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ENERGY IN IDEAS
Im vergangenen Jahr feierte die cdw Stiftung ihr zehntes Jubiläum. Gegründet von Günther Cramer, Peter Drews und Reiner Wettlaufer von der SMA Solar Technology AG, wird die Stiftung im operativen Alltag von den beiden Geschäftsführern Sarah Link und Thomas Flügge geleitet. Unter der Maxime energy in ideas werden die beiden zentralen Tätigkeitsfelder – globale Verantwortung und regionales Engagement – gebündelt. Seit Stiftungsgründung wurden über zwölf Millionen Euro in die gemeinnützige Arbeit investiert. Darunter auch viele Projekte aus dem Kulturbereich, für den in der Stiftung Moritz Micalef verantwortlich ist. Wir haben das Team der cdw Stiftung besucht, um mit ihm über seine Arbeit im Senegal, Belize und seine Heimatregion Nordhessen zu sprechen.
Wie würden Sie jemandem, der noch nie mit Ihrer Stiftung in Kontakt war, beschreiben, wofür sich die cdw Stiftung engagiert?
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Kurz gesagt, übernimmt unsere Stiftung globale Verantwortung und zeigt gleichzeitig ein deutliches regionales Engagement. Den Gründern war es wichtig, sich für die heimische Region stark zu machen und dabei nicht die weltweiten Herausforderungen aus den Augen zu verlieren. Aus ihren Prämissen lassen sich unsere Tätigkeitsfelder direkt ableiten und ihr unternehmerischer Pioniergeist setzt sich in der Arbeit unserer Stiftung fort. Ein Kernanliegen ist dabei, Solarstrom in netzferne Regionen, beispielsweise im Senegal und in Belize zu bringen und so nachhaltige Entwicklung anzustoßen. Unser Engagement in
Nordhessen wiederum ist breit gefächert. So fördern wir beispielsweise Kunst und Kultur in Kassel, um die Stadt mit einem vielfältigen Angebot und einer kreativen Szene als Standort noch attraktiver zu machen. Auch die Energiewende in der Region ist uns eine Herzensangelegenheit. Sie kann nur mit der kommunalen Ebene als Basis erfolgreich sein. Daher tun wir alles dafür, sie als Partner hier vor Ort voranzutreiben.
Für die erneuerbaren Energien gilt Nordhessen als eine Vorreiterregion. Als Ergebnis eines von Ihnen finanzierten Forschungsprojekts hat sich die Region im Rahmen einer Energiewende-Charta zu dem Ziel bekannt, bis 2040 die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Wieso ist der Umbau der Energieversorgung so wichtig?
Um der Erderhitzung wirkungsvoll entgegenzutreten, müssen wir entschlossen und zügig handeln, um den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen zu verringern. Dabei spielt der Faktor Energie eine entscheidende Rolle, denn 80 Prozent der Treibhausgasemissionen gehen auf diesen Bereich zurück. Der Umbau unserer Energieversorgung – weg von Gas und Kohle hin zu regenerativen Quellen – ist deshalb die wich- tigste Aufgabe unserer Zeit. Hier setzen wir als cdw Stiftung an und begreifen uns als Beschleuniger dieses dringend notwendigen Wandels. Wie dringend er tatsächlich ist, belegt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz aus dem Jahr 2021: Unser aktueller Lebensstil schränkt die folgenden Generationen in ihrer Freiheit verfassungswidrig ein. Wir müssen dringend etwas ändern – allem voran die Art und Weise, wie wir Energie produzieren und verbrauchen. Man kann es deshalb auch nur wiederholen: Erneuerbare Energien sind Freiheitsenergien.
Welchen Beitrag zu dieser Aufgabe leisten Sie als Stiftung ganz konkret?
Wir bauen Photovoltaikanlagen und stiften sie. Unsere Partner wie zum Beispiel die Stadt und die Universität Kassel verpflichten sich im Gegenzug, die eingesparten Stromkosten direkt wieder in weitere PV-Anlagen oder in Maßnahmen zur Energieeffizienz zu investieren. Durch unser Engagement wird also ein Dominoeffekt zugunsten energiesparender Maßnahmen in Gang gesetzt. Seit 2018 haben wir in der Stadt Kassel auf Grundlage dieses Prinzips insgesamt zwölf Anlagen installiert, die allein letztes Jahr knapp 300 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart haben. Dabei haben sie über 170.000 Euro an Stromkosten gespart, die jetzt direkt wieder neu in neue Maßnahmen investiert werden.
Auch international installieren Sie PV-Anlagen. Was ist Ihre Motivation dafür, dort für regenerativen Strom zu sorgen?
Zugang zu bezahlbarer und nachhaltiger Energie ist eines der herausragenden Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, Menschen in abgeschiedenen Gegenden der Welt verlässlichen Zugang zu Energie zu ermöglichen. Denn Strom ist der Schlüssel für Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum. Durch die Bereitstellung regenerativer Energiequellen kann dieses Wachstum ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden, wodurch wichtige Ressourcen geschont werden.
Können Sie beschreiben, wie Strom den Alltag der Menschen dort beeinflusst, wo Sie als Stiftung aktiv sind?
Man bringt in der Regel nichts völlig Neues oder Unbekanntes dorthin, aber man bringt es zuverlässig – für 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Anstatt Dieselgeneratoren, die umweltschädlich und teuer sind, liefern PV-Anlagen in diesen an Sonne reichen Regionen dauerhaft und günstig sauberen Strom. Das eröffnet den Menschen dort völlig neue Möglichkeiten, indem sie
ZUGANG ZU STROM IST DER SCHLÜSSEL FÜR ENTWICKLUNG UND WIRTSCHAFTLICHES WACHSTUM.
Sarah Link
ihre Produkte innovativ verarbeiten, Kühlketten aufbauen und sich neue Marktzugänge erschließen können. Strom ermöglicht in vielen Regionen auch erstmals überhaupt den Zugang zu sauberem Wasser. Das wiederum ist die ist eine grundlegene Voraussetzung für eine stabile Entwicklung in den Ländern, in denen wir als Stiftung aktiv sind. Es zeigt sich dabei immer wieder: Während die Technik dafür ausgereift ist, scheitert ein dauerhafter Betrieb dezentraler Stromversorgung oft an politischen Rahmenbedingungen sowie an Eigentümer- und Betreiberfragen. Vor diesem Hintergrund haben wir Modelle entwickelt, die einen nachhaltigen Betrieb gewährleisten und uns gleichzeitig wesentliche Erkenntnisse für all- gemeingültige Geschäftsmodelle bringen, die vor Ort die Entwicklung vorantreiben.
Erklären Sie uns doch bitte kurz, wie die Förderung von Kultur in diesem Zusammenhang ins Bild passt.
Ebenso wie die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende Kassel zu einer lebenswerteren Stadt macht, trägt ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Kulturangebot dazu bei, die Anziehungskraft unserer Stadt zu vergrößern. Wir wirken daran mit, dass die dafür notwendigen strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden: also die Möglichkeiten für die Produktion und die Präsentation von Kunst hier vor Ort fortlaufend zu verbessern. Indem wir außerdem Absolventinnen und Absolventen der Kasseler Kunsthochschule bei der Entwicklung ihrer künstlerisch-kreativen Laufbahnen begleiten und unterstützen, eröffnen wir ihnen Perspektiven dafür, nach ihrem Abschluss in Kassel zu bleiben. Ebenfalls ein Faktor, der dazu beiträgt, Kassel lebendiger und attraktiver zu machen. Davon abgesehen bringt Kultur
Eine Erfolgsgeschichte: Bereits seit 2017 werden in dem abgelegenen Bergdorf La Gracia in Belize 36 Haushalte, zwei Kirchen, drei Läden eine Wasserpumpe sowie die Beleuchtung des Dorfplatzes durch ein Solar Off-Grid System zuverlässig mit Strom versorgt.
Menschen miteinander ins Gespräch, in den Austausch und ist dadurch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders wichtig. Auch vor diesem Hintergrund engagieren wir uns im Kulturbereich.
Gerade erst im Dezember hat die cdw Stiftung zwei neue Audioguides zur Kasseler Street Art veröffentlicht, die kostenlos genutzt werden können. Auch zu den „7.000 Eichen“ und der „Künstler-Nekropole“ haben Sie solche Angebote entwickelt. Geben Sie uns einen Einblick, nach welchen Kriterien Sie solche Projekte angehen. Diese stiftungseigenen Projekte, die Sie genannt haben, verfolgen das Ziel, Lust darauf zu machen, Kassel mit neuen Augen zu entdecken. Unser Fokus liegt dabei vor allen Dingen auf Kunst im öffentlichen Raum, also Arbeiten, die kostenlos und für jeden zugänglich sind. Wir sprechen damit nicht nur Besucherinnen und Besucher an, sondern möchten auch ganz besonders Ortsansässige dafür begeistern, sich auf den Weg zu machen, um neue kulturelle Seiten Kassels kennenzulernen. Das Thema Street Art ist dafür ein gutes Beispiel: Wer sich mittels der von uns angebotenen Audioguides mit diesem Thema in Kassel beschäftigt, lernt beispielsweise Stadtteile intensiver kennen, die ansonsten nur selten besucht werden. Parallel wird die Entwicklung der
In der bundesweit einzigartigen Abschlussausstellung EXAMEN werden Arbeiten aus allen Studiengängen gezeigt. Ziel der Kunsthochschule Kassel und der cdw Stiftung ist es, die Absolventinnen und Absolventen beim Einstieg in den kreativen Beruf mit einer professionellen Ausstellung zu unterstützen und ihr Eigenengagement zu fördern.
Street Art im Kasseler Stadtraum auf einfache und begeisternde Art erlebbar gemacht.
Die cdw Stiftung unterstützt auch die Preisverleihung zum Deutschen Cartoonpreis und mit EXAMEN die jährliche Abschlussausstellung der Kunsthochschule. Auf welcher Grundlage entscheiden Sie sich für die Unterstützung einzelner Projekte?
Um die Kunst- und Kulturszenen in Kassel und der Region nachhaltig strukturell zu stärken und weiterzuentwickeln, arbeiten wir mit Akteursgruppen, Netzwerken und Vereinen zusammen. Dabei nehmen wir eine langfristige Perspektive ein und begleiten die Förderprojekte mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung hin zu
UM
KASSEL UND DER REGION NACHHALTIG STRUKTURELL ZU STÄRKEN UND WEITERZUENTWICKELN, ARBEITEN WIR MIT AKTEURSGRUPPEN, NETZWERKEN UND VEREINEN ZUSAMMEN.
Moritz Micalef
Qualität und Vielfalt. Bei der EXAMEN ist uns das be-reits sehr gut gelungen. Ein weiteres wunderbares Beispiel hierfür ist der Atelierrundgang, der in diesem Jahr sein zehntes Jubiläum feiert. Für uns ist es großartig zu sehen, wie sich dieses Format zu einem festen Bestandteil des Kasseler Kulturkalenders entwickelt und maßgeblich zur Stärkung der freien Szene im Bereich Bildende Kunst hier vor Ort beigetragen hat. Auch wenn es darum geht, ein für Kassel wichtiges Projekt auf eine nächste Stufe zu heben und dadurch den Kulturstandort Kassel zu stärken, sind wir ein möglicher Partner. Genau das ist zum Beispiel bei unserer Förderung der Caricatura der Fall: Dadurch, dass der Deutsche Cartoonpreis jetzt in Kassel verliehen wird, wird Kassel als Standort für Komische Kunst nochmals gestärkt und deutschlandweit bekannt gemacht. Davon profitiert letztlich Kassel als Kulturstadt insgesamt.
Wir bedanken uns ganz herzliche für Ihre Zeit, freuen uns auf viele weitere und spannende Projekte und Berichte über den Bau von Photovoltaik-Anlagen in der ganzen Welt.
›› www.cdw-stiftung.de
Die neuen und kostenlosen Audioguides für Kassels Street Art: Die beiden Routen wurden zusammen mit David „Jackules“ Harwardt, Marcel de Medeiros vom Verein Urbane Experimente sowie Sarah Menzel, Stefan Gebhardt und Dustin Schenk vom Kolor Cubes e.V. entwickelt.
Kassels Dächer bieten ein enormes Potential für die erneuerbare Stromerzeugung. Aktuell sind gerade einmal 12 % der benötigten Leistung für ein klimaneutrales Kassel installiert. Gemeinsam mit der Stadt Kassel und der Universität arbeitet die Stiftung daran, diese Quote fortlaufend zu erhöhen.
Hedwig and the Angry Inch
Rockmusical ab 28.1.
Pirsch
Uraufführung ab 29.1.
ab 25.2.