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HABARI Zeitung der Freunde der Sere­ngeti Schweiz ( FSS )

31. Jahrgang Nr. 4/16

FSS-PROJEKTE

Augenschein im Busch JAGDOPFER «CECIL»

Nachbeben

VA M P I R - W A H N

Morde aus Angst


[EDITORIAL]

Partnerschaft in Zeiten der Bulldozer Es ist zu einer jährlichen guten Routine geworden: Zum dritten Mal ist eine Delegation des FSS-Vorstands nach Tansania gereist, um die mit Ihren Mitgliederbeiträgen und Spenden finanzierten Aktivitäten zu inspizieren. Der Beitrag von Helen Markwalder zeigt: Was wir sahen, hat uns gefallen. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Qualität der vom FSS erstellten und unterhaltenen Ranger-Infrastruktur in der Serengeti und im Tarangire besser geworden. Neben der «Hardware» – und genau so wichtig – beeindruckte uns aber auch die Qualität des Dialogs, den wir vor Ort mit Partnern und Freunden führen konnten. Bei den meisten war es ein Wiedersehen, bei einigen der Beginn einer Bekanntschaft, die wir über die kommenden Jahre pflegen wollen. Eine besonders wichtige Partnerschaft bleibt diejenige mit der tansanischen Parkbehörde TANAPA. Das hohe Niveau und die Grösse der Delegation, die uns am späten Freitag Nachmittag im Hauptsitz in Arusha empfing, sind deutliche Zeichen für die bereits erreichte Tiefe dieser Beziehung. So war es möglich, im gegenseitigen Vertrauen einen sachlichen, sehr produktiven Dialog über unsere künftige Arbeitsteilung zu führen. Diese sieht vor, dass sich der FSS in der Serengeti vermehrt auf die Bedürf-

nisse im Südwesten konzentriert – also dort, wo seit einigen Jahren eine prosperierende Nashorn-Population heimisch geworden ist. Und was hat dies mit einem Bulldozer zu tun? Diesen Übernamen hat bekanntlich wegen seiner oft etwas unorthodoxen Art des «Machers» der nun seit einem Jahr amtierende tansanische Präsident Magufuli. Auch bei der TANAPA ist jetzt nämlich sozusagen der Bulldozer aufgefahren. Alle Angestellten müssen neuerdings eine paramilitärische Ausbildung absolvieren und sollen künftig militärische Uniformen tragen – der Kampf gegen die Wilderei sei ein Krieg. Aber trotz aller «Bulldozerei» – und weltweit scheint ja diese Art zu führen zunehmend zur Regel zu werden – bleibt der geduldige, schrittweise, unaufgeregte Aufbau der persönlichen Beziehungen das A und O nachhaltigen partnerschaftlichen Wirkens. Diese Haltung wird für den FSS auch in Zeiten der Bulldozer massgebend bleiben. Übrigens haben wir während der Inspektionsreise regelmässig mittels Facebook berichtet. Ich lade Sie ein, dort hineinzuschauen und die Information auch in Ihrem Freundeskreis zu streuen. Und einen ausführlichen Bericht können Sie auf unserer Website finden.

Fotos: Adrian Schläpfer, Judith Wyss

[FSS-INSPEKTION]

Durchs Gestrüpp den Nashör nern entgegen Erneut haben sie sich die Mühe gemacht: Drei FSS-Vorstandsmitglieder reisten im September nach Tansania, um Partner zu treffen, Projekte abzusprechen — und sogar an Nashörner und Elefanten zu geraten. Gesamteindruck: Gut, trotz aller Schwierigkeiten.

Adrian Schläpfer, FSS-Präsident

Highlights

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6 CECIL

Die Folgen

L E G AT E

MORDE

Letzter Einsatz

Im Vampierwahn

Habari-Impressum Ausgabe : 31. Jahrgang, Nr. 4/ 16, Dezember 2016 I Die Zeitschrift erscheint 4x im Jahr. I Auflage : 2000 Exemplare I Herausgeber : Verein Freunde der Serengeti Schweiz FSS, CH-8000 Zürich, Geschäftsstelle FSS I Inserate : Marisa Suremann, Tel.: +41 (0) 44 730 75 77, info@serengeti.ch, www.serengeti.ch PC 84-3006-4 I FSS-Vorstand : Adrian Schläpfer, Präsident ; Robert Bickel, Kassier I Sekretariat FSS, Redaktion : Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4012 Basel, Tel. : +41 (0) 61 321 01 16 fss@mediaspace.ch ; Monica Borner I Titelbild : Gian Schachenmann, Leopard, I Leserbriefe : Bitte an die Redaktion. Kürzungen vorbehalten. I Wissenschaftliche Beratung : ZoologInnen Monica Borner, Thalwil, und Dr. Christian R. Schmidt, Küsnacht I Layout, Prepress: konzeptbar, Werbung & Kommunikation, Rebgasse 53 CH-4058 Basel, Tel. : +41 (0) 61 515 64 95 info@konzeptbar.ch I Druck : Gremper AG, Pratteln I Papier : Cocoon. HABARI-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Der FSS ist ZEWO-Mitglied. Habari heisst  «Nachricht» auf Suaheli.

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Kifaru, Serengeti-Nashorn im Moru

VON HELEN KIMALI MARKWALDER

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it der Amtsübernahme von Adrian Schläpfer als FSS-Präsident gewannen die Inspektionsreisen des Vorstands zunehmend an Bedeutung. Zweifelsfrei vermitteln sie aufschlussreiche Einblicke in die Gegebenheiten vor Ort, lassen gleichsam positive Resultate sowie allfällige Unwegsamkeiten frühzeitig erkennen und tragen wesentlich zu einer verbesserten Entscheidungsfindung bei.

Besonders wichtig: Der Gewinn bringende Kontakt mit den Partnern und Partnerinnen vor Ort, der sich durch regelmässige Besuche auf einer sehr viel vertrauteren Basis etablieren lässt. An der Vorstandsreise vom 16. bis 24. September 2016 beteiligten sich Adrian Schläpfer, Judith Wyss und ich. FSS-Afrikadelegierter Alex Rechsteiner hatte ein ausgeklügeltes Reiseprogramm organisiert: Projektbesichtigungen in der Serengeti und im

Tarangire-Nationalpark, Sitzungstermine mit Vertreterinnen und Vertretern der Nationalparkbehörde Tanapa sowie mit bisherigen oder zukünftigen Partnerorganisationen. Kundig begleitet durch die FSSAssistentin Susan Peter Shio, gab es zudem Abstecher ins letzte Gebiet der HadzaUreinwohnerInnen am Lake Eyasi und zu den Spürhunden auf der Manyara-Ranch. In Arusha lernten wir erstmals auch die Mitarbeitenden der Buchhaltungsabteilung HABARI 4/ 16 |

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[FSS-INSPEKTION]

Duma alias Gepard, Seroneragebiet

und der Werkstatt der Burka Coffee Estate Ltd. kennen. Beide sind für den FSS-Schweiz und seine Schwesterorganisation FSS-Tanzania unabkömmlich.

An den jährlichen Aussensitzungen des Vorstands wird dieses Thema jeweils eingehend diskutiert. Wie können wir die vielen notwendigen Aufgaben anpacken? Zum einen geht es um die geografische und inhaltliche Fokussierung der Projektarbeit, zum andern ist es vordringlich, dass die Verantwortung für die operative Tätigkeit auf zusätzliche Schultern verteilt wird. Da steht dem FSS noch einiges bevor. Umso wichtiger sind die Gespräche vor Ort, die wir mit den Vertreterinnen und Vertretern bisheriger und zukünftiger Partnerorganisationen führen – alles bedeutende Kontakte, die wir pflegen wollen.

nach Mabere verschoben, weil man von da aus das Gebiet sehr viel weiträumiger überwachen könne. Neu ersetzt eine aus Backstein gemauerte 1-Zimmer Behausung die bisher übliche Wellblech-Konstruktion. Darin finden sechs Wildhüter sicheren Unterschlupf. In der Regel sind zwei Mann vor Ort im Dienst, während vier Ranger als mobile Truppe zu Fuss unterwegs sind, mit Zelten zum Übernachten. Die Stationierung der Ranger auf den Aussenposten dauert jeweils drei Wochen. Danach steht ihnen eine Woche Freizeit zu, die sie bei ihren Familien im Tanapa-Hauptquartier in Fort Ikoma verbringen. Die Ranger hatten in der Nähe drei Nashörner erspäht. Zuerst näherten wir uns mit dem Wagen einem der Tiere. Es liess sich nicht stören.

Mabere: Wo sind die Moru-Nashörner?

Mabere: Neues Backsteinhaus.

Wassertanks, Chubi-Posten, Tarangire

Hierauf wurden wir – von den Mabere-Rangern im Beobachtungsposten per Funk zielsicher gelotst – querfeldein durch eine unspektakuläre Einöde geschickt, bevor in der Weite eines offenen Feldes die Umrisse der Nashornkuh «Moru» mit ihrem Kalb zu erkennen waren. Ein grossartiger, wenn auch nur kurzer Anblick. Denn «Moru» ist extrem scheu. Und siehe da: Sogleich setzte sie sich in Trab und zog mit ihrem Nachwuchs eiligst davon.

Projektbesprechung

Adrian Schläpfer, FSS-Präsident

Williams Adlerauge Trotz des gedrängten Programms waren Tierbeobachtungen möglich. Dies vorab dank dem versierten Fahrer-Guide William der Firma Anderson. Seine Fahrkünste überzeugten in jedem Gelände, er zeigte sich äusserst geduldig, war stets gut gelaunt, scheute keinerlei Mühe und vermittelte uns dank seinem geschulten Auge unvergessliche Sichtungen. Der FSS in veränderten Zeiten – dieses Thema steht seit 2014 ganz oben auf der Agenda. Nicht zuletzt geht es um die Zukunft des FSS in Tansania und dessen strategische sowie personelle Ausrichtung. Die Projektarbeit hat sich in den 32 Jahren seit der Vereinsgründung stark verändert, die Anforderungen an den Natur- und Wildschutz sind komplexer und umfangreicher geworden.

Hammerköpfe

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Rüssler «sabotierten» Piste Im Tarangire-Nationalpark inspizierte die Delegation u.a. das budgetierte Bauvorhaben im Süden des Parks. In Larmakau wird ein über zwei Meter tiefer Stausee auszuheben sein. Die früher angelegten Sammelbecken Ewasi (Chubi) und Nguserorobi (Larmakau South) sind versandet und müssten dringend wieder ausgebaggert

Idilungwa-Brücke Inspektion, Moruzone

Wichtige Patrouillen In der Serengeti empfingen uns am MoruPosten die Wildhüter mit Kommandant Regius Komba – alle tadellos in neue Militär-Uniformen gekleidet. Im Vergleich zum Vorjahr überraschte der disziplinierte Auftritt, der auf die kürzlich eingeführte Paramilitarisierung der TanapaOrganisation zurück zu führen ist. Die RangerInnen werden heute auch militärisch geschult, um schlagkräftiger gegen Wilderer-Syndikate vorgehen zu können. Dann ging es in Begleitung von zwei MoruRangern in einem fabrikneuen, von Tanapa angeschafften Toyota-Pickup durch unwirtliches Tse-Tse-Gebiet nach Mabere zu dem neu erstellten Beobachtungsturm. Dessen Standort, erklärten die Ranger, wurde vom Idilungwa-Hügel

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werden. Ebenso das Rückhaltebecken in Kambi ya Fisi. Doch der defekte Bagger vereitelte bislang die Reparaturen. Sie sollen, so wurde versprochen, Moru-Ranger bis Ende Jahr erledigt werden. Bei der Chubi-Wildhüterstation stellten wir fest, dass der Ausbau des Bohrlochs und dessen Ausstattung mit den zwei auf einem soliden Turm installierten Reservoirtanks à je 10 000 Liter kurz vor seiner Vollendung steht. Noch fehlen die mit Solarstrom betriebene Wasserpumpe und die Anlage zum Ableiten von überschüssigem Wasser an eine in sicherer Entfernung zum Bohrloch angelegte Wildtiertränke. Die Fahrt entlang der südlichen Grenzstrasse verdeutlichte den hier rasant zunehmenden Siedlungsdruck: Links der Strasse reihen sich Acker an Acker, Häuser an Häuser; rechts der Strasse breitet sich unweit der nahen Parkgrenze noch bislang intaktes Weidegebiet aus. Wie lange noch? Auf der Rückfahrt über kaum befahrene Pisten durch wildes Gestrüpp wies Senior Ranger Albano Mkeya den Weg. Er ist wohl der Einzige, der sich in dieser Wildnis wirklich auskennt, da er sie in seinen über zwanzig Dienstjahren im Tarangire Park wiederholt durchstreift hat. Nun gab er Fahrer William ruhig Anweisungen, wie die von den Dickhäutern umgestürzten Bäume am besten zu umfahren seien. Lakonisch meinte Mkeya: «Ich glaube, die

Fahrer William, Judith Wyss

Elefanten mögen keine Fahrzeuge auf ‹ihrer› Strasse!» Tatsächlich waren es nicht nur die mühsamen «Strassensperren», auch eine ungeheure Menge Misthaufen liess eine grössere Anzahl grauer Riesen vermuten. Gezeigt haben sie sich uns allerdings nicht. Auf der Inspektionstour 2016, wiederum von allen aus der eigenen Tasche berappt, haben wir viel gesehen. Viel zu viel, um in diesen Artikel gefasst zu werden. Mein Fazit: überwiegend positiv und insgesamt äusserst aufschlussreich und bereichernd. Die Arbeit des FSS greift weitgehend: Keine Frage, dass sie unseren afrikanischen PartnerInnen hilft, den schwierigen Schutz der Wildtiere zu erleichtern.

Baobab, Tarangire

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Serengeti-Elefanten

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Foto: Screenshot

[KO N T R OV E R S ]

Viel böses Blut nach dem Totschiessen des Löwen Cecil

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in amerikanischer Zahnarzt schoss einen uralten Löwen. Dies geschah am 2. Juli 2015 in der Wildnis Simbabwes. Der Löwe trug einen Halsbandsender wie viele Löwen in der Gegend. Forscher der Universität Oxford hatten ihn für ihre Untersuchung

abschiessen lasse.» Der Jagdtourismus hat sich bewährt und ist Ökotourismus, der nicht nur Löwen schützt, sondern auch natürliche Wildnis-Landschaften erhält. Jagdgegner definierten den bis dahin nur einigen Forschern bekannten Löwen «Cecil» zum Lieblingslöwen Afrikas und entfalteten eine einzigartige Medienkam-

Foto: Hwange National Park

Abschuss war legal

Cecil, zu Lebzeiten

mit dem Namen «Cecil» versehen. Dies tönte eingängiger als sein Forschungscode «MAGM1». Der Abschuss des Löwen im GwaaiHegegebiet war nichts Ungewöhnliches. 65 Löwen, 45 davon mit Halsbändern, waren dort in den vergangenen 16 Jahren geschossen worden. In Simbabwe gibt es neben den Nationalparks viele private und staatliche Reservate, in denen nachhaltige Jagd die umweltschädliche Rinderzucht abgelöst hat. Ohne Jagd wäre der Löwe «Cecil» wahrscheinlich nie geboren worden. Peter Johnstone, einer der Pioniere des Jagdtourismus in Simbabwe, stellte 1969 seine Rinderfarm auf Jagd um und sagte dazu: «Jahrelang habe ich viel Geld ausgegeben, um die Löwen zum Schutz meiner Kühe abschiessen zu lassen. Jetzt verdiene ich Geld damit, dass ich Löwen und anderes Wild hege und gelegentlich einen alten Löwen von einem Gastjäger

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pagne. Sie behaupteten wahrheitswidrig, wie die britischen Löwenforscher jetzt in einem wissenschaftlichen Artikel nachweisen, der Löwe sei von den Jägern mit Futter aus dem Nationalpark gelockt worden. Ein US-Talkmaster beschimpfte den Zahnarzt mit rüden Namen. Die Tierrechtsorganisation Peta forderte, er müsse gehenkt werden. Die Medien und die Öffentlichkeit wurden mit Falschmeldungen gefüttert. «Wir wussten schon damals, dass viele Nachrichten glatt erlogen waren, aber niemand wollte es hören», sagt ein simbabwischer Wildschutzfachmann mit 30 Jahren Erfahrung vor Ort verbittert.

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In Spitzenzeiten gab es in den Medien täglich und weltweit bis zu 12 000 redaktionelle Beiträge zu «Cecil». Die sozialen Netzwerke quollen über mit emotionalen Kommentaren und blankem Hass. Der Zahnarzt erhielt Todesdrohungen und musste abtauchen. Inzwischen weiss man, dass die Jagd und der Abschuss des besenderten Löwen im Wesentlichen legal waren. Rechtlich zu beanstanden

sind – so der derzeitige Kenntnisstand vor Ort – nur kleinere Ordnungswidrigkeiten. Zum Beispiel hätte ein staatlicher Wildhüter bei der Jagd anwesend sein müssen. Ein Strafverfahren gegen die Beteiligten ist bislang nicht eröffnet worden. Aus Naturschutzsicht war die Erlegung des Tieres nicht zu beanstanden. Der Löwe war 13 Jahre alt und seine Entnahme beeinflusste die Population eher positiv als negativ. Sinn des Forschungsvorhabens war es unter anderem nämlich gerade, die Auswirkungen der Trophäenjagd auf die Löwenpopulation zu überprüfen. Für Jäger bleibt dennoch ein bitterer Beigeschmack zurück, denn die Bogenjagd des Zahnarztes, die spätabends in künstlichem Licht stattfand, entspricht unabhängig von der Rechtslage nicht dem europäischen Verständnis von Waidgerechtigkeit.

Fehlendes Geld für Wildschutz Die Affäre hatte zur Folge, dass zahlreiche Fluggesellschaften unter Bezug auf «Cecil» den Transport von Jagdtrophäen aus Afrika eingestellt haben. Frankreich und die Niederlande haben mit gleicher Begründung die Einfuhr von Löwen- und anderen Jagdtrophäen aus Afrika verboten und den Kampf für ein Verbot der Jagd in Afrika zu ihrer Sache gemacht. Selbst die EUKommission hat für die CITESVollversammlung weitreichende bürokratische Einschränkungen vorgeschlagen, die die Jagd Foto: Adrian Schläpfer

VON ROLF BALDUS*

Foto: Screenshot Avaaz

Der Pfeiltod des Löwen «Cecil» durch einen amerikanischen Trophäenjäger im Sommer 2015 hat einen weltweiten Entrüstungssturm ausgelöst. Heute zeigt sich, dass vieles etwas anders war: Versuch einer Zusammenfassung.

in Afrika abwürgen könnten. In mehreren Staaten Afrikas ist die Zahl der Jagdgäste bereits drastisch gefallen und die Jagdeinnahmen sind weggebrochen. Verschiedenen Naturschutzverwaltungen fehlen jetzt die Mittel für die dringend notwendige Bekämpfung der Wilderei. Den Tierrechtlern hingegen haben die Kampagnen Millionenbeträge in die Kasse gespült. Selbst die Oxforder Löwenforscher nahmen über eine Million Euro an Spenden ein. Kluge PR-Profis haben den perfekten Sturm inszeniert, der Jagdtourismus und Naturschutz in Afrika gleichermassen hinweg spülen könnte. Die Wahrheit ist dabei auf der Strecke geblieben. Kürzlich haben 28 afrikanische Länder, in denen Löwen vorkommen, in einer gemeinsamen Erklärung festgestellt, dass gut organisierte Löwenjagd zum Schutz der Löwen beitragen kann. Einfuhrverbote für Trophäen könnten hingegen stabilen Löwenbeständen schaden. Ursache des Rückgangs der Löwen sei vor allem der Verlust von Lebensraum. In Afrika haben sich die Löwen in den Ländern, in denen sie auch nachhaltig bejagt werden, besser gehalten als in den Ländern, in denen sie auf dem Papier völlig geschützt sind. Die Ausdehnung dieser Jagdgebiete übertrifft die Nationalparks bei Weitem. Würde der Jagdtourismus hier verboten, dann gingen diese Gebiete für den Naturschutz verloren. Allein in Namibia, Südafrika und Simbabwe könnten mehr als 30 Millionen Tiere auf privatem Land verschwinden, ebenso hunderttausende Arbeitsplätze. Wer den nachhaltigen Jagdtourismus in Afrika abschaffen will, um ein paar Einzeltiere vor einem vorzeitigen Tod durch die Jagd zu «retten», der spricht das Todesurteil für Millionen Wildtiere.

* Dr. Rolf D. Baldus hat 13 Jahre lang im Wildschutz in Tansania gearbeitet. Der deutsche Naturschützer und Publizist ist auch als Jäger global engagiert im Kampf gegen die Wilderei und für eine verantwortungsvolle Jagd. Sein Artikel konzentriert sich auf jenen der Teil der Jägerschaft, die ein echtes Interesse hat, Verantwortung für das Überleben der Wildtiere zu tragen. Dass diese Verantwortung auch anders wahrgenommen werden kann, beweist der FSS mit seiner Arbeit.

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B L I T Z- N E W S

u « E l fe n b e i n k ö n i g i n » . Nachdem die Chinesin Yang Feng Glan, genannt «Ivory Queen», im Oktober 2015 in Tansania von der Polizei geschnappt wurde, hat sie nun während der Untersuchungshaft gegenüber der Staatsanwaltschaft ein Geständnis abgelegt. Sie sei in den Kauf und den Export der Stosszähne von Elefanten in asiatische Länder involviert gewesen. Sie wird zusammen mit Salivius Matembo («der Teufel») und Manase Philemon beschuldigt, Elfenbein im Wert von über 2,5 Millionen Franken geschmuggelt zu haben (vgl. HABARI 4/2015). Des weiteren werden die drei Angeklagten der organisierten Kriminalität beschuldigt. Ihre Verhaftung soll auch dank Informationen amerikanischer Geheimdienste gelungen sein. fss u Schaden für Tourismus. Nun wirkt sich die illegale Abschlachtung der Elefanten auch negativ auf die wichtige Tourismus-Branche aus. Die Einbusse durch weniger Touristen betrage jährlich rund 25 Millionen Dollar. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie von WWF und Forschern der amerikanischen Universitäten von Vermont und Cambridge, die in der Fachzeitschrift «Nature Communications» publiziert wurde. «Unsere Forschungen zeigen nun, dass Investitionen in den Schutz von Elefanten eine kluge Wirtschaftsstrategie für viele afrikanische Länder sind», äusserte Studienleiter Robin Naidoo gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für jeden Dollar, der in den Schutz der Elefanten Ostafrikas eingesetzt werde, fliessen 1,78 Dollar zurück. fss u Verdecktes Filmen. Hollywood-Star Leonardo DiCaprio engagiert sich im Kampf gegen die Wilderei. Am 4. November feierte der von ihm mitproduzierte Dokumentarfilm «The Ivory Game» in ausgewählten Kinos und dem StreamingDienst Netflix seine Premiere. Die Regisseure Richard Ladkani und Kief Davidson verbrachten 16 Monate in China und Afrika. Verdeckt filmten sie die illegalen Machenschaften der ganzen ElfenbeinIndustrie. Wilderer und die Kräfte des Schwarzmarktes nähmen die Ausrottung der afrikanischen Elefanten bewusst in Kauf, um den Elfenbeinpreis weiter in die Höhe zu treiben. fss

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Jung-Löwe

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[ L E G AT E ]

Eine Kerze anzünden

Was ist eine Schenkung?

für die wilden Tiere in Afrika und ihren Platz auf unserem Planeten Ohne Ihre Unterstützung gäbe es den FSS nicht. Ohne Ihr Mitmachen könnten unsere afrikanischen PartnerInnen ihre Wildparadiese kaum schützen. Der FSS kämpft darum Jahr für Jahr um Mittel, die Sie bereitstellen helfen. Neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden gibt es noch Legate, mit denen unsere Arbeit in Afrika unterstützt werden kann. Nur, wie geht das? Eine neue Broschüre gibt Auskunft. VON PETER VOLLENWEIDER, JUDITH WYSS*

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Fotos: Gian Schachenmann

leinere gemeinnützige Vereine sehen sich zunehmend mit der sehr aktiven Werbung grosser nationaler und internationaler

die wilden Tiere und ihren Platz auf unserem Planeten. Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als sich über die Dunkelheit zu beklagen.» Michael Grzimeks Tafel trägt die Inschrift: «Er gab alles, was er hatte, sogar sein Leben, um die wilden Tiere Afrikas zu schützen.» Dank des immens grossen Einsatzes der Grzimeks ist Tansania heute immer noch eines der am stärksten an Naturund Tierschutz orientierten Länder. Die Schaffung des Serengeti-Nationalparks sowie der umliegenden Wild- und Naturschutzgebiete ist ein Verdienst, das seinesgleichen sucht. Wir alle wissen und verstehen, welche Bedeutung dem Erhalt dieses Welterbes zukommt, wir unterstützen als Mitglieder des Vereins der Freunde der Serengeti Schweiz die Anstrengungen der Naturschützer vor Ort, moralisch und finanziell. Und wir erfahren immer wieder, wie viel mehr zu tun wäre, wie gross der Bedarf an Mitteln ist, um wirkungsvoll und flächendeckend die richtigen Massnahmen zu treffen.

Riedbock

Hilfsorganisationen konfrontiert. Dabei stehen neben Spenden oder Schenkungen bei den Fundraising-Anstrengungen die testamentarischen Begünstigungen prominent zuoberst. Um dem Verein längerfristig die Unterstützung für den Fortbestand der einzigartigen Wildreservate Ostafrikas zu ermöglichen, erschien es dem Vorstand vertretbar, die FSSMitglieder und nahestehende Kreise auch mittels einer Publikation auf die Möglichkeiten der testamentarischen Begünstigung anzusprechen.

«Er gab alles» Eine schlichte Steinpyramide steht am Rande des Ngorongoro Kraters. Auf dieser finden sich zwei Tafeln: Eine für Professor Bernhard Grzimek (1909 — 1987), die andere für seinen Sohn Michael Grzimek (1934 — 1959). Auf der Tafel von Bernhard Grzimek steht in einem Satz, welches sein Lebenswerk, seine Mission war: «Ein lebenslanger Einsatz für

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Heikles Thema Viele gemeinnützige Organisationen und Hilfswerke haben in den letzten Jahren ihre Mitglieder auf die Möglichkeit hingewiesen, ihnen nahestehende Organisationen mit einem Vermächtnis zu bedenken. Denn in der Schweiz gehen gemäss einer Untersuchung etwa vier Prozent der Erbvermögen an gemeinnützige Organisationen,

Wenn wir spenden, so handelt es sich eigentlich rechtlich um eine Schenkung: Wir geben etwas aus unserem persönlichen Einkommen oder Geldvermögen an eine Person oder Organisation, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Dies ist formlos möglich, also direkt durch Einzahlung bzw. Übergabe eines Geldbetrages (z.B. in unser Nashorn-Kässeli namens «Richi») oder eines Gegenstandes. Wenn wir jedoch jemandem zunächst in Aussicht stellen, etwas zu schenken, so bedarf dies gemäss unserem Recht einer kurzen schriftlichen Bestätigung, zum Beispiel: Hiermit bestätige ich, dass ich, Hans Muster, im kommenden und dem darauf folgenden Jahr dem Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS), www.serengeti.ch, jeweils den Betrag von CHF 1000 schenken werde. Unterschrift und Datum: Hans Muster.

das entspricht etwa 1,1 Milliarden Franken! Es ist für den Vorstand auch heute wiederum heikel, das Thema anzusprechen, stehen wir doch alle mitten im Leben. Und dennoch: Neben Schenkungen zu Lebzeiten können auch testamentarische Verfügungen (Erbeinsetzung oder Vermächtnis) zu Gunsten gemeinnütziger Organisationen wie unserem FSS wichtige Elemente einer Lebensplanung sein. Das hat den FSS motiviert, eine schöne Legate-Broschüre zu erstellen, welche in einfachen Schritten aufzeigt, wie ein Legat geplant und erstellt werden kann. Darum beschränken wir uns in diesem Beitrag auf einige Grundprinzipien. Wir möchten Sie ermuntern, unsere kostenlose Broschüre bei der Geschäftstelle zu beziehen.

Die schriftliche Form schafft für beide Seiten Klarheit über eine zukünftige Verpflichtung. Selbstverständlich kann dies alles auch mündlich versprochen werden, doch wäre dieses Schenkungsversprechen vor dem Gericht nicht durchsetzbar.

Testament und Vermächtnis Die einfachste Art einer Nachlassregelung ist das eigenhändige Testament. Damit kann man als Erblasser/Erblasserin auch andere als die gesetzlichen Erben (Kinder, Ehepartnerin oder Ehepartner, eingetragene Partnerin oder Partner und die Eltern) entweder als Erben oder Vermächtnisnehmer einsetzen, und zwar Personen oder Organisationen. Wichtig ist jedoch, dass keine Pflichtteile der gesetzlichen Erben beeinträchtigt werden. Ein Teil des Vermögens steht aber in aller Regel zur freien testamentarischen Verfügung. Vererbt werden können Geld- oder Sachwerte, inklusive Liegenschaften. Das eigenhändige Testament muss von Anfang bis Ende handschriftlich abgefasst werden und das Datum (Tag, Monat, Jahr) der Niederschrift sowie die Unterschrift tragen. Testamente können jederzeit den veränderten Verhältnissen angepasst werden, d.h. abgeändert oder aufgehoben werden. Üblich ist, dass in Testamenten gemeinnützige Organisationen mit einem Vermächtnis (auch als «Legat» bezeichnet)

bedacht werden, sind doch meistens gesetzliche Erben vorhanden, denen der Hauptteil des Nachlasses zukommen soll, zum Beispiel:

Neutrale Beratung Eine Nachlassplanung wie auch die Vergabe grösserer Beträge an Hilfswerke bedarf der Planung: Finanzielle, rechtliche und oft auch steuerliche Aspekte sind zu beachten. Bei komplizierterer Vermögens- und Familienkonstellation ist der Beizug eines Experten ratsam (Notar, Anwalt, Bank, Treuhänder). Dem Vorstand der FSS ist bewusst, dass es sich hier um einen sehr persönlichen Bereich handelt. Doch sehen sich kleinere gemeinnützige Vereine mit nebenamtlicher Leitungsstruktur zunehmend mit der sehr aktiven, teilweise aggressiven Werbung grosser nationaler und internationaler Hilfsorganisationen konfrontiert, denen hierfür Mittel zur Verfügung stehen, die ein Vielfaches des FSS Budgets ausmachen. Soll unser Verein längerfristig die Unterstützung für den Fortbestand der einzigartigen Wildreservate Ostafrikas weiterführen können, so erscheint es dem Vorstand vertretbar und richtig, die Mitglieder auch auf die in diesem Artikel und der Broschüre aufgezeigten Möglichkeiten anzusprechen. Unser Präsident Adrian Schläpfer ist gerne erste Anlaufstelle

Wichtig ist, dass Testamente an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, zu Hause oder auswärts, z.B. im Banksafe; in jedem Kanton gibt es auch Amtsstellen, wo ein Testament hinterlegt werden kann (in der Gemeindeverwaltung erhält man Auskunft). Es kann auch sinnvoll sein, die im Testament Begünstigten darüber zu informieren. Eine andere Möglichkeit ist die Errichtung eines öffentlichen Testaments, das von einer Urkundsperson (z.B. im Kanton Zürich vom Notar) unter Mitwirkung von zwei unabhängiKaffernbüffel gen Zeugen errichtet wird. Dieser Form bedienen sich insbesondere Personen, die nicht mehr in für Fragen und kann ratsuchende Mitglieder der Lage sind, selber zu schreiben oder zu an geeignete Stellen weiter verweisen. lesen. Selbstverständlich können das Testa- Gerne senden wir Ihnen kostenlos unsere ment oder Teilbestimmungen davon jederzeit Legate-Broschüre. Bitte melden Sie sich bei geändert, ergänzt oder widerrufen werden. unserer Geschäftsstelle: info@serengeti.ch Doch kann es sinnvoll sein, in diesem Fall oder Tel. 044 730 75 77. das Testament neu zu verfassen, da es sonst zu Unstimmigkeiten und Konfusionen kom- *Ex FSS-Vorstandsmitglied Peter Vollenweider und Vorstandsmen kann. mitglied Judith Wyss sind Juristen. HABARI 4/16 |

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Racke

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[ABERGLAUBE]

[FSS

Dorfbewohner in Tansania hielten im Herbst drei Angehörige einer Forschergruppe für verkappte Vampire und zerstückelten sie. Afrikas Dämonenglaube ist unsterblich.

S

ihren Einsatz mit dem Leben: Im Dorf IringaMvumi wurden sie von einem aufgebrachten Mob mit Äxten und Buschmessern attackiert, bei lebendigem Leibe zerstückelt und angezündet. Dieser Vorfall machte Anfangs Oktober Schlagzeilen und löste in allen Bevölkerungsschichten grosses Entsetzen aus. Wie konnte das im heutigen Tansania geschehen? Warum gelang es niemandem, auch nicht den Dorfoberen, dieses Massaker zu stoppen? Die Ursache ist im nach wie vor noch weit verbreiteten Aberglauben zu suchen, der mancherGemeiner Vampir, Amerika orts tief verwurzelt ist. Die Mär von den blutgalt der Verbesserung von Anbaumethoden saugenden Vampiren konnte bis heute nicht in Trockengebieten. Zwei der Forschenden, ausgelöscht werden. Und für solche wurden Theresia Teddy Lumanga und Faraji Mafuru, die drei Opfer gehalten. Aufgeschreckt durch sowie ihr Fahrer Nicas Magazine bezahlten die Begegnung mit den ortsunkundigen Fremden schlug zunächst eine Frau Alarm. Ihr Warnruf verbreitete sich schnell. Die aufgescheuchten Dorfbewohner schlossen sich eiligst zusamwww.monats-märchen.ch men und wappneten sich www.safari-tier-videos.ch mit allen zur Verfügung stehenden Waffen gegen den befürchteten Überfall der vermeintlichen Vampire. Daraufhin war die vom Irrglauben besessene Meute nicht mehr zu beschwichtigen. Das Drama nahm seinen Lauf. Jetzt ermittelt die Polizei gegen 30 DorfbewohnerInnen. Egal, in welchem Landesteil man danach fragt – die Überlieferung der Mär von den Bestellen Sie online unter den obigen blutsaugenden VampiWeb-Adressen und beziehen Sie sich auf ren in Menschengestalt dieses Inserat. Oder bestellen Sie hält sich hartnäckig – direkt beim FSS: bis heute. Eine ErkläTel: +41 44 730 75 77, Mail: info@serengeti.ch rung dafür mag in der

meldungen anstecken, um auch für das nächste Jahr einen interessanten Herbstanlass zu planen. Hier die ersten Echos: Daniel und Dora Santschi, Schlieren: «Wir möchten uns für den in jeder Hinsicht tollen Anlass im Zoo Zürich bedanken.

Foto: Uwe Schmidt

Foto: ZVG

ie waren in offizieller Mission unterwegs: 14 VertreterInnen des in Arusha basierten Selian Instituts für Agrarforschung arbeiteten in der Region Dodoma. Ihre Feldstudie

FSS-Safari im Elefantenpark Fotos: Hans Trüb

Vampir-Panik: Forschende ermordet

K O M PA S S ]

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Eingebildetes Gebiss

Erforschung der Schlafkrankheit liegen. Im Laufe der in den Fünfzigerjahren durchgeführten Untersuchungen wurden landesweit Mensch und Tier Blutproben entnommen. Über den Hintergrund womöglich ungenügend aufgeklärt, erschien dieser Vorgang vielen Menschen als äusserst unheimlich und wurde gar als Lebensbedrohung wahrgenommen. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen Wissenschaftler und Forscher zu zweibeinigen Vampiren mutierten und entsprechend gefürchtet wurden. Gewisse Regeln gilt es allerdings bis heute zu beachten: Im ländlichen Tansania sei jedem Fremden empfohlen, sich in jedem Fall bei der örtlichen Dorfobrigkeit zu melden. Ein solcher Antrittsbesuch ist nicht allein der Höflichkeit geschuldet, vielmehr will man wissen, mit wem man es zu tun hat und was den Besucher überhaupt herführt. hkm

Ihre E-Mail-Adresse

Haben Sie eine E-Mail-Adresse? Dann schicken Sie uns diese bitte an: info@serengeti.ch. So können wir Sie bei Bedarf rascher informieren. Vielen Dank.

Duscher: Indischer Elefant Was können wir unseren Mitgliedern als HerbstEvent bieten? Eine Frage, die den Vorstand häufig umtreibt. Diesmal war die Idee rasch gefunden: einen Vortrag mit Führung durch den Zürcher Elefantenpark Kaeng Krachan. Wie immer zeigte sich die Leitung des Zürcher Zoos hilfsbereit – und die FSSSafari im Elefantenpark konnte am 28. Oktober Elefantenhalle starten. Aus der ganzen Deutschschweiz und sogar aus sprächen der Besuchenden nahmen die beiLiechtenstein reisten an diesem herbstden Elefantendamen ein Bad und liessen sich lichen Samstagvormittag über 70 Freunde vom Tierpfleger mit dem Feuerwehrschlauch und Freundinnen der Serengeti Schweiz in abspritzen. Was für ein Highlight! Danach ging den Zoo Zürich. Zuerst erzählte uns der es gruppenweise durch die 2014 neu erstellerfahrene Tierpfleger und Afrikakenner ten Innen- und Aussengehege der ElefantenMartin Bucher von der Zusammenarbeit anlage. Wie Sie den Rückmeldungen entnehdes Zoo Zürich mit dem Lewa Wildlife men können, verstanden es die Führer, auf Conservancy, www.lewa.org. Titel des Vorunterhaltsame, engagierte und kurzweilige Art trags: «Wie das Lewa Projekt von Kenia und Weise ihre Faszination für die imposante nach Zürich kam.» Er präsentierte uns Holzkonstruktion, das neue Tierhaltungsin der sorgfältig gestalteten und zu den konzept und die Asiatischen Elefanten auf Elefanten offenen Thai Lodge einen schön uns zu übertragen. Herzlichen Dank an Martin bebilderten Diavortrag. Wir werden geBucher, die Zoo-Führer und das Zoo-Team für spannt mitverfolgen, wie bis 2020 auf den die herzliche Gastfreundschaft. Auf unserer Feldern neben der Elefantenanlage eine FSS-Facebook Seite finden Sie noch weitere neue Afrika-Savanne nach dem Beispiel von gute Fotos, u.a. auch von FSS-Mitglied Daniel Lewa entstehen wird. Der FSS bleibt dran! Santschi. Gerne lassen wir uns von Ihren RückWährend der Kaffeepause und den Ge-

Martin Bucher Der Vortrag war spannend und gab Einblick in ein uns unbekanntes Engagement des Zoo Zürich. Die Führung durch die Elefantenanlage mit Karl Sprecher war ein absoluter Hit! Er hat das äusserst kompetent, mit sehr viel Fachwissen und Humor gemacht. Auch hier haben wir viel Neues, Interessantes über die Elefanten und ihre Haltung im Zoo gelernt.» Rita Schmid, Horw: «Die Führung durch den Elefantenpark in kleineren Gruppen und der sehr engagierte und fachkundige Karl Sprecher haben mich sehr angesprochen. Er verstand es bestens, uns in dieser kurzen Zeit möglichst viel Wissenswertes auf gute Art rüberzubringen. Immer wieder brachte er uns mit kleinen, erfrischenden Episoden zum Schmunzeln und Lachen.» Doris und Birgit Kläusler, Uttwil: «Wir bedanken uns herzlich für den interessanten Tag im Zoo Zürich. Das Referat von Martin Bucher über das LewaProjekt war sehr informativ und spannend. Ebenso hat uns die Führung durch das Elefantenhaus beeindruckt. Unsere Führerin war sehr kompetent, und es war eine Freude, ihr zuzuhören.» Wolfgang Titz, Schaanwald, Liechtenstein: «Ich möchte mich für den Herbstevent im Zoo Zürich recht herzlich bedanken. Es war ein ausserordentlich attraktiver Anlass! Freue mich schon auf eine weitere Veranstaltung.» Judith Wyss

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[STREIFLICHT]

Afrika sei ein «drastisches Beispiel» für den Schaden, den Steuervermeidung anrichten könne, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Der Reichtum des Kontinents sei zwar riesig, trotzdem aber lebten in keiner anderen Weltregion mehr Menschen in extremer Armut. Dies habe sehr wohl auch mit den Steuertricks grosser Unternehmen (z.B. Rohstoffund Tourismusindustrie) zu tun, die zwar in afrikanischen Ländern investieren, ihre Gewinne aber häufig ausser Landes schafften. Dies nicht selten auch mit Hilfe afrikanischer Staatsvertreter. «Die Panama-Konten der tansanischen Elite sind mit Sicherheit umfangreicher als die der paar Safari-Anbieter, die gross genug sind, solche Konten einzurichten», schrieb ein langjähriger Entwicklungsexperte aus Tansania HABARI. Nach Schätzungen der Plattform «Tax Justice Network Africa» verliert Afrika je-

Laly Lichtenfeld

Foto: APW

Sie ist eine von vier EmpfängerInnen, die 1916 mit dem Lowell Thomas Award ausgezeichnet werden. Damit erhält die in Tansania lebende Löwenforscherin Laly Lichtenfeld eine der höchsten Ehrungen, die der Explorers Club mit Sitz in New York verleiht. Die 1904 gegründete Vereinigung unterstützt

Lalys Freund Wachteln und Zebrafinken halten. Eifrig sammelte er Grzimeks Tierleben und war bald schon stolzer Besitzer der 13 Bände umfassenden Enzyklopädie. Doch noch viel mehr beglückte ihn die Jahreskarte für den Zoo, die ihm häufige Besuche im Tiergarten erlaubte. Während seines tiermedizinischen Studiums bemühte er sich vergeblich um eine Praktikumsstelle in Zürich. Die Absage traf ihn hart – die Enttäuschung darüber hat er längst verwunden. Dafür offerierte ihm damals der Basler Zoo ein Praktikum bei den Nashörnern, das er als lehrreiche Zeit in bester Erinnerung behielt. Seit 1980 wirkte der heute 61-Jährige als stellvertretender Tierarzt und wurde 1991 zum fünften Zoodirektor ernannt. Bei seinem Amtsantritt erwarteten Alex Rübel grosse Herausforderungen, die er äusserst erfolgreich zu meistern verstand. Es gelang ihm, den Zoo Zürich zu einem nach unternehmerischen Grundsätzen geführten Tiergarten zu entwickeln, der inzwischen zu den 20 besten der Welt zählt. Der FSS, der von Anbeginn durch Alex Rübel unterstützt wurde, gratuliert ihm herzlich zu seinem Jubiläum und wünscht ihm weiterhin viel Freude und Erfolg bei seiner anforderungsreichen Tätigkeit als engagierter Naturschützer und begeisterter Zoodirektor! hkm

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des Jahr 50 Milliarden US-Dollar durch die Finanztricks von Firmen oder Einzelpersonen. Diese Verluste würden selbst jene Summe übersteigen, die Afrika jährlich an offizieller Entwicklungshilfe erhalte – 46 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012. fss

Verstümmelte Frauen Etwa 200 Millionen Mädchen und junge Frauen sind von Genitalverstümmelung betroffen. Das geht aus einem neuen Bericht von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hervor. Demnach liegt die geschätzte Zahl der Opfer um 70 Millionen höher, als noch im Jahr 2015 angenommen. Der Anstieg sei auf das Bevölkerungswachstum und auf neue Daten aus Indonesien zurückzuführen. Der Bericht enthält Daten aus 30 Ländern, in denen Genitalverstümmelung praktiziert wird. Die Hälfte der Opfer dieser gravierenden Menschenrechtsverletzung lebt demzufolge in Ägypten, Äthiopien und Indonesien. Überwiegend herrsche diese Praktik jedoch in Somalia vor. Dort seien

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weltweit Forscherinnen und Forscher bei der fachübergreifenden Ausübung ihrer wissenschaftlichen Studien. Die Löwenforscherin wird für ihren Einsatz zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und der Förderung eines friedlichen Nebeneinanders von Mensch und Tier geehrt. Vor mehr als zehn Jahren hat sich Laly Lichtenfeld in Noloholo an der südöstlichen Grenze des TarangireNationalpraks niedergelassen. Seit drei Jahren unterstützt der FSS den Ausbildungsbereich von Lichtenfelds Tanzanian People and Wildlife Fund und beteiligt sich an ihrem äusserst erfolgreichen «Living Walls»-Projekt zum Schutz der Massai-Viehherden vor den Beutezügen der Raubtiere. Der FSS freut sich über die Auszeichnung und wünscht Laly Lichtenfeld weiterhin viel Ausdauer, Glück und Erfolg bei der Fortführung ihrer wichtigen Projektarbeit in Tansania. hkm

Dreckige Treibstoffe Rohstoffhändler machen es sich in der Regel einfach. In einem Kommentar der NZZ vom 29. September 2016 kritisiert der Arzt Jacques Schildknecht aus Luzern ihre mangelnde Umweltverantwortung. Konkret geht er auf die vollmundigen Versprechungen der Firma Trafigura ein: «Es ist schwer verständlich, dass eine

Stossverkehr Dar-es-Salaam Firma, welche ein (fast) mustergültiges Corporate-Responsibility-Papier auf ihrer Homepage hat, absurd hohe Schadstoffgrenzwerte armer Länder mit schwacher Regierung ausnützt, um ihren Umsatz durch Pantschen von Diesel marginal aufzubessern. Was «legal» ist, kann trotzdem ein Frevel sein. Hätten die Verantwortlichen schon einen Menschen beim Erstickungstod begleitet, würden sie ihre tödliche Geschäftspraxis sofort aufgeben.» Katalysatoren und Partikelfilter werden durch schwefelhaltige Treibstoffe, auch «African Quality» genannt, ausser Gefecht gesetzt, was eine Entgiftung der Abgase an der Quelle verunmöglicht. So entstehen giftige und krebserregende Smogdecken. Viele vorzeitige Todesfälle sind dem «Urban Smog» zuzurechnen: Herzinfarkte, Hirnschläge, chronische Bronchitis, Lungenkrebs», weiss Schiltknecht zu berichten. fss

Okapi-Nachwuchs Foto: Zoo Basel

Der FSS gratuliert Alex Rübel zu seinem Jubiläum als Zürcher Zoodirektor. Schon als Kind interessierte er sich für alles, was kreucht und fleucht. Der Wunsch nach einer Kuh im elterlichen Garten wurde ihm allerdings nicht erfüllt, dafür durfte er

98 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von der Verstümmelung betroffen. In einigen Ländern seien jedoch Erfolge im Kampf gegen diese grausame Körperverletzung zu verzeichnen, beispielsweise in Kenia. fss

Foto: Ruedi Suter

Afrikas «Panama»

Foto: ZVG

Alex Rübel

Die 2011 in Antwerpen geborene, frischgebackene Mutter Mchawi lebt erst seit 2014 im Zoo Basel. Da die genetische Basis des EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) für Okapis sehr schmal war, entschloss sich der Zoo Basel vor ein paar Jahren in Absprache mit dem EEP, diese Basis auszuweiten, indem er neue Tiere aus den USA importierte und gleichzeitig Tiere aus europäischen Zoos nach Basel holte. Das führte dazu, dass über die folgenden Jahre mehrere Okapis in den Zoo Basel gebracht oder weitergegeben wurden. Am Ende dieser Rochaden hatten drei Tiere ihr neues Zuhause im Zoo Basel: Neben Mchawi sind dies der Bulle Imba (8), der 2013 aus Dallas kam, und Ebony (5), die 2015 aus Dvur Kralove (in Tschechien) anreiste. Die Zusammenführung fand schrittweise im Antilopenhaus statt. Es ist bei Okapis besonders wichtig, geduldig den richtigen Moment abzuwarten, um die Tiere zusammenzulassen oder zu trennen. Zoo Basel, fss

B L I T Z- N E W S

u Moskito-Falle. Dass es Moskitos gerne auf Menschen abgesehen haben, ist bekannt. Mit einem Gemisch aus Milchsäure und anderer über die menschliche Haut ausgeschiedener Stoffe, werden die Moskitos zu einer neu entwickelten Falle gelockt. Ein mit Solarenergie betriebener Ventilator erzeugt einen Luftstrom und saugt die Tiere in die Falle ein. Die Wirksamkeit dieser Methode wurde nun durch eine erstmals durchgeführte Studie belegt, wie die Fachzeitschrift «The Lancet» berichtet. Danach konnten auf der kenianischen Insel Rusinga 70 Prozent der Malaria übertragenden Mücken vernichtet werden. Die Malaria-Infektionen sanken gleichzeitig um 30 Prozent. Somit könnte sich die Falle als ein wichtiges Instrument bei der Eliminierung der Malaria erweisen. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Insektizide die Umwelt belasten und auch keine Resistenzen möglich sind. fss u Hafen-Pläne. Die tansanische Regierung hegt grosse Pläne: Tanga soll zu einem bedeutenden Öl-Handelszentrum für Ost- und Zentralafrika werden. Nachdem Uganda den Bau einer RohölPipeline für den Export vorgeschlagen hat, sieht Charles Mwijage, Minister für Industrie, Handel und Investitionen, «grosse Chancen für den Ölhandel». Dafür wären ein neuer Tiefseehafen, geräumige Lagertanks und eine Eisenbahnverbindung nötig. fss

LESERBRIEF

HOCHZEITSGESCHENK FÜR DIE SERENGETI

Baby «Nuru» Es ist ein seltenes, erfreuliches Ereignis: Am 1. Oktober, früh am Morgen, ist im Zoo Basel nach elf Jahren erstmals wieder ein Okapi zur Welt gekommen. Der kleine Bulle Nuru ist der Sohn von Mchawi (5). Er ist ein kräftiges Kerlchen und hat bereits mit grosser Neugier die Innenställe erkundet. Nuru ist das erste Junge von Mchawi, die es vorbildlich betreut. Wenn er Ruhe haben will, kann sich Nuru zurückziehen. Daher brauchen Besucherinnen und Besucher etwas Glück und Geduld.

Hochzeit feiern ist etwas Wunderschönes. Alle die lieben Leute sehen, gut essen und einen unvergesslichen Tag erleben – darum geht es doch. Gleichzeitig irgendwie wollen immer alle Gäste das Brautpaar beschenken. Das ist sehr erfreulich. Aber was ist, wenn man eigentlich schon alles hat? Wir genossen vor einigen Jahren das Glück, die Serengeti und andere Parks in Tansania bereisen zu können, was ein unglaubliches Erlebnis für uns war. Diese schöne Erfahrung möchten wir auch unserer Tochter Anouk (neun Monate jung) dereinst ermöglichen. Das geht allerdings nur, wenn die Serengeti geschützt und gepflegt wird – zum Beispiel mit Hilfe von Projekten der Freunde der Serengeti Schweiz. So haben wir unsere Hochzeitsgäste gebeten, statt uns Geschenke zu bringen, etwas für die Serengeti zu spenden und dies originell zu verpacken. Das Resultat: 3250 Franken und ziemlich viele Playmobil-, Gummi- und Kuscheltiere.

Véronique van der Zypen-Wyss, Hans Peter Wyss und Anouk

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[BUSCHTROMMEL]

U R A N A B B AU Selous Game Reserve gefährdet

ETHIK «Rassist des Jahres»

Die EU will loslegen: Koordiniert und wesentlich effizienter als bis dato will sie gegen den Handel mit geschützten Arten vorgehen. Im Juni verabschiedeten die EU-Umweltminister bei der Sitzung des Europäischen Rates einstimmig einen Aktionsplan gegen den illegalen Wildtierhandel. Etliche EU-Staaten haben in den letzten Jahren strengere Gesetze gegen illegalen Wildtierhandel eingeführt. Diese sind

In Tansania regt sich zunehmend Widerstand gegen den Uranbergbau im Landesinneren. Auslöser der öffentlichen Debatte war ein kritischer Artikel im tansanischen Sunday Guardian. Die Abwägung der Gefahren müsste Vorrang vor den Interessen ausländischer Investoren haben. Auch das Selous Game Reserve wäre durch das Mkuju River-Projekt gefährdet, hiess es weiter. Vor allem die Gesundheit der betroffenen Landbevölkerung würde wegen der bei der Urangewinnung austretenden radioaktiven Radon-Gase in Mitleidenschaft gezogen. Sollte die Uranproduktion in Bahi voranschreiten, wäre auch die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt Dodoma davon betroffen. Brisant in diesem Zusammenhang: Präsident John Magufuli hatte offenbar angekündigt, sämtliche Ministerien in die Hauptstadt zu verlegen.

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Dalaly Peter Kafumu, Parlamentsabgeordneter der Regierungspartei und Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Handel und Umwelt, behauptete in der gleichen Zeitung in seinem zweiseitigen Kommentar: «Uranexploration und -abbau in Tansania ist sicher.» Kafumu war von 2006 bis 2011 Kommissar für Mineralien und Energie im Bergbauministerium und somit auch für die Bergbaulizenz für das Mkuju River-

hatten per Petition ihre EU-Umweltminister aufgefordert, dem Aktionsplan zuzustimmen. Der illegale Wildtierhandel gehört mit einem Gewinn von schätzungsweise 15 Milliarden Euro zu den lukrativsten internationalen Verbrechen – neben Drogenhandel, Produkt- und Geldfälschung, Waffen- oder Menschenhandel. fss WWF Rasanter Artenschwund

ARTENSCHUTZ EU Plan: Wildhandel

Ian Khama Einen wenig ehrenhaften Preis hat sich Botswanas Präsident Ian Khama eingehandelt: «Rassist des Jahres». So will ihn die Menschenrechtsorganisation Survival International SI betitelt sehen. Ihre Auszeichnung wird jährlich an die Person verliehen, die die gravierendsten Vorurteile gegen indigene Völker zeigt. Präsident Khama erklärte, dass die Kalahari-Buschleute ein Leben «in Rückständigkeit» führen, ein «primitives Leben voller Entbehrungen» und ein «urzeitliches Leben einer vergangenen Ära». Er zweifle damit die E x i s te n z b e re c h t i g u n g d e r Buschleute an und impliziere, dass sie auf einer Evolutionsleiter unterhalb anderer Menschen stünden, kritisiert SI. In einem Interview im Jahr 2014 sagte er ausserdem, dass die Buschleute eine «ausgestorbene Lebensform, eine sehr rückständige Form des Lebens» führten. Überdies verweigere Khamas Regierung den Kalahari-Buschleuten seit Jahren den Zugang zum Land ihrer Vorfahren, von dem sie in mehreren Räumungswellen 1997, 2002 und 2005 gewaltsam vertrieben wurden. Die meisten der Be-

aber nur wirkungsvoll, wenn die Vorgehensweise mit den Vorgehensweisen in den Nachbarländern übereinstimmt, denn sonst wird der Handel einfach verlagert. Der EU-Aktionsplan soll diese Schwierigkeiten verhindern helfen. Er definiert den illegalen Wildtierhandel erstmals als «schweres Verbrechen» und schafft die Voraussetzungen für die bessere Durchsetzung von Gesetzen und verstärkter Zusammenarbeit zwischen Polizei und Regierungsbehörden – national und international. «Wir sind sehr froh, dass die EU dieses Thema nun wirklich auf die politische Agenda setzt», erklärte Robert Kless, Kampagnenleiter des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland. Seit vier Jahren habe man versucht, die EU zu einem solchen Aktionsplan zu bewegen, wie es sie für andere Verbrechen vergleichbarer Grössenordnung längst schon gebe. Insbesondere begrüsst der IFAW, dass der EU-Rat weitere Massnahmen gegen den Elfenbeinhandel sowie den illegalen Wildtierhandel im Internet und die Trophäenjagd bzw. den Import von Jagdtrophäen überprüfen wolle. Mehr als 36 700 Bürger und Bürgerinnen

Die grössten Bedrohungen sind menschengemacht: Verlust und Verschlechterung der Lebensräume, Übernutzung von Arten, Umweltverschmutzung, invasive Arten und Krankheiten und der Klimawandel. «Keine anderen Lebensräume wurden derart vom Menschen beeinträchtigt wie die Gewässer», sagt Ion Karagounis, Leiter Umweltprogramm beim WWF Schweiz. Flussverbauungen, Dämme für die Wasserkraftnutzung, Abwasser aus Industrie und Haushalten oder die landwirtschaftliche Bewässerung bedrohen Seen, Flüsse und Feuchtgebiete. Dieser Befund trifft auch auf die Schweiz zu. Gewässer zählen zu den am

Immer mehr Tiere verschwinden in rasendem Tempo von unserem blauen Planeten – für immer. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1970 sind die Bestände von 3700 Wirbeltierarten bis 2012 um durchschnittlich 58 Prozent zurückgegangen. Die grössten Verlierer sind Süsswasserfische oder Amphibien mit einem Rückgang von über 80 Prozent. Die Hauptschuld dafür trägt der Mensch mit seinen zivilisatorischen Eingriffen in die Natur. Dies belegt einmal mehr der Living Planet Report des WWF. Analysiert wurTanganjikasee-Buntbarsch: den dafür 14 152 WildtierLobochilotes labiatus populationen von über 3700 Wirbeltierarten. stärksten bedrohten Lebensräumen – mit Erstmals wirft der Living Planet Report auch besonders rasanter Abnahme der Bestände. einen Blick in die Zukunft und prognostiziert 58 Prozent aller Fischarten der Schweiz stebis 2020 einen durchschnittlichen Bestandeshen auf der Roten Liste. WWF/fss rückgang von 67 Prozent.

Doppelsinniges aus Kurtlis Tirkahlender. Kurt J. Rosenthaler HABARI 4/ 16 |

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Foto: Gian Schachenmann

troffenen lebten noch immer in Armut in den Umsiedlungslagern der Regierung, obwohl Botswanas Oberstes Gericht 2006 die Landrechte der Buschleute bestätigte, schreibt SI. Inzwischen habe die Regierung den Buschleuten auch noch die Jagd verboten, obwohl Botswanas Oberster Gerichtshof dies mit einem Todesurteil gleichgesetzt habe. Sie werden der «Wilderei» bezichtigt, wenn sie auf ihrem Land jagen, um ihre Familien zu ernähren. Einige seien bei der Jagd auf Antilopen sogar beschossen worden. fss

Foto: Screenshot Google

schung hat nun mit seinen Mitarbeitenden diese Einteilung mittels Genanalyse eindeutig widerlegt. Biologe Julian Fennessy und Biologin Stephanie Fennessy hatten zusammen mit ihrem Forschungsteam dafür in den letzten Jahren Hautproben von über 100 wilden Giraffen aus ganz Afrika gesammelt. Laut Janke sind die Unterschiede etwa vergleichbar gross wie zwischen Braun- und Eisbären. In freier Wildbahn würden sich diese unterschiedlichen Arten nicht paaren. Demnach muss neu zwischen folgen-den vier Arten unterschieden werden: Süd-Giraffe ( Giraffa giraffa ), Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi), Netz-Giraffe ( Giraffa reticulata ) sowie NordGiraffe ( Giraffa camelopardalis). Diese Forschungsergebnisse wurden zum ersten Mal in der Fachzeitschrift «Current Biology» publiziert. Zu Unrecht wurde bisher Giraffen von den Zoologen nur wenig Beachtung geschenkt. Dabei verfügen die grossen Tiere mit dem auffälligen Fell-muster nicht nur über den längsten Hals aller Säugetiere, sondern auch über den höchsten Blutdruck, um das Blut bis in fast vier Meter Höhe zum Kopf zu pumpen. Die Neueinteilung der Giraffen könnte sich auch auf den Artenschutz auswirken. Denn bisher sind einige der neu definierten Arten auf der Roten Liste der Weltnaturschutz-union IUCN als «nicht gefährdet» eingestuft. Schätzungen zufolge leben gerade noch rund 100 000 Giraffen in ganz Afrika. Deren Anzahl soll in den letzten

Projekt. Die Gegnerinnen und Gegner der Uranförderung, die sich in der National Coalition Against Uranium Mining (NaCUM) zusammengeschlossen haben, zeigten sich empört und widersprachen dieser Darstellung an der von ihnen organisierten Pressekonferenz. Unterstützung bekommen sie dabei indirekt vom World Heritage Commitee (WHC). An seiner Tagung im Juli stufte das Komitee das Selous Game Reserve als «weiterhin gefährdet» ein und forderte in einer Stellungnahme eine Studie zu den Umweltauswirkungen aller geplanten industriellen Enwicklungen auf den gesamten Nationalpark. fss

Foto: Screenshot Google

lIlustration: Ruedi Suter

Jetzt erst wird klar: Nicht alle Giraffen gehören der gleichen Art an. Das haben Biologen vor kurzem herausgefunden. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass es nur eine Giraffenart mit mehreren Unterarten gibt. Professor Axel Janke von der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft für Naturfor-

30 Jahren um 35 Prozent zurückgegangen sein. Anders gesagt: Giraffen sind etwa gleich stark bedroht wie die Nashörner. Das Ehepaar Fennessy gehört zu den Gründungsmitgliedern der Giraffe Conservation Foundation (GCF) mit Sitz in Namibia, die sich für den Schutz der Giraffen einsetzt. Von der Nord-Giraffe gibt es nur noch etwa 4750 Individuen. Grund für das Verschwinden der Giraffen ist vor allem die Wilderei. Die langhalsigen Tiere mit den sanften Augen werden wegen ihres Fells und Fleisches umgebracht. Weitere Gefährdungen sind der Verlust an Lebensraum durch expandierende Siedlungen der Menschen sowie die Auswirkungen der Klimaveränderung. fss

Foto: David Aimé, Wikipedia

GIRAFFEN Vier Arten statt nur eine


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