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Ursulinennachrichten Fรถderation deutschsprachiger Ursulinen Nr. 3/2013

Wachstum geschieht an Grenzen


INHALT Grußwort der Präsidentin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Das Thema: Wachstum geschieht an Grenzen Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Wachstum geschieht an Grenzen“ - Aus einer Kursausschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit Grenzen - Eine Bildcollage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grenzen des Vorstellbaren überschreiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anpassung ist nicht immer schon Reform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Ich steh vor dir …” - Begegnung mit liturgischen Texten von Huub Oosterhuis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria ging zu Elisabeth… Erfahrungen in einer altgewordenen Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie geht es euch? Der Blick über den Tellerrand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Aus der Föderation Die heilige Ursula bekommt Besuch - Ein deutsch-französisches „Familientreffen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Aus den Gemeinschaften Es wird gefeiert! - 75 Jahre Ursulinen in Maipù / Chile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 150 Jahre Gründung des Ursulinenklosters Ratibor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Professfeier in Königstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Endlich!!! Der Umzug des Geisenheimer Klosters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 „Dem Himmel sehr nah!“ - Ursulinen genießen einen tollen Tag in der eigenen Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Lebendige Geschichte Ein lebendiges Denkmal - Audiovisuelle Rauminstallation an der Ursulinenschule Fritzlar . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Brücke zwischen Erinnerung und Zukunft - Ein neuer Turmhelm für das Ursulinrnkloster in Wrocław / Breslau . 15 Ohne Napoleon hätte es nicht geklappt - 175 Jahre Ursulinen auf dem Calvarienberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Angela zieht Kreise Auf dem alten Weg bleiben und ein neues Leben leben... - Aufnahme als Weggefährten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 25 Jahre “Fraternité Séculière Sainte Angèle Merici” - Eine französische Laiengemeinschaft... . . . . . . . . . . . . . . 18 Angela versteht auch Indonesisch! - „Beten mit Angela“ jetzt in fünf Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Was Schule macht Neuer Direktor an der Edith-Stein-Schule Erfurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zeichen der Verbundenheit - Die Ursulinenschulen Hersel beten für den Frieden in Syrien und der Welt... . . . . 20

Nachgeforscht Angela Mericis Vision zu Brudazzo - Eine ikonographische Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 ... und eine überraschende Fortsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Aus aller Welt Die Nachkommen der Marie de l‘Incarnation - Die Kanadische Union feiert 60. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . . . Mericianisches Familientreffen - Begegnung am Rande des UISG-Kongresses in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In Kürze: Die Römischen Union hat gewählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . St.-Angela-Chor aus Indonesien singt in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . “It’s a Small World After All!” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Personalien Unsere Verstorbenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Ordensjubiläen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Geburtstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Adressenänderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 In eigener Sache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2

Ursulinennachrichten 3/2013


Grusswort der Präsidentin

Wer kommt schon gern an seine Grenzen? Erst im Rückblick – oft nach längerer Zeit – können solche Erfahrungen als wichtig, sinnvoll, ja positiv bewertet und bejaht werden. Stecken wir in einer solchen bedrängenden Situation, dann lebt es sich mühsam. Wohl fühlen wir uns meist eher auf bekanntem, bewährtem Terrain, auch wenn es an Tragkraft verloren hat. Mehr als das offene Meer lieben wir den sicheren Hafen … und das ist menschlich, verständlich und sogar vernünftig. Es bedarf also starker Zeichen, die uns zwingen, hinaus zu wachsen über das Gewohnte, das nicht mehr nährt und lebendig macht, neu Sehnsucht zu entwickeln nach dem Schatz im Acker, Sehnsucht, ihn für unsere Zeit und unsere gegenwärtige Situation zu finden. In vielen Bereichen sind wir heute an Grenzen angelangt. Da tut es gut und führt weiter, den Blick auf die Chancen zu richten, die sich uns damit eröffnen. Ursulinennachrichten 3/2013

Bischof Joachim Wanke formuliert die Wachstumschance für den kirchlichen Bereich so: „Eines ist freilich erforderlich: Wir müssen Profil zeigen. Wir müssen uns am Evangelium messen. Wir müssen uns auf unseren eigentlichen Auftrag besinnen. Und das ist vermutlich ganz im Sinne der Heilspläne Gottes.“ Was heißt das für uns Ursulinen in unserer konkreten Situation heute? Ich meine, es könnte bedeuten, verstärkt die Nähe zu suchen zur Lebensweise und Lebenssicht unserer Gründerin – zu ihrer Einfachheit und Freundlichkeit, ihrer selbstverständlichen Offenheit für Gott und die Menschen und zu ihrer Liebe zum Evangelium. In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich. Ihre

Leinefelde im Oktober 2013 3


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Editorial Trockenmauern sind auf den ersten Anschein lebensfeindlich: nutzlose Steine, aufgeschichtet am Rand eines Ackers. Ich gehe gern nahe heran und schaue in die Fugen. Im Schutz der großen Steine entwickeln sich neue kleine Lebensräume. Trockenmauern sind reichhaltige Biotope für Pioniere. Man muss nahe herangehen, um das zu entdecken. neues fängt klein an. nicht jedes samenkorn geht auf. und mancher Keim verdorrt frühzeitig. Aber einen Versuch ist es allemal wert, hier am rand der Gesellschaft. nicht, dass ich eine Klostergemeinschaft mit einer trockenmauer vergleichen möchte, aber schauen wir einmal bei uns in die Fugen zwischen den steinen, zwischen unseren vielfältigen Alltagsritualen! die aktuelle situation vieler unserer Gemeinschaften lässt Grenzen erkennen, an denen die Fortführung des bisherigen Lebens immer mühsamer wird. Auch eine dreihundertjährige Geschichte bewahrt nicht vor dem Aussterben, wie wir am Beispiel der Fritzlarer ursulinen gesehen haben. Aber das ist nicht notwendig das ende der ursulinen, sondern vielleicht ein neuer Anfang, wenn wir auf den spuren Angela Mericis gehen.

Angela hat sich viel Zeit gelassen, ohne ihren Auftrag aus dem Auge zu verlieren. und sie hat klein angefangen! wenn wir den Mut haben, etwas wachsen zu lassen, kann sich vielleicht auch bei uns neues entwickeln. da ist genügend raum im schutz des Gewohnten und manchmal schon etwas Verdorrten. wahrscheinlich müssen wir so deutlich an unsere Grenzen geführt werden, um uns öffnen zu können und neues Leben zu ermöglichen. Grenzerfahrungen sind Herausforderungen. wir dürfen diese Herausforderungen mit Gottvertrauen ohne Angst annehmen. denn Angela selbst hat uns ermutigt, indem sie im letzten Vermächtnis sagt: Und wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders zu machen, tut es klug und nach guter Beratung. Sr. Brigitte Werr osu

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Aus einer Kurs-Ausschreibung:

„Wachstum geschieht an Grenzen“ Erfahrung, Provokation, frommer Wunsch, Ziel – oder was? Lustvoll und frustvoll erfahre ich meine Grenzen, wie mir Grenzen gesetzt werden, wie ich Grenzen setze. Ich erlebe, dass Grenzen mich klein machen, dass sie mir Entwicklungsmöglichkeiten abschneiden. Ich erlebe auch, dass Grenzen mir Orientierung und Sicherheit geben, mir helfen, meine Identität zu finden, mir Spielräume eröffnen. Wir arbeiten in dem Kurs an folgenden Fragen: Wie erlebe ich meine Grenzen? Welche Ängste habe ich in Bezug auf Grenzen? Wo sind sie mir hilfreich, wo behindern sie mich? Wie setze ich Grenzen? Wie und von wem werden mir Grenzen gesetzt? Wie lebe und erlebe ich Autonomie und Interdependenz? Wo will ich Grenzen verändern, verschieben oder verstärken? Wir werden u.a. an Situationen aus dem Alltag der Teilnehmenden arbeiten, um persönliches Wachstum zu fördern. Sr. Lioba Michler osu

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Umgang mit Grenzen Grenzen können einengen und/oder Sicherheit geben. Sie zu verlassen ist eine Herausforderung. Loslassen gibt Freiheit oder löst Ängste aus. Die kleinen Bildchen können uns ein wenig davon erzählen:

es reizt und ist gleichzeitig gewagt, über den eigenen Zaun zu blicken. die Balance zwischen dem Bisherigen und dem lockenden neuen muss gefunden werden. nach neuen wegen suchen ist mutig und angstvoll zugleich.

im Miteinander wachsen die Möglichkeiten.

neue erkenntnisse werden durch Ausprobieren und erfahrungen gemacht, Gemeinsames tun verdrängt die Angst.

wenn auch nicht immer ohne Auseinandersetzungen. Auch das sich Zurücknehmen aus dem aktiven tun und das Genießen ist erweiterung. es eröffnet neue wege der Lebensfreude, neue wege ins innere, neue wege zu Gott.

unter Gottes schutz sind wir bei sonne und regen gut aufgehoben. Zusammenstellung: Sr. Lucia Schäckel osu

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Grenzen des Vorstellbaren überschreiten Ein alter Kölner Witz erzählt: Eine etwas korpulente Ordensfrau steigt aus der Straßenbahn, tritt falsch auf und stürzt. Eilig läuft der Schaffner hinzu und will ihr aufhelfen. Da sagt die Ordensfrau: „Rühr mich nicht an, ich bin eine Gott geweihte Person“. Daraufhin der Schaffner: „Dann bliev liegen, du hilliger Knubbel“. In diesem Witz spiegelt sich vieles von übertriebenen Vorschriften und Ordensregeln, die wir bis zum Konzil beachtet haben. wie sehr haben wir uns gefreut, manchen Ballast abwerfen zu können! nach dem Konzil war ein erster Ausflug ein großes ereignis. ein ganzer nachmittag gehörte uns, und wir brauchten einmal „nichts tun“. Bei winterlichem wetter durchwanderten wir die wahner Heide. Auf dem Hinweg kamen wir am elternhaus einer Mitschwester vorbei. sie klingelte und rief ihrer Mutter durch das treppenhaus zu: „Kannst du uns waffeln backen? wir sind zu acht und kommen in etwa drei stunden vorbei.“ Als wir dann nach drei stunden wieder da waren, bekam die Mutter einen großen schreck. sie wusste noch nichts davon, dass wir wandern gehen und Besuche machen durften. sie hatte geglaubt, ihre tochter sei mit internatsschülerinnen unterwegs und gestand traurig: „Jetzt habe ich Kakao anstatt Kaffee gekocht“. Besonders gerührt war der Vater, der bis dahin seine tochter, die schon fast 20 Jahre im Kloster lebte, niemals besucht hatte, weil sie ja auch nicht mehr zu ihm käme. - in dieser Haltung spiegelte sich die ganze schwere, die die eltern durch unsere Klostervorschriften zu tragen hatten. Bald nach diesem ereignis haben wir viele weitere Grenzen überschritten. nur ab und zu, wenn von früher erzählt wird, erinnern wir uns an einiges: Auch in der sogenannten erholung durfte man nicht müßig sein. es wurde geflickt, gestrickt oder gebastelt. im schuldkapitel musste man sich schuldig bekennen, man musste sich schuldig bekennen, auch wenn das Geschehen überhaupt nicht mit Absicht oder durch unaufmerksamkeit geschehen war, sondern einfach ein unglücksfall war. um jedes stück seife wurde die oberin angefragt… und vieles weitere mehr.

das alles haben wir hinter uns gelassen: wir verlassen die Klausur, fahren zu tagungen, Fortbildungen und auch in die Ferien. wir haben den „Mater“-titel und die trennung von Chor- und Laienschwesternschranken abgelegt. wir haben auch unsere bisherige ordensaufgabe, die Führung und den unterricht der Jugend weitgehend aufgegeben. unsere neu gefassten weisungen sagen ausdrücklich, dass wir Kontakt außerhalb der Klausur suchen sollen, wenn wir Menschen in not, vor allem auch in seelischer not wissen. wir sollen offen für neue Aufgaben und Arbeiten sein, soweit sie mit dem „von der heiligen Angela überkommenen erbe in einklang stehen“ (weisungen ii,1). so haben wir die Grenzen des damals für uns Vorstellbaren längst überschritten. wir haben unseren Blick erweitert. wir sind präsenter in der welt geworden und doch gleichzeitig unsichtbarer, da wir an Zahl erheblich abgenommen haben und durch Kleidung nur noch wenige als ordenschristen erkennbar sind. Andererseits nähern wir uns den ursprüngen unseres ordens. die heilige Angela wollte, dass ihre Gefährtinnen mitten in der welt ein wahrhaft christliches Leben führten und so durch ihr Beispiel die Menschen zu Gott führen sollten. ist es uns gelungen? sind wir für die anderen zum „salz der erde“ oder zum „Licht der welt“ geworden? Sr. Lucia Schäckel osu

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Anpassung ist nicht immer schon Reform Die Selbstdarstellung der katholischen Orden im Fernsehen fällt offensichtlich schwer. Entweder bekommt man eine in Wirklichkeit nur noch bruchstückhaft existierende „heile Klosterwelt“ vorgesetzt, oder aber der Zuschauer muss annehmen, dass die Ordensleute überall leben, nur nicht mehr im Kloster. Letzterer Eindruck konnte beim Zuschauer entstehen, der sich den Fernsehfilm „Nonnen“ vor dem Bildschirm ansah. nun braucht es keineswegs schockierend zu wirken, wenn Klosterfrauen ihre tracht ablegen, sich halbwegs modisch kleiden und zurechtmachen. schockierend waren nur die Argumente, mit denen dieses Verhalten begründet wurde. da wurde in aller naivität behauptet, dass eine ordensfrau in Zivil apostolisch besser wirken könne, weil sie nicht mit den Vorurteilen belastet sei, die 6

viele Menschen gegenüber der ordenstracht als „Zeichen“ hätten. die jungen damen haben offensichtlich noch nicht begriffen, dass Vorurteile und Vorbehalte nicht bloß eine Kleidungsfrage sind, sondern tiefer sitzen. so dumm sind die Leute nun auch nicht, dass sie annähmen, ein Kaplan sei schon deshalb „weltoffen“, weil er

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dAs tHeMA mit seinen Ministranten Fußball spielt, oder eine Klosterfrau sei nur deshalb nicht „verklemmt“, weil sie sich ihrer ordenstracht entledigt hat. es geht auch nicht darum, die herkömmliche spiritualität durch Yoga und Bildmeditationen zu ersetzen oder sich mit elan gruppentherapeutische erkenntnisse anzueignen. wer meint, sein ordensleben allein damit reformieren zu können, irrt sich gründlich und beurteilt die Krise, in der sich viele orden befinden, zu oberflächlich. reformen sind keine sache bloßer Anpassung an Modeströmungen, sondern erfordern ein umdenken und die Bereitschaft zum umdenken.

Prinzip des Verzichts auf Herrschaft nicht überall stärker beachtet werden müsste. warum müssen in einem ordenseigenen Krankenhaus, in dem es nur noch eine kleine Minderheit von ordensschwestern gibt, ausgerechnet sie die leitenden Positionen auf den Krankenstationen und in der Verwaltung besetzen? warum muss in ordenseigenen schulen, die kaum noch über eigene Lehrkräfte verfügen, ein ordensangehöriger den direktorenposten innehaben? das Argument des eigentums macht diese situation zwar verständlich, aber nicht im sinne des dienens auch schon glaubwürdig.

was ein solches umdenken bewirken kann, zeigten die ebenfalls interviewten Kleinen schwestern Jesu. das Konzept ist einfach: Verborgen mitten unter den Menschen leben, keine Herrschaftspositionen anstreben, nicht um jeden Preis „missionieren“ wollen, sondern im dienste an den nächsten das evangelium glaubwürdig bezeugen. dementsprechend leben sie, so etwa in Amsterdam auf einem kleinen Hausboot, arbeiten in einer Fabrik oder als Familienhelfer, befassen sich mit den Leuten ihrer umwelt.

das wort von der repräsentanz ist zwar reichlich abgegriffen, aber es tauchte in der diskussion über den Film wieder auf. die ordensleute wollen die repräsentanten der nachfolge Christi sein. das ist ihre traditionelle und ihnen auch von der Kirche zugewiesene Aufgabe. Aber repräsentanz kann nur dann glaubwürdig sein, wenn sie den dienst, das schlichte dasein für Gott und die Menschen repräsentiert. das ist keine Frage der ordenstracht oder der zivilen Kleidung. das kann hinter Klostermauern oder in einer Fabrikhalle in Amsterdam geschehen. nur geschehen muss es. Alles andere bleibt bloßes Gerede.

natürlich kann und soll dieser Lebensstil kein Modell für alle orden sein. Aber es wäre doch zu fragen, ob das

P. Anselm Hertz OP Aus einem Zeitungsartikel der 70er Jahre

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“Ich steh vor dir …” Begegnung mit liturgischen Texten von Huub Oosterhuis Es begann mit einem kleinen Buch in Niederländisch. Ich hatte es 1970 auf unserer Fahrt nach Flandern entdeckt und mitgenommen. Erst zu Hause – das war damals das Gemeinsame Noviziat der Föderation in Geisenheim – schaute ich genauer hinein und begann zu übersetzen, einfach so: „Een tijd van spreken“ – „Eine Zeit des Redens“... Es waren meist kurze Texte zum Gebrauch in der Liturgie, wie sie sich nach dem Konzil entwickelte und wie wir Novizinnen sie begeistert aufnahmen. dieses Buch enthielt auch texte von Huub oosterhuis, dessen name uns danach immer wieder begegnete. die Lieder von oosterhuis brachten unsere Art zu glauben so zur sprache, dass wir uns in ihnen wiederfinden konnten. die niederländer haben uns durch ihre experimentierfreude die Liturgie neu erschlossen. die Übersetzung „eine Zeit des redens“ wurde damals tatsächlich von einem Verlag gedruckt und fand in der Föderation einige Verbreitung. die idee einer zweiten verbesserten Auflage blieb dann freilich zwischen umfangreicher werdenden beruflichen Aufgabe hängen, wie manches andere. die oosterhuisschen texte jedoch, vor allem die Lieder, sind weiter lebendig. ein Beispiel sei hier erlaubt, ein bekannter text (siehe Gotteslob 621), doch in einer etwas anderen ÜbersetUrsulinennachrichten 3/2013

zung von Alex stock, der den text auch kommentiert. ik sta voor u. ich – vor – dir: das ist die unendliche Achse, auf der die Klagen, Fragen, Huub Oosterhuis - 1982 Bitten sich ausspannen. das (Foto: WikiCommons) ungewisse ich („in Leere arm und bang“, „von Zweifeln übermannt“, “im unvermögen eingefangen“), aber eben zugleich der ungewisse Gott: fremd ist dein name, spurlos deine wege. Bist du der Gott? Hast du? wirst du? Beides ungewiss. ich und Gott, aber das ich bewegt sich, erinnernd, fragend, bittend, hungernd und dürstend nach wirklichkeit: „sei heute du mein Brot, so wahr du lebst“. An ihm, Gott, allein hängt u 7


dAs tHeMA es, sich zu erweisen. sein eigenes Leben hängt daran, dass er es gibt: heute mein Brot. und da steht dann, wie schon einmal in der ersten strophe, ein wortloser Gedankenstrich – „so wahr du lebst“, und wenn nicht, wenn diese letzte Beschwörung der Gottesrealität ins Leere fiele und alles wie am Anfang wäre „ik sta voor u in leegte en gemis“? da steht das ich (im allerletzten Vers) zu sich selbst, zu seinem Gebet, zu diesem Lied. und trennt sich zugleich von ihm, schreibt das ereignis des Gedichtes dem zu, dem es gilt. „du bist doch selbst die seele meines Betens“. ich habe gedichtet, wohl, aber inspiriert ist dieses Lied von dir. wenigstens so bist du schon da, jetzt… oosterhuis und andere haben uns ermutigt, unseren Glauben und unsere weltsicht in allgemeinverständlicher sprache auszudrücken. darin haben Freude und sorge, Vertrauen und Zweifel gleichermaßen Platz. so hat es uns die dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“ aufgetragen. die nicht glückliche Geschichte des Autors und seiner Gemeinde mit der katholischen Kirche sollte man bei der Beurteilung seiner werke beiseite lassen können. dürfen wir uns nicht über lebensnahes liturgisches Gebet freuen, das im besten sinn des wortes allumfassend ist?

Ich steh vor dir in Leere, arm und bang, fremd ist dein Name, spurlos deine Wege. Du bist mein Gott, Menschengedenken lang – Tod ist mein Los, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der meine Zukunft hält? Ich glaube, Herr, was stehst du mir dagegen. Mein Alltag wird von Zweifeln übermannt, mein Unvermögen hält mich eingefangen. Steht denn mein Name noch in deiner Hand, hält dein Erbarmen leise mich umfangen? Darf ich lebendig sein in deinem Land, darf ich dich einmal sehn mit neuen Augen? Sprich du das Wort, das mich mit Trost umgibt, das mich befreit und nimmt in deinen Frieden. Öffne die Welt, die ohne Ende ist, verschwende menschenfreundlich deine Liebe. Sei heute du mein Brot, so wahr du lebst – Du bist doch selbst die Seele meines Betens. Sr. Brigitte Werr osu Text und Deutung aus: Alex Stock, Andacht. Zur poetischen Theologie von Huub Oosterhuis, EOS Verlag St. Ottilien, 2011, S. 55f.

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Maria ging zu Elisabeth… Erfahrungen in einer altgewordenen Gemeinschaft Ich lebe im Austausch mit einer Gemeinschaft, die langsam aber stetig an menschlichen Möglichkeiten abnimmt. - Der Mensch wächst heran und erreicht vieles im Leben. Er erfährt den Zuwachs seines ganzen Körpers als physische, intellektuelle, psychische und geistige Person, trotz der Probleme des Lebens. Aber es kommt eine Zeit, in der er alt wird und diese ganze Entwicklung zum Stillstand kommt. das bedeutet nicht, dass das wesentliche des Lebens verloren geht. er bleibt dieselbe Person, in der das Bild Gottes immer gegenwärtig ist, und der zu einem Leben in Fülle gerufen ist (Joh 10,10) und der demütig erwartet, in ein anderes Leben in Fülle einzutreten. ich erlebe bei den schwestern in Geisenheim eine zunehmende erfahrung von einheit, Zusammengehörigkeit und Achtsamkeit füreinander, weil man anerkannt hat, dass dies eine notwendigkeit ist. Je weniger schwestern es sind, desto mehr nähe bekommen sie zueinander, desto mehr wissen sie voneinander, desto mehr Beziehung haben sie zueinander und desto mehr lernen sie die Bedürfnisse der anderen kennen, und das schafft eine wundervolle Gemeinschaft. 8

obwohl die schwestern dem Verlust der vielen verstorbenen Mitschwestern und all ihrer Güter, zum Beispiel ihrer schule, ihres Hauses und so vieler anderer persönlicher dinge, nachtrauern, all dem, was sie abgegeben haben, so spüren sie doch, dass sie dem allen nicht mehr gewachsen wären, und lassen es endlich mit der Gnade Gottes los. sie erkennen die Kürze des Lebens auch daran, wie groß die Gemeinschaft einmal war und wie sie immer kleiner und begrenzter wird, und sie vertrauen ihr Leben Gott dem schöpfer an, der alles über ihr Leben weiß. obwohl die Gemeinschaft langsam zu sterben scheint, ist sie immer noch lebendig, weil die schwestern so viel für andere tun. sie beten jeden tag für die Kirche und die ganze welt. und durch eigene Krankheit und Leid, die sie Gott anbieten, helfen sie vielen Menschen, in ihren Problemen trost zu finden. u Ursulinennachrichten 3/2013


dAs tHeMA Auch der name ursulinen bleibt weiterhin lebendig, nicht nur bei denen, die jetzt in der ursulinenschule sind, sondern auch bei allen ehemaligen schülern und schülerinnen, Lehrern und Lehrerinnen und allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. ich bin froh, dass ich eine Gelegenheit bekommen habe, die ursulinen kennenzulernen und mit ihnen zu wohnen. wie die Maria im Lukasevangelium zu elisabeth gegangen ist, um ihr in ihrem Alter zu helfen (Lk 1,39ff), bin ich zu den schwestern gekommen und möchte ihnen helfen. Sr. Jacinta Nalweyiso IHMR*, Uganda

* Ich gehöre zu den Schwestern vom Unbefleckten Herzen Marias (Sister of the Immaculate Heart of Mary Reparatrix). Die Gemeinschaft wurde am 21.04.1948 von Erzbischof Louis Josef Cabana vom Orden der Weißen Väter gegründet. Unser Charisma ist es, Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament zu verehren und sein Erlösungswerk im Tun zu ergänzen. Wir arbeiten als Krankenschwestern, Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen, Sekretärinnen etc. Derzeit leben Schwestern von uns in Uganda, Algerien, Amerika und Deutschland.

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Wie geht es euch? Der Blick über den Tellerrand Erinnern Sie sich: Im März 2011 Erdbeben und Tsunami in Japan? Erschreckende Meldungen und schreckliche Bilder! Und dann die Frage: Wie mag es den Ursulinen in Japan gehen? Meine E-Mail nach Hachinohe im Norden von Honshu ging durch und die Antwort „We are all save!“ war beruhigend. Aber von Sendai, nicht weit von Fukushima, kam erst nach Tagen eine Antwort, dann aber auch von dort: Wir sind relativ wenig betroffen, aber viele Menschen in unserem Umfeld haben alles verloren. Im Oktober desselben Jahres traf es die Ursulinen in Bangkok. Auch dort kamen Konvent und Schule relativ glimpflich davon, aber viele Familien im Umfeld verloren buchstäblich alles. Spontan stellten Schüler/innen zweier deutscher Ursulinenschulen eine Spendenaktion auf die Beine. Solidarität über Tausende von Kilometern. So bekommen Ereignisse Gesichter! Aber es müssen nicht immer Katastrophen sein, um sich für Mitschwestern in anderen teilen der welt zu interessieren. da gehen ursulinen nach Kambodscha, um in diesem ärmsten Land Asiens mit den Christen zu leben. eine andere schwester geht mit 78 Jahren in das Buschland im Grenzgebiet zwischen Guyana und Brasilien und lebt dort in einfachsten Verhältnissen unter den Menschen. wir berichteten über die ursuline Franciscan Congregation in indien, die die spiritualität Angela Mericis mit der des heiligen Franziskus verbindet. und diesmal berichten wir über die Kanadische union, die gerade ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat (siehe s. 19). nicht nur die Betroffenen freuen sich über das interesse. Auch uns tut es gut. Auf allen ebenen erleben wir in der Föderation, dass die eigenen Grenzen enger werden. die Alltagsprobleme verbrauchen fast alle Kraft. nur gut, wenn alles seinen Gang geht. da wird sogar die teilnahme an tagungen und anderen Angeboten zum Problem. wenn die Gefahr besteht, dass der eigene tellerrand zur Grenze wird, dann kann es helfen zu schauen, wie es anderen geht. wenn wir uns die Chroniken der verschiedenen Kommunitäten anschauen, entdecken wir schnell, dass im 18. und 19. Jahrhundert ein lebhafter schriftwechsel die Konvente verband. denken wir an Maria Louisa schiantarelli, die im Vorfeld der Heiligsprechung mit Hunderten von Klöstern im Briefkontakt war. oder an M. Vincentia neuUrsulinennachrichten 3/2013

see, die im Zuge der Gründung der römischen union für den deutschen eigenweg kämpfte; ihren umfangreichen Briefwechsel bewahren die ursulinen von innsbruck auf. danach beschränkten sich die Kontakte für fast hundert Jahre auf wenige feste Verbindungen, bis vor kurzem. Ja, angefangen hat das neue interesse füreinander mit dem Jubiläumsjahr 2007. dazu hatte sich der Arbeitskreis Berufungspastoral etwas Besonderes einfallen lassen: eine Vesper durch alle Zeitzonen. es kam ein überraschend großes echo zurück, an das wir 2010 anknüpfen konnten: rund 120 Gemeinschaften schlossen sich dieser Gebetskette an. Viele schickten Fotos der betenden schwestern oder auch der Assoziierten. die weltkarte erhielt eindrucksvoll viele rote Punkte. welch ein Glück, dass es weltweit ursulinen gibt! das ist eine große Chance. denn wenn wir von den sorgen und den Freuden anderer erfahren, relativieren sich die eigenen Probleme. oft ist es auch eine Hilfe zu sehen, dass es anderswo ähnliche entwicklungen gibt. da hilft die Frage weiter: wie macht ihr das denn? dass wir verschiedenen Zweigen des mericianischen Baumes angehören, ist dabei relativ unbedeutend. und die sprache ist auch kein ernsthaftes Hindernis, wie der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit bei seinem Besuch in tours erfahren konnte. so entstehen echte mitschwesterliche Verbindungen (siehe auch s. 10 ). Sr. Brigitte Werr osu

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AUS DER FöDERATIoN

Die heilige Ursula bekommt Besuch Ein deutsch-französisches „Familientreffen“ Einmal die heilige Ursula besuchen – das war ein sehr lebhafter Wunsch der Ursulinen in Tours. Ende April dieses Jahres wurde er erfüllt, zumindest für die eine Hälfte der Kommunität, für mehr Schwestern war es diesmal nicht möglich. „Sommes maintenent dans la Bonner Straße!“ klang es aus dem Handy, und wenig später bog das Auto auch schon am Pantaleonskloster ein. Sr. Colette, Sr. MariePia, Sr. M. Bénédicte und Sr. Annemarie stiegen aus:

Willkommen in Köln! Die Begrüßung kam von den vier deutschen Ursulinen, die die Gäste erwartet hatten. Es war für alle ein herzliches Wiedersehen. Sr. Genoveva Klein hatte ein wunderbares Programm zusammengestellt, damit sich die weite Reise für die französischen Schwestern auch lohnte. Das macht es schwierig, die Highlights zu nennen. War es in der St.Ursula-Kirche die ausgezeichnete Führung in französischer Sprache oder der anschließende deutschfranzösische Gottesdienst mit einem jungen afrikanischen Priester? Auf alle Fälle gehört das Mittagessen in der „Schreckenskammer“ dazu samt der Bekanntschaft mit dem rheinischen Nationalgericht „Himmel un Äärd“ mit echtem Kölsch (das man nicht mit Bier verwechseln darf!). Diesem Teil des Tagesprogramms konnte der nachmittägliche Besuch im Kölner Dom nicht wirklich Konkurrenz machen!

Situation rasch verflogen. Kommunikationsprobleme gab es da weder sprachlich noch inhaltlich. Entsprechend spät wurde es. Am nächsten Tag waren die heute in Köln lebenden „Gefährtinnen“ der heiligen Ursula das Ziel. Zunächst die Schwestern im Seniorenhaus „Heilige Drei Könige“. Sr. Colette hatte als ehemalige Generaloberin der Römischen Union ein besonderes Interesse daran, Sr. Maria Gerhard zu begegnen, deren Werk in Pedro Segundo in Brasilien von der Römische Union weitergeführt wird. Mit Stolz zeigten die „Neu-Kölner“, wie wir die Düsseldorfer Schwestern gern nennen, ihren neuen Lebensraum im Seniorenhaus. Auch Schwester Mechtild, Sr. Dorothea und Sr. Theodora der Kölner Kommunität empfingen die Gäste mit großer Herzlichkeit zu selbstgebackenem Kuchen und einem leckeren Abendessen. Besondere Aufmerksamkeit fand die Kopie eines kleinen Kupferstiches, der stark an die Stiche erinnerte, deren Herkunft Sr. Colette seit einiger Zeit nachgeht. Vielleicht ergibt sich hierdurch eine neue Spur. An diesem Tag feierte P. Schäckel, Sr. Lucias Bruder, auf Englisch mit uns Eucharistie in der ehemaligen Ursulinenkirche, die jetzt Schulkirche ist.

Für den Abend hatten sich Frauen des Herseler Angelakreises angesagt. Und die Müdigkeit des anstrengenden Tages war bei dem sich schnell entwickelnden lebhaften Gespräch über Angelakreis bzw. Associées und über Angelas Spiritualität und ihre Übersetzung in die heutige 10

Ursulinennachrichten 3/2013


AUS DER FöDERATIoN

In der ehemaligen Ursulinenkirche

In Hersel hoch über dem Rhein

Am nächsten Tag wurde der Bogen weiter geschlagen: Die Gemeinschaften in Hersel und Düren hatten eingeladen. In Hersel beeindruckte das schön gestaltete Seniorenhaus St. Angela, durch das Sr. Lioba und Sr. Lucia die Gäste führten. Vor allem faszinierte aber der Blick von der Terrasse über den Rhein. In Düren wurden wir von Sr. Irmgardis, Sr. Genoveva und Sr. Birgitta zum Kaffee erwartet. Diesmal gab es in der kleinen Hauskapelle eine Eucharistiefeier in Deutsch und Französisch. Beim Abendessen präsentierte Sr. Genoveva eine Reihe alter Bücher, die sie beim Auszug aus dem Kloster „gerettet“ hatte, darunter die herausgegebene Biographie von Quarré, die das historisch falsche Bild von Angela Merici als Lehrerin verbreitet hat. Bei der offiziellen Begrüßung in der Basilika St. Ursula hatte es geheißen: „Ist es wichtig, ob wir zum mächtigen

Alte Schätze in Düren

Astwerk der Römischen Union gehören oder am kleinen Zweig der Föderation deutschsprachiger Ursulinen wachsen? Wir alle sind Gefährtinnen der heiligen Ursula und Töchter der heiligen Angela. Und wir sind stolz darauf, dies jetzt in einer gemeinsamen Eucharistie, das heißt Danksagung, feiern zu können hier in der Kirche St. Ursula in Köln.“ Im Rückblick waren es wenige Tage, aber dicht gefüllt mit Eindrücken, die mitgehen: die herzliche Gastfreundschaft der vier Gemeinschaften, die zweisprachige Liturgie an den geschichtsträchtigen orten, das Wissen um die lange gemeinsame Geschichte und die gleichen Fragen nach der Zukunft. Vor allem bleibt das gestärkte Bewusstsein darum, dass wir miteinander auf dem Weg sind. Sr. Brigitte Werr osu

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AUS DEN GEMEINSCHAFTEN

Es wird gefeiert! 75 Jahre Ursulinen in Maipù / Chile Aus diesem Anlass besuchten Sr. Ursula (Köln), Sr. Ingeborg (Duderstadt) und eine befreundete Ärztin im März dieses Jahres das Monasterio Santa Ursula, einen liebenswürdigen, lebendigen Konvent unserer Föderation im Herzen Santiagos. Zwei Schulen liegen in seiner Verantwortung: Maipú im Süd-Osten Santiagos und Vitacura im Nord-Westen der Hauptstadt Chiles. Gegründet wurde der Konvent 1938 von Berliner Ursulinen. Heute leben in der Gemeinschaft vier Schwestern und eine Postulatin. Unserer Ankunft Ende Februar 2013 fiel in die letzten beiden Schulen zeigen, sondern auch von dem schönen Ferientage der Schwestern. Sr. M. Isabel und Sr. M. Jo- Land. sefina bereiteten in beiden Schulen das neue Schuljahr Für die Kollegien beider Schulen durfte ich zur Vorbereivor. Sie planten z. B. mit den SV-Schülerinnen Aktionen tung auf das neue Schuljahr einen Studientag gestalten für die anstehenden Jubiläumsfeiern und brachten mit den Themen „Ursulinische Erziehung und Bildung“ Schulseelsorgeprojekte auf den Weg. Sr. Angela konnte und „Corporate Identity an Ursulinenschulen“. Es waren zum ersten Mal nach Jahrzehnten ihre Zeit freier gestal- sehr interessante und lebendige Begegnungen mit den ten, da sie die Leitung der Schule in Vitacura in jüngere Kolleginnen und Kollegen beider Schulen und eine BeHände gelegt hat. So konnte sie uns nicht nur viel von u Ursulinennachrichten 3/2013

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AUS DEN GEMEINSCHAFTEN

reicherung, das Schulleben an den ersten Schultagen des neuen Schuljahres mitzuerleben.

Chiu, also alles Kirchen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Sr. Angela war sehr glücklich, dass sie Zeit hatte, uns neben dem Schulleben möglichst viel von dem reizvollen Land Chile zu zeigen. Das Eindrucksvollste war sicherlich die Atacama-Wüste im Norden Chiles, das berühmte observatorium Paranal, das z. Zt. das größte Teleskop der Welt hat, die historischen Kirchen in kleinen oasendörfern der Wüste wie San Pedro de Atacama, San Lucas (1750) in Toconao, St. Lucas (1611) in Caspana, und Unsere Liebe Frau von Guadalupe in Aiquina, sowie eine der ältesten Kirchen St. Francisco (1675) in Chiu-

Ein Höhepunkt unserer Wüstenunternehmungen war sicherlich auch der Salzsee Salar de Atacama mit zahlreichen, sehr scheuen Flamingos bei einer beeindruckenden Sicht auf schneebedeckte Vulkane der Andenkette mit bis zu 6.000 m Höhen. Natürlich waren auch die Besichtigung des historischen Zentrums der 6-Millionenstadt Santiago sowie die beiden wichtigsten Häfen Valparaiso und Antofagasta Programmpunkte, bei denen uns viele geschichtliche Zusammenhänge deutlich wurden. Weingüter im Süden von Zentral-Chile in der Umgebung von Santa Cruz, aber auch das dortige Museum, das mich besonders wegen der vielfältigen Fossilien faszinierte, rundeten das Bild von Zentral-Chile ab. Zum Schluss hatte ich noch die Gelegenheit, im Süden Chiles die Familie von Sr. Paula (†2012) zu treffen und mit den Geschwistern am Fuße des Vulcano Villaricca (2840 m) aufgrund der geologischen Formen die gewaltige Macht von aktiven Vulkanen zu erahnen.

Von links: Sr. M. Isabel, Postulatin Blanca, Sr. Angela, Sr. Ursula, Sr. Ingeborg, Sr. M. Nieves, Sr. M. Josefina

Die herzliche und liebevolle Gastfreundschaft der Schwestern und ihrer Freunde, der Familienangehörigen von Schwester Paula und die frohe Zugewandtheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters hat uns reich beschenkt! Wie gut, dass es Jubiläen gibt! Bericht und Fotos: Sr. Ingeborg Wirz osu

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150 Jahre Gründung des Ursulinenklosters Ratibor Im kleinen Kreis konnten die offenbacher Ursulinen des 150. Gründungstages ihres Klosters in Ratibor/oberschlesien gedenken. Gäste waren Ursulinen aus Hofheim, ebenfalls eine Gründung von Breslau, und aus Königstein, Vertreterinnen und Vertreter der Schule, Mitarbeiterinnen und Schwestern benachbarter Gemeinschaften. Der ordensreferent des Bistums feierte das Dankamt in der Kapelle zusammen mit den Geistlichen, die wöchentlich bei den Schwestern zelebrieren. Bis zur Vesper gab es bei Kaffee und Kuchen viel zu erzählen - von früher und heute. 12

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AUS DEN GEMEINSCHAFTEN

Professfeier in Königstein Am Sonntag, dem 28. April, beendete unsere Schwester Marina ihr Noviziat und legte in Anwesenheit ihrer Eltern und Bekannten während der heiligen Messe für drei Jahre die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Jungfräulichkeit ab. Es war ein großer Tag für sie, der sie in ihrer Entscheidung, in der Nachfolge Christi zu leben, festigte und uns, sowie alle Anwesenden mit großer Freude erfüllte. Sr. Maria Gertrud osu, Noviziatsbegleiterin

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Endlich!!! Der Umzug des Geisenheimer Klosters Der große Schritt ist getan: Die vier noch in der Klausur verbliebenen Ursulinen sind am 23. Juli 2013 zusammen mit den beiden ugandischen Schwestern aus dem Geisenheimer Ursulinenkloster in die Konventsetage des dortigen Marienheims umgezogen. Ein Geschehen, das schmerzlich und zugleich befreiend ist. Eigentlich war der Schritt schon vor Jahren beschlossen, weil die Klausur mit ihren vielen Treppen für alternde Menschen voller Hindernisse war, die immer weniger zu bewältigen waren. Dennoch war es ein langer Weg, vor allem auch innerlich, bis die Schwestern den Umzug bejahen konnten. Schließlich war das Kloster ihr Lebensmittelpunkt.

lich Abtragung des obersten Stockwerkes. Dann entstand der Plan, den Neubau des Pfarrkindergartens – bisher im baufälligen Freyberg-Haus auf dem Gelände des Ursulinenklosters – einzubeziehen und so für das Projekt als Mehrgenerationenhaus Fördermittel des Bundesfamilienministeriums in Anspruch nehmen zu können. Das brachte noch einmal eine Verzögerung.

Das Ziel war lange klar: eine Etage im renovierten Trakt des Marienheims in Geisenheim, einst Krankenhaus und zuletzt Altersheim der Caritas. Aber die Konkretisierung dauerte unendlich lange: insgesamt wohl sieben Jahre.

In dieser langen Wartezeit wurde es nach und nach für drei Schwestern nötig, vorab in den Pflegebereich des Marienheims umzuziehen. Sechs Ursulinen lebten weiterhin im Kloster, nun unterstützt von Sr. Jacinta Nalweyso, einer ugandischen Schwester aus der Gemeinschaft vom Unbefleckten Herzen Marias und von ihrer Mitschwester Juliet Ssanyu, die gerade ihre dreijährige Ausbildung als Altenpflegerin abschließt. ohne diese Hilfe wäre das Alltagsleben schon längst nicht mehr zu schaffen gewesen.

Woran das lag? Erst musste das Altenheim einen Neubau bekommen. Der war im April 2012 endlich bezugsfertig. Dann erst begann die Planung für den Umbau des Altbaus, der komplett saniert werden musste, einschließ-

Vor eineinhalb Jahren gab es dann erstmals einen konkreten Termin für den Umzug: ostern 2013. Die meisten Schwestern mochten sich mit dem Gedanken überhaupt nicht anfreunden, aber die Einsicht in die Notwendigkeit wuchs. Im August 2012 verstarb überraschend Sr. Rita, mit 81 Jahren die zweitjüngste der Gemeinschaft. Und im Dezember desselben Jahres folgte ihr Sr. Gertrud, mit 75 Jahren die jüngste. Damit hat der Konvent nur noch sieben Schwestern, vier im Kloster und drei im Altenheim.

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AUS DEN GEMEINSCHAFTEN In den letzten Wochen vor dem Umzugstermin war die größte Frage: Was nehme ich mit? Es ist nicht einfach, sich nach Jahrzehnten von vertrauten Dingen zu trennen. Allmählich stapelten sich überall die Umzugskartons, alle versehen mit der Nummer des künftigen Zimmers. Auch die Möbel, darunter viele schöne alte Stücke, bekamen ihre Nummer. Jede Schwester sollte ja neben dem obligatorischen Pflegebett mit Nachttisch und einem großen Kleider- und Wäscheschrank eine gemütliche Einrichtung bekommen. Und schließlich mussten auch die Büro- und die Küchenausstattung verpackt werden, immer mit der Frage: Was brauchen wir nicht mehr? Am Ende war es dann doch so viel, dass die Spedition nicht mit dem vorgesehen einen Tag auskam, sondern schnell noch einen zweiten organisieren musste. Aber dank guter Logistik auf beiden Seiten lief es bis auf Kleinigkeiten reibungslos. Inzwischen ist der neue geräumige und helle Lebensraum wohnlich eingerichtet und die Bilder hängen auch schon an den Wänden, nachdem nun hoffentlich die letzten Handwerker fertig sind. Ein wirkliches Highlight der Konventsetage ist der weite Blick aus dem Essraum und dem Gebetsraum auf den Rhein, von Eibingen über Bingen und die Nahemündung bis zum Rochusberg. Ganz be-

sonders freuen sich die sieben Schwestern der Kommunität aber darüber, dass sie nun wieder täglich gemeinsam das Stundengebet beten und Eucharistie feiern können. Besonderen Dank haben Sr. Genoveva / Düren und Susanne Heinrigs verdient, die die anstrengenden Tage mit voller Kraft mitgetragen haben, und die Königsteiner Novizinnen, die sich der Möbel und Fußböden angenommen haben. Auch viele andere haben in der einen oder anderen Weise geholfen. Und schließlich danken wir allen, die die Schwestern mit ihrem Gebet begleitet haben. Der Satz einer der Schwestern kann als schöner Lohn für die Mühen stehen: „Hier ist alles so hell!“ Sr. Brigitte Werr osu

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„Dem Himmel sehr nah!“ Ursulinen genießen einen tollen Tag in der eigenen Stadt

Seit vielen Jahren gehört die seelsorgerische Begleitung durch die Ursulinen zum festen Bestandteil des Franziskaner-Hofes in Attendorn. Bürgermeister Wolfgang Hilleke besucht die ordensschwestern regelmäßig, um sich nach deren Wohlergehen zu erkundigen. Bei seinem letzten Besuch vor einigen Wochen äußerten die ordensschwestern den Wunsch, auch einmal einen Ausflug in der eigenen Stadt durchzuführen. Bürgermeister Hilleke nahm Kontakt mit Martina Tögel vom Katholischen Familien- und Jugenddienst „Auf14

Wind“, der sich seit vielen Jahren Grundstück des ehemaligen Franziskanerklosters mit dem Franziskaner-Hof „teilt“, auf, die dann zusammen mit Unterstützung der Biggesee GmbH ein Überraschungsprogramm organisierte. Neben einer Schifffahrt auf dem Biggesee und der Fahrt mit dem „Biggolino“ wurde auch das Hanse Hotel besichtigt. Höhepunkt des Ausflugs war der Gang auf den „Biggeblick“. Hier genossen die Schwestern den spektakulären Ausblick auf die Waldenburger Bucht. Schwester Angela sprach ihren Mitschwestern aus dem Herzen: „Hier sind wir dem Himmel sehr nah...” Und der Bürgermeister freute sich sehr über die gelungene Überraschung: „Dies war der Dank der Hansestadt Attendorn für die unbezahlbare ehrenamtliche und seelsorgerische Arbeit, die die Ursulinen seit so vielen Jahren in unserer Stadt leisten. Vielleicht lässt sich der eine oder andere Attendorner davon motivieren, die Schwestern auch einmal zu einem Ausflug einzuladen“, so Attendorns Bürgermeister. Aus der Pressemitteilung vom 20.08.2013 der Hansestadt Attendorn

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LEBENDIGE GESchIchTE

Ein lebendiges Denkmal Audiovisuelle Rauminstallation an der Ursulinenschule Fritzlar „Was bleibt – Zukunft einer Vergangenheit“, so nennt die Künstlerin Andrea Froneck-Kramer ihre Rauminstallation, die im September 2013 im Rahmen des 300-jährigen Schuljubiläums in der Klosterkirche der Ursulinenschule Fritzlar zu erleben war. Von 2004 bis 2005 interviewte die ehemalige Ursulinenschülerin die letzten vier – inzwischen verstorbenen – Ursulinenschwestern und schuf aus diesen elektronisch aufgezeichneten Lebensberichten ein „lebendiges Denkmal“.

schichten, die nicht mehr erzählt werden können“, so Froneck-Kramer. Nähert man sich jedoch einem der Lautsprecher, so kann man dem Bericht einer einzelnen Schwester zuhören. Parallel dazu führt eine Diashow die Besucher in einer visuellen Reise durch das Kloster. 100 stille Bilder führen langsam durch das Gebäude. Froneck-Kramer, die in Kassel Bildende Kunst und Grafik Design studierte, bezeichnet ihr Kunstwerk als ein Erinnerungsdenkmal. Durch die Aufzeichnung der Lebensberichte sei ein „kollektives Gruppengedächtnis“ entstanden. Die Zuhörer erfahren das, „was den Schwestern persönlich wichtig war: Reflexionen über das Leben im Kloster und über ihr Lebenswerk – die Ursulinenschule.“ Mit diesem Werk möchte die Künstlerin der Öffentlichkeit bewusst machen, wie sehr die Klöster „die europäische Kultur geprägt haben“. Die historischen Materialien sowie ihre eigenen Fotos hat Froneck-Kramer in einem Band zusammengestellt:

Von links: Sr. Ancilla Schulemann, Sr. Lioba Kaever, Sr. Maria Magdalena Liebera, Sr. Walburgis Schaefers

Die Installation ist als audiovisueller Erlebnisraum gestaltet. Von vier Positionen im Raum hört man jeweils eine Schwester über die Stereolautsprecher. Bleibt man zentral im Raum stehen, so erlebt man ein Stimmengewirr aller vier Schwestern – „stellvertretend für jene Ge-

Andrea Froneck-Kramer Animus; der Geist, der Sinn, der Mut, das Herz. Geschichte des Ursulinenklosters Fritzlar von 1711-2006

Euregio-Verlag Kassel, 2007, 160 Seiten, 27.- € ISBN 978-3-933617-28-6

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Brücke zwischen Erinnerung und Zukunft Ein neuer Turmhelm für das Ursulinenkloster in Wrocław / Breslau Vor einem Jahr entwickelten die Schwestern Pläne zur Rekonstruktion des Turms für die Kirche des Ursulinenklosters. Jetzt konnte der tonnenschwere Helm in originalgetreuer Gestalt erfolgreich aufgesetzt werden. Zur gleichen Zeit beschäftigten sich die Schwestern im Arbeitskreis Ordensgeschichte mit Berichten über Kriegsende und Neubeginn um 1945 in den deutschen Ursulinenklöstern. Darunter fand sich eine Beschreibung der dramatischen Stunden im Ursulinenkloster Breslau, als am 11. Mai 1945 ebendieser Turmhelm von der brennenden Kirche auf den Ritterplatz stürzte. Indem wir die Berichte beider Ereignisse wiedergeben, möchten wir eine Brücke zwischen damals und heute, zwischen Zerstörung und Wiederaufbau schlagen. Aus diesem Anlass schreibt Sr. Daria Klich osu, Archivarin des Ursulinenkloster Wrocław, in einem historischen Ursulinennachrichten 3/2013

Überblick zusammenfassend: „… Die Ursulinen der Römischen Union der polnischen Provinz sind sich, als Nachfolgerinnen der Clarissen und der deutschen Ursulinen am historischen Ort, der Verantwortung für das große Erbe der Kultur und Spiritualität bewusst... Sie gedenken in ihren Gebeten der Clarissen, die in diesen Mauern ein frommes, Gott gewidmetes Leben führten, sowie der deutschen Ursulinen, die in ihren Schulen mit apostolischem Eifer Tausende von Mädchen gut ausgebildet haben. Sie vertrauen darauf, dass ihre Vorgängerinnen im Himmel über ihrer Gemeinschaft wachen…

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LEBENDIGE GESchIchTE Der neue Helm auf dem Turm, der vierte in der Geschichte des Klosters, ist ein Ausdruck der Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit und an die Menschen, die sie geschaffen haben, und er steht zugleich für ein neues Vertrauen in die Zukunft.”

gen. Dieser flammte auf – gerade als wir die ersten Kranken hinaustragen wollten – glühend stieg die Lohe zum himmel empor. Im weiten Bogen um den Ritterplatz lagerten hunderte von Menschen in fremdländischer Tracht, Russen wohl, die aus den Lagern entlassen, sich auf dem heimweg befanden und hier dieses entsetzliche Schauspiel noch miterleben wollten. Totenstille lag über der Menge. Man hörte immer noch das Prasseln der Flammen – da – stürzte der Turm! Wie wunderfein hatten sich die beiden Laternen auf den schlanken Säulen in den himmel erhoben. Mit vollendeter Anmut hatte das Türmchen unser Kloster gekrönt… Aus: Beiträge zur Geschichte des Ursulinenordens, XI. Jahrbuch, 1955, S. 27

September 2013 im Ursulinenkloster Wrocław

Mai 1945: Schwestern und Mitarbeiterinnen auf dem zerstörten Dach

Der 11. Mai 1945 im Ursulinenkloster Breslau … Auch mit Brandmunition wurde geschossen: vom Russen? vom Werwolf ? Wir wussten es nicht. Plötzlich brannten in unserer Nähe irgendwelche Gebäude lichterloh. Auch Ruinenhäuser fingen an zu brennen, sie wurden eine große Gefahr für uns, denn niemand löschte. Während wir aus Kellern und Grüften alte und kranke Leute holten, fing am 11.5. unser Turm an zu brennen. In kurzer Zeit stand er in hellen Flammen. Die Eimerkette schaffte, so viel sie konnte; da kam zur großen Not eine zweite: schwer zu sagen, welche himmelschreiender war. Die Pfortentür wurde eingeschlagen, sieben Russen drangen ein. Das Entsetzen war allgemein. Die Löscharbeit wurde unterbrochen bei dem einsetzenden Tumult auf dem Klaragang. Durch das Lärmen der Russen, das Flehen der Schwestern, das Stöhnen der Kranken, die überall auf ihren Tragen lagen, durch das Knistern der Flammen und Krachen der Balken hörte man unsern hausarzt, hin- und herrennend, überlaut das Vaterunser beten. M. Tarcisia wollte hilfe von außen holen, da starrten ihr an der Pforte Gewehrläufe entgegen. Sie lief durch das hoftor zur Kommandantur; auch hier setzte ihr der Russe das Gewehr auf die Brust, die Kommandantur hatte den Überfall genehmigt! Inzwischen lohte unser schöner Turm wie eine Brandfackel zum himmel. Ein russischer Arzt verlangte, wir sollten die Kranken aus den brennenden häusern tragen, ehe es zu spät sei. Die alten Leute, die auf dem Klaragang lagen, wurden mit ihren Tragen auf den Ritterplatz gestellt. hier hatte ein großer Benzinkanister gele16

Am Mittwoch, dem 4. September 2013, erhielt der Kirchturm von św. Jadwiga – St. hedwig – auf dem BischofNankiera-Platz, dem früheren Ritterplatz, seine barocke Kuppel zurück, die während der Bombardierung im Jahr 1945 zerstört worden war. Mit einem Zuschuss der Gemeinde konnten die Ursulinen die Reparatur des Turms, die Mitte des vergangenen Jahres begonnen wurde, zu Ende führen.

September 2013: Die neue Turmhelm ist aufgesetzt

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LEBENDIGE GESchIchTE Im Frühjahr dieses Jahres stand ein 21 Meter hohes Skelett des helms vor der Kirche. Der Ende Mai gewährte Zuschuss von einer halben Million Złoty erlaubte es den Ursulinen, den Umbau des barocken helms und die Installation auf dem Turm der Kirche St. hedwig am Nankiera-Platz abzuschließen.. Der knapp 25 Tonnen schwere helm wurde am 4. September 2013 auf dem Turm montiert. Der Turm, gekrönt mit seiner markanten Kuppel, wurde an der Wende des siebzehnten zum achtzehnten Jahrhundert gebaut. Der helm überlebte den Krieg bis 1945 – um Ostern gab es ein schweres Bombardement und massive sowjetische Luftangriffe, bei denen auch die Ursulinenkirche von einer Bombe getroffen und zu 65 Prozent zerstört wurde. Im Jahr 1946 wurde sie behelfsmäßig wieder hergerichtet. Die Arbeiten an der Wiederherstellung des barocken Denkmals dauerten fast ein Jahr. heute krönt die 24-

Fuß-Kuppel wieder den Turm der Ursulinenkirche, der als der markanteste der mittelalterlichen Kirchtürme von Breslau bezeichnet wird. Der barocke helm gleicht äußerlich seinem Vorgänger, wird jedoch im Innern durch eine moderne Stahlkonstruktion getragen. Er besteht aus zwei Stufen. Allein der untere Teil wiegt 12 Tonnen und musste auf eine höhe von 60 Meter angehoben werden. Der dafür benötigte Kran wurde mit äußerster Präzision geführt. Das Aufsetzen der Turmhaube war ein großartiges Spektakel für die Breslauer und ein bedeutendes Ereignis für alle Einwohner von Niederschlesien. Die Stadt Wrocław versucht seit einigen Jahren, die Denkmäler auf dem Nankiera-Platz in früherem Glanz wieder herzustellen. Die Installation des helms der St.hedwig-Kirche nach fast 70 Jahren war der höhepunkt dieser Bemühungen. Zusammenstellung: Sr. Brigitte Werr OSU

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Ohne Napoleon hätte es nicht geklappt 175 Jahre Ursulinen auf dem Calvarienberg der Bildfläche. 1803 mussten die Franziskaner im Zuge der Säkularisation den calvarienberg verlassen. Er wurde französisches Nationaleigentum und kam am 30. Januar 1806 unter den hammer. Den Zuschlag erhielt der aus Walporzheim stammende Vikar Jakob Giesen für knapp 6000 Franc.

Wenn heute Nachmittag [28.08.2013 Anm. d. Red.] nach einem Dankamt in der Ahrweiler Laurentius-Kirche eine Prozession mit Bischofsvikar Georg holkenbrink zum Kloster calvarienberg zieht, dann hat das einen ganz besonderen Grund. Denn auf den Tag genau vor 175 Jahren zog der Ursulinenorden in das heutige Mutterhaus der Kongregation ein. Dabei ist die Geschichte des Klosters deutlich älter, und ohne Napoleon hätte es sowieso nicht geklappt. Gegründet wurde das Kloster 1630 von den Franziskanern, der Grundstein für die heute noch bestehende Klosterkirche wurde am 31. Januar 1664 gelegt. Im 17. und 18. Jahrhundert florierte das "Geschäft" der Mönche. Allein die Anzahl der Prozessionen belief sich von 1714 bis 1718 auf 105. Weiterer Beweis: Im selben Zeitraum wurden 150.000 Beichten gehört. Diese zahlen sind in Kirchenchroniken überliefert. Doch dann erschien Napoleon auf Ursulinennachrichten 3/2013

Als dieser 1817 starb, war Napoleon längst auf Sankt helena. Das Kloster ging an die neu gegründete Berggesellschaft über, die sich als Träger einer Schule für Knaben mehr schlecht als recht versuchte. Da passte es ganz gut, dass den Ursulinen in Monschau, damals hieß es noch Monjoie, das kalte Eifelwetter nicht so zusagte. Der Konvent suchte einen neuen Standort und erfuhr so von dem leerstehenden Franziskanerkloster in Ahrweiler. Nach langwierigen Verhandlungen und vielen Schwierigkeiten zog der Konvent schließlich am 28. August 1838 unter der Leitung von Mutter Teresia Schäfer nach Ahrweiler. Neun Schwestern waren damals die Gründerinnen des heutigen calvarienbergs. Es wurde eine Erfolgsgeschichte. Die Ursulinen gründeten zunächst eine Elementar- und höhere Schule mit Pensionat für Mädchen. Vom calvarienberg aus wurden neue Filialen gegründet, unter anderem 1848 Aachen, 1853 Trier, 1895 Saarbrücken, 1896 Krefeld, 1902 Koblenz. heute gehören zur Ursulinenkongregation calvarienberg-Ahrweiler die Konvente Trier und Krefeld… Text: Günther Schmitt Aus: http://www.general-anzeiger-bonn.de/

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ANGELA ZIEHT KREISE

Auf dem alten Weg bleiben und ein neues Leben leben... Aufnahme als Weggefährten In einer feierlichen Zeremonie am Samstagnachmittag in der Ursulinenkirche legten Beatrix Kantsperger und Rita Killinger ihr Ordensversprechen als Aggregierte ab. Bei gemeinsamem Gebet und Gesang wurde das Versprechen der beiden Frauen zelebriert. Die Aggregation ist eine religiöse Lebensform für Frauen, bei der sie sich verpflichten, nach dem Geist und den Traditionen der Heiligen Angela zu leben. Teil dieser Lebensform ist es auch, sich mit den Schwestern in Spiritualität, Gebeten und dem Apostolat zu verbinden. Um diese Aufgaben zu bewältigen und die Verpflichtungen in das alltägliche Leben einzubinden, wird den Aggregierten jeweils eine Ordensschwester zur Seite gestellt. Die liebevoll gestaltete Vesper am Samstagnachmittag beinhaltete unter anderem Fürbitten für den „neuen Weg“ und eine Lesung aus dem letzten Gedenkwort der Heiligen Angela Merici, deren Wunsch es war, dass man „untereinander durch das Band der Liebe verbunden“ sei. Dieses Band der Liebe erneuerten Kantsperger und Killinger feierlich im Kreise ihrer Familie und der Gemeinde. Da sich beide „seit mehreren Jahren mit dem Leben und Worten der Heiligen Angela“ auseinandersetzten, sei der Wunsch entstanden, als Aggregierte in die Gemeinde einzutreten. Beatrix Kantsperger legte ihr lebenslanges Versprechen ab, im Geiste der Heiligen Angela leben zu wollen. Rita Killinger verlängerte ihr Versprechen um vier Jahre. Die Oberin des Klosters, Schwester Ursula, bezeichnete die Aufnahme in die Gemeinschaft als einen „Prozess des Hineinwachsens“. Der erste Schritt ist die Aufnahme

Die Aggregierten Beatrix Kantsperger (2.v.l.) und Rita Killinger (3.v.l.) neben ihren jeweiligen Begleitpersonen Schwester Judith (links) und Schwester Angela Maria (2.v.r.) sowie Oberin Schwester Ursula (rechts). für ein Jahr, darauf folgen vier Jahre und schließlich kann man sich entscheiden, für immer aggregiert zu werden. Zudem sei die Entscheidung kein Endpunkt, sondern ein Doppelpunkt, meinte Schwester Ursula, da von nun an sehr vieles auf die zwei Frauen zukommen werde. Die Oberin zitierte die Worte der Heiligen Angela: „Bleibt auf dem alten Weg und lebt ein neues Leben“, und empfahl den beiden Frauen, sich auf Träume einzulassen und Gott zu vertrauen. Nach: Straubinger Rundschau, 15. Mai 2013

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25 Jahre „Fraternité1 Séculière Sainte Angèle Merici” Eine französische Laiengemeinschaft in der mericianischen Familie In unserem Gebet an diesem 15. August 2013 sagten wir dem Herrn, Maria und der heiligen Angela Dank für 25 Jahre Fraternité der heiligen Angela Merici. Sie möge wachsen in Liebe, Barmherzigkerit und Geschwisterlichkeit! Mehr als 30.000 Laien gehören zu den geistlichen Familien und sind mit den religiösen Institutionen und Klöstern unterwegs auf den Spuren der Gründer und Gründerinnen der großen Ordensgemeinschaften. Seit den Anfängen des geweihten Lebens wurden die Laien begeistert durch die verschiedenen Charismen der Gründer und Gründerinnen, deren Bindungs- und Beitrittsformen zahlreich sind, sogar im Schoße einer einzigen Institution. Für die einen stand das Teilen der Spiritualität im Mittelpunkt, für andere die Aufgabe. 18

Man erlebt heute eine Erneuerung der alten Familien zugleich mit der Entstehung und Ausbreitung neuer Familien. Viele von ihnen findet man in Frankreich und im Ausland. Die Säkulare Gemeinschaft der heiligen Angela Merici ist am 15. August 1988 im Konvent von Malet der Ursulinen der Union Sankt Angela Merici von Aveyron entstanden. […] Die Spiritualität der heiligen Angela ist aktuell geblieben durch die Ordensfrauen, die den Namen Ursulinen tra-

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ANGELA ZIEHT KREISE gen, und durch die Mitglieder des Säkularinstituts der heiligen Angela Merici. Die Gemeinschaft der heiligen Angela Merici versucht aus diesem Charisma zu leben.

Die Gemeinschaft ist der Gruppe offiziell beigetreten im Diözesanhaus Nîmes anlässlich ihrer Generalversammlung am 22. und 23. November 2008 in Anwesenheit von Monsignore Wattebled. Die Mitglieder sind in ihre Diözesen Nîmes, Rodez, Carcassonne, le Puy, Nizza und Mende zurückgekehrt. Devise der Gemeinschaft: Gebet – Tun

Papst Paul VI. sah in dieser Heiligen „die Vorläuferin einer Form geweihten Lebens, das die Kirche heute sich ausbreiten sehen will: das der Säkularinstitute… Angela Merici ist die Pionierin der modernen Anforderungen im Leben der Gesellschaft. Sie hat eine neue Weise entdeckt, das Christsein zu leben.“ Die säkulare Gemeinschaft der heiligen Angela Merici ist Teil der G.V.E. (Gruppe des Lebens nach dem Evangelium), einer Struktur der Kirche, die von den französischen Bischöfen anerkannt ist und zu der sie ermutigen im Laienapostolat. http://gve.cef.fr

Wir versuchen, aus dem Geist der heiligen Angela Merici zu leben, um der Familie und besonders der Frau und den jungen Menschen ihre Würde wiederzugeben. Wir treffen uns jeden Monat um das Wort Gottes, die großen Texte des Evangeliums, die Schriften der heiligen Angela… Gebet, Eucharistiefeier, gemeinsame Mahlzeiten. Jährliche Besinnungstage werden allen Mitgliedern empfohlen… Unsere Begleitung geschieht in der Kirche, mit den Ursulinenschwestern der Union der heiligen Angela Merici. Die mericianische Familie ist groß, und wir sind in Verbindung mit verschiedenen Mitgliedern dieser Familie. Kontakt: colette-granier@orange.fr, Tel. 06 20 87 37 65 1

Der Begriff Fraternité, wörtlich übersetzt als „Bruderschaft“, umfasst sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder. Daher lässt er sich in Deutsch am besten mit Gemeinschaft wiedergeben. u

Angela versteht auch Indonesisch! „Beten mit Angela“ jetzt in fünf Sprachen Die deutsche Ausgabe des kleinen Gebetbuches zu Angela-Zitaten ist nahezu vergriffen. Aber nach Ausgaben in Englisch, Französisch und Tschechisch ist es jetzt in einer weiteren Sprache herausgekommen. Zwei indonesische Ursulinen haben die Übersetzung aus dem Englischen in ihre Muttersprache angefertigt, ein paar Bilder ausgewechselt und das Heft in Druck gegeben. Schön sieht es aus. Danke Sr. Moekti und Sr. Maureen!

Sr. Moekti K. Gondosasmito osu Ursulinennachrichten 3/2013

Sr. Maureen Damayanto osu

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WAS SCHULE MACHT

Neuer Direktor an der Edith-Stein-Schule Erfurt Zum Beginn des neuen Schuljahres feiern Schüler und Lehrer der Erfurter Edith-Stein-Schule am Mittwoch, 28. August, um 8 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst im Mariendom. Während des Gottesdienstes wird DiözesanAdministrator Weihbischof Reinhard Hauke den neuen Direktor Sven Voigt (36) vor der Schulgemeinde in sein Amt einführen. Voigt unterrichtet seit dem Schuljahr 2010/11 Deutsch und Katholische Religionslehre an der Schule und ist jetzt Nachfolger von Direktor Dr. Siegfried Schnauß, der zum Ende des vergangenen Schuljahres in den Ruhestand ging. Sven Voigt wurde im Saarland geboren, lebt aber bereits seit 2003 in Thüringen. Schon während seines Trierer Theologiestudiums hielt er sich für zwei Semester in Erfurt auf und zog nach seinem Diplom im Jahr 2003 nach Altenburg, wo er als Religionslehrer arbeitete und berufsbegleitend in Jena Deutsch als Lehramtsanwärter studierte. Seine Referendarszeit nach dem Examen 2008 absolvierte er an der Edith-Stein-Schule. Seit 2005 ist Sven Voigt verheiratet. Als Direktor des katholischen

Gymnasiums mit Regelschulzweig arbeitet Voigt in einem Kollegium von 69 Lehrerinnen und Lehrern, die 813 Schülerinnen und Schüler unterrichten, so viele wie noch nie in der Geschichte der 1992 gegründeten Einrichtung in Trägerschaft des Bistums Erfurt. www.ess-erfurt.de http://www.bistum-erfurt.de/front_content. php?idcat=1836&idart=22351

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Zeichen der Verbundenheit Die Ursulinenschulen Hersel beten für den Frieden in Syrien und der Welt Erde ein, für den Frieden, insbesondere in Syrien, zu beten. Diesem Aufruf sind wir als katholische Kirche nachgekommen und haben am Donnerstag, dem 12. September vor der ersten Stunde in einer kurzen Gebetsandacht für die Menschen in den Krisenherden dieser Welt gebetet. Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen, besonders in Syrien, haben die Klassen vorab mit ihren Klassen- und Religionslehrern Armbändchen für alle Schülerinnen (und auch Lehrerinnen und Lehrer) gestaltet. Diese Armbändchen sind in Farben gestaltet, die in den Nationalfarben Syriens und Deutschlands vorkommen. In einem Schreiben vom 1. September dieses Jahres lädt Papst Franziskus alle Christinnen und Christen der

Das Gebetsanliegen dieses Tages wird erneut in den Schulgottesdiensten der unterschiedlichen Klassen- und Jahrgangsstufen aufgegriffen.

Unser Friedensgebet am 12. September 2013 Herr, hilf mir, dass ich vom Frieden nicht nur rede. Hilf mir, dass ich Frieden stifte, wo er fehlt, und ihn erhalte, wo er in Gefahr ist. Hilf mir, meine Kraft im Entwicklungsdienst einzusetzen zum Aufbau des Friedens in der Welt. Lass mich Zeugin sein für Dein Wort: "Selig die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes heißen!". Siehe: http://www.ursulinenschule-hersel.de/aktuelles/ 20

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Ursulinennachrichten 3/2013


NACHGEFORSCHT

Angela Mericis Vision zu Brudazzo Eine ikonographische Annäherung Sr. Colette Lignon osu schickte uns aus Tours eine interessante Untersuchung eines Gemäldes von Angelas Vision, das sich dort in der Chapelle Saint Michelle befindet, und dessen Vergleich mit zwei Kupferstichen in den Archiven des Generalats. Sr. Theodora Krächan osu hat den Text für uns übersetzt. ihrer bedienen wolle“2, um eine Gemeinschaft von Jungfrauen wie die in der Vision zu gründen. Diese Vision stellt eines der Hauptthemen der mericianischen Ikonographie dar. Wir kennen zahlreiche Präsentationen (Gemälde, Graphiken, Skulpturen), welche die zeitgenössische Bildersprache benutzen in dem Bestreben, Angelas unbeschreibliches geistliches Erlebnis zugänglich zu machen. Üblicherweise zeigen sie Angela, wie sie den Blick betrachtend auf [nur] eine Leiter richtet, die Himmel und Erde symbolisch verbindet. Auf der Leiter steigen Engel und Jungfrauen auf und nieder. Weniger häufig sind die Darstellungen mit zwei Leitern, wie auf dem Gemälde und den beiden Graphiken, die in der vorliegenden Studie untersucht werden.

Das Gemälde Das Gemälde, d.h. ein Ölgemälde auf Leinwand in vergoldetem Holzrahmen, ist in der Chapelle Saint Michel des ursprünglichen Klosters der Ursulinen von Tours (17. Jahrhundert) zu besichtigen. Es wurde erst kürzlich restauriert von der Association Touraine-Canada, der es auch gehört. Das Gemälde trägt keine Signatur, wohl aber ein Datum, 1744, das das seiner Entstehung sein könnte.

Die Graphiken Nach allgemeiner Übereinstimmung war Angela Mericis Vision der „Leiter“, die sie in dem Ort mit Namen Brudazzo empfing, ein Geschehen von eminenter Bedeutung im Leben Angela Mericis. Es war sowohl eine Gründungs- als auch eine prophetische Vision ihrer Sendung. Dem Werk „Angela Merici, Ein Beitrag zu einer Biographie“1 zufolge war P. Francesco Landini der erste, der von diesem Geschehen Zeugnis gab; er war Beichtvater der Jungfrauen der Gemeinschaft von Brescia. Er berichtet, wie zur Zeit der Ernte, während der Pause nach der Mittagsmahlzeit, Angela sich entfernte um zu beten. „Einmal, erhoben im Geist, schien sich ihr der Himmel zu öffnen und eine wunderbare Prozession von Engeln und Jungfrauen herauszutreten, abwechselnd zu zwei und zwei. Die Engel spielten auf verschiedenen Instrumenten und die Jungfrauen sangen; sie hörte den Klang so, dass sie ihn singen konnte. Und indem die Prozession weiterging, kam als eine [der] Jungfrauen ihre Schwester herab, … und sagte voraus, dass Gott sich Ursulinennachrichten 3/2013

Die Graphiken befinden sich in den Archiven des Generalats der Ursulinen der Römischen Union (AGUUR). Dort sind zwei Originale, die von deutschen Kupferstechern signiert sind, eines von Rugendas, das andere von Göz und Klauber. Obwohl verschieden, sind sie doch einander ähnlich in ihrer Gesamtkomposition und in ihren Texten und lateinischen Zitaten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde das Gemälde durch eine oder beide Graphiken angeregt und zweifellos von einer Kommunität von Ursulinen in Auftrag gegeben. Bemerkenswert ist eine lateinische Inschrift am unteren Rande der drei Darstellungen, welche die zentrale Gestalt als die heilige Angela identifiziert. Bei den Grafiken lautet diese in der Übersetzung: „Selige Angela, Gründerin der Gesellschaft der hl. Ursula". Das Gemälde trägt die leicht abgewandelte Inschrift: „Selige Angela Merici von Brescia bei Desenzano, Gründerin der Ursulinen“. Es erwähnt also Details, indem es Angelas Familiennamen (Merici) und die Namen der beiden Städte angibt,

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in denen sie lebte (Brescia und Desenzano). Die Inschrift auf dem Gemälde scheint nachträglich ergänzt worden zu sein (sie ist an die Leinwand angeheftet) und gehörte sicherlich nicht von Anfang an dazu. Verglichen mit den Graphiken weist das Gemälde noch andere Unterschiede auf und weckt so das Interesse, eine vergleichende Studie anzustellen. Dies ist der Ausgangspunkt dieser Untersuchung.

Der Mittelpunkt des Gemäldes Die Mitte des Gemäldes zeigt die Büste einer Ordensfrau auf einer Muschel. Sie trägt den Habit der Ursulinen. Wer die zahlreichen Gemälde in den Klöstern der deutschsprachigen Ursulinen (Deutschland, Österreich) kennt, auf denen Angela in anderen Lebenssituationen dargestellt ist, für den ist die stilistische Ähnlichkeit von Gesicht und Habit augenfällig. In ihrer linken Hand hält Angela ein Kruzifix. Den Christuskörper umgeben weiße Lilien als Symbol jungfräulicher Reinheit. Wir kennen aus Angelas Schriften ihre große Verehrung für die Passion Christi und ihre Ent22

scheidung, die Liebe zu Christus in der Form geweihter Jungfräulichkeit zum Mittelpunkt ihrer neuen Gesellschaft zu erheben. In der rechten Hand hält sie ein offenes Buch, auf dem drei lateinische Inschriften zu lesen sind. Übersetzt lauten sie wie folgt: Die erste ist die genaue Wiedergabe des Textes auf den Graphiken: „Selige Angela, Gründerin der Gesellschaft der hl. Ursula“. Das bestätigt die Annahme, dass die Inschrift am unteren Rand des Gemäldes eine nachträgliche Ergänzung ist, die am Original fehlte und eine Art Duplikat darstellt. Die zweite Inschrift gibt eine Bibelstelle aus Genesis wieder, zusammen mit den Verweiszahlen Gen 28,3.3 Die dritte, die dem Bibeltext zwar folgt, aber nicht zu ihm gehört, enthält nur zwei Worte: „Liebe Gott“4 und wirkt merkwürdig verstümmelt. Eine ausführliche Untersuchung der Graphiken erschließt die Bedeutung der abgekürzten Stelle. Zwar trifft es zu, dass bei den Graphiken diese Verse aus Genesis

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NACHGEFORSCHT nicht auf dem Buch, sondern am unteren Rand des Bildes zu finden sind, während auf dem Buch die zwei Worte „Liebe Gott“ stehen, diesmal aber nicht abgekürzt, sondern ergänzt wie folgt: „Liebe Gott mehr als alles und deinen Nächsten mehr als dich selbst“.5 Dieses Zitat aus dem NT liegt auch den Konstitutionen der Ursulinen zugrunde. In Übereinstimmung mit diesem Bibelwort zeigen die Ursulinen in der Nachfolge Angelas durch Kontemplation und Apostolat die zweifache Liebe, die sie beseelt: die Gottes- und Nächstenliebe. Da er nur die ersten beiden Worte des Bibelzitats benutzte, war sich der Maler bewusst, dass er sich an ein spezielles Publikum wandte, das kundig sein würde, darin die volle Bedeutung zu erkennen. Den Schlüssel zum Verständnis des Gemäldes als ganzem bekommt man durch den biblischen Bezug auf dem Buch, das Angela darreicht: das Buch Genesis, Kapitel 28 (Gen 28). Dieses Kapitel beschreibt Jakobs Traum und die göttliche Verheißung, die damit einhergeht. Ausdrücklich zitiert wird Vers 12: „Siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, deren Spitze den Himmel berührte. Und siehe, Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.“ Die Botschaft des Gemäldes erschließt sich erst wirklich, wenn man das ganze Kapitel 28 liest. Um die oben beschriebene zentrale Darstellung herum sind sowohl bei dem Gemälde als auch bei den Graphiken der obere und untere Bildteil in fast perfekter Symmetrie angeordnet, jeder Teil mit zwei Bildern, die rechts und links korrespondieren.

Der obere Teil des Gemäldes Der obere Teil des Gemäldes veranschaulicht Angelas Gründungsvision. In Übereinstimmung mit dem Graphiker entschied sich der Maler für zwei Visionen, durch zwei Leitern gleichnishaft dargestellt. Die Leiter auf der

linken Seite illustriert den Traum Jakobs der Genesis6. Am Fuß der Leiter liegend erlebt der schlafende Jakob die Schau eines Engels. Er sieht im Traum die Leiter, die symbolisch Himmel und Erde verbindet, die Engel Gottes steigen auf und werden willkommen geheißen vom ewigen Vater, der sie in die Arme schließt. Rechts ist Angela Gegenstand der Darstellung. Eine andere Leiter steht in gleicher Stellung da, an einen Hügel angelehnt. Die Graphiken zeigen drei Kreuze, die auf der Erde errichtet sind, eine klare Bezugnahme zu dem Kreuzigungshügel in Jerusalem, von dem wir wissen, dass Angela ihn auf der Pilgerreise aufsuchte und wo sie die Gnade für die Gründung ihrer Gemeinschaft empfing. Die drei Kreuze, wesentliche Elemente der mericianischen Ikonographie, fehlen auf dem Gemälde. Bei der Restaurierung wurde die unterste Farbschicht wohl nicht erreicht. Aber die mediterrane Vegetation des Heiligen Landes in Gestalt einer Palme ist klar zu erkennen. Auf der zum Himmel führenden Leiter steigen Jungfrauen und Engel auf. Eine Gruppe von Frauen heißt sie willkommen. Eine von ihnen trägt eine Krone und hält in der Rechten Fahne und Pfeil. Das ist offensichtlich die heilige Ursula, die das Martyrium erlitt, durchbohrt von einem Pfeil. Nach der Goldenen Legende des Jacobus de Voragine nahm sie eine Gruppe von zehn zum Christentum bekehrten Jungfrauen mit nach Rom. Sie war es, die von Angela zur Patronin ihrer neuen Gründung erwählt wurde, der Gemeinschaft der heiligen Ursula. In diesem oberen Bereich des Gemäldes erscheint Angela ganz eindeutig als Prototyp des neuen Jakob und wir sind eingeladen, Gen 28 als ein Wort zu lesen, das sich auch auf sie bezieht. Könnte also der Text auf ihrem Buch die Lesart nahelegen, Angela sei das grammatische Subjekt des dort angeführten Zitats aus Genesis: „Angela .... sah eine Leiter ...“?

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NACHGEFORSCHT Der untere Teil des Gemäldes Der untere Teil des Gemäldes veranschaulicht den prophetischen Charakter von Angelas Vision.

Vertreter der nordamerikanischen Indianerstämme. Mit Maria von der Menschwerdung, Ursuline aus dem Klos-

Angelas Vision war gleichzeitig eine prophetische und eine Gründungsvision, wie die Verheißung in Gen 28,14 glauben lässt: „Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde; du wirst dich ausbreiten nach Westen und Osten, nach Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde gesegnet sein.“ Als Veranschaulichung dieses Verses zeigt der untere Teil des Gemäldes die Ausbreitung von Angelas Gründung in Europa und Kanada, die beide allegorisch dargestellt sind. Zur Linken steht Europa, personifiziert durch eine junge Frau in farbenfrohem Gewand. Sie unterstützt die Muschel mit Angelas Büste, ja sie scheint diese, wie bei einem Staffellauf an Kanada weitergeben zu wollen, das seinerseits die Hand ausstreckt, um sie anzunehmen. Im 17. Jahrhundert breiteten sich die Gründungen der Ursulinenklöster ganz rasant in Europa aus. Zur Rechten steht Kanada in der Gestalt einer dunkelhäutigen Person mit Lendenschurz und Kopfschmuck als

ter in Tours, die sich 1639 in Dieppe zur Überfahrt nach Kanada einschiffte, waren die Ursulinen die ersten Ordensfrauen, die sich dieser Indianerstämme annahmen. Ein interessantes Detail: Der Kopfschmuck des jungen Indianers besteht nicht aus Federn, sondern aus den Borsten eines Stachelschweins. Befestigt auf ein leichtes hölzernes Konstrukt, dienen sie als Alltagskopfschmuck. Zwischen diesen beiden Gestalten öffnet sich die Landschaft zur See hin, auf der zwei Schiffe treiben, die die Reise der Ursulinen in die Neue Welt symbolisieren. Auf den Graphiken könnten auf einem Schiff zwei Ordensfrauen, auf dem anderen eine zu erkennen sein. Das Motiv „Schiff“ weist uns auf die Ikonographie der Ursula und ihrer Gefährtinnen hin. Zugleich erinnert es an die Seereise Angelas ins Heilige Land vor der Gründung ihrer Gemeinschaft. Schließlich weist er hin auf die Überquerung des Atlantik durch Maria von der Menschwer-

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NACHGEFORSCHT dung und ihrer Gefährtinnen ein Jahrhundert später. Zum Schluss sei noch auf drei lateinische Bibelzitate auf den Graphiken hingewiesen, die sich auf dem Gemälde in seinem heutigen Zustand nicht finden. Das erste Zitat stellt eine Art Überschrift dar: „Viderunt eam Filiae et Beatissimam praedicaverunt“ (HI 6,8) – „Als die Töchter sie sahen, priesen sie sie selig“7. Die beiden anderen Zitate scheinen vom Himmel auf Angela herabzukommen, das eine wie ein Wort Gottes, des ewigen Vaters: „Docete filias“ (Jer 4)8, „Lehrt eure Töchter“9. Das andere geht von der heiligen Ursula aus: „Gloria ejus Filiae“ (Psalm 44)10 – „Ihre Töchter sind ihr Ruhm“11. Alle drei Zitate erwähnen „Töchter“ Angelas und machen sie so als Gründerin kenntlich, die ein Werk begonnen hat und Nachkommenschaft weiterführen wird. Das erste Zitat bestätigt noch einmal, dass diese Töchter sie schon für selig halten. Das Gemälde trägt die Jahreszahl 1744. Angela wurde erst 24 Jahre später seliggesprochen. Wir wissen aber, dass die junge Mater Maria Luisa Schiantarelli, Ursuline des Klosters in Rom, schon einige Jahre vorher eine gründliche wissenschaftliche Untersuchung angestellt und in allen europäischen Ursulinenklöstern und sogar darüber hinaus für die Seligsprechung Angelas geworben hatte. Diese fand dann am 30. April 1768 statt. Es ist sicher legitim anzunehmen, dass die oben behandelten ikonographischen Darstellungen von Angelas Vision aus dieser Stimmung heraus bei den Graphikern und dem Maler in Auftrag gegeben wurden.

1737 mit Gottfried Bernhard Göz (1708 - 74) und gründeten einen katholischen Verlag in Augsburg. Von ihnen stammen eine Anzahl Graphiken religiösen Inhalts und eine Folge von Bildern. Wir haben schon darauf hingewiesen, wie die weitreichende Bewegung, die vom römischen Kloster ausging, alle Ursulinenklöster einander näherbrachte und sie einlud, die Seligsprechung Angelas aktiv zu fördern, die dann auch 1768 stattfand. In diesem Kontext könnten viele deutsche Ursulinenklöster im Bereich Augsburg den Künstlern Aufträge erteilt und die Künstler dafür mit genauen biographischen, historischen und spirituellen Fakten ausgestattet haben, die die oben beschriebenen

Ergänzende Bemerkungen Der deutsche Kontext der Graphiken und des Gemäldes von Angelas Vision Von den beiden Kupferstichen, die ungefähr gleichzeitig entstanden, ging wohl die Anregung für das oben angeführte Gemälde aus. Kopieren war im 17. und 18. Jahrhundert sowohl für technische Zwecke als auch als Quelle der Inspiration üblich. Künstler schufen Sammelmappen mit Graphiken, die ihnen als Anregung dienten oder die sie auch als Gesamtwerk kopierten. Die Vorstellung von geistigem Eigentum kam erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf. Eine der beiden Graphiken trägt die Signatur "Rugendas", Name einer deutschen Künstlerfamilie von Malern und Graphikern. Es war höchstwahrscheinlich Jeremias Gottlob Rugendas (1710 - 72), Sohn von Georg Philipp dem Älteren. Jeremias war in Augsburg tätig, bekannt als Maler und Graphiker religiöser Sujets. Die andere Graphik trägt die Signatur "Göz und Klauber". Auch die Klauber waren eine Familie von Graphikern in Augsburg. Die beiden Brüder Joseph Sebastian (1710 68) und Johann Baptist (1712 - 87) assoziierten sich Ursulinennachrichten 3/2013

ikonographischen Darstellungen ermöglicht haben. Das Datum auf dem Gemälde und die Lebensdaten der Künstler, die die Graphiken schufen, fallen genau in diesen Zeitabschnitt. Jüngste Nachforschungen der Föderation deutschsprachiger Ursulinen führten in den Archiven des Klosters von Landshut, das Augsburg am nächsten liegt, zu der Entdeckung eines kleinen farbigen Bildes, das eine getreue Nachbildung der Graphiken ist. Wahrscheinlich stammt es von einer Schwester dieses Klosters.

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NACHGEFORSCHT Die Provenienz des Gemäldes Eine interessante Frage, der nachgegangen zu werden verdient, ist die Herkunft des Gemäldes. Dieses Werk wurde 1964 von der „Association TouraineCanada“ zusammen mit einem anderen gekauft, das die Anbetung des Heiligsten Herzens Jesu darstellt. Es wurde von der Kongregation der Oblaten der Unbefleck ten Mutter Gottes [OMI] in Aix en Provence erworben, wo es zum Inventar der Kapelle gehört hatte. In dem in Frankreich erscheinenden "Cahiers du Patrimoine"12 heißt es in Heft 30, dass die von den "Oblaten und der Association tradierte Überlieferung besagt, die Gemälde kämen von der alten Kapelle der Ursulinen von Aix. Im Hinblick auf ihre Sujets ist diese Herkunft mehr als plausibel. Aber es darf nicht vergessen werden, dass das Kloster in Aix während der Revolution zum ‚dépôt des Andrettes‘ umfunktioniert wurde und als Lager für beschlagnahmte Werke diente. Die Gemälde könnten also aus dem Kloster in Aix selbst oder von einem anderen Ursulinenkloster der Region stammen, wo sie konfisziert worden waren, bevor sie bei den ‚Andrettes‘ eingestellt wurden. Tatsächlich gibt es eine Sainte Angèle in der Liste, die ‚am 19. Germinal im 11. Jahr‘13 datiert ist, eine Liste von Gegenständen, die dem 'dépôt des Andrettes' zum Verbleib überlassen wurden". In Anbetracht des deutschen Kontextes des Gemäldes, des deutschen Stils von Angelas Gesicht und ihres ursulinischen Habits stellt sich die Frage, wie dieses Gemälde vor der Revolution in einem südfranzösischen Kloster gefunden werden konnte. Könnte es in Deutschland ausgeführt und dann einem französischen Kloster übergeben worden sein? Oder war es ein Werk, das nach Maßgabe der Augsburger Graphiken, die unter den Ursulinen kursierten, in der Provence entstanden war? Hier darf erinnert werden an den Appell an alle Klöster des Ordens in den Jahren vor der Seligsprechung, eine grenzüberschreitende Einladung, die durch ein umfassendes Netzwerk des Briefwechsels gespeist wurde. Wir wissen auch, dass Künstler in großer Zahl von Deutschland nach Italien und Frankreich reisten. Die Frage bleibt offen.

Die heilige Angela und Marie von der Menschwerdung Gelegentlich wurde die Behauptung geäußert, dass die zentrale Gestalt des oben interpretierten Gemäldes Marie von der Menschwerdung sein könnte. Das ist insofern unwahrscheinlich, als zu viele historische und ikonographische Elemente zugunsten Angelas sich bündeln. Trotzdem ist es interessant festzustellen, wie gegenwärtig die „Touraininnen“, Marie von der Menschwerdung und ihre Begleiterinnen in der Allegorie von Kanada sind, und zu erkennen, wie sehr ihr Ruf europäische Grenzen überschritten und sich in deutschen Klöstern ausgebreitet hatte. 26

Zur Zeit der Entstehung der Graphiken und des Gemäldes, ein Jahrhundert nach der Ankunft Maries in Kanada (1639), gerieten die Franzosen durch das Eindringen der Briten in Neu-Frankreich in Bedrängnis. Dennoch wurde der missionarische Geist, der Marie von der Menschwerdung über den Atlantik geführt hatte, um die indianischen Stämme zu evangelisieren und die erste Mädchenschule in der Neuen Welt zu gründen, in den Klöstern der Ursulinen weiterhin als bedeutendes Ereignis und als exemplarische Quelle der Inspiration und des Ansporns für ihre Arbeit im Dienst des Evangeliums gesehen. Marie von der Menschwerdung selbst sah ihre Aufgabe eindeutig in der Ausbreitung der Gründung Angelas, zumal sie deren Namen einer ihrer eifrigsten Neubekehrten gab: „Ich gab ihr den Namen unserer ersten Mutter, der heiligen Angela, in dem Gedanken, dass er ihr gebührte, zumal sie in einem Haus von Angelas Töchtern bekehrt wurde.“ Sr. Colette Lignon osu, im Juni 2012 Aus dem Englischen übersetzt von Sr. Theodora Krächan osu _______________ L. Mariani / E. Tarolli / M. Seynaeve; Angela Merici Contribution towards a biography. Milano, 1989, p. 125. 2 Angela Merici, Die frühesten Quellen, Föderation deutschsprachiger Ursulinen (Hrsg.), 2013, S. 7f. 3 Genesis 28,12 : Vidit scalem stantem super terram et cacumen illius tangens coelum : Angelos quoque Dei ascendentes (Vgl. Einheitsübersetzung : Er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte: auf ihr stiegen Engel Gottes auf [und nieder].) 4 „Ama Deum“ 5 „Ama Deum Supra omnia proximum Supra te“, vgl. Markus 12,30f: Darum sollst du den Herrn deinen Gott … 6 Gen 28, 10 - 19 7 Vgl. Lutherbibel Hohelied 6,9 8 Vgl. Vulgata Jeremia 9,20 9 Vgl. Einheitsübersetzung Jeremia 9,19: Lehrt eure Töchter die Klage. 10 Vgl. Vulgata Psalm 44,14: Omnis gloria ejus filiae regis ab intus... 11 Vgl. Psalm 45,14: Die Königstochter ist herrlich geschmückt… 12 Tours, décor et mobilier des édifices religieux et publics, Vincent Droguet et Marie Thérèse Réau, A.R.E.P. Centre éditions 13 Der französische Revolutionskalender trat 1792 offiziell in Kraft. Das Jahr 11 entsprach also dem traditionellen Jahr 1803. Der Monat "Germinal" = Keimmonat dauerte vom 21. März bis 19. April. 1

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NACHGEFORSCHT

... und eine überraschende Fortsetzung! Im Mai dieses Jahres hatten wir sehr lieben Besuch von Ursulinen aus Tours und mehreren deutschen Konventen. Da wir vor einiger Zeit einen Kupferstich von der hl. Angela bekommen hatten, der sich offensichtlich auf Tours und Marie de l’Incarnation bezieht, legten wir unseren Gästen eine Kopie dieses Bildes hin. Wir ahnten nicht, dass dieser Stich so viel Interesse finden würde... sie miteinander ein Dreieck bilden und nach unten St. Angela umschließen und damit den Segen Gottes auf St. Angela und ihr Werk implizieren. Sie selbst wird als Büste in einer sie umgebenden Wolke zum Himmel getragen. Die Strahlen ihrer Heiligkeit treffen nach oben die göttlichen Strahlen. Engel begleiten sie auf beiden Leitern und auf der sie tragenden Wolke. Da hat der Hinweis auf Kreuz und Kalvaria – wie ihn die beiden anderen Darstellungen zeigen – keinen Platz mehr.

Da alle drei Graphiken den gleichen Aufbau zeigen, sehen wir im oberen Teil die Sphäre des Himmels und in der Mitte darunter die Büste der hl. Angela. Links oben auf unserem Stich hält der hl. Augustinus – nicht Gottvater – die hl. Regel, nach der die Schwestern damals lebten, St. Angela entgegen. Auf der rechten Seite ist wie auf den anderen Darstellungen auch die hl. Ursula mit einer Krone zu sehen, die hier in der linken Hand eine Fahne hält, hinter ihr eine größere Gruppe von Gefährtinnen als auf den anderen Bildern. Sie trägt in ihrer Hand den Siegeskranz und auf ihrem Arm liegt ein Gebilde, das nicht recht definierbar ist. In der Mitte zwischen St. Augustinus und St. Ursula ist das Dreifaltigkeitssymbol dargestellt. Rechts und links von St. Angela stehen die beiden Leitern – wie auf den anderen Graphiken – führen aber hier auf das Dreifaltigkeitssymbol hin, in dem Ursulinennachrichten 3/2013

Im unteren Teil des Bildes sehen wir auf allen drei Graphiken rechts und links die beiden allegorischen Gestalten, die Europa und Kanada versinnbildlichen. Sie weisen je mit einem Arm auf St. Angela, die Gründerin der Ursulinen, hin. Ihre Hände sind wie die von St. Angela unter den Wolken verschwunden. Zwischen den beiden Allegorien ist ein barock verziertes Bild zu sehen, das nach oben offen liegt, und – im Gegensatz zu den beiden anderen Kupferstichen – den Rhein mit dem Panorama von Köln darstellt. Man erkennt es an dem unfertigen Dom. Auf dem vorbeifließenden Rhein sieht man Schiffe hin- und herfahren. Der unter der Graphik stehende Text sagt, dass es sich um Angela Merici von Brescia bei Desenzano handelt, die Gründerin der Ursulinen, die von Papst Clemens XIII. am 30. April 1768 selig gesprochen wurde und somit verehrt werden darf. Dieses Bild ist eindeutig eine Darstellung der hl. Angela, die die Freude und den Dank für die Seligsprechung zeigt, während es sich bei den anderen Kupferstichen noch um die Werbung für die Seligsprechung handelt. Diese Graphik weist aber zugleich darauf hin, dass im selben Jahr – 1639 – je ein Ursulinenkloster in Köln von Sr. Augustina de Heers und in Kanada von Sr. Marie Guyart von der Menschwerdung gegründet wurde und somit den Ursulinenorden zeigt, wie er sich über alle Kontinente ausgebreitet hat. Es ist nicht verwunderlich, dass auf diesem Bild Köln in den Mittelpunkt rückt, da unterhalb des Stiches auf der linken Seite als Kupferstecher Nikolaus Mettelj angegeben Ist, „dessen Arbeiten in beträchtlicher Anzahl zu Köln in den Jahren 1745-1772 erschienen sind“ (aus: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, IX. Band Kölnische Künstler). Die beiden anderen stammen dagegen von Künstlern aus Augsburg. Metteljs Darstellung muss nach dem 30.04.1768 entstanden sein. Er muss die beiden älteren Graphiken aber gekannt haben, da seine Darstellung wie eine Antwort auf diese zwei Stiche erscheint. Sr. Mechtild Mai osu

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AUS ALLER WELT

Die Nachkommen der Marie de l‘Incarnation Die Kanadische Union feiert 60. Geburtstag Auf die Gründung von Angela Merici 1535 zurückgehend, sind wir seit der Ankunft von Maria von der Menschwerdung im Jahre 1639 in Québec. Die Kanadische Union ist der Zusammenschluss aller Ursulinengemeinschaften, die von der Gründung der Maria von der Menschwerdung abstammen. 1953 schlossen sich alle diese bis dahin autonomen Klöster zu einer Union unter einer zentralen Leitung zusammen. Am 7. Juni 2013 hat die-se Union der Kanadischen Ursulinen ihren 60. Geburtstag gefeiert und sich ihrer zwei Gründerinnen erinnert. Die ersten Ursulinen in Kanada kamen 1639 aus Sr. Louise Gosselin osu, dem Kloster in Tours, das Generaloberin seinerseits von Bordeaux gegründet worden war. Das Kloster von Québec hat bis 1953 folgende autonome Klöster und Häuser gegründet: Trois-Rivières (1697), das seinerseits Waterville, Skowhegan, Grand-Mère, Shawinigan, und Christ-Roi, gründete, sowie die Niederlassungen 1961 Aucayo, 1964 Yanashi und 1967 Lima in Peru

1953 schließen sich verschiedene Klöster zusammen und bilden die Kanadische Union der Ursulinen mit den Provinzen Québec, Trois-Rivières und Rimouski und den Missionen von Sendai und Hachinohe, die unter die Leitung des Generalates gestellt werden. 1966 werden Japan und Peru Vizeprovinzen und erhalten 1975 Provinzstatus. Seit 2008 sind die drei kanadischen Provin-

Roberval (1882) mit seinen Gründungen Chambord, St.Eugène und St-Croix Stanstead (1884) mit Swatow in Chine, das 1923 von der Römischen Union übernommen und 1952 geschlossen wurde Mérici (1902) Rimouski (1906), von dort wurde 1924 Gaspé gegründet und 1948 Hakodate in Japan, das 1950 nach Hachinohe umzog Sendai in Japan (1936) und von dort Tokio und Yagi.

Ankunft der Marie de l’Invcarnation in der Neuen Welt zen in der Provinz Québec zusammengefasst mit Zentrale in Québec-Loretteville. Weitere Häuser schlossen sich der Union an: in Japan (Shimoda), auf den Philippinen (Mati, Manay) und in Peru (Iquitos). Sr. Louise Gosselin osu schreibt über den Dienst der Ursulinen: „Unsere Aufgabe der moralischen Entwicklung von Menschen war besonders durch die Ausbildung in den Schulen geprägt, aber seit den letzten dreißig Jahren ist es unser Wunsch, das Evangelium der Liebe Gottes bei allen Menschen zu verbreiten, dies hat uns unterschiedliche Wege geführt. Die Jugend hat in unseren Herzen weiterhin Priorität, obwohl sich unsere Solidarität ausgeweitet hat…“ Aus: http://www.ursulines-uc.com/histoire.php siehe: Les Ursulines en Nouvelle-France Übersetzung: Susanne Heinrigs Das Kloster in Quebec

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AUS ALLER WELT

Mericianisches Familientreffen Begegnung am Rande des UISG-Kongresses Die Dreijahres-Versammlung der UISG (International Union of of Superiors General) fand im Mai dieses Jahres in Rom statt. Sie stand unter dem Motto „Unter euch soll es nicht so sein (Mt 20,26) der Dienst der Führung nach dem Evangelium“. Für uns war das UISG-Treffen auch eine Gelegenheit, die Ursulinen-Oberinnen zu versammeln. Am 2. Mai 2013 begrüßten Sr. Cecilia Wang osu und der Generalrat sie im Generalat in der Via Nomentana in Rom. Zunächst trafen sich jene, die mit der Römischen Union assoziiert sind. Anwesend waren Vertreterinnen der Canadian Union, der Union Ste Angèle Merici (Malet, Frankreich), der Schwestern von St Charles du Puy (Frankreich), der Companions of St Angela (Südafrika) und der Ursulines of Brentwood (England). Sechs weitere Gruppen assoziierter Ursulinen waren nicht in Rom vertreten: die Ursulinen von Clermont Ferrand, der Konvent von Brescia, die Union of Irish Ursulines, die Satyaseva Sisters aus Indien, die Ursulinen von Bruno (Kanada) und die Ursulinen von Maipú (Chile). Diese Versammlung gab uns Gelegenheit zu erfahren, was unsere „Assoziation“ bedeutet und wie wir die Vorteile maximieren können. In ihrer Einleitung sagte M. Cecilia: „In unserer Welt heute sind alle Anzeichen für eine engere Zusammenarbeit wichtig als Zeugnis der Einheit der ganzen Menschheit. Als Christen, als Ordensfrauen und Ursulinen geben wir ein Zeugnis der Einheit und Liebe, das auf Christus gründet und auf Angela: alle vereint in einem Herzen und einem Willen.“ Durch unsere Assoziation haben wir Verschiedenes gemeinsam: die Beteiligung von Schwestern am Terziat und an den Angela Sessions; in der Ausbildung (wie kürzlich für Schwestern von Bruno in Brasilien); regionale Treffen (wie das des erweiterten Generalrates in Afrika) und die

Möglichkeit des Austausches von Schwestern (Schwestern des kanadischen Verbandes waren in Gemeinschaften in Kamerun, Tours und im Senegal)… Wir haben als geringfügige Änderung der Satzung beschlossen, dass die Generaloberin der Römischen Union oder eine ihrer Generalrätinnen einmal in sechs Jahren die Generaloberin des assoziierten Instituts besuchen wird und dass umgekehrt die Oberinnen und Rätinnen des anderen Instituts im Generalat herzlich willkommen sind. Ferner wurde beschlossen, diese Treffen alle drei Jahre während der Versammlung der UISG zu wiederholen. Im zweiten Teil des Treffens wurden auch alle anderen anwesenden Oberinnen mericianischer Gemeinschaften hinzugezogen: nämlich der Ursuline Franciscan Congregation (Indien), der Ursulinen von St Charles, der Ursulines of the Agonizing Heart of Jesus (Graue Ursulinen), die Suore Orsoline di Sacro Cuore di Maria (Breganze), die Suore Orsoline Figlie di Maria Immacolata (Verona) und die Ursulinen von Tildonk. Wir berichteten einander über die aktuelle Situation unserer Institute; dies war ein Moment des wirklichen Teilens unserer Freuden und Hoffnungen wie auch unserer Schwierigkeiten, verbunden mit starker und demütiger Hoffnung. Dieses Treffen war ein echter Ausdruck unseres „Insieme“ mit dem Wunsch nach tieferer gemeinsamer Besinnung auf unser Erbe und die zukünftigen Möglichkeiten, auch in unseren Aufgaben zusammenzugehen… Aus: http://www.ursulines-ur.org/phocadownload/userupload/interursuline/interursuline201307en.pdf Übersetzung: Sr. Brigitte Werr osu

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In Kürze:

Die Römische Union hat gewählt! Am 02.10.2013, einen Tag früher als geplant, erhielten wir die Nachricht, dass Sr. Cecilia Wang osu der Römischen Union für weitere sechs Jahre als Generaloberin vorstehen wird. Wir wünschen Sr. Cecilia weiterhin Gottes Segen auf ihrem Weg in den Schuhen Angela Mericis. Der Generalrat wird in den kommenden Tagen gewählt. Ein ausführlicher Bericht folgt! Foto: Sr. Colette Lignon osu, Generaloberin bis 2007, gratuliert ihrer Nachfolgerin (www.ursuline-ur.org) u .. Ursulinennachrichten 3/2013

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AUS ALLER WELT

St.-Angela-Chor aus Indonesien singt in Rom

Der St.-Angela-Chor, eine Sängergruppe der Saint Angela Ursuline School, Bandung, West-Java, Indonesien,

rundete seine zwölftägige Italien-Tournee ab mit einem Konzert zu Ehren des heiligen Ignatius an dessen Festtag, dem 31. Juli 2013. Ganz angemessen fand das Konzert in der St.-Ignatius-Kirche in Rom statt. Viele Ursulinen des Generalats konnten teilnehmen. Diese 31 jungen Damen und 3 jungen Herren kamen gerade von Florenz, wo sie im Zweiten Internationalen Chor-Wettbewerb in der Kategorie Folklore den Ersten Preis bekommen hatten. Ihr Konzert in St. Ignatius bestand aus zwei Teilen: der erste Teil enthielt eine Anzahl geistlicher Musik, der zweite war eine Auswahl von Folklore-Gesängen aus verschiedenen Teilen Indonesiens, begleitet von Choreographie. Nun haben sie mit dieser Reise auch Europa im Sturm erobert! Sr. Maureen osu (auf Facebook)

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“It Is A Small World After All!” [Im Grunde ist unsere Welt klein...] Als Schwester Rosemary Nakhumicha (in der Mitte zwischen der Assoziierten Peggy Eicher und Sr. Norma) vor ein paar Jahren von Uganda nach Youngstown kam, war dies eine größere Reise, als sie sich je hatte träumen lassen. Diese Schwester vom Orden der Kleinen Schwestern von Franz von Assisi kam, um während ihres Studiums an der Youngstown State University bei den Ursulinen zu leben. „Ich kam im Bewusstsein, dass meine Ausbildung etwas ganz Besonderes sei, das die Ursulinen von Youngstown mir ermöglichten“, erinnert sie sich dankbar. Sr. Rosemary erwarb an der Youngstown University das Bakkalaureat in Wirtschaft und an der DePaul University in Chicago den Master. Sie sagt, das Leben mit den Ursulinen habe sie bereichert. „Sie waren sehr lebensbejahend“, und sie ergänzt, wie wichtig es auch war, dass die Schwestern sie bei den Wirtschaftsfachleuten vor Ort eingeführt haben. Jetzt kam Sr. Rosemary beruflich in die USA. Sie betonte, wie sehr die Erfahrungen bei den Ursulinen in Youngstown bis heute ihr Leben positiv beeinflusst und damit auch das der Menschen, denen sie mit ihrer Arbeit als Krankenhausverwalterin dient. Für einige Jahre leitete Sr. Rosemary ein großes Krankenhaus im städtischen Bereich. Jetzt beaufsichtigt sie eines in einer Ugandischen Landgemeinde. Das Krankenhaus, das von ihrer Ordensgemeinschaft unterhalten wird, dient hier der armen Bevölkerung. Sr. Rosemary musste alle ihre Kenntnisse und Erfahrungen einsetzen, um genügend Kapital für den Betrieb dieser Einrichtung zu bekommen. Was sie dabei erreicht hat, kommentiert Sr. Elizabeth Anne Friedhoff mit „amazing“. 30

Sr. Norma Raupple, ein Mitglied des Leitungsteams der Ursulinen und Direktorin der Außenkontakte, sagt: “Sr. Rosemarys überraschender Besuch hat alle Schwestern erfreut. Wir haben gelacht über die gemeinsame Zeit in der Vergangenheit und wir haben mit College Studenten für die Zukunft von einem Praktikum mit ihr in Uganda geträumt. Michelle Gatts, 2. Juli 2013 http://www.theursulines.org/2013/07/02/it-is-a-smallworld-after-all/

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Ursulinennachrichten 3/2013


PERSOnALiEn

Wir gedenken unserer Verstorbenen Sr. Bernarda Habenschuß OSU

Sr. Maria Dominika Wendt OSU

aus dem Ursulinenkonvent Innsbruck 03.01.1933 + 19.05.2013

aus dem Ursulinenkonvent Osnabrück 25.08.1923 + 25.05.2013

Sr. Agnella Degenhardt OSU

Sr. Gabriela Engelbrecher OSU

aus dem Ursulinenkonvent Dorsten 10.08.1919 + 02.06.2013

aus dem Ursulinenkonvent Niederalteich

10.09.1925 + 27.06.2013

Sr. Gertrudis Spieker OSU

Requiescant in pace!

aus dem Ursulinenkonvent Werl 18. 11. 1922 + 13.07.2013

Die Auferstehung ist der Glaube. Das Wiedersehen ist die Hoffnung. Das Gedenken ist die Liebe. Aurelius Augustinus

Wir gratulieren zum Ordensjubiläum! Sr. Annette Borgmann

Dorsten

06.10.2013

50-jähriges Ordensjubiläum

Sr. Tarcisia Lieske

Osnabrück

11.10.2013

60-jähriges Ordensjubiläum

Sr. Angela Becker

Attendorn

25.10.2013

60-jähriges Ordensjubiläum

25.11.2013

60-jähriges Ordensjubiläum

Sr. Hildegard Schrader Duderstadt/Hildesheim Sr. Beatrix Echterling

Werl

13.12.2013

50-jähriges Ordensjubiläum

Sr. Radegunde Schröder

Erfurt

23.03.2014

50-jähriges Professjubiläum

Sr. Chlothilde Müller

Erfurt

23.03.2014

50-jähriges Professjubiläum

Sr. Maria Daniel

Geisenheim

07.06.2014

65-jähriges Ordensjubiläum

Sr, Hedwig Treutler

Osnabrück

23.10.2014

65-jähriges Ordensjubiläum

Ursulinennachrichten 3/2013

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PERSOnALiEn

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! In jedem ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist. Martin Buber

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Sr. Cornelia Müller-Freund

Werl-Leinefelde

06.10.1933

80

Sr. Bernadette Kinzkofer

Straubing

10.10.1938

75

Sr. Anna Kurz

Graz

14.10.1968

45

Sr. Agnella Buchner

Landshut

20.10.1928

85

Sr. Clara Grüne

Wipperfürth

27.10.1921

92

Sr. M. Dominika Przybylski

Duderstadt

09.11.1938

75

Sr. Johanna Janko

Königstein

18.11.1933

80

Sr. Bernadette Konersmann

Osnabrück

18.11.1933

80

Sr. Angela Eickeler

Hersel

21.11.1943

70

Sr. Benedicta Gabriel

Hersel

22.11.1928

85

Sr. Mechtildis Weiß

Werl

08.12.1928

85

Sr. Gabriele Heigl

Straubing

13.12.1938

75

Sr. Clementia Schumacher

Düren

25.12.1923

90

Sr. M. Radegundis Kief

Duderstadt

04.01.1915

99

Sr. Angela Veit

Straubing

05.01.1939

75

Sr. Franziska Görtz

Osnabrück

09.01.1929

85

Sr. Monika Breil

Attendorn

11.01.1921

93

Sr. Bernadette Gottschalk

Osterhofen

12.01.1939

75

Sr. Maria Gerhard

Düsseldorf/Köln

19.01.1921

93

Sr. Theodora Krächan

Köln

23.01.1929

85

Sr. Margareth Senfter

Bruneck

24.01.1939

75

Sr. Gertrudis Schmitt

Erfurt

24.01.1944

70

Sr. M. Mechtildis Wedig

Duderstadt

28.01.1929

85

Sr. Petra Brillinger

Würzburg

06.02.1939

75

Sr. ignatia Windolph

Kaarst

08.02.1914

100

Ursulinennachrichten 3/2013


TERMinVORSCHAU

Wann?

Wo?

Wer oder Was?

27.-28.10.2013

Ursulinenkloster Königstein

Föderationsratssitzung

28.-31.10.2013

Ursulinenkloster Königstein

Oberinnenkonferenz

15.-17.11.2013

Ursulinenkloster Ahrweiler

Angelakreis-Treffen

20. - 21.11.2013

Seniorenhaus Hersel

Workshop des AK Öffentlichkeitsarbeit

22. -24.11.2013

Ursulinenkloster Königstein

Workshop für novizinnen

29.11.-01.12.2013

Ursulinenkloster Straubing

in der Reihe „Wegzeichen“ „Glaube, der mich hält“

31.01.-02.02.2014

Erlöserschwestern Würzburg

Föderationsratssitzung

14.-16.02.2014

Ursulinenkloster Erfurt

AK Ordensgeschichte

02.-03.03.2014

Seniorenhaus Hersel

21.-23.03.2014

Ursulinenkloster Straubing

03.-04.04.2014

Ursulinenkloster Königstein

Föderationsratssitzung

04.-06.04.2014

Ursulinenkloster Königstein

Oberinnentreffen

21.-27.04.2014

Mericianum Desenzano

Exerzitien an den Angelastätten für Ursulinen und den Angelakreis

10.05.2014

deutschlandweit

„Tag der offenen Klöster”

28.05.-01.06.2014

Regensburg

18.-24.08.2014

Mericianum Desenzano

01.-04.10.2014

Erlöserschwestern Würzburg(?)

Föderationsratssitzung

11.-12.11.2014

Kloster Mallersdorf

Föderationsratssitzung

12.-16.11.2014

Kloster Mallersdorf

Föderationskapitel 2014

Workshop des AK Öffentlichkeitsarbeit 2. Planungstreffen „Projekt Katholikentag 2014”

„Mit Christus Brücken bauen” 99. Deutscher Katholikentag Exerzitien an den Angelastätten für novizinnen

Adressenänderung Die Geisenheimer Ursulinen sind umgezogen und haben eine neue Adresse: Ursulinenkonvent, Hospitalstraße 23, 65366 Geisenheim Tel. 06722 - 71040-11 (Durchwahl Sr. Clara) bzw. -10 (Büro) - weitere Durchwahlnummern bitte erfragen! Fax 06722 - 71040-13 neue E-Mailadresse: ursulinen-geisenheim@ursulinen.de Ursulinennachrichten 3/2013

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ADRESSEN D-57439 Attendorn Franziskanerhof Hansastraße 8 Tel.: 02722-6357-1011 E-Mail: kontakt@franziskaner-hof.de

D-33611 Bielefeld Sieboldstraße 4 a Tel.: 0521-81 039 Fax: 0521-87 52 273 E-Mail: ursulinen.bielefeld @t-online.de

D-53332 Bornheim-Hersel Bierbaumstraße 3 Tel.: 02222-9647-18 Fax: 02222-9647-49 E -Mail: lioba@ursulinen-hersel.de

I-39031 Bruneck / Bz

85045-340 Guarapuava (PR) Brasil Rua Guarciara 92, Tupinambá Tel. / Fax: 0055-42-62 43 205 E-Mail: irmaadrianacampos@ yahoo.com.br

D-50668 Köln

D-68159 Mannheim

Am Alten Ufer 57 Tel./Fax: 0221-91 39 432 E-Mail: nc-ursuliur@netcologne.de

A 4/5 Ursulinenkonvent Tel.: 0621-23200 Fax: 0621-4397813 E-Mail: convent@ ursulinen-mannheim.de

D-49740 Haselünne

D-61462 Königstein / Ts

Paulusweg 43 Tel.: 05961-5080 Fax: 05961-508-412 E -Mail: sr.magdalene@t-online.de

Gerichtstraße 19 Tel.: 06174-9381-0 Fax: 06174-9381-55 E-Mail: s.m.regina@ ursulinenkloster-koenigstein.de

D-50825 Köln

D-61462 Königstein / Ts

Ursulinenkongregation Düsseldorf Konvent der Ursulinen Hofheim Schönsteinstraße 33 Gerichtstraße 19 Tel.: 0221 / 20650-2209 Tel.: 06174-2562613 Fax: 0221 / 31063140 Fax: 06174-9381-155 E-Mail: ursulinen-hofheim@ E-Mail: verwaltung@ ursulinenkloster-koenigstein.de ursulinen-duesseldorf.de

D-56428 Dernbach

Ahornstraße 33 Tel.: 069-985426-0 Fax: 069-985426-16 E-Mail: smagdalena.of@gmx.de

D-94486 Osterhofen Ursulinenkonvent Niederalteich Georgiplatz 3 Tel.: 09932-920-354 E-Mail: bernadette.angela@gmx.de

D-46282 Dorsten Ursulastraße 12 Tel.: 02362-9127-0 Fax: 02362-45321 E-Mail:ursulinenkloster.dorsten @gmx.de

Las Condes / Santiago 676 1899 / Chile Sr. Ursula Tapia Guerrero Av. A. Vespucio Norte 970 # 62 Tel.: 0056-2-2289995 E-Mail: ursulatg@gmx.de

D-37105 Duderstadt Neutorstraße 9 Tel.: 05527-9145-0 Fax: 05527-9145-23 E-Mail: singeborgwirz @ursulinen-duderstadt.de

D-94315 Straubing Burggasse 40 Tel.: 09421-9923-0 Fax: 09421-9923-99 E-Mail: kloster@ ursulinen-straubing.de

D-52349 Düren Weierstraße 23 - 25 Tel.: 02421-40 39 93 E-Mail: irmgardis-urs-dn @t-online.de

D-59457 Werl D-31134 Hildesheim

D-84028 Landshut

Anger 5 Tel.. 0361-56 55 02-0 Fax: 0361-56 55 02-19 E-Mail:ursulinen @ursulinenkloster-erfurt.de

Brühl 1 Tel.: 05121-38681 Fax: 05121-917415 E-Mail: ursulinen-hildesheim@ t-online.de

Neustadt 536 Tel.: 0871-92584-0 Fax: 0871-92584-24 E-Mail: sr.andrea@ ursulinenkloster-landshut.de

D-65366 Geisenheim

A-6020 Innsbruck

D-37327 Leinefelde

Hospitalstraße 23 Tel.: 06722-710 40-11 Fax: 06722-710 40-13 E-Mail: ursulinen-geisenheim @ursulinen.de

Reimmichlgasse 2 Tel.: 0043-512-272867-18 Fax: 0043-512-272867-15 E-Mail: ursulinen@tsn.at

Bonifatiusweg 2 Tel.: 03605-534021 Fax: 03605-534022 E-Mail: gemeinschaft@ ursulinen-eichsfeld.de

A-8010 Graz

D-41564 Kaarst

Maipú / Santiago 16-Chile

Wilhelm-Raabe-Straße 5 Tel.: 02131-95711-0 Fax: 02131-95711-15 E-Mail: ursulinen@ursulinen-kaarst.de

Esquina Blanca 575, Casilla 69 Tel: 0056-2-5310734 Fax: 0056-2-5310069 E-Mail: monasterio.osu@gmail.com

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D-63071 Offenbach

Bramstraße 41 Tel.: 0541-50583-0 Fax: 0541-50583-150 E-Mail: ursulinen@st-angela-os.de

Konvent der Ursulinen Geilenkirchen St.-Josefs-Haus Josefshausstraße 8 Tel.: 02602-67 16 18

Leonhardstraße 62 Tel.: 0043-316-32 33 00 Fax: 0043-316-32 33 00-33 E-Mail: oberin@ursulinen.at

Prinz-von-Homburg-Straße 2 Tel.: 033970-13269 Fax: 033970-13435 E-Mail: srth-neustadt@t-online.de

D-49090 Osnabrück

Tschurtschenthaler Park 1 Tel.: 0039-0474-544500 Fax: 0039-0474-544501 E-Mail: sr.margareth@ursulinen.it

D-99084 Erfurt

D-16845 Neustadt / Dosse

Neuerstraße 11 Tel.: 02922-87 21-0 Fax: 02922-86 14 42 E-Mail: ursulinen-werl@t-online.de

D-51688 Wipperfürth Auf dem Silberberg 3-4 Tel.: 02267-88189-0 Fax: 02267-88189-12 E-Mail: sr.veronika.klauke @ursulinen.de

D-97070 Würzburg Augustinerstraße 17 Tel.: 0931-35512-0 Fax: 0931-35512-23 E-Mail: ursulakonv@aol.com

Ursulinennachrichten 3/2013


In eIgeneR SAcHe Liebe Leserinnen und Leser, danke für Ihr Interesse an diesem Heft. Und diese Themen haben wir für die nächste Ausgabe vorgemerkt. Das Thema 14/1: Angelas Spiritualität für heute außerdem: - Weitergabe des Feuers - ein Tagungsbericht - Schulen vernetzen sich - 50 Jahre Ursulinen in Thiès / Senegal - „Mein liebes Resende” - ein historischer Bericht - u.a.m.

Redaktionsschluss: 01.12.2013

Für die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit sind wir dankbar. Wir stellen Ihnen auf Wunsch gern zum Jahresende eine Spendenquittung aus. Unser Konto: Föderation deutschsprachiger Ursulinen Konto 100 203 29 BLZ 426 501 50 Sparkasse Vest IBAN DE98426501500010020329 BIC Weladed1REK Stichwort: Ursulinennachrichten

IMPRESSUM Herausgeber:

Föderation deutschsprachiger Ursulinen

Redaktion:

Sr. Brigitte Werr OSU (Koordination - SBr)

Bonifatiusweg 2, 37327 Leinefelde Tel. 03605-534209, Fax: 03605-534022 E-Mail: sr.brigitte.werr@ursulinen.de

Sr. Lioba Michler OSU, Sr. Cornelia Müller-Freund OSU, Sr. Lucia Schäckel OSU, Sr. Angela Veit OSU und Susanne Heinrigs (Assistenz) Druck:

Frick Digitaldruck, Brühlstraße 6, 86381 Krumbach, www.online-druck.biz

Versand:

Sr. Cornelia Müller-Freund OSU, Bonifatiusweg 2, 37327 Leinefelde

Bildnachweis

Titelseite: Trockenmauer (Detail) - Foto SBr S. 3: Mast_zelikvor - Foto: Tropenmann (wikimedia.org) Rückseite: „Frieden” (Detail), Franziskusweg bei Sand in Taufers / Südtirol - Foto: SBr

Ursulinennachrichten 3/2013

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Ursulinennachrichten 3/2013


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