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Kolumne: Sach ma

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Wir müssen reden

Wir müssen reden

KOLUMNE Fußball ist auf dem Platz: WENN DER NACHWUCHS KICKT

Es ist kalt, es nieselt, es ist Sonntagmittag. Im Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich wird Fußball gespielt. Unsere U19 trifft im ersten Heimspiel der Saison auf Preußen Münster. Knapp hundert Freunde des getretenen Balls und der glorreichen Fortuna haben sich auf der mehr alten als ehrwürdigen Tribüne versammelt. Man kann den Rasen riechen. Man kann hören, was Trainer und Spieler rufen. Jeder Pfiff des Schiris geht ins Ohr. Auch wenn Verwandte und Freunde der Kicker auf der Wiese einen Großteil der Zuschauer ausmachen: Zusammengefunden haben sich Menschen, für die Fußball immer noch auf dem Platz ist. Zweitligamannschaft. Besonders die Unterstützung der U23, die bei Kennern nur die »Zwote« heißt, hat eine lange Tradition bei der Fortuna – so richtig mit echten Supportern, Auswärtsfahrern und einem eigenen Fanzine. Aber immer mehr F95-Romantiker haben auch die U19 für sich entdeckt, denn die A-Jugendmannschaft spielt in der dreigeteilten Bundesliga in der Staffel West mit 16 anderen Teams und ist ausgesprochen erfolgreich. Die beiden ersten Partien der Saison 2020/21 wurden gewonnen, und im Pokal hat man nach einem Sieg gegen Union Berlin das Achtelfinale erlichen immerhin auf dem fünften Platz der mern.

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Die U19 schwört sich vor dem Heimspiel gegen Münster ein.

Natürlich gehören die U-Mannschaften – besonders die »Zwote« und die U19 – zum Gesamtkonzept des Vereins, denn hier werden Spieler ausgebildet, denen man zutraut, eine Rolle im Profifußball zu spielen. Auf dem Platz merkt man nicht viel davon – hier steht bei den Beteiligten offensichtlich der Spaß am Kick im Vordergrund. Dass bis hinab zur U15 auch eine mögliche Karha – allesamt Spieler, die den Weg über die F95-

riere in den Hinterköpfen der Jungs und ihrer Eltern steckt, ist klar. Denn für begabte Kicker bietet der Fußball eben auch eine erstrebenswerte Berufsperspektive. Und das nicht erst, seit die Fortuna mit der Eröffnung des Nachwuchsleistungszentrums am Flinger Broich optimale Voraussetzungen für die Förderung geschaffen hat. Wenn es aber auf einem Fußballrasen um Punkte und Tore geht, dann sind Spieler und gelohnt. Solche Gedanken hat aber niemand

Zuschauer einfach nur dicht am Ball. Da wird lautstark angefeuert, da ruft auch schon mal einer »Mensch, beweg dich!« und da werden die Treffer für die eigene Mannschaft bejubelt. Und weil niemand an einem Sonntagmittag ins Stadion kommt, um sich bloß zu unterhalten, wird vor und nach dem Spiel und in den Pausen gefachsimpelt, was das Zeig hält. Nein, man muss nicht die immer wieder aufpoppende, sinnlose Diskussion »Fans vs. Eventies« bemühen, aber bei den Partien der U-Mannschaften sieht man eben diejenigen, reicht; am 12. Dezember geht es gegen Schalke 04. In der Vorsaison landeten unsere A-JugendStaffel West.

Besonders herzlich sei der Besuch von Spielen der U16, U17, U19 und auch der U23 denjenigen angeraten, die zu Beginn jeder Saison danach schreien, endlich mal Geld in die Hand zu nehmen, um irgendwelche Top-Kicker zu kaufen. Denn viele von denen wissen überhaupt nicht, welche Talente im F95-Nachwuchs schlum-

Nehmen wir nur einmal Shinta Appelkamp, der die U-Teams der letzten fünf Jahre durchlaufen hat und auf dem Weg zum unverzichtbaren Stammspieler der Ersten ist. Oder diesen hochbegabten Innenverteidiger namens Jamil Siebert, den vielsprechenden Torhüter Dennis Gorka, den 18-jährigen Nikell Touglo und das fast schon etablierte Eigengewächs Emma IyoNachwuchsmannschaften genommen haben. Und ja, Talente zu erkennen, zu fördern und auszubilden hat auch eine geschäftliche Seite. Denn es erfordert immer noch deutlich weniger Investitionen, Kicker selbst auszubilden als einzukaufen. Wenn dabei ein Superstar herauskommt, für den die Fortuna nach ein paar Jahren eine Millionenablöse verlangen kann, dann hat sich Nachwuchsarbeit auch finanziell die den Verein lieben – nicht nur die Stars in der

im Kopf, der an einem feuchtkalten Tag mittags im PJS steht oder sitzt und sich am Tun unserer wundervollen U19 erfreut.

Rainer Bartel ist freiberuflicher Autor und Journalist. Als Gründer und Chefredakteur des Online-Magazins „The Düsseldorfer“ schreibt er seit 2015 unter anderem über Kultur, Politik – und die Fortuna. Für die Fortuna Aktuell kommt er in der ersten Ausgabe der Kolumne „Sach ma!“ zu Wort.

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