DEZEMBER 201 7 | 5. AUSGABE
Verlagsbeilage
Abschied DAS TRAUERMAGAZIN FÜR MÜLHEIM
Organspende Die wichtigsten Fragen und Antworten
Suizid:
Bistum:
Trauerkultur:
Wie Familie und Freunde Hinterbliebenen helfen können
Neuer Sterbesegen hilft beim Abschied
Mülheimer Trauerrednerin über den Wandel
Abschied // Editorial & Inhalt
Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Einsamkeit und tiefe Verbundenheit, Verzweiflung und Trost, Erinne-
Organspende
rungen und der Blick in die Zukunft – Gegensätze können oft näher beieinander liegen, als wir denken. Gerade ein schwieriges Thema wie der Tod ruft oft widersprüchliche Gefühle hervor. Mit der fünften
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Auflage dieses Magazins versuchen wir, uns den unterschiedlichsten Facetten des Themas zu nähern – Hilfestellung bei schwierigen Entscheidungen zu leisten, Möglichkeiten aufzuzeigen und zu berühren. Denn der Tod geht uns alle an, egal ob als trauernder Angehöriger, als mitfühlender Freund und Helfer oder wenn wir Vorsorge für uns
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Suizid
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Wie Familie und Freunde Hinterbliebenen helfen können
selbst treffen.
Start-up
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Reaktionen. Ihre Mona Contzen (Redakteurin)
Online-Konkurrenz für Bestatter
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Trauerkultur
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Mülheimer Trauerrednerin über den Wandel
Vorsorgevertrag Was man bei einer Bestattung bedenken muss
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Foto: Stocksnap
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IMPRESSUM FUNKE MEDIENGRUPPE Verlag: FUNKE Media Sales NRW GmbH, Friedrichstr. 34-38, 45128 Essen, Sitz Essen, Registergericht Essen, HRB 8208, Telefon: +49-(0)201-804-0, Ein Unternehmen der FUNKE MEDIENGRUPPE Geschäftsführer: Manfred Braun, Michael Wüller und Dennis Prien Verantwortlich für Anzeigen und Verlagsbeilagen (V.i.S.d.P.): Dennis Prien Kontakt Anzeigen: Peter Dupré Tel.: +49(0) 208 459 58 22 Produktmanagement: Patrick Torma Tel.: +49(0) 804 27 96 Redaktion Sonderprodukte: Mona Contzen Tel.: +49(0) 804 1628 Gestaltung: Vera Löbbert, Lea Kotnik Art Direktion: Oliver Schäfer Druck: Strube Druck & Medien oHG, Felsberg Titelfoto: iStock
Foto: Nicole Cronauge /Bistum Essen
Lokales // Abschied
Wenn Worte fehlen
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Der neue Sterbesegen des Bistums Essen hilft Menschen dabei, Worte und Gesten im Moment des Todes zu finden.
Neuer Sterbesegen des Bistums hilft beim Abschiednehmen Es ist ein unscheinbares graues Buch mit
zum Sterbenden kaum noch möglich ist,
schematisch angewendet werden, wie Dr.
großer Wirkung: Mit Gebeten und Textbau-
weiß Böckmann. Doch das Sakrament der
Nicole Stockhoff, Liturgie-Referentin im Bis-
steinen will der neue Ritus für Kranken-
Krankensalbung werde vom Priester nur
tum Essen, erläutert: „Der Sterbesegen soll
hausseelsorge und Sterbebegleitung des
bei schweren Krankheiten gespendet, nicht
die Krankenhausseelsorger, aber auch An-
Bistums Essen Angehörigen und Pflegenden
aber in unmittelbarer Todesgefahr. Außer-
gehörige, Pflegende und Mitarbeitende im
dabei helfen, den letzten Weg eines Men-
dem müsse der Betroffene noch ansprech-
schen einfühlsam zu begleiten. Hintergrund
bar sein, auf die Gebete reagieren und gegebenenfalls die Kommunion empfangen
Hospizbereich dazu anregen, in der jeweiligen Situation sensible Worte und Gesten zu finden.“
sei, dass viele Familien sich angesichts des nahen Todes sprachlos fühlten, so Christian Böckmann, Diözesanbeauftragter für die
können.
Krankenhausseelsorge im Bistum Essen.
Für den Sterbesegen gelten diese Regeln
In anderen Bistümern ist der Sterbesegen schon länger gebräuchlich. Seelsorger hätten die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen erst spät um seelsorgerliche Begleitung bitten – oft so spät, dass ein Kontakt
nicht: Er kann auch von Laien gespendet werden, wenn ein Mensch nicht mehr reagiert oder bereits verstorben ist. Die Bausteine umfassen Gebet, Schriftlesung und einen großen Segensspruch mit der Berüh-
Infos: Erhältlich ist der Sterbesegen für 5 € beim Bischöflichen Generalvikariat, Abteilung Verkündigung und Liturgie, Zwölfling 16, 445127 Essen, E-Mail: verkuendigung-undliturgie@bistum-essen.de.
rung von Stirn und Händen, die jedoch nicht
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STEINMETZMEISTERBETRIEB
RAIMUND RASCHE Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Auf allen Restaurator im Steinmetzhandwerk Friedhöfen Ob für den Friedhof in Saarn, Speldorf oder Broich, für den Hauptfriedhof in Mülheim und oder andere Friedhöfe in Mülheim und Umgebung, seit 1926 fertigen Umgebung wir Grabmale in dritter Generation in unserem Meisterbetrieb auf der Zeppelin Zeppelinstraße 127, schräg gegenüber dem Hauptfriedhof gewissenhaft und vor allem kostengünstig für Sie an. Unsere Grabmale werden teilweise maschinell, teilweise handwerklich nach meinen eigenen Entwürfen sowie auch individuell nach Ihren Wünschen und Anregungen geplant, angefertigt und mit einer Garantie montiert. Seit dem 1.12.2013 unterhalten wir eine zweite Ausstellung in Speldorf an der Friedhofstraße 207, auf dem Betriebsgelände der Firma Blumen Rennings, von der Straße aus einzusehen und während der Öffnun Öf gszeiten zu begehen. Nach Terminabsprache ist eine Beratung vor Ort jederzeit und zeitnah möglich oder Sie wenden sich direkt an den Betrieb auf der Zeppeli Zeppelinstraße 127. Telefonisch sind wir immer erreichbar. Neben dem Grabmalbereich führen wir auch Arbeiten am Haus und Garten aus. Das Fertigen von Objekten und Gartenplastiken, das Planen und Anlegen von Brunnenanlagen und Natursteinarbeiten im Garten sowie das Versetzen von Fensterbänken und das Verlegen von Treppenstufen.
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Abschied // Service
Warum tun sich die Deutschen so schwer mit der
Organspende? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Von Ruppert Mayr
Fotos: Caroline Seidel / dpa , iStock
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„Organspenden können Leben retten. Jeder kann durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit schon morgen in die Lage kommen, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein.“ Mit dieser Mahnung warb Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei den Bürgern, einen Organspen-
Was ist Voraussetzung für eine Organspende?
Wie sicher ist die Feststellung des Hirntodes?
Nach dem Transplantationsgesetz muss bei einem Menschen zwingend der Hirntod eingetreten sein, um Organe entnehmen zu können. Laut Bundesärztekammer ist
Nach den 2012 aufgedeckten Transplantationsskandalen wurden die Regeln weiter verschärft. Nun müssen zwei erfahrene Ärzte unabhängig voneinander und nach einem
deausweis auszufüllen und bei sich zu führen. Denn viele tun sich schwer mit der Vorstellung, dass Ärzte schon in der Phase des Übergangs vom Leben in den Tod ihre Organe für andere schwer kranke Menschen
Hirntod definiert „als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großund Kleinhirns und des Hirnstamms“. Eine Altersgrenze gibt es für den Spender nicht. Entscheidend ist der Zustand der Organe.
genau vorgegebenen Verfahren (Hirntoddiagnostik) den Hirntod feststellen. Einer der beiden Ärzte muss Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein, sich also mit Nerven, Gehirn und Rückenmark auskennen.
haben wollen. Unwissenheit und Vorurteile stehen im Weg.
Der Spender darf aber keine akute Krebserkrankung haben und nicht HIV-positiv sein.
Beide dürfen selbst kein Interesse an der Transplantation haben. So sollen Fehldia-
Service // Abschied
gnosen in diesem so sensiblen Bereich des
wenien, Kroatien und Ungarn. Die Deutsche
werden. Auch gab es keine Anhaltspunkte,
Übergangs vom Leben in den Tod möglichst
Stiftung Organtransplantation (DSO) mit
dass privatversicherte Patienten bevorzugt
vermieden und wirtschaftliche Interessen
Sitz in Frankfurt ist die Koordinierungsstelle
ausgeschlossen werden.
in Deutschland. Das Gesetz zur Errichtung eines Transplantationsregisters ist im No-
wurden. Seither werden die Transplantationszentren in Deutschland jedenfalls schärfer kontrolliert.
Welche Bedingungen muss der
vember 2016 in Kraft getreten und soll die
Organempfänger erfüllen?
Transparenz in der Organspende erhöhen.
Wer entscheidet, wenn ich kei-
Am häufigsten entnommen werden Nieren,
nen Organspendeausweis habe?
Der Patient muss auf der Warteliste eines Transplantationszentrums stehen. Bei ihm
gefolgt von Leber, Lunge, Herz, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm.
kommt es vor allem auf Erfolgsaussicht und Dringlichkeit der Verpflanzung an.
Was geschah bei den Transplantationsskandalen?
Wenn es keine entsprechende schriftliche oder mündliche Erklärung gibt, werden die nächsten Angehörigen befragt. Die sollen dann „nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen“ entscheiden.
Wer vermittelt welche Organe? Für die Vermittlung von Organen ist seit 1969 die Stiftung Eurotransplant mit Sitz im niederländischen Leiden zuständig. Sie kooperiert heute mit mehr als 70 Transplantationszentren in Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Luxemburg, Österreich, Slo-
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In aller Regel manipulierten Ärzte – in Göttingen, München, Regensburg, Leipzig, Berlin, Bremen oder Köln – die Krankenakten ihrer Patienten, um diese in der Liste der Wartenden weiter nach vorne zu bringen. In keinem Fall konnte eine persönliche Bereicherung der verwickelten Ärzte festgestellt
Infos: Spenderausweise gibt es unter anderem unter www.organspende-info.de oder über das Infotelefon Organspende: 0800/90 40 400.
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Abschied // Service
Was
habe ich bloß falsch gemacht? Ein Suizid verändert das Leben der Hinterbliebenen grundlegend. Im Interview erklärt Elisabeth Brockmann vom Selbsthilfeverein AGUS, wie Familie und Freunde helfen können. Von Mona Contzen
Jährlich sterben etwa 10.000 Menschen in
Ist die Trauer der Hinterbliebenen
Reagieren Kinder und Jugendliche auf
Deutschland durch Suizid. Die Hinterbliebenen fühlen sich nicht nur verlassen, sie ringen auch mit Schuldgefühlen. Elisabeth Brockmann von der AGUS-Selbsthilfe ver-
eine andere als die von Angehörigen, die jemanden zum Beispiel durch einen Unfall verloren haben?
einen Suizid anders als Erwachsene?
sucht den Angehörigen zu helfen.
Ja, denn die Todesursache hat großen Einfluss auf den Verlauf und die Inhalte der
zu Beerdigungen genommen. Aber Kinder nehmen sehr wohl wahr, dass etwas Schlim-
Frau Brockmann, wie nehmen Angehörige eine Selbsttötung in der Familie auf? Die erste Reaktion ist Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit, Hinterbliebene befinden
Trauer. Beim Suizid gibt es eine Beziehung zur eigenen Person. Der Suizid wird empfunden als Entscheidung gegen mich: Jemand hat mich aktiv verlassen, eine Entscheidung gegen mich getroffen. Da
mes passiert ist – auch wenn sie den Suizid nicht verstehen. Der Versuch, Kinder davor zu schützen, ist wenig hilfreich. Man sollte die Trauer gemeinsam mit den Kindern bewältigen und sich beim Tempo an ihnen
sich in einer absoluten Schocksituation. Einer der häufigsten Sätze, die wir hören, ist: Das kann nicht sein. Der Tod kommt so plötzlich und unerwartet, dass die Gedanken und das Herz es nicht fassen können
herrscht ein Gefühl tiefer Verunsicherung: Was habe ich falsch gemacht? Was habe ich übersehen? Warum bin ich nicht so viel wert, dass derjenige meinetwegen weiter leben will? Die Erschütterung des eigenen
orientieren. Denn Kinder muten sich nur das zu, was sie in dem Moment auch verkraften können. Sie wollen sich mit dem Tod beschäftigen und dann wieder spielen – das ist eine Schutzreaktion. Kinder brauchen Er-
– auch wenn es vorher schon einen Suizidversuch gab, rechnet in diesem Moment
Selbstwertgefühls, die Infragestellung des bisherigen Lebens und die drängende Fra-
wachsene, die sich anbieten, mit ihnen über den Tod zu sprechen. Man muss nicht alle
niemand mit der Todesnachricht. Denn bis zum Suizid regiert das Prinzip Hoffnung. Dass jemand dann doch diese endgültige Entscheidung trifft, kann man nicht fassen.
ge nach der Schuld in Verbindung mit der Tatsache, dass ein geliebter Mensch fehlt, stürzen die Hinterbliebenen oft in eine schwere Lebenskrise.
dramatischen Einzelheiten erzählen, aber wir raten davon ab, Kinder zu belügen oder die Todesursache zu verschleiern. Wir wissen von Erwachsenen, die so etwas als Kind
Ja. Früher wollte man Kinder vom Tod fernhalten, sie wurden zum Beispiel nicht mit
Foto: Stocksnap
Service // Abschied
erlebt haben, dass das eine zusätzliche Be-
beim anderen einfach nicht mehr ankommt.
lastung ist.
Durch Gespräche können Hinterbliebene andere Einschätzungen der Situation hören
Wie können Freunde und Verwandte den Hinterbliebenen helfen?
und den Blick erweitern auf eine oft lange und häufig sehr komplexe Entwicklung. Anders sieht es bei Kindern aus. Ihnen muss
Auch bei Erwachsenen hilft reden. Es hilft
man deutlich sagen: Du bist nicht schuld.
nicht, über die Todesursache hinwegzuse-
Infos: Der Verein AGUS – Angehörige um Suizid (Tel. 0921/1500380, www.agus-selbsthilfe.de) bietet Informationen zum Thema Suizid und der Trauer danach. Die Angebote reichen von telefonischer Beratung über Selbsthilfegruppen bis hin zu Literaturhinweisen und Trauerseminaren. AGUS-Gruppen gibt es zum Beispiel in Düsseldorf, Bochum und Dorsten.
hen oder den Verstorbenen einfach nicht mehr zu erwähnen. Zu sagen „melde dich,
Wo bekommen Hinterbliebene noch Hilfe?
wenn’s dir schlecht geht“, funktioniert auch
Das ist eine wichtige Aufgabe für Freunde:
nicht – Menschen ziehen sich meist zurück, wenn es ihnen schlecht geht. Helfen kann man, indem man sich als Gesprächspartner direkt anbietet. Zu wissen, da ist jemand, der meine Gedanken mit mir durchgeht und die schwer zu ertragenden Fragen aushält – das tut gut. Es geht nicht in erster Linie darum zu trösten, sondern um das Mittragen der Belastung. Außerdem brauchen Hinterbliebene lebenspraktische Unterstützung: die Kinder zum Sport fahren, eine Suppe kochen, dabei helfen den Grabstein auszusuchen. Für diese notwendigen Dinge finden Hinterbliebene selbst kaum Kraft.
nach Unterstützung suchen. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit dem Austausch in Selbsthilfegruppen gemacht. Denn Hinterbliebene denken oft, sie sind die einzigen, denen so etwas passiert ist. Sie fühlen sich total isoliert. Wenn jemand nicht reden möchte, hilft es auch sich zu informieren: Wie kommt es zu einem Suizid? Da gibt es gute Bücher. Natürlich passen nicht alle Hilfsangebote für jeden. Letztlich muss jeder selbst prüfen, was ihm guttut und eventuell verschiedene Angebote parallel nutzen. Man kann zum Beispiel nach einem Therapeuten suchen, um die Lebenskrise zu überwinden. Wenn jemand religiös ist, können Gespräche mit einem Seelsorger helfen. Und es gibt auch Trauerbegleiter, die viel über die besondere Belastung nach einem Suizid wissen. Bei der AGUS-Selbsthilfe geben wir Buchempfehlungen, organisieren Selbsthilfegruppen und Wochenendtrauerseminare, in denen es um Suizidtrauer geht. Wir möchten Betroffene zum Fachmann für die eigene Situation machen – das ist unser Ziel.
Wie geht man als Helfer mit der Schuldfrage um? Sofortiges Ausreden hilft nicht. Denn das signalisiert: Ich will nicht darüber sprechen. Stattdessen sollte man fragen, wie es zu dieser fatalen Entwicklung kommen konnte und vor allem trennen zwischen Auslöser und Ursache. Darüber nachdenken, wo die eigenen Grenzen liegen, wenn etwas
Wenn, dann
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mit dem Tod
Online-Konkurrenz für Bestatter: Neue Portale im Internet versprechen, sich günstiger um die Beerdigung zu kümmern als das etablierte Gewerbe. Doch es kann böse Überraschungen geben. Von Bernd Röder
Wenn von „einem besonders attraktiven Marktsegment“ die Rede ist, denkt man eher nicht an Tod und Trauer. Doch genau so beschreibt der Manager eines Berliner
tisch werde man alle 18 Jahre mit dem Tod eines engen Angehörigen konfrontiert, den Kunden fehlten deshalb Erfahrungswerte.
Verbraucherschützer halten hingegen neue Angebote von Online-Portalen und Discountern grundsätzlich für positiv.
Vergleichsportale wie Bestattungen.de und Bestattungsvergleich.de werben damit, günstige Angebote für den Trauerfall zu finden. Mymoria bietet selbst Arrange-
„Wir freuen uns über Alternativen“, sagte der Jurist Matthias Wins von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Rostock und erinnert an die Optiker, die
und eine Investorengruppe unterstützen seit zwei Jahren die Start-up-Firma Mymoria. Sie betreibt eine Online-Plattform, die
ments an.
erst nach Jahrzehnten Konkurrenz durch Filialketten bekamen. Klar sei aber auch, dass es bei Online-Angeboten ebenso
die Planung einer Bestattung „sicher von zu Hause“ verspricht, und das „bei voller Kostenkontrolle“.
lierten Branche ist von den Online-Wettbewerbern nicht gerade begeistert: „Viele wissen nicht, dass diese Portale provisionsbasiert sind. Das ist ein großes Problem“, sagt er. „Wir raten davon ab, solche
Mymoria-Mitgründer Björn Krämer wirbt für sein Portal mit Preistransparenz und einem kompletten Angebot: „Wir machen al-
Vergleichsportale zu nutzen. Besser ist ein Preisvergleich von mehreren Bestattern in der Region und dabei Kostenvoranschläge
les bis auf die Dienstleistungen vor Ort wie Überführung und Trauerfeier.“ Dafür werde einer von mehr als 100 Partner-Bestattern
einzuholen.“
engagiert.
Wagniskapitalfonds das Bestattungsgewerbe. Der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin der landeseigenen Investitionsbank
Die Bestattungskosten sind ein heikles Thema für das Gewerbe. Oliver Wirthmann, der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Bestatter, meint dazu: „In diesem Segment gibt es kein Preisgefühl.“ Statis-
Oliver Wirthmann als Vertreter der etab-
„böse Überraschungen“ geben könne.
Fotos: iStock
Start-up
Letzte Ruhe // Abschied
Im Falle des Falles informierten sich oh-
Gehe es aber darum, einen entfernten Ver-
nehin viele Hinterbliebene im Internet über alles rund um die Bestattung, sagt
wandten beizusetzen, hält er Internet-Portale für durchaus nützlich.
Krämer. Warum also nicht Informationen gleich mit einem Angebot verbinden – das
Deren Angebote könnten tattat
war die Idee. Auf der Webseite kann man
sächlich „trotz Provision rere
wählen vom anonymen Abschied (900 bis
lativ günstig sein, weil es
1500 Euro) über „Klein & Privat“ (1000 bis
einen Preiskampf zwischen
2500 Euro) bis zum großen Abschied für
den Anbietern gibt“. ManMan
3000 bis 7000 Euro.
che lokale Bestatter wollwoll ten mit den Portalen koko
Wirthmann verweist auf eine Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des Bestatter-
operieren, weil sie sich zusätzliche Aufträge
verbands. Dabei nannten 70 Prozent der Befragten die persönliche Beratung als wich-
versprächen, berichtet Helbach. Anderen
tigsten Punkt bei der Beurteilung eines Be-
wiederum seien Pro-
stattungsunternehmens. Genau das könn-
visionen von 10 bis 20
ten Online-Portale nicht bieten.
Prozent zu teuer und lehnten Partnerschaften
Alexander Helbach von Aeternitas, einer
deshalb ab. Für Wirthmann
Initiative für Bestattungskultur, sieht das
ist die Hotelbranche ein mahmah
ähnlich. Die online angebotene Telefonaus-
nendes Beispiel: Erst hätten
kunft sei „keine richtige Beratung“. Dazu müsse man sich schon mal zwei Stunden
sich die Hoteliers über BookBook ing.com und HRS gefreut, inin
mit den Angehörigen an einen Tisch setzen
zwischen seien sie über deren
und miteinander sprechen.
Marktmacht besorgt.
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Abschied // Lokales
Rechtzeitig über die letzten Wünsche sprechen
Trauerrednerin Anke Duddek weiß: Angehörige tun sich mit Entscheidungen oft schwer. Die Trauerkultur ist im Wandel, längst diktieren nicht mehr feste Rituale den Umgang mit Sterben und Tod. „Heutzutage haben die Menschen mehr persönliche Freiheiten, was Vorteile und Nachteile mit sich bringt“, bestätigt Anke Duddek. Die 57-Jährige hat früher als evangelische Pfarrerin viele Angehörige bei ihren Abschieden begleitet, seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Trauerbegleiterin und -rednerin und unterstützt Menschen beim Regeln der letzten Dinge. „Als ich Mitte der 1970er Jahre in einem kleinen Dorf in Nordhessen zum ersten Mal mit dem Thema Bestattung konfrontiert wurde, war alles geregelt – von der Aufbahrung über die Sargträger bis hin zum Ablauf der Trauerfeier“, erinnert sie sich. Diese Traditionen hätten damals vielen Angehörigen Halt gegeben. Andererseits passte nicht jeder
Mensch in dieses vorgegebene Schema für Abschied und Trauer, fügt sie hinzu: „Man denke etwa an die Witwen. Nicht jede Frau mochte es, dass sie für eine festgeschriebene Zeit nur Schwarz tragen sollte.“ Heute ist die Situation anders: Schon bei der Grabstätte gibt es die Qual der Wahl. Allein in Mülheim reicht das Angebot vom klassischen Doppelgrab über Gemeinschaftsgräber und Baumbestattungen bis hin zum Kolumbarium, also einem Urnenhaus. Als Trauerbegleiterin stellt Anke Duddek jedoch fest, dass diese große Auswahl Angehörige überfordern kann: Welcher Sarg? Welcher Friedhof? Wie soll die Trauerfeier gestaltet werden? „Gerade wenn der Tod eines lieben Menschen unerwartet kommt, tun sich viele Hinterbliebene mit solchen Entscheidungen schwer,
Von Sonja Strahl
denn sie möchten natürlich alles richtig machen.“ Duddeks Rat lautet daher: rechtzeitig über die letzten Wünsche sprechen. „Über den eigenen Tod zu reden, ist aber oft schwierig – gerade mit nahestehenden Menschen“, weiß sie. Wenn der Gesprächspartner emotional nicht so stark involviert ist, zum Beispiel ein Seelsorger im Seniorenheim, falle ein solches Gespräch oft leichter. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich an das Thema heranzutasten. Auch eine Lesung zum Thema Tod und Trauer in der Buchhandlung um die Ecke kann ein guter Anlass sein, sich darüber Gedanken zu machen.“ Als freie Trauerrednerin hält Anke Duddek Zeremonien vor allem in Friedhofskapellen oder Trauerräumen von Bestattungs-
Lokales // Abschied
instituten. „In den meisten Fällen hat die Familie zuvor mit dem Bestatter darüber gesprochen, dass sie keine kirchliche Trauerfeier wünscht, zum Beispiel weil der Verstorbene kein Kirchenmitglied war oder keine enge Bindung zur Kirche hatte“, berichtet sie. Was aber nicht bedeutet, dass klassische Elemente einer christlichen Trauerfeier wie etwa das Vaterunser grundsätzlich fehlen: „Auch in dieser Frage haben Angehörige große Spielräume, manche möchten trotzdem beten, andere bevorzugen stattdessen eine Schweigeminute zum Abschluss.“
Foto: Stocksnap
In den Trauergesprächen gehe es nicht nur um die Umstände eines Todes, son-
dern auch immer um Fragen wie: Was hat den Verstorbenen ausgemacht? Was war ihm besonders wichtig? Wie war das Zusammenleben? Eine große Rolle spiele die Musik bei Trauerfeiern. „Das kann die Lieblings-CD des Verstorbenen sein oder sogar Live-Musik. Ich habe schon erlebt, dass das Schalke-Lied auf der Orgel gespielt wurde“, schmunzelt Anke Duddek. Als Nicht-Fußballfan sei sie zunächst irritiert gewesen. Doch dann sah sie: Die Vereinshymne gab den Trauernden ein Gefühl von Zuhause sein. Bei einer anderen Beerdigung ersetzte ein BVB-Fanschal den traditionellen Blumenschmuck. „Es gibt viele Möglichkeiten, einen persönlichen, würdevollen Abschied zu gestalten.“
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Anke Duddek hat schon viele Angehörige beim Abschiednehmen begleitet.
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Abschied // Letzte Ruhe
Welcher Wille zählt
Nach dem Tod eines Angehörigen müssen sich die Hinterbliebenen um die Bestattung kümmern. Dabei ist einiges zu beachten. Von Sabine Meuter
Foto: iStock
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Trauer, Schmerz, Leere – der Tod eines Menschen ist für Angehörige oft schwer. In dieser Situation müssen sie die Bestattung organisieren. Dabei stellt sich nicht selten die Frage, wessen Wille eigentlich zählt.
die Angehörigen über die eigenen Bestattungswünsche informiert.
Erklärt sich niemand bereit, die Bestattung auszurichten, fordert die Kommu-
Hat der Verstorbene zu Lebzeiten bezüglich seiner Bestattung nichts festgelegt,
ne den an erster Stelle bestattungspflichtigen Angehörigen zum Handeln auf. Bleibt eine Reaktion aus, kann die
Einfach ist es, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten festgelegt hat, was nach seinem Tod passieren soll. Wer auf Nummer sicher
muss sein mutmaßlicher Wille umgesetzt werden. „Dafür tragen in der Regel die nächsten Angehörigen Sorge“, erklärt Rechtsanwältin Stephanie Herzog aus Würselen. Sie ist Mitglied im Geschäfts-
Kommune eine Sozialbestattung veranlassen. Die Rechnung geht dann trotzdem an den bestattungspflichtigen Angehörigen.
gehen will, dass seine Wünsche umgesetzt werden, schließt mit einem Bestatter einen Vorsorgevertrag. In solchen Fällen wird der Bestatter im Vorsorgeregister
führenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein. Festgelegt ist die Rangfolge, wer sich kümmern muss, in den Bestattungsgeset-
Grundsätzlich wird die Bestattung aus dem Vermögen des Verstorbenen bezahlt. Da das Vermögen an die Erben übergeht, müssen sie die Kosten – je
der Bundesnotarkammer als Bevollmächtigter für die Beerdigung eingetragen.
zen der Bundesländer.
nach Erbteil – gemeinsam tragen. Kommen die Erben noch nicht an den Nachlass heran, um die Bestattungskosten
In der Regel ist dies der Ehepartner oder Ein solcher Vorsorgevertrag setzt voraus, dass die Finanzierung der Bestattung gesichert ist – durch eine Sterbegeldversicherung, ein Treuhandkonto oder das Erbe. Für die Hinterbliebenen ist das eine Entlastung, aber natürlich kein Muss. Es geht auch anders – nämlich indem man
der eingetragene Lebensgefährte, dann Kinder, Eltern, Geschwister und Enkelkinder. Im Juristendeutsch sind sie die „Totenfürsorgeberechtigten“. „Die Hinterbliebenen können aber auch unter sich ausmachen, wer von ihnen sich um die Bestattung kümmert“, betont Herzog.
zu begleichen, kann es hilfreich sein, mit dem Geldinstitut Kontakt aufzunehmen. „Oftmals lassen Banken eine Belastung des Kontos des Verstorbenen zu, weil die Bestattung ohnehin aus dem Nachlass zu zahlen ist“, so Herzog.
Bücher, die Trost spenden
Ratgeber // Abschied
Praktisch oder autobiografisch – Ratgeber rund um Gesundheit, Trauer und Tod
Rolf Coeppicus: Patienten-
Mechthild Schroeter-
Eva Terhorst: Damit das
Frank Ostaseski: Die fünf
verfügung, Vorsorgevoll-
Rupieper: Geschichten,
Leben wieder heller wird –
Einladungen – Was wir vom
macht und Sterbehilfe
die das Leben erzählt
Viele Menschen wollen
… weil der Tod sie geschrie-
Das besondere Tagebuch in der Zeit der Trauer
Tod lernen können, um erfüllt zu leben
ein jahrelanges Siechtum
ben hat. Wahre Geschichten
Ein Trauertagebuch, das
Aus seinen jahrzehntelangen
für sich verhindern. Eine Möglichkeit dazu ist die
– lustig, traurig oder skurril – aus dem Alltag einer Trauer-
Struktur bietet und es erleichtert, wieder ein Gefühl
Erfahrungen als Begleiter von
Ausstellung einer Patienten-
begleiterin. Ein buntes und
für sich selbst zu entwickeln.
ki fünf Leitsätze entwickelt, die
verfügung. Das Buch gibt
tiefes Buch über das Leben
Es stärkt die Trauernden und
uns zeigen, wie wir bewusster
Rechtssicherheit bei der
und den Tod und darüber,
hilft, die eigenen Erfahrun-
durchs Leben gehen und durch
Umsetzung – mit umfassenden Mustertexten.
dass das eine ohne das andere nicht zu haben ist.
gen für das weitere Leben positiv zu nutzen.
jede Art von Krise navigieren
Klartext Verlag 184 Seiten, Broschur
Verlagsgruppe Patmos 160 Seiten
Verlagsgruppe Patmos 186 Seiten
Knaur 400 Seiten
ISBN: 978-3-8375- 1526-8
ISBN: 978-3-8436-0882-4
ISBN: 978-3-8436-0866-4
ISBN: 978-3-426-65796-6
12,95 Euro
17 Euro
16 Euro
19,99 Euro
Annett Stütze, Britta Vorbach: Opa, welche Farbe hat der Tod?
Helen Sibum: Leben trifft Sterben – Geschichten einer Reise
Opa Hase beschließt, dem kleinen Hasen zu erzählen,
Sterben und Tod sind mit Ängsten behaftet, Ärzte und
dass er sterben wird. Ein tröstendes Kinderbuch (ab 5 J.), das – auch in der Vor-
Sterbenden hat Frank Ostases-
können.
Chris Paul: Keine Angst vor fremden Tränen – Trauernden Freunden und Angehörigen begegnen
Barbara Pachl-Eberhart: Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer
Der Tod ist kein einfaches
Die Autorin musste Antwor-
Angehörige erleben bei der
Thema. Dieses Buch ist ein
ten auf existenzielle Fragen
Betreuung Sterbender oft aber auch Momente großer
umfassender Leitfaden für den Umgang mit Trauern-
finden, nachdem sie ihre
bereitung auf das Sterben eines lieben Menschen
Zuversicht und Lebensfreude. Die Geschichten von
den, der Sprach- und Hilflosigkeit überwinden hilft,
verloren hatte. Geschrieben
– helfen kann, die Sprachlo-
Sterbenden, Angehörigen
zur Anteilnahme ermutigt
Tiefe des Erlebens, vermag
sigkeit beim Thema Tod zu überwinden.
und Betreuern erzählen von diesen Momenten.
und den Abbau von Ängsten ermöglicht.
ihr Buch neue Zuversicht zu
Verlagsgruppe Patmos
Klartext Verlag
Gütersloher Verlagshaus
30 Seiten ISBN: 978-3-8436-0953-1
190 Seiten ISBN: 978-3-8375-0909-0
176 Seiten ISBN: 978-3-579-07303-3
Integral 256 Seiten
13 Euro
13,95 Euro
19,99 Euro
Familie bei einem Unfall aus einer unermesslichen
spenden.
ISBN: 978-3-7787-9253-7 17,99 Euro
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