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Der Nahversorger

„Förderungen müssen besser und anders gestaltet werden.“

Robert Schmid, Chef des Baustoffimperiums Schmid Industrie Holding

In der Baubranche herrscht wieder Optimismus und laut Marktanalysen geht es der Baubranche wieder hervorragend. Sehen Sie das auch so? Robert Schmid: Absolut, es wird gebaut im mehrgeschoßigen, großvolumigen Wohnbau, ohne Ende. Beim Einfamilienhaus hat sich aus unserer Sicht nichts Wesentliches getan, das ist immer gleich stabil gewesen. Die Sanierung, besonders die thermische Sanierung, von der wir leben, die liegt im Argen. Also da wird derzeit gar nichts gemacht, besonders von den Privaten. Es ist uns ganz klar: Die Winter werden wärmer, die Heizkosten gehen

runter oder sind zumindest nicht im Steigen. Hier sieht man die Kurzsichtigkeit der Bewohner oder der derzeitigen Investoren. Sie sehen derzeit keine Notwendigkeit zu sanieren.

Erhoffen Sie sich in diesem Zusammenhang mehr Impulse von der Regierung? Das Regierungsprogramm enthält ja ein klares Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen? > > Natürlich, es gibt ja wieder Impulse wie den Sanierungsscheck und finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand für das thermische Sanieren sowie Förderungen. Das sind sicher wichtige Maßnahmen, aber noch viel wichtiger als das

Geld, das der Staat bereitstellen sollte, ist die Wissensbekundung, also „das ist uns wichtig“ oder „das halten wir für sinnvoll“. In die Richtung gehend „wir halten das für richtig und deswegen unterstützen wir das“.

Also es geht um die Bewusstseinsbildung? > > Ja genau, das ist ganz wichtig!

Und wie könnte man diese verbessern oder verändern? > > Sicher nicht, indem man Förderungen zurücknimmt, sondern sie müssen besser und anders gestaltet werden. Das Thema gehört

positioniert, viel darüber geredet und Motivatoren miteinbezogen. Themen wie etwa der Sanierungsscheck haben in Wahrheit nichts gekostet. Das Geld war noch nicht mal ausgegeben, war es schon wieder herinnen.

Die Wirksamkeit war so groß, dass der Sanierungsscheck nun ein Comeback feiern soll.

Die Fördervolumen zur thermischen Sanierung werden in der Regel gar nicht zur Gänze ausgeschöpft? > > Ein zweites Problem ist die Verkomplizierung. Der Sanierungsscheck war eigentlich ziemlich einfach und man hat leicht Geld bekommen.

Dies zeigt, dass je komplizierter das Förderwesen ist, desto nutzloser ist es. Die Leute sind nicht bereit, die Komplexität der Förderungen zu verstehen. Dafür ist zu wenig Geld im Spiel, um sich im Vorhinein monatelang zu informieren, damit man schließlich versteht, was man machen muss, um Geld vom Staat zu bekommen.

Haben Sie andere Vorschläge? > > Ich halte diesen einmaligen Zuschuss, diesen "Einmal-Cash-Beitrag", für das sinnvollste Instrument. Für mich ist „keep it simple“ die oberste Prämisse, sag ich immer. Das gilt bei möglichst allem.

Beim Thema Klimaziele spielt die C02 Reduktion eine bedeutende Rolle. Österreich ist hier nicht wirklich vorbildlich. Wo liegen die Ursachen Ihrer Meinung nach? > > Die Industrie muss was tun und das macht sie auch. Hier werden die C02 Emissionen im Verhältnis zur Produktion weniger.

Der ganz große C02-Verursacher Gebäude und Wohnen wird im Neubau sehr wohl beachtet. Die Kriterien im Neubau sind sehr klimafreundlich und die diesbezüglichen Standards hoch. Der meisten Gebäude sind jedoch im Bestand und der müsste schneller saniert beziehungsweise schneller thermisch optimiert werden.

Haben Sie Zahlen im Kopf, wie viel es bringen würde, wenn in Österreich die Sanierungsrate größer wäre? > > Wir haben eine Sanierungsrate von unter einem Prozent des Gebäudebestandes, also dauert es über 100 Jahre, um alle Gebäude, die wir haben, zu sanieren.

Die wissenschaftlichen Stellen, Wirtschaftsforschungsinstitut usw., meinen, eine Rate von drei Prozent wäre sinnvoll. Eine Sanierung der Gebäude innerhalb von 30 Jahren wäre richtig und auch umsetzbar, wenn man dahinter ist. Diese Sanierungsrate ist zwar in den Köpfen und wird auch von der EU gefordert, aber der Staat selbst macht am allerwenigsten. Bei der Sanierung der öffentlichen Gebäude passiert quasi nichts.

…weil kein Geld da ist oder weil der Staat einfach nachrechnet? > > Derzeit wird das Geld für den Neubau ausgegeben. Hierzulande haben wir natürlich gewisse Planungs- und Baukapazitäten und daher wird derzeit viel Neues gebaut.

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