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Nachgefragt
from First Down #5 - 2021
by Stefan Brock
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Er ist DER Newcomer der Saison 2021. WR Robin Wilzeck #11 hat erst 2018 in der zweiten Mannschaft mit dem Footballspielen begonnen, durch seine Athletik und enorme Schnelligkeit aber in kürzester Zeit den Durchbruch geschafft. Wir wollten mehr über den 22-Jährigen erfahren...
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FIRST DOWN: Grüß dich Robin. Schön, dass du dir die Zeit heute genommen hast und uns Rede und Antwort stehst. Ich steige auch gleich mal direkt ein: Du bist der Newcomer in der Mannschaft. Zumindest wurdest du bereits in den Sozialen Medien schon so bezeichnet. Bist du diese Saison aus der M2 gewechselt? Robin: Ich war theoretisch schon letztes Jahr in der GFL, aber durch Corona ist das leider alles ausgefallen. Ich habe im Mai 2018 mit Football angefangen. Ich habe damals im John Reed Fitnessstudio gearbeitet. Da haben mich dann Tillmann Plumm und Robert Kühn angesprochen. Die haben gesagt: Geh mal vorbei. Und das habe ich gemacht, da in meiner Heimat der Sport nicht so populär ist. Ich habe dann als Runningback begonnen. Mir wurde einfach ein Ball in die Hand gedrückt und gesagt wo ich hinlaufen soll. Das war relativ einfach. Und dann war ich noch Kick Returner. Ich sollte einfach den Ball fangen und da lang laufen wo sie es mir gesagt haben. Das wars dann erstmal. Da ich aber schon immer ziemlich schnell war, dachte ich mir, dass ich damit doch mehr anfangen muss. Ich sagte ich will Receiver spielen und daraufhin meinten die Coaches ich soll erstmal in die M2 gehen. Dort sollte ich das Spiel zunächst lernen und ich hatte dann auch gleich ne relativ erfolgreiche Saison mit der Mannschaft. Ende 2019 wurde ich dann schon in die M1 berufen. *lacht*
Du hast von deiner Heimat gesprochen: Wo ist denn deine Heimat? Ich bin aus dem Spreewald, aus der Ecke von Lübbenau. Das nächste Team dort ist Cottbus und da wurde mir auch immer gesagt, dass das nicht so das beste Team ist. Und wenn dir das jemand sagt, bei dem du glaubst der hat Ahnung, dann machst du es halt auch nicht. Außerdem war es immer 45 Minuten von mir entfernt. Das mitten in der Abizeit war mir dann auch zu viel Aufwand. Zusätzlich muss man sagen, spielte ich ja zu dem Zeitpunkt auch noch leidenschaftlich Fußball, war auch in einem Verein. Also habe ich dann erst hier mit dem Football angefangen, als ich zum Studium herkam.

War ja nicht die schlechteste Wahl bisher. *lacht* wenn du von zu Hause spricht: Wer ist denn dein zu Hause? Ich hab bei meiner Mama gewohnt. Meine Eltern sind getrennt, aber ich habe zu beiden noch guten Kontakt. Dann habe ich noch ne große Schwester und durch die Patchwork-Konstellation habe ich auch noch einen Stiefbruder. Meine Schwester wohnt seit Jahren schon in Hamburg. Und ich sag mal so: Die Geschwisterbeziehung wurde erst richtig gut, als wir beide von zu Hause weg waren. Als wir noch zusammen gelebt haben, gab es immer mal Streitereien, aber die Entfernung jetzt schweißt einen auch zusammen.
Du bist aus dem schönen Spreewald ins schöne Dresden gezogen. Was hat dich hergezogen? Ich habe hier Fitnessökonomie über ein duales Fernstudium absolviert und meinen Bachelor gemacht. Meine Präsenzphase hatte ich aller zwei Monate in Leipzig und damit bin ich jetzt fertig. Es war halt ziemlich viel eigenständiges Lernen. Nun habe ich mein Studium beendet. Seit Juli 2020 leite ich das McFit an der Overbeckstraße. Bin also unter der Woche auch immer gut eingespannt. Hab jetzt auch ein paar Angebote aus verschiedenen Städten, aber bis jetzt hat mich da noch nichts gezogen, weil ich eben auch mit Football meine neue Leidenschaft gefunden habe. Das will ich nicht unbedingt aufgeben.

Vielleicht weißt du ja bereits, dass die Fans die Möglichkeit haben mir Fragen zukommen zu lassen für dich. Manchmal sind es auch die Fans aus der eigenen Mannschaft. *lacht* Da kam doch die Frage auf: Wie bist du vom Nobody zur Top-Anspielstation in so kurzer Zeit geworden? Hmmm. Das ist witzig. Also ich würde nicht sagen, dass ich die TopAnspielstation bin, weil das ist für mich derjenige, der die meisten Catches bekommt oder die meisten Targets. Ich würde halt sagen, ich habe gute athletische Grundvoraussetzungen, um an den Leuten vorbei zu rennen. Das gute ist, dass KJ gern tief und deswegen gern auf mich wirft. Was mir auch zugutekam, dass Darrell Stewart auf meiner Seite spielt und die Verteidigung sich natürlich mehr auf ihn fokussiert. Dadurch habe ich öfter mal freie Lücken und dann kommt eins zum andere: Du musst die Konzentration behalten. Ich denke meine Athletik ist da einfach meine größte Stärke.
Die Athletik ist für euch Sportler ja generell sehr wichtig. Wie hältst du dich denn neben den
Trainingseinheiten fit?
Also während der Saison ist das immer etwas anderes, weil wir viel Training haben und am Wochenende Spiel. Da bringt es nichts, was Schweres zu machen. Aber ich mache viele explosive Übungen, viel Schnellkrafttraining. Im Winter hatte ich eine TopVorbereitung. Wir sind hier zusammen mit Oliver Bahr und Eric Seidel bei -10 Grad auf den Platz gegangen. Haben Schlitten gezogen, sind gesprintet, gesprungen. Egal ob es geregnet, gewittert oder geschneit hat. Egal wie die Platzverhältnisse waren: wir waren immer hier, weil wir alle ein Ziel hatten. Zusätzlich hab ich dann noch viel Krafttraining absolviert.
Wenn du jetzt mal die letzte Spiele für dich reflektierst: Du hattest super Catches. Wie schaffst du es so cool zu bleiben? Lustigerweise sagen immer alle: wenn der Ball so lang in der Luft ist, denkt man viel nach. ABER: KJ kann halt die Bälle auch sehr weit werfen, weil er seine ganze Power einsetzt und ich hab gar keine Zeit dann darüber nachzudenken, weil ich immer noch an irgendeinen Punkt kommen muss. Das ist dann einfach nur noch ein Ablauf, den wir auch im Vorfeld viel trainiert haben. Da haben sich dann auch meine Stärken und Schwächen gezeigt. Meine Stärken sind die tiefen Bälle und das haben wir dann auch trainiert. Jetzt ist es zum Ablauf geworden. Sind meiner Meinung nach aber auch die einfachsten Bälle. Und wenn du den Ball dann hast, dann heißt es nur
In der Hinrunde trug Robin die Trikotnummer 13, wechselte dann zur #11.

noch gerade aus. Ich bin mir meistens ziemlich sicher, dass niemand um mich herumsteht auf Grund meiner Schnelligkeit.
Gut, dass du das mit dem „bei dir sein“ erwähnst. Eine Fanfrage war auch, was du empfindest, wenn der Gegner dir im Nacken hängt und die Fans dich aber antreiben mit ihrer Lautstärke? Also witzigerweise bekommt man das Gegröle und Geschreie der Fans erst mit, wenn man den Stream sieht, oder wenn man irgendwelche Videos anschaut. Man ist da einfach im Tunnel. Wenn der Ball da ist, dann Vollgas geben. Du weißt ja ungefähr, wo der Gegner steht. Am besten immer ein Stück weiter weg von ihm laufen, dass er gar nicht erst eine Chance bekommt. Ich bin jetzt auch so selbstbewusst, dass ich sagen kann: Ich renne den meisten Spielern davon. Ich habe bisher wenig Spieler getroffen, die mithalten können. *lacht* Aber ja, das Wichtigste ist der Catch und wenn der Gegner da ist, ist es egal, ob du nach dem Catch hinfällst oder noch zehn Yards läufst und den Ball verlierst. Wichtig ist: Ball fangen, sichern und wenn das passt, dann geht die Rakete ab. Dieser Ablauf wird irgendwann zum Automatismus.

Nun verläuft ja diese Saison bisher doch sehr gut und mit Niederlagen musstest du noch nicht so oft umgehen glücklicherweise. Dennoch hast du die Erfahrung schon gemacht. Wie bist du damit umgegangen? Das war einerseits interessant, weil es mein erstes GFL-Spiel war. Ich hab nicht außerordentlich gut performt. Wir haben halt verloren. Das war schon alles ziemlich anders, weil ich das GFL Level nur aus dem Training und dem Pre-Season-Game kannte und das Spiel war auch „nur“ ein GFL 2 Team. Die richtige Saison mit dem Druck und dem Spiellevel war halt ziemlich schwierig für mich. Der Druck war, besonders weil es auch ein Auswärtsspiel war und viele Fans da waren, sehr groß. Aber mit Robert Cruse habe ich auch einen Mentor gefunden, der mich bisschen an die Hand nimmt und mit mir darüber redet, dass es normal ist wenn man Fehler macht. Es war auch erst mein zehntes Footballspiel in meiner Karriere. Da kann es nicht auf Anhieb klappen. Das ist denke ich auch normal.

Du hast ja auch eine starke positive Wandlung in der weiteren Saison genommen. Dann kamen die Heimspiele: Was sind deine Gedanken vor dem Spiel? Eigentlich will ich dann nur aufs Feld. Gedanken mache ich mir keine. Ich weiß, was ich kann und was ich abliefern muss. Das ist der Gedanke: endlich kann es losgehen. Die Ansprache von Florian zur Nieden.
Welche Ansprache meinst du denn? Florian, als Teamkapitän, hält vor dem Spiel immer noch eine Ansprache, dann gehen wir in den Locker-Room und dann macht er nochmal vor dem Einlauf einen Push-Talk. Das motiviert dann schon nochmal, wenn alle im Kreis stehen und sich anschreien.
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Kommen wir aber mal weg vom Football: Wenn du die Zeit ändern könntest, würdest du dann lieber die Vergangenheit ändern, oder die Zukunft wissen wollen? Ok, das ist eine witzige Frage. Ähm das ist nicht einfach. Vergangenheit ändern finde ich etwas schwierig, weil ich nicht weiß, wer ich dann sein würde. Vielleicht wäre ich auch gar nicht hier und alles wäre anders gekommen. Ich bin zufrieden wie alles gekommen ist. Ich hätte aber gern früher mit Football angefangen. Aber die Frage ist echt gut. Wenn ich aber früher mit Football angefangen hätte, dann hätte ich vielleicht auch früher wieder aufgehört, oder keine Lust mehr gehabt, oder es wäre irgendwas passiert. Deswegen ist alles gut so wie es ist. Und in die Zukunft sehen…. Ich denke es ist schon interessant zu sehen, wo man in 20 Jahren steht, aber da kann so viel passieren. Ich will das Spiel des Lebens auch nicht cheaten. Ich will das Leben so spielen wie es kommt. Die Zukunft würde ich also offen lassen.

Das kann ich gut nachvollziehen. Gibt es denn aber etwas, was dir besonders wichtig ist? Familie. Gerade meine Mutti ist das Wichtigste für mich. Ich bin halt mit ihr zusammen gewesen. Natürlich auch noch Gesundheit. Und auf persönlicher Ebene, ist es das, was mir besonders viel Spaß macht. Es muss nicht das sein, womit ich viel Geld verdiene. Ich weiß, dass ich in der Zukunft gut Geld verdienen werde, weil ich mir darüber Gedanken mache. Aber das Wichtigste ist die Sachen zu genießen wie sie jetzt sind, denn so werden sie nicht wiederkommen. Ich werde nicht immer 22 Jahre alt sein.
Deine Mutti ist für dich der Fels in der Brandung. Ist sie denn bei den Spielen dabei? Bei den Heimspielen ist sie immer da. Bei den Auswärtsspielen versucht sie es einzurichten, weil sie auch viel arbeitet.
Deine Familie ist mit Sicherheit sehr stolz auf dich. Zu Recht. Hast du denn für dich noch besondere Ziele, die du erreichen willst, sportlich und auch privat? Naja, das typische Standardzeug: ich würde gern die nächsten Jahre einfach genießen. Möchte reisen, neue Leute kennenlernen, neue Orte sehen. Aber ich will auch, keine Ahnung in welchem Alter, Familie gründen, Haus bauen und gesunde Kinder haben. Einen Job haben, der mir Spaß macht und mich ein Leben lang motiviert. Das muss wie gesagt nicht der sein, der das meiste Geld bringt, nur der mich glücklich macht und mit dem ich meine Familie versorgen kann. Sportlich gesehen ist nach oben alles offen. Ich gebe Vollgas und versuche mein Bestes zu geben. Ich habe natürlich auch Ziele, die ich angreifen will, aber die sind noch so weit entfernt, dass ich sagen kann: ich will als Erstes, dass wir als Team alles rocken und alles gewinnen. Das wir den German Bowl holen. Zum ersten Mal nach Dresden. Das wäre mega krank, wenn wir das schaffen in meiner ersten Saison. *lacht*
Die Fans unterstützen euch dabei wo es nur geht? Das stimmt. Ich muss auch dazu sagen: Am Wochenende haben wir gegen Berlin gespielt. Unvergleichlich. Die Stimmung und die Atmosphäre dort kannst du nicht vergleichen mit den Fans in Dresden. Erstens waren dort keine Fans und zweitens ist die Stimmung in Dresden einfach krass. Und da bekomm ich gerade auch „nur“ die COVID- Saison mit. Normalerweise sind es ja doppelt so viele Fans. Das kann man jetzt auch nicht mit einem Fußballspiel vergleichen. 1500 Leute von den Monarchs-Fans, sind wie 20.000 Leute im Dynamostadion. Das ist schon eine brutal gute Stimmung. Und wie gesagt die Ziele: Wir wollen die Meisterschaft. Ich habe mir auch geschworen und das möchte ich hier und jetzt auch nochmal sagen, damit ich das auch wirklich mache: Vor der Saison habe ich gesagt, wenn wir den German Bowl holen, dann tätowiere ich mir das Monarchslogo irgendwo hin.
Denkt ihr denn schon soweit? Wir müssen halt jeden Gegner besiegen bis dahin und das wird ein harter Weg. Aber wir sagen uns, wir sind ein gutes Team, wir sind stark, haben ne gute Breite und Tiefe und wenn nicht jetzt, wann dann. Das ist das Jahr.

Wieder schneller als der Gegner: Straubings DB Luca Fegebank kann nur hinterher laufen...
Wenn du die Interviews von mir kennst, dann weißt du, dass ich zum Schluss gern euch nochmal das Wort an die Fans gebe. Gibt es etwas was du den Leuten sagen willst? Ganz ehrlich: macht so weiter wie bisher. Ihr macht ne super Stimmung. Es ist nirgends so vergleichbar wie hier in Dresden. Auch die Unterstützung egal wie und wo. Es ist ne BombenStimmung. Wir hoffen, dass es bald wieder so ist, dass wir das Stadion voll bekommen. Bleibt so wie ihr seid und pusht uns und wir werden euch dieses Jahr dafür belohnen.
Robin ich danke dir für dieses Interview und wünsche dir alles Gute für die restliche Saison. Interview: Tina Zschärlich
