Geistlich News Edition 2-2018 Deutsch

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GEISTLICH BIOMATERIALS

Foto: iStock / AGEphotography

JAHRGANG 13, AUSGABE 2, 2018

SCHWERPUNKT SEITE 5

JOURNAL CLUB SEITE 28

ÜBER DEN TELLERRAND SEITE 32

Frontzahnbereich im Fokus.

Stammzellen in der Zahnmedizin.

Regenerationsheld in Not.

Regeneration von Hart- und Weichgewebe im ästhetischen Bereich: Geht es dabei nur ums Aussehen?

Können sie helfen, Knochen, Ligament, Papille und Pulpa zu regenerieren? Die Expertenmeinung.

Weniger als 1'200 Axolotl leben noch in freier Wildbahn. Werden wir ihr Geheimnis noch rechtzeitig entschlüsseln?


LEADING REGENERATION.

100

GEISTLICH NEWS 2-2018


INHALT

Ausgabe 2 | 2018 EDITORIAL

4 Ihr Erfolg ist uns wichtig. SCHWERPUNKT

5

Frontzahnbereich und Ästhetik.

6

Neue Kollagenmatrix erleichtert Rezessionsdeckung Dr. Martina Stefanini und Prof. Giovanni Zucchelli | Italien

9

Genaueres Messen von Weichgewebeveränderungen Adjunct Prof. Dr. Tiago Morelli | USA

12 Was tun bei fehlenden Frontzähnen? Beurteilen Sie die Situation. Prof. Lin Ye und Dr. Jiang Xi | China

15

Die Biologie hinter Geistlich Bio-Oss® Associate Prof. Dieter D. Bosshardt | Schweiz

20

Anwendung von Yxoss CBR® im Frontzahnbereich Prof. Frank Liebaug | China und Deutschland

23

Sequenzielle Extraktionen und Implantationen Dr. Philippe Khayat und Dr. Marin Pomperski | Frankreich

25

Behandlung von Dehiszenzdefekten im Frontzahnbereich Dr. Shakeel Shahdad | Vereinigtes Königreich JOURNAL CLUB

28 Meilenstein-Studien. 29

Ein Überblick über Stammzellen in der regenerativen Zahnmedizin Prof. André Antonio Pelegrine und Dr. Antonio Carlos Aloise | Brasilien ÜBER DEN TELLERRAND

32 Das blasse Regenerationswunder. GEISTLICH PHARMA AG | OSTEOLOGY STIFTUNG

34 Hintergrund. 35

Das Portfolio von Behandlungskonzepten vervollständigt

35

Komplexe Knochenaugmentation? Die Zukunft beginnt jetzt!

35

Die Gewinner des «Gappy Game»

36

Neuigkeiten von der Osteology Stiftung INTERVIEW

38 Im Phantomraum mit A. Sculean 39

Impressum

3


Editorial

Ihr Erfolg ist uns wichtig.

«Genevieve, Josiah, Henry, Amy und Mark ...»

Foto: Roger Schuler

Das waren die Namen von fünf Passagieren eines Flugs, der am 20. Juli 2016 in Zürich landete. Unsere fünfköpfige Familie kam in der Schweiz an und startete in ihr neues Leben. Ich begann meine Laufbahn bei Geistlich. Heute, zwei Jahre später, möchte ich einige meiner Gedanken zu Geistlich mit Ihnen teilen. In dieser Ausgabe der Geistlich News geht es um den Frontzahnbereich und die Ästhetik. Für uns ist es absolut notwendig, die Anforderungen unserer Dentalkunden an das ästhetische Ergebnis zu erfüllen. Daher müssen wir den Zusammenhang zwischen unseren Kunden, den Produkten und den Patienten verstehen. Die meisten pharmazeutischen Therapien verabreicht sich ein Patient selbst – er nimmt Tabletten ein, klebt sich ein Pflaster auf etc. Medizintechnische Produkte werden hingegen fast immer von einem Arzt eingesetzt. Das Handling eines Medizinprodukts ist daher eines seiner wichtigsten Merkmale – es kann genauso wichtig sein wie die biologische Leistungsfähigkeit. Bei der Entwicklung von Geistlich Bio-Oss® Collagen und Geistlich Bio-Oss® Pen stand der Kunde besonders im Fokus. Die Produkte von Geistlich gelten als Bestin-class. Unsere neuen Technologien müssen mit einem genauen Verständnis des späteren Handlings entwickelt werden, um dieser Auszeichnung immer wieder gerecht zu werden. Meine Familie und ich genießen unsere Zeit in der Schweiz sehr und ich bin sehr gern Teil der Geistlich-«Familie». Ich freue mich darauf, Geistlich dabei zu unterstützen, unsere Verbindung zu den Bedürfnissen unserer Kunden zu stärken, und ich freue mich auf zukünftige Innovationen, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Produkt und Kunde.

Dr. Mark Spilker Chief Scientific Officer

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SCHWERPUNKT

FRONTZAHNBEREICH UND ÄSTHETIK.

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Wie sich im ästhetischen Bereich große Knochendefekte regenerieren, Implantate setzen und Weichgeweberezessionen decken lassen.

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Weichgewebemanagement im Frontzahnbereich

Neue Kollagenmatrix erleichtert Rezessionsdeckung Dr. Martina Stefanini | Italien Abteilung für Parodontologie Universität Bologna

Die volumenstabile Kollagenmatrix Geistlich ­Fibro-Gide® ist ein effektives Biomaterial zur Behandlung von Weich­ geweberezessionen. Eine Wurzeldeckung bis zur Schmelz-Zement-Grenze ist das Ziel, wenn Patienten mit dem Erscheinungsbild ihrer Zähne und ihres Zahnfleischs unzufrieden sind. Außerdem ist wichtig, dass das Ergebnis über einen langen Zeitraum stabil bleibt.

Koronaler Verschiebelappen plus Transplantat oder Matrix Das Präparieren eines koronalen Verschiebelappens ist eine Technik zur vollständigen Wurzeldeckung mit einem sehr gut vorhersagbaren und ästhetisch ansprechenden Ergebnis. Ist apikal des Rezessionsdefekts nur unzureichend keratinisiertes Gewebe vorhanden, oder muss die Weichgewebe­dicke erhöht werden, dann muss jedoch unter dem Lappen ein Bindegewebetransplantat platziert werden. Die Entnahme des Transplantats verlängert die Operationsdauer und ist für den Patienten unangenehm. Sie kann zu Schwellungen und manchmal auch zu Schmerzen an der Entnahmestelle im Gaumen führen. Für den Chirurgen ist die Transplantatentnahme anspruchsvoll und zeitintensiv. Unter

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Prof. Giovanni Zucchelli | Italien Abteilung für Parodontologie Universität Bologna

Umständen steht nicht ausreichend Material zur Verfügung. Daher sind Alternativen wünschenswert. Die neu entwickelte xenogene Kollagenmatrix Geistlich Fibro-Gide® wurde mehr als zehn Jahre lang in zahlreichen In-vitro-, präklinischen und klinischen Modellen getestet und hat sehr gute mechanische und biologische Eigenschaften gezeigt. Geistlich Fibro-Gide® stabilisiert das Blutkoagel, so dass es im Laufe der Zeit zu neuem Bindegewebe wird, das die Dicke des Weichgewebes in der behandelten Region erhöht.

Lappendesign: Split-Full-Split Zur Behandlung einzelner Gingivarezes­ sionen eignet sich besonders ein trapez­ förmiger Lappen. Er zeichnet sich durch zwei 3 mm lange horizontale Inzisionen sowie zwei leicht divergente vertikale Entlastungsinzisionen aus, die so kurz wie möglich sind und sich nicht bis in die alveolare Mukosa hinein erstrecken. Die Anhebung des Lappens sollte gemäß «Split-Full-Split»-Konzept in koronal-apikaler Richtung erfolgen. Die Papillen zwischen den horizontalen Inzisionen und der sondierbaren Sulkusregion apikal der Wurzelfreilegung werden als Spaltlappen angehoben, wobei das Skalpell fast parallel zum Knochen geführt wird. Anschließend sollte ein Periostelevator in den sondierbaren Sulkus eingeführt werden, um den Lappen in apikaler Richtung zu einem Volllappen auszuweiten und 3 bis 4 mm Knochen

apikal der Knochendehiszenz freizulegen. Grund für die Anhebung des Volllappens ist die Einbeziehung des Periosts in den zentralen Teil des Lappens. Sobald der Lappen verschoben ist, sollte das Periost die avaskuläre Wurzeloberfläche abdecken, so dass die Blutversorgung in diesem sensiblen Bereich gewährleistet ist (Abb. 1). Apikal des freigelegten Knochens setzt sich die Anhebung als Spaltlappen fort und endet, sobald der Lappen passiv in koro­naler Richtung bewegt werden kann. Die koronale Mobilisierung des Lappens gilt als «adäquat», wenn der Randteil des Lappens passiv eine Höhe erreichen kann, die koronal zur Schmelz-Zement-Grenze ist. Die Passivität des Lappens ist für den Erfolg sehr wichtig. Die Wurzeloberfläche wird kürettiert . Zum Entfernen der Schmierschicht von den Dentintubuli wird 24-prozentiges EDTA-Gel empfohlen. Das faziale Weichgewebe der anatomischen Papillen koronal der horizontalen Inzisionen sollte deepithelisiert werden. An dieses freiliegende Bindegewebe werden später die chirurgischen Papillen des koronalen Verschiebelappens genäht.

Positionieren der Matrix Geistlich Fibro-Gide® sollte in trockenem Zustand zugeschnitten werden. Die Ma­trix sollte 6 mm breiter zugeschnitten werden als die auf Höhe der Schmelz-ZementGrenze gemessene Rezessionsbreite. In


der Höhe sollte die Matrix rund 2-3 mm über die bukkale Knochendehiszenz hinausreichen. Die Matrix wird vom Hersteller mit einer Standarddicke von 6 mm geliefert. Zur Behandlung von Gingivarezessionen sollte die Dicke verringert werden, indem die Matrix in der Mitte mit einem Skalpell auf eine Dicke von rund 3-4 mm zugeschnitten wird. Die Matrix kann an den Rändern für ein einfacheres Vernähen weiter ausgedünnt werden. Die Matrix sollte in trockenem Zustand so pltziert werden, dass sie koronal auf Höhe der Schmelz-Zement-Grenze liegt

und apikal 2 mm über die Knochenkante hinausragt. Anschließend sollte sie mit resorbierbaren Einzelknopfnähten an der Basis der deepithelisierten anatomischen Papillen fixiert werden.

Lappenverschluss Das Vernähen des Lappens beginnt mit zwei Einzelknopfnähten an dem am weitesten apikal liegenden Teil der vertikalen Entlastungsinzisionen. Es wird koronal mit weiteren Einzelknopfnähten fortgesetzt. Auf diese Weise soll die koronale Verschiebung des Lappens erleichtert und

die Spannung an der letzten koronalen Umschlingungsnaht verringert werden. Die Umschlingungsnaht ermöglicht eine Stabilisierung der chirurgischen Papillen über dem interdentalen Weichgewebebett (den anatomischen Papillen) und somit eine präzise Anpassung des Lappenrands an die darunterliegende Konvexität der Krone. Am Ende des Eingriffs sollte die Kollagenmatrix vollständig vom Lappen bedeckt sein.

ABB. 1: REZESSIONSDECKUNG MIT SPALTLAPPEN (SPLIT-FULL-SPLIT). DAS LAPPENDESIGN SOLL EINE GUTE VASKULARISIERUNG DES GEWEBES AUF DER WURZELOBERFLÄCHE GEWÄHRLEISTEN

Parodontales Ligament

Epithel Chirurgische Papillen

Lappen Lappen

VOLLSCHICHTLAPPEN

Freie Mucosa SPALTLAPPEN

Keratinisiertes Gewebe

Schmelz-ZementGrenze

Vaskularisierung VOLLSCHICHTLAPPEN

Deepithelisierte anatomische Papillen

Bild: Quaint

Deepithelisierte anatomische Papillen

SCHWERPUNKT

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Klinische Tipps Die Verwendung eines koronalen Verschiebelappens in Kombination mit Geistlich Fibro-Gide® kann eine wertvolle Option zur Behandlung von Einzelrezessionen der Miller-Klasse I sein. Damit die Stabilität des Lappens gewährleistet ist, muss apikal des Rezessionsdefekts mindestens 1 mm keratinisiertes Gewebe vorhanden sein. Durch Verwendung der Kollagenmatrix kann die Weichgewebedicke besser erhöht werden als mit einem koronalen Verschiebelappen alleine. Dies ist außerordentlich wichtig für die langfristige Aufrechterhaltung des klinischen Ergebnisses.

ABB. 2: BEHANDLUNG EINER GINGIVAREZESSION B

A

D

C

Literatur 1

Cardaropoli G, et al.: J Clin Periodontol 2003; 30,

212–218. 3 Hämmerle C, et al.: Clin Oral Impl Res 2012; 23(Suppl 5), 22-38. 4 Schropp L, et al.: Int J Periodontics Restorative Dent 2003; 23:313–323. 5 Cardaropoli D, et al.: Int J Periodontics Rest Dent 2012; 32: 421-430. 6 Vignoletti F, et al.: Clin Oral Implants Res 2012; 23 Suppl 5:22-38. 7 Araujo MG, et al.: Int J Periodontics Restorative Dent 2008; 28:123-135.

E

F

G

Fotos: Dr. Martina Stefanini, Prof. Giovanni Zucchelli

809–818. 2 Araujo MG, Lindhe J: J Clin Periodontol 2005; 32:

8 Avila-Ortiz G, et al.: J Dent Res 2014; 93(10):950-95. 9 Nobuto T, et al.: J Periodontol 2005; 76:1346-1353. 10 Cardaropoli D, et al.: Int J Periodontics Restorative Dent 2015; 35(5):677-85. 11 Cardaropoli D, et al.: Int J Periodontics Rest Dent 2014; 34(2):211-217. 12 Haas R, et al.: Clin Oral Implants Res 1998; 9(2):117-22. 13 Zitzmann NU, et al.: Int J Periodontics Restorative Dent 2001; 21:288–295. 14 Zucchelli G, et al.: J Periodontol 2006; 77(4):

714–21. 15 Zucchelli G, et al.: Int Journal Periodontics Resto-

rative Dent 2016; 36(3): 319–27.

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|  A  Ausgangssituation: 3 mm Gingivarezession am oberen ersten Prämolar mit keratinisiertem Gewebe 1 mm apikal des Defekts.   |  B  Matrix-Vorbereitung: die Matrix wird auf die idealen Abmessungen zugeschnitten (Länge, Höhe und Dicke). Es wird die typische Form geschaffen, bei der die maximale Dicke sich über der freiliegenden Wurzel befindet und das Fixieren an den Längsseiten erleichtert wird. |  C  Lappendesign und Aufklappung: trapezförmiges Lappendesign mit 2 horizontalen Inzisionen und 2 vertikalen Entlastungsinzisionen. Der Lappen wird gemäß «Split-Full-Split»-Konzept in koronal-apikaler Richtung aufgeklappt.  |  D Fixierung der Matrix auf Höhe der Zement-Schmelz-Grenze mit Einzelknopfnähten, die an der Basis der deepithelisierten anatomischen Papillen verankert sind. Lappenverschluss: Zu beachten ist die exakte Anpassung des Zahnfleischrands über der klinischen Krone und der Verschluss der vertikalen Inzisionen zur Vermeidung des Blutaustritts aus der Wunde. | E  Einheilstatus 6 Monate nach dem Eingriff: Es wurden eine vollständige Wurzeldeckung und ein optimaler Übergang zwischen dem behandelten Bereich und den benachbarten Weichgeweben erreicht.  |  F-G  Aufnahmen der Profile in der Ausgangssituation und 6 Monate nach dem Eingriff. Deutlich sichtbar ist die Zunahme an Weichgewebedicke.


3D-Bildgebung und Superimposition

Genaueres Messen von ­Weichgewebeveränderungen Adjunct Prof. Dr. Tiago Morelli | USA Private Praxis in Raleigh, USA University of North Carolina School of Dentistry, Chapell Hill

Das Quantifizieren von Behandlungsergebnissen ist der erste Schritt in Richtung einer kontinuierlichen Verbesserung. Eine neue Technik ermöglicht ein genaues und präzises Messen der Zunahme von Weichgewebedicke. Die Beurteilung des Weichgewebevolumens war bislang eine anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere nach Augmentation des Weichgewebes oder Deckung von freiliegenden Wurzeloberflächen. Gewebetransparenz und gingivaler Biotyp wurden in der Regel mittels Sichtkontrolle1 und Parodontalsonden2 beurteilt. Es hat sich jedoch gezeigt, das bei fast der Hälfte der Personen mit

dünnem Biotyp eine Sichtkontrolle zu einer Falschklassifizierung führen kann.3 Die digitale Volumentomographie (DVT) ermöglicht demgegenüber zuverlässigere Messungen. 4,5 Dieses Verfahren hat je­ d och auch einige Nachteile, zum Bei­ s piel sind mit DVT nur lineare Messungen möglich, es können Streu­ effekte auftreten, die die Analyse beein­ träch­tigen, und die Patienten sind bei einer komparativen Analyse zusätzlicher Strahlung ausgesetzt.

3D-Aufnahmen durch digitales optisches Scannen Neu wurden zur Messung von Volumenveränderungen des oralen Gewebes digitale optische Scanning- und Beurteilungsverfahren eingeführt.6,7 Diese ermöglichen ein anderes Messen und Quantifizieren von Weichgewebevolumen nach einer Rekon-

ABB. 1: VOLUMENVERLUST IN DEN ERSTEN SECHS MONATEN NACH DER EXTRAKTION VON ZAHN 13 (übereinandergelegte rekonstruierte 3D-Aufnahmen)

struktion oder nach regenerativen ­parodontalen Verfahren. Präklinische und klinische Kalibrierungsstudien weisen die Präzision und Zuverlässigkeit dieser nicht-invasiven Verfahren zur Beurteilung von Weichgewebe-Volumenveränderungen nach.8,9

Drei Techniken der Überlagerung In den letzten Jahren wurden in der Gesichts- und Kieferchirurgie, der Zahn­­implantologie und verschiedenen anderen medizinischen Fachbereichen vermehrt 3D-Bildgebungsverfahren eingesetzt. Das Übereinanderlegen von 3D-Aufnahmen im Modell kann dabei helfen, Behandlungsziele zu erreichen, ideale Behandlungsmodalitäten zu erkennen sowie Behandlungsergebnisse vorherzusagen und sie zu bewerten. Für die Überlagerung von 3D-Datensätzen aus herkömmlicher Computertomographie, DVT oder intraoralen optischen Scannern gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Techniken, etwa 1. Merkmalsbasierte Überlagerung 2. Oberflächenbasierte Überlagerung 3. Voxelbasierte Überlagerung Die Aussagekraft der beiden ersten Techniken hängt von der Genauigkeit der Merkmals­erkennung und der Präzision der 3D-Oberflächenmodelle ab. Bei den meisten Softwarelösungen werden die 3D-Unterschiede der übereinandergelegten Modelle in 2D-Farbcodes übersetzt. Die Quantifizierung der strukturellen Veränderungen ist jedoch nicht immer ganz leicht.

SCHWERPUNKT

9


ABB. 2: VOLUMENVERLUST NACH ZAHNEXTRAKTION. Das blaue/grüne Volumen ging bei der Knochenremodellierung nach der Zahnextraktion verloren (Querschnitt von Zahn 13).

Der intraorale Scanner, den wir verwendet haben, um 3D-Aufnahmen für die Weichgewebeanalyse zu erhalten, war ein Trios 3® (3-Shape, Kopenhagen, Dänemark). Der Trios 3 ist ein leistungsstarker, extrem schneller und leichter Scanner. Er funktioniert nach dem Prinzip der konfokalen Mikroskopie und ultraschnellen optischen Abtastung. Er arbeitet puderfrei und erzeugt qualitativ hochwertige Aufnahmen in Echtfarbe. Im Rahmen einer Validierungsstudie berichteten Imburgia und Mitarbeiter für den Trios 3 über einen Richtigkeitswert von 50,2 µm bis 67,2 µm und eine Präzisionswert von 24,5 µm bis 31,5 µm.10

Eine neue Technik auf der Grundlage von STL-Daten

Darstellung der 3D-Oberflächengeometrie

Vor Kurzem hat unsere Gruppe eine Technik zum Übereinanderlegen von 3D-Modellen und zur genauen Quantifizierung der Volumenveränderungen nach Knochen- und Weichgeweberegeneration entwickelt. Die Technik beruht auf der Erstellung von 3D-Oberflächenmodellen aus den Daten von DVT-Aufnahmen oder intraoralen optischen Scannern. Bei der Verwendung von DVT-Datensätzen muss die von einer DVT-Datei stammende DICOM-Datei in eine Standard Tesselation Language(STL)-Datei übersetzt werden. Für eine genaue 3D-Überlagerung müssen die verwendeten Dateien mit derselben DVT-Einheit und identischen Einstellungen aufgenommen werden. Eine andere wichtige und kritische Komponente ist das Vorhandensein von Metall in dem Bereich, der beurteilt werden soll. Es besteht das Risiko, dass die morphologische Struktur des rekonstruierten 3D-Modells durch Streueffekte verändert wird. Dies würde die Quantifizierung der Volumenveränderung beeinträchtigen.

Die oberflächenbasierte Messung könnte sich als echte Alternative zu herkömmlichen voxelbasierten Messung erweisen. STL ist ein oberflächenbasiertes Open-Source-Format, das problemlos von den meisten handelsüblichen und Freeware-Softwareanwendungen verwendet werden kann. Derartige Oberflächenmodelle werden in vielen Branchen bereits großflächig eingesetzt, zum Beispiel im Ingenieurwesen und in der Architektur, da sie eine schnelle Erstellung von Prototypen und eine computerunterstützte Fertigung zulassen. Diese 3D-Datensätze ermöglichen einen leichten Informationsaustausch und erleichtern die Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern. Oberflächenmodelle enthalten keine Volumendaten, sondern verwenden stattdessen 3D-Oberflächendaten, die sich von den Daten unterscheiden, die man von einem DVT- oder einem intraoralen Scanner erhält – eine Darstellung der 3D-Oberflächengeometrie in drei Richtungen.

10

GEISTLICH NEWS 2-2018

In diesem Fall sollten beim Übereinanderlegen von Oberflächenmodellen auch die Form der Daten, die Vorverarbeitung der Oberfläche (z. B. Glättung, Segmentierung), das Transformationsmodell und die Auswahl der Referenzstrukturen als potenzielle Fehlerquellen betrachtet werden. In einer aktuellen Studie haben Gkantidis et al. 3D-Überlagerungstechniken bei unterschiedlichen Skelettstrukturen anhand von Oberflächenmodellen beurteilt und sind zu dem Schluss gekommen, dass diese genaue, präzise und reproduzierbare Ergebnisse liefern können.11

Messen von Volumenveränderungen Für die Oberflächen- und Volumenanalyse haben wir die Software Geomagic Qualify®


(Raindrop Geomagic, Research Triangle Park, NC, USA) verwendet, die wir für die Berechnung des Gesamtvolumens modifiziert haben. Im Rahmen einer Präzisionsanalyse anhand von CAD-Dateien wurde festgestellt, dass die Oberflächenrekonstruktion mithilfe der Software Geomagic Qualify eine zuverlässige Analyse mit einer maximalen Abweichung von 0,06 mm, einer Standardabweichung von 0,003 mm und einem mittleren Fehler von 0,002 mm lieferte.12 Bei 3D-Modellen, die mithilfe der Daten des intraoralen Scanners rekonstruiert worden waren, betrug unser mittlerer Fehler 0,04 mm bzw. 0,07 mm bei Verwendung von 3D-Modellen, die mit dem DVT-Datensatz rekonstruiert worden waren. Als Referenzpunkt für das Übereinanderlegen der 3D-Oberflächenmodelle verwendeten wir die Drei-Punkt-Registrierung. Nach der Überlagerung wurde eine 3D-Analyse durchgeführt und für die Visualisierung wurden die Abstände zwischen den entsprechenden Bereichen der übereinandergelegten Modelle farbcodiert. Mittels der häufig beschriebenen linearen Messung kann für jeden Punkt der Abstand zwischen zwei Punkten berechnet werden. Um das Volumen zu berechnen, muss der entsprechende Bereich im Referenzmodell vorausgewählt und in das getestete Modell repliziert werden. Sobald die 3D-Analyse abgeschlossen ist, kann der Softwarealgorithmus die spezifische Volumendifferenz zwischen dem Referenz- und dem getesteten Modell berechnen.

ABB. 4: REKONSTRUIERTES 3D-VOLUMEN, DAS DEN GESAMTVOLUMENVERLUST NACH DER EXTRAKTION DARSTELLT (6 Monate nach der Extraktion).

Schlussfolgerung Fortschritte bei der Gewinnung von 3D-Datensätzen führen zu genauen, nicht-invasiven und aussagekräftigen Verfahren, die dem Arzt wertvolle Informationen für die Entscheidungsfindung liefern. Vor allem kann der Einsatz digitaler Technologie zur Beurteilung von Behandlungsergebnissen potenziell nicht nur die statistische, sondern auch die klinische Signifikanz der verschiedenen Behandlungsoptionen zeigen, indem sie den Gesamtzugewinn oder -verlust an Volumen nach chirurgischen Eingriffen optisch darstellt.

Referenzen 1

Seibert J & Lindhe J: Esthetics and periodontal therapy. Munksgaard 1989: 477-514.

2

Kan JY, et al.: Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 2009; 67(11): 40-48.

3

Eghbali, et al.: Journal of Clinical Periodontology 2009; 36(11), 958-963.

4

Januario AL, et al.: Journal of Esthetic and Restorative Dentistry 2008; 20(6): 366-73.

5

Amid R, et al.: Arch Oral Biol 2017; 79: 1-6.

6

Thoma DS, et al.: J Clin Periodontol 2010; 37(7): 659-66.

7

Sanz-Martın I, et al.: Clin Oral Implants Res 2016; 27(8): 969-74.

8

Windisch SI, et al.: Clinical Oral Implants Research 2007;18: 545-51.

9

Fickl S, et al.: Journal of Clinical Periodontology 2009; 36: 442-48.

10 Imburgia M, et al.: BMC Oral Health 2017; 17: 92. 11 Gkantidis N, et al.: PLoS One 2015; 23;10(2) : e0118810. 12 Wang WG & Yi J: Applied Mechanics & Materials 2014; 618: 443-47.

ABB. 3: REKONSTRUIERTES 3D-VOLUMEN, DAS DEN GESAMTVOLUMENVERLUST 6 MONATE NACH DER EXTRAKTION DARSTELLT.

SCHWERPUNKT

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Fehlende Frontzähne

Was tun bei fehlenden Frontzähnen? Beurteilen Sie die Situation. Prof. Lin Ye | China Universität Peking, Schule und Klinik für Stomatologie, Abteilung für orale Implantologie

Die Implantatrehabilitation im Oberkiefer-Frontzahnbereich bleibt aufgrund von ästhetischen Bedenken eine Herausforderung. Hohe Vorhersagbarkeit, niedriges Komplikationsrisiko und optimales ästhetisches Ergebnis – dies sind die primären Ziele der Implantattherapie im Frontzahnbereich.1 Um diese Ziele zu erreichen, ist das Verständnis der Biologie sowie der klinischen Grundsätze und Techniken fundamental.

Beurteilung der Ästhetik Objektive Verfahren zur qualitativen Bewertung der Implantatästhetik sind außerordentlich wichtig für das Beurteilen von Ergebnissen, das Aufzeichnen von kliPES

6.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

WES

5.

5. 2.

nischen Daten, das Vergleichen von unterschiedlichen Studien und, nicht zuletzt, für die Aus- und Weiterbildung. Hierzu wurden drei Indizes entwickelt (Abb. 1): 1. Der Score für die rosafarbene Ästhetik (Pink Esthetic Score, PES), der nur das periimplantäre Weichgewebe betrifft.2 2. Der modifizierte PES zur umfassenden Bewertung des ästhetischen Ergebnisses der Implantatrekonstruktion inklusive Weichgewebe und Restauration.3 3. Der Score für die weiße Ästhetik (White Esthetic Score, WES), der sich speziell auf die implantatgestützte Krone konzentriert.3 Die Indizes für die Ästhetik wurden hauptsächlich auf der Grundlage von klinischen Ergebnissen und ohne Einbeziehung von

Modified PES

7. 4.

Dr. Jiang Xi | China Universität Peking, Schule und Klinik für Stomatologie, Abteilung für orale Implantologie

3.

2.

1.

Mesiale Papille Distale Papille Weichgewebe-Level Weichgewebekontur Kieferkammdefizit Weichgewebefarbe Weichgewebetextur Maximalwert:

0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 14

1. 2. 3. 4. 5.

3.

4. 1.

Mesiale Papille Distale Papille Kurvatur der fazialen Mukosa Level der fazialen Mukosa Wurzelkonvexität, Weichgewebefarbe und -textur Maximalwert:

1. 3. 4.

2.

5.

0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2

10

1. 2. 3. 4. 5.

Zahnform Aufteilung, Volumen Farbe (Farbton, Farbwert) Oberflächentextur Transluzenz, Charakterisierung Maximalwert:

0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2 0/1/2

Patientenmeinungen entwickelt. Das Konzept der Mundgesundheit sollte jedoch zusätzlich zur Ansicht der Zahnärzte auch die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen, also nicht nur objektive, sondern auch subjektive ästhetische Ergebnisse.

Schlüssel zum Erfolg: Korrekte 3D-Position des Implantats Sowohl aus biologischer als auch aus technischer Sicht ist die dreidimensionale Implantatpositionierung – insbesondere der Implantatschulter – einer der wichtigsten Faktoren für das endgültige ästhetische Ergebnis. Das Implantat muss in den folgenden drei Dimensionen korrekt eingesetzt werden: › mesiodistal › apikokoronal › orofazial Nach Buser et al. sollte die Implantatschulter innerhalb der «Komfortzonen» platziert werden, ohne in die mesiodistal, orofazial und apikokoronal definierten «Gefahrenzonen» einzudringen. (Abb. 2)4 Die Implantatplatzierung in der korrekten orofazialen Dimension ist besonders wichtig. Wird dies nicht ausreichend berücksichtigt, kommt es häufig zu unbefriedigenden ästhetischen Ergebnissen, etwa einer Mucosarezession. Daher sollten die Leitlinien für die orofaziale Positionierung immer befolgt werden, unabhängig davon, ob es um einen abgeheilten Kieferkamm oder eine Extraktionsalveole geht. ABB. 1: PINK ESTHETIC SCORE (PES), MODI-

10

FIZIERTER PES UND WHITE ESTHETIC SCORE (WES) MIT IHREN VARIABLEN.

12

GEISTLICH NEWS 2-2018


An abgeheilten Stellen besteht bukkal eine ausgeprägtere Knochenresorption als palatinal, so dass nur auf der palatinalen Seite des Implantats die Knochenhöhe adäquat ist. Daher sollte das Implantat immer «palatinal» im anterioren Oberkiefer platziert werden. Bei Sofortimplantaten kann die Extraktionsalveole trügerisch sein. Ein orofazial in der Mitte der Extraktions­alveole platziertes Implantat dringt häufig in den fazialen Grenzbereich ein. Gemäß der Regel für eine korrekte Platzierung in der orofaziale Dimension sollte das Implantat an der palatinalen Wand der Extraktions­alveole eingesetzt werden.

Zeitpunkt der Implantatinsertion Der Zeitpunkt der Implantatinsertion beeinflusst die Dauer der Behandlung, die Operationsstrategie, die Ästhetik und die Wahrnehmung des Patienten. Im Jahr 2004 wurde in einer Konsenserklärung der Zeitpunkt der Implantatinsertion in vier Kategorien eingeteilt (Tab. 1).

ABB. 2: KORREKTE IMPLANTATPOSITIONIERUNG IN DER MESIO-DISTALEN, ORO-FAZIALEN UND APIKO-KORONALEN DIMENSION.

Mesiodistale Dimension: Die Implantatschulter sollte innerhalb der Komfortzone liegen, die Gefahrenzonen dicht an benachbarten Wurzeloberflächen sollten gemieden werden. In der täglichen Praxis ist die mesiodistale Positionierung des Implantats in der Mitte einer Einzelzahnlücke im anterioren Oberkiefer häufig die richtige Entscheidung. Steht mesiodistal nur begrenzt Platz zur Verfügung, sollte ein Implantat mit einem kleinen Durchmesser von 3,3 mm oder 3,0 mm erwogen werden. Orofaziale Dimension: Die Implantatschulter sollte ungefähr 1,5 mm palatinal zum Austrittspunkt benachbarter Zähne liegen. Ein Eindringen in die Gefahrenzone liegt eindeutig vor, wenn das Implantat zu weit fazial platziert wird. Eine zweite Gefahrenzone liegt bei einer zu weit palatinalen Platzierung und kann eine Implantatkrone mit Kammlücke («Ridge-Lap») erfordern. Apikokoronale Dimension: Das Implantat sollte 3-4 mm apikal zum Zahnfleischrand der künftigen Restauration positioniert werden, d.h. die Plattform sollte auf der fazialen Seite etwas subkrestal und im Zwischenzahnbereich etwas mehr subkrestal liegen.

Das im Jahr 1978 entwickelte Konzept der Sofort­implantation, insbesondere in der ästhetischen Zone, wird seit mehr als 30 Jahren kontrovers diskutiert. An der Sofortimplantation sind zwei biologische Prozesse beteiligt: (1) die Heilung der Extraktionsalveole und (2) die Osseo­integration des Implantats. Klinische Studien mit großen Kohorten und langen ­Follow-up-Zeiträumen haben gezeigt, dass die Überlebensrate von Sofortimplantaten mit der Überlebensrate von Implantaten vergleichbar ist, die in den geheilten Kieferkamm eingesetzt werden.5 Eine aktuelle Tierstudie ergab beim Vergleich von Sofort­implantation und verzögerter Implantation keine Unterschiede hinsichtlich Osseointegration.6 Daraus kann man schließen, dass

die Mikroumgebung einer Extraktionsalveole die Osseointe­gration von Zahn­ implantaten nicht gefährdet. Mittlerweile wurde sowohl in präklinischen als auch in klinischen Studien nachgewiesen, dass das Einsetzen eines Titanimplantats in die Alveole Alveolen­ remodellierung nicht verändert.7,8 Die beiden biologischen Prozesse – Heilung und Osseointegration – sind also unabhängig voneinander und beide beeinflussen das grundlegende Prinzip der Sofortimplantation. Zum Erzielen von langfristig stabilen ästhetischen Ergebnissen sollte bei der Sofortimplantation in der ästhetischen Zone Folgendes bedacht werden:

Implantatposition. Der Implantathals sollte nach der Knochenremodellierung nicht durch die bukkale Knochenplatte dringen. Augmentation/Erhaltung des Kieferkammprofils. Gemäß früherer Studien führt eine spontane Alveolenheilung zum Verlust von 50% der Kieferkammbreite. Aus diesem Grund ist der verbliebene Knochen eventuell nicht in der Lage, das Implantat vollständig zu umschließen oder eine ausreichende faziale Knochendicke aufrechtzuerhalten. Die am häufigsten eingesetzte und evidenzbasierte Strategie zur Erhaltung des Kieferkamms ist die intra­ alveoläre Transplantation, bei der 80%

SCHWERPUNKT

13


der Kieferkammbreite erhalten bleiben. Bei der Sofortimplantation sollte die Lücke zwischen dem bukkalen Knochen und der Implantatoberfläche mit einem Knochen­ ersatzmaterial mit niedriger Resorptionsrate (DBBM) aufgefüllt werden, um die Alveolenremodellierung zu kompensieren bzw. ihr entgegenzuwirken und eine stärkere Knochenbildung in der bukkal-koronalen Region zu bewirken.9, 10 Provisorische Sofortversorgung. Aufgrund der Resorption von Bündelknochen geht innerhalb eines Monats bukkal Knochen verloren, was die Stabilität des Knochenvolumens gefährdet. Druck durch das labiale Weichgewebe kann zum Kollabieren der Gingiva und Beeinträchtigung der Knochenneubildung führen. Daher kann eine implantatgestützte temporäre Krone, die das bukkale Weichgewebe stützt, zusätzlich zum Knochenersatzmaterial Volumenstabilität bieten.11 Klinische Studien haben gezeigt, dass eine Sofortimplantation in Kombination mit einer provisorischen Sofortversorgung zu besseren klinischen Ergebnissen führt als eine Sofortimplantation allein.12 Provisorische Sofortversorgung mit lappenfreiem Zugang. In der Regel wird ein

Lappen angehoben, um die gesteuerte Knochenregeneration (GBR) zu erleichtern und bukkal eine bessere Neubildung von Knochen zu erreichen. Es sollte jedoch immer auch die Kosteneffizienz berücksichtigt werden. Neben der Störung der natürlichen Zahnfleischform können Knochenabbau und postoperative Beschwerden Nachteile der Aufklappung sein. Aktuelle klinische Studien zeigen, dass durch eine Kombination von intraalveolärer Transplantation und implantatgestützten provisorischen Kronen eine angemessene Dicke des bukkalen Knochens und auf lange Sicht vorhersagbare Weichgewebeniveaus erzielt werden können. Die Indikation für eine Sofortimplantation ist umstritten. Frühere Studien empfehlen eine Sofortimplantation in der ästhetischen Zone nur für den Phänotyp mit dicker bukkaler Knochenwand (> 1 mm) und den Biotyp mit dicker Gingiva.1 Diese Schlussfolgerungen wurden nach der Auswertung von DVT-Ergebnissen gezogen, die zeigten, dass beim Phänotyp mit dünner Knochenwand (<1 mm) eine progressive Knochenresorption mit einem vertikalen Verlust von 7,5 mm auftrat, wohingegen beim Phänotyp mit dicker Knochenwand nur eine geringe Knochenresorption mit einem vertikalen Verlust von 1,1 mm auftrat.13

Die Ergebnisse dieser Studien stimmen mit den Ergebnissen unserer eigenen Arbeit überein.14 Die Schlussfolgerung, dass eine Sofortimplantation bei Patienten mit dünner Knochenwand nicht erwogen werden sollte, ist jedoch nicht immer richtig. Tatsächlich kann trotz Resorption des Bündelknochen neuer Knochen zwischen der bukkalen Knochenwand und der Implantatoberfläche regeneriert werden kann. Bei Sofortimplantaten ist das Regenerationspotenzial der Schlüssel zum Erfolg. Referenzen 1

Buser D, et al.: Periodontology 2000 2017; 73: 84-102.

2 Furhauser R, et al.: Clin Oral Implants Res 2005; 16: 639-644. 3 Belser UC, et al.: J Periodontol 2009; 80: 140-151.. 4 Buser D, et al.: Int Oral MAxillofac Implants 2004; 19: 43-61. 5 Chen ST, et al.: nt Oral MAxillofac Implants 2004; 19 Suppl: 12-25. 6 Watanabe T, et al.: Clin Implant Dent Relat Res 2016; 18: 146-160. 7 Araujo MG, et al.: J Clin Periodontol 2005; 32: 645652. 8 Botticelli F, et al.: J Clin Periodontol 2004; 31: 820828. 9 Araujo MG, et al.: Clin Oral Implants Res 2011; 22: 1-8. 10 Groenendijk E, et al.: Int J Oral Maxillofac surg 2017; 46: 1600-1606. 11 Degidi M, et al.: Int J Periodontics Restorative Dent 2013; 33: 559-U515. 12 Arora H, Ivanovski S: Clin Oral Implants Res 2018;

TAB. 1: ZEITPUNKTE DER IMPLANTATSETZUNG

29: 346-352. 13 Chappuis V, et al.: J Dent Res 2013; 92: 195s-201s.

Klassifizierung

Definition

Indikation

Typ 1

Sofortimplantation

Intakte bukkale Knochenplatte; Ausreichend Knochen in der apikalen Region, um eine Verankerung des Implantats zu ermöglichen

Typ 2

Frühzeitige Implantatinsertion Defekte bukkale Knochenplatte; mit Weichgewebeheilung Ausreichend Knochen in der apikalen Region, um eine (4 bis 8 Wochen nach der Extraktion) Verankerung des Implantats zu ermöglichen

Typ 3

Frühzeitige Implantatinsertion mit partieller Knochenheilung (3 bis 4 Monate nach der Extraktion)

Mehrwurzelige Molaren

Typ 4

Spätimplantation nach vollständiger Einheilung (mehr als 6 Monate)

Aufgrund von persönlichen oder anatomischen Gründen ist eine verzögerte Implantatoperation erforderlich

14

GEISTLICH NEWS 2-2018

14 Jiang X, et al.: Clin Implant Dent Relat Res 2017; 19: 96-305.

Lesen Sie die vollständige Fassung in unserem Blog.


Langzeitstabilität

Die Biologie hinter Geistlich Bio-Oss® Prof. Dieter D. Bosshardt | Schweiz Robert K. Schenk Labor für Orale Histologie Zahnmedizinische Kliniken, Universität Bern

Seit mehr als 30 Jahren ist Geistlich Bio-Oss® auf dem Markt für regenerative Zahnmedizin erhältlich. Doch welches sind die Produkteigenschaften, die stabile und langfristige Ergebnisse im klinischen Alltag gewährleisten? Ein Blick auf die Biologie hilft, Geistlich Bio-Oss® besser zu verstehen. Geistlich Bio-Oss® ist eine natürliche, nicht-antigene, poröse Knochenmineralmatrix bovinen Ursprungs. Wird es in seiner nativen Form zur Herstellung von unentkalkten Dünnschliffen verarbeitet und mit Toluidinblau angefärbt, ist die Anfärbung extrem schwach (Abb. 1). Dennoch ist ein leerer Havers‘scher Kanal sichtbar, der eine Makropore bildet, umgeben von Lamellenknochen und erzeugt durch Doppel­brechung von Hydroxylapatit (Abb 2). Nach dem Applizieren von Geistlich­­ Bio-Oss® an einer Augmentationsstelle zeigt ein unentkalkter Dünnschliff, der mit Toluidinblau angefärbt wurde, völlig andere Merkmale. Das Biomaterial ist sehr viel intensiver angefärbt als der umgebende Knochen (Abb. 3),1 was auf das Vorhandensein von organischem Material hinweist. Auf der Grundlage dieses Vergleichs können wir schlussfolgern, dass ­Geistlich­­ Bio-Oss® organische Bestandteile wie etwa körpereigene Proteine auf-

genommen hat, die die Biofunktionalität verbessern und zur Biokompatibilität beitragen könnten. Das Vorhandensein von körpereigenen Proteinen kann auch bei der Anfärbung von entkalkten Präparaten im Dünnschnitt beobachtet werden.1 Tatsächlich zeigt sowohl der Kunststoffschnitt (Abb. 4; Toluidinblau und Basisfuchsin) als auch der Paraffinschnitt (Abb. 5; Hämatoxylin und Eosin) eine etwas dunklere Anfärbung von neuem Knochen sowie feine Abstufungen von Blau und Rot bei Geistlich Bio-Oss®.

Adsorption und Aufnahme von Proteinen Die Proteinadsorption spielt eine Schlüsselrolle bei der Bestimmung der anfänglichen Zellantwort auf ein implantiertes Biomaterial, auf dem sich sofort eine Schicht aus Proteinen und anderen Molekülen aus

dem Blut und den Gewebeflüssigkeiten bildet. Die Aufnahme von körpereigenen Proteinen kann mithilfe von hochauflösender Immunhistochemie mit einem Antikörper für typische im Knochen vorkommende nicht-kollagene Proteine nachgewiesen werden, dessen Menge durch Goldpartikel angezeigt wird, die sich in der Aufnahme in Abbildung 6 als schwarze Punkte darstellen. Geistlich Bio-Oss ® kann auch mit biologisch aktiven exogenen Proteinen vorbeschichtet werden. In vitro hält Geistlich Bio-Oss® Schmelzmatrixproteine (Emdogain®, Straumann AG, Schweiz – Abb 7)2 und Osteogain®3­ (Straumann AG, Schweiz), eine flüssige Formulierung von Emdogain®, zurück. Diese Erkenntnisse zeigen, dass ­Geistlich­ ­B­io-Oss®­­ nicht nur als Knochen­ersatzBiomaterial zum Auffüllen von Knochen­ defekten und zur Förderung der Kno-

ABB. 1-3: Unentkalkte Dünnschliffe von Geistlich Bio-Oss® Spongiosapartikeln, eingebettet in Methyl-

methacrylat, vor (1, 2) und nach (3) einer Implantation in den Körper, eingefärbt mit Toluidinblau und betrachtet im Durchlicht (1, 3) und unter polarisiertem Licht (2). 1

2

BO

3

BO HK

K HK

BO

SCHWERPUNKT

15


chenbildung durch Osteokonduktion fungieren kann, sondern auch als Träger, der exogene Proteine mit biologischer Aktivität bereitstellt.

4

NK

BO

WG

NK

Osteokonduktivität

WG BO WG

NK 5

A

BO

BO

Resorbierbarkeit

NK NK

WG BO

Die Osteokonduktivität von Geistlich Bio-Oss® wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen.4-6 Wird es in oder dicht an einer knöchernen Umgebung platziert, können Osteoblasten tatsächlich Knochen matrix direkt auf dem Biomaterial ablagern (Abb. 8).

BO

ABB. 4, 5: Dünner Kunststoffschnitt (4) und Paraffinschnitt (5) einer entkalkten Probe humanen

oberflächlichen Gewebes. Die Geistlich Bio-Oss® Partikel weisen eine gute Osseointegration auf und

Eines der Merkmale von Geistlich Bio-Oss® ist seine Beständigkeit gegenüber Resorption.4-6 Die Partikel werden häufig von vielkernigen Riesenzellen (Multinucleated Giant Cells, MNGCs), die Osteoklasten ähneln, bedeckt, und die Auswirkungen dieser Riesenzellen wurden untersucht.7-9 Osteoklasten können über eine TRAP-Markierung (TRAP = tartratresistente saure Phospha-

zeigen ein differentielles Färbemuster.1

6

7

WBG

BO

ABB. 6: Immunhistochemie eines ultradünnen Gewebeschnittes einer

ABB. 7: Immunhistochemie von mit Schmelzmatrixproteinen (Emdogain®)

humanen, in Kunststoff eingebetteten Biopsieprobe, die Geistlich Bio-Oss

®

enthält, zum Nachweis der Aufnahme von nicht-kollagenen Proteinen.

16

GEISTLICH NEWS 2-2018

vorbeschichtetem Geistlich Bio-Oss®.


tase) sichtbar gemacht werden, denn das Enzym ist in der Regel (nicht ausschliesslich) in Osteoklasten zu finden. Vielkernige Riesenzellen auf in Knochen eingebettetem Geistlich Bio-Oss® sind immer TRAP-positiv (Abb. 9). Die Oberfläche von Geistlich Bio-Oss® unter diesen Riesenzel-

len ist hauptsächlich flach und zeigt keine Anzeichen von Resorption (z. B. HowshipLakunen – Abb. 10). Unter diesen Riesenzellen findet man jedoch sehr selten flache Konkavitäten, die an Howship-Lakunen erinnern (Abb. 11) und auf eine resorptive Aktivität hinweisen.10-13 Unter wel-

8

chen speziellen Bedingungen eine Resorption von Geistlich Bio-Oss® stattfindet, ist noch nicht klar. Mögliche Gründe könnten zum Beispiel Entzündungen und Verlagerungen der Partikel von der Augmentationsstelle sein. Es könnten jedoch noch weitere Kofaktoren beteiligt sein.10-13 9

K BG OB K

BO

K

BO

BG

K ABB. 8: Kunststoffschnitt einer humanen Biopsieprobe, die Geistlich Bio-Oss® enthält, zur

ABB. 9: Histochemische Färbung für TRAP (rote

Veranschaulichung der anfänglichen Ablagerung der Knochenmatrix auf der Oberfläche von

Einfärbung) zum Feststellen von osteoklasten-

Geistlich Bio-Oss®.

ähnlichen vielkernigen Riesenzellen an der Oberfläche von Geistlich Bio-Oss® Partikeln.

10

11

BG

BG

*

*

BO

BO

ABB. 10, 11: Entkalkte, in Kunststoff eingebettete und mit Toluidinblau eingefärbte Gewebeschnitte. Häufig werden vielkernige Riesenzellen (MNGCs, Pfeil)

ohne offensichtliche Anzeichen einer resorptiven Aktivität (z. B. Howship-Lakunen) beobachtet (10). Manchmal sind unter den vielkernigen Riesenzellen flache konkave Vertiefungen sichtbar (Pfeile), die auf resorptive Aktivität schließen lassen (11). Dünner Saum (*).

SCHWERPUNKT

17


Zum Beispiel haben Forschungen eine normale Resorption und einen normalen Ersatz von Geistlich Bio-Oss® bei kieferorthopädischen Zahnbewegungen gezeigt.14

Langfristige Stabilität Humanbiopsien, die nach einer Sinusbodenelevation entnommen wurden, eignen sich ideal für histologische Analysen, da das Material nicht-invasiv gewonnen werden kann. In einem aktuellen Artikel beziehen sich Jensen et al. auf histologische und histomorphometrische Daten aus zwölf Biopsieproben von zehn Patienten, die 14 bis 80 Monate nach dem Einsetzen eines Zahnimplantats bei gleichzeitiger Konturaugmentation gewonnen wurden.15 Vor dieser Veröffentlichung standen keine humanen histologischen Daten zur Ver-

fügung, die die Gewebereaktionen auf Augmentationsverfahren mit autogenem Knochen und Geistlich Bio-Oss® dokumentierten. Die meisten xenogenen Partikel waren in reifem Knochen eingebettet und es wurden keine Entzündungsreaktionen beobachtet. Durchschnittlich waren 40,6 % des augmentierten Bereichs mit Knochen gefüllt, 32,0 % durch Geistlich Bio-Oss® und 27,4 % durch Weichgewebe (Abb. 12). Es bestand keine Tendenz zu einem abnehmenden Flächenanteil von Geistlich BioOss® im Laufe der Zeit. Außerdem waren 70,3 % der Partikeloberfläche von Geistlich Bio-Oss® mit Knochen bedeckt, was die hervorragende Osteokonduktivität dokumentiert (Abb. 13). Diese Daten weisen auf stabile Langzeitbedingungen hin und stützen frühere

12

klinische und röntgenologische Daten, die bis zu neun Jahre lang stabile periimplantäre Weichgewebe mit einer in 95% der Fälle intakten fazialen Knochenwand nachwiesen.16-19 Die Daten zeigen ebenfalls, dass weder das Vorhandensein von vielkernigen Riesenzellen noch deren Anfärbbarkeit mit TRAP mit der Resorptionsrate korrelieren. Erst kürzlich wurden 20 Jahre nach einer Sinusbodenelevation mit Geistlich Bio-Oss® Biopsieproben von einem Patienten entnommen und histologisch analysiert.20 Die Ergebnisse zeigten, dass auch nach 20 Jahren noch Partikel von Geistlich Bio-Oss® und vielkernige Riesenzellen vorhanden waren (Abb. 14-16), wobei die Partikel in reifem trabekulären Knochen mit reifem Knochenmark eingebettet waren.

13

Anteil der durch Knochen und Geistlich Bio-Oss® beanspruchten Biopsiefläche (%)

%

%

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100

90

90

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80

70

70

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60

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50

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40

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30

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20

10

10

0

0 14

17 24 29 39 42 43 54 59 60 74 80 Einheilzeit in Monaten Knochen

Anteil der mit Knochen bedeckten Geistlich Bio-Oss®-Oberfläche (%)

14

17 24 29 39 42 43 54 59 60 74 80 Einheilzeit in Monaten

Geistlich Bio-Oss®

ABB. 12, 13: Histogramme zur Veranschaulichung der Flächenanteile von Knochen und Geistlich Bio-Oss® (12) sowie der Prozentanteile der von

Knochen bedeckten Oberfläche von Geistlich Bio-Oss® (13). Insgesamt wurden zwölf Biopsieproben von zehn Patienten entnommen, 14 bis 80 Monate nach einem GBR-Verfahren.15

18

GEISTLICH NEWS 2-2018


15

14

K

BO

KM

KM

A Artefakte K Knochen KM Knochenmark BO Geistlich Bio-Oss® BG Blutgefäß HK Havers‘scher Kanal NK Neuer Knochen OB Osteoblast WBG Weiches Bindegewebe WG Weichgewebe

K

BO

Referenzen 1

Bosshardt DD: Quintessence, Berlin, Germany 2014:

2

Miron RJ, et al.: J Periodontol 2012; 83: 936-47.

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Jensen SS, et al.: J Biomed Mater Res Part B: Appl

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BO

13 Janner SFM, et al.: Clin Oral Implants Res 2017; 28:

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ABB. 14-16: Histologie, die die Integration von Geistlich Bio-Oss® Partikeln in trabekulären

17 Buser D, et al.: J Periodontol 2011; 82: 342-49.

Knochen 20 Jahre nach einer Sinusbodenelevation zeigt (14, 15). Geistlich Bio-Oss® Partikel sind

18 Buser D, et al.: J Periodontol 2013; 84: 1517-27.

durch Knochenmatrix miteinander verbunden und von gelbem Knochenmark (Fettmark) umgeben (16). Eine große vielkernige Riesenzelle (MNGC, Pfeil) berührt direkt das Biomaterial. ParaffinDünnschliff (14), Harz-Dünnschliffe (15, 16).20

19 Buser D, et al.: J Dent Res 2013; 92(12 Suppl):

176S-82S. 20 Valentini P, Bosshardt D: Int J Oral Maxillofac Impl

2018. Ahead of Print.

SCHWERPUNKT

19


Vorhersagbare Behandlung bei anspruchsvollen Fällen

Anwendung von Yxoss CBR® im Frontzahnbereich Prof. Frank Liebaug | China und Deutschland Universität Shandong Jinan, China Ellen Institute, Steinbach-Hallenberg, Deutschland

Die Nachteile von Knochenblöcken für große Knochenaugmentationen sind erheblich – Resorption, Entnahmemorbidität, schlechte Integration des Augmentats und eingeschränkte Blutversorgung. Yxoss CBR® bietet einen alternativen Ansatz mit partikelförmigem Knochen­ ersatzmaterial. Aufgrund einer falschen Positionierung oder Ausrichtung führt das Ein­ setzen von Implantaten in nicht augmentierten verbliebenen Knochen häufig zu ästhetisch ungünstigen und problematischen Restau­rationen.1

Ziel eines GBR-Verfahrens ist daher die erfolgreiche Regeneration von Knochen in einem Defektbereich mit hoher Zuverlässigkeit und niedriger Komplikationsrate.2 In den letzten zehn Jahren haben sich Forscher und Kliniker zunehmend auf Therapien konzentriert, die mit möglichst wenig chirurgischen Eingriffen auskommen, eine geringe Patientenmorbidität verursachen und kurze Einheilzeiten bieten. Die biologischen Grundlagen der Knochenregeneration ändern sich zwar nicht, die Defekte stellen sich jedoch unterschiedlich dar. Sie unterscheiden sich beispielsweise in ihrer Morphologie, Narbenbildungs- und Entzündungsneigung und erfordern daher auch unterschiedliche Behandlungsansätze. Heute wissen wir, dass ideale regenerative Knochenbettbedingungen weniger ideale regenerative Augmentationsmaterialien tolerieren, weniger ideale

Knochenbett­bedingungen jedoch ideale, biologisch regenerative Knochenmaterialien erfordern.

Raum, Zeit und Ruhe sind am wichtigsten Große, dreidimensionale Defekte stellen nach wie vor eine Herausforderung für die tagtägliche Implantatchirurgie dar. Herkömmliche Knochenblock-Augmentationen sind mit Patientenmorbidität assoziiert. Außerdem können eine unzureichende Revaskularisierung und die Resorption von Knochenblöcken in der ersten Phase der Einheilung – oder auch langfristig – den Behandlungserfolg gefährden.3 Alternativen zu Knochen­ blöcken waren bislang zum Beispiel nicht-resorbierbare, durch ein Titangitter (Mesh) verstärkte Membranen. Das neue Titangitter Yxoss CBR® ist eine gute Lösung für Knochendefekte, die

ABB. 1: BEHANDLUNG EINES KOMBINIERTEN DEFEKTS IM FRONTZAHNBEREICH: Die 56-jährige Patientin weist einen Knochendefekt im anterioren

Oberkiefer auf und wünscht eine festsitzende Versorgung. Sie lehnt einen Kieferkammaufbau mit einem autologen Knochenblock ab, weil sie keine zweite OP-Stelle wünscht. Sie weist Narbengewebe um Zahn 12 herum sowie eine Verfärbung um Zahn 11 herum aufgrund von Metallionen aus einer Restauration auf. Geplant ist, den Knochen in den Bereichen 11 und 12 mit Yxoss CBR® unmittelbar nach der Extraktion von Zahn 11 zu augmentieren. B

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Fotos: Prof. Frank Liebaug

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|  A  Intraorale Situation nach Extraktion von Zahn 12 alio loco. Aufgrund einer früheren Wurzelspitzenresektion und zusätzlichem parodontalem Knochenverlust soll Zahn 11 ebenfalls vor der neuen prothetischen Versorgung entfernt werden. Die sichtbare Vernarbung und Verfärbung der marginalen Gingiva lassen auf eine Unterernährung schließen.  |  B  Von ReOss gesendetes Vorschaubild, das vom behandelnden Zahnarzt bestätigt oder geändert werden muss. Zahn 11 – noch nicht extrahiert – wurde virtuell vom Planungsteam gelöscht.  |  C  Status nach der Extraktion von Zahn 11 ohne Anzeichen einer alveolären Fraktur.  |  D  Der vorgefertigte Titankorb passt positionsstabil in den Defekt.  |  E  Füllen des Titangitters mit einer 1:1-Mischung aus autologem Knochen, gewonnen mittels SafeScraper® und Geistlich Bio-Oss®, Partikelgröße 1-2 mm.  |  F  Nach dem Auflegen der Kollagenmembran auf das Mesh und Anpassen an die Ränder unter den Mukoperiostlappen haftet die angefeuchtete Membran am Titangitter.  |  G  Spannungsfreier primärer Wundverschluss unter Verwendung eines modifizierten vestibulären Lappens mit 5-0-Naht.  |  H Temporäre Kronen, unmittelbar nach dem Eingriff platziert, Aufnahme 10 Tage nach dem Eingriff.   |  I  Aufbrechen des Titangitters an der vorgegebenen Sollbruchstelle. |  J  Okklusale Ansicht nach dem Einsetzen von Implantaten.  |  K  Teilpanorama­ansicht nach dem Einsetzen von zwei einzelnen Vollkeramikimplantaten (ceram® Implantat, 4,5 x 12 mm, Vitaclinical, Deutschland), 6 Monate später.  |  L  Klinische Situation und Keramikkronen über einzeitigen Keramikimplantaten in Region 12 und 11 ohne Knochenverlust, Gingivadehiszenz, Entzündung oder Knochenblockentnahme. Die Patientin ist mit dem Behandlungsergebnis zufrieden.

SCHWERPUNKT

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ein verbessertes regeneratives Potenzial und Positionsstabilität erfordern. Ziel ist eine Regeneration, die gleichwertig zu autologen Knochenblöcken ist, jedoch eine bessere Handhabung und geringe Morbidität bietet.

Yxoss CBR® – individualisierte Knochenregeneration Das Titangitter von Yxoss CBR® wird individuell mithilfe eines CAD/CAM-Verfahrens auf der Basis von DVT-Patientendaten hergestellt. Ein Vorteil dieser individualisierten Konfiguration ist, dass die Knochenabmessungen für die anschließende Implantatinsertion im Voraus geplant und erzielt werden können. Die mittels DVT gesammelten Patientendaten werden in Form einer DICOM-Datei an das Unternehmen ReOss in Filderstadt übermittelt. ReOss schickt dann per E-Mail einen Planungs- oder Designvorschlag für das Titangitter an den behandelnden Zahnarzt, der den Vorschlag übernehmen oder verändern kann. Anschließend fertigt ReOss ein hochgradig genaues Titangitter

Einsetzen in den Knochendefekt wird das Gerüst mit einer Mischung aus autologen Knochenspänen, die mittels SafeScraper® gewonnen wurden, und partikelförmigem Knochenersatzmaterial (Geistlich Bio-Oss ® ) gefüllt. Diese Kombi­ nation bietet sowohl Volumen als auch Regenerationsfähigkeit für den Defektbereich. Das ideale Verhältnis von autologem Knochen und Knochenersatzmaterial beträgt zwar 1:1, in unserer Praxis haben wir jedoch auch bei einem Verhältnis von 1:2 eine gute Knochenregeneration beobachtet. Da das individualisierte Titan­ gitter keine Barrierefunktion aufweist, ist es besonders wichtig, dass zwischen dem Titangitter und dem Mukoperiostlappen eine Kollagenmembran verwendet wird. Bei Defekten, die größer als zwei Zähne sind, werden zwei Lagen Kollagenmembran übereinander verwendet, um eine nachhaltige Barrierefunktion zu gewährleisten und den Defektbereich vor dem Einwachsen von Weichgewebezellen zu schützen.

«Im Vergleich zur Verwendung von autologen Knochenblöcken ist diese Behandlung weniger invasiv und die Operationszeit kürzer.» für den jeweiligen Knochendefekt an. Die Gitterstruktur kann auch vor einer Zahn­ extraktion konzipiert werden, so dass die Knochenaugmentation mit Yxoss CBR® sofort nach der Zahnextraktion durchgeführt werden kann – so gehen wir in der Regel in unserer Praxis vor. Das Titangitter fungiert nicht als Mem­ bran oder Barriere, sondern einfach als stabiler Korb oder Käfig. Vor dem

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Klinische Tipps Spannungsfreier primärer Wundverschluss: Für einen spannungsfreien primären Wundverschluss nach einer größßeren Volumenaugmentation muss das Periost von dem darunterliegenden Knochen getrennt werden. Der Lappen sollte auch lingual oder palatinal mobilisiert werden, da das dreidimensionale Titangitter den Alveolarkamm umschließt.

Ein primärer Wundverschluss wird mit einer Kombination aus tiefen Matratzennähten und Einzelknopfnähten erreicht. Schützen des Weichgewebes: Sollten Dehiszenzen an den Wundrändern auf­ treten, sollten diese so weit wie möglich deepithelisiert und mit neuen Nähten angepasst oder zumindest längere Zeit mit Chlorhexidin-Gel behandelt werden. Um zusätzliche Drucknekrosen zu vermeiden, empfehlen wir In-situ-Prothesen über dem Augmentations­gebiet oh­­ne­ auf der Mukosa positionierten In­­terimsprothesen. Ausreichend Zeit für die Einheilung: Die Einheildauer beträgt ungefähr sechs Monate.4 Bei ausgeprägten Defekten kann eine längere Einheildauer von neun bis zwölf Monaten erforderlich sein, um eine vollständige Regeneration zu erreichen.

Schlussbemerkungen Die hier vorgestellte Operationstechnik ermöglicht eine vorhersagbare Regeneration bei Patienten mit größeren, dreidimensionalen Knochendefekten. Verglichen mit autologen Knochenblöcken ist die Behandlung weniger invasiv und die Operationsdauer kürzer. Selbst bei einem komplexen dreidimensionalen Alveolarknochendefekt erzeugt die Kombination von autologen Knochenspänen und Knochenersatzmaterial ein stabiles Knochenvolumen und ein vorhersagbareres Ergebnis. Nach der Knochenaugmentation mit Yxoss CBR® können Implantate ideal für prothetische Restaurationen eingesetzt werden («prothetisch orientierte Implantatinsertion»).

Referenzen 1

Gehrke P, et al.: Implantologie 2008; 16: 131-39.

2 Liebaug F, Wu N: Implantologie Journal 2010; 7: 3437. 3 Seiler M, et al.: Oralchirurgie Journal 2016 ; 1 : 26-29. 4 Liebaug F, Liebaug A: Teamwork 2016; 5: 2-8.


Fallbeispiel

Sequenzielle Extraktionen und Implantationen Dr. Philippe Khayat | Frankreich Associate Affiliate Professor, University of Washington, USA Privatpraxis in Paris

Bei einer Patienten mit paro­dontal bedingtem Knochenverlust wurden mehrere Oberkieferfrontzähne durch Sofortimplantate ersetzt. Ein Fall für All-on-4? In der Sprechstunde stellte sich eine 38-jährige Patientin vor, die nicht mehr richtig kauen konnte und befürchtete, ihren oberen rechten Eckzahn zu verlieren. Ihre medizinische Vorgeschichte war unauffällig. Sie war mehrere Jahre lang von ihrem Parodontologen behandelt worden und ihre Mundhygiene war gut. Mehrere Zähne wiesen jedoch eine erhöhte Mobilität auf und Zahn 13 war kurz davor, verloren zu gehen (Abb. A). Trotz relativ starken Knochenverlusts (Abb. B) und der Fehlstellung von Zahn 13 waren weder Zahnwanderung noch Diastemata festzustellen. Aufgrund ihres parodontalen Zustands informierten wir die Patientin über ihr höheres Risiko einer Periimplantitis.1 Tatsächlich bleibt bei diesem Patiententyp – auch bei einer erfolgreichen Behandlung im Rahmen einer periimplantären Erhaltungs­therapie – das Risiko einer Periimplantitis hoch.2 Die erste Phase der Behandlung erfolgte wie bei der Extraktion/Implantation von vier einzelnen Zähnen. Die Zähne wurden nach und nach entfernt und Implantate eingesetzt. Diese Vorgehensweise ermöglichte die Erhaltung von anatomischen Bezugspunkten während des Eingriffs. Eine chirurgische Bohrschablone (vakuumgeformter Basis-Stent) wurde

Dr. Marin Pomperski | Frankreich Privatpraxis in Paris

angefertigt, aber nicht umfassend eingesetzt. Als provisorische Abutments wurden modifizierte Titan-Einbringhilfen verwendet, da diese stärker und leichter anzufertigen sind als Einbringhilfen aus Polyetheretherketon (Abb. C, D). Eine 9-teilige temporäre Methylmeth­ acrylat-Brücke wurde sofort unterfüttert und innerhalb von 3 Stunden angepasst, fertiggestellt und geliefert. Diese Brücke reproduzierte die Form und Position der Zähne der Patientin. Das ästhetische Ergebnis wurde erzielt, indem Harz in zwei Farbtönen (Inzisal und Dentin, Unifast III, GC) mit einer bemalten Schutzschicht (OptiglazeTM GC und VITA AKZENT®) versehen wurde. Die inzisalen Interdentalräume waren tief und hätten die Festigkeit und Steifigkeit beeinträchtigen können, daher haben wir diese durch dicke rosafarbene Acryl-Gingiva ausgeglichen (Abb. E). Die Brücke wurde zementiert und überschüssiger Zement wurde sorgfältig entfernt (Abb. F). Einige Wochen später wurde ein Sinuslift durchgeführt (Abb. G) und, nach einer sechsmonatigen Einheilphase, wurde Zahn 15 entfernt und zwei posteriore Implantate eingesetzt. Die verbliebenen maxillären Molaren wiesen einen mäßigen Knochenverlust und keine Mobilität auf und wurden daher beibehalten (Abb. H). Nach der Einheilung wurde ein indirekter Abdruck (geschlossener Löffel) genommen. Es wurde eine dreigliedrige Metall-Keramik-Brücke angefertigt und mit Verbindungen aus niedrigschmelzendem Lot verblockt (Labor: Frédéric Briffaut und Philippe Amiach) (Abb. I). Die endgültige Brücke bestand aus

einer Kombination von verschraubten und zementierten Elementen (RelyXTM, 3M oder Improv®). Sie war sehr stabil, ermöglichte eine ideale Anatomie der anterioren Einheiten und war leicht zu entfernen. Die gingivalen Interdentalräume um die Implantate herum wurden aus rosafarbener Keramik gebildet und ermöglichten eine ordnungsgemäße Verwendung von Interdentalbürstchen (Abb. J). Die Patientin war mit dem ästhetischen und funktionellen Ergebnis zufrieden (Abb. K). Es wurden Termine für die parodontale und periimplantäre Erhaltung (im Abstand von vier Monaten) vereinbart.

All-on-4 oder Sinuslift und sechs Implantate? Wenn Zähne im Oberkiefer verbleiben, sollte eine schräge Implantatinsertion mit All-on-4-Ansatz in Frage gestellt werden. Das schräge Implantat muss mehrere ­Extraktionsalveolen überbrücken und die Einheilung ist unter Umständen nicht vorhersagbar. Wenn die Primärstabilität nicht optimal ist, kann die Prognose ebenfalls schlecht sein. Viele All-on-4-Fälle werden für vollständig unbezahnte Patienten mit geheiltem krestalem Knochen beschrieben. Die Kieferhöhlen der Patientin waren gesund und wiesen eine günstige Anatomie auf. Daher war ihre Prognose für einen Sinuslift sehr gut.3 In diesem Fall war das Einsetzen von zwei langen und breiten posterioren Implantaten möglich. Referenzen 1

Chrcanovic BR, et al.: J Dent 2014; 42(12): 1509-27.

2 Monje A, et al.: J Dent Res 2016; 95(4): 372-9. 3 Esposito M, et al.: Eur J Oral Implantol 2010; 3(1): 7-26.

SCHWERPUNKT

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ABB. 1: FALLBEISPIEL EINER SOFORTIMPLANTATION MIT EINER UMFANGREICHEN BEHANDLUNG IM OBERKIEFER. A

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Fotos: Philippe Khayat

I

|  A  Anfängliche klinische Situation.   |  B  Erhebliche Knochenresorption im Oberkiefer.  |  C  Vier einzelne Zahnextraktionen / Implantationen.  |  D  Panoramaröntgenbild nach der ersten Behandlungsphase.  |  E  Rosafarbenes Acrylharz für zusätzliche Festigkeit und Steifigkeit.  |  F Ästhetisches Sofortergebnis. | G  Sinuslift-Verfahren.  |  H  Röntgenaufnahme bei Nachkontrolle nach sechs Monaten: es wurden zwei weitere Implantate eingesetzt.  |  I  11-gliedrige Metall-Keramik-Brücke auf sechs Oberkieferimplantaten. | J  Endgültige Positionierung der Brücke. Keramik ermöglicht die Anwendung von Interdentalbürstchen.  |  K  Abschließendes Panoramaröntgenbild.

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Klinischer Fall

Behandlung von Dehiszenz­ defekten im Frontzahnbereich Dr. Shakeel Shahdad | Vereinigtes Königreich Consultant and Honorary Clinical Senior Lecturer in Restorative Dentistry am Royal London Dental Hospital und Queen Mary University of London Privatpraxis, London

Vor einer Implantation bestehen häufig Weichgewebedefekte, die zu unzureichend befestigter keratinisierter Mukosa führen. Wird dies nicht korrigiert, kann das ästhetische Ergebnis beeinträchtigt sein.

Vor Kurzem wurde eine zweilagige Kollagenmatrix porcinen Ursprungs (Geistlich Mucograft®) zur Behandlung von Dehiszenzdefekten und zum Aug­ men­­tieren von keratinisiertem Gewe­be um Zähne und Implantate herum un­ter­­sucht.1-4 Die Matrix ist dicker als herkömmliche Kollagen­ m embranen. Das intraorale Weichgewebe wächst nicht unter der Matrix, sondern durch diese hindurch, während die Matrix integriert wird.

Ein 62-jähriger gesunder Nichtraucher stellte sich mit einem 7 mm großen V-förmigen Gingiva-Rezessions­defekt vor, der sich bis in die Spitze des oberen linken mittleren Schneidezahns erstreckte (Abb. A, B). Es gab keine signifikante medizinische Vorgeschichte. Nach einer früheren Wurzelfüllung und Wurzelspitzenresektion versagte der Zahn endodontisch. Er wurde atraumatisch extrahiert. Anschließend wurde das Granulationsge-

ABB. 1: BEHANDLUNG EINES REZESSIONSDEFEKTS DER MILLER-KLASSE 3 B

A

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Fotos: Shakeel Shahdad

D

C

|  A  Präoperative Aufnahmen, die an Zahn 21 einen Rezessionsdefekt der Klasse III zeigen.  |  B  Röntgenaufnahme der früheren Wurzelspitzenresektion und undichten Stiftkrone. |  C  Extraktionsalveole mit fehlender labialer Knochenplatte und interdentalem Knochenverlust an Zahn 22.  |  D  Hämostatischer Kollagenplug in der Extraktions­ alveole. | E  Unter den Lappen adaptierte und in die palatinale Tasche eingeschobene Geistlich M ­ ucograft® Matrix.  |  F  Mittels Einzelknopfnähten fixierte Matrix. Es wurde nicht versucht, einen primären Wundverschluss zu erzielen oder Geistlich Mucograft® vollständig mit dem Weichgewebelappen zu bedecken.  |  G  Einheilstatus nach 1 Woche.

SCHWERPUNKT

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H

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Fotos: Shakeel Shahdad

P

|  H  Einheilstatus nach 6 Wochen.  |  I  Chirurgische Freilegung der Eingriffstelle mit vollständigem Verlust des bukkalen Knochens und Verlust von interdentalem Knochen an Zahn 22. | J  Ideales dreidimensionales Einsetzen des Zahnimplantats.   |  K  Mit Blut vermischtes Geistlich Bio-Oss® bedeckt die autologen Knochenspäne.  |  L Geistlich Bio-Gide® in situ.   |  G  Einheilstatus 1 Woche nach der Implantation.   |  N  Einheilstatus nach 8 Wochen, direkt vor dem Einsetzen der Abutmentverbindung.  |  O  Mit einer provisorischen Krone optimierte rosafarbene Ästhetik.  |  P  Endgültige Restauration nach 2 Jahren.   |  Q  Endgültige Restauration nach 5 Jahren in Funktion. Trotz Rezession an den natürlichen Zähnen sind die periimplantären Weichgewebe stabil.  |  R  Periapikale Röntgenaufnahme nach 4 Jahren.   |  S  DVT-Scan des Implantats, der die Regeneration und Erhaltung des labialen Knochens bei der Überprüfung nach 4 Jahren zeigt.

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GEISTLICH NEWS 2-2018


webe aus der Alveole entfernt. Es wurde eine kleine Tasche angelegt und einige Millimeter über die intakten Knochenränder hinaus ausgedehnt. Es wurde ein vollständiger Verlust der bukkalen Knochenplatte festgestellt. Um ein Kollabieren der Matrix in die Extraktionsalveole zu verhindern, wurde ein hämostatischer Kollagenplug (Hemospon C ­ ollagen CubesTM, TechNew, Brasilien) in der Alveole platziert. Geistlich Mucograft® wurde zugeschnitten, so dass die Ränder über die Knochenränder hinausragten. Die Matrix wurde mit 6-0-Monofilament-Nylon-Einzelknopfnähten an den Rändern des darüberliegenden Lappens stabilisiert (Abb. C-F). Eine provisorische Brücke wurde zementiert, wobei eine Berührung der Weichgewebe und der Matrix vermieden wurde.

(GBR) ein Protokoll zur verzögerten Sofortimplantation (Typ II) verwendet. Es wurde ein vollständiger Verlust der bukkalen Platte festgestellt. Dennoch war apikal ausreichend Knochen für das primärstabile Einbringen des Implantats vorhanden (Abb. I). Ein Implantat (SLActive, Straumann AG, Schweiz) wurde in einer idea­len dreidimensionalen Position einge­setzt, was zu einer freiliegenden Implan­t­ atoberfläche auf einer Höhe von 6 mm führte. Autologe Knochenspäne aus dem benachbarten Bereich wurden über dem Implantat platziert. Darüber wurde mit Blut vollgesogenes Geistlich Bio-Oss® ein­gebracht und mit Geistlich ­­Bio-Gide® bedeckt (Abb. J-L). Die Fäden wurden nach einer Woche entfernt (Abb. M) und

«Nach fünf Jahren garantiert Geistlich Mucograft® ein stabiles periimplantäres Weichgewebe und eine optimale rosafarbene und weiße Ästhetik.»

Optimierung der rosafarbenen Ästhetik wurde eine verschraubte einteilige Metall-Keramik-Krone eingesetzt. Nach zwei und nach fünf Jahren wurden stabile periimplantäre Weichgewebe und eine optimale rosafarbene und weiße Ästhetik festgestellt. Die Mukogingivallinie wurde korrigiert und 5 mm keratinisierte Mukosabreite wurde wiederhergestellt (Abb. P, Q). Röntgenaufnahmen zeigten stabile Knochenniveaus und ein DVTScan ergab eine maximale labiale Knochendicke von 3,6 mm. Insgesamt wurde am Übergang von SLA-Oberfläche und glattem Kragen eine labiale Knochendicke von 1,6 mm festgestellt, und der Knochen erstreckte sich vertikal über diesen Übergang hinaus, ohne jedoch die Implantatoberfläche zu berühren (Abb. R, S). Referenzen 1

Lorenzo R, et al.: Clin Oral Implants Res 2012,

23(3): 316-24. 2 Sanz M, et al.: J Clin Periodontol 2009; 36(10): 868-76. 3 McGuire MK, Scheyer ET: J Periodontol 2016; 87: 221-227. 4 Cardaropoli D, et al.: L Periodontol 2012; 83(3): 321-8

Nach einer Woche war die Einheilung unauffällig. Geistlich Mucograft® wies eine leichte Schwellung der Oberfläche auf, wie sie auch beim Einheilen eines freien Schleimhauttransplantats zu erwarten gewesen wäre (Abb. G). Die Fäden wurden entfernt und dem Patienten wurde geraten, die Behandlungsstelle weiterhin drei Mal täglich mit 0,2 prozentiger Chlorhexidinlösung zu behandeln und die Operationsstelle nicht mit der Zahnbürste zu reinigen. Nach sechs Wochen Einheilung (Abb. H) wurde in Verbindung mit einer gleichzeitigen gesteuerten Knochenregeneration

nach acht Wochen wurde die Operation zur Freilegung des Implantats mittels 4-mm-Gewebestanze durchgeführt (Abb. N). Für die Manipulation der Weichgewebe zur Optimierung der rosafarbenen Ästhetik wurde eine im Labor angefertigte provisorische Implantatkrone verwen­det (Abb. O). Die endodontische Behandlung im oberen rechten mittleren Schneidezahn wurde erneut angesehen, und die verbleibende Oberkieferbezahnung wurde, begleitet von Home-Bleaching, intern und extern gebleicht. Nach der

SCHWERPUNKT

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JOURNAL CLUB

MEILENSTEIN-STUDIEN.

Fotos: © iStock.com/dtmiraos

Ein Überblick über präklinische und klinische Studien rund um das Thema «Einsatz von Stammzellen in der Zahnmedizin».

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GEISTLICH NEWS 2-2018


Prof. André Antonio Pelegrine | Brasilien São Leopoldo Mandic Institute and Research Center Campinas

Im Jahr 1963 veröffentlichte ein Team einen erstaunlichen Artikel über hämatopoetische Stammzellen. Der Artikel hob die Fähigkeit hämatopoetischer Mäuse-Stammzellen zur Differenzierung in drei unterschiedliche Phänotypen hervor: den erythrozytären, den granulozytären und den megakaryozytären Phänotyp. Einige Jahre später entdeckten Friedenstein et al. mesenchymale Stammzellen – adulte Stammzellen, die sich in unterschiedliche somatische Abstammungslinien differenzieren konnten. Diese Zellen sind in der Lage, sich in Osteo­ zyten, Chondrozyten, Adipozyten, Tenozyten und Myozyten auszudifferenzieren (Abb. 1).   EINLEITUNG

Dr. Antonio Carlos Aloise | Brasilien São Leopoldo Mandic Institute and Research Center Campinas

Stammzellen in der Parodontologie Parodontale Regeneration

Präklinische Studie. Die Rekonstruktion von parodontalem Gewebe, das bei progressiven parodontalen Erkrankungen verloren gegangenen ist, war schon immer eines der Hauptziele der Forschung in der Parodontologie. Eine präklinische Studie von Fu et al. hat gezeigt, dass durch Verwendung eines mit Stammzellen des parodontalen Ligaments oder der Pulpa von Milchzähnen gefüllten Gerüsts aus Hydroxyapatit/ Tricalciumphosphat (HA/TCP) im Vergleich zum Träger allein (HA/ TCP) eine besser vorhersagbare paro­dontale Regeneration erzielt werden kann. Die Autoren beobachteten die Bildung von neuem Zement, parodontalem Ligament und Alveolarknochen um Zahnoberflächen herum, die vorher aufgrund von parodontalen Erkrankungen freilagen. Klinische Studie. Eine der größten Herausforderungen in der Parodontologie ist die Rekonstruktion von Papillen. Fehlende Papillen führen beispielsweise zu schwarzen Löchern im Zwischenzahnbereich («schwarze Dreiecke»), die ästhetische und häufig auch funktionale Konsequenzen haben können. Yamada et al. erzielten bei Patienten, die im Rahmen einer vierjährigen klinischen Studie behandelt wurden, durch Verwendung von mesenchymalen Stammzellen in Verbindung mit thrombo­ zytenreichem Plasma und Hyaluronsäure einen durchschnittlichen Zugewinn von mehr als 2,5 mm an papillärem Gewebe. Diese Ergebnisse führten zu einer neuen Therapiemöglichkeit für die Behandlung von Papillen sowie für die regenerative Behandlung von parodontal erkrankten Stellen.

Die Entdeckung der Fähigkeit der Zellen, sich in unterschiedliche Gewebetypen auszudifferenzieren, hat den Weg für die regenerative Medizin geebnet – den Prozess des Ersetzens oder Erneuerns Fu X, et al.: J Periodontol 2014; 85(6): 845-51. von menschlichen Zellen, Geweben oder Yamada Y, et al.: J Tissue Eng Regen Med 2015; 9(3): 305-09. Organen zur Wiederherstellung der normalen Funktion. In der regenerativen Zahnmedizin geht es um das Ersetzen Stammzellen in der Implantologie von geschädigten oralen Geweben, z. B. Zahnschmelz, Dentin, Pulpa, Zahnzement, Knochenregeneration ­parodontales Ligament und Alveolar­ Präklinische Studie. Der Erfolg der implantatgestützen dentalen Rehaknochen. Präklinische und klinische bilitation hängt von der Osseointegration ab, die nur mit einem aus1,2 reichenden Knochenvolumen erreicht werden kann. Im Rahmen einer ­Studien hierzu laufen. Becker AL, et al.: Nature 1963; 197(4866): 452-54. Friedenstein AJ, et al.: Transplantation 1968; 6: 230-247.

präklinischen Studie von Coelho de Faria et al. wurden Osseo­integration und Knochenwachstumsmuster bei der apposi­tionellen Transplantation beurteilt. Die Forscher verglichen Bereiche, die mit Hydroxyapatit in Verbindung mit Knochenmark oder aus Fettgewebe gewonnen Stammzellen transplantiert worden waren, mit Bereichen, die mit Hydroxyapatit oder Salzlösung allein behandelt worden waren. Histomorphometrische Analysen zeigten, dass Stammzellen die Bildung von neuem Knochen und die Ossointe­gration verbesserten und Knochenmarkzellen zu größeren Zugewinnen führten als Stammzellen aus Fettgewebe (Abb. 2). JOURNAL CLUB

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ABB. 1: STAMMZELLDIFFERENZIERUNGSKASKASKADE: In der Regel

werden Stammzellen durch ihre Fähigkeit, längere Zeit undifferenziert zu bleiben, definiert, während sie ihr Potenzial zur Ausdifferenzierung in einzelne Linien (unipotent / Vorläuferzellen), mehrere Linien (multipotent) oder drei primäre Keimschichten (pluripotent) beibehalten. Stammzellen können zwar aus adulten Geweben gewonnen werden, werden aber hauptsächlich aus Embryos isoliert und als undifferenzierte Zellen in Kultur gehalten. Diese embryonalen Stammzellen verfügen über die Fähigkeit, in erwachsenen Individuen alle Zellarten zu generieren und werden als pluripotent bezeichnet, während adulte Stammzellen als uni- oder multipotent gelten, da sie stark von ihrer primären Keimschicht abhängen.

Diese Ergebnisse zeigten, dass Stammzellen aus unterschiedlichen Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Insbesondere beim Knochengewebe scheinen Stammzellen aus dem Knochenmark eher zur osteogenen Differenzierung zu neigen als Zellen aus Fettgewebe.

A

B

ABB. 2: HISTOMORPHOMETRISCHE ANALYSEN: (A) Fettgewebestamm­

zellen. (B) Knochemarkstammzellen. Rot = neu gebildeter Knochen; Blau/

Klinische Studie. Eine klinische Studie von Katagiri et al. weist auf die Bedeutung des Kulturmediums für mesenchymale Stammzellen hin. Tatsächlich deuteten In-vitro- und In-vivo-Ergebnisse auf das Vorhandensein von mehreren Wachstumsfaktoren und Zytokinen im Medium hin. Diese erhöhen die Zellmobilisierung, Angiogenese und Osteo­genese. An der Studie nahmen acht Patienten teil, die eine Knochenrekonstruktion vor einer Implantatinsertion benötigten. Sie erzielen im Vergleich mit der Kontrollgruppe vielversprechendere regenerative Ergebnisse ohne lokale oder systemische Komplikationen sowie niedrigere Spiegel von Entzündungsmarkern und ein höheres osteogenes Potenzial. Derartige Erkenntnisse heben das Potenzial dieser «Zellsuppe» als Medium für die Knochen­rekonstruktion und vielversprechende Therapie für die Triade des Knochengewebeengineerings aus Osteokonduktion, Osteoinduk­tion und Osteogenese hervor.

Weiß = nicht-mineralisiertes Gewebe; Ocker = verbleibende Transplantatpartikel; Schwarz = Titan. Die Histologie (B) zeigt einen besseren Kontakt zwischen dem neu gebildetem Knochen und Titan (Osseointegration). Vergrößerung: 100-fach.

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Coelho de Faria AB, et al.: Int J Oral Maxillofac Implants 2016; 31(6): e155-61. Katagiri W, et al.: Head and Face Med 2016; 15: 12-15.


Stammzellen in der Endodontie Regeneration des Dentin-Pulpa-Komplexes

Präklinische Studie. Auch bei der Regeneration des Dentin-Pulpa-Komplexes könnten Stammzellen zukünftig eine Rolle spielen. Zhu et al. beurteilten die Wirksamkeit und Sicherheit der Pulpa-Stammzellentransplantation. Die Forscher verwendeten den Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (G-CSF) zum Induzieren der Bildung von mobilisierten Zahnmarkstammzellen (MDPSCs). Eine autologe Transplantation von mobilisierten Zahnmarkstammzellen mit G-CSF in marklose Zähne regenerierte in einer präklinischen Studie das Pulpagewebe. In-vitro-Ergebnisse bestätigten die kombinierten trophischen Auswirkungen von mobilisierten Zahnmarkstammzellen und G-CSF auf die Zellmigration, Antiapoptose und Immunsuppression. Außerdem stellten die Forscher keine signifikanten Alter/Spender-bezogenen Veränderungen der biologischen Eigenschaften wie Stabilität, Regenerationspotenzial und Expression von Seneszenz-Markern fest. Andererseits induzierten mobilisierte Zahnmarkstammzellen mit G-CSF bei älteren Hunden im Vergleich zu jüngeren Hunden eine geringere Pulpa-Regeneration. Die Autoren bestätigten die präklinische Sicherheit, Machbarkeit und Wirksamkeit der Pulpa-Regeneration. Dadurch eröffneten sie die Möglichkeit zur Erarbeitung und Standardisierung von regulatorischen Leitlinien für die Stammzellentherapie in der klinischen Endodontie. Klinische Studie. Meschi et al. führten eine immunhistochemische Untersuchung an einem einzelnen unreifen und endodontisch infizierten bleibenden menschlichen Zahn nach einer regenerativen endodontischen Behandlung durch. Der untere rechte Prämolar eines 10-jährigen Mädchens wurde einer regenerativen endodontischen Behandlung unterzogen, und elf Monate nach der Behandlung wurde der Zahn für eine kieferchirurgische Behandlung entfernt. Nach der Einfärbung mit Hämatoxylin und Eosin wählten die Forscher vier Immunmarker aus: Neurofilament, Pan-Zytokeratin, Osteocalcin und CD34. Die immunhistochemische Analyse zeigte die Bildung von Bindegewebe mit regelmäßiger Physiologie im Kanal, wenn auch ohne typische morphologische Merkmale von Zahnmark. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass eine regenerative endodontische Behandlung eine periapikale Infektion ausheilen und zu einer Kombination von Regeneration und Reparatur des DentinPulpa-Komplexes bei einem unreifen und infizierten bleibenden Zahn führen kann. Zhu X, et al.: Tissue Eng Part C Methods 2018; 24(2): 108-20. Meschi N, et al.: Clin Oral Investig 2016; 20(4): 807-14.

«Es werden weiterhin erhebliche Anstrengungen unternommen, um Zahnstammzellen zu identifizieren, zu charakterisieren und ihre Entwicklungsmerkmale zu erforschen."

Stammzellen für die Zahn-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Kieferchirurgische Regeneration (Gaumenspalte) Präklinische Studie. Korn et al. verglichen anhand eines Gaumenspaltenmodells bei Ratten die Auswirkungen eines Hydroxyapatit-Beta-Tricalciumphosphat-Gerüsts mit entweder undifferenzierten mesenchymalen Stammzellen oder osteogenen differenzierten mesenchymalen Bindegewebezellen. Es wurden ebenfalls nicht modifizierte Gerüste und ungefüllte Defekte (Kontrolle) verwendet. Die Ergebnisse zeigten eine unvollständige Knochenbildung bei allen Gruppen. In den beiden zellbasierten Therapiegruppen war der Verschluss des Knochendefekts jedoch signifikant höher als in den Kon­trollgruppen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass bei künstlichen Knochendefekten biotechnologisch bearbeitete Knochentransplantate im Vergleich zu ungefüllten Kontrollen oder Gerüsten eine deutlicher ausgeprägte Knochenbildung induzieren könnten. Klinische Studie. 18 Patienten (10 mit traumatischen Verletzungen und 8 mit einer Gaumenspalte) mit fehlenden Zähnen und assoziierten horizontalen Defekten des Alveolarknochens nahmen an einer randomisierten klinischen Studie von Bajestan et al. teil. Die Patienten erhielten entweder autologe Knochenblock­ transplantate oder Stammzellentherapie. Vier Monate nach der Behandlung war der durchschnittliche Zugewinn an Knochenbreite an Stellen, die mit Stammzellen behandelt worden waren, fast doppelt so groß wie der Zugewinn in der Kontrollgruppe. Bei beiden Gruppen war der Zugewinn an Knochen bei den Traumapatienten im Vergleich zu den Patienten mit Gaumenspalte größer. Die Forscher setzten bei fünf der zehn Patienten in der Stammzellentherapiegruppe und bei allen acht Patienten der Kontrollgruppe erfolgreich Implantate ein. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass der Einsatz von Stammzellen zur Behandlung von Alveolardefekten sicher war, obwohl deren Fähigkeit zurvollständigen Wiederherstellung von großen Alveolardefekten begrenzt war. Korn P, et al.: J Craniomaxillofac Surg 2014; 42(7): 1277-85. Bajestan MN, et al.: Clin Implant Dent Relat Res 2017; 19(5): 793-801.

JOURNAL CLUB

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ÜBER DEN TELLERRAND

Das blasse Regenerationswunder

Foto: © 23rf.com/Kirch

Nicht nur ihre Gliedmaßen, sondern auch Augen und sogar Teile des Herzens können Axolotl innerhalb weniger Wochen problemlos regenerieren. Internationalen Wissenschaftlern ist es kürzlich gelungen, das komplette Genom des Salamanders zu entschlüsseln.

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GEISTLICH NEWS 2-2018


Dr. Klaus Duffner

«Nie richtig erwachsen geworden» – ein Vorwurf den sich mancher Kindskopf bis ins hohe Alter anhören muss. Beim mexikanischen Axolotl (Ambystoma mexicanum) ist das keine Koketterie, sondern die Wahrheit. Tatsächlich verbringt dieser rund 25 Zentimeter lange, farblose Salamander sein gesamtes Leben in einem kiemenatmenden Larvenstadium unter Wasser. Wegen eines angeborenen Schild­ drüsendefekts erleben die Tiere zwar keine Metamorphose, trotzdem erreichen sie die Geschlechtsreife. Das Besondere am Axolotl ist jedoch seine extreme Regenerationsfähigkeit. Verliert das Tier ein Körperteil, wächst innerhalb weniger Wochen ein perfekter Ersatz mit Knochen, Muskeln und Nerven an den richtigen Stellen nach. Selbst ein ausgewachsener Axolotl ist noch in der Lage, ein abgeschnittenes Bein, den kompletten Schwanz, ein Stück Kiefer, durchtrenntes Rückenmark, ein verlorenes Auge oder sogar Teile des Herzens innerhalb weniger Wochen nachwachsen zu lassen. Forscher vermuten, dass die ausgesprochene Neigung zum Kannibalismus ein Hauptgrund für die extreme Regenerationsfähigkeit des Axolotls ist. So scheint das Nachwachsen von weggebissenen Gliedmaßen und Nerven ein entscheidender Selektionsvorteil für diese seit rund 350 Millionen Jahre existierende Amphibienform zu sein.

Komplizierte Entschlüsselung

Photo: iStock / vchal

Um diese Regeneration zu verstehen, müssen Wissenschaftler die gesamte DNA-Sequenz kennen. Das Axolotl-Genom stellt eine besonderer Herausforderung dar, denn es ist mit 32 Milliarden Basenpaaren mehr als zehnmal so groß wie das menschliche Genom. Zudem besitzt es eine beträchtliche Anzahl lan-

ger, sich wiederholender Sequenzen, was die Erforschung weiter erschwert. Trotzdem ist es einem internationalen Forscherteam kürzlich gelungen, das Axolotl-Genom vollständig zu sequenzieren. Damit ist das bisher größte Genom eines Lebewesens auf der Erde entschlüsselt, wie die Forscher in der renommierten Zeitschrift «Nature» Anfang des Jahres berichteten. Grundlage dieser Arbeit war die Entwicklung einer neuen Sequenziertechnologie (PacBio-Methode), die auch rund 72 Millionen längere Stücke des Genoms auslesen kann. Wie bei einem Puzzle wurden diese einzelnen Sequenzstücke danach wieder zusammengesetzt. Bei der Analyse der Daten

Entschlüsselung des Axolotl-Genoms hofft man der Antwort auf diese Frage ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein. Denn in der Abfolge der Basenpaare steckt irgendwo die Information für die extreme Regenerationsfähigkeit des Salamanders. «Wir haben jetzt die genetische Karte in der Hand, mit der wir untersuchen können, wie komplizierte Strukturen – zum Beispiel Beine – nachwachsen können», erklärte Sergej Nowoshilow, IMP-Postdoktorand und Erst-Autor der Studie. Doch mit diesem Wissen ist das Rätsel noch lange nicht gelöst. Denn erst das komplexe Zusammenspiel von vielen Schaltzentralen im Organismus erlaubt

«Kannibalismus könnte ein Hauptgrund für die extreme Regene­ rations­fähigkeit des Axolotls sein.» zeigten sich einige Besonderheiten des Axolotl-Genoms. So fehlt ihm ein wichtiges und verbreitetes Entwicklungsgen namens PAX3. Dessen Funktion übernimmt das verwandte Gen PAX7. Beide Gene spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Muskeln und Nerven.

Genetische Karte Auch Menschen besitzen in vielen Organen, beispielsweise in der Leber oder im Fett- und Muskelgewebe Stammzellen, die theoretisch zur Regeneration fähig sind. Allerdings haben Säugetiere diese Fähigkeit im Laufe der Evolution weitgehend verloren. Wenn ein Axolotl problemlos neue Gliedmaßen und Organe entwickeln kann – warum könnte das nicht ebenso bei uns funktionieren? Mit der

es, Organe nachwachsen zu lassen. Die Aufgabe von jungen Wissenschaftlern wie Nowoshilow wird es sein, die richtigen Schalter zu finden und ihr Zusammenwirken zu verstehen. Weil man derzeit so massive Fortschritte sehe, könne er sich vorstellen, dass es «in 20 oder 30 Jahren» soweit sein wird, Gliedmaßen nachwachsen zu lassen. Dem Axolotl, dem man so vieles zu verdanken hat, steht in den mexikanischen Vulkanseen indes keine sehr rosige Zukunft bevor. Denn das Tier steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Vereinten Nationen. Schätzungen aus dem Jahr 2009 zufolge leben nur noch 700 bis maximal 1'200 der Tiere in freier Wildbahn – sehr viele weniger als in den wissenschaftlichen Labors.

ÜBER DEN TELLERRAND

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HINTERGRUND

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GEISTLICH NEWS 2-2018

GEISTLICH PHARMA AG | OSTEOLOGY STIFTUNG


Portfolio von Behandlungskonzepten vervollständigt Turgut Gülay | Geistlich Pharma AG

Die neue Broschüre «Behandlungskonzepte für die Sinusbodenelevation» liegt vor. Sie vervollständigt das Portfolio aus sieben Broschüren. Die Serie «Behandlungskonzepte» von Geistlich verbindet wissenschaftliche Nachweise mit klinischer Praxis. Im Hauptteil stellen internationale Experten detailliert ihre eigenen Behandlungsansätze vor und fassen die wichtigsten Erfolgsfaktoren zusammen – ein echter Schatz an Expertenwissen! In der letzten Ausgabe über die «Sinusbodenelevation» berichtet z. B. Ass. Prof. Stephen Wallace, USA, über seine laterale Sinusbodenelevation mit Geistlich Bio-Oss® und Geistlich BioGide® mit einer Nachkontrolle nach 13 Jahren.

Serie von «Behandlungskonzepten» nun vollständig Mit dieser letzten Broschüre hat Geistlich das Portfolio aus sieben Broschüren vervollständigt – mit Behandlungskonzepten für das Management von Extraktionsalveolen, größere Knochenaugmentationen, kleinere Knochenaugmentationen, Periimplantitis, parodontale Regeneration, Sinusbodenelevation und Weichgeweberegeneration. Sie können die neue sowie alle bestehenden Broschüren bei Ihrem Geistlich Partner bestellen.

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Die Gewinner des «Gappy Game» Dr. Mireia Comellas | Geistlich Pharma AG

Louis Marcelo Calderero | Geistlich Pharma AG

Ein neuer animierter Film zeigt die Behandlung einer Dreizahnlücke im posterioren Unterkiefer mit dem individualisierten Titangitter Yxoss CBR®. Der Film zeigt ausführlich und Schritt für Schritt die Lappentechnik, das Einbringen des individualisierten gedruckten 3D-Titangitters auf dem Kieferkamm, den primären Wundverschluss, die Entfernung des Gitters und die Implantatinsertion. Es ist auch möglich, die Positionierung der Implantatprothese zusammen mit dem regenerativen Verfahren im Voraus zu planen. Möchten Sie wissen, wie sich 3D-Drucktechnologie mit den Biomaterialien von Geistlich verbinden lässt? Verwenden Sie diesen QR-Code, um sich das Video auf YouTube anzusehen!

In der letzten Ausgabe der Geistlich News hatten wir Sie aufgefordert: Spielen Sie das «Gappy Game», registrieren Sie Ihre höchste Punktzahl und gewinnen Sie eine Freikarte für das International Osteology Symposium 2019 in Barcelona. Die ersten drei Gewinner stehen nun fest. «Gappy» ist das neues Online-Videospiel von Geistlich, bei dem jeder Gappy helfen kann, die richtigen Biomaterialien zur Behandlung seiner Extraktionsalveolen zu finden und gleichzeitig eine Kontamination durch Bakterien zu verhindern. Von denjenigen, die ihre Höchstpunktzahl registrierten, gewannen die ersten Drei Freikarten für das International Osteology Symposium 2019 in Barcelona. Die Gewinner sind: Elias Casals, Francois Marquie und Patricia Risso. Möchten Sie ebenfalls gewinnen? Dann helfen Sie Gappy. Es warten drei weitere Freikarten auf die Gewinner.

HINTERGRUND

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Osteology Barcelona 2019

Willkommen zu THE NEXT REGENERATION Dr. Heike Fania | Osteology Stiftung

Das nächste International Osteology Symposium wird vom 25.-27. April 2019 im spanischen Barcelona stattfinden. Das bekannte Symposium zu oralen Regenerationstherapien hat damit nicht nur einen neuen Veranstaltungsort, sondern auch neue Themen, neue Formate und neue Redner erhalten – alles unter dem neuen Titel: «The NEXT REGENERATION». Die Chairmen von Osteology Barcelona 2019 sind Prof. Christoph Hämmerle, Schweiz, und Dr. Maurício Araújo, Brasilien. In ihrem Begrüßungsschreiben erläutern sie: «Der Titel NEXT REGENERATION verbindet die wichtigsten Aspekte des Symposiums in Barcelona: Einerseits die nächste Generation regenerativer Therapien, andererseits die nächste Generation von Zahnärzten, die nicht nur Teilnehmer sind, sondern auch die künftigen Experten im Bereich der oralen Geweberegeneration.» Die Vorsitzenden haben spezielle Veranstaltungen mit jungen Zahnärzten geplant, um einen Überblick über die orale Geweberegeneration zu geben, sowie spezielle Veranstaltungen für Wissenschaftler. Außerdem werden innovative Konzepte und Formate wie die Osteology Case Session Teil des Programms sein. Sie sollen es einer größeren Anzahl von Ärzten ermöglichen, sich aktiv zu beteiligen. Die Vorsitzenden erläutern weiter: «Trotz all dieser neuen Aspekte hat sich jedoch eines nicht geändert: Im April 2019 wird das internationale Osteology Symposium wieder der wichtigste Ort für alle Zahn-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Paradontologen und Zahnärzte sein, die sich für Implantologie und regenerative Therapien interessieren, und an dem international renommierte Experten ihre aktuellen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse vorstellen werden, mit dem Ziel, die Wissenschaft mit der Praxis der oralen Regeneration zu verbinden.» Ein Blick in die Zukunft mit neuen Techniken und Materialien wartet auf Sie! Detaillierte Informationen, das Programm, die Online-Registrierung und noch vieles mehr finden Sie unter www.osteology-barcelona.org

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GEISTLICH NEWS 2-2018

Neu in Barcelona: Osteology Case Competition Anlässlich von Osteology Barcelona 2019 wird ein neues Format vorgestellt werden: Die Osteology Case Competition. Aus sechs Wettbewerbskategorien werden die besten Fälle zum Thema "orale Regeneration" für eine mündliche Präsentation im Rahmen der Osteology Case Session ausgewählt, und der beste Fall wird einen Preis gewinnen. Sie können Ihren klinischen Fall online über THE BOX einreichen. Nur Fälle, die bis zum 31. Januar 2019 über die Case Box hochgeladen werden, können an der Osteology Case Competition teilnehmen. Weitere Informationen und Einreichen der Fälle: www.osteology-barcelona.org/programme/case-session/


Neue Online-Weiterbildung

Oral Regeneration Topic Dr. Heike Fania | Osteology Stiftung

Die Osteology Stiftung hat eine neue Initiative für die OnlineWeiterbildung gestartet. Zweimal pro Jahr wird ein neues Oral Regeneration Topic ausgewählt. Jedes Oral Regeneration Topic besteht aus einem Webinar, einem Scientific Radar und einer Key Publication. Ziel ist es, einen breiten Überblick über verschiedene Oral Regeneration Topics zu geben und über die wichtigsten Forschungsergebnisse zu informieren - getreu dem Motto der Osteology Foundation: Linking Science with Practice in Regeneration.

Webinar Alle an dem jeweiligen Webinar-Thema Interessierten sind herzlich eingeladen, im Voraus Fragen einzureichen. Der Vortragende wird dann gebeten, in seiner Präsentation auf so viele Fragen wie möglich einzugehen. Im Anschluss an das Webinar werden 100 Teilnehmer Gelegenheit erhalten, live an einer Q&ASitzung teilzunehmen. Das gesamte Webinar, einschließlich der Diskussion, wird später als Aufzeichnung zur Verfügung stehen.

Scientific Radar Es wird eine Liste der wichtigsten Literatur zum aktuellen Oral Regeneration Topic mit einer Erläuterung geben, warum die einzelnen Publikationen in die Liste aufgenommen wurden.

Key Publication Für jedes Oral Regeneration Topic wird eine der wichtigsten Publikation ausgewählt und mit dem jeweilige Autor im Rahmen eines Interviews erörtert. Das neue Programm wird im September 2018 beginnen und das erste Oral Regeneration Topic wird «Ridge Preservation» lauten. Für das Jahr 2019 sind zwei weitere Themen geplant: «Recession Coverage» und «GBR». Weitere Informationen erhalten Sie online unter www.osteology.org/education/ oral-regeneration-topic/. Alle Inhalte von Oral Regeneration Topic stehen über THE BOX zur Verfügung, der Online-Plattform der Osteology Stiftung. Die Registrierung für THE BOX ist kostenlos!

Save the date

Kommende OsteologyVeranstaltungen Osteology Paris, Frankreich (nationales Symposium) 18.-20. Oktober 2018 Osteology Research Academy Vienna, Österreich 5.-7. November 2018 Osteology @ SAP Meeting Buenos Aires, Argentinien 16. November 2018

Osteology Research Academy, Beijing, China (Mandarin) 19.-22. November 2018 Osteology @ DGI Congress Wiesbaden, Deutschland 1. Dezember 2018 Osteology Barcelona 2019 (internationales Symposium) 25.-27. April 2019

HINTERGRUND

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Interview

Im Phantomraum mit Anton Sculean Das Interview führte Dr. Guilia Cerino

Sie sind Inhaber des Lehrstuhls für Parodontologie an der Universität Bern. Wie bereiten Sie die nächste Generation Zahnärzte auf ihre Aufgaben vor? Prof. Sculean: Unsere Studierenden haben bereits in den ersten klinischen Jahren Kontakt zu Patienten. Ein Studierender mit einem Abschluss in Zahnmedizin muss in der Lage sein, Patienten auf Basisniveau zu behandeln und routinemäßige zahnmedizinische Eingriffe durchzuführen. Maßgeblich für unseren Erfolg ist außerdem das Unterrichten nach einem evidenzbasierten Ansatz mit einem soliden biologischen Hintergrund. Vor Ihrer Tätigkeit in Bern haben Sie an unterschiedlichen Orten studiert und praktiziert, etwa Budapest, Münster, Aarhus, Homburg, Mainz und Nijmegen. Welcher war Ihr Favorit? Prof. Sculean: Die schönste Stadt war sicherlich Budapest; Budapest ist einfach wunderschön (lacht). Hinsichtlich der Lernkurve war es definitiv Aarhus. Mein Mentor dort war Professor Thorkild Karring – einer der großen Pioniere der Parodontologie. Basierend auf seiner Arbeit zur parodontalen Wundheilung und Regeneration wurde die Technik der gesteuerten Geweberegeneration für parodontale Defekte entwickelt, die immer noch in Kliniken weltweit eingesetzt wird. Er hat meine Art zu Denken sehr beeinflusst. Sie waren einer der Pioniere, die Geistlich Fibro-Gide® zum ersten Mal einsetzten und haben Ihre Erfahrungen mit dem Launch Team geteilt. Was waren Ihre ersten Eindrücke? Prof. Sculean: Ich war erstaunt über die Saugfähigkeit von Geistlich Fibro-Gide®, insbesondere, weil es gleichzeitig

seine Integrität beibehält. Die Matrix verfügt über eine Art Gedächtnis, um ihr Volumen aufrechtzuerhalten. Im Vergleich zu anderen Kollagen-Matrizes halte ich Geistlich Fibro-Gide® für ein hervorragendes Biomaterial.

Im März haben Sie Ihre 300. Publikation auf PubMed veröffentlicht. Haben sich Ihre Forschungsinteressen im Laufe der Zeit verändert? Prof. Sculean: Mein Hauptinteresse gilt nach wie vor der Biologie der parodontalen Wundheilung, einschließlich der parodontalen Regeneration. Ganz besonders faszinierend finde ich die Wechselwirkungen zwischen Biomaterialien und Proteinen respektive Zellen. Ich interessiere mich aber auch für die Weichgewebe­regeneration. Zu Ihren Forschungsinteressen gehört die photodynamische Therapie von parodontalen und periimplantären Infektionen. Wie weit sind Sie in diesen Bereichen vorangekommen? Prof. Sculean: Wir verfügen bereits über eine Serie von Fällen mit guten klinischen Ergebnissen – weniger Blutungen, geringere Sondierungstiefen und keine Geweberezessionen. Ich bin wirklich stolz darauf, dass dieses Konzept hier in Bern entwickelt wurde! Wenn Sie drei Dinge auswählen müssten, die Sie auf eine einsame Insel mitnehmen dürften, welche wären das? Prof. Sculean (lacht): Wenn Menschen nicht erlaubt sind, würde ich sagen: ein Überlebenspaket, ein Rucksack und sicherlich ein gutes Buch – über Geschichte oder Philosophie.

Prof. Anton Sculean hat seinen Doktortitel in Parodontologie an der Universität des Saarlandes in Homburg, Deutschland, erworben. Er hat viele Auszeichnungen für seine Forschungen erhalten, zum Beispiel den Anthony Rizzo Award der Perio­dontal Research Group der Inter­national Association for Dental Research. Er ist Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Parodontologie an der Fakultät für Zahnmedizin der Universität Bern und Präsident der European Federation of Periodontology (EFP). Er ist Mitglied des redaktionellen Beirats von mehr als zehn Foto: Ines Badertscher

zahnärztlichen Fach­zeitschriften sowie Autor

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und Mitautor zahlreicher Artikel in Peer-Review-Zeitschriften und Lehrbüchern. Außerdem hat Prof. Sculean mehr als 300 Vorträge bei nationalen und internationalen Konferenzen gehalten.

GEISTLICH NEWS 2-2018


Ausgabe 1 | 19 erscheint im April 2019. SCHWERPUNKT

Forschung und Praxis > Forschung in der Praxis – die wichtigsten Punkte > 10 Forschungsergebnisse, die die tägliche Praxis beeinflussen > Foto-Tipps für Dokumentationen von klinischen Fällen DAS WISSENSCHAFTLICHE GESPRÄCH

Knochenersatzmaterialien komprimieren oder nicht komprimieren?

IMPRESSUM

Zeitschrift für Kunden und Freunde von Geistlich Biomaterials Ausgabe 2/2018, Jahrgang 13 Herausgeber ©2018 Geistlich Pharma AG Business Unit Biomaterials Bahnhofstr. 40 6110 Wolhusen, Schweiz Tel. +41 41 492 55 55 Fax +41 41 492 56 39 biomaterials@geistlich.ch

Redaktion Dr. Giulia Cerino, Verena Vermeulen Layout Larissa Achermann Erscheinungsweise 2 × jährlich Auflage 25.000 Exemplare in verschiedenen Sprachen weltweit

Die Inhalte von GEISTLICH NEWS werden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Die von Dritten erstellten Inhalte entsprechen jedoch nicht unbedingt der Meinung der Geistlich Pharma AG. Die Geistlich Pharma AG übernimmt daher weder Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte durch Dritte, noch eine Haftung für Schäden materieller oder ideeller Art, die durch die Nutzung von Informationen Dritter bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen Dritter verursacht wurden, sofern seitens der Geistlich Pharma AG kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. HINTERGRUND

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Herausgeber ŠGeistlich Pharma AG Business Unit Biomaterials Bahnhofstr. 40 6110 Wolhusen, Schweiz Tel. +41 41 492 55 55 Fax +41 41 492 56 39 www.geistlich-biomaterials.ch

601887/1809/de

Weitere Einzelheiten erfahren Sie Ăźber unsere Vertriebspartner: www.geistlich-pharma.com


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