PABLO PICASSO • GALERIE KORNFELD • BERN by Galerie Kornfeld

GALERIE KORNFELD BERN •

AUKTIONEN 15. UND 16. JUNI 2017 AUCTION SALES JUNE 15 AND 16, 2017 VENTES AUX ENCHÈRES 15 ET 16 JUIN 2017

PABLO PICASSO – LA SUITE VOLLARD

PABLO PICASSO – LA SUITE VOLLARD Folge von 100 graphischen Arbeiten auf Kupfer (Radierungen, Kaltnadel, Aquatinta, Schaber) mit schmalem Papierrand 100 Blatt in gleicher Papiergrösse 33,5:44 cm resp. 44:33,5 cm. Alle Blätter auf speziell angefertigtem Bütten der Papierfabrik «Montval», mit Wasserzeichen «Picasso» oder «Vollard», und dem kleinen Wasserzeichen im Rund für «Montval» 1930–1937, als Auflage gedruckt bis 1939 15 der Blätter von Picasso nach 1945 signiert «Picasso», 12 davon in Bleistift, die 3 Portraits von Vollard in Rotstift Literatur / Ausstellung: Die vorliegende Folge beschrieben und publiziert in: Kunstsammlung Chemnitz 2012. Pablo Picasso. Suite Vollard. Mit Texten von Ingrid Mössinger (Ambroise Vollard), Aeneas Bastian (Ein Zeugnis reiner Klassik? Picassos hundert Blätter für Vollard), Jakob Mattner (Picasso / Minotaurus. Der blinde Seher). Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin, 2012. Sämtliche Blätter ganzseitig reproduziert Set of 100 graphic works on copper (etching, drypoint, aquatint, grattoir) with narrow margins 100 sheets in identical paper size of 33.5 × 44 cm resp. 44 × 33.5 cm. All sheets on proprietary laid paper produced by “Montval” with “Picasso” or “Vollard” watermarks and the small “Montval” watermark in a circle Created in 1930–37, printed as an edition until 1939 15 sheets signed “Picasso” by the artist after 1945, of which 12 in pencil, the 3 portraits of Vollard in red colored pencil Literature / Exhibition: The present set is described and published in: Kunstsammlung Chemnitz 2012. Pablo Picasso. Suite Vollard. With contributions by Ingrid Mössinger (Ambroise Vollard), Aeneas Bastian (Ein Zeugnis reiner Klassik? Picassos hundert Blätter für Vollard), Jakob Mattner (Picasso / Minotaurus. Der blinde Seher). Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin, 2012. Full-page reproductions of all sheets Suite de 100 gravures sur cuivre (eaux-fortes, pointes sèches, aquatintes, grattoirs) sur papier à petite marge 100 épreuves sur papier de même format, 33,5 :44 cm, respectivement 44 :33,5 cm. Toutes les épreuves sur papier vergé spécialement produit par l’entreprise « Montval », avec le filigrane « Picasso » ou « Vollard » et le petit filigrane circulaire de « Montval » 1930–1937, l’édition imprimée jusqu’en 1939 15 épreuves signées « Picasso » par l’artiste après 1945, 12 à la mine de plomb, les 3 portraits de Vollard au crayon rouge Littérature/Expositions : Kunstsammlung Chemnitz 2012. Pablo Picasso. Suite Vollard. Avec des textes d’Ingrid Mössinger (Ambroise Vollard). Aeneas Bastian (Ein Zeugnis reiner Klassik ? Picasso hundert Blätter für Vollard). Jakob Mattner (Picasso/Minotaurus. Der blinde Seher). Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin, 2012. Toutes les épreuves reproduites pleine page Schätzung | Estimation | Estimate CHF 1 500 000.–

Ambroise Vollard, der Pariser Kunsthändler, war schon seit 1905 mit Picasso in engem Kontakt und hatte 1913 die Platten seiner ersten Graphikfolge «Les Saltimbanques» aufgekauft, verstählen lassen und sie als Folge publiziert. Nach 1930 versuchte Picasso aus dem Privatbesitz von Vollard ein wichtiges Bild von Cézanne und ein Ölbild von Renoir zu erwerben. Statt einer Geldzahlung schlug Vollard vor, dass Picasso mit 100 Kupferplatten von graphischen Arbeiten bezahle. Im Winter 1932– 1933 scheint der Plan beschlossene Sache gewesen zu sein. Picasso übergab 11 in den Jahren 1930 bis 1932 entstandene und noch nicht edierte Platten und schuf ab 14. März 1933 in rascher Folge in Paris und in dem neu erworbenen Schloss von Boisgeloup bei Gisor bis Dezember 1934 gesamthaft 86 bearbeitete Kupferplatten von unterschiedlichem, aber meist grossem Format. Auf den Blättern sehr häufig vorkommend das Bildnis seiner damaligen Geliebten Marie-Thérèse Walter. Um das Projekt zu einem Abschluss zu bringen, kam im Juni 1936 das Hauptblatt «Faune dévoilant une dormeuse» dazu, von der Technik her die aufwendigste Kupferplatte. 97 Platten waren im Juni 1936 vollendet. Um die Zahl «100» zu komplettieren, schuf Picasso, wohl «nach dem Leben», am 4. März 1937 noch 4 Portraits von Ambroise Vollard, von denen 3 in die Folge aufgenommen wurden. Die «Suite Vollard» ist das Herzstück von Picasso’s graphischem Schaffen der dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Die vier Hauptthemen, die ihn in diesem Jahrzehnt stark beschäftigten, sind in der Suite berücksichtigt: 1. L’Atelier du sculpteur, 2. L’Etreinte, 3. Le Minotaure et le Minotaure aveugle und 4. La Corrida. Offensichtlich betrug die 1937–1938 zwischen Picasso und Vollard vereinbarte Auflage 3 Drucke auf Pergament, 15 Drucke mit breitem Papierrand und 50 Drucke auf Papier mit schmalem Rand. Für die Papierauflagen bestellte Vollard bei Montval spezielle Papiere. Für die Drucke mit breitem Rand das Wasserzeichen «Montgolfier» im Rund und für die Drucke mit schmalem Rand Papier mit dem Namenszug «Picasso» oder «Vollard» und dem Wasserzeichen «Montval im Rund», Jahre zuvor von Maillol für die Papierfabrik entworfen. Die Drucke auf Pergament wurden zuerst gedruckt, alle von Picasso rechts in roter Tusche signiert «Picasso» und links eigenhändig, ebenfalls

in roter Tusche, auf «3» nummeriert. Sie standen Ende 1938 zur Verfügung. Dann begann Picasso die Drucke auf breitem Rand zu signieren, ebenfalls in roter Tusche und links auf «15» zu nummerieren. Lediglich 10 der graphischen Arbeiten wurden durchsigniert und nummeriert. Es handelt sich um die Blätter Geiser/Baer 318, 327, 328, 329, 351, 368, 412, 421, 426, und 427. Aus irgendwelchen Gründen brach dann der Kontakt mit Vollard ab, keine weiteren Blätter wurden zu Lebzeiten von Vollard signiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach brach zwischen Picasso und Vollard ein Zwist aus, denn Vollard erhöhte wohl 1938/1939 eigenmächtig die Auflage auf 50 Blätter mit breitem Rand und 260 Blätter mit schmalem Rand und liess die ganzen Auflagen bei Roger Lacourière in Paris ausdrucken. Die gesamte Auflage auf Papier betrug 31 000 Drucke, die Vollard nach der Lieferung von Lacourière in einer Mansarde in seinem Haus an der Rue Marignac unterbrachte. Vollard kam im Herbst 1939 in einem Autounfall ums Leben und der gesamte Bestand blieb während des Krieges von 1939 bis vor 1944 unangetastet. Vollards geschäftlicher Nachfolger Martin Fabiani hatte aus irgendwelchen Gründen Bedarf an der belegten Mansarde und willigte vor 1944 ein, um Platz zu schaffen, den gesamten Bestand für die Summe von 1 Million damaligen Französischen Francs dem Pariser Händler Henri Petiet zu verkaufen. Dieser konnte dank seiner guten Beziehungen zu Pariser Garagisten den Abtransport mit einem Lastwagen organisieren, was zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Ab 1945 begann Petiet den Bestand zu kommerzialisieren und nahm Kontakt mit Picasso auf, der sich trotz der eigenmächtigen Erhöhung der Auflagen durch Vollard bereit erklärte, gegen Bezahlung für die Signaturen Blätter zu signieren, teilweise auch komplette Folgen von 97 Blatt. Die 3 Portraits von Vollard spalteten sich aus heute unbekannten Gründen ab und wurden vom Pariser Händler Marcel Lecomte erworben, der seinerseits bei Picasso für Signaturen besorgt war, häufig in rotem Farbstift. Anfangs der sechziger Jahre verweigerte Picasso die langweilige Arbeit des Signierens. Somit blieb ein grosser Teil der Auflage unsigniert. Komplette Folgen sind selten.

The Parisian art dealer Ambroise Vollard shared a close relationship with Picasso beginning in 1905. In 1913, Vollard bought the plates of Picasso’s first set of graphic works, “Les Saltimbanques,” had them steel faced and published as sets. After 1930, when Picasso tried to acquire an important painting by Cézanne and an oil painting by Renoir from his private collection, Vollard proposed that instead of money he would accept as compensation from the artist 100 graphic works on copper plates. During the winter of 1932–33, agreement over the project appeared to have been reached. Picasso supplied 11 unedited plates he had created in 1930–32. From March 14, 1933 to December 1934 in Paris and at the newly acquired Château Boisgeloup near Gisor, he produced in rapid succession a total of 86 finished copper plates in diverse, mostly large formats. A recurring motif was the portrait of MarieThérèse Walter, his lover at that time. To cap the project, Picasso added the master print “Faune dévoilant une dormeuse,” the technically most ambitious of all the plates. By June 1936, 97 plates were completed. To round out the number “100” Picasso created, probably “from life,” 4 portraits of Ambroise Vollard on March 4, 1937, three of which were incorporated into the set. The “Suite Vollard” is indisputably at the center of Picasso’s work as a printmaker in the 1930s. In the set, the four central themes he explored during that decade are revisited: 1. L’Atelier du sculpteur, 2. L’Etreinte, 3. Le Minotaure et le Minotaure aveugle, and 4. La Corrida. It appears that the edition size Picasso and Vollard agreed to produce in 1937–38 comprised 3 impressions on vellum, 15 impressions on paper with wide margins and 50 impressions on paper with narrow margins. For the paper edition, special stock was ordered from Montval: for the wide margin prints with the watermark “Montgolfier” in a circle; and for the narrow margin prints watermarked “Picasso” or “Vollard” and “Montval” in a circle, a design made for the paper manufacturer by Maillol years before. First, the velllum edition was printed, each sheet signed “Picasso” by the artist in pen and red ink on the right and numbered by the artist up to 3, also in pen and red ink, on the left. By late 1938, the vellum edition was available. Then, Picasso began signing the wide margin prints, again in pen and red

ink, numbering them up to 15 on the left. But only 10 works in their complete edition were signed and numbered. These were the sheets Geiser/Baer 318, 327, 328, 329, 351, 368, 412, 421, 426, and 427. Suddenly, for unknown reasons, the collaboration between Vollard and Picasso stopped. During Vollard’s lifetime, no further sheets were signed. It is very likely that a dispute arose between Picasso and Vollard when it was discovered that Vollard – without authorization – had increased the edition size to 50 wide and 260 narrow margin impressions. The different editions in their entireties were printed by Roger Lacourière in Paris. The total edition amounted to 31,000 impressions. Upon delivery by Lacourière, the edition was placed in storage in an attic of Vollard’s house at Rue Marignac. Vollard died in the fall of 1939 in a car accident. During the war, from 1939 until 1944, the edition remained untouched. When Vollard’s successor in business, Martin Fabiani, was in need of the said attic space for unknown reasons, prior to 1944 he agreed to sell the entire edition to the Parisian dealer, Henri Petiet, for 1 million French francs. Thanks to Petiet’s good contacts with Parisian auto repair shops, the dealer managed to organize the shipping of his purchase, which was not a matter of course during those times. From 1945 onward, Petiet began selling the edition and contacted Picasso who, regardless of the unauthorized increase of the edition size, agreed to sign the sheets – sometimes the complete set of 97 sheets – so long as he was paid for it. It is unknown why the 3 portraits of Vollard were separated from the bulk and acquired by the Parisian dealer Marcel Lecomte, who in turn paid Picasso for signing the sheets, which he often did in red colored pencil. By the early 1960s, Picasso refused to continue the mundane work of signing, which left a large part of the edition unsigned. Complete sets are rare.