PORTFOLIO F L O R A
F R O M M E L T
EDITORIAL „Der Mode entkommt man nicht. Denn auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode.“ - Karl Lagerfeld
Die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft verlangt nicht nur in der Mode nach immer neuen Gestaltungsansätzen. Trends finden sich überall. Wir sind umgeben von gesellschaftlichen Strömungen und Veränderungen, welche unser Leben beeinflussen. Meine Absicht ist es, diese Entwicklungen zu erkennen, zu analysieren und zu interpretieren. Daneben steht die Herausforderung, sie in einer angemessenen Form umzusetzen. Ich möchte an der Schnittstelle von Design und Kommunikation wirken und spannenden Fragestellungen nachgehen. Mein Portfolio versteht sich daher als Trendmagazin, das zum Dialog anregen will.
INHALT 1. Körperfülle 2. Kirschkern-Kollektion 3. Gefangen 4. Short Stories 5. Portrait d‘une femme
KÖRPERFÜLLE Die neue Üppigkeit Schönheitsideale verändern sich im Laufe der Zeit. Momentan kann man eine Tendenz zu üppigeren Körperformen erkennen, beispielsweise bei den Plus Size Models von Marc Jacobs und Mark Fast auf dem Laufsteg oder in einer Werbung von Dove (2004), in der Frauen mit weiblicheren Kurven präsentiert wurden. Um diesen Wandel der Schönheitsideale überspitzt darzustellen, habe ich typische Erscheinungsbilder der Fettleibigkeit als Inspiration genommen und in einem Kleid umgesetzt. Ekel wird zur Attraktivität. Ich spiele mit der Vermischung von Haut und Kleid und möchte die Ästhetik und Sinnlichkeit von üppigen Körperformen aufzeigen. Daneben dient die Arbeit als Anleitung, den Trend mitzumachen, ohne viel Geld für Schönheitsoperationen ausgeben zu müssen. Projekt in der Richtung Objekt/Raum im Rahmen des Propädeutikums
Als Inspiration dienten typische Erscheinungsformen der Fettleibigkeit.
Die Dehnbarkeit und Elastizit채t des Strumpfes 채hnelt unserer menschlichen Haut. Sie ist eine H체lle, die wir st채ndig zum Schutz tragen. Durch den Strumpf als Material entsteht eine Vermischung von Haut und Kleid.
Mit einem Strumpf wird ein Unterkleid genäht.
Ein Stück Tüll wird luftig darüber gespannt. Er dient als Hülle.
Die Hülle wird mit Watte gefüllt. Die Ausbeulungen lassen sich nach Lust und Laune formen.
Zuletzt wird der Tüll mit dem Unterkleid vernäht.
Die d端nne Schaufensterpuppe bildet einen Kontrast zu den runden, sinnlichen Formen.
KIRSCHKERNKOLLEKTION Eine Neuinterpretation des bekannten Chriesistei-Sacks Im Zentrum des Projekts stand der „Chriesistei-Sack“, welcher bis heute oft mit altmodischen Motiven bedruckt wird. Mir war es ein Bedürfnis, ihn zu modernisieren und einer neuen Zielgruppe anzupassen – für junge moderne Frauen. Es entstand eine Frühlings-Kollektion für hochwertige Modestoffe rund um die Thematik der Kirschkerne, Kirschblüten und Kirschbäume. Einen der Stoffe habe ich in Form eines Tuches umgesetzt. So wird der Chriesistei-Sack als modisches Accessoire im Alltag tragbar. Projekt in der Richtung Objekt/Raum im Rahmen des Propädeutikums
Die Thematik rund um Kirschkerne inspirierte zu Form, Farbe sowie Material. Die Stoffe sind dementsprechend filigran, hell und nat체rlich. Sie passen in eine Fr체hlingskollektion.
In einem verantwortungsvollen Umgang mit Natur-Ressourcen finden die Kirschkerne eine Wiederverwendung. Zus채tzlich werden einzelne Stoffe mit Kirschsaft gef채rbt.
Die Kirschkerne werden auf unterschiedliche Weise in und auf die Stoffe gen채ht. Durch die verschiedenen Anordnungen entstehen Muster. Die Konzentration liegt dabei auf der Struktur, Oberfl채che und Haptik des Textils.
Alle Funktionen des ChriesisteiSacks wie Wärmespeicher, Massage- und Heileffekt sind in den Stoffen integriert. Sie wirken durch die gezielte Setzung an verschiedenen Körperpartien.
Durch kurzes Erwärmen des Stoffes in der Mikrowelle kann er als Wärmespeicher genutzt werden.
Kreisende Bewegungen an Reflexzonen wie den Ohrläppchen steigern das Wohlbefinden.
Bei pochenden Kopfschmerzen wird der gekühlte Stoff um die Stirn gebunden.
Der Stoff kann am Rücken getragen werden, um die Muskulatur zu entspannen.
Nervenverspannungen im Nackenbereich lösen sich durch die massierende Wirkung.
Bei krampfartigen Bauchschmerzen lindert der erwärmte Stoff die Schmerzen.
GEFANGEN Die Modemagazine geben uns vor, was zu tragen und zu unterlassen ist. Wir werden in ein Muster gezwängt. Zu diesem gesellschaftlichen Kontext habe ich Formen entworfen, welche als Kleidungsobjekte nutzbar werden. Der Körper wird darin gefangen gehalten - ironischerweise genau das, was die Modeindustrie seit Jahrzehnten mit uns macht. Deshalb habe ich das Thema fotografisch im Sinne einer Bildstrecke umgesetzt. Projekt in der Richtung Fotografie im Rahmen des Propädeutikums
SHORT STORIES Die Stimmung und das Kaufverhalten auf Flohmärkten sind einzigartig: Man kauft nicht mechanisch wie im Laden, sondern mit Emotionen. Leute verabschieden sich von ihren Gegenständen und freuen sich, wenn sich jemand anderes in die Sachen verliebt. Besonders gefällt mir, dass man auf dem Trödelmarkt mit den Leuten ins Gespräch kommt. Erst so erfährt man die interessanten Geschichten und Erinnerungen hinter den Gegenständen. In fünf illustrierten Kurzgeschichten habe ich Personen und ihre Erzählungen festgehalten. freies Projekt, August 2010
„Ich mag den Charme von analogen Tonträgern. Mit diesem Rekorder zum Beispiel habe ich früher Kassetten bespielt. Das hat Zeit und Geduld gekostet. Ich sass dann Stunden vor dem Radio und wartete auf das richtige Lied - immer auf der Jagd nach aktuellen Hits und Klassikern, die noch in meiner Sammlung fehlten. Als Liebesbeweis habe ich für meine damalige Freundin eine Kassette mit ihren Lieblingsliedern zusammengestellt. Wir sind nun schon seit vielen Jahren glücklich verheiratet und hören uns die Kassette manchmal gemeinsam an.“ Beat, 61
„Ich ziehe in wenigen Wochen mit meiner Freundin zusammen. Deshalb sind wir auf der Suche nach Möbeln, die uns beiden gefallen und nicht zu teuer sind. Der Flohmarkt ist perfekt dafür. Hier finden wir bestimmt etwas Geeignetes. Ich könnte mir diese Sessel gut vorstellen. Die Gebrauchsspuren und das antike Design geben ihnen Charakter. Weil sie heute nicht mehr hergestellt werden, sind sie etwas Besonderes.“ Marc, 26
„Mit meinen Barbies und Kens habe ich jeden Tag meiner Kindheit geteilt. Am liebsten spielte ich Prinz und Prinzessin und habe davon geträumt, später einmal genau so viele schöne Kleider zu besitzen wie sie. Vor kurzem bin ich ausgezogen und räumte den Keller meiner Mutter frei - da habe ich meine alten Spielsachen in einer Kiste gefunden. Nun habe ich endlich den Mut gefasst, sie auszusortieren. Die lachenden Augen der kleinen Mädchen entschädigen mich für den Verlust der Puppen.“ Sabrina, 19
„Seit Jahren gehe ich auf Flohmärkte, um Kleidung zu kaufen. Die Klamotten hier kann man viel individueller stylen als die von der Stange. Heute trage ich meine Lieblings-Felljacke. Die habe ich vor zwei Jahren bei einem netten Mädchen erstanden - nach einer Viertelstunde harter Verhandlung. Jedes Mal, wenn ich die Jacke aus dem Schrank ziehe, erinnere ich mich daran.“ Ciara, 25
„Ich bin ein grosser Fan der afrikanischen Kultur. Deshalb fliege ich einmal pro Jahr nach Sierra Leone, einer kleinen Republik in Westafrika. Für wenig Geld kriegt man dort von Hand gefertigte Glas- und Holzperlen. Daraus gestalte ich selber Schmuck und verkaufe ihn hier auf dem Flohmarkt. Ich hoffe, auf diese Weise ein kleines bisschen von der afrikanischen Tradition in die Schweiz bringen zu können.“ Regula, 22
PORTRAIT D‘UNE FEMME Ein Gegenstand in Szene gesetzt Als Ausgangspunkt standen Objektstudien an einem Gegenstand. Aufgrund meines Interesses an Frauenkörpern wählte ich eine Schmuckpuppe, die als Halter für Ohrringe, Ketten und Armreifen dient. Zunächst analysierte ich die Figur skizzenhaft und erfasste die Proportionen, um in einem zweiten Schritt mit Hilfe verschiedener Techniken und Stile nach spannenden Ausschnitten und Bildwelten zu suchen. Grundlagen Zeichnen im Rahmen des Propädeutikums