Bร HLITZER HEFTE
Karl-Heine-Kanal Streifzug durch die Geschichte und entlang des Kanals
W ERBEAGENTUR K OLB in Zusammenarbeit mit dem Fรถrderverein Ortsgeschichte Bรถhlitz-Ehrenberg e.V.
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KARL-HEINE-KANAL
Inhalt
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Erste Planungen für einen Kanalbau ............................................................. 8 Der Leipziger Industriepionier Dr. Ernst Karl Erdmann Heine........................ 16 Ein Streifzug entlang des Kanals ................................................................... 24 Kanaleinfahrt .................................. 24 Aurelienbrücke und Aurelienbogen ..... 46 Streckenplan ................................... 26 Philippuskirche............................... 47 Nonnenbrücke................................ 28 Wasserspielplatz und Gießerbrücke.... 49 Riverboat ....................................... 29 »Grüne Gleise« und Elisabethbrücke............................... 30 König-August-Brücke....................... 53 König-Johann-Brücke....................... 32 Eisenbahnbrücke............................. 54 »Persil-Frau« .................................... 33 Saalfelder Brücke............................. 56 Karl-Heine-Bogen ............................ 34 Rad- und Gehwegbrücke................... 58 Stadtteilpark Plagwitz ...................... 36 Leipziger Baumwollspinnerei ............ 59 »Stelzenhaus« .................................. 36 Das Mörtelwerk Karl Heines.............. 62 Feuerwache West ............................. 40 »Kanal 28« ...................................... 63 Weißenfelser Brücke und Kanalende und Luisenbrücke............. 64 König-Albert-Brücke........................ 43 Lindenauer Hafen ........................... 66 »Jahrtausendfeld«..............................46 Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau... 70 Stadthafen Leipzig....................................................................................... 75 Anhang........................................................................................................ 82
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KARL-H E I N E-KANAL
Sehenswürdigkeiten entlang des Karl-Heine-Kanals 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Kanaleingang, Nonnenbrücke ehemaliges MDR-»Riverboat« Elisabethbrücke König-Johann-Brücke Feuerwache West ehemalige Ladestelle I Karl-Heine-Bogen »Stelzenhaus« Weißenfelser Brücke König-Albert-Brücke Aurelienbrücke Philippus-Kirche
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Wasserspielplatz Gießerbrücke Gleisbrücke »Grüne Gleise« König-August-Brücke Eisenbahnbrücke Saalfelder Brücke Fußgängerbrücke »Kanal 28« Luisenbrücke Anschluss Lindenauer Hafen Lindenauer Hafen Museumsfeldbahn
Streifzug entlang des Kanals
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Der Karl-Heine-Kanal, Ansicht vom Stelzenhaus, mit Blick auf den Karl-Heine-Bogen und auf die Feuerwache West
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in Erdgeschoss, Obergeschoss und Dachterrasse unterteilt. Zum Kanal hin sorgen 4 m breite und 4,50 m hohe Fenster für viel Licht, ebenso die großflächig angelegten Dachverglasungen. Im ehemaligen Gleiskopf wurde ein Büroraum mit Galerie-Etage eingerichtet. Eine weitere Etage mit vollständiger Glasfassade zwischen den Betonpfeilern rundet diese Einheit ab. Halle 2 wurde, ebenso wie der Gleiskopf, um eine gläserne Etage ergänzt, in der Büroeinheiten eingerichtet wurden. Die Büros erstrecken sich dabei über alle drei Etagen des Gebäudes. Das Restaurant »Stelzenhaus« befindet sich in einer eingehängten Etage aus Glas, die unter der Plattform hängt und den Eindruck erweckt, dass sie frei schwebt. Zugang zum Restaurant erhält man sowohl über den Stadtteilpark über besagte »Schienentreppen« als auch über die Bootsstege vom Kanal aus. Ein Freisitz lädt hier zudem zum Verweilen ein. Insgesamt entstanden bei der Sanierung im Zeitraum von 2000–2003 zehn Gewerbeeinheiten, vier Wohnungen und ein Restaurant. Für die Umsetzung des Sanierungsprojektes wurden die Architekten Weis & Volkmann 2004 mit dem Sächsischen Staatspreis für Baukultur ausgezeichnet.
Übersichtsplan des »Stelzenhauses«
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Streifzug entlang des Kanals
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Männer und Frauen arbeiten. Dennoch stieg die Anzahl der Arbeiter stetig an. Waren es 1887 noch 318 Beschäftigte, stieg die Zahl bis zum Jahr 1907 auf 1.600 Arbeiter. Die Produktivität wuchs in besagtem Zeitraum von 6.200 Ballen auf 20.000 Ballen pro Woche. Nach nur 25 Jahren hatte sich die Leipziger Baumwollspinnerei zur größten Spinnerei Europas entwickelt. Insgesamt gab es 240.000 Spindeln, 208 KämmMaschinen und 20.000 Zwirnsspindeln. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges arbeiteten rund 2.000 Menschen in der Baum-
Kreis gehörte auch der Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler. Beide wurden hingerichtet. 500 ausländische Zwangsarbeiter musste das Unternehmen allerdings aufnehmen. Wie viele andere Betriebe in der sowjetischen Besatzungszone wurde auch die Baumwollspinnerei enteignet und in Volkseigentum überführt. Den Krieg hatten die Produktionsgebäude fast unbeschädigt überstanden. Auf Grund der Reparationszahlungen wurde aber fast die Hälfte der Maschinen demontiert und nach Russland verfrachtet. Dennoch
wollspinnerei. Die Rohstoffknappheit während des Krieges ließ die Produktion fast völlig zusammenbrechen. Ab 1917 wurden in den Produktionsräumen GranatenDrehmaschinen aufgestellt, die Sprengminen produzierten. Nach dem Krieg kam die Spinnerei nur schwer wieder in Gang, da die Rohstoffe das bis zu 80-fache kosteten als vor dem Krieg. Erst unter dem Nazi-Regime gab es wieder einen Aufschwung. In der Baumwollspinnerei stellten die Arbeiterinnen und Arbeiter Garne für die Uniformproduktion her. Anzumerken ist, dass die Baumwollspinnerei KZ-Häftlinge als Arbeiter ablehnte. Vermutet wird, dass dies auf Anweisung von Aufsichtsrat Walter Cramer erfolgte, der zum Kreis der Attentäter des 20. Juli 1944 zählte. Zu besagtem
setzte man bis zum politischen Umsturz 1989 die Produktion fort und steigerte sie sogar wieder. 1989 arbeiteten 1.650 Menschen in der Baumwollspinnerei. Anfang 1993 kam dann das endgültige Aus. Die Treuhand verkaufte die Spinnerei an einen westdeutschen Investor. Der ließ bis ins Jahr 2000 Reifencordgewebe produzieren. Am Ende gab es noch 40 Beschäftigte. Ab 1990 siedelten sich in den zunehmend leerstehenden Gebäuden unterschiedliche Projekte an. Mit der Zeit zog es immer mehr Künstler in die Baumwollspinnerei. Deren berühmtester Vertreter ist wohl Neo Rauch, der hier ein Atelier hat. Zudem eröffneten auf dem Spinnereigelände zahlreiche Galerien, wie die »Dogenhaus Galerie«, die »Eigen + Art Galerie« oder die »Maerzgalerie«. Aber
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Der Ausbau des Nordkopfes mit den Speichergebäuden, die Freilegung und Renaturierung des Westufers sowie die Ausweitung des Hafenbeckens und der Anschluss an den Elster-Saale-Kanal sind für die Zukunft angedacht, aber aus finanziellen Gründen momentan nicht umsetzbar. In den nächsten Jahren werden an diesem Standort die Grundlagen für ein attraktives neues Stadtquartier am Wasser geschaffen. Es sollen Flächen für Wohnen, Gewerbe, Arbeit und Freizeit sowie eine Marina zwischen den Speichergebäuden im Norden entstehen. Die Erschließung erfolgt von der Plautstraße aus. Über den Karl-Heine-Kanal wird das Gebiet an den Leipziger Gewässerverbund angeschlossen.
Die alten Speichergebäude am Nordkopf des Lindenauer Hafens werden zum Teil heute noch genutzt
Streifzug entlang des Kanals
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Die Bauvorhaben am Lindenauer Hafen 1
Vorbereitende Maßnahmen / Freilegung
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Erneuerung der Luisenbrücke
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Bau der Verbindung Karl-HeineKanal / Lindenauer Hafen
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Erschließung und Gestaltung des Sanierungsgebietes am Hafen
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sen. Viel sieht man von diesem Hafen allerdings noch nicht. Lediglich die Außenmole wurde im Jahr 2010 errichtet und am 31. August des gleichen Jahres eingeweiht. Der erste Bauabschnitt wurde innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt. Dieser umfasste den Ausbau des Elstermühlgrabens zwischen Schreberbrücke und Friedrich-Ebert-Straße sowie die Herstellung der Außenmole inklusive der Erstellung der Wehranlage und des darüberführenden Blüthnersteges. Die Kos-
Stadthafen Leipzig
ten für den ersten Bauabschnitt betrugen rund 5,6 Millionen Euro. Nochmals rund 850.000 Euro verschlang der Ersatzneubau der Schreberbrücke. Diese musste auf Grund ihres maroden Zustandes vollständig zurückgebaut und von Grund auf neu errichtet werden. Jetzt ist der Zugang zum Schreberbad nicht nur für Fußgänger und Radfahrer möglich, auch mit dem Auto ist es erreichbar und bietet sogar 40 Parkplätze für die Badelustigen.
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Von den Anlegestellen der Außenmole können bereits die ersten Kanus und Paddel-Boote in das Gewässernetz von Leipzig starten. Später soll hier die Anlegestelle II für das Leipzigboot eingerichtet werden. Dort, wo zukünftig die Hafeneinfahrt vom Elstermühlgraben abzweigen soll, ist momentan nur eine Holzverschalung Über das neue Wehr am Elstermühlgraben führt der Blüthnersteg, im Hintergrund ist die neuerbaute Schreberbrücke zu sehen