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High Yield – Sprudelndes im Tal der Dürre

Sprudelndes

im Tal der Dürre

Zunehmende Inflationssorgen, turbulente Aktienmärkte und der Renditeanstieg bei langlaufenden Anleihen bewegen weiterhin die Gemüter. Derweil hat uns das Zinstief weiter im Griff. Hochzinsanleihen (High Yield) sind eine Chance auf auskömmliche Erträge. Auch wenn die ökonomischen Daten durchaus positiv sind, sollten Berater Risiken wie mögliche Ausfallraten im Blick haben. Investoren auf der Suche nach positiven Renditen können durchaus über kurz oder lang bei Hochzinsanleihen landen. Die Gründe liegen auf der Hand. Zwar sind die Renditen von High Yield-Bonds aktuell nicht besonders hoch, doch immerhin im positiven Bereich. Das ist schon viel im Vergleich zu den zahlreichen, negativ verzinsten Anleihen, die es inzwischen weltweit gibt. Investoren nehmen die vermeintlich höheren Risiken in Kauf. Es überrascht daher weniger, dass die Prämien für Euro-Hochzinsanleihen gegenüber sicheren Investment-Grade-Papieren zuletzt auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen sind, so der Datenanbieter Bloomberg. Zum besseren Verständnis: Hochzinsanleihen, auch High Yield genannt, sind Anleihen von Emittenten, deren Bonität von den Rating-Agenturen schlechter

Thomas Hanson

Head of Europe High Yield Aegon Asset Management

Martin Reeves

Head of Global High Yield Legal & General Investment Management (LGIM)

als „BBB“ bzw. „Baa“ eingestuft wird. Die Kreditqualität liegt also unterhalb des „Investment-Grade-Bereichs“. Das höhere Risiko wird im Normalfall mit einer höheren Verzinsung abgegolten. Sicherlich ist gerade in turbulenten Zeiten die Risikoprämie höher, wie wir es zur Hochphase der Pandemie gesehen haben, gleichwohl kann es im Zinstief sinnvoll sein, eine Beimischung in Betracht zu ziehen. „In einer Welt, in der es defacto keine Rendite mehr gibt, stellen Hochzinsanleihen einen der wenigen Bereiche dar, in denen noch eine attraktive Rendite erzielt werden kann. Globale Hochzinsanleihen bieten derzeit eine Rendite von ca. 4,1 %, was im historischen Vergleich vielleicht nicht hoch ist, aber im Vergleich zu den Renditen, die z. B. mit Investment-Grade-Anleihen erzielt werden können, äußerst vorteilhaft ist“, bemerkt Thomas Hanson, Head of Europe High Yield, von Aegon Asset Management.

Rückblickend hat das Hochzinssegment im vergangenen Jahr eine gute Performance hingelegt. In diesem Jahr werden die Renditen wohl niedriger ausfallen. Doch der positive Ausblick bleibt. „Dafür gibt es drei Gründe. Erstens wird es immer weniger Zahlungsausfälle bei den Emittenten geben. Zweitens haben 2020 eine Rekordzahl von Unternehmen ihr Investment-Grade-Rating verloren, so dass wir nun mit einer Gegenbewegung rechnen. Drittens sind Hochzinsanleihen eine Anlageklasse mit relativ niedriger Duration. Aus unserer Sicht macht sie das weniger anfällig für Schwankungen der Inflationserwartung und die daraus resultierende Volatilität bei den Renditen von Staatsanleihen“, so Martin Reeves, Head of Global High Yield, bei Legal & General Investment Management (LGIM). Etwas pessimistischer argumentiert Adam Choragwicki, Leiter Rentenfondsmanagement bei StarCapital, und verweist in diesem Kontext auf die Bewertung, die auf Gesamtmarktebene unattraktiv erscheine. „Mit Blick auf die Bewertung und das historisch niedrige Niveau der Risikoprämien ist eine Investition in High-Yield derzeit eher ein „Hold“ als ein „Buy“, fasst der StarCapital-Experte zusammen.

Moderate Ausfallraten

Die Ausfallrate ist ein wichtiges Kriterium bei der Chance-Risiko-Betrachtung. Die durchschnittliche Ausfallrate für High Yield-Bonds schwankt um die 3,5 bis 4,0 %. 2020 gab es höhere Ausfallraten, auch geschuldet dem dramatischen, wirtschaftlichen Einbruch. So kam es in den USA zu einer beträchtlichen Anzahl von Ausfällen – etwa 7 %. Dadurch fielen die schwächsten Emittenten aus dem Hochzinsuniversum, während höher bewertete übrigblieben. Fairerweise sollte hinzugefügt werden, dass diese Annahmen hinfällig wären, sollte sich wider Erwarten ein dramatischer Konjunkturdämpfer einstellen, der dann zum Anstieg der Ausfallraten beitragen würde. In den USA sind die Spread-Level historisch immer größer als in Europa. Der amerikanische High Yield-Markt ist vielfältiger und breiter aufgestellt.

Investoren sollten jedoch auch in Betracht ziehen, dass viele kontinentaleuropäische Unternehmen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Lehren gezogen und ihren Verschuldungsgrad zurückgeschraubt haben. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass (europäische) Firmen im Hochzinsbereich ihre Anleihen nicht zurückzahlen können, zumindest tendenziell bis dato gesunken. Allerdings ist eine grundlegende Analyse der Fundamentaldaten und des zugrundliegenden Geschäftsmodells unabdingbar, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. „Wir haben festgestellt, dass US-Hochzinsanleihen über weite Teile des Jahres 2020 einen klaren Vorteil gegenüber europäischen Hochzinsanleihen boten, aber dieser Vorteil ist jetzt fast nicht mehr vorhanden, da sich die längerfristigen Spreadverhältnisse bis zu einem gewissen Grad normalisiert haben“, so Hochzinsspezialist Hanson. Eine gründliche Selektion und Analyse der Unternehmen sind bei der Beurteilung zwingend erforderlich. „Solide Unternehmen aus den coronageplagten Branchen wie Airlines, Hotels oder Büroimmobilien weisen für uns derzeit noch ein gutes Potenzial auf“, resümiert Rentenfondsmanager Choragwicki. Überhaupt empfiehlt es sich, breiter zu streuen und das Anlegergeld in einen entsprechenden Fonds zu investieren. Durch aktives Portfoliomanagement können Zahlungsausfälle vermieden bzw. merklich reduziert werden. (ah)

Adam Choragwicki

Leiter Rentenfondsmanagement StarCapital AG

Fazit

Das Zinstal lässt das Segment der Hochzinsanleihen weiterhin attraktiv erscheinen. Zwar sind die Prämien (stark) zurückgekommen, aber im Vergleich zu Investment Grade-Anleihen durchaus interessant. Der Markt wird beständig größer, auch weil es in der jüngeren Vergangenheit, bedingt durch Corona, zu einigen Herabstufungen kam (Stichwort Fallen Angel). Hochzinsanleihen bleiben somit eine Anlageklasse, mit der man das Risiko aus Sicht der Vermögensallokation gut streuen kann, und historisch betrachtet bieten sie ein ähnliches Renditeniveau wie Aktien mit geringerer Volatilität.

Weniger schwankungsanfällig plus attraktives Einkommen

Auch die Fondsbranche befindet sich in einem rasanten Wandel. Der DWS Top Dividende feierte im April bereits sein 18-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund sprachen wir mit Portfolio-Manager Thomas Schüssler über das Erfolgsgeheimnis und die Aussichten von Dividendenfonds.

finanzwelt: Ihr Fonds hat das Erwachsenenalter erreicht. Gibt es so etwas wie ein „Erfolgsgeheimnis“? Thomas Schüssler» Der DWS Top Dividende ist mit seinen 18 Jahren einer der ältesten global-anlegenden Dividendenfonds in Europa. Meiner Meinung nach sind es vor allem zwei Gründe, warum der Fonds sich seit langer Zeit so großer Beliebtheit erfreut. Zum einen schwankt das konservative Aktienportfolio weniger stark und in fallenden Märkten verliert es weniger als der breite Aktienmarkt, was Anleger nachts ruhiger schlafen lässt. Zum anderen bietet der Fonds seit 18 Jahren ein regelmäßiges und attraktives Einkommen. Vor allem im Jahrzehnt der Niedrigzinsen ist das ein sehr wichtiger Aspekt.

finanzwelt: Welche Gründe sprechen derzeit für ein Investment in einen global anlegenden Dividendenfonds? Schüssler» Das Niedrigzinsumfeld zwingt Investoren, sich nach alternativen Einnahmequellen umzusehen. Ein weiterer Aspekt, der für Dividendenaktien spricht: Langfristig stammt rund die Hälfte des Aktien-Gesamtertrages aus reinvestierten Dividenden. Aktuell ist der Großteil des Dividendenuniversums im Vergleich zum breiten Aktienmarkt und vor allem zu Wachstumsaktien relativ günstig bewertet. Mit den positiven Zukunftsaussichten in Bezug auf die attraktiven Dividendenwachstumsraten kann eine Dividendenstrategie als Basisinvestment sehr sinnstiftend sein.

finanzwelt: Viele Unternehmen haben im Zuge der CoronaKrise ihre Ausschüttungen gekürzt. Bekamen auch Sie das bei einigen Fondspositionen zu spüren? Wie haben Sie generell die Krisensituation im Frühjahr 2020 gemeistert? Schüssler» Mit Ausbruch der Pandemie brachen 2020 die Unternehmensgewinne zwischen 25 und 40 % ein. Viele Unternehmen mussten ihre Dividende kürzen oder sogar komplett streichen. Während die Dividendenkürzungen am Aktienmarkt – vor allem in Europa – Spuren hinterließen, waren dank unseres konservativen Investmentstils und unserem Fokus auf Cashflow-Stabilität und Bilanzqualität nur rund 5 % unserer Portfolioholdings von Dividendenkürzungen betroffen. Ein Viertel konnte die Dividendenzahlungen stabil halten und rund 70 % der Unternehmen waren 2020 sogar in der Lage, die Dividende zu erhöhen. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir die Ausschüttung unserer Fonds leicht anheben. Während der starken Kurskorrektur im Februar/März konnte der DWS Top Dividende sein Leistungsversprechen erneut halten und verlor im Vergleich zum Gesamtmarkt weniger stark an Wert. Von der anschließenden starken Markterholung konnte der Fonds aber nur teilweise profitieren, da vor allem US-Technologiewerte, die kaum oder gar keine Dividende zahlen, die Kurslisten anführten. Für 2021 erwarten wir eine aussichtsreiche Dividendensaison mit hohen einstelligen Dividendenwachstumsraten am Aktienmarkt. Für unsere Portfolios erwarten wir sogar ein Dividendenwachstum für die bereits angelaufene Dividendensaison. Mit den größten prozentualen Zuwächsen rechnen wir im Grundstoff- und IT-Sektor.

finanzwelt: Wie schaut es mit der Schwankungsbreite Ihres Fonds aus? Schüssler» Wir zielen sowohl darauf ab, deutlich weniger als der Gesamtmarkt im fallenden Markt zu verlieren, als auch eine niedrigere Schwankung des Portfolios zu gewährleisten: Langfristig liegt die Volatilität von DWS Top Dividende rund ein Viertel unter der Schwankungsbreite des breiten Gesamtmarktes. (ah)

Diese Themen erwarten Sie in der nächsten Ausgabe

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Im Zuge der Pandemie standen Dividendenkürzungen weit oben auf der Tagesordnung. Nun gibt es deutliche Anzeichen für eine bevorstehende Erholung der weltweiten Dividenden, um den Rückgang der Ausschüttungen zu kompensieren. Die verhältnismäßig gute konjunkturelle, gesamtwirtschaftliche Lage versetzt die Unternehmen in die Lage, das Dividendenniveau wieder anzuheben. Doch ist allein die Dividendenhöhe ausschlaggebend? Oder spielen auch andere Faktoren eine entscheidende Rolle? Wir analysieren erfolgreiche Dividendenfonds.

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