FMPA. Eine Dokumentation

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FMPA.

Eine Dokumentation.

Florian Afflerbach


Impressum:

Mein besonderer Dank gilt:

Visuelle Vermittlung »Campusreportage« Dipl.-Ing. Grit Koalick Wintersemester 2010/2011

Claudia Eckert Leiterin VB K.2 Arbeitsgebiet Controlling, Innenrevision, Bauplanung

Masterstudiengang Architekturvermittlung Fakultät 2: Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, BTU Cottbus

Monique Schiller Sachbearbeiterin Arbeitsgebiet Controlling, Innenrevision, Bauplanung

Florian Afflerbach ©2010-2011

apl.Prof. Dr.rer.nat. Dr.-Ing.habil. Klaus-Jürgen Hünger Direktor der FMPA

Titelbild: In der Mischtrommel werden Probekörper für die Asphaltprüfung im Straßenbau hergestellt.

Claudia Mondzech Sekretärin der FMPA Dipl.-Ing. (FH) Michael Petke Fachgruppenleiter Bauteilprüfung cand. M.Sc. Tobias Effenberger Dipl.-Ing. (FH) Architektur Arno Hartmann für den Klappentext


Campusplan:

FMPA

^ N


FMPA.

Lage, Bautyp, Geschichte.

Die FMPA (Forschungs- und Materialprüfanstalt) befindet sich in zentraler Lage auf dem Gelände der BTU Cottbus an der Konrad-WachsmannAllee zwischen dem Sportplatz und den Lehrgebäuden 2A/B und 2C/D. Es handelt sich um einen dreischiffigen, funktionalistischen Zweckbau. Das Mittelschiff, das vor allem durch den Lichteinfall der Obergadenfenster eine sakrale Wirkung erzeugt, wird von zwei untergeordneten Seitenschiffen flan-

Querschnitt

Ansicht Ost

kiert, in denen die Labor- und Verwaltungsräume untergebracht sind. Länge / Breite / Höhe: 84,74 m / 43,02 m / 14,10 m Die Anfänge der Materialprüfung in Cottbus gehen zurück auf das Jahr 1958, in dem an der neu gegründeten Hochschule für Bauwesen ein Labor für Bau- und Werkstoffe eingerichtet wurde. Seit der Anerkennung dieser Prüfstelle durch das damalige Amt für Standardi-

Ansicht West

sierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW) im Jahre 1964 werden Aufgaben der amtlichen Materialprüfung für das Bauwesen wahrgenommen. Mit der Errichtung des Bautechnikums, dessen Herzstück die zwischen 1974 und 1978 errichtete Versuchshalle war, ergaben sich neue Möglichkeiten für die Übernahme stofflich-technologisch und baukostruktiv orientierter Forschugsaufgaben. Gleichzeitig diente das Bautechnikum als experimentelles Zentrum der Bauingenieurausbildung für die Bauhochschulen der ehemaligen DDR.



Heute.

Die derzeitigen Aufgabengebiete.

Kurz nach der Gründung der Technischen Universität Cottbus 1991 beschloss der Gründungssenat die Bildung einer Forschungs- und Materialprüfanstalt (FMPA) als zentrale Einrichtung der Universität. Dabei wurde gewürdigt, dass die FMPA mit der Versuchshalle (1530 m²), mit den Laboren und Werkstätten (2040 m²) sowie mit dem Freigelände auch heute noch eine großzügige Einrichtung darstellt.

und die ehemalige Schüttguthalle an der Westseite, heute nur noch als Lager genutzt, wird abgerissen.

Die nach der Wende zwingend erforderliche Modernisierung und Erweiterung der Prüf- und Anlagentechnik wird seitdem zielstrebig verfolgt. Im Laufe des Jahres 2011 erhält die FMPA ein neues Gesicht: die Gebäudehülle wird energetisch saniert und mit Solar Panels bestückt

Die technische und materielle Ausstattung der FMPA ist auf dem neuesten Stand der Technik und wird bei entsprechenden Anforderungen modifiziert. 13 motivierte und hochqualifizierte Mitarbeiter stehen auch für externe Kooperationen zur Verfügung.

Die Lehrstühle Massivbau, Stahl- und Holzbau, Baustoffe und Bauchemie der Fakultät 2 der BTU Cottbus und die FMPA bieten vielfältige Dienstleistungen und Kooperationen an. Diese sind u.a. an den aktuellen Forschungsschwerpunkten ausgerichtet.

Der Resteschrank enthält ausgediente Gegenstände des FMPA-Alltags. Er wurde zu einer Art Museum und als Anschauungsobjekt im Eingangsbereich der FMPA aufgestellt. Das Aufspannfeld ist eine mit Beton gefüllte Stahlhohlkammerkonstruktion. Auf einer Fläche von 60 m² können verschiedene Versuchsstände aufgebaut werden.

Resteschrank


Unter dem Dach der FMPA existieren verschiedene Fachgruppen und Arbeitsgebiete: Fachgruppe Bauteilprüfung: Prüfung und Untersuchung von großformatigen Bauteilen Fachgruppe Betontechnologie: Schadensuntersuchungen an Mauerwerk und Betonbauwerken, Prüfung mechanischer Kennwerte an Betonerzeugnissen Fachgruppe Baustoffe, chem.-phys. Analytik: Schwerpunkte Bindemittel und Gesteinskörnungen Fachgruppe Straßenbau: Recycling-Baustoffe, Wiedereinsatz von Material aus Abrissmaßnahmen als Gesteinskörnung, Asphaltuntersuchungen Glasprüfung Brandenburg: Prüfung von Flachglas und Glasbaukonstruktionen PÜZ-Stelle: Prüf-, Überwachungs- oder Zertifizierungsstelle für Bauprodukte Zentralwerkstatt: Dienstleister für alle Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen der BTU

Aufspannfeld >


P2. WBS70. Die Prototypen.

Mit dem staatlichen Wohnungsbauprogramm der DDR von 1972, das die Beseitigung des Wohnraummangels bis 1990 zum Ziel hatte, wurde der Plattenbau zum wichtigsten Neubautyp erhoben. Ein Bautechnikum wurde also an der Hochschule für Bauwesen in Cottbus etabliert, dessen Herzstück die Versuchshalle war. Einzelne Platten der Plattenbau-Typen P2 und WBS70 wurden

Plattenbautyp P2

im Maßstab 1:1 als Fertigteile hergestellt und auf ihre Dauerhaftigkeit und Stabilität überprüft.

anschließend die Platten gegossen, in der Halle auf ihre Stabilität geprüft und außerhalb des Gebäudes auf der Ostseite der Witterung überlassen.

Bei der Herstellung der Plattenbau-Fertigteile wurde die Versuchshalle in ihrer ganzen Länge genutzt. Von der im Westen vor der Versuchshalle platzierten Schüttguthalle gab es eine unterirdische Bandanlage, von der aus die Zuschläge zur Mischanlage in der Halle transportiert wurden. Hier wurden

Die Proben haben also das Gebäude in seiner ganzen Länge durchlaufen. Dafür wurde die große Krananlage in der Halle notwendig, um die schweren und großen Bauteile zu bewegen. Daraus lässt sich noch heute die Gebäudekubatur des hohen Mittelschiffs ableiten.

Plattenbautyp WBS70



Die Mauer muss bleiben. Die Berliner Mauer an der Bernauer Straße.

»Die Mauer muss weg!« hieß es nach der innerdeutschen Grenzöffnung 1989. Damals gab es noch wenig Verständnis für Forderungen, Reste der Berliner Mauer als Mahnmal für die Zeit der geteilten Stadt Berlin und die Wiedervereinigung Deutschlands zu erhalten.

Im August 1998 konnte die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße eröffnet werden. Hier findet sich ein erhaltenes Teilstück der Grenzanlagen und ist somit ein beliebtes Ziel für Geschichtsinteressierte und Touristen, die sich gerne Bruchstücke des Bollwerks des Kommunismus als Souvenir mit nach Hause nehmen. Diese so genannten

Last

Elemente der Berliner Mauer

Versuchsaufbau

»Mauerspechte«, die Stein um Stein entfernen, und der natürliche, witterungsbedingte Verfall gefährden die Substanz und die Standsicherheit der Mauer. Um für den nun wichtigen Erhalt der Mauer als Denkmal zu sorgen, wurden einige Mauerelemente, die zwar nicht von der Bernauer Straße stammten,


diesen aber ähnelten, in der FMPA einem Stresstest unterzogen, der hohe Windlasten simuliert. Dazu wurden am 09.11.2010, also exakt 21 Jahre nach dem Fall der Mauer, die Bewehrungsstäbe am Kreuzungspunkt von vertikalem und horizontalem Mauerteil an der am stärksten beanspruchten Stelle freigelegt und gekappt. Beim

Gedenkstätte an der Bernauer Straße

anschließenden Belastungstest bis zum Bruch der Probe stellte sich heraus, dass die Mauer ausreichend standsicher ist. Zwei unversehrte Elemente der Berliner Mauer werden zur Festwoche im Sommer 2011 der BTU Cottbus zu ihrem 20-jährigen Bestehen feierlich übergeben.


Der Versuch. Die Masterthesis.

Bei dieser Masterthesis im Wintersemester 2010/2011, betreut durch die Fachgruppe Bauteilprüfung, geht es um die Bestimmung zulässiger Stützweiten bei umfanggelagerten Balkonplatten aus zementgebundenen Spanwerkstoffen. Bisherige Tragsicherheitsuntersuchungen dieser Plattentypen basierten auf der Annahme eines Balkensystems. Diese Thesis soll eine Querverteilung der Lasten aufzeigen und das genaue Tragverhalten der Platten untersuchen.

Die Firma BOSIG, ein Entwickler von und Produzent für Dicht-, Dämm- und Klebesystem-Lösungen für die Bauindustrie, stellt bei den Versuchen »Balkotec«-Plattenelemente für den Balkonbau zur Verfügung. In einem Stahllastrahmen werden die Versuchskörper bis zum Bruch beansprucht.

Last

Für die Erfassung und Auswertung der Versuche sorgen verschiedene Meßsysteme und Sensoren, die zentral in der Steuerungszelle gesammelt werden. Steuerungszelle

Versuchskörper

Versuchsaufbau

Stahllastrahmen >



Schaltzentrale.

Steuerungszelle in der Mitte der Versuchshalle.



Fundstück. Der Trabant P601.

Auf dem westlichen Außengelände der FMPA fand sich dieser Trabant P601 im Farbton Pastellweiß. Trabant heißt die ab 1957 in der DDR gefertigte PKW-Baureihe des Herstellers VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Zwischen November 1957 und April 1991 wurden insgesamt 3.051.385 Fahrzeuge der Trabant-Baureihe produziert.

westlichen zeitgenössischen Vorbildern. Die Beplankung der selbsttragenden Karosserie aus Stahl besteht teilweise aus baumwollverstärktem, nicht rostendem und Reparatur freundlichem Phenoplast, ein duroplastischer Kunststoff, aus dem sich der Begriff »Rennpappe« ableitete: eine liebevolle Bezeichnung für den Trabant.

Die neue 1964er Karosserie orientierte sich durch ihre geraderen Linien und angedeuteten Heckflossen durchaus an

Zu Beginn seiner Produktion wurde der Trabant noch als ostdeutscher Volkswagen gefeiert und galt für viele als

Trabant P601

Einstieg in die automobile Welt. Da eine Weiterentwicklung oder gar die Präsentation eines neuen, dem aktuellen Stand der Technik entsprechenden Modells ausblieb, wurde der Wagen mit zunehmender Produktionszeit ein Sinnbild für die stagnierende Wirtschaft der DDR. Der Trabant ist schon 20 Jahre nach der Wende nahezu komplett aus dem Straßenverkehr verschwunden und gilt somit als gesuchtes Sammlerauto mit Kultstatus.



Mittelschiff. Blick von Westen.



Kaum ein Institut auf dem Universitätsgelände der BTU Cottbus kann eine weiter reichende Tradition vorweisen als die FMPA. Doch hinter seinen prominenten Prüfergebnissen, wie der Bauteilzulassung der berühmt-berüchtigten Plattenbauten zu DDR-Zeiten oder den jüngsten statischen »Stress-Tests« für die Überreste der Berliner Mauer, trat das Gebäude und sein faszinierendes Innenleben bisher in den Hintergrund. Die vorliegende Dokumentation nähert sich der beinahe schon sakralen Halle und ihrer Technik auf ungewöhnliche Weise: Florian Afflerbachs sensibel aquarellierte Bleistiftzeichnungen vermitteln ein persönliches und gefühlvolles Bild dieses vermeintlich so nüchternen Institutsgebäudes und seiner Aufgaben.


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