6 minute read
Interview mit Jan Beckers
Die Trends auf dem Radar
BIT Capital zählt zu den erfolgreichsten Assetmanagern Europas und betrat mit seinen neuen Fonds kürzlich den Kryptomarkt. Wir haben beim Gründer Jan Beckers nachgefragt, wie er den Markt einschätzt.
Advertisement
MORITZ SCHUH
Jan Beckers ist einer der erfolgreichsten und aktivsten Digital-Unternehmer Deutschlands. Als Gründer und Chief Investment Officer verantwortet er den Investmentansatz von BIT Capital und prägt mit seiner langjährigen Expertise der Technologie-Industrie die Investmentphilosophie des Unternehmens. Im Oktober erweiterte BIT Capital sein Angebot um zwei neue Crypto-Fonds, die sich auf die Gewinner von morgen fokussieren.
Herr Beckers, mit BIT Capital haben Sie sich in den Asset Management-Bereich vorgewagt, doch schon davor haben Sie eine erstaunliche Karriere hingelegt. Erzählen Sie etwas über Ihren Weg vom ersten Unternehmen zum Fondsmanager.
Meine Passion für die Geldanlage hat sich schon recht früh entwickelt. Begonnen hat alles damit, dass ich mit 16 Jahren meine Eltern dazu überredete, meine Führerscheinersparnisse in Aktien der Firma Electronic Arts zu investieren. Ab diesem Zeitpunkt war ich fasziniert und habe begonnen, den neuen Markt sehr genau zu beobachten. Während meines BWL-Studiums habe ich dann meine ersten beiden kleineren Unternehmen gegründet und so ging es auch nach dem Studium weiter. Nachdem ich nach Berlin gezogen bin, folgten eine Reihe von Internetunternehmen im Advertising- und Gamesbereich, die sich alle sehr erfolgreich entwickelten und Verkaufspreise zwischen 10 und 250 Millionen Euro erzielten. Später gründete ich die HitFox Group. Daraus ist dann eine Gruppe von Advertising-Unternehmen entstanden, die uns die Vorteile synergetischer Gründungen aufzeigten. Aus den Lehren, die wir daraus ziehen konnten, haben wir begonnen, uns auf die Finanzbranche zu fokussieren und zählten früh zu den Pionieren der FinTech-Szene. Ein Beispiel dafür ist FinLeap, aus der später die Solarisbank entstanden ist. Ab 2015 habe ich mich aus meiner Position als Geschäftsführer zurückgezogen und mich mehr auf Investitionen konzentriert. Dazu zählten etwa Seedinvestitionen in Delivery Hero und vorbörsliche Investitionen in Facebook und LinkedIn. Auch in Kryptowährungen habe ich seit 2015 mit relativ großer Treffsicherheit
investiert. Durch den Erfolg und die Freude am Investieren habe ich 2017 BIT Capital gegründet. Mittlerweile sind wir auf knapp 1,9 Milliarden Dollar Assets under Management gewachsen und zählen zu den Fonds mit den besten Returns in Public Markets weltweit.
Worauf achten Sie, um Trends so früh zu erkennen und damit eine so erstaunliche Performance zu erzielen?
Am Ende ist es wahrscheinlich die Mischung aus mehr als 20 Jahren Börsen- und 18 Jahren Unternehmererfahrung im Technologieumfeld sowie meiner großen Passion für diese Themen. Hinzu kommt natürlich mein starkes Team von 35 Leuten, bestehend aus Software-Ingenieuren, Data Scientists und Fundamentalanalysten, die in Symbiose aus intuitivem Verständnis für Unternehmen und fundierten Marktanalysen den notwendigen Wissensvorsprung erzielen.
Kürzlich haben Sie zwei Krypto-Fonds lanciert. Wie unterscheiden sich diese?
Im Retailfonds, dem „BIT Global Crypto Leaders“, wird ein Großteil der kryptobezogenen Exposure über Investments in Infrastrukturunternehmen, wie Kryptobrokerages oder Miner, aufgebaut. Durch regulatorische Vorgaben dürfen wir dabei nicht mehr als zehn Prozent in Token direkt investieren, sehen aber in den Unternehmen in unserem Portfolio genauso viel Potential, da sie ihr Geld unabhängig davon verdienen, ob der Kurs eines Kryptoassets gerade etwas höher oder niedriger steht. Im auf professionelle Investoren ausgerichteten „BIT Crypto Opportunities“ können wir bis zu 85 Prozent in Token investieren. Bei diesen Direktinvestments zielen wir grundsätzlich nicht auf die frühesten Start-up-Projekte ab, sondern steigen erst ein, wenn wir sehen, dass die Technik funktioniert, ein Use-Case besteht und die Nutzung anfängt, rapide zuzunehmen. Ein Beispiel für ein solches Projekt ist Solana, worauf wir stark gesetzt haben.
Damit bieten Sie einen einfachen Weg, am Marktwachstum zu partizipieren. Wo sehen Sie dennoch die größten Hürden für institutionelle Investoren?
Wir sind zwar schon ein großes Stück weiter als vor drei bis vier Jahren, doch noch nicht überall im selben Ausmaß. In Deutschland sehen wir erst seit diesem Jahr ein steigendes Interesse, etwa bei Family Offices oder Versicherungen. Eine weitere Hürde ist sicherlich der Aufbau einer Infrastruktur aus Custody Providern oder Brokerages, die institutionellen Ansprüchen genügt. All das ist schon gut vorangeschritten, aber braucht einfach etwas mehr Zeit als im Retailbereich.
Welche Risikofaktoren könnten das Wachstum der Kryptoindustrie bremsen?
Mittlerweile sind wir definitiv über den Punkt hinaus, wo viele von einer einzigen großen Blase gesprochen haben. Der Markt wird aber trotzdem volatil bleiben und zu den Faktoren, die einen Bärenmarkt einleiten könnten, zählen sicherlich regulatorische Entscheidungen. Andere Risiken, die wir sehen, sind eher marktinhärent. Wir glauben, dass sich am Ende nur ein kleiner Prozentsatz der Kryptoassets nachhaltig etablieren und hohe Gewinne für die Investoren realisieren wird. Die große Mehrheit wird dagegen vom Markt wieder verschwinden. Es ist besorgniserregend, wie uninformiert viele in Projekte laufen, nur weil diese ein gutes Marketing oder einen geringen Preis aufweisen, ohne sich jemals mit dem Konzept auseinandergesetzt zu haben. Gedankenloses Investieren könnte auf den Markt abfärben und ist eine Sorge, die wir haben.
Wie stehen Sie zu DeFi? Sind diese Finanzinnovationen massenmarkttauglich?
DeFi sehen wir als proven Use-Case und haben auch schon sehr früh damit gerechnet, dass das ein Thema wird. Nicht jeder wird über Nacht zu einem Kryptoexperten werden und daher wird es Unternehmen und Protokolle brauchen, die diese Services zu-
Jan Beckers, Gründer und Geschäftsführer von BIT Capital
ÖSTERREICH-EXPANSION
Im September 2021 launchte BIT Capital drei aktiv gemanagte Fonds auf dem österreichischen Markt. Die Berliner Fondsgesellschaft bietet damit österreichischen Investoren Zugang zu Unternehmen, die weltweit mit ihrer Technologie-Kompetenz den Wandel der Digitalisierung anführen und zu den Gewinnern von morgen zählen können. 2017 wurde BIT Capital von Jan Beckers, Digital-Unternehmer und Investor, in Berlin gegründet. Seitdem wuchsen die Assets under Management auf 1,9 Milliarden Euro. Zwei der drei Fonds von BIT Capital führten im Jahr 2020 die Performance-Rankings in Europa an und dominierten auch in der ersten Jahreshälfte 2021 die Rankings der aktiv gemanagten Fonds. gänglich machen. An dieser Stelle werden Krypto-Exchanges oder Neobanken einhaken und sich zwischen Technologie- und User-Layer setzen. Auf diese Weise wird die Nutzerfreundlichkeit über die Zeit zunehmen und DeFi langsam in den Massenmarkt vordringen.
Sehen Sie die nächsten großen Unternehmen aus dem Kryptobereich kommen oder werden wir ein Übergreifen auf etablierte Sektoren, wie den Finanzsektor, sehen?
In den nächsten Jahren werden wir eine Mischung sehen. Einerseits Kryptounternehmen, die zu traditionellen Finanzhäusern heranwachsen und andere Wertleistungen jenseits des Kryptogeschäfts anbieten. Andererseits werden wir traditionelle Institute sehen, die den Wandel schaffen und sich im Kryptomarkt gut aufstellen können. Ich denke, eine Vielzahl von traditionellen Finanzhäusern wird aber auf der Strecke bleiben. Auch die Politik wird dies nicht durch Regulierung verhindern können, da sich niemand in der Zwischenzeit erlauben kann, sein Land von dieser Innovation abzuschneiden. Wenn man sich die regulatorischen Schritte der letzten Monate ansieht, waren diese ja grundsätzlich positiv und lassen sich auch mit der Zeit nicht mehr zurückdrehen.
Wir nähern uns dem Jahresende, welche Krypto-Trends haben Sie für 2022 auf dem Radar?
DeFi, NFTs und Blockchaingaming werden unserer Ansicht nach in den frühen Massenmarkt vordringen. Das könnte mit Unterstützung großer Technologiekonzerne, wie Twitter oder Meta, geschehen und stimmt uns in Kombination mit anhaltenden Inflationsängsten optimistisch, dass die Kurse und auch unsere Fonds in zwölf Monaten wesentlich höher stehen als heute. Auch Bitcoin hat seinen festen Platz als bewährter Store of Value und wird diesen unserer Ansicht nach auch nicht mehr abgeben.
www.bitcap.com