Masterthesis Architektur | Flurin Ghilardi

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Gebaute Erinnerung Untersuchung architektonischer Mittel in der Demenzpflege, angewandt am Kloster Notkersegg in St. Gallen

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IMPRESSUM Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen Masterstudiengang Architektur Institut Konstruktives Entwerfen IKE Thesisarbeit zur Erlangung des Master of Arts ZFH in Architektur Eingereicht am Institut Konstruktives Entwerfen IKE von Flurin Ghilardi

Dozierende: Ingrid Burgdorf, Prof. Astrid Stauffer, Andreas Sonderegger Koreferenten: Franz Romero, Marco Graber Umschlag:

Aussenaufnahme, Flurin Ghilardi, 2021

Copyright: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen Masterstudiengang Architektur Institut Konstruktives Entwerfen IKE

und bei Flurin Ghilardi

Winterthur, August 2021

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Abb. 0:

Empfangspforte Klösterli Notkersegg, Fritz Gilsi

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Einleitung

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VORWORT DER DOZIERENDEN

Kulturdenkmäler halten als Speicher des kollektiven Gedächtnisses die unmittelbare Erinnerung an unsere Herkunft mit der Vielfalt unterschiedlicher Lebensweisen wach. Die Verdichtung von Geschichte in einem physischen Träger, aber oft auch kunstvolle Handwerkstraditionen und vorindustrielle Materialsinnlichkeit verleihen historischen Baudenkmälern eine eigene, besondere Ausstrahlung. Insbesondere Klostergebäude dienen immer mehr Menschen als Kraftort und Möglichkeit zum Rückzug. Flurin Ghilardi stellt mit seiner Masterthesis die Frage, ob historische Architektur als Gefäss des kollektiven Gedächtnisses nicht gerade für die Demenzpflege eine Chance bieten kann. Kann die in historischen Gebäuden gespeicherte Erinnerung an Lebensweisen und Ritualen, welche z.B. eine Bank vor einer Türe darstellt, auf einer nonverbalen Ebene Demenzkranken Impulse vermitteln? Bei Gerüchen und Musik weiss man um die unmittelbare Wirkung auf das Unbewusste. So hat sich etwa gezeigt, dass vertraute Gerüche aus der Vergangenheit verschüttet geglaubte Erinnerungen wecken und eine besondere Form der Sinnesaktivierung darstellen können. Am Beispiel des malerischen Klosters Notkersegg in St.Gallen, welches noch von wenigen Schwestern bewohnt wird, untersucht Flurin Ghilardi die Möglichkeit einer teilweisen Umnutzung zu einem Ort für Demenzkranke. Grundlage der Umnutzungsidee sind die immer mehr nachgefragten, sogenannten ‚Entlastungsferien‘ mit einem zeitlich beschränkten Aufenthalt von Patienten, mit oder ohne Angehörige. Eine solche Umnutzung des Kosters könnte auch den Schwestern neue Perspektiven eröffnen. Flurin Ghilardi beginnt mit einer umfassenden Aufnahme und Bewertung des Bestandes, woraus ein umfassendes Raumprogramm entwickelt wird und der bestehenden Architektur einbeschrieben wird. Mit einem feinsinnigen Entwurf eines Gartens erstreckt sich die Entwurfsrecherche auch auf den Aussenraum. Dass letztendlich in dem denkmalgeschützten Kloster nur wenig verändert wird, ist Resultat eines längeren Prozesses und die grosse Stärke der Arbeit. Hierfür braucht es ein hohes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, aber auch Mut angesichts unserer stark durch Wettbewerbskultur und eingängige Slogans geprägten Zeit. Nicht zuletzt gebührt der Arbeit in diesem Sinn ein ganz besonderer Respekt.

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INHALTSVERZEICHNIS 1

VORWORT DER DOZIERENDEN

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AUSGANGSLAGE

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FRAGESTELLUNG

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These

Zielsetzung

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RAUMWAHRNEHMUNG

Ich erf ahren

Ort erf ahren

Z eit erfahren

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ANALYSE KLOSTER NOTKERSEGG

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Organisation

Fotorecherche Aussen

Fotorecherche Innen

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ENTWURFSUNTERSUCHUNGEN

Int erventionen Klosteranlage

Nebenhof / K aminzimmer

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Pétanque-Halle Zellen Demenzgarten

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REFLEXION

68

Danksagung

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ANHANG

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Quellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis

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AUSGANGSLAGE

Demenzerkrankungen gelten schon länger als ein weltweites Phänomen. Gemäss WHO waren 2019 weltweit über 50 Millionen Menschen betroffen. [1] In der Schweiz leben gemäss Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) über 130‘000 demenzkranke Personen. Jährlich kommen weitere 30’000 Menschen hinzu, Tendenz steigend. [2]

Demenzlage Schweiz

«Ob ich ein Musikstück höre oder durch einen sommerlichen Buchenwald gehe, etwas rührt mich an, und mir ist, als hätte ich dieses Etwas schon einmal erlebt. Wenn also ein Werk der Kunst oder Architektur die Erinnerung sprechen lässt, […] dann vermischt es sich mit der Welt, oder mit dem, was man kennt […].»

Peter Zomthor, Die Geschichte in den Dingen, 2018, S. 18.

Abb. 1: Grafik Anzahl Demenzerkrankungen Die steigende Zahlen des BAG verdeutlichen die Notwendigkeit, auch in der Architektur zu reagieren und neue Wohnformen zu entwickeln, die Demente in ihrer Krankheit unterstützen.

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1 vgl. World Health Organisation (2020): Dementia. 2 vgl. BASS (2018): Prävalenzschätzung zu Demenzerkrankungen in der Schweiz. Indikatoren „Versorgungsmonitoring Demenz“.


Einleitung

Die höhere Lebenserwartung bei meist guter Gesundheit bis ins hohe Alter hat nicht nur in der Schweiz zu einem demographischen Wandel geführt. In der heutigen Zeit erreichen immer mehr Menschen ein hohes oder sehr hohes Alter. Rund ein Drittel der über 85-Jährigen leidet an einer manifesten Demenzkrankheit und ist auf Hilfe angewiesen. Phänomen

Der Verlust von geistigen Kompetenzen, die in einem modernen Leben besonders wichtig sind, verursacht oft Ängste, da diese verlorenen Kompetenzen zu Kontrollverlust, Abhängigkeit und Ausgeliefertsein führen. In Zukunft werden wir deshalb noch mehr Demenzheime und Institutionen benötigen, die demenzbetroffenen Mitmenschen ein angemessenes Leben, gepaart mit einem grösstmöglichen Wohlbefinden ermöglichen. [3]

Abb. 2: Erinnerungsstützen eines Dementen, Karin Schulte, 2019, Historisches Museum Frankfurt Ein Dementer schrieb aus Angst vor dem Vergessen all seine Erinnerungen auf kleine Notizzettel und versuchte so sein Leben zu archivieren.

3 vgl. Stähelin, Hannes (2003): Vorwort. in: Held, Ermini-Fünfschilling (2003): Das demenzgerechte Heim. Lebensraumgestaltung, Betreuung und Pflege für Menschen mit Alzheimerkrankheit. S. VIII - X.

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Die Architektur ist immer mehr gefordert, an neue Wohnsituationen und Gestaltungsmöglichkeiten für die alternde Gesellschaftsschicht, insbesondere jene mit Demenz, zu denken. Mit fortschreitendem Alter sind wir mehr denn je auf eine räumliche Umgebung angewiesen, die uns positiv beeinflusst und uns

Architektonischer Auftrag

in alltäglichen Handlungen unterstützt sowie die zunehmenden, altersbedingten Beeinträchtigungen ausgleicht. Fragen über das Erinnern und Vergessen sind gesellschaftlich relevanter denn je.

Abb. 3: Tisch, Bett und Stuhl, Ricarda Roggan, SKD, Dresden, 2001 Vertraute Gegenstände, die mit der Vergangenheit der Bewohner verknüpft sind wie Stühle, Bilder oder Plastiken sollen ihnen helfen, sich in ihrem neuen Umfeld schneller einzuleben. Über die biografischen Bezüge werden tief verankerte Emotionen angesprochen. Diese können die Psyche positiv beeinflussen. Demenzkranke Menschen besitzen oft noch ein sehr gutes Langzeitgedächtnis und können so über vertraute Gegenstände Bezüge zu ihrer Person machen.

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Einleitung

Unter dem Oberbegriff „Demenz“ werden verschiedene Formen von neurologischen Krankheitsbilder, die mit dem Verlust geistiger Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientieren oder dem Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen, zusammengefasst. Bei Begrifflichkeit

Erkrankten treten nebst intellektuellen Defiziten oft auch Veränderungen der Gemütslage oder des Antriebs und Sozialverhaltens auf. Diese Defizite haben in hohem Masse Auswirkungen auf die Bewältigung des Alltages. Mit voranschreitender Krankheit wird den Betroffenen eine eigene Lebensführung zunehmend erschwert.

Abb. 4: Die Retrogenese der Alzheimer- demenz nach Reisberg (1991) Gemäss Barry Reisberg, einem führenden Alzheimerforscher in den USA, ist der Krankheitsverlauf einer Demenzerkrankung invers der Entwicklung eines Kleinkindes. Er prägte den Begriff der Retrogenese. Ein Kind entwickelt zum Beispiel ungefähr im Alter von sechs bis sieben Jahren die Fähigkeit, eigenständig der Witterung entsprechende Kleidung anzuziehen. Bei einem Demenzkranken wiederum gehen genau diese Fähigkeiten bei fortschreitender Demenz unwiderruflich verloren. [5] [6]

Verschlechterung

Alltagsfähigkeiten und Entwicklungsalter • Instrumentelle Fähigkeiten 8-12 Jahre • Toilettengang 4 Jahre • Adäquate Kleidung 5-7 Jahre • Sich ankleiden 5 Jahre • Duschen/baden 4 Jahre • Inkontinenz 2-3 Jahre • Sprechen 1 Jahr • Gehen 10 Monate • Lächeln 1-16 Wochen • Kopf heben 4-12 Wochen

Krankheitsjahre

4 vgl. Büter, Kathrin / Marquardt, Gesine (2019): Handbuch und Planungshilfe. Demenzsensible Krankenhausbauten. S11. 5 vgl. Held, Christoph / Ermini-Fünfschilling (2003): Das demenzgerechte Heim. Lebensraumgestaltung, Betreuung und Pflege für Menschen mit Alzheimerkrankheit. S. 16. 6 vg. Held, Christoph (2013): Was ist „gute“ Demenzpflege? Demenz als dissoziatives Erleben - Ein Praxishandbuch fr Pflegende. Huber. S. 42 - 43.

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FRAGESTELLUNG

Oft wird Architektur auf ästhetischer und weniger auf benutzerspezifischer Ebene begründet. In meiner Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, wie architektonische Mittel demenzkranken Menschen helfen und diese im Alltag unterstützen können. Können über die Architektur Erinnerungen geschaffen werden?

Welche raumbildenden Elemente sind für kognitiv eingeschränkte Menschen hilfreich und was beeinflusst ihre Raumempfindung? Wie sieht eine benutzerspezifische Architektur für Demenzerkrankte aus?

Fragestellung

Ebenfalls soll der Frage nachgegangen werden, wie ein historisches Ensemble weitergebaut und eine neue Nutzung implementiert werden kann.

Abb. 5 links: Kronglas-Fenster mit Spiegelung in Bethaus Abb. 6 Mitte: Eingebauter Trinkbrunnen in der Täferung des Konventsaals Abb. 7 rechts: Fensternische im Treppenhaus neben Bethaus

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Hypothese

Eine historische Klosteranlage wie das Kloster Notkersegg in St. Gallen besitzt schon viele Merkmale, die eine zeitgemässe Dementenstation definieren. Daher braucht es keinen grossen Eingriff oder gar einen Neubau, sondern die bestehende Struktur kann weitestgehend belassen werden und durch neue Nutzungen und kleine Interventionen ein Gleichgewicht zwischen dem Klosterleben der Schwesterngemeinschaft und der Dementenstation gefunden werden.

Eckhard Feddersen, raumverloren, 2014, S. 20

«Wir sollten Räume schaffen, in denen sich Gelerntes leben lässt, Erinnertes seinen Platz hat und Gefühle Widerhall finden. Damit werden wir dem Menschen gerecht – ganz gleich ob er von einer Demenz betroffen ist oder nicht.»

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Mit Hilfe einer multisensorischen Architektur soll für die Bewohner:innen mittels Farb- und Lichtgestaltung, Akustik, haptisch reizvollen Formen und sinnlich erfahrbaren Materialien und Oberflächen eine angenehme Raumatmosphäre entwickelt werden. Primär geht es darum zu erforschen, welche architektonischen Mittel dem in medizinischer Fachliteratur beschriebenen Krankheitsbild entgegenwirken, den Demenzkranken Sicherheit und Orientierung geben und die motorischen sowie kognitiven Fähigkeiten fördern können. Geltende Konventionen werden stetig hinterfragt.

Emotionen und Bilder können von verschiedenen Medien transportiert werden und so an Vergangenes erinnern. Über die Analyse von mittelalterlichen Klosteranlagen soll für den Bauplatz eine architektonische Strategie abgeleitet werden. In meiner Arbeit wird bewusst von Bewohner:innen anstatt von Patient:innen oder Kranken gesprochen, um einen würdigen Umgang mit Betroffenen zu verdeutlichen.

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Zielsetzung


Einleitung

These

In dieser Thesis soll mit architektonischen Mitteln eine benutzerspezifische Raumgestaltung für demenzkranke Menschen erarbeitet werden, die in einem historischen Kontext überzeugt und sich fein eingliedert.

Es ist eine sinnliche Arbeit, die sich Gedanken macht über das Erinnern und Vergessen. Dies auch in Bezug zum Weiterbauen eines historischen Gebäudeensembles hin zu einem Demenzwohnheim. Denn Erinnern und Vergessen sind mit dem Umgang von historischen Gebäuden ebenso eng verbunden wie mit der Demenzpflege.

Prof. Dr. Tanja C. Vollmer, 2010, Die Erkrankung des Raumes, S. 2

«Architektur wird zum zweiten Körper, wenn der eigene Körper nicht mehr den Schutz bietet, den wir als Menschen für unser verletzliches Inneres so sehr brauchen.»

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RAUMWAHRNEHMUNG Meteostation

Raumbedienung

Kleintiere

Wandbekleidung

Bienenhaus

Erreichbarkeit

Bodenbelag Selbständigkeit

Aktivität Material Tagesstruktur spüren

Hall

ICH erfahren

hören Sinneseindrücke

Stille

Raumwahrneh

Teeküche Weite

riechen

fühlen

Materialisierung

ZEIT erfa Pflanzen

Wärme

Kälte

akustische Uhr Enge

Um den Begriff Raumwahrnehmung nicht nur visuell erfahrbar zu gestalten, ist im Verlauf der Recherche dieses Netzwerk entstanden. Aus den drei Bereichen (Ich, Ort und Zeit), die für mich die Raumwahrnehmung definieren, verästelt sich das Netzwerk immer weiter, bis sich am Schluss eine architektonische Idee ableiten lässt. Die Eingriffe ordnen sich immer dieser Entwurfsphilosophie unter. Die Geräusche sollen nebst dem okularen auch den auralen Sinn stimulieren.

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GSEducationalVersion

Tageszeit

Sonnenstand

graf

Pergola Eremitenhaus


Analyse

Objekte Himmelsrichtung

Stiftsbezirk

Landmarks

Spitalquartier

Bodensee

Materialität Stadt St. Gallen

Ausblicke

Messegelände

ORT erfahren Appenzellerbahn Birnbäumen Dreilinden

hmung

Freudenberg

Notkersegg Weihern Innenraum

Topfplanzen

Bepflanzung

ahren

Kräutergarten Jahreszeit

Aussenraum Demenzgarten

Schwellenräume

fische Uhr

a

Bepflanzung

Pétanque-Halle

Schaltzimmer

Kaminzimmer

Link zur multisensorischen Recherche über die Begrifflickheit von Raumerfahrung

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«Der Ziegelstein möchte zum Bogen werden, sagte Louis Kahn, und diese Metamorphose wird erreicht durch die mimetische Fähigkeit unseres Körpers. Der Sinn für die Schwere gehört zum Wesen des Bauens, und grosse Architektur macht uns immer die irdische Schwerkraft bewusst. Architektur stärkt die Erfahrung der vertikalen Dimension der Welt. Sie macht uns die Tiefe der Erde bewusst, und gleichzeitig lässt sie uns davon träumen, zu schweben und zu fliegen.» Juhani Pallasmaa, 2013, Die Augen der Haut, S. 85

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Analyse

Ich erfahren Ein bewusst wahrgenommenes ICH kann einem helfen, auf die eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen zu vertrauen. Die bewusste Wahrnehmung seines Selbst kann durch basale Stimmulation gestärkt werden. Ein Raum soll wieder klingen oder riechen dürfen. Dadurch kann man seine Umgebung multisensorisch wahrnehmen und muss nicht nur auf einen Sinn vertrauen.

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Ort erfahren Ein bewusst wahrgenommener Ort kann einem in der gebauten Umgebung Halt und Ruhe vermitteln. Die bewusste Wahrnehmung eines Ortes kann durch Elemente der Wiedererkennung oder gezielter Blickführung erreicht werden. Ein Ort soll wieder Identität und Erinnerung schaffen. Dadurch gewinnt man Vertrauen und die Erinnerung kann in den neuen Orten weiterleben.

Landschaftsgarten Konzept

Weiher

Eremiterhaus

Brunnen

Vögel????

20

Meditation????


Analyse

«Als ich das erste Mal den wunderbaren Aussenbereich vor Louis Kahns Salk Institute in La Jolla, Kalifornien, betrat, spürte ich die unwiderstehliche Versuchung, direkt auf die Wand aus Beton zuzugehen und ihre warme samtene Oberfläche und Wärme an meiner Haut zu spüren. Die Haut kann mit unfehlbarer Sicherheit angenehm temperierte Orte ausfindig machen; der kühle und erfrischende Schatten unter einem Baum oder die wohltuende Wärme eines Fleckchens Sonne werden zu Ortsund Raumerfahrungen.» Juhani Pallasmaa, 2013, Die Augen der Haut, S. 74

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«Der Tast- und Berührungssinn bringt uns in Kontakt mit Zeit und Tradition: Ein von Wellen rund geschliffener Kieselstein fühlt sich in der Hand nicht nur wegen seiner Wohlgeformtheit so angenehm an, sondern auch weil er perfekter Ausdruck seines eigenen langsamen Formprozesses ist. Ein derart vollkommener Kieselstein in der Hand ist Materie gewordene Dauer, ist in Form gebrachte Zeit.» Juhani Pallasmaa, 2013, Die Augen der Haut, S. 73

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Analyse

Zeit erfahren Bewusst wahrgenommene Zeit kann einem helfen, sich im Kosmos zu verorten. Zu oft empfinden wir die Zeit als vergänglich, wie Sand, der zwischen den Händen hindurchrieselt. Die bewusste Wahrnehmung von Zeit kann durch stille Elemente erreicht werden, die durch ihre Beschaffenheit ein anderes Gefühl von Zeit vermitteln. Die Zeit soll wieder als Beständigkeit verstanden werden und Vertrauen schaffen. Dadurch kann man das eigene Sein in einem anderen Massstab erkennen.

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ANALYSE KLOSTER NOTKERSEGG Konzepte Zuordnung Häuser

Nutzungsanalyse Häuser Die Klosteranlage beinhaltet nebst der Kirche Notkersegg mit ihrem angrenzenden Klostergeviert noch über acht weitere Gebäude. Diese werden teilweise der neuen Nutzung angepasst, andere Gebäudeteile werden mit ihrer Funktion in das neue Nutzungskonzept integriert. Die ummauerten Klostergebäude dienen sowohl der Schwesterngemeinschaft als auch der implementierten Demenzstation. Das Pächterhaus im Bogen soll die gesamte Aussenanlage bewirtschaften. Pächterhaus Pächterhaus Pächterhaus Pächterhaus Pächterhaus Landwirtschaft Landwirtschaft Landwirtschaft Landwirtschaft Landwirtschaft Pächterhaus Landwirtschaft

Dienstleister Dienstleister Dienstleister Extern Dienstleister Extern Dienstleister Extern Extern Extern Dienstleister

Dementenstation Dementenstation Dementenstation Dementenstation Dementenstation Dementenstation

Freizeit Freizeit Freizeit

Freizeit Freizeit Freizeit

ationalVersion ersion GSEducationalVersion

Pächterhaus

Landwirtschaft

Dienstleister Extern

GSEducationalVersion

Öffnung des Klosters Zu ihrer Blütezeit beheimatete die Klostergemeinschaft über 30 Schwestern. Doch die Gemeinschaft zählte immer weniger Mitglieder und so mussten sie sich stetig weiter öffnen und einzelne Gebäudetrakte freigeben. Mit der neuen Dementenstation soll an bestehende Abläufe angeknüpft und den ungenutzten Räumen in der Philosophie des Kosters wieder eine Nutzung zugeschrieben werden.

Erdgeschoss

Historisch

Heute

Obergeschoss

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Dementenstation

Freizeit


äume äume ensträume

Analyse

Konzepte Obergeschoss

Nutzungsanalyse Räume

Ferien-FerienFerienArbeiterzimmer FerienArbeiterzimmer Arbeiterzimmer Arbeiterzimmer

Schwestern Schwestern Schwestern Schwestern

Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume

Angestellte Angestellte Angestellte Angestellte Angestellte

Demente Demente Demente Demente Demente

Landwirtschaftsgebäude

Öffentlich Öffentlich Öffentlich Öffentlich Öffentlich

Ext. Dienstleister Ext. Ext.Dienstleister Dienstleister Ext. Dienstleister Ext. Dienstleister

Ferien- und Arbeiterzimmer

Gemeinschaftsräume

Gemeinschaftsräume Diensträume Angestellte Angestellte Angestellte Angestellte AngesD Schwestern Schwestern Schwestern Schwestern Schwestern Ferien-FerienArbeiterzimmer Arbeiterzimmer FerienFerienArbeiterzimmer FerienArbeiterzimmer Arbeiterzimmer Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Gemeinschaftsräume Diensträume Diensträume Diensträume Diensträume Diensträume Landwirtschaftsgebäude Landwirtschaftsgebäude Landwirtschaftsgebäude Landwirtschaftsgebäude Landwirtschaftsgebäude Schwestern

GSEducationalVersion

Landwirtschaftsgebäude

Diensträume

Ferien- Arbeiterzimmer

Gemeinschaftsräume

GSEducationalVersion

Schwestern

Angestellte

GSEducationalVersion GSEducationalVersionGSEducationalVersion

Demente

Öffentlich

Ext. Dienstleister

GSEducationalVersion

Konzepte Erdgeschoss

Im Obergeschoss werden die Zellen der Schwestern neu im Südflügel um die Kirche und das Bethaus angedacht. Dies ermöglicht einen autonomen Tagesablauf seitens der Schwestern.

Landwirtschaftsgebäude

Diensträume

Ferien- Arbeiterzimmer

Gemeinschaftsräume

Schwestern

Angestellte

Demente

Öffentlich

Ext. Dienstleister

GSEducationalVersion

Konzepte Sockelgeschoss

Im Erdgeschoss zeigt sich, dass die Schwestern, die Dementen sowie auch die Pflegenden ihre eigenen Bereiche haben, aber sich trotzdem wieder Orte des Austausches finden.

Zum Garten hin befinden sich im Sockelbereich die neuen Werkund Arbeitsplätze. Zudem wird der alte Hühnerstall im grossen Wirtschaftsgarten als Gartentreffpunkt umgenutzt. Landwirtschaftsgebäude

Diensträume

Ferien- Arbeiterzimmer

Gemeinschaftsräume

Schwestern

Angestellte

Demente

Öffentlich

Ext. Dienstleister

GSEducationalVersion

Erdgeschoss

Übergang

GSEducationalVersion

Zukunft

Obergeschoss

GSEducationalVersion

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Abb. 8

Abb. 57 Abb. 9

Abb. 110 Abb. 61

Abb. 104

Abb. 45

Abb. 10

Abb. 105

Abb. 62

Abb. 182

Abb. 139

Abb. 63

Abb. 142

28 Abb. 143

Abb. 141

Abb. 140

Abb. 106


Analyse

Link zur fotografischen Recherche, um architektonisch interessante Orte zu finden.

Abb. 109

Abb. 145 Abb. 144 Abb. 108

Abb. 46

Abb. 69

Abb. 111

Abb. 68

Abb. 147 Abb. 67

Abb. 146

Abb. 65

Abb. 66

Abb. 64

Abb. 107

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Abb. 11 Abb. 169

Abb. 148

Abb. 56

Abb. 12

Abb. 94 Abb. 128 Abb. 34

Abb. 70

Abb. 47

Abb. 149

Abb. 32

Abb. 3

Abb. 73

Abb. 72

Abb. 71

Abb. 127

Abb. 95

Abb. 74

Abb. 150

Abb. 13

Abb. 33

Abb. 75

Abb. 14

Abb. 77 Abb. 76 Abb. 111

Abb. 112

Abb. 114

Abb. 113

Abb. 15

Abb. 17

Abb. 79

Abb. 18

Abb. 16

Abb. 81 Abb. 150

Abb.

Abb. 115 Abb. 82

Abb. 78

Abb. 19

Abb. 20

Abb. 80

Abb. 21 Abb. 151 Abb. 24 Abb. 118 Abb. 116

Abb. 22

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Abb. 117 Abb. 49

Abb. 23

Abb. 48

Abb. 119

Abb. 152


Abb. 126 Abb. 28

Abb. 167

Abb. 55

Abb. 29 Abb. 54

Abb. 53

Abb. 26 Abb. 52

Abb. 27

Abb. 168

30 Abb. 93

Abb. 31

Abb. 125

Abb. 138

Abb. 124

Abb. 167 Abb. 122

Abb. 92

Abb. 91

Abb. 51

Abb. 123

Abb. 90

Abb. 25 Abb. 157

Abb. 83

Abb. 158

Abb. 89

Abb. 166

Abb. 165 Abb. 120

Abb. 84

. 85

Abb. 86

Abb. 159

Abb.88 Abb. 160

Abb. 121 Abb. 162

Abb. 156 Abb. 161

Abb. 164

Abb. 50 Abb. 87

Abb. 163

Abb. 155

31 Abb. 153

Abb. 44 Abb. 154


Abb. 42

Abb. 41

Abb. 36

Abb. 129 Abb. 130 Abb. 35

Abb. 43

Abb. 181

Abb. 131

Abb. 132

Abb. 37

Abb. 133

Abb. 135

Abb. 134

Abb. 38 Abb. 170

Abb. 136

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Analyse

Abb. 40 Abb. 101

Abb. 137

Abb. 102

Abb. 103

Abb. 180

Abb. 179

Abb. 99

Abb. 100

Abb. 60

Abb. 173 Abb. 178

Abb. 172 Abb. 171

Abb. 39

Abb. 97

Abb. 96

Abb. 58

Abb. 98

Abb. 174

Abb. 175

Abb. 177

Abb. 176

Abb. 59

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ENTWURFSUNTERSUCHUNGEN


Entwurf

Standort Die Klosteranlage Notkersegg liegt südwestlich von der Altstadt St. Gallens an der Hangkante des Freudenbergs mit Sicht über die ganze Stadt und bis weit über den Bodensee hinaus, stets in Sichtweite des Stiftsbezirks St. Gallens. Erschlossen ist sie über die Ausfallstrasse von St. Gallen nach Speicher und weiter nach Trogen. Dem Kloster Notkersegg gehören mehrere Parzellen, die sie über die Jahre zum Teil an umliegende Bauernbetriebe verpachtet hat.

Verortung

Abb. 183: Collage Bestandespläne

GSEducationalVersion

Geschichte

Das Kloster wurde 1381 erstmals erwähnt. Auf einer Anhöhe über St. Gallen – genannt Notkersegg – stifteten drei Bauern drei Frauen eine Wohnstatt. Dort konnten die drei Beginen ihr bescheidenes Leben in Kontemplation und Krankendienst führen. Schon bald schlossen sich weitere Frauen dieser kleinen Gemeinschaft an. 1610 gliederten sich die Schwestern, die ein feierliches Gelübde leisteten und deren Gemeinschaft deutlich als Kloster definiert wurde, durch die Pfanneregger Reform dem Kapuzinerorden ein. Gleichzeitig wurden sie der Obhut des Benediktinerklosters St. Gallen unterstellt, welches nun massgeblich das Schicksal von Notkersegg während der nächsten zwei Jahrhunderte bestimmte. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Konvent 30 Schwestern.

5 vgl. Bauer, Hermann et. al. (1981): Festschrift zum 600jährigen Bestehen als Schwesternhaus und Kapuzinerinnenkloster. VGS. S. 196.

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Entwurf

Topografie Das Gelände fällt im Süden vom Kapfwald herunter und beginnt nach der Mauer der Klausurgrenze wieder leicht anzusteigen. Ganz zuoberst auf dem Hügelrücken kommt die Klosterkirche und das dazugehörige Klostergeviert zu liegen. Nördlich fällt das Gelände schlussendlich bis hinunter in die Stadt St. Gallen. Eingebettet in der Natur zwischen Landwirtschaftsflächen und Wäldern und durch ihre Silhouettenbildung ist die Klosteranlage Notkersegg für die gesamte Stadt ein prägendes Baudenkmal.

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Mosterei

Kartoffel- und Eierlager

Obstkeller

Keller

Heizung

Archiv

Aufbahrung

Wekrstatt

Milch- und Speisekeller

Vorraum Arbeitsraum

Arbeitsraum

Arbeitsraum

Abstellraum

untere Sakristei

Klostergarten

Schopf

Gartenhaus

Pflanzhaus

Treibhaus

Pétanque-Halle

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Entwurf

Sockelgeschoss Der bestehende Hühnerstall im neuen Demenzgarten wird als Pétanque-Halle in der Sprachlichkeit der bestehenden Anlage umgenutzt. Das unter der inneren Klausurmauer liegende Volumen ist den Klostergebäuden vorgelagert und dient als Scharnier zwischen dem Landschaftsgarten und dem Kräutergarten. Im Klostergebäude werden die alten Werkplätze neu ausgestattet. Sie können sowohl von den Schwestern als auch von den Dementen genutzt werden.

Schopf

Abb. 184: Arbeitsnische Sockelgeschoss

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Zimmer

Besuchssaal Pforte

Zelle Büro

Aufenthalt

Besucherzimmer

Esszimmer

Saal

Arbeitsraum Zelle

Korridor WC

Kreuzgang

WC

Mehrzweckraum Telefonzimmer

Heizung

Heizung

Remise

Innenhof Kirche Kreuzgang

Backstube

Kreuzgang

Stube

Speisesaal

Backoffice

Werkstatt Trocknungsraum

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Waschküche

Brunnenhaus

Waschmittellager

Kreuzgang

Bethaus

Küche Konventsaal

Friedhof


Entwurf

Erdgeschoss Die Kirche mit ihrem Bethaus sowie der angrenzende Konventsaal werden beibehalten. Ebenfalls behält der innere Klostergarten mit dem Quellstein und dem umliegenden Kreuzgang seine schlichte Erscheinung. Im Nebenhof zwischen Klostergeviert und Waschhaus wird der Aussenraum durch den Einbau einer Kolonnade wieder klar gefasst und beruhigt. Im alten Holzschopf wird ein Kaminzimmer für die Dementen eingerichtet. Der nördlichen Klausurmauer entlang befindet sich eine Pergola mit Sicht in den Demenzgarten.

Abb. 185: Treppenhaus neben Bethaus

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WC Bad/WC Gästezimmer

Diele

Gemeinschaftsraum WC Bibliothek

Zimmer

Zimmer

Gemeinschaftsraum

Treppenhaus

Zimmer

Korridor Zimmer Empore Zellen

WC

WC

Aufenthalt Balkon

Zellen

Pausenraum Korridor

Büro

LR Kirche Teeküche Physiotherapie

Physiotherapie

Essen Passarelle Zellen Physiotherapie

Magazin

Korridor Novitiat Korridor Musikzimmer Bewegungsraum Abstellraum

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Korridor

LR Bethaus


Entwurf

Obergeschoss Die Schwestern beziehen neu die Zellen im Südflügel nahe der Klosterkirche. Gegenüber werden aus der Spiritualswohnung die Räumlichkeiten für das Pflegepersonal mit eigenem Eingang. Angrenzend befinden sich die verschiedenen Pflegezimmer. Im Obergeschoss des Waschhauses werden neu Therapiezimmer eingerichtet. Die Sichtbezüge innerhalb der Klosteranlage über ihre Höfe erlauben den Dementen eine räumliche Verortung ihrer selbst. Durch die Ambivalenz zwischen schlichten, kleinen Räumen und der grossen Gartenanlage entsteht eine spürbare Spannung.

Abb. 186: Blick in eine Schwesternzelle

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Innenhof

Abb. 187: Skizze Entwurfsidee Kolonnade

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Um die Raumgeometrie des Hofes zu korrigieren, wird eine zweischenklige Kolonnade eingeführt. Diese klärt zum einen die Position der Grünfläche. Zum andern definiert sie zwei weitere Bereiche: einen gefassten und nach oben hin freien Nebenhof und einen weiteren gefassten Bereich, der mit einer Pergola überdacht wird. Im bestehenden Holzschopf wird der Zwischenboden entfernt und das neue Raumvolumen zu einem Kaminzimmer umgenutzt.


Entwurf

Zwischen dem Klostergeviert und dem Waschhaus mit dem angrenzenden Knechtenhaus liegt der äussere Hof der Anlage. Eingebettet zwischen der Klostermauer und der Passage im Obergeschoss befinden sich eine offene Rasenfläche und schattige Aussenräume. Die Geometrie des Aussenraumes ist momentan unübersichtlich und nervös. Im Sinne des Klostergedankens wird dieser Hof darum umgestaltet. Er soll als Begegnungsraum für die Dementen, Schwestern und Pflegnden dienen.

Die Pergola besteht aus stehenden Holzschwertern. Durch ihre Geometrie werden sie sich mit der Zeit unterschiedlich verziehen. Zusammen mit dem Schattenwurf entsteht dadurch ein interessantes Lichtspiel auf dem Boden und als Untersicht. Die verwitterten Holzschwerter sollen einen anderen Umgang mit dem Altern und dem Unperfekten aufzeigen. GSEducationalVersion

Abb. 188: Modellfoto Konzeptmodell Pergola

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Kaminzimmer Ansicht Ost

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Entwurf

Kaminzimmer Schnitt Ost

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Kaminzimmer Ansicht Süd

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Entwurf Zelle Materialisierung

Zelle Materialisierung

Eiche Weisstanne

Terracottafliessen

Durch die intensive Fotorecherche kristallisierten sich verschiedene Materialien und Farbkombinationen heraus. Historisch bedingt sind es vor allem natürliche Primärmaterialien wie Holz, Stein und Glas. Die Materialien strahlen alle durch ihre Natürlichkeit eine Sinnlichkeit aus. Die punktuellen Eingriffe sollen daher in der gleichen Sprachlichkeit wie der Bestand in Erscheinung treten. Die Elemente sind hierarchisiert und aufeinander abgestimmt. Alte Konstruktionen sind neu gedacht und interpretiert und erzeugen so eine Spannung zwischen Altem und Neuem. Zelle Materialisierung

Eiche Weisstanne

Bruchsteinmauerwerk

Terracottafliessen

Zelle Materialisierung

Zelle Materialisierung

Eiche Weisstanne

Bruchsteinmauerwerk

Zelle Materialisierung

Zelle Materialisierung

Eiche Weisstanne

Bruchsteinmauerwerk

Zelle Materialisierung

Terracottafliessen

Bruchsteinmauerwerk

Terracottafliessen

Kronglas

Eiche Weisstanne

Biberschwanzziegel

Bruchsteinmauerwerk

Natursteinpflästerung

Biberschwanzziegel

Lärchenschindeln

Holzschindeln

Lärchenschindeln

Naturstoffe

Naturstoffe Natursteinpflästerung

Biberschwanzziegel

Beton Zement

Klosterputz

Bi

Biberschwanzziegel

Beton Zement

Beton Kronglas

Lärchenschindeln

Beton Zement

Kronglas

Terracottafliessen

Te

Terracottafliessen

Lärchenschindeln

Klosterputz

GSEducationalVersion

Terracottafliessen

Bruchsteinmauerwerk

Natursteinpflästerung

Bruchsteinmauerwerk

Natursteinpflästerung

Biberschwanzziegel

Eiche Weisstanne

Biberschwanzziegel Zelle Materialisierung

Kronglas

Kronglas

Terracottafliessen

Kaminzimmer Ansicht Süd

Eiche Weisstanne

Biberschwanzziegel

Eiche Weisstanne

Biberschwanzziegel

Kronglas

Terracottafliessen

Zelle Materialisierung

Lärchenschindeln

Be Ze

Beton Zement

N

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Eiche Weisstanne

Bruchsteinmauerwerk

Holztäfer

Terracottafliessen

Kronglas

Bruchsteinwand Lärchenschindeln

Klosterputz

Natursteinpflästerung

Kronglas Beton Zement

Abb. 189: Materialisierung Kloster

Natursteinpflästerung

Biberschwanzziegel

Lärchenschindeln

Naturstein

Klosterputz

GSEducationalVersion

Klosterputz

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Kronglas

Bruchsteinmauerwerk

Biberschwanzziegel

Natursteinpflästerung

Lärchenschindeln

Klosterputz

Beton Zement

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Beton Zement

Klosterputz

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Natursteinpflästerung

Kronglas

Lärchenschindeln

Klosterputz

Beton Zement

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Naturstoffe

Natursteinpflästerung

Klosterputz

Beton Zement

Naturstoffe

GSEducationalVersion

Klosterputz

Naturstoffe

GSEducationalVersion

49


Innenhof Um den Vorbereich des ehemaligen Waschhauses zu fassen, läuft die Kolonnade hier als räumliches Element weiter. Sie definiert den Innenhof mit der Rasenfläche neu. Dadurch entsteht auf der anderen Seite der Kolonnade ein gefasster Innenhof. Die Südfassade des Kaminzimmers bleibt im Erdgeschoss geschlossen und öffnet sich erst im Giebelbereich, angelehnt an die Riegelfassade des Waschhauses.

Geometrie Der Innenhof wird wieder klar gefasst und erhält seine rechteckige Grundform zurück. Die Rasenfläche bleibt als Ort der Begegnung bestehen und bildet einen geschützten Aussenbereich. Hier ist auch der Ort, an dem Bewohner, Externe, Pflegende sowie die Schwestern zusammenkommen. 50


Dach Die Überdachung nimmt das Thema des japanischen Kintsugi auf. Das Unperfekte wird hier in Szene gesetzt. Die roh belassenen Holzdielen sollen sich über die Jahre verziehen und eine spannende Deckenuntersicht erzeugen. Zudem lassen sie ein Schattenspiel an Wand und Boden zu. So lassen sich die Zeit und der Wandel erkennen.

Pergola Die zwischen der historischen Klostermauer und der Kolonnade eingepasste Pergola soll als äussere Erweiterung des Kaminzimmers dienen. In der Mitte befindet sich ein kleines Beet mit Pflanzen, die sich durch ihren Geruch klar bestimmen lassen. So entsteht ein angenehmer Duft, der diesen Ort definiert. An den Pflanzen lässt sich zudem der Wandel und die Zeit ablesen und es zeigt sich je nach Jahreszeit ein anderes Bild.

Kolonnade Nord- und westseitig wird eine fein gegliederte Kolonnade eingepasst. Sie definidert durch ihre Position drei unterschiedliche Aussenräume. Die umlaufende Pflästerung soll an den Innenhof des Kreuzganges erinnern. Durch die klar erkennbare Tektonik und die feine Materialisierung soll der Innenhof Ruhe und Sicherheit ausstrahlen. 51


Pétanque-Halle Ansicht / Schnitt Pétanque-Halle Grundrisse

Pétanque-Halle

Pétanque-Halle Ansicht / Schnitt

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Entwurf

Der inneren Klausurmauer vorgelagert liegt der ehemalige Hühnerstall längs zur Südfassade des Klostergevierts. Durch seine Lage und Geometrie wird ihm eine neue Nutzung einbeschrieben. Die Pétanque-Halle mit ihren zwei Spielbahnen integriert sich in den neuen Demenzgarten und soll als aktiven Treffpunkt für die Bewohner:innen dienen. Die zum Demenzgarten hin offene Fassade wird in ihrem Ausdruck übernommen und in der Sprachlichkeit der anderen Eingriffe im Kloster zu einem grossen Ganzen gelesen. Im Innern bildet die Pétanque-Halle unterschiedliche Bereiche ab, um im Grundriss eine Flexibilität zu erreichen.

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Zellen Zelle Referenzen

Konzepte Bereich Schwestern

Typ Zusammenschliessung Das heutige Jugendstilhotel Schatzalp wurde in den Jahren 18981900 von den Zürcher Architekten Otto Pfleghard & Max Haefeli vorbildlich erbaut und konnte am 21. Dezember 1900 eröffnet werden. Die Schatzalp wurde als Luxussanatorium konzipiert und war die fortschrittlichste Heilstätte der Region. Im Jahr 1953 wurde das Sanatorium als Berghotel umgenutzt. Bis dahin gab es pro Geschoss nur eine Nasszelle. Um als Hotel genuzt werden zu können, wurde jeweils ein Zimmer in zwei Nasszellen umgebaut; eine bergseitig, die andere talseitig.

Zusammenschliessung

Das heutige Jugendstilhotel Schatzalp wurde in den Jahren 1898-1900 von de Zürcher Architekten Otto Pfleghard & Haefeli vorbildlich erbaut und konnte a Dezember 1900 eröffnet werden. Die Schatzalp wurde als Luxussanatorium konzipiert und war die fortschrittlichste Heilstätte der Region. Im Jahr 1953 wurde das Sanatorium als Berghotel umgenutzt. Bis dahin gab es Geschoss nur eine Nasszelle. Um als H genuzt zu werden wurde jeweils ein Zimmer in zwei Nasszellen umgebaut, bergseitig, die andere talseitig.

Abb. 190: Hotel Schatzalp, Davos Otto Pfleghard & Max Häfeli, 1898 - 1900 Hotel Schatzalp, Davos Otto Pfleghard & Max Häfeli, 1898 - 1900

Gelebte Gemeinschaft

Mehr noch als in einem herkömmliche Altersheim besitzt die gemeinschaftlich Sphäre eine hohe Bedeutung für die P von dementen Patienten. Die Pflegestationen strahlen die Atmosphä einer grossen Wohnung aus. Jede Stat verfügt über eine eigene Wohnküche, s eine Vielzahl an Nischen und Aufenthaltsräumen. Ein weiterer Aspekt, der die Gemeinsch unterstreicht, ist die Nutzung der Nass von jeweils zwei Bewohner. Die Nassze befindet sich als Einheit zwischen zwe Zimmern.

Haus der Demenz Bombach, Zürich Schmid Schärer Architekten mit Joos & Mathis Architekten, 2012 - 2018

Abb. 192: Angebot Zimmertypen

Zelle Typ A

Zelle Typ C

GSEducationalVersion

B

B

B

B

Z

Z

S

S

B

Z

Z

Z

Z

Z

S

S

S

GSEducationalVersion

Bad

Bad

Bad Zelle

Zelle

Schaltzimmer

Zelle

Schaltzimmer

Typ 1 GSEducationalVersion

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Zelle

Schaltzimmer

Typ 2 GSEducationalVersion


Entwurf

Zusammenschliessung Das heutige Jugendstilhotel Schatzalp wurde in den Jahren 1898-1900 von den Zürcher Architekten Otto Pfleghard & Max Haefeli vorbildlich erbaut und konnte am 21. Dezember 1900 eröffnet werden. Die Schatzalp wurde als Luxussanatorium konzipiert und war die fortschrittlichste Heilstätte der Region. Im Jahr 1953 wurde das Sanatorium als Berghotel umgenutzt. Bis dahin gab es pro Geschoss nur eine Nasszelle. Um als Hotel genuzt zu werden wurde jeweils ein Zimmer in zwei Nasszellen umgebaut, eine bergseitig, die andere talseitig.

Hotel Schatzalp, Davos Otto Pfleghard & Max Häfeli, 1898 - 1900

Typ Gelebte Gemeinschaft Mehr noch als in einem herkömmlichen Altersheim besitzt die gemeinschaftliche Sphäre eine hohe Bedeutung für die Pflege von dementen Patient:innen. Die Pflegestationen strahlen die Atmosphäre einer grossen Wohnung aus. Jede Station verfügt über eine eigene Wohnküche sowie eine Vielzahl an Nischen und Aufenthaltsräumen. Ein weiterer Aspekt, der die Gemeinschaft unterstreicht, ist die Nutzung einer Nasszelle von jeweils zwei Bewohner:innen. Die Nasszelle befindet sich als Einheit zwischen zwei Zimmern.

Gelebte Gemeinschaft

Mehr noch als in einem herkömmlichen Altersheim besitzt die gemeinschaftliche Sphäre eine hohe Bedeutung für die Pflege von dementen Patienten. Die Pflegestationen strahlen die Atmosphäre einer grossen Wohnung aus. Jede Station verfügt über eine eigene Wohnküche, sowie eine Vielzahl an Nischen und Aufenthaltsräumen. Ein weiterer Aspekt, der die Gemeinschaft unterstreicht, ist die Nutzung der Nasszelle von jeweils zwei Bewohner. Die Nasszelle befindet sich als Einheit zwischen zwei Zimmern.

Abb. 191: Haus der Demenz Bombach, Zürich Schmid Schärer Architekten mit Joos & Mathis Architekten, 2012 - 2018 Haus der Demenz Bombach, Zürich Schmid Schärer Architekten mit Joos & Mathis Architekten, 2012 - 2018

GSEducationalVersion

Zellen Schwestern Typ 1: Einzelzimmer über 2 Zellen Typ 2: Geteiltes SZ, getiltes Bad Typ 3: Geteiltes SZ, geteiltes Bad Typ 3: Geteiltes SZ, privates Bad Typ 3: Privates SZ, geteiltes Bad

Zelle Typ E

Zelle Typ D

B

B

Z

B

Z

Z

S

B

Z

S

Z

Z

Z

B

B

Bad

Bad Zelle

Bad Zelle

Schaltzimmer

Zelle

Zelle

Zelle

Schaltzimmer Bad

Typ 3 GSEducationalVersion

Typ 4 GSEducationalVersion

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Schaltzimmer Bestehende Nischen werden weitergenutzt. Die tiefe Bruchsteinwand bietet beim Fenster Platz für eine kleine Arbeitsnische mit Blick hinaus in die Gartenanlage. Über einen neuen Durchgang zur angrenzenden Zelle, entsteht Gartenseitig ein Schaltzimmer. Die Pflanzen können von den Bewohner:innen gepflegt werden. Das Zimmer ist gedämmt, jedoch nicht beheizt. Somit spürt man die veränderte Tages- oder Jahreszeit und nimmt die zeitliche Komponente auch über die Pflanzen wahr. Bei einem geteilten Schaltzimmer kann die Gemeinschaft unter den Bewohner:innen gelebt werden. Es dient als Bindeglied zwischen den privaten Schlafzellen.

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Toilette


Entwurf

Einbauten Als Erinnerung an den Bestand sind die neuen Zimmertüren den Bestehenden nachempfunden. Der Glaseinbau im Sturzbereich soll aufzeigen, dass sich dahinter ein Raum befindet. Zudem ist sie farblich vom Rest der Einbauten abgehoben. Um eine bessere Übersicht zu haben, sind Einbauten wie der Kleiderschrank mit Glasflächen versehen, um aufzuzeigen, was sich darin befindet. Ebenfalls befindet sich ein kleiner Trinkbrunnen im Eingangsmöbel, um sich zu erfrischen. Das Einzel- oder geteilte Bad ist schlicht und übersichtlich gehalten. Offene Möbel erleichtern die Übersicht.

GSEducationalVersion

57


Zellenwand

Toilette

Neu werden jeweils zwei Zellen von ein bis zwei Personen genutzt. Dadurch entsteht räumlich ein grösseres Angebot, das trotzdem übersichtlich bleibt. Die Tür zum Schaltzimmer ist verglast und erlaubt somit einen Blick auf die Pflanzen und den Raum selbst. Anders ist die Tür zur Nasszelle gestaltet. Farblich abgehoben vom Rest des Zimmers, signalisiert sie eine besondere Nutzung des dahinterliegenden Raumes. Über der Tür ist ein Glaselement eingelassen, das durch die Beleuchtung im Bad anzeigt, ob sich jemand dahinter im Raum befindet. Die offene Garderobe an der Wand dient der Übersichtlichkeit. Das Brusttäfer fasst den Raum und kontrastriert die harten Bruchsteinmauern darüber.

58


Entwurf

Zimmernische Das Pflegebett befindet sich eingebettet in ein Einbaumöbel und ist dreiseitig gefasst, was den Bewohner:innen Sicherheit vermitteln soll. Nebst dem Bett gibt es noch einen intimeren und geschützteren Ort: Im Einbaumöbel gibt es eine Lesenische, die eine gewisse Enge bieten soll. Darin kann man sich beruhigen und Sicherheit gewinnen. Durch die klar fühlbaren Nischenbegrenzungen wird man sich selbst bewusst und spürt den eigenen Körper. Die kleine Nische im Zimmer spannt so den Bogen zwischen grösstmöglicher Offenheit und intimster Privatheit. Von dem grossen Landschaftsgarten bis zum Rückzugsort in der privaten Zelle.

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Demenzgarten Landwirtschaftsgarten Der bestehende umfriedete Landwirtschaftsgarten besticht durch grosszügige Grasflächen und eine kleine Obstbaumplantage am Südhang des Gartens. Im östlichen Teil der Anlage befindet sich das Ferienhäuschen der Schwesterngemeinschaft, das von einem alten, erhaltenswerten Baumbestand umgeben ist.

Landschaftsgarten Konzept

Konzept Als Grundlage für den neuen Demenzgarten dient der Typus des englischen Landschaftsgartens. Ausgewählte Blickachsen geben inszenierte Bilder preis, die der Orientierung helfen sollen. Diverse Rundläufe werden von verschiedenen Elementen begleitet, die alle Sinne stimulieren. Die Bepflanzung spielt mit verschiedenen Horizonten.

Bienen

Landschaftsgarten Wegführung Varianten

Landschaftsgarten Wegführung Varianten

Pavillon

Weiher

Eremiterhaus

Claude-Glas

Brunnen

Vögel????

Meditation????

GSEducationalVersion

Landschaftsgarten Wegführung Varianten Länge: 645m

Länge: 645m

a ung

Route 1 645 Meter

Route A 300m Länge: 300m

Route 3 300 Meter

2 ter

60

Schema Laufrichtung

Route B 450m

Route 1 645 Meter

Länge: 300m

Länge: 445m

Route 2 445 Meter

Schema Laufrichtung

Route 3 300 Meter

Rou


Landschaftsgarten

Entwurf Wegführung Varianten

Wegführung Im Demenzgarten gibt es fünf verschieden grosse Rundläufe, die, egal wie man sie kombiniert, immer wieder an den Ursprungsort zurückführen. Durch ihren organischen Verlauf durch den Park nimmt man einzelne Gestaltungselemente ganz anders wahr. Schema Laufrichtung Landschaftsgarten Wegführung Varianten

Landschaftsgarten Wegführung Varianten

Einbauten Der Weg ist in seiner Materialisierung an den Bestand angelehnt und wird mit Terracottasteinen gepflastert. Dabei werden die Randsteine in einem dunkleren Ton gehalten, um für die Dementen deutlich sichtbar zu sein. In der Mitte des Weges bilden zwei ebenfalls dunklere Steine einen winkelförmigen Pfeil, der die Dementen wie ein Ornamentband begleitet und ihnen als unscheinbare Hilfestellung Sicherheit geben kann. Dem Ornament folgend finden sie immer wieder zurück.

Länge: 645m

Schema Laufrichtung

Schema Laufrichtung

Route 1 645 Meter

Länge: 645m

Route 1 645 Meter

Länge: 445m

Route 2 445 Meter

Länge: 445m

Route 2 445 Meter

Länge: 445m

Länge: 300m

Route 2 445 Meter

Route 3 300 Meter

Länge: 300m

Route 3 300 Meter

GSEducationalVersion

ute C 650m

Route D 370m

Länge: 645m

Länge: 370m

Route 1 645 Meter

Route 4 370 Meter

Länge: 370m

Länge: 150m

Route 4 370 Meter

Route 5 150 Meter

Länge: 370m

GSEducationalVersion GSEducationalVersion

Route 4 370 Meter

Route E 150m Länge: 150m

Route 5 150 Meter

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Elemente Das Ferienhäuschen der Schwestern wird als Treffpunkt und Café im Garten genutzt. Der historisch wichtige ehemalige Feuerwehrweiher wird wieder aktiviert und in die Gesamtgestaltung des Demenzgartens eingebunden. Daneben wird der mäandrierende Weg von verschiedenen Elementen aufgeladen, die die Sinne ansprechen.

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Entwurf Projekt

Demenzgarten Die Klausurmauer definiert einen kleineren Garten und einen grosszügigeren Bereich. Im Kleineren direkt am Klostergebäude wird der bestehende Nutzgarten der Schwestern beibehalten. Die Dementen können hier mithelfen, damit sie sich gebraucht fühlen. Der grössere Bereich wird in einen Demenzgarten umgewandelt. Nebst den Obstbäumen am Südhang werden auch einzelne alte Bäume in die Gestaltung einbezogen und bleiben erhalten. Die Bepflanzung spielt mit verschiedenen Horizonte. Gräser, Sträucher und Blumen bilden den Horizont für Sitzende. Stehende können darüber sehen und ihr Blick wird von den grösseren Bäumen geleitet.

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Der Klangbrunnen soll verschiedene Sin ansprechen. Durch Reiben, Klopfen ode dergleichen wird die Metallschale zum schwingen gebracht und es ertönen verschiede Töne. Zudem bilden die verschiedenen Frequenzen spezielle Bil auf der Wasseroberfläche. Mit den Händen am Metall oder im Wasser läss sich zudem das Gesehene oder Gehörte auch fühlen. Ungenutzt dient die Wasserschale als Himmelsspiegel oder Vogeltränke.

Sinneserfahrungen Klangbrunnen Der Klangbrunnen soll verschiedene Sinne ansprechen. Die Demenzerkrankten nehmen ihre Umgebung bewusster wahr und benutzen dafür all ihre Sinne. Durch Reiben, Klopfen oder dergleichen wird die Metallschale zum Schwingen gebracht und es ertönen verschiede Töne. Zudem bilden die verschiedenen Frequenzen spezielle Bilder auf der Wasseroberfläche. Mit den Händen am Metall oder im Wasser lässt sich das Gesehene oder Gehörte zudem auch fühlen. Ungenutzt dient die Wasserschale als Himmelsspiegel oder Vogeltränke.

Landschaftsgarten Klangbrunnen

Klangb

GSEducationalVersion

64

Der Kla ansprec dergleic schwin verschi verschi auf der Händen sich zu auch fü Wasser Vogeltr


Landschaftsgarten Claude-Glas

Entwurf

Claude-Glas Ein Claude-Glas ist ein kleiner, getönter und gerahmter, leicht nach außen gewölbter Spiegel, der im 18. Jahrhundert dazu benutzt wurde, Gegenden – wie in den Gemälden von Landschaftsmalern dargestellt – ästhetisch als Landschaften zu betrachten. Die zuerst in England aufgekommenen Claude-Gläser sind nach dem französischen Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600–1682) benannt. Die Gläser werden als Objekte im Park in gezielten Blickachsen aufgestellt. Die Spiegel sollen dem Betrachter ein inszeniertes und pikorestes Bild aus der 'Vergangenheit' zeigen, in dem er selbst nach vorne in die 'Zukunft' schaut.

Claude-Glas

Landschaftsgarten Claude-Glas

Ein Claude-Glas ist ein kleiner, getönter und gerahmter, leicht nach aussen gewölbter Spiegel, der im 18. Jahrhundert dazu benutzt wurde, Gegenden – wie in den Gemälden von Landschaftsmalern dargestellt – ästhetisch als Landschaften zu betrachten. Die zuerst in England aufgekommenen Claude-Gläser sind nach dem französischen Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600–1682) benannt. Die Gläser werden als Objekte im Park in gezielten Blickachsen aufgestellt. Die Spiegel sollen dem Betrachter ein inszeniertes und pittoreskes Bild aus der ‚Vergangenheit‘ zeigen, in dem er selbst nach vorne in die ‚Zukunft‘ schaut.

Claude

The Ratio of Art to Nature, Ghent Park, New York, USA Alan Michelson, 2008

Klosterruine Tinttern Abbey, Tinttern GB Alex McKay, 2012

Ein Cl gerahm Spiege benutz Gemä darges betrac aufgek dem fr Claude Die Gl gezielt Spiege inszen 'Verga nach v

Claude-Glas Mt. Motukeo, Waikereru NZ Sarosh Mulla, 2020

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GSEducationalVersion

Feuerwehrweiher

Stourhead Gardens, Wiltshire GB Henry Hoare, Henry Flitcroft, 18. Jahrhundert

Der ehemalige Feuerwehrweiher soll wieder hergestellt werden und zusammen mit dem Eremitenhaus ein Treffpunkt innerhalb des Gartens werden. Eine geschwungene Brücke soll sich im Wasser spiegeln und ein Bild projizieren. Das Ferienhäuschen wird als Café und Veranstaltungsort umgenutzt. Öffnungen in der Vegetation erlauben gewählte Sichtachsen zurück auf die Klosteranlage.

Ferienhäuschen wird als Kaffee und Veranstaltungsort umgenutzt. Öffnungen in der Vegetation erlauben gewählte Sichtachsen zurück auf die Klosteranlage.

Landschaftsgarten Feuerwehrweiher

Feue

Der e wied mit d inner gesch spieg Ferie Veran in de Sicht

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Entwurf Landschaftsgarten Erdkreis

Erdkreis Eine kreisförmige Aufschüttung mit einer Vertiefung um einen grossen Baum. Der Erdwall soll Geborgenheit vermitteln und die Umwelt abschotten. Die geneigten Flächen laden zum verweilen ein und um den Baum zu betrachten. Zudem wird mit der Aufschüttung die Natur, als Baum verkörpert, in das Zentrum gestellt und der Mensch nimt sich als Betrachter wahr.

Erdkreis Um einen grossen Baum wird eine kreisförmige Aufschüttung erstellt. Der Erdwall soll Geborgenheit vermitteln und die Umwelt abschotten. Die geneigten Flächen laden zum Verweilen ein und um den Baum zu betrachten. Zudem wird mit der Aufschüttung die Natur, als Baum verkörpert, in das Zentrum gestellt und der Mensch nimmt sich als Betrachter wahr. Die Berührung mit der Erde soll die Demenzerkrankten beruhigen. Sie sollen sich als ein Individuum zwischen Himmel und Erde wahrnehmen. Limelight, Tetbury, England Meyer Silberberg Landscape Architecture GSEducationalVersion

Erdkreis

Eine kreisförm mit einer Vert grossen Baum Geborgenheit die Umwelt a geneigten Flä verweilen ein zu betrachten der Aufschütt Baum verkörp Zentrum gest Mensch nimt wahr.

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7

REFLEXION

Als Abschluss meines fünfjährigen Studiums wollte ich ein Thema wählen, das für die heutige Zeit relevant ist und mich auch später immer wieder begleiten wird. In der Vorbereitung bin ich auf das Buch von Juhani Pallasmaa gestossen, der die heutige okularzentrische Architektur kritisiert und sich für eine multisensorische Architektur einsetzt, die alle Sinne anspricht. Der Gedanke, dass

Themenwahl

ein Raum wieder klingen oder riechen darf, fand ich sehr spannend. Dadurch kam ich schliesslich auf eine benutzerspezifische Architektur für Demente, weil besonders sie auf eine Umwelt angewiesen sind, die sie mit allen Sinnen wahrnehmen können.

Für meinen Eingriffsort wählte ich das Frauenkloster Notkersegg in St. Gallen. Wie fast jede klösterliche Einrichtung muss es sich Gedanken machen über die Zukunft und die Nutzung der grossen Anlage. Da die Frauengemeinschaft noch in der Klausur lebt, konnte ich das Kloster nicht vor Ort untersuchen. Über diverse Besuche in verschiedenen Archiven, eingesehenen Büchern und Gesprächen mit Expert:innen und Planer:innen konnte ich mir das nötige Wissen über das Kloster aneignen. Auch das Durchzeichnen der alten Pläne gab mir ein gutes Gefühl für den Genius Loci. Im Verlauf der Arbeit konnte ich die Oberin des Klosters für mich gewinnen. Sie fotografierte das Kloster von innen und war meine Ansprechpartnerin im Kloster. So konnte ich auch eine Fotorecherche über das Innere des Klosters machen.

68

Vorgehen


Anhang

Es war spannend, den Entwurf immer wieder mit den ErkenntMasstabsebene

nissen aus der Recherche zur Raumwahrnehmung zu überprüfen und zu schärfen. Die feinen Eingriffe sind massstäblich sehr verschieden und gehen von der Gestaltung einzelner Leisten im Innenraum bis zum grossen Demenzgarten.

Während des Entwurfsprozesses merkte ich immer mehr, dass ich mich nicht nur auf meine Eingriffe konzentrieren kann, sondern Betrachtungsweise

auch immer den grossen unbearbeiteten Bereich des Klosters mitdenken muss. Denn das Nichteingreifen ist genau so zentral, wie der eigene Entwurf selbst.

Aufgrund der fotografischen Recherche und dem Studieren der Bestandespläne zeigte sich, dass die bestehende Struktur des Überprüfung Hypothese

Klosters schon viele Anforderungen einer modernen Dementenstation besitzt, wie beispielsweise einen Innenhof oder einen inneren Rundgang, wie der Kreuzgang. Die Ruhe und introvertierte Raumatmosphäre des Klosters dient den Demenzerkrankten sehr.

Aufgrund der Coronakrise konnte ich nicht wie gewohnt in der Halle arbeiten. Die wichtigen Gespräche fanden fast ausschliessEinschränkungen

lich online statt; auch die Werkstatt war grösstenteils geschlossen. Einzelne Modelle hätten der Überprüfung z.B. der Kolonnade sicherlich gedient.

69


70


Anhang

Danksagung Ich möchte Ingrid Burgdorf, Prof. Astrid Stauffer und Andreas Sonderegger für die umfassende Begleitung und die konstruktiven Gespräche herzlich danken. Ebenfalls möchte ich Franz Romero und Marco Pulver für die externe Betrachtung danken. Ein grosses Dankeschön gilt meinen Kommiliton:innen, speziell Marc Staufffacher und Fabio Neuhaus für die Unterstützung Tag und Nacht. Vielen Dank an meine engen Freunde, die mir in strengen Zeiten zur Seite standen. Danke auch an Ursina Ghilardi für das offene Ohr und das Redigieren. Danken möchte ich auch Schwester Manuela vom Kloster Notkersegg für ihr Vertrauen und die Mithilfe am Gelingen meiner Thesis, sei es mit Rat, Fotografien oder im Gebet. Vielen Dank an Jürg Ineichen für das Teilen der Unterlagen der diversen Umbauten des Klosters. Grosser Dank gilt auch meiner Freundin, die mich all die Studienjahre begleitet hat und immer für mich da war. Und zu guter Letzt möchte ich auch meinen Eltern danken, die mich die ganze Zeit bedingungslos unterstützt haben. Ohne ihre Hilfe hätte ich keine so schöne Studienzeit erleben dürfen.

Klosteranlage Stadtfassade

GSEducationalVersion

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8

QUELLENVERZEICHNIS

BASS (2018): Prävalenzschätzung zu Demenzerkrankungen in der Schweiz. Indikatoren „Versorgungsmonitoring Demenz“. (17.10.2018) URL: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/zahlen-und-statistiken/zahlen-fakten-demenz.html#:~:text=In%20der%20 Schweiz%20leben%20sch%C3%A4tzungsweise,200%20Neuerkrankungen%20hinzu%20(2019). [Abgerufen 31.10.2020] Bauer, Hermann et. al. (1981): Kloster Notkersegg. Festschrift zum 600jährigen Bestehen als Schwesternhaus und Kapuzinerinnenkloster. St. Gallen. VGS. Büter, Kathrin / Marquardt, Gesine (2019): Handbuch und Planungshilfe. Demenzsensible Krankenhausbauten. Berlin. DOM publishers. Feddersen, Eckhard / Lüdtke, Insa (2014): raumverloren. Architektur und Demenz. Basel. Birkäuser. Held, Christoph (2013): Was ist „gute“ Demenzpflege? Demenz als dissoziatives Erleben - Ein Praxishandbuch für Pflegende. 1. Auflage. Bern. Hans Huber. Held, Christoph / Ermini-Fünfschilling, Doris (2006): Das demenzgerechte Heim. Lenbensraumgestalltung, Betreuung und Pflege für Menschen mit Alzheimerkrankheit. 2. Auflage. Basel. Karger. Koppen, Gemma / Vollmer, Tanja C. (2010): Die Erkrankung des Raumes. Raumwahrnehmung im Zustand körperlicher Versehrtheit und deren Bedeutung für die Architektur. München. Utzverlag. Pallasmaa, Juhani (2005): Die Augen der Haut. Architektur und die Sinne. 2. Auflage 2013. Los Angeles. Atara Press. Stähelin, Hannes (2003): Vorwort. in: Held, Christoph / Ermini-Fünfschilling, Doris (2006): Das demenzgerechte Heim. Lenbensraumgestalltung, Betreuung und Pflege für Menschen mit Alzheimerkrankheit. 2. Auflage. Basel. Karger. World Health Organisation (2020): Dementia. (21.10.2020) URL: https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/dementia [Abgerufen 01.11.2020]

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Anhang

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Umschlag

Ghilardi, Flurin (2021): Morgenstimmung über der Stadt St. Gallen. Eigenaufnahme.

Abb. 0

Gilsi, Fritz (o. D.): Empfangspforte Klösterli Notkersegg. StadtASG, B, 471. Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen. URL: https://www.stadtarchiv-obg.findbuch.net/php/main.php#3135x445 [Abgerufen 06.11.2020]

Abb. 1

Alzheimer Europe (2008): European Collaboration onn Dementia (EuroCoDe). URL: https://www.alzheimer-europe.org/Research/European-Collaboration-on-Dementia [Abgerufen 31.10.2020]

Abb. 2

APD (2019): Erinnerungsstützen. Hunderte Notizzettel meines an Demenz erkrankten Vaters. Karin Schulte. Historisches Museum Frankfurt. Frankfurter Allgemeine. https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/erinnern-und-vergessen-die-kunst-des-geistigen-zurueckholens-16207984.html [Abgerufen 06.12.2020]

Abb. 3

Roggan, Ricarda (2001): Tisch, Bett und Stuhl. URL: http://www.ricardaroggan.de/arbeiten/stuhl-tisch-und-bett/ [Abgerufen 07.11.2020]

Abb. 4

Retrogenese der Alzheimerdemenz nach Reisberg (1991) in: Held, Christoph / Ermini-Fünfschilling, Doris (2006): Das demenzgerechte Heim. Lenbensraugestalltung, Betreuung und Pflege für Menschen mit Alzheimerkrankheit. 2. Auflage. Basel. Karger. S.17.

Abb. 5 - 7

Bauer, Hermann et. al. (1981): Kloster Notkersegg. Festschrift zum 600jährigen Bestehen als Schwesternhaus und Kapuzinerinnenkloster. St. Gallen. VGS. S. 256 - 258.

Abb. 8 - 44

Schwester Manuela (2021): Aufnahmen aus dem Klosteralltag. St. Gallen.

Abb. 45 - 60

Flur Architekten AG (2021): Fotos aus diversen Sanierungen. Freundliche Genehmigung durch Herrn Jürg Ineichen.

73


Abb. 61 - 103

Kloster Notkersegg St. Maria v. Guten Rat (o. J.): Bildergalerie Kloster. URL: https://www.kloster-notkersegg.ch/bildergalerien/ [Abgerufen Juli, 2021]

Abb. 104 - 138

Pius Rast (1981): Fotografien. in: Bauer, Hermann et. al. (1981): Kloster Notkersegg. Festschrift zum 600jährigen Bestehen als Schwesternhaus und Kapuzinerinnenkloster. St. Gallen. S. 279 - 304.

Abb. 139 - 182

Denkmalpflege Stadt St. Gallen (o. J.): Aufnahmen Kloster Notkersegg. Freundliche Genehmigung durch die Denkmalpflege St. Gallen, vertreten durch Herr Ledergerber.

Abb. 183

Ghilardi, Flurin (2021): Collage Bestandespläne. Eigendarstellung.

Abb. 184 - 186

Rast, Pius (1981): Fotografien. in: Bauer, Hermann et. al. (1981): Kloster Notkersegg. Festschrift zum 600jährigen Bestehen als Schwesternhaus und Kapuzinerinnenkloster. St. Gallen. S. 288 - 296.

Abb. 187

Ghilardi, Flurin (2021): Skizze Entwurfsidee Kolonnade. Eigendarstellung.

Abb. 188

Ghilardi, Flurin (2021): Modellfoto Konzeptmodell Pergola. Eigendarstellung.

Abb. 189

Materialarchiv (o. J.): Materialisierung Kloster. URL: https://materialarchiv.ch/de/vacuum/ [Abgerufen Juli, 2021]

Abb. 190

Universität Zürich (2016): Höhenkuren im Santatorium zur Behandlung der Toberkulose. https://www.uzh.ch/blog/hbz/2019/10/28/hoehenkuren-im-sanatorium-zur-behandlung-der-tuberkulose/ [Abgerufen Juli, 2021]

Abb. 191

Schmid Schärer Architekten (2018): Haus der Demenz Bombach. Zürich. Schmid Schärer Architekten mit Joos & Mathis Architekten. Zürich. https://www.schmidschaerer.ch/arbeiten/36_bombach-1 [Abgerufen Juli, 2021]

Abb. 192

Ghilardi, Flurin (2021): Angebot Zimmertypen. Eigendarstellung.

Alle übrigen Darstellungen, Pläne und Fotos ohne Nummerierung sind vom Autor, Flurin Ghilardi.

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75


Klosteranlage Stadtfassade

Institut Konstruktiver Entwurf Flurin Ghilardi, 2021

GSEducationalVersion

76


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