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Was kostet die Welt?!
Bei anhaltend hohen Inflationsraten leidet der Konsum. Viele Menschen reduzieren ihren Bedarf an entsprechenden Gütern. Es muss nicht der neueste Schrei der Mode sein. Im Luxussegment sieht das hingegen anders aus. Dort ist das Potenzial für ein starkes zukünftiges Wachstum weiterhin gegeben. Mit entsprechenden Einzelwerten und/oder Fonds lässt sich Rendite einfahren. Die Gründe sind vielfältig.
In der Luxusbranche ticken die Uhren anders. Viele Marken dieses Segments erscheinen ziemlich resistent gegen Krisen zu sein. Offenbar ist die Lust auf teuren Luxus ungebrochen. So legte der
Branchenprimus LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE, trotz der gesamtwirtschaftlichen Schwäche, im 1. Halbjahr dieses Jahres zu. Die Erlöse stiegen um 28 % auf 36,7 Mrd. Euro; der Gewinn steigerte sich um 23 % auf rund 6,5 Mrd. Euro. Auch beim operativen Ergebnis gab es ein sattes Plus.
Margen trotzen Krisen
Woran mag es liegen, dass der Luxussektor Stürme übersteht und sogar gestärkt daraus hervorgeht? Es gibt tatsächlich einige Gründe, die die Lust auf Feines und Teures antreiben und die Branche resilienter macht. „Erstens als Absicherung gegen die Inflation. Zwei- tens wegen der langfristigen Wachstumschancen, die der Sektor bietet, und drittens aufgrund der robusten Margen und Erträge. Unser positiver Ausblick auf den Sektor wird durch die unserer Meinung nach überragende Preissetzungsmacht und die begrenzte Nachfrageelastizität vor einem inflationären Hintergrund untermauert“, sagt Swetha Ramachandran, Investment Director Luxury Equities bei GAM Investments. Keine Einzelmeinung. Rebecca Irwin, Portfoliomanagerin bei Jennison Associates, unterstreicht den positiven Ausblick. „So hat sich das Marktwachstum für Luxusmarken vor allem in den wichtigsten Regionen für Luxusartikel beschleunigt, also in den USA, in Asien und Europa. Gleichzeitig meldeten viele der Big Player höhere operative Margen als jemals zuvor. Dies zeigt die enorme Kraft der Unternehmen und ihrer Marken, von denen einige auch Kultstatus genießen“, so die Portfoliomanagerin. Diejenigen, die denken, Corona hätte diesem Segment die Spitze genommen und für nachhaltige Umsatzeinbrüche gesorgt, irren. Zwar konnte sich der Markt Anfang 2020 dem allgemeinen Trend der Abschwächung nicht vollends entziehen – auch, weil Touristen aus Asien fernblieben. Doch schon Ende 2020 lief das Geschäft wieder auf Hochtouren. Dafür sorgte auch der OnlineHandel, ein wichtiges Standbein der Luxuslabels.
Erfolgsfaktor Online-Handel
Die Jennison Associates-Expertin gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass der Online-Handel bei Luxusgütern keine so hohe Marktdurchdringung erreichen könne wie bei anderen Konsumgütern. „Immerhin sind einige dieser Güter online gar nicht erwerblich. So bleibt das Erlebnis in den Läden wichtig. Dennoch ist auch der Online-Handel ein wichtiger Wachstumsmotor für den Sektor. Er verschafft den Unternehmen neue Kundengruppen, die nicht in die Läden kommen würden; auf diese Weise gibt es keine Kannibalisierung der verschiedenen Vertriebskanäle“, so Irwin. Damit nicht genug. Ein weiteres Argument wird ins Feld geführt, das auch den Inflationsaspekt aussticht – die Verknappung der Güter. Viele Labels tragen dafür Sorge, dass es nur eine begrenzte Anzahl begehrter Modelle gibt. Das wiederum führt dazu, dass diese im Preis steigen. Der Gebrauchtmarkt für Luxusprodukte boomt und Käufer zahlen mitunter ein Vielfaches des normalen Preises für „ihren Liebling“. Auch neue Zielgruppen werden von den Labels erschlossen. Es sind nicht mehr ausschließlich gut betuchte, in die Jahre gekommene Damen und Herren, sondern zunehmend auch jüngere. Insbesondere in Asien. Verknüpft ist dieser Trend mit dem Aufkommen des sogenannten K-Pops. Junge Bands, die weltweit Erfolge feiern und zu Markenbotschaftern werden. „In gewisser Weise profitiert der Luxussektor heute von ei- nem breiteren Nachfragepool, der das Wachstum auch außerhalb Chinas antreibt, obwohl dieser Markt längerfristig angesichts der erwarteten Verdopplung der Mittelschicht in China auf 800 Millionen zum weltweit größten Markt für Luxusgüter werden wird“, wirft Investment Director Ramachandran ein.
Mit entsprechenden Aktienfonds oder ETFs, die gezielt dieses Segment abbilden, lässt sich am „Luxushunger“ partizipieren. Parallel dazu geht die Investition auch über die Anlage in entsprechende Einzelwerte. Trotzdem sollten Anleger auch Risiken wie Geopolitik, drohende Rezession in Europa, steigende Zinsen und Preise sowie die weiter andauernde Pandemie nicht ganz aus dem Auge verlieren. Hinzu kommt die Volatilität der Aktienmärkte. In der Summe überwiegen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt die genannten Argumente für ein entsprechendes Investment. (ah) finanzwelt: Die chinesische Wirtschaft schwächelt. Die Notenbank senkt erneut die Zinsen; die Regierung stellt weitere Mittel für den Ausbau der Infrastruktur in Aussicht. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Die Null-COVID-Strategie hat weiterhin Auswirkungen auf die chinesische Konjunktur. Dazu kommt 2022 noch eine extreme Trockenheit. Mitte August kündigte die Regierung an, weitere finanzielle Hilfen in die eigene Wirtschaft zu stecken. Andranik Safaryan ist Lead-Portfoliomanager des Emerging Markets Teams bei MainFirst. Mit ihm sprachen wir über die Zukunft Chinas.
Andranik Safaryan» Es ist unstrittig, dass sich die Verantwortlichen in Peking Sorgen über die Lage machen. Sie han- finanzwelt: Entschlossenheit zeigten die Pekinger Machthaber auch gegenüber der Krise im Immobiliensektor.
China die Null-COVID-Politik gänzlich aufgibt. Mit Blick auf den bevorstehenden Parteitag wird Präsident Xi Jinping alles Erdenkliche tun, um die Sterberate durch COVID-Infektionen nicht ansteigen zu lassen. Bis zum Kongress sollte sich die Zahl der geimpften Personen deutlich erhöhen, da die Impfungen der gefährdeten Personen fortgesetzt werden. Dies dürfte auch dazu beitragen, dass die Null-ToleranzStrategie möglicherweise im Nachgang angepasst wird.
Safaryan» Es stimmt, dass die Regierung kürzlich eine klarere Haltung gegenüber der Krise im Immobiliensektor eingenommen hat. Indes zeigt sich, dass dieser Krisenherd noch nicht gelöscht ist. In Reaktion darauf, dass ihre Wohnungen vielfach nicht fertiggestellt werden, haben Käufer ihre Ratenzahlungen teilweise eingestellt, was die Schwierigkeiten der Bauträger verschärft. Es gilt, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen und ein Überschwappen der Krise auf andere Bereiche zu verhindern.