2009 - 1 Habari

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HABARI Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS)

24. Jahrgang Nr. 1 / 09

Zu Fuss durch Massailand Schweizer Armee-Trucks f端r Afrika Die Geburt der Friends of Serengeti Tanzania


Afrikanischer Zwilling Ein Vierteljahrhundert Engagement in Afrika ! Seit 25 Jahren setzt sich unser Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) für den Schutz der Tierwelt und die Unterstützung der Wildhüter und deren Familien ein. Diese Ausdauer und unsere hervorragenden Kontakte zu den tansanischen Behörden, den Parkwächtern und der Bevölkerung haben uns ein hohes Ansehen beschert. Nicht zuletzt dank unseren gut vernetzten und respektierten Afrikadelegierten in Tansania : DavidLilian und Alex Rechsteiner. Trotz der hohen Akzeptanz, trotz der erfolgreichen Umsetzung zahlreicher Projekte in Zusammenarbeit mit unseren afrikanischen Partnern und Partnerinnen, mussten wir bis anhin zunehmend feststellen, dass uns eine administrative Fussangel empfindlich behinderte : Wir waren als FSS, als Organisation, in unserem Schwerpunktland Tansania nicht registriert. Wollten wir beispielsweise Material oder Fahrzeuge importieren, waren wir auf unsere Partner vor Ort angewiesen. Überdies, und das war besonders ärgerlich, konnten wir keine Verträge abschliessen. Kurzum, der FSS war diesbezüglich ein « Nobody ». Doch das ist jetzt Geschichte. Endlich, nach jahrelangen Abklärungen und dem Überwinden vieler organisatorischer Hürden war es am 7. Februar 2009 endlich soweit. Im Namen des FSS konnten unser Afrikadelegierter Alex Rechsteiner und ich als amtierender FSS-Präsident in Arusha die wichtigen Akten für den grossen Legalisierungsschritt unterzeichnen. Das englische Dokument markiert die Geburtsstunde der « Friends of Serengeti Switzerland (TZ) Ltd » und macht uns in Tansania zur « persona iuristica ». Der FSS entspricht nun, nach unserer Rechtssprechung, annähernd einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Sie ist vollkommen selbständig handlungsfähig und wird entsprechend – dank der gewählten Organisationsform – stets im Sinne des FSS Schweiz entscheiden und handeln. Wir haben also neu einen Zwilling in Tansania ! Und damit die Möglichkeit, noch effizienter zu arbeiten. Freuen wir uns ! Beni Arnet, Präsident FSS

Foto : Gian Schachenmann

Editorial

« Highlights » Massai-Erfahrung : Schritt für Schritt durch das Land der Nomaden

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Dokustreifen : Die verheerenden Saug-Tricks des Vampir-Kapitalismus

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Packakt : Zwei Armee-Lastwagen in einen Container gepackt

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Haftbefehl : Sechs Jahre Völkermord in Sudans Darfur

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Krüger-Nationalpark : Späte Entschädigung für Vertriebene

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Transport : Der erste Bus « made in Africa » auf der Piste

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Geburt : Der FSS-Zwilling « Friends of Serengeti Tanzania » ist geboren

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Habari-Impressum Ausgabe : 24. Jahrgang, Nr. 1 / 09, März 2009 Auflage : 2000 Exemplare Herausgeber : Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) FSS-Vorstand : Beni Arnet, Präsident ; Bruno Karle, Kassier ; Silvia Arnet, Sekretärin. Sekretariat FSS, Inserate : Silvia Arnet, Postfach, CH-8952 Schlieren. PC : 84-3006-4 Tel. : ++41 044 730 75 77, Fax : ++41 044 730 75 78 Web : www.serengeti.ch, E-Mail : info@serengeti.ch Redaktion : Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4012 Basel Tel. : 061 321 01 16, E-Mail : fss@mediaspace.ch ; Monica Borner Titelbild : Massai-Mädchen, Tansania. Foto : Gian Schachenmann Leserbriefe : Bitte an die Redaktion. Kürzungen vorbehalten Wissenschaftlicher Beirat : Zoologin Monica Borner, Zürich, und Zoologe Dr. Christian R. Schmidt, Frankfurt am Main. Layout : provista – concept • prepress • publishing • design, Urs Widmer Lettenweg 118, CH-4123 Allschwil, Tel. : 061 485 90 70, E-Mail : info@provista.ch Druck : Reinhardt Druck, Basel Habari-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Der FSS ist ZEWO-Mitglied. Habari heisst « Nachricht » auf Kisuaheli. Die Zeitschrift erscheint 4x im Jahr.

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HABARI : Gian, Du lebst seit Deiner Geburt 1983 in Tansania, bist hier aufgewachsen, hier zur Schule gegangen. Du sprichst fliessend Kisuaheli, arbeitest für Safariunternehmen und Fotografen, fotografierst auch selbst, was dem HABARI zugute kommt. Du hast afrikanische Freunde und bald auch die tansanische Staatsbürgerschaft. Und 2008 hast Du Dir in den Kopf gesetzt, zu Fuss mit einem befreundeten Massai von der Serengeti aus nach Arusha zu wandern. Das sind fast 200 Kilometer, für die ihr drei Tage gebraucht habt. Nicht schlecht, aber weshalb diese Fuss-Safari ? Gian Schachenmann : Ganz einfach : Ich wollte etwas Neues versuchen. Mit dem Auto oder


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Schritt für Schritt durchs Nomadenland Wie Massai-Krieger immer noch Löwen jagen und Rinder rauben, wie die Männer der Kuria in der Serengeti wildern und ihr Pfeilgift beschaffen und was es bedeutet, nach der Art der Nomaden über Tage hinweg zu Fuss vom Ngorongoro nach Arusha zu wandern, dies und mehr erfuhr der in Tansania lebende Schweizer Gian Schachenmann in Begleitung seines Massai-Freundes Lamaji.

Massai Lamji in seiner Heimat um Piaya zwischen Serengeti und Ngorongoro.

Krater liegt. Lamaji ist etwa 40 Jahre alt, ein Elder, ein Senior also, kein Krieger mehr. Wir marschierten nach der Art der Nomaden : So leicht als möglich, um nicht viel tragen zu

schen Grabenbruchs. Und je näher Du an Arusha kommst, desto gewaltiger scheinen der Mount Meru und der Kilimanjaro. Meine afrikanischen Freunde meinten, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank. Sie verstanden nicht, dass ich als Weisser diese Strecke gehen und nicht fahren oder fliegen wollte. HABARI : Wie hast Du Dich vorbereitet ? GS: Ich fragte zuerst meinen guten Freund Lamaji, ob er mit mir laufe. Er ist ein Massai, er kennt die Strecke sehr gut, weil er schon viele Kühe nach Kenia und Arusha getrieben hat. Lamaji ist der Bruder des Dorf-Vorsitzenden der Siedlung Piaya, die in der Steppe zwischen Serengeti, Loliondo und dem Ngorongoro-

Foto : Ruedi Suter

dem Flugzeug von Seronera nach Arusha, das habe ich schon viele Male gemacht. Ich dachte mir, zu Fuss muss diese Strecke bestimmt ein grossartiges Erlebnis sein. Weisst Du, einfach einmal losziehen, ohne den ganzen Gerümpel. Vor allem interessierte mich das fantastische Gebiet zwischen Loliondo und Arusha. Eine unglaublich schöne Strecke – zuerst die Gegend um Loliondo, dann der Natronsee mit dem Oldonio Lengai, dem heiligen Vulkanberg der Massai, der zurzeit wieder spuckt und raucht. Dann die Steppen, die Berge Gelai und Kitumbene, die Ebenen bis nach Monduli und weiter nach Arusha. Und immer bewegst Du Dich in dieser eigentlich unbeschreiblich faszinierenden Landschaft des ostafrikani-

Gian Schachenmann.

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müssen und schneller gehen zu können. Man braucht als Massai ja fast nichts, kein Zelt, keine Ersatzkleider, keine Matratze, kein Essen. Dieses findest Du auf dem Weg. Auch kein GPS und kein Telefon, das brauchst Du alles nicht. Ich hatte einfach mein MassaiTuch und im Rucksack einen 5-Liter-Wasserkanister und etwas Salz. Und natürlich das Sackmesser. Ich fühlte mich fit. HABARI : Woher kennst Du Deinen MassaiFreund Lamaji ? GS : Von der Arbeit her. Wir haben zusammen im Busch Camps für die Touristen aufgebaut. Er war auch Guide, da er sich sehr gut mit den Pflanzen und Tieren auskennt, wie übrigens alle Massai, die ich kenne. Und natürlich ist er höchstvertraut mit den Traditionen seines Volkes. Er hat mir sehr viel beigebracht. Wusste ich etwas nicht, lehrte er es mich. Nebst Massai versteht er auch Kisuaheli, aber kein Englisch. Wir unterhalten uns auf Kisuaheli. Lamaji ist verheiratet und hat zwei Kinder. Selbst treibt er immer gern Schabernack, und er fand es offenbar reizvoll, mit mir diesen Weg zu gehen. Ich sagte ihm : « Ich zahle dich und den Bus von Arusha zurück nach Piaya, wenn du mit mir nach Arusha gehst. » Er war sofort dabei. Mit dem verdienten Geld hat er sich später eine Maismühle gekauft.

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HABARI : Wie seid Ihr gestartet ? GS : Wir wollten die Strecke in drei Tagen zurücklegen. Darum sind wir morgens um 4 Uhr in Piaya los. Im Schein der Taschenlampen ging es über die grosse flache Steppe zum Oldonio Lengai und den Mosonik-Bergen. Dann auf einem Kuhpfad zum Engare SeroDorf, wo heute die Touristen hinreisen, um den Lengai besteigen zu können. Wir assen Reis mit Bohnen, füllten Wasser nach und zogen weiter, dem Natronsee entlang in Richtung Gelai-Berg. Da musst Du über schwarzen Vulkansand gehen, was verdammt mühsam ist. Ohne Schuhe würdest Du Dir die Füsse verbrennen, wir trugen Gummi-Sandalen. Bis hierher waren wir auf Giraffen und Zebras gestossen. Zudem sahen wir Thomson- und Grantgazellen und ein paar DikDik. Am häufigsten begegneten uns auf diesem Trip verschiedene Vögel : Perlhühner, Webervögel, Geier natürlich und viele Adler. Lamaji hatte vor zehn Jahren das letzte Mal diese Strecke zurückgelegt. Damals waren ihm sieben Kühe gestohlen worden. Er folgte mit zwei Freunden ihren Spuren und fand schliesslich ihre Überreste in einem Dorf bei einem Metzger. Sie stiessen auf die Häute mit den Brennzeichen drauf. Der Metzger musste ihm das Geld für die Kühe auszahlen. – Manchmal musste Lamaji nach dem Weg fragen. Entweder bei Massais, welche ihre Kühe hüteten, oder in einem Boma.

Fotos : Gian Schachenmann

Massai-Siedlung Piaya.

HABARI : Also in einer der im Kreis angelegten und von einem Dornenverhau gesicherten Massai-Siedlungen aus Rundhütten… GS : Das hast Du aber schön beschrieben ! Ja. Am Abend, es war bereits 20 Uhr, erreichten wir den Fuss des Gelai. Wir legten uns unter einer Akazie ins hohe Gras. Doch eine Stunde später begann es zu regnen. Lamaji sagte : « Lass uns ein Boma suchen ! » Zum Glück hörten wir in der Ferne die Glocken von Kühen. Wir folgten mit den Taschenlampen dem Ton und stiessen tatsächlich auf ein Boma. Vor dem Akazienhag rief Lamaji in Massai « hallo ». Ein Mann näherte sich uns. Wir erklärten ihm tropfnass, von wo wir herkamen, und fragten, ob er einen Platz zum Schlafen habe. Er liess uns eintreten. In der Rundhütte brannte ein Feuer, der Raum war heiss, voll mit Rauch, der die Augen reizte. Auf einem Bett lagen drei Erwachsene. Sie machten uns, das ist so Sitte, Platz und legten sich auf den Boden. Das Bett war niedrig, geflochten und mit einer Kuhhaut bedeckt. Gleich daneben lagen vier junge Ziegen, die wegen der Kälte draussen hier sein durften. Allerdings konnten wir nicht gleich schlafen. Die Familie offerierte uns Milch und wollte von Lamaji wissen, warum dieser Musungu… HABARI : Dieser Weisse… GS : … mit ihm zu Fuss unterwegs sei. Lamaji musste zwei Stunden erzählen. Ich verstand kein Wort und versuchte zu schlafen. Aber die vielen lästigen Fliegen und der ständige Husten der Kinder auf dem anderen Bett ! Ich schlief nicht viel in dieser Nacht. Um sechs Uhr regnete es nicht mehr, und wir zogen weiter : Vier Stunden dem Gelai entlang bis zum Dorf Gelai Bomba, wo es Missionare und kleine Läden mit Zucker und Tee gibt. Es war Markttag, wir assen Tschapatti und tranken Tee. In der Ebene zum KitumbeineBerg sahen wir 16 Gerenuk-Antilopen. Sie ästen im Akazienwald, flohen aber leider gleich. Dafür entdeckte ich auf dem Boden eine uralte Pfeilspitze aus Obsidian. HABARI : Habt Ihr unterwegs viel miteinander gesprochen ?


Aktiv-Vulkan Oldonio Lengai.

GS : Natürlich, ich rede gerne mit Afrikanern. Noch lieber höre ich ihnen zu und verbringe meine Zeit mit ihnen. Da erfährst Du Geschichten, die man als Weisser sonst kaum erfahren würde. Ich gebe gerne ein paar Geschichten weiter, den Wahrheitsgehalt überprüfen konnte ich allerdings nicht. Aber ich kenne Lamaji schon lange. Er erzählt keine Lügengeschichten, er ist ein ehrlicher Mensch und berichtete mir frisch von der Leber weg.

HABARI : Bleiben wir noch kurz bei den Kuria im Westen der Serengeti. Ihre Männer gelten auch heute noch als harte und unerschrockene Kämpfer und Wilderer. Einige FSS-Wildschutzprojekte mussten vor allem der Kuria wegen realisiert werden. Du hast doch bei Sokwe Safaris unter der Leitung von Damian Bell im Kuria-Gebiet um Mugumu im Rahmen von Gemeindeprojekten Fotos : Gian Schachenmann

HABARI : Hat Dir Lamaji auch über das Rauben von Rindern erzählt ? GS : Lamaji erzählte mir viel von seiner Jugend. Zum Beispiel wie er zusammen mit seinen Freunden ständig von anderen Massai-Bomas Rinder und Ziegen stahl. Raube man die Tiere anderer Massai-Sippen, würden sie gleich im Busch geschlachtet und gegessen. Das Stehlen sei für die Jungen ein Sport, ein Kick. Wenn man aber geschnappt werde, setze es eine hohe Busse ab. Er und seine Freunde sind aber auch oft von Piaya aus losgezogen, um durch den SerengetiNationalpark in den Westen zu den Kuria zu schleichen und denen Rinder zu stehlen. Auf dem Rückweg hätten sie ihre Beute nur nachts getrieben. In zwei Nächten hätten sie jeweils die Tiere nach Piaya gehetzt. Wurden aber Massai von den Kuria geschnappt, seien sie umgebracht worden. Als sich die Kuria Schusswaffen besorgten, hätten die Massai auf die Raubzüge verzichtet. Einer seiner

Freunde, sagte mir Lamaji, sei im Ndutu von den Kuria erschossen worden. Die Massai hätten die Serengeti-Ranger alarmiert, doch hatten die Kuria den Park bereits wieder verlassen. Übrigens haben diese ihrerseits den Massai ebenfalls Rinder geklaut.

mit den Kuria zusammengearbeitet. Deine Eindrücke ? GS : Die Kuria erlebte ich als ziemlich raue Burschen. Dennoch traf ich auf viele gute Leute. Etliche sprechen Englisch, weil sie im nahen Kenia zur Schule gingen. Wir waren die Ersten, die bei ihnen wieder Fuss-Safaris durchführen durften. Einer sagte mir : « Vor zehn Jahren wärst du hier wohl umgebracht worden. » Aber die Situation hat sich geändert. Ich bin zwei Wochen mit dem Velo herumgefahren, um Familien zu motivieren, für uns Gemüse und Salat anzupflanzen. Wir lieferten ihnen Samen und versprachen, alles abzukaufen, um die Esswaren nicht mehr vom fernen Arusha hertransportieren zu müssen.

Lake Natron beim Oldonio Lengai.

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Foto : Barbara Schachenmann

Ein Kuria-Experte macht tödliches Pflanzen-Pfeilgift.

Foto : Barbara Schachenmann

Es funktionierte ! Sie merkten, dass sie vom Tourismus profitieren können und produzieren heute so viel, dass die Company mit dem Konsum kaum mehr nachkommt. HABARI: Gewildert wird aber immer noch… GS : Das Jagen liegt ihnen im Blut. Ich liess mir von Kennern erzählen, dass die Kuria regelmässig die Serengeti durchquerten, um im Loliondo-Gebiet zu wildern. Auch im Park selbst könnten sie praktisch ungeschoren jagen, da die Wildhüter oft keinen Wagen haben, keine Fuss-Patrouillen machen oder gerade Wilderer an die Gerichtsverhandlungen bringen müssen, anstatt patrouillieren zu können. In der Nacht würden die Kuria mit aneinander geschraubten Taschenlampen die Tiere blenden und sie vor allem mit Speeren und Giftpfeilen erlegen. HABARI : Was verwenden sie als Pfeilgift ? GS : Das Gift eines Baums, des Acocanthera Schimperi. Ach ja, auch deswegen durchqueren die Kuria die Serengeti, durch die ja niemand gehen dürfte. Sie fanden den Baum im Mara-Gebiet. Seitdem er aber dort aus-

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geholzt ist, holen sie sich ihr Gift vor allem in der südöstlich gelegenen Loliondo-Region. Dieses Pflanzengift wird vier Tage lang eingekocht. Am Schluss muss man aufpassen, keine Dämpfe einzuatmen. Die dunkle Paste wird auf die Pfeilspitzen aufgetragen, und wer in der Wildnis von einem dieser Giftpfeile getroffen wird, hat kaum eine Chance zu überleben. Das Nervengift gilt neben Curare als das tödlichste Gift, das von indigenen Völkern verwendet wird. Die Kuria sind auch Meister im Schlingenlegen. Das getötete Wild wird in Buschverstecken ausgeschlachtet und für den Transport präpariert. Aber das kennen die Freunde der Serengeti ja aus dem Westkorridor, wo sich die Lage in den letzten Jahren entspannt zu haben scheint. Übrigens : Ich arbeitete auch wochenlang in der Gegend um Loliondo, das an Kenia grenzt. Dort wildern die Kuria über die Grenze hinweg, und Massai und Kuria jagen sich gegenseitig die Rinder ab. Diese weiden übrigens auch ungehindert im Park. Zudem dringen mehr und mehr Holzdiebe ein, weil ausserhalb schon alles abgeholzt wurde. Auch möchte ich die Goldsucher erwähnen. Ich konnte mal zusehen, wie sie das Gold suchen und mit Quecksilber binden. Das alles sind ungelöste Probleme, und sie bedrücken mich. HABARI : Was aber die Wilderei betrifft, sollen die Massai vorbildlich sein : Sie ernähren sich immer noch vorwiegend von der Milch und vom Blut ihrer Rinder, Ziegen und Schafe, essen selten Fleisch und jagen kein Wild. Kannst Du das bestätigen ? GS : Demnach was ich bis jetzt beobachtete oder von meinen Massai-Bekannten hörte, sind sie tatsächlich nicht am Jagen interessiert. Tausend Mal mehr zählen für sie die Rinderherden, ihre Ziegen und Schafe. Immer wichtiger wird für sie aber auch die Möglichkeit, am Tourismus etwas verdienen zu können. Zum Beispiel als Gemeinde, die von den Tour-Operators Geld für bestimmte Projekte erhält. Oder als Frau, die ihren Schmuck verkaufen kann. Oder als Führer,

der den Touristen die Massai-Steppe und ihre Pflanzen und Wildtiere zeigt. Den Wert des Wildlife haben viele erkannt ! Unter den Massai gibt es hellwache Köpfe, die genau wissen : « Unsere Lebensart, unsere Heimat und die Wildtiere sind Touristenmagnete, die wir verteidigen müssen. » HABARI : Das tönt beruhigend. GS : Das finde ich auch. Aber Lamaji hat mir auf unserer Wanderung etwas mitgeteilt, das mich seither sehr beschäftigt. Er erzählte mir, wie die jungen Massai-Krieger zum Beweis ihrer Tapferkeit auch heute noch Löwen töten. HABARI : Was ? In Piaya ? Das Dorf liegt ja nur wenige Kilometer vom Serengeti-Nationalpark und dem Ngorongoro-Schutzgebiet entfernt ! GS : Ja ! Denn gerade in den Gebieten entlang den Parkgrenzen leben noch Löwen. Die kommen aus den Schutzgebieten, die kümmern sich natürlich nicht um die Grenzen. Lamaji erzählte mir sinngemäss diese Geschichte aus seiner Zeit als Moran : « Als Krieger habe ich viele Löwenjagden mitgemacht. Wir zeigten, dass wir Mut haben und geschickt sind. Wir waren immer mehrere, bewaffnet mit Speer, Schwert und Keule. Wir jagten die Löwen in

Massai-Boma.

Foto : Gian Schachenmann

Weiter so : Nachwuchs ist der Löwenjagd wegen dringend nötig !


Fotos : Gian Schachenmann

der Regenzeit. Massai-Gruppen im Gelände lassen die Löwen meistens fliehen. Sie wissen, was ihnen droht. Entdeckten wir eine Katze und konnten wir sie anschleichen, umzingelten wir sie. Wir warfen Steine auf sie, dann die Rungus (Keulen, die Red.), um sie zu reizen. Die Speere warfen wir noch nicht, weil die Löwen sie oft wegschlagen. Erst zum Schluss, wenn das Tier müde wird, stürmte einer nach dem anderen auf den Löwen zu, warf seinen Speer und rannte sofort zurück hinter seine Freunde. Löwen, die angreifen, merken übrigens immer, wer der schwächste Krieger in der Gruppe ist. Ist der Löwe schliesslich tot, werden ihm die Krallen, die Zähne und der Schwanz abgenommen, als Beweisstücke für daheim. Früher nahm man ihm auch die Mähne, aber seitdem uns die Löwenjagd verboten wurde, verzichten wir auf diese Trophäe. Sie ist zu verräterisch. Wir jagten immer beide – Löwen und Löwinnen. » – So etwa beschrieb mir Lamaji seine Löwenjagden. HABARI: Eine gefährliche Jagd, die bestimmt auch Opfer unter den Massai fordert. GS : Stimmt, Lamaji berichtete mir beim Wandern von einem tödlichen Unfall. Einmal habe ein wütender Löwe angegriffen,

und ein Moran schleuderte seinen Speer auf das Tier. Gleichzeitig sprang in der Hitze des Gefechts Lamajis Freund in die Flugbahn der Lanze. Er wurde getroffen und starb noch auf der Stelle. Alle beteiligten Moran hätten es mit der Angst zu tun gehabt. Sie gingen zur Siedlung zurück und erklärten der Familie, der junge Mann sei vom Löwen getötet und gefressen worden. Mit so etwas rechnet man eher in den Clans. Der Speerwerfer wollte der Familie die Wahrheit nicht sagen. Später habe er, Lamaji, die Eltern aufgesucht und ihnen das Unglück so geschildert, wie es sich ereignet hatte. HABARI : Und nun sagst Du, dass die Moran heute noch genau gleich Löwen jagen würden, obwohl es verboten ist und die Zahl der Löwen allgemein dramatisch abnimmt ? GS : Ich habe keinen Grund, an Lamajis Geschichten zu zweifeln. Ich selbst habe bei den Barafu Kopjes im Hidden Valley ausserhalb der Serengeti schon Morangruppen mit bis zu 30 Männern gehen sehen. Die spazieren nicht einfach so umher. Und ich sah schon gegen 20 Krieger vor der Krankenstation in Piaya ihre Speere mit dem Blatt nach oben in den Boden stecken und warten. Die hatten keinen Spaziergang hinter sich, sondern

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Massai : Löwenkill beweist Männlichkeit.

eine Löwenjagd, und einer von ihnen war verwundet worden. HABARI: Wenn das so weitergeht, gibt es bald keine Löwen mehr im Serengeti-Ökosystem, zu dem auch das Ngorongoro-Gebiet gehört ! GS : Eben, das befürchte ich auch. Diese Gefahr wird weder von den Behörden, noch von den Forschern oder den Touristenorganisationen öffentlich thematisiert. Auch wenn die heikle Situation der Löwen derzeit untersucht wird, erhält man das Gefühl, niemand wolle sich politisch die Finger daran verbrennen. Zudem hat mir Lamaji mitgeteilt, dass Piaya eines der letzten Dörfer in der ganzen Region ist, wo es in der Nähe überhaupt noch Löwen gibt – Löwen aus der Serengeti, die jedes Jahr von den Moran gejagt werden. Nun aber nehme der Druck auf die Löwen um Piaya massiv zu, weil immer mehr junge Massai-Krieger aus anderen Regionen ins Gebiet einsickerten, um ebenfalls eine Löwen-Trophäe zu ergattern. Lamaji, der längst schon ein Senior und kein Moran mehr ist, sagt, die alten Massai von Piaya wollten heute die Löwen für den Tourismus erhalten. Aber das kann man als Elder, der selbst einmal bei vielen Löwenjagden mitgemacht hat, locker sagen. Die Moran wollen ihre Tradition weiter pflegen. Und niemand hindert sie daran. Also werden früher oder später auch die Löwen der Serengeti verschwunden sein.

Chamäleon.

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HABARI : Gut, dass wir vom FSS jetzt davon wissen. Vielleicht lässt sich etwas machen. Doch jetzt zurück zu Eurer Wanderung. Ihr habt Euch also in Gelai Bomba gestärkt und seid dann weitergezogen. quer durch den Busch ? GS : Nein, gerade beim Kitumbeine wurde das Akaziengestrüpp so dicht, dass wir auf die Autopiste weichen mussten. Plötzlich hörten wir einen Wagen. Ich wollte nicht, dass man uns sieht, und versteckte mich und Lamaji schnell im Busch. Wegen den Akazien mussten wir uns bereits nach fünf Metern ducken. Du glaubst es nicht, aber die Männer im schnell fahrenden Toyota entdeckten uns. Sie stoppten sofort. Es waren Beamte vom Wildlife Departement. Sie fragten barsch : « Wo ist Eure Wander-Genehmigung ? » Dies mitten im Nirgendwo ! Wir hatten natürlich keine, worauf sie unsere Ausweise sehen wollten. Zu mir sagten sie : « Du machst Tourismus, dafür braucht es eine Genehmigung ! Ihr habt gegen das Gesetz verstossen, wir nehmen euch mit nach Longido ! » Ich antwortete : « Nein, wir wollen nur nach Arusha laufen. » Schliesslich liessen sie uns ziehen. Wahrscheinlich, weil ich Kisuaheli sprach und sie zu einem Jagdcamp wollten, das mehr hergab als wir. HABARI : Warum gehen Beamte des Wildlife Departements so vor ? GS : Das ist ein neuer Trend. Die Behörde will ausserhalb der Parks die Kontrollen verschärfen. Neuerdings muss man auch um die Parks herum Gebühren für Fuss-Safaris und Zeltplätze zahlen. Das ist plötzlich sehr teuer. Das Wildlife Departement will offensichtlich nicht mehr, dass die Dörfer mit den Tourismusorganisationen direkt Abkommen über Zahlungen für Campingplätze und Personen vereinbaren. Die Dörfer können damit recht gut Geld verdienen. Um 18 Uhr erreichten wir Kitumbele Village. Dort assen wir Reis und Fleisch. Wir

Fotos : Gian Schachenmann

konnten unsere Wasserkanister auffüllen. Und weil es ab hier keine saubere Quelle mehr gab, kauften wir im Laden Mineralwasser. Um nicht im Dorf schlafen zu müssen, marschierten wir noch zwei Stunden weiter, um uns schliesslich unter eine Akazie zu legen. Und weisst Du, was passiert ist ? HABARI : Ja, einer hat zu laut geschnarcht ! GS : Nein, es begann wieder zu regnen ! Also mussten wir erneut ein Boma suchen. Diesmal aber war es schwieriger, weil das Gebiet mit Steinen übersät ist. Auch diesmal hatten wir Glück, denn plötzlich standen wir vor einem grossen Boma. Die Leute waren noch wach. Man liess uns rein in eine Hütte mit sieben Kindern, die alle auf einem Bett schliefen und weggescheucht wurden. Die Gastgeber wollten das so. So legten wir uns halt auf das frei gewordene Bett. Aber auch hier waren die Kinder zu laut, und wieder flogen viel zu viele Fliegen umher. Zudem tropfte es durchs Dach herunter – eine Sauce aus Wasser und aufgelöster Kuhscheisse. HABARI : Weil die Massai-Frauen ihre Bauten aus Stecken mit Dreck, Stroh und Kuhdung isolieren. GS : Exakt. Und wenn es zu lange regnet, weicht dieser Mix eben auf. HABARI : In diesem Fall wärt Ihr wahrscheinlich doch lieber unter freiem Himmel geblieben ? GS : Klar, Regenwasser ist etwas sauberer (grinst). Zum Glück hatten wir aber unterwegs noch einen Schirm gekauft. Den spannte ich über unseren Köpfen auf, und damit war dieses Problem gelöst. Am Morgen sah ich, dass die Türe rabenschwarz war. Als ich sie genauer inspizierte, erkannte ich : lauter Fliegen. Draussen war es kühl und klar, und wir sahen zum ersten Mal in der Ferne den Mount Meru. Wir zogen los, schlugen uns durch den Busch und stiessen plötzlich auf die breite Strasse, welche der entlassene Premierminister Edward Lowassa von Monduli bauen liess. Wir überquerten die Fahrbahn und folgten der alten, total erodierten Kolonialstrasse. In Lengidschabe, durch das die Route nach Nairobi führt, erreichten wir die Teerstrasse. Wir stiegen in ein Dalla-dalla, einen Minibus, um nach Arusha zu fahren und nicht auf der verkehrsreichen Teerstrasse gehen zu müssen. So waren wir nach drei für mich sehr spannenden, aber auch sehr lehrreichen Tagen am Ziel angelangt. Eine gute Erfahrung ! Und ich weiss : Das wird bestimmt nicht mein letzter Fussmarsch mit einem Massai-Freund gewesen sein.


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Die Saug-Tricks des Vampir-Kapitalismus Dort, wo mit dem grossen Geld jongliert wird, herrschen eigene Gesetze : Ethik und Verantwortungsbewusstsein zählen nichts. Dies zeigt der neue Dokumentarfilm « Let’s make money » von Erwin Wagenhofer. Er lässt auch die Opfer in Afrika ausgiebig zu Wort kommen.

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in haarsträubender Film. Indem er einfach nur zeigt, wie und wo auf dieser Welt redselige Finanzprofis ohne jede Hemmung schnell und viel Geld scheffeln. Dass dies auf die Dauer nicht gut gehen kann, ahnte der österreichische Filmer Erwin Wagenhofer bestenfalls, als er vor drei Jahren – nach seinem Erfolgsstreifen « Let’s feed the world » über die Nahrungsindustrie – mit seinen Recherchen zum Dokumentarfilm « Let’s make money » loslegte. Unterdessen wälzt sich die Weltwirtschaft in einer gigantischen Krise. Und genau zum richtigen Zeitpunkt liefert Wagenhofers Film ein paar zentrale Antworten zu den Ursachen. Nicht schrill, ohne Schwarz-Weiss-Malerei, ganz ruhig werden uns atemberaubende Einblicke in die Geheimnisse, Zusammenhänge und Auswirkungen des globalen und völlig aus dem Ruder geratenen Finanzsystems gewährt. Kaum je ein Kommentar, hingegen sprechen Bilder und die Menschen. Sie kommentieren ihr Handeln oder ihr Leiden. Hier die Habenichtse bei ihrem täglichen Überlebenskampf, der zunehmend schwieriger wird; dort die Experten für Geldvermehrung, die Fondsmanager, Investoren und Wirtschaftsfachleute, die im Namen der Anleger das « Geld arbeiten » lassen. Alles ganz legal, wie der Dokumentarfilmer im Januar an der Vorpremiere in Basel betonte.

Null Ethik Hinter den Fassaden des Geldmachens und Geldvermehrens schrecken Abgründe, welche die Finanzjongleure verdrängen oder kaltblütig ignorieren. So sagt Mark Moebius, der Guru der Emerging Markets (Neue Märkte), ganz selbstverständlich ins Mikrofon : « Ich glaube nicht, dass ein Investor verantwortlich ist für die Ethik, für die Verschmutzung oder das, was eine Firma verursacht, in die er investiert. Das ist nicht seine Aufgabe. Seine

Aufgabe ist zu investieren und Geld für seine Klienten zu verdienen. » Und so erzählt der nordamerikanische Ökonom John Perkins freimütig von seiner Karriere als « Wirtschaftskiller », der mit Hilfe der von den USA dominierten Weltbank Länder in die Schuldenfalle trieb, um den grossen Reibach zu machen. Wer sich auflehne, auf den würden Killer angesetzt. Seien die nicht erfolgreich, folge in der Regel ein militärischer Angriff. Saddam Hussein sei auch deshalb gestürzt worden, weil er drohte, das Erdöl nicht mehr gegen die Weltwährung Dollar zu verkaufen.

« Wir werden bei Euch einfallen » Aber auch unabhängige Finanzökonomen kommen zu Wort. So etwa John Christensen, der die politischen Druckmittel von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) nennt, mit dem der Neoliberalismus durchgedrückt wurde : Deregulierung der Finanzmärkte, Liberalisierung der Handelsströme, Abschaffung der Handelsbarrieren, Abschaffung des Staates, um dessen Interventionsmöglichkeiten zu reduzieren, und Privatisierung staatlicher Industrien. Der Film führt die Zuschauer auch ins Bankenparadies Schweiz und eine der 72 Steueroasen, wo die Wirtschaft ihr Geld am Fiskus vorbeischmuggelt. Aber auch an die Stätten der Leidtragenden – in die Slums von Indien, die Goldminen Ghanas, die leeren Immobilienwüsten Spaniens und zu seinen Gastarbeitern und auf die Baumwollfelder Burkina Fasos. Dort warnt Francis Cogolo, Leiter einer halbstaatlichen Baumwollgesellschaft, verzweifelt : « Wenn wir keine Baumwolle mehr machen können, dann wird jeder Afrikaner nach Europa auswandern. Wir haben keine andere Wahl. Wir werden bei Euch einfal-

Almosen für Baumwollarbeit.

len, mit Sicherheit. Wenn wir auswandern, können sie ruhig zehn Meter hohe Mauern bauen. Wir werden trotzdem nach Europa kommen. » Dies darum, weil das rohstoffreiche Afrika nach wie vor miserabel bezahlt und in einer neokolonialen Abhängigkeit des Westens festgezurrt bleibt. Afrika sei schon viel geholfen, indem man ihm weniger wegnehme. Ein weiteres Fazit des Films : Ein neues Finanzsystem ist weiterhin nicht in Sicht, der Patient Neoliberalismus wird mit aller Macht am Leben erhalten, die Armen bleiben arm, der Mittelstand erodiert weiter und wir alle sind Teil der Geschichte, und sei es nur über die Einlagen unserer Pensionskassen. Das ganze System funktioniere nur deshalb, weil es die Täter nicht treffe, sondern nur die Gesellschaften und Steuerzahlenden, meinte Erwin Wagenhofer in der anschliessend vom Schweizer Historiker Daniele Ganser geführten Diskussion. Der Filmer : « Mir geht’s nicht um Schuld oder Nichtschuld, sondern um die Verantwortung. » Seine Hoffnung für eine Besserung liege in der Zivilbevölkerung : « Die Hoffnung sind wir. » rs

Knochenarbeit, auch für Filmer Wagenhofer.

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Manche mögen sich schon die Augen gerieben haben : In Tansanias Busch werden Rangerfamilien mit ausgedienten Schweizer Armeelastwagen versorgt. Hier des Rätsels Lösung.

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ie sind ein weiterer Beweis dafür, dass die vielseitige Arbeit des FSS für Afrika nur Dank dem freiwilligen Einsatz vieler hoch motivierter Männer und Frauen möglich ist. In diesem Fall heissen sie Werner Gutjahr und Paul Eggstein. Sie haben Monate ihres Lebens geopfert, um das Dasein der tansanischen Wildhüter und ihrer Familien im Busch draussen erträglicher zu machen. Diese haben auf ihren abgelegenen Rangerposten frisches Wasser, Baumaterial, Transportmöglichkeiten und anderes mehr : Weil die beiden Zürcher Oberländer für die Freunde der Serengeti Schweiz regelmässig Lastwagen aus der Confoederatio Helvetica nach Ostafrika verschicken. Werner Gutjahr und seine Frau Dorli leben bei Bubikon (ZH) auf dem Land. Ihre Nachbarn sind die FSS-Gründungsmitglieder David und Lilian Rechsteiner, die stets ein

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paar Monate im Jahr in der Schweiz verbringen und vor Jahren alles eingefädelt haben. Zuerst kaufte Rechsteiner, langjähriger Manager der grossen Kaffeefarm Burka in Arusha, ausgediente Lastwagen der Schweizer Armee, um sie nach Afrika verschiffen zu lassen. Die robusten Gebraucht-Lastwagen aus dem Alpenland – zuerst Saurer und FBW, später Steyr – wurden auf der Burka und der eigenen Valhalla-Farm eingesetzt. Wer die Familie Rechsteiner etwas näher kennenlernt, findet sich irgendwann plötzlich in Tansania wieder – und wird FSS-Mitglied. So geschehen auch mit dem Ehepaar Gutjahr. Es erlebte die Wildnis Tansanias auf einer « wunderbaren Safari mit Rechsteiners » und zeigte sich verzaubert. Von da an mauserte sich der professionelle Bus-Chauffeur und Oldtimerspezialist Werner Gutjahr im Laufe der letzten 15 Jahre und in aller Stille zum

Ausgangspunkt « Feissi » bei Bubikon mit LKWs.

obersten Einkäufer, Verpacker und Verschicker der FSS-Lastwagen nach Afrika. Immer kräftig unterstützt von Kollege Paul Eggstein aus Grüningen (ZH). An Armee-Auktionen in Thun pflückt sich Werner Gutjahr – im Militär Panzerfahrer übrigens – auf Order des FSS und dank guter Beziehungen zur Truppe jeweils die besten Schnäppchen mit dem tiefsten Kilometerstand. Zu Beginn waren es vor allem die soliden, jedoch arg langsamen Saurer, welche schliesslich durch die schnelleren und besser zu reparierenden Steyr-Lastwagen 860 G und 860 GL abgelöst wurden. Keine anfällige Elektronik, eine mechanische Untersetzung und Allradantrieb machen diese bis 80 Stunde nkilometer schnellen Brummer besonders afrikatauglich. Unterdessen hat das Team Gutjahr-Eggstein mit über einem Dutzend Steyr-Trucks

Fotos : Daniel Rechsteiner

Packakt : Zwei Trucks in einen Container


Pack-Experten : Paul Eggstein und Werner Gutjahr.

Fotos : Daniel Rechsteiner

eine « rechte Haglete » (Gutjahr) von Bubikon, Oberglatt und Zürich aus verschickt. Das hört sich zwar einfach an, ist aber eine vier Tage dauernde und äusserste Präzision abverlangende Plackerei. Das Team bringt es zustande, mit viel Geschick, ausgebufften Tricks und Ideen jeweils gleich zwei der Armee-Oldies in einen einzigen Container zu packen. Ein Ding der Unmöglichkeit, würde auf Anhieb jeder sagen, der sich das Grössenverhältnis Lastwagen – Container anguckt. Aber die beiden LKW-Packkünstler schaffen es immer, Millimeter um Millimeter, wie dies FSS-Mitarbeiter Dani Rechsteiner neben seiner tatkräftigen Mithilfe beim Verladen mit der Kamera für das HABARI festgehalten hat. Das eingespielte Duo fährt, schraubt, hebt, senkt und schiebt, es liegt und kriecht, klettert und wettert, keucht und schwitzt, bis die beiden Armeelaster und mit ihnen viele Ersatzteile, Velos, Maschinen und anderes mehr endlich im Container verstaut sind. In dessen Inneren scheint sich kein Gecko mehr drehen zu können, so gut ist die mächtige Eisenbox gepackt. So verlässt der Container die Schweiz, reist per Eisenbahn nach Antwerpen, per

Schiff übers Mittelmeer, durch den Suezkanal und die Piratengewässer Somalias bis nach Dar-es-Salaam. Dort, im Hafen, wird gelöscht, dann geht es über Land weiter nach Arusha, wo die olivgrünen Swiss Army Lorries ausgepackt, fahrtüchtig gemacht und den FSS-Partnern in der Serengeti oder im Tarangire Nationalpark übergeben werden. « Ich mache das gerne, der FSS ist eine gute Sache », versichert Werner Gutjahr bescheiden. Erst ganz zum Schluss verrät er uns, dass er ein Hobby hat, das gar keinen Ölfleck verträgt : Frisch verliebte Hochzeitspaare durchs Schweizerland fahren – in einem auf Hochglanz polierten Omnibus. Klar, dass das Gefährt ein Oldtimer ist, Typ FBW, Baujahr 1955, « Made in Wetzikon ».

Zuschauer Jung-Fuchs.

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B U S C H T R O M M E L

Brechreiz-Schoggi « Schoggi » ist süss, mundet, hebt die Stimmung – sofern man ignoriert, dass an ihr der Schweiss und das Leid zahlreicher afrikanischer Kinder kleben : Die Kakao- und Schokoladenproduktion hängt noch vielfach von Kinderarbeit ab. Dies ruft die Erklärung von Bern (EvB) mit einer neuen Aufklärungskampagne in Erinnerung. Angepeilt sind Schweizer und Schweizerinnen, die Weltrekordhalter im Schoggi-Verzehr. Denn : « KonsumentInnen haben Macht. Machen Sie Druck. Fragen Sie mit der Postkarte die Hersteller Ihrer Lieblings-Schoggi, ob in dieser Schokolade keine Kinderarbeit steckt. Verlangen Sie von den Konzernen, alles zu unternehmen, damit nie wieder Kinder für Schweizer Schoggi leiden müssen. » Die Aufforderung richtet sich also via die Konsumierenden an die Schweizerischen Schokoladenkonzerne, die zu den mächtigsten der Welt gehören. Sie haben es in der Hand,

die Ausbeutung der Kinder auf den Kakaoplantagen zu stoppen, faire Löhne an erwachsene Beschäftigte zu zahlen und den Kakaobauern via Abnahmegarantien eine finanzielle Sicherheit zu bieten. Dies würde insbesondere die üble Lage der Kakaobauern in Westafrika verbessern, das rund 60 Prozent des weltweit gehandelten und einst von einem Baselbieter Missionar aus Südamerika eingeführten Kakaos produziert. In den Kakaoplantagen Westafrika schuften nach wie vor schätzungsweise 250 000 Kinder « unter zumeist skandalösen Bedingungen », alarmiert die EvB. Schweizer Schokoladekonzerne gehörten zu den Hauptabnehmern des so gewonnenen Rohstoffs : « Statt das Übel wirksam an der Wurzel zu packen, fürchten diese Unternehmen allerdings mehr um ihren guten Ruf als um die Gesundheit und Zukunft der systematisch ausgebeuteten « Kakaokinder ». Bevor die Erklärung von Bern ihre Kritik öffentlich machte, hatte sie eigenen Angaben zufolge 18 Schokoladenhersteller kontaktiert.

DARFUR

Sechs Jahre Völkermord Die Schrecken in Sudans Darfur nehmen kein Ende : Nach sechs Jahren Völkervernichtung, gegen 400 000 Toten und dem internationalen Haftbefehl gegen Sudans Staatspräsident Omar Hassan al-Bashir mussten über ein Dutzend Hilfsorganisationen ihre Arbeit einstellen. Jedes Mal schwor sich die Staatengemeinschaft, nie mehr einen Genozid zuzulassen : Nach dem II. Weltkrieg, nach Kambodscha, nach Ruanda, um drei zu nennen. Aber die Vorsätze blieben meistens Lippenbekenntnisse : Zum sechsten Jahrestag des Beginns des Genozids in Darfur erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an alle 804 Darfur-Reporte, die seit Februar 2003 von der UNO, Menschenrechtsund Hilfsorganisationen ohne Wirkung erstellt worden sind. Die Gräueltaten im Westen des Sudans füllen unterdessen 8500 Seiten. « Es fehlt in Europa nicht am Wissen um den Völkermord in Darfur, sondern am politischen Willen, ihn wirksam einzudämmen », erklärte GfbV-Sudanexperte Ulrich Delius. « Zwar hat der EU-Aussenministerrat 29 Darfur-Erklärungen seit Februar 2003 verabschiedet, doch der versprochene Schutz der Zivilbevölkerung vor neuen Übergriffen ist ein leeres Versprechen geblieben. » Tatenlos schaue Europa zu, wie die schlecht ausgerüsteten Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen

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Union seit anderthalb Jahren keine Chance haben, die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen. « Seit 14 Monaten bitten die Blauhelmsoldaten um Hubschrauber, doch Europa unternimmt nichts », kritisiert Delius. So verkomme der Einsatz der Friedenstruppen zur Farce.

Nur einer sei bereit gewesen, das Problem ernsthaft anzupacken : « Drei Hersteller sind sich zumindest der Problematik bewusst und finanzieren Sozialprojekte in Westafrika. Sieben Befragte reagierten überhaupt nicht und die Übrigen verwiesen auf den Branchenverband Chocosuisse. » Wer heute im Premium-Segment bestehen wolle, müsse auch fair produzieren, gibt die Konsumenten- und Menschenrechtsorganisation den fabrizierenden Schoggi-Drückebergern den Rat. Fairness für die Kakao-Kinder heisse : « Konkret müssen Zulieferketten transparent, Kakaopreise nachhaltig und Kinderarbeit verhindert werden. » So fordert die EvB von den Schokoladeherstellern « eine klare Herkunftsdeklaration ihrer Produkte und eine gerechte Preispolitik ». Solange sich bestimmte Schokoladehersteller dagegen sträuben oder Blinde mimen, gibtes für die Konsumierenden nur eines : Gezielter Boykott dieser Marken. Auch im eigenen Interesse, führt doch diese Schoggi zu akutem Brechreiz.

richtshof (IStGH) in Den Hag seit dem 4. März verhaften will. Das hat es noch nie gegeben : Einen internationalen Haftbefehl gegen einen amtierenden Staatspräsidenten – das hat es noch nie gegeben Chefankläger Luis Moreno Ocampo wirft dem Sudanesen vor, persönlich im Darfur Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Angriffe gegen die Zivilbevölkerung verübt zu haben. Al Bashir wies die Vorwürfe umgehend zurück und reagierte mit dem Rauswurf westlicher Hilfsorganisationen. Damit dürfte der Gerichtshof den Fall dem UNO-Sicherheitsrat in New York übergeben. Menschenrechtsorganisationen begrüssen den Haftbefehl als wichtige « Signalwirkung » für andere Potentaten. Ulrich Delius ergänzt : « Der Haftbefehl ist auch Weck-

« Weckruf für die Welt » Die Lage in Darfur ist katastrophal. Mehr als 300 000 Menschen dürften seit Januar 2008 vertrieben worden sein. 2,7 Millionen Menschen seien im Westen des Sudans auf der Flucht, Hunderttausende litten ohne jede Versorgung, ruft die GfbV in Erinnerung. Auch in den Flüchtlingscamps gebe es für die geflohenen Kinder, Frauen und Männer keinen wirksamen Schutz. Ihre Lage hat sich sogar verschlimmert, weil Sudans Präsident Omar Hassan al Bashir (Bild), seit 1993 an der Macht, in den ersten Märztagen rund 15 internationalen Hilfsorganisationen die Arbeit verbot. Grund : al Bashir tobt, weil ihn der Internationale Strafge-

Foto : Jesse B. Awalt

KONSUM

ruf für die internationale Gemeinschaft, sich endlich engagierter für den Frieden und die Menschenrechte in Darfur und im gesamten Sudan einzusetzen. » Ein Frieden käme auch den Wildtieren und Schutzgebieten zugute, die von den Kriegsparteien arg dezimiert worden sind. r.s.


 Bus made in Africa. Erstmals werden in Afrika Autobusse produziert. Bereits können Pendler und Pendlerinnen in Abidjan, der alten Hauptstadt der Elfenbeinküste, mit Autobussen fahren, die im Land selbst entwickelt und produziert werden. Die Vorteile der neuen Busse : Robuster und fast ohne Elektronik, angepasst an die afrikanischen Strassenverhältnisse. Die einleuchtende Idee umgesetzt hat laut BBC-Online das Verkehrsunternehmen Sotra in Abidjan. Drei verschiedene Bus-Typen – einen Reisebus, einen Stadtbus und einen Touristenbus – lässt Sotra bauen. Der Touristenbus werde, so der Pressetext, wöchentlich zwischen Abidjan und der neuen Hauptstadt Yamassoukro verkehren. Öffentliche Autobusse seien in der Vier-Millionen-Metropole Abidjan extrem populär und stets bis zum letzten Platz besetzt. Die neuen Busse (Bild) haben aufgrund der starken Frequenz weniger Sitze, aber mehr Fassungsvolumen (maximal 100 Personen) als europäische Vergleichsmodelle. Hergestellt wird der Bus in Abidjan. Chassis und Motor basieren auf der Produktlinie des Nutzfahrzeugherstellers Iveco. Bemerkenswert : Das sinnvolle AutobusProjekt konnte trotz der innenpolitischen Krise und des Bürgerkriegs zwischen der Nord- und Südregion des westafrikanischen Landes realisiert werden. 

 Erwärmung. Schlimmer als befürchtet : Die Risiken der negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur müssen heute höher eingeschätzt werden als noch vor einigen Jahren. Zu dieser Erkenntnis kommt ein internationales Forscherteam in einem neuen Artikel des Fachmagazins « Proceedings of the National Academy of Sciences » (PNAS). Die Gefahren würden bereits bei einer nur geringfügigen weiteren Erwärmung deutlich über das Niveau von 1990 anwachsen. Einschlägige Studien hätten gezeigt, dass die Hitzewelle 2003 ohne menschliches Zutun kaum erklärbar sei. Eine der fünf « begründeten Klimasorgen », die in dem PNAS-Artikel betrachtet werden, betreffen einzigartige Ökosysteme wie Korallenriffe, polare oder alpine Ökosysteme und tropische Regenwälder. Dort seien zahlreiche Tier- und Pflanzenarten stark spezialisiert und könnten sich nicht schnell genug an die Klimaänderung anpassen, heisst es im Bericht. Betroffen seien aber auch wir Menschen, insbesondere indigene Völker und die Bewohner von Inselstaaten. Grund: Die bereits belegbare Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren oder tropische Wirbelstürme. Der weitere Ausstoss von Treibhausgasen könne das ganze Klimasystem der Erde unwiderruflich kippen lassen. Beispiele sind das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes, eine großflächige Versteppung des Amazonas-Regenwaldes oder die Schwächung des Nordatlantikstromes. Auch nicht zu trösten vermögen die neuen Da-

 Besserer Geschmacksinn. Zwar rühmen sich Europäer und Asiaten für ihre feine und zum Teil sehr ausgefeilte Küche. Geht es allerdings um den Geschmackssinn, stehen die Afrikaner nach neusten Untersuchungen « ganz weit vorne », berichtet der Pressetext. Vor allem was den Sinn für bittere Geschmacksrichtungen angehe, wollen Wissenschaftler der Philadelphia Universität laut dem Wissenschaftsmagazin New Scientist bei Volksgruppen in Kenia und Kamerun « eine grössere Diversität eines Gens » festgestellt haben. Forschende um die Genetikerin Sarah Tishkoff und ihren Kollegen Michael Campbell erklären nun, dass Kenianer und Kameruner besonders sensibel auf die Konzentrationen des Bitterstoffs reagieren : « Wer einen besseren Geschmackssinn hat, kann auch leichter die besten Nahrungsmittel ermitteln. » Die Forschenden vermuten zudem, dass diese uralte Fähigkeit eine Unterscheidung zwischen ungeniessbaren und gesunden Nahrungspflanzen ermöglicht. Bitter bedeutet aber keinesfalls immer nur Gefahr und Giftigkeit. Im Gegenteil, Bitterstoffe in Gemüsen etwa können als Vorbeugung für Krebs-, Herz- oder Kreislauferkrankungen sehr wichtig sein. Was die Lebensmittelindustrie allerdings nicht hindert, trotzdem den Bitterstoffanteil in der Nahrung

ten des Welt-Gletscher-Beobachtungs-Dienstes (WGMS) an der Universität Zürich: Die Gletscher schmelzen schneller denn je. Allein 2007 sei in den Alpen die Dicke bestimmter Gletscher zwischen 2,5 und 3 Meter geschrumpft.   Entschädigung für Vertriebene. Auch im Kruger Nationalpark, dem grössten Schutzgebiet Südafrikas, lebten einst Menschen. Zuerst und über Jahrtausende hinweg die San (Buschleute), die dann von schwarzen Rindernomaden aus dem Norden und später auch von den Buren verdrängt wurden. Nachdem der Park 1898 unter dem Präsidenten Paul Kruger (wird « Krüger » ausgesprochen) zum Schutze der von Jagd und Wilderei bedrohten Wildtiere gegründet wurde, mussten die Menschen das Gebiet verlassen. Nach dem Zusammenbruch der Apartheid forderten vorab betroffene Schwarze im Rahmen des Wiederherstellungsprozesses, in ihre Heimat zurückgehen zu können. Die heutige Regierung Südafrikas tat sich allerdings schwer mit dem Ansinnen und entschied sich kürzlich und schliesslich dagegen. Der Kruger Nationalpark soll im Besitz des Staates bleiben, entschied die Regierung gemäss einer Meldung der « Neuen Zürcher Zeitung ». Hingegen sollten die Vertriebenen anderswo Ersatzland oder eine finanzielle Entschädigung erhalten. Überdies soll ihnen erlaubt sein, an bestimmten Tagen in den Park zurückkehren zu können, um ihre Kultstätten, Gräber und Ahnen zu besuchen. Auch sollen in Zukunft Touristen eine Sondergebühr entrichten, mit deren Erlös sich die Vertriebenen neue Arbeitsplätze und bessere Wohnverhältnisse finanzieren können. 

Foto : zVg.

Foto : zVg.

STREIFLICHT

zu reduzieren. Eine bittere Sache, da sie eine weitere Fähigkeit afrikanischer Menschen zu neutralisieren droht. 

Breitmaulnashörner im Krüger-Nationalpark. HABARI 1/ 09 13


FSS-KOMPASS Tagebuch-Notizen des FSS-Präsidenten Beni Arnet über seine Kurzvisite vom 3. bis zum 7. Februar 2009 in Tansania.  Friends of Serengeti Tanzania. Dienstag, 3. Februar 2009 : Ankunft mit dem Abendflug der KLM auf dem Kilimanjaro-Airport. In Arusha werden am nächsten Tag letzte Änderungen am Vertragswerk zur Gründung einer tansanischen FSS-Zwillingsorganisation vorgenommen. Sie entsprechen den Vorgaben des Protokolls der letzten Vorstandssitzung. Am Samstag erfolgt die definitive Unterzeichung. (Auch liegt ein Vertragsentwurf für die gemeinsame Nutzung des Wasserlochs des Kirawira-Postens mit der Balloon-Safari vor.) Zusammenfassend ist zu sagen, dass « Friends of Serengeti Tanzania » zwei Mitglieder hat : die « Friends of Serengeti Switzerland » und Anwalt Edward Mrosso. Somit ist die Kontrolle der Firma durch die Freunde der Serengeti Schweiz gewährleistet. Als Direktor fungieren Mrosso, Alex Rechsteiner und ich.

 Schul-Safaris. Für das Schulprojekt empfiehlt es sich, einen lokalen Partner zu verpflichten und mit ihm zusammenzuarbeiten. Laut dem Afrikadelegierten Alex Rechsteiner bieten sich Laly Lichtenfeld oder die Dorobo Safaris (UCTR) in Arusha am ehesten an. Bei Dorobo bespreche ich mich mit dem für das Simanjiro-Projekt Zuständigen Eduard. Er erläutert mir die weiteren Aktivitäten der UCRT. Sie haben vor allem beratende Funktionen gegenüber den Massai-Gemeinden, dies im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen. Er wäre froh, wenn wir unser Schulprojekt als Ergänzung in dieser Gegend realisieren. Ich habe ihm die Arbeitsblätter des Pace-Projektes auf seinen PC überspielt. Die Organisation hätte die Möglichkeit, die Word-Dateien ins

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Kisuaheli zu übersetzen. Bisher kannte er dieses Schulmaterial nicht, obwohl das Fehlen von Schulbüchern eines der dringlichsten Probleme sei. Eduard wird sich informieren, was uns die Übersetzung der Arbeitsblätter für Lehrer ins Kisuaheli kosten würde. Eine allfällige weitere Zusammenarbeit im Hinblick auf das Schulwesen wird befürwortet.  Grenzziehungen. Nach einer ersten Nacht in der wunderbar gelegenen, sympathischen, kleinen Boundary Hill Lodge des Tarangire Nationalparks sind wir nun auf der Grenzdemarkationslinie, welche über weite Teile als Strasse genutzt werden kann, in Richtung Loibor Siret unterwegs. Nach Gewittern wäre auf dieser Strecke an ein Durchkommen nicht zu denken. Überall gäbe es Wasserlöcher mit Black Cotton Soil. Gegenwärtig ist das Wetter jedoch trocken und warm – wir kommen durch. Jedes Jahr wird auch mit unseren Geldern diese Demarkation frisch gezogen. Dazu eignen sich die Monate Mai bis Juni.  Wasserdämme, Bohrlöcher. Bei der Fahrt hilft uns die absolute Ortskundigkeit von Fahrer und FSS-Mitarbeiter Miraji. Einige der Übergänge führen über Flussläufe. Sie weisen Furten (Drifts) auf, die ebenfalls vom FSS angelegt worden sind. Etwa nach 30 Minuten quer durch den Busch finden wir den ersten Damm. Er wurde vor vier Monaten ausgehoben. Nun ist er, trotz Trockenheit, halb mit Wasser gefüllt. Wir finden Spuren von Giraffen und Antilopen und zudem eine Löwenspur. Bei der soliden Konstruktionsart dieses Dammes ist laut Miraji damit zu rechnen, dass er vier bis fünf Jahre hält – vorausgesetzt dass ihn kein gewaltiger Regen wegschwemmt. Wollten wir nachhaltig arbeiten, müssten also in einigen Jahren wieder Gelder für die Reparatur dieser Dämme zur Verfügung stehen (Wasserfonds). Um die Investitionen im Griff zu haben, braucht es einen Fünfjahresplan. 15 Minuten später erreichen wir das Bohrloch. Es liegt mitten im Busch, ist 152 Meter tief und kann stündlich 3000 Liter sauberstes Trinkwasser fördern. Vorbildlich sauber ist auch die Baustelle, kein Abfall, keine Geländeschäden.  Wassertank und Pumpe. Dieses Jahr sollen hier nun Tank und Pumpe erstellt werden – dank der Finanzhilfe diverser Städte und Gemeinden der Schweiz an den FSS. Die Distanz bis zum Rangerposten beträgt drei Kilometer, zum Dorf Loibor Siret rund zwölf Kilometer. Im Dorf seien zurzeit drei Brunnen vorhanden, alle mit genügend Wasser. Unser Ziel sollte es sein sicherzustellen, dass in Trockenzeiten wenigstens die Wasserversorgung der Dorfbevölkerung durch die Parkbehörden gewährleistet werden kann. Ob wir eine Leitung von hier zum Rangerposten erstellen müssen, ist für mich noch fraglich. Auf dem Rückweg treffen wir auf eine schöne Giraffengruppe – und meine erste Oryx überhaupt.

 Rinder neben Gnus. Abreise aus der Boundary Hill Lodge. Die Verabschiedung ist herzlich, 13 Lodge-Angestellte sind anwesend. Zum Glück reichen unsere FSS-Kappen aus – alle erhalten eine. Bei der weiteren Reise bestätigt sich der Verdacht, dass im Bereich nördlich des Simanjiro und auch im Nationalparkgrenzgebiet praktisch keine Tiere mehr anzutreffen sind. Wahrscheinlich befinden sie sich jetzt im südlichen Bereich des Simanjiro. Etwas mehr ostwärts treffen wir auf ein JagdCamp und grosse Herden von Schafen, Geissen und Rinderherden. Sie weiden in unmittelbarer Nähe grösserer Gnu- und Zebragruppen.  Massai-Schule. Am Ende der Fahrt treffen wir in Loibor Soit ein. Der Massai Lengai, der uns kürzlich in Schlieren besuchte, zeigt uns sein perfekt eingerichtetes Gästehaus mit Lagerkeller. Wir werden zum Tee in der Boma der Familie und in der Hütte der zweiten Frau, Lengais Mutter, eingeladen. Anschliessend Besuch der Schule mit ihren gegen 600 Schülern. Die Lehrer sind nicht da, dafür zahlreiche fröhliche Kinder. Die Schulhäuser sind zu klein, und ins Auge springt ein Fussballfeld, auf dem die Kids mit zusammengeknoteten Plastiksäcken spielen. Wir versprechen, richtige Fussbälle zu organisieren. Und wir gelangen zur Überzeugung, dass unsere Kontakte zu dieser Gegend nun genügend stark sind, um die Entwicklung eines funktionsfähigen Schulprojekts anzupacken. Denn unseres Wissens gibt es bislang in dieser Gegend kein Projekt, das Schul-Naturschutzbildung mit abschliessender Reise beinhaltet. Was genau zu tun ist, wird jetzt abgeklärt.

Einladung

FSS -Jubiläum Willkommen zur 25. FSS-Generalversammlung ! Dienstag, 5. Mai 2009 18.30 Uhr, Hörsaal HG F3, ETH - Zentrum. Anschliessend Jubiläums - Apéro im Zoologischen Museum der Universität Zürich. Und keine Scheu : Bringen Sie Ihre Ehegatten, Kinder, Verwandten und Bekannten mit ! Wir freuen uns auf alle.


Weitere 30 Tiermärchen aus Afrika sind erschienen ! Band 2 : « Wie Stachelschwein zu seinen Stacheln kam» Band 1 ist ebenfalls erhältlich : « Wie Zebra zu seinen Streifen kam » Beide Bücher je 144 Seiten, CHF 27.90 / Euro 17.90 + Porto Hiervon erhält der FSS CHF 10.– als Spende ! Zu beziehen beim FSS : Ursula Daniels, Fax: + 41 (0)44 730 60 54 oder E-Mail : ursula.daniels@green mail.ch

Werden Sie Mitglied beim

FSS !

Der Verein « Freunde der Serengeti Schweiz» (FSS) wurde 1984 auf Anregung des bekannten Naturschützers Bernhard Grzimek gegründet. 1994 zeichnete die Regierung Tansanias den FSS für die « ausserordentliche moralische und materielle Unterstützung » aus. Seit 2006 wird der FSS als gemeinnütziger Verein durch die ZEWO anerkannt. Eine Anmeldekarte ist dieser HabariAusgabe beigeheftet. Kontakt : FSS Sekretariat, Postfach, 8952 Schlieren. E-Mail: info@ serengeti.ch Web : www.serengeti.ch

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