Verein für Heimatkunde - Nr. 35

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IMPRESSUM

Geschäftsführerin: Gabriele Schmidt Erweiterter Vorstand: Brigitte Flusche, Ludwig Müller, Ulrich Selter, Dieter Thys. Mitglieder kraft Amtes: Birgit C. Haberhauer-Kuschel, Monika Löcken

ATTENDORN – GESTERN UND HEUTE Mitteilungsblatt des Vereins für Orts- und Heimatkunde Attendorn e.V. für Geschichte und Heimatpflege HERAUSGEBER Verein für Orts- und Heimatkunde Attendorn e.V., Hansastraße 4, 57439 Attendorn, Tel. 0 27 22-63 41 65, Mail: info@heimatverein-attendorn.de

ANSPRECHPARTNER FÜR ALLE BELANGE DER HEIMATPFLEGE IN ATTENDORN UND UMGEBUNG: Verein für Orts- und Heimatkunde Attendorn e.V., Hansastraße 4, 57439 Attendorn Sprechstunde: Montags 18.00 – 20.00 Uhr Ortsheimatpflegerin für Attendorn: Birgit C. Haberhauer-Kuschel Ortsheimatpfleger für Mecklinghausen: Albert Schnepper Ortsheimatpfleger für Neu Listernohl: Ludwig Müller

REDAKTION Birgit C. Haberhauer-Kuschel (HaKu), Wesetalstraße 90, 57439 Attendorn, Tel. 02722-7473, Mail: genealogie@RA-Kuschel.eu DRUCK Frey Print & Media, Bieketurmstraße 2, 57439 Attendorn

INHALT

Erscheint in zwangloser Reihenfolge. Alle Rechte vorbehalten, auch des auszugsweisen Nachdrucks. Bezugspreis im Jahresbeitrag [2013: 20,! für Einzelmitglieder/ 5,- ! für Ehegatten] inbegriffen. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Verfasser persönlich verantwortlich. ISSN-Nr. 1864-1989 Dieses Jahresheft erscheint im Juli 2013 und trägt die Nr. 35.

Impressum

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Die neue Kunststoffreplik des St.Sebastians-Reliefs von 1754 am Schüldernhof 6 in Attendorn 3 75 Jahre Schützenverein St. Hubertus 1938 e.V. Biekhofen 8 Geistl. Rat Pfarrer Johannes Klinkhammer 1922-2011 13

TITELABBILDUNG: Foto-Collage zum St.-Sebastians-Relief. Fotos: C. Ortmann/ B. Haberhauer-Kuschel Ein herzlicher Dank gilt den AUTOREN DIESER AUSGABE: HELMUT GABLER, ANJA GOEBEL, GERTRUD JUNKER, MARTIN KUSCHEL, MONIKA LÖCKEN, MEINOLF LÜTTECKE, JÜRGEN MEISE, CLAUS ORTMANN, GEORG ORTMANN, GABRIELE SCHMIDT, JOSEF SCHULTE

Ob es so gewesen sein könnte? Woher kam Kaspar Zeppenfeld?

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In diesem Jahr feiert die Kolpingfamilie Attendorn 125jähriges Jubiläum

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Die Anfänge der Papiermühle im Ihnetal bei Attendorn

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50 Jahre Fisch Jakob 1961-2011

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Die Sammlung des Südsauerlandmuseums- Eiszeitliche und vorgeschichtliche Fundgruppen 35 Bebel, Rathenau, Erzberger – Ein Tod in hohem Alter, zwei politische Morde und die Reaktionen der Attendorner Bevölkerung 41

VORSTAND DES VEREINS (Stand Mai 2013) Geschäftsführender Vorstand: Vorsitzender: Reinhard König Stellv. Vorsitzende: Gabriele Schmidt Schriftführer: Peter Prentler Schatzmeister: Markus Kaufmann

Vor 400 Jahren in Attendorn – Antonius Kallenboel scheintot begraben 48 Erinnerung an den Einzug der Amerikaner 1945 50 Kriegsende 1945 am Wassertor

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Die neue Kunststoffreplik des St.-Sebastians-Reliefs von 1754 am Schüldernhof 6 in Attendorn von Claus Ortmann

Eine digitale Attendorner Handwerksgeschichte Im Jahr 2012 wurde eine Kopie des originalen St.-Sebastians-Reliefs an der Fassade des Hauses Nr. 6 am Schüldernhof angebracht. Hier befand sich bis zur Zerstörung 1945 das Gebäude der ehemaligen Schützenvikarie. Das neue Relief ist eine Stiftung der Confraternität St. Sebastian 1484 und wurde während einer Festveranstaltung am 31.08.2012 durch den Vikar St. Sebastian Josef Vorderwülbeke feierlich eingesegnet.

Das Haus der Schützenvikarie St. Sebastian mit dem Original-Relief. Repro: Claus Ortmann

Von der Idee zur Umsetzung Die Idee für ein Duplikat entstand im Laufe des Jahres 2009. Eine glückliche Voraussetzung für ein Gelingen des Vorhabens war, dass das OriginalRelief, wie das Gebäude Schüldernhof 6, Eigentum der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist sind. So hatte man nur einen Eigentümer für die Erlaubnis und als Ansprechpartner. Eine praktische Umsetzung gestaltete sich aber anfangs wesentlich schwieriger. Aufgrund des künstlerischen Wertes des Originals kam eine Herstellung mit einer Silikonform für einen Abguss nicht infrage. Es wäre nicht auszuschließen gewesen, dass sich kleine Teile aus

Der neue Standort der Replik am Schüldernhof.

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der Oberfläche bei dem Abnehmen der Form vom Original hätten lösen, oder Rückstände von der Silikonform auf dem Relief hätten verbleiben können, was früher oder später zu Schäden geführt oder mögliche spätere Restaurierungen erschwert hätte.

(88*54*11,5 cm) auf diese Weise herstellbar sein könnte. Es wurden die verschiedenen zuständigen Personen und Gremien angesprochen. Zunächst die Eigentümer, vertreten durch Pastor Neuser und dem Kirchenvorstand. Die Initiative fand Zuspruch und so kam es am 19. Juli zu einer Erlaubnis zwischen der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist und der Confraternität St. Sebastian, vertreten durch Claus Ortmann, über eine Herstellung einer Kopie des St. Sebastians-Reliefs und eines St. Barbara-Reliefs.

Ein Jahr später kam eine neue mögliche technische Variante für ein Duplikat dazu: Eine Digitalisierung in einem Computertomographen. Ein Verfahren, das berührungslos, und somit für das Objekt fast risikolos, die Oberfläche erfassen kann. Die Daten sind vielseitig nutzbar, da das ganze Objekt erfasst wird. Für spätere Untersuchungen oder Restaurierungen vielleicht sogar eine Hilfe. Die Idee entstand durch ein Gespräch mit Dr. Karl-Dieter Lerch, ehemals Chefarzt am Klinikum Dortmund, und jetzt wohnhaft in Attendorn. Er ist im Besitz einer Firma, die unter anderem Kunststoffmodelle mit Hilfe digitaler Daten für medizinische Zwecke herstellt. Ähnliche Verfahren werden heute auch in der Industrie z. B. für den Modellbau angewandt.

Das Originalrelief befindet sich in der Dauerausstellung im 1.OG des Südsauerlandmuseums. Ein möglicher Termin und die Vorgehensweise wurde mit Monika Löcken als Museumsleiterin abgesprochen. Die Rhön Klinikum AG stellte für die Digitalisierung ihren Computertomographen im St. Barbara Krankenhaus in Attendorn zur Verfügung. Dr. Werner Feiereis als Ärztlicher Direktor des Hauses hatte sich hierfür freundlicherweise eingesetzt.

Im Sommer 2010 wurde mit einem kleinen, aber durchaus vergleichbaren, Objekt ein Versuch durchgeführt. Eine kleine Figur aus Holz (ca. 14. Jhdt.) wurde dazu in der Dortmunder UniKlinik digitalisiert. Die Daten wurden auf CD gebrannt und von Jürgen Ortmann bearbeitet. Ein Modell des Probeobjektes wurde aus Kunststoffmaterial in einem 3D-Drucker hergestellt. Dieser Versuch endete mit einem erstaunlich guten Ergebnis.

Das St.-Sebastians-Relief im CT.

So konnte man nun davon ausgehen, dass eine Replik des im Vergleich wesentlich größeren Eichenholzreliefs -4-


gen auf die Gestaltung des Reliefs an der Fassade. Ursprünglich war lediglich am Relief links ein Hinweis auf die Vikarie und deren Zerstörung 1945 geplant und rechts ein Hinweis auf die St.-Sebastians-Confraternität 1484. Dies wurde aber aufgrund der umfangreichen Geschichte um das Relief der Sache nicht gerecht. So entschied man sich für eine neue Variante mit zusätzlicher Hinweistafel aus Glas.

Am 19. September 2011 wurden beide Reliefs im CT digitalisiert. Die Daten wurden anschließend von Jürgen Ortmann für einen 3D-Druck aufbereitet. Ein kleines Modell wurde vorab erstellt, um zu überprüfen, ob ein Druck möglich ist. Der Probedruck befindet sich heute im Bieketurm, Rüstkammer und Museum der Schützengesellschaft Attendorn. .

Mit ausschlaggebend hierfür war ein Artikel von Werner F. Cordes, der Ende der 1990er Jahre in der Zeitschrift SAUERLAND, Ausgabe Nr.4/1999, mit dem Titel „Ein ungewöhnliches St.Sebastians-Relief von der ehemaligen Schützenvikarie in Attendorn und sein Stifter Johann Baptist Molitor“ und dem Untertitel „Nachrichten über einen Attendorner Schützenvikar durch Anregung Goethes“ seine Forschungsergebnisse um das St.-Sebastians-Relief und den Stifter, den Vikar St. Sebastiani Johann-Baptist Molitor (1702-1768) veröffentlichte.

Foto/Daten: Sankt Barbara Krankenhaus Attendorn Rhön AG. Bearbeitung: Jürgen Ortmann

In diesem Bericht wird die Verbindung zwischen Schützenvikar Johann Baptist Molitor und Jung-Stilling, sowie Jung–Stilling und Johann Wolfgang Goethe erläutert. Des Weiteren wird hier die Vorlage des Reliefs sicher nachgewiesen - ein St. SebastianKupferstich von Paulus Pontius (16031658) nach einem Gemälde von Gerard Seghers (1591-1651).

Die Gestaltung In der Jahreshauptversammlung der Confraternität St. Sebastian 1484 im Januar 2012 konnten erste Entwürfe für die Fassade mit Relief und eine grobe Kalkulation der Kosten vorgelegt werden. Die Mitglieder beschlossen eine möglichst zeitnahe Umsetzung.

Die überarbeitete Fassung des Artikels ist heute auf der Glasplatte mit einem QR-Code abrufbar. Im Museum am Relief und im Bieketurm wurde dieser QR-Code zusätzlich angebracht.

Es begann die zweite Entwurfsphase, die zwangsläufig eine gründliche Recherche um das Relief, die Vikarie und weitere Dinge zur Folge hatte. Diese Arbeit hatte grundlegende Auswirkun-5-


Variante, die eine ähnliche Proportion und Darstellung zulässt, wie sie damals an der Originalfassade der Vikarie vorhanden war. Die farbliche Gestaltung wie die Größe (> 10%) des Objektes sollten harmonisch und an das jetzige Gebäude angepasst werden. Ein Unterschied in der Größe und farblich zu dem Original ist also durchaus beabsichtigt.

QR-Code, hinterlegt mit der ausführlichen Geschichte um das Eichenholzrelief

Die handwerkliche Arbeit

Vier der acht unbearbeiteten Einzelteile aus dem 3D – Drucker.

Die Replik wurde nun in 8 Teilen aus einem Kunststoffpulver, welches in Schichten von 1/10 mm mit einem Bindemittelstrahl verfestigt wird, dreidimensional gedruckt. Die Aufteilung der Größe der Einzelteile war durch eine maximale Druckgröße vorgegeben. Fehlstellen wurden nachgearbeitet. Gestaltung und Entwurf: Frey Print + Media GmbH und Claus Ortmann

Die einzelnen Kunststoffteile wurden mit Epoxidharz zusätzlich nochmal verfestigt und eingelassen, um eine bessere Wetterbeständigkeit zu erreichen. Auf Erfahrungen mit der Haltbarkeit im Außenbereich von diesem erhärteten Kunststoffmaterial konnte hierbei nicht zurückgegriffen werden, da dieses Verfahren nicht erprobt ist. Die einzelnen Teile wurden nun mit Polyurethankleber auf einer Trägerplatte verklebt und die Fugen beigearbeitet. Nach mehre-

Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel von Dr. med. Klaus Pfeiffer im Mitteilungsblatt des Vereins für Orts- und Heimatkunde 2011 mit dem Titel „Das Vermächtnis des Johann Baptist Molitor und Johann Heinrich Jung, gen. Stilling“. Das Relief sollte nun einen Holzrahmen als Passepartout erhalten - eine -6-


wirkenden Rahmen mit leicht antiker Patina.

ren Grundierungen und Holzgrundvorstrichen auf Alkydharzbasis, konnte eine holzimitierende Fassung mit Lasuren aufgebracht werden.

Die fertige Installation der Replik am Schüldernhof 6, im August 2012.

Zwischenstadium der Arbeiten an der Replik. Die Einzelteile und das Bearbeiten der Fehlstellen sind noch gut zu erkennen.

Die Confraternität St. Sebastian 1484 hofft mit dieser Maßnahme, einen angemessenen Hinweis auf die Stadtund Schützengeschichte für Attendorn geschaffen zu haben.

Die Fassade wurde an der Stelle für die Replik ca. 10 cm eingestemmt. Nachdem die Kopie angebracht war, wurde der Eichenholzrahmen in proportionaler Breite zugeschnitten und angebracht. Die Fa. Pompe übernahm diese Schreinerarbeiten.

Anmerkungen: Seit dem 18. Juli 2012 ist durch eine Schenkung der Eheleute Werner F. und Gisela Cordes ein original Paulus Pontius Kupferstich Eigentum der Confraternität. Der Kupferstich ist als Dauerleihgabe dem Südsauerlandmuseum übergeben worden und wird nun neben dem Relief ausgestellt.

Die verwendeten Eichenholzdielen stammen ursprünglich aus dem Pastorat St. Johannes Baptist von 1783. Bei Umbauarbeiten mussten diese entfernt werden und konnten so für diesen Zweck genutzt werden. Sie wurden mit einer dunkelroten Lasur geölt, und verleihen so dem Relief zusätzlich einen zurückhaltenden, nicht aufdringlich

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Attendorner Schützenvikar Johann Babtist Molitor beides Kupferstiche von Daniel Chodwiecki (1726-1801). Auch dieses Exponat ist als Dauerleihgabe im Südsauerlandmuseum Attendorn. Fotos / Bildquellen: Claus Ortmann Ein Dankeschön Ohne viele Helfer wäre dieses Projekt nicht umsetzbar gewesen. Die wichtigsten seien an dieser Stelle genannt:

Links: Johann Wolfgang Goethe und Jung Stilling Rechts: Johann Baptist Molitor und Jung Stilling Kupferstich von Daniel Chodowiecki (1726-1801).

Dr. Karl-Dieter Lerch, Dr. Werner Feiereis, Jürgen Ortmann, der Kirchenvorstand mit seinem Vorsitzendem Pastor Andreas Neuser, Werner F. Cordes und Monika Löcken.

Eine Ausgabe des Buches „ Wanderschaft“, Untertitel „Eine Wahrhafte Geschichte“ von Heinrich Jung Stilling 1778 hat die Confraternität 2012 erwerben können. Auf dem Frontispiz des Buches befinden sich links eine Darstellung mit Goethe und Jung Stilling und rechts Jung Stilling mit dem

Die Confraternität St. Sebastian 1484 bedankt sich für die große Unterstützung bei diesem Projekt.

75 Jahre Schützenverein St. Hubertus 1938 e.V. Biekhofen. von Josef Schulte

Am 29. Juli 2013 wird der Schützenverein St. Hubertus Biekhofen 1938 e.V. 75 Jahre alt.

den aktuellen Sinn und die Zielrichtung des Geburtstagskindes. Beides soll im Folgenden stattfinden.

Zweifellos wird dies ein Grund sein zum Feiern in dem Dorf vor den Toren der Stadt Attendorn. Es ist aber auch ein Anlass zurückzublicken auf Ursprung und frühe Entwicklung jenes Vereins, der noch heute das dörfliche Leben prägt und gestaltet. Ebenso ist es ein Moment des Innehaltens über

Zum einen dürfte es interessant sein, in einem Manuskript zu schmökern, das Hubert Luke verfasst hat, der als 14jähriger in der Gastwirtschaft seiner Eltern bei der Gründungsversammlung anwesend war. Zum anderen aber sollen Gedanken des aktuellen 1. Vorsitzenden Günter Rotthoff Platz finden, -8-


der aus heutiger Sicht, 75 Jahre später der Sinnfrage und Zukunftsorientierung eines Schützenvereins im Dorfleben nachgeht.

zenfest in Windhausen, führten zu einer spontanen Idee von Josef Klein: „Wir könnten doch selbst einen Verein gründen!“ Herr Wiesemeyer nahm die Sache sofort auf und sagte zu meinem Vater: „Carl hol mal einen Schreibblock.“

So schreibt Hubert Luke in seinem Manuskript: GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG DES SCHÜTZENVEREINS „ST. HUBERTUS“ IN UNSEREM HEIMATORT BIEKHOFEN. Mir war es vergönnt, mit 14 Jahren dabei zu sein, als der Schützenverein in der Gaststube meines Elternhauses gegründet wurde. Unser ehemaliger Dorfschullehrer Hermann Wiesemeyer weilte zu Besuch in Biekhofen. Am Donnerstagabend, dem 29. Juli 1938 traf man sich bei meinem Vater Carl Luke, zu einer gemütlichen Runde. Josef Cramer vom Relekeshof, Siegfried Stumpf „Wiesen“ aus der Wesmecke und Herman Wiesemeyer, saßen in altgewohnter Weise an dem kleinen Tisch in der Ecke. Weitere Gäste in der Gaststube waren: Anton Sosnitzki, Martin Lütteke und der in Urlaub weilende Gefreite Albert Lütteke. Zu vorgerückter Stunde kamen noch zwei Biekhofer Bürger hinzu. Josef Klein und Albert Stumpf kamen von Windhausen. Dort war von dem Viehversicherungsverein eine notgeschlachtete Kuh verpfundet *) worden und man hatte sich von dem günstigen Angebot Fleisch geholt. Die beiden, etwas „inspiriert“ von Johann Hüttemann’s Dorfschänke in Windhausen, beklagten den beschwerlichen Weg über Dahlhausen und Himberg. Diese Umstände und die Gedanken an das vor kurzem stattgefundene Schüt-

So steht als Urkunde geschrieben: Biekhofen, den 29.Juli 1938 Am heutigen Tage gründen wir den Schützenverein Biekhofen bei Attendorn. Wir tragen uns als Mitglieder ein. (die Anwesenden tragen sich namentlich ein.) Unter den neun Anwesenden entstand eine Hochstimmung und ich musste bis zur tiefen Nacht noch manches Glas füllen. Die Kunde ging schnell durchs Dorf. Am Samstag, dem 31. Juli und am Sonntag, dem 1.August lag die Liste zur Unterschrift in der Gaststätte aus. Alle männlichen unbescholtenen Bürger ab 18 Jahren von Biekhofen und Umgebung, die mit dem Dorf verbunden waren, konnten sich eintragen. Am Sonntag waren es 31 Unterschriften. *) Anmerkung: von Josef Schulte: Das Wort verpfundet war uns zu Hause nicht bekannt. In der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg herrschten bekanntlich große Armut und Hunger. Mir ist in Erinnerung, dass in den Wiesen unterhalb vom Mühlenweg Biekhofen ein notgeschlachtetes Pferd in einem Seilzug in einem Dreibaum hing. Das Fleisch wurde da herausgeschnitten und verkauft. Es hieß: das geschlachtete Pferd wurde „ausgepfundet“. Auf Plattdeutsch sagte Opa Gustav: Dat werd „Utpunget“.

In seinem Buch: DIE GESCHICHTE UNSERES HEIMATDORFES BIEKHOFEN schreibt Hubert Luke u.a.:

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Die Dorfbewohner von Biekhofen, Rautersbeul und der Wesmecke pflegten gute Nachbarschaft und bildeten regional eine Gemeinschaft, obwohl die Wesmecke zum Stadtbezirk Attendorn gehörte. Obwohl das Gemeinwesen sehr geprägt war, gab es doch keine offizielle Vereinigung oder eine Institution. So schlossen sich die Bürger von hier um die Jahrhundertwende den Nachbargemeinden an. Da die Bevölkerung wegen der Steinbrüche und der Nierhofer-Mühle, der bekannten Schmiede Rüschenberg in Listerscheid, zum Ihnetal tangierte, trat man dort dem 1868 gegründeten Schützenverein bei. Als in Ennest 1899 der Schützenverein gegründet wurde, traten auch hiesige Burschen dort ein, engagierten sich. So schoss 1909 Bernhard Keseberg und 1910 Johann Stumpf den Vogel ab und waren dort Schützenkönig. Zum Eklat kam es 1911, als der Favorit Emil Stumpf unter der Vogelstange weggenommen wurde und vom Schützenvorstand Ennest Schießverbot bekam. Doch die hiesigen Burschen und Männer gingen dann nach Windhausen und gründeten mit den Windhausern 1908 den Schützenverein. So wurde Windhausen für uns Vereinsort bis zur eigenen Vereinsgründung 1938. Die erste Vogelstange, eine passende Tanne, ist von Biekhofen bei einer Nacht- und Nebelaktion aus der Fürstmicke nach Windhausen getragen worden. Im Jahre 1914, vor Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde Albert Stumpf aus der Wesmecke Schützenkönig in Windhausen. Seine Königin und spätere Frau, Maria Keseberg, kam vom Waterland.

Eine erste Seilwinde zum Heben der Vogelstange wurde aus dem Getriebe eines Spitzdreschers konstruiert, den Carl Luke stiftete. Soweit die Texte von Hubert Luke.

Schützenzug in Biekhofen 1939. Repro: Josef Schulte

Zum nun anstehenden Jubiläum hat der Vorstand des Schützenvereins bereits 2009 einen Festausschuss gebildet, der in verschiedenen Untergruppen die Vorbereitungen für den Festablauf in 2013 tätigt. In diesem Zusammenhang erläutert der 1. Vorsitzende Günter Rotthoff noch einmal die Ziele des Vereins, die in der Neufassung der Satzung aus dem Jahr 2007 formuliert werden: Der Schützenverein erstrebt die Förderung und Erhaltung des traditionellen Sauerländer Schützenwesens. Auf der Grundlage christlicher Werte sollen Gemeinsinn, Heimatverbundenheit und Tradition bei allen Bürgern, insbesondere bei der Jugend gepflegt und vertieft werden. Zum Vereinsleben in heutiger Zeit macht Günter Rotthoff folgende Aussagen:

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Der Schützenverein steht im Dienst des Dorfes und der angrenzenden Wohngebiete, für die er Verantwortung übernimmt und hofft so, dass für immer mehr Menschen eine Heimat wächst, in der sie Sicherheit, Solidarität und Verlässlichkeit erfahren können. Gerade in der immer schnelllebiger werdenden Zeit bekommt der Begriff Heimat eine wichtigere Bedeutung. Bedingt durch unsere ländlichen Strukturen sind wir oft außerhalb unseres Wohnumfeldes unterwegs und müssen regional flexibel arbeiten. Die Zeiten, dass sich das gesamte Leben in einem Ort abspielt sind definitiv vorbei. Da kann sich durchaus die Frage stellen, wo ist meine Heimat, wo habe ich meine sozialen Kontakte und wie kann ich mein Leben so gestalten, dass ich mich „zuhause“ fühle, an dem Ort wo ich mit meiner Familie lebe. Für mich z.B. waren meine ersten Schützenfeste 1986 und 1987 in Biekhofen der beste Einstieg. Mit offenen Herzen für „den Neuen“ wurde ich in die Gemeinschaft mit hineingenommen und in die örtlichen Traditionen und Strukturen eingeführt. Diese gute Umgangsform miteinander hat es mir leichter gemacht, hier heimisch zu werden. So durfte ich in den vergangenen Jahren viele Menschen aus Biekhofen kennen lernen, die mein Leben bereichern. Oft stelle ich mir die Frage, wer braucht unseren Schützenverein eigentlich? Was schützen wir als Schützenverein? Ich glaube, wenn es uns gelingt, den Menschen, die zu uns kommen ein Stück Heimat zu geben auf dem Weg

zum ewigen Zuhause, dann schützen wir sehr viel. Wenn wir die Gemeinschaft in unserem Dorf und den angrenzenden Wohngebieten stärken, bedarf es nicht nur der Ideale „Glaube, Sitte, Heimat“, die ja für die Schützenvereine und Bruderschaften stehen. Diese Ideale stehen zusammen mit den Tugenden „Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit“. Diese Tugenden sind nicht nur die Voraussetzung für eine erfolgreiche Vereinsarbeit, sondern auch für ein gelingendes christliches Leben. Wenn wir in unserem Verein diese Ideale und Tugenden glaubwürdig leben, schützen wir unsere Dorfkultur und bereichern unsere Dorfgemeinschaft. Aus diesem Grund feiern wir unser Schützenfest und veranstalten und gestalten viele Feste im Jahreskreis. So geht unsere Jungschützenabteilung auf Neujahr durch unser Dorf und die angrenzenden Wohngebiete und begrüßt die Bewohner mit dem traditionellen Neujahrslied. Neben dem Neujahrssingen laden die Jungschützen zu weiteren Veranstaltungen im Jahreskreis ein. Wir freuen uns darüber, dass sich die Jungschützenabteilung so gut entwickelt hat. Unser Spielmannszug, der ein Teil des Schützenvereins ist und 1954 gegründet wurde, gestaltet zusammen mit den Frauen des Dorfes Biekhofen den traditionellen Altweiberfastnachtsnachmittag, zu dem die Frauen des Dorfes und der angrenzenden Wohngebiete eingeladen sind. Der Spielmannszug spielt auch auf vielen Schützenfesten im Jahreskreis. Musik verbindet! Dies stellen wir immer wieder fest, wenn wir uns unsere unterschiedlichen Gruppen anschauen. - 11 -


Starten kann man bei uns bereits im Kindesalter. Für die ganz Kleinen gibt es eine musikalische Grundausbildung, die mit sehr viel Spaß, Geräuschen und auch ein wenig mit Noten lernen verbunden ist. In unserer Musikgruppe kommen Freunde zusammen, es wird viel gelacht, musiziert und geprobt. Jeder, der neu in die Gruppe kommt, wird herzlich empfangen und fühlt sich sofort wohl. Durch die gute und intensive Kinderund Jugendarbeit zählt unser Spielmannszug mittlerweile über 50 aktive Mitglieder. Der Schützenverein veranstaltet mit seinen Unterabteilungen im Jahreslauf noch viele Feste. Neben dem Kinderschützenfest wird auch der Martinszug geplant und durchgeführt. Zu unserem Patronatsfest feiert der Schützenverein immer einen Gottesdienst im Vereinshaus und lädt die Rentner des Schützenvereins zum traditionellen Hubertusessen ein. In Zusammenarbeit mit der kath. Pfarrgemeinde werden im Frühjahr und im Herbst Gottesdienste mit anschließendem Dämmerschoppen im Vereinshaus gefeiert. Ebenso lädt der Schützenverein zum Oktoberfest und zum Weihnachtsmarkt ein. Wir glauben, dass wir durch die vielen Aktivitäten für unsere Dorfbewohner und Mitbürger ein Angebot zur Begegnung machen und so die Dorfgemeinschaft auf der Grundlage christlicher Werte fördern.“ Soweit die Formulierung von Günter Rotthoff zu „Heimat schützen“.

Schützenzug 2012. Foto: Josef Schulte.

Zur Jahreshauptversammlung 2010 wurden die Schützen entsprechend von den laufenden Aktivitäten informiert und gaben ihr Einverständnis hierzu. Auch wurde dabei informiert, dass mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde, in dem der Schützenverein bereits lange Mitglied ist, ein gemeinsamer Dorfabend geplant ist. Aus dem o.g. Festausschuss wurden zur besseren Arbeitsteilung und gezielterem Vorgehen mehrere Teams gebildet. Die Mitglieder im Geschäftsführenden Vorstand bilden den Lenkungsausschuss, der die Aufgaben: Festkoordination; Genehmigungen; Verträge verantwortet. Das Kernteam ist die Bündelung aller 8 Teams, die die diversen Aufgaben: • Zuweg Schützenzug, Jubiläumsfestzug mit Gastvereinen • Schützenplatz: Aufbau, Gestaltung • Musikgestaltung, Marketing, Catering, evtl. Karneval, Heimatabend bearbeiten und koordinieren. Am 17.09.2012 wurde der Titel für den Heimatabend wie folgt gefasst: Biekhofen gestern, heute und morgen -- ein Dorf im Wandel der Zeit. 75 Jahre Schützenverein „St.Hubertus“1938 e.V. Biekhofen. - 12 -


Der Termin für diesen Abend ist festgelegt auf den 27. September 2013. Für den Herbstball 2013, der erstmalig in Biekhofen stattfindet, muss ein entsprechend der Teilnehmerzahl großes Zelt angemietet und auf dem Schützenplatz aufgestellt werden. So bietet sich an, den Heimatabend am Abend vor dem Herbstball im gleichen Zelt zu organisieren. Er wird für den Verein für Orts- und Heimatkunde die Monatsveranstaltung sein und wird für das Jubiläumsjahr für den Schützenverein ein besonderer Mosaikstein sein. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Attendorn und der Spielmanns-

zug Biekhofen werden das Programm musikalisch begleiten und bereichern. Es wird ein breiter Bilderbogen über das Dorf, den Schützenverein und das Umfeld von Biekhofen mit Bildern, Filmen und aktuellen Gesprächen gespannt. Auch der ehemalige Bergbau, die teilweise noch vorhandene Landwehr, Bachschwinde und Noackenhöhle werden auf Großbildleinwand dargestellt und dem Publikum näher gebracht werden. Es soll für die Einheimischen, die Neubürger und die Heimatfreunde ein unvergesslicher Abend werden.

Geistl. Rat Pfarrer Johannes Klinkhammer – 1922 - 2011 von Meinolf Lüttecke

Fast 90jährig starb am 10. November 2011 im Attendorner Seniorenzentrum Geistlicher Rat und Pfarrer i.R. Johannes Klinkhammer. Insgesamt 46 Jahre seines Lebens lebte und wirkte Johannes Klinkhammer in der Hansestadt, davon 30 Jahre als deren Pfarrer. Er konnte hier sein silbernes, goldenes und diamantenes Priesterjubiläum feiern. Am 16. November 2011 wurde Johannes Klinkhammer zu Grabe getragen und fand seine letzte Ruhe in der Priestergruft auf dem Waldfriedhof.

zese Paderborn, Erzbischof Lorenz Jäger, bestimmt sehr schnell den Militärpfarrer Johannes Klinkhammer für diese Aufgabe. Mit seiner Schwester und Haushälterin Maria zog der neue Pastor nach Attendorn. Dass das Pfarrhaus für 30 Jahre sein Zuhause wurde, damit hatte Johannes Klinkhammer sicherlich damals auch nicht gerechnet. Aus seiner Vita geht hervor, dass seine Eltern aus Fretter stammen. Der Vater war Lokführer. Das bedingte im Jahre 1921 den Umzug nach Hagen. Hier wurde Johannes Klinkhammer am 1. Januar 1922 geboren. Die Familie vervollständigte sich später mit den Brüdern Heinz, Josef und Günther sowie seiner Schwester Maria, die im Jahre 1936 geboren wurde und heute noch in

Als 43jähriger begann er am 26. September 1965 seine Zeit als Pfarrer von Attendorn. Nachdem am 8. April 1965 sein Vorgänger Richard Wurm plötzlich verstarb, brauchte die große Pfarrei St. Johannes Baptist einen neuen Pastor. Der damalige Oberhirte der Diö- 13 -


Jahr als Religionslehrer und Vikar in Dortmund, erfolgte im Herbst 1956 die Ernennung zum ersten Militärpfarrer der Diözese Paderborn. Militärgeistlicher war Klinkhammer bis Februar 1958 in Hamburg und dann in Augustdorf (Senne) bis September 1965. In dieser Zeit war auch der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß sein Ansprechpartner.

Attendorn lebt. Nach seiner Schulzeit, die mit dem Abitur am Albrecht-DürerGymnasium in Hagen endete, ging Johannes Klinkhammer mit 18 " Jahren zur Wehrmacht. Während des Krieges reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden.

Es folgte seine lange Zeit in Attendorn. In den Heimatstimmen1 schrieb Dechant Friedhelm Rüsche über die Anfangszeit: „Die Attendorner merkten sofort, er kann gut predigen und erklären; man kann ihm gut zuhören; was er sagt und schreibt hat Hand und Fuß, er ist belesen und gebildet, aber er bringt es so an, dass es jeder versteht.“ Unser Bild zeigt u.a. Pfarrer Johannes Klinkhammer. Der Anlass konnte eine Primiz gewesen sein. Jedenfalls hat der Verfasser des Berichtes den Namen des Priesters nicht heraus bekommen. Vielleicht kann noch jemand den Namen dem Heimatverein nennen. Foto: Gunhilde Lüttecke

Am zweiten Weihnachtstag 1943 bewarb er sich im Theologenkonvikt Paderborn. Nach der Kriegsgefangenschaft kehrte Johannes Klinkhammer in die Heimat zurück und begann nach der schweren Kriegszeit, wobei er sechs Kriegsverwundungen erlitten hatte, mit 24 Jahren sein Theologiestudium. Die Priesterweihe empfing Johannes Klinkhammer am 6. August 1951 in Paderborn durch Erzbischof Lorenz Jäger.

Ein Bild aus seiner Anfangszeit in Attendorn. Günther Klinkhammer (rechts), der jüngere Bruder von Pfarrer Johannes Klinkhammer, wurde auch Priester und feierte seine Primiz in Attendorn. Foto: Gunhilde Lüttecke

Für die Predigt benutzte er die Kanzel und er sprach eigentlich immer ohne ein Manuskript. Zunächst einmal brachte er der Gemeinde bei, langsam zu beten. Besonders beim „Vater unser“ ging er auch schon mal mit kräftiger Stimme und Verstärkung durch

Nach einer kurzen Aushilfszeit in Steinheim sowie priesterlichen Tätigkeit in Preußisch Oldendorf und einem

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HSO 248/259-288 Friedhelm Rüsche: Pfarrer Johannes Klinkhammer (1922 – 2011)

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das Mikrophon dazwischen und verlangsamte das Beten. Bei Konzerten in der Pfarrkirche setzte er durch, dass grundsätzlich kein Eintritt genommen wurde. Kollekten zum Ende der Veranstaltung ließ er zu.

Unser Bild zeigt Pfarrer Klinkhammer nach dem am 5. Juni 1972 mitgefeierten ersten ökumenischen Gottesdienst in Attendorn. Anlass war das 750jährige Stadtjubiläum und 900 Jahre Pfarrei St. Johannes Baptist. Anschließend entstand der ökumenische Arbeitskreis, der bis heute hielt. Foto: Gunhilde Lüttecke

Im Sommer 1973 begann er damit, immer mittwochs nach der Messe in Waldenburg mit den Kindern eine Fahrradtour durch den Kreis Olpe zu unternehmen. Sein Urlaub war im Oktober. Dann nahm er sich mehrere Wochen Zeit, um mit seinem Priesterfreund Pfarrer Franz Xaver Mäder, aus Haslen in der Schweiz, Urlaub zu machen.

Vom 9. bis 11. Juli 1976 wurde in Attendorn das Silberne Priesterjubiläum von Pfarrer Klinkhammer gefeiert. Unser Bild zeigt ihn mit dem damaligen Bürgermeister Karl Hammer und im Hintergrund die Fahnenabordnungen. Der Kerzenleuchter aus Bronze, im Vordergrund zu sehen, wurde ihm als Geschenk überreicht. Foto: Gunhilde Lüttecke

Der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit des Pfarrgemeinderates brachte das Informationsblatt „Akzente“ heraus. In den Sommerferien gab es die sogenannten Predigtferien „zur Schonung des Priesters und der Gemeinde“. Das kam gut an bei den Gläubigen. Im Schwalbenohl wurde das Jugendfreizeitheim „Hobbykammer“ in Betrieb genommen.

Ein weiteres Bild von der Primiz Günther Klinkhammers, welches die Geistlichen beim Einzug in den „Sauerländer Dom“ zeigt. Rechts

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gemacht. Dieses rührte aber nicht nur von Klinkhammers Theologie und Inhaltlichkeit her, sondern war vor allem auch aus den Bestandteilen zusammengesetzt, die die Leute ansonsten an ihm entdeckt hatten. Er war sportlich, musikalisch, schlagfertig und schlagfest, hatte eine Vorliebe für schnelle Autos, und auch bei größeren Mengen Bier und Schnaps blieb er tapfer und aufrecht auf den Beinen.“

im Bild der Pfarrer von Haslen (Schweiz), Franz Xaver Mäder, und dahinter sein Priesterfreund Pfarrer Johannes Klinkhammer. Foto: Gunhilde Lüttecke

Vielen Attendornern bot er im Laufe der Jahre das Du an. In der Schützengesellschaft 1222 (hier war er 30 Jahre Schützenvikar), aber auch bei den Confraternitäten, der Reservistenkameradschaft und dem „Mutter-AnnaClub“ fühlte er sich besonders wohl.

Der Schützenvikar Johannes Klinkhammer, hier mit Musikern auf dem Alten Markt. Als ehemaliger Militärpfarrer war dies eigentlich eine willkommene Aufgabe für ihn. Foto: Gunhilde Lüttecke

Zu runden und halbrunden Geburtstagen besuchte Klinkhammer die älteren Generationen in seinem Bezirk. In anderen Bezirken übernahmen das die Vikare und im Bereich des Franziskanerklosters und in Biekhofen übernahm das meistens Pater Harald. Am Karnevalssonntag, wenn im Hotel zur Post die Herrensitzung lief, wartete Klinkhammer mit einer Karnevalspredigt im Hochamt auf, die es in sich hatte und mit viel Lokalkolorit gespickt war.

Mit Priesterhut und Soutane auf seinem Fahrrad. Der Schnappschuss stammt aus den 1970er Jahren und wurde in der Attendorner Stadthalle gemacht. Foto: Gunhilde Lüttecke

Die alljährliche Semmelsegnung am Karsamstag war seine schönste Amtshandlung. In seinen drei Jahrzehnten als Pfarrer arbeitete er mit 13 Vikaren zusammen.

Pfarrer Klinkhammer fühlte sich in der Hansestadt wohl. Hierzu noch ein Zitat des gebürtigen Attendorners und heutigen Dechanten Friedhelm Rüsche aus den Heimatstimmen: „Die Attendorner hatten sich ein Bild von ihm

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Er war immer stolz darauf, Pfarrer einer der wenigen Großpfarreien im Bistum zu sein, die zeitweilig mehr als 10.000 Katholiken hatte, und so hatte er der Bitte von Erzbischof Degenhardt entsprochen, noch eine gewisse Zeit als Pfarrer von Attendorn weiter zu machen. Aber aufgrund seines Alters und durch die langen Kriegs- und Gefangenenjahre ließen bei ihm die Kräfte zusehends nach.

Die alljährliche Semmelsegnung war die schönste Amtshandlung von Pfarrer Klinkhammer. Auch sein Nachfolger Josef Vorderwülbeke behauptete dies. Foto: Gunhilde Lüttecke

Zusätzlich 15 Jahre war Pastor Klinkhammer auch Dechant des Dekanates Attendorn. Gerade 70 Jahre geworden, verkündete Klinkhammer auf Neujahr 1992 im Hochamt, dass er gemäß Dechantenstatut jetzt nicht mehr Dechant sei, aber als Pfarrer den Attendornern erhalten bleibe. Im Jahre 2007 feierte Ulrich Liehr (Bildmitte) seine Primiz in Attendorn. Unser Bild zeigt ihn mit Pfarrer i.R. Johannes Klinkhammer und dem damaligen Pfarrer und Domkapitular Josef Vorderwülbeke. Domvikar Liehr ist heute der Vertraute des Erzbischofs und zwar sein Geheimsekretär und Erzbischöflicher Kaplan. In seiner Zeit als Diakon in Attendorn assistierte Ulrich Liehr des Öfteren Alt-Pfarrer Johannes Klinkhammer beim Lesen der Heiligen Messe. Foto: Meinolf Lüttecke

Hatte er früher immer einen Leitartikel im Pfarrbrief, war seit 1994 lediglich Layout-Material verwandt worden. So war es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Auf der Suche nach einem Nachfolger hatte man mit Josef Vorderwülbeke Glück, der bereits unter Klinkhammer von 1968 bis 1973 seine ersten Vikarsjahre absolvierte und nach einer Bedenkzeit „zu seiner großen Liebe zurückkehrte“, wie er selber sagte.

Gemäß dem Dechantenstatut war Johannes Klinkhammer seit dem 1.1.1992 kein Dechant mehr. Viele redeten ihn aber aus alter Gewohnheit doch noch mit „Herr Dechant“ an. Die Teilnahme an der von ihm noch organisierten Firmreise durch das Dekanat Attendorn Anfang 1992, an der Seite von Weihbischof FranzJosef Bode, war für den 70jährigen eine Selbstverständlichkeit. Franz-Josef Bode ist heute Bischof von Osnabrück. Rechts im Bild, etwas verdeckt, sieht man Pfarrer Josef Vogt (in Attendorn auch noch als ViVo) bekannt. Unser Bild entstand seinerzeit in Lenhausen. Foto: Meinolf Lüttecke.

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Solange es ging, blieb er in der kircheneigenen Wohnung neben der Josefskirche. Doch im Januar 2011 war dies nicht mehr möglich. Nach einem Kurzaufenthalt im Haus Mutter Anna, kam Johannes Klinkhammer in das Seniorenzentrum St. Liborius, welches im Herzen der Stadt liegt und für dessen Erbauung er sich in seiner Zeit als Pfarrer in besonderer Weise eingesetzt hatte. Die Feier seines diamantenen Priesterjubiläums war ihm noch vergönnt, aber er war aufgrund seiner stark angegriffenen Gesundheit nicht mehr zu bewegen, die Festmesse

Pfarrer Klinkhammer mit Priesterhut war Torwart in einer Prominentenmannschaft. Als Feldspieler war damals auch Josef Vorderwülbeke dabei, der unter Klinkhammer bekanntlich bereits Vikar war. Foto: Gunhilde Lüttecke

Johannes Klinkhammer und seine Schwester Maria zogen aus dem Pfarrhaus in die St.-Josefs-Straße 1, neben der Josefskirche. Im Unruhestand lebend, half er in Zeiten des Priestermangels seinem Nachfolger gerne und übernahm auch weiterhin das Lesen ungezählter hl. Messen. Er war eigentlich immer da, wenn er gebraucht wurde. Er fuhr weiterhin Fahrrad, um in Bewegung zu bleiben. Oftmals nur um die Josefskirche herum. Er hatte sich außerdem in der Woche angewöhnt, in der zweiten Sakristei der Josefskirche im kleinen Kreis hl. Messen zu lesen.

Dieses Bild entstand in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher (Münsterland). Pfarrer Johannes Klinkhammer und Organist und Rendant Toni Hormes sind neben einem Mitarbeiter der Glockengießerei auf dem Bild zu sehen. Hier wurden die Glocken der Josefskirche gegossen. Die Josefskirche wurde am 22. Dezember 1963 ihrer Bestimmung übergeben. Paderborn hat diese Kirche bereits „fallen gelassen“. Man darf gespannt sein, ob die Kirchengemeinde dieses runde Jubiläum feiert. Foto: Gunhilde Lüttecke

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in der Pfarrkirche zu feiern. Er feierte diese im kleinen Rahmen in Konzelebration mit seinen Nachfolgern Josef Vorderwülbeke und Andreas Neuser in der Kapelle von St. Liborius. Und zwar an dem Altar, der früher in der Privatkapelle von Erzbischof Lorenz Jäger stand, und an dem er als Seminarist Ministrant an diesem Altar war. Nach der Feststellung einer Tumorerkrankung verstarb Johannes Klinkhammer in seiner, so kann man sicherlich behaupten, zweiten Heimat Attendorn am Morgen des 10. November 2011.

Wieder einmal eine Primiz in Attendorn. Unter Pfarrer Johannes Klinkhammer waren dies schon einige. Diesmal von Pater und Missionar Johannes (Ulrich) Rocksloh am 31. Januar 1988. Pfarrer Klinkhammer hilft einem afrikanischen Kollegen im Priesteramt beim Auszug aus der Pfarrkirche, damit dieser die Treppen am Haupteingang gut überwindet. Foto: Meinolf Lüttecke.

Ob es so gewesen sein könnte? Woher kam Kaspar Zeppenfeld? von Gertrud Junker

In unserer Familie erzählten öfter wechselnde Personen „von früher“. Das fand ich interessant und auch spannend. Den Redefluss habe ich manchmal mit Fragen in Gang gehalten. Als ich dann eines Tages begonnen hatte, Familienforschung zu betreiben, habe ich auch die erzählten Ereignisse in kurzen Notizen festgehalten – selbst wenn manches weder Hand noch Fuß zu haben schien.

tendorner bedrückend gewesen sein. Was war ihm passiert? Wann war das? Es wurde gemutmaßt bis ins zwanzigste Jahrhundert. Sein Vorname war inzwischen bis zu uns verloren gegangen. Die wahrscheinlichste überkommene Annahme war, dass er preußischen Häschern in die Hände gefallen sein konnte. Diese machten im Auftrag des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) auf die „langen Kerls“ Jagd, weil der König stolz auf die „langen Kerls“ war und diese in einer Einheit zusammenstellte. Der Bursche soll, wie die meisten der Familie, groß und kräftig gewesen sein. Niemand ging fürderhin allein auf entlegene Felder oder in den Wald zum Holzstellen. Man hat wohl gesucht, aber viele Mög-

Eines der Themen bezog sich auf das Verschwinden eines ZeppenfeldBurschen. Der kam eines Tages nicht nach Hause. Er war ausgezogen, um Wald- oder Feldarbeiten zu erledigen. Sein verschwinden muss nicht nur für die Familie, sondern auch für viele At-

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R(everendus) D(ominus) Casparus Ferrenholt* und Anna Zeppenfeld (Schwägerin des Vaters, Ehefrau des Wilhelm Zeppenfeld).

lichkeiten waren damals nicht vorhanden. Mir als Kind kam diese Auslegung, der Bursche könne zur Garde gefangen genommen worden sein, komisch vor, denn Preußen lag doch im Osten unseres Vaterlandes. Konnten diese Häscher denn herziehen, wo sie wollten? Dass Preußen seit 1609 hinter dem Ebbegebirge lag, weil die Grafschaft Mark preußisch wurde, habe ich damals nicht bedacht.

Das Ergebnis schickte ich nach Plettenberg. Da Familienforschung mit viel Geduld und Zeit verbunden ist und der Alltag Vorrang hatte, ging bis zur Fortsetzung viel Zeit ins Land. Inzwischen erweiterte ich meine Kenntnisse und bedachte dabei auch diesen Familienzweig. Kaspar hatte noch fünf Geschwister aus der zweiten Ehe seines Vaters, Theodor Zeppenfeld genannt auf der Wiesen. Zuvor war sein Vater mit Anna Hüppe verehelicht. Aus dieser Ehe gingen laut Taufbuch zwei Kinder hervor. Und ein weiteres Kind, Albinus, nicht im Taufbuch zu finden, erbte das Haus am Kölner Tor. Er heiratete Elisabeth Greve vor 1726. Bei der Patenwahl für seine Kinder ist ersichtlich, dass er aus erster Ehe stammen musste. Später nannte man ihn wie seinen Vater mit dem Beinamen „auf der Wissen“. Er erbte den Hausnamen, d.h. er war der Hauserbe.

Ich vergaß schließlich die Geschichte, gab es doch so viel anderes zu klären und aufzuzeichnen. Zeppenfelds gab es damals viele. Konsequente Mitforscher für die Familie Zeppenfeld sind heute recht wenig geworden. So freute ich mich dann über eine Anfrage nach den Vorfahren des Plettenbergers Peter Zeppenfeld. Er suchte Daten seines Vorfahren Caspar Schlotmann genannt Zeppenfeld. Dieser saß auf einem Hof, dessen Vorbesitzer Peter Schlotmann war. Der Plettenberger Forscher fand in den entsprechenden Büchern weder Tauf- noch Traudaten. Er bat darum, doch mal bei Gelegenheit in Attendorner Büchern nach Kaspar zu suchen. Eines konnte ich sofort sagen, dass Kaspar bei Zeppenfelds ein ungewöhnlicher Vorname ist. Aber zwei fand ich dann, wovon einer, Carolus Caspar-Wilhelm, sofort ausschied1. Und der Andere?

Kaspars Mutter, Elisabeth Leyeman, ist nach den Akten des Gogravenamtes am 3. Juli 1708 als Witwe genannt. Sie hatte Geld leihen müssen. Am 13. August 1708 nehmen die Großmutter, Margarethe Fernholz, und die Oheime des Kaspar, Wilhelm und Johann Zeppenfeld (mein Vorfahr), für die minderjährigen Kinder des verstorbenen Theodor Zeppenfeldt* auf der Wiese Geld auf. 1710 war ein großer Stadtbrand. War die Familie dadurch geschädigt?

Am 14. August 1701 wurde dem Ehepaar Theodor Zeppenfeld und seiner zweiten Frau Elisabeth Leyeman* das zweitjüngste Kind geboren: Kaspar Wilhelm. Seine Taufpaten waren !

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holt*, wird nach 1701 nicht mehr erwähnt.

Nach einem Grabsteinfund auf der alten Begräbnisstätte um die Attendorner Pfarrkirche St. Johannes Baptist starb Elisabeth Leymann am 3. Juli 1714. (Nach den Aufzeichnungen von Prof. Pickert war es der 3. Juni 1714). Ihre Kinder waren damals alle noch minderjährig. Der Taufpate Kaspars, der Vikar Kaspar Ferrenholz* wird in der Aufzeichnung der Vikarie zur Hl. Dreifaltigkeit bis 1701 genannt. Als Taufpate kam er zur Stütze der Kinder wohl nicht mehr in Frage. Der älteste Bruder, Albin, leiht am 13. August 1708 100 Reichsthaler von Franz Heinrich Tütel, Sazellan in Rüthen, und setzt zum Pfand sein elterliches Haus mit dem daran gelegenen Hofe und seinen Anteil am Plaßmannshof ein.

Bei wem lebte er? Konnte er eine Handwerkerlehre machen? Dazu musste damals Geld mitgebracht werden. Familie Zeppenfeld hatte Grundbesitz, Äcker und Wald. Kaspar wird bei Außenarbeiten haben helfen müssen und dabei auch mal im Alleingang nachgesehen haben, was jenseits der Attendorner Wälder war. Himmelmert liegt nicht weit fort und die Felder sind vom Waldrand gut zu überblicken. Man sieht dort auch Menschen arbeiten,

(1)

Was war das für eine Lage, in der der jüngste Sohn, Kaspar, sich befand? Wie viele Geschwister mussten im Haus des ältesten Bruders noch versorgt werden? Wurden alle im Taufbuch stehenden Geschwister groß?

Johannes Zeppenfeld,

gnt. auf der Wießen ~ 1615, + nach 31.1.1690 oo ca. 1634/35

Margaretha Hunolt, gnt. Joanvahrs:

Dann fand der Mitforscher Peter Zeppenfeld eine Notiz im Brüchtenregister Plettenbergs. 1759 wurde eine Frau Annemann zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt, weil sie Caspar Schlotmann beschimpft hatte und ihn obendrein einen Kattfiller nannte.

2 Töchter, 4 Söhne

(2)

…Theodor Zeppenfeld oo 1. Ehe: 1684 Anna Hüppe: 3 Kinder oo 2. Ehe: 1695 Elisabeth Leymann:

Das war’s! Konnte mein Mitforscher eine sicherere Herkunftsurkunde vorweisen?

6 Kinder (3)

Nun einige Überlegungen: Der Vater starb, als Sohn Kaspar etwa sieben Jahre alt war, seine Mutter hat er verloren mit dreizehn Jahren. Sein Patenonkel, R. D. Casparus Ferren-

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…Caspar Wilhelm Zeppenfeld (5. Kind) ~ 14.8.1701


kommt ins Gespräch, packt mal mit an, hilft bei der Arbeit, nutzt die Möglichkeit, öfter zu den neuen Bekannten zu kommen.

* Die endgültigen Schreibweisen der Eigennamen ließen früher einige Variationen zu, z.B. Ferrenholt, Ferenholt, Verenholdt und mehr, heute festgelegt auf Fernholz, oder Zeppenfeldt, Zeppenfeld, Zeppenfelt , oder Leyeman, Leymann, Leggemann, Laymann.

Wer interessiert sich für seine, Kaspars, Arbeit? Er wird gewusst haben, dass seine Freundschaft in der Familie nicht gut geheißen werden würde, allein schon wegen des evangelischen Bekenntnisses. Er schwieg wahrscheinlich von allem, weil sich niemand für seine Angelegenheiten interessierte.

Erläuterung zur Stammfolge Zeppenfeld: (1) Das Sterbedatum von Johannes Zeppenfeld liegt nach dem 31. 1. 1690, da er bei der Hochzeit seines Sohnes Johannes noch als lebend bezeichnet wird. Seine Frau Margaretha ist das letzte Kind des Clemens Hunolt gnt. Joanvahrs aus dessen erster Ehe.

Und eines Tages waren das Zutrauen und die Freundschaft so gewachsen, dass Kaspar nicht mehr nach Hause zurück wollte und im Einverständnis mit den gefundenen Freunden ganz einfach in Himmelmert blieb.

(2) Theodor Zeppenfeld hat noch drei Brüder – Christoph Zeppenfeld (Zinngießer), verheiratet mit Maria, geb. Voß aus Münster; Wilhelm, verheiratet mit Anna Z.; Johannes, verheiratet mit Margaretha Lehrs. Aus Theodors erster Ehe mit Anna Hüppe stammen der Sohn Albin, gnt. auf der Wießen, sowie Tochter Anna Margaretha und Sohn Johann Theodor.

Es war ein junges Mädchen, eine junge Frau, die ihn „gefangen“ nahm?! Eine restlose Klärung der Geschehnisse wird wahrscheinlich nicht möglich sein, aber die Erinnerung daran wurde in unserer Familie wach gehalten. Bei weiter entfernten Verwandten verblasste das Geschehen ganz.

Aus seiner zweiten Ehe mit Elisabeth Leymann gehen neben Caspar Wilhelm und einer Totgeburt die Söhne Johannes und Johann Theodor sowie die Töchter Johanna Margaretha und Maria Johanna hervor.

In diesem Jahr feiert die Kolpingfamilie Attendorn 125jähriges Jubiläum von Anja Goebel

Angefangen hat alles mit der Person Adolph Kolping (1813-1865). Leben und Wirken können nicht ohne einen Blick auf den historischen Kontext verstanden werden:

Die Zeit ab etwa 1830 war durch Veränderungen in fast allen Lebensbereichen geprägt. Gerade das Handwerk, in dem Kolping selbst zehn Jahre lang als Schuhmacher tätig gewesen war, - 22 -


war stark betroffen. Mit der industriellen Revolution gehörten die Gesellen immer seltener zum Haushalt des Meisters. Viele Meister sahen in den Gesellen häufig nur die bezahlte Arbeitskraft. Es war üblich, sich in der Gesellenzeit weiterzubilden, häufig verbunden mit einer Wanderschaft.

Kolpings Wirken war erfolgreich. In den wenigen Jahren, die ihm noch blieben, dehnte sich das Werk ständig aus; im Jahre 1865 zählte man bereits über 400 Gesellenvereine in zahlreichen Ländern Europas und in Übersee. Katholischer Gesellenverein zu Attendorn

Die Gesellen waren mehr und mehr auf Herbergen und Wirtshäuser angewiesen, wo sie Unterkunft fanden und ihre freie Zeit verbrachten. Darunter litt die persönliche und soziale Entwicklung. Dadurch gerieten viele Gesellen zu einer Randgruppe der Gesellschaft, wurden gemieden von den etablierten Schichten der damaligen Gesellschaft.

Am 9. Dezember 1888 fanden sich in Attendorn 32 junge Männer zur Gründung eines Gesellenvereins zusammen. Erster Präses des Vereins wurde Pastor Hellhake, Vizepräses Schuhmachermeister Stefan Hoberg, Senior Schreinergeselle Anton Sommer.

Nach dem Studium und der Priesterweihe am 13. April 1845 in der Kölner Minoritenkirche erhielt Kolping seine erste Stelle als Kaplan in WuppertalElberfeld. Hier machte er die Bekanntschaft des 1846 entstandenen katholischen Jünglingsvereins, zu dessen Präses er 1847 gewählt wurde. In diesem Verein (später in „katholischer Gesellenverein“ umbenannt) hatten sich junge Männer - zumeist Handwerksgesellen - zu Geselligkeit wie auch zu gemeinsamer Bildungsarbeit zusammengefunden. Hier fand Kolping seine eigentliche Berufung. Da er selbst viele Jahre Geselle gewesen war, war er mit den Problemen vertraut. Im Jahr 1849 kam er als Domvikar nach Köln. Von dort aus engagierte er sich sehr stark für die Ausbreitung des katholischen Gesellenvereins. Daneben erwarb er sich als Publizist und Volksschriftsteller breite Anerkennung.

Gründungsurkunde aus dem Jahr 1888. Original im Pfarrarchiv. Repro: Anja Goebel

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1938 Mitfinanzierung neuer Kirchenbänke 1945 Kolpinghaus von Bomben zerstört 1952 Stiftung des Kirchenfensters „Die Taufe Jesu im Jordan“ 1956/1957 Wiederaufbau des Kolpinghauses 1966 Aufnahme weiblicher Mitglieder 1967 Start Aktion Rumpelkammer (Altkleidersammlungen) 1968 Aktion „Aus zwei mach eins“ Spendenaktion: Bevölkerung spendet kaputtes Spielzeug, Kolpingmitglieder reparieren es, anschließend Spende an das Laurentiusheim Warburg Ab 1974 wird aus „Senior“ „Vorsitzender“

Der Text der Gründungsurkunde – in Langschrift verfasst von Otto Höffer.

Die Geschichte der Kolpingfamilie Attendorn in Stichworten: 1890 Aufnahme des „Gesellenvereins Attendorn“ in den Gesellenverband 1891 Öffnung für Gesellen aus Nachbargemeinden 1908 erste Bildungsveranstaltungen 1913 Schenkung des Grundstückes mit Haus durch Pfarrer a. D. Klein an den Gesellenverein mit der Maßgabe eines lebenslänglichen Nießbrauchs für den Erblasser Ab 1913 Bildungsveranstaltungen auch für Nicht-Mitglieder geöffnet 1914 Aufnahme auch von NichtHandwerkern Seit 1933 der Name „Kolpingfamilie“

Foto aus dem Nachlass von Ernst Plugge. Repro: Anja Goebel

Aus: Bomben auf Attendorn (1986), S. 128

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Anja Goebel, 1. Vorsitzende, Stellvertretende Geistliche Leiterin, Fachbereich Familie Marcus Maiworm, 2. Vorsitzender, Geistlicher Leiter, Schriftführer, Fachbereich Sozialpolitik Georg Kleine, Kassierer Jochen Springob, Fachbereich Gesellschaft und Gemeinde Das Kolpinghaus heute.

Otti Remmel, Fachbereich Musik, Theater, Brauchtumspflege

Foto: Anja Goebel

Sigrid Trilling, Seniorenarbeit

Die Kolpingfamilie Attendorn ist heute eine moderne Bildungs- und Lebensgemeinschaft, die auf christlichsozialer Basis alle Alters- und Lebensbereiche umfasst. Sie versteht sich als soziales Netzwerk, das gekennzeichnet ist von der Fürsorge und der Verantwortung der Mitglieder füreinander. Im Jahr werden neben vielfältigen Bildungsveranstaltungen im Bereich der Erwachsenenbildung, gemeinsamen Heiligen Messen und Andachten auch gesellige Veranstaltungen angeboten.

Hans-Joachim Stumpf, Beisitzer Gertrud Schulte, Beisitzerin

Dem Vorstand im Jahr 2013 gehören an:

Der Vorstand nach der Mitgliederversammlung 2013; auf dem Bild fehlen: Pastor Epkenhans, Otti Remmel, Hans-Joachim Stumpf; Frau Rosemarie Münch wurde als neues Mitglied begrüßt. Foto: Bernd Goebel

Pastor Johannes Epkenhans, Präses

Die Anfänge der Papiermühle im Ihnetal bei Attendorn von Martin Kuschel

an1 und die papiergeschichtliche Abteilung des Deutschen Museums München nennt als erste Nennung und Be-

Dass eine der ältesten Papiermühlen in Westfalen bei Attendorn bestanden hat, ist selbst Fachleuten nicht immer bekannt. So gibt Alma Langenbach in ihrer Dissertation über „Westfälische Papiermühlen und ihre Wasserzeichen“ das Gründungsdatum der Papiermühle in Attendorn mit „vor 1743“

1

Langenbach, Alma: Westfälische Papiermühlen und ihre Wasserzeichen. Witten 1938. Bd. 1 S. 164. Dort findet sich auch die falsche Ortsangabe „an der Mündung der Ihne in die Bigge“. Richtig wäre vielmehr „an der Mündung des Wesebachs in die Ihne“.

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legung der Papiermühle das Jahr 16582. Über weitergehende Informationen verfügen auch die Papierhistorischen Sammlungen der Deutschen Bücherei Leipzig nicht. Der dort geführte Papiermacherkatalog kennt als frühesten Hinweis 1721 einen Meister Heinrich aus Attendorn, der in der Papiermühle Brenken genannt wird3.

geben. Mein gnedigster Herr hat hiebevor eingewilligt.“ Wer war dieser Jost Richter und was hat ihn bewogen, bei Attendorn eine Papiermühle zu gründen? Nach dem Tagebucheintrag Kaspars von Fürstenberg kam Jost Richter aus Kaufungen. Kaufungen, östlich von Kassel an der „via regia“ von Kassel nach Leipzig gelegen, war schon früh ein Standort der Papierherstellung. Bereits 1568 hatte ein namentlich nicht genannter Papiermacher aus Lemgo6 vorgeschlagen, in einem leer stehenden Messinghammer in Oberkaufungen eine Papiermühle einzurichten. 1572 ging die Papiermühle in Betrieb und 1577 wird in Oberkaufungen ein Papiermüller Jost Richter genannt7.

Dank der Tagebücher des Kaspar von Fürstenberg4 lassen sich jedoch die Anfänge der Papiermühle fast bis auf den Tag genau bestimmen. Mit diesen Daten ist die Papiermühle in Attendorn, ausgehend von der von Alma Langenbach aufgestellten Liste, immerhin die drittälteste Papiermühle in Westfalen nach den Papiermühlen in Westig (Grafschaft Mark) und Vlotho. Prak-tisch gleichzeitig, nämlich im Jahr 1604, lässt auch der Bruder Kaspars von Fürstenberg, der Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, in Beverungen eine Papiermühle errichten.5

Im Kirchenbuch der Brüderkirche zu Kassel-Altstadt erscheint 1570 ein Jost Richter, Papierer zu Kaufungen, der am 23.10.1570 eine Gedrutt Holtz heiratet8. Das Kirchenbuch der Brüderkirche enthält kein Sterbedatum der Gedrutt Holtz. Sie muss jedoch kurz nach der Hochzeit verstorben sein, denn schon unter dem 23.04.1572 findet sich der nächste Heiratseintrag: Jost Richter, Papierer zu Kaufungen, heiratet Catharein Cuntz9. Kinder des Ehepaars sind im Kirchenbuch der Altstadt Kassel nicht verzeichnet. Im Kirchen-

Die Gründung der Papiermühle Die erste Erwähnung des Plans zum Bau einer Papiermühle im Ihnetal finden wir in den Tagebüchern des Kaspar von Fürstenberg am 27. Januar 1603: „Jost Richter zu Kaufungen handlet mit mir, das er uf jenseit Attendorn zwischen Weschede und Mercklinghusen eine papirmölle bauwen möge, soll mir jahrlichs 5 reis papir

6

in Lemgo ist die erste Papiermühle bereits seit 1555 bezeugt, vgl. Hentschel, Hermann: Die Papiermühle in Bentrup – Papierenbentrup - 1555-1778, herausgegeben vom Verein Alt Lemgo e.V., 1989 7 Wroz, Winfried: Papier aus dem Lossetal. Die Papiermühle (Ober-) Kaufungen. In: 975 Jahren Kaufungen, Kaufungen 1985 8 Schlieper, Edith: Das früheste Kirchenbuch der Altstadt Kassel 1565-1598. Kassel, 1988. Eintrag H 130 9 Schlieper, aaO. Eintrag H 160

2

Schreiben des Deutschen Museums München vom 18.02.2005 3 Schreiben der Papierhistorischen Sammlungen der Deutschen Bücherei Leipzig vom 31.01.2005 4 Bruns, Alfred (Bearb.): Die Tagebücher Kaspars von Fürstenberg. Teil 2 (1600-1610), Münster 1985 5 Langenbach, aaO., S. 37 u. 155

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richten hatte12. Auch ein Sohn eines Meisters musste diese vierjährige Lehrzeit absolvieren13. Die eigentümliche Verlängerung der Lehrzeit um 14 Tage wird damit in Verbindung gebracht, dass der Lehrling diese 14 Tage nutzen musste, um die auf den Nachbarmühlen beschäftigten Papiermacher zu seinem „Lehrbraten“ einzuladen und bei dieser Gelegenheit auf jeder Papiermühle eine Probe seines Könnens abzulegen14.

buch von Oberkaufungen erscheint jedoch unter dem 08.04.1575 der Eintrag „Jost Richters Knablein getauft, Jorge Urff junior gehoben.“10 Der Name des „Knableins“ ist nicht überliefert, nahe liegend ist jedoch die Vermutung, dass es sich bei dem Sohn des Jost Richter um denjenigen Jost Richter handelt, der 28 Jahre später die Papiermühle bei Attendorn gründet. Unwahrscheinlich ist hingegen die Variante, dass Jost Richter (sen.), der erste Papiermacher aus Kaufungen, zugleich auch der Gründer der Papiermühle bei Attendorn ist: Im Kirchenbuch von Oberkaufungen findet sich unter dem 04.05.1618 der Eintrag über das Begräbnis des „M(eister) Jost, Pappyrmacher, 83jährig“11. Rechnet man von diesem Datum zurück, wäre der Papiermacher Jost Richter sen. etwa 1535 geboren worden, im Jahre 1568 bei der Gründung der Papiermühle in Kaufungen ca. 33 Jahre alt und bei der Geburt seines Sohnes Jost (?) Richter jun. ca. 40 Jahre alt gewesen. Jost Richter jun. könnte in der elterlichen Papiermühle das Papiermacherhandwerk gelernt haben und mit ca. 28 Jahren bei Attendorn seine eigene Papiermühle gegründet haben.

Wie in anderen Handwerksberufen auch, schloss sich an die Lehre in der Regel eine zum Teil mehrjährige Wanderschaft des Neugesellen zu anderen Papiermühlen an15. Meister konnte der Geselle jedoch auch ohne Wanderschaft werden, zur Erlangung des Meisterrechtes musste er weder ein Meisterstück fertigen noch sich einer sonstwie gearteten Eignungsprüfung unterziehen. Vielmehr wurde er mit der Gründung oder Übernahme einer Papiermühle Papiermachermeister16. Im Staatsarchiv Marburg ist eine Risszeichnung aus dem Jahr 1598 erhalten, in welcher es um die Umsetzung der Papiermühle in Kaufungen geht. Anscheinend war der damalige Papiermüller mit dem Standort der Papiermühle nicht mehr zufrieden und begehrte, die Papiermühle um etwa 320 m zu versetzen, während sein

Die Lehrzeit eines Papiermachers betrug 4 Jahre und 14 Tage und endete mit dem „Lehrbraten“, einem Fest, welches der Lehrling anlässlich seiner Freisprechung für die Papiermacher der umliegenden Papiermühlen auszu-

12

Halstrick, Christoph: Das Recht des Papiermacherhandwerks im deutschsprachigen Raum in der Zeit von 1400 bis 1800. (Diss. Bonn) Berlin 1990. S. 123 13 Art. 7 der Gebräuche der Papiermacher nach einer Niederschrift von Carl Friedrich Braun aus dem Jahr 1796, abgedruckt bei Halstrick, aaO., S. 154 ff 14 Halstrick, aaO., S. 123 15 Halstrick, aaO., S. 129 16 Halstrick, aaO., S. 135 f.

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freundliche Mitteilung von Winfried Wroz mit Schreiben vom 06.02.2005 11 freundliche Mitteilung von Winfried Wroz mit Schreiben vom 06.02.2005

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Landesherr wohl eine Versetzung um ca. 650 m bevorzugte17.

Fürstenberg nicht. Wahrscheinlich sind mehrere Gründe ausschlaggebend gewesen, vor allem die Wasser- und Rohstoffversorgung sowie die Absatzmöglichkeiten für Papier.

Ob diese Auseinandersetzung über die Verlegung der Papiermühle den Ausschlag gegeben hat, Kaufungen ganz zu verlassen, kann nur spekuliert werden18. Es ist jedenfalls nicht bekannt, ob es überhaupt zum Neubau der Papiermühle in Kaufungen gekommen ist19. Bei der Handelsstraße, die in der Kaufunger Heimatforschung als „via regia lusitania“ bezeichnet wird20, handelt es sich um die gleiche Straße, die im weiteren Verlauf nach Westen als „Heidenstraße“ bekannt ist, nämlich die alte Handelsstraße von Köln über Attendorn nach Kassel und von dort weiter nach Leipzig. Zur Zeit Kaspars von Fürstenberg scheint es sich bei der „Heidenstraße“ noch um eine regelmäßig genutzte Verkehrsverbindung gehandelt zu haben, auch Kaspar von Fürstenberg nutzt sie mehrfach in OstWest-Richtung21.

Blatt Papiermühle aus dem Kataster des Kreises Olpe von 1905. Repro: HaKu

Bis zur Einführung von Holz als Rohstoff für die Papierherstellung waren Hadern und Lumpen der wichtigste Rohstoff für Papier. Aus dem 18. Jahrhundert sind zahlreiche Verordnungen überliefert, die das Sammeln von Lumpen regulieren, um die Rohstoffversorgung der Papiermühlen zu sichern. Anfang des 17. Jahrhunderts, zum Zeitpunkt der Gründung der Papiermühle bei Attendorn, scheint es dieses Problem noch nicht gegeben zu haben. Es wird jedoch kein Zufall sein, dass Jost Richter seine Papiermühle in unmittelbarer Nähe zu einem wichtigen Standort der Tuchherstellung und des Tuchhandels errichtet hat: Schon im Spätmittelalter war die Tuch- und Leinwandfabrikation ein wichtiger Erwerbszweig in Attendorn22; noch 1824 gab es in Attendorn 37 Leineweber23.

Auch Jost Richter wird auf diesem Weg von Kaufungen nach Attendorn gekommen sein. Der Standort der Papiermühle Weshalb Jost Richter das untere Wesebachtal als Standort für seine neue Papiermühle gewählt hat, erfahren wir aus den Tagebüchern Kaspars von 17

Wroz, W.: Papier aus dem Lossetal Dossmann, Ernst: Papier aus der alten Grafschaft Mark. Iserlohn 1987 (S.43) 19 Wroz, aaO. 20 mündliche Auskunft Winfried Wroz, am 03.02.2005 21 zum Beispiel vom 05. bis 08. Februar 1601: Fritzlar, Naumburg, Korbach, Astenberg, Grafschaft, Bilstein; ebenso vom 13. bis 15. September 1606 18

22

Brunabend, Pickert, Boos: Attendorn, Schnellenberg, Waldenburg und Ewig, 2. Auflage, Münster 1958, S.28 23 Höffer, Otto: Quellen zur Geschichte der Zünfte in der Stadt Attendorn. In: Attendorner Zunftbücher 1564 bis 1988, Attendorn 2001

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Die Lumpen wurden gewaschen, sortiert und in einer Faulungsgrube oder in Faulbottichen zur Faulung gebracht. Zum Teil wurde Kalk hinzugesetzt. Kalk diente einerseits der Desinfektion der Lumpen24, führte andererseits auch zu einem alkalischen Milieu, bei welchem die Faulung beschleunigt25 wurde, schließlich diente ein weiterer Zusatz von Kalk dazu, den Faulprozess zu stoppen26. In Attendorn war Kalk leicht verfügbar; Kaspar von Fürstenberg erwähnt in seinen Tagebüchern mehrere Kalköfen bzw. Kalkbrenner in der Nähe von Attendorn27.

Während die Bäche im MassenkalkBereich bei Mittel- und Niedrigwasser größtenteils vollständig versinken29, ist der Wesebach der erste Bach westlich von Attendorn, der ganzjährig Wasser führt. Wohin Jost Richter sein Papier abgesetzt hat, ist nicht bekannt, mit Ausnahme der Abgabe von 5 Ries Papier an Kaspar von Fürstenberg. Sicher werden für den Absatz des Papiers die Lage der Papiermühle an einer wichtigen Ost-West-Handelsstraße und die relative Nähe zur Metropole Köln eine Rolle gespielt haben. Wahrscheinlich ist auch, dass Kaspar von Fürstenberg und seine Familie über die jährliche Abgabe von 5 Ries Papier hinaus wichtige Abnehmer der Papiermühle waren: Kaspar von Fürstenberg hat als Amtmann der Bischöfe von Köln, Paderborn und Mainz und späterer Landdrost des Herzogtums Westfalen einen regen Briefwechsel mit seinen Geschwistern, dem Mainzer Domherrn Friedrich und dem Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, sowie seiner Schwester Ottilia, Äbtissin des Stifts Oelinghausen, geführt, ebenso wie mit dem Kurfürsten von Köln und anderen Größen des Reiches30. Entsprechend groß war sein Papierbedarf, den er sicher auch über die heimische Papiermühle gedeckt hat.

Neben Lumpen und Hadern der wichtigste Rohstoff bei der Papierherstellung war Wasser. Wasser wurde sowohl als Antriebsmittel für die Papiermühle benötigt als auch in großen Mengen zum Waschen und Einweichen der Lumpen und Hadern. Wasser für die Papiermühle des Jost Richter lieferte der Wesebach, mit ca. 4 km Länge einer der größten Zuläufe der Ihne. Auf der hydrogeologischen Karte Attendorn ist erkennbar, dass es sich bei dem Wesebach um den ersten Zulauf handelt, der sich westlich des Verbreitungsgebiets des Massenkalks der Attendorn-Elsper Kalkmulde befindet28. 24

Kluge, Martin: Faule Argumente aus der experimentellen Geschichte. In: sph-Kontakte Nr. 86, Dezember 2007, herausgegeben von der Gesellschaft Schweizer Papierhistoriker 25 Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Die Kunst Papier zu machen. Nach dem Text von Joseph Jerom Francois de la Lande übersetzt und kommentiert von Johann Heinrich Gottlob von Justi 1762. Herausgegeben von Alfred Bruns, 2. Auflage, Münster 1993 (Texte und Untersuchungen zur Archivpflege 5). §§ 18 20 26 Kluge, Martin, aaO. 27 zum Beispiel am 16. Januar 1600 oder am 16. Juli 1608 28 Kamp, Heinrich von: Kapitel „Hydrogeologie“. In: Ziegler (Hrsg.): Geologische Karte von

Nordrhein-Westfalen 1:25.000 Erläuterungen 4813 Attendorn. Krefeld 1978 29 Kamp: aaO. 30 zu Kaspar von Fürstenberg vgl. Theuerkauf, Gerhard: Kaspar von Fürstenberg. In: Lahrkamp u.a.: Fürstenbergsche Geschichte. Bd. III. Münster 1971

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Bau der Papiermühle

che Abgabe des Papiermüllers auf insgesamt 2.500 Bogen Papier beläuft. Noch über 200 Jahre später, im Jahr 1829, beträgt das Flussgeld für die Papiermühle in Weschede 5 Ries Papier. So berichtet Alma Langenbach, dass die damalige Besitzerin der Papiermühle, eine Witwe Wiedemann, um Nachlass des Flussgeldes im Werte von 5 Ries Papier gebeten hat, da sie diese Abgabe durch die Einführung der Gewerbesteuer als abgelöst ansieht32.

Kaspar von Fürstenberg begleitet den Bau der Papiermühle offensichtlich mit Interesse. So heißt es in seinen Tagebüchern unter dem 16. August 1605: „Ich reite uf Attendorn, besehe die neuwerbaute papirmollen zu Weschede“ Im Dezember 1605, knapp 2 Jahre nach dem Vertrag über die Errichtung der Papiermühle, hat Jost Richter seine Papiermühle fertig gestellt und den ersten Betrieb aufgenommen. Kaspar von Fürstenberg schreibt am 23. Dezember 1605: „Ich entfange die irste proba von der neuwen papirmollen bei Weschede“

Vor der Einführung des so genannten Holländers im 18. Jahrhundert arbeitete eine Papiermühle mit Stampfen zum Zerkleinern der Lumpen. Für eine Papiermühle, die mit Stampfen arbeitet, gibt de la Lande die Tagesleistung einer Arbeitsbütte mit 10 Ries Papier an33. Die jährliche Abgabe von 5 Ries Papier entspräche damit etwa einer halben Tagesleistung. Ob diese verhältnismäßig geringe Abgabe auf das Verhandlungsgeschick des Jost Richter zurückzuführen ist oder darauf, dass seine Papiermühle von vornherein auf eine geringere Leistung ausgelegt war, lässt sich den Quellen nicht entnehmen. Belegt ist jedoch, dass zur gleichen Zeit andere Papiermühlen deutlich höhere Abgaben zu leisten hatten. So betrug die Abgabe, die Nevelin Mollenbeck 1555 für die Papiermühle in Lemgo zu entrichten hatte, jährlich 12 Ries „uffrichtigen, guden unstrafflichen Schrift Papyrs“34.

Auch im folgenden Jahr stattet Kaspar der Papiermühle einen Besuch ab, diesmal in Form eines regelrechten „Familienausflugs“ mit seiner (zweiten) Frau Änne und dem Bürgermeister von Attendorn nebst Ehefrau: „Zihe mit Enneken mit dem burgermeister Clemens und seiner hausfrauwen uf die neuw papirmöllen zu Weischede und furt zu dem hern pater zu Ewigh, besuchen denselben und benachten zum Schnellenberg.“ (26. Juni 1606) Offenbar befindet sich die Papiermühle des Jost Richter jetzt im vollen Betrieb, so dass Richter die vereinbarte jährliche Abgabe abliefern kann. So berichtet Kaspar von Fürstenberg unter dem 22. Dezember 1606: „Der papirmacher zu Mercklinghausen bringt seine erste jarzins, nemlich 5 reis papirs.“

bung der Papiermacherkunst, Zweiter Theil. Weimar und Ilmenau 1835 (Schauplatz der Künste und Handwerke, 74. Band), S. 546; in anderen Quellen wird das Buch zu 24 Bogen angegeben, so dass ein Ries 480 Bogen entspräche. 32 Langenbach, aaO, S. 164 33 Justi, aaO. (Fn. 25) § 132 34 Hentschel, aaO. (Fn.6), S. 9

Ein Ries entspricht 20 Buch zu je 25 Bogen Papier31, so dass sich die jährli31

Lenormand’s Handbuch der Papierfabrikaktion, oder vollständige und genaue Beschrei-

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Weitere Auskünfte zur Gründung der Papiermühle und zu dem ersten Papiermüller Jost Richter geben die Tagebücher des Kaspar von Fürstenberg nicht. Es muss der weiteren Forschung vorbehalten bleiben, ob sich möglicherweise ein oder mehrere Wasserzeichen dem Jost Richter und seiner Attendorner Papiermühle zuschreiben lassen und ob sich auf diese Weise sein Absatzgebiet näher konkretisieren lässt. Auch die weitere Geschichte der Papiermühle in Attendorn kann an dieser Stelle nicht aufgearbeitet werden. Auch dies wird Gegenstand eines späteren Beitrags sein.

Frau Andrea Lothe, Leipzig, und Frau Dr. Eva A. Mayring, München.

Auf dieser Postkarte, die Papiermühle in den 1930er Jahren zeigt, erkennt man das Gebäude der ehemaligen Papiermühle als zweites von links, am Abzweig des Wescheder Weges. Repro: HaKu, nach einem Foto im Stadtanzeiger, Ausgabe 18.04.1991

Für wertvolle Hinweise und Anregungen danke ich Herrn Winfried Wroz (†), Kaufungen,

50 Jahre Fisch Jakob 1961 – 2011 Die Häuser „Am Kirchplatz 1 und 2“ in Attendorn von Gabriele Schmidt

Mitte der 1950er Jahre kauft der Architekt Rudolf Keimer, der sich 1952 selbständig gemacht hat, zusammen mit seiner Frau Marianne das Haus „Am Kirchplatz 2“ von den Erben des Pelzhändlers Wolf aus Düsseldorf. Das Haus hatte lange zum Verkauf gestanden, da es in einem sehr schlechten Zustand war. Herr Wolf ist der Schwiegersohn der Familie Biergans, die lange Zeit das „Café Biergans“ im Haus unterhalten hatte. „Café Biergans“ war über viele Jahre hinweg eine Institution im Herzen Attendorns; viele Familienfeiern und auch Kaffeetrinken nach Beerdigungen hatten dort stattgefunden. Zudem war es viele Jahre lang der Treffpunkt der Kolpingfamilie.

Das historische „Conditorei - Café Fr. Biergans“. Repro: Markus Harnischmacher

Das „Café Biergans“ wird am 1. August 1930 von Albert Harnischmacher seni-

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or und seiner Frau Maria übernommen, die dort mit ihrem Café beginnen. Mitte der 1930er Jahre ziehen sie in das Haus in der Niedersten Straße/Ecke Ennester Straße um, wo noch heute das „Café Harnischmacher“ besteht.

nes Firmenfahrzeug leisten - für die damalige Zeit ein großes Ereignis.

Nach den Harnischmachers übernimmt Konditor Alois Beul, ein Neffe von Franz Biergans, das Café bis zum Jahr 1960. In diesem Jahr zieht das „Café Beul-Biergans“ in die Kölner Straße um und wird dort heute als „Domcafé Kersting“ geführt.

Das Geschäft im Jahr 1962. Bei genauem Hinsehen ist über den Schaufenstern noch der Schriftzug „Fr. Biergans“ erkennbar. Repro: Dieter Jakob

Die Räumlichkeiten des „Café Biergans“ werden im gleichen Jahr vom Ehepaar Niebels vom Grafweg übernommen. Sie richten dort ein kleines Fischgeschäft ein.

Nach einigen notwendigen Umbauarbeiten erfolgt 1978 eine Generalsanierung. Der Gebäudekomplex „Am Kirchplatz 2“ umfasst ein zum Kirchplatz gelegenes Vorderhaus und ein zur Richtsteingasse gelegenes Hinterhaus, die unterschiedlich gebaut sind. Beide werden komplett entkernt. Das Dach des dreigeschossigen Hauses sowie die schmucke Ostfassade zum Kirchplatz müssen durch eine sorgfältige Abstützung mit langen Fichtenstämmen gesichert werden, was sich als außerordentlich schwierig erweist. Eine innere Stahl- und Betonkonstruktion gibt dem Haus einen stabilen Kern mit durchgehenden massiven Geschossdecken. Ein Personenaufzug sorgt nun für eine moderne Erschließung des Hauses.

Repro: Dieter Jakob

Am 6. Februar 1961 übernehmen die Eheleute Margret (geb. Keimer, Schwester von Rudolf Keimer) und Heinz Jakob das Fischgeschäft der Niebels. Die Jakobs waren im Jahr 1953 von Bad Salzdetfurth nach Attendorn gezogen. Herr Niebels bleibt noch bis 1963 Geschäftsführer im Fischgeschäft Jakob. Es geht schnell aufwärts und so können sich die Jakobs bereits im Herbst 1961 ein eige-

Das frühere Backstubengebäude muss einem Verbindungsbau zum Haus „Am Kirchplatz 1“ weichen. Dieses Haus wurde Anfang der 1930er Jahre von Paul Keimer, Vater von Rudolf Keimer, gekauft. Es war 1945 durch die Bom- 32 -


bardierung der Stadt total ausgebrannt und in Eigenleistung unter großen Mühen wieder aufgebaut worden.

schon kurze Zeit später durch eine große, industrielle Räucheranlage ersetzt und die Jakobs beginnen einen Großhandel mit Räucherfisch. Dieser belebt das Geschäft; zweimal in der Woche werden Kollegen bis Oberhausen beliefert. Da die Kapazität der Anlage bald erschöpft ist, hätten die Jakobs eine zweite Anlage anschaffen müssen, was eine hohe Investition bedeutet hätte. Auch wäre dieses in der Innenstadtlage und den vorhandenen Räumlichkeiten nicht möglich gewesen.

Die Ostfassade am Kirchplatz während des Umbaus.

Das Geschäft nach der Wiedereröffnung im September 1978. Foto: Dieter Jakob

Der große Umbau 1978. Fotos: Dieter Jakob

Zum 25jährigen Firmenjubiläum, das im Februar 1986 im Hotel Rauch gefeiert wird, richten sie einen kleinen Imbiss im Geschäft ein, das „Schlemmer Eck“. Da dieser Imbiss gut angenommen wird, geben sie den Großhandel mit Räucherfisch auf. Geräu-

Während der 3monatigen Umbauzeit bleibt das Fischgeschäft geschlossen. Mit der Wiedereröffnung im September 1978 übernehmen Sohn Dieter und Schwiegertochter Christiane Jakob das Geschäft. Neu hinzu kommt nun auch eine eigene kleinere Räucherei. Diese wird aber - 33 -


chert wird aber dennoch bis heute in kleinem, aber feinem Stil.

Vollzeitangestellte, eine Auszubildende im Restaurant sowie 2 Aushilfen.

1993 werden die angrenzenden Räume der Firma „Lotto und Toto Wolf“ übernommen, die in die Räumlichkeiten des früheren Spielzeuggeschäfts Paul Keimer ins Nachbarhaus „Am Kirchplatz 1“ umzieht. In den Räumen von „Lotto und Toto Wolf“ befanden sich zuvor die Lotto-Geschäfte Rawe aus Sondern und Hauke. Heute befindet sich dort das Lotto-Geschäft Normann (früher im Schwalbenohl).

Foto: Dieter Jakob

Nach einem weiteren Umbau entsteht in den früheren Räumlichkeiten von „Lotto Toto Wolf“ das Fischrestaurant „Hanse-Kogge“. Im Oktober 2001 tritt Bettina Feist, die Verlobte von Sohn Sven Jakob, mit in die Firma ein. Im Juni 2002 kommt auch Sven Jakob nach geleistetem Wehrdienst mit dazu. Beide haben auf der Burg Schnellenberg ihr Handwerk als Koch gelernt. Im Februar 2003 bauen sie die bis dahin recht einfache „Hanse-Kogge“ erneut zu einem gemütlichen Restaurant mit warmer Atmosphäre um.

Das Haus „Am Kirchplatz 2“ beherbergt heute neben „Fisch-Jakob“ und der „Hanse-Kogge“ die BEK (Barmer Ersatzkasse), die Praxis der Physiotherapeutin Sandra Stumpf, die „Wohlfühlzeit Attendorn“ (Sonja KnebelBilsing), die Zahnarztpraxis Dr. Finke und „Optik Schmalenberg“. Die Aufarbeitung der weiter zurückliegenden Geschichte der Häuser „Am Kirchplatz 1 und 2“ bedarf einer umfassenden Recherche und wird von der Verfasserin demnächst in einem weiteren Beitrag behandelt.

Das Fischgeschäft Jakob und die Hanse-Kogge beschäftigen heute 5

Quellen: Dieter Jakob, Rudolf Keimer

Die Häuser „Am Kirchplatz 1“ und „Am Kirchplatz 2“ im April 2013. Foto: Gabriele Schmidt

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Die Sammlung des Südsauerlandmuseums Eiszeitliche und vorgeschichtliche Fundgruppen von Monika Löcken

Die Sammlung des Attendorner Heimatvereins stellt die Grundlage für die Museumssammlung des Südsauerlandmuseums dar. Der Heimatverein sammelte seit 1889, und bereits in dieser Zeit wurden paläontologische Fundstücke zusammengetragen. Dabei handelt es sich zum einen um fossile Knochen eiszeitlicher Tiere und zum anderen um Artefakte, die aus Höhlenfunden stammen.

deutendste Fundplatz eiszeitlicher Funde im Sauerland ist die Balver Höhle im Hönnetal. Sie bildete einen der größten Wohnplätze des eiszeitlichen Menschen in Mitteleuropa. Auch in den steil aufragenden Felsen des Lennetales bei Grevenbrück befanden sich noch im 19. Jahrhundert mehrere Höhlen, die heute durch Steinbrucharbeiten abgetragen worden sind.

Tafel: Südsauerlandmuseum Attendorn

Die Anfänge der Höhlenforschung in diesem Gebiet gehen bis in die 1830er Jahre zurück. Namentlich bekannt im Raum Olpe wurde der Unternehmer Wilhelm Hüttenhein, der 1860 verschiedene Höhlen des Lennetales, die oft in Steinbrüchen lagen und die heute deshalb nicht mehr existieren, erforschte. Darunter waren eine Höhle in Heggen sowie im Rademannschen/ Sondermannschen Kalksteinbruch und dem Wiemerschen Bruch sowie die Sporker Mulde. Hüttenhein ließ den Höhlenschutt ausräumen und auf dem Gelände seiner Fir-

Tafel: Archiv Südsauerlandmuseum

Im westfälischen Bergland findet man Höhlen vornehmlich in den ca. 350 Mio. Jahre alten Kalksteinzügen des Devons. Sind die Höhlen heute für die Besucher meist wegen der Tropfsteingebilde interessant, so stellen sie für die archäologische Forschung eine Fundgrube dar, in der sich die ältesten Spuren der menschlichen Besiedelung im Sauerland finden lassen. Der be- 35 -


ma durchsieben. Dabei fanden sich Tierknochen, die er zur Bestimmung an die Universität Bonn schickte.

Schaber, mit steiler Retusche an der einen Längskante und um einen an der Längskante retuschierten Klingenkratzer mit zwei flachen, ebenfalls an der Unterseite retuschierten Hohlbuchten. Andree 1925 schreibt sie dem Aurignacien zu.1 Beide Artefakte befinden sich in der Sammlung des Südsauerlandmuseums. Die weiteren Funde übergab er an das Landesmuseum in Bonn und von dort gelangten sie an das Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte in Münster.

Auf der 26. Generalversammlung des Naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen gab im Jahre 1869 der international bekannte Paläontologe Johann Carl Fuhlrott, der besonders durch die Entdeckung der Skelettreste im Neandertal bekannt wurden, einen Überblick der Funde. Er konnte Knochen von prähistorischen Wollnashörnern, Mammuten, Hyänen, Höhlenbären, Hirschen, Löwen, Füchsen und Wölfen bestimmen. Im Schutt der Peperburghöhle wurden zwei menschliche Unterkiefer entdeckt, die durch Prof. Schaaffhausen bestimmt wurden. Darüber hinaus fand sich hier auch der Fuß einer Urne, Fund (Attendorn, ohne InvNr.) Ein Teil dieser Funde wird im Südsauerlandmuseum verwahrt, ein Teil befindet sich im Museum Burg Altena.

Schaber und Klinge aus der Sporker Höhle. Zeichnung Dr. Andree

Systematische Begehungen der Höhlen unternahm der Oberberghauptmann Ernst Heinrich von Dechen, der Namengeber der Dechenhöhle. Dechen schilderte seine Funde in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften der Zeit.

Besonders die Entdeckung der Attahöhle im Jahre 1907 beflügelte die örtlichen Natur- und Geschichtskundler, und es dauerte nicht lange, bis sie begannen, diese Höhle zu erforschen. Zu ihnen gehörte der Oberlehrer Hermann Forck, der u.a. Höhlenbärenzähne (InvNr: 31/1-4) bergen konnte. Wirbel dieses Tieres fand Direktor

Er war damit der erste, der die Höhlen an Lenne, Bigge und Fretter beschrieben hat, darunter befand sich auch die Sporker Mulde, bei der es sich um eine eingestürzte ehemalige Höhle handelte.

1

Andree, Julius: Altsteinzeitliche Funde aus Westfalen: I. Die Sporker Mulde bei Grevenbrück, Mannus 17, 1925, 60-64. Dechen, Heinrich: Die Sporker Mulde bei Grevenbrück, Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie 3, 1872, 82-91. Ders.: Über die Ausgrabungen in der Höhle bei Balve und Sporke, Verhandl. D. Naturhist. Vereins der preußischen Rheinlande und Westfalens 28, 1871, Corr 99. "

Hier wurden zwei Artefakte geborgen, die sich in zwei Schichten zusammen mit Knochen von Höhlenbär, Wildpferd und Nashorn befanden. Es handelt sich um einen dicken, klingenartigen - 36 -


Reimann (InvNr: 43 1-3), Robert Scherer und Siegfried Hüppe entdeckten 1901 einen kompletten Bärenschädel (InvNr: II 45, 67,151).

ben will. Hier sind jedoch Zweifel angebracht. Ein Beispiel für eine nachweislich im sauerländischen Bergland bei Attendorn gefundene Pfeilspitze mit dreieckiger Form, konkaver Basis und flächig retuschierter Spitze, ist erheblich kleiner(InvNr.: 2007/25).

Im Steinbruch an der Heide war eine neue Höhle eröffnet. Herr Siegfried Hüppe und Herr Robert Scherer gingen am Nachmittag hin, um dieselbe zu erforschen und fanden darin zwei gut erhaltene Schädel von Höhlenbären, die der Sammlung einverleibt werden sollen und eine schöne Zierde derselben bilden werden. Besonders zu bemerken ist, dass es der erste Fall ist, dass ein Schädel mit dazugehörigem Unterkiefer gefunden worden ist.2

Im Jahre 1969 verkaufte Manfred Sönnecken Teile seiner paläolithischen Sammlung an das Museum in Attendorn. Sönnecken, der seit den 1950er Jahren Feldforschungen zur frühen Eisenverhüttung unternahm, hat auch mehrere prähistorische Siedlungsplätze und Höhlen untersucht. Skelettteile eiszeitlicher Tiere und Artefakte aus der Gessardthöhle bei Lüdenscheid, der Balver Höhle, der Heinrichshöhle im Hönnetal sowie der Veledahöhle und Burghöhle am Iserlohner Klusenstein kamen so nach Attendorn. Steinzeitliches Werkzeug und Werkabfälle stammen von der HönneTerrasse und der Helle Terrasse bei Balve.3

Auch aus der Sammlung von Hermann Fleißig, der seit den 1930er Jahren staatlich beauftragter Pfleger für Bodenaltertümer war, stammen einige Exponate. Seine Entdeckungen warten noch auf eine intensivere Begutachtung. Im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten im Jahre 1940 benannte er eine Fundstelle als steinzeitliche Wohngrube, aus der er einen Schaber der Altsteinzeit barg. Darüber hinaus befinden sich Keramiken und ein Hiebmesser aus einer Fundstelle vom Hofkühl bei Kirchveischede und einige Wellenfüße im Südsauerlandmuseum. Auf dem Hofkühl liegt eine kleine Wallburg. 1952 wurde im Rahmen einer Neuvermessung eine kleine Grabung durchgeführt und es erfolgte eine spätere Nachuntersuchung u.a. durch H. Fleißig .

Steinzeitliches Werkzeug, Helle Terrasse

Erwähnenswert ist, dass aus der Veleda Höhle4 Boden-, Wand- und Rand-

Besonders spektakulär erscheint eine Stielspitze, die Fleißig 1957 auf einem Acker bei Grevenbrück gefunden ha2

3

Sönnecken, Manfred: Funde aus der Mittelsteinzeit im Märkischen Sauerland, Balve 1985, S. 24 f 4 InvNr.: 2007-209, 2007/231 auf einer Scherbe steht:" Gefäßreste aus Sauerländischen

Chronik der Stadt Attendorn, I.Bd,S. 73.

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scherben verschiedener Gefäße stammen, deren Scherben teilweise geglättet sind. Hier fanden sich auch eine mittelalterliche Wandscherbe sowie eine Scherbe eines Knickwandgefäßes (2007/209). In der Burghöhle sicherte Sönnecken weitere Scherben aus verschiedenen Zeiten.

In einer Holzkohle und Knochen führenden Schicht, die auf Grund ihrer Lage unter der obersten Sinterdecke in das Holozän (Nacheiszeit) gesetzt wurden, fanden sich rund 100 Artefakte aus Kieselschiefer und nordischem Flint. Allerdings konnten sie aus Mangel an eindeutigen Leitformen nur unter Vorbehalt auf Grund ihrer Herstellungsweise in das "feingerätige" Mesolithikum datiert werden. Der Verbleib der Funde ist unbekannt.

Ein Steinartefakt des Jungpaläolithikums stammt aus der RosenbeckerHöhle (2007/210) Drei Steinartefakte des Mittelpaläolithikum/Jungpaläolithikum aus Feuerstein stammen aus Frankreich von bekannten Fundplätzen. Es handelt sich um einen Abschlag aus La Chapelle, eine Klinge aus Combe Capelle und einen Abschlag ohne Ortsangabe (2007/211)

In Attendorn selber kam es 1975 bei Bauarbeiten zur Entdeckung einer weiteren großen Höhle, die den Namen Kirschhollenloch erhielt.6 Von besonderer Bedeutung für die Höhle war die Entdeckung pleistozäner Säugertierknochen. Eine Notgrabung erbrachte eine Dominanz des Höhlenbären (93%), Wolf und Mammut waren jedoch auch vertreten.

Drei Klingen des Paläolithikum/Neolithikum aus nordischem Feuerstein stammen von der Insel Rügen, und hier von 3 Fundstellen. (2007/212)

Der Fund (2007/226) zweier Unterkiefer7 sorgte zunächst besonders in der Presse für Aufregung, da man zunächst irrtümlich an eine eiszeitliche Herkunft dachte.

Bei einem runden, scheibenartigen Spinnwirtel mit durchgehender runder Öffnung in der Mitte gibt Sönnecken nur an, dass es sich um einen Lesefund ohne Fundort handelt. (II 838) In den 1970er Jahren schließlich erhielt die Höhlenforschung im Olper Raum wieder Auftrieb. Das Geologische Institut der Universität Köln stellt zum sog Fledermausloch am Ahauser Stausee im Biggetal fest, dass die Ahauser Höhle ein „vollständiges und lückenloses Zeugnis über den Ablauf des Eiszeitalters im Sauerland überliefert und zugleich ein reichhaltiges Inventar aller Höhlenphänomene bietet“5.

Kreisverwaltung Olpe, Herrn Oberkreisdirektor Grünewald, vom 7. Juni 1972. 6 Brückner, Arnulf, Zygowski, Dieter, W.: Das Kirschhollenloch in Attendorn unter besonderer Berücksichtigung der pleistozänen Fauna, in: Karst und Höhle 1982/83, Beiträge zur Karst und Höhlenforschung in Westfalen, München 1983, S. 51 ff. 7 Brückner, A.; Zygowski, W.: Das Kirschhollenloch in Attendorn unter Besonderer Berück7 sichtigung seiner pleistozäne Chronik der Stadt Attendorn, I.Bd,S. 73. 7 Sönnecken, Manfred: Funde aus der Mittelsteinzeit im Märkischen Sauerland, Balve 1985, S. 24 f 7 InvNr.: 2007-209, 2007/231 auf einer Scherbe steht:" Gefäßreste aus Sauerländischen Höhlen"; n Fauna

Höhlen"; gemessen wurde eine signifikante Rand-Wand u. Bodenscherbe von einer Schale 5 Archiv Südsauerlandmuseum, Schreiben W. Schirmer, Geolog. Inst. der Uni Köln an die

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Umfangreiches Material stammt aus der Deutmecker Höhle im Frettertal8. Die Funde gehen auf eine Schenkung von Ludwig Korte aus dem Jahre 1974 zurück.

Wand u. Bodenscherbe von einer Schale, sowie 9 Knochenfragmente, eventuell vom Rind, sind mit der Aufschrift aus „Sauerländischen Höhlen“ versehen und stammen vermutlich ebenfalls aus der Sammlung Sönnecken. (2007/231 1-42) Ein weiterer Fundkomplex aus Kinderhaus (inventarisiert als Kinderdorf bei Münster) stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus diesem Zusammenhang. Es handelt sich um früheisenzeitliche Keramikfragmente (2007/228) Aus der näheren Umgebung der Stadt Attendorn stammen verschiedene Lesefunde. Der Fundort einer Geröllkeule (II 154) lag bei der Waldenburg.

Deutmecker-Höhle. Bildarchiv Südsauerlandmuseum

Der Attendorner Heimatforscher Toni Schulte gab in den 1930er Jahren einen Mahlstein (?) im Museums ab, der zunächst als “Schaftrillenkeule“ (II 154) inventarisiert wurde. Vermutlich stammt der Fund auch aus einem Steinbruch am Huley (?). An dieser Stelle wurden ein Handkeil und ein Mahlstein mit elliptischer Form, oben angeraut, unten poliert, gefunden.

Dazu gehören 3 kammstrichverzierte, handgemachte Scherben zweier Gefäße aus dem 1. Jh. vor Chr. (II 1083), darunter Gefäßscherben von einem großen Gefäß, darunter Boden-, Wand- und Randscherben; mit geglättetem Rand aus der vorrömischen Eisenzeit (II 1256 und 2007/207). 10 Scherben(2007/206) von organisch gemagerter Keramik, davon haben 2 eine leichte Strichverzierung, sowie Scherben von mehreren größeren z.T. besenstrichverzierten Gefäßen der vorrömischen Eisenzeit. Aus der Höhle stammt auch eine scheibenförmige Bernsteinperle, die der Eisenzeit zugeschrieben wurde. (II 1085)

Zu den Attendorner Lesefunden aus der Waldenburger Bucht gehört auch ein unregelmäßig rundes Plättchen mit sanduhrförmiger Lochung (II 1800) aus Grauwacke9. Des Weiteren acht Rössener Scherben (II 814) aus dem 3. Jt v. Chr.: Es handelt sich um unverzierte Wandscherben, meist glatte, seidige Oberfläche. Löcher, die durch die ausgewitterte

42 Scherben unterschiedlicher Gefäße, darunter auch eine signifikante Rand8

Publ.: S. Lukanow, Fundchronik für den Kreis Olpe 1948-1980, AFWL 2, 1984, 148 Nr. 29,1 "Finnentrop-Deutmecke" (AKZ 4814,6) mit Abb. 14,4-5 S. 164.

9

Beck, Hans: Ein neues Steingerät aus Attendorn, HSO: 4/1949, S. 228. , Hömberg, Ph. Fundchronik des Kreises Olpe, HSO 1/1996, S.21.

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Kalkmagerung verursacht wurden. "Die Oberfläche der Keramik zeigt - als Folge unterschiedlicher Brennwirkungen - Tönungen von weißlichem Graugelb über Braunrosa bis zu mittlerem Grauschwarz. Leider lässt sich aus dem vorhandenen Fundmaterial kein Gefäß oder Wandstück zusammenfügen. Für die exakte Rekonstruktion fehlen überdies die so wichtigen Randund Bodenscherben.“10 Die Scherben fand man bei Ausschachtungsarbeiten zu einem Wohnhaus im Jahre 1955 am Hellepädchen in Attendorn. Die Fundstelle lag auf einem hochwasserfreien Podest dicht am Ufer des Bremgebaches, ca. 60-90 cm unter der Erdlinie.

Ein Rössener-Setzkeil (II 939), 3. Jt. v. Chr. ist aus Hornblendeschiefer und gilt als Lesefund aus AttendornWindhausen. In der Dauerausstellung gezeigt werden sechs Keramikscherben von 2-3 Gefäßen (2007/205 1-6) aus der vorrömischen Eisenzeit, die teilweise eine Kammstrichverzierung und polierte Oberflächen aufweisen und die ebenfalls aus Attendorn stammen sollen. Aus dem Wendener Land kommen zwei Steinbeile, eines aus Sandstein, gefunden bei Möllmicke sowie eines aus Flintstein, gefunden an der Wendener Hütte (II 2004/97 und 121), und aus dem Lennetal stammt ein basales Klingenfragment aus Kieselschiefer mit Randretuschen (II 1515). Mühlsteine aus vulkanischem Sedimentgestein kamen aus Sporke ins das Museum (II 370). Sie werden in das Jahr 400 n. Chr. datiert. Spektakulär waren auch die Bronzefunde aus Borghausen, bei denen es sich um einen Armreifen und einen Ohrring handelt, die heute im Museum Burg Altena befinden und die als Kopien im Südsauerlandmuseum gezeigt werden.

. Die am Hellepädchen gefundenen Rössener Scheiben. Zeichnung: U. Goebel. 10

Goebel, Ulrich: Jungsteinzeitlicher Scherbenfund aus Attendorn, in: HSO, 127/1982, S. 88-90 mit Abb. sowie S. Lukanow, Fundchronik für den Kreis Olpe 1948-1980, AFWL 2, 1984, 137 Nr. 2 "Attendorn" (AKZ 4813, 4). Dazu auch: Unter der Tagebuch-Nr. B/S/M 118/70 wurde der Fund durch den damaligen Direktor des Landesmuseums Münster, H. Beck, als der Rössener Kultur angehörend eingeordnet. Akz.: 4813,4. (s. Goebel S. 90 Anm. 4)

Bronzefunde aus Borghausen.

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Bereits in den 1960er Jahren kam eine Streitaxt aus Diabas mit verbreiterter Schneide und zylindrischer Bohrung aus Berghausen bei Meschede (II 717) in das Museum.

Kaiserzeit, die von zwei Gefäßen stammen und die Reste von kalzinierten Knochen enthalten sowie der Fundort eines Spinnwirtels (2007/204) aus Ton, der der aus der römischen Kaiserzeit stammen soll, können zurzeit noch nicht rekonstruiert werden.

Aus Burgholdinghausen, aus der vorrömischen Eisenzeit, stammen 12 Boden-, Wand- und Randscherben von mehreren Gefäßen. Die Randscherben sind poliert. Zum Bestand gehört auch ein verbranntes Langknochenfragment (2007/208). Im Jahre 2012 kamen noch zwei weitere interessante Artefakte in das Museum, Es handelt sich um Lesefunde aus den 1930er Jahren aus Fehrenbracht. Dort wurden an der Wasserscheide zwischen Lenne und Ruhr eine Spaltaxt aus Granit(?) und eine Mahlkugel gefunden(2012/203 und 204).

Spinnwirtel

Die Fundorte der Urnenfragmente (2007/229) aus der Zeit vorrömischen

Bebel, Rathenau, Erzberger – Ein Tod in hohem Alter, zwei politische Morde und die Reaktionen der Attendorner Bevölkerung von Jürgen Meise

August Bebel (22.2.1840 – 13.8.1913)

Brigitte Seebacher-Brandt schreibt in ihrer Bebel-Biographie: „Weit über die Parteigrenzen hinweg ward Bebels Tod als Verlust beklagt, und bis auf wenige Ausnahmen auf der äußersten Rechten widmete ihm auch die bürgerliche Presse schöne Nachrufe.“1 Zur Beerdigung in Zürich seien Abordnungen der Partei aus allen Ecken Deutschlands angereist. Wem es zu weit gewesen sei, der habe sich an lokalen Trauerkundgebungen beteiligt,

Bebel war Drechslermeister in Leipzig, schloss sich 1861 der deutschen Arbeiterbewegung an, gründete mit anderen 1869 die sozialdemokratische Arbeiterpartei (heute SPD), wurde ihr anerkannter Führer und gehörte seit Gründung des deutschen Reiches 1871 dem deutschen Reichstag fast ohne Unterbrechung an. Seit dem Auslaufen des Sozialistengesetzes 1890 lebte er in Berlin. Er starb in Passung in der Schweiz.

1

B. Sebacher-Brandt, Bebel, J. H. W. Dietz Nachf. 1988, Berlin/Bonn, Seite 377

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berichtet Seebacher-Brandt weiter. Allein in Berlin hätten derer sechzehn stattgefunden.2

Der Bericht umfasst auf einer vierspaltig gestalteten Seite 69 Zeilen. Zunächst beschreibt der Autor den persönlichen und politischen Werdegang Bebels, um dann zu urteilen: „Mit August Bebel ist der unbestrittene Führer der sozialdemokratischen Partei Deutschlands aus dem Leben geschieden….Die sozialdemokratischen Massen hingen mit glühender Liebe an diesem heißblütigen Mann, der in seinen guten Tagen über eine glänzende Beredsamkeit verfügte. Seine bürgerlichen Gegner kreuzten gern mit ihm die Klinge und versagten ihm nicht die Achtung, die ein uneigennütziger Vorkämpfer politischer Ideale für sich beanspruchen kann. Darum werden auch alle seine Gegner am Todestage August Bebels mit dem Zeugnis nicht zurückhalten, dass mit ihm eine geistig bedeutende Persönlichkeit aus dem politischen Leben verschwindet, dass er mit seiner Arbeit das Volk der arbeitenden Klassen nach seiner Überzeugung zu fördern suchte…“.

Nun gab es seit dem Jahr 1896 in Attendorn auch einen Ortsverein der SPD, gegründet von Josef und Stephan Mayworm und unterstützt von Robert Scherer, der schon 1890 anlässlich einer Reichstagswahl für die SPD geworben hatte, sich aber aus Gründen seiner Zugehörigkeit und Aufgabe bei der Feuerwehr – er war Führer der Hydrantenmannschaft – nicht öffentlich zu einer kleinen Minderheit, gemeint ist die SPD, bekennen mochte.3 Das Attendorner Volksblatt und die Attendorner Zeitung4 berichten am Samstag, dem 16.8.1913, vom Ableben des Führers der deutschen Sozialdemokratie. Die Attendorner Zeitung bringt einen Bericht mit Bild (Zeichnung) auf der ersten Innenseite des Blattes – die erste Seite war für Lokales und Regionales freigehalten.

Am Dienstag, dem 19.8.1913, dann konnte der Zeitungsleser eine kurze Notiz finden unter der Überschrift „Die Bestattung Bebels“. Der von Achtung für den verstorbenen August Bebel zeugende Bericht in der Attendorner Zeitung reiht sich ein in, wie Seebacher-Brandt schreibt, die „schönen Nachrufe“ der bürgerlichen Presse.

August Bebel. Zeichnung in der Attendorner Zeitung vom 16.8.1913. Repro: VOH Attendorn

Das Attendorner Volksblatt, dem Zentrum verbunden, berichtet am Samstag, dem 16.8.1913, im ersten Blatt auf der ersten Seite vom Ableben Bebels. Auf dieser Seite, dreispaltig gestaltet, nimmt dieser Bericht eine ganze Spalte ein. Nüchtern wird über

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ebenda Brief von Dr. W. Scherer, Kaarst, in: J. Meise, 100 Jahre SPD in Attendorn 4 Attendorner Volksblatt und Attendorner Zeitung, Stadtarchiv Attendorn. Beide Zeitungen erschienen jeweils am Abend vor dem Dienstag, dem Donnerstag und dem Samstag. 3

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die Herkunft und den politischen Werdegang des Sozialdemokraten berichtet, über seine Bedeutung für die Partei und über seine Arbeit als Schriftsteller. Sein Buch „Die Frau im Sozialismus“ wird genannt. Es wird auch nicht vergessen, dass Bebel aufgrund seiner politischen Tätigkeit und der damaligen Herrschaftsverhältnisse mit dem Gesetz in Konflikt geraten war und mehrere Monate im Gefängnis verbringen musste.

nach) waren meist geprägt vom Denken in Bahnen des politischen Klassenkampfes. Dabei fühlte sich das Attendorner Volkblatt dem Zentrum verbunden, der Partei des politischen Katholizismus.5 So betrachtet ist die Würdigung Bebels im Attendorner Volksblatt durch Zitate aus anderen Zeitungen doch ein bemerkenswerter Vorgang. Man würdigt Leben und Arbeit des verstorbenen politischen Gegners nicht selbst, man versagt im die Würdigung aber nicht, indem man würdigen lässt. Ganz zum Schluss des Berichts vom 16.3.1913 war nun zu lesen: “Am nächsten Sonntag sollen überall sozialdemokratische Trauerversammlungen…..abgehalten werden“. Ob es nun in Attendorn, wo ein SPDOrtsverein bestand, zu einer solchen Trauerfeier gekommen ist, lässt sich nicht feststellen und ist eher zu verneinen. Erstens wirft die Zeitangabe „am nächsten Sonntag“ Fragen auf. War damit der Sonntag am 17.8.13 gemeint oder der eine Woche später? Für eine politische Veranstaltung, wie es eine

Attendorner Volksblatt, Ausgabe vom 16.8.1913 (Ausschnitt). Repro: VOH Attendorn

Ein ‚schöner Nachruf’ wie in der Attendorner Zeitung ist der Bericht im Volksblatt nicht. Zu einer ausdrücklich positiven Beschreibung der politischen Tätigkeit Bebels gelangt das Blatt nicht. Allerdings lässt es andere Zeitungen berichten, indem es diese zitiert: Die SPD-Parteizeitung ‚Vorwärts’, die ‚Kölnische Volkszeitung’ und die Zeitung ‚Germania’ . Durch sie wird die Arbeit Bebels gewürdigt.

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Das „Zentrum“, eine Partei mit konservativer Grundhaltung, wurde 1870 gegründet. Es vertrat Prinzipien des Rechtsstaats und der religiösen Freiheit. Im katholischen Westfalen, darunter der Kreis Olpe, war es die führende, alles beherrschende Kraft. Nach der Machtergreifung Hitlers und dem Abschluss des Konkordats der nationalsozialistischen Reichsregierung mit dem Vatikan 1933 löste sich das Zentrum (auf „Wunsch“ des Vatikans) auf. Nach dem 2. Weltkrieg neu gegründet, erlangte es keine Bedeutung mehr. Viele Mitglieder des Zentrums gründeten die CDU und/oder traten der neuen Partei bei. Einer der bekanntesten: Konrad Adenauer.

Das erstaunt nicht. Denn politische Auseinandersetzungen vor dem ersten Weltkrieg 1914-1918 (und auch da-

"

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Trauerfeier für Bebel gewesen wäre, hätte die örtliche SPD eine Genehmigung einholen müssen. Eine Genehmigung für den folgenden Tag (17.8.) war wohl nicht bekommen. Und auch die Frist bis zum 23.8.13 mag zu kurz gewesen sein, um von einem der SPD feindlich gegenüberstehenden Magistrat der Stadt bzw. von der Polizeibehörde eine Genehmigung zu erhalten. Ob man sich in privaten Räumen traf? Über eine öffentliche Trauerfeier jedenfalls ist nichts vermerkt. Weder in der damaligen Lokalpresse (Attendorner Volksblatt und Attendorner Zeitung) findet sich ein Hinweis auf eine öffentlich zugängliche Trauerfeier, noch in den entsprechenden Akten der Stadt, nämlich den „Acta Speciala – Staatsgefährdende Bestrebungen, Sozialdemokratie, Anarchisten pp.“ und „Acta Speciala, Vereins und Versammlungspolizei“, in denen Gesuche für die Erlaubnis, Veranstaltungen und Versammlungen durchführen zu dürfen, gesammelt sind, ebenso wie die von einem Polizisten angefertigten Protokolle dieser Veranstaltungen. Der Vollständigkeit halber: Auch über Versammlungen anderer Parteien, Vereine und Organisationen (Das Zentrum, Christliche Gewerkschaften, Katholischer Frauenbund usw.) liegen in den Akten Anträge zur Genehmigung von Veranstaltungen und Protokolle darüber vor. Auch in der „Chronik der Stadt Attendorn“ von Julius Pickert6, der das Attendorner Geschehen detailliert auflistet, befindet sich kein Hinweis auf eine Veranstaltung der hiesigen Sozialdemokratie.

Offensichtlich hat der SPD-Ortsverein Attendorn öffentlich nicht auf den Tod des Vorsitzenden reagiert. Man findet keinen Nachruf des Ortsvereins, keine Anzeige und auch keinen Hinweis auf eine Veranstaltung anlässlich des Ablebens von Bebel. Matthias 26.8.1921)

Erzberger

(20.9.1875-

Erzberger, ein Politiker des Zentrums aus Baden, gehörte dem Reichstag seit 1903 an, beschäftigte sich mit Kolonial-, Militär- und Finanzfragen und stieg rasch zu einer der führenden Personen in der Reichstagsfraktion des Zentrums auf. Er entwickelte sich während des 1. Weltkriegs zu einem Vorkämpfer des demokratischen Gedankens, trat für einen Verständigungsfrieden ein und unterhielt gute Beziehungen zur Kurie in Rom. Am 11.11.1918 verhandelte und unterschrieb er als Staatssekretär den Waffenstillstand – die verantwortlichen Generäle Hindenburg und Ludendorff hatten sich ‚dezent’ zurückgezogen. Im Jahr 1919 wurde er Reichsfinanzminister und führte eine nach ihm benannte Steuerreform durch. Wegen der Unterschrift unter den WaffenstillstandsVertrag und wegen der Steuerreform zog er sich den Hass rechtsradikaler Kreise zu. 1921 wurde er, schon nicht mehr Finanzminister, von zwei ehemaligen Offizieren der Marine, Mitglieder des rechtsradikalen ‚Germanenordens’, ermordet. An einem Freitag war Erzberger ermordet worden, am Dienstag, dem 30. August 1921, berichtete das Attendorner Volksblatt. Ausführlich wird über den Mord berichtet. Der politische Werdegang wird beschrieben. Dane-

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Julius Pickert, Chronik der Stadt Attendorn, Band 1, 1898 – 1917, Stadtarchiv Attendorn

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ben konnte die Attendorner Bevölkerung Stellungnahmen bzw. Kondolenzschreiben des Reichspräsidenten Ebert (SPD) und des Reichskanzlers Wirth (Zentrum) an die Angehörigen lesen.

Am 3.9.1921 war ein Bericht über die Beisetzung des Ermordeten zu lesen. Von der Grabrede des Reichskanzlers Wirth (Zentrum) war der wesentliche Inhalt gedruckt. Über Veranstaltungen vor Ort anlässlich der Ermordung Erzbergers findet man nichts im Attendorner Volkblatt. Das erstaunt. Denn schließlich gehörte Erzberger dem Zentrum an. Und das Zentrum war in Attendorn, wie im ganzen Kreis Olpe und darüber hinaus im katholischen Westfalen die große, bestimmende Partei mit vielen Nahestehenden und Wählern. Am 31. August 1921 jedoch, fand auf dem Marktplatz „eine von der sozialdemokratischen Partei einberufene Demonstrationsversammlung gegen die Ermordung Erzbergers statt“, berichtet die Chronik der Stadt Attendorn7. Dies wiederum erstaunt auf dem ersten Blick. Allerdings hatte Erzberger als Finanzminister im Kabinett Bauer (SPD) eine Steuerreform durchgesetzt, die eine progressiv gestaffelte Reichseinkommensteuer war - ganz im Sinne der SPD -, eine Reform jedoch, die bei der politischen Rechten den Hass auf Erzberger nur verstärkte (s. o.). Im Übrigen verstanden sich damals SPD und Zentrum gemeinsam als Verteidiger eines demokratischen Deutschlands.

Attendorner Volksblatt, Ausgabe vom 30.8. 1921. Repro: VOH Attendorn

7

ebenda unter dem Datum des 31.8.1921. Das Vorhandensein dieses Hinweises auf die Veranstaltung der Attendorner SPD bestätigt indirekt, dass andere Parteien weder anlässlich der Ermordung Rathenaus noch Erzbergers öffentliche Veranstaltungen durchgeführt haben. Pickert hätte sie sicherlich erwähnt.

Am 1.9.1921 berichtet die Lokalzeitung über die Trauerfeier für Erzberger und über die Suche nach dessen Mörder. - 45 -


Walther Rathenau 24.6.1922)

(29.9.1867

-

DNVP, der Deutschnationalen Volkspartei, einer großen, rechtsextremen Partei, finden, in der diese jegliche Verbindung mit den Attentätern abstritt. Sie war in Verdacht geraten, zumindest geistiger Urheber dieses Mordes, und vieler anderer, gewesen zu sein.

Rathenau wurde am 24.6.1922 ermordet. Er gehörte nach dem 1. Weltkrieg der DDP an, einer linksliberalen Partei. Er war lange Jahre Mitglied im Vorstand des AEG-Konzerns gewesen, zu dessen Vorsitzendem er 1915 als Nachfolger seines Vaters aufstieg. Im Ersten Weltkrieg hatte er innerhalb des preußischen Kriegsministeriums die für den Krieg notwendige Rohstoffversorgung organisiert.

Am Donnerstag, dem 29. Juni 1922, berichtet das Attendorner Volksblatt ganzseitig und mit Bild über die Beisetzung Rathenaus und druckt eine Beurteilung des Ermordeten durch den Dichter Gerhart Hauptmann ab, der den Toten einen ‚deutschen Patrioten’ nennt, der sein ‚Land geliebt’ und ihm seine ‚ganze geniale Kraft zur Verfügung gestellt’ habe. „Im Dienst des geliebten Vaterlandes starb er den Heldentod“, schreibt Hauptmann.

Nach dem verlorenen Krieg berief ihn die Reichregierung zur Vorbereitung der Friedensverhandlungen in eine Sozialisierungskommission. Er nahm an mehreren Konferenzen mit den Siegermächten teil, wurde Wiederaufbauminister und schließlich 1922 im 2. Kabinett Wirth (Zentrum) Außenminister. Aus rechtsradikalen und antisemitischen Kreisen – Rathenau war Jude – wurde er wegen seiner von der politischen Rechten als „Erfüllungspolitik“ geschmähten Tätigkeit gehasst und bekämpft. Auf einer Fahrt in das Außenministerium wurde er von Männern aus diesen nationalistischen Kreisen erschossen. Am Dienstag, dem 27. Juni 1922, erschien im Attendorner Volksblatt auf der ersten Seite unter der Überschrift „Minister Rathenau erschossen“ eine ganze Seite zu diesem politischen Mord und über den persönlichen und politischen Werdegang des Ermordeten. Das Attentat wird beschrieben, über die Mörder werden Spekulationen angestellt. Man vermutete sie – zu Recht – in der politischen Rechten. Der Leser des Attendorner Volksblattes konnte auch eine kurze Erklärung der

Attendorner Volksblatt, Titelblatt der Ausgabe vom 29.6. 1922. Repro: VOH Attendorn

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Am Samstag, dem 1. Juli 1922, berichtet das Attendorner Volksblatt erneut von der Beisetzung Rathenaus und druckt die Grabrede des Reichspräsidenten Ebert (SPD). Das Zentrum ruft in dieser Ausgabe dazu auf, Parteiversammlungen abzuhalten, um „eindeutig Protest zu erheben gegen den verruchten Mord und gegen das staatsgefährliche der dahinter stehenden Kreise“. Es folgen Ausführungen zur politischen (Un-) Kultur der Zeit aus ‚sittlicher’, ‚sozialer’ und ‚politischer’ Sicht. Als Kreise, die den Staat gefährdeten, sah das Zentrum die rechtsextreme Deutsch-Nationale Volkpartei (DNVP) an.

Abgesehen von der Demonstration der SPD anlässlich der Ermordung Erzbergers hat es in Attendorn offensichtlich keine öffentliche Veranstaltung, keine Nachrufe oder sonstige öffentliche Stellungnahmen seitens der politische Verantwortlichen der Parteien der Stadt gegeben, die den Tod bzw. die Ermordung der drei führenden Politiker des Kaiserreiches und der Weimarer Republik als Anlass haben. Über die Ursachen kann man nur spekulieren. War die Stadt zu klein, die Honoratioren vor allem die des Zentrum und der DDP zu „vornehm“, um sich öffentlich zu äußern? War es einfach nicht üblich? In die Köpfe, in das Denken der damals Verantwortlichen kann man heute nicht mehr hineinsehen. Möglicherweise finden sich in internen Papieren (Protokolle) des Zentrum und der DDP einige Hinweise. Wenn die Akten überhaupt noch vorhanden sind und nicht zur Zeit des Nationalsozialismus aus Schutz vor Verfolgungen oder Ende des Weltkrieges als Kriegsfolgen (Bombardierungen, Brände) vernichtet wurden.

Aus dem Attendorner Volksblatt geht weder hervor, ob das örtliche Zentrum zu einer Parteiversammlung eingeladen hat, wie es der Aufruf nahe legte, noch, ob die Deutsche Demokratische Partei (DDP) irgendetwas unternahm, um das Andenken an ihr ermordetes Parteimitglied Rathenau zu ehren.

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Vor 400 Jahren in Attendorn – Antonius Kallenboel scheintot begraben Erinnerung an eine unglaubliche Geschichte von Gabriele Schmidt

Jeder Attendorner kennt sie, die wundersame Geschichte von Tonis Kallenboel, der im Jahr 1613 im Alter von 20 Jahren an der Pest erkrankt, die wieder einmal in Attendorn wütet.

der Heiligen Schrift an der Universität zu Köln, berichtet im vierten Buch seiner Annalen „Opus chronologicum et historicum Circuli Westphalici“ (1656) über den Vorfall.

Wohl aufgrund einer 9stündigen, tiefen Bewusstlosigkeit, die man als Leichenstarre interpretiert, begräbt man ihn am 7. Oktober, eilig wie alle Pestopfer beerdigt werden, auf dem Friedhof neben der Attendorner Pfarrkirche. 15 Stunden nach dem Begräbnis hört ein zufällig auf dem Friedhof umhergehender Geistlicher ein Schreien und Klopfen, das aus dem frischen Grab des Tonis Kallenboel zu kommen scheint. Man gräbt den Sarg wieder aus und findet darin den noch lebenden jungen Mann, dessen Lebensgeister durch Wärme und Speisen wieder vollständig hergestellt werden können.

Der Paderborner Theologieprofessor Michael Strunck nimmt den Vorfall in Attendorn im Jahr 1741 in sein Annalenwerk „Annalium Paderbornensium“ auf. Ebenso berichtet J. D. von Steinen in seiner „Westphälischen Geschichte“ aus dem Jahr 1760 sowie J. B. Carpzov in seiner Zittauischen Chronik „Analecta Fastorum Zittaviensium“ (1716) über die Geschichte.

Die bizarre Geschichte verbreitet sich nicht nur rasch in Attendorn, sondern auch in der Umgebung und sogar über die Grenzen Westfalen hinaus, und findet in der erbaulichen Literatur der nachfolgenden Generationen mehrfach ihren Niederschlag. Die älteste bekannte Quelle stammt von Heinrich von Hövel, der vermutlich um das Jahr 1620, also kurz nach dem Ereignis in Attendorn, verstorben ist. Er erwähnt den Vorfall in einem 16zeiligen Text in seinem Werk „Speculum Westphaliae“, das bisher ungedruckt ist.

Foto aus Brunabend, Pickert, Boos: „Attendorn, Schnellenberg, ‚Waldenburg und Ewig“, 1972, S. 109 Tonis Kallenboel, Gedenktafel im Südsauerlandmuseum. Attendorn, erste Hälfte 17. Jahrhundert. Öl auf Leinwand, auf Holz aufgeklebt

Die Beschriftung der Tafel lautet:

Hermann Fley, auch „Stangenfeld“ oder „Stangefol“, Rektor und Lizentiat

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Links oben: „Also hat das leichnam gelegen 9 stundt“ Links unten: „Also kalt und steiff ist er in eine laden gelegt und darin mit knien gepresst worden“ Rechts oben: „Also ist er in der laden gestanden auff dem grabe mehr denn eine halbe stundt“ Rechts unten: „In diesem grabe ist er verschlossen gewesen 15 stundt“ Unten: „Anno 1613 d. 7. u. 8. Oktober ist dies Wunderzeichen wahrhaftig geschehen in der stadt Attendorn dargelegen in Westfalen unter dem Khurfürst von Köllen“

jährigen Krieg“ (Sutton-Verlag Erfurt, ! 12,00) auf. Der Protagonist der Geschichte ist jedoch nicht Kallenboel selbst, sondern sein Sohn Valentin, der als Pflegesohn beim Heldener Pfarrer Casparus Hengstebeck lebt. Bald schon wird dieser in den Sog des 30jährigen Kriegs gezogen und findet sich auf der Flucht vor seinem Vater, einem schießund trinkfreudigen Soldaten, aber auch vor marodierenden Heerscharen und nicht zuletzt vor dem Hexenrichter Heinrich von Schultheiss wieder, denn Valentin wird der Hexerei bezichtigt.

Neben den genannten Geschichtsschreibern nimmt auch Abraham a Sancta Clara, Ordensbruder der Augustiner-Barfüßer und seit 1677 kaiserlicher Hofprediger in Wien, in seinem Buch „Heilsames Gemisch-Gemasch“ (erschienen 1704) die Geschichte in leicht abgewandelter Form auf. Als Prediger legt er besonderen Wert auf die moralische Lehre, die aus dem Ereignis gezogen werden kann. Tonis Kallenboel heißt hier „Antoni Calebron“ und auf dem Friedhof hört nicht ein Geistlicher, sondern ein „Bauernweib“ die Geräusche aus Kallenboels Grab. Kallenboel sei danach nur „der Tod“ genannt worden und er habe einen liederlichen Lebenswandel geführt. Schließlich sei er Soldat im ligistischen Heer geworden und habe an der Schlacht am Weißen Berge im Jahr 1620 bei Prag teilgenommen.

Seine Flucht führt ihn kreuz und quer durch das kurkölnische Sauerland, wo er u. a. bedeutende Kriegsereignisse wie die Plünderung und Brandschatzung Medebachs, die Belagerung Arnsbergs und die Belagerung Attendorns miterlebt. Neben der 322seitigen Geschichte weist das Buch auch ein 58seitiges, interessantes Glossar auf, in dem Ortschaften, Personen und Begriffe des Romans näher erläutert werden. Ein kurzweiliges und spannendes Buch, mit viel Witz geschrieben, wenngleich manchmal auch etwas eigenwillig. Benutzte Quellen: •

Diese Erzählung über den historischen Tonis Kallenboel greift Achim Gandras in seinem jüngst veröffentlichten Roman „Der Kallenboel – Ein sauerländisches Abenteuer im Dreißig-

• •

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Brunabend, Pickert, Boos: „Attendorn, Schnellenberg, ‚Waldenburg und Ewig“, 1972, S. 104 und 105 Dr. Carl Peter Fröhling, „Scheintot begraben: Tonies Kallenboel“, Heimatstimmen des Kreises Olpe, 82. Folge, 1971 und 86. Folge, 1972 Katalog „Alte Kunst im kurkölnischen Sauerland“, Attendorn 1972, S. 76 Nr. 229 Achim Gandras: Der Kallenboel – Ein sauerländisches Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg, Erfurt 2013


Erinnerung an den Einzug der Amerikaner 1945 Ein Zeitzeugenbericht von Helmut Gabler

Zur Kriegszeit wohnten wir im alten Krankenhaus bei der Hospitalkirche.

Die ersten Panzer der Kolonne drehten ihre Gefechtsaufbauten in Richtung Stadt. Nach und nach konnte die Biggebrücke von immer mehr Fahrzeugen überquert werden. Der erste Panzer rollte an der Hospitalkirche vorbei und bog nach rechts in Richtung unseres Hauses ab. Er blieb stehen, nur sein Geschütz schwenkte langsam von rechts nach links. In diesem Moment dachte ich, dass dies unser Ende sei.

Einige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner brachte man zwei Geschütze des Typs 808 vor unserem Haus in Stellung. Außerdem wurde eine Zwillingsflak in der Nähe der Fliegerhalle, die damals ca. 20 m vom Biggeufer entfernt, direkt an der östlichen Seite der alten Friedhofsmauer stand, aufgestellt. Diese kam jedoch im Gegensatz zu den anderen Geschützen nicht zum Einsatz.

Die Fußtruppen konnten nun unsere drei Geschütze unbrauchbar machen und die vorhandene Munition sicherstellen und bewachen. Parallel begannen die Amerikaner mit Hausdurchsuchungen in den anliegenden Gebäuden. Unsere Haustür wurde mit einem Gewehrkolben geöffnet. Jeder Raum, alle Ecken, Schränke etc. wurden durchsucht. Dann gab es Anweisungen, dass weder Türen noch Schränke verschlossen werden durften.

Die 808er Geschütze schossen immer wieder in zeitlichen Abständen jeweils drei Schuss in Richtung Reper Höhe. Die meisten Anwohner hatten im Eiskeller unter dem Attahügel oder anderswo Schutz gesucht. Man befürchtete einen Vergeltungsschlag der Amerikaner. Als sich am 11. April die Amerikaner mit ihrer Übermacht an Panzern, Begleitfahrzeugen und gut ausgerüsteten Bodentruppen auf die Biggebrücke zu bewegten, ließen unsere Soldaten alles liegen und stehen. Sie flüchteten über die Bahngleise durch die Zäune in Richtung Stadt.

Ich war damals erst 14 Jahre und trotz großer Angst auch neugierig, was passierte. Immer wieder habe ich versucht, vorsichtig hinter den Mauern hervorzuschauen, um das Geschehen zu beobachten. Später, als die Munition abtransportiert war, spielten wir Kinder auf den Wracks der Geschütze.

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Blick vom Hahnbeul über die Stadt auf den Mooskamp und die Straße nach Helden. Foto: Privat

Kriegsende 1945 am Wassertor Ein Zeitzeugenbericht von Georg Ortmann

Bei gutem Wetter konnte man am blauen Himmel Aufklärungsflugzeuge, die Kondensstreifen zogen, sehen. In der Ferne rumorte die Front.

Circa am dritten Tag dieser Patrouille waren morgens aus unserem Fenster1 eine Pak 808, eine Vierlingsflak und ein paar Begleitfahrzeuge zu sehen.

Aus dem Küchenfenster unserer Mansardenwohnung am Ostwall 98 konnten wir zwei deutsche gepanzerte Kettenlaster bei der Patrouille beobachten. Immer wieder ging es im Rückwärtsgang bergab bis zu den Bänken am Parkplatz der Wasserpoorte, dann wieder vorwärts bis über die Abzweigung zur Burg Schnellenberg. Alles passierte im Zeitlupentempo. Zwischendurch stoppten die Fahrzeuge.

Diese benutzten das alte Krankenhaus und die Hospitalkirche2 als Schutzschild. Von oben gaben die dichten Linden, die noch nicht grün waren, Deckung. Die 808 wurde zwischen dem Krankenhaus und der Kirche positioniert, so dass wir sie aus unserem Fenster nicht mehr sehen konnten. 1

Haus Ortmann: Ostwall 98 Das alte Krankenhaus an der Hospitalkirche, erbaut 1884, abgerissen 1975.

2

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Winter 1942/43: Blick aus dem Küchenfenster Ostwall 98, auf das ehemalige Hospitalgelände am Wassertor; Collage, basierend auf einer Zeichnung von Clemens Ortmann mit Ergänzungen von Georg Ortmann.

Die Vierlingsflak postierte man zwischen der Lewa und dem Krankenhaus.

hervor. Nur das Nötigste wurde im Eiltempo von oben geholt. Als am 9. April vermutlich eine Mörsergranate einen Krater in unsere Mauer am Mühlengraben riss und eine zweite eine Wellblechgarage im Niedersten Tor zerstörte, verließen die meisten Bewohner unseres Hauses und die Nachbarn am Abend die Umgebung und suchten anderswo Schutz. Meine Mutter, meine drei Geschwister und ich blieben im Haus.

Der Artilleriebeschuss der Amerikaner wurde immer heftiger. Die Geschosse flogen heulend und zischend über uns hinweg. Sie trafen vorwiegend den Norden der Stadt, das Ebbegebirge, Vierkreuzen, aber auch im Schützenpark konnte man später die Einschlagstellen sehen. In den letzten Nächten hatten fast alle Hausbewohner im Keller gebetet und geschlafen. Mittlerweile kam man auch am Tag kaum noch aus dem Keller

Am nächsten Tag hörten wir eine durchdringende Kommandostimme. Gleichzeitig wurden schwere Schüsse - 52 -


abgegeben, Wir öffneten vorsichtig die Kellertür. Der deutsche Kommandeur oder Richtschütze war von der Stadtseite deutlich zu sehen. Man hatte ihm im Dachfirst der Hospitalkirche ein Loch geschlagen, von hieraus hatte er freien Blick auf die nahenden Amerikaner.

verbrachten noch eine bange Nacht im Keller. Am Morgen des 11. April waren die Deutschen samt Vierlingsflak abgezogen. Als wir noch im Keller kauerten, kam ein junger Holländer4, den wir als Mitarbeiter der Firma Rosenkranz5 kannten, zu uns. Er riet uns in den kleinen Bunker von Haus Heller6 zu gehen. Wir überquerten mit schnellen Schritten die Promenade. Bei einem kurzen Seitenblick zum Mooskamp sah man, dass die Militärkolonne schon am Attahügel angekommen war. Wir warteten einige Stunden, was kommen würde.

Haus Wilmes1 hatte schon eine weiße Fahne gehisst, als sie die Amerikaner anrücken sahen. Die weiße Fahne wurde zum Anlass, dieses Haus, das damals noch frei stand, ins Visier zu nehmen. Die Deutschen trafen das Haus im Eingangsbereich. Das gesamte Treppenhaus wurde zerstört. Bei Familie Köster2 am Mooskamp drangen die Amerikaner ins Haus. Im Obergeschoß schoben sie einen Tisch unter ein Fenster und postierten dort ein Maschinengewehr und begannen den Beschuss. Die Deutschen nahmen Haus Köster ins Visier und schossen zurück, ein großes Loch wurde in das Mauerwerk des Kellers gerissen und einige Innenwände wurden von der Wucht der Schüsse durchschlagen. Die Hausbewohner hatten im Tiefkeller Schutz gesucht und kamen mit dem Schrecken davon. Ein weiterer Treffer der Deutschen beschädigte Haus Sangermann3.

Dann ließen uns fremde Stimmen aufhorchen. Die Amerikaner forderten uns auf ans Tageslicht zu kommen. Sie durchleuchteten den Schutzraum, wir konnten aufatmen und durften uns frei bewegen. Ein anderer Trupp wollte gerade die Tür unseres Hauses einschlagen, als meine Tante Lotti, wie aus dem Nichts, mit einem Schlüssel winkend erschien und die Tür aufschloss. Das gesamte Haus wurde bis in den letzten Winkel durchsucht. Anschließend durften wir zurück. Mein Bruder

Meine Mutter, meine ältere Schwester und ich gingen abends hinauf in die Mansardenwohnung, um noch Brauchbares in den Keller zu holen. Dort, wo gestern noch die Kettenlaster patrouilliert waren, kam eine nicht enden wollende Panzer- und Militärkolonne der Amerikaner angerollt. Wir

4

Jan Meermann, der Holländer: Wir Kinder am Wall nannten ihn nur „Onkel Wim“. Er war Kriegsgefangenenarbeiter bei der Firma Rosenkranz. Er ging bei Frau Göbel-Bender ein und aus. Nach dem Einzug der Amerikaner bekam er den Posten eines Dolmetschers. Er wurde mit einer Armbinde und einer Pistole ausgerüstet. Er sprach Holländisch, Deutsch, Englisch und konnte sich auch mit den Russen verständigen. Nach einiger Zeit wurde er mit seiner eigenen Pistole am Waldenburger Weg von Russen erschossen. 5 Firma Rosenkranz: Ostwall 102, heute Viktor Linne GmbH 6 Haus Heller mit Bunker: Ostwall 97

1

Heldener Straße 47 Haus Köster: Heldener Straße 11 3 Haus Sangermann: Heldener Straße 30 2

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Knut, er war damals acht Jahre alt, sagte laut: „Jetzt ist der Scheiß endlich zu Ende!“, da erschienen am Fenster des Hauses Heller Oma Göbel und ihre Tochter. Sie mahnten Knut: „Junge, sei still, es gibt noch viele Fanatiker in Attendorn!“ Wir dachten damals, dass sich niemand im Haus Heller aufgehalten hatte, aber dort hatten sich Oma Göbel mit ihrer Tochter und meiner Tante Lotti versteckt. Der junge Holländer hatte ihnen geholfen.

sollte meine Mutter mit vier Kindern unterkommen? Unsere einzige Hoffnung war die Attahöhle, dort waren wir schon einmal für drei Tage nach dem Bombenangriff gewesen. Mit Decken und Planen machten wir uns auf den Weg. Auf der Finnentroper Straße ging es zu wie in einem Ameisenhaufen, überall waren Amerikaner und jede Menge Fahrzeuge. Auf Isphordings Wiese hinter dem Brauhaus7 hatten die Amerikaner ein Gefangenenlager für die Deutschen eingerichtet. Die Gefangenen kauerten auf dem Rasen, umstellt von bewaffneten Amerikanern.

Zuhause angekommen, suchten wir Möglichkeiten durch die meist mit Brettern vernagelten und mit Ölpapier verhangenen Fenster das Geschehen draußen zu verfolgen. Die Scheiben zum Ostwall waren bis auf wenige durch den Bombenangriff zerstört. An der Rückseite zeigte der Einschlag einer Granate seine Wirkung. Über den Ostwall konnten wir bis zur Wasserstraße schauen. Die Fahrzeugkolonne war zum Stehen gekommen, nur die Fußtruppen bewegten sich in kleinen Einheiten.

Meine Mutter meinte, dass es unserem Vater sicher auch nicht besser ginge. Wir hatten große Angst, dass er in die Hände der Russen fiel. Zuletzt hatte er sich aus Magdeburg gemeldet. Am Höhleneingang angekommen, wollte man uns zurückschicken. Frau Martha Epe8 setzte sich für uns ein, sie hatte begriffen, dass wir nicht nur Schutz vor Bomben und Schießereien suchten, sondern einfach nicht wussten, wo wir sonst hin sollten. Eine Bank in ca. 40 Meter Entfernung vom Tunneleingang wurde uns zugewiesen. Hier war für die nächsten drei Tage unser Zuhause. Der Eingang wurde von den Amis bewacht, wir Kinder durften draußen rumlaufen.

Wir bestaunten besonders die schwarzen Amerikaner, die kannten wir bis dahin nur von Bildern. Die Militärkolonne bewegte sich über den Zollstock, die Bahnhofstraße in Richtung Finnentroper Straße und Grafweg. Meine Mutter hatte uns im Erdgeschoß unseres Hauses alles zum Schlafen hergerichtet. Ein Ehebett für fünf Personen - für uns war es nach den vorangegangenen Nächten eine Wucht!

Das tat gut, denn es schien die Sonne, sie wärmte uns und trocknete unsere nassklammen Kleider. Ein großer Teil der Bevölkerung, der hier Schutz ge-

Am nächsten Morgen kam der Dämpfer. Unser Haus wurde von den Amerikanern beschlagnahmt. Bis zum Mittag mussten wir das Haus verlassen. Wo

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heute: EURONICS XXL Corte Martha Epe: Miteigentümerin der Attahöhle. Im ehemaligen Karten- und Andenkenbüdchen überwachte sie den Eingang zur Höhle." 8

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funden hatte, durfte wieder in seine Wohnungen.

wohnt hatte, waren mittlerweile auch zurückgekehrt. Alle waren mit dem großen Aufräumen beschäftigt.

Uns machte man am dritten Tag Hoffnung, in der Jugendherberge am Mooskamp unterzukommen. Dort hatte man den Saal mit Stellwänden in kleine Zellen eingeteilt. Eine wurde uns zugewiesen. Doch schon nach wenigen Stunden durften wir zu unseren Nachbarn ziehen. Die Familie Fröhling hatte uns ein Zimmer in ihrem Haus freigemacht, welch ein Glück! Hier ging es uns verhältnismäßig gut.

Dann war das Thema Nr.1 die Frage, wie wir satt werden sollten, wo der Vater war und ob er wiederkäme. Zu unserer großen Freude kam mein Vater am 12. Juli 1945 nach Hause zurück. Die Ernüchterung kam auch, jetzt mussten wir beim Essen noch mehr teilen, denn mein Vater kehrte total untergewichtig und schwer krank von den berüchtigten Rheinwiesen zurück. Anmerkungen:

Dort erfuhren wir auch, dass die Amerikaner nur für eine Nacht in unserem Haus gewesen waren. Da die meisten Fenster und Türen zerstört waren, hatten sie sich bessere Quartiere gesucht. Bei uns wurden Russen untergebracht.

Beide Kettenlaster standen Wochen nach dem Einzug der Amerikaner noch an der Heldener Straße, einer 100 Meter vor der Abzweigung nach Berlinghausen, in seiner vorderen Panzerplatte befanden sich drei Einschusslöcher, der zweite mit einem Rad- und Kettenschaden am oberen Ende des alten Schwedengrabens.

Junge Russinnen hatten in einem Schrank auf dem Dachboden Kostüme gefunden. Sie liefen in grellen Karnevalsklamotten im Freiheitsrausch durch den Garten und winkten aus den Fenstern. Die Männer machten sich an unseren alten, unbereiften Fahrrädern zu schaffen. Auch bastelten sie an dem altersschwachen Motorrad meines Vaters, einer 200 DKW herum. Dieses landete zu unserem Schrecken anschließend im Mühlengraben, der zu dieser Zeit glücklicherweise wenig Wasser führte. Nach einigen Tagen durften wir wieder in unser Haus am Ostwall. Wie es dort aussah, kann man sich kaum vorstellen.

Um nach so langer Zeit (68 Jahre) möglichst nah am Geschehen zu bleiben, habe ich unter anderem mit folgenden Personen gesprochen: 1. 2. 3. 4. 5.

Unsere Oma, meine Tante und Familie Hermes, die vorher im 1. Stock ge-

Franz-Josef Köster Gisela und Klaus Wilmes Helmut Gabler Elisabeth Nöcker, geb. Ortmann Franz- Josef Gante

Georg Ortmann

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