschwinglich.

Bakelit und die Haute Couture Doch Bakelit-Schmuck war keineswegs nur für die weniger kaufstarke Klientel gedacht. Auch in der Haute Couture und in den renommierten Modehäusern setzte man auf die dekorativen und


© Bonhams

WATCHES & JEWELLERY

modernen Schmuckstücke. So, wie die österreichisch-amerikanische Schmuck- und Modedesignerin Hattie Carnegie, die Modeschöpferin Elsa Schiaparelli oder auch Coco Chanel. Letztere bot 1927 Bakelit-Schmuck sogar in ihrer Accessoire-Kollektion an und trug ihn selbst auch gerne, wovon zahlreiche Fotografien zeugen.

Bakelit und der Zweite Weltkrieg Wie in vielen Branchen wurde auch die Produktion von Bakelit im Laufe des Zweiten Weltkrieges gänzlich auf die Kriegsmaschinerie ausgerichtet. Statt Schmuck wurden nun ausschliesslich wieder Telefone, Schutzbrillen und weitere alltäglich dringend benötigte Gegenstände produziert. Mit dem Ende des Krieges war auch das Ende des klassischen Bakelits gekommen. Auf dem Markt erschienen

nun neue Materialien, wie beispielsweise Lucite, ein sehr klarer Kunststoff, Zelluloid, das dem Bakelit sehr ähnlich war, und das heutige Plastik, aus denen nun ebenfalls Schmuck angefertigt wurde. Eine Tatsache, die bis heute Sammlern ein geübtes Auge und viel Wissen abverlangt. Denn oft ist der Unterschied zwischen dem Bakelit mit der echten Formaldehydformel von Baekeland, anderen Bakelit-Arten oder ähnlichen Kunststoffen für den Laien kaum auszumachen. Hinzu kommt, dass auf dem Markt Bakelit-Schmuckstücke angeboten werden, die aus einstigen Bakelit-Geräten gefertigt wurden und deren Wert nicht mit echten Schmuckstücken vergleichbar ist. Von «Schatzjägern» gesucht und daher teuer bezahlt sind bis heute entsprechend die «originalen Baekelands».

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DRIVE STYLE

DAS AUTO. PUNKT.

1957 Cadillac Eldorado Biarritz

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Einige sprechen vom Inbegriff Amerikas, für andere ist er einfach die schönste mobile Heckflosse der Welt. Fakt ist: Wohl kein anderes Auto hat mehr Rock ’n’ Roll im Tank als der Cadillac.

Z

Wilma Fasola I

RM Sotheby’s

ugegeben, er sieht auch heute noch ganz gut aus. Doch mit den Modellen aus den 1950er und 1960er Jahren hat der Cadillac der Neuzeit nicht mehr viel gemein. Schade, denn die oft in auffälligen Farben lackierten strassentauglichen Schiffe sind echte Hingucker. Besonders die markante Heckflosse sticht ins Auge, und so verkörpert auch kein Wagen mehr den amerikanischen Traum wie der Cadillac. Dass der Wagen parallel zum Sinnbild des Rock ’n’ Roll wurde, ist dabei sicher Elvis zu verdanken. Sein pinker Cadillac Fleetwood aus dem Jahr 1955 ist und bleibt unvergessen. Vor allem auch, weil es ein Geschenk an seine Mama war. Auf der anderen Seite sorgt auch jeder andere historische Cadillac für gute Laune. Und dabei war das Unternehmen im Grunde schon zweimal pleite.

Vor dem Erfolg kommt das Scheitern Wir schreiben das Jahr 1899. Henry Ford gründet die Detroit Automobile Company und fährt das Unternehmen bereits zwei Jahre später an die Wand. Auch eine Umbenennung in Henry Ford Company macht das Projekt nicht erfolgreicher, und der Gründer wird im hohen Bogen aus dem Geschäft katapultiert. Doch aufgeben kommt für Henry F. nicht infrage, und er nimmt mit der Ford Motor Company einen dritten Versuch in Angriff. Warum es diesmal klappt, bleibt bis heute offen. Und warum es bis heute gut funktioniert, liegt sicher an den soliden Modellen des Konzerns. Parallel hat Henry Ford dafür gesorgt, dass Detroit zu der Autostadt überhaupt wurde. Wobei man fairerweise erwähnen muss, dass das nicht bis ins Heute Bestand hatte. Doch darum geht es an dieser Stelle nicht. Vielmehr befassen wir uns mit Henry Fords zweitem Versuch. Nach seinem Abflug übernahm Namenszwilling Henry Martyn Leland die Henry Ford Company. Erste Amtshandlung des neuen Chefs: die Umbenennung in Cadillac. Damit huldigte er Antoine Laumet de la Mothe, der Anfang des 18. Jahrhunderts die Stadt Detroit gründete und ein bisschen eigensinnig seinem Namen, basierend auf seinem Heimatdorf, den Zusatz «Monsieur aus Cadillac» anhängt hatte. Und unter Leland wurde Cadillac zu dem US-Automobil-Star überhaupt. Dass er später mit der Gründung der Marke Lincoln seinen heute stärksten Konkurrenten ins Leben rief, konnte er ja nicht ahnen.

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DRIVE STYLE

Es braucht neue Wege für den Erfolg Aber erst einmal zurück in die Vorkriegsjahre. Wer ein Unternehmen übernimmt, das kurz vor dem Bankrott steht, muss erst einmal Gelder zusammenbringen. Doch Engpässe bei der Produktion und fehlende Qualität machten Cadillac nicht wirklich zu einer attraktiven Marke. Das Model D, 1905 auf den Markt gebracht, brachte zudem keinen Fortschritt. Der Vierzylinder war ein Rohrkrepierer. Die Entwickler mussten nachsitzen und investierten in einen zweiten Entwurf, den sie Cadillac Thirty

1934 Cadillac Sixteen Custom Roadster

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tauften. Im August 1908 lanciert und mit Innovationen im Produktionsprozess einhergehend, steigerte das Modell Menge und Qualität. Viel wichtiger aber war, dass man den Verkaufspreis um 50 Prozent senken und den 30er für 1400 Dollar an Mann und Frau bringen konnte. Der zusätzlich eingebaute elektrische Anlasser machte den Thirty noch attraktiver, und bis 1914 wurden 65’000 Wagen abgesetzt. Man sah Licht am Ende des Tunnels und nutzte den positiven Antrieb, um am Ball zu bleiben.


DRIVE STYLE

1960 Cadillac Eldorado

Der Erfolg blieb dabei natürlich auch nicht den Führenden der Branche verborgen. Wobei wir in diesem Fall konkret von William Durant sprechen. Der gute Mann war ein Schlitzohr mit einer Antenne für zukünftig treffsichere Geheimwaffen. Schon 1904 hatte er sich die Marke Buick einverleibt. Weiter folgten Olds, Oakland und weitere Zulieferer. Das Ganze bündelte er unter dem Titel «General Motors» und profitierte dabei vom Knowhow, das die gekauften Firmen mitbrachten. Klar, dass Cadillac ebenfalls in sein Radar und nach

einigen Verhandlungen auch in seinen Besitz geriet. Die gezahlte Summe wird dabei irgendwo zwischen 4,5 und 5,6 Millionen US-Dollar angeordnet, der gezahlte Preis ist bis heute ein Geheimnis. Kurz darauf versuchte sich Cadillac in der Disziplin «Achtzylinder» und verbaute den starken Motor damit als erster Konzern in Form einer Grossserie. Aus 5,1 Liter Hubraum konnten so 70 PS gewonnen werden, was bis zum Jahr 1924 sogar auf 83 PS gesteigert wurde. Überzeugend war dabei vor allem die Laufruhe des Wagens, und am Ende setzte Cadillac 200’000 Achtzylinder ab. Nicht wenige Exemplare wurden dabei vom Militär im Weltkrieg genutzt. Etwas, was sowohl William Durant wie auch Henry Ford nicht ins persönliche Bild passte. Und für Henry Leland war es regelrecht Vaterlandsverrat. Daher nahm er Sohn und Know-how, setzte sich ab und gründete ein neues Unternehmen: die Lincoln Motor Company. Zunächst erfolgreich, ging aber auch die im Jahr 1922 an Henry Ford über. Und der heute stärkste Marken-Konkurrent zu Cadillac fand ein sicheres Zuhause.

Provokation muss sein, um zu bleiben Situationen und Empfindlichkeiten zum Trotz haute Cadillac in den kommenden Jahren echte Knaller raus. So war der V16 eine echte Provokation. Aber eine, die funktionierte. Dass einen der Wagen um 6000 bis 10’000 Dollar erleichterte und rund 30 Liter pro hundert Kilometer gebraucht wurden, war Nebensache. Haben-wollen, so lautete die Devise. Und kaum war der Krieg vorbei, folgte die nächste Herausforderung in Richtung Mitkonkurrenten. Denn die heute so geliebte und bekannte Heckflosse hat ihren Ursprung im Lockheed P38, einem Kampfflugzeug. Dennoch fand das Modell reissenden Absatz. Etwas, was auch nach dem Krieg weiterging und darin gipfelte, dass man dem Präsidenten einen fahrbaren Untersatz lieferte und erstmals Lincoln als den Konkurrenten überhaupt wahrnahm. Das Prinzip «Wenn nicht ich, dann du.» gilt dabei übrigens bis heute. So nutzte Roosevelt beide Marken. Truman und Eisenhower entschieden sich einstimmig für Cadillac. Kennedy, Nixon, Ford, Carter und der Bush Senior aber liebten den Lincoln. Bush Junior, Clinton und Obama bevorzugten jedoch wieder Cadillac. Und der Trump. Ja der Frisurenpapst wartet aktuell immer noch auf seine eigene Cadillac-Version, die irgendwie nicht fertig wird. Bis dahin fährt er den als «Cadillac Number One» oder auch «The Beast» bekannten Wagen von Obama auf. Und der wird auch bei Staatsbesuchen eingeflogen.

Alt ist beim Cadillac ein Kaufgrund Die Marke Cadillac im 21. Jahrhundert bietet wie mittlerweile alle Unternehmen vom Coupé, über die Limousine bis hin zum Crossover und SUV alles an. Anders geht es auch gar nicht mehr. Das markante Design und Dinge wie die Heckflosse sind leider auf der Strecke geblieben. Ein Fakt, der eine Zeitreise in die Vergangenheit besonders wertvoll macht. Und der für den Kauf eines Oldies spricht. Durchschnittlich will man rund 30’000 Franken für einen Oldie, für rare Exemplare werden aber durchaus auch Preise im hohen sechsstelligen Bereich verlangt. Und je nach Zustand und der Einwilligung, selber Hand anzulegen, gibt es den amerikanischen Traum auch schon für wenige tausend Franken. Daher: einfach mal drüber nachdenken. Denn einen gutaussehenden Begleiter kann jeder gebrauchen. Vor allem einen, der Geschichten erzählt. Und keine US-Marke tut das mehr als Cadillac. Punkt. Punkt. Punkt.

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RAUBKATZE

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PECHVOGEL

&

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Jeder, der sich damals minimal für Autos begeistern konnte, wird es noch wissen: Die 1980er-Jahre waren ein gutes Jahrzehnt für Supersportwagen. Bloss Jaguars XJ220 konnte nicht so richtig vom PS-Boom profitieren. Denn das Unglück fuhr immer mit. Roland Hildebrandt / Motorsport.com Switzerland I

E

Jaguar

igentlich gab es keinen Plan. Der Jaguar XJ220 begann als klassisches Feierabend-Projekt einiger Ingenieure und Designer. Sie waren der Meinung, dass zwischen dem zivilen Autoangebot der damals zu Ford gehörenden Marke und den Jaguar-Rennwagen (unter anderen in Le Mans) eine Lücke existierte. Sie dachten an die Zeiten, in denen man mit seinem C-Type zur Strecke brauste, gewann und wieder heimfuhr. Nach und nach entwickelten sich die Überlegungen in Richtung eines Allrad-Supersportlers mit V12. Doch selbst während Jim Randle, der Chefdesigner des XJ220, ans Werk ging, hatte man noch keine offizielle Rückendeckung für das Projekt. Deshalb lief alles auf Sparflamme. Erst eine Woche vor dem offiziellen Debüt gab die Firmenspitze ihren Segen. Das XJ220-Konzeptfahrzeug wurde in den Morgenstunden des 18. Oktober 1988 fertig, dem Tag seiner Premiere auf der Birmingham Motor Show. Ähnlich wie der genau 40 Jahre vorher präsentierte XJ120 bezog sich die Zahl des XJ220 auf die angepeilte Höchstgeschwindigkeit: 220 Meilen pro Stunde, also 350 km / h. Natürlich sollte auch eine nominelle Brücke zum XJ120 geschlagen werden.


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Als klassisches Feierabend-Projekt gestartet, entwickelte sich die Produktion des XJ220 hinter den Kulissen zu einem logistischen Alptraum.

Erfolg über Nacht

Auf dem Boden der Realität

Nach seiner Enthüllung wurde der Jaguar XJ220 sofort zu der Mega-Attraktion auf der Messe in Birmingham. Ferrari zeigte an gleicher Stelle einen roten F40, der neben dem «Jag» wie ein Dinosaurier wirkte. Allerdings hatte der «Saturday Club», wie man die Entwickler des XJ220 anfangs nannte, durchaus Supersportler wie den F40 und den Porsche 959 im Blick. Jaguar selbst hatte zunächst überhaupt keine Absichten, den XJ220 verkaufsfähig zu machen. Doch die Blankoschecks einiger Enthusiasten änderten die Meinung recht schnell. Nun sollte eine Kleinserie entstehen. Für Grossbritannien setzte Jaguar 1989 einen Preis von 290’000 Pfund fest, zur Reservierung sollten die Liebhaber 50’000 Pfund anzahlen. Trotz dieser immensen Summe teilten über 1000 Menschen ihr ernsthaftes Kaufinteresse mit.

Die Zukunft verhiess dem XJ220 glänzende Aussichten, doch hinter den Kulissen entwickelte sich das Projekt zu einem logistischen Alptraum. Bei Jaguar fehlten die Kapazitäten zur weiteren Entwicklung, weshalb man ein bestehendes Motorsport-Joint-Venture mit Tom Wilkinshaw Racing (TWR) nutzte. Die Ingenieure machten sich an die Arbeiten und studierten Vergleichsmodelle wie den Porsche 959. Ziemlich schnell kippte man den Allradantrieb zugunsten einer einfacheren Heckantriebslösung. Das sparte Gewicht und sollte den Wartungsaufwand reduzieren. Ein weiterer grosser Wechsel erfolgte beim Motor: Der aus dem Motorsport stammende 6,2-Liter-V12 wurde gegen einen V6-Biturbo-Motor mit 3,5 Liter Hubraum und 549 PS getauscht. Zu den Gründen gehörten unter anderem das Gewicht, der Platzbedarf und die

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DRIVE STYLE

Mittlerweile ist der XJ220 ein gefragter Klassiker.

Emissionen. Aber diese substanziellen Änderungen vergrätzten manche Vorbesteller, zumal der endgültige Preis bei 470’000 Pfund lag.

Aber auch hier verfolgte die XJ220 das Pech. Man fand heraus, dass die Wagen regelwidrig ohne Katalysatoren angetreten waren, und man disqualifizierte sie.

Jagd auf die Geschwindigkeitskrone Auch ohne fettem V12 war der XJ220 ein eindrucksvolles Fahrzeug, in gewisser Weise der Bugatti Chiron seiner Zeit. Jaguar versprach 3,6 Sekunden auf 100 km / h, doch Automagazine kamen nur auf 4,8 Sekunden. Viel stärker fokussierte man sich auf die Höchstgeschwindigkeit, schliesslich trug der XJ220 genau diesen Anspruch im seinem Namen. Der Formel-1-Fahrer Martin Brundle erreichte 212 Meilen pro Stunde (342 km / h), wurde aber vom Drehzahlbegrenzer ausgebremst. Nachdem dieser Punkt beseitigt wurde, erreichte man die magischen 350 km / h.

Die Rezession In den frühen 1990er-Jahren platzte die SupercarBlase, exotische Sportwagen verloren dramatisch an Wert. So wurde ein Ferrari 250 GTO mit einem Verlust von 8,5 Millionen Pfund verkauft. Das bekam auch der XJ220 zu spüren, nachdem die Auslieferungen im Juli 1992 begonnen hatten. Nur 271 Exemplare wurden gebaut, weit weniger als geplant. Angeblich blieb Jaguar noch jahrelang auf unverkauften XJ220 sitzen. Prominente Besitzer waren Elton John und der Sultan von Brunei.

Phönix aus der Asche Übrigens auch durch den Ausbau der Katalysatoren, was nach damaliger Gesetzeslage den XJ220 immer noch strassenzugelassen machte. Erst 1998 übertrumpfte ein anderer Brite den Jaguar: Der McLaren F1 raste auf 386 km / h. Auch auf dem Nürburgring machte er eine gute Figur, die Nordschleifenrunde wurde in 7:36,46 Minuten absolviert.

Sieg und Niederlage in Le Mans 1993 schickte Jaguar drei XJ220-Rennwagen zum 24-Stunden-Rennen nach Le Mans. Sie konnten die Porsches in der GT-Klasse deutlich schlagen.

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Mittlerweile hat sich der Super-Jag aus dem Tal emporgearbeitet und ist ein gefragter Klassiker. Kein Wunder, ist er doch selten und von historischer Bedeutung für die Marke Jaguar. In Relation gehen die Preise noch: Zwischen 300’000 und 400’000 Franken sind zu investieren. Weit weniger, als Ferrari F40 oder Porsche 959 kosten. Nur muss man erst einmal einen XJ220 finden. Dank Bridgestone ist die Zukunft des XJ220 gesichert: Schon 2016 kündigte die Firma an, neue Reifen für den Supersportwagen zu entwickeln, da die originale Reifengrösse nicht mehr erhältlich ist.


Road

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TRIP

DRIVE STYLE

BY

1

Som merl iches Fa h r verg nügen, F r ei heit u nd c o ole Accessoires – what else?

4

1 I DIOR

«Dior0217S»-Flieger-Sonnenbrille aus ultradünnem Metall mit schwarzer Lackierung. Die dünnen Metallbügel sind mit einem kleinen roten Detail verziert, das der Brille extreme Raffinesse verleiht. Die grauen Gläser bieten 100 % UV-Schutz. 2 I FENDI

Direkt vom Laufsteg – natürliche Farbpaletten evozieren eine kurzzeitige Flucht aus dem Alltag, während ein Fuss fest in der Geschäftswoche steht. Formelle Kleidung erhält einen von Trainingsanzügen inspirierten sportlichen Hauch. 3 I CARL F. BUCHERER

Erweitert wird die Kollektion «Manero Flyback» um eine neue Variante im Retro-Stil. Das Herzstück der «Manero Flyback» ist das aufwendig konstruierte Chronographenkaliber «CFB 1970», das durch ein Sichtfenster aus Saphirglas im Boden zu sehen ist. 4 I MERCEDES-BENZ

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Passend zum Frühling erweitert Mercedes-AMG sein Sportwagen-Portfolio mit dem neuen «AMG GT S Roadster» (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,5 l / 100 km; CO 2 -Emissionen kombiniert: 262 g / km) um ein reizvolles Open-Air-Angebot.

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5 I OMEGA

«The Speedmaster CK 2998 Limited Edition»: Die «CK 2998» wurde ursprünglich im Jahr 1959 eingeführt. Omega liess sich nun von diesem klassischen Design zu einem neuen Zeitmesser inspirieren, der auf 2998 Exemplare limitiert ist.

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DRIVE STYLE

HELD

RÄDERN

AUF

Nicht jeder Streifen ist so gut gealtert: Vor 50 Jahren kam der Polizei-Thriller «Bullitt» mit Steve McQueen in der Titelrolle in die Kinos. Die minutenlange Verfolgungsjagd zwischen einem Dodge Charger und einem Ford Mustang Fastback machte den Film zur Legende. Höchste Zeit, das rund 40 Jahre als verschollen gegoltene Pony Car zum automobilen Kulturgut zu erklären.

D

ie Geschichte war eine solide Durchschnittsware für einen Polizei-Thriller in den 1960er-Jahre. Dennoch hat sich «Bullitt» unauslöschlich den Fans des Genres und den Liebhabern klassischer US-Muscle- Cars in die Erinnerung eingebrannt. Nicht nur des Hauptdarstellers Steve McQueen wegen, der in der Rolle des Lt. Frank Bullitt seinen Ruf als «King of Cool» begründete. Sondern vor allem wegen der legendären Verfolgungsjagd, in der Bullitt am Steuer eines Ford Mustang Fastback zunächst Mafiakillern in einem Dodge Charger entkommt und sie dann selbst zu Gejagten macht. «Bullitt» war 1968 der erste Film, den McQueens eigene Produktionsfirma Solar Productions für die Warner Bros. realisierte. Steve McQueen hegte eine grosse Leidenschaft für Motorräder und leistungs-

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Andreas Faust I

Ford

starke Autos. Gemeinsam mit dem Regisseur Peter Yates schuf er einen packenden Polizei-Thriller, der mit seinen spektakulären Verfolgungsjagden durch die Strassen von San Francisco in die Filmgeschichte einging. Das Besondere: Die ActionSzenen in «Bullitt» waren tatsächlich zu 100 Prozent real. Die packende Verbrecherjagd in atemberaubendem Tempo wurde ebenso auf echten Strassen gedreht wie diverse Stunts und Crash-Szenen. In der Hauptrolle dabei: zwei identische Ford Mustang GT Fastback – Nummer 558 und 559, so genannt nach den Endziffern ihrer Fahrgestellnummern. Der 558er kam als «Jump Car» in der stilbildenden elfminütigen Verfolgungsjagd zum Einsatz und wurde für die Stunts entsprechend modifiziert. Im 559er als sogenanntem «Hero Car» wurden zahlreiche Nahaufnahmen mit Steve McQueen am Steuer gedreht. Ab sofort zählt er offiziell zum automobilen Kulturgut der Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei galt er über 40 Jahre als verschollen.


Vom Band lief er am 8. Januar 1968; verkauft wurde er am 11. März 1968. Hollywoods Spitzentuner Max Balchowsky bereitete beide Mustang für die «Bullitt»-Dreharbeiten vor. Wichtigste Modifikationen waren der Umbau auf ein robustes Borg-Warner-T-10-Viergang-Schaltgetriebe mit extrastarker Borg-Warner-Kupplung und die Installation eines von Max Balchowsky präparierten V8 mit 390 ci Hubraum (circa 6,4 Liter) mit gefrästen Zylinderköpfen, neuen Vergasern und geändertem Verteiler. Die Hinterachse übersetzte Balchowsky mit 4,1 und verpasste ihr ein Sperrdifferential. Die Antriebswellen erhielten ultrastabile Kreuzgelenke. Zudem gehörten zu den Tuning-Massnahmen verstärkte Stossdämpferdome, Domstreben, Helwig-Stabilisatoren vorn und hinten, Koni-Stossdämpfer, steifere Schraubenfedern, Verstärkungen des Rahmens, ein einzeln angefertigter Auspufftrakt sowie ein Lenkrad im Shelby-Stil. Das Team entfernte sämtliche Ford- und Mustang-Logos und mattierte die originale «Highland Green»Lackierung mit Scheuermitteln. Um den dunklen, geheimnisvollen Look zu perfektionieren, wurde der auffällige Chrom-Tankdeckel schwarz lackiert, und die Rückfahrlichter wurden entfernt. Vier Jahrzehnte lang rankten sich um den Verbleib des 559er-Mustang nach den Dreharbeiten Mythen, Gerüchte und Vermutungen. Alle Recherchen endeten in einer Sackgasse. Fast unvermeidlich gewann diese Legende ein Eigenleben – das Filmauto wurde so etwas wie der Heilige Gral der Klassiker-Szene. Dabei stand er seit 1974 in der Garage der Familie Kiernan. «Das ‹Hero Car› befindet sich heute ziemlich genau in dem Zustand, in dem es meine Eltern 1974 erworben haben», so Sean Kiernan. «Sie entdeck-

ten den Mustang in einer Kleinanzeige in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift ‹Road & Track›: 1968 Bullitt-Mustang, im Film gefahren von McQueen. Mit Nachweis. Gegen Gebot. Der Verkäufer war ein Privatdetektiv aus New Jersey. Er erzählte, dass mein Vater Robert Kiernan der einzige Interessent blieb. Wir wissen nicht genau, was mein Dad damals bezahlt hat, aber der Preis lag wohl zwischen drei- und sechstausend Dollar, damals eine Menge Geld für einen gebrauchten 68er Mustang Fastback und nach meinen Recherchen gut das Vierfache des damals üblichen Marktpreises», so Sean Kiernan. Der «Bullitt»-Mustang avancierte nicht etwa zum Zweitwagen – er war das einzige Auto der Kiernans. Vom «Hero Car» zum Helden des Alltags. «Mom fuhr im ‹Bullitt›-Mustang zur St.-Vincent-Gemeinde, in der sie Grundschulkinder unterrichtete. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sich die Kids gedacht haben, wenn meine Mutter anrollte. Mom muss sehr cool gewirkt haben», sinniert der heutige Besitzer. Die Kiernans unternahmen Ausflüge mit vermutlich ohrenbetäubender Geräuschkulisse. Denn das gesamte Dämm-Material war für die «Bullitt»-Dreharbeiten entfernt worden, im Kofferraumboden klaffte ein grosses Loch als Auslass für die Nebelmaschine. «Keine Ahnung, wie unser Gepäck ausgesehen hätte, wenn es bei unseren Ausflügen geregnet hätte», sagt Sean Kiernan. «Erst kürzlich entdeckten wir, dass es Sicherheitsgurte für die Rückbank gibt – nur waren die mit Gaffer-Tape versteckt worden. Meine Schwester Kelly fuhr offenbar nie angeschnallt. Dad baute irgendwann Lautsprecher ein, die heute noch funktionieren. Dann hiess es: keine Klimaanlage, Fenster runter, Radio an. Die

Eine Legende wird neu aufgelegt: der neue Ford Mustang Bullitt


DRIVE STYLE

Vom Band lief er am 8. Januar 1968; verkauft wurde er am 11. März 1968. Hollywoods Spitzentuner Max Balchowsky bereitete beide Mustang für die «Bullitt»-Dreharbeiten vor. Wichtigste Modifikationen waren der Umbau auf ein robustes Borg-Warner-T-10-Viergang-Schaltgetriebe mit extrastarker Borg-Warner-Kupplung und die Installation eines von Max Balchowsky präparierten V8 mit 390 ci Hubraum (circa 6,4 Liter) mit gefrästen Zylinderköpfen, neuen Vergasern und geändertem Verteiler. Die Hinterachse übersetzte Balchowsky mit 4,1 und verpasste ihr ein Sperrdifferential. Die Antriebswellen erhielten ultrastabile Kreuzgelenke. Zudem gehörten zu den Tuning-Massnahmen verstärkte Stossdämpferdome, Domstreben, HelwigStabilisatoren vorn und hinten, Koni-Stossdämpfer, steifere Schraubenfedern, Verstärkungen des Rahmens, ein einzeln angefertigter Auspufftrakt sowie ein Lenkrad im Shelby-Stil. Das Team entfernte sämtliche Ford- und Mustang-Logos und mattierte die originale «Highland Green»-Lackierung mit Scheuermitteln. Um den geheimnisvollen Look

Der aktuelle Ford Mustang Bullitt: 475 PS, V8-Motor und fünf Liter Hubraum

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zu perfektionieren, wurde der auffällige ChromTankdeckel schwarz lackiert, und die Rückfahrlichter wurden entfernt. Vier Jahrzehnte lang rankten sich um den Verbleib des 559er-Mustang nach den Dreharbeiten Mythen, Gerüchte und Vermutungen. Alle Recherchen endeten in einer Sackgasse. Fast unvermeidlich gewann diese Legende ein Eigenleben – das Filmauto wurde so etwas wie der Heilige Gral der Klassiker-Szene. Dabei stand er seit 1974 in der Garage der Familie Kiernan. «Das ‹Hero Car› befindet sich heute ziemlich genau in dem Zustand, in dem es meine Eltern 1974 erworben haben», so Sean Kiernan. «Sie entdeckten den Mustang in einer Kleinanzeige in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift ‹Road & Track›: 1968 BullittMustang, im Film gefahren von McQueen. Mit Nachweis. Gegen Gebot. Der Verkäufer war ein Privatdetektiv aus New Jersey. Er erzählte, dass mein Vater Robert Kiernan der einzige Interessent blieb. Wir wissen nicht genau, was mein Dad


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damals bezahlt hat, aber der Preis lag wohl zwischen drei- und sechstausend Dollar, damals eine Menge Geld für einen gebrauchten 68er Mustang Fastback und nach meinen Recherchen gut das Vierfache des damals üblichen Marktpreises», so Sean Kiernan. Der «Bullitt»-Mustang avancierte nicht etwa zum Zweitwagen – er war das einzige Auto der Kiernans. Vom «Hero Car» zum Helden des Alltags. «Mom fuhr im ‹Bullitt›-Mustang zur St.-VincentGemeinde, in der sie Grundschulkinder unterrichtete. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sich die Kids gedacht haben, wenn meine Mutter anrollte. Mom muss sehr cool gewirkt haben», sinniert der heutige Besitzer. Die Kiernans unternahmen Ausflüge mit vermutlich ohrenbetäubender Geräuschkulisse. Denn das gesamte Dämm-Material war für die «Bullitt»-Dreharbeiten entfernt worden, im Kofferraumboden klaffte ein grosses Loch als Auslass für die Nebelmaschine. «Keine Ahnung, wie unser Gepäck ausgesehen hätte, wenn es bei unseren Ausflügen geregnet

hätte», sagt Sean Kiernan. «Erst kürzlich entdeckten wir, dass es Sicherheitsgurte für die Rückbank gibt – nur waren die mit Gaffer-Tape versteckt worden. Meine Schwester Kelly fuhr offenbar nie angeschnallt. Dad baute irgendwann Lautsprecher ein, die heute noch funktionieren. Dann hiess es: keine Klimaanlage, Fenster runter, Radio an. Die ‹Bullitt›-Trips meiner Familie in den 70ern müssen eine Schau gewesen sein.» Im Jahr 1977 rief Steve McQueen an – und wollte das Auto zurückkaufen. Das Wort ‹Nein› dürfte er nicht oft gehört haben, doch genau das antwortete Sean Kiernans Vater. Sean kam 1981 auf die Welt, und etwa zu dieser Zeit wurde das Film- und Familienauto stillgelegt. Der Fastback hatte rund 46’000 Meilen – rund 74’000 Kilometer – auf dem Tacho. «Als ich etwas älter war, erfuhr ich von der Geschichte unseres Mustang», sagt Sean. Er setzte sich ans Steuer und stellte sich vor, wie er Tausende von Meilen damit fuhr. In den späten 1990er-Jahren sprach er mit seinem Vater über eine Restaurierung des Mustang. Robert Kiernan begann, sein Kleinod zu zerlegen, bis der Mustang in Einzelteilen die gesamte Doppelgarage füllte, verstarb aber 2014. «In den vergangenen zwei Jahren habe ich allein daran gearbeitet, den ‹Bullitt›Mustang wieder in seinen früheren Zustand zu versetzen», sagt Sean. Sitze, Verkleidungen, der «gelochte» Kofferraum und sogar die Kamera-Halterungen blieben bei der Restaurierung unverändert und entsprechen dem Zustand während der Dreharbeiten. Mit winzigen Ausnahmen wie den viereckigen Serien-Aussenspiegeln. Kiernan nahm Kontakt zur Historic Vehicle Association in Washington, D.C., auf. Die Klassiker-Spezialisten kümmerten sich um Authentifizierung, Dokumentation und Konservierung des Fahrzeugs und der zugehörigen Sammlerstücke. Akribisch fotografierten und scannten sie den Fund und dokumentierten ihn für das National Historic Vehicle Register, unterstützt von Mitarbeitern des beim US-Innenministerium geführten Verzeichnisses für amerikanisches Technik-Erbe (Historic American Engineering Record). Alle Dokumente werden in der berühmten US-Kongress-Bibliothek archiviert – der «Bullitt»-Mustang ist erst das 21. Fahrzeug, dem diese Ehre zuteilwird. An der North American International Autoshow in Detroit im Januar rollte er zum 50. Geburtstag des Films wieder auf die Bühne. Denn Ford feiert das Jubiläum natürlich mit einem Sondermodell der aktuellen Generation des Mustang. Den Ford Mustang Bullitt schiebt ein 475 PS starker V8 mit fünf Liter Hubraum und einem maximalen Drehmoment von 570 Newtonmeter an bis zur Höchstgeschwindigkeit von 262 km / h. Aber: Wie beim originalen «Bullitt»-Mustang ist er nur mit manuellem SechsgangGetriebe verfügbar. Hinzu kommen eine weisse Billardkugel als Schaltknauf, ein Klappenauspuff für den authentischen Ton, Recaro-Sportsitze und minimale Chromapplikationen für den angemessen finsteren Look. Nur ein Logo am Heck verrät die spezielle Spezifikation. Nachdem das «Hero Car» nun wieder das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, sind beide Bullitt-Mustang im Hier und Jetzt angekommen – das «Jump Car» Nummer 558 war im letzten Jahr in Mexiko wieder aufgetaucht. Und Steve McQueen, der mindestens so legendäre Fahrer des hochlandgrünen Mustang? Sollte in den zwölf Jahren bis zu seinem frühen Tod 1980 weiter seiner Autoleidenschaft frönen und 1971 mit «Le Mans» einen ebenso ambitionierten wie glorios beim Publikum scheiternden Motorsportfilm drehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Schrieb 1968 Filmgeschichte: der von Steve McQueen gefahrene Mustang im Krimi «Bullitt»

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70 JAHRE LEIDENSCHAFT Porsche feiert seine Sportwagen und macht sich stark für die Zukunft. Mit einer Mischung aus Tradition, Innovation, Herzblut und Vision entstehen bei der Stuttgarter Design-Schmiede immer wieder neue Träume auf vier Rädern. Dabei erfindet sich der Sportwagenhersteller seit 70 Jahren immer wieder neu. Nike Schröder

Der Porsche im Wandel der Zeit

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«

Eine gute Idee steht immer am Anfang. Aber zur Innovation wird sie erst, wenn sie sich durchsetzt. Innovation ist, wenn der Markt jubelt», so Oliver Blume, seit 2015 Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. Genau das ist das Herzstück von Porsche: Innovation plus Leistungsfähigkeit und Schönheit. «Porsche ist eine ausgesprochen emotionale Marke mit einer enormen Strahlkraft; sie ist etwas ganz Besonderes», schwärmt Oliver Blume.

Wie alles begann

Die Erfolgsgeschichte der Porsche-Sportwagen beginnt vor 70 Jahren. Die Geburtsstunde der Marke schlägt am 8. Juni 1948. An diesem Tag erhielt der erste Porsche mit der Fahrgestellnummer 356-001 seine allgemeine Betriebserlaubnis. Ferry Porsche und seinem Team gelang mit dem

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356 «Nr. 1» Roadster ein revolutionäres Leichtgewicht mit nur 585 kg. Der Mittelmotorwagen blieb zwar ein Einzelstück, aber an dessen Werte orientieren sich bis heute alle Sportwagen der Marke. Leicht, schnell, aerodynamisch und mit ausgefeilter Technik. Den rund 78’000 gebauten Einheiten des 356 folgt 1963 die bis heute markenprägende Ikone: Der 911er verhalf dem Unternehmen endgültig zum Durchbruch. Auf einer einzigartigen Markenidentität baut Porsche seinen Erfolg auf und steht dabei nicht einfach nur für Sportwagen. In erster Linie werden Fahrzeuge entwickelt und gebaut, die ein Qualitätsversprechen mit sich bringen. Und so viele Gesamtsiege und Rennerfolge bei Weltmeisterschaften erringen wie keine andere Automobilmarke. Und dass es nicht immer neu, einmalig oder revolutionär sein muss, hat das Unternehmen 2002 mit dem Cayenne eindrucksvoll gezeigt. Porsche hat den SUV nicht erfunden.

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Rasse mit Klasse, wie man ihn auch dreht und wendet!

«Aber wir haben daraus einen Porsche gemacht», so Blume. Dank effizienter Produktionsmethoden, qualifizierter Mitarbeiter, einer klaren Markenführung sowie innovativer Modelle hat sich der Sportwagenhersteller zu einem technisch und stilistisch führenden Hersteller von sportlichen Premiumautomobilen entwickelt. Dabei blieb Porsche seinem Ursprung als Konstruktionsbüro stets treu. «Ohne Tradition, ohne Kernwerte stünden wir nicht da, wo wir heute sind», betont Blume. Und so wird Porsche auch in Zukunft begeisternde puristische Sportwagen bauen – mit Verbrennungsmotoren, effizienten Plug-in-Hybriden und reinen Elektroautos gleichermassen. Die Liebe zum Detail, die Leidenschaft, etwas Neues zu entwickeln und an Herausforderungen zu wachsen, das sind die Antriebsfedern der Sportwagenschmiede. Und dass das immer wieder mit Bravour umgesetzt wird, zeigen Technologieträger wie der 959, der Carrera GT

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oder der 918 Spyder – Sinn- und Leitbilder individueller Sportwagen-Kultur. Oder der Abgasturbolader im 911, die mitlenkende Hinterachse im 928, das Transaxlegetriebe im 924, die Registeraufladung im 959 oder der aktive Frontspoiler im aktuellen 991 – allesamt technologische Highlights.

Immer einen Schritt voraus Porsche war immer wieder Vorreiter mit technischen Neuerungen. Um nur einige zu nennen: 1963 wird der 901 erstmals auf der IAA in Frankfurt der Weltöffentlichkeit präsentiert. Nach Einspruch von Peugeot wird die Bezeichnung in 911 umgewandelt. Damit beginnt eine legendäre Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. 1973, mitten in der Ölkrise, präsentiert Porsche den 911 Turbo mit 260 PS. Mit 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km / h ist der Turbo eines der schnellsten Automobile seiner Zeit. Porsche ist der weltweit erste Automobilhersteller,


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Zur Person Oliver Blume (50) ist in Braunschweig geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte der Autofan Maschinenbau an der Technischen Universität Braunschweig, ein für ihn naheliegender Schritt, um ihm die Tür zur Welt der Automobile zu öffnen. Nach dem Studium startete seine Karriere als Trainee bei Audi. Im Anschluss trat er eine Stelle als Planer für den Karosseriebau bei Audi an und übernahm nur drei Jahre später die Leitung des Karosseriebaus für den A3. Es folgen verschiedene Führungspositionen bei Audi, SEAT und Volkswagen, ehe Blume in den Vorstand von Porsche aufstieg. Privat liebt der passionierte Hobbysportler seine angestammten Joggingstrecken, auf denen er für den nächsten Halbmarathon trainiert.

dem es gelingt, den Turbo erfolgreich zu vermarkten. 1986 bietet Porsche erstmals den Allradantrieb im 959 an. Mit den Erkenntnissen des 959 bringt Porsche 1988 den ersten Allrad-Seriensportwagen auf den Markt – den 911 Carrera 4, inzwischen ergänzt durch den Targa 4. Sie verfügen über das Porsche Traction Management (PMT), bei dem die Kraftverteilung auf Vorderachse und Hinterachse elektronisch gesteuert wird. 1975 erhält der 911 als erster Serien-Pkw der Welt eine beidseitig feuerverzinkte Karosserie. Die behandelte Rohkarosserie verbessert auch die Sicherheit des Fahrzeugs. 1991 stattet Porsche als erster Hersteller in Deutschland alle Modelle mit Fahrer- und Beifahrer-Airbag aus. Im Jahr 2008 präsentiert Porsche das Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) und vereint somit Fahrdynamik und Fahrkomfort. Es ist das erste Doppelkupplungsgetriebe in einem Seriensportwagen. 2011 im 991 kommt das weltweit

erste Siebengang-Schaltgetriebe zum Serieneinsatz. Und das sind nur ein paar Beispiele. «Porsche war, ist und bleibt innovativ», bekräftigt der Vorstandsvorsitzende. Das zeigt der Konzern auch mit der Mission E, dem ersten rein batteriegetriebenen Porsche-Modell. Dieses setzt Massstäbe bei Leistung, Fahrdynamik, Reichweite und Ladedauer. Hier wird das unverwechselbar emotionale Design eines Porsche mit überragender Fahrleistung sowie zukunftsweisender Alltagstauglichkeit dank dem ersten 800-Volt-Antrieb miteinander vereint. Das Ergebnis ist ein faszinierender Elektro-Sportwagen mit rund 440 kW (600 PS) und über 500 Kilometer Reichweite. Auch in Sachen Ladezeit ist der schnittige Flitzer ein echtes Supertalent: Er be nötigt 15 Minuten für 80 Prozent der elektrischen Energie. Die Modelleinführung ist für 2019 geplant. Wir freuen uns jetzt schon auf die erste Probefahrt. Mit Sicherheit ein ganz besonderer Moment!

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MCLAREN

SENNA

Der Hybrid-Supersportwagen McLaren P1 wurde bei seinem Start vor rund fünf Jahren sofort zur Legende. Jetzt wagt sich die britische Sportwagenschmiede mit der beispiellosen Erfolgsgeschichte noch ein wenig weiter hinaus – mit einem neuen Modell mit grossem Namen. Markus Lüttgens / Motorsport.com Switzerland I

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McLaren


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er dreimalige Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna ist eine der grössten Legenden des Motorsports und bekommt nun von seinem früheren Team ein automobiles Denkmal gesetzt. Der McLaren Senna ist der neueste Supersportwagen aus der Schmiede des britischen Konstrukteurs und das «extremste» Auto, das McLaren nach eigenen Angaben je gebaut hat.

Nur 500 Exemplare des rund 860’000 Euro teuren Autos werden gefertigt, und vom Erlös eines jeden verkaufen Fahrzeugs geht ein Teil an die AyrtonSenna-Stiftung, die sich in Brasilien für benachteiligte Kinder einsetzt. Der McLaren Senna ist noch oberhalb des P1 angesiedelt und wurde speziell für den Einsatz auf der Rennstrecke entwickelt. Der 4-Liter-V8-Twinturbomotor leistet 800 PS und liefert ein Drehmoment von 800 Newtonmeter. Kombiniert mit dem Gewicht von 1198 Kilogramm ergibt sich ein daher Leistungsgewicht von 1,5 Kilogramm pro PS. Beim Design hielt sich McLaren klar an die Devise: Form folgt Funktion. So wirkt der Senna eher brachial als elegant. Ein grosser, verstellbarer Heckflügel und ein ausgeprägter Diffusor sorgen für den notwendigen Anpressdruck. Grosse Kühleinlässe versorgen Kühler und Turbolader mit der notwendigen Frischluft. Ein besonderer Clou sind die teilweise durchsichtigen Türen. Für gute Fahreigenschaften sorgen ein Chassis aus Kohlefaser (laut Angaben von McLaren ist es das stärkste Chassis, das das Unternehmen je für ein Strassenauto gebaut hat), eine aktive Radaufhängung und Keramikbremsen. Angaben zu den Fahrleistungen machte McLaren noch nicht. Öffentlich präsentiert wurde der Senna im März auf dem Automobil-Salon in Genf, im zweiten Halbjahr 2018 soll dann die Produktion aufgenommen und 2019 die ersten Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden.

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ZEITZEUGEN IN

SHANGHAI Seine Bilder der «Sidecar»Fahrer in Shanghai sind ikonisch. Festgehalten vor der Kulisse der Millionen-Metropole, zeigen die Bilder des französischen Fotografen Aurélien Chauvaud die Protagonisten und ihre Fahrzeuge auf eine einzigartige Weise. Anka Refghi I

Aurélien Chauvaud

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n seiner Arbeit geht es darum, Imaginäres auf eine bestehende Situation zu projizieren. Aurélien Chauvaud schafft Bilder, die an der Grenze zwischen Dokumentarfotografie und einer ganz eigenen Welt stehen, während er versucht, den menschlichen und sozialen Kontext jedes Protagonisten zu bewahren. Dabei gilt sein ganz besonderes Interesse der tiefen Beziehung zwischen Menschen und Orten. Aufgewachsen in Paris, erfolgte sein Fotografie-Studium zwischen Frankreich, Barbados und England. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete er einige Jahre als Assistent in der FashionFotografie. Die Bilder des Fotografen, der heute in Paris lebt, wurden mehrfach mit internationalen Awards ausgezeichnet. PRESTIGE: Aurélien, deine Bilder der Shanghai«Sidecar»-Fahrer sind ikonisch. Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden? AURÉLIEN CHAUVAUD: Das war ein Zufall. Ich war damals in Shanghai, wo ich einen Freund besuchte. Das Klima war unerträglich heiss, und ich stand kurz davor, mir ein Flug­ ticket zu kaufen, um möglichst schnell nach Hongkong oder sonst irgendwo dort ans Meer zu reisen, um wieder atmen zu können. Doch mein Bekannter hielt mich zurück und bat mich, auf einen chinesischen Freund mit «Sidecar» zu war­ ten, der mir die Stadt – samt kühlendem Fahrtwind – auf eine neue Weise zeigen würde. Und tatsächlich erlebte ich die Stadt auf diese Weise von ihrer fotogenen Seite und lernte weitere Chinesen kennen, die ebenfalls historische Motorradgespanne fuhren – die Idee war geboren. Wie muss man sich die Organisation eines solchen Projekts vorstellen? Ich hatte einen Assistenten, ebenfalls ein «Sidecar»­Fahrer, der sowohl Chinesisch als auch Englisch sprach. Wir ver­ brachten etwa zwei Wochen damit, die Fahrer zu treffen

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und alle zu fotografieren, die wir konnten. Im Laufe der Zeit hatte sich meine Arbeit herumgesprochen, sodass immer mehr Fahrer ebenfalls von mir porträtiert werden wollten. Nach diesem Sommer kehrte ich im darauf folgenden Winter noch einmal nach Shanghai zurück, um weitere Porträts für diese Reihe zu fotografieren.


«Sidecar»-Fahrer vor der imposanten Kulisse Shanghais

Kannst du dich an die Marken der Fahrzeuge erinnern und welche am beliebtesten waren? Ja, die meisten von ihnen waren «Chang Jians». Nach­ kriegsmodelle, die individuell und je nach Geschmack «customized» waren. Oft gesucht waren diejenigen, die am meisten «aufgepimpt» waren, aber schlussendlich hängt

das ganz vom Geschmack der jeweiligen Person ab. Manche mochten den heruntergekommenen Look, andere schätzten eher den sauberen und «shiny» Look. Könnte man die «Sidecar»-Fahrer in Shanghai als eine «Subkultur» bezeichnen?

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«Es war mir wichtig, eine gewisse Kohärenz zwischen der Person und der Location herzustellen.» – Aurélien Chauvaud –

Individualität wird im heutigen China gross geschrieben.

In gewisser Weise schon. Zwar sind nicht alle miteinander verbunden, aber die verschiedenen Gruppen wissen vonei­ nander. Da es auch nicht sehr viele sind, treffen sie natür­ lich immer wieder aufeinander. Wie wurde die jeweilige Location ausgesucht, und was war dir dabei wichtig? Zuerst einmal habe ich sehr genau auf ihren Stil und ihre Kleidung geachtet. Wir haben dann nach einem Ort gesucht, zu dem sie in einer gewissen Weise «dazugehörten». Es war mir wichtig, eine gewisse Kohärenz zwischen der Person und der Location herzustellen. Fotograf Aurélien Chauvaud

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Was waren die aussergewöhnlichsten oder überraschendsten Erfahrungen während deiner Arbeit? Ich hatte zum Beispiel von einer Gruppe gehört, die Fans von SS­Uniformen sein sollten. Das war zuerst einmal sehr befremdlich, aber nachdem ich einen von ihnen getroffen hatte, stellte sich heraus, dass er nichts über den historischen Kontext des Zweiten Weltkrieges wusste, sondern rein am Stil der Uniformen interes­ siert war. Ein anderes Mal entdeckte ich während eines meiner Shootings einen Fotografen, der genau gegen­ über von mir mit einem riesigen Objektiv auf mich zielte. Am nächsten Tag entdeckte ich dann einen Artikel über

mich in der Zeitung «Shanghai Daily», was ich sehr amüsant fand! Mit ihren Fahrzeugen drücken die Fahrer auch ihre Individualität aus. Wie passt das zum heutigen China? Die Motorradgespanne selbst sind meist Kriegsmotor­ räder und auf den ganz persönlichen Geschmack der Fahrer zugeschnitten. Das entspricht sehr dem heutigen Geist Chinas, in dem sich die Menschen durch Indivi­ dualität vom einheitlichen System der Vergangenheit abheben wollen.

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DRIVE STYLE

«Meine Arbeit liegt zwischen Reportage und plastischer Fotografie.» – Aurélien Chauvaud –

Die meisten «Sidecars» sind Kriegs- oder Nachkriegsmodelle.

Deine Bilder zeigen auch die Metropole Shanghai aus einem sehr ungewöhnlichen Winkel. Was war dein fotografisches Ziel? Ich denke, meine Arbeit liegt zwischen Reportage und plastischer Fotografie. Ich bin nicht wirklich ein «Snapper», ich produziere Bilder, die gedanklich wie Gemälde kompo­ niert sind. In meinen Bildern versuche ich, das Reale zu

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bewahren und nichts hinzuzufügen. Ich benutze die Realität und was sie zu bieten hat. Ist bereits ein ähnliches Projekt in Planung? Zurzeit nicht, aber ich arbeite seit fünf Jahren an einem Buch­ projekt, das auf meiner Familiengeschichte basiert und schon bald fertiggestellt sein wird.


WUSSTEN

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SIE …?

1 I Der erste Führerschein In diesem Jahr sind es genau 120 Jahre her, dass der erste Mensch 1898 eine Führerscheinprüfung absolvierte. Es war die 1847 in Paris geborene Anne d’Uzès oder genauer Marie Adrienne Anne Victurnienne Clémentine de Rochechouart de Mortemart, Herzogin aus dem provenzalischen Uzès. Während die Herren um die Jahrhundertwende ihre Automobile noch ohne Lizenz lenkten, mussten sich Frauen von drei skeptischen Herren in ihren Fahrkünsten prüfen lassen. «Premier Certificat de Capacité féminin» hiess das begehrte Papier, das Anne d’Uzès nach ihrer Prüfung ihr Eigen nennen durfte.

2 I Um die Welt

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Man schrieb das Jahr 1927, als eine junge Frau, zusammen mit dem Kameramann Carl-Axel Söderström und zwei Mechanikern dazu aufbrach, die Welt als erster Mensch in einem serienmässig produzierten Automobil zu umrunden. Ihr Name? Clärenore Stinnes, eine der grössten Abenteurerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Begeisterung für den Automobilsport zeichnete sich bereits früh ab. Nachdem sie mit 18 ihren Führerschein bestanden hatte, begann sie Autorennen zu fahren und blickte bereits mit 26 Jahren auf 17 gewonnene Rennen, was sie zur erfolgreichsten Autorennfahrerin Europas machte. Auf ihrer Weltumrundung legte sie in ihrem «Adler Standard 6» rund 47’000 Kilometer zurück. Weder die Hitze der Wüste noch die beschwerlichen Reisebedingungen oder die russische Kälte konnten sie an ihrem Unterfangen hindern. Ihre Expedition beendete Stinnes erfolgreich mit ihrer Ankunft in Berlin im Juni 1929.

3 I Musik auf vier Rädern Mit seiner aussergewöhnlichen Lackierung ist der Porsche 356 C 1600 Cabriolet aus dem Jahre 1965 ein absoluter Hingucker. Die einstige Besitzerin? Niemand Geringeres als die legendäre Sängerin Janis Joplin, die sich 1968 den Traum vom eigenen Porsche erfüllte. Für die eigenwillige Gestaltung beauftragte sie ihren Freund und Roadie Dave Richards, der dem Porsche sein ebenso buntes wie psychedelisches Gewand gab. Neben der «Geschichte des Universums» sind ebenso Janis Joplin selbst und die Mitglieder ihrer Band zu sehen. Nachdem Joplin 1970 an einer Überdosis Heroin gestorben war, galt der Porsche lange als verschollen. Später durch Joplins Familie wieder entdeckt und zurückgekauft, wurde er in den 1990er Jahren restauriert und war danach in der «Rock and Roll Hall of Fame» in Cleveland zu sehen. 2015 ging der Porsche dann für 1,76 Millionen US-Dollar an den neuen Besitzer über.

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WUSSTEN

SIE …?

Trag es bewusst – Statement-T-Shirts An ihnen kommt in unseren Tagen niemand vorbei: Slogan- und Statement-T-Shirts. Von Mailand bis New York, von Céline bis Versace und Off-White. «Mach ein Statement und zeig deine Haltung» heisst die Devise auch in diesem Sommer! Gerne aktuell auch sozialkritisch und politisch statt urkomisch. Die Geschichte der zur Schau getragenen Meinungen und Forderungen geht auf die sogenannten «Suffragetten» zurück, also diejenigen Frauen, die zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Grossbritannien und den Vereinigten Staaten für das Frauenwahlrecht kämpften und ihre Anliegen auf Schürzen geschrieben in die Welt trugen.

Trag es kurz – Bermuda-Shorts

© Marcello Arena for Thom Browne

Sie sind wieder da – die Kitten Heels. Gesehen bei Prada oder auch Christopher Kane im neu interpretierten Rockabilly-Stil und weit ab von einstiger Spiessigkeit. Der kurze Absatz mit einer Höhe zwischen drei und fünf Zentimetern ist ein Klassiker, der immer wieder eine Renaissance erlebt. Seinen Ursprung hat der Schuh, der in den 1960er Jahren von Grössen wie Audrey Hepburn oder Jackie Kennedy getragen wurde, in den 1950ern. Erfunden wurde «die kleine Schwester der High Heels» – für junge Mädchen um die 13 Jahre, da ein höherer Absatz als unziemlich gegolten hätte. Gleichermassen bezeichneten die Schuhe mit den legendären Absätzen den Übergangsschuh für die später folgenden High Heels. Die Plateau-Schuhe der 1970er Jahre verwiesen die Kitten Heels zeitweise vollständig vom Platz, doch in den 1980er Jahren feierten sie ihr Comeback in allen erdenklichen schrillen Farben der Dekade.

© Dior

Trag es wieder – Kitten Heels

Sie sind der Klassiker schlechthin – auch in diesem Sommer: die Bermuda-Shorts für den Herrn. Wurden sie lange vorzugsweise als Freizeithose mit T-Shirt kombiniert, machen sie, zusammen mit klassischem Hemd und Jackett getragen, mittlerweile auch in der Geschäftswelt eine Gattung – zumindest in der kreativen Branche und einem Trägeralter von unter 45 Jahren. Die Original-Bermuda, so besagt es die Geschichte, hört exakt fünf Zentimeter über dem Knie auf. Der Name der Hose ist bekannterweise den Bermuda-Inseln entlehnt, wo die britische Navy Ende des 19. Jahrhunderts stationiert war und die langen Uniformhosen an die heissen klimatischen Bedingungen angepasst wurden.

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EINE MENGE JOHNNY CASH Wenn ein weltberühmter Modefotograf auf Haute-Couture-Kreationen trifft, entsteht meist Grosses. So auch im Fall von Paolo Roversi und Dior. Der nun erschienene Band «Dior Images Paolo Roversi» zeigt eine einzigartige Retrospektive der hochkarätigen Zusammenarbeit, die mittlerweile 28 Jahre andauert.

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Anka Refghi I

ie sind voller Anmut und Poesie, sie erzählen von Fantasie- und Traumwelten und heben die Mode aus der Trivialität in höhere Sphären – die Aufnahmen des grossen Meisters und Fotografen Paolo Roversi. Bilder, auf denen sich Körpergrenzen in ihrer Umgebung aufzulösen scheinen, Fotografien gleich kunst voller Gemälde – mystisch, stark und weit entfernt von konventioneller Modefotografie. «Schönheit», so sagte Paolo Roversi einmal, «ist ein Mysterium für mich. Wie analysiert man etwas wie Eleganz? Liegt es in einer bestimmten Linie? Ich möchte es lieber nicht wissen. Ich liebe dieses Geheimnis. Ich möchte darin verloren gehen, völlig verloren.»

Von Ravenna nach Paris 1947 im italienischen Ravenna geboren, kam Roversi 1973 nach Paris, wo er zunächst als Fotoreporter arbeitete. Eine Zeit, in der er die Arbeiten von Richard Avedon und Irving Penn entdeckte und später Bekanntschaft mit Robert Frank, Helmut

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Paolo Roversi

Newton und Guy Bourdin machte. Wegweisende Begegnungen, die ihn in die Kunst- und Modefotografie führen sollten. So begann Roversi in den 1990er Jahren, Haute-Couture-Kreationen für renommierte Magazine wie die «Vogue Paris», «Vogue Italia», «British Vogue» und «W.» zu fotografieren. Und so war es auch das Jahr 1990, als Roversi zum ersten Mal eine Kreation aus dem französischen Traditionshaus Dior für die französische «Vogue» fotografierte. «Rhéa» war der Name des Kleides, das von Model Mathilde getragen wurde und von dem damaligen künstlerischen Leiter Diors, Gianfranco Ferré, entworfen worden war.

Kleines Theater mit leerer Bühne Für Dior fotografierte Paolo Roversi am häufigsten in seinem kargen Atelier, das er vor 30 Jahren in der Nähe von Parc Montsouris gekauft hatte. Aufgrund der Holzböden und Canvas-Kulissen nennt er es ein «kleines Theater mit leerer Bühne». Seine anhaltende Neugier, so Roversi einmal, sei seine Geheimwaffe. Er, der sich 24 Stunden am Tag


«Schönheit ist ein Mysterium für mich.»

– Paolo Roversi –

«San Carlo»-Ensemble Spring / Summer 1961, Haute-Couture-Collection «Slim Look» by Marc Bohan


«Christian Dior war das erste schlagende Herz, und obwohl es auch andere gab, ist er für mich die Seele.» – Paolo Roversi –

«Kimoja»-Ensemble, Spring / Summer 1997, Haute-Couture-Collection by John Galliano


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als Fotograf begreift und für den alles ihn Umgebende als Inspiration zu seinen meisterlichen Inszenierungen gereicht – von seiner Stimmung am Morgen, einem Film, den er am Abend zuvor gesehen hat, die Stimmung des Models, das Licht des Tages.

Der nun veröffentlichte Band «Dior Images Paolo Roversi» dokumentiert die hochkarätige Kollaboration in einer einzigartigen Retrospektive, die Roversis Arbeiten für Dior der letzten 28 Jahre in den Fokus stellt. Das imposante Werk mit einem Vorwort des italienischen Philosophen Emanuele Coccia versammelt, neben einst in renommierten Modemagazinen veröffentlichten Aufnahmen, auch unveröffentlichte Trouvaillen aus den Archiven. Das Buch besteht aus zwei Teilen. So zeigt der erste Teil Aufnahmen von Kreationen der künstlerischen Leiter, deren «Dior-Amtszeit» – nach Christian Dior selbst – mit Paolo Roversis Schaffen zusammenfiel. Darunter Gianfranco Ferré, John Galliano, Raf Simons und Maria Grazia Chiuri. Der zweite Teil besteht aus Porträts mit Kleidern von Christian Dior aus den Archiven, die eigens für die Publikation von der bekannten Stylistin Grace Coddington in Szene gesetzt und so auf eine fantastische Weise wieder zum Leben erweckt wurden. Dass Paolo Roversi beim Fotografieren gerne Musik hört, ist hinlänglich bekannt. «Bei dem Dior-Buch», so Roversi, «war es eine Menge Johnny Cash. Vielleicht zu viel.»

Dior Images Paolo Roversi Dior Rizzoli

«Junon-Dress», Autumn / Winter 1949, Haute-Couture-Collection «Milieu du Siècle»-Line by Christian Dior

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DESIGN

2 HOCH Bekannt geworden ist das holländische Designer-Duo Viktor & Rolf durch seine radikale Vorstellung von Mode und seine einzigartigen Haute-CoutureEntwürfe. Seit 25 Jahren gemeinsam erfolgreich, adelt nun die Rotterdamer «Kunsthal» die CoutureDesigner mit einer umfassenden Retrospektive. Anka Refghi I

Viktor & Rolf

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«The House of the End of the World», fotografiert von David LaChapelle

pulente Inszenierungen und Extreme gehören ebenso zu ihrer Handschrift wie surrealistische Entwürfe und die Auseinandersetzung mit der Frage nach den Grenzen der Tragbarkeit von Mode. Seit nunmehr 25 Jahren geht das niederländische Design-Duo Viktor & Rolf gemeinsame Wege und beschäftigt sich mit gesellschaftskritischen Themen ebenso wie mit Nachhaltigkeit und dem Zusammenhang zwischen Mode und Kunst. Ihre Arbeiten provozieren, kritisieren, begeistern und halten schon einmal in kunstvoll-humoristischer Weise der Modewelt den Spiegel vor. Ihre Kollektionen leben vom Spannungsfeld zwischen Romantik

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© David LaChapelle Studio

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«Wearable Art» Fall / Winter 2015

und Rebellion, Überschwang und Kontrolle oder Klassizismus und Konzeptualismus – und kaum jemand anderem gelingt der Spagat zwischen Haute Couture, Kunst und experimenteller Abstraktion so virtuos wie Viktor & Rolf.

Auf einer Wellenlänge Kennengelernt haben sich die heute 49-jährigen Designer Viktor Horsting und Rolf Snoeren

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während ihres Studiums an der Modeakademie in Arnheim, und schnell wurde klar, dass sie auch nach dem Abschluss ihr Glück auf dem Parkett des Modedesigns gemeinsam suchen wollten. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Am renommierten französischen Design-Wettbewerb «Hyères» verbuchten sie 1993 als Newcomer gleich den Sieg für sich. Zunächst jedoch wurde ihnen Bewunderung vor allem durch die Kunstwelt zuteil, bevor die Modewelt ihnen Beachtung schenkte. Mit der Einführung in die Pariser Haute Couture im Jahr 1998 war der erste Schritt zum grossen Erfolg getan. Der internationale Durchbruch folgte ein Jahr später mit ihrer legendären «Doll-Show», für die sie neun Entwürfe um eine einzige Frau, das Topmodel Maggie Rizer, drapierten. Ob mit ihren avantgardistischen Haute-Couture-Kreationen oder später mit ihren durchaus tragbaren Prêt-à-porterKleidern – das Publikum war begeistert.

Grundlage für das Neue verwendeten und Fehler und Nähte mit Gold verzierten. Ganz gemäss «Kintsugi», einem Prinzip japanischer Keramik, in dem Schönheit aus Unvollkommenheit entsteht und Reparaturen mit Gold akzentuiert werden. Ihr experimenteller Umgang, ihr immerwährendes Ausloten von Mode, Tragbarkeit und Haute Couture

Die Grenzen der Tragbarkeit Legendär aber sind seit jeher ihre Haute-CoutureKreationen. Dabei werden Proportionen überzeichnet, allgemeingültige Grössenverhältnisse infrage gestellt und die Themen der Kollektionen gerne auch einmal auf ironische Weise interpretiert. So nahmen Viktor & Rolf für ihre «Red Carpet»-Kollektion Bezug auf die wechselseitigen Beziehungen zwischen Designern und Prominenten auf dem roten Teppich und fertigten 22 Kollektionsteile aus eben diesem. Ebenso im Fokus steht das Ineinanderfliessen von Kunst und Mode. So stand für ihre Kollektion «Van Gogh Mädchen» im Sommer 2015 die Malerei ihres Landsmanns Vincent van Gogh Pate, während in der darauf folgenden Kollektion «Wearable Art», die aus Mänteln, Kleidern und Röcken bestand, der Name wörtlich interpretiert wurde und die Models mit goldumrahmten «ÖlgemäldeKleidern» auf den Laufsteg geschickt wurden. Recycling, die Schönheit des Unvollkommenen und Nachhaltigkeit tauchen ebenso immer wieder in ihren Entwürfen auf. So, wie bei der Kollektion «Vagabonds», in der das Duo die Haute Couture mit Recycling vermischte, oder der «The Boulevard of Broken Dreams»-Kollektion, die als Weiterentwicklung von «Vagabonds» zu verstehen war und für die Viktor & Rolf Materialien früherer Kreationen als

«The Boulevard of Broken Dreams» Spring / Summer 2017

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«Vagabonds» Fall / Winter 2016

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«Surreal Satin» Spring / Summer 2018

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machen das Duo bis heute zu den interessantesten Protagonisten der Fashionworld, das auch nach vielen Jahren nichts von seiner Kreativität eingebüsst hat.

Die Retrospektive Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des DesignerDuos Viktor & Rolf zeigt die Rotterdamer «Kunsthal» vom 27. Mai bis 30. September 2018 eine umfas-

sende Retrospektive, die das aussergewöhnliche Schaffen der niederländischen Designer in den Fokus stellt. Zu sehen sind rund 60 Kreationen ihrer bekannten Haute-Couture-Kollektionen, Bühnenkostüme sowie frühere Entwürfe aus den Archiven von Viktor & Rolf. Highlight der Ausstellung ist unter vielen anderem auch das Kostüm, das 2016 für Madonnas Wohltätigkeitskonzert auf der Art Basel in Miami Beach entworfen wurde.

«Wir teilen ein kreatives Hirn.» – Viktor & Rolf –

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Die «Twist», die erstmals im Jahr 2015 auf dem Laufsteg zu sehen war, ist Nicolas Ghesquières moderne Interpretation der «Epi Trapeze Clutch» aus den Archiven des Hauses Louis Vuitton. Mit dem ikonischen LV-Drehverschluss.

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TAG Heuer «Formula 1 Lady»: eine modische Armbanduhr, bei der Sport auf Lifestyle trifft. Das wichtigste neue Merkmal der Uhr ist das austauschbare Armband, das es der Trägerin erlaubt, mit einem Klick vom sportlichen Look zu einem klassischen Stil zu wechseln.

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DIE

FRAU DER

FENSTER

Storytelling ist das neue «Must-have» der Marketingwelt. Bei Hermès hat Leïla Menchari das schon über viele Jahre in Form von Schaufenstern inszeniert. Eine besondere Frau, die mal beschrieben werden sollte.

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Wilma Fasola I

Courtesy of Hermès

s gibt sie noch heute. Schaufenster, an deren Scheiben sich Kinder die Nasen platt drücken, weil hinter diesen das absolute Wunschprodukt so verlockend nah erscheint und dennoch so weit weg ist. Aber wenn selbst Erwachsene immer und immer wieder hinschauen, vorbeigehen, um noch einen Blick zu riskieren, und darüber mit Freunden sprechen, dann handelt es sich um etwas sehr, sehr Grosses. Oder besser: um das Einzigartige, das immer wieder Überraschende, das eben, was Leïla Menchari über 35 Jahre in den Vitrinen an der Rue du Faubourg Saint-Honoré Nummer 24 in Paris erschuf. Und das auf gerade einmal zwölf Quadratmetern, grösser sind die Schaufensterflächen des Hauptsitzes des Luxuslabels Hermès nämlich nicht.

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© Edouard Boubat

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Leïla Menchari bei der Arbeit, Paris 1985

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Eine spannende Kindheit Sicher wussten nicht alle, die eben vor genau diesen Vitrinen innehielten, wer für die Inszenierung hinter der Scheibe in den Jahren 1978 bis 2013 verantwortlich war. Im Gegensatz zum Maler unterschreibt ein Designer nur selten sein Werk. Der Name Leïla Menchari ist somit auch nicht jedem ein Begriff. Das Wichtigste daher kurz zusammengefasst: Die aus Tunesien stammende und heute 91-jährige Frau ist die Enkeltochter des letzten Sultans von Touggourt. Ihre Eltern waren Rebellen, auf ihre ganz eigene Art. So gilt die Mutter als erste Frau, die in Tunesien den Schleier ablegte, und ihr Papa fand es vollkommen in Ordnung, dass seine Tochter das Kino besuchte. Sie wuchs also unter Bedingungen auf, in der Freiheit eine grosse Rolle spielte. Und eben auch die Möglichkeit, die Welt (neu) zu entdecken. Mit Anfang zwanzig schreibt sie sich an der École des Beaux-Arts in Paris ein. Einfach so, auf der Durchreise. Sie wird angenommen und lernt kurz darauf einen Mann kennen, der ihr Leben nachhaltig beeinflusst. Guy Laroche bringt sie als Model auf den Laufsteg. Ein Job, der ihr aber nie wirklich ans Herz wuchs, oder um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: «ein Clown auf dem Laufsteg, den alle anstarren». Das «au revoir», ausgelöst durch den Tod ihrer Mutter, war daher eine echte Befreiung. Leïla Menchari bewirbt sich bei Hermès, überzeugt, und der Rest ist Geschichte.

Eine aussergewöhnliche Frau Sie selber nannte sich im Unternehmen selber «das irrationale Element», Axel Dumas, Präsident des Luxuslabels, spricht hingegen von der «Magicienne en chef». Daher verwundert es auch nicht, dass man ihr selber nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen noch einmal eine richtig grosse Bühne gab. Im Herbst 2017 organisiert Hermès im Grand Palais eine Ausstellung unter dem Motto «Hermès auf Flügeln. Die Welten von Leïla Menchari – zur Eröffnung war die Künstlerin natürlich selbst vor Ort, und das wie immer ziemlich aufgeregt. So verriet sie einem Journalisten, dass sie immer unter Lampenfieber leide. Nicht eben nur an diesem Tag, sondern auch immer dann, wenn viermal im Jahr, an einem Freitagabend, pünktlich um 18.30 Uhr die Vorhänge in der Rue du Faubourg Saint-Honoré Nummer 24 aufgezogen und ihre neuste Inszenierung der Menge präsentiert wurde.

Eine spezielle Kreativität Doch was machte ihr Design so aussergewöhnlich? Was war an Mencharis Handwerk so besonders,

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dass eben auch Erwachsene sich Nasen an Schaufenstern platt drückten? Auf den Punkt gebracht: Es war das Unvorhersehbare. So liess sie einmal mehrere Tonnen Sand aus Tunesien ankarren, um eine Miniaturwüste zu bauen, in der die Fussabdrücke eines Skarabäus zu sehen waren. Oder sie inszenierte fliegende Meteoriten, über die man sich bis heute fragt, wie die eigentlich zum Fliegen gebracht wurden. Und dann wieder der krasse Gegensatz. Ein einfacher Strand mit Sand, Mini-Riff, Sonnenbrille und Badeanzug. Selbst der Chef war damals irritiert. Doch kaum schlug die Uhr zur halben Stunde am Freitagabend, verbreitete sich auf wundersame Weise der Duft von «Eau d’Orange Verte» auf der Strasse vor dem Muttergeschäft von Hermès. Das Publikum war begeistert, und Jean-Louis Dumas konnte aufatmen.

Immer eine spannende Geschichte Bei ihrer Arbeit ging es der heute 91-Jährigen immer ums Geschichtenerzählen. Das Erbe ihrer frühen Kinobesuche. Damals hingen ihre Cousinen an ihren Lippen, wenn sie von den gesehenen


© Véronique Mati

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© Guillaume de Laubier

Orientalischer Zauber an der Rue du Faubourg Saint-Honoré 24 in Paris 2008

Schaufenster im Frühling, Paris 2011

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© Jean-Louis Feith

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Ihre Liebe galt auch starken Farben, Paris 1982.

Filmen berichtete. Bei Hermès war es das Publikum vor dem Fenster, das sie sinn-voll begeisterte. Ihr zur Seite standen dabei Maler, Bildhauer, Ledermacher, Korbflechter, Steinhauer und Glasbläser. Denn Leïla Menchari war stets Dirigentin und niemals ausführender Charakter. Ihre Aufgaben waren wie gesagt das Erzählen und Inszenieren. Ihre Ideen in Formen zu fassen, überliess sie anderen. Immer mit dem Blick über deren Schulter. Die Bilder in ihrem Kopf teilte sie dabei stets in unterschiedlichstem verbal inszeniertem Französisch mit. Mal leise und mit Bedacht, dann wieder dramatisch und raumerfüllend. Genau so, wie es am Ende auf den zwölf Quadratmetern zu sehen sein sollte.

Eine lange, wunderbare Zeit Ihre erste Komposition für Hermès folgte übrigens auf die Aufforderung «Zeichnen Sie mir Ihre Träume». Diese hörte sie bei ihrem Einstellungsgespräch, lächelte und nahm die Herausforderung an. Sie wurde umgehend eingestellt. Zunächst als Zeichnerin, dann seit 1978 als Umsetzerin. Am Ende waren es insgesamt 48 Jahre, 35 davon als Chefin des Dekors. Stoffe liess sie dabei auf sich wirken, Leder und Satin waren ihre Inspiration. Routine

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aber stellte sich niemals ein. Es war immer neu, immer aufregend. Auch dann noch, als die Digitalisierung zahlreiche Wirtschaftszweige neu strukturierte. Online einkaufen ist heute Standard, dennoch gibt es ein Phänomen, das sich zwar eher selten in der Schweiz oder Deutschland zeigt, in anderen Ländern aber weit verbreitet ist: das Window-Shopping. Besonders in den USA wie eben auch in Paris oder England lieben die Menschen es, abseits der Einkaufsstosszeiten einen Schaufensterbummel zu machen. Besonders gerne werden die Stores der Luxuslabels angesteuert. Vollkommen ohne Kaufabsichten, einfach, weil man das Dargebotene geniesst. Und das wissen auch die Unternehmen und investieren in einen Window-Dresser. Leïla Menchari darf dabei sicher als die Grande Dame unter ihnen bezeichnet werden. In ihrer Zeit bei Hermès stellte sie unglaubliche 136 Kompositionen zusammen. Und jedes dieser zwölf Quadratmeter grossen Kunstwerke bleibt unvergessen. Über viele spricht man heute noch und wird es sicher auch noch lange tun. Auch wenn die bald Hundertjährige irgendwann die weltliche Bühne verlässt.


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© Courtesy of Renell Medrano for Gucci

DER COUTURIER AUS HARLEM

DAPPER DAN

Eine bewegte Geschichte Doch Dans Kreationen hatten eine «Schwäche»: Seine Kleider waren aus Stoffen mit den ikonischen Logoprints europäischer Modehäuser wie Gucci, Fendi, Chanel und Louis Vuitton bedruckt oder trugen die übergrossen und von ihm interpretierten Logos derselbigen. Schon bald sah sich der Ausnahmeschneider mit Urheberrechtsverletzungsklagen konfrontiert, was schliesslich dazu führte, dass Dapper Dan sein Geschäft 1992 schliessen musste. In der breiten Öffentlichkeit geriet er in Vergessenheit, ein Geheimtipp für die Stars des Untergrunds blieb er jedoch immer. Die surrealistische Wendung der Geschichte folgte mit einem Paukenschlag Ende des letzten Jahres: mit einer Kooperation mit Gucci – damals massgeblich am Untergang des Couturiers beteiligt – 25 Jahre nach der Schliessung seiner Boutique.

Die Renaissance

Die Geschichte von Dapper Dan ist eine, wie sie nur das Leben schreiben kann. In seinem Fall begann sie vor rund 35 Jahren. Man schrieb das Jahr 1983, als Daniel Day alias Dapper Dan seine Schneiderei im Herzen von Harlem an der 125th Street eröffnete. Schnell wurde er der Star der schwarzen Community und schneiderte Outfits für Rapper, Boxer und Gangster auf Mass. Ob LL Cool J oder Mike Tyson – jeder wollte seine Kreationen haben, und nicht umsonst gilt Dapper Dan bis heute als Wegbereiter für Luxus-Streetwear. Streetwear – ein Genre, das in den 1980ern despektierlich als «Ghetto Couture» bezeichnet wurde, schon bald aber seinen Siegeszug um die Welt feiern sollte.

«Das Einzige, was ich kopiert habe, war das Logo selbst, und selbst dann habe ich es auf eine Weise gemacht, die noch nie zuvor gemacht wurde.» – Dapper Dan –

Vorausgegangen war – für einmal umgekehrt – ein Plagiatsvorwurf von Dapper Dan an die Adresse Guccis, in dessen Kollektion 2018 eine braune Bomber-Jacke aus den 80er-Jahren starke Ähnlichkeit mit seinen einstigen Entwürfen aufwies. Gucci selbst nannte den Look eine «Hommage an Dapper Dan», mit dem Ziel, so Creative Director Alessandro Michele, Dapper Dan zu einer Kooperation zu überzeugen. Mission geglückt. Seit Januar dieses Jahres befindet sich an der Lenox Avenue in Harlem das gemeinsame Studioatelier, in dem der heute 73-jährige mit von Gucci zur Verfügung gestellten Stoffen und Textilien seinen Geist mit Massarbeiten wieder aufleben lässt.

2 ZITATE

«Ich war den Mainstream-Medien nicht mehr zugänglich, aber alle Rapper und Stricher wussten, wo sie mich finden können.» – Dapper Dan –

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WELLNESS-TEMPEL

DE LUXE

Wenn Wellness der Superlative auf eine sensationelle Location trifft, ist ein perfekter Entspannungsurlaub garantiert. Egal ob drei, sieben, vierzehn oder mehr Tage – ein massgeschneidertes Programm in der «SHA Wellness Clinic» im spanischen Alicante garantiert maximalen Erfolg für die Gesundheit. Nike Schröder I

Isabell Schlewies


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chon bei der Anreise wird klar, dass die Gäste ein ganz besonderes Erlebnis erwartet, denn die «SHA Wellness Clinic» bietet einen wundervollen Panoramablick auf die Ausläufer der Gebirgskette Sierra Helada und liegt zudem direkt am azurblauen Meer inmitten eines Naturschutzgebietes. Entspannung, Regeneration, Genuss und das Erlangen des inneren Gleichgewichts stehen hier als oberste Ziele auf dem Programm. Die Ver-

bindung aus fernöstlichen und modernsten Techniken garantiert Erholung pur und ein ganz neues, gesundes Körpergefühl. Im über 6000 m² grossen Wellnessbereich lässt sich ein perfekt auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Programm zusammenstellen. Ein Schwerpunkt der «Clinic» ist unter anderem die makrobiotische Ernährung mit ihrer heilenden Kraft. «Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung», wusste schon Hippokrates. Der Küchenchef und sein Team zaubern für jeden Gast kulinarische

Traumhaft eingebettet in die Natur: die «SHA Wellness Clinic»

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Entspannung für Körper, Geist und Seele

Meisterwerke – gesund, saisonal, natürlich, energetisch, ausgewogen und von tausendjährigen Prinzipien inspiriert. SHA bietet drei Arten von Menüs («SHA», «Biolight» und «Kushi»), um in höchstem Masse auf alle Gäste eingehen zu können und ihnen damit grösstmögliche Vitalität zu verleihen.

AHA ACADEMY Hier vermittelt das SHA-Team den Gästen in Gesprächen, Übungen, Spaziergängen oder Konferenzen, auf Wunsch als Gruppenaktivität oder Privatstunde, wertvolles Wissen zu Schönheit und Gesundheit. Die Experten geben ihr Wissen aus Forschungsarbeiten zu den Vorteilen von Naturtherapien und gesunder Ernährung sowie jahrhundertelang gesammeltes asiatisches Medizinwissen in Verbindung mit den jüngsten Fortschritten westlicher Medizin weiter. So können Sie nach dem Aufenthalt bei SHA die neu erworbenen Kenntnisse auch zu Hause weiter anwenden, vertiefen und ein gesundes Leben nach der SHA-Philosophie führen.

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Natürliche Therapien Ergänzt wird der Aufenthalt durch natürliche Therapien wie die speziell entwickelte SHA-Methode, Detox- & Anti-Aging- oder Anti-Stress-Behandlungen, Akupunktur, Shiatsu, Yoga, Chi-Kung, Tai-Chi, Watsu, Hydrotherapie, Rassoul Hammam, PhytoFangotherapie oder Unterwasserdruckstrahlmassage. Ziel ist eine «Umerziehung» von schlechten Gewohnheiten, damit der erreichte optimierte Gesundheitszustand möglichst lange erhalten bleibt. Die vielen positiven internationalen Bewertungen wie beispielsweise als «Best Destination Spa – Condé Nast Johansens (2017)» oder «Spa Finder Crystal Award Best in Europe + Best in Spain (2015)» zeigen, dass es sich hier um einen ganz besonderen Wellness-Tempel handelt, der in jedem Fall eine Reise wert ist.


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Sommer

SCHÖN IN DEN

Wen n d ie Temperatu ren steigen, benötig t d ie Haut ei ne besondere P f lege. Die besten Beauty- u nd Pf legeprodu kte für d ie schönste Jahreszeit u nd für ein makelloses Aussehen.

BY

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1 I GUERLAIN

Limitierte Edition für den Sommer: das Bräunungspuder «Terracotta Route des Îles», in einem luxuriösen, umweltfreundlichen Etui aus Holz und grossem Spiegel. 2 I EVIDENS

«The Total Shield SPF50 PA++++ Anti-Pollution»: Anti-UV und Anti-Umweltverschmutzungsschild, das beinahe 90 % der Faktoren hemmt, die für Hautalterung zuständig sind, und dank perfekter Formulierung kompletten Schutz bietet.

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3 I FILORGA

Adieu orangefarbene Flecken und unangenehme Gerüche, die oft mit DHA-basierenden Selbstbräunern assoziiert werden! Der «Tan-Simulator-Komplex» aktiviert und verlängert den natürlichen Bräunungsprozess für eine geschützte, gestärkte Haut. 4 I BEPURE

Das Schweizer Naturkosmetiklabel «bepure» steht für Naturkosmetik auf Arganölbasis, die natürliche Inhaltsstoffe mit Nachhaltigkeit und sozialem Engagement verbindet. «Fresh Bodycare», Körperöl, 100 ml für weiche und gepflegte Haut. 5 I HERMÈS

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«Eau de citron noir»: eine olfaktorische Reise durch ein Universum zitronenfrischer Duftnoten voller Überraschungen. Inspiriert von der Vielseitigkeit des «Eau d’orange verte», wurde der Parfumfamilie eine elegante Note verliehen.

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6 I YVES SAINT LAURENT

Inspiriert von urbanen Abenteuern: «Urban Escape Summer 2018 Collection». Palette mit grauen Blautönen und tiefen Grüntönen mit schimmerndem Silber und dem «Rouge Volupté Shine Oil-in-Stick 76» als perfekter Kontrast.

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NATÜRLICH

SCHÖN!

Victoria Beckham, Adele, Madonna, Rihanna und Julia Roberts schwören auf Hautpflege aus «good old Germany». Ob Weleda oder Dr. Hauschka, Hollywood hat den lange in die Schublade «Öko und Birkenstock» gelegten Naturpflegeprodukten einen frischen Vibe eingehaucht.

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uasi über Nacht wurde die «Rosencreme» von Dr. Hauschka oder die grüne Tube mit der Gesichtspflege «Skin Food» von Weleda zum Kultprodukt der Celebrities. Vor allem die Transparenz der Zutaten in diesen Pflegen brachte den Erfolg. Skandale um Pestizide und chemische Inhaltsstoffe, die dem Menschen innen und aussen Schaden zufügen können, unterstützten diesen Siegeszug noch. Der Trend «zurück zur Natur» mit dem Wunsch, gesund zu leben, die Dinge dabei einfach zu halten, hat seinen Höhepunkt sicher noch nicht erreicht.

Umdenken und Misstrauen Immer mehr Menschen träumen von einer Konsumgüter-Pause und wollen sich dem Druck der Hochglanzfotos mit schillernden Hightech-Kosmetikprodukten entziehen. Das Vertrauen in phantasievolle Formulierungsbezeichnungen ist abhandengekommen, der Konsument will heutzutage wissen, «was in der Tube steckt». Naturkosmetik und sogenannte «Organic»(Organic heisst ins Deutsche übersetzt organisch und wird landläufig unter dem Begriff

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Valeska Jansen

«Bio» gehandelt)-Produkte schiessen wie Pilze an einem warmen Herbsttag aus dem Boden. Vor allem ein Slogan dieser jungen Unternehmen hat sich im Gedächtnis vieler verankert: «Unsere Produkte sind so rein und natürlich, dass man sie auch essen könnte!»

Schottland meets Korea Duncan Napier, ein schottischer Botaniker aus Edinborough, der im Jahr 1860 neben einer Klinik auch seine erste Pflanzenapotheke eröffnete, hatte eher zufällig die wohltuenden und heilkräftigen Wirkungen der Pflanzen entdeckt. Er begann, sich intensiver mit Heilpflanzen zu beschäftigen, und wurde bekannt für seine gesundheitsfördernden und die Haut verbessernden pflanzlichen Produkte. Ausgehend von der Pflanzenheilkunde und der Philosophie von Duncan Napier hat die koreanische Marke «Belif» «The True Herb Formula», eine auf speziell ausgewählten pflanzlichen Rohstoffen basierende Formel, entwickelt und setzt diese gegen die typischen Hautprobleme unserer Zeit ein.


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Pionierin aus der Pharmazie Als die gelernte Apothekerin und Homöopathin Margo Marrone 140 Jahre nach Napier ihr KosmetikUnternehmen «The Organic Pharmacy» gründete, machte sie sich schnell einen Namen als Pionierin in der Naturkosmetik. Auf die Frage, ob man ihre Produkte auch verzehren könnte, antwortet sie pragmatisch: «Selbstverständlich! Ich würde es aber nicht wirklich empfehlen, rein aus geschmacklichen Gründen, meine ich.» Die moderne und äusserst aufgeschlossene Unternehmerin erzählt, wie es zur Gründung ihrer Linie kam: «Schockiert darüber, dass ich die Menge der giftigen Pestizide in unseren Lebensmitteln und die fraglichen Inhaltsstoffe in Kosmetika nicht kannte, entschied ich mich, meine Kräuter-, homöopathischen und pharmazeutischen Kenntnisse zu verwenden, um ein Einkaufsparadies frei von Chemikalien in anderen Geschäften zu schaffen.»

Streben nach Nachhaltigkeit Dass Erzeugnisse aus der Organic- und Naturkosmetik heute auch visuell wie Hightech-Produkte aussehen können, überzeugt selbst die Zögerer, die ihre Pflege auch aus optischen Gründen aus-

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wählen. Die Italienerin Francesca Lenardo verbindet mit ihrer Pflegelinie «Insium» innovative Optik mit natürlichem und veganem Inhalt. «Meine Liebe zur Hautpflege wurde mir von meiner Grossmutter vermittelt. Sie hatte mit 90 Jahren noch eine perfekte und faltenfreie Haut. Von klein auf erzählte sie mir von ihren Heilmitteln für die Haut, für welche sie nur natürliche Zutaten benutzte. Das Resultat ist eine wirksame Anti-Aging-Pflege, die angenehm ist und sofort pflegt, frei von allen Inhaltsstoffen, die potentiell schädlich sind für Haut und Umwelt», erklärt Lenardo.

Mütter als Zielgruppe Viele Frauen sind heute sensibilisiert, was Pflege und die darin enthaltenen Inhaltsstoffe angeht. Doch kaum ein Typ Frau ist so heikel in der Verwendung von Cremes und Co. wie junge Mütter. Bereits während der Schwangerschaft achten viele darauf, welche Inhaltsstoffe in Bodylotions und Gesichtscremes enthalten sind. Die britische Babyund Mutter-Pflegelinie «Little Butterfly London» gehört mit ihren romantischen Verpackungen, auf denen sich pastellfarbene Schmetterlinge tummeln, zu einer der begehrtesten ihrer Art. Von der


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Österreicherin Gudrun Wurm in London gegründet und mit unzähligen Awards und Auszeichnungen bedacht, ist die Eco-zertifizierte Marke oft die erste Wahl als passendes Geburtsgeschenk. «Was soll man dem royalen Nachwuchs schenken?» war in der englischen Presse zu lesen, darunter die markanten Produkte mit ihren phantasievollen Namen wie «bubbles in the breeze – top to toe wash» oder «floating on clouds – bedtime bath milk».

Neuheit aus Schweden Björn Axén, bekannt als schwedische Haarpflegemarke, expandiert in eine «Organic»-Körperpflegelinie. «Mit den neuen Körperprodukten transferieren wir unsere starke Kompetenz und unser Know-how in der Pflege der Kopfhaut in eine neue Kategorie», erklärt Johan Hellström, CEO von Björn Axén in Schweden. Die Björn Axén Organic Body Range konzentriert sich mit Produkten wie Body Wash, Body Scrub, Lotion, Cream und Öl auf die tägliche Hautpflege. Selbst die Verpackungen bestehen aus recyceltem Kunststoff und sind klimaneutral. Die Inhaltsstoffe sind biologisch abbaubar.

Rolls-Royce aus Hawaii Der Deutsche Dr. Jürgen Klein arbeitete viele Jahre in der Forschung und Entwicklung sowie als wissenschaftlicher Leiter bei Wala / Dr. Hauschka in Deutschland. 1984 wanderte er nach Australien aus und gründete dort seine eigene Pflegemarke Jurlique, verkaufte diese 18 Jahre später und zog weiter nach Hawaii. Hier entwickelte der promovierte Chemiker auf Basis alchemistischer und biochemischer Prinzipien JK7 ® Luxurious Natural Skin Care – eine kräuterbasierte, natürliche und wissenschaftlich geprüfte Hautpflege. Sie gehört heute zu den exklusivsten und teuersten OrganicPflegeprodukten weltweit.

Weniger ist mehr Auffallend bei allen Organic- und Naturmarken ist die reduzierte Liste an Inhaltsstoffen. Weniger glamourös und chic, aber trotzdem einer der grössten Celebrity-Lieblinge ist die Egyptian Magic Creme aus den USA. Sie kommt mit nur fünf Inhaltsstoffen aus und verspricht dabei, die Allroundpflege für über 20 Bedürfnisse zu sein. Honig, Propolis, Gelee Royal, Bienenpollen, Bienenwachs und Olivenöl versprechen Abhilfe bei trockenen und geschädigten Haaren, rissigen Fersen, rauen Ellenbogen, Schwangerschaftsstreifen und sollen selbst die sensibelste Gesichtshaut pflegen. Ganz ohne Werbung, nur durch Mund-zu-MundPropaganda, hat der eher «retro» wirkende Tiegel Kultcharakter erreicht. Kate Hudson antwortet in Talkshows auf die Frage nach ihrem «BeautyGeheimnis», dass sie Egyptian Magic verwendet. Die Liste ihrer Kolleginnen, die ebenfalls auf die Fünf-Inhaltsstoffe-Creme schwören, ist lang: Cara Delevingne, Adriana Lima, Behati Prinsloo, Lizzy and Georgia May Jagger, Rashida Jones, Taylor Schilling, Brooke Shields, Madonna, Chaka Khan, Michelle Trachtenberg, Karolina Kurkova, Selma Blair, Gucci Westman, Sarah Rafferty und noch viele mehr sollen begeisterte Fans sein. Dass ein natürliches Pflegeprodukt dank seines offenen und transparenten Umgangs mit den Inhaltsstoffen viele Anhänger gewinnen kann und dass das Verpackungsdesign auch très chic sein kann, beweisen heute fast alle Natur- und OrganicMarken. Der Öko- und Bio-Chic von einst ist längst Schnee von gestern, und die Wirkweisen zeigen, dass Pflege auch ohne künstliche Zusatzstoffe funktioniert.

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LIVING

© Patrice Schreyer

«Es war wie ein Traum, denn auf der Liste der vorherigen Gewinner gibt es Leute wie Axel Vervoordt, den ich sehr bewundere. Mit ihm auf einer Liste zu stehen, erscheint mir unwirklich.» – Jorge Cañete –


TUE GUTES

&

REDE DARÜBER

«

Es gibt Experten, die aus Angst, vom Schüler überholt zu werden, einfach auf ihrem Wissen sitzen bleiben. Ganz anders ist Jorge Cañete. Der Schweizer Innendesigner ist nicht nur ein Meister seines Fachs, sondern auch ein grandioser Lehrer. Wilma Fasola I

Jorge Cañete

Es gibt keinen Zufall, es gibt nur Verabredungen.» Das hat einst Paul Éluard gesagt und damit ohne Wissen ein Lebensmotto geschaffen, dem Jorge Cañete sein Leben verschrieben hat. Der Schweizer gehört nicht nur innerhalb der eidgenössischen Grenzen zu den grössten Innenarchitekten überhaupt, sondern ist weltweit ein Begriff. Einer, vor dem man beeindruckt den Kopf neigt. Aber auch nur, um schnell wieder aufzuschauen, um ja kein Wort des im Jahr 1970 in Genf Geborenen zu verpassen. Denn wie eingangs beschrieben ist er ein Freund von Begegnungen, ein Mensch, der den Kontakt liebt und aktiv sucht. Aktuell hat er in Zürich ein zweites Studio eröffnet, das ebenso wie das Headquarter in der kleinen waadtländischen Gemeinde Concise Workshops mit dem Meister anbietet.

Ein Mann mit einem Schloss Jorge Cañete ist Schlossbesitzer, einer der besten Innenarchitekten der Welt, und neun Mal in Folge sind die Beiträge seines Studios «Interior Design Philosophie» in der «Interior Design Review» erschienen. Passend zu seinem Wohnsitz ein Ritterschlag und keine Selbstverständlichkeit. Wobei Jorge Cañete in diesem Punkt vor allem die Kunden in den Fokus rücken möchte, die eben interessante Projekte möglich machen. Dennoch erinnert er sich bis heute gerne und oft an den Anruf von Andrew Martin. Der Mann hinter

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Für das Design im «Feather Castle» erhielt Jorge Cañete von der International Interior Design Association den «Global Excellence Award».

dem jedes Jahr erscheinenden dicken Wälzer namens «Interior Design Review», der nur den besten Innen-Designern und -Architekten Platz einräumt, kürte seine Arbeit zum «Best Interior Design of the year». Seine Reaktion: «Es war wie ein Traum, denn auf der Liste der vorherigen Gewinner gibt es Leute wie Axel Vervoordt, den ich sehr bewundere. Mit ihm auf einer Liste zu stehen, erscheint mir unwirklich.» Auf der anderen Seite ist er froh, dass die Schweiz, die ja eher ein kleines Land ist, einen Vertreter auf dieser Liste stellt. Selbstloser geht wohl kaum.

Ein Mann mit eigenem Studio Das Thema Innenarchitektur ist im Leben von Jorge Cañete zudem keine Laune der Natur, son-

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dern vielmehr eine Eingebung in jungen Jahren. Platt ausgedrückt darf man an dieser Stelle sogar behaupten, es ist vererbt. «Mein Vater ist Architekt, und wir haben oft den Wohnort gewechselt. Der Fokus lag dabei immer auf der Luxusindustrie, für mich aber bedeutete es, regelmässig eine neue Lebenswelt einrichten zu müssen», so der Architekt. Er kündigte seinen Job, schrieb sich zum Studium in London ein, arbeitete danach in verschiedenen Studios in Rom sowie Genf und machte dann 2005 sein eigenes Ding. Die Motivation zu diesem Schritt lieferten die Kunden selbst. «Es war die positive Antwort meiner Kunden auf meine Arbeitsweise und meinen Stil. Ich mag immer eine Geschichte erzählen, will das Haus ihrer Träume bauen, basierend auf ihren Emotionen.»


LIVING

Im Korridor des Schlosses fügen sich Moderne und Antike zu einem perfekten Duett zusammen.

Ein Mann mit vielen Ideen Den normalen Arbeitstag kann er für sich so übrigens gar nicht definieren. «Jeder Tag ist anders und kann ziemlich chaotisch sein», so seine Worte. «Jedes Projekt entwickelt sich täglich weiter. Konzepte werden geändert, Farben und Formen angepasst. Gespräche mit Kunden und sicher auch die Ausarbeitung von Budgets.» Dazu ist er im Zuge der Designprojekte des Studios auch an der Entwicklung von Produkten beteiligt, die für ihn alle stets «poetisch & erzählend» sein müssen. Unter anderem sind so schon Teppiche und Duftkerzen entstanden. Ende des Jahres sollen dann die «philosophischen Spiegel» Premiere feiern. Parallel hält Jorge Cañete enge Kontakte zur Kunstszene. «Seit 2009 laden wir als Studio zeit-

genössische Künstler ein, denen wir stets aussergewöhnliche Orte als Ausstellungsfläche vorschlagen», erklärt der Innenarchitekt. «Aktuell sind wir in der Vorbereitung für eine Einzelausstellung, die in einem Kreuzgang in einer Kartause aus dem Jahr 1317 stattfinden soll.»

Ein Mann mit eigener Philosophie Die Inspiration zu seinen Projekten liegt oftmals sehr nahe. Dazu er selber: «Inspiration kann alles sein: ein Film, ein Buch, die Natur, ein Künstler und seine Kunstwerke. Musik ist aber auch sehr wichtig. Im Grund daher alles, was lebhafte Emotionen hervorruft.» Kern jeder von ihm geschaffenen Einrichtung ist aber der unbedingte Wille, die Emotionen der Kunden in ihren eigenen vier Wänden

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Oftmals sind es die kleinen Dinge, die etwas besonders machen. Wie hier ein einfaches Band, das wegen seiner Schlichtheit zum Highlight wird.


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zu materialisieren. Dafür hat er eine eigene Methode und Philosophie geschaffen. Sie hilft ihm, ultrapersonelle Projekte zu kreieren, die von drei wesentlichen Elementen inspiriert sind: der Umgebung, dem Ort an sich und der Persönlichkeit des Kunden. «Durch die Kombination dieser drei Inspirationsquellen ist das Ergebnis jedes Mal einzigartig und stimmig», so er selbst.

Ein Mann mit einer Mission Und genau diese Philosophie ist es, die er in seinen zweitägigen Workshops an die wissbegierigen Teilnehmer weitergibt. Und das schon seit zehn Jahren. Anlässlich des Jubiläums 2017 ist dazu sogar ein Buch erschienen («Il était une fois… ma maison», Editions Favre). Inhaltlich geht es in dem Workshop um die beschriebenen drei relevanten Elemente, denen Jorge Cañete gemeinsam mit seinen Schülern auf den Grund geht. Immer mit dem Ziel, dass jeder Teilnehmer am Ende des Kurses sein eigenes Projekt alleine umsetzen kann. Denn dem Innenarchitekten geht es in keinem Fall darum, mit seinem Angebot potenzielle Kunden zu locken. Er wünscht sich eine schöne, eine zu jedem passende Welt. Daher ist es für ihn das Schönste, wenn Menschen lernen, sich diese ganz individuell zu gestalten.

Ein Mann mit Wachstumsplänen Bislang fanden die Kurse dabei ausschliesslich in französischer und englischer Sprache und auch nur in der Westschweiz statt. Mit dem neuen Studio in Zürich wird sich das aber nun ändern. Grundlage bildete dabei wie so oft im Leben von Jorge Cañete eine Begegnung. Vor gut zwei Jahren traf er zwei Designer, die ihn zu einem Vortrag an das GIBZ (Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug) einluden. «Nach der Diskussion mit ihnen nahm die Idee zu einem Studio in Zürich immer mehr Raum in meinen Gedanken ein», erinnert er sich. «Das Team wurde aufgebaut, und ein neues Kapitel des Studios konnte beginnen.» Durchgeführt werden die Kurse dabei von einer engen Vertrauten von Jorge Cañete. Der Genfer mit katalanischen und andalusischen Wurzeln spricht nämlich hervorragend Englisch, Französisch und Italienisch, Deutsch aber gehört eben nicht dazu. Daher legt er die Verantwortung für die Weitergabe seiner persönlichen Philosophie in die Hände von Alba BrandenbergerNereo, die mit Lovely Living ein eigenes kleines, feines Designstudio besitzt.

Ein Mann mit einem Traumjob

Mit wenigen Elementen schafft es Jorge Cañete, an jedem Ort Geschichten zu erzählen.

Gefragt nach einem Traumobjekt ist die Antwort von Jorge Cañete – hat man ihn erst einmal ein wenig kennengelernt – daher auch mehr als passend: «Das Wichtigste für mich ist die Begegnung mit den Menschen und deren Persönlichkeiten. Dabei kann es sich um ein zeitgenössisches Haus, ein antikes Haus oder aber auch ein Chalet oder eine institutionelle Einrichtung handeln. Der Schlüssel ist es immer, mit ihnen zusammen eine emotionale Geschichte zu erzählen. Ihre Geschichte mit einem kleinen poetischen Dreh.»

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THE DRAPER

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TOUCH Dorothy Draper war für das Interior-Design, was Coco Chanel einst für die Mode war – wegweisend und bis heute inspirierend. Hochwohlgeboren, dabei glamourös und exzentrisch, revolutionierte Dorothy Draper nicht nur die bis dahin typische Inneneinrichtung, sondern professionalisierte die Berufsbezeichnung «Interior-Designer».

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Anka Refghi

ie werden hofiert, gefeiert und geschätzt – und wer es kann, der leistet sie sich: Interior-Designer. Eine geschätzte Berufsgattung, deren bekannteste Protagonisten Karrieren machen und kaum mehr von dem Parkett der Wohnkultur wegzudenken sind. Dass die aktive Gestaltung von Wohnräumen und das damit einhergehende Wohlbefinden der Menschen noch zum Beginn des letzten Jahrhunderts eine unbekannte Grösse waren, davon zeugt die Geschichte der einmaligen Dorothy Draper, der ersten Interior-Designerin der Welt.

Der Ausbruch

Dabei begann das Leben von Dorothy Tuckerman so, wie viele der Upperclass. 1889 in den Schoss einer wohlhabenden Familie in Tuxedo Park – einer der exklusivsten Gegenden im Bundesstaat New York – geboren, stand ihr Leben von Anbeginn unter dem Stern der finanziellen Sorglosigkeit. Doch schnell wurde deutlich, dass Dorothy anders war. Von schöner Gestalt und glamourös, aber ganz besonders auch exzentrisch und mutig. Sich als wohlsituierte Frau dem süssen Nichtstun hinzugeben oder sich mit dem Ausrichten von Charity-Events zu begnügen, war nicht ihr Ding.

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© Annie Schlechter

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«Kunden verpflichteten Dorothy, weil sie immer das Unerwartete tat.» – Carleton Varney –

Das von Dorothy Draper inspirierte Greenbrier Resort heute

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Um sich dem engen Korsett der Familie und den damit verbundenen Konventionen zu entziehen, heiratete sie 1912 den Arzt Dr. George Draper, der als Schulfreund von Franklin D. Roosevelt bald zu dessen Leibarzt wurde. Beide Ehepaare wohnten in einer kleinen Enklave der Upper East Side, und sowohl Dorothy als auch Eleanor Roosevelt taten ihren Ärger über die Einschränkungen kund, die ihnen die Gesellschaft auferlegte. Während Eleanor Roosevelt sich auf das Gebiet der Rechte und Gesetze konzentrierte, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, wählte Dorothy einen sehr viel pragmatischeren Weg. In einer Zeit, in der dem Begriff «dekorieren» noch etwas Frivoles anhaftete und dieser höchstens im Zusammenhang mit historischen Räumen verwendet wurde, begann sie damit, ihr eigenes und für diese Zeit so typisch düsteres Backsteinhaus auf ein neues, farbenfrohes und frisches Level zu heben.

Die Businessfrau Es dauerte nicht lange, bis die ersten privaten Kunden der High Society um ihre Hilfe baten, ihre Häuser aufzufrischen. Dorothy erkannte schnell, dass sie mit ihrem Talent Geld verdienen konnte, und gründete in den frühen 1920er Jahren ihr eigenes Unternehmen, das «Architectural Clearing House», das später in «Dorothy Draper Incorporated» umbenannt wurde. Ihre Unternehmung war zu Beginn eine Vermittlungsagentur zwischen Architekten und Gesellschaftsfrauen, die ihre Häuser renovieren wollten. Revolutionär in Zeiten, in denen Frauen ihrer Schicht weder arbeiteten, geschweige denn ein eigenes Unternehmen gründeten. Dorothy Draper tat gleich beides. Doch die private Klientel entpuppte sich schnell als nicht so mutig, wie es sich Dorothy gewünscht hätte. Statt sich mit der Gestaltung privater Domizile aufzuhalten, konzentrierte sie sich fortan auf Hotels, Restaurants und öffentliche Gebäude. Eine von Männern dominierte Branche, die Dorothy Draper und ihren weiblichen Blick und überraschenden Ansatz für Innenausstattung mit Kusshand nahm.

Modern Baroque Und Dorothy Draper legte los. Mit einer grandiosen Ignoranz gegenüber dem vorherrschenden Stil begann sie ihr furchtloses, farbenfrohes Werk. Sie überraschte mit nie zuvor Gesehenem. Sie kombinierte glänzendes Schwarz mit dumpfem Weiss, Türkisblau und Pink zu schachbrettartigen Bodenmustern in Schwarz und Weiss, die zu ihrem Signature-Merkmal, zum sogenannten «Draperism»,

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Kräftige Farben und ungewöhnliche Kombinationen machten ihren Stil einzigartig.

werden sollten. Grosse Blumen, Streifen, leuchtende Farben und kunstvolle Details zu lackierten und getäfelten Türen – der «Modern Baroque», wie ihr Stil genannt wurde, war geboren.

Ein Leben für die Arbeit Mittlerweile Mutter von drei Kindern konnte sie weder die Scheidung von ihrem Mann noch die wirtschaftliche Depression an ihrem Schaffensdrang hindern. Im Laufe der Jahre prägte sie die Cafeteria im «Metropolitan Museum of Art» in New York ebenso wie den «Coty Salon» im «Rockefeller Center» und die «Carlyle and Hampshire House»Hotels. In West Virginia und Südkalifornien trugen die «Greenbrier»- und «Arrowhead Springs»-Resorts ihre Handschrift und in Chicago das «Restaurant Camellia House». Doch nicht nur grosse Projekte


© Image provided courtesy of Dorothy Draper and Company, Inc.

© Image provided courtesy of Dorothy Draper and Company, Inc.

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schmückten ihr Portfolio, auch im Kleinen zeigte sich ihr Geschick. Mit der Zeit begann sie wieder damit, die privaten Domizile der Prominenz zu gestalten, aber auch triste Wohnblöcke mit schmutziger Backsteinfassade im Osten Manhattans fanden in ihr den Meister. Kurzerhand strich sie die Backsteinwände schwarz, die Fensterbänke weiss und die Türen in den Grundfarben. Waren die Wohnungen vorher nur schwer zu vermieten gewesen, wurden sie, dank Dorothys Pinselstriche, mit einem Male zu begehrten Wohnadressen. Dorothy Draper lebte für ihre Arbeit. Die Ausnahmedesignerin verstarb am 11. März 1969 in Cleveland, Ohio, doch in ihrer bis heute existierenden Firma lebt ihr Geist weiter, der viele Generationen von Interior-Designern bis heute inspiriert hat.

Dorothy Draper

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GADGETS

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2 I Philips AC2889 / 10 Das neuste Luftreiniger-Modell von Philips trägt das Schweizer AllergieGütesiegel aha! Der speziell entwickelte Allergiemodus wirkt sehr effektiv bei der Entfernung luftübertragener Allergene. Der Sensor in dieser Einstellung ist besonders sensibel und stellt, wenn nötig, schnell eine höhere Leistungsstufe ein. Für eine wohltuende Nachtruhe wurde der leise Schlafmodus entwickelt. Neben der manuellen Bedienung lässt sich der Luftreiniger bequem über die App «Air Matters» steuern. Sie verfügt dabei über eine Pollenvorhersage und liefert Informationen sowie Tipps zum Allergiemanagement.

Heiss wird dieser Sommer bestimmt! Dafür dürften alleine die neusten elektronischen Highlights sorgen. Draussen mit der neusten Boombox Party machen oder drinnen bei frisch gefilterter Luft das Revival der Schallplatte geniessen. Alles ist möglich! Stephan Gubler

3 I Porsche Design Huawei Mate RS Das Luxus-Smartphone besticht durch sein elegantes Design, gepaart mit konkurrenzloser Computerleistung durch neueste KI(Künstliche Intelligenz)Technologie. Die edle Fasson und die weich geschwungenen Kanten wurden in Anlehnung an die Aerodynamik eines Sportwagens designt. Kombiniert mit doppelseitiger Verglasung, besticht das Gehäuse durch ein edles Curved Design in zeitlosem Schwarz. Die Leica Triple-Lense-Technologie garantiert gestochen scharfe Bilder, dank Hybrid-Zoom auch bis ins kleinste Detail! Der 4000-mAh-Akku kann mit Super-Charge-Technologie in 30 min auf 58 % aufgeladen werden oder ohne Kabel mit Wireless Quick Charge.

4 I McIntosh MT2 Precision Der US-amerikanische Hersteller McIntosh erweitert sein Produktportfolio um einen neuen Schallplattenspieler. Der McIntosh MT2 Precision soll Technologie und Design auf hohem Niveau vereinen. Er besitzt ein fortschrittliches elektronisches und mechanisches Laufwerk. Der MC-Tonabnehmer wird im Werk schon justiert und kommt somit optimal eingestellt beim Endkunden an. Der schwarze Plattenteller aus thermoplastischem Kunststoff sitzt auf einem CNC-gefrästen Aluminiumteller und läuft mit einem Riemantrieb. Beim Tonarm setzt McIntosh auf Aluminium, was ihn äusserst verwindungssteif machen soll. Natürlich ist auch eine transparente Staubschutzhülle im Lieferumfang enthalten.

5 I Polar M430

1 I Panasonic Lumix FT7 Das Top-Modell unter den Tough-Kameras ist aussergewöhnlich stark belastbar. Das Gehäuse der Lumix FT7 ist bis zu 31 Meter Tiefe wasserdicht, bis zwei Meter Fallhöhe stossfest, kältebeständig bis zu -10 Grad Celsius und hält auch einem Belastungsdruck von fast 100 kg stand. Diese Kombination macht die 20.4-Megapixel-Kamera auch dank 28-mm-Weitwinkelobjektiv mit 4,6-fach optischem Zoom zum perfekten Reisebegleiter. Als praktisch erweist sich zudem der neue integrierte Sucher, der die Aufnahme selbst bei starker Sonneneinstrahlung erleichtert. Zusätzlich bietet das Display auf der Rückseite eine nahezu hundertprozentige Darstellung des Sichtfeldes.

Die Polar M430 ist die perfekte Uhr für Läufer, die mehr wollen. So misst die GPS-Uhr den Puls präzise und zuverlässig am Handgelenk – Gurte werden nicht benötigt. Draussen werden Geschwindigkeit, Distanz und Höhe mit dem integrierten Global Positioning System erfasst. In geschlossenen Räumen wird dies anhand der Bewegungen des Handgelenks gemacht. Weitere Features wie Informationen zum eigenen Fitnesslevel und Möglichkeiten, wie Mann oder Frau Tagesziele erreichen kann, werden fortlaufend mitgeteilt. Neu ist die Sportler-Uhr in den Trendfarben Dunkelblau und Grün erhältlich.

6 I JBL Boombox JBL bietet tragbare Lautsprecher an, die ideal für das Boot, zu Hause oder unterwegs sind. Als stärkster tragbarer Bluetooth-Lautsprecher liefert die Boombox einen Hammer-Sound und knallharten Bass. Dank des enormen Akkus mit 20’000 mAh Kapazität und eines Dual-USB-Ladeanschlusses kann man jederzeit auch externe Geräte wie Smartphones oder Tablets aufladen. Die Boombox ist wasserdicht und robust genug auch für die wildesten Partys – bei jedem Wetter. Ist noch mehr Musik-Power gefragt, lassen sich mit einem Knopfdruck über 100 JBL-Lautsprecher via Bluetooth verbinden.

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Im «M3 House» fliessen Innen- und Aussenbereich ineinander. Gewinner des «Bulthaup»-Preises 2017 für die beste Küche


MEDITERRANE WOHNTRÄUME Mit seinen luxuriösen Villen sorgt der auf Mallorca ansässige Architekt Osvaldo Luppi für Aufsehen weit über die Landesgrenzen hinaus. Klare Linien und das Weglassen des Entbehrlichen zugunsten des Notwendigen sind die Quintessenz seiner Projekte, für die der gebürtige Argentinier bereits zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen konnte. Anka Refghi I

Mauricio Fuertes


«Villa Boscana»: Finalist des «Mallorca Architekturpreis» als bestes Privathaus


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svaldo Luppi ist wohl das, was man von Grund auf kosmopolitisch nennen kann. 1974 in Buenos Aires, der Stadt des multinationalen Erbes schlechthin, geboren, führte ihn sein Lebensweg nach dem Studium zuerst für ein Jahr nach Japan, bevor er sich 2003 auf Mallorca niederliess. Seit 2008 mit eigenem Architekturbüro auf der Balearen-Insel, realisiert er Wohnträume, die von einer 1000 m²

Patio im «M24 House»

grossen Villa bis hin zur Sanierung von Altstadtwohnungen reichen. Nachhaltigkeit, mediterranes Lebensgefühl und dazu eine atemberaubend klare Formsprache verleihen seinen Entwürfen eine unverwechselbare Persönlichkeit. Die von Luppi entworfenen Projekte wurden – unter anderem – wiederholt mit dem Mallorca-Architekturpreis ausgezeichnet und in zahlreichen Büchern und Architekturzeitschriften besprochen.

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PRESTIGE: Können Sie sich an Ihre erste bewusste Auseinandersetzung mit der Architektur erinnern? OSVALDO LUPPI: Architektur ist eine Manifestation – vielleicht die greifbarste – unseres Impulses als Spezies, sich Welten vorzustellen, die es nicht gibt. Ich habe ein Bild aus meiner frühen Kindheit, als ich nachts von der Stadt Buenos Aires zur Küste fuhr. Wenn ich die weiten Ebenen der Pampa überquerte, sah ich hin und wieder ein kleines, hell erleuchtetes Haus mitten im dunkelsten «Nirgendwo», und ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, dort zu leben. Dieser Akt, mir etwas so anderes vorzustellen als mein Leben in der Stadt, war ein architektonischer Gedanke. Was macht die Architektur Ihrer Heimatstadt Buenos Aires aus? Buenos Aires ist eine Stadt, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre europäische Einwanderungsidentität aufgebaut hat. Italiener und Spanier sind in der Mehrheit, aber auch Engländer, Polen und Deutsche haben die phy­ sische Realität der Stadt geprägt. Die Architektur von Buenos Aires ist eine Mischung von Stilen. Es handelt sich dabei um eine Kultur, die von den verschiedenen Kulturen geprägt ist. Sie sind in Argentinien geboren, haben in Japan gelebt und besitzen heute auf Mallorca Ihr eigenes Architekturbüro. In welcher Weise haben Sie die verschiedenen Orte geprägt? Meine Ausbildung in Argentinien gab mir Aufgeschlossen­ heit und Vorurteilslosigkeit, da ich nicht auf ein starkes traditionelles Erbe achten musste. Aus diesen Jahren stammt auch meine Erfahrung im Unterrichten, wo ich mein Wissen über die architektonische Disziplin vertiefen und hinterfragen konnte. All das führte dazu, eine für mich wichtige Reise zu unternehmen, die mich ein Jahr nach Japan führte. In Japan waren für mich die handwerkliche Arbeit – besonders mit Holz – und die Strenge des Details sehr interessant. Spanien im Allgemeinen und die Insel Mallorca im Besonderen haben mir die Möglichkeit gege­ ben, meine Vorstellung von Raum, kraftvoller Form und Zeitlosigkeit auszudrücken. Was mir an dieser Insel neben der physischen Umgebung gefällt, ist die Möglichkeit, Menschen aus aller Welt zu treffen. Es ist eine sehr kosmo­ politische Insel. Ressourcen wie Wasser sind auf Inseln begrenzt und ökologische Aspekte ein wichtiges Thema … Ja, die Architektur der klaren und präzisen Linien ist mit dem Konzept der Nachhaltigkeit verbunden. Wenn Sie mit einer Umgebung konfrontiert sind, in der das Wasser knapp ist, ist es wichtig, dass das Grundstück ausserhalb des Gebäudes die Charakteristik der Natur des Landes wider­ spiegelt. Die Auswahl autochthoner Pflanzenarten, die wenig Pflege benötigen, und die Gewährleistung, dass das

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«M3 House»: Klare Linien sind vorherrschend in der Architektur von Osvaldo Luppi

Bewässerungswasser aus der Sammlung der Regenfälle stammt, ist etwas, das ich in all meinen Projekten integriere. Die charakteristische Formensprache Ihrer Architektur sind klare Linien. Woher kommt diese Liebe zur Klarheit? Sowohl in der Architektur als auch im Leben selbst ist es das Wichtigste – und Schwierigste zugleich –, das Notwen­ dige und das Entbehrliche zu unterscheiden. Die Schönheit der Architektur erscheint, wenn man Letzteres weglässt. In den letzten Jahren wurden Ihre Arbeiten oft nominiert und ausgezeichnet. Was bedeutet Ihrer Meinung nach «gute Architektur»? Richard Meier sagte, dass gute Architektur eine transfor­ mative Erfahrung ist, und ich stimme dem absolut zu. Ab­ gesehen von subjektiven Urteilen muss die Architektur die Sinne der Menschen anregen. Das schlimmste Ergebnis für ein Gebäude ist das Gefühl der Gleichgültigkeit. Neben dem Bau von Villen widmen Sie sich auch der Sanierung von bereits Bestehendem. Welche Philosophie verfolgen Sie auf diesem Gebiet?


«SJ23 Apartment»: ausgezeichnet für bestes Interior-Design

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LIVING

Bei einer Arbeit an einem bestehenden Objekt mit hohem architektonischen Wert sollte nach einem Dialog mit dem Gebäude gesucht werden. Betrifft es ein Gebäude ohne architektonischen Wert, ist es auch interessant, weil es mir erlaubt, einen Charakter zu enthüllen, der in diesem Ge­ bäude vielleicht bis dahin verborgen war. Ihr «M3 House» wurde kürzlich ausgezeichnet. Können Sie mir mehr über dieses Projekt erzählen? Der mediterrane Innenhof ist der Inbegriff des häuslichen Lebensraums. Das «M3 House», das sich auf einem Grund­ stück mit sehr engen seitlichen Nachbarn befindet, ist von den Rändern nach innen erhöht und lebt von der Terrasse bis zum Rest des Hauses. Zentral sind hier auch die Klar­ heit des Entwurfs auf programmatischer Ebene und die Verwendung von natürlichen und lokalen Materialien für den Bau.

Gibt es Architekten oder Künstler, die Ihre Arbeit beeinflussen? Abgesehen von den grossen Meistern der modernen Archi­ tektur habe ich versucht, mich nicht von einem bestimm­ ten Architekten beeinflussen zu lassen. Bildhauer wie Oteiza, Filmemacher wie Fritz Lang oder Komponisten wie Philip Glass können mehr Architektur hervorrufen als ein Gebäude. Dasselbe gilt für die Literatur: Borges beschreibt Universen, die aus dem Verstand eines Architekten zu kommen scheinen, und wenn man sie sich einmal vorstellt, werden sie nie aus dem Kopf gelöscht. Was würden Sie gerne bauen, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Ich würde gerne ein Gebäude entwerfen, zu dem Men­ schen ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Ein Gebäude für alle und jeden, in denen verschiedene Generationen die Einrichtungen verantwortungsvoll und kreativ nutzen können.

© Adrian Pedrazas

Architektur ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Disziplinen – welche davon ist Ihnen die liebste? Alle Aspekte der Architektur sind für mich gleichermassen anregend. Von der Ideenfindung über die Entwicklung von Projekten, die Verhandlung mit Kunden und Auftragneh­ mern bis hin zur Realisierung. Es ist eine Disziplin, die sich

ständig zwischen dem Immateriellen und dem Materiellen, den Ideen und dem Realen bewegt. Zu wissen, wie man in dieser Dichotomie navigiert, ist der schwierigste und zu­ gleich anregendste Teil dieses Berufes.

«Das schlimmste Ergebnis für ein Gebäude ist das Gefühl der Gleichgültigkeit.» – Osvaldo Luppi –

Architekt Osvaldo Luppi

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TO THE MAX

Ob i m I n nen- oder Aussenbereich – Leichtig keit ist d ie Ma x i me des Som mers.

JAIME HAYON

Für Blumenliebhaber und Design-Freunde: die attraktive Ikebana-Vase, entworfen von Jaime Hayon. Aus handgefertigtem Glas und messingbeschichtetem Edelstahl.

AXOR

Luxuriöse Avantgarde im Bad: die «Axor Showerpipe 800» mit «PowderRain» spiegelt das kompromisslose Streben nach Perfektion bei Design, Herstellung und Funktion wider. Puristische Klarheit für den reinen Dusch-Luxus.

KLAFS & IKONO

«Klafs Sonderedition» – basierend auf der erfolgreichen Outdoor-Serie von Ikono. Wohlfühlen in Modulbauweise heisst die Devise bei den exklusiven Spa- und Lounge-Möbeln.

HERMÈS

Stilvoll speisen mit der Kollektion «A Walk in the Garden»: traumhaft schönes Porzellan von Hermès. Teetasse (160 ml) und Untertasse sowie Dessertteller mit einem Durchmesser von 21 Zentimetern.

FORNASETTI

Für die «Fuorisalone 2018» von Barnaba Fornasetti kreiert: Eulen in Form von kleinen Porzellanbehältern, die nach der handwerklichen Tradition des Mailänder Ateliers von Hand dekoriert werden, und eine Möbelkollektion, die von «himmlischen Architekturen» inspiriert ist.

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CULINARIUM


© Marc Domage

GUY

SAVOY

EIN BESUCH IM BESTEN RESTAURANT DER WELT Zum zweiten Mal in Folge von der unabhängigen Rankingplattform «La Liste» zum weltbesten Restaurant gekürt, verzaubert Ausnahmekoch Guy Savoy Gäste seines Pariser Gourmettempels an den Ufern der Seine mit unaufgeregter, reduzierter Produktküche, in der Klassik und Moderne scheinbar mühelos verschmelzen.

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Dr. Thomas Hauer

und vier Jahre ist es her, seitdem wir Guy Savoy (64) das letzte Mal besucht haben. Damals versteckte sich sein Restaurant, über dem seit 2002 drei Michelin-Sterne leuchten, noch im Erdgeschoss eines verwinkelten Hauses in der Rue Troyon, einer unscheinbaren Nebenstrasse im 17. Arrondissement unweit des Arc de Triomphe und der Champs-Élysées. Seit Mai 2015 residiert der sympathische Spitzenkoch, der fast immer ein schelmisches Lächeln auf den Lippen trägt, dagegen endlich standesgemäss in einem der schönsten historischen Monumente der Hauptstadt – dem nach Plänen von Jacques-Denis Antoine errichteten «Hôtel de la Monnaie» am Quai de Conti. Direkt gegenüber dem Louvre und unweit der Kathedrale von Notre-Dame.


CULINARIUM

Küche und Architektur Seinen Zeitgenossen galt Antoines Bauwerk als Archetypus eines Klassizismus, der die französische Architektur wieder zu den unverfälschten Prinzipien und der schlichten Formensprache der antiken Baukunst zurückgeführt hat. Ganz so, wie Guy Savoy, Schüler der legendären Gebrüder Troisgros, heute in seiner lichtdurchfluteten Küche hoch über den Dächern von Paris als Choreograph seines Küchenballetts die Kochkunst zurück zu ihren Quellen führt, indem er bar jeder Attitüde das Produkt zum Star seiner Kreationen macht – eine Küche, in der Grosszügigkeit statt Grossspurigkeit das Zepter führt, die Herz, Augen, Verstand und Gaumen gleichermassen anspricht. So auch bei einigen seiner berühmtesten Rezepte. Wie beispielsweise die Artischockensuppe mit schwarzem Trüffel, für die die grünen Knollen vor dem Pürieren zunächst in Trüffeljus gekocht und anschliessend begleitet von einer fluffigen, mit feinsten Pilztranchen gespickten Schichtbrioche und Trüffelbutter serviert werden. Oder das unvergleichliche, à la minute zubereitete Millefeuille mit Tahiti-Vanillecreme – ein verführerisches Spiel mit unterschiedlichen Temperaturen und Texturen.

sehen. Darunter Gemälde und Skulpturen von Fabrice Hyber und David Mach, Selbstportraits von Pierre et Gilles sowie Werke von Hiroshi Sugimoto. Gleichzeitig geniessen Gäste durch 11 raumhohe Panoramafenster eine spektakuläre Aussicht auf den Louvre, über den Pont Neuf und das Institut de France. So ist Guy Savoys Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesamtkunstwerk.

Design-Unikate Da ist es nur konsequent, dass der Hausherr auch in Sachen Porzellan nichts dem Zufall überlässt, sondern sich und seinen Gästen ein handgefertigtes Service nach einem Entwurf von Bruno Moretti gönnt, der auch für weitere Tafelaccessoires verantwortlich zeichnet – zum Beispiel die Augen wie Händen gleichermassen schmeichelnden Steak-

Auf den ersten Blick vermeintlich simple Gerichte, die mit wenigen Zutaten auskommen, von Savoy jedoch über Jahre hinweg zu unvergleichbarer Raffinesse und Perfektion entwickelt wurden. Doch der Name des Küchenchefs steht auch für kulinarische Innovationen. Zum Beispiel den am Tisch auf Trockeneis «gegarten» Lachs, serviert in einer leichten Consommé und verfeinert mit Zitruskaviar. So überrascht es nicht, dass Savoy, Gründungsmitglied des prestigeträchtigen Collège culinaire de France, auch einer der prominentesten Wortführer der Initiative war, der die «Cuisine Française» 2010 ihre Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes zu verdanken hatte. Gleich am Eingang seines Restaurants, das man am Ende eines imposanten marmornen Treppenaufgangs erreicht, prangt denn auch in roten Neonbuchstaben das kulinarische Credo des Meisters: «La cuisine est l’art de transformer instantanément en joie des produits chargés d’histoire» – Kochen ist die Kunst, Produkte und ihre Geschichte in Freude zu verwandeln.

Ein Restaurant als Gesamtkunstwerk In gewisser Weise setzt sich dieses Prinzip auch im spektakulären InteriorDesign des Restaurants fort, für das Guy Savoy seinen Freund Jean-Michel Wilmotte verpflichtet hat. Mit grosser Rücksicht auf die bewegte Geschichte des Gebäudes und dennoch mit einer durch und durch modernen, fast asketischen Formensprache, unterstützt von neutralen Grautönen, wird alle Aufmerksamkeit auf die mit Spots beleuchteten Tische gelenkt oder vielmehr das, was sich dort in einer wirbelnden Folge von 12 und mehr Gängen im Rahmen von Savoys Signature-Menü Couleurs, Textures et Saveurs vor den Augen bzw. am Gaumen der Gäste abspielt. Darunter bei unserem Besuch im März Highlights wie Rochenflügel mit Austerntatar und Kaviar, Texturen vom Seeigel oder Chicorée mit Foie gras und schwarzem Trüffel. In den 6 hintereinander gereihten Speisesälen, die Platz für insgesamt maximal 65 Gäste bieten und durch die raffinierte Raumaufteilung trotzdem beinahe intim anmuten, ja fast ein wenig an ein privates Esszimmer erinnern, spielt aber auch zeitgenössische Kunst eine wichtige Rolle. So sind hier unter anderem Leihgaben aus der Sammlung des französischen Industriellen François-Henri Pinault, aber auch Arbeiten aus Savoys Privatbesitz zu

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Selbstportraits von Pierre et Gilles gehören zu den Höhepunkten der Kunstsammlung des 3-Sterne-Restaurants.


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© Marc Domage

© Laurence Mouton

messer. Die Platzteller aus weisser «Fayence»Keramik, jeder ein handbemaltes Unikat mit der Interpretation eines lächelnden Gesichts, stammen dagegen aus der Künstlerwerkstatt von «Un Jour d’Atelier» im 14. Arrondissement. Sie stehen als Sinnbild für all die genussvollen Momente, die gutbetuchte Gourmets hier erwarten, denn natürlich hat ein Besuch im «besten Restaurant der Welt» – Savoy erreicht bei «La Liste» 99,75 von 100 möglichen Punkten – seinen Preis. Mit 415 Euro für das Signature-Menü rangiert Savoy auch hier mit an der Weltspitze. Allerdings gilt «La Liste» im Gegensatz zum konkurrierenden Pellegrino-Guide tatsächlich als vergleichsweise objektiv, werden für das Ranking doch Bewertungen von Dutzenden Restaurantführern, Presseartikel und authentische Gästereviews mit einem speziellen Algorithmus aufaddiert. Guten Appetit!

© Laurence Mouton

Perfekt arrangierte Tellerkunstwerke

Guy Savoy auf der Marmortreppe vor seinem Restaurant

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PRETTY

IN PINK 200 Jahre Veuve Clicquot Rosé d’Assemblage – zu verdanken haben wir das trendige Kultgetränk einer der zahlreichen starken Frauen, die die Geschichte des prickelnden Lebenselixiers so nachhaltig geprägt haben – der Grande Dame der Champagne: Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin.

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Dr. Thomas Hauer I

Veuve Clicquot

war wurden bei Clicquot bereits Mitte der 1770er Jahre die ersten roséfarbenen Schaumweine produziert – und da lag Madame Ponsardin noch in der Wiege. Die verdankten ihren schillernden Farbton allerdings Holunderbeeren. Das war der resoluten Witwe, die nach dem frühen Tod ihres Gatten 1805 mit gerade mal 27 Jahren und als erste Frau überhaupt die Leitung eines Champagnerhauses übernommen hatte, allerdings ein Dorn im Auge. Schliesslich sollten die Weine ihrer Überzeugung nach nicht nur dem Auge, sondern auch dem Gaumen schmeicheln! Kurzerhand brach sie deshalb mit allen Traditionen und kreierte

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CULINARIUM

Auf der Suche nach der perfekten Assemblage …

1810 nicht nur den ersten Jahrgangschampagner und erfand das Rüttelpult, sondern schuf vor genau 200 Jahren auch eine ganz neue Methode zur Herstellung von Rosé-Champagner, die bis heute als Standard gilt. So wird bei Veuve Clicquot die Basis-Cuvée des legendären Yellow Label Brut dafür vor der zweiten Gärung mit rund 12–13 Prozent hochwertiger Pinot Noirs aus Toplagen wie Bouzy, Ambonnay und Verzy vermählt, die speziell für diesen Zweck ausgebaut werden und den Wein in eine leuchtende, kupferfarbene Robe hüllen. Voilà – fertig ist der Rosé! Oder genauer gesagt der «Rosé d’Assemblage». Es gibt nämlich noch ein zweites, allerdings weit weniger verbreitetes Herstellungsverfahren – die Mazeration für den «Rosé de saignée». Dabei werden die Grundweine beim Vergären einige Stunden auf der Maische belassen, wobei ein klein wenig des in den Traubenschalen enthaltenen Farbstoffs in den Most übergeht.

Rosé-Champagner erfordert Fingerspitzengefühl Doch was simpel klingt, erfordert in Wahrheit ungeheures Fingerspitzengefühl. Tatsächlich dauert es mehrere Monate und erfordert Hunderte von

Verkostungsrunden, bis Kellermeister Dominique Demarville, der die Position des «Chef de Cave» bei Veuve Clicquot seit 2009 innehat, gemeinsam mit seinem 10-köpfigen Tasting-Panel eine perfekt ausbalancierte Rosé-Cuvée gefunden hat. Deshalb ist Rosé tendenziell auch stets ein wenig teurer als normaler Brut-Champagner. Denn es geht nicht nur darum, Jahr für Jahr den richtigen Farbton zu treffen, sondern dem Wein jene Eleganz und Fülle zu verleihen, jene verführerischen Aromen von roten Beeren, saftigen Kirschen, gerösteten Mandeln und Biskuit herauszukitzeln, die so typisch sind für den opulenten Stil des Hauses. Was Rosé-Champagner deshalb von «normalen» Champagner-Cuvées oder Blanc de Blancs unterscheidet, ist deshalb auch vor allem sein voller, «weiniger» Charakter, der ihn zum idealen Essensbegleiter macht, wie beispielsweise zu Sushi, Hummer, Thunfisch oder Räucherlachs. «Vintage Rosé» oder auch exklusive «Prestige Cuvées» wie «Veuve Clicquot La Grande Dame Rosé» können aber auch bei Ente oder rotem Fleisch problemlos mithalten. Das Champagnerhaus arbeitet deshalb seit einigen Jahren unter anderem eng mit Spitzenkoch Joël Robuchon zusammen, um immer wieder neue und kreative Food-Pairings zu entwickeln.

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KÜNSTLER

ESSENS

© Julia Kennedy

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Food Stylist Iain Graham spielt in einer eigenen Liga. Bekannt ist er für seine visuellen und ästhetischen Exzesse, in denen er Lebensmittel für Werbekampagnen, Fashion-Editorials oder TV-Spots kunstvoll und aufregend inszeniert. Wunderbar dekadent und mit einer perfekten Prise Humor garniert. Anka Refghi

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er sie einmal gesehen hat, vergisst sie so schnell nicht wieder: die Bilder der Food-Inszenierungen des Briten Iain Graham. Sie fordern Sehgewohnheiten kühn heraus und halten auch schon einmal der Wohlstandsgesellschaft den Spiegel hin. Als Koch kreierte er auf höchstem

Niveau Menüs für Armani, Louis Vuitton, Stella McCartney und Elton John, bevor er die Welt des Food Styling für sich entdeckte und seither auf den Sets renommierter Marken und Magazine das Unmögliche möglich macht. Daneben ist Iain auch als Rezeptautor, Koch und Berater rund um den Globus im Einsatz. PRESTIGE: Iain, du hast mehr als 20 Jahre auf höchstem Niveau gekocht – was war für dich der Schlüssel in die Welt des Food Styling? IAIN GRAHAM: Das war zur Zeit meiner Arbeit bei Urban Caprice, dem Event­Team der Restaurantgruppe Caprice, wo wir für anspruchsvolle Kunden sehr originelle und auf­ wendige Speisen zubereiteten. Bei einem Auftrag für «Sainsbury’s» und «Marks & Spencer» sah ich einige Damen, die den Raum gestalteten. Sie machten ihre Sache ganz gut, aber es war nichts Besonderes. Als man mir sagte, dass sie sogenannte Food­Stylistinnen seien, antwortete ich: «Das mache ich nächstes Mal.» So fing alles an. Etwa zur gleichen Zeit erwähnte eine Freundin, dass sie gerade eine Sängerin namens Florence managte, die für ihr Video einen Food­Stylisten suchte. Wie sich herausstellte, war es Florence von «Florence and the Machine», und so wurde ihr Video «Rabbit Heart» zu meinem «Debüt­Auftrag». Ich denke, der Schlüssel zu dieser Welt war für mich Timing und Glück. Damals gab es nicht viel Aufregendes auf die­ sem Gebiet, und als ich mit meinen ungewöhnlichen Food­ Inszenierungen begann und mit Fotografen zusammen­ arbeitete, die nicht typische Food­Fotografen waren, fiel das auf. Meine Arbeit war anders und erregte Aufsehen – positiv oder negativ.

Food Stylist Iain Graham

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Du zeigst Lebensmittel in ungewöhnlichen Kontexten – ein Rezept gegen die visuelle Abstumpfung unserer Tage? Ich kreiere diese Ideen, weil ich Lebensmittel liebe, das war schon immer meine Motivation. Aber ja, wir leben in einer visuellen Zeit, und in gewisser Weise muss man auf­ fällig und schockierend sein, um in den Köpfen der Men­ schen zu bleiben. Das Erstaunliche an Lebensmitteln ist, dass es diese superfeine Grenze zwischen dem Schönen, dem Intuitiven und dem Grafischen gibt. Man kann etwas auf den ersten Blick wirklich schön aussehen lassen, aber dann, wenn man genauer hinsieht, ist es brutal. Ich liebe den visuellen Exzess.


© Catherine Losing

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Was inspiriert dich, und wie entwickelst du deine Ideen? Mich inspiriert Herausforderung! Ich liebe es, etwas Mas­ sives oder für das Auge Ungewöhnliches zu schaffen. Ob es sich um eine riesige Dinner­Szenerie oder ein kleines Schmuckstück handelt – ich brauche die Herausforderung und die Frage, wie ich etwas realisieren kann. Normaler­ weise beginne ich mit «schrecklichen» Skizzen, die nur ich interpretieren kann und die doch immer ziemlich nah an dem endgültigen Bild sind. Texturen und Geräusche von Essen inspirieren mich, das fettige, ölige Fleisch eines Lachses, die perlmuttfarbige Schale einer Auster, die Saftig­ keit eines Steaks, schäumende Butter, die Liste ist endlos. Ich liebe Modezeitschriften­Shootings, sie inspirieren mich wirklich und geben mir Farbideen, was wir schön und schockierend zugleich finden.

Heute gehören zu deinen Auftraggebern Harrods, British Airways, «Vanity Fair», Ted Barker, Innocent oder Magnum, um nur einige zu nennen. Müssen deine Kunden mutig sein? Ich denke schon, denn ich bin wohl kaum die durchschnitt­ lichste Wahl. Einmal wollte mich ein Restaurant unbedingt für sein Kochbuch, doch als der Verleger meine Website gesehen hatte, war ich aus dem Spiel. Zu riskant, zu son­ derbar. Natürlich kann ich auch ein nettes gebratenes Hühnchen präsentieren, wenn das der Kunde wünscht, aber dafür werde ich nicht gebucht. Wenn sich Kunden dann für mich entscheiden, erlebe ich immer einen unge­ heuren Support. Früher kam Food Styling vor allem für Lebensmittelwerbung, Kochbücher oder Rezepte in Zeitschriften

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zum Einsatz. Heute fliessen Food Styling und LifestyleThemen zusammen … Woher kommt der Wandel in der visuellen Kommunikation? Lebensmittel sind zum Statussymbol geworden. Veganer machen ihre eigene Nussmilch, und für andere ist es wichtig, woher das Rindfleisch kommt. Lebensmittel sind heute zu Fenstern der Persönlichkeit geworden, und das hat die Werbewelt bemerkt. Möchte man ein Mädchen, das sexy, gesund und wohlhabend aussieht, dann akzentuiert man das Bild mit Austern, Hummer oder Wildlachs­Sashimi. Kombiniert man Uhren oder Make­up mit coolem Essen, dann möchten die Menschen die Produkte umso mehr.

«Ich liebe den visuellen Exzess.» – Iain Graham –

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Was stellt für dich die grösste Herausforderung am Set dar? Die grösste Herausforderung am Set ist die Erhaltung der Lebensmittel. Einige halten sich gut, wie Fleisch oder gebratenes Gemüse, andere, wie Saucen oder Honig, verändern sich innert Sekunden. Die meisten Lebensmit­ tel kann man mit Wasser, Öl und sogar klebriger süsser Sojasauce einstreichen, um einen schönen und natürli­ chen Glanz zu erhalten. Eine der grössten Herausforde­ rungen bei meiner Arbeit ist es aber, Dinge aufeinander­ zustapeln. Vor Kurzem musste ich einen riesigen Turm aus Süsskartoffelchips stapeln und dazu 1500 Chips


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genau auf die perfekte Grösse schneiden. Zum Glück schafften wir gerade noch die Aufnahme, bevor alles zu­ sammenbrach. Gibt es ein Lebensmittel, mit dem du am liebsten arbeitest … Fische. Ich liebe es, wie sie aussehen, reichhaltig, ölig glänzend und fast ausserirdisch. Fische sind unglaublich und so vielseitig. Man kann sie um Dinge herum biegen, sie so aussehen lassen, als würden sie sich bewegen, ihre Schuppen klingen unglaublich, und alles an ihnen ist gra­ fisch und kraftvoll.

Hat deine Arbeit als Food Stylist dein Verhältnis zum Essen verändert? Nicht wirklich. Ich hatte schon als Koch immer eine ziem­ lich verrückte Vorstellung von Essen und habe immer nach dem Unkonventionellen gesucht. Auch der Gedanke über die Möglichkeiten der grafischen Darstellung war schon immer da. Und heute, wo ich dafür bezahlt werde, denke ich: «warum nicht»!

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… und mit welchen ist es am schwierigsten? Das Schlimmste ist entweder Schokolade oder Eis. Wegen Schokolade hatte ich in den letzten Jahren einige Alb­ träume, aber am Ende ist immer alles gut gegangen. Kuchen hat sich auch schon als schwierig erwiesen. Wenn ich Kuchen

mache, verstärke ich sie innen mit Styropor oder Holzblö­ cken, damit ich sie vor Ort verankern und Dinge darauf auf­ bauen kann. Einmal aber schickte mir ein Kunde einen Ku­ chen aus dem Ausland nach West­London. Die Zollbeamten liessen jedoch die Kisten in Frankreich fallen, und der Ku­ chen war zu 50 Prozent ruiniert. Zudem hatte der Hersteller die innere Verstärkung zu klein gemacht, sodass er keinen Halt hatte. Am Ende hielten während des Shootings etwa neun Leute den Kuchen mit kleinen Plexiglasstäben in Position.

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Enjoy! Mit dem g uten Gesch mack ist es ga n z ei n fach: Ma n neh me von a l lem nu r das Beste!

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1 I RIEDEL

«Riedel Performance»: rebsortenspezifische Gläser für Chardonnay, Champagner, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Syrah und Spirituosen. Erstmals mit Kelchen mit leichtem optischen Effekt, der zusätzlich positive Auswirkungen auf das Geschmackserlebnis hat.

6 I GLENMORANGIE

Komponiert aus erlesenen Fässern mit feinsten Single Malts ist «Glenmorangie Grand Vintage Malt 1989» der zweite Release der exklusiven «Bond House No. 1»-Kollektion. 5 I TAITTINGER

«Comtes de Champagne Blanc de Blancs 2006»: ein wunderbarer Tropfen, der sich durch seine Reife als auch Feinheit auszeichnet. Zu 100 % aus Chardonnays der besten Lagen der renommiertesten Côte des Blancs entwickelt.

2 I ZBÄREN

Die stilvollen und höchst exklusiven Küchen der Schweizer Manufaktur sind so individuell wie die Kunden selbst. Das Erfolgsrezept im In- und Ausland sind traditionelle Werte und innovative Professionalität. 3 I PIGMENT FRANCE BY GIOBAGNARA

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«Pixie Lines Nespresso Machine»: original Nespresso-Maschine mit Lederbezug und geradem Steppmuster. Erhältlich in verschiedenen Grössen und unterschiedlichen Lederfarben und Steppungen. 4 I SPRÜNGLI

Die «Truffes du Jour» der Confiserie Sprüngli sind die frischesten Truffes der Welt – täglich in liebevoller Handarbeit nach traditioneller SprüngliRezeptur hergestellt und jeden Morgen frisch ausgeliefert.

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TRAUM

EIN WIRD WAHR

Schon seit Jahrhunderten ist die Adels- und Winzerfamilie Marchesi de’ Frescobaldi eng mit dem Weinbau in der Toskana verbunden. Durch ein hochkarätiges Joint Venture Mitte der 1990er Jahre entstand der legendäre Rotwein «Luce», der nun mit dem neuen Weingut «Tenuta Luce della Vite» geadelt wurde. Anka Refghi I

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Mövenpick

s ist eine dieser Landschaften, die man aus Filmen kennt. Sanfte Hügel mit Weinreben, pittoreske Gutshäuser, deren Auffahrten mit den für diese Region so charakteristischen Zypressen gesäumt sind, und eine poetische Wildheit der Natur. Ein Ort in dieser malerischen Gegend ist auch das 5000-Seelen-Dorf Montalcino in der Provinz Siena und die Wiege eines exzellenten Rotweins mit Namen «Luce». Doch von Anfang an.

Eine zukunftsweisende Begegnung Ein berühmtes japanisches Sprichwort sagt: «Die Begegnung zweier Menschen ist es, womit alles beginnt.» So geschehen auch im Fall von Vittorio Frescobaldi, dessen Familie schon seit Jahrhun-

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derten eng mit dem Weinbau der Toskana verbunden war, und Robert Mondavi, einem berühmten Weinproduzenten aus der kalifornischen Weinbauregion Napa Valley. Bei ihrer Begegnung von der Idee beseelt, gemeinsam einen extraordinären Wein zu produzieren, schlossen sich beide Winzerdynastien zusammen und kreierten den «Luce», einen eleganten Rotwein, der aus den Rebsorten Sangiovese und Merlot gekeltert wurde. Ein edler Tropfen, dessen Trauben bis heute von Hand verlesen werden, um die einzigartige Qualität des Premium-Weins sicherzustellen. Heute produziert das Weingut, das seit 2004 alleine der Familie Frescobaldi gehört, ebenso den raffinierten Zweitwein «Lucente» sowie den Premium-Brunello «Luce». Letzterer, ein wunderbarer 100 %iger Sangiovese,


CULINARIUM

der während 24 Monaten in französischen Barriques verfeinert wird und als Etikett über eine direkt auf die Flasche serigrafierte Sonne verfügt.

Ein Traum wird wahr Für den «Luce» einmal einen eigenen Keller zu besitzen, war seit jeher ein langersehnter Traum des heutigen Präsidenten Lamberto Frescobaldi. Ein Traum, der nun wahr wurde, konnte doch 2016 ein angrenzendes und 55 Hektar grosses Anwesen in Montalcino mit 11 Hektar bereits genutzter Rebfläche erworben werden. Mit für den Weinbau idealen Böden und an optimaler Lage gelegen, befindet sich hier auch ein vor Kurzem erbauter unterirdischer Weinkeller, der perfekt in die Umgebung integriert wurde. Zukünftig werden hier die

Weine von «Luce» vinifiziert und alle Jahrgänge des «Luce» sowie «Luce Brunello» im historischen Teil des Weinkellers auf bewahrt. Ebenso befindet sich auf dem Anwesen ein typisch toskanisches Gut, das in einem märchenhaften Garten eingebettet ist und ab 2018 Zimmer für Gäste bereithält.

Das Licht Die Idee zu dem Namen «Luce», was so viel bedeutet wie Licht, stammte von Robert Mondavis Frau Margareth. Die Sonnenstrahlen und das damit einhergehende Wiedererwachen des Lebens nach einem heftigen Gewitter in Montalcino hatten sie dazu inspiriert. Im Logo des Weinguts findet sich das Symbol des oft so mystischen Lichts der Toskana mit seinen 12 «züngelnden Flammen». Alle Weine können über Mövenpick bezogen werden.

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CULINARIUM

ICE SOCIETY

Taiyaki Ice Cream «Glaube, Liebe, Glück» – so lautet das Motto von Tom, Ricky und Jimmy von «Taiyaki NYC», ihres Zeichens die Erfinder des Meerjungfrauen-EinhornEises. Taiyaki, eine Gebäckwaffel in Fischform, hat in Japan eine lange Tradition als Glücksbringer und wird eigentlich mit roter Bohnenpaste («Anko») gefüllt. Aber nicht genug: Die drei wollten eine Streetfood-Sensation und toppten die Fischwaffel mit Matcha, Vanille oder mit der «Glitzer-EinhornLocke». Denn eines ist klar: Nach dem Einhorn-Hype steht der Meerjungfrauen-Hype schon in den Startlöchern! Wunderbar, denn als mythologisches Symbol des Glückes steht die Meerjungfrau für Fruchtbarkeit, Freigebigkeit, Reichtum und Überfluss.

Mochi Ice Cream Man nehme kleine Kugeln Eiscreme und wickle sie in einen traditionellen japanischen Mochi-Reiskuchen ein. Und heraus kommt: ein cremiger, süsser Leckerbissen, der auch optisch einiges hermacht! Mochi-Teig wird aus süssem Reisteig hergestellt, der sich glatt und weich anfühlt. Der leicht zähe Teig schmilzt beim ersten Bissen schnell im Mund, und der Eiskitzel beginnt. Die traditionellen Eiscremearomen sind Vanille, Schokolade und Erdbeere. Andere Aromen wie Kona-Kaffee, Pflaumenwein und rote Bohnen sind ebenfalls weitverbreitet. Für alle Experimentierfreudigen: Man kann die kleinen Kugeln spielend leicht selbst zubereiten und mit seinen Lieblingsaromen immer wieder neu in Szene setzen.

Rolled Ice Cream Bislang wurde vor allem auf den Strassen Thailands das frisch gemachte Eis verkauft. Aber nun überrollt uns langsam ebenfalls das Thai-Eis. Statt einer fertigen Eismasse wird das Eis direkt vor den Augen der Kunden zubereitet. Und egal wie verrückt die Kombi auch sein mag – alle Wünsche können hierbei erfüllt werden! Wie wird es gemacht? Eine Platte, die an diejenigen für Crêpes erinnert, wird auf bis zu minus 30 Grad Celsius heruntergekühlt. Hierauf wird eine Masse aus einer einfachen «Crème Anglaise» gegeben, die blitzschnell gefriert. Nun kann man nach Herzenslust frische Früchte, Schokolade, Kekse oder sonstige Leckereien dazugeben. Diese werden dann mit zwei scharfen Spachteln direkt auf der Kühlplatte zerhackt, und die Masse wird immer wieder dünn auf die Platte gestrichen und abgerollt.

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FINANCE

LUXUS

FAIR VERTEILT

Sie trägt nicht nur ökologisch «Grün» im Namen, Diana Verde Nieto ist die Pionierin in Sachen Fairtrade im Luxussegment. Denn Schönes kann und sollte auch umwelt- und umfeldverträglich sein.

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Wilma Fasola

RESTIGE: Luxus hat für jeden eine sehr individuelle Bedeutung. Was verbinden Sie persönlich damit? DIANA VERDE NIETO: Ich persönlich verbinde Luxus mit der Verpflichtung zu den Kernprinzipien Qualität, Handwerk, Service, Design und sorgfältige Auswahl der Ressourcen.

Früher war Luxus oft auch dekadent – heute ist er … Erlebnisorientierter, innovationsorientierter, sozialer und umweltbewusster denn je. Die «Traum»­ und Aspirations­Elemente der Vergangenheit bestehen jedoch immer noch. Aber die Luxusmarken versuchen immer besser zu werden und sprechen offen darüber, was sie tun, auch wenn es sich um kleine Aktionen handelt. Seit wann findet ein Wandel im Luxusdenken statt? Menschen interessieren sich immer mehr für verantwortungsbewusstes Handeln. Sie hinterfragen Marken und Unternehmen, von denen sie kaufen. Und sie erwarten eine vollständige Offenlegung von Werten und Praktiken. Luxusmarken haben das erkannt und schaffen authentische Erfahrungen in der digitalen Welt. Hinzu kommt die steigende Nachfrage in Bezug auf nachhaltige Geschäftsmodelle.

«Fairer» Schmuck von Eden Diodati

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Nachhaltige Geschäftsmodelle? Früher entschied die finanzielle Performance eines Unternehmens, ob sich der Kauf von Aktien lohnt. Jetzt wachsen die nachhaltigen Anlagestrategien. Anleger haben erkannt, dass die Performance mit den zukünftigen sozialen und ökologischen Auswirkungen


Luxus und ökologische Verantwortung schliessen sich schon längst nicht mehr aus.

zusammenhängt. «Business as usual» ist keine Option in einer Welt, in der Unsicherheit die neue Normalität ist. Jedes Unternehmen muss über seine Auswirkungen nachdenken. Und das heisst, das lokale Ökosystem einbeziehen und sich dafür entscheiden, der lokalen Gemeinschaft so viel wie möglich zu nutzen. Ich möchte, dass die Nachhaltigkeit in der gleichen Weise übernommen wird wie die Technologie: Sie ist nicht mehr etwas, woran man denkt, sie ist ein Teil des täglichen Lebens. Wie kam es zur Idee von Positive Luxury? Menschenrechte haben mich schon immer fasziniert. Wäh­ rend meiner gesamten Karriere habe ich versucht, Geschäft mit Ethik zu verbinden. In den Augen meiner Mitgründerin Karen Hanton und mir weist Luxus immer den Weg. Und wir dachten, wie wunderbar es wäre, wenn die Luxusindustrie den Mainstream inspirieren könnte, Dinge besser zu ma­ chen? Der Rest ist Geschichte. Was ist die Geschichte hinter «Butterfly Mark»? Als Technik­Pionierin ist Karen der Kopf hinter «Butterfly Mark». Mit ihrem Wissen über die digitale Welt in Verbin­ dung mit meinem Nachhaltigkeitshintergrund ermöglicht

sie Verbrauchern, Marken in Bezug auf ihre Inves titionen in soziales Gut und mit Blick auf ihre Umweltverantwor­ tung einzuschätzen. Als ich 2010 David Attenborough einen Lifetime Achievement Award überreichte, erzählte er mir an dem Abend die faszinierende Geschichte des grossen britischen Blauen Schmetterlings. Er gilt als erfolgreichste Insektenwiederansiedlung der Welt und liess mich darüber nachdenken, wie wir gemeinsam ei­ nen Schmetterlingseffekt erzeugen und die negativen Auswirkungen umkehren können, die wir auf unserem Planeten haben. Wann erhält ein Unternehmen das Zertifikat «Butterfly Mark»? Nachhaltigkeit ist oft negativ besetzt, selten aber spricht man von der erstaunlichen Arbeit, die Marken in diesem Bereich leisten. Wir wollen den Dialog ändern und Marken belohnen, die sich für die Führung eines verantwortungs­ vollen Unternehmens einsetzen. Daher durchlaufen alle Unternehmen vor der Verleihung des «Butterfly Mark» einen strengen Bewertungsprozess, der die Nachhaltigkeit ganz­ heitlich betrachtet und sich nicht nur auf die Lieferkette konzentriert. Dazu müssen sich die Marken alle zwei

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FINANCE

Jahre erneut bewerben und den Prozess erneut durchlaufen, damit wir eine ständige Verbesserung in allen Bereichen sicherstellen können. Was hat Sie in Ihrer Überzeugung bestärkt, dass das Projekt funktionieren wird? Die meisten Luxusmarken sind im Bereich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit bereits führend. Ihre DNA basiert auf dem Bekenntnis zu einigen Kernprinzipien und Werten: Qualität, Handwerk, Service, Design und eine sorg­ fältige Auswahl der Ressourcen. Vor Positive Luxury hatte ich zudem bereits eine Firma aufgebaut. Das Geschäft ist daher wie ein zweites Kind. Ich habe aus den Fehlern beim ersten gelernt, bin ausserdem schneller und effizienter in meiner Arbeit geworden. Arbeiten Sie mit Partnern zusammen? Zur Entwicklung unserer Bewertung konsultieren wir un­ seren erfahrenen Nachhaltigkeitsrat, dem neben externen institutionellen Partnern, Unternehmen und Einzelhändlern auch Personen der Sustainability Initiative an der MIT Sloan angehören. Chopard hat an der Baselworld 2018 angekündigt, dass ab sofort alles verarbeitete Gold fair gehandelt wird. Wir glauben, dass man sicherstellen kann, dass das ge­ samte Gold durch speziell entwickelte Systeme innerhalb der Luxusmarken verantwortungsvoll beschafft werden kann. Zur Positive­Luxury­Familie gehören mehr als zehn einzigartige Schmuckmarken, die ausschliesslich Fairtrade­ Gold verwendet. Marken wie Stephen Webster besuchen zum Beispiel persönlich Bergleute in Peru, um sicherzu­ stellen, dass sie Fairtrade­Gold und konfliktfreie Diaman­ ten verwenden. Wenn immer mehr Schmuckmarken die «goldenen Regeln» zum Schutz der Menschenrechte und der Umwelt gewährleisten, wird es einen echten Wandel in der Luxusindustrie geben.

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Haben Sie Beispiele für andere Luxusmarken, die ebenfalls auf Fairtrade setzen? Arctic Circle Diamonds stellt unter anderem zurückverfolg­ bare kanadische Diamanten her, und Song Saa Private Island ist Kambodschas erstes privates Luxus­Insel­Resort, das sich für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen der Insel einsetzt. Sie sprachen die Nachhaltigkeit an, wie wichtig ist sie beim «positiven Luxus»? Nachhaltigkeit hat oft negative Assoziationen, vor allem in der Modebranche. Aber in letzter Zeit bieten immer mehr Luxusunternehmen qualitativ hochwertige Produkte, die Attraktivität mit nachhaltigen Referenzen verbinden. Es ist unerlässlich, Nachhaltigkeit als Teil der Geschäftsstrategie


FINANCE

und Produktinnovation zu sehen, um langfristig gut zu sein. Wenn die Bevölkerung wächst und die natürlichen Res­ sourcen jedes Jahr schneller aufgebraucht sind, werden Innovationen und verantwortungsvolle Geschäftsmodelle für das Überleben der Modemarken unerlässlich sein. Immer öfter wird Zeit als Luxus bezeichnet – was tun Sie, wenn Sie nichts tun müssen? Freizeit ist definitiv ein Luxus. Aber ich sehe meine Arbeit nicht als Job, denn es ist das, was ich gerne tue. Ich zähle keine Stunden, aber ich bin mir immer bewusst, wie ich mich fühle. Ich reise sehr gerne, wenn ich die Gelegenheit dazu habe; am liebsten in mein Zuhause Argentinien. Ob­ wohl es kein Urlaubsort für mich ist, liebe ich es, in mein Land zurückzukehren. Dazu lese ich gerne. Eines meiner

Lieblingsbücher ist «The Crow Road» von Iain Banks. Es be­ ginnt mit den Worten «Es war der Tag, an dem meine Gross­ mutter explodierte …» Eine faszinierende erste Zeile … Was würden Sie gerne noch tun, wenn es um Luxus geht? Unsere Vision ist es, das weltweit anerkannte Vertrauens­ zeichen für die Luxus­Lifestyle­Branche zu werden. Wir möchten, dass die Verbraucher das «Butterfly Mark» auf Markenwebsites und im Luxushandel weltweit sehen kön­ nen und auf einen Blick wissen, welchen Marken sie ver­ trauen können und welche sich bemühen, ihren sozialen und ökologischen Fussabdruck zu verbessern. Dies erreichen wir, indem wir das Geschäft international ausbauen und neue, spannende Handelspartnerschaften finden.

Diana Verde Nieto

Zur Person Ihre erste Firma gründete die in Argentinien geborene Diana Verde Nieto 2002. Clownfish war eine Beratungsfirma für nachhaltige Kommunikation, die innerhalb kurzer Zeit Standorte in fünf verschiedenen Ländern aufbauen konnte. 2011 gründete sie gemeinsam mit Karen Hanton MBE das Unternehmen Positive Luxury und führte das Vertrauenszeichen «Butterfly Mark» ein. Dieses garantiert LuxusLifestyle-Marken nachhaltiges Handeln in Bezug auf die Ressourcen dieser Welt. Diana Verde Nieto ist Vorstandsmitglied für die Young Global Leader Community des World Economic Forum und sitzt dort im Beirat für nachhaltige Entwicklungsziele.

Ausgezeichnet werden auch Resorts, die sich für die Erhaltung natürlicher Ressourcen einsetzen.

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FINANCE

(S), WAS FÜR JESSE EIN WUNDERKIND! Spekulationen an der Börse und das Geheimnis, wie man so viel Geld machen kann, sind bis heute immer noch ein Glücksspiel. Im Fall von Jesse L. Livermore brachte es viel Geld, aber wenig Glück. Ein Blick zurück.

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Wilma Fasola

edes Kind ist ein kleines Wunder. Keine Frage. Keine Diskussion. Doch einmal auf der Welt, überraschen einige Erdlinge mit Eigenschaften, die eben nicht dem Durchschnittsbürger zuzuordnen sind. Zu den berühmtesten Wunderkindern der Geschichte gehört dabei sicher der kleine Wolfgang Amadeus Mozart, der in jungen Jahren nicht nur ellenlange Stücke klimperte, sondern diese auch komponierte. Und auch Anne-Sophie Mutter gilt als musikalisches Genie, das der Geige ganz andere Töne beibrachte und immer noch beibringt. Doch hat eben nicht nur die Musik ihre Ausnahmeerscheinungen, sondern auch in anderen Bereichen überzeugten Jungspunde mit Fähigkeiten, die alles andere als normal sind. In der Finanzwelt war das ganz klar Jesse Lauriston Livermore, der Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts für ein Beben in der Wirtschaftswelt sorgte und zeigte, dass zum Erfolg an der Börse keine jahrzehntelange Erfahrung notwendig ist.

Aus einem Spiel wurde Ernst Jesse Lauriston Livermore kam im Jahr 1877 in South Acton (Massachusetts) auf die Welt und sollte einmal die elterliche Farm übernehmen. So zumindest die Pläne seines Vaters. Doch der hatte die Rechnung ohne Jesse und auch dessen Mutter gemacht. Denn diese gab dem Sohn bereitwillig Rückendeckung, als der sich, diesem Schicksal

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entkommen wollend, im Alter von 14 Jahren still und heimlich absetzte. Und das nicht zuletzt, weil in den ersten Lebensjahren Jesses der Vater wenig Gefallen am jüngsten von drei Söhnen hatte und auch dessen Gabe, mit dreieinhalb bereits lesen und schreiben zu können, nicht einmal wahrnahm. Also haute Jesse ab, mit fünf Dollar in der Tasche und dem Ziel, nach Boston zu gehen. In der Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts angekommen, nahm Jesse seinen ersten und eigentlich einzigen offiziellen Job bei der PaineWebber-Niederlassung an. Seine Aufgabe in der Brokerfirma in Boston: Aktienwerte auf Kreidetafeln kritzeln. Parallel betrieb er nur für sich ein kleines Spielchen, indem er seine Vorahnung mit Blick auf die Kursentwicklungen aufschrieb und im Nachgang mit den realen Zahlen verglich. Die Treffsicherheit verblüffte nicht nur ihn selber, sondern auch einen guten Freund. Und der motivierte Jesse, doch einfach mal einige Dollar zu investieren. Gesagt, getan. Der damals 15-jährige Jesse kaufte sich für fünf Dollar Burlington-Aktien und machte damit 3,15 Dollar Gewinn. Das erste erfolgreiche Geschäft war getätigt. Seitdem ging es dann steil bergauf. Der Teenager setzte dabei auf die sogenannten «Bucket Shops», in denen nicht konzessionierte Makler Wall-Street-Aktien zu Vergangenheitskursen anboten. Dieses nicht ganz legale, um die Jahrhundertwende aber weitverbreitete


FINANCE

Selbst der bekannte Privatbankier J. P. Morgan holte sich Rat bei Jesse L. Livermore.

System in den USA sorgte dafür, dass Jesse Lauriston Livermore innerhalb kurzer Zeit ein Vermögen von 10’000 US-Dollar anhäufte. Eine unvorstellbare Summe, wenn man den Zeitunterschied und die damit einhergehende Inflation zum Heute einbezieht. Denn nicht zu vergessen: Wir schreiben das Jahr 1892 und reden von einem Minderjährigen. Oder besser noch: von einem Kind.

Wenn Goliath den David fragt Für Jesse bedeutete sein konstanter Erfolg aber auch, dass er zeitnah um die Bucket Shops einen grossen Bogen machen musste. Denn wer zu viel gewinnt, der passt nicht ins System – zumindest, wenn das Haus gewinnen muss. Also wurde ihm der Zugang schlichtweg verboten. Doch keine Träne floss, denn der nun mittlerweile junge Mann war eh schon auf dem Weg nach New York. Hier erwartete ihn aber zunächst einmal ein Rückschlag mit dem Fazit: alles Geld weg. Doch wer vom Vater gebeutelt jahrelang auf dem Feld zu Höchstleistungen angetrieben worden war, der gibt so schnell nicht auf. Jesse perfektionierte seine Strategie, und das Bankkonto wuchs wieder an, von vier- zu fünfstellig und dann weiter in die Hunderttausende. Ende 1906 kam es dann zum filmreifen Super-GAU. Der Dow Jones verlor an Wert, beträchtlich an Wert, und die Wall Street verfiel quasi in Todesstarre. Dies bewog keinen Geringeren als J. P. Morgan dazu, den kleinen Herrn Livermore

Jesse L. Livermore mit seiner Frau Nina, 28. November 1940

um Hilfe zu ersuchen. Basierend auf der Anfrage durch den mächtigsten Banker der Welt kaufte Jesse daraufhin seine Aktien zurück, der Markt erholte sich, und der Junge aus Massachusetts war Millionär. Im Vorfeld hatte Jesse nämlich bereits die Unruhen am Markt erkannt und hatte grosse ShortPositionen aufgebaut. Sprich: Er setzte auf fallende Aktienwerte und nicht auf deren steigende

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FINANCE

«I always made money when I was sure I was right before I began.» – Jesse L. Livermore – zeichen einer Depression mit sich brachten, folgten. Doch es gab sie noch, die guten Freunde. Und die holten ihn aus dem tiefen schwarzen Loch und sorgten erneut für einen kometenhaften Aufstieg von Jesse L. Livermore. Diesmal knackte er die dreistellige Millionen-USDollar-Grenze und verlor wenig beim erneuten Crash der Börse im Jahr 1927. Mit rund 100 Millionen ging er aus der Zeit hervor, in der der Leitindex 25 Prozent und fast jeder Investor sein Vermögen verlor. Doch statt stolz zu sein, zufrieden weiterzuleben, wurde Livermore unruhig. Oder besser unstet. Bereits mit der zweiten Frau verheiratet, fuhr er auch diese Beziehung an die Wand und versuchte, den Verlust durch zahlreiche Liebeleien auszugleichen. Kein gutes und in diesem Fall eben auch kein positiv wirkendes Handeln. Emotional gebeutelt, traute sich Jesse erneut und heiratete Nina.

Wenn es am Ende zu viel wird, musst du gehen

Lange sein Lebenselixier: das hektische Treiben an der Börse

Kurse. Und er vertraute darauf, Aktien verkaufen zu können, die gar nicht in seinem Besitz waren. Denn «shorten» heisst auch, erst einmal verkaufen, dann einkaufen. Idealerweise zu einem sehr geringen Einkaufswert.

Wenn alle verlieren, einer aber nicht Doch das Glück währte nicht lange. Erneut waren es Freunde, Bekannte, die Jesse in eine bestimmte Richtung drängten. Doch wie beim ersten Clou in seinem Leben diesmal leider mit weniger Erfolg. Er verlor erneut sein gesamtes Vermögen – und das, obwohl er trotz Börsencrash im Jahr 1907 noch immer rund drei Millionen US-Dollar sein Eigentum nannte. Betonung jedoch eben auf nannte. Miese Monate, viele Selbstzweifel, die erste An-

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In dieser schwierigen Zeit schrieb Jesse L. Livermore zudem an einem Buch. Angetrieben von seinen beiden Söhnen – «Wie man mit Aktien handelt: die Livermore-Formel, um Zeit und Preis zu kombinieren». Das Werk selber war weder Bestseller noch bestens geschrieben. Aber die Aufmerksamkeit wurde ihm gewiss. Denn jüngst im Jahr 1940 erschienen, wählte der Weltberühmte zu diesem Zeitpunkt den Freitod. Alles war ihm zu viel geworden, er wollte nicht mehr kämpfen. Er fühlte sich als Versager und glaubte, der Liebe seiner dritten Frau nicht wert zu sein. So zumindest stand es in seinem Abschiedsbrief, den er seiner dritten Frau Nina hinterliess. Zuvor hatte er sich im New Yorker Hotel «The Sherry-Netherland» mit einem 32er Colt aus dem Leben katapultiert. 63 Jahre alt, kraftlos und reich. Denn Jesse hinterliess ein Vermögen von rund fünf Millionen Dollar. Doch Glück lässt sich bekanntlich nun einmal nicht kaufen, wie auch diese Geschichte zeigt. Unvergessen aber wird er bleiben, das Wunderkind Jesse L. Livermore. Denn Wunder gibt es immer wieder, aber auch welche, die anders sind als Alltag.


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SMART INVESTIEREN,

RICHTIG ABKASSIEREN Digitalisierung, Smartphone und die damit ständige Erreichbarkeit haben dafür gesorgt, dass Geduld für viele immer mehr zum Fremdwort wird. Man will alles sofort – haben wie auch erledigen. Das gilt auch für die eigenen Finanzen. Wilma Fasola

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FINANCE

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rading-Apps, Robo-Advisor und Digital-Trading – feine Begriffe, die nicht jedem geläufig sind, aber an pfiffigen Anlegern nicht vorbeigehen. Vor allem an denen, die unterwegs gerne den Überblick behalten. Und das eben nicht nur zu aktuellen Nachrichten, sondern auch zum Thema Finanzen. Zudem bieten die neuen digitalen Finanzpartner mit ihrem Angebot endlich auch weniger Betuchten die Möglichkeit, auf irgendeine Art und Weise an der Börse zu spekulieren. Denn der private Investmentberater wird eben erst ab einer gewissen Höhe aktiv.

Roboter, die traden «Robo-Advisor» ist ein von den Medien kreiertes Kofferwort. Verkuppelt wurden der Roboter (robot) und der Berater (advisor). Gemeint ist eine Art digitale Anlagevariante, die im besten Fall komplett

automatisiert abläuft und auf cleveren Algorithmen basiert. Angeboten wird sie von zahlreichen Startups, aber auch grossen Banken. Erstere wollen sich Neukunden sichern, Letztere Kunden halten. Daher unterliegen Robo-Advisor, wie Click & Invest, Schwab Intelligent Portfolios und Intelligent Advisory, den gleichen staatlichen Kontrollen, wie es andere Anbieter von Finanzdienstleistungen tun. Grundsätzlich agiert man als Robo-Advisor wie eine klassische Finanzverwaltung. Man arbeitet für jeden Kunden die perfekte Anlagestrategie aus, stellt das Portfolio zusammen und verwaltet dieses. Es gibt jedoch auch Firmen, die lediglich ein massgeschneidertes Portfolio zusammenstellen. Dies hat den Vorteil, dass sie nicht der staatlichen Bankenaufsicht zur Auskunft verpflichtet sind. Wieder andere Unternehmen arbeiten mit nationalen und internationalen Finanzinstituten zusammen. Auch so ersparen sie sich den langwierigen Prozess, den der Erwerb einer Bankenlizenz mit sich bringt.

Normalsterbliche, die traden Bis zum Jahr 2020 wird eine Summe von rund vier Billionen Dollar weltweit von Robo-Advisorn gemanagt, so besagen es Studien. Auf der anderen Seite aber gibt es auch Kritiker. Denn die digitale Vermögensanlage hat Stärken, aber eben auch Schwächen. So ist es sicher toll, dass auch «Otto Normalbürger» nun an der Börse handeln und so sein Vermögen vergrössern kann. Und das recht unkompliziert: Zunächst sucht sich der Kunde einen Dienstleister aus, dann bespricht er mit einem realen Menschen seine Anlagestrategie und die Regeln, in welchem Rahmen das Unternehmen versuchen soll, das Vermögen zu vermehren. Vom klassischen «Buy & Hold», bei dem Wertpapiere eingekauft und gehalten werden, ist bis zum «Value at Risk» alles möglich. Bei Letzterem wird die grösstmögliche Verlustsumme definiert, die der Kunde riskieren will. Damit der Prozess jederzeit reibungslos funktioniert, muss ein Anbieter zwingend über eine entsprechend moderne technische Infrastruktur verfügen. Und jeder sollte sich klar machen, dass man für Robo-Advising Geduld braucht, da digitales Trading mittels Roboter-Berater sich erst ab mindestens einem Jahr rechnet.

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FINANCE

Apps, die traden Eine andere Möglichkeit des digitalen Spekulierens bieten Trading-Apps. Hier muss man aber selber ran – und das am besten mit ein wenig Börsen(vor) wissen. Die Anbieter suggerieren zwar, dass es ganz einfach sei. Am Ende ist das aber nur die halbe Wahrheit. Wer noch nie im Leben von Aktien gehört hat und nicht weiss, was ein Wertpapiergeschäft ist, ist schnell mit seinem Kapital am Ende. Es gibt aber Anbieter wie zum Beispiel die niederländische App-Bude BUX. Sie gehört zu den grössten Trading-App-Betreibern und bietet neben dem realen Handel auch die Chance, mit einer zur Verfügung gestellten fiktiven Währung mal ein bisschen Börse üben zu können. Ganz ohne Verlust, aber auch ohne Gewinn. Das Prinzip hinter den Trading-Apps ist wie schon bei den Robo-Advisorn stets gleich: Man bekommt aufgelistete Aktienkurse gezeigt. Mit ein paar Klicks kann man sich so das eigene Depot zusammenstellen. Geld wird dabei auf Verluste wie auch Steigerungen von Aktien abgeben. Einmal angelegt kann das Depot über die App in Echtzeit verwaltet und geändert werden. Dem privaten Trader wäre somit auch Daytrading möglich, bei dem an

einem Tag an- wie auch verkauft wird. Das Spekulationsrisiko ist jedoch enorm, sodass selbst viele Börsen-Experten es nicht betreiben.

Gebühren durchs Traden Technisch erklären sich Trading-Apps wie folgt: Der Kunde nutzt über die App eine Trading-Software, über die je nach Anbieter das eigene Depot bei einem Online-Broker oder einer Bank geführt wird. Alle Daten der App sind daher Echtzeitinformationen, sodass man direkt auf Kursschwankungen reagieren kann. Vorausgenommen, dass die Internetverbindung schnell genug ist und man sich mit dem Wertpapiermarkt auskennt. Zum Einrichten eines solchen Trading-Kontos muss der Kunde in der Regel ein Referenzkonto angeben, über das Ein- wie auch Auszahlungen laufen. Der folgende Ablauf ist mit dem einer Kontoeröffnung vergleichbar: online anmelden, per Post alle Unterlagen erhalten und unterschrieben zurücksenden sowie am Ende die Legitimation via Post-Ident-Verfahren. Und dann kann es losgehen. Und das leider auch nach hinten. Das Geld kann nämlich nicht nur durch falsche Spekulationen verloren gehen. Vielmehr muss ja auch der Anbieter von irgendwas leben. Also lässt er sich über Gebühren für jede Transaktion entgelten. Und eine Bank veranschlagt oft das Doppelte vom dem, was ein Online-Broker einkassiert. Dazu kommen weitere Spesen wie die Ordergebühren, die nie im Vorfeld auf die Summe genau angesagt werden und damit zu einer bösen Überraschung führen können. Oder eben auch die Börsengebühren, die unter anderem die TradingGebühren beinhalten, die so etwas wie die Nutzungsgebühr des Handelsplatzes Börse sind. Dazu kommen weitere finanzielle Verpflichtungen wie am Ende die Mehrwertsteuer.

Wissen beim Traden Fazit daher: Ob Trading-App oder Online-Advisor. Es ist toll, dass man heute auch als Privatperson die Chance hat, sein eigenes Vermögen durch Wertpapiere und andere Börsenoptionen zu vermehren. Oder eben zu verlieren. Daher ist es besonders bei den Trading-Apps wichtig, wenigstens ein bisschen Börsenwissen zu haben. Und auch beim RoboAdvisor sollte erst einmal mit einer sicheren Anlagestrategie gestartet werden. Das Risiko lässt sich immer steigern. Wichtig ist: Bekommen Sie erst einmal ein Gespür für die neuen Anlageformen. Die Idee hinter den Begriffen konnten wir zudem hoffentlich schon einmal klären.

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Big

BY

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FINANCE

BUSINESS

Unverschä mt lässiger Look gepa ar t m it Ex k lusiv ität – so geht Busi ness heute.

1 I HUBLOT

«Big Bang Tourbillon Croco High Jewellery»: Ein Team der Superlative – Hublot präsentiert eine neue Big Bang mit Diamanten von 13,5 Karat in Kombination mit einer kugelsicheren Jacke aus Krokodilleder. 2 I DAVIDOFF

«Davidoff 702 Series – Grand Cru Robusto»: sanft und intensiv zugleich. Das eigens entwickelte 702-Deckblatt aus der Kreuzung dreier kubanischer Tabaksamen macht es möglich.

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Schachspiel aus edlen Materialien wie lackiertem Makassar-Ebenholz und Muscheleinlagen. Die eleganten Marmorund Messingschachfiguren als abstrakte Interpretationen der klassischen Spielfiguren. 4 I BOSS

Lässig getragene Anzüge ohne Krawatte sind der Look der Stunde. Kreativchef Ingo Wilts befreit von engen und klassischen Anzügen zugunsten von fliessenden Schnitten und sportlichen Elementen. 5 I MONTBLANC

Die «Montblanc Heritage Collection Rouge et Noir» ist eine Hommage an den 110 Jahre alten Pioniergeist von Montblanc. Handgefertigte Feder aus rhodiniertem 585er / 14 K Gold mit Schlangendesign.

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VORSCHAU AUTUMN 2018

Ein Auto. Eine Geschichte Wenn im kommenden Sommer im kalifornischen Monterey der Auktions-Hammer fällt, ist auch eine ganz besondere Rarität darunter – ein 1968er Porsche 908 «Short-Tail», von dem lediglich 31 Stück gebaut wurden. Das Drei-Liter-Renncoupé aus der berühmten «West Coast Porsche»-Kollektion mit Chassis Nr. 908-010 ist nur eines von fünf, die mit einer speziellen Kurzheckkarosserie ausgestattet wurden. Ein Blick auf die kurze, aber bewegte Geschichte eines Wagens, der 1968 bei dem 1000-Kilometer-Rennen von Spa-Francorchamps eingesetzt wurde, doch von der Strecke abkam und gegen einen Telefonmast raste.

Wandkunst Nach dem Sommer und der Outdoor-Zeit kommen wieder die Zeiten der Einkehr in die Innenräume. Aushängeschild der Stunde sind dabei handbemalte Tapeten und Wandbilder: kunstvoll, sündhaft teuer und traumhaft schön. Massenware ade. Ein Blick auf die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Kiki Slaughter und auf kostbare Tapeten, die einst als stille Statisten berühmten Filmen ihre einzigartige Atmosphäre von Exklusivität verliehen.

Surrealistisch schön Sie gehört zu den absoluten Top-Fotografinnen der Modewelt – Lucia Giacani. Zu ihren Kunden gehören neben der italienischen «Vogue» ebenso die «Vanity Fair» oder «L’Officiel» und grosse Namen wie «Prada», «Giovanni Raspini», «Furla» und «Harrods». Bekannt geworden ist die gebürtige Italienerin mit Studio in Mailand durch ihre ausdrucksvollen Editorials und Kampagnen. Ihre Bilder erzählen Geschichten, besetzt mit starken Frauen von ätherischer und kühler Schönheit – und einer gehörigen Portion Surrealismus.

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“@FIFA, FIFA’s Official Licensed Product Logos and the Emblems, Mascots, Posters and Trophies of the FIFA World Cup™ tournaments are copyrights and / or trademarks of FIFA.”

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