Skipper - Yacht Charter Urk - pg. 54 t/m 59

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CHARTERBOOT-TEST

»ROYAL« – PACIFIC ALLURE 150

Der Kunde ist

König Wer mit der »Royal« in See sticht, den erwartet ein Leihschiff der Extraklasse. Der wuchtige niederländische Stahlverdränger vom Typ Pacific Allure 150 wird von der Firma Yacht Charter Urk angeboten.

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er florierende Charterbetrieb, der sich im pittoresken Urk, der ältesten Gemeinde in der niederländischen Provinz Flevoland und am Ostufer des Ijsselmeeres befindet, wird von Peter de Heus (51) gemanagt. Der baumlange Wassersport-Profi ist seit 1998 in der Branche aktiv und kann auf eine aus 23 Motoryachten bestehende Charterflotte verweisen. Zur internationalen Kundschaft gehören sogar Sportsfreunde aus den USA, doch 75 Prozent der Leihschiffkapitäne besitzen einen deutschen Pass. Viele Stammgäste

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wissen das hohe Ausstattungsniveau der liebevoll gepflegten Boote und insbesondere den persönlichen Service des sympathischen Familien-

lange und 4,65 m breite »Royal«, befinden sich im verkehrsgünstig gelegenen Jachthaven Molecaten in Flevostrand am Veluwemeer. Versier-

Wenn ein Chartergast tatsächlich »ganz neu« auf dem Wasser ist, dauert die Übergabe der Mietyacht im Regelfall mindestens zwei Stunden unternehmens zu schätzen. In der laufenden Saison sind 18 Mietyachten in Urk stationiert. Die restlichen fünf Kreuzer, darunter die 14,99 m

ter Leiter der dortigen Dependance ist Harry Koffeman, der hervorragend deutsch spricht und sich grundsätzlich die erforderliche Zeit nimmt, um


Komfortabler Kreuzer: Die »Royal« ist eine wirklich tolle Mietyacht

während einer ausführlichen Bootsübergabe alle auftretenden Fragen zu beantworten. Wenn ein Kunde tatsächlich »ganz neu« auf dem Wasser ist und eine wirklich detaillierte Einweisung in die Handhabung seines schwimmenden Urlaubsdomizils wünscht, dauert dies im Regelfall mindestens zwei Stunden. Zu den Topmodellen im Fuhrpark von Yacht Charter Urk gehören eine zweimotorige Linssen Grand Sturdy 500 AC, eine ebenfalls mit Zwillingsmaschinen ausgerüstete Van der Valk Exotic 17 und die Pacific Allure 150,

von der sogar drei Einheiten vorhanden sind. Produzent der 28 Tonnen schweren Luxusliner ist die Firma Pacific Shipyards aus der Ortschaft Waspik, in Nordbrabant und somit im Süden der Niederlande beheimatet. Die »Royal« wurde im April 2008 in Dienst gestellt. Als enorm drehmomentstarkes und leistungsbezogen ideal abgestimmtes Triebwerk des schneeweiß lackierten Knickspanters kommt ein John-Deere-Diesel zum Einsatz, der seine 188 kW (256 PS) aus 6,8 Litern Hubraum schöpft. Dass aktuell lediglich 1.500 absolvierte Betriebsstunden angezeigt wer-

den, lässt sich damit erklären, dass die sechszylindrige Maschine erst 2011 in den begehbaren und bestens schallgedämmten Motorraum des Bootes eingebaut wurde. Es handelt sich also um ein nahezu neuwertiges Austauschaggregat. Bevor der kraftstrotzende Selbstzünder in Aktion tritt, steht unser Bordrundgang an. Dieser beginnt auf dem 420 x 260 cm großen, von einem Windschutz flankierten Achterdeck. Es gibt vier wetterfeste Stühle und einen freistehenden Tisch, dazu eine 232 cm breite Heckbank. Der mittig positionierte Steuerstand wird von einem 07.2014

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1. D er Fahrstand mit hydraulischem Ruder befindet sich auf dem Achterdeck 2. Heckpartie: Beidseitige Treppen führen hinab auf die Badeplattform 3. Um vom Steg an Bord zu gelangen, wird eine Hängeleiter ausgebracht 4. Auch das Achterdeck der HollandYacht bietet »royale« Platzverhältnisse 5. Der sechszylindrige John-Deere-Diesel generiert 256 Pferdestärken 4

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Cabrioverdeck mit 204 cm Stehhöhe überspannt. Die hydraulische Lenkung, die stattliche siebendreiviertel Ruderdrehungen zwischen den Anschlagpunkten benötigt, funktioniert leichtgängig und ohne Spiel. Mit ein bisschen Kurbelarbeit muss man sich zwangsläufig arrangieren. Wenn der auf Knopfdruck absenkbare Geräteträger heruntergeklappt ist, verringert sich die Durchfahrtshöhe auf 3,70 m. Ausgesprochen »benutzerfreundlich« präsentieren sich die von einer Schanz und der 72 cm

erstreckt sich der EntertainmentBereich mit Flachbild-TV, SatellitenReceiver und DVD-Player. Exakt 78 cm tiefer, und zwar auf der vorderen Wohnebene, befindet sich steuerbords die Pantryzeile, die mit allen relevanten Küchengeräten aufwartet. Der Smut hat unter anderem einen vierflammigen Gasherd mit Dunstabzug, einen 132 Liter fassenden Kühlschrank sowie eine Mikrowelle zur Verfügung, die große Edelstahlspüle ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Entspannt dinieren lässt es

Ein Highlight an Bord der »Royal« ist der riesengroße achterliche WC-Raum. Es gibt zwei Waschbecken und eine Duschkabine im XL-Format hohen Seereling umgebenen, mit einer rutschhemmenden Struktur versehenen Gangborde. Wir wechseln jetzt in den behaglich möblierten Salon, messen 198 cm lichte Höhe und notieren, dass der Innenausbau aus feinem, akkurat eingepasstem Kirschholz gefertigt ist. Sieben dimmbare Deckenspots sorgen für angenehme Lichtverhältnisse. Gegenüber der steuerbordseitigen Sitzcouch

sich in der angegliederten Dinette. Noch entspannter ginge dies, wenn der Tischfuß zugunsten verbesserter Beinfreiheit weniger massiv ausgefallen wäre. Das Bugzimmer ist eine rundum adrette Räumlichkeit mit Doppelbett und eigener Sanitärabteilung. Nicht alltägliche, aber mitunter sehr wichtige Ausstattungsdetails sind ein Rauchmelder, die indirekte Illuminierung der Salontreppe oder

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auch das Niro-Geländer am Niedergang zum achterlichen Wohntrakt. Vom 188 cm langen Flur zweigt backbords die Gästekabine ab, die den Zugang zum Maschinenraum und ein Etagenbett beherbergt. Gewisse Kletterkünste erleichtern das Erklimmen der oberen Koje. Die Komfortmatratzen sind hier, wie überall an Bord, straff gefedert und 15 cm dick. Ein Highlight der nach CE-Kategorie B zertifierten und demnach für acht Personen zugelassenen Pacific Allure 150 ist der riesengroße achterliche WC-Raum, der ohne Übertreibung First-Class-Hotel-Charakter und echtes Wohlfühlambiente bietet. Es gibt zwei Waschbecken, eine Handtuchheizung, eine elektrische Vakuumtoilette und eine blitzsaubere Duschzelle im XL-Format. Das Wasser kommt, wenn man es denn möchte, von kalt über lauwarm bis kochend heiß aus der Leitung und wird von einem Massageduschkopf reguliert. Die vom Boden bis zur Decke 198 cm hohe Heckkabine lädt mit ihrer 200 cm langen und 160 cm breiten Koje zum Relaxen ein, reichlich Frischluftzufuhr gewährleistet ein 118 x 54 cm großes Klappfenster. Thematisieren sollte man an dieser Stelle das erstklassige Stauvolumen

6. Y CU-Inhaber Peter de Heus (rechts) mit seinen freundlichen Mitarbeitern 7. Die Pacific Allure ist, wie man unschwer erkennt, eine ausgewachsene Motoryacht

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1. D as ist die Dinette, die genügend Platz für vier Personen bietet 2. Die Bordküche befindet sich steuerbords auf der vertieften Dinette-Ebene 3. Ein Highlight der Yacht ist der riesengroße WC-Raum im Achterschiff 4. Biick in die Bugkabine: Die Bewohner erwartet eine bequeme Doppelkoje

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für die persönliche Habe. Mehrere Schränke, Schubladen und Schapps schlucken alles, was man während eines vielleicht mehrwöchigen Bordaufenthaltes als unverzichtbar erachtet. Wir lösen die Leinen und laufen mit 3,6 Knoten Minimalfahrt übers Veluwemeer, das unter einem wolkenverhangenen Himmel liegt. Am Kommandostand dringen flüsterleise 52 dB(A) in die Ohrmuschel des Rudergängers, der auf 1.000 min-1 steigert, um Sekunden später 56 dB(A) und 5,4 nautische Meilen pro Stunde zu erzielen. Konstante 1.300 Umdre-

hungen in der Minute bringen ein zügiges Spazierfahrttempo von 6,7 Knoten, wobei es mit 57 dB(A) nach wie vor majestätisch ruhig bleibt. Erst im mittleren Drehzahlbereich macht der willig am Gas hängende John Deere akustisch auf sich aufmerksam, der sonore Sound wird jedoch als durchaus angenehm empfunden. Zum Überbrücken größerer Distanzen bietet sich eine Drehzahl von 1.900 min-1 an, einhergehend mit einer Marschgeschwindigkeit von neun Knoten. Mit weiter zunehmendem Speed bildet sich eine imposante Heckwelle, die uns veranlasst, beim

Begegnen mit anderen Freizeitbooten rechtzeitig auf die Bremse zu treten. Unter Volllast tourt die Maschine auf 2.500 min-1 hoch, der Schallpegelmesser registriert gut zu ertragende 69 dB(A) und die GPS-Anzeige dokumentiert eine respektable Höchstfahrt von 10,2 Knoten. Umgerechnet sind das 19 km/h – ein sehr gutes Ergebnis. Wer mit dem in den Niederlanden führerscheinfrei zu pilotierenden Kreuzer ein Anlegemanöver auf engem Raum startet, wird sich wahrscheinlich wundern, wie problemlos so etwas abläuft. Entscheidend ist, die Ruhe zu bewahren, schon vorher

TECHNISCHE DATEN Länge über Alles: 14,99 m Breite: 4,65 m Durchfahrtshöhe: 3,70 m Tiefgang: 1,25 m Gewicht: 28.000 kg CE-Kategorie: B Indienststellung: April 2008 Max. Personenzahl: 8 Kojenzahl: 6 (+2) Brennstofftank: 1.200 l Wassertank: 1.200 l Septiktank: 500 l Baumaterial: Schiffbaustahl Motorisierung: John Deere 6068 SFM, Sechszylinder-Diesel mit Wellenantrieb, Leistung 188 kW (256 PS) Höchstgeschwindigkeit: 10,2 Knoten (19 km/h) Brennstoffverbrauch: durchschnittlich 7 bis 10 Liter Diesel pro Stunde (Angabe der Firma Yacht Charter Urk)

STANDARD-AUSSTATTUNG (AUSZUGSWEISE) Bugstrahlruder, Heckstrahlruder, Zentralheizung, 230-Volt-Landanschluss, TV- und DVD-Entertainment, zwei Sanitärbereiche mit elektrischen Toiletten (im Achterschiff mit großer integrierter Duschkabine), Warmwasserversorgung, Pantrybereich mit allen notwendigen Küchengeräten, zusätzlicher Kühlschank am Steuerstand, hydraulische Ruderanlage, Doppelverglasung, Badesteg, elektrisch absenkbarer Geräteträger, Festmachersatz, umfangreiches Kartenmaterial

BUCHBARE EXTRAS (AUSZUGSWEISE) Bettwäsche (10 € pro Person), Handtücher (5 € pro Person), Klappfahrräder (Pro Stück 25 € pro Woche), Beiboot mit Außenborder (180 €) pro Woche, revierkundiger Skipper (350 € pro Tag), Endreinigung der Charteryacht (100 €), Lebensmittel- und Getränkeservice (Preis auf Anfrage)


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zu überlegen, was eigentlich passieren soll und keine hektischen Hebelbewegungen zuzulassen. Die Joystickbefehligten hydraulischen Bug- und Heckstrahlruder sind verlässliche Helfer, die auf Fingertipp druckvoll zur Sache gehen. Die Einparkassistenten bewegen das Boot dorthin, wo es der Skipper gerne hätte. Anspruchsvolle Chartergäste liegen mit einer Motoryacht wie der »Royal« oder deren nicht minder fürstlich ausgestatteten Schwesterschiffen »Duke« und »Princess« prinzipiell goldrichtig. Der wuchtige Holland-

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Verdränger, dessen Bunkerkapazität für Brennstoff und Frischwasser mit jeweils 1.200 Litern angegeben wird, lässt sich trotz seiner nicht zu unterschätzenden Masse kinderleicht handhaben und eignet sich daher auch für den weniger versierten Freizeitkapitän. Wie erwähnt, geht der Übernahme des Bootes dann eine mindestens zweistündige Einweisung voraus. Abschließend die Preisinformation: In der Vor- und Nachsaison gibt es diesen in seiner Gesamterscheinung wirklich sehr ansprechenden Stahlkreuzer sozusagen zum Schnuppertarif von 1.890

CHARTERPREISE (ZUZÜGLICH BETRIEBSKOSTEN NACH VERBRAUCH) Vor- beziehungsweise Nachsaison: ab 1.890 € pro Woche Hauptsaison: bis 2.990 € pro Woche

ZULÄSSIGES FAHRTGEBIET Theoretisch dürfen nach Absprache alle europäischen Bootsreviere befahren werden, wenn der Charterkunde über die erforderlichen Befähigungsnachweise verfügt (detaillierte Infos auf Anfrage). In Holland besteht keine Führerscheinpflicht

WEITERE INFORMATIONEN UND BUCHUNG Yacht Charter Urk Keteldiep 13, 8321 MH Urk, Niederlande Tel. 0031-527688001, www.ycu.nl

Hier macht die »Royal« im Hafen von Volendam fest

Euro pro Woche. Wer im Hochsommer mit der Familie oder Freunden auf Entdeckungsreise geht und den vom Wassertourismus geprägten Provinzen Friesland, Overijssel und Flevoland einen unvergesslichen Besuch abstatten will, der muss logischerweise mit etwas weniger verlockenden Konditionen vorlieb nehmen. Sieben erlebnisreiche Urlaubstage an Bord der Pacific Allure 150 kosten dann 2.990 Euro. In Anbetracht des Gebotenen geht das aber in Ordnung.

Text & Fotos: Peter Marienfeld


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