FRAGILE Suisse Magazin 2 / 2020

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MAGAZIN Ausgabe 2 / 2020

FRAGILE Suisse

FRAGILE Suisse

Für Menschen mit Hirnverletzung und Angehörige Ausgabe 2 / 2020 | 1


FRAGILE Suisse

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser 07. Januar 2020: neues Coronavirus als Erreger identifiziert 25. Februar 2020: Erster bestätigter Fall im Tessin 16. März 2020: Start Lockdown in der Schweiz Juliana Campos Leiterin Kommunikation und Marketing

23. Juni 2020: FRAGILE Suisse wird 30-jährig Eine verrückte Zeit liegt hinter uns und sicherlich auch noch für eine Weile vor uns. Und mittendrin feiert FRAGILE Suisse dieses Jahr den 30. Geburtstag! Geplant war ein grosses Jubiläumsmagazin, doch dann kam alles anders. Niemandem ist zurzeit wirklich zum Feiern zumute. Deshalb halten Sie nun ein zweigespaltenes Magazin in den Händen: trotz Corona berichten wir über unser grosses Jubiläum, über die Gründerväter von FRAGILE Suisse, wir geben Ihnen aber auch Einblick in den aktuellen Alltag bei FRAGILE Suisse. Denn hinter FRAGILE Suisse stehen Menschen, die tagtäglich Menschen mit Hirnverletzungen unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Auch mitten in dieser Corona-Zeit. FRAGILE macht es gut, ich behaupte gar, FRAGILE Suisse macht es sehr gut. Wir sind weiterhin da für Menschen mit Hirnverletzung und ihre Angehörigen. Vor 30 Jahren und jetzt erst recht. Herzlich

Juliana Campos

Impressum FRAGILE Suisse Magazin | Ausgabe 2/2020 Auflage 45‘000 Ex. Herausgeber FRAGILE Suisse, Badenerstrasse 696, CH-8048 Zürich, 044 360 30 60, info@fragile.ch, www.fragile.ch Gestaltung Rebel Communication, 8004 Zürich, www.rebelcom.ch Druck Prowema GmbH, 8330 Pfäffikon Redaktion Carole Bolliger, Sophie Roulin-Correvon und Adrienne Theimer Inserateverkauf fachmedien.ch, Zürichsee Werbe AG, 8712 Stäfa Übersetzung Dominique NägeliGascon, Irene Bisang Spendenkonto PC / CCP 80-10132-0 Abonnement CHF 10.– pro Jahr, im Spenden- bzw. Mitgliederbeitrag inbegriffen.

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FRAGILE Suisse

Aktuell

FragileFamily: neues Angebot lanciert

Cybathlon verschoben

FRAGILE Suisse freut sich, Ihr neustes Angebot – FragileFamily – vorzustellen. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche von Eltern mit einer Hirnverletzung. Mit kurzen Videosequenzen und ansprechenden Texten erhalten Kinder und Jugendliche Erklärungen zu Hirnverletzungen und deren Folgen sowie Hinweise zum Umgang mit dem betroffenen Elternteil. Die Inhalte gehen altersgerecht auf die Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen ein. FRAGILE Suisse entspricht damit den wachsenden Bedürfnissen von Familien, Kindern und Jugendlichen. Mit der Lancierung der Website fragile-family. ch und einer Informationsbroschüre für Erwachsene ist ein erster wichtiger Schritt getan. In Zukunft soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden.

Aufgrund der Corona-Krise haben die Verantwortlichen beschlossen, den Cybathlon nicht wie geplant Anfang Mai durchzuführen. Man bedauere diesen Entscheid, aber für die ETH Zürich habe die Gesundheit und Sicherheit aller Teilnehmer, Angestellten, Besucher und Freiwilligen oberste Priorität, hiess es in der offiziellen Mitteilung. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Da sich weltweit so viele Menschen auf diesen einzigartigen Anlass freuen und bereits viel harte Arbeit investiert wurde, wurde der Cybathlon nicht abgesagt, sondern nur verschoben. Das Symposium findet am 17. September 2020 statt, die Wettbewerbe vom 19. bis 20. September 2020. www.cybathlon.ethz.ch

Prix FRAGILE verschoben auf 2021

Online-Forum von FRAGILE Suisse

Delegiertenversammlung 2020

Zum 30-Jahr-Jubiläum wollte FRAGILE Suisse erstmalig den Prix FRAGILE verleihen. Der Prix FRAGILE ist eine neue Auszeichnung für ausserordentliches Engagement zugunsten von Menschen mit Hirnverletzung und/oder ihre Angehörigen. Im Jahr 2020 hätten Arbeitgeber nominiert werden sollen, welche in vorbildlicher Weise die Integration von Menschen mit Hirnverletzung fördern.

Melden Sie sich jetzt für unser Forum an und tauschen Sie sich online mit anderen Betroffenen und Angehörigen aus.

Aufgrund der aktuellen CoronaSituation hat FRAGILE Suisse beschlossen, die Delegiertenversammlung 2020 zu verschieben. Die Versammlung findet am 6. November in Bern statt.

Aufgrund der aktuellen CoronaKrise wurde die Verleihung des Prix FRAGILE auf nächstes Jahr verschoben. Wir informieren zu gegebenem Zeitpunkt wieder.

Bei technischen Schwierigkeiten bei der Anmeldung wenden Sie sich bitte an: webmaster@fragile.ch oder Tel. 044 360 30 62.

Im Online-Forum von FRAGILE Suisse können sich Betroffene und Angehörige schriftlich, anonym und sicher austauschen. Unser Beratungsteam ist täglich online und beantwortet auch Fragen. Zum Online-Forum: fragile.ch/forum_de

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FRAGILE Suisse

Porträt

«FRAGILE ist mein Sicherheitsnetz» Das alles ist nun 21 Jahre her und heute geht es mir fantastisch. Mein Schicksal habe ich akzeptiert und ich bin unglaublich stolz auf alles, was ich seither erreicht habe. Ich habe die Umschulung zur Journalistin geschafft, reite seit einigen Jahren wieder, engagiere mich seit sechs Jahren bei FRAGILE Basel als Vorstandsmitglied und seit neustem darf ich dort auch einen Schreibkurs geben, was mir sehr grosse Freude bringt.

Rosella Giacomin, Betroffene

«Mit 25 Jahren erlitt ich bei einem Reitunfall ein offenes mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma. Ich lag drei Tage im Wachkoma. Die Blutung hat eine faustgrosse Zerstörung meiner linken vorderen Hirnregion verursacht. Heute noch habe ich ein beschädigtes Gleichgewichtszentrum, eine tiefere Leistungsfähigkeit und Gedächtnisstörungen. Vor meinem Unfall habe ich Jura studiert, da ich als Anwältin anderen Menschen helfen wollte. Leider konnte ich das Studium durch die Hirnverletzung nicht beenden.

Dank der wertvollen Unterstützung von FRAGILE Suisse und FRAGILE Basel konnte ich in meinem zweiten Leben nach diesem schweren Unfall einen neuen Platz in der Gesellschaft finden. Hier finde ich Menschen, die mich verstehen, die gleich sind wie ich und Gleiches oder Ähnliches erlebt haben. Alle Mitarbeitenden von FRAGILE haben grosses Verständnis und ich fühle mich einfach wohl. Ich habe tolle neue Freunde gefunden und mein Hauptziel, anderen helfen zu können, habe ich nun auf diesem anderen Weg erreicht. Mein Selbstwertgefühl ist gestiegen und meine Lebensqualität hat sich enorm verbessert. FRAGILE Basel ist mein Sicherheitsnetz.»

«Menschen mit Hirnverletzung haben viele Fähigkeiten» das Spital verlassen oder in eine Reha verlegt werden. «Als FRAGILE Suisse dann mit der Anfrage an mich herantrat, einen Beratungsdienst in der Westschweiz aufzubauen, sah ich eine Möglichkeit, den Betroffenen in ihrem Alltag zu helfen.» Christine Jayet-Ryser steht jetzt im Kontakt mit Menschen mit Hirnverletzung und lernt ihr Leben und ihre Bedürfnisse kennen. Bei FRAGILE Suisse schätzt sie die guten Arbeitsbedingungen, die Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen ebenso wie die vielfältigen Dienstleistungen der Dachorganisation und ihrer Regionalvereinigungen. Christine Jayet-Ryser, Mitarbeiterin FRAGILE Suisse

Bevor sie von FRAGILE Suisse als Beraterin und Kursverantwortliche für die Westschweiz angestellt wurde, arbeitete Christine Jayet-Ryser in einem grossen Spital. Dort erstellte sie neuropsychologische Diagnosen von Patientinnen und Patienten, die eine Hirnverletzung oder einen Schlaganfall erlitten hatten. «Mir wurde immer mehr bewusst, dass wir keine Zeit hatten, um mit den Familien und den Betroffenen zu reden und sie darüber zu informieren, was ihnen bevorsteht. Und was wussten wir denn schon?», erinnert sie sich. Schliesslich verliert sich der Kontakt, wenn die Betroffenen

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FRAGILE Suisse feiert den 30. Geburtstag Christine wünscht sich, dass FRAGILE Suisse Menschen mit Hirnverletzung und ihre Angehörigen auch in den nächsten 30 Jahren unterstützen kann. «Menschen mit Hirnverletzung und Angehörige, die sich für sie einsetzen, müssen mehr Beachtung erhalten», fordert sie. Nicht nur die unsichtbaren Behinderungen, sondern auch die Fähigkeiten von Menschen mit Hirnverletzung müssen anerkannt werden. «Die Gesellschaft konzentriert sich nur darauf, was jemand nicht kann (IV-Verfahren, Hilflosigkeit usw.). Dabei haben Menschen mit Hirnverletzung viele Fähigkeiten.»


FRAGILE Suisse

Porträt

«Die Gesprächsgruppen waren eine enorme Hilfe» veau» lernten sie die Regionalvereinigung FRAGILE Vaud kennen. Ein Jahr später nahmen Josiane und ihr Mann Kontakt mit der Vereinigung auf und wurden Mitglieder. Heute engagiert sich Josiane im Vorstand.

Josiane Parisod, Angehörige

Im Alter von 30 Jahren wurde der Sohn von Josiane Parisod auf einer Auslandreise angeschossen. Er überlebte, erlitt aber ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Folgen dieser Verletzung hindern ihn daran, wieder ein normales Leben zu führen. Seine Frontallappen sind praktisch zerstört, was sein Verhalten und seine Aktivitäten beeinträchtigt. Josiane und ihre Familie mussten nach dieser Tragödie erst wieder Fuss fassen. «Wir waren völlig im Ungewissen, hatten keine Ahnung, was eine Hirnverletzung bedeutet», erklärt sie. An der «Semaine du Cer-

Gesprächsgruppen als Unterstützung Nach dem Spitalaufenthalt, der Reha und den Informationen des Ärzteteams fühlten sich Josiane und ihr Mann überfordert. Trotz der grossen Unterstützung durch die Neuropsychologin ihres Sohnes brauchten sie den Rückhalt einer Vereinigung, die sich mit dem Thema Schädel-Hirn-Trauma befasst. «Die Gesprächsgruppen von FRAGILE Vaud waren eine enorme Hilfe», so Josiane. «Indem wir uns austauschen und über unsere Erfahrungen reden, können wir besser verstehen, was eine Hirnverletzung und der Alltag mit einem Menschen bedeuten, der sich stark verändert hat.» Zweimal pro Jahr sprechen externe Referentinnen und Referenten über ein spezifisches Thema. Auch diese Treffen sind immer höchst interessant. Josiane Parisod wünscht sich, dass FRAGILE Suisse die Regionalvereinigungen auch weiterhin tatkräftig unterstützt. «FRAGILE Suisse kann uns auffangen und helfen. Und das ist extrem wichtig!»

«30 Jahre FRAGILE Suisse – ein Blick zurück»

Martin D. Rosenfeld, Geschäftsleiter FRAGILE Suisse

Alles begann mit einer Radiosendung von DRS 2 über Hirnverletzungen, welche am 1. November 1986 ausgestrahlt wurde. Die Sendung, in welcher der Neurologe Dr. Peter Zangger, der spätere Präsident und heutiges Ehrenmitglied von FRAGILE Suisse, sowie Angehörige zu Wort kamen, löste ein grosses Medienecho aus. Erste Selbsthilfegruppen wurden ins Leben gerufen und ermöglichten Betroffenen, sich über ihre Erfahrungen

auszutauschen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen. So entstand die Idee, eine Vereinigung zu gründen, die sich um die Anliegen der Menschen mit Hirnverletzung und deren Angehörige kümmerte. Die Gründung der Organisation erfolgte im Juni 1990. Auf Initiative von Betroffenen und Angehörigen entstanden mit der Zeit in verschiedenen Regionen Vereinigungen. Heute zählt FRAGILE Suisse 11 Regionalvereinigungen als Mitgliedorganisationen und ist in allen Landesteilen vertreten. In den Anfangsjahren konnte FRAGILE Suisse dank dem grossen Engagement von Freiwilligen ihre Dienstleistungen ausbauen. Kurse für Betroffene und Angehörige waren schon bald ein wichtiges Angebot. Ein Startkapital der Binding Stiftung ermöglichte den Aufbau der Académie. FRAGILE Suisse entwickelte laufend neue Angebote wie das Begleitete Wohnen und die Helpline. Die Arbeit von FRAGILE Suisse findet in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit Anerkennung. Wir können stolz auf das Erreichte sein, dürfen aber nicht stehen bleiben. Die bewährten Angebote werden wir weiter ausbauen und zusätzliche neue Dienstleistungen schaffen. Die Unterstützung von Menschen mit Hirnverletzung ist eine Aufgabe, die weiterhin unseren vollen Einsatz erfordert.

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FRAGILE Suisse

Eine Dienstleistung der SAHB

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Selbständig und mobil

Mit der Exma VISION unterhält die SAHB eine ganzjährige Ausstellung mit Ideen und Lösungen zur Förderung der Selbständigkeit und Mobilität zu Hause und unterwegs. • Rollatoren, Rollstühle, Elektromobile • Sitz- und Plattformtreppenlifte • Pflegebetten und Transferhilfen • Hilfsmittel für Badezimmer und Küche

In diesem Monat feiert FRAGILE Suisse den 30. Geburtstag. Aus diesem Anlass haben wir Artikel, Meinungen und Zitate über unsere Organisation gesammelt. So können Interessierte auf unsere 30-jährige Geschichte zurückblicken, interessante Anekdoten erfahren und sich ein Bild über die grossen Entwicklungen machen. Diese Beiträge sind auf unserer Website verfügbar und werden auch auf Facebook und Twitter publiziert. Neugierig geworden? Dann werfen Sie einen Blick auf www.fragile.ch/30jahre.

Der Besuch unserer Ausstellung Exma VISION lohnt sich – unsere Fachleute beraten Sie unabhängig und kompetent. Exma VISION Industrie Süd, Dünnernstrasse 32, 4702 Oensingen T 062 388 20 20, exma@sahb.ch, www.exma.ch

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FRAGILE Suisse

Dienstleistungen

gruppen und Treffpunkte

Weiterbildungen

Selbsthilfegruppen und Treffpunkte

«Die Krise ist auch eine Chance» Text: Juliana Campos

Kurse und Weiterbildungen

Auch für das Begleitete Wohnen von FRAGILE Suisse ist während der Corona-Krise vieles anders. Julia Eugster, Leiterin Begleitetes Wohnen, gibt einen Einblick in ihren Alltag während dieser speziellen Zeit. Wohnen

nd Helpline

Begleitetes Wohnen

Um die Schutzmassnahmen des Bundes einzuhalten, finden momentan möglichst keine Hausbesuche statt. Wenn aber nötig, besuchen die Wohnbegleiterinnen die Klienten zuhause. Julia Eugster, Leiterin Begleitetes Wohnen, kommt soeben von einem solchen Termin zurück. Beratung und Helpline Julia Eugster,

Julia, hast du den Tag heute anders erlebt als bei einem Besuch vor der Corona-Krise? Nach Möglichkeit finden Termine mit der Wohnbegleiterin per Telefon oder per Videokonferenz statt. Wir besuchen die Betroffenen nur, wenn es nicht anders geht. Das war bei diesem Herrn der Fall, da er Hilfestellungen, die wir ihm telefonisch geben, nicht weiterverarbeiten kann.

Was war anders? Wegen des Virus habe ich darauf geachtet, den Besuch möglichst kurz zu halten. Und wenn möglich auch immer mit zwei Meter Distanz. Da dies nicht immer möglich war, tragen wir bei Hausbesuchen einen Mundschutz. Wie ist die Reaktion auf die veränderte Situation? Das ist unterschiedlich. Es gibt Klienten, die nicht wollen, dass wir vorbeikommen. Sie gehören zur Risikogruppe und wollen sich schützen. Es gibt aber auch Personen, die darauf angewiesen sind, dass wir vorbeikommen. Sie sind verzweifelt, weil das ganze soziale Netzwerk, die Tagesstruktur und ihre Arbeit zusammengefallen sind. Fast alle Kontakte fallen weg und wenn auch noch die Wohnbegleitung abgesagt wird, macht dies die Personen noch unsicherer. Viele Klienten erzählen mir aber auch, dass sie die Ruhe schön finden. Vorher sei es schwierig gewesen, die Balance zwischen den vielen Terminen wie Arbeit, Therapien, Freizeit und Ruhezeiten zu finden. Besuche macht ihr zurzeit nur wenn unbedingt nötig. Wie könnt ihr die Klienten nun unterstützen? Unsicherheit und Angst sind zurzeit ein grosses Thema bei vielen Klienten. Wir Wohnbegleiterinnen von FRAGILE Suisse unterstützen bei diesen Unsicherheiten, indem wir

Leiterin Begleitetes Wohnen

die Klienten anrufen oder mit ihnen über Video kommunizieren oder wenn eben nicht anders möglich, vorbeigehen. Wir bieten anstatt der regelmässigen Besuche momentan häufigere, kurze Telefonkonferenzen an. Und wir bleiben per Kurznachricht oder Mail im Kontakt. So wollen wir der Unsicherheit etwas entgegenwirken. Was ist während der Corona-Krise die besondere Herausforderung beim Begleiteten Wohnen? Betroffene haben manchmal Hemmungen zu sagen, was sie brauchen, oder sie überschätzen sich. Durch die Distanz zu den Klientinnen und Klienten ist es für uns Wohnbegleiterinnen schwierig einzuschätzen, welche Unterstützung die Klienten brauchen. Ist die Corona-Krise auch eine Chance? Ich sehe die aktuelle Lage ganz klar nicht nur als Krise, sondern auch als Chance. Die Krise zwingt die Betroffenen ein Stück weit zu mehr Selbständigkeit. Beispielsweise Menschen, die sich vorher nicht getraut haben zu telefonieren, bleibt zurzeit nichts anderes übrig. Sie telefonieren heute, während sie früher zu viel Angst davor hatten. Das ist doch eine schöne Chance.

Anm. d. Red. Das Interview wurde im April während der Corona-Krise per Video geführt.

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FRAGILE Suisse

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Fachartikel

«Wir können nicht von heute auf morgen wieder hochfahren» Interview: Carole Bolliger

Die Corona-Krise hat die Schweiz fest im Griff. Das Leben läuft langsamer, scheint manchmal stillzustehen. Wie wirkt sich diese Situation auf Menschen mit Hirnverletzung aus? Neuropsychologin Dr. Martina Hoffmann im Interview. Martina Hoffmann, die Corona-Krise ist für alle Menschen eine Herausforderung. Ist es für Menschen mit Hirnverletzung noch schwieriger? Das kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt sehr auf die Lebenssituation an, in der jemand ist. Ich höre beide Seiten. Viele Betroffene sehen die aktuelle Situation positiv. Alles ist etwas ruhiger und langsamer, was ihnen gelegen kommt. Sie müssen keine Termine wahrnehmen und sozialen Verpflichtungen nachkommen. Viele finden jetzt den Mut, über ihr eigenes Befinden zu reden. Zurzeit ist es sozial anerkannt zu sagen, dass man Angst hat, überfordert ist, sich Sorgen um die Arbeitsstelle macht oder finanzielle Ängste hat. Aber es gibt auch negative Punkte. Natürlich gibt es auch negative Seiten. Für viele Menschen mit Hirnverletzung ist es eine ganz grosse Herausforderung, mit der jetzigen Situation klarzukommen. Menschen, die sonst schon einsam sind und auf den Austausch mit anderen, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen, angewiesen sind, sind im Moment noch einsamer. Auch für Familien mit schulpflichtigen Kindern, die Homeschooling machen müssen, ist es derzeit eine sehr grosse Herausforderung. Es ist schwierig, dies alles zu organisieren, die Belastungsanforderung ist sehr gross. Ein ganz grosses Thema sind dabei auch die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten. Viele Betroffene brauchen Erholungspausen, in denen sie Kraft und neue Energie tanken können, das fehlt im Moment. Schliesslich leiden auch Betroffene, welche in «normalen Zeiten» auf Unterstützung und Strukturen angewiesen sind, sehr unter der aktuellen Situation. Mit welchen Problemen suchen Betroffene in der aktuellen Situation bei Ihrem Team Unterstützung? Die Unsicherheit, wie es weitergeht, belastet alle, nicht nur Menschen mit Hirnverletzung. Weil Menschen mit

einer Hirnverletzung häufig besonders stark auf Routinen und geregelte Abläufe angewiesen sind, ist diese Situation jedoch für Betroffene besonders schwierig. Ganz konkret kommen daher viele Betroffene zu uns, die Hilfe im Aufbau der neuen Strukturen und Routinen brauchen. Wie gestalte ich den Alltag, wie mache ich es mit dem Einkaufen, der Kinderbetreuung etc. Betroffene suchen auch Unterstützung im Umgang mit ihren Sorgen und Ängsten, z.B. in Bezug auf ihre berufliche Integration, Arbeit oder ihre Gesundheit. Irgendwann ist die Ausnahmesituation auch wieder vorbei. Wie finden wir möglichst gut den Weg in die Normalität zurück? Man muss sich bewusst sein, dass man nicht von heute auf morgen wieder auf «Normalzustand» hochfahren kann. Körper und Geist brauchen Zeit, sich wieder einzufinden. Entsprechend ist es wichtig, dass man sich nicht überfordert. Es kann auch helfen, sich schon während der Krise etwas Gedanken darüber zu machen. Was ist mir wichtig? Was kann ich aus der Corona-Zeit mitnehmen, was mir auch im «normalen» Leben wichtig ist? Vielleicht hat man auch schöne Dinge entdeckt, die man dann im normalen Alltag einbauen möchte.

Lesen Sie das ganze Interview fragile.ch/interview/corona Anm. d. Red.: Dieses Interview wurde vor Ostern, inmitten der Corona-Krise, geführt. Bis zum Erscheinen des Interviews kann sich die Lage wieder geändert haben.

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FRAGILE Suisse

Das Fundament unserer Arbeit sind bewährte Konzepte und Programme, wissenschaftlich begründet und kontinuierlich weiterentwickelt. Darauf baut unser Rehabilitationsprozess auf mit einer auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen, zielorientierten und persönlichen Therapie und Betreuung. www.kliniken-valens.ch

Nicht zuhause und doch daheim. In fünf modernen Wohnheimen – eingebettet in die wunderschöne Appenzeller Landschaft – bieten wir Erwachsenen mit geistiger oder mehrfacher Beeinträchtigung ein lebenslanges Daheim. Rund 200 Wohnheimplätze mit einer vielfältigen Tagesstruktur bilden die Grundlage für ein lebendiges, familiäres Lebensumfeld. Entdecken Sie Heimat: www.stiftung-waldheim.ch

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Kurse und Weiterbildungen

Kurse und Weiterbildungen

Kurse

Energiemanagement Fatigue ist eine tiefe Müdigkeit, die unabhängig von Begleitetes Wohnen Anstrengung ist und sich durch Ruhepausen nicht wesentlich verbessert. In diesem Kurs wird Wissen über das Fatigue-Syndrom vermittelt, es werden Alltagsaktivitäten analysiert und Strategien vermittelt, um den Energiehaushalt zu optimieren. Ausserdem erhalten die Teilnehmenden auch Unterstützung, ihren Mitmenschen Beratung und Helpline diese unsichtbare Krankheit zu erklären und somit mehr Beratung und Helpline Akzeptanz und Rücksichtnahme zu erfahren. Begleitetes Wohnen

Details, Infos, Anmeldung und unser ganzes Kursprogramm unter: fragile.ch/kurse

Mitmachen

Herzlichen Glückwunsch, FRAGILE Suisse! Schweizer Persönlichkeiten gratulieren FRAGILE Suisse zum 30. Geburtstag und erklären, warum es eine Organisation für Menschen mit Hirnverletzung braucht.

Daniel Albrecht, ehemaliger Schweizer Skirennfahrer «FRAGILE Suisse unterstützt Betroffene dort, wo es am nötigsten ist: auf dem Weg zurück zu einer besseren Lebensqualität. Das finde ich sehr wertvoll. Nach meinem Schädel-Hirn-Trauma 2009 war auch ich froh um den Support, den ich von allen Seiten erhielt. Als Botschafter für Menschen mit Hirnverletzung möchte ich Betroffenen – mit euch zusammen – Kraft und Mut mit auf den Weg geben.»

Matthias Aebischer, Nationalrat «Es kann alle treffen, auch mich. Deshalb unterstütze ich FRAGILE Suisse.» Mehr Statements von prominenten Schweizerinnen und Schweizern finden Sie auf unserer Website: fragile.ch/promis Und was wünschen Sie sich von FRAGILE Suisse? Teilen Sie es uns mit: fragile.ch/leserumfrage

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Fundraising

Spenderin der ersten Stunde

C’est grâce à ses donatrices et ses donateurs fidèles que FRAGILE Suisse existe encore aujourd’hui, 30 ans après sa fondation. Nous avons demandé à l’une de ces personnes pourquoi elle nous soutient.

Dora Bet-Esh unterstützt uns seit Jahrzehnten. Einmal sprach sie uns auf einen Artikel im «Magazin» an. Darin berichteten wir von einem jungen Mann, der mit 18 einen Schlaganfall erlitten hatte. Und auch, dass die IV

Dora Bet-Esh nous épaule depuis des décennies. Elle s’est adressée à nous après avoir lu un article dans notre journal. Il évoquait la situation d’un jeune homme, victime d’un accident vasculaire cérébral (AVC) à 18 ans. L’AI refusait de lui payer une attelle pourtant parfaite-

Dass es FRAGILE Suisse auch nach 30 Jahren noch gibt, ist unter anderem ein Verdienst all unserer treuen Spenderinnen und Spender. Eine von ihnen haben wir stellvertretend gefragt, weshalb sie uns unterstützt.

sich weigerte, eine für ihn perfekte Fussprothese zu bezahlen. Frau Bet-Esh fand das ungerecht und fragte uns an, ob sie sich an den Kosten beteiligen könne. Das hat uns gezeigt, wie sehr sie am Schicksal der Betroffenen Anteil nimmt. Das ist wohl auch ein Grund für ihre Treue als Spenderin, wie wir aus einem ihrer Briefe erfahren haben: «Ich hatte eine freundliche, junge Kollegin, die nach dem unerwartet frühen Verlust ihres Ehemannes allein mit einem Kleinkind zurückblieb. Nach dem Umzug ihres Arbeitsplatzes in einen anderen Stadtteil erfuhren wir nach einigen Monaten plötzlich, dass sie verstorben sei. Unter irren Kopfschmerzen habe sie den Kopf auf ihr Pult gelegt. Die sofort alarmierte Sanitätspolizei konnte nur noch ihren Tod durch Hirnblutung feststellen. Dieser tragische Tod der jungen Mutter hat mich nie mehr losgelassen. Deshalb lese ich Ihr ‹Magazin› stets mit grossem Interesse und finde Ihre Hilfestellungen für die Mitmenschen nach Spital und Reha ausgezeichnet.» So wie auf Dora Bet-Esh dürfen wir auf viele treue Spenderinnen und Spender zählen. Herzlichen Dank dafür!

Nous pouvons compter sur de nombreux et fidèles donatrices et donateurs comme Dora Bet-Esh. Merci de tout cœur! ment adaptée. Madame Bet-Esh jugea ce refus injuste et nous demanda si elle pouvait participer aux frais. Madame Bet-Esh nous montre combien elle est sensible à la destinée des personnes cérébro-lésées: «Parmi mes collègues, une jeune femme sympathique avait perdu son mari prématurément, restant seule avec un jeune enfant. Un jour, son poste de travail fut transféré dans un autre quartier de la ville. Nous apprîmes peu après qu’elle était décédée subitement. Souffrant de violents maux de tête, elle avait posé la tête sur son bureau. Alertée immédiatement, la police sanitaire n’avait pu que constater son décès des suites d’une hémorragie cérébrale. Je n’ai jamais oublié la mort tragique de cette jeune femme. C’est pourquoi je lis toujours votre journal avec un grand intérêt, et je trouve excellente l’aide que vous apportez à tous les intéressés après les séjours à l’hôpital et en clinique de réadaptation.»

Donatrice de la première heure Fundraising FRAGILE Suisse

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