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UNIVERSITÄT KASSEL
TEILHABE FÜR ALLE
Mit der 2019 verabschiedeten „Richtlinie zum Schutz vor Diskriminierungen und sexualisierter Gewalt“ setzt die Universität Kassel ein klares Zeichen für ein wertschätzendes Miteinander und gegen Diskriminierungen. Sie betont Vielfalt als gelebte Realität auf dem Campus und schreibt fest, dass alle Mitglieder der Hochschule Schutz vor Benachteiligungen, Ausgrenzungen, Übergriffen und anderen Formen von Gewalt genießen. Wir haben die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung der Uni Kassel, Dr. Sylke Ernst, zum Interview eingeladen.
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Was hat sich in den letzten drei Jahren geändert?
Es ist leichter geworden, über die Themen sexualisierte Belästigung und Diskriminierung zu sprechen und es scheint für betroffene Menschen einfacher geworden zu sein, Ansprechstellen innerhalb der Universität und in Kassel aufzusuchen und Hilfe anzufragen. Wir sind dabei, Expertise und eine Übersicht über Anlaufstellen für weitere Diskriminierungsformen aufzubauen. Gleichzeitig beobachten wir, dass Diskriminierung verstärkt auch im digitalen Raum stattfindet. Das stellt uns vor neue Herausforderungen, den Schutz der Beschäftigten und Studierenden sicherzustellen.
In Kassel studieren, lehren, forschen und arbeiten Personen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, mit unterschiedlichen Nationalitäten, Religionen und Weltanschauungen, Bildungswegen, Lebensentwürfen und Motivationen. Diese Vielfalt kann ein Gewinn sein: Hat die Uni Kassel die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen?
Dr. Sylke Ernst Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung der Uni Kassel
Die Universität verstand sich von Anfang an als offene Universität, die die Vielfalt der Menschen wertschätzt. Sie hat viel dafür getan, Menschen mit diversen Hintergründen beim Studieneinstieg,
im Studium, in der Orientierung nach dem Studium und in Forschung, Lehre und Beruf zu unterstützen. Die Universität hat im vergangenen Jahr erneut das Diversity-Zertifikat erhalten und plant mehrere Maßnahmen für Studierende (z. B. Coaching) und für mehr Diversität in der Verwaltung (z. B. in der Personalgewinnung).
Geschlechterstereotype sind alles andere als harmlos?
Geschlechterstereotype sind gesellschaftliche Zuschreibungen und Erwartungen an die Geschlechter und sie können diskriminierend wirken. So sind z. B. Führungskompetenzen nach wie vor stärker mit dem männlichen Geschlechterstereotyp verknüpft und das bedeutet, dass Frauen sich viel mehr anstrengen müssen, um ihre Führungskompetenz nachzuweisen. Es sei denn, und das ist das Ziel, dass sich die Personen, die Personal auswählen, sich diese unbewussten Prozesse bewusst machen und gegensteuern.
Diskriminierungen können in unterschiedlichen Formen und auf unterschiedlichen Ebenen auftreten. Haben Sie selbst Erfahrungen mit Diskriminierungen machen müssen?
Als junge Wissenschaftlerin habe ich durchaus subtile Ausgrenzungen erlebt, die vermutlich gar nicht bewusst abgelaufen ist. Ich erinnere die Unterhaltung männlicher Kollegen über Fördergelder für die Forschung am Rande einer Tagung, die dann plötzlich das Thema wechselten, als ich zu der Gruppe dazu kam. Das mag verwundern, aber es sind die zahlreichen kleinen Ausgrenzungen, die demotivierend für Wissenschaftlerinnen wirken können. Insgesamt bin ich mir der privilegierten Position einer weißen Frau mit finanzieller Absicherung und ohne Behinderung sehr bewusst.
Gender- und diversitykompetent lehren – was bedeutet das?
Für Lehrende bedeutet das, aktiv mit möglichen Zugangsbarrieren zu den Lehrveranstaltungen umzugehen und beispielsweise auf barrierefreie, digitale Dokumente zu achten, Geschlechts- und Diversitätsfragen in der Forschung zu kennen und in die Lehre einzubringen und durch eine diversitykompetente Didaktik dazu beizutragen, dass sich alle Lernenden gleichermaßen angesprochen fühlen und beteiligen können.
Die Servicestelle „Studium und Behinderung“ trägt dazu bei, durch Beratungsangebote für Studierende und Mitarbeiter*innen sowie die
Netzwerkbildung mit anderen Einrichtungen, Barrieren für Studierende abzubauen und die Vielfalt der Studierendenschaft zu fördern. Was bedeutet das konkret?
Frau Görenekli arbeitet in der Servicestelle Studium und Behinderung und kann am besten selbst über konkrete Maßnahmen berichten. Frau Görenekli bietet Vernetzungstreffen für Studierende mit Behinderung an und unterstützt im Studium, z. B. zu den Themen Nachteilsausgleiche bei Studienleistungen oder Studium im Ausland. Sie leistet damit einen ganz wesentlichen Beitrag dazu, Zugangsbarrieren zum Studium abzubauen.
›› www.uni-kassel.de/go/gleichstellung