Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur Frühjahr 2022
Wichtige Neuerscheinungen Herbst 2021 Dear to Me Peter Zumthor im Gespräch Herausgegeben von Peter Zumthor 18 Hefte in Schuber Total 456 Seiten, 9 farbige Abbildungen 12,5 × 21 cm 978-3-03942-009-4 Deutsch 978-3-03942-010-0 Englisch sFr. 160.– | € 150.– ISBN 978-3-03942-009-4
ISBN 978-3-03942-010-0
Deutsch Englisch
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Im Gespräch mit Menschen, die ihn inspirieren, erkundet der Architekt Peter Zumthor, was seinem Gegenüber und ihm selbst am Herzen liegt. Zu seinen Gästen zählen unter anderen die Kuratorin Bice Curiger, der Filmregisseur Wim Wenders, die Anglistin und Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die Fotografin Hélène Binet, die Kom ponistin Olga Neuwirth, der Musiker und Buchhändler Walter Lietha und die Schriftstellerinnen Esther Kinsky und Anita Albus.
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Max Bill Global Ein Künstler als Brückenbauer
Lead
Herausgegeben von Fabienne Eggelhöfer und Nina Zimmer
Für Max Bill (1908–1994), Schlüsselfigur der europäischen Moderne, war der Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, der Brückenschlag zwischen Ideen, Menschen und Kontinenten, zentral. Dieses Buch rückt erstmals Bills weit verzweigtes internationales Netzwerk in den Fokus und be leuchtet sein Werk aus neuem Blickwinkel.
Broschur 256 Seiten, 153 farbige und 37 sw Abbildungen 22 × 28 cm 978-3-85881-697-9 Deutsch 978-3-85881-877-5 Englisch sFr. 49.– | € 48.– ISBN 978-3-85881-697-9
ISBN 978-3-85881-877-5
Deutsch Englisch
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Johann Clopath Mit Beiträgen von Jürg Conzett und Andreas Kessler Gebunden in Schuber 504 Seiten, 43 farbige und 380 sw Abbildungen, Pläne und Zeichnungen 30 × 27 cm 978-3-03942-045-2 Deutsch sFr. 79.– | € 77.– ISBN 978-3-03942-045-2
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Richard Coray (1869–1946), Leben und Werk Lehrgerüste für Brücken und Viadukte Vom Bauernsohn und gelernten Zimmermann aus dem Graubündner Dorf Trin zur international höchst anerkannten Leitfigur des Ingenieurbaus: Dieses Buch ist die längst überfällige Hommage an Richard Coray (1869–1946), dessen Lehrgerüste den Bau zahlreicher weltberühmter Brücken und Viadukte erst ermöglichten.
Gestaltet von Vera Reifler
Der Maler und legendäre Kunst fälscher Wolfgang Beltracchi ist eine Ausnahmeerscheinung der internationalen Kunstwelt und einer ihrer bekanntesten Namen
Gebunden ca. 200 Seiten, ca. 20 farbige Abbildungen 11,5 × 16,5 cm 978-3-03942-070-4 Deutsch 978-3-03942-071-1 Englisch
Das erste Buch über Wolfgang Beltracchi aus psychoanalytischer Perspektive
ca. sFr. 25.– | € 19.–
Mit diesem Buch legt die Psychoanalytikerin Jeannette Fischer erneut ein äusserst einsichtsreiches Porträt einer faszinierenden Künstlerpersönlichkeit vor
Erscheint im März 2022 ISBN 978-3-03942-070-4
ISBN 978-3-03942-071-1
Deutsch Englisch
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Jeannette Fischers Buch Psychoanalytikerin trifft Marina Abramović ist seit Erscheinen im Frühjahr 2019 ein anhaltender Verkaufserfolg
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Emotionale Ausnahmebegabung – und genialer Kunstfälscher Jeannette Fischer
Psychoanalytikerin trifft Helene und Wolfgang Beltracchi Künstlerpaar trifft Jeannette Fischer
Weiterhin lieferbar:
Jeannette Fischer Psychoanalytikerin trifft Marina Abramović Künstlerin trifft Jeannette Fischer 978-3-85881-546-0 Deutsch 978-3-85881-794-5 Englisch sFr. 19.– | € 19.– ISBN 978-3-85881-546-0
ISBN 978-3-85881-794-5
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Wolfgang Beltracchi ist eine Ausnahmeerscheinung der internationalen Kunstwelt. Sein Name ist untrennbar mit einer der grössten Erschütterungen des globalen Kunst marktes verbunden. In der Handschrift zahlreicher weltbekannter Künstler hat er neue Bilder entwickelt und gemalt, hat deren Erzählungen und Biografien fortgeführt und deren gefälschte Signatur daruntergesetzt. Seine Ehefrau Helene Beltracchi hat die Gemälde danach in den Kunstmarkt eingeschleust. Zahlreiche Experten liessen sich von Beltracchis stupendem handwerklichem Können täuschen, Auktionshäuser schlugen in einem unersättlichen Marktumfeld viele Zweifel in den Wind und verkauften die Gemälde als authentische Werke der angeblichen Künstler. Die künstlerische Handschrift eines Malers zu lesen, setzt eine aussergewöhnliche Bereitschaft und Fähigkeit voraus, sich in diesen Menschen einfühlen zu können, bis man «das Empfinden des anderen empfinden» kann (Wolfgang Beltracchi). In ausführ lichen Gesprächen mit dem Maler und seiner Gattin hat die Psychoanalytikerin Jean nette Fischer diese bei Beltracchi so ausgeprägte Fähigkeit erkundet. In ihrem neuen Buch setzt sie dies in einen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Beltracchis eigener Signatur. Wie bereits mit ihrem früheren erfolgreichen Buch über die Perfor mance-Künstlerin Marina Abramovic´ hat Jeannette Fischer ein äusserst einsichts reiches Porträt einer faszinierenden Künstlerpersönlichkeit geschaffen. Jeannette Fischer praktizierte 30 Jahre in Zürich als Freud’sche Psycho analytikerin. Sie beschäftigt sich mit Fragen von Gewalt, Macht und Ohnmacht, kuratierte zu diesen Themen Ausstellungen und drehte zwei Dokumentarfilme. Zuletzt veröffentlichte sie die Bücher Angst: vor ihr müssen wir uns fürchten (2018) und Hass (2021).
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«Gemälde zu hängen ist wie die Inszenierung einer Oper. Man darf dem Werk nicht entgegen arbeiten, man muss sich darum bemühen, ihm zu Diensten zu sein und dem Publikum ein Maximum an Klarheit zu bieten.»
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Ernst Beyeler
Ouvertüre
Für das Basler Kunstleben war das Jahr 1921 ein ziemlich harziges. Zwar holte die Kunsthalle erstmals rund 50 Werke von Cézanne in die Stadt. Auch den Schweizer Malern Cuno Amiet und Hans Beat Wieland wurden um fassende Werkschauen gewidmet. Und dann gab es auch noch eine grosse Ausstellung mit französi schen Werken des 19. Jahrhunderts: Ingres, Delacroix, Daumier, Corot und Courbet waren darin vertre ten. Aber die Basler liessen sich kaum begeistern dafür, wie es im Basler Jahrbuch heisst; eine zweite Folge des Projekts mit französischer Malerei seit dem Impressionismus werde «durch den materiel len Misserfolg, den das grosse Unternehmen in seinem ersten Teile hatte, sehr in Frage gestellt». Die Basler Künstler, so berichtet der Chronist weiter, gingen damals am liebsten eigene Wege: «Die frühere Vereinigung von Künstlern der mitt leren Generation zu Ausstellungszwecken hat sich aufgelöst, auch von der DezemberAusstellung der Basler hielten sich […] viele fern.» Der Kunst salon bei Wepf, Schwabe und Co. musste nach einer Schau mit Schweizer Werken «mit einer Klage über die Interesselosigkeit der hiesigen Bevölkerung gegenüber bildender Kunst geschlossen werden». Was der Chronist damals nicht wissen konnte: In diesem Jahr 1921, am 16. Juli, wurde Ernst Beyeler geboren – und er sollte dereinst nicht nur viele weitere Cézannes nach Basel bringen, sondern auch entscheidend dazu beitragen, dass Basel zur Kunstmetropole wurde. 2
Basel, 1921
Ein höchst lebendiges Porträt über eine ausserordentliche Persönlichkeit des Kulturlebens
Weiterhin lieferbar:
Nicht nur in der Kunstwelt war der Name Monet zunehmend gefragt, auch die Basler Satiriker entdeckten ihn – in einem Schnitzel bankvers, der in einer BeyelerKarikatur ver ewigt ist und seinen Blick für Kunst und Geld in die wohl eleganteste und kürzest mögliche Formulierung bannt: «Dr Monet scheeni Bilder molt, dr Beyeler d Monete holt.»*
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*«Monet malt schöne Bilder, Beyeler holt die Moneten.»
Noch mehr Monet
Im Riehener Wenkenpark fanden schon viele denkwürdige Anlässe statt. 2009 heirateten hier Roger und Mirka Federer. Fünf Jahre davor hatte es einen Auftritt der grossen amerikanischen Sopranistin Barbara Hendricks gegeben. Und 1980 klapperte eine Schrottmaschine von Jean Tinguely über die Wege. Tinguelys Wagen war die lauteste Attraktion der Skulpturenausstellung, die Ernst Beyeler zusam men mit Martin Schwander und Reinhold Hohl im Wenkenpark organisiert hatte. 150 Skulpturen hatte man zusammengebracht, von 1880 bis in die Gegenwart reichte das Spektrum. Picasso und Rodin, Calder und Giacometti, Beuys und Serra, Luginbühl und Niki de Saint Phalle – sie alle und viele weitere waren vertreten. Im Rückblick könnte man die Freilichtausstellung als Hauptprobe für das Museum betrachten, denn die grosse Frage damals lautete: Wird man das Publikum nach Riehen locken können? Die Antwort war unmissverständlich: Schätzungsweise eine Viertelmillion Menschen strömte in den Wenken park, 16 000 Kataloge wurden verkauft. Die Kunst welt war also bereit für Riehen. Bis auch Riehen bereit war für die Kunstwelt, dauerte es dagegen noch eine Weile. Das wurde spätestens dann klar, als der Riehener Gemeinde rat Ernst Beyeler und Martin Schwander aus der lokalen Kunstkommission ausschloss, weil die Ausstellung ein Defizit von 100 000 Franken ver ursacht hatte. Beyeler empfand das als Affront. Und begann, die nächste Freilichtausstellung in Brüglingen zu planen.
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Leidenschaftlich für die Kunst Gespräche mit Christoph Mory 978-3-85881-366-4 Deutsch ISBN 978-3-85881-366-4 sFr. 38.– | € 38.–
Skulpturen im Wenkenpark
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Herausgegeben von der Fondation Beyeler
Ernst Beyeler hat den internationalen Kunsthandel des 20. Jahrhunderts massgeblich mitgeprägt und war einer der Initiatoren der Art Basel, der wichtigsten Kunstmesse weltweit
Gestaltet von Bonbon Broschur 136 Seiten, 16 sw Abbildungen 14 × 22 cm 978-3-03942-076-6 Deutsch
Dieses Buch ist eine originelle Hommage an den legendären Kunsthändler, Sammler und Museumsgründer in 100 Anekdoten, Geschichten und Begegnungen
sFr. 29.– | € 29.– Bereits lieferbar
Schildert Persönlichkeit und Wirken Ernst Beyelers auf unterhaltsame Weise
ISBN 978-3-03942-076-6
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Lässt Weggefährtinnen, frühere Mitarbeitende und Kollegen von Beyeler zu Wort kommen
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Susanne Kübler
Ernst Beyeler – 100 Jahre 100 Geschichten, Anekdoten, Begegnungen 2021 hätte der Basler Kunsthändler, Galerist, Sammler und Museumsgründer Ernst Beyeler (1921–2010) seinen 100. Geburtstag feiern können. Die Fondation Beyeler begeht diesen Anlass mit einer originellen Hommage in 100 Kapiteln. Geschrieben hat sie die bekannte Schweizer Kulturjournalistin Susanne Kübler. Sie hat mit Beyelers Nichte übers gemeinsame Kirschenklauen gesprochen, mit einer langjährigen Galerie mitarbeiterin über exzentrische Sammler und den Alltag in der Galerie, und mit Beyelers Rahmenmachern über seinen Perfektionismus. Der zunächst umstrittene Bau des Museums in Riehen wird ausführlich thematisiert, ebenso Beyelers Leidenschaft fürs Rudern oder sein Engagement gegen das Kernkraftwerk Kaiseraugst. Und schliesslich haben Beyelers Frau Hildy, die Hollywood-Diva Greta Garbo und Künstler wie Mark Rothko, Mark Tobey oder Andy Warhol ihren Auftritt. So fügen sich die 100 Episoden zu einer Geschichte der Galerie und der Fondation Beyeler – und zu einem farbigen Porträt einer bemerkenswerten Persönlichkeit. Susanne Kübler ist Kulturredakteurin beim Tages-Anzeiger. Daneben unterrichtet sie an der Schweizer Journalistenschule in Luzern und an der ZHAW in Winterthur. 2007 wurde sie mit dem Greulich-Kulturpreis für aussergewöhnliche Leistungen im Kulturjournalismus ausgezeichnet.
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1 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
7 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
2 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.3― Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
8 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael. Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
4 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
9 ― Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
5 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
10 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
6 ― Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
11 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
7 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
12 ― Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
8 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
13 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
6 ― Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
14 ― Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten.
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Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael Erlhoffs Beitrag «Formulierte Gemeinsamkeiten. Einige besinnliche Äußerungen zu Unternehmenskultur, Michael.
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Ausstellen «Für alle!»: Wortmeldungen und Bildwelten aus vier Jahrzehnten
in dieser Hinsicht Neuland zu betreten. Aus Sicht der Bundesbernerinnen und Bundesberner war das Ergebnis zwiespältig. Was die Hälfte der Bevölkerung auf die Arteplages zog, blieb den meisten Politikerinnen und Politikern bis zum Schluss suspekt. Sie empfanden die Expo als künstlerische Zumutung und als Überforderung rechtschaffener Schweizerart. Entsprechend erbittert wurden Budgets, Köpfe und Fahnenstangen des nationalen Projekts auf Herz und Nieren geprüft. Indessen muss lernen, wer nicht fühlen will. Und zwar anhand einer Lektion, die pikanterweise aus den eigenen Reihen kommt. Die Design-Initiative der CVP packt das Problem bei seiner sozialen und ästhetischen Wurzel zugleich. Sie zeigt in einem waghalsigen Überholmanöver, dass dem Volk gehörig mehr an Ironie, Raffinesse und Ambition zugemutet werden darf, als sich die Expo-Macherinnen und -Macher je erträumten. Solch zeitgenössische Bildsprache aber findet nur, wer der Gemeinschaft tief ins Maul schaut. Das Resultat spricht für sich und wird Früchte tragen. Denn immerhin und glücklicherweise ist neben der Landesausstellung auch jeder Wahltag Zahltag.
Die thematischen
Dreiländerbahn 2012
Kultur lebt von Unterschieden, sagt man. Also ist auch Eisenbahnkultur erst einmal Differenz. Das erweist sich sofort, wenn es um nationale Vergleiche geht. Wer meint, eine Reise mit der Österreichischen Bundesbahn sei mehr oder weniger gleich wie eine mit der Deutschen Bahn, irrt sich gründlich. Und die Schweizer Bahnen sind ohnehin unvergleichlich, zumal aus Schweizer Sicht, und fordern damit den kritischen Blick erst recht heraus. Wie es der Zufall und mein Berufsleben so wollen, bin ich in allen diesen drei Ländern oft unterwegs. In meiner Tasche ein Schweizer Halbtax-Abo, die BahnCard 50 der DB und die Vorteilscard der ÖBB – sie belegen, dass ich weiss, wovon ich rede. (Dass gleich daneben noch die silberne Frequent-Traveller-Karte der Star Alliance bzw. der Swissair sowie die Silberkarte des topbonus-Programms der Air Berlin stecken, relativiert natürlich meinen ökologischen Fussabdruck sogleich. Aber man muss schliesslich zu seinen Lebensverhältnissen stehen.) Das alles ergibt Jahr für Jahr eine hübsche Zahl an öffentlichen Bahnreisekilometern. Sowie eine Menge von Erfahrungen, die ich in diesen Ausführungen gerne mit Ihnen teile. Weil sie helfen, nicht nur so etwas Schwieriges wie nationale Identitäten zu verstehen, sondern auch so etwas Einfaches wie nationale Logik. Einblicke Die Voraussetzung dafür ist der Status als Wiederholungstäter. Interrail-Kreuzfahrten mögen Anekdoten produzieren – ein tieferes Verständnis nationaler Eigenheiten bleibt solch mehr oder weniger hektischer Oberflächlichkeit versagt. Um wirklich nachvollziehen zu können, warum sich so viele Mitreisende in Deutschland eingehend über die Ticketpreise und deren Berechtigung – oder auch nicht – im Vergleich zu den Kosten einer Autofahrt auf derselben Strecke unterhalten, muss man Struktur, Sachkompetenz, Rhetorik und Argumente solcher in der Regel typähnlicher Gespräche gleichsam verinnerlicht haben. Um daraufhin zum Schluss zu kommen, dass in der Geschichte Deutschlands die Eisenbahn mit Sicherheit später erfunden wurde als das Auto und nicht umgekehrt. In Österreich und in der Schweiz habe ich derartige Gespräche übrigens noch nie mitgehört. Was wohl damit zu tun hat, dass in Österreich die Autofahrerinnen und Autofahrer ohnehin kaum je die Schiene benutzen (und der öffentliche Verkehr entsprechend als eine Art Minderheitenproblematik erscheint), während die Schweizerinnen und Schweizer mittlerweile Auto und Bahn primär dadurch unterscheiden, dass im einen System die einzelnen Wagen miteinander verbunden sind und im anderen nicht. Zu erwähnen ist allerdings noch, dass ich primär auf Hauptstrecken und in mindestens interregionalen Zügen unterwegs bin. Wie sehr das die Wahrnehmung verengt, machten mir kürzlich Tiroler Winterferien klar. Nach Verlassen des Railjets auf der Paradestrecke Zürich–Wien herrschten die Gesetze der Wildnis – die Verkehrswelt löste sich umgehend in eine Reihe von Paralleluniversen auf, die miteinander wenig zu tun hatten und dem Gast rasch klarmachten, dass etwa die Kommunikationsstandards strikte den Bedürfnissen der wortkargen Einheimischen entgegenkommen.
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Alltag
In: BLS Gazette, April 2012, S. 18
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Kapitel: Alltag Ausstellen Expo.02 Schweiz Populäre Kultur Kunst Fotografie Gestaltung Städte Gelegenheiten
Herausgegeben von Julia Stoff und Juri Steiner
Ausgewählte Texte und Bilder des international anerkannten Kurators und Kulturunternehmers Martin Heller (1952–2021)
Mit einem Nachwort von Lukas Bärfuss Gestaltet von Studio Marie Lusa
Versammelt rund hundert Texte von 1984 bis heute, gegliedert in zehn thematische Kapitel
Broschur ca. 580 Seiten, ca. 240 farbige und sw Abbildungen 18 × 27 cm 978-3-03942-048-3 Deutsch
Die Themenfelder werden vom Autor aus heutiger Perspektive kommentiert und auf ihre Relevanz hin abgeklopft
ca. sFr. 49.– | € 48.–
Reich illustriert mit rund 240 Abbildungen Mit einem Nachwort des bekannten Schriftstellers und BüchnerPreisträgers Lukas Bärfuss
Erscheint im Mai 2022 ISBN 978-3-03942-048-3
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Martin Heller
Für alle! Texte und Bilder zum Ernst des Lebens
Martin Heller (1952–2021) war Kulturunternehmer und -vermitt ler, Kurator und Autor. Er war Direktor des Museums für Gestal tung Zürich (1986–1998), künst lerischer Direktor der Schweizeri schen Landesausstellung Expo.02 (1999–2003), Intendant von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas (2005–2010), Projektleiter für das Berliner Humboldt Lab Dahlem (2011–2015) und Ko-Kurator des Zürcher Reformationsjubiläums 2019. Seine Firma Heller Enter prises initiierte, konzipierte, realisierte und begleitete seit der Gründung 2003 international eine Vielzahl an Kulturprojekten unterschiedlicher Grösse.
Der im Oktober 2021 viel zu früh verstorbene Kurator, Autor und Kulturunternehmer Martin Heller ist weithin bekannt geworden u. a. als Direktor des Museums für Ge staltung in Zürich, als künstlerischer Direktor der Schweizerischen Landesausstellung Expo.02, Intendant für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas oder als Verantwortli cher für die Inhaltsplanung des Humboldt-Forums in Berlin. Das noch von ihm selbst zusammengestellte, nun posthum erscheinende Buch Für alle! versammelt Hellers rund hundert wichtigste Schriften und ihren Bezug zu seinen Bildwelten. Es sind Texte, die er in seinen unterschiedlichen Funktionen als Kritiker, Kurator, Ausstellungsmacher, Kulturvermittler und Autor seit den 1980er-Jahren verfasst hat: Essays, Reflexionen, Interviews, Rezensionen, Katalogbeiträge und Manuskripte. Sie geben Einblick in Hellers vielfältige Arbeit und sein prägnantes Denken entlang von zehn thematischen Feldern, die sein Wirken prägten. Das reich bebilderte Lesebuch behandelt wichtige, oft überraschende Themen zu All tagskultur, Kunst, populärer Gestaltung, Ausstellungsfragen, Expo.02, Fotografie oder Stadtentwicklung. Diese Arbeitsfelder und die dazu gehörigen Beiträge werden jeweils in präzisen Reflexionen aus heutiger Sicht kommentiert, auf der Suche nach entscheidenden Veränderungen und deren Folgen. So bietet der Band gleich zwei Dis kurse: eine Fülle von Einblicken in Hellers Text- und Bild-Archiv sowie eine fundierte Erörterung der aktuellen Relevanz. Das Nachwort des Schriftstellers Lukas Bärfuss liefert eine externe Einschätzung und bietet persönliche Einblicke eines Wegbegleiters.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Waldkulisse als Touristenmagnet Alexandre Calame trifft mit seinen heroisch stilisierten Schweizer Alpen- und Waldlandschaften den spätromantischen Geschmack. Diese Idylle macht sich auch der aufkommende Tourismus zu eigen.
Der Wald als Ort der Befreiung Der Dresdner Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner findet im Davoser Exil das Paradies. Seine aus der Empfindung geschaffenen Werke sind Ergebnis einer ekstatischen Naturerfahrung. Der Wald als Ort des bewussten Erlebens bietet ihm Raum, die innere Unruhe zu beschwichtigen.
Stephan Kunz
Alexandre Calame (1810–1864), Wettertannen auf Handeck, 1851–1855, Öl auf Papier auf Leinwand, 70 x 53 cm. Bündner Kunstmuseum, Chur
Bilder des Waldes Mächtig stehen sie da, die beiden Wettertannen an der Handeck von Alexandre Calame (1810– 1864) und erzählen von dem, was sie alles schon erlebt und durchgemacht haben: im Sommer, im Herbst, im Winter und auch im Frühling, wenn sie sich endlich von der drückenden Schneelast befreien konnten. Der Witterung widersetzen sie sich und zahlen ihr dennoch Jahr für Jahr ihren Tribut. Die beiden Bäume, die noch keinen Wald machen, erzählen aber auch von den Malern, die immer wieder auf die Handeck kamen, um hier die Schweiz in Reinkultur zu erleben, so, wie man sie am liebsten sieht: Berge, Wälder, Bäche, Wolken, mal bei schönem Wetter, mal alles wild-romantisch aufgepeitscht. Ja, so sieht sich die Schweiz um 1848. Und dieses Bild will man auch den Touristen vermitteln, um sie an die schönen Orte in freier Wildbahn zu locken. Das funktioniert bis heute, wenn es auch nicht mehr die Maler sind, sondern die Biker und die Wanderlustigen, die in der Grimselwelt ein Stück Freiheit erfahren. Die beiden Wettertannen erzählen Ideengeschichte und sie erzählen Kunstgeschichte, denn es ist noch nicht lange her, dass sie bildwürdig geworden sind und sich als dominierende Elemente in einem Landschaftsbild behaupten können. Vielleicht 50, vielleicht 80 Jahre sind vergangen, seit die Maler in Europa begonnen 22
Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Akt in Orange und Gelb, 1929–1930, Öl auf Leinwand, 91 x 71 cm. Kirchner Museum Davos, Foto: xxx
haben, sich neue Felder zu erschliessen und im Bild der Landschaft ein Thema entdeckt haben, das ganz ohne figurative Staffage auskommt, aber nicht ohne inhaltliche Begründung und Motivation. So versteht sich, dass in der Landschaft Sehnsuchtsorte gefunden wurden, die sich vom täglichen Leben unterscheiden. Die Gegenden jenseits der Städte wollten entdeckt, bereist und auch erforscht werden. Wenn ein Maler wie Caspar Wolf (1735–1783) wissenschaftliche Exkursionen begleitete, wollte er nicht nur zu Bilde bringen, was sich vor seinen Augen präsentierte (das war er seinen Auftraggebern schuldig), sondern vor allem auch seiner Faszination angesichts der Bergwelt Ausdruck verleihen und durchaus demütig und ehrfürchtig der Erhabenheit ein Bild geben. Wenn seine Künstlerkollegen im nördlichen Europa bei niederem Horizont die Wolken studierten, skizzierten und schliesslich in eigenständigen Gemälden zeigten, huldigten sie ebenso einem atmosphärischen Bild, dessen Formationen die Wissenschaft der Zeit bei aller Flüchtigkeit des Phänomens nicht weniger faszinierte als die Tektonik der Alpen. Und was ist mit den Bäumen und dem Wald? Der gleiche Caspar Wolf war es, der gelernt hatte, den Elementen, die lange das Naturbild bestimmten, pittoreske Anmut zu verleihen. Felsen, Grotten, Bäume, Hütten, Schlösser: Alles liess sich sammeln und wunderbar zusammenfügen. Doch wenn man sich der Natur aussetzt und vermehrt im Freien malt, zeigt sich ein anderes Bild. Auch bei Calame sehen wir Felsen, Bäume und Wolken in eiligem Flug – durchaus glaubhaft in der Art, wie die Kräfte zusammenspielen. Das gilt auch für Caspar David Friedrich (1774–1840), der wie kein anderer das Bild der deutschen Landschaft geprägt hat und mit ihr das Bild des Waldes und der Bäume. Bei Friedrich aber wird die Landschaft zur Bühne. Die Felder mit ihren einzeln oder in Gruppen stehenden Bäumen (es müssen nicht immer Eichen sein), die unendliche WeiBilder des Waldes
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Der Wald als Rückzugsort Ganz dem romantischen Geist verschrieben, widmet sich Wolfgang-Adam Töpffer dem Maler im Wald. So geht es ihm in seiner Stimmungslandschaft darum, die malerischen, idyllischen Aspekte der Natur wiederzugeben. Wolfgang-Adam Töpffer (1766–1847), Der Maler im Laubwald, o.J., Öl auf Leinwand, 41,2 x 33,3 cm. Aargauer Kunsthaus Aarau, Depositum Sammlung Werner Coninx, Foto: SIK-ISEA Zürich (Philipp Hitz)
Innenbild des Aussenbildes. Waldwege führen wie Lebenswege über Stock und Stein und zwischen Bäumen hindurch, von denen jeder in seinem Wuchs ein Eigenleben hat. Kirchner gelingt es dabei immer wieder, die Elemente teppichartig zu verweben und den Wald damit zu einem Gleichnis für das Bild werden zu lassen. Auch von hier aus öffnen sich Wege in den abstrakten Expressionismus, der sich mindestens in Europa nicht selten dieselben Metaphern zu eigen machte. Der Wald verheisst immer auch eine Welt jenseits der sichtbaren Wirklichkeit. Er führt in dunkle Zonen, ins Geheimnisvolle und auch ins Unheimliche. Kein Wunder haben sich die Surrealisten dieses Bild zunutze gemacht, allen voran Max Ernst (1891–1976). Seine nächtlichen Waldlandschaften bleiben undurchdringlich, auch wenn der Mond hell leuchtend darüber wacht. Dieser Wald bleibt unerforscht, hermetisch wie 30
Robert Zünd (1827–1909), Eichwald, 1859, Öl auf Leinwand, 77,7 x 104,2 cm. Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, Inv.-Nr. M 87x; © Kunstmuseum Luzern, Andri Stadler
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Pionierzeit der Fotografie) erschuf er seinen Eichwald und lässt uns eintauchen ins satte Grün. Dieses erstreckt sich über den Waldboden und findet im Blattwerk der Bäume nahtlos seine Fortsetzung. Es nimmt den ganzen Bildraum ein und erstreckt sich in alle Richtungen über die Ränder hinaus. Zünd zeigt den Wald, wie er ist und wie wir ihn uns vorstellen und wünschen. Er bildet damit den Auftakt einer künstlerischen Auseinandersetzung, die in den monumentalen Jahreszeiten von Franz Gertsch (*1930) einen fulminanten Höhepunkt findet. Von Zünd aus lassen sich auch Bögen spannen zu den Malern der École de Barbizon, die mit ihrer Aufmerksamkeit für unspektakuläre Momente am Wegrand oder in Waldlichtungen atmosphärische Licht- und Schattenbilder schaffen und damit zu Wegbe-
Stephan Kunz
Bilder des Waldes
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Wälder: Inspiration für Kunstwerke, Natur- und Kulturräume und heiss umkämpft als Rohstoffquelle und Agrarlandressource
Im Innern des Waldes Zeitgleich mit den Landschaftsmalern der französischen Schule von Barbizon verlässt auch Robert Zünd das Atelier, um plein air – im Freien – zu malen. Kaum ein anderer Schweizer Künstler porträtierte jeden einzelnen Baum mit solch grosser Akribie.
te oder die Sicht von hoch oben über das Nebelmeer sind nicht weniger theatralisch als der Blick durch die Bäume auf den Mond. Die Wälder erinnern uns an das Innere einer gotischen Kirche und unter knorrigen Strünken liegt ein Hünengrab. Hier herrscht heilige Ruhe. Hier hat die Waldeinsamkeit ihren Ursprung. Und wenn sich ein Jäger im Dickicht des Waldes verirrt, wird er (und wir mit ihm) gewahr, wie klein im grossen Universum der Mensch doch letztlich immer ist und bleibt. Die Bilder des Waldes von Robert Zünd (1827– 1909) sind dagegen geradezu prosaisch. In kaum zu überbietendem Realismus (man denke an die
eine Burg. Aber er öffnet sich der Fantasie. Und diese wird immer wieder von Neuem angeregt: einerseits durch den Wald als Projektionsort und andererseits durch die experimentelle Malweise, die zu lebendigen Strukturen führt und im Bild des Waldes unerwartete Bilder generiert. Ernst ist auch bekannt für seine Frottagen, die er im Buch Histoire naturelle versammelte. Dass dabei die Maserung des Holzes ein ganzes Universum hervorbringen kann, zeigt, wie viel Potenzial im Wald liegt. Die Vorstellung des naturbelassenen Waldes lässt sich spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr halten. Das Spiel mit dem Klischee hat die Pop Art und die Folgen geprägt. Die Bemühungen um einen ökologischen Umgang mit den Ressourcen hat dagegen ganz andere Bilder hervorgebracht. Von «Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung» spricht Joseph Beuys (1921–1986) in seinem Langzeitprojekt 7000 Eichen, das er 1982 im Rahmen der documenta in Kassel als soziale Plastik initiierte. Einige wenige zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler brechen aus der scheinbar alternativlosen Polarisierung von umweltschützerischen Missionen und dystopischen Visionen aus und wagen die Synthese. Zu ihnen gehören Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger (*1967/1964), die in ihrem Nationalpark in Chur vorgeführt haben, dass wir Wald heute als ein grosses Ganzes erleben können. Der Wald ist von vielerlei Einflüssen geprägt, zu denen auch der Mensch mit seinen Ansprüchen und Vorstellungen gehört. Mit der Idee des Nationalparks, wie sie im 19. Jahrhundert entwickelt wurde, hat das wenig zu tun, mit uns als aktiven Bewunderern und Nutzniessern dieser Ressorts hingegen sehr viel.
Idealisierte Wildnis Die entwurzelten Tannen sind Symbol für die Urgewalten der Natur und ihre ungebändigten Kräfte. Caspar Wolf komponierte diesen urwüchsigen Wald im Atelier in theatralischer Manier. Caspar Wolf (1735–1783), Romantische Waldlandschaft mit drei Figuren, die eine Felszunge besteigen, 1769, Öl auf Leinwand, 63 x 53,5 cm. Aargauer Kunsthaus Aarau, Depositum der Koch-Berner-Stiftung, Foto: Jörg Müller
Stephan Kunz
Bilder des Waldes
Erste Reise ins Amazonasgebiet Mithilfe von Armin Caspar kann Anita Guidi ihren Traum verwirklichen, von dem ihr immer wieder abgeraten worden ist, auch weil die Reise für eine Frau viel zu gefährlich sei. 1945 und 1948 reisen sie gemeinsam ins Amazonasgebiet.
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Federn als Geschenk Die gastgebenden Ka’apor schenken Anita Guidi und Armin Caspar leuchtenden Federschmuck, den sie später in die Schweiz bringen. Federn haben bei den Ka’apor eine symbolische Bedeutung und werden bei wichtigen Anlässen getragen.
Interview mit Alexander Brust
Foto: Armin Caspar, zVg Celia Caspar, Zürich.
Federkrone (Akangatar), IVc 26895 Halsschmuck für Männer mit Knochenpfeife (Awá-Tukaniwar), IVc 26891 Lippenschmuck für Männer (Rembé-Pipó), Halsschmuck für Frauen (Tukaniwar), IVc 26893 Ka’apor, 1948, Aldeia Tuxaua-Piarú, Rio Gurupi, Maranhão, Brasilien. Sammlung Armin Caspar, Museum der Kulturen Basel
I: Wie leben diese Gruppen heute? B: Zehn Jahre nach Caspars und Guidis Reise stellte die Rodung für den Bau einer Bundesstrasse einen weiteren historischen Einschnitt für die Ka’apor dar. Mit dem Bau kamen Arbeiter und deren Familien in diese Region. 1982 wurde schliesslich ein indigenes Schutzgebiet für die Ka’apor geschaffen. Dieses Gebiet ist sehr viel kleiner als ihr ursprünglicher Lebensraum. Viele Probleme in Bezug auf den Schutz der Landrechte und des Waldes sind aber bis heute aktuell. Landlose Siedler besetzen illegal Parzellen im Schutzgebiet. Der illegale Holzeinschlag zerstört die Natur in der Region. Die Goldsuche vergiftet das Wasser. Heute ist unbestritten, wie wichtig diese Territorien für den Schutz sowohl der indigenen Bevölkerung wie auch des tropischen Regenwaldes sind.
Anita Guidi und Armin Caspar im Amazonas I: Wer war Armin Caspar? Alexander Brust: Armin Caspar (1909–1991) wuchs in Zürich auf und machte dort eine Handelslehre. Nach dem Tod seiner Eltern wanderte er 1939 nach Brasilien aus. Dort arbeitete er zunächst in einer Handelsfirma und ging später anderen Tätigkeiten nach, um sich eine Existenz aufzubauen, zum Beispiel als Kameramann. Im Amazonasgebiet unterstützte er als Bauleiter den Gouverneur des neu gegründete Territoriums Amapá beim Aufbau der Infrastruktur der Landeshauptstadt. Ihn interessierten aber auch soziale und kulturelle Fragen. I: 1945 reiste er zu den Tukano und anderen indigenen Gruppen im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Kolumbien. Woher kommt das Interesse an der dort lebenden Bevölkerung, aber auch an der Region insgesamt? B: Bei beiden Reisen – jener zu den Tukano und später zu den Ka’apor – begleitete ihn die Künstlerin Anita Guidi. Sie war es, die ihn kontaktiert hatte, weil sie sich um das Image der Indigenen in Brasilien sorgte. Mitte des 20. Jahrhunderts herrschte eine Art Pionier- oder Entdeckerstimmung. Das riesige Amazonasgebiet und das Landesinnere wurden als menschenleeres Territorium wahrgenommen und sollten durch Erschliessung und Besiedlung in den Nationalstaat Brasilien integriert werden. Dort lebten aber Indigene. Es gab zwar damals in Rio de Janeiro oder São Paulo Menschen, die sich für den Schutz der Indigenen einsetzten und 1910 eine erste Indianerschutzbehörde gründeten, die Politik war aber durch Grossgrundbesitzer oder Investoren
geprägt, die das Land als eine Ressource sahen. Das negative Bild des blutrünstigen, bewaffneten, primitiven Indios, der den Fortschritt verhindert, war weitverbreitet. Im Gegensatz dazu gab es in Europa das Bild des edlen Wilden. Dieses Bild war jedoch nicht mit den Vorstellungen in Siedler- oder Pioniergesellschaften wie Brasilien vereinbar. Die Inbesitznahme und Ausbeutung von Land wurde gerechtfertigt, indem die ursprünglich ansässige Bevölkerung als primitiv, wild oder grausam konstruiert wurde.
I: Und wem gehört das Land? B: Das Amazonasgebiet wird bis heute als Landreserve gesehen, bei der die öffentliche Hand Parzellen zur Besiedlung oder für wirtschaftliche Interessen freigibt. Brasilien hat andererseits seit 1988 eine sehr fortschrittliche Verfassung mit Sonderrechten für Indigene. Darin wurde anerkannt, dass die Indigenen die ersten Bewohner Brasiliens waren und Anrecht auf die von ihnen traditionell dauerhaft bewohnten und für ihr physisches und kulturelles Weiterbestehen notwendigen Gebiete inklusive der dazu unentbehrlichen Umweltressourcen haben. Die Gebiete müssen allerdings durch den Staat ausgewiesen und die Anrechte nachgewiesen werden. Alle indigenen Territorien sollten bis 1993 demarkiert sein. In vielen Fällen sind die Verfahren jedoch nicht abgeschlossen. Der Staat Brasilien ist Eigentümer der indigenen Schutzgebiete, wobei den Indigenen der Besitz und die ausschliessliche Nutzung der dort vorhandenen Ressourcen zugestanden wird.
I: Wollte die Künstlerin Anita Guidi dieses Bild zeichnerisch verändern? B: Ja, die Kunst war ihr Kommunikationsmedium. Anita Guidi (1890–1978) wuchs in Fribourg auf und studierte in London, Berlin und Paris. In den 1930er Jahren gründete sie in Zürich eine Kunstschule. Als Künstlerin war sie breit aufgestellt, was die verwendeten Materialien als auch die angewandten Techniken anbelangt. Sie war etwa als Modezeichnerin tätig. Ab 1941 lebte sie zehn Jahre lang in Brasilien, hauptsächlich in Rio. I: Sie nahm Kontakt mit Caspar auf. Was wollte sie? B: Sie wusste, dass er in Amapá gearbeitet hatte und kontaktierte ihn in Belém. Belém ist eine der grossen Städte an der Amazonasmündung und Ausgangspunkt für viele Reisende in das Amazonasgebiet. Sie suchte eine Begleitung für das Amazonasgebiet, denn Reisen dorthin waren sehr aufwendig und kräftezehrend.
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Expeditionen Paul und Fritz Sarasin sind in den 1880er Jahren bis 1896 immer wieder in Ceylon, heute Sri Lanka, und Celebes, heute Sulawesi, auf Forschungsreisen. Ihre Expeditionen wären ohne Diener und Träger nicht zu bewältigen.
Interview mit Alexander Brust
Aber die Realität sieht anders aus: Illegale Siedlungen werden gefördert, indigene Territorien werden nicht geschützt und die Anerkennung von Landrechtsansprüchen wurde ausgesetzt. Die aktuelle Situation der Ka’apor ist leider ein Beispiel für viele indigene Territorien. Sie leiden unter der Invasion durch Goldsucher, Fischer, Jäger, Holzfäller und unter illegalen Landbesetzungen durch Siedler. Gleichzeitig befinden sich viele Territorien in einer Art Würgegriff: Der Wald ausserhalb ist häufig bis an die Grenzen abgeholzt, die Pestizide der Landwirtschaft und die zum Schürfen notwenigen Chemikalien vergiften die Flüsse oder Staudammprojekte graben einen Grossteil des Wassers ab. Anita Guidi und Armin Caspar im Amazonas
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Pro Natura 1909 gründen Vertreter der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft den Schweizerischen Bund für Naturschutz (SBN) – heute Pro Natura –, um die Idee eines Nationalparks in der Schweiz zu verwirklichen. Foto: Museum für Gestaltung, Zürich, Plakatsammlung, ZHDK
Fotograf unbekannt, ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv, Dia 282-1899 / CC BY SA 4.0 0285
Die Sarasins Paul und Fritz Sarasin zählen zu den einflussreichsten Naturforschern ihrer Zeit. Sie erhalten zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften. Im Bild: Paul und Fritz Sarasin sowie Leopold Rütimeyer, Professor für Medizin, 1908. Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 924a = 2.1b
Grossbürger Paul Sarasin Paul Sarasin wird 1856 in eine wohlhabende grossbürgerliche Basler Familie geboren. Es ist eine Welt, in der die Söhne selbstverständlich eine gute Ausbildung erhalten und die Welt bereisen können. Nach seinem Studium der Medizin und Zoologie zieht es Paul zusammen mit seinem Cousin zweiten Grades, Fritz Sarasin, nach Ceylon, heute Sri Lanka, zur Feldforschung. Ab 1893 reisen sie wiederholt auf die Insel Celebes, damals Teil des niederländischen Kolonialreichs. Heute heisst die Insel Sulawesi und gehört zu Indonesien. Die beiden Cousins interessieren sich für geologische, geografische und anthropologische Grenzverläufe zwischen Asien und Australien. Obwohl sie aus der Schweiz kommen, die selbst nie Kolonialmacht war, profitieren die jungen Forscher auf mehreren Ebenen von den Kolonialmächten: Dank des Familienvermögens, aus der Seidenband- und Baumwollweberei erwirtschaftet, eng mit kolonialen Import- und Absatz-
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märkten verflochten, sind sie finanziell unabhängig. In den niederländischen Kolonien bekommen sie Unterstützung der lokalen Kolonialverwaltung, die ihnen zu sieben Expeditionen durchs Hochland der Insel verhilft. Die Lebensweise der Kolonialisten ist ihnen anfangs nicht fremd: In kolonialer Manier erjagen sie beispielsweise in Ceylon eine Elefantendame, deren Junges sie dem Basler Zoo schenken. Miss Kumbuk, wie das Jungtier genannt wird, wird in den 1880er Jahren zu einer der Hauptattraktionen. Ganz der Zeit verhaftet sind die beiden Cousins auch an Rassenmerkmalen interessiert – so fotografierten und vermessen sie die «Toalas», eine Bevölkerungsgruppe in Celebes. Zurück in Basel 1896 wird ihr neues Haus, das Faesch’sche Haus, zum naturwissenschaftlichen Hotspot. Die beiden Cousins werden zu den einflussreichsten Naturforschern der Schweiz. Sie besetzen Schlüsselpositionen in wissenschaftlichen Gremien und erhalten zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften. Sie veröffentlichen Forschungsergebnisse, arbeiten mit Universitäten zusammen, gründen das Völkerkundemuseum und das Naturhistorische Museum Basel, das sie zeitweise auch als Direktoren führen. 1906 wird Paul Sarasin der erste Präsident der neuen Naturschutzkommission. Zusammen mit seinem Vetter Fritz und dem Gymnasiallehrer Stefan Brunies kommt er zur Überzeugung, auch in seiner Heimat müsse ein Reservat der Natur Gestalt annehmen. Ein Schweizerischer Nationalpark in einem Gebiet, in dem Wälder, Flora und Fauna in hohem Mass bedroht sind, scheint ihm ein probates Mittel, der fortschreitenden zivilisatorischen Bedrohung und Zerstörung Einhalt zu gebieten. Pascale Meyer
Der Nationalpark auf dem Titelblatt Eine Sondernummer der 1911 gegründeten Schweizer Illustrierten Zeitung widmet sich am 13. August 1914 dem neu eröffneten Nationalpark. Foto: Schweizerisches Nationalmuseum
Koloniale Vergangenheit Bevor sich die Cousins Paul und Fritz Sarasin dem Naturschutz in der Schweiz verschreiben, gehen sie 1899 in Celebes auf Grosswildjagd. Das Elefantenjungtier wird dem Basler Zoo überbracht. Fotograf unbekannt, ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv, Dia 282-1899 / CC BY SA 4.0
Pioniere für den Schweizer Wald im 19. Jahrhundert: Johann Wilhelm Coaz und Paul Sarasin
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Mit bemerkenswerter Weitsicht setzen sich sowohl Coaz als auch Sarasin für einen nachhaltigen Naturschutz ein. Aus heutiger Sicht wirkt dieses Anliegen modern, damals entspringen sie einem konservativ-modernisierungskritischen Geist. Gegner sind beispielsweise die Sozialdemokraten: Der Krieg und drängende soziale Probleme bringen sie dazu, sich im Parlament gegen die Gründung eines Nationalparks auszusprechen. Wald- und Naturschutz stehen noch längst nicht auf der Agenda von Politikern. Es wird noch rund 60 Jahre dauern, bis eine ökologische, grüne Bewegung auch die Schweiz erfasst. Hingegen können bürgerliche Politiker der Idee der Gründung eines Nationalparks einiges abgewinnen: Als patriotischer Akt, Form des Heimatschutzes und aus staatsideologischen Gründen unterstützen sie das Anliegen und verhelfen damit dem Nationalpark, heute unbestritten und äusserst populär, zum Durchbruch. Die Biografien von Coaz und Sarasin sind durchdrungen vom Gedanken des Schutzes der natürlichen Umwelt. Trotz Rückschlägen, die beide zeitlebens immer wieder hinnehmen müssen, sind sie eigentliche Umweltpioniere, ohne dass dieses Prädikat in dieser Zeit zu vergeben gewesen wäre. Pioniere nicht im heutigen Wortsinn, sondern aus dem Geiste einer konservativ-religiösen Warte: Naturschutz aus Respekt vor der Schöpfung und Verantwortungsbewusstsein des «weissen Mannes über den Planeten». Eine «grüne Ideologie» ist im 19. Jahrhundert also noch keineswegs salonfähig – kein Parteipolitiker, weder links noch rechts, kann damals erahnen, wie stark der Umweltschutz dereinst die Parteiprogramme prägen wird. Und das, obwohl die globale Umweltzerstörung die Erde damals bereits aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Pascale Meyer
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Herausgegeben vom Schweizerischen Nationalmuseum
Wälder und ihre vielfältige Nutzung als Rohstoffquelle wie auch ihre überragende Bedeutung für das Klima sind ein äusserst aktuelles Thema
Mit Beiträgen von Alexander Brust, Noëmi Crain Merz, Monika Gisler, Erwin Koch, Stephan Kunz, Hans Lozza, Daniel Maynard, Pascale Meyer, Ursula und Verena Regehr, Andreas Spillmann, Isabel Zürcher und Stefan Zweifel
Das Buch bietet eine neue, themenübergreifende Kulturgeschichte des Waldes Betrachtet insbesondere auch den Wald als künstlerisches Motiv mit Beispielen von der Romantik bis zur Gegenwart
Gestaltet von Groenlandbasel Gebunden ca. 128 Seiten, ca. 80 farbige Abbildungen 20 × 29,5 cm 978-3-03942-061-2 Deutsch
Sorgfältig gestaltet und reichhaltig illustriert mit aussergewöhnlichen Wald-Darstellungen Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung im Landesmuseum Zürich (18. März bis 17. Juli 2022)
sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im März 2022 ISBN 978-3-03942-061-2
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Im Wald Eine Kulturgeschichte
Im Wald. Eine Kulturgeschichte beleuchtet den Wald als Natur- und Kulturraum aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Expertinnen und Experten diverser Fachrichtungen zeichnen die Darstellung des Waldes in bildender Kunst und Literatur nach, fragen nach der Bedeutung der Wälder für das Weltklima und erzählen die Geschichte der Nutzung und der Bewirtschaftung des europäischen Waldes. Naturschützer wie Paul Sarasin und Johann W. Coaz, die sich im 19. Jahrhundert in der Schweiz für Nach haltigkeit und den Schutz der Wälder engagiert haben, sind dabei ebenso zentral wie Bruno Manser, Armin Caspar oder Anita Guidi, Schweizer Aktivistinnen und Akti visten des 20. Jahrhunderts, die sich international für die Erhaltung der tropischen Regenwälder und die Rechte der dort lebenden indigenen Bevölkerung einsetzten. Ein wesentlicher Teil des Buches, das anlässlich einer Ausstellung im Landesmuseum Zürich im Frühjahr 2022 erscheint, befasst sich mit Kunst: mit jener von europäischen Künstlerinnen und Künstlern seit der Romantik ebenso wie mit zeitgenössischen Wer ken von indigenen Malern aus Paraguay, aus der akut von Zerstörung und Kolonisie rung bedrohten Region des Gran Chaco. Das Schweizerische Nationalmuseum vereint die drei Häuser Landesmuseum Zürich, Château de Prangins und das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz sowie das Sammlungszentrum in Affoltern a.A. Die Museen präsentieren Schweizer Geschichte von den Anfängen bis heute.
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Stein gewordene Zeit: Hans Pielers faszinierende Fotografien von Sternwarten und Tempelbauten
Herausgegeben von Hubertus von Amelunxen und Ali Ghandtschi
Präsentiert erstmals rund 100 Aufnahmen aus Hans Pielers gross angelegter Fotostudie zu Kalenderbauten als ganzseitige Reproduk tionen
Fotografien von Hans Pieler, Texte von Hubertus von Amelunxen, Ali Ghandtschi und Hermann Kern
Zeigt Architekturen der Zeit wie z.B. Jahrtausende alte Sternwarten und Tempelbauten auf vier Kontinenten in atemberaubenden Fotografien
Gestaltet von Megi Zumstein Gebunden ca. 240 Seiten, ca. 140 farbige und sw Abbildungen ca. 24,4 × 2,4 cm 978-3-03942-088-9 Deutsch / Englisch
Die aufwendig reproduzierten Fotografien werden von erklärenden Texten zu den gezeigten Bauten und zu Hans Pielers fotografischem Werk begleitet
ca. sFr. 65.– | € 58.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-03942-088-9
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Hans Pieler Architekturen der Zeit
Seit Tausenden von Jahren haben Menschen sogenannte Kalenderbauten errichtet: Ge bäude, die als Sonnenuhren der Zeitmessung dienten oder für astronomische Berech nungen verwendet wurden. Zu den bekanntesten gehören die Pyramiden von Gizeh, die Tempelbauten auf Malta, die Sonnenuhr des Kaisers Augustus auf dem Marsfeld in Rom oder die frühesten Sternwarten in Korea, Bagdad, Kairo oder Samarkand. Die älteste Sonnenuhr datiert von etwa 6000 v. Chr. und wurde erst vor zwanzig Jahren im ägyptischen Nabta entdeckt. Der Berliner Fotograf Hans Pieler (1951–2012) hat sich diesen Kalenderbauten in um fassender Weise verschrieben. In einem gross angelegten, über fünfzehn Jahre dauern den fotografischen Projekt bereiste Pieler die Welt auf der Suche nach solchen ZeitStätten, studierte sie und hielt zahlreiche von ihnen in eindrücklichen Fotografien fest. Sein Interesse galt dabei sowohl der Architektur und ihrer besonderen Kodierung durch die jeweilige Kultur wie auch der Theorie der Fotografie, der allegorischen Bildzeit. Durch Pielers frühen Tod 2012 blieb das faszinierende Projekt unvollendet. Nun wird es in Form eines Buchs doch noch der Öffentlichkeit vorgestellt: Durch die wichtigsten Aufnahmen aus dem Nachlass und einordnende Texten wird diese fotografische Studie über Architekturen, deren Sinn und Ausrichtung in der steinernen Abbildung von Zeit liegt, erlebbar. Hubertus von Amelunxen ist Fotohistoriker, Medienwissenschaftler und Herausgeber zahlreicher Bücher. Er war Präsident der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig sowie der European Graduate School. Ali Ghandtschi ist ein Berliner Fotograf mit Schwerpunkt Porträtfotografie. Er verwaltet den Nachlass Hans Pielers.
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Der stete Wandel von Landschaften und Städten in neuen Fotografien von Georg Aerni
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Sights & Signs Fotografien von Georg Aerni 978-3-85881-320-6 Deutsch / Englisch ISBN 9783858813206 sFr. 120.– | € 120.–
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Herausgegeben von Peter Pfrunder und Nadine Olonetzky
Georg Aerni zählt zu den heraus ragenden Schweizer Fotografen der Gegenwart
Mit Texten von Sabine von Fischer, Nadine Olonetzky und Peter Pfrunder
Das Buch stellt mit rund 170 Ab bildungen Georg Aernis kontinuierliches Schaffen der letzten zehn Jahre umfassend vor
Gestaltet von Hanna Williamson-Koller
Begleitpublikation zur gleichnamigen Einzelausstellung von Georg Aerni in der Fotostiftung Schweiz (11. Juni bis 30. Oktober 2022)
In Zusammenarbeit mit der Fotostiftung Schweiz und Codax Publisher Klappenbroschur 192 Seiten, 166 farbige Abbildungen 24 × 34 cm 978-3-03942-074-2 Deutsch / Englisch ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im Januar 2022
ISBN 978-3-03942-074-2
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Georg Aerni – Silent Transition Neue Arbeiten
Transformationsprozesse stehen in Georg Aernis neuen Fotografien im Zentrum: Der Schweizer Fotograf und Künstler zeigt Plastiktreibhäuser, die sich für die landwirt schaftliche Massenproduktion ganze Landstriche einverleibten, Wohnhäuser, die ohne Baumaschinen und buchstäblich ohne Lärm am Stadtrand aus dem Boden gestampft wurden. Aber auch Olivenbäume, die über Jahrhunderte zu charaktervollen Gestalten heranwuchsen, Kletterpflanzen, die zwischen Hochhäusern und Autobahnen Rest flächen erobern, und mächtige Felswände, an denen die Erosion nagt. In einer für Aernis Werk typischen Verschmelzung von Kunst und Dokumentation macht Georg Aerni – Silent Transition die Spuren der Veränderung zum Gegenstand einer kontem plativen Betrachtung – und stellt gleichzeitig brisante Fragen: zu unserem Umgang mit natürlichen Ressourcen; zu gesellschaftlichen Hintergründen von unkontrolliert wachsenden Städten; zur Erneuerungskraft der Natur. Gut zehn Jahre nach Erscheinen der ersten Monografie Sites & Signs zeigt dieses neue Buch Aernis kontinuierliche Fortführung seiner künstlerischen Arbeit mit zahlreichen Einzelbildern und neuen Serien. Die Auswahl von rund 170 farbigen Fotografien wird eingeführt durch Texte von Peter Pfrunder und Nadine Olonetzky und kommentiert mit einem Essay von Sabine von Fischer. Georg Aerni, geboren 1959 in Winterthur, studierte Architektur an der ETH Zürich, arbeitete bis 1992 als Architekt und wandte sich dann der Fotografie zu. Er lebt in Zürich. Peter Pfrunder ist Direktor der Fotostiftung Schweiz. Nadine Olonetzky ist Autorin und Projektleiterin im Verlag Scheidegger & Spiess.
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Dokumentarische Haltung (2004)
«Was hat sich denn verändert in all den Jahren? Ich weiss es nicht … Das ist die Veränderung. Wenn ich früher immer was zu sagen wusste, so sag’ ich heut’: Ich weiss es nicht. Wenn mich einer fragt: was machst du denn so? – ich weiss nicht. Und wie geht’s weiter? – ich weiss es nicht. Manchmal weiss ich nicht einmal, ob mir ein Film gefallen hat, oder ein Buch, oder ein Mensch …» So weit ein Zitat aus dem Hans im Glück – Drei Versuche, das Rauchen loszuwerden (2003). Da dieser Film recht ungebrochen meine aktuelle «Haltung» zum Ausdruck bringt, lässt sich denken, dass ich hier keine grossen Thesen oder Manifeste zum Besten geben werde. Vielmehr erwünsche ich mir für das eigene Schaffen eine möglichst radikale Offenheit, vor allem aber die Energie, nie den Mut zu verlieren zur Hinterfragung der eigenen Position – unter welchen Umständen auch immer. Un-Ruhe und Un-Sicherheit halte ich für einen kreativeren Zustand als professionelle Routine und abgeklärte (Selbst-)Sicherheit. Dementsprechend mag ich das Experiment – nicht als Neu-Erfindung der filmischen Mittel, sondern als eine bestimmte Versuchsanordnung, innerhalb derer sich ein Film möglichst frei entwickeln kann. Ich verstehe die Arbeit an einem Film (vor allem den Dreh) als eine sehr persönliche Situation, als eine Episode des Erfahrungen-Sammelns, zuweilen auch als ganz bewusstes Risiko. Das macht es oft schwierig, Geldgeber für ein Projekt zu gewinnen – es sei denn, diese sind bereit, Risiken mit einzugehen, weil sie meine Neugierde teilen oder weil sie akzeptieren können, dass zu einem Versuch auch das Scheitern gehört. Oder sie kennen die Erfahrung, dass im Scheitern mehr Erkenntnis- (und Unterhaltungs-)wert liegen kann als im wunschgerechten Ablauf eines gegebenen Plans, dem sogenannt gelungenen Versuch. Am Anfang eines neuen Kino-Films steht für mich meist weniger eine 232
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Kick That Habit: [1] Werbematerial [2, 3] Drehskizze Gondel [4, 5] Am Set, Rohschnitt-Inventarlisten [6, 7 ] Filmstills 126
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Eine Ausnahmeerscheinung des europäischen Films
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Peter Liechti – Dedications 978-3-85881-500-2 Deutsch 978-3-85881-776-1 Englisch ISBN 978-3-85881-500-2 ISBN 978-3-85881-776-1 sFr. 39.– | € 38.– 128
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Herausgegeben von Hannes Brühwiler und David Wegmüller
Die erste umfassende Monografie über den bedeutenden Schweizer Filmemacher und Autor Peter Liechti
Mit Beiträgen von Hannes Brühwiler, Lukas Foerster, Heike Geissler, Benjamin Heisenberg, Michael Sicinski, Gina Telaroli, David Wegmüller und Wu Wenguang
Bietet mit Beiträgen internationaler Autorinnen und Autoren vielfältige Perspektiven auf Liechtis filmisches und schriftstellerisches Werk Präsentiert reichhaltiges und teilweise bislang unveröffentlichtes Material aus dem Nachlass von Peter Liechti
Gestaltet von Gabi Adébisi-Schuster Broschur ca. 288 Seiten, ca. 200 farbige Abbildungen 16,5 × 23,5 cm 978-3-03942-080-3 Deutsch
Die Auswahl der Aufsätze ist bewusst spielerisch, eher akademische Texte stehen neben sehr persön lichen Essays, einem Sehtagebuch und einen Bildessay
ca. sFr. 39.– | € 38.–
Mit einer beschreibenden und kommentierten kompletten Filmografie Peter Liechtis
ISBN 978-3-03942-080-3
Erscheint im Mai 2022
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Peter Liechti Personal Cinema
Der Filmemacher und Autor Peter Liechti (1951–2014) war ein Virtuose der Wort- und Bildkomposition, der scharf denkend und humorvoll Menschen, Orte und Landschaf ten befragte und dabei stets seine künstlerische Unabhängigkeit verteidigte. Seine Filme, darunter Werke wie «Signers Koffer», «Hans im Glück» oder «Vaters Garten», wurden weit über die Grenzen der Schweiz hinaus rezipiert und vielfach ausgezeichnet. Sein radikal subjektives Schaffen, mutig und zumutend zugleich, macht ihn zu einem prägenden Vertreter des internationalen «personal cinema». Diese erste Monografie über diesen herausragenden europäischen Dokumentaristen bietet einen Überblick über sein Gesamtwerk. Sie weitet den Blick auf seine filmische und literarische Arbeit und situiert diese im internationalen Kontext. Mit einer offen essayistischen Herangehensweise treten die Autorinnen und Autoren der Beiträge in den Dialog mit Liechtis eigener (Film-)Sprache: Formal stringent und gleichzeitig spielerisch nähern sie sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln seinem Werk. Ausge wählte Texte sowie Bilder, Fotos und Fundstücke aus dem Nachlass Liechtis werden hier zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht. Der Band erschliesst so das Werk eines aussergewöhnlichen Filmmenschen und zugleich ein bedeutendes Stück Schweizer Filmgeschichte. Hannes Brühwiler ist Filmkurator und Autor in Berlin. Seit 2005 kura tiert er Retrospektiven und thematische Filmprogramme für Kinos und Festivals. Er ist Redaktor der Filmzeitschrift Revolver und Herausgeber des Sammelbandes The Sound of Fury. Hollywoods Schwarze Liste. David Wegmüller ist seit 2006 bei den Solothurner Filmtagen in verschiedenen Funktionen tätig, u.a. als Redaktor und Programmverantwortlicher.
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Befreiung von der Form
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1907–1915
Augusto Giacometti, San Francesco, 1913-1914 Mosaik, 190 x 151 cm
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Juni nahm die Delegiertenversammlung auf dem Gurten-Kulm bei Bern von seiner Kandidatur Kenntnis, worauf ihn die Generalversammlung am darauffolgenden Tag unter Präsident Ferdinand Hodler akzeptierte. Während er die Qualität der nationalen Malerei bereits von seinen zahlreichen Ausstellungsteilnahmen her kannte, konnte er nun sein Auge für die Machtverhältnisse in der Schweizer Kunstszene schärfen. Neben Hodler sollten Kunstschaffende wie Albert Silvestre oder Sigismund Righini auf Augusto Eindruck ausüben. Eine Sektion Graubünden gab es damals nicht, diese wurde erst am 1. September 1936 gegründet. So schloss sich Augusto der Tessiner Sektion an, welche ihn im Mitgliederverzeichnis vom August 1910 als «pittore e professore all’Accademia internazionale di Belle Arti, Firenze» listete. Fünf Jahre später, kurz vor seiner Abreise aus Italien, hatte Augusto das Amt des Präsidenten der neu gegründeten Sektion Florenz inne. Joseph Zbinden und Eugen Amman waren seinerzeit ebenfalls im Vorstand. Ab 1917 gehörte Augusto dann der Zürcher Sektion der G.S.M.B.u.A. unter dem Vorsitz von Righini an. #36 Aus Florenz schrieb Augusto Sigismund Righini (1870-1937) in seinem Zürcher Atelier, um 1912 Ende Juni 1910 noch einen Brief an Kestranek, der seinerseits angekünkeine Kleinlichkeit. Vielleicht muss digt hatte, im nächsten Winter für man auch eine andere Art zu kämpfen einige Monate in Florenz zu weilen, anwenden, vielleicht muss man wirkworüber sich Augusto zu freuen schien: lich nur durch die eigene Arbeit wirken, «Ich glaube das beste wäre es, wenn entweder durch Gemaltes oder durch Sie hier im Herbst ein Atelier nehmen Geschriebenes oder durch beides würden. Glauben Sie nicht auch? Darin zusammen. müsste es dann Funken geben! Was Den Einfluss der lebendigen Sie von dem unmöglichen Posten in Persönlichkeit also ganz ausschalten Wien sagen, begreife ich eigentlich und ihn nur in einem engen Kreis schon. Vielleicht kann das ein einzelner von Freunden wirken lassen. EigentMensch überhaupt nicht. Ein ganzer lich sich ganz zurückziehen und dann Berg muss gehoben werden. Und es ist fleissig sein. Und das kann man eben
Augusto Giacometti, Selbstbildnis, um 1910 Öl auf Leinwand, 34.0 x 25.0 cm
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die Ausführung brauchte ich anderthalb Monate, was ganz gut ist. Nun lasse ich es fotografieren. Im April wird es in Zürich ausgestellt und geht anschliessend nach Küsnacht an seinen Platz. Es ist enorm schwer geworden. Mit der Kiste und allem wird es 3 Doppelzentner wiegen.» #92 Augusto hatte sich darum bemüht, sein Werk vor der Übergabe an die Riklins noch im Kunsthaus Zürich auszustellen. Ende Januar hatte er hierfür Wilhelm Wartmann, den Sekretär der Zürcher Kunstgesellschaft, kontaktiert: «Hiermit möchte ich Sie ergebenst anfragen, ob ich in der Märzserie im Kunsthaus mit einem Mosaik vertreten sein könnte. Das Mosaik wurde von mir ausgeführt, ist unverkäuflich und wird in ein Privathaus in Küsnacht bei Zürich zu stehen kommen. Das Werk stellt dar: ‹Die Predigt des hl. Franziskus an die Vögel›. Die Grösse ist 189 x 150 cm.» Über die Fertigstellung des Mosaiks infiormierte Augusto auch Sophia Riklin: «Das Mosaik ist also vollendet. Hansli hat es Ihnen schon geschrieben. Er zeigte mir den Brief den er Ihnen sandte. Ich glaube das Mosaik ist gut. Wenigstens habe ich grosse Freude daran. Es glitzert und funkelt und von jeder Stelle sieht es anders aus. Die Sache ist folgende. Die meisten modernen Mosaiken sind, obwohl von Künstlern entworfen, doch immer von einer Fabrik oder von einer Manufaktur ausgeführt worden. Und desshalb sehen sie alle so kalt und leer und korrekt aus. Es ist wirklich so als ob man bei einem Aquarell den Umriss der Bäume der Häuser u.s.w. eigenhändig zeichnen würde, man nachher aber das Blatt einem Handwerker geben würde mit der Weisung die Sache in Farben zu setzen also das eigentliche Aquarell zu malen! Die eigentliche Technik des Mosaiks hat mich ganz an Aquarell
Befreiung von der Form
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Augusto Giacometti, Im Bergell bzw. Aus unserm Fenster, 1892. Im Sommer 1892 malte Augusto die Landschaft westlich seines Elternhauses, mit Blick auf die Quartiere Mulin und Palü, dem Auenwald der Maira und dem Hügel La Mota mit der Kirche San Pietro / Aquarell auf Papier, 25 × 33.5 cm
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erinnert. Es ist dieselbe Feinheit und dieselbe Entschlossenheit die entscheidet. Die Menschen die im Mosaik nur eine Geduldsprobe sehen, haben natürlich die Sache gar nicht erfasst. Einen Wunsch habe ich gehabt und den habe ich begraben. Ich wollte Sie bitten mir einen alten, goldenen Familienring zu geben oder mir eine alte goldene Kette zu geben die lange in Ihrer Familie war, um die Sachen in’s Mosaik zu legen. Man hätte die Sachen kaum gesehen unter den vielen Steinen, ein Fremder hätte sie nicht entdeckt, nur Ihre Familie hätte gewusst, dass die Sachen darin sind. Fein wäre das gewesen. Ich erzählte das dem Hansli, er fand den Wunsch bizzarr und krankhaft und so habe ich geschwiegen. Im Grunde ist der Wunsch wohl nur ein Opfer. Wenn der goldene Ring und wenn die Kette darin wären, im Mosaik, dann könnte man ganz ruhig den Blitzableiter von Ihrem Dach abnehmen. Er hätte keinen Sinn mehr. In der Aprilserie wird also das Mosaik im Kunsthaus ausgestellt. Ich wollte es schon im März ausstellen, aber man hat keinen Platz mehr. Ich hätte mich für März viel früher anmelden sollen und das wollte ich nicht weil die Arbeit nicht fertig war. Denken Sie, Ihr Kissen findet viele Bewunderer. Alle Menschen die zu mir kommen schauen sofort hinüber: ‹Ist das unter Ihrer Leitung entstanden? Das passt ausgezeichnet zu Ihren Bildern.› Zwei Herren von der Sezession in Rom sagten: ‹Nächstes Jahr können Sie einen eigenen Saal verlangen und auch solches (Kissen) ausstellen.› Ich muss immer erklären, dass Sie Frau Dr. Riklin sind, die Gemahlin des Besitzers des Mosaiks. Dann muss ich immer die Farbenskizze Ihrer Halle zeigen und alles erklären.» Tatsächlich stellte Augusto auch an der zweiten Esposizione Internazionale d’Arte della Secessione in Rom im Jahr 1914 seine Werke Maria Stona (1861-1944) und ihre Tochter Helene Scholz mit drei Begleitern (undatiert)
Kunstgewerbeschüler
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Gertrud Escher (1875-1956), Augustos erste Liebe (um 1895)
1894–1897
bleibt nichts anderes übrig, als ihr eines zu geben.» Mit einem Brief ausserhalb ihrer regulären Korrespondenz bat Augusto Ende Februar 1896 seine Eltern, ihm die Antologia della prosa italiana zu senden, die auf dem Estrich sei. Er erhielt das Buch zusammen mit 5 Franken und bedankte sich dafür. «Ein Fräulein, das mit mir zur Schule geht, erzählte mir, dass sie mit der Post über den Maloja und durch das Bergell gereist sei und das Tal sehr schön fand!», heisst es dann in einem Brief Mitte August. Vermutlich handelt es sich auch hierbei um Gertrud Escher, Anfang Februar 1897 informierte er dann die Eltern über seine Paris-Pläne: «Fünf von uns wollen in die Grande Nation weiterziehen und wir müssen jetzt alle viel arbeiten, damit wir für
Die grosse Gesamtdarstellung von Leben und Werk dieses Pioniers der Abstraktion und der modernen Glas- und Wandmalerei
Augusto Giacometti, Dekorationsentwurf mit Lilien und Heuschrecken, 1896 / Gouache auf Papier, 37.4 x 54 cm
Weiterhin lieferbar:
Befreiung von der Form
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die dortigen Prüfungen gut vorbereitet sind. Vier von uns machen die Prüfung für das Zeichenlehrerpatent: ein Stampeser, ein St. Galler, ein Österreicher und ein Schwyzer aus Einsiedeln.» Kurz vor Schuljahresende teilte er dann mit: «Ihr fragt, ob ich etwas für Paris brauche. Nein, ich glaube nicht. Höchstens eine Hose für alle Tage aus Köper oder aus einem anderen dunklen Stoff. Die Schule endet hier am 4. April und ich hoffe, die drei Ferienwochen bis circa zum 25. April bei Euch verbringen zu können. Wenn nur die Prüfung schon vorbei wäre! Sie dauert die ganze letzte Märzwoche und je acht Stunden pro Tag. Es gibt zwei Patente, ein erstes und ein zweites.» Er schrieb, sie müssten nun «angemessen arbeiten.» Den Brief unterzeichnete Augusto mit «schwarz gekleideter Zeichenlehramtskandidat in Zürich». Augusto bestand die Prüfung und verbrachte im April 1897 einige Wochen in Stampa, bevor er nach Paris aufbrach.
1907–1915
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Augusto Giacometti, Der Sozialist, 1911 Öl auf Leinwand, 36 x 32 cm
Augusto Giacometti, Herbst, 1911 Öl auf Leinwand, 69.5 x 97.5 cm
Augusto Giacometti Wege zur Abstraktion 978-3-03942-052-0 Deutsch sFr. 49.– | € 48.– ISBN 978-3-03942-052-0
Immer nur das Paradies Augusto Giacometti Die Tagebücher 1932–1937 978-3-85881-684-9 Deutsch ISBN 978-3-85881-684-9 sFr. 49.– | € 48.–
Augusto Giacometti, Kornblumen und Nelken, 1910 Öl und Bleistift auf Textil, 48.5 x 65 cm
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Herausgegeben von der Fondazione Centro Giacometti, Stampa
Augusto Giacometti zählt als Pionier der abstrakten Malerei und der modernen Glas- und Wandmalerei zu den herausragenden Figuren der Schweizer Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts
Gestaltet von Iza Hren 2 Bände, gebunden in Schuber ca. 860 Seiten, ca. 480 farbige und sw Abbildungen 17 × 24 cm 978-3-03942-077-3 Deutsch
Erste umfassende Darstellung von Leben und Gesamtwerk Augusto Giacomettis Basiert auf langjähriger Erforschung und Auswertung bisher weitgehend unveröffentlichter Schriften und Briefe sowie von Tagebuchaufzeichnungen Augusto Giacomettis
ca. sFr. 99.– | € 85.– Erscheint im Mai 2022 ISBN 978-3-03942-077-3
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Bietet völlig neue Einblicke in Augusto Giacomettis künstlerische Tätigkeit, sein Denken und Fühlen und in sein weit verzweigtes Beziehungsnetz
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Ausgewählte Beurteilungen des Wirkens von Augusto Giacometti durch Zeitgenossen stellen sein Werk und seine kunstpolitische Tätigkeit in den Kontext seiner Zeit
Marco Giacometti
Augusto Giacometti In einem förmlichen Farbentaumel. Die Biografie Über den Schweizer Maler Augusto Giacometti (1877–1947) existiert wohl einige Lite ratur, eine umfassende Biografie findet sich darunter aber bislang nicht. Der Künstler hat selbst zwei autobiografische Bücher geschrieben. Sie sind jedoch idealisierte Lebens erzählungen eines arrivierten Künstlers, bewusst unvollständig und ohne Quellenan gaben, und sie datieren beschriebene Ereignisse spärlich und gar unkorrekt. Die Lücke wird nun durch dieses grossformatige, zweibändige und reichhaltig illus trierte Werk geschlossen. Es ermöglicht zum ersten Mal Schritt für Schritt die Entwick lung von Augusto Giacomettis Arbeit zu verfolgen und bietet Einblick in sein Denken, seine Ansichten und Gefühle beim Betrachten, Komponieren und Malen. Zudem stellt es sein weit gespanntes Beziehungsnetz dar und geht auch auf sein Wirken als Kultur politiker ein. Einleitende und erläuternde Texte des Autors werden ergänzt durch kontextualisierte, chronologisch geordnete Originalzitate Augusto Giacomettis und von Menschen seines Umfeldes. Das Buch basiert auf jahrelanger Erforschung und Auswertung von mehr als 900, zum grossen Teil bisher unveröffentlichten Schriften des Künstlers sowie seiner Tagebucheinträge aus den 1930er-Jahren. Eine vollständige Liste seiner Ausstellungen zu Lebzeiten und ein kommentiertes Personenverzeichnis runden das Werk ab. Marco Giacometti, geboren 1960, entstammt der Bergeller Künstlerfamilie. Nach dem Studium der Veterinärmedizin war er als forschender Tierarzt, Privatdozent und Wildtierexperte in der Schweiz und Wien tätig. Derzeit lehrt er an der Bergeller Sekundarschule in Stampa und leitet das dortige Centro Giacometti.
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Eine neue Studie zu Segantinis Alpen-Triptychon
Weiterhin lieferbar in der Reihe Schlüsselwerke der Schweizer Kunst:
Angelika Affentranger-Kirchrath Franz Gertsch – Rüschegg 978-3-85881-663-4 Deutsch / Englisch ISBN 978-3-85881-663-4 sFr. 29.– | € 29.–
Walburga Krupp Sophie Taeuber-Arp – Equilibre 978-3-85881-662-7 Deutsch / Englisch ISBN 978-3-85881-662-7 sFr. 29.– | € 29.–
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Oskar Bätschmann Paul Klee – Ad Parnassum 978-3-03942-011-7 Deutsch / Englisch ISBN 978-3-03942-011-7 sFr. 29.– | € 29.–
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Herausgegeben von Angelika Affentranger-Kirchrath
Giovanni Segantinis Alpen-Triptychon Werden – Sein – Vergehen ist ein Hauptwerk des Symbolismus
Gestaltet von Arturo Andreani
Gibt Einblick in die bewegende Entstehungsgeschichte von Giovanni Segantinis Schlüsselwerk
Gebunden ca. 160 Seiten, ca. 50 farbige Abbildungen 21,5 × 25 cm 978-3-03942-072-8 Deutsch / Englisch
Basiert auf umfassender Forschung und Auswertung bislang noch nie berücksichtigter Quellen
ca. sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-03942-072-8
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Juerg Albrecht
Giovanni Segantini La Vita – La Natura – La Morte Schlüsselwerke der Schweizer Kunst
Giovanni Segantinis drei Gemälde Werden – Sein – Vergehen (La vita – la natura – la morte) von 1898/99 verraten auf den ersten Blick nichts von ihrer ebenso komplexen wie spannenden Vorgeschichte. Ursprünglich für die Pariser Weltausstellung von 1900 als gigantisches multimediales «Alpensymphonie»-Panorama von 220 Metern Länge und 20 Metern Höhe geplant, sah sich Segantini schon bald aufgrund mangelnder finanzieller Mittel gezwungen, sein Werk auf drei rein bildnerische Hauptgemälde zu reduzieren. Als er 1899 noch während der Arbeit daran verstarb, hinterliess er ein unvollendetes Triptychon, das «den Geist der Natur, des Lebens und des Todes» in sich tragen solle. Der Kunsthistoriker Juerg Albrecht begibt sich in dem Band auf die Spuren von Segan tinis monumentalem Schlüsselwerk als eines der letzten programmatischen Kunst werke des Fin de Siècle. Neben seiner Entstehungsgeschichte wird auch der darin visualisierte Kreislauf von Leben und Vergehen erläutert, dessen Ursprung Segantini zeit seines Lebens privat wie schaffend in den Bergen suchte. Juerg Albrecht, geboren 1952, ist Kunsthistoriker und war 1991–2015 Leiter der Abteilung Kunstwissenschaft am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA.
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Bildwelt und Material: Einschneidende Erlebnisse Die erhaltenen Druckstöcke Scherers sind aus ungeschliffenem Arvenholz. Das Holz dieses Nadelbaums, der knapp unterhalb der Gebirgsvegetationsgrenze beheimatet ist, präsentiert sich weite Strecken astfrei und ist leicht zu schneiden. 1918 hatte Kirchner diese Holzsorte bei den Davoser Bergbauern für sich entdeckt und gab diese Vorliebe offensichtlich an Scherer weiter. Die gleichmässige Qualität und leichte Bearbeitbarkeit des Holzes bedeuten jedoch keinesfalls, dass der materielle Widerstand nicht als Bedeutungsträger inszeniert wird: Scherers energische Hiebe mit dem Schnittmesser 8 Hermann Scherer: Der Traum. Blatt 5 der Folge Rodion Raskolnikoff nach Dostojewski Holzschnitt, Platte: 33 x 27,7 cm, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1925.27.5, Ankauf April 1925
3 Ernst Ludwig Kirchner, Der Berg, 1924 Holzschnitt, Platte: 84,5 � 54,5 cm Berlin, SMPK, Kupferstichkabinett 4 Hermann Scherer, Grosse Berglandschaft, 1924 Holzschnitt, Platte: 84,5 � 54,6 cm Basel, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett, Inv. 1926.50 Geschenk der Erben aus dem Nachlass des Künstlers 1927
17 Kirchner am an 24.8.1924 an Albert Müller (Kirchner [Ed. Delfs] 2010, S. 761, Nr. 1308). 18 So Kirchners Empfehlung mit Blick auf das künstlerische Schaffen Camenischs (Brief an Albert Müller am 12.9.1926 (Kirchner [Ed. Delfs] 2010, S. 1095, Nr. 1764). 19 Vgl. auch Schwander 1999, S. 11. 20 Presler 1996, S. 291 (Skb 97). 21 Das Skizzenbuch läuft in Nachlass unter der Bezeichnung Skizzenbuch schw. 1. 22 De Marsalle 1921, S. 253. 23 Brief an Gustav Schiefler vom 17.3.1927, zit. nach Kirchner (Ed. Henze) 1990, S. 461, Nr. 378. 24 Gercken 2013, S. 23. 25 Zu den Studien nach diesem Aktmodell siehe auch den Aufsatz Martin Schwanders im vorliegenden Band. 26 Vgl. S. ## in diesem Band.
Ähnliches lässt sich bei den Holzschnitten nach gleichem Aktmodell in ähnlicher Pose be-
weiteren Einfluss rückführbar, der bisher in der Forschung nicht explizit artikuliert wur-
obachten. Bei Kirchner ist die sich in voller Grösse aufspannende Pose des Modells bild-
de – der des expressionistischen Stummfilms. Scherers ab Frühjahr 1924 entstandenes
bestimmend. Kelimmuster und Hintergrundschraffen betten sie ein, der ins Bild integrierte
Mappenwerk Rodion Raskolnikoff nach Dostojewski birgt ästhetische Anklänge zum
geschnitzte Ofenpfeiler scheint kommentierend Bezug zu nehmen. Durch den nach hinten
Stummfilm Raskolnikoff (1923), welcher vom 13.-21. März 1924 in Basel zu sehen war.
geneigten Kopf und den geöffneten Mund der Posierenden erhält die Darstellung etwas
Schon der Werbetext, mit dem der Film hier inseriert wurde, fokussiert auf die existen-
Zugängliches und Momenthaftes. Scherer hingegen wählt die harte Setzung: Die Figur ist
zielle Krise des Protagonisten, der als Identifikationsfigur einer ganzen Epoche gelten
angeschnitten, kantige Stege und Chiffren grenzen Körper und das maskenhafte Gesicht
kann: «Raskolnikoff ist ein Film, dessen Held bis zur Unerträglichkeit sich steigernde
eckig ab. Die ungebrochene Fläche der Haare ist weniger rahmend als helmartig. Hinter
Seelenqualen aussteht, schliesslich aber doch zum Seelenfrieden gelangt. Ein Film
5 Hermann Scherer, Stehender Frauenakt mit erhobenen Armen, 1924 Holzschnitt, , Platte: 48 x 29.3 cm / Blatt: Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1926.50.q, Geschenk der Erben aus dem Nachlass des Künstlers 1927
7 Szenen aus dem Film Raskolnikoff (1923) von Robert Wiene
bezeugen eine Dringlichkeit, die mit seinen meist existenzielle Fragen tangierenden Themen – Liebe und Triebhaftigkeit, Einsamkeit und Tod – eine bezwingende Einheit eingehen. Wenn Scherer ein Thema umtrieb, deklinierte er es zunächst wiederholt zeichnerisch, mit an einer an Manie gemahnenden Hartnäckigkeit, in vielen Varianten (Abb. 9). Letztendlich fand dann eine zeichnerische Version Niederschlag auf dem Holzstock selber. Von den in Basel überkommenen Druckstöcken sind einige Seiten nur bezeichneten, aber nicht geschnitten. Die Vorzeichnungen wurden zunächst leicht angedeutet, wurden (s. Abb. S. ## und ##). Auf diese Weise entstand ein Gerüst, welches Spielraum für die konkrete Binnenflächengestaltung während der Ausführung liess. Vor dem Horizont der vielen zeichnerischen Varianten, die Scherer zu einem Thema als Skizzen ausführte, ist die einzige überlieferte Aussage Scherers zum Holzschnitt zu sehen: Im Sommer 1924 berichtet er, dass er mit den Raskolnikoff-Holzschnitten angefangen, dann jedoch wieder damit aufgehört habe und resümiert: «Der Holzschnitt
dem Modell fluchten die Bohlen der Zimmerdecke unvermittelt seitwärts in die Tiefe.
der die Beschauer in steigender Spannung erhält, bis zu dem Augenblick, da sich ein
ist eine Technik, die mir viel Schwierigkeiten machen wird, daher dieses Zaudern.» Mit
Scherers frühe Holzskulptur Mann und Weib, die als Motiv ins Bild integriert ist, ist in der
Seufzer ihrer Brust entringt […].» Insbesondere die panische Mimik des Protagonisten,
Blick auf die vielen frei fluktuierenden Skizzen mit immer gleichem Thema, lässt sich ver-
gleichen Bildsprache gehalten wie das Aktmodell. Der Blick geht über den Betrachter weg
dessen Gesicht oft in Grossaufnahme das Bild füllt, aber auch die schräg verwinkelte
muten, dass die Schwierigkeit, die Scherer zaudern lässt, das Zurückschrecken vor der
ins Weite, die Figur scheint kraftvoll und doch unnahbar. (Abb 5, 6)
Bühnenarchitektur in ihren harten Schlagschatten scheinen Scherer fasziniert zu haben
Festlegung auf eine der möglichen Lösung ist, die das Festeinschreiben ins Holz immer
In der Folgezeit erhöhen sich Abstraktion und formale Dramatik in Scherers Holzschnit-
(Abb.7, 8).
bedeutet. Scherers energische Hiebe ins Holz scheinen aller Unmittelbarkeit zum Trotz
ten: Sei es durch waghalsige Übereckansichten mit in die Tiefe fluchtenden Bildstegen,
Teilweise sind die Szenen erstaunlich eng am Vorbild des Films gehalten (wenn auch
sei es durch die Erhöhung der Kontraste von Schwarz und Weiss-Feldern, die Scherer,
seitenverkehrt im Druck). Dies lässt an die Gepflogenheit, auf Schritt und Tritt zu skizzie-
zunehmend auf Binnengliederung verzichtend, zu kantigen Flächen zusammenfasst.
ren, denken, wie Scherer sie von Kirchner übernommen hatte. Nicht nur das Varieté war
Vor Letzterem warnte Kirchner, sah er doch im «im schattenrissartigen», im «Zusam-
hier, wie zuvor dargelegt, ein Ort, an dem gezeichnet wurde, sondern, wie Paul Came-
menhängen des Schwarzen untereinander» die Gefahr, in die der Holzschnitt gerade
nisch rückblickend erinnert, auch das Kino. Die Ästhetik der Raskolnikofffiguren schlägt
nicht verfallen solle. Diese Abstraktion verführe zu dem, was er die «Gefahr des Vir-
sich in Vielem nieder, was Scherer ab Sommer 1924 schafft. Dass sein Figurenaufbau
tuosen» nennt: Einen schematischen Hang zur Typenbildung, gegen die er „liebevolle
fortan einem Typus ähnelt, bringt ihm bei Kirchner Kritik ein. Von Zeitgenossen scheint
weitgehende Detailbehandlung” empfahl. Doch gerade die abstrahierende Dramatik
das Vokabular entsprechen gelesen («Dostojewski ist der Gott dieser jungen Künst-
der Schwarz-Weiss-Flächen interessierte Scherer, wohl nicht zuletzt, weil sie den ihn be-
ler») und auch positiv begrüsst worden zu sein, herrschte doch, wie Max Sulzbachner
schäftigenden existenziellen Grundkonflikten entsprachen.
schildert, zu der Zeit eine «Raskolnikoffwelle». Letztlich spiegelt sich dies auch in den
Die Verstärkung der dramatischen Hell-Dunkel Kontraste und die Fokussierung auf Fi-
Kritiken, etwa wenn Willi Raeber Scherers Entwurf Frühlingserwachen beim Wettbe-
gurenszenen mit überlebensgrossen Köpfen und aufgerissenen Augen scheint auf einen
werb für die Lohnhofinnenfassade 1924 mit den Worten lobt, es sei «suggestiv wie ein Kapitel Raskolnikoff. »
9 Hermann Scherer, Skizzenbuchszenen zu Figuren in Landschaft, 1926 Efringen-Kirchen, Nachlass, Skizzenbuch schw. 6
ehe die grossen Linien energisch mit Fettkreide oder auch Pinsel in Schwarz markiert
6 Ernst Ludwig Kirchner, Nacktes Mädchen auf dem Teppich, 1924 Holzschnitt, Platte: 54 x 29 cm / Blatt: ## x ## cm, Kirchner Museum Davos
das Resultat einer schwer errungenen Entscheidung und durch zeichnerisches Vorstudium präludiert zu sein. Die grundlegend künstlerische Beschäftigung mit wiederkehrenden Themen im Werk Scherers spiegelt sich auch in der Umsetzung gleicher Bildfindungen in Holzschnitt, Malerei und Skulptur. Ein vergleichender Blick verdeutlicht, wie Scherer in diesem „Dialog zwischen Skulptur, Malerei und Holzschnitt” die spezifischen Gesetzmässigkeiten jedes 27 Vgl. z. B. S. ## in diesem Band. 28 Brief an Albert Müller am 24.8.1924 (zit. nach Kirchner [Ed. Delfs] 2010, S. 760, Nr. 1308) 29 Brief an Albert Müller am 4.3.1925 (zit. nach Kirchner [Ed. Delfs] 2010, S. 845, Nr. 1419. 30 Basel, Orient Cinema, 13.-21.3.1924 (Vgl. Basler Vorwärts, 13.3.1924). Zuvor war der Film auch in Zürich zu sehen (vgl. NZZ vom 27.2.1924). Im Herbst 1924 wurde er in Basel erneut von der proletarischen Kinogemeinde gezeigt (vgl. Basler Vorwärts, 16.10. und 8.11.1924). 31 Siehe die diversen Belegstellen für Künstleridentifikation und Künstlerreaktion auf Dostojewski im Allgemeinen und den Raskolnikoff-Stoff im Besonderen bei Hüneke 1999. 32 Werbeanzeige des Orient Cinema im Basler Vorwärts vom 13.3.1924. 33 «Scherer, Müller und ich nahmen die wohlfundierte Anregung Kirchners, immer zu zeichnen, dankend entgegen. […] Ich erinnere mich sehr wohl, wie Kirchner mit uns auch im Kino zeichnete, wobei die Beleuchtung von der Flimmerleinwand ausging, wenn man ganz vorne sass.» (Camenisch 1967, S. 5).
Mediums neu auslotet. Was in einem Medium durch grelle Farbgebung kontrastiert, wird im anderen Medium scharf gegeneinandergesetzt. 34 Brief Kirchners an Albert Müller am 4. März 1925: «Scherers Portrait nach Ihnen ist lustig, ich habe Sie noch nie so dostojewskyhaft gesehen wie auf diesem Bilde.» Im gleichen Brief beschwert er sich, dass die Körper und Köpfe bei Scherer seit Kurzem immer gleich aussähen (zit. nach Kirchner [Ed. Delfs] 2010, Bd. 2, S. 844-845, Nr. 1419). 35 NZZ vom 6. Mai 1925 (Hans Graber). 36 Max Sulzbachner, der von Scherer angeregt ebenfalls die Raskolnikoffthematik verarbeitet (vgl. Meyer 2019, 11-12) schildert in Bezug auf seinen Gefängnisaufenthalt: «Es het doomols grad d`Raskolnikoffwälle by uns gherrscht.» (Sulzbachner 1976, S. 34). 37 National-Zeitung vom 26.10.1924 (Willi Raeber). Der Entwurf steht unter dem Motto Frühlingserwachen. Ein Zusammenhang zur Verfilmung des Wedekindschen Romans durch Jakob und Louise Fleck, der im Oktober 1923 in Basel zu sehen war (Anzeige im Basler Vorwärts vom 23.10.1923), wäre mitunter lohnenswert, konnte an dieser Stelle aber nicht weiter verfolgt werden.
Nicht immer steht der Holzschnitt am Ende der Arbeiten Scherers zu einem Thema. So erkennt man etwa bei dem Gemälde Drei Figuren in Landschaft der Sammlung Anliker noch deutlich, dass die Lösung des verwandten Holzschnitts als Vorbild für das Gemälde diente, ehe die Anlage vom Künstler selbst durch flächigere Farbfelder übermalt wurde (Abb. 10, 11).
↖ 10 Hermann Scherer, Figuren in Landschaft, 1926, Holzschnitt, Platte: 54,3 x 69,7 cm, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett, Inv. 1926.49.d Geschenk der Familie aus dem Nachlass des Künstlers 1927 ↑ 11 Hermann Scherer, Figuren in Landschaft, 1926 Öl auf Leinwand, 130 x 170 cm, Emmenbrücke, Sammlung Anliker
Mit den Holzschnitten fand Hermann Scherer zu seiner gänzlich eigenen Ausdrucksweise
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Der Kranke, 1925 Bild: 36,7 × 54,6 cm | Blatt: 46,3 × 61,7 cm
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Kastanienbäume, um 1925/1926 Bild: 54.6 × 42.2 cm | Blatt: 71 × 52,2 cm
Herausgegeben von Marion Heisterberg und Stephan Kunz
Hermann Scherer ist der bedeutendste Vertreter des Expressionismus in der Schweiz
Mit Beiträgen von Margitta Brinkmann, Marion Heisterberg, Wolfgang Kersten, Stephan Kunz und Martin Schwander
Das Buch bietet die erste umfassende Übersicht zu Scherers Holzschnittwerk und zeigt den Künstler in seiner eigenwilligsten Form
In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Basel und dem Bündner Kunstmuseum Chur
Ermöglicht neue Einblicke in Scherers Kollaboration mit Ernst-Ludwig Kirchner und mit der Gruppe Rot-Blau
Gestaltet von Sibylle Ryser
Mit einem Bestandskatalog der erhaltenen Druckstöcke Hermann Scherers
Broschur ca. 140 Seiten, ca. 162 farbige und 1 sw Abbildungen 24 × 28 cm 978-3-03942-078-0 Deutsch
Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung im Kunstmuseum Basel (15. Januar bis 18. April 2022), im Bündner Kunstmuseum Chur (14. Mai bis 25. September 2022) und im Ernst Barlach Haus, Hamburg (Frühjahr 2023)
ca. sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im Januar 2022
ISBN 978-3-03942-078-0
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Kerben und Kanten Hermann Scherers Holzschnitte
Hermann Scherer (1893–1927) ist eine der zentralen Figuren des Expressionismus in der Schweiz. Erstmals erscheint nun eine Monografie, die ausschliesslich Scherers Holzschnitten und deren Bedeutung in seinem Schaffen gewidmet ist. Die Holzschnitte stehen für eine der produktivsten Phasen im Leben des Künstlers: Binnen 22 Monaten entstehen 1924–1926 über 100 Holzschnitte und mehr als 20 Holz skulpturen. Angeregt durch die Begegnung mit Ernst Ludwig Kirchner, ringt Scherer der hölzernen Materie des Druckstocks bald eine höchst eigenständige Bildsprache ab. Den Höhepunkt bilden die drei grossen Mappenwerke Raskolnikoff (1924/25), Die Zwölf (1925/26) und Baal (1925). In dem grosszügig illustrierten Buch, das anlässlich einer grossen Ausstellung im Kunst museum Basel, im Bündner Kunstmuseum Chur und im Hamburger Ernst Barlach Haus erscheint, wird der Zyklus Baal erstmals überhaupt vollständig publiziert und im Kontext mit Bertold Brechts gleichnamigem Theaterstück betrachtet. Es bietet zu dem neue Einblicke in die Kollaboration Scherers mit Ernst Ludwig Kirchner und der Basler Künstlergruppe Rot-Blau. Ein Bestandskatalog der erhaltenen Druckstöcke Scherers rundet den Band ab. Marion Heisterberg ist seit 2019 Assistenzkuratorin am Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kupferstich-Kabinett der Staatliche Kunstsammlungen Dresden tätig, mit inhaltlichen Schwerpunkten auf Zeichnungen und Druckgrafik der italienischen Renaissance und der Klassischen Moderne. Stephan Kunz ist seit 2011 künstlerischer Direktor des Bündner Kunst museums Chur. Davor war er langjähriger Kurator und stellvertretender Direktor des Aargauer Kunsthauses, Aarau.
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Die heitere Produktewelt des Atelier Zanolli
Lo Stile Zanolli Sabine Flaschberger
Abb. 3 Augusto Giacometti, Giuseppe Scartezzini, Vorschlag für die Bemalung der Altstadt Zürich, Münsterhof Abb. 1 Frauenkleider aus dem Atelier von Nadeshda Lamanova – «Modèles nouveaux pour robes de femmes Atelier Lamanoff»
Abb. 2 Ida Störi in Zürich, ca. 1927 «Nur wenn wir uns dabei in uns selbst vertiefen und versuchen, ganz wahr zu sein, wird es uns gelingen, Dinge von Wert, lebendige Dinge hervorzubringen und somit daran zu arbeiten, einen neuen, uns ent sprechenden Stil zu bilden.»1 Als Stimme aus der Zeit des Atelier Zanolli setzen Sophie TaeuberArps Worte das Streben und Wirken der Familie Zanolli in einen Rahmen. Die in der Avantgarde verankerte Figur schickt uns los, die Parameter des Familienateliers aus der Sicht der stürmischen historischen Epoche seiner Entste hung zu ergründen und über Weggefährtinnen und Impulsgeber zu fassen. Schauen wir genauer hin. Erste Einblicke in den Bestand des Atelier Zanolli machen neugierig: Hier ein weisser Filzkra gen mit skurrilen eingenähten Zeichen in Kurbel stickerei, gleich noch einer, ähnlich, aber im Detail anders, je ein Knopf aus Filz, einmal mehrlagig und rund, einmal zu einem Knebel aufgerollt, sind das religiöse Relikte? Nun eine Pagode auf einem hand lichen Kissen, Stickerei auch hier, diesmal aber ein deutig von Hand ausgeführt, Nadelmalerei, wieviel Fleiss ist da hineingeflossen! Nun Schachteln vol ler lederner Gürtel, kaum lässt sich die Grund farbe nennen, Farbauftrag liegt über Farbauftrag, mit Zackenlinien überzogen, mit einem Hauch von Fake Fur versehen. Zu Halsketten verarbeitete Glas perlen gleiten durch die Hände. Skizzen und Ent würfe künden von der Suche nach neuen Wegen, auf Buchdeckel gesprayt springen reizende Stadt
szenen ins Auge. Und Stoffe, schachtelweise Stoffe, Seide und Baumwolle, bunt und schrill und schön! Die Suche nach dem «Stile Zanolli» und seinen Ein flüssen kann beginnen. La Città Nach der 1905 erfolgten Niederlassung der Familie Zanolli in der Stadt Zürich bieten sich die Tätigkeiten der Mutter Antonietta ZanolliRecati als Schneiderin sowie diejenige ihrer Schwester An giolina Recati als Hutmacherin bei der renommier ten Firma Jules Brunschwig Söhne & Co. als Auftakt einer stilistischen Spurensuche an. Die Kreationen beider Frauen lassen sich einzig in den Familien fotos nachvollziehen, im Nachlass sind sie nicht er halten. In Antonietta ZanolliRecatis für die eigene Kinderschar geradezu seriell hergestellten Kinder kleidern zeigt sich der Hang zu meist monochro men einfachen Gewändern in detailreicher Verar beitung. Auffälliges Merkmal sind die tief sitzenden – oft mit der Umrandung des Halsausschnitts im Dialog stehenden – Gürtel, die das Kind aber nie mals einschnüren. Die einzigen schriftlichen Quel len über den Stil dieser Kleider stammen aus der Feder der Literatinnen Ada Negri und Maria Waser (Verweis Essay Aebi), die ihn vorwiegend über die Persönlichkeit Antonietta Zanollis beschreiben. Of fenbar manifestierte sich eine Kluft zwischen der eigenen Neigung zur Schlichtheit und dem Wunsch nach Luxus und Eleganz bei den Kundinnen, dem 14
Antonietta Zanolli in einer gewissen Ergebenheit in die Machtverhältnisse nachkam2. Der seit Juli 1918 bestehende Kontakt der Familie Zanolli mit der MonteVeritàKolonie3 in Ascona dürfte ihre Vorliebe für die Bewegungsfreiheit auch im Schnitt der Frauenkleidung bestärkt haben, was nun zuneh mend von der fortschrittlichen Zürcher Kundschaft nachgefragt wurde. Das Sortiment erweiterte sich um Reformkleider und sogenannte «hygienische Kleider», also nicht auf den Körper geschnittene und ohne Mieder getragene Mode. Aus «DamenTo iletten» werden in den «Frauengewänder», «feinste, solide und exakte» Arbeit wird nun als «individuell, künstlerisch und modern» angepriesen. Die Abbildungen im Frauenkalender und Maria Wasers Kommentare zu den Kreationen von Pia, Lea und Zoe Zanolli wie auch der Zia Angiolina Recati (Verweis SO Frauenkalender) lassen in den einfachen Grundschnitten mit breiten Bordüren und gerade angesetzten Ärmeln an die Modelle der 15
russischen Couturière Nadeschda Lamanova (Abb. 1) denken, die an der Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes 1925 in Paris eine ganze Reihe von Kleidern in Anlehnung an die Formenwelt der russischen Volkstrachten zeigte.4 In Zürichs Avantgardeszene zeigten sich derarti ge folkloristische Elemente etwa bei der Taeuber schülerin Ida Störi (Abb. 2), die ein quergewebtes Oberteil mit gewebten Bändern um Taille und Kopf maximiert. Eine gewisse Verbindung zum Genre des Bühnenkostüms zeigt sich in Angiolina Recatis Hutmodell, standen doch verschiedene Familien mitglieder – darunter auch Antonietta und Enrico Zanolli – als begeisterte Theaterfreunde oft selbst auf den Brettern.
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Sophie TaeuberArp: „Bemerkungen über den Unterricht im or namentalen Entwerfen“, in: Korrespondenzblatt des Schweize rischen Vereins der Gewerbe und Hauswirtschaftslehrerinnen, Nr. 11/12, 31.12.1922, S. 158–159. Ada Negri mischt immer wieder auch Fakten in ihren mystischen Vergleich von Antonietta ZanolliRecati und Franz von Assisi, etwa die Aufzählung der Porträts von Heinrich Pestalozzi, Leo Tolstoi, Maxim Gorki neben einem Jesusporträt an den Wänden der Wohnung der Familie Zanolli am Zeltweg 52, vgl. Ada Negri (1913): Die heilige Franziska, S.1, Schweizerisches Sozialarchiv Zürich, Ar 145.10.2, Mappe 6. Antonietta ZanolliRecati an Familie Zanolli, Juli 1918, Schwei zerisches Sozialarchiv Zürich, Ar 145.20.3, Mappe 1. Zeitgleich kursierten in Russland Anleitungen, wie etwa aus mehreren Handtüchern ein Kasak geschneidert werden konnte. Einfache günstige Rohstoffe wurden also durch geschickte Ver arbeitung aufgewertet. Die Models trugen an der Expo Halsket ten aus Kieseln und bemaltem, zu Kugeln geformtem Brotteig. Vgl. Comité de la section de l’U.R.S.S. à l’Exposition internatio nale des arts décoratifs Paris 1925, L’Art décoratif et industriel de l’U.R.S.S., Moscou 1925, S. 43; Tatiana Strijénowa, La Mode en Union Soviétique 1917–1945, Moskau 1991, S. 69–99.
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Herausgegeben vom Museum für Gestaltung Zürich und Sabine Flaschberger
Die erste fundierte Darstellung der Geschichte und Produktewelt des Zürcher Atelier Zanolli
Mit Beiträgen von Nadja Aebi, Franziska Born, Sabine Flaschberger, Barbara Junod, Julia Klinner, Tina Moor, Denise Ruisinger, Lela Scherrer, Katharina Tietze und Virginia Gardner Troy
Mehr als 600 farbige Abbildungen zeigen die anmutige und heitere Produktewelt dieses von Frauen geführten Zürcher Familienbetriebs in ihrer ganzen Bandbreite Ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Schweizer Mode- und Textilindustrie und des Schweizer Designs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Gestaltet von Simone Farner, Naima Schalcher Gebunden ca. 320 Seiten, ca. 600 farbige Abbildungen 20 × 27 cm 978-3-03942-081-0 Deutsch 978-3-03942-082-7 Englisch
Erscheint anlässlich der Ausstellung Atelier Zanolli – Stoffe, Mode, Kunsthandwerk 1905–1939 im Museum für Gestaltung Zürich (6. Mai bis 4. September 2022), wo auch der Nachlass des Ateliers aufbewahrt wird
ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im Mai 2022 ISBN 978-3-03942-081-0
ISBN 978-3-03942-082-7
Deutsch Englisch
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Atelier Zanolli Stoffe, Mode, Kunsthandwerk 1905–1939
Unter dem Label Atelier Zanolli entstand zwischen 1905 und 1939 in Zürich eine fantastische Welt bemalter und mit Schablonen bedruckter Seidenstoffe, opulent be stickter Kissen, farbenprächtiger Perlarbeiten sowie fein gearbeiteter Leder- und Holz artikel. Geführt wurde der Betrieb der 1905 aus Italien eingewanderten Familie von Antonietta Zanolli und ihren Töchtern Pia, Lea und Zoe Zanolli. In der anmutigen und heiteren Produktewelt manifestieren sich kulturelle wie stilistische Einflüsse von der Avantgarde bis zur Geistigen Landesverteidigung. Angetrieben vom Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung trotzte das Atelier den oft krisenbelasteten Gegebenheiten der Epoche und führte für bedeutende Zürcher Textilunternehmen und Warenhäuser zahlreiche Aufträge aus. Dieses Buch zeichnet die Geschichte des Atelier Zanolli nach, stellt sein Schaffen in den Kontext der Entwicklung Zürichs und der Schweizer Textilindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ordnet den «Stile Zanolli» erstmals auch international ein. Mehr als 600 Abbildungen zeigen den farben- und formenreichen Kosmos der Textilien und kunstgewerblichen Objekte sowie Schablonen, Skizzen, private Foto grafien, Visitenkarten und Briefe. Die Texte beleuchten verwendete Techniken und Arbeitsprozesse, besprechen Motivfamilien und Unikate und erlauben so einen Ein blick von seltener Vollständigkeit in den damaligen Zeitgeschmack. Sabine Flaschberger ist Kuratorin der Kunstgewerbesammlung am Museum für Gestaltung Zürich. Das Museum für Gestaltung Zürich ist das führende Schweizer Museum für Design und visuelle Kommunikation. Seine international bedeutende Sammlung vereint über eine halbe Million Objekte der Grafik- und Designgeschichte.
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Schärfe. Nichts lenkt vom konzentrierten Blick auf sich selbst ab, weder Malerutensi
lien zur beruflichen Selbstdarstellung noch die Verortung des Dargestellten in einem ihn definierenden Raum. Die rund zehn Jahre später geschaffene Holzschnittfolge X
S. X
der Intimités (1897) Abb. XX, S. XX spiegelt die Seelenlage eines zutiefst Ernüchterten, der
in der Pariser Gesellschaft die Abgründe des privaten Betrugs, der Scheinheiligkeit, Manipulation und gegenseitigen Grausamkeit beobachtet und sie in der harten Tech
nik schwarzweisser Holzschnitte schlagend verbildlicht. Seine Intimités sind Zeug
nisse des Verheimlichten, das hinter vorgehaltener Hand über Dritte ausgeplaudert wird. Mit der Offenbarung intimer (und doch gesellschaftlicher) Zustände hält uns
Vallotton einen Spiegel vor. Er kratzt am spiegelblanken Lack, wagt den Blick unter die polierte Oberfläche. Und illusionslos, ja fast «dekorativ» wirken denn auch diese
Darstellungen eines scheinbar schönen Lebens in ihrer geschickt ausgewogenen Mise en Page von Hell und Dunkel.
nem konstruierten Bild zusammenzusetzen. Diese Arbeitsweise lässt sich zum Bei X
S. X
spiel bei W12 (2020) Abb. 1 gut nachvollziehen: Der ausgeschnittene Blick durch einen
zerstörten Türrahmen in eine wüstenartige Landschaft wird exakt in das Negativ
einer anderen Landschaftsfotografie eingefügt. Während die beiden Horizontlinien beinahe zusammenfallen, wird die durch ein fahrendes Auto aufgewirbelte Staub
wolke entlang des ausgeschnittenen Türrahmens messerscharf unterbrochen. Mit einem zweiten, prüfenden Blick generieren die Betrachtenden das Bild als Bild, als
Darstellung von Differenz. Mit fotografischen Mitteln erschaffen Onorato & Krebs eine Realität, die es nur im Bild geben kann – und retten so die Leistung des Bildes als Denkform vor der Verwechslung mit der Realität.
X
Taiyo Onorato & Nico Krebs
W12, 2020
X Taiyo Onorato & Nico Krebs
C-Print, 115 × 83 cm
W5.2, 2021
C-Print, 63 × 45 cm
X Taiyo Onorato & Nico Krebs
W6, 2020
Zigarrenmacherin schildert Probleme der Frauenarbeit
In der Stumpenfabrik
Zigarrenfabrikanten verhandeln mit Arbeiter-Vertretern
X Félix Vallotton Les intimités, planche 1: Le Mensonge, 1897 Holzschnitt, 17,9 × 22,5 cm
C-Print, 115 × 83 cm
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X Félix Vallotton Les intimités, planche 4: La Raison probante, 1897 Holzschnitt, 25 × 32,3 cm
X
Félix Vallotton
Nature morte et autoportrait, 1906 Ölfarben auf Karton, 62 × 63 cm
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In der Stumpenfabrik
Immer wieder richtete Staub den Fokus auf Arbeitskonflikte jener Zeit, so etwa auf
Ein Blick hinter die Kulissen wagt ab den 1920erJahren auch die Reportagefotografie,
den 1937 ausgebrochenen Streik in der wichtigen Tabakindustrie im aargauischen
die sich mit den stilistischen Mitteln der Neuen Sachlichkeit aktuellen Themen der
Wynen und Seetal. Die aus jener umfangreichen Bildserie für unsere Ausstellung
Gesellschaft zuwendet. In den 1930erJahren profilierte sich in der Schweiz die Zür-
ausgesuchten Aufnahmen belegen eindringlich, wie differenziert Staub diese Kri
cher Illustrierte als herausragende publizistische Plattform für engagierte Fotorepor
se und die Arbeitsverhältnisse weiter Teile der Bevölkerung verstand. So zeigen
tagen. Hans Staub (1894–1990) war 1930 der erste fest angestellte Fotoreporter dieser
die Bilder zum Beispiel zwei ältere Heimarbeiterinnen, die bei offenem Fenster
Illustrierten und blieb es bis 1941, als deren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen
eingestellt wurde. In zahlreichen Reportagen, die den Alltag der Menschen zum zen
X S. X
tralen Thema machten, gab Staub dem sozialen und politischen Leben dieser Zeit ein
X S. X
war geprägt von einem Interesse an realen Lebenssituationen und insbesondere auch
X S. X
Tabakblätter wickeln Abb. XX, S. XX, Verhandlungen zwischen selbstbewusst rauchen
den Zigarrenfabrikanten und Arbeitervertretern Abb. XX und XX, S. XX oder eine – wie es
in der knappen Bildlegende heisst – Zigarrenmacherin, die am Rednerpult steht
Gesicht. Sein Blick auf gesellschaftliche und politische Veränderungen in der Schweiz von einer ausgeprägten Anteilnahme am Leid der Menschen, das er in seiner sozial
und Probleme der Frauenarbeit schildert Abb. XX, S. XX .
dokumentarischen Fotografie ohne jegliche Stilisierung festhielt.
X Hans Staub
Tabakkrise, Reinach/Beinwil, 1937
X Hans Staub Tabakkrise, Reinach/Beinwil, 1937
Silbergelatineabzüge, 22,8 × 23,1 cm
Silbergelatineabzüge, 22,8 × 23,1 cm
X
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Taiyo Onorato & Nico Krebs
W20, 2020
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C-Print, 63 × 45 cm
Taiyo Onorato & Nico Krebs
W22, 2020
C-Print, 63 × 45 cm
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Ganz in der Tradition des Trompe-l’œil: das philosophische Spiel der Täuschung in der bildenden Kunst X
X Sofia Hultén Undead, undead #9, 2021
Sofia Hultén Undead, undead #10, 2021 Polierte Baggerzähne, 60 × 30 × 20 cm
Polierte Baggerzähne, 60 × 30 × 20 cm
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René Schickele, Schreie auf dem Boulevard, 1913, Verlag der Weißen Bücher, Leipzig, Herausgeber Paul Cassirer, Berlin
X
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Annette Kelm 2019
Archival pigment print, framed, 70 × 52,5 cm
Eva Leidmann, Auch meine Mutter freute sich nicht! Die Fehltritte eines bayrischen Mädchens, 1932, Zinnen Verlag, Basel/Leipzig/Wien, Einbandgestaltung Martha von Wagner-Schidrowitz
Max Herrmann, Der Flüchtling, 1921, Gustav Kiepenheuer Verlag, Potsdam
X Annette Kelm
Erika Mann, Stoffel fliegt übers Meer, 1938, Herold Verlag R, & E, Lenk, Stuttgart, Einbandgestaltung Richard Hallgarten
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2019 Archival pigment print, framed, 70 × 52,5 cm
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Adolf Dietrich Garten mit Geranien am Fenster, 1933 Öl auf Karton, 70 × 51 cm
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Simone Kappeler Nature vivante, Kaisermäntel, Riethalde, 10.7.2020, 2020
Fotografie, 80 × 60 cm
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Herausgegeben von Christoph Vögele
Eine reich illustrierte und epochenübergreifende Erkundung des Spiels der Täuschung in der bildenden Kunst
Textbeitrag von Andreas Fiedler und Christoph Vögele
Zeigt Werke bedeutender Schweizer Künstler wie Adolf Dietrich, Niklaus Stoecklin und Félix Vallotton und von Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart wie Friederike Feldmann, Franz Gertsch, Sofia Hultén, Taiyo Onorato & Nico Krebs und Bernard Voïta
In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Solothurn Gestaltet von Guido Widmer Broschur ca. 120 Seiten, ca. 65 farbige und 15 sw Abbildungen 22,5 × 28 cm 978-3-03942-073-5 Deutsch
Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung im Kunst museum Solothurn (29. Januar bis 24. April 2022)
sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im Januar 2022 ISBN 978-3-03942-073-5
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Tiefenschärfe Zwischen Lust, List und Schrecken
Die Schärfe der Unschärfe war 1998 der Titel der ersten Ausstellung, die Christoph Vögele als neuer Konservator des Kunstmuseums Solothurn kuratierte. 24 Jahre später greift er für seine Abschiedsausstellung Tiefenschärfe nochmals die Thematik der Täuschung in der bildenden Kunst auf. Die Motive erscheinen gestochen scharf. Ob sich damit die erhoffte Klarheit einstellt, ist jedoch fraglich, denn die Werke stehen in der Tradition des Trompe-l’œil – der Kunst des Augentrugs. Gemeinsam mit Andreas Fiedler erkundet Vögele Meisterwerke von Adolf Dietrich (1877–1957), Niklaus Stoecklin (1896–1982) und Félix Vallotton (1865–1925) sowie von Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart wie Franz Gertsch, Bernard Voïta, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Sofia Hultén oder Friederike Feldmann. In dem umfang reichen Bildteil lassen sich sowohl lustige wie listige Mittel visueller Verführung als auch so manchem Werk innewohnender Ernst und Schrecken beobachtenen, die der Konfrontation mit unterschiedlichen Zeit- und Weltbildern zugrunde liegen. Christoph Vögele ist seit 1998 Konservator des Kunstmuseums Solothurn und Kurator und Autor zahlreicher Ausstellungen und Bücher zur Schwei zer Kunstgeschichte und Gegenwartskunst. Andreas Fiedler ist Kunsthistoriker und freier Kurator, u.a. für das Kunstmuseum Luzern, das Helmhaus Zürich und das Kunstmuseum Solothurn. Von 2012–2020 war er zudem Künstlerischer Direktor am KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin.
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dass Blut floss. Bei 2 Pocket Sensitizer (1975/1978), einer Edition mit Rasierklinge, wird das Vorgehen erklärt: «Before making love cut a tiny cross into the center of each fingertip.» So konnten sich die Liebenden auch mit ihrem Blut näher kommen. Die etwa 1,5 Meter hohe Holzsäule 3 Sensitizer (1975) endet oben mit einer Klinge, darunter die Anweisung: «Fingerbeeren dreimal leicht einschneiden». Diese interaktiv angelegten Arbeiten fanden grossen Zuspruch: Ruedi Bechtler konnte Objekte aus der Gruppe Sensitizer 1975/76 im Kunsthaus Zürich anlässlich der Ausstellung Kunstszene Zürich zeigen. 1976 erhielt er das Eidgenössische Stipendium für Kunst.
Irene von Hartz, Künstlerische Vielfalt in drei Museen, in: Züri-Leu, 7. Dezember 1978
Die Konzepte von Arbi (Ruedi Bechtler) kreisen um zwischenmenschliche Zwiesprache, genauer genommen um Körperberührung. Mehr als das Liebesfloss, das zwei Menschen für eine kurze Zeit künstlich auf die be rühmte Insel schickt, ist dem Konzept Streicheln eine von Idee, Durchführung bis zur Abstraktion ungewöhn lich ästhetische, visuelle Perfektion eigen. Vor allem die dritte Stufe, die auf ein Raster übertragenen Licht spuren der Streicheleinheiten, die vorher durch Ve rlängerung der photographischen Zeiteinstellung erzielt wurden, bringt durch den reizvollen ungewohnten Formencode spontan eine intellektuelle wie visuelle Befriedigung zustande. Den interaktiven Ansatz vertiefend, unterrichtete Ruedi Bechtler von 1978 bis 1980 an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung (heute F+F Schule für Kunst und Design). Der erste Kurs im Juni 1978 stand ganz im Zeichen der «behavior-art», für ihn auch als «Kommunikations-, Prozess-, oder Verhaltenskunst» fassbar. Darauf folgten Kurse zu Installationen und Versuche im öffentlichen Raum sowie eine öffentliche Veranstaltung zu Beziehungsmodellen in der Spinnerei Wettingen.
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Eine weitere Werkgruppe sind die 4 Fallobjekte (1976/ 1977): Das erste Fallobjekt war das 5 Neonobjekt (auch Reaktionsobjekt, 1976): Mit einem Beil konnte ein Seil zertrennt werden, worauf eine an einem weiteren Seil befestigte Metallkugel mit Schwung eine Neonröhre (eigentlich Fluoreszenzröhre) zersplitterte. Dieses Werk wurde in der Ausstellung Kunstschule F+F (1976) im Kunsthaus Zürich gezeigt. Die Besucher*innen nutzten die Gelegenheit rege, die Neonröhre zu zertrümmern. Ein zweites Werk war das Fallobjekt (1976): Eine Kugel wurde automatisch an einem Seil in die Höhe gezogen, löste sich und fiel in die Limmat; das Seil wurde wieder hochgezogen und die Handlung wiederholte sich. In weiteren Arbeiten inszenierte Ruedi Bechtler Orte der Intimität, so etwa beim 6 Liebesfloss (1978). Paare konnten sich in ein Zelt verkriechen, das auf einem Floss befestigt war, das bei der Spinnerei Wettingen auf der Limmat schwamm. Dann wurden sie in die Flussmitte gezogen und nach einer vereinbarten Zeit wieder zurückgeholt. Frühe fotografische Arbeiten von Ruedi Bechtler waren die 7 Streichelbilder (1979/1980). Mit einer kleinen Glühbirne an der Fingerbeere streichelte Ruedi Bechtler im Dunkeln über Körper, von denen auf der Fotografie durch die Lichtstriche nur die Umrisse sichtbar sind. Dazu Irene von Hartz in der Zeitung Züri Leu:
Zeichnungen, Objekte, Zufall (Seit 1980)
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Die Zeichnung – ob mit Stift oder Pinsel – zieht sich wie ein roter Faden durch das Schaffen von Ruedi Bechtler. In seiner Jugend zeichnete er auf seinen Reisen Landschaften und Städte. Während des Studiums belegte er Aktzeichenkurse und einen Kurs in Kalligraphie. In den späten 1970er-Jahren begann er, seine Träume aufzuzeichnen. Dann folgten Serien mit Pinsel, aus denen sich die sogenannten FlipFlop-Bilder entwickelten, die die Basis für die Holzzeichen bildeten. In Ausstellungen zeigte er Werke der Gruppe 8 Paper Cutout (1982–1985): Aus einem Bogen mit festem Papier schnitt er Formen, Figuren oder ganze Szenografien heraus, dann faltete und kippte er Teile davon. Es entstanden dreidimensionale Gebilde. Wichtig war, dass nichts entfernt und nichts hinzugeführt wird. 9 Holzzeichen (auch Holzobjekte, 1985–1990): Mit Tusche zeichnete Ruedi Bechtler modellhafte Figu-
Michael Hiltbrunner & Ruedi Bechtler
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Ruedi Bechtler, sein künstlerisches Schaffen
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Liebesfloss, 1978
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Streichelbilder, 1979–1980
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Neonobjekt, 1976
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Fallobjekt, 1976
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Paper cut-outs, 1982–1985
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Vom Maschinenbau in die freie Kunst: der Schweizer Künstler Ruedi Bechtler
Holzzeichen, 150 x 106 cm, 1990
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Blindfold Drawing, 29.7 x 21 cm, 2017
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Ausstellungsansicht Kunstzeughaus Rapperswil, 2015
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Herausgegeben von Michael Hiltbrunner
Die erste Monografie über den Schweizer Künstler und Kunst förderer Ruedi Bechtler stellt sein Gesamtwerk aus fünf Jahrzehnten vor
Mit Beiträgen von Ewa Hess, Dora Imhof, Ruedi Bechtler und Michael Hiltbrunner
Bietet Kontext und Hintergrund zu Bechtlers Kunst und zu seinem vielfältigen Engagement in der Kunstausbildung und Kunst förderung
Gestaltet von ROLE Studio, Romy Strasser und Lea Fischlin Gebunden ca. 284 Seiten, ca. 236 farbige und 74 sw Abbildungen 21,5 × 31,5 cm 978-3-03942-083-4 Deutsch
Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung im Kunsthaus Langenthal (10. Februar bis 1. Mai 2022)
ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im Februar 2022 ISBN 978-3-03942-083-4
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Ruedi Bechtler Zeitreise auf dem Kopf
Seit den 1960er-Jahren erschafft Ruedi Bechtler ein künstlerisches Werk, das in seiner Breite aussergewöhnlich ist, mit überraschenden Ansätzen und auf seine Art kompro misslos. Bechtler zeigt sich als Künstler, der mit dem Ansatz von Kunst als Forschung und vielfältigen experimentellen Praktiken sehr vertraut ist. Er setzt sich mit aktuellen Fragen wie Ökologie und post-anthropozentrischem Denken ebenso auseinander wie mit der Rolle der Kunst als sozialer Komponente. Zudem engagiert er sich sowohl als Künstler wie als Förderer in Kunstinstitutionen wie dem Kunsthaus Zürich oder der F+F Schule für Kunst und Design und hat der Öffentlichkeit zahlreiche eigene und fremde Kunstwerke zur Verfügung gestellt. Dieses Buch ist die Frucht der Aufarbeitung von Ruedi Bechtlers Archiv. Die zahlreichen Abbildungen werden begleitet von einem vom Künstler selbst gemeinsam mit dem Herausgeber Michael Hiltbrunner verfassten Überblick über sein Schaffen. Eine Ein führung von Ewa Hess und ein Interview mit Ruedi Bechtler von Dora Imhof und Michael Hiltbrunner runden den Band ab. Ruedi Bechtler, geboren 1942, ist ein Schweizer Künstler, Kunstsammler und Unternehmer. Aus einer Zürcher Unternehmerfamilie stammend, war er nach dem Diplom als Maschineningenieur an der ETH Zürich und einer Managementausbildung erst in der Maschinenindustrie tätig, bevor er sich Anfang der 1970er-Jahre der Kunst zuwandte. Michael Hiltbrunner ist Kulturanthropologe und Kunstforschender am Institute for Contemporary Art Research der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Daneben arbeitet er auch als freischaffender Kurator (Helmhaus Zürich, Kunsthalle Bern) und unterrichtet Kunsttheorie und Kulturanalyse.
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Visuelle und akustische Räume von faszinierender Kraft und Poesie
Herausgegeben von Zimoun
Zimoun zählt zu den international präsentesten Gegenwartskünstlern der Schweiz und arbeitet in ein maliger Weise mit Raum, Klang, Architektur und mechanischen Systemen
Mit Beiträgen von Alessandra Burotto Tarky, Alexander Scholz, Andy Graydon, Christiane Paul, Cristina Sonderegger, Eliza Lips, Guido Comis, Karine Tissot, Laura Blereau, Nathalie Herschdorfer, Matthew McLendon, Maya Allison, Mo H. Zareei, NODE10, Mónica Bate, Nina Terry, Tim Beck und Ulf Kallscheidt
Das Buch dokumentiert erstmals installative, raumspezifische Arbeiten, die Zimoun über einen Zeitraum von zwölf Jahren realisiert hat Den Abbildungen beigestellte QR-Codes ermöglichen das direkte Abspielen von online verfügbaren Video-Dokumentationen der Installationen auf Smartphone oder Tablet
Gestaltet von Marc Beekhuis Gebunden 320 Seiten, 47 farbige und 18 sw Abbildungen 27 × 18 cm 978-3-03942-065-0 Englisch ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im Januar 2022 ISBN 978-3-03942-065-0
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Zimoun A Selection of Installations 2009–2021
Der Schweizer Künstler Zimoun findet für sein bereits über zwanzig Jahre hinweg entstandenes Schaffen grosse internationale Anerkennung. Zimoun nutzt kinetische Prinzipien der Rotation und Oszillation, um Dinge in Bewegung zu setzen und dadurch zum Klingen zu bringen. Dafür verwendet er einfache, unspektakuläre Materialien aus dem Alltag und gewöhnliche Industrieprodukte. Er entwickelt für seine Werke kleine, minimalistische Apparaturen, die trotz der ihnen zugrunde liegenden Einfach heit durch ihre Aktivierung klangliche und visuelle Komplexität generieren. Oft werden diese mechanischen Systeme in den Installationen hundertfach eingesetzt und erzeugen so visuelle und akustische Räume von faszinierender Kraft und Poesie. Dieses Buch präsentiert 65 dieser raumspezifischen Installationen, die Zimoun zwischen 2009 und 2021 in verschiedenen Kunsträumen und Museen rund um die Welt reali siert hat. Die ganzseitigen Abbildungen werden begleitet von kurzen Texten inter nationaler Autorinnen und Autoren, die unterschiedliche Perspektiven auf Zimouns Werk skizzieren. Zwei konzise Essays betrachten und verorten sein Œuvre zudem im weiteren internationalen und kunsthistorischen Kontext. Allen Abbildungen beigestellte QR-Codes erweitern das Buch durch das direkte Abspielen von online verfügbaren Video-Dokumentationen auf Smartphones oder Tablets und verleihen dem Buch da mit eine zusätzliche Dimension von Klang und Bewegung – den essenziellen Elementen von Zimouns Kunst. Zimoun lebt und arbeitet in Bern, wo er seine Arbeiten zusammen mit einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt und reali siert. Sein Werk wird international in Einzel- und Gruppenausstellungen wichtiger Museen gezeigt, darunter das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, Le Centquatre in Paris, National Art Museum in Beijing, Seoul Museum of Art, Taipei Fine Arts Museum, Museum of Image and Sound in São Paulo, Kunstmuseum Bern, MASI im LAC Lugano, Museum Haus Konstruktiv in Zürich.
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Foreword and Acknowledgments
“The Moment of Sharing”: Harry Bertoia’s Large-Scale Commissions Marin R. Sullivan
Jeremy Strick
Detail of Untitled (Spill Cast), 1960s
Throughout the United States, the work of Harry Bertoia has been a familiar part of our lives for over seven decades, since his iconic Diamond Chair was first offered by Knoll in 1952. In fact, it was through the Knoll showroom in Dallas that Bertoia’s sculpture entered the collection of Raymond and Patsy Nasher, as well as other prominent local collections. The artist’s work soon extended to the public realm with major sculptures commissioned for new buildings (libraries, churches, office lobbies, public plazas) designed by some of the leading architects of the day, including Gordon Bunshaft, Eero Saarinen, and Edward Durell Stone. Yet it seems as if familiarity with his work has bred, if not contempt, then a false sense of security in our understanding. We think we know the work of Bertoia, but how well do we really understand its scope and reach? Surprisingly, the last major exhibition of Bertoia’s work in the United States was his first retrospective, a career survey of his sculpture and graphics mounted by the then-new Allentown Art Museum (which was close to Harry’s home and studio in western Pennsylvania) in 1975, just three years before the artist succumbed to cancer. Now, more time has passed since that exhibition (47 years) than the artist was working professionally (about 36). While much important scholarship on Bertoia has emerged in the interim, the exhibition organized by the Nasher Sculpture Center represents a significantly rare occurrence. Not only is it the first retrospective of the artist’s work in the United States in almost 50 years, but it is also the first survey of Bertoia’s work that has attempted to bring together noteworthy examples from his multi-faceted practice encompassing jewelry, metalsmithing, furniture design, reams of unique works on paper known as monotypes, and thousands of singular, handmade sculptures including large-scale commissions and pioneering sounding sculptures. Drawn from public and private collections across the country, Harry Bertoia: Sculpting Mid-Century Modern Life offers an extraordinary opportunity to see the artist’s full range of work gathered in one place and consider Bertoia’s achievements anew.
Harry Bertoia, Untitled (multiplane construction), 1954 (detail), Manufacturers Trust Company, 510 Fifth Avenue, New York, NY.
Between 1953 and his death in 1978, Harry Bertoia executed more than fifty large-scale commissions—here meant to designate a sculpture or a group of sculptures made for a specific architectural or outdoor civic project, often in close collaboration with the architect or client. He installed these works in lobbies, office interiors, banking floors, shopping-mall courts, libraries, performing-arts centers, universities, airports, and even one private residence, in cities across the United States as well as Belgium, Germany, and Venezuela (fig. 1) . He received more requests than he could handle, usually due to scheduling conflicts—though sometimes he deliberately chose to decline the offer. In addition, a number of accepted commissions fell through because of funding issues or bureaucratic conflicts. Distinct from Bertoia’s works selected for specific interiors, installed or relocated after the fact, gifted by the artist for a site, or made directly for smaller domestic spaces (of which there are hundreds more), the large-scale commissioned sculptures became a core aspect of his artistic practice. These projects gave Bertoia a high-profile platform to share his work. They provided economic stability and enabled him to work as an independent artist, without any teaching or major gallery obligations. This type of work also allowed him to be ambitious and to experiment with new materials, techniques, and dimensions. Bertoia’s large-scale commissions were inherently transactional—sculpture created because he was asked, selected, or hired to do so. Many were closely aligned with commerce and possessed a decorative function; all involved attending to the needs of clients. These qualities became anathema to the definition of a serious modern artist, and, in part, account for Bertoia’s marginalization within that standard art-historical narrative. He was hardly alone, however, in such pursuits during the mid-twentieth century. Artists like Alexander Calder, Richard Lippold, Henry Moore, Louise Nevelson, and Isamu Noguchi, to name but a few, took on similar commissions and in the process offered a new understanding of how modern, abstract sculpture could function within the public sphere. To examine Bertoia’s
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Untitled (Sunburst), 1960 Polished bronze wire and rod
Untitled (Dandelion), 1960s Gilded stainless steel
76 × 32 × 32 in. (193 × 81.3 × 81.3 cm) Nancy A. Nasher and David J. Haemisegger Collection
74 × 34 × 34 in. (188 × 86.4 × 86.4 cm) Collection of Dr. Charles B. Key
Untitled, c. 1964 Bronze welded wire with patina 10 × 15 × 16 in. (25.4 × 38.1 × 40.6 cm) Harry Bertoia Foundation
Eine aussergewöhnliche Gestalterpersönlichkeit: Harry Bertoia fertigte herausragenden Schmuck, Möbel, Skulpturen und vieles mehr
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Untitled (70A), c. 1940s Monotype, ink on Japanese paper 10 3/4 × 21 3/4 in. (27.3 × 55.2 cm) Harry Bertoia Foundation
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“Bird” Lounge Chair, designed 1952, manufactured c. 1970 –80 Steel and upholstery
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Hand Made Chair Prototype (Asymmetric Chaise Lounge), c. 1952 Bronze braised steel rods on chrome-plated steel base
38 1/2 × 38 × 34 in. (97.9 × 96.5 × 86.4 cm) Dallas Museum of Art, Gift of Knoll International (1990.132)
37 × 53 × 32 1/2 in. (94 × 134.6 × 82.6 cm) Collection of Wilbur and Joan Springer
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Untitled, c. 1958 Bronze cat. 55
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Untitled, 1950s Patinated bronze 5 3/4 × 8 × 8 in. (14.6 × 20.3 × 20.3 cm) Harry Bertoia Foundation
Untitled, c. 1954–55 Welded metal 28 1/4 × 10 5/8 × 4 in. (71.8 × 27 × 10.2 cm) Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Gift, William C. Edwards, Jr. in memory of Sibyl H. Edwards, 1980
53 × 98 × 12 in. (134.62 × 248.92 × 30.48 cm) Collection of the University of Michigan Museum of Art, Ann Arbor, Michigan; Gift of the Lannan Foundation in honor of the Pelham Family, 1997/1.117
Maquette for Conceptual Sculpture, c. 1953 Brass welded coating on steel wire 18 × 19 1/8 × 9 5/8 in. (45.7 × 48.6 × 24.5 cm) Davis Museum at Wellesley College, Wellesley, Massachusetts, Gift of Jacqueline Loewe Fowler (Class of 1947)
Herausgegeben von Jed Morse und Marin R. Sullivan
Harry Bertoia ist eine der bedeutendsten Figuren in Kunst und Design des mittleren 20. Jahrhunderts in Nordamerika
Mit Beiträgen von Glenn Adamson, Jed Morse, Sydney Skelton Simon und Marin R. Sullivan
Bietet einen neuen Blick auf Bertoias Schaffen und dessen Bedeutung, basierend auf der jüngsten Forschung einer neuen Expertengeneration, die seine breite und interdisziplinäre Praxis gesamthaft untersucht
In Zusammenarbeit mit dem Nasher Sculpture Center, Dallas Gestaltet von Sabine Hahn Gebunden 224 Seiten, 158 farbige und 33 sw Abbildungen 24 × 28 cm 978-3-85881-862-1 Englisch
Befragt den Einfluss von Bertoias Innovationen in Design, Bildhauerei und Architektur von Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute Erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Nasher Sculpture Center in Dallas (29. Januar bis 23. April 2022)
sFr. 65.– | € 58.– Erscheint im Januar 2022 ISBN 978-3-85881-862-1
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Harry Bertoia Sculpting Mid-Century Modern Life
Der ursprünglich aus Italien stammende Amerikaner Harry Bertoia (1915–1978) zählt zu den produktivsten und innovativsten Künstlern und Designern der Nachkriegszeit. Nach seiner Ausbildung an der Cranbrook Academy of Art, wo er Charles und Ray Eames, Florence Knoll und Eero Saarinen kennenlernte, mit denen er künftig zu sammenarbeiten sollte, fertigte Bertoia einzigartige Schmuckobjekte und ikonische Möbelentwürfe. Er schuf Tausende von Plastiken, darunter grossformatige Auftrags arbeiten für Gebäude wie das Aon Center in Chicago, in denen er mit Klang als skulp turalem Material experimentierte. In Harry Bertoia. Sculpting Mid-Century Modern Life nimmt sich eine neue Genera tion von Expertinnen und Experten seiner vielfältigen, interdisziplinären Praxis an. Anhand herausragender Beispiele seiner Möbel, Monotypien, Schmuckstücke und Skulpturen wirft das Buch neues Licht auf Bertoias Werk im Kontext des Modernis mus. Der reich illustrierte Band beinhaltet neue wissenschaftliche Beiträge und ein Verzeichnis von Bertoias grossformatigen Auftragsarbeiten. Sein mannigfaltiges Werk offenbart beispielhaft die fliessenden Grenzen innerhalb des Visuellen – sowohl Mitte des letzten Jahrhunderts als auch heute. Jed Morse ist Kunsthistoriker und Chefkurator des Nasher Sculpture Center in Dallas. Marin R. Sullivan lebt als freie Kunstpublizistin und Kuratorin in Chicago. Sie leitet das Projekt eines Werkverzeichnisses zu Harry Bertoia und ist auch als Kuratorin für moderne und zeitgenössische Skulptur am Cheekwood Estate and Gardens in Nashville tätig.
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Jugendstil aus dem Neuenburger Jura: le Style sapin
Herausgegeben von Marie Gaitzsch und David Lemaire
Die lang erwartete überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des bisher einzigen Buches über den Style sapin, die charakteristische Spielart des Jugendstils aus dem Neuenburger Jura
Mit Beiträgen von Jean-Marc Barrelet, Helen Bieri Thomson, Edmond Charrière, Catherine Corthésy und Anouk Hellmann, Marie Gaitzsch, Jean-Daniel Jeanneret, René Koelliker, Arthur Rüegg und Marikit Taylor
Das Referenzwerk für Kunstlieb haberinnen, Sammler, Historikerinnen und Kunsthistoriker, die sich mit dem Jugendstil in La Chaux-deFonds und anderswo beschäftigen
In Zusammenarbeit mit dem Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds
Betrachtet erstmals insbesondere auch die Künstlerinnen des Style sapin
Gestaltet von onlab Broschur ca. 240 Seiten, ca. 107 farbige und 48 sw Abbildungen 22,5 × 28 cm 978-3-85881-884-3 Französisch sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-85881-884-3
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Le Style sapin Une expérience de l’art nouveau
Auf rund 1000 Metern über Meer in den Bergen des Neuenburger Jura gelegen, erleb te La Chaux-de-Fonds gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen starken Entwicklungs schub, der mit reger Bautätigkeit verbunden war. Wie an nur wenigen anderen Orten in der Schweiz ist hier sehr deutlich der Einfluss des Jugendstils zu sehen. Massgeblich geprägt durch den Maler und Architekten Charles L’Eplattenier (1874–1946) und sei nen Kurs für Kunst und Dekoration an der örtlichen École d’art appliqués 1905 bilde te sich gar eine lokale Spielart der Art nouveau heraus, der sogenannte Style sapin oder «Tannenstil». Die Vertreterinnen und Vertreter dieser Strömung legten in ihrem Schaf fen besonderen Wert auf die Verwendung symbolhafter Motive, welche die Natur der Juralandschaft, insbesondere ihre Tannenwälder, widerspiegeln. Dieses Buch bietet eine Gesamtdarstellung des Style sapin und schlägt die Brücke ins 21. Jahrhundert. Der Band stellt den «Tannenstil» zum einen in den internationalen Kontext der Art nouveau. Zum anderen wird detailliert auf das lokale Kolorit dieser Bewegung eingegangen, das in den Bereichen der Uhrmacherei, der angewandten Kunst und der Architektur seine noch heute sichtbaren Spuren hinterlassen hat. Zudem widmet sich die Neuausgabe erstmals den bislang kaum beachteten Künstlerinnen des Style sapin. Marie Gaitzsch ist Kunsthistorikerin und seit 2019 Assistenzkuratorin am Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Musée d’art et d’histoire de Genève und im Art Centre Basel tätig. David Lemaire ist seit 2018 Kurator und Direktor des Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds. Zuvor war er Assistenzkurator am Musée d’art moderne et contemporain Genève sowie Dozent an der Universität in Genf.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Mit rund 30 Jahren baute er sich ein eigenes Haus in Reinach, das in Fachkreisen sogleich Aufmerksamkeit fand und in der Rückschau programmatische Züge erhält: Die Verankerung in den Idealen des Neuen Bauens ist in der konstruktiven Disziplin ebenso unverkennbar wie die Anziehungskraft der neuen Impulse aus Skandinavien oder den USA. 1968 schloss er sich mit Urs Remund (1928–2012) zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Mit ihren rund 30 Wettbewerbsbeiträgen, einer Vielzahl von Bauten und dem Einsatz in den Fachverbänden (BSA 1973) waren Alioth und Remund bis in die 1990er Jahre eine feste Grösse im Architekturleben in Basel. Von Anfang an waren Zeichenstift und Aquarellkasten Alioths ständige Begleiter, auch auf den vielen Reisen, die er unternahm. Eine Tradition, die schon sein im Engadin tätiger Onkel gleichen Namens hervorragend gepflegt hatte, setzte er so fort. 1981 waren einige dieser Blätter in einer Ausstellung in der Galerie zem Specht in Basel zu sehen.
Max Alioth (l.) und Urs Remund (r.) anlässlich der Neueröffnung des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig, 1988
Max Alioth (l.) und Urs Remund (r.) anlässlich der Neueröffnung des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig, 1988
tam simplic quam Occidental in fact, it va esser Occidental. A un Angleso it va semblar un simplificat Angles, quam un skeptic Cambridge amico dit me que Occidental es.Li Europan lingues es membres del sam familie. Lor separat existentie es un myth. Por scientie, musica, sport etc, litot Europa usa li sam vocabular.
Haus am Rebberg
Unterer Rebbergweg 124, Reinach, 1961
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Max Alioth beim Zeichnen
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Oberlichter in den beiden oberen Geschossen
Max Alioth beim Zeichnen
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Wohnhaus des Architekten am Reinacher Rebberg, Ansicht von Westen
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Querschnitt durch das Treppenhaus
Wohnhaus des Architekten am Reinacher Rebberg, Ansicht von Westen
Haus für zwei
Angensteinerstrasse 35, Basel, 1985/1986
Oberlichter in den beiden oberen Geschossen
Ansicht von der Angensteinerstrasse
Ansicht von der Angensteinerstrasse
Querschnitt durch das Treppenhaus
Architekt und kultureller Wegbereiter: der Basler Max Alioth (1930–2010)
École Supérieure des Arts Visuels (ÉSAV)
Marrakesch-Amerchich, Maroc, 2005–2007
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Eingangsbereich mit Kakteengarten
Eingangsbereich mit Kakteengarten
Ostfassade mit Laubengang und «brise-soleil»
Ostfassade mit Laubengang und «brise-soleil»
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Durchbrochene Wand im Treppenhaus mit Blick in den inneren Hof, S. 96-97
Durchbrochene Wand im Treppenhaus mit Blick in den inneren Hof, S. 96-97
Herausgegeben von Beat Keusch und Ulrike Jehle-Schulte Strathaus
Erste Monografie über den Basler Architekten Max Alioth
Mit Beiträgen von Roger Diener, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Vincent Melilli und Andreas Ruby
Zeigt seine wichtigsten Bauten mit grösstenteils bislang unveröffentlichten Fotografien und Originalplänen
Fotografien von Serge Hasenböhler und Christian Vogt
Mit Essays renommierter Spezialistinnen und Spezialisten und einem illustrierten Werkverzeichnis aller Bauten Max Alioths
Gestaltet von BKVK – Sarah Wolfsberger, Ladina Ingold Gebunden ca. 160 Seiten, ca. 80 farbige und 60 sw Abbildungen 17 × 24,5 cm 978-3-03942-089-6 Deutsch / Englisch ca. sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-03942-089-6
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Max Alioth Architekt, Zeichner, Wegbereiter
Der Basler Max Alioth (1930–2010) war eine bedeutende Figur der Deutschschweizer Architektur- und Kulturszene, unter anderem engagierte er sich im Schweizerischen Werkbund und beim Aufbau von kulturellen Einrichtungen. Zudem hat er – zusam men mit seiner Frau Susanna Biedermann – die École Supérieure des Arts Visuels in Marrakesch (ÉSAV) gegründet und die Pläne für deren Gebäude entworfen. Alioth war auch Mitgründer des Architekturmuseums in Basel, aus dem das Schweizerische Architekturmuseum S AM hervorgegangen ist. Diese erste Monografie über Max Alioth beleuchtet sein Schaffen aus vielfältigen Perspektiven. Ausgewählte Bauten aus dem Zeitraum 1961–2007 werden ausführlich vorgestellt, mit Fotografien, Plänen und Texten. Darunter sind Einfamilienhäuser, eine Altersresidenz, Mehrfamilienhäuser, das Antikenmuseum Basel und die Samm lung Ludwig sowie die erwähnte École Supérieure des Arts Visuels in Marrakesch. Daneben präsentiert das Buch auf 35 Seiten Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle Alioths. Abgerundet wird es durch Texte des Architekten Roger Diener, von Andreas Ruby, dem Direktor des S AM, und von Vincent Melilli, dem Direktor der ÉSAV, sowie von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus. Beat Keusch führt seit 1992 sein eigenes Grafik Design Studio BKVK in Basel. Davor war er, nach seiner Ausbildung zum Grafiker, in den Basler Agenturen GGK und Stalder & Suter tätig. Ulrike Jehle-Schulte Strathaus ist Kunsthistorikerin und Publizistin. 1984–2006 leitete sie das von ihr gegründete Architekturmuseum Basel (heute Schweizerisches Architekturmuseum S AM).
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Der Stadtraum Der Stadtwanderer schluckte leer als er auf dem Quadroplatz stand. Das dunkle Hochhausgebirge, das er bisher nur aus der Ferne sah, hatte ihn nie zu einem Besuch gelockt. Noch ein Beispiel des Contemporary International Style wollte er nicht sehen. Doch es gibt nicht nur die dunkelgrauen Berge, nein, es gibt auch einen Platz. Wie aus dem Lehrbuch des Camillo Sitte ist er von geschlossenen Wänden gefasst, lebendige städtebauliche Raumbildung, leider mit wenig Leben. Zwar sind die Erdgeschosse mit Beizen belebt, doch sind die Platzwände glatt und abweisend, es stützt sich niemand auf den Fenstersims und schaut dem Treiben auf dem Platz zu. In der Mitte fehlt das Denkmal. Wie wäre es mit Ursula Koch zu Pferd? Trotzdem, dieser Platz nach alter Sitte ist Stadtwanderers Trost. Es gibt in Züri Nord nur noch bei «Mehr als Wohnen» einen einige rmassen gefassten Stadtraum. Leider ist der Rest eine Ansammlung von freistehenden Einzelbauten.
Das Tram Eine Stadt besteht aus Infrastrukturen, nicht aus Gebäuden. Die Glattalbahn ist ein Beweis dafür und die Haltestelle «Fernsehstudio» macht die Probe aufs Exempel. Das weisse Tram ist das Rückgrat von Züri Nord, es hält die Stadt aufrecht. Es ist aber auch ihr Verkehrskanal, der macht die Stadt lebendig. Es ist auch der fil rouge durch die Stadt, der bindet sie zusammen. Der Stadtwanderer hat die Planung und den Bau der Glattalbahn aus mittlerer Distanz verfolgt und staunt heute noch, wie eine Verschwörung von vier Gemeindepräsidenten die Idee entwickelte, wie es den beteiligten Gemeinden gelang, den Kanton zu überzeugen und wie deutlich das Volk dem Projekt zustimmte. Er sah die Vernunft an der Arbeit. Im Kanton Zürich sind grosse Infrastrukturbauten noch möglich, sie werden rasch gebaut und die Kosten eingehalten. Das stärkt Stadtwanderers zweifelnden Glauben an die Gemeindeautonomie und den an die Weisheit des Stimmvolkes ebenfalls.
Der Topf Das ist Zürichs grösster Blumentopf. Statt Sonnenblumen, wächst ein Wald darin. Der Stadtwanderer geht zweimal um den Topf herum und ist anschliessend sicher: Es gibt keinen Eingang. Da drin muss etwas Geheimnisvolles sein, dass es eine so hohe und erst noch überhängende Mauer braucht, um Eindringlinge abzuwehren. Für die Wächter gibt es eine rundumlaufen de Bank. Dass da ein Schatz vergraben liegt, beweist die teure, sorgfältig betonierte, weisse Mauer. Sie ist zu aufwendig ge macht, um nur einen Wald einzusperren. Die Behauptung, da drin werde nur ein Kugelfang eines einstigen Scheibenstands ge fangen gehalten, mag wahr sein, doch sie genügt nicht. Die haben hier etwas versteckt. Der Stadtwanderer überlegt, wie er da hineinkommen könnte. Eigentlich einfach, mit einer Leiter. Doch wie anschliessend den Schatz finden im riesigen Topf?
Der See Rimini liegt in Opfikon. Der Stadtwanderer fährt an die Küste des Glattparks in die Ferien. Wie erwartet, gibt es dort zuerst eine Häuserfront, dann eine Promenade und schliesslich den Sandstrand. Was es nicht gibt, aber in Rimini stört, ist die Uferstrasse mit ihrem Lärm. Das Meer, pardon der See ist schmal, was genügt, denn niemand schwimmt weit in die Adria hinaus. Am andern Ufer beginnt die Prärie. Es ist eine weite Ebene, die dem Stadtwanderer einen weiten Atem schenkt. Er fühlt sich frei. Vor sich sieht er einen Wald, dahinter wird wohl ein grosses Abenteuer auf ihn warten. Der See hat zwei ver schiedene Ufer, das graue und das grüne. Grau ist die Häuserfront und der Sandstrand, grün die Ebene und die Bäume. Das graue hat Treppen, das grüne Schilf. In der Mitte des Sees liegt die TierliInsel, wo die Enten brüten, die Libellen schwir ren und Fische hat’s auch. Der Milan am Himmel verkündet: Opfikon ist voller Natur.
Benedikt Loderer
Was sind das für Orte?
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Das Angebot erstreckt sich von minimalen Kleinwohnungen, die sich mit einigen Kniffen just in das Büroraster einpassen, über Atelierwohnungen mit direktem Zugang vom Hof bis zu grosszügigen Maisonettes im Attikageschoss.
Octavo II: Urbane Wohnlichkeit im ehemaligen Bürogebäude Nur rund fünfzehn Jahre lang wurde im Bürogebäude Octavo II in NeuOerlikon gearbeitet – dann bewog der Auszug des Hauptmieters den Credit Suisse 1a Immo PK dazu, eine Umnutzung zu prüfen. Aufgrund der Lage am Wohnungs markt und einer ohnehin anstehenden Fassadensanierung wurde ein Gesamtleis tungswettbewerb ausgeschrieben, aus dem das Team von GENU Partner als Totalunternehmer und Fischer Architekten als Sieger hervorgingen. Die Aufgabe bestand in der Entwicklung von Wohnfor men, die sich effizient in die vorhandene Grundstruktur einpassen lassen. Zwar widersetzten sich auf den ersten Blick das unpassende Stützenraster, die beachtliche Gebäudetiefe und lediglich zwei Erschlies sungskerne dem Vorhaben. Am Ende sind es jedoch gerade die unorthodoxen ar chitektonischen Antworten auf den strukturell herausfordernden Bestand, die neben den Raumhöhen von drei bis vier Metern massgeblich zum Charme der ganz unterschiedlichen Wohnungen beitragen.
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Durch die komplementäre Farbgebung der Fassade hebt sich das Gebäude von seinen beiden benachbarten Geschwister bauten ab. Als Loggien ausgebildete private Aussenräume erhalten das Fassadenbild aufrecht und erlaubten baurechtlich die Aufstockung des Attikageschosses. (Fotos: Gerry Amstutz)
Welterfolg mit Oerlikon Kanonen
Grundriss des dritten Obergeschosses vor und nach dem Umbau: Die beiden Erschliessungskerne blieben erhalten und gliedern das Wohngebäude in drei Teile. Die zwei Köpfe mit den Treppenhäusern bilden die Hauptadressen und verfügen in allen Etagen über die gleichen Geschosswohnungen. Der mittlere Gebäudeteil hingegen ist mit sehr unterschiedlichen Wohnungen belegt. In den Obergeschossen sind diese über einen internen Korridor erschlossen, welcher sich zwischen den beiden Treppenhäusern aufspannt.
Waffenindustrie Im Jahre 1906 wurde die Abteilung Werkzeugmaschinen der MFO an die neu gegründete Schweiz. Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon abgetreten. Wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten erwarb 1923 die Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik das Aktienkapital und entsandte 1924 den Deutschen Emil G. Bührle (1890-1956) nach Oerlikon. Er wurde in der Folge mit der Geschäftsführung betraut. Während der wirtschaftlichen Depression nach dem Ersten Weltkrieg genügte der Werkzeugmaschinenbau allein nicht mehr, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Eine Erweiterung der Geschäftstätigkeit erschien aus Auslastungsgründen als unerlässlich. Die Firma Semag in Seebach suchte in der gleichen Zeit einen wirtschaftlichen Partner zur Weiterentwicklung der sogenannten Becker-Kanone, einer aus dem deutschen Stahlwerk Becker AG in Willich hervorgegangene 20-mm-Waffe (Patent vom 30.9.1913). Die Becker AG hatte die Maschinenbau Seebach AG (Semag) erworben und übertrug ihr die deutschen Patentrechte, da der Versailler-Vertrag eine Weiterentwicklung in Deutschland verbot. Die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon konnte die Produktionsrechte für die 20-mm-Kanone mitsamt den zugehörigen Patenten erwerben. Indem Emil G.Bührle 1927 eine Minderheitsbeteiligung und 1936 die restlichen
Glasbausteine, die schon im Bestand zur Anwendung kamen, sorgen für Licht in den tiefen Grundrissen und ermöglichen eine niederschwellige visuelle Kommunikation zwischen den Mietern.
Fischer Architekten
Octavo II: Urbane Wohnlichkeit im ehemaligen Bürogebäude
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Abb. 1 Zürich um 1638: Die spätmittelalterliche geschlossene Stadt mit den verprengten Klosterbezirken. Abgebildet ist auch die damals jüngste Erweiterung des Kratzquartiers durch Landgewinnung in Richtung See für das Bauhaus, den Wohnsitz des Bauvorstehers. Dieses wurde 1803 zum Stadthaus umgenutzt. (Tigurum Zürÿch, Merian, Matthaeus der Ältere 1593–1650 (Kartograf_in), [Frankfurt am Main], [1638], Zentralbibliothek Zürich, Kartensammlung, Magazin 05 4 Lb 03: 2)
Abb. 3 Zürich 1859: Eine Stadt kurz vor den grossen städtebaulichen Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Vordergrund bereits gebaut das Bahnhofsgebäude und die Schienenverbindung nach Baden sowie über Oerlikon nach Romanshorn. Hoch über der Altstadt thronend das erst 1864 eingeweihte Polytechnikumsgebäude von Gottfried Semper. Links der Limmat sind das Oetenbachkloster und der Lindenhof besonders augenfällige Überbleibsel der mittelalterlichen Stadt. (Zurich vue prise dessus de la gare du chemin de fer, Fichot, Charles, [ca. 1859], Zentralbibliothek Zürich, Shelf Mark: ZH, Stadt II C, 18)
Abb. 2 Zürich 1705: Die Stadt plant neue Quartiere am Fuss des Zürichbergs, in Richtung Seefeld sowie im Talacker inner halb der in weitem Bogen um die mittelalterliche Stadt gelegten barocken Schanzen. (Johann Heinrich Vogel, Grundriss der Statt Zürich, samt deroselben Fortifications Werken anno 1705 / Henricus Vogelius Ing. del. et f., 1705, Universität Bern, Ryh 3223 : 14)
Abb. 4 Zürich 1862: Neuordnung der Innenstadt links der Limmat. Das Kratzquartier wird durch Landgewinnung in Richtung See erweitert und neu geplant, beim Bahnhof soll ein modernes Bahnhofsquartier entstehen. Verbunden werden diese neuen Stadtteile durch einen eleganten Boulevard mit Baumallee, der heutigen Bahnhofstrasse. (Zürich: Projektierte Quartier anlagen in Stadelhofen, im Kratz und beim Bahnhof; Übersichtsplan, Juli 1862, Staatsarchiv des Kantons Zürich, Plan B 467)
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Gabriela Güntert
Zürich, gewachsene und geplante Stadt, Spuren der Vergangenheit
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Aktien der Firma erwerben konnte, wurde er zum Unternehmer. 1937 wurde er Schweizer Bürger. 1938 gründete er die Kommanditgesellschaft Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, Bührle & Co., welche die Fabrik übernahm und der er als unbeschränkt haftender Gesellschafter vorstand. Die Becker-Kanone bildete die Grundlage für die erfolgreiche 20-mm-Oerlikon-Flugabwehr- und Flugzeugbordkanonen, die den Namen des Unternehmens später in der ganzen Welt bekannt machen sollten. [Abb.1, Abb.2] Das Waffengeschäft war für die neutrale Schweiz in der Zeit des Zweiten Weltkrieges von spezieller, bis heute kontrovers diskutierten Bedeutung. 1939 wurde mit Grossbritannien ein Lizenzvertrag über die Produktion der 20-mm-OerlikonKanone mitsamt Munition abgeschlossen. Englische Firmen fertigten auf dieser Grundlage bis Kriegsende ca. 35’000 Oerlikon-Kanonen. Mit den USA zerschlugen sich Lizenzverhandlungen, die Pläne wurde aber von Grossbritannien an die USA ausgeliefert. Ohne Lizenzzahlungen wurden von 1941 bis Kriegsende ca. 150’000 OerlikonKanonen für die amerikanische Marine hergestellt. Die Oerlikon-Kanone entwickelte sich in der Folge zum erfolgreichsten Fliegerabwehrgeschütz der amerikanischen Marine, die für knapp einen Drittel der Abschüsse feindlicher Flugzeuge bis 1944 verantwortlich zeichnete. [Abb.3, Abb.4, Abb. 5] An das Deutsche Reich wurden zwischen 1941 bis 1944 ca. 6’000 20-mm-Oerlikon-Kanonen und ca. 8,7 Mio Schuss Munition ausgeliefert. Dies im Auftrag des Bundesrates als Gegengeschäfte, hauptsächlich für Importe von Kohle und weiteren für die Schweiz lebenswichtigen Gütern. Die aufgrund der kontroversen Diskussionen erfolgten eingehenden Abklärungen zeigen auf, dass die Lieferungen Bührles weder technologisch noch mengenmässig kriegsentscheidende Waffengeschäfte waren. In Deutschland wurden in derselben Zeit ca. 112’000 20-mm Flabkanonen produziert. Es ist jedoch so, dass die Zahl der Beschäftigten bei der WO von jährlich ca. 2’000 auf das Maximum im Jahre 1941 mit ca. 3’700 anstieg und dann 1944 mit dem Ausfuhrverbot wieder die Vorkriegszahl erreichte. Auch das Firmengelände wurde wesentlich vergrössert. [Abb.6, Abb.7] Gegen Kriegsende fiel der Umsatz von 178 Mio. Fr. (Geschäftsjahr 1942/43) auf 40 Mio. Fr. (1944/45). Nach Emil Bührles Tod im Jahre 1956 übernahm sein Sohn Dr. Dietrich Bührle (1921– 2012) die Konzernleitung. Unter seiner Ägide diversifizierte der Konzern in den 1960er und vermehrt in den 70er Jahren in zivile Bereiche. Dieter Bührle führte zahlreiche Umstrukturierungen durch. Unter anderem wandelte er 1968 die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle & Co. in die Aktiengesellschaft Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon-Bührle AG (WO) um, 1973
Christoph Ackeret
Abb. 5: Vorführung des OERLIKON Flab Geschützes in Walenstadt 1938, Ausrüstung für die Schweizer Armee (Rheinmetall Air Defence)
Abb. 2: Vorführung in China, 1933, das China-Geschäft ermöglichte der WO die Serienherstellung (Rheinmetall)
Abb. 7: Luftaufnahme Fabrikareal Oerlikon Oerlikon Bührle 1946 (Rheinmetall Air Defence)
Abb. 4: 20-mm Kanone an Kampfflugzeug (Rheinmetall)
Abb. 8: Luftaufnahme Fabrikareal Oerlikon, Oerlikon-Bührle, 1988 (Rheinmetall Air Defence))
Welterfolg mit Oerlikon Kanonen
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Das vielschichtige Porträt eines rasant wachsenden Stadtteils
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Der Bahnhof Lange war der Stadtwanderer nicht mehr hier, in Züri Nord. Hier fährt man durch, vom Hauptbahnhof zum Flughafen. Die neuen Hochhäuser, ja, die sind ihm aufgefallen im vorbeihuschenden Film vor dem Zugsfenster. Mehr nicht. Allerdings sieht der Mensch nur mit den Füssen gut. Darum steigt er diesmal aus, geht treppab und ist verwirrt. Alles so neu und grossartig hier! Der Bahnhof Oerlikon machte einen Sprung und er hat nichts gemerkt. Er wusste zwar, dass Züri Nord die viertgrösste Stadt in der Schweiz ist, dass das einen Bahnhof erfordert wie in einer Grossstadt, das sieht er nun. Der Umbau, nein, die Erweiterung des Bahnhofs Oerlikon ist die Antwort der SBB auf die Entwicklung in Züri Nord. Wer hier in der Unterführung steht, spürt, was die Verdichtung ist. Woran merkt er das? Am gigantischen Velokeller. Nicht nur die Stadt ist gewachsen, sie hat sich auch verändert. Die Verkehrswende beginnt hier.
Das Gestell Er erinnert sich. Am Anfang stand da ein riesiges Metallgestell und zu seinen Pfostenfüssen ringelten sich die ersten Meter der Klimmpflanzen. Nie, dachte er, werden sie das Gestell erobern. Sie haben’s und tun’s weiter. Unermüdlich wachsen sie. Von aussen gesehen bilden sie bereits einen grünen Block, im Innern wächst der Himmel zu. Bald wird’s hier drin dämmrig sein. Der MFO-Park ist eine grüne Uhr. Sie zählt die Jahre nach der Industrie. Er ist aber auch ein Denkmal. Es zeigt deren Massstab und Wucht. Der Stadtwanderer staunt. Wie war es möglich ein so riesiges, kompromissloses Projekt durchzubringen? Er spürt die Überzeugungsarbeit, die dafür nötig war. Woher der feste Glaube an das Klettern? Steht er hier, so packt ihn ein leiser Stolz. Dass er als mitbewegter Beobachter dabei sein durfte, als dieses Werk entstand. Es ist NeuOerlikons einziger Wallfahrtsort für die Verehrer der künstlichen Natur.
Der Turm Nötig ist jetzt ein Überblick, also steigt der Stadtwanderer auf den Turm. Als er keuchend oben ist, merkt er: Es gibt ein Leben über der Baumgrenze. Der Park unter ihm ist gefüllt mit Baumknäueln, er sieht einen Wald von oben. Er blickt sich um. Vorn ist New York und hinten SVP. Schaut er nach Westen, so sieht er auf das Land hinaus. Er merkt, hier geht’s Richtung Dorf und Landwirtschaft, so sieht das schweizerische Mittelland unterdessen jenseits der Bauzonengrenze aus. Im Osten hingegen blickt er auf eine zackige Skyline, die Hochhausmauer hinter der Thurgauerstrasse, dann folgt mit Abstand der Andreasturm, weiter rechts das das Hotelhochhaus mit seinem kleinen Bruder, die beide schon seit Jahrzehnten dastehen. Transfluenzpass Milchbuck! zuckt es durch Stadtwanderers Hirn und links und rechts davon die Waldhügel des Zürich- und des Hönggerbergs. Der Turm ist sein Lieblingsplatz: über den Bäumen und doch in der Stadtlandschaft.
Der Behälter Sie sind schwer zu zählen, die Geschosse. 21? Die Hülle, Fassade wäre ein zu altmodisches Wort, des Andreasturms ist so glatt und slick, dass man mit dem Auge daran abgleitet. Es ist die Verpackung eines Arbeitsbehälters. Sicher, technisch, wirtschaftlich, ja auch ökologisch auf dem State oft the Art, doch abweisend und kalt. Der Turm hat Unterbrechungen und leichte, horizontale Verschiebungen, wie wenn die Architekten sich plötzlich gescheut hätten, das reine Prisma hinzustellen. So bringt man etwas Willkür in die Banalität. Eingeklemmt in ein Bahndreieck nützt der fünfseitige Grundriss das Grundstück geschickt aus. Das Erdgeschoss hat Läden, wie sich das gehört. Doch ist der Andreasturm eine Insel des Archipels Global City. Er redet amerikanisch, die Sprache des Dollars und der Globalisierung. International Style von heute. Von hier nach Dubai ist’s näher als nach Wald im Zürcher Oberland.
Benedikt Loderer
Was sind das für Orte?
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Herausgegeben von Christoph Ackeret, Gerhard Mack und Peter Noser
Essays, Reportagen und Interviews zur Entwicklung von Zürich Nord, einem besonders dynamischen Teil der grössten Schweizer Stadt
Mit Beiträgen von Christoph Ackeret, Hubertus Adam, Kees Christiaanse, Max Dudler, Werner Huber, Daniel Kurz, Benedikt Loderer, Gerhard Mack, Peter Noser, André Odermatt, Silva Ruoss, Anna Schindler, Simone Ulmer, Richard Wolff u. a.
Beleuchtet generelle Fragestellungen heutiger Stadtentwicklung und zeigt zeitgemässe Lösungs ansätze dazu auf Lässt mehr als 30 Akteurinnen und Akteure aller Couleur zu Wort kommen
Mit Fotografien von Giuseppe Micciché u. a.
Sehr reichhaltig illustriert mit Fotos, Karten und Grafiken, die grösstenteils hier erstmals veröffentlicht werden
Gestaltet von Bänziger Hug Gebunden ca. 176 Seiten, ca. 250 farbige und sw Abbildungen 22 × 28,5 cm 978-3-03942-090-2 Deutsch ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im Mai 2022 ISBN 978-3-03942-090-2
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783039 420902
Zürich Nord Vom Dorf zur Global City
Dienstleistungszentren, innovative Wohnsiedlungen, Hochschulanlagen: Heute ist Zürich Nord der dynamischste Teil der grössten Schweizer Stadt. Doch das war nicht immer so – das Gebiet war lange ländlich geprägt. Erst die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr ermöglichte den Wandel hin zu einem globalen Wirtschafts standort. Anhand der drei Stadtteile Neu-Oerlikon, Leutschenbach und Glattpark wird dieser Wandel sichtbar gemacht. Jeder von ihnen brachte im Hinblick auf Eigen tümerstrukturen, Absichten und Ziele eigene Voraussetzungen mit, auf die Planungen und Nutzungen mit unterschiedlichen Konzepten reagierten. Dieses Buch ist ein Kaleidoskop aus Text und Bild: Drei Dutzend Autorinnen und Autoren beleuchten in kurzen Kapiteln Voraussetzungen und Motoren der Entwick lung von Zürich Nord und zeigen konkrete Lösungsvorschläge für die urbanen Her ausforderungen auf. Dabei können die drei Musterfälle als paradigmatisch für aktuelle Fragen heutiger Stadtentwicklung gelten. Neben Architekten, Planerinnen, Mitglie dern der Stadtregierung und Verkehrsfachleuten kommen auch Anwohner, Politiker und CEOs internationaler Firmen zu Wort. Diese Vielzahl von Perspektiven lässt ein lebendiges Bild dieser Stadtquartiere und ihres Wandels entstehen. Christoph Ackeret ist Architekt und hat in leitender Stellung bei Ent wicklung und Realisierung von städtebaulich integrierten Grossprojekten und Projekten mit Wohneigentum im Grossraum Zürich mitgewirkt. Gerhard Mack war 2002–2021 Redaktor für Kunst und Architektur bei der NZZ am Sonntag und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter Monografien über Herzog & de Meuron und den Bildhauer Hans Josephsohn. Peter Noser war stellvertretender Direktor im Amt für Städtebau der Stadt Zürich.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Zeitgenössische künstlerische Befragung eines historischen Denkmals
Herausgegeben von der Kunsthalle Luzern und Bettina Staub
Ein gesellschaftlich engagiertes Referenzbuch für die künstlerische Kontextualisierung von Denkmälern
Mit Beiträgen von Jana Avanzini, Martin R. Dean, Peter Fischer, Sabine Gebhardt Fink, Marcel Glanzmann, Silvia Henke, Karin Mairitsch, Peter Omachen, Heinz Stahlhut, Bettina Staub und Beat Züsli
Dokumentiert ein über vier Jahre reichendes Programm aus Aus stellungen, Performances, Podien und interdisziplinären Veranstaltungen zum 200-jährigen Jubiläum des Luzerner Löwendenkmals Verbindet Lesevergnügen mit Wissenszuwachs und öffnet neue Zugänge zu Luzerns berühmtestem Denkmal
Gestaltet von l’équipe [visuelle] Gebunden ca. 250 Seiten, ca. 400 farbige Abbildungen 24,5 × 31 cm 978-3-03942-087-2 Deutsch / Englisch ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im März 2022 ISBN 978-3-03942-087-2
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783039 420872
Löwendenkmal 21 Das Löwendenkmal Luzern im Fokus aktueller Kunst
Das Löwendenkmal beim Luzerner Gletschergarten erinnert an die Schweizergardisten im Dienste des französischen Königs Ludwig XVI., die beim Sturm auf den TuilerienPalast in Paris am 10. August 1791 gefallen sind. Das nach einem Entwurf des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen direkt in die Felswand gehauene Denkmal wurde am 10. August 1821 feierlich eingeweiht. Im Hinblick auf das 200-Jahr-Jubiläum des Löwendenkmals entwickelten die Kunst halle Luzern und der Verein L21 ein Programm aus Ausstellungen, Performances, Podien und interdisziplinären Veranstaltungen, die über vier Jahre hinweg das Monu ment künstlerisch befragten. Die Kunstprojekte zeigten unterschiedlichste künstleri sche Haltungen und stellten das Denkmal in Bezug zu verschiedensten Themen. Dieses Buch dokumentiert zum einen mit zahlreichen Abbildungen, Texten und Ge sprächen das gesamte Projekt. Zum anderen liegt damit ein gesellschaftlich engagier tes Referenzbuch für die künstlerische Kontextualisierung von Denkmälern vor, das die Erkenntnisse des L21-Projekts festhält und reflektiert. Die Kunsthalle Luzern ist eine lebendige Plattform für die Vermittlung, Präsentation und Diskussion regionaler, nationaler und internationaler Kunst in der Zentralschweiz. Bettina Staub ist freischaffende Kunsthistorikerin und Kuratorin. Bis 2019 war sie als Co-Leiterin des Museums Sankturbanhof in Sursee tätig.
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Herausgegeben vom Kunsthaus Zürich
Das zeichnerische Werk Rudolf Kollers ist bislang nur wenig publiziert
Mit Beiträgen von Jonas Beyer, Silvan Faessler und Simone-Tamara Nold
Das Buch bietet eine umfassende Einführung in diesen kaum be kannten Teil von Rudolf Kollers Schaffen, der mit der Gotthardpost eines der ikonischen Gemälde der Schweizer Kunstgeschichte geschaffen hat
Gestaltet von Lena Huber Broschur ca. 96 Seiten, ca. 60 farbige und 10 sw Abbildungen 17 × 23,5 cm 978-3-03942-085-8 Deutsch
Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung im Kunsthaus Zürich (20. Mai bis 14. August 2022)
ca. sFr. 25.– | € 25.– Erscheint im Mai 2022
«Es kommt mir aber nicht auf die Kühe und ihre Rasse an, ich will grosse Formen und farbige Flecken malen.» Rudolf Koller
ISBN 978-3-03942-085-8
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Rudolf Koller Die Skizzenbücher
Rudolf Koller (1828–1905), der Maler der berühmten Gotthardpost, war ein passio nierter Zeichner, der gerade in diesem Medium bis heute ausgesprochen modern wirkt. Obwohl das Spektrum seiner Motive recht eng war – Kühe und Schafe zählten zu den Favoriten –, so tendierte er mit zunehmender Kenntnis des Gegenstandes mehr und mehr zu kürzelhaften, fast schon abstrakten «Notationen». Diese brachte er weniger um der Motive selbst willen zu Papier, vielmehr dienten sie der Aushandlung von Formfragen. Die meisten Zeichnungen Rudolf Kollers finden sich in Skizzenbüchern, die das Kunst haus Zürich aufbewahrt. Dieses Buch bietet nun erstmals einen faszinierenden Ein blick in diesen schier unermesslichen zeichnerischen Kosmos. Es erscheint anlässlich einer Ausstellung im Kunsthaus Zürich im Sommer 2022 und bringt die eher im zeichnerischen Werk sichtbare progressive Seite des berühmten Künstlers zum Vor schein, der bislang als «Tiermaler» nur unzulänglich beschrieben und gewürdigt wurde. Jonas Beyer ist seit Januar 2018 Kurator an der Grafischen Sammlung im Kunsthaus Zürich. Simone-Tamara Nold hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunst haus Zürich das Projekt der Digitalisierung von Rudolf Kollers Skizzen büchern betreut. Silvan Faessler ist seit über dreissig Jahren im internationalen Kunst handel tätig und führt seit 2006 seine eigene Kunsthandelsfirma in Zug. Das Kunsthaus Zürich ist eines der führenden Kunstmuseen Europas und seit 2021 das grösste der Schweiz. Seine Sammlung umfasst Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart mit besonderen Schwerpunkten auf dem französischen Impressionismus und Postimpressionismus sowie der klassischen Moderne.
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Herausgegeben von Céline Gaillard und Simone Kobler
Erstes neues Buch zum Werk des Appenzeller Künstlers Hans Schweizer seit Langem
Mit Beiträgen von Ursula Badrutt, Christine Brunner, Céline Gaillard und Simone Kobler
Zeigt neben Werken aus allen Schaffensphasen ein bislang unpubliziertes Konvolut von Werken Schweizers aus den 1980er-Jahren
In Zusammenarbeit mit dem Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona
Erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona (27. Februar bis 1. Mai 2022)
Gestaltet von Angela Kuratli Gebunden (Flexicover) ca. 144 Seiten, ca. 100 farbige Abbildungen 22 × 28 cm 978-3-03942-069-8 Deutsch / Französisch
In die Welt hinaus und zurück in die appenzellische Heimat: der Maler und Zeichner Hans Schweizer
ca. sFr. 35.– | € 35.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-03942-069-8
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Hans Schweizer Hier und Anderswo
Die Transportmittel, Häuserketten, Menschen, Kühe und Gewässer in den Zeichnun gen und Bildern des Künstlers Hans Schweizer erzählen von Verortung und Bewegung, von Bedrängung und Tanz. Die Augen wandern durch Bildflächen hindurch und voll ziehen die stete Suche des Künstlers nach. Geboren 1942 in Herisau, war Hans Schweizer in St. Gallen, Paris, Toronto, Zürich, Berlin und im Appenzellerland zu Hause. Das Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona widmet ihm anlässlich des 80. Geburtstages eine Ausstellung, zu der auch dieses Buch erscheint. Es bietet Raum für die unbeirrbare Formgebung von Schweizers Beobach tungen, sein eigenes Positionieren in einer Welt, deren Krisen und Unstimmigkeiten ihn beschäftigen. Ausgehend von einem umfassenden, noch nie gezeigten Konvolut von Werken der 1980er-Jahre werden Verbindungen zu allen Schaffensjahren und insbesondere zu Schweizers aktuellen Arbeiten gezogen. Céline Gaillard und Simone Kobler sind seit 2019 Co-Direktorinnen des Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona. Davor war Céline Gaillard als wis senschaftliche Mitarbeiterin und ab 2018 als Sammlungskuratorin am Kunstmuseum St. Gallen tätig, Simone Kobler war 2015–2019 Ausstel lungskuratorin am Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon SZ.
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Alhambra, 2018
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173 x 51 cm Mischtechnik auf Papier mit Leinwand hinterlegt Mixed technique on paper supported with canvas
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Heinrich Eichmann Kreisläufe, 1964 Blattgold auf schwarzem Poliment Holztafel, 120 x 85 cm
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Gold: ewiges Faszinosum, Wertanlage und künstlerisches Ausdrucksmittel von höchster Symbolkraft
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Herausgegeben von Barbara Diethelm in Zusammenarbeit mit dem Helmhaus Zürich
Betrachtet die Bedeutung und Verwendung von Gold als kunsthistorischem Phänomen und künstlerischem Ausdrucksmittel am Beispiel des Schaffens von Barbara Diethelm und Heinrich Eichmann
Mit Beiträgen von Guido Magnaguagno, Daniel Morgenthaler, Linda Tucker und Barbara Diethelm
Geht der Frage nach der Faszina tion des Goldes nach und weshalb es in unserer Wahrnehmung und Psyche eine solch unantastbare Werthaltigkeit besitzt
Gestaltet von Barbara Diethelm und Eggmann Design Broschur ca. 112 Seiten, ca. 60 farbige Abbildungen 22 × 28 cm 978-3-03942-075-9 Deutsch / Englisch
Das Werk der Malerin und FarbForscherin Barbara Diethelm wie auch das des Zürcher Malers Heinrich Eichmann sind bislang nur wenig publiziert; über Eichmann ist seit mehr als 20 Jahren kein neues Buch erschienen
ca. sFr. 39.– | € 38.–
Erscheint anlässlich der Ausstellung Gold – Barbara Diethelm, Heinrich Eichmann, knowbotiq im Helmhaus Zürich (10. Februar bis 10. April 2022)
Erscheint im Februar 2022 ISBN 978-3-03942-075-9
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Path of Gold Barbara Diethelm – Heinrich Eichmann
Path of Gold folgt der Bedeutung und Verwendung von Gold als einem kunsthistorischen Phänomen, das von den frühen Kulturen bis in die Gegenwart reicht. In Zeiträumen grundlegenden Wertewandels und geistiger Neuorientierung erscheint Gold immer wieder als sinnstiftendes Element: Über die Jahrtausende hinweg symbolisiert das Edel metall Werte, materielle und weltliche ebenso wie geistige und spirituelle. In der Malerei weist Gold immer auf eine Verwandlung hin, auf Befreiung und Transmutation. Gold als Farbe und künstlerisches Ausdrucksmittel von zentraler Bedeutung verbindet auch den Maler Heinrich Eichmann (1915–1970) mit der 1962 geborenen Malerin und Farb-Forscherin Barbara Diethelm. Eichmann gestaltete zahlreiche Bildtafeln und Wandbilder in unterschiedlichen architektonischen Kontexten, die bekanntesten sind seine Goldbilder. Barbara Diethelm geht in ihrer Arbeit den Gestaltkräften der Natur nach und entwickelte eine neue goldfarbene Substanz. Ihre Bilder stehen in Bezug zu konkreten Orten, an denen sich Schichten menschlicher Kulturentwicklung überlagern und durchdringen. Das Buch erscheint anlässlich der Ausstellung Gold – Barbara Diethelm, Heinrich Eichmann, knowbotiq im Helmhaus Zürich im Frühjahr 2022. Texte der Künstlerin Barbara Diethelm, des Kunsthistorikers Guido Magnaguagno, des Kurators Daniel Morgenthaler und der südafrikanischen Autorin und Naturschützerin Linda Tucker begleiten die durchgehend farbigen Abbildungen. Barbara Diethelm, 1962 in Zürich geboren, ist Malerin. Sie ist Mitbe gründerin der Fondation Lascaux und ist Inhaberin der Firma Lascaux Colours & Restauro, in der sie ganzheitliche Farbsysteme entwickelt.
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I did my first exhibition with paintings on newspapers- one was called “free associations”, the other one “les bizarreries de l’espace”. I got a price from the city of Zürich, with such a painting. In the whole I did around 8 solo exhibitions and participated in a few group- exhibitions. The drawings with ink on the last pages of this book derive partly also of that period. That I painted on newspapers has a connection to my father. I always saw him, when I was a child, or almost did not see him behind his newspapers, that he read hours and hours every day as being part of his work as a journalist.
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Das eigene Leben in spielerischen Collagen und expressiven Bildern reflektiert 15
Blau Weiss Blau Die Wörter weben neue Bilder Immer wieder Die Flut Der Schaum Blau Weiss Blau Überdeckt deine letzten Gedanken Überdeckt die Rillen der Zeit Überdeckt dich dein Gesicht Deine Schultern im Meer Deine letzte Heimat Weiss 26
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Mit Texten von Iso Camartin, Marianne Karabelnik und Dominique Bondy
Erstes Buch über das künstlerische Schaffen der Literaturwissen schafterin und Psychoanalytikerin Dominique Bondy
Gestaltet von Adrian Ehrat
Zahlreiche Werkabbildungen werden Begleitet von Texten des Philologen und Essayisten Iso Camartin und der Kunsthistorikerin Marianne Karabelnik sowie von Dominique Bondy selbst
Broschur ca. 232 Seiten, ca. 141 farbige Abbildungen 22,5 × 30 cm 978-3-03942-084-1 Deutsch / Englisch ca. sFr. 59.– | € 58.– Erscheint im März 2022 ISBN 978-3-03942-084-1
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Dominique Bondy
Dominique Bondy, 1946 in Zürich geboren, hat seit ihrer Kindheit und später auch neben ihrem Studium in Komparatistik und Romanistik und ihrer Ausbildung und Tätigkeit als Psychoanalytikerin ein umfangreiches künstlerisches Œuvre geschaffen: Tuschzeichnungen, der Art brut nahestehende Gemälde, surrealistische Collagen. Ihre Werke wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren in mehreren Galerieausstellungen in Zürich gezeigt. Nun erscheint erstmals ein Buch über Bondys Kunst. Der Band verdeutlicht, worum es Bondy in ihrem künstlerischen Schaffen geht: auf den Fussspuren des eigenen Lebens zu sich zurückkehren. Die Reproduktionen der Bilder und Collagen werden begleitet von eigenen Gedichten Bondys, die sie in Französisch, Englisch und Deutsch schreibt und von denen einige eigens für dieses Buch entstanden sind. Die Textbeiträge stammen vom Schriftsteller Iso Camartin und der Kunsthis torikerin Marianne Karabelnik sowie von Dominique Bondy selbst, die darin ihre Biografie und ihre Kunst reflektiert. Dominique Bondy, geboren 1946, aufgewachsen in Zürich und Paris, studierte an der Harvard University Romanistik und an der Universität Zürich Vergleichende Literaturwissenschaft. Sie lebt und arbeitet heute als Psychoanalytikerin in Zürich. Seit ihrer Jugend ist sie auch als Künstlerin tätig. Iso Camartin, geboren 1944, ist Philologe und Essayist und lehrte 1985–1997 als Professor für rätoromanische Literatur und Kultur an der ETH Zürich und an der Universität Zürich. Marianne Karabelnik lebt und arbeitet in Zürich und Frankfurt als Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin mit einem Fokus auf der Kunst der Klassischen Moderne und der Gegenwart.
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Jedes Kleidungsstück basiert auf (Körper-)Vorstellungen, die durch gesellschaftliche Moden, moralische Wertvorstellungen wie auch medizinische und gesundheitspolitische Überlegungen geprägt sind. Menschen werden durch Kleider geformt: «Kleidung macht Körper». Kleidung ist immer zweckorientiert gestaltet, hat Schutz-, Scham- und Schmuckfunktion. Sie gibt physischen Schutz und bewahrt uns vor feindlichen Angriffen. Neben dieser Funktion bietet sie Wahlmöglichkeiten, wie Form, Farbe und Material, die zur Selbstdarstellung genutzt werden können. Aus dem Zusammenwirken aller Zutaten entstehen «vestimentäre Codes», die wir in Sekundenbruchteilen entschlüsseln. Damit wird Kleidung zu einem wichtigen Teil (sozialer) Identitätsarbeit und dient als physische wie auch psychische und soziale Schutzmontur. Mit modischer Kleidung können wir spielen und selbstbestimmt wählen, ob wir Botschaften über Körper, Geist und Lebensstil zeigen oder verdecken möchten. Kleidung ist somit nie nichtdesignt und kann «nicht nichtkommunizieren». Wird ein Mensch zu bestimmter Kleidung gezwungen, etwa im Dienst (Militär, Pflege) oder in fragilen Umständen wie bei Krankheit, kann dies verändernd auf das Selbstverständnis einwirken. Dies kann durchaus erwünscht sein, aber auch zu Konflikten führen, die wir im Extremfall als «vestimentäre Übergriffe» wahrnehmen. In Settings, wo das Tragen spezifischer Kleidung nicht autonom und selbstbestimmt, sondern der Rationalität des Kontextes geschuldet ist, wie im Falle eines Krankenhausaufenthalts, können die psychologischen Belastungen hoch sein, da die wechselseitigen Relationen (Kleid, Mensch, Gruppe, Kontext) zu Entfremdung führen können. Das Tragen von Kleidung bleibt nie folgenlos. Das Pflegehemd, um das es im Folgenden gehen soll, bildet hier keine Ausnahme. Es sendet wie alle körpernahen Textilien Botschaften, auch wenn es vor allem unter gesundheitspolitischen und funktionsorientierten Vorstellungen kreiert, produziert und vermarktet wird. Auf der Website eines Anbieters wird ein Modell beispielsweise wie folgt beschrieben: «Durch das offene Rückenteil mit praktischen Bindeverschlüssen im Nacken- und Hüftbereich wird Pflegezeit eingespart und Arbeitsabläufe in der Pflege enorm vereinfacht.» Klar im Vordergrund stehen Vorteile
Das letzte Hemd hat (noch) keine Taschen
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Das letzte Hemd hat (noch) keine Taschen
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Eva Wandeler
Bitten Stetter – Travel Wear
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Bitten Stetter
Blue
Nor here, nor there
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Kontext Sterben
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Green
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Die Frage, wie und in welchen Umgebungen unser Leben zu Ende geht, ist aktuell wie nie zuvor Inhaltsübersicht
Eva Wandeler – Nor here, nor there
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Red
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Eva Wandeler – Nor here, nor there
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Einleitung Sterbesettings aus ärztlichem Blickwinkel Erfahrungen von Sterbenden und Angehörigen Veröffentlichte Sterbeerfahrung Den letzten Weg gemeinsam gehen. Angehörige in verschiedenen Sterbesettings Sterbesettings als Imaginationsräume. Bildhaftes Erleben in Todesnähe Analyse der Institutionen: Krankenhaus, Hospiz, Pflegeheim Das letzte Hemd hat (noch) keine Taschen. Eine design-anthropologische Untersuchung des Patientenhemdes Sterbesituation und Thanatografie. Soziologische Perspektiven Dying in Place. COVID-19, Pflegeheime und moralische Geografien des Sterbens Fachpersonen in Sterbesettings: Pflege, Seelsorge, Design Tinkering am Lebensende. Wie die Pflege das Sterben in der Institution gestaltet Transzendente Erfahrungen rahmen Design und das Lebensende Eva Wandeler: 5 Videos «Nor here nor there»
Herausgegeben von Corina Caduff, Minou Afzali, Francis Müller und Eva Soom Ammann
Sterben und Tod sind gerade in Zeiten der Corona-Pandemie höchst aktuelle Themen
Mit Beiträgen von Thorsten Benkel & Matthias Meitzler, Corina Caduff, Roland Kunz, Settimio Monteverde, Francis Müller & Gaudenz Metzger, Karin Oechsle & Anneke Ullrich, Simon Peng-Keller, Eva Soom Ammann & Julia Rehsmann, Bitten Stetter, Eva Wandeler, Stefan Zahler
Das Buch versammelt zehn Auf sätze von Expertinnen und Experten aus Medizin und Pflegewissenschaften, Theologie, Soziologie, Kulturwissenschaft und Design Die Texte leisten wesentliche Beiträge zum Diskurs über unseren Umgang mit dem Sterben und zu den Kontexten, in denen Menschenleben heute zu Ende gehen
Gestaltet von Studio HübnerBraun
Stills aus Videoperformances der Künstlerin Eva Wandeler ergänzen die unterschiedlichen Perspektiven auf Sterbesettings durch einen freien künstlerischen Zugang
Broschur ca. 240 Seiten, ca. 40 farbige und sw Abbildungen ca. 17 × 24 cm 978-3-03942-050-6 Deutsch ca. sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im März 2022 ISBN 978-3-03942-050-6
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Kontext Sterben Institutionen – Strukturen – Beteiligte
In der heutigen Gesellschaft lässt sich ein wachsendes Interesse am Lebensende, am Sterben und am Tod beobachten. Erfahrungen mit unheilbaren Krankheiten und mit der professionellen Begleitung des Lebensendes durch Palliative Care werden zuneh mend in den Medien besprochen und rücken ins Blickfeld der Öffentlichkeit wie auch verschiedener Forschungsrichtungen. Die Texte dieses Sammelbandes verschränken bisher getrennte Fachperspektiven auf das Thema zu einem innovativen, interdiszipli nären Zugang. Zehn Beiträge von Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und Deutschland erkun den die gegenwärtigen Formen institutionalisierten Sterbens aus den Blickwinkeln von Medizin, Theologie, Soziologie, Design, Kulturwissenschaft und Pflegewissenschaf ten. Die Designperspektive zeigt, welchen Beitrag die Gestaltung von Dingen und Räumen für die Lebensqualität von Sterbenden leistet. Die Texte thematisieren einer seits die Erfahrungen von Sterbenden und ihren Angehörigen, analysieren andererseits Institutionen und Strukturen für das Sterben wie Hospize, Pflegeheime und Palliative Care im Krankenhaus. Zum Dritten befassen sie sich mit Fachpersonen, die in solchen Einrichtungen tätig sind als Pflegende, Seelsorgende oder in anderer Weise. Corina Caduff ist Literatur- und Kulturwissenschafterin und Professorin sowie Vizerektorin Forschung an der Berner Fachhochschule. Minou Afzali ist Professorin am Institute of Design Research der Hochschule der Künste Bern. Francis Müller ist Theorieexperte und Dozent für ethnografische Designrecherche an der Zürcher Hochschule der Künste. Eva Soom Ammann ist Sozialanthropologin und lehrt als Professorin am Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule, Fachbereich Pflege.
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Kantonale Irrenanstalt Waldau, «Rosa St[...], juvenile Paralyse», junge Frau im Anstaltskleid auf einer Gartenbank, Fotografin/Fotograf unbekannt, um 1915, Glasdiapositiv, 9 × 12 cm › PM K 16-042 Kantonale Irrenanstalt Waldau, «Rosa St[…], juvenile paralysis», young woman in hospital gown sitting on a garden bench, photographer unknown, c. 1915; glass slide, 9 × 12 cm
Kantonale Irrenanstalt Waldau, «Dr. M[...]., Paralyse», Mann mit verschränkten Armen, Fotografin/Fotograf unbekannt, um 1915, Glasdiapositiv, 12 × 9 cm › PM K 16-020
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Kantonale Irrenanstalt Waldau, “Dr. M[…]., paralysis”, man with arms folded, photographer unknown, c. 1915; glass slide, 12 × 9 cm
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Kantonale Irrenanstalt Waldau, «Frau Justel Ch[...]., [unleserl.]», Fotografin/Fotograf unbekannt, um 1915, Glasdiapositiv, 12 × 9 cm › PM K 16-017 Kantonale Irrenanstalt Waldau, “Frau Justel Ch[…]., [illegible.]”, photographer unknown, c. 1915; glass slide, 12 × 9 cm
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Pflegeanstalt Alt-Rheinau, «Anstalt Rheinau, [...] Pat. beim Rosshaarzupfen», Fotograf Karl Gehry, um 1910, Glasdiapositiv, 6 × 4,5 cm › stsh D I.521, Naturforschende Gesellschaft Schaffhausen, 91A/91B/ II 58, siehe auch Abb. 31 Pflegeanstalt Rheinau, “Rheinau asylum, […] pat. teasing apart horsehair”, photographed by Karl Gehry, c. 1910; glass slide, 6 × 4.5 cm, see also cat. fig. 31
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Kantonale Irrenanstalt Waldau, «Wölfli spielt die vor ihm liegende Zeichnung», Adolf Wölfli mit einer Papiertrompete, Fotografin vermutlich Marie von Ries-Imchanitzky, um 1920, Glasdiapositiv, 12 × 9 cm › PM K 01-006
Kantonale Irrenanstalt Waldau, ohne Legende, Pflegerin einer der Abteilungen, die Marie von Ries-Imchanitzky leitete, Fotografin vermutlich Marie von Ries-Imchanitzky, um 1920, Glasdiapositiv, 12 × 9 cm › PM K10-040, siehe auch Abb. 66
Kantonale Irrenanstalt Waldau, “Wölfli plays the drawing in front of him”, Adolf Wölfli with a paper trumpet, probably photographed by Marie von Ries-Imchanitzky, c. 1920; glass slide, 12 × 9 cm
Kantonale Irrenanstalt Waldau, no caption, care nurse of one of the wards managed by Marie von Ries-Imchanitzky (see also cat. fig. 66), probably photographed by Marie von Ries-Imchanitzky, c. 1920; glass slide, 12 × 9 cm
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Eine fotografische Annäherung an ein Leben am Rande der Gesellschaft Heil- und Pflegeanstalt Münsterlingen, Albumseite mit drei Fotografien, beschriftet «Jahrmarkt 1910», «mü», Fotograf Hermann Rorschach, Album, 25,5 × 35 cm, Abzüge oben 8 × 11,2 cm, unten 11,2 × 8 cm › StATG 9’10, 1.7.0.0/0, Album Heil- und Pflegeanstalt Münsterlingen, page from an album with three photographs, captioned “Funfair 1910” and “mü”, photographed by Hermann Rorschach; each print c. 8 × 11.2 cm
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Pflegeanstalt Alt- und Neu-Rheinau, «Rheinau vom ‹Graf Zeppelin› aus», Fotograf Jean Gabarell, um 1930, Postkarte, 10 × 14 cm › Medizinhistorisches Archiv der Universität Zürich, Privatnachlass Karl Gehry, PN 295.03.13.02.06, Einzelfoto Pflegeanstalt Rheinau (incl. new extension), view of “Rheinau from the [deck of the] Graf Zeppelin”, photographed by Jean Gabarell, c. 1930; postcard, 10 × 14 cm, single photo 106
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Weiterhin lieferbar:
Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 978-3-85881-604-7 Deutsch / Englisch ISBN 978-3-85881-604-7 | € 38.– Printed in Germany sFr. 39.– ISBN 978-3-85881-604-7
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783858 816047
Herausgegeben von Stefanie Hoch, Katrin Luchsinger und dem Kunstmuseum Thurgau
Präsentiert und erläutert erstmals eine Auswahl aus den bisher unerforschten historischen Fotoarchiven verschiedener psychiatrischer Einrichtungen in der Schweiz
Mit Beiträgen von Urs Germann, Stefanie Hoch, Markus Landert, Katrin Luchsinger, Sabine Münzenmaier und Martina Wernli
Erklärt anschaulich die verschiedenen Verwendungszwecke der Bilder z.B. in Diagnose, Öffentlichkeits arbeit und Dokumentation des Anstaltslebens
Gestaltet von Urs Stuber Gebunden ca. 132 Seiten, ca. 35 farbige und 66 sw Abbildungen 23 × 29 cm 978-3-03942-056-8 Deutsch / Englisch
Bietet Einblick in die Modernisierung psychiatrischer Einrichtungen zwischen 1880 und 1935 Behandelt ein aktuelles Thema, das bislang noch nicht in Buchform publiziert wurde
ca. sFr. 49.– | € 48.–
Erscheint anlässlich der gleich namigen Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg (24. März bis 31. Juli 2022), im Kunstmuseum Thurgau, Warth (2. Oktober 2022 bis 18. April 2023), und im Psychiatrie-Museum Bern (26. Mai 2023 bis April 2024)
Erscheint im März 2022
ISBN 978-3-03942-056-8
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783039 420568
Hinter Mauern Fotografie in psychiatrischen Einrichtungen von 1880 bis 1935
Viele psychiatrische Kliniken in der Schweiz beherbergen einen Fundus an historischen Fotografien, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen und die bis anhin noch nie untersucht wurden. Glasdiapositive und -negative, lose Papierabzüge und Fotoalben gewähren faszinierende Einblicke in die Zeit der Modernisierung dieser Einrichtungen – und zugleich in die Geschichte der Fotografie. Das damals neue Medium wurde von Psychiaterinnen und Psychiatern eingesetzt, um Diagnosen anhand von Merkmalen zu erfassen, aber auch, um der Öffentlichkeit das Leben hinter Anstaltsmauern näherzu bringen. Mit zunehmend handlicheren Kameras konnten auch die bescheidenen Frei zeitaktivitäten, Festivitäten und kreativen Freiräume festgehalten werden. Das Buch Hinter Mauern und die gleichnamige Ausstellung in der Sammlung Prinz horn (Heidelberg), im Thurgauer Kunstmuseum (Warth) und im Schweizerischen Psychiatrie-Museum (Bern) machen diese Zeitzeugnisse nun erstmals der Öffentlich keit zugänglich. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersuchen die Autorinnen und Autoren kritisch die Verwendungszwecke des Mediums Fotografie in der Psychiatrie. Katrin Luchsinger ist Kunsthistorikerin und arbeitet heute freischaffend zu Themen wie Kunst und Psychologie, Material Cultures und Inklusion. Bis 2019 lehrte sie an der Zürcher Hochschule der Künste Kunstgeschich te der Neuzeit und leitete am dortigen Institute for Cultural Studies in the Arts mehrere SNF-Projekte zum künstlerischen Schaffen in der Psychia trie um 1900. Stefanie Hoch ist Kulturwissenschafterin und seit 2012 als Kuratorin am Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen tätig. Davor arbeitete sie 2008–2012 als Kuratorin an der Landesgalerie Linz am Oberösterreichi schen Landesmuseum.
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Der Raum vor der Gemeindebildung
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Aussersihl im Zeitraffer
St. Jakob an der Sihl Das Siechenhaus St. Jakob an der Sihl mit Kapelle und Beinhaus. Illustration zur Schlacht bei St. Jakob an der Sihl (1443) im Alten Zürichkrieg aus der Eidgenössischen Chronik des Bremgartner Stadtschreibers Werner Schodolers, um 1530.
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Forschungsunternehmen und Hochschulinstituten.66 Auch für Freizeit und Unterhaltung liegen Aussersihl und Industrie im Trend, denn hier finden sich zahlreiche Clubs, Lokale und Kultureinrichtungen, die vor allem von der jüngeren Bevölkerung frequentiert werden. Etablierte Kulturinstitutionen wie das Schauspielhaus mit seiner zweiten Bühne oder das Jazzlokal Moods sind 2000 in die ehemalige Schiffbauhalle von Escher-Wyss gezogen, während das TonhalleOrchester von 2017 bis zum Abschluss der Bauarbeiten im Stammhaus im Sommer 2021 in einem modernen Saal mit rund 1200 Sitzplätzen auf dem Areal der ehemaligen Zahnräder- und Maschinenfabrik Maag konzertierte.67 Aussersihl und das Industriequartier wuchsen auch in den Himmel: In der ersten Phase des Zürcher Hochhausbaus, der Ende des 1950er-Jahre einsetzte, wurden mit dem Geschäftshaus der UBS mit dem Zunftrestaurant Werdguet und den beiden Wohnkomplexen Hardau und Lochergut in der Stadt Zürich lediglich drei Hochhäuser erstellt, alle in den Quartieren Aussersihl und Industrie. Die drei Bauten sind inzwischen saniert worden – in den Hochhauskomplex der UBS sind nach dem Verkauf an die Stadt Zürich mehrere Verwaltungsabteilungen eingezogen. Bei der Sanierung der Hardau wurden die Kleinstwohnungen aus der Zeit des Baus zu Familienwohnungen zusammengelegt.68 Umfassend erneuert und vor allem im Sockelgeschoss umgestaltet wurde auch die Siedlung Lochergut, die gegenwärtig von über 600 Personen aus rund zwanzig verschiedenen Nationen bewohnt wird.69 Vorerst blieb es bei den drei Hochhäusern, doch in jüngster Vergangenheit werden vor allem im Industriequartier alle Möglichkeiten der Bau- und Zonenordnung ausgeschöpft, die auch den Bau von Hochhäusern von über achtzig Meter Höhe gestattet. Der Prime Tower aus dem Jahr 2011 mit 126 Meter Höhe auf dem Areal der stillgelegten Firma Maag-Zahnräder und der 2016 von 40 auf 113 Meter aufgestockte Swissmill-Silo sind die neuen Zürcher Wahrzeichen des 21. Jahrhunderts geworden. Weitere werden noch hinzukommen. So genehmigte das Stadtzürcher Stimmvolk im Februar 2020 mit siebzig Prozent Ja-Stimmenanteil einen Objektkredit von über 200 Millionen Franken für den Neubau der Tramdepots Hard beim Escher-Wyss-Platz. Das Projekt des Basler Architekturbüros Morger Partner Architekten umfasst eine Tramhalle als Sockelbau, flankiert von zwei Hochhäusern. Darin sollen bis 2026 193 Wohneinheiten für rund 550 Menschen erstellt werden.70 Laut Abstimmungszeitung zum städtischen Urnengang vom 9. Februar 2020 wird den künftigen Mietern der Stadt Zürich nur eine Kostenmiete in Rechnung gestellt. Die Mietzinse werden rund 1400 Franken pro Monat für die
der Stadt Zürich im Kräuel und im Hard erstmals erwähnt.3 Diese grossen Flächen mit Weide- und Riedland sowie letzten Resten von Auenwäldern und Feldgehölzen durften auch die Bürger von Wiedikon nutzen. Desgleichen war es den Metzgern der Stadt Zürich erlaubt, das Schlachtvieh auf der Hardallmend sowie auf den Stoppelfeldern der Gemeinde Wiedikon weiden lassen, mindestens bis zum Letzigraben. Wenn sie es über die Grenze von Wiedikon hinaustrieben, erhob die Gemeinde Altstetten Einspruch.4 Die Allmenden wurden anfänglich extensiv genutzt. Mit den Hungerkrisen des 18. Jahrhunderts und den zahlreichen Versuchen, die landwirtschaftlichen Erträge zu steigern, kam auch der Ruf nach einer privaten Nutzung der Allmenden auf. So liess die Stadt Zürich bei der Pfingstweid ein Stück Allmendland einzäunen und verpachtete es in Einzelparzellen an wirtschaftlich schwache Stadtbürger, die hier Kartoffelpflanzungen anlegen konnten.5 Eine Illustration aus der Zeit der europaweiten Hungerkrise von 1771/72 zeigt, wie die öde Hardallmend in einen nutzbringenden Gemüsegarten umzuwandeln sei.6 Des Weiteren gehörte die Hauptgrube an der heutigen Badenerstrasse zu den Infrastrukturen der Stadt Zürich auf dem späteren Aussersihler Gemeindeboden. Hier wurden bis 1834 die Todesurteile mit dem Schwert vollzogen. Der Galgen, bis 1810 in Gebrauch, befand sich beim heutigen Letzibad in Albisrieden. Die Lage der beiden Richtstätten direkt an der Badenerstrasse oder, im Fall des Galgens, in Sichtweite der Landstrasse war beabsichtigt: Die Körper wurden am Galgen hängen gelassen, die abgeschlagenen Köpfe bei der Hauptgrube auf Pfählen aufgespiesst,7 zur Warnung aller, die sich mit unguten Vorhaben der Stadt Zürich näherten. Der Hardturm liegt ganz am westlichen Ende der späteren Gemeinde Aussersihl. Seine Entstehung liegt im Dunkeln. Solche Kleinstburgen, bestehend aus einem Turm und einem Wallgraben, gab es zahlreiche auf der Zürcher Landschaft. Ihnen wird häufig eine herrschaftliche oder gar militärische Funktion zugeschrieben. Oftmals dienten sie jedoch einzig und allein dazu, die adelige Kultur ihrer Besitzer zu repräsentieren. Ein erster Hinweis in schriftlichen Quellen zum Hardturm führt ins Jahr 1251. Damals besass der Zürcher Ritter Rüdiger Manesse das Gebiet des Unteren Hard, womöglich die Gegend des Hardturms. Nach ihrem Besitz im Hard bezeichnet, entwickelt sich um 1300 ein Seitenzweig der Zürcher Familie Manesse. Der Turm selbst wird womöglich im Zusammenhang mit der Brun’schen Zunftrevolution 1336 erstmals erwähnt, zusammen mit einer Limmatbrücke. Heinrich II. Manesse schwört, sein Haus und
Bebauung der Allmend Hard, 1772 Pflanzgärten statt magerer Weiden als Utopie: Während der europäischen Hungerkrise von 1772 machten reiche Zürcher Stadtbürger Vorschläge, wie durch eine intensive Nutzung der Bürgerallmend im Hard die ärmere Stadtbevölkerung besser ernährt werden könnte. Zum Vergnügen der patrizischen Einwohnerschaft Zürich wurde vorgeschlagen, Promenaden anzulegen, wie sie bereits im 18. Jahrhundert am Platzspitz realisiert worden waren. Am entfernten Ende der Spazierwege steht der Hardturm.
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Löwenbräu Areal Vom Bier zur Kunstmeile: Von 1897 bis 1986 wurde auf dem Areal westlich des Wipkinger Viadukts Bier gebraut. Die Umnutzung und Neubebauung des Geländes erfolgte von 2010 bis 2013 nach Plänen der Architekten Annette Gigon und Mike Guyer sowie des Zürcher Ateliers WW. Das neu gestaltete Areal wird von der Kunsthalle, dem Migros Museum für moderne Kunst sowie namhaften Kunstgalerien genutzt. Fotografie von Juliet Haller, 2018. Rosengarten mit Genossenschaft Kalkbreite Neubebauung der Gleisbrache an der Kalkbreite durch die Genossenschaft Kalkbreite. Im Vordergrund steht das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Wirtshaus zum Rosengarten. Mit der Bebauung und dem Erhalt des alten Rosengartens konnte der Übergang von Aussersihl nach Wiedikon ansprechend gestaltet werden. Durch die Kalkbreitestrasse wird das Haus Nr. 33 mit signalfarbener Fassade sichtbar: ein Werk des Architekten und Hard-Zünfters Carl Burlet aus dem Jahr 1960, ein wichtiger Bauzeuge der Nachkriegsmoderne. Fotografie von Juliet Haller, 2018.
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as ganze Gebiet von Aussersihl, die heutigen Zürcher Stadtkreise 4 und 5, gehörte bis 1787 zur Gemeinde Wiedikon. Auf diesen Raum zwischen dem westlichen Ufer der Sihl und dem Dorf Wiedikon erhob die Stadt Zürich ebenfalls ihre Ansprüche, was zu gemeinsamen Nutzungen der Allmenden und zu besonderen Rechtsverhältnissen führte. Ausschlaggebend für die Entstehung einer Siedlung war der Bau zweier Brücken über die Sihl und den Sihlkanal zwischen der heutigen Sihlporte und dem Stauffacher. Die Sihlbrücke wird zwar erst im 15. Jahrhundert erwähnt, ein Flussübergang an dieser Stelle war sicherlich älteren Datums. 1221 wurde das Siechenhaus St. Jakob am linken Sihlufer erstmals in einer Urkunde genannt. Als Siechen oder Sondersiechen wurden Menschen bezeichnet, die an Lepra erkrankt waren. Die durch ein Bakterium ausgelöste Krankheit wütete in Mitteleuropa zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Diagnostiziert wurde sie vor allem aufgrund von Sensibilitätsstörungen an Händen und Füssen. Zuständig für die medizinischen Tests war die Leprosenschau, ein kirchliches Gremium, das unter der Aufsicht des Bischofs stand. Die von der Leprosenschau für krank befundenen Personen wurden in ein Hospiz verbannt, wie es das Siechenhaus St. Jakob darstellte. Sie durften das Stadtinnere nur noch zum Betteln betreten und waren erkennbar an der Klapper. Der Standort des Siechenhauses bei der Sihlbrücke war keineswegs zufällig, denn hier mussten alle Reisenden Richtung Baden, Bern und Basel vorbeigehen – und möglichst ein Almosen in den Opferstock einlegen. Mit dem Verschwinden der Lepra Ende des 16. Jahrhunderts wurde St. Jakob in ein städtisches Pfrundhaus für ältere Personen umgewandelt.1 Der kleine Brückenkopf an der Sihl am heutigen Stauffacher bestand aus der Kapelle St. Jakob, dem Wohnhaus für die Leprakranken, einem Friedhof mit einer Mauer und wenigen an die Friedhofsmauer angelagerten Häusern.2 Daneben gab es in der Ebene noch einige vereinzelte Häuser und Häusergruppen. Teils handelte es sich um Bauernhöfe, teils auch um ansehnliche Landsitze der patrizischen Stadtbürger. Zur Abgrenzung gegen die Landschaft setzte die Stadt eindeutige Zeichen. Das Stadtkreuz, das den Geltungsbereich des städtischen Rechts anzeigte, befand sich bei St. Jakob. 1313 werden zudem die beiden Bürgerallmenden
Hauptgrube und Rabenstein • Die Hinrichtungsstätte an der heutigen Badenerstrasse beim Bezirksgericht. Die Enthauptungen wurden auf dem quadratischen Podest vollzogen. Die spätmittelalterliche Beichtkapelle ist als kleines rechteckiges Gebäude dargestellt. Ausschnitt und Detail aus dem Plan des oberen Sihlfeld von Hans Caspar Hirzel, Landschreiber zu Altstetten, um 1785.
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Eineinhalbzimmerwohnung und knapp 1800 Franken für die Dreizimmerwohnung betragen. Der Stadtrat schrieb in der Abstimmungszeitung, dass aufgrund der hohen Baukosten die Wohnungen etwas teurer als in anderen städtischen Siedlungen zu stehen kommen, dass aber gerade im aufstrebenden Industriequartier günstiger Wohn- und Gewerberaum dringend benötigt werde. Das bereits am 1. Februar 2021 begonnene städtische Bauvorhaben beinhaltet auch die Teilrenovierung der unter Denkmalschutz stehenden Tramdepots, deren Anfänge ins Jahr 1898 zurückreichen.71 Übrigens ist bereits im Jahr 2015 ein ähnliches, allerdings etwas kleineres Projekt im Teilquartier Werd realisiert worden. Dort verfügte die Stadt über ein vernachlässigtes Areal mit einer Tramschlaufe und Abstellgleisen zwischen den denkmalgeschützten Tramdepothallen Elisabethenstrasse und der Badenerstrasse. Eigentlich hätte das Areal schon ab 1976 zu Wohnzwecken genutzt werden sollen, doch die VBZ benötigten weiterhin die Abstellgleise. 2007 machte sich eine Anwohnergruppe Gedanken über die Nutzung der Gleisfelder und gelangte mit Unterstützung von Fachleuten an die Stadt. Realisiert wurde schliesslich eine gedeckte Trameinstellhalle, deren Dach als Innenhof genutzt wird, der wie der ganze Aussenbereich von dem Luzerner Atelier freiraumarchitektur gestaltet wurde.72 Rund herum erstellte die Genossenschaft Kalkbreite nach den Plänen des Zürcher Büros Müller Sigrist Architekten eine Überbauung mit 230 Wohnungen sowie Ateliers, Ladenlokalen und Restaurants. Der Stadtrat, welcher der Genossenschaft das Land im Baurecht zur Verfügung gestellt hatte, entliess auch das ehemalige Wirtshaus Zum Rosengarten aus dem Jahr 1841 aus dem Inventar der kommunalen Schutzobjekte. Dank einem Rekurs des Zürcher Heimatschutzes ans kantonale Verwaltungsgericht konnte das Gebäude aus der Zeit der vorstädtischen Überbauung erhalten bleiben. Es bildet zusammen mit dem Neubau einen optimalen Übergang zwischen den Quartieren Aussersihl und Wiedikon und lädt auch zum Eintauchen in die Vergangenheit ein. Die Lücke zwischen Alt- und Neubau schliesst die Piazza des Cafés Bebek, benannt nach einem Quartier von Istanbul. Zwischen 2018 und 2021 realisierte die Genossenschaft Kalkbreite an der Ecke Zollstrasse/Langstrasse am Gleisrand der SBB ein zweites Projekt. Auf den Dachflächen entstehen ein Quartiergarten sowie ein urbaner Kräutergarten. Zur Vermietung gelangen siebzig preisgünstige Wohnungen zwischen einem und sechs Zimmern, zu monatlichen Mietzinsen zwischen 900 und 2400 Franken. Ebenso können zweigeschossige Wohnhallen ohne Innenausbau von den Mietern beziehungsweise den Genossenschaftern nach eigenen Wünschen ausgebaut
die Brücke Zürich zu unterwerfen und sie keinesfalls Dritten zur Nutzung zu überlassen; so vermied er offenbar eine Verbannung aus der Stadt Zürich. Archäologische Sondierschnitte zeigen, dass es womöglich um den Hardturm herum einen Befestigungsgraben gab. 1343 oder 1349 fiel die Brücke dem Hochwasser zum Opfer. Die Stadt Zürich unterliess es, für Ersatz zu sorgen. Sie wollte den Verkehr über die Untere Brücke in der Stadt leiten, um sich die Zolleinnahmen zu sichern. Der Hardturm blieb bis 1405 als Lehen der Fraumünsterabtei im Besitz der Familie Manesse. 1417 erscheint der Zürcher Ratsherr Rudolf Netstaler als Besitzer des Hardturms. Netstaler gehörte auch das Haus Zum Paradies an der Kirchgasse, das mit Wandbildern ausgestattet war. Der Turm gelangte in die Hand von Netstalers Schwiegersohn Hans Hagnauer sowie einem weiteren Lehensnehmer, Hans Aeugst. Letzterer verkaufte das Lehen 1461 an die Stadt Zürich, die den Hardturm an Johannes Schwend verlieh. Somit bestand auf dem Hardturm ein dreischichtiges Eigentum mit der Fraumünsterabtei an der Spitze, der Stadt Zürich in der Mitte und Johannes Schwend zuunterst. Schwend erhielt von der Stadt Zürich die Erlaubnis, um den Turm herum einen Wassergraben zu ziehen und auf dem Umland eine kleine Gerichtsherrschaft zu errichten. 1465 stockte er den Turm um ein Geschoss mit einem Dachstuhl auf. Die Abtrennung einer eigenen Gerichtsherrschaft machte jedoch keinen Sinn mehr, als die Stadt Zürich 1491 auch die niederen Gerichte über das Dorf Wiedikon erworben hatte. 1519 trat Johannes Schwend daher die Gerichtsherrschaft an die Stadt Zürich ab, die sie wohl in die Vogtei Wiedikon integrierte. Das Obereigentum der Fraumünsterabtei wurde mit der Auflösung des Fraumünsterstifts 1526 hinfällig und fiel auch an die Stadt. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass die Stadt den Hardturm an Private verkauft hat. Über die verschiedenen Besitzer ist man nur bruchstückhaft informiert – 1799 ist Hans Georg Escher als Eigentümer belegt, der von 1809 bis 1830 Zunftmeister beziehungsweise Zunftpräsident der amtlichen Wahlzunft zum Kämbel war. Nach verschiedenen Handänderungen im 19. Jahrhundert ging der Turm ins Eigentum der Kammgarnspinnerei Schoeller & Söhne über, heute HardturmImmobilien. Die Geschichte des Hardturms ist wenig abenteuerlich – umso mehr ranken sich zahlreiche Sagen um den mittelalterlichen Adelssitz. So versuchte der österreichische Herzog Albrecht II. bei der Belagerung von Zürich 1352 beim Hardturm wieder eine Brücke zu schlagen. Die gewitzten Zürcher machten den Versuch zunichte, indem sie ein Floss die Limmat hinuntertreiben und es an den Brückenpfeilern aufprallen liessen.8 Die Episode wurde zwar erst rund
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Werden und Wandel eines Zürcher Stadtquartiers und seiner Zunft
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Jahr verteilt aufgefordert.59 Zum Reiten kam noch die Miete des Kostüms, sodass die Beteiligung an der Reitergruppe eine kostspielige Angelegenheit war, welche die Zunft- und Gastreiter aus der eigenen Tasche bestritten. Anstelle von Mietkostümen beschafften sich die ersten Reiter auch eigene Barockkostüme und Allongeperücken. Damit leiteten sie den Trend zur thematischen Einkleidung der Zunft im alljährlich gleichbleibenden Kostüm ein. Mitglieder der Reitergruppe 1947 Mäder, Hans (Reiterchef) Zeindler, Hermann (Standartenträger) Bucher, Hans Burger, Eugen Ebert, Ernst Egli, August (Gusti) Camenzind, Josef Jäggi, Hugo Minder, Hans Wild, Otto Surber, Walter Frey, Hugo (Gastreiter)* Binzegger, Karl (Gastreiter) Schrämli, Emil (Gastreiter)* Schnorf, Heinrich (Gastreiter) Sandhofer, Rico (Gastreiter)* * Später in die Zunft Hard aufgenommen Quelle: ZAH Stammtischbuch 1924
Standartenträger Hermann Zeindler Bevor die Zunft- und Gastreiter eine Untergruppe der Zunft Hard gründeten, führte Hard-Zünfter Hermann Zeindler die mehrheitlich vom Kavallerieverein Limmattal gebildete Ad-hoc-Formation an. Fotografie von Eduard Bodo Schucht, 1943. Reitergruppe vor dem Opernhaus Die neu gebildete Reitergruppe beginnt ihren Umritt um den brennenden Böögg. Fotografie, Eduard Bodo Schucht zugeschrieben, um 1948.
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Kontakt mit den Zünftersfrauen stand. Letztlich waren es die Frauen, die viele Zünfter zum Tragen eines Kostüms überzeugen mussten. Am Sechseläutenmorgen 1962 wurden die Kostüme erstmals ausgegeben. Die Zünfter bestaunten sich zunächst gegenseitig – doch insgesamt war man sich einig, dass die jahrelangen Bemühungen des Ehepaars Huber zu einem schönen Erfolg und Abschluss geführt hatten.158 Zum selben Zeitpunkt wurde Oskar Huber von der Zunft zur Schmiden als Zunftwirt gewählt – damit musste er aus zeitlichen Gründen von seinen Aufgaben in der Hard und von der Verwaltung des Kostümfundus Abschied nehmen. Die Arbeiten von Huber waren wegweisend. Es fragt sich, wieso die Neukostümierung fast oppositionslos über die Bühne gegangen ist. An einer Sitzung der Vorsteherschaft beklagte sich Eduard Bodo Schucht, dass Oskar Huber eine Einkleidung der Zunft vorgelegt habe, ohne dass die Vorsteher darüber hätten diskutieren oder entscheiden können. Schucht meinte, dass er zwar mit der Einkleidung aller Zünfter für das Jubiläumssechseläuten 1962 einverstanden sei, dass das Vorgehen aber nicht für die folgenden Frühlingsfeste zur Regel werden dürfe. Zunftmeister Emil Lappert entgegnete ihm, dass die Kostümierung nicht Sache der Zunft sei und es deshalb keinerlei Versammlungsbeschlüsse bedürfe. Er bezeichnete es als die Aufgabe eines jeden einzelnen Zünfters, sich für den Umzug zu kleiden.159 Damit wurde ein jahrelanger Streit wie bei der Gestaltung des Umzugswagens vermieden. Sanfter Zwang auf die Zünfter, sich zu kostümieren, wurde im Lauf der Zeit dennoch ausgeübt. Einerseits werden Zünfter im Aufnahmeverfahren einer Kostümgruppe zugeteilt und zur Anfertigung oder Miete eines Kostüms verpflichtet, anderseits wurde in der Zugsordnung von 1976 die Gruppe «Zünfter in Schwarz» am Schluss des Zugs hinter die Kindergruppe eingereiht.160 Heinz Bieli arbeitete bis zu seinem Rücktritt 1977 als Kostümschneider. Die Vorsteherschaft schenkte ihm am Martinimahl einen gravierten Zinnbecher. Während seiner rund 25-jährigen Tätigkeit fertigte er eine grosse Zahl von Kostümen an.161 Das von Oskar Huber 1962 eingeführte Umzugsbild wurde bis zum Jubiläumssechseläuten 1972 vervollständigt.162 Die Reiter an der Spitze des Zugs stellen die Junker der Stadt dar, begleitet von Stadtweibeln. Seit 1986 reiten auch vornehm gekleidete Frauen im Damensattel beim Sechseläutenumzug mit. Kurz vor dem Umritt ums Feuer werden ihre Pferde umgesattelt. Der Reitergruppe folgen die Ratsherren mit Ratsweibeln, Bürger und Herren der Stadt. Wissenschaft und Bildung werden von einer Professoren- und Studentengruppe des Carolinums verkörpert. Das Carolinum bestand
Edeldamen zu Pferd Reiterinnen der Zunft Hard beim Umritt um den Böögg. Während des Umzugs reiten die Frau im Damensattel, der vor dem Umritt ausgetauscht wird. Die edlen Kostüme bleiben hingegen. Fotografie von Patrick B. Krämer, Sechseläuten 2013. Seiten 196–197 Der Standartenträger wieder in Schwarz Schwarz gekleidete Zünfter im hinteren Teil des Sechseläutenumzugs. Die Zahl der Zünfter in Schwarz nahm im Laufe der Zeit ab. Das Béret wurde in den 1970er-Jahren durch einen kurzen Zylinderhut ersetzt, dem der dem Rokokostil angemessenere Dreispitz folgte, der vor allem den Gästen und Ehrengästen zur Verfügung gestellt wurde. Herman Zeindler (vorne links) gehörte als Reiter zu den ersten Zünftern, die sich kostümierten. Im Alter zog er den schwarzen Anzug dem Zunftkostüm vor. Fotografie, Sechseläuten 1967.
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Die Kaminfeger- und Dachdeckerfamilie Knabenhans Jakob «Jaques» Knabenhans (1876–1951) wurde in Aussersihl geboren. Sein Vater stammte aus einer um 1850 in Hirslanden ansässigen Dachdeckerfamilie. Jaques Knabenhans gründete um 1895 in Zürich-Aussersihl ein Kaminfegergeschäft. Als Schweizermeister im Dauerstemmen (Gewichtheben) betätigte er sich im Gefolge der Italiener-Krawalle von 1896 nebenbei auch noch als Türsteher bei gefährdeten italienischstämmigen Aussersihler Betrieben. In der Folge aber konzentrierte er sich auf das Kaminfegergeschäft, das sich erfolgreich entwickelte und ihm erlaubte, im Quartier stattlichen Immobilienbesitz zu erwerben. Vor diesem Hintergrund wurde er 1924 in die Zunft Hard aufgenommen. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er-Jahre unterschätzte er die Risiken von wohl etwas frivol zugunsten von befreundeten Handwerkern abgegebenen Bürgschaften und geriet in grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten. Damit zusammenhängen dürfte sein Austritt aus der Zunft im Jahr 1935. Jaques Knabenhans hatte neben einer Tochter zwei Söhne, Jakob Knabenhans (1904–1994) und Walter Knabenhans (1906–1990). Diese traten nach ihrer obligatorischen Schulzeit ins väterliche Kaminfegergeschäft ein; Jakob blieb in der Kaminfegerei, Walter baute ab 1926 den Dachdeckerbetrieb auf. Beide gründeten 1935 im Kontext der Sanierung des Betriebs ihres Vaters die Firma Gebrüder J. & W. Knabenhans als Kollektivgesellschaft, die sie in den folgenden rund 35 Jahren erfolgreich ausbauten. Jakob Knabenhans wurde 1947 in die Zunft Hard aufgenommen, Walter Knabenhans 1962. Während Walter Knabenhans kinderlos starb, hatte Jakob Knabenhans neben zwei Töchtern einen Sohn, Walter Knabenhans (1929–2018). Dieser trat 1945 als Lehrling in die Firma Gebrüder J. & W. Knabenhans ein, erwarb später das eidgenössische Diplom als Kaminfegermeister und übernahm 1968 das Unternehmen seiner Vorfahren. Er wohnte während seiner gesamten aktiven Geschäftstätigkeit an der Kanzleistrasse 122
im Quartier Aussersihl. Von den Stimmbürgern der Stadtkreise 4 und 5 wurde er für die Jahre 1971 bis 1986 auf der Liste der FDP jeweils in den Zürcher Gemeinderat gewählt, den er 1985/86 zudem präsidierte. Walter Knabenhans wurde 1968 in die Zunft Hard aufgenommen, wo er 1979 als Stubenmeister und 1980/81 als Vorsteher amtete. Walter Knabenhans hatte wie schon sein Vater neben zwei Töchtern einen Sohn, Walter Knabenhans (geb. 1950). Dieser trat anders als seine zöiftigen Vorfahren nicht ins väterliche Unternehmen ein, sondern studierte an der ETH Zürich Bauingenieurwesen und an der Universität Zürich Volkswirtschaft. Er wohnte bis 1980 in Zürich-Aussersihl und machte seine berufliche Karriere in der schweizerischen Bankenwelt. Walter Knabenhans wurde 1979 in die Zunft aufgenommen, wo er 1994/95 als Vorsteher und 1996 bis 2002 als Zunftpfleger wirkte. Das Familienunternehmen, das seit 1993 als Gebr. Knabenhans AG firmiert und dessen Geschäftsdomizil sich nach wie vor im Zürcher Kreis 4 befindet, gehört heute einer der beiden Töchter von Walter Knabenhans, ihrem Mann und ihrem Sohn und wird von diesen geleitet. Die andere Tochter ist verheiratet mit Max Rieser (geb. 1948), der beruflich als Notar wirkte und ebenfalls 1979 Hard-Zünfter wurde. Die jüngste Generation der Familie Knabenhans ist zünftig vertreten durch Andreas Rieser (geb. 1984, Umweltingenieur, Aufnahme in die Zunft 2013) und Patrick Knabenhans (geb. 1989, Jurist, Aufnahme in die Zunft 2020). Verfasst von Walter Knabenhans.
Walter Knabenhans wurde für die Neue Zürcher Zeitung im angestammten Beruf als Kaminfeger porträtiert. Fotografie von Karl Hofer, erschienen in der NZZ vom Wochenende 12. / 13. Oktober 1985 in der Serie «Leute von Zürich» unter dem Titel «Der Höchste».
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Gestaltet von Iza Hren
Die Geschichte der Zunft Hard und des Stadtzürcher Quartiers Aussersihl
Gebunden ca. 300 Seiten, ca. 156 farbige und 68 sw Abbildungen 21 × 27 cm 978-3-03942-086-5 Deutsch
Reich illustriert mit historischen Bildern und Dokumenten Bietet Einblicke in das Innenleben einer Zürcher Zunft
ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im April 2022
ISBN 978-3-03942-086-5
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Martin Illi
Rokoko in Aussersihl Zunft Hard 1922–2022 Die Geschichte des Zürcher Zunftlebens reicht zurück bis ins Jahr 1336, als die Zunft verfassung des Bürgermeisters Rudolf Brun in Kraft trat. Nachdem in der Zeit der Helvetik die dreizehn historischen Zünfte Zürichs 1798 von den französischen Be satzern aufgelöst worden waren, entstanden sie im Verlauf des 19. Jahrhunderts nach und nach neu, nicht mehr als politische und berufsständische Körperschaften, sondern als gesellschaftliche Vereinigungen. Mit den zwei Eingemeindungen von 1893 und 1934 wurden einige der umliegenden und stark wachsenden Gemeinden Teil der Stadt Zürich. In der Folge wurden in meh reren dieser neuen Stadtquartiere auch neue Zünfte gegründet. Die Gründer bekann ten sich damit einerseits zur Stadt und wollten andererseits das historische Erbe der nun rasch verschwindenden Dörfer bewahren. Die vormalige Gemeinde Aussersihl zählte zum Zeitpunkt ihrer Eingemeindung 1893 gar mehr Einwohner und wies eine grössere Fläche auf als die alte Kernstadt. Hier wurde 1922 die Zunft Hard gegründet. In diesem reich illustrierten Buch zeichnet der Histo riker Martin Illi die Geschichte der Zunft nach. Er erörtert dabei auch in kurzweiliger Weise eine Reihe von Fragen: Gibt es den typischen Hard-Zünfter und woher kommt er? Was will die Zunft Hard, und was unterscheidet die Gemeinschaft der Hard-Zünfter von anderen Zürcher Zünften – und was nicht? Neben den zum Teil überraschenden Antwor ten auf diese Fragen bietet der Band auch viel Wissenswertes über das Quartier Ausser sihl, das sich bis heute den Charakter eines Stadtlabors bewahrt hat. Martin Illi, geboren 1956 in Zürich, ist Historiker und Autor zahlreicher kulturhistorischer Monografien mit Schwerpunkt Zürich. Er leitete Aus stellungsprojekte und war als Autor und Bildredaktor für das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) tätig.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Herausgegeben von Anouk Hellmann und Marc Pfister
Die École d’art appliqués de La Chaux-de-Fonds ist eine der ältesten Kunstschulen der Schweiz
Mit Beiträgen von Catherine Corthésy, Isaline DeléderrayOguey, Anouk Hellmann und Jean-Bernard Vuillème
Die Schule bietet heute Ausbildungsprogramme in den Bereichen Produktdesign, visuelle Kommunikation und Mode an, die zum Teil in der Schweiz einzigartig sind
Gestaltet von onlab
Das als Nachschlagewerk konzipierte Buch zeichnet die Geschichte der Schule über 150 Jahre nach und präsentiert ihre aussergewöhnliche Sammlung von Objekten der angewandten Kunst und des Produktdesigns
Gebunden ca. 256 Seiten, ca. 250 farbige und 50 sw Abbildungen 21 × 28 cm 978-3-85881-883-6 Französisch ca. sFr. 49.– | € 48.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-85881-883-6
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150 Jahre École d’art appliqués de La Chaux-de-Fonds: zukunftsweisende Kunstausbildung im Neuenburger Jura
783858 818836
Gravée dans le temps L’école d’art appliqués La Chaux-de-Fonds 1872–2022
Die École d’art appliqués de La Chaux-de-Fonds ist fest mit der Geschichte der Stadt im Neuenburger Jura als einem Zentrum der Schweizer Uhrenindustrie verbunden. Gegründet wurde sie 1872 auf private Initiative der lokalen Société des patrons graveurs als Ausbildungsstätte für das Handwerk der Graveure, welche die Gehäuse von Taschen- und Armbanduhren kunstvoll dekorierten. Als eine der ältesten Kunst schulen der Schweiz hat sie über die Jahrzehnte diversifizierte und neue Ausbildungs programme angeboten, von denen einige heute schweizweit einzigartig sind. Ihr be rühmtester Absolvent ist zweifellos der in La Chaux-de-Fonds als Charles-Édouard Jeanneret geborene Architekt Le Corbusier (1887–1965). Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens zeichnet dieses als Nachschlagewerk konzi pierte Buch die Geschichte der Schule nach. Der erste, historische Teil dokumentiert ihre Entwicklung unter der Leitung der bislang sieben Direktoren. Der zweite, reich bebilderte Teil zeigt anhand zahlreicher Gegenstände aus der Sammlung der Schule, wie und was unterrichtet wurde und was die École d’art appliqués de La Chaux-deFonds als Ausbildungsstätte für Produktdesign, visuelle Kommunikation und Mode heute ausmacht. Anouk Hellmann ist freischaffende Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin. Marc Pfister hat Wirtschaftswissenschaften studiert und mit einer Arbeit über die Mikrotechnikindustrie im Schweizer Jura promoviert. Seit 2000 leitet er als Direktor die École d’art appliqués de La Chaux-de-Fonds.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Übersetzt von Bronwen Saunders
Englische Ausgabe der anschaulichen Einführung in Leben und Werk der weltberühmten Künstlerin Meret Oppenheim
Gestaltet von Claudiabasel Gebunden ca. 228 Seiten, 142 farbige und 29 sw Abbildungen 16,5 × 24 cm 978-3-03942-063-6 Englisch ca. sFr. 39.– | € 38.– Erscheint im März 2022
ISBN 978-3-03942-063-6
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Erkenntnisse, Interpretationen und Hinweise zu Leben und Werk Meret Oppenheims Simon Baur
Meret Oppenheim Enigmas A Journey Through Her Life and Work
Weiterhin lieferbar:
Simon Baur, einer der besten Kenner von Leben und Schaffen Meret Oppenheims, ver mittelt in neun Aufsätzen die Erkenntnisse und Interpretationen, die aus seiner jahr zehntelangen Auseinandersetzung mit dem Œuvre Oppenheims hervorgegangen sind. Er verbindet biografische und thematische Aspekte und nimmt uns mit auf eine span nende Reise in den poetischen Kosmos dieser grossen Künstlerin. Einer Röntgenauf nahme gleich durchleuchten die Texte das künstlerische Schaffen Oppenheims, um seine Vielfalt, Verspieltheit und Poesie zu erklären. Dabei geben sie nicht alle Geheim nisse preis, zeigen uns aber, welchen Fährten wir folgen können, um mehr Spuren zu entdecken. Nun erscheint nach der im Herbst 2021 veröffentlichten deutschen auch eine englische Ausgabe dieses besonderen, sorgfältig gestalteten Buches. Simon Baur ist Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Autor in Basel. Er hat an zahlreichen Büchern mitgewirkt und ist Co-Herausgeber der beiden Stadtführer Der Reiz des Nebensächlichen. Sieben Spaziergänge durch Basel und Beiläufig Wesentliches in Venedig. Acht überraschende Spaziergänge, die bei Park Books erschienen sind.
Meret Oppenheim Geheimnisse Eine Reise durch Leben und Werk 978-3-03942-046-9 Deutsch ISBN 978-3-03942-046-9 sFr. 39.– | € 38.–
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Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Kommentiert und mit einem Essay von Walburga Krupp sowie einem Vorwort von Simona Martinoli
Englische Ausgabe der Erstver öffentlichung von Sophie TaeuberArps Briefen und Postkarten an ihre wichtigsten Sammler und Förderer
Herausgegeben von der Fondazione Marguerite Arp
Mit Faksimile-Abbildungen ausgesuchter Briefe und aller Postkarten
Gestaltet von Sabine Hahn
Kommentiert von einer ausgewiesenen Spezialistin für Leben und Schaffen von Sophie Taeuber-Arp
Broschur 128 Seiten, 32 farbige und 7 sw Abbildungen 17 × 24 cm 978-3-03942-068-1 Englisch sFr. 25.– | € 25.– Bereits lieferbar
ISBN 978-3-03942-068-1
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Sophie Taeuber-Arps Briefe und Postkarten an ihre wichtigsten Sammler – auf Englisch
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Sophie Taeuber-Arp’s Letters to Annie and Oskar Müller-Widmann
Nach der im Frühjahr 2021 erschienenen Edition der Briefe und Postkarten von Sophie Taeuber-Arp an ihre Basler Förderer, wichtigsten Sammler und Freunde Annie und Oskar Müller-Widmann liegt nun auch die englische Übersetzung vor. Walburga Krupp, die führende Kennerin von Sophie Taeuber-Arps Schaffen, kommentiert die transkribierten Briefe und arbeitet in einem Essay die Besonderheiten dieses Brief wechsels heraus. Illustriert ist das Buch mit Faksimile-Abbildungen zahlreicher Post karten und Briefe sowie mit Werken von Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp. Weiterhin lieferbar:
Walburga Krupp war 1990–2012 Kuratorin der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V. in Rolandseck und ist Co-Kuratorin der grossen Taeuber-Arp-Retrospektive im Kunstmuseum Basel, der Tate Modern in London und im MoMA in New York 2021/2022. Simona Martinoli ist Kuratorin der Fondazione Marguerite Arp in Locarno und Dozentin an der Università della Svizzera italiana in Mendrisio.
Briefe von Sophie Taeuber-Arp an Annie und Oskar Müller-Widmann 978-3-03942-017-9 Deutsch ISBN 978-3-03942-017-9 sFr. 25.– | € 25.–
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Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Eine Publikation des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft SIK-ISEA
Vermittelt bisher unbekannte Einblicke in Leben und Schaffen des Schweizer Malers Hans Emmenegger
Gestaltet von Guido Widmer
Verbindet eigene Aufzeichnungen des Malers mit technologischen Analyseergebnissen und rekon struiert Emmeneggers technische Versuche
Gebunden ca. 216 Seiten, ca. 260 farbige und 40 sw Abbildungen und Grafiken 22 × 28 cm 978-3-03942-079-7 Deutsch
Beleuchtet ein Kapitel der Maltechnik um 1900, das von der Forschung bisher kaum beachtet wurde
ca. sFr. 79.– | € 77.– Erscheint im April 2022 ISBN 978-3-03942-079-7
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Werkprozess und Maltechnik eines höchst Eigenwilligen
Karoline Beltinger
Hans Emmenegger Werkprozess und Maltechnik der Jahre 1901 bis 1905 nach seinen Aufzeichnungen und nach technologischen Analysen Der Maler Hans Emmenegger (1866–1940) ist einer der eigenwilligsten Künstler der frühen Schweizer Moderne. Karoline Beltinger, Restauratorin und Kunsttechnologin, hat Emmeneggers Werkprozess und Maltechnik umfassend untersucht und legt ihre Forschungsergebnisse in diesem Buch vor. Der Fokus liegt dabei auf den Jahren 1901–1905, in denen der Künstler seine Maltechnik systematisch dokumentierte. Neben Emmeneggers sogenanntem Maltechnik-Notizbuch wurden auch seine Tagebücher ausgewertet und technologische Analysen an Gemälden durchgeführt. Der Band erörtert die Gründe, die Emmenegger zu seinen Aufzeichnungen bewegten, schildert seine Suche nach Sujets in der freien Natur und dokumentiert die Hilfsmittel und Materialien, die er zum Malen einsetzte. Untersucht wird auch die Rolle von vorbereitenden Bleistiftskizzen, Fotografien und Farbnotizen. Rekonstruiert werden zudem Emmeneggers Testreihen zur Lösung technischer Probleme. So wird deutlich, wie der Maler herkömmliche Prozesse und Methoden einsetzte, abänderte, gelegent lich verwarf und neue erfand, und an welchen Stellen diese Vorgänge in seinen Werken zu sehen sind. Karoline Beltinger ist Restauratorin und seit 1998 Leiterin der Abteilung Kunsttechnologie und Mitglied der Institutsleitung am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA.
Scheidegger & Spiess Frühjahr 2022
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Zusätzlich angekündigte Neuerscheinungen
Herbst 2021 Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur Noch nicht angekündigte Titel Herbst 2021
Scheidegger & Spiess Herbst 2021
Herausgegeben vom Bundesamt für Kultur BAK Broschur 116 Seiten, 32 farbige und 50 sw Abbildungen 22 × 30 cm 978-3-03942-054-4 Deutsch / Englisch / Französisch / ItalienischISBN 978-3-03942-054-4
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Schweizer Grand Prix Design 2021 Julia Born, Peter Knapp, Sarah Owens Ein Porträt der Preisträgerinnen und des Preisträgers des Schweizer Grand Prix Design 2021 in Wort und Bild
sFr. 35.– | € 29.– 9
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Unerkannt – Bekannt
Herausgegeben und mit einem Text von Roland Scotti
Zeitgenössische Kunst
Broschur 64 Seiten, 60 farbige Abbildungen 20 × 25 cm 978-3-03942-067-4 Deutsch
aus einer Ostschweizer Sammlung Herausragende Werke bedeutender Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart aus der Sammlung Wilma Lock, St. Gallen
sFr. 35.– | € 35.– ISBN 978-3-03942-067-4
9
783039 420674
Johanna Morel von Schulthess Gebunden 264 Seiten, 360 farbige und 16 sw Abbildungen 24,5 × 30 cm 978-3-03942-064-3 Deutsch sFr. 65.– | € 58.–
ISBN 978-3-03942-064-3
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Raum-Gewebe Mein Textiltagebuch Das eigene Schaffen wiederentdecken: die Schweizer Textilkünstlerin Johanna Morel
783039 420643
Herausgegeben vom Figge Art Museum
Lesley Dill, Wilderness
Gebunden 112 Seiten, 97 farbige Abbildungen 24 × 28 cm 978-3-85881-881-2 Englisch
Light Sizzles Around Me An der Schnittstelle von bildender Kunst und Sprache: das Schaffen der amerikanischen Künstlerin Lesley Dill
sFr. 35.– | € 29.–
ISBN 978-3-85881-881-2
9
Herausgegeben von der Stadt Buchs und der Gemeinde Vaduz Gebunden 92 Seiten, 108 farbige und 9 sw Abbildungen 21 × 23 cm 978-3-03942-062-9 Deutsch ISBN 978-3-03942-062-9
sFr. 35.– | € 29.–
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783039 420629
783858 818812
Die Langsamverkehrsbrücke Buchs – Vaduz Ein gemeinschaftliches Bauwerk der Stadt Buchs und der Gemeinde Vaduz von Conzett Bronzini Partner und dsp Ingenieure Der neue Übergang über den Alpenrhein, dokumentiert mit Texten, Fotos, Plänen und detaillierten technischen Angaben zum Bauwerk
Herausgegeben von der Graphischen Sammlung ETH Zürich, Alexandra Barcal und Marcel Just Gebunden 180 Seiten, 151 farbige und 8 sw Abbildungen 23 × 28,5 cm 978-3-03942-057-5 Deutsch / Englisch ISBN 978-3-03942-057-5
sFr. 39.– | € 38.– 9
783039 420575
Lill Tschudi Die Faszination des modernen Linolschnitts 1930–1950 Die Schweizer Künstlerin Lill Tschudi (1911–2004) erlangte in den 1930er- und 1940er-Jahren mit ihren dem Modernist British Printmaking nahestehenden Linolschnitten grosse Bekanntheit im angelsächsischen Raum, die bis heute anhält. Dieses Buch führt die einzigartige dynamische und bunte Bild welt Lill Tschudis in ihrem gesamten thematischen Spektrum als auch ihre Leidenschaft für die Technik des Farblinolschnitts vor Augen. Die Texte erkunden und analysieren ihre Themen wahl sowie die Genese ihrer Bilder, gehen den Hintergründen ihrer grossen Popularität ausserhalb der Schweiz nach.
Herausgegeben vom Kunsthaus Zürich
Kunsthaus Zürich Die Sammlung in neuem Licht
Broschur 96 Seiten, 42 farbige und 2 sw Abbildungen 23 × 31 cm 978-3-03942-058-2 Deutsch 978-3-03942-059-9 Englisch
Reich illustriert beleuchten die Texte dieses Buches zentrale Aspekte der Sammlung des Kunsthaus Zürich und das kura torische Konzept ihrer neuen Präsentation im Zusammen hang mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus von David Chipperfield. Eine höchst attraktive Einladung, fast 1000 Jahre Kunstgeschichte zu erkunden.
sFr. 25.– | € 25.–
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Gebunden (Flexicover) 72 Seiten, 25 farbige und 1 sw Abbildungen 19,5 × 26,5 cm 978-3-03942-060-5 Deutsch ISBN 978-3-03942-060-5
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ISBN 978-3-03942-059-9
Deutsch
Englisch
783039 420582
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Walter De Maria
Herausgegeben vom Kunsthaus Zürich
sFr. 25.– | € 25.–
ISBN 978-3-03942-058-2
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The 2000 Sculpture The 2000 Sculpture des amerikanischen Künstlers Walter De Maria (1935–2013) ist ein Meilenstein der Konzeptkunst. Dieses Buch dokumentiert die einmalige Bodenskulptur in Bild und Text, unter anderem mit dem ersten Text überhaupt zu The 2000 Sculpture von 1992 aus der Feder des legendären Harald Szeemann (1933–2005).
Studio Mirko Baselgia
Herausgegeben von Céline Gaillard und Simone Kobler
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Broschur 160 Seiten, 55 farbige Abbildungen 17 × 21,5 cm 978-3-03942-066-7 Deutsch / Englisch
Eine Momentaufnahme vom aktuellen Schaffen des international beachteten Schweizer Künstlers Mirko Baselgia. Seine Werke regen dazu an, die Bedeutung von Innen und Aussen, die Grenzen, die uns von unserer Umgebung trennen, aber auch ihre Durchlässigkeit zu reflektieren.
sFr. 35.– | € 29.–
ISBN 978-3-03942-066-7
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783039 420667
Geschichten durch Bilder erzählt: Die Vielfalt der narrativen Kunst Japans aus acht Jahrhunderten
Fern und doch so nah – der Walliser Maler Raphael Ritz und seine Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie
Liebe, Kriege, Festlichkeiten Facetten der narrativen Kunst aus Japan 978-3-03942-023-0 Deutsch 978-3-03942-024-7 Englisch sFr. 49.– | € 48.–
Raphael Ritz Schöpfer eines exotischen Wallis 978-3-03942-033-9 Deutsch / Französisch sFr. 49.– | € 48.–
Die erste Monografie über einen Pionier des «nouveau cinéma suisse»
Ironie des Alltags: Momentaufnahmen aus vierzig Jahren
Henry Brandt Cinéaste et photographe 978-3-03942-049-0 Französisch sFr. 59.– | € 58.–
Mäddel Fuchs – Irgendwo und überall Gesammelte Momente 978-3-03942-012-4 Deutsch sFr. 49.– | € 48.–
Andrea Garbalds Porträts von Frauen aus dem Bergell in seiner Zeit
Ein Spaziergang durch Bern, zur Architektur der 1930er-Jahre ausserhalb der berühmten Altstadt
Andrea Garbald Album 978-3-03942-025-4 Deutsch / Italienisch sFr. 35.– | € 29.–
Einblicke in eine pulsierende Szene: Porträts von rund fünfzig innovativen Schweizer Modelabels Wild Thing – Modeszene Schweiz 978-3-03942-015-5 Deutsch / Englisch sFr. 29.– | € 29.–
Bern modern Wohnbauten der 1920er- und 1930er-Jahre in den Berner Quartieren 978-3-85881-635-1 Deutsch sFr. 29.– | € 29.–
Vom Konstruktivismus über Art déco zurück zu Avantgarde und zum Bauhaus: Sowjetische Innenarchitektur und Möbel Soviet Design From Constructivism to Modernism. 1920–1980 978-3-85881-846-1 Englisch sFr. 99.– | € 77.–
Scheidegger & Spiess Backlist 58
Die Überwindung von «High» und «Low»: Die legendäre Wiener Werkstätte und ihre Dependance in Zürich
Virtuos auch auf dem Papier: Meret Oppenheim als Zeichnerin Meret Oppenheim Arbeiten auf Papier 978-3-03942-034-6 Deutsch sFr. 49.– | € 48.–
Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte 978-3-03942-016-2 Deutsch sFr. 49.– | € 48.–
Die erste Übersicht über das Schaffen des in New York lebenden Schweizer Künstlers Nicolas Party
Eine grandiose Entdeckung: Das Schaffen dieses enigmatischen Künstlers lag fünfzig Jahre im Verborgenen Luigi Pericle. Ad astra 978-3-03942-022-3 Deutsch / Englisch / Italienisch sFr. 39.– | € 38.–
tobuchprei s r Fo he
P r e is t r
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Die massgebende Monografie über die grosse Avantgarde-Fotografin, ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis 20/21 in Gold
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis in 20/21 Gold: Leben und Werk des Schweizer Fotografen und Filmemachers Ernst A. Heiniger
Aenne Biermann Fotografin 978-3-85881-673-3 Deutsch sFr. 39.– | € 38.–
Good Morning, World! Fotografien und Filme von Ernst A. Heiniger 978-3-03942-006-3 Deutsch sFr. 49.– | € 48.–
Deu tsc
Deu tsc
Nicolas Party – Rovine 978-3-03942-035-3 Deutsch / Englisch / Italienisch sFr. 49.– | € 48.–
tobuchprei s r Fo he
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P r e is t r
Eine intellektuelle Autobiografie und Reflexion über die Entwicklung des Engadins im 20. Jahrhundert des Schweizer Architekten
Ein Haus mit internationaler Ausstrahlung: Ein einzigartiger Arbeits- und Lebensraum für Künstlerinnen und Künstler
Marcel Meili Steiners Postauto Eine Bildgeschichte 978-3-85881-675-7 Deutsch sFr. 39.– | € 38.–
Arbeiten & Wohnen Geschichte und Gegenwart des Atelierhauses Wuhrstrasse 8/10 978-3-03942-030-8 Deutsch 978-3-03942-031-5 Englisch sFr. 65.– | € 58.–
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Scheidegger & Spiess Backlist 59
Scheidegger & Spiess Niederdorfstrasse 54 8001 Zürich Tel. +41 (0)44 262 16 62 www.scheidegger-spiess.ch info@scheidegger-spiess.ch
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Stand Dezember 2021 Die angegebenen Franken-Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen für die Schweiz inklusive MwSt. – Die angegebenen Euro-Preise sind gebundene Ladenpreise für Deutschland inklusive MwSt. und unverbindliche Preisempfehlungen für Österreich. Für Preise, Beschreibungen und Erscheinungstermine bleiben Änderungen und Irrtum vorbehalten.
Umschlagbild: Taiyo Onorato & Nico Krebs, W11, 2020 (erstmals publiziert in Future Memories, Edition Patrick Frey, 2021). Aus dem Buch Tiefenschärfe. Zwischen Lust, List und Schrecken (siehe Seite 26/27 )
Maschinenbuch Eine Sammlung zur Kultur- und Kunstgeschichte der Apparate Gottfried Hattinger. Herausgegeben von Alfred Weidinger Gebunden 632 Seiten, 751 farbige und 204 sw Abbildungen 19,5 × 25 cm 978-3-03942-029-2 Deutsch ISBN 978-3-03942-029-2
sFr. 45.– | € 38.–
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Mechanische Puppentheater, Beichtmaschinen, barocke Spektakelmaschinen, automatische Trompeter oder elektro nische Haushunde: Das höchst unterhaltsame und mit mehr als 800 Abbildungen illustrierte Buch bietet einen umfassen den Überblick fantastischer und realisierter Maschinen und Apparate. Zugleich führt uns der Autor durch eine erstaun liche Sammlung hybrider Weltentwürfe, Hirngespinste und Obsessionen, die menschliche Vorstellungskraft über Jahrtausende hervorgebracht hat.