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Interview

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Aufruf

Aufruf

MoSTi & AARoN!

Sie sorgen für Stabilität im Monarchs-Angriff und für gute Laune im Team. Phillip Most #75 und Aaron Wahl #76 vereint nicht nur die gleiche Position, sondern auch eine gemeinsame Vergangenheit, die sich zu einer brüderlichen Romanze, eine echten „Bromance“ entwickelt hat.

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Fotos: Cassandra Brock, Ben Gierig Sie prägen seit vielen Jahren die Monarchs-Offense-Line. Phillip Most auf der linken und Aaron Wahl auf der anderen Seite. Beide spielen Tackle, am äußeren Rand der Angriffslinie. Ihr Job: Den Quarterback beim Wurf zu schützen und Laufwege für den Runningback frei zu blocken. Aaron und Philipp sind aber auch neben dem Feld dicke Kumpels und immer für einen Spaß zu haben. Es geht um Kaffee und MTV, um Ablenkung und Nächstenliebe. Was es mit der Männerfreundschaft auf sich hat, erfuhr Tina Zschärlich in einem etwas anderen Interview:

FIRST DOWN:

So ihr Zwei.

Die Fans haben entschieden, dass sie euch beide zusammen gern mal im Interview hätten. Es wird von einer „Bromance“ bei euch beiden gesprochen. Wie kam es denn dazu? Liebe auf den ersten oder doch eher auf den zweiten Blick?

Aaron: Es war Liebe auf den dritten Blick. Glaub ich. Most kam 2014 dazu und 2016 hab ich ihn dann gefragt, ob er nicht Bock hätte von Freitag auf Samstag bei mir zu übernachten, weil ich immer gesehen habe, dass er in sein Kaff nach Brandenburg musste. Du hast halt kein Stress nach dem Training, kannst bei mir pennen und am nächsten Morgen biste frisch usw. Das hatte er so abgespeichert und paar Tage später hat er dann nen Job bekommen in… Prohlis? Phillip: Ich überlege gerade wo das war. Aber doch, es war Prohlis. Die Anfangszeit mit Kreischa, genau. Aaron: Und da war er ja dann auf Probezeit sechs Monate und hat mich gefragt, ob es auch gehen würde, dass er unter der Woche bei mir pennen kann. Ja, klar warum nicht. Ich war eh gerade frisch getrennt und von daher war es auch ne gute Ablenkung. Es ging dann fast ne ganze Saison so mit uns beiden. Phillip: Waren es echt sechs Monate, in denen wir zusammen gewohnt haben?

Ich hab übrigens auf ner Luftmatratze geschlafen...

Und ihr fragt euch jetzt, warum es bei euch ne Art „Bromance“ ist? *lacht* Aaron: *lacht* Naja, das war halt genau der Punkt, wo wir gemerkt haben, es läuft eigentlich ganz gut, wir verstehen uns gut, haben den selben Humor usw. Phillip: Und da ich ja am Anfang eh

Backup Tackle war, hab ich auch immer geguckt, wie du das so machst.

Aaron: Stimmt. Da gibt es ja noch nen

Vorlauf: 2015 habe ich mich verletzt und er ist quasi mein Nachfolger gewesen.

Das wäre auch schon meine nächste Frage gewesen: Wie seid ihr denn zum Football gekommen?

Aaron: Ich hab 2007 in der

Jugend angefangen durch ein Tryout, also sprich: die Monarchs hatten ja hier ihre Schooltour damals

schon. Da waren auch ein paar aktive Gesichter mit dabei und die haben halt gescoutet und sagten: Ey, wenn du Bock hast Leuten legal weh zu tun, biste bei uns genau an der richtigen Adresse. Und dann bin ich halt dort hingekommen, hab das erste Jahr bissl rumgeplenkelt, weil das nicht ganz so mein Ding war. Ich hab damals die selbe Position gespielt, wie jetzt und das war halt damals nicht so meins. 2008 hab ich dann Tight End gespielt, das gefiel mir ein bissl besser und so bin ich dann in alles reingerutscht und das hat mir auch mehr Spaß gemacht. Dann bin ich einfach geblieben.

Und du bist ein fester Bestandteil der Mannschaft? Aaron: Richtig. Hab ich mich auch drüber gefreut.

Und du Phillip? Wie war dein Weg zum Football? Phillip: Ich bin damals über die Bildzeitung zum Football gekommen. Tatsächlich. *Aaron lacht* Ist lustig oder? Dresdner Bildzeitung. Da stand: Aufruf zum Tryout. Mindestens 100kg mindestens 1,80m und ich fand den Sport schon immer cool. Also dachte ich: Gehste mal hin. Das war im Winter 2013 und da bin ich dann quasi so reingerutscht. Hab mich da ganz gut angestellt, denke ich, und dann wurde ich gefragt, ob ich lieber O-Line oder D-Line spielen will. Die haben dann gesagt O-Line sei cooler. Gut, dann sagte ich halt: ich geh zur O-Line. Aaron: Das war eine Falle. *lacht* Phillip: Das war eine Falle. *lacht* Also eigentlich hab ich es ausprobiert und mich dann irgendwie dort reingezeckt, wie man so schön sagt. Dadurch, dass ja nie in der Jugend aktiv war, habe ich mir auch viel abgeguckt und versucht, es zu imitieren. Und mit viel Mühe und Fleiß es dann geschafft.

Ihr steht immer zusammen auf dem Feld. Gibt es Momente, in denen ihr vom anderen denkt: Man, was hast du dir jetzt dabei gedacht? Beide *lachen* Aaron: Das passiert eigentlich öfter. Was hast du denn für ein Blödsinn gemacht? Wir sind zwar jetzt beide lange dabei, aber es läuft ja nie alles glatt. Philipp hat ne andere Technik als ich. Ich bin dadurch, dass ich schon bissl länger dabei bin, schon mehr eingefahren. Bei dem Most sagt: lass das mal lieber. Das Problem ist, ich bekomm das aus meinem Kopf nicht raus. Und bei Most seh ich manchmal so Dinge, wo ich mir denke: Würde ich so nicht machen. Aber dadurch, dass er auf der anderen Seite spielt, ist das auch nochmal was ganz anderes. Phillip: Naja und wir haben ja auch in der Saison 2019 nebeneinander gespielt, da war ich rechter Guard und er rechter Tackle und da kommt oft so der Moment: Ok, was hast du denn jetzt hier gemacht? Ich dachte wir machen das so. *lacht* Das gibt es regelmäßig. Aaron: Wir sind uns nicht immer grün. Phillip: Das ist ja aber auch normal im Sport.

Leider ist ja auch die Verletzungsgefahr im Sport immer vorhanden. Wenn euch jemand aus der NFL vertreten dürfte: Wen würdet ihr euch aussuchen? Aaron: Ich glaub der Vollmer. Er ist ein deutscher Spieler, war ja auch ein fester Bestandteil in seiner O-Line und hatte das Vertrauen von Brady. Das ist schon echt bemerkenswert. Wir haben ja auch die gleiche Nummer. Viele sagen auch, dass ich ihm ähnlich sehe durch den Vollbart. Jetzt allerdings nicht mehr, weil er ja extrem abgenommen hat. Aber ich fand es bemerkenswert, dass du als Deutscher so eine feste Größe in der NFL sein kannst. Phillip: Ja das war auch mein Gedanke, aber der spielt ja leider nicht mehr. Aber wenn ich jetzt so nachdenke wäre es bei mir Quentin Nelson glaube ich. Der Verrückte von den Colts. Aber ansonsten hab ich gar nicht so ein Idol, den ich mir jetzt hier her wünschen würde. Aber wenn, dann wäre es Quentin Nelson. Ich denke der würde einen guten Job machen. *lacht*

Ihr habt beide schon viel zusammen im Sport erlebt: Was war denn euer schönstes und auch euer negativstes Erlebnis zusammen? Aaron: Das Schönste war eigentlich das Zusammenleben. Phillip: Pizza, Freddy Fresh, Madden spielen. *lacht* Aaron: Ja, einfach dieses Zusammensein als Mitbewohner. Das fand ich eigentlich ganz cool. Ich fands auch gut, ihn zu coachen, als er für mich eingesprungen ist. Das fand ich auch ganz geil. Phillip: Die O-Line WG. Aaron: Das Beschissenste waren eigentlich alle Niederlagen, die man erlebt hat, wo man vielleicht auch noch selbst dran Schuld war. Phillip: Muss ich doch sofort an Braunschweig denken. Im Dynamo Stadion 2019, wo wir drei Meter vor der Endzone standen und durch unsere mangelnde Kompetenz quasi, dieser Fumble-Return-Touchdown entstand. Das war unser Bock. Einfach durch Fehlkommunikation. Aaron: Du wolltest dem Center helfen und dann kam noch ein Blitz von außen. Ich hab den Blitz aufgenommen und du solltest den Defense-Liner aufhalten. Er hat es nicht gemacht, dadurch wurde Zack (QB Zack Greenlee) getackelt. Fumble! Und der wurde

auch noch in die Endzone getragen. Phillip: Ja, das war der Bock von uns beiden, dass das passiert ist.

Ja, das ist der Sport. Nun kennt ihr euch schon lange. Welche positiven und auch negativen Eigenschaften fallen euch vom anderen ein? Aaron: Positiv an Most finde ich, dass er sehr sparsam ist. Er hat den Eifer zu sparen. Und dass er auch sehr treu ist. Also freundschaftsmäßig *lacht*. Ich selbst bin nicht der Typ, der gerne spart oder auch sparen will. Daher finde ich es bemerkenswert, wie er das macht. Vor allem, er hat ja auch nicht viel verdient in seiner Probezeit und hat es trotzdem noch geschafft, sich was zur Seite zu legen. Wo ich mir gesagt hab: No way *lacht*. Ich mag einfach auch seine Art, wie er so ist, mit seinem Humor, der ist ja auch trocken. Find ich cool. Negativ find ich, dass er schnell zu macht, wenns stressig wird, wenn er überfordert ist. Dann macht er zu. Das merkt man auch aufm Feld, wenn er zu macht. Phillip: Das Positive an Aaron ist, dass wir durch ihn und allgemein in der Mannschaft oder auch in der O-LineGruppe sehr viel Spaß haben. Er macht mit seiner Art und Weise Witze und ist auch so ein sehr umgänglicher Typ. Wenn man Fragen hat, kann man immer zu ihm kommen. Egal ob Technikfragen oder spielzugmäßig. Ach so und, dass ich bei ihm natürlich sechs Monate wohnen durfte. Das war von ihm ne sehr großherzige Geste gewesen, auf jeden Fall. Die negative Sache von ihm ist meiner Meinung nach, dass er sehr früh aufsteht und seinen Kaffee macht. *lacht* 5:30 Uhr Kaffee trinken und dann MTV gucken. Man muss jetzt dazu sagen, dass meine Matratze damals in dem Wohnzimmer lag und ich musste immer erst um 9 Uhr aufstehen. Er ist immer durch das Wohnzimmer in die Küche, hat sich Kaffee gemacht, sich hingesetzt und MTV geguckt... *Beide lachen* Aaron: Ich hab den Kaffee immer sehr leise gemacht *lacht*. Phillip: Naja und was den Football angeht, wenn er so in seinem Modus drin ist, dann verliert er ein bissl seine Technik. Aber das ist auch total menschlich, wenn man auf etwas wütend ist oder so, dass man da die Basics bissl vernachlässigt.

Nun gehen wir mal weg vom sportlichen Aspekt. Erzählt ihr uns mal etwas über euch privat? Aaron: Also ich komm aus Dresden Striesen, bin auch dort aufgewachsen. Hab fünf Minuten Fußweg gehabt dort zu Grundschule und Mittelschule. Hab nach dem Realabschluss mein Fachabi probiert. Bin allerdings gescheitert und danach habe ich gejobbt. Nebenbei hab ich mich beworben für ne Lehrstelle. Bin dann beim Markisenbau gelandet und montiere, reinige und repariere Sonnenschutz. Also alles, was so damit zu tun hat. Dort bin ich jetzt seit zehn Jahren. Seit neun Jahren habe ich ne kleine Tochter. Seit vier Jahren bin ich glücklich vergeben. Phillip: Vier Jahre schon? Crazy, wie die Zeit vergeht. Aaron: Ja, Wahnsinn oder? Naja und jetzt wohne ich auch wieder in Striesen. Den Stadtteil kann man wirklich nur genießen. Ist einfach für mich die beste Gegend.

Phillpp, bei dir habe ich schon mitbekommen, dass deine Freundin auch Sport macht. Phillip: Ja, genau. Sie spielt Volleyball hier in Dresden beim DSC. Ich komme ursprünglich aus Brandenburg in der Nähe von Senftenberg, aus einem kleinem Dorf namens Drochow. Ich hab da meine ganze Schullaufbahn durchgemacht bis zur zehnten Klasse. Dann bin ich zur Ausbildung zum Physiotherapeuten nach Görlitz gegangen, bin danach immer rund um Dresden gelandet: In Dohna, Großröhrsdorf und so. Hab dann mal eine Ausbildung als Sport-

Zwei Kumpels Seite an Seite: Philipp Most #75 und Aaron Wahl #76 schieben die Gegner auch schon mal gemeinsam weg.

und Gesundheitstrainer in Pirna angefangen, hab die dann aber quasi für den Sport aufgegeben *Aaron beginnt zu lachen* Das war eine sehr spannende Geschichte. *lacht* Ok, gut wo waren wir? *lacht* Ich arbeite in Dresden hier, bin von Laubegast nach Striesen gezogen, arbeite seit fünf Jahren in Prohlis in einer kleinen Physiotherapiepraxis. Jetzt hab ich nochmal angefangen ein Fernstudium als Sozialarbeiter zu machen. Meine erste Saison hier war dann 2014.

Nun seid ihr ziemlich lang bei den Monarchs: Wie hat sich denn der Verein aus eurer Sicht entwickelt. Aaron: Also man kann eigentlich davon ausgehen, dass wir immer mit oben dabei sind, find ich. Wenn man sich mal die letzten zehn Jahre anschaut, waren wir ja immer, bis auf das Jahr 2011, in den Play-Offs. Die Auswahl der Imports passt fast immer gut. Vereinzelt gab es auch mal welche, wo es nicht passte… Phillip: Ja, das muss man auch ehrlich sagen. Aaron: Der Jugendbereich hat sich super entwickelt. Das Trainingszentrum ist halt auch echt mega geil. Das Spielsystem ist bei allen Mannschaften unseres Vereins gleich. So ist es auch für die jungen Spieler, die hochkommen, einfacher sich in das Team zu finden. Phillip: Also ich würde ja auch sagen, wir haben deutschlandweit das beste Trainingszentrum.

Wer ist aus eurer Sicht der größte Gegner diese Saison? Beide: Braunschweig und Schwäbisch Hall Phillip: Wobei ich auch gespannt bin, wie stark Potsdam im Rückspiel gegen uns sein wird.

Ok, nun kommen wir zum Abschluss zu den Fans. Wollt ihr ihnen noch was mitgeben für die Saison? Phillip: Ich finds cool, wie die Stimmung hier in Dresden ist. Im Vergleich zu den anderen Teams, ist hier immer over the top. Aaron: Ja nicht nur zu den Heimspielen, sondern auch auswärts haben wir ja viele „Monarchs-Ultras“ quasi *beide lachen*. Was wir da an Fangewalt mobilisieren können, ist echt mega. Phillip: Ich muss auch immer an das Auswärtsspiel in Potsdam denken, wo die Fans mit zwei Fanbussen gekommen und dann schon so mit Trommeln zum Stadion gelaufen sind und ich würde mir wünschen, dass soetwas Besonderes immer wieder passiert.

Ich danke euch beiden für dieses sehr ausführliche und auch lustige Interview und wünsche euch noch eine verletzungsfreie Saison mit hoffentlich noch vielen Siegen.

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