„das
auge
macht das bild,
nicht die kamera“
<falls sie beim betrachten der hier gezeigten arbeiten nicht genau wissen, was sie davon halten sollen - aber interessiert sind, diesem zustand ein ende zu bereiten - sind sie hiermit eingeladen, sich ein paar momente zeit zu nehmen und den folgenden text zu lesen. er wird ihnen erklären, was sie sehen. zumindest wird er es versuchen.>
in diesem magazin geht es hauptsächlich um stills. (def.: engl. still-life-photography; still= unbewegt; life=dasein - fotografisches stillleben. darstellung lebloser gegenstände. ursprung in der malerei) stills haben in der fotografie eine lange, wenn auch wenig beachtete tradition. Ein wichtiger primärvertreter dieses genres ist otto steinert. als paradebeispiel kann seine gans auf dem wirtshaustisch angesehen werden. seine fotogramme haben ebenso eine gewisse nähe zum thema. robert mapplethorpe hat sich als vertreter einer jüngeren generation ebenfalls damit befasst (tulpen in schwarzer vase). bei den hier vorliegenden arbeiten ist von einem etwas anderen ansatz auszugehen. im wesentlichen vereinen diese stills vier faktoren: form, struktur, licht und farbe. der prozess von objekt zum foto gliedert sich in mehre teile: entgegen der vorgehensweise steinerts, bei der vorhandene elemente kombiniert und arrangiert wurden, steht in diesem fall der konstruktive gedanke im vordergrund. die these „das bild entsteht zuerst im kopf“ bekommt eine reale bedeutung. im vorfeld des fotografischen prozesses muss zunächst das bildmotiv geschaffen werden. so entwickelt der fotograf anfangs imaginär eine bildidee; die vorstellung eines objekts bzw einer form, die dann - ähnlich einer skulptur - realisiert wird. dieser schritt bildet das sogenannte „erste kunstwerk“. in das entstandene motiv fließen bereits details ein, die erst später an bedeutung gewinnen.als beispiel dazu wird nun die entstehung von IMG_9834 aus der werkgruppe ‚weiße bilder‘ erläutert: als grundform wurde eine kugel gewählt. um diesen gegenstand mit einer struktur zu versehen kam nur ein altbewährtes material in frage: klein geschnittenes zeitungspapier. für den unter- bzw hintergrund wurde zunächst eine grobe spachtelmasse auf eine platte aufgetragen. darauf kam ein stück grober stoff, der mit weißer farbe farblich angepasst wurde. drei elemente wurden zusammengefügt. die skulptur war - gemäß der ursprünglichen vorstellungen - fertig. in der bildenden kunst ist der entstehungsprozess des stills mit der vollendung der skulptur beendet. nicht aber in diesem fall. für den fotografen beginnt erst jetzt der künstlerische teil der arbeit: unter einsatz aufweniger licht- und kameratechnik werden form und struktur herausmodelliert, sodass eine völlig neue ansicht der bildelemente entsteht. im fertigen bild kommen die eigentlichen feinheiten des objekts erst richtig zum tragen. dadurch verliert das „erste kunstwerk“ an bedeutung und kann vernichtet werden. die fotografische wiedergabe rückt - wie von beginn an geplant - an dessen stelle. das zweite kunstwerk wird zum ersten.
aufgrund dieser umkehrung entsteht eine völlig neue sichtweise des ganzen. bleibt noch eine frage offen: wieso ist die beschriebene arbeit der gruppe ‚weiße bilder‘ zugeordnet? ganz einfach: die skulptur bestand bis auf den zeitungstext aus weißtönen, welche durch licht und das damit verbundene herausarbeiten der strukturen reduziert wurden. man sieht das weiss nicht mehr - man ahnt es. bei der werkgruppe ‚rot‘ wurde das thema form&struktur wieder anders angegangen. die bildidee ist bei weitem nicht so präzise wie bei den weißen bildern. die entstehung der motive hat mehr den charakter einer performance. auch dieser weg der bildfindung ist allgemein unüblich. als beispiel kann IMG_0164 angesehen werden: am anfang stand der gedanke, aus altem holz und ölfarbe eine formale arbeit zu entwickeln. in verschiedenen schritten entstanden die bildelemente. jede veränderung wurde bis zur finalen aufnahme fotografisch dokumentiert. das objekt war ursprünglich nur ca 10x15cm groß; die stärkste aussagekraft erhält das bild jedoch im format 100x150cm, da die strukturen in der farbe - welche durch die verwendung eines gasbrenners entstanden sind - dann besonders eindrucksvoll zur geltung kommen. natürlich sind solche arbeiten in ihrer künstlerischen definition nicht einfach zu bewerten. durch diverse abstraktionen geht man den kleinen schritt über die grenzen der gestaltungsgesetze. einen goldenen schnitt wird man beispielsweise nicht finden. die wirkung ist umso größer. mit den mitteln der fotografie kommt es zu einer überhöhung des objekts. diese art der darstellung zieht sich wie ein roter faden durch die freien arbeiten des fotografen h. thewalt. der anspruch an sich selbst wuchs mit den jahren, neue ideen umzusetzen oder auch in frage zu stellen. ausdruck seiner arbeiten war und ist dabei jedoch immer der gleiche: eine stetig neue interpretation der still-life-photography mit einer prise provokation. allgemein kann man sagen: der blick des fotografen richtet sich aus gestalterischer sicht auf strukturen, rhythmen und das suptile spiel von licht und schatten. der technische teil (heute: kamera-rechner-drucker) führt zur gewünschten wiedergabe dieser faktoren. gestalterisch werden immer wieder regeln verletzt und grenzen überschritten, aber genau das ist seine antriebsfeder für neue wege, ideen, aussagen, bilder. und das seit nun mehr als 30 jahren. man kann sicher einiges in die arbeiten hineininterpretieren. kunst oder schund, wertvoll oder wertlos; es ist ein bild und gefällt oder nicht. kunst hat viele definitionen. letztlich liegt es im auge des betrachters, seine für sich zu erkennen.
Titel: IMG_9834
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Titel: IMG_7535
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Titel: IMG_9239
die Fotografie ist ein Handwerk, viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfache Handwerker, die ihre Arbeit gut machen m端ssen.
H. Cartier-Bresson
Titel: IMG_7517
Titel: IMG_7998
Titel: IMG_8117
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Titel: IMG_7530
Rot
Titel: IMG_0164
Arbeiten mit Zeitung
unterwegs
der Versuch Landschaft zu fotografieren
Ausstellung â&#x20AC;&#x17E;Bilder machen Leuteâ&#x20AC;&#x153; im Landesmuseum Koblenz
Ausstellung im Landesmuseum Trier 2008
Ausstellung im Landesmuseum Trier 2008
Vita
1972-1974 Ausbildung zum Fotografen 1982 Ausstellungsbeteiligung, Auszeichnungen und Veröffentlichungen im Rheinland-Pfälzischen Kunsthandwerk 1983 Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie DGPh als Anerkennung für besondere Verdienste um die Fotografie in Deutschland z.B. als Obermeister und Mitglied des Vorstands im CV des Deutschen Photographenhandwerks) 1984 mehrere Veröffentlichungen in der Anzeigenserie „Kodak-Portrait-Selektion“, Referent bei Portraitseminaren in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem Höhepunkt in Moskau für Kodak-Europa Einzel- und Gruppenausstellungen zum Thema „Neue Wege in der Portraitfotografie“ National und International 1987 Einzelausstellung im Wittlicher Georg-Meistermann-Museum mit freien Arbeiten 1987-1988 Zusammenarbeit mit Franz Mörcher bei dem Projekt „Form und Struktur“ in der Fotografie 1995 Umzug in neue Studioräume mit insgesamt 380 qm für Industrie-, Werbe- und Portraitfotografie 1997 Ausstellung „Stadtbilder“ 70 s/w Vergrößerungen von Wittlich in der Kreissparkasse Wittlich. Die gesamten Fotos wurden angekauft und hängen als Dauerausstellung im Wittlicher Rathaus 1998 Einzelausstellung und Seminare zum Thema Still-Life-Photography in der Cecil-Art-Gallery in North East-Maryland USA 2002 Nominierung und Ausstellung beim Limes Kunstpreis 2002 2008 Beteiligung an der Ausstellung „Bilder machen Leute“ der Sammlung Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz im Landesmuseum Koblenz, im Landesmuseum Trier, Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz in Berlin, Einzelausstellung im Landesmuseum Trier