Ultimate Rail 02/2012 DE

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DEZ. 2012 | DE

Zukunftsmarkt Asien

Voller Einsatz in Berlin

Hohe Stรถrfestigkeit

Frauscher in Fernost auf Erfolgsschiene

Die InnoTrans war wieder Treffpunkt der Bahnwelt

Neue GTEM-Zelle im Frauscher-EMV-Labor


EDITORIAL

IN SIDE IMPRESSUM Medieninhaber u. Herausgeber: Frauscher Sensortechnik GmbH Gewerbestraße 1 4774 St. Marienkirchen, Austria T: +43 7711 2920-0 F: +43 7711 2920-25 E: office@frauscher.com Internet: www.frauscher.com Chefredaktion: Christian Pucher Text/Design: Schuller & Kneidinger Kommunikationsberatung GmbH, 4020 Linz, Austria Fotos: Foto Eder, Foto Resch, Frauscher Druck: Wambacher Vees e.U.

Höchst anspruchsvolle Lösungen gefragt: Frauscher erhält erste Aufträge im Nahen Osten!

Spezial Herausforderung Asien

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Innovation Erfolgreicher Messeauftritt

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Jubiläum 25 Jahre Frauscher – die Idee dahinter

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Innovation Standards definieren, statt nur erfüllen

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Aktuelles Neue Projekte in Kasachstan, Abu Dhabi und Wales

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Überblick Teamgeist als Erfolgsindikator Schulungstermine

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Liebe Leserin, lieber Leser! Die InnoTrans ist als Fachmesse für das Bahnwesen eindeutig das Maß der Dinge. Dieser Eindruck bestätigte sich einmal mehr Mitte September in Berlin: 2 515 Unternehmen aus 49 Ländern präsentierten sich hier rund 126 000 internationalen Fachbesuchern, womit die Frequenz im Vergleich zu 2010 um nahezu 20 Prozent gesteigert werden konnte. Auch für uns als Aussteller waren es vier herausfordernde Tage, über die wir höchst positiv Bilanz ziehen können. Mit einem neuen Messeauftritt und konkreter Themensetzung scheint es gelungen zu sein, Frauscher als einen der maßgeblichen Technologieführer in den Bereichen Raddetektion und Achszählung stark zu positionieren. Im Mittelpunkt des regen Interesses standen bei unseren Gästen die Achszählgeneration FAdC® und FAdC®i mit serieller Schnittstelle, wobei speziell die neue Softwareumgebung zur Planung, Konfiguration, Diagnose und Simulation überzeugen konnte. Weitere Informationen zur InnoTrans haben wir in einem Messenachbericht in dieser Ausgabe für Sie aufbereitet. Darüber hinaus wollen wir Ihre Aufmerksamkeit diesmal in Richtung Asien lenken, wo wir dank einiger erfolgreich abgeschlossener Projekte bereits nachhaltig Fuß gefasst

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haben. Selbstverständlich wollen wir Ihnen in diesem Zusammenhang unsere Niederlassung in Peking vorstellen, die sich immer stärker als wichtige Basis bei der Erschließung eines dynamischen Wachstumsmarkts Asien etabliert. Außerdem haben wir bei Firmengründer Josef Frauscher selbst nachgefragt, worin er die maßgeblichen Erfolgskriterien sieht, die der mittlerweile 25 Jahre anhaltenden positiven Unternehmensentwicklung zugrunde liegen. Viel Freude mit diesen und den weiteren Themen der neuen ultimate rail wünscht Ihnen Ihr Michael Thiel


SPEZIAL

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Zukunftsmarkt Asien Als eine der weltweit größten Wirtschaftsnationen bildet China den Schwerpunkt innerhalb des rasant wachsenden Marktes in Asien. Auch im Bereich der Transport- und Eisenbahntechnologie ist die Nachfrage nach modernen, innovativen und zukunftsweisenden Technologien enorm.

Meilensteine in Fernost: 2010 David Townsend wird Geschäftsführer für Frauscher Asien 2011 Neugründung der Frauscher Sensor Technology (Beijing) Co. Ltd als 100%iges Tochterunternehmen 2012 Lokales Netzwerk an Vertriebs- und Servicepartnern in Südostasien etabliert

Vor diesem Hintergrund entwickelte Frauscher schon früh eine langfristige Strategie mit dem Ziel, alle Aktivitäten im asiatischen Raum zu bündeln und den Markt nachhaltig zu betreuen. Mit der Gründung der Niederlassung in Peking im Jahr 2010 wurde dafür die wichtigste Voraussetzung geschaffen. Somit stellt Frauscher nun für diese Region nicht nur führende Technologie für Raddetektion und Achszählung zur Verfügung, sondern bietet mit seinem qualifizierten Team auch eine hervorragende Betreuung und Unterstützung der Kunden und Partner vor Ort. China Seit vielen Jahren ist das Eisenbahnnetz der Volksrepublik China das weltweit am stärksten wachsende. An jedes Unternehmen, das sich in diesem Markt etablieren will, werden höchste Anforderungen hinsichtlich Betreuung und Unterstützung gestellt. Das gilt als Grundvoraussetzung dafür, dass neueste Technologien aus Übersee in die hochwertigen Systeme lokaler Hersteller erfolgreich integriert werden können. „Als Standort für unsere Niederlassung haben wir Peking ausgewählt, um die chinesischen Bahnbetreiber und Systemintegratoren direkt vor Ort betreuen zu können. Somit liegt Frauscher Sensor Technology (Beijing) Co Ltd. in der Mitte der asiatischen Zeitzonen und ist der zentrale Stützpunkt für alle südostasiatischen Kunden. Dies ermöglicht kurze Reaktionszeiten noch am selben Tag“, so Geschäftsführer David Townsend.

„Unser langfristiges Ziel in China ist, unsere Technologien auch bei Vollbahnen und Hochgeschwindigkeitsstrecken einzusetzen. Aktuell konzentrieren wir uns auf die zahlreichen in Umsetzung begriffenen Metro-Projekte.“

David Townsend (Geschäftsführer), Ma Jin (Vertrieb), Gillian Leng (Marketingleiter), Michael Thiel und Bill Li (Technik) im Gespräch (v.l.n.r.).

In Kooperation mit einem unserer wichtigsten Partner CRSC Chengdu Signalling Factory wird ein Stellwerkssystem angeboten, in dem entweder das Frauscher Achszählsystem ACS2000 oder das CRSC „System B“Achszählsystem integriert ist. Im „System B“ kommen ebenfalls hoch verfügbare Frauscher-Raddetektionskomponenten zum Einsatz, die den Sicherheitslevel CENELEC SIL 4 erfüllen.

Asien

Dies hat einerseits den Vorteil, dass das Gesamtsystem vorwiegend in China produziert wird, und anderseits modernste Komponenten von Frauscher direkt vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Die technische Verantwortung wird sowohl von CRSC als auch Frauscher gemeinschaftlich getragen, um für den Kunden bestmögliche Betreuung sicherstellen zu können.

Es gibt eine Reihe hoch angesehener, asiatischer Hersteller von Signalanlagen, die ihre Systeme weltweit anbieten und liefern. Frauscher Asien unterstützt diese Systemintegratoren bei der Angebotserstellung und ist der Hauptansprechpartner für Frauscher Österreich. Diese Vorgehensweise wurde bereits bei Projekten in Indien, Pakistan, Brasilien oder Ägypten praktiziert.

Seit dem ersten Auftrag im Jahr 2010 wurden in China zwischenzeitlich mehr als 2 000 Frauscher-Radsensoren installiert.

Neben China laufen auch in allen anderen Ländern Südostasiens viele Aktivitäten über Frauscher Asien. In Thailand, Indonesien, Taiwan, Philippinen und Malaysien werden eine Vielzahl an Projekten und Trials mit verschiedenen Frauscher-Technologien betreut. Globale Projekte

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Erfreuliches Fazit: Bestens koordinierte, globale Zusammenarbeit sichert höchste Kundenzufriedenheit.

Highlights der Aufträge Asiens im Überblick: Land

Vier Fernost-Referenzen im Bild (v.l.n.r.): Indonesien, Thailand, China und Kuala Lumpur setzen erfolgreich auf Frauscher

Eines dieser Erfolgsbeispiele ist ein Projekt in Pakistan, das gemeinsam mit dem chinesischen Systemintegrator CRSC International und Bombardier Thailand abgewickelt wurde. Das System wurde von chinesischen Technikern von CRSC installiert und konfiguriert, welche von Frauscher Asien geschult wurden.

Betreiber

Malaysien ERL Kuala Lumpur Vietnam Vietnam Railways Thailand SRT China Beijing MTR Philippinen Metro Manila China Chengdu Metro China Chongqing Metro China Shenyang bus company Taiwan TRA

Segment

Applikation

Projektstart

Metro/Trams Gleisfreimeldung 2001 Main Line Gleisfreimeldung 2004 u. 2010 Main Line Bahnübergangssicherung 2005 Metro/Trams Gleisfreimeldung 2009, 2011, 2012 Metro/Trams Gleisfreimeldung 2010 Metro/Trams Gleisfreimeldung 2011, 2012 Metro /Trams Gleisfreimeldung 2012 Metro/Trams Gleisfreimeldung 2012 Main Line Gleisfreimeldung 2012


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Know-how auf dem neuesten Stand Auf der InnoTrans werden seit 16 Jahren wichtige Weichen für die gesamte Branche gestellt. Um hier zu bestehen, sind intensive Vorbereitung und perfekte Informationsaufbereitung unerlässliche Erfolgskriterien. Um den damit verbundenen Herausforderungen begegnen zu können, hat sich Frauscher heuer mit einem neuen Konzept präsentiert und nachhaltig positioniert.

Wer im Bahnwesen etwas zu bieten oder zu entscheiden hat, kommt an einer Messe, die sich von ihrer Erstauflage bis heute in jeder Beziehung vervielfacht hat, unmöglich vorbei: von 172 Ausstellern und 6 376 Fachbesuchern 1996 hat sich die InnoTrans zu beeindruckenden 2 515 Ausstellern und 126 110 Fachbesuchern im Herbst 2012 entwickelt. Die Erwartungen sind demnach besonders hoch – und bei Frauscher hat man sich auf diese Herausforderung lange und umfassend vorbereitet. Know-how mit starkem Hintergrund

Freundlich, kompetent und mitunter typisch österreichisch: Das Frauscher Team – hier die Damen im Dirndl

Um in verschiedenen Bahnsegmenten, Märkten und aufgrund projektspezifischer Rahmenbedingungen hoch verfügbare und effiziente Lösungen im Bereich Raddetektion und Achszählung bieten zu können, sind kundenspezifische Adaptierungen unumgänglich. Eine Stärke, die Frauscher in seiner 25-jährigen Unternehmensgeschichte zu einem Technologieund Marktführer in dieser Nische gemacht hat – und konsequenterweise unter dem Motto „Global markets, customized solutions“ auch im Zentrum des InnoTrans-Auftritts stand. Am neuen, großzügig dimensionierten Messestand wurde den beiden Anwendungsseg-

menten jeweils ein eigener Präsentationsbereich gewidmet. Individuelle Achszähl-Lösungen Derzeit verfügt Frauscher über drei Achszählsysteme, die modular und skalierbar aufgebaut sind und die von Integrator und Betreiber gleichermaßen einfach konfiguriert, in Betrieb gesetzt, gewartet und adaptiert werden können: • ACS2000 (Hardwarekonfiguration; Relais Schnittstelle) • FAdC® Frauscher Advanced Counter (Hard u. Softwarekonfiguration; serielle Schnittstelle) • FAdC®i Frauscher Advanced Counter i (für vereinfachte betriebliche Bedingungen) Im Mittelpunkt des Interesses der InnoTransBesucher standen vor allem der FAdC® und der FAdC®i mit serieller Schnittstelle, wobei hier speziell die Softwareumgebung zur Planung, Konfiguration, Diagnose und Simulation überzeugen konnte. Raddetektion für verschiedene Applikationen Bahnübergangssicherungsanlagen, Geschwindigkeitsmessung, Rottenwarnanlagen, Störsignallöschung, Heißläufer- bzw. Flachstellenortungsanlage und sonstige Schaltaufgaben

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In 25 Jahren mit Ideen und Kompetenz zum anerkannten Technologieführer. Dieses Jubiläum feierte Frauscher am ersten Messetag mit Live-Musik und österreichischen Spezialitäten. Geschäftsführer Michael Thiel nützte die Gelegenheit, um sich bei Kunden und Partnern für das entgegengebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit zu bedanken

zählen zu weiteren Applikationen, für die Frauscher mit je fünf Radsensortypen und Auswerteplattformen breit aufgestellt ist. Optimale Anpassung an jede Anwendung in den verschiedenen Bahnsegmenten und Märkten ist auch hier ein zentrales Thema. Highlight in diesem Bereich war die Messung der Geschwindigkeit mittels eines einzigen Radsensors: Die Besucher konnten an einer Speed-Challenge teilnehmen und mit einem Prüfblech möglichst schnell über einen Radsensor fahren. Klare Bestzeit erreichte dabei Lukasz Rawski von Elester PKP, der das Blech auf satte 37 km/h beschleunigte! Der Bewerb demonstrierte jedenfalls eindrucksvoll, dass das Frauscher-Messsystem VEB in der Lage ist, Geschwindigkeitsinformationen einfach und kostengünstig über eine serielle Schnittstelle in Echtzeit zur Verfügung zu stellen.

Insgesamt machten das anspruchsvolle Messekonzept und das tolle Feedback der zahlreichen Fachbesucher den Auftritt von Frauscher bei der diesjährigen InnoTrans zur gelungenen Demonstration für 25 Jahre Innovation aus Österreich, die mittlerweile weltweit gefragt ist. Eine Fotogalerie zur Messe finden Sie auf der Landing-Page www.frauscher.com/innotrans

Schnellster Mann der Frauscher SpeedChallenge: Lukasz Rawski, hier bereits auf Platz 1 gereiht


JUBIL ÄUM

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Einblick in Erfolgsgeschichte Anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums befragte Marketingleiter und ultimaterail-Redaktionsleiter Christian Pucher Firmengründer Ing. Josef Frauscher und Geschäftsführer Dipl.-Ing. Michael Thiel zur Unternehmensentwicklung. Herr Ing. Frauscher, 1997 hat sich hier nur eine grüne Wiese befunden. Sie haben daraus einen Innovationspark für Metall und Elektronik gemacht. Was sind die herausragenden Innovationen, die diesen beeindruckenden Unternehmenserfolg ermöglichten? Josef Frauscher: 1997 waren die technologischen Fundamente des Unternehmens im Bereich Achserfassung und Achszählung bereits vorhanden. Die eigentliche Basis bildet aber meine Erfindung einer neuartigen Radsensorschaltung im Jahre 1986, die auch heute noch im Radsensor Typ RSR180 zum Einsatz kommt. Kunden schätzten die vorteilhaften Eigenschaften und man legte mir nahe, in die Achszähltechnik einzusteigen. Das war schon Anfang der 90er-Jahre. Seit dieser Zeit sind wir kontinuierlich gewachsen und haben die Entwicklung konsequent vorangetrieben. Ich bin sehr stolz, dass uns heute viele Kunden im Bereich Achserfassung und Gleisfreimeldung eine technologische Kompetenz bescheinigen, die weltweit einzigartig ist.

„Das Stiftungsmodell garantiert eine langfristige, personenunabhängige Weiterentwicklung“

Ein weiterer Meilenstein war die Ansiedlung junger Unternehmen im Bereich Metall- und Kunststoffverarbeitung, mit denen wir seit Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit pflegen. So sind am Innovationspark für Metall- und Elektronik in St. Marienkirchen mehr als 180 Arbeitsplätze entstanden. Mit Michael Thiel ist auch der Generationswechsel in der Geschäftsführung in hervorragender Weise gelungen. Mehr noch: Mit Michael Thiel konnte ich jemanden gewinnen, der die Unternehmensphilosophie in meinem Sinne fortführt, basierend auf einem beispielhaften Fachwissen und Kompetenz im internationalen Auftritt. Als leidenschaftlicher Techniker finde ich nun auch Zeit, mich neuen Entwicklungen und Technologien zu widmen. Unter dem Dach der Frauscher Holding gründete ich schon vor einigen Jahren die Frauscher Energietechnik GmbH. Gemeinsam mit einer Handvoll Techniker forschen wir an Lösungen für die Kraft-Wärme-Kopplung mit Hilfe von Stirlingmaschinen. Unser Ziel ist es, mit biogenen Brennstoffen Wärme und elektrische Energie oder Kälte zu erzeugen – ein Fachgebiet mit reizvollen Aussichten für die Zukunft.

Als Unternehmer liegen Ihnen der Umweltschutz und das Thema Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Warum ist Ihnen dies so ein großes Anliegen? Josef Frauscher: Global betrachtet bleiben die Veränderungen in Umwelt und Gesellschaft keinem verborgen. Besonders beunruhigend sind aber die Tendenzen der jeweiligen Entwicklungen. Ich persönlich sehe den zügellosen Einsatz fossiler Energieträger als das eigentliche Drama unserer Zeit. Schon jetzt stünden uns unzählige Möglichkeiten und Methoden zur Verfügung, deren Verbrauch in vielen Bereichen zu reduzieren; beispielsweise beim Verkehr. Der spezifische Energieaufwand für Personen- und Gütertransporte ist bei der Bahn im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern klein. Es ist ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass wir mit unseren Produkten letztendlich auch der Umwelt dienen, indem wir einen Beitrag zur Steigerung der Effizienz dieses Verkehrsmittels leisten. Nachhaltigkeit war für uns schon immer von großer Bedeutung, nicht nur in Gebäudetechnik und Produktion, wo sie durch zahlreiche Umweltmaßnahmen verwirklicht wurde: Die Verwendung von Bioenergie, Erdkollektoren, freier Kälte sowie Solarwärme und Fotovoltaik sind dabei wesentliche Elemente. Neuerdings betreiben wir auch zwei Elektroautos, die letztendlich mit Sonnenstrom geladen werden. Sie betonen immer wieder, dass Frauscher ein unabhängiges Unternehmen ist. Welchen Stellenwert bzw. Vorteil bietet das? Josef Frauscher: Mit gutem Grund habe ich das Unternehmen bereits 2002 in die JosefFrauscher-Privatstiftung eingebracht. Die Existenz der Frauscher Sensortechnik ist daher nicht mehr mit der meinigen verknüpft. Im Stiftungsvertrag ist festgeschrieben, dass der Vorstand für das langfristige Bestehen und die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens Sorge zu tragen hat. Insofern bietet das Stiftungsmodell die Voraussetzung für eine nachhaltige Unternehmenskultur und dauerhaften Bestand, was für die Geschäftstätigkeit mit Bahnkunden von größter Bedeutung ist. Ich sehe dies auch als Grundlage für langfristiges Vertrauen bei unseren Kunden, aber auch bei unseren Mitarbeitern und Partnern.

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Herr Dipl.-Ing. Thiel, als Geschäftsführer verantworten Sie nun schon seit mehr als drei Jahren die Entwicklung des Unternehmens. Was ist dabei die besondere Herausforderung?

Bereich ermöglicht. Die Herausforderung ist es, diese Alleinstellung auch in Zukunft beizubehalten und weiter auszubauen.

Michael Thiel: Die größte Herausforderung für uns als mittelständiges Unternehmen ist es sicherlich, auch für große Eisenbahntechnologiekonzerne und die Bahnbetreiber in aller Welt ein zuverlässiger, leistungsfähiger und innovativer Partner zu sein. Und das im Spannungsfeld eines wachsenden globalen Marktes, steigender technologischer Herausforderungen und zunehmenden Wettbewerbs.

Michael Thiel: Das Stiftungsmodell garantiert uns stabile Eigentumsverhältnisse und eine klare langfristige Ausrichtung. Wir werden uns also nicht auf das Erfüllen kurzfristiger Vorgaben und Erwartungen konzentrieren, sondern zwei klare Zielstellungen verfolgen.

Und wie schaffen Sie das? Michael Thiel: Das geht einerseits nur mit einem Team hervorragender Mitarbeiter, die motiviert hinter den Zielen des Unternehmens und der durch den Gründer etablierten Unternehmensphilosophie stehen. Andererseits müssen wir dauerhaft technologisch führende Produkte anbieten, die den Forderungen unserer internationalen Kunden entsprechen. Und das geht nur mit einem kontinuierlichen Innovationsprozess, der nicht nur die Entwicklung unserer Produkte und Systeme bestimmt, sondern auch die Produktion und die Qualitätsstandards unseres Unternehmens, unserer Partner und Lieferanten. Wir haben mittlerweile ein Produktspektrum für Raddetektion und Achszählung am Markt etabliert, das vor allem durch seine Modularität und Flexibilität in Hard- und Software einzigartige kundenspezifische Lösungen in diesem

Wo sehen Sie das Unternehmen in zehn Jahren?

Das ist einerseits die nachhaltige und dauerhafte Erschließung interessanter Märkte wie Indien, China, GUS und Südamerika und andererseits die ständige Weiterentwicklung unserer Produktpalette im Bereich Raddetektion und Achszählung. Wir beschäftigen uns dabei schon jetzt auch mit anderen – also nicht unbedingt induktiven – Zukunftstechnologien und ich bin sicher, dass wir in zehn Jahren immer noch eine führende Produktpalette anbieten können, die den Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Verfügbarkeit gerecht wird. Unsere Produkte werden dann noch stärker in die Systeme unserer Kunden integriert sein und die technologische Zusammenarbeit wird sich enger als heute gestalten. Und das Team von Frauscher wird weiter kontinuierlich wachsen und sicher noch internationaler sein, obwohl wir ja schon heute Mitarbeiter aus neun Nationen beschäftigen. Vielen Dank für das Gespräch.

„Wir sehen kundenspezifische Lösungen auch weiterhin als entscheidenden Erfolgsfaktor“


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AKTUELLES

Fokus auf höchste Verfügbarkeit

Weichenstellung auf höchster Ebene

Zuverlässige Funktion zählt mit Abstand zu den wichtigsten Eigenschaften jeder Technologie. Um sie für sämtliche Produkte in größtmöglichem Umfang zu gewährleisten, baut Frauscher seit Jahren u. a. auf intensive Entwicklungsarbeit im eigenen, bestens ausgestatteten EMV-Labor (Elektromagnetische Verträglichkeit). Frauscher-EMVCheckliste Störfestigkeit: Elektromagnetisches HF-Feld EN61000-4-3 wird mit GTEM abgedeckt ESD EN61000-4-2 Leitungsgeführte Störgrößen EN61000-4-6 Burst EN61000-4-4 Surge EN61000-4-5 Störaussendung: Gestrahlte Störaussendung CISPR 16-2-3 wird mit GTEM abgedeckt Leitungsgeführte Störaussendung CISPR 16-2-1

Gerade bei Systemen für Raddetektion und Achszählung ist die Sicherstellung maximaler Verfügbarkeit von entscheidender Bedeutung. Sämtliche Hersteller sind verpflichtet, die Erfüllung relevanter Normen wie EN 50121-4:2006 (Bahnanwendungen – Elektromagnetische Verträglichkeit; Teil 4: Störaussendungen und Störfestigkeit von Signal- und Telekommunikationseinrichtungen) nachweisen zu können. Bei Frauscher geht man allerdings einen entscheidenden Schritt weiter: „Alle unsere Komponenten weisen eine extra hohe Störfestigkeit auf. Wir legen das Design so aus, dass unsere Bauteile um den Faktor 2 höher belastet werden können, als in den Normen gefordert. Natürlich entsprechen auch die Werte bei Störaussendungen sämtlichen Vorgaben. Die Basis für eine hohe Verfügbarkeit unserer Systeme ist also außerordentlich tragfähig“, erläutert Entwicklungsleiter Rudolf Thalbauer den Arbeitszugang des EMV-Teams. Um die stets ambitionierten Werte für jede Produktreihe erreichen zu können, werden bereits im Entwicklungsstadium zahlreiche Messungen und Überprüfungen durchgeführt, zumal die Anforderungen hinsichtlich der Störfestigkeit des elektromagnetischen HF-Feldes im Lauf der letzten Jahre maßgeblich gestiegen sind.

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Im Rahmen des österreichisch-kasachischen Wirtschaftsforums Ende Oktober in Wien unterzeichneten die kasachische Eisenbahn „Kazakh Temir Zholy“ und Frauscher Sensortechnik ein dreiseitiges Memorandum über eine strategische Zusammenarbeit. Für die Modernisierung und den Ausbau des kasachischen Eisenbahnnetzes wird Frauscher das Achszählsystem ACS2000 gemäß den spezifischen Anforderungen adaptieren und im Feld erproben. Die ersten Trialanlagen konnten gemeinsam mit dem lokalen Partner „Kazcenterelectroprovod“ bereits in Betrieb genommen werden. Anlässlich eines zeitgleichen Arbeitsbesuches in Wien informierte sich der Präsident der Republik Kasachstan Nursultan Nasarbajew persönlich über die Entwicklung des Projekts und über die dabei eingesetzten Technologien. Kasachstan kommt eine strategische Brückenfunktion zwischen Europa und Asien zu, ist bereits größter Öllieferant Österreichs und hat sich ehrgeizige ökonomische Ziele gesteckt. Bis 2030 will der neuntgrößte Staat der Welt zu den 50 international am höchsten entwickelten Ländern aufholen.

Erstes Großprojekt in Abu Dhabi Vom renommierten Signalhersteller Ansaldo ins Boot geholt, wirkt Frauscher derzeit an der sicherheitstechnischen Ausstattung der Neubaustrecke Shah-Habshan-Ruwais in Abu Dhabi mit. Diese rund 260 km lange Strecke verbindet das Schwefelabbaugebiet Shah im Landesinneren mit dem Hafen von Ruwais und ist Teil 1 des neu zu errichtenden Eisenbahnnetzes von Etihad Rail in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Leiter Forschung und Entwicklung Rudolf Thalbauer bei Tests mit der neuen GTEM-Zelle

Am neuesten Stand Das im Jahr 2000 in Betrieb genommene hauseigene EMV-Labor ist – ganz im Sinne der Unternehmensphilosophie – auch technisch ausgezeichnet aufgestellt: „Zusätzlich zum Burst-Search- und zum ESD-Generator haben wir vor wenigen Wochen in eine neue GTEMZelle (Gigahertz Transverse Electromagnetic Cell) investiert, um auch normkonforme Precompliance-Messungen durchführen zu können. Dies bedeutet, dass wir jetzt in der Lage sind, Prüfungen mit einem Frequenzspektrum bis 20 Gigahertz sowie mit Störfeldern bis zu 60 V/m durchzuführen“, ist Rudolf Thalbauer auf die jüngste Errungenschaft seines Labors unüberhörbar stolz.

In der ersten Ausbaustufe sollen 170 Zählpunkte für 140 Freimeldeabschnitte auf Basis des Frauscher Advanced Counter FAdC® realisiert werden. Ausschlaggebend für diese Wahl ist die Errichtung von Blockstrecken über bestehende Netzwerkstrukturen hinweg. Der FAdC® bietet die Möglichkeit, diese über offene Netzwerke (EN50159-2, Klasse 5) zu bilden, womit der geforderten dezentralen Verteilung der Achszähltechnik optimal entgegengekommen werden kann. Die Inbetriebnahme ist für 2013 geplant.

Kooperation mit Atkins in Cardiff Gemeinsam mit Signalhersteller Atkins wird Frauscher das Bahnnetz im Süden von Wales auf den neuesten Stand bringen. Ein umfangreiches Vorhaben, das für Frauscher den zweiten Großauftrag für Network Rail in Großbritannien bedeutet. Das Projekt Cardiff Area Signaling Renewal (CASR) zeichnet sich nicht nur durch seine Dimensionen, sondern auch durch anspruchsvolle Umgebungsbedingungen aus. Bis 2015 sollen Infrastruktur und Signaltechnik modernisiert werden, wobei man sich seitens Atkins bezüglich Gleisfreimeldung für Technologie aus Österreich entschied. Insgesamt werden rund 730 Radsensoren RSR123 sowie die neueste Achszählgeneration FAdC® zum Einsatz kommen. Dank der seriellen Schnittstelle kann Atkins künftig auf hoch verfügbare und sichere Raddetektion, maximale Flexibilität im Design, einfache Projektplanung, niedrige Investitionskosten sowie geringen Wartungsaufwand vertrauen. Durch das Diagnosesystem FDS stehen Network Rail sämtliche Daten des Achszählsystems online uneingeschränkt zur Verfügung. Somit sind präventive Wartungsmaßnahmen sowie eine schnelle und einfache Entstörung gewährleistet, wodurch die Verfügbarkeit erhöht und die Life-Cycle-Costs reduziert werden.

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ÜBERBLICK

We are Family! Dass man bei Frauscher nicht nur hochspezifische Sensoren entwickelt, sondern auch für das eigene Betriebsklima ein ausgeprägtes Sensorium hat, zeigen regelmäßige Aktivitäten, die über die Arbeitszeit hinaus verbinden und überaus gerne genützt werden. Ein wunderschöner Sommertag stand bei Frauscher beispielsweise ganz im Zeichen eines großen Mitarbeiter-Familienfestes, zu dem die Geschäftsführer der Frauscher-Gruppe, Josef Frauscher und Michael Thiel eingeladen hatten. Nicht weniger als 250 Gäste fanden sich zu einem abwechslungsreichen Nachmittag zusammen, für den die neu errichtete Hackschnitzelhalle perfekte Platzverhältnisse bot. Kulinarische Schmankerln und fruchtige Cocktails bildeten dabei die wohlschmeckende Basis für gemütliches Beisammensein und familiengerechte Programm-Highlights, die vom Schuhplatteln bis zur Hüpfburg für die kleinen Gäste reichten. Die eigens zum Fest angereisten Frauscher-Geschäftsführer der Niederlassungen China und Polen stellten jedenfalls unisono fest, dass in St. Marienkirchen bemerkenswerter Teamgeist herrscht.

Das Familienfest bei Frauscher wurde zum Sommerhit für Groß und Klein!

Termine Frauscher-Produktschulungen: • • • •

9. – 12. April 2013 (Deutsch) 23. – 26. April 2013 (Englisch) 1. – 4. Oktober 2013 (Deutsch) 15. – 18. Oktober 2013 (Englisch)

Gerne informieren wir Sie über die Details zu unseren Schulungen oder stimmen einen individuellen Termin mit Ihnen ab. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Elke Gimplinger, T: +43 7711 2920-9284 oder E: training@frauscher.com

Wissen aus erster Hand – die Produktschulungstermine für 2013 stehen!

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