Praxis Gemeindepädagogik 4/2016 // RITUALE

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Die Herausforderungen des Bösen

Oktober – Dezember

2016

Versuch eines religionspädagogischen Zugangs zum Massenritual »Wacken Open Air« Seite 32

Das Familienritual-Radar Seite 11

Ehrenamt (rituell) begleiten Seite 25

69. Jahrgang

4

Digitale Rituale? Leben und Glauben in Zeiten des mobilen Internets

Seite 19

PRAXIS GEMEINDEPÄDAGOGIK

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INHALTSVERZEICHNIS

der ält eine Beilage Dieses Heft enth ig. ipz Le rlagsanstalt, Evangelischen Ve g. un undliche Beacht Wir bitten um fre

Zugänge Matthias Spenn Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3

Christina-Maria Bammel RITUALS … Der Duft des Lebens Meditation zum Heftthema . . . . . . . . . . . . . . .

4

Lars Charbonnier Was ist ein Ritual? Das Heft-Eingangsritual zum Thema . . . . . . . . . . . .

6

Praxis und Hintergründe

Benjamin Dähne Einführung in den Dienst Übergabe einer Vokationsurkunde . . . . . . . . . . .

40

Johannes Bartels Klatsch ein! Jugendgruppen, ihre Rituale und der Teamgeist . . . . . . . .

41

Friederike Keller Abendmahl – als Ritual auch für Kinder von Bedeutung? . . . . . . .

44

Praxisentwürfe zum Kirchenjahr

Uwe Hahn Losung – Grundlage für ein Alltagsritual . . . . . . .

10

Martina Steinkühler Geschenke und andere Gaben Mehr-Generationen-Advents-Nachmittag mit Hanna und Simeon . . . . . . . . . . . . . . .

Martin Horstmann Das Familienritual-Radar . . . . . . . . . . . . . .

11

Uwe Hahn Fast ein Krippenspiel . . . . . . . . . . . . . . .

52

Silke Roczen Mit Ritualen sicher durchs Leben gehen

13

Anne K. Liedtke Freitags, wenn alle da sind, gibt es immer Pizza Rituale in Patchworkfamilien . . . . . . . . . . . . .

Ulrich Walter Zimmermanns Weihnachten Die Weihnachtsgeschichte mit einem Zollstock erzählen . . . . .

54

16

Zurückgeblättert zum Thema dieses Heftes . . . . . . . . . . . . . . .

18

Stefan Welz Adventskoffer unterwegs Ein Projekt in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Osternburg (Oldenburg) . . . . . . . . . . . . . . .

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Ellen Baumgärtel … und sie hatten keinen Raum in der Herberge … Ein Zugang zur Weihnachtsgeschichte über den Begriff Heimat . . .

59

. . . . . . . .

Karsten Müller Digitale Rituale? Leben und Glauben in Zeiten des mobilen Internets . . . . . .

19

Swantje Luthe Die Prägekraft der Medien für kirchliche Rituale . . . . .

22

Christine Ursel Ehrenamt (rituell) begleiten – von A bis Z

25

. . . . . . .

Christine Schlund Ehrenamtlichen-Dankgottesdienst in St. Nikolai Spandau . . . . . . . . . . . . . .

26

Christine Ursel Von Glückwunschkarten und Goldrandtagen Rituale im Lebenslauf . . . . . . . . . . . . . . . .

27

Albrecht Thiel »Wir singen die Hymne« . . . . . . . . . . . . . .

29

Tilman Lautzas Die Herausforderungen des Bösen Versuch eines religionspädagogischen Zugangs zum Massenritual »Wacken Open Air« . . . . . . . . . . . Daniel Tobias Bauer Rituale aus individueller und sozialer Perspektive Praktisch-theologische Dimensionen . . . . . . . . . . . Paul G. Hanselmann Organisationsrituale Vergebene Chance oder qualitativer Sprung? . . . . . . . .

32

45

Forum Ina Bösefeldt Ich schenke euch ein neues Herz Die Jahreslosung 2017 in Verbindung mit Forschungsergebnissen aus der Jugendarbeit . . . . . . .

62

Petra Müller Leinen los! für die jungen Alten Qualifizierungskurse für die Arbeit mit Älteren in der Nordkirche . . .

65

Petra Müller Buchtipps für die gemeindliche Praxis . . . . . . . .

66

Buchrezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . .

67

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . .

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35 38

Im Innenteil dieser Ausgabe befindet sich das Jahresregister 2016.


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Zugänge

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser. Ohne Rituale geht’s nicht. Sie sind das Gerüst, Halt und Orientierung im Lauf durch Tag und Nacht, durch Leben und Sterben, in Gruppen, Kreisen, Organisationen, Einrichtungen, Staat, Religionen und Gemeinden … Rituale geben Rahmen und Sicherheit, können aber ebenso belasten, gefangennehmen, Angst auslösen und in Panik versetzen: Neurotische Zwangshandlungen, immer wiederkehrend, im Teufelskreis ohne Ausgang; geheime Rituale der Zugehörigkeit zur Gruppe und Clique als Ausdruck von Macht und Autorität: Wer den Schwur, das Zeichen, die Parole nicht kennt, ist draußen und hat keine Chance. Und noch schlimmer: Wer drin war und raus will, ist ohne Rahmen und Sicherheit. Freiwild. Rituale sind natürlich Fleisch und Blut religiöser Praxis. Religiöse Praxis, christliches Glaubensleben, ist angewiesen auf Wiederkehrendes, Erkennbares, Orientierendes, Haltgebendes. Wann ist uns das näher als in der nahenden Advents- und Weihnachtszeit. In religiösen/christlichen Ritualen vergewissern wir uns des Sinns durch Wiederholung, durch Wiederkehr. Ja, hier bin ich zu Hause, hier weiß ich, wie es (mir) geht. Aber religiöse, christliche Rituale entwickeln auch Schattenseiten – Zwänge, moralischen Druck, geistige und emotionale Enge, sind Ausdruck neurotischer Verklemmungen. Das Thema ist in den unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Dimensionen von zentraler Bedeutung für kirchliche Praxis und evangelische Bildungs­ arbeit. Da, wo Begegnung zwischen Menschen, wo Gottesdienst und Bildung im Horizont des Glaubens organisiert wird, entwickeln sich Rituale und werden Rituale entwickelt. Die handelnden Personen sollten sich immer wieder bewusst werden darüber, was da geschieht: Über den Wert und die Potenziale, die Wirkmacht von Ritualen in vergewissernder, stabilisierender wie auch destruktiver Hinsicht. Und vielleicht können wir uns auch anregen lassen von dem gewinnenden Umgang mit dem Thema in manchen außerchristlichen bzw. kommerziellen Ritual-Kontexten – anregen lassen von der Lockerheit, der Anmut, dem Zauber des Rituals, der offenbar auch außerhalb von Kirche und Christentum viele anzieht. Mit diesem Heft reißen wir einige dieser Dimensionen an und wollen damit Mut machen, das Thema Rituale unter eher konventionell-kirchlichen aber vielleicht auch für kirchliche Praxis bisher ungewohnten Aspekten in den Blick zu nehmen. Und damit Zauber wiedergewinnen – authentisch, un­mittelbar, zugleich nicht ungebrochen, reflektiert. Viel Freude dabei und gute Anregungen wünscht – im Namen der Redaktion

Matthias Spenn, PGP-Schriftleiter


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Der Duft des Lebens


5

Zugänge

Meditation zum Heftthema Christina-Maria Bammel

Ritualerfahrungen Rituale wie diese haben etwas Scheußliches. So mein Fazit als Ferienlager-Kind. Das Urteil bezog sich auf das in meinen Augen sinnlose »Neptunfest«: Ein Täufling, was war ich froh, wenn es mich nicht traf, wurde von einem aberwitzig verkleideten Neptun getaucht, erhielt einen see- oder wetterbezogenen Blödnamen und bekam unter großem Gelächter aller anderen Kinder und Begleiter noch eine Urkunde. Widerlich war dieses Ritual nicht zuletzt durch die Beimengung von ekligen, stinkenden Substanzen: Fischöl mit Senf, Knoblauch oder Rasierschaum. Noch heute schüttelt es mich, wenn ich vor Augen habe, wie Kinder mit solchen und anderen Mitteln »eingeseift« wurden. Mittlerweile ein bisschen erwachsen geworden, habe ich noch im Ohr die vor einiger Zeit aus tragischem Anlass aufgekommene Kritik an den Verhältnissen auf der Gorch Fock. Manches maritime Ritual hat wohl einen unangenehmen Beigeschmack, mitunter sogar tödlichen Ausgang.

Ritualforschung Das sonst im Ritual vorgesehene Linienüberschreitende verkommt zur tödlich vernichtenden Grenzverletzung? Dabei sind Rituale, das beschreiben Ritualforschungen, eigentlich für ihre bewahrenden, ordnenden und stabilisierenden Wirksamkeit bekannt. Ob das auch den Machern von »R I T UA L S « vor Augen stand?: »Ich hatte die Eingebung, die Seele der Frau mit der Seele des Waldes zu vermählen.« Das ist kein verschrobener Lyrikversuch. Das ist ausgesuchte Sprache eines Parfüm-Designs, exklusiv für alle, versteht sich. Werbedeutsch einer Marke, »R I T UA L S «. Sie wirbt um die Gunst der Kaufenden, um die Aromen von Holz und Wasser und Blumen und sonst noch allem Möglichen an Frauen und Männer zu bringen. Körper und Gesicht sowie olfaktorische Raumoptimierung sind der Fokus des Unternehmens

mit dem Ritual­-Titel. Fragt sich, wo hier das Drama, die Grenzüberschreitung, der communitas-Aspekt zu finden sind, all diese sind ja immer wieder ins Gespräch gebrachte Aspekte der Ritualforschung. Ist wohl ein anhaltender ritual turn in der Duft- und Geruchsindustrie! Was ist ein Ritual darüber hinaus noch? Beschrieben wird mit dem Ritual so etwas wie eine Handlungsabfolge. Deren äußere Form hat etwas Standardisiertes, ist performativ, auf Wiederholung angelegt und zeigt eine Symbolkraft. Es wirkt, indem es Strukturen gibt – sichtbar. Als solche sind Rituale Teil unserer Lebenswelt; wie ein roter Faden ziehen sie sich durch Alltage und »Sondertage« – wie Duftmarken aus dem Hause »R I T UA L S « … Übrigens: Weder die moderne Demokratie (so der Politologe Murray Edelman) noch die Vorschulpädagogik kommen ohne Rituale aus. Auch im Tierreich finden sie sich. Als Paraden der Macht und Überlegenheit habe ich sie vor mehr als einem Vierteljahrhundert nicht nur zum Ersten Mai kennengelernt. Viele wissen, wie peinlich es werden kann, wenn ein Ritual entleert und zur hohlen Floskel verkommen ist – ohne Sinn, Verstand und Herz abgespult: Der gegenseitige Beschenkungs-Wahnsinn zur Weihnachtszeit etwa, verbunden mit einer gehörigen Portion von Gemeinschafts­ druck.

Einerseits. Andererseits zeigen uns die Medien das große Bedürfnis nach Ritualen gemeinschaftlicher, öffentlich ausgedrückter Trauer: Ein Meer von Blumen und Facebook-Einträgen nach Attentaten und Terrorakten in Paris, Belgien, München belegt das schmerzhaft. Wo es um Tod und Leben geht, geht es um Ritualität. Für mich leuchtet dies immer wieder an der Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes auf. Ein sakramentaler Transitus, ein Herrschaftswechsel, ein Hineingehen in den Leib Christi; entfaltet das noch seine Kraft? Verstehen wir davon noch was in der Praxis? Können wir uns tatsächlich noch »zu Herzen nehmen«, wie Luther im Taufbüchlein schreibt, was hier auf dem Weg geschieht von der einen Machtsphäre zur anderen? Was ist geblieben vom »Mysterium der Erleuchtung«, vom »Aufgewecktwerden« ins neue Leben hinein, wenn Taufkerzlein entzündet werden, auf denen zwischen himmelblau und rosa kleine Pinguine und Sonnenblumen zu sehen sind? Wie ernst nehmen wir ritualisierte Etappen der Taufvorbereitung im Gemeindeleben? Eingedampft auf ein paar Gespräche? Herrschaftswechsel, Trennung vom Alten und Befreiung zu Neuem – all das geht doch mit den Wellen des Taufwassers über uns und durch uns hindurch. Das ist der Duft des Lebens, die Sphäre Gottes, in die ich eintauche und aus der ich nie wieder auftauchen möchte.

Bedürfnis nach Ritualen Erstaunlich auch, wie sich Ritualitätsbedürfnisse verschieben. Ich denke an Rituale der Bewältigung des Todes und des Abschiednehmens. Wie mangelhaft erschien mir manchmal im Verkündigungsdienst auf dem Friedhof und in der Seelsorge die Fähigkeit, den Trauernden mit heilsamen und tragenden Ritualen beizustehen. Einsame, wortlose Begräbnisse und wachsende Unbeholfenheit im Umgang mit Angehörigen von Verstorbenen – all das sind schon länger bekannte Phänomene.

Dr. Christina-Maria Bammel ist Oberkonsistorialrätin im Konsistorium der EKBO und leitet das Referat Kirchliches Leben.


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Was ist ein

?

Ritual Das Heft-Eingangsritual zum Thema

Lars Charbonnier

Die Tasse Kaffee am Morgen, der Ringtausch bei der Trauung, die Teamsitzung auf Arbeit, der Beginn der Jugendstunde, die Bestattung, der Ablauf eines Streites zweier vertrauter Freundinnen – jeder Mensch kennt Rituale, jeder Mensch vollzieht Rituale, das Wort selbst ist Teil der Alltagssprache – »Das ist so unser / mein Ritual!« Was genau dieses Ritual jeweils ist und warum es ein Ritual ist, beschreibt sich aber nicht immer so einfach. Ich beginne mit einem vermutlich für viele akzeptablem Satz: Ein Ritual ist eine Handlung, die regelmäßig passiert. Aber sogleich wird einem einfallen, dass diese Aussage kaum reichen dürfte: Das ist das Leeren der Abfalltonnen durch die Müllabfuhr doch auch – ist es deshalb ein Ritual? Manches ist vielleicht streng genommen gar kein Ritual, was wir dazu machen oder so nennen? Sind wirklich alle oben

genannten Beispiele ein Ritual? Gibt es weitere Merkmale? Müssen es beispielsweise mehrere Beteiligte sein? Was ist dann mit dem Kaffee am Morgen? Muss es eine über den Alltag hinaus greifende Bedeutsamkeit haben – was ist dann mit dem Streit? Muss es eine besonders feierliche Prozedur, gar eine traditionell überlieferte Form geben – was ist dann mit der Teamsitzung? Es ist eine gute Tradition – ja, ein gutes Ritual? – ein thematisches Heft der PGP mit einem einleitenden Artikel zur Klärung oder zumindest Problemmarkierung zu beginnen. In Zeiten des Internets, von wikipedia und wer-weiss-was.de ist das manchmal seltsam, eine Art thematischen Überblick zu geben, aber es gehört dazu. Ich folge also auch dem Sesamstraßenritual und habe mal recherchiert: Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? – Rituale!


7

Zugänge

Foto: Rainer Oettel

Zum Begriff und seiner Verwendungsgeschichte So ein »Suchritual« beginnt für jeden etwas anders. Für einen Theologen wie mich beginnt es zumeist mit dem Blick in ein einschlägiges Lexikon und damit der Frage nach dem Begriff und der Entwicklung seines Verständnisses. In der RGG 4 findet sich unter Ritus/Ritual religionswissenschaftlich zunächst die erkenntnisleitend wenig erfreuliche, aber erwartete Feststellung: »Ritus bzw. Riten und Ritual werden sowohl in der Alltagssprache als auch in religionswiss. Fachsprache häufig synonym verwendet, wodurch Unschärfen entstehen.« (Bd. 7, 547). Die etymologische Herleitung lässt den Ritus (Sanskrit: Recht, Ordnung, Wahrheit, Brauch) als einen Baustein eines Rituals ansehen, das selbst »als komplexe Handlungssequenz nach einem (logischen) Funktionszusammenhang« (ebd.) definiert werden kann. Der dritte Begriff, der als Oberkategorie hier beigeordnet wird, ist der des Kultus. Deutlich wird mit dieser Definition, die so rein selten in erkenntnisleitenden Zusammenhängen insbesondere mit Praxisbezug vertreten wird, dass das Ritual dem religiös-kultischen Bereich entspringt. Die lateinische Rezeption des Begriffes hat

diese Zuordnung integriert, allerdings mit einer inhaltlichen Verschiebung: Das Ritual wird nun als ein Element des Ritus verstanden und in der christlichen Tradition damit alles gottesdienstliche Handeln unter dem Begriff des Ritus verhandelt, der wiederum unterschiedliche Rituale enthält. Ein frischer Wind kommt in das Verständnis des Ritualbegriffs im späten 19. Jahrhundert: Der Begriff des Rituals wird ausgeweitet und etabliert sich am Ende des 20. Jahrhunderts als kulturwissenschaftliches Konzept. Im religionsbezogenen Wissenschaftsdiskurs wurde er zunächst Ende des 19. Jahrhunderts stärker konzeptionalisiert: Die Bedeutung von Ritualen gegenüber Mythen wurde untersucht und mit ihr die Funktion von Ritualen zur Schaffung und Bestätigung sozialer Ordnungen (RGG 4, Bd. 7, 548) – beides zentrale Erkenntnisdimensionen der Religionsforschung. In den 1960er Jahren wurden die säkularen Rituale dann stärker in den Blickpunkt gerückt und Rituale in der Kommunikation, in Literatur und Sport, Kunst und Politik u.v.m. erforscht. So untersuchten die Sozialwissenschaften rituelles Handeln hinsichtlich seiner Funktionen für Gruppen und Gesellschaften, seiner identitätssteigernden Wirkungen bei Individuen wie Gruppen, seiner Macht und Hierarchie festigenden Aspekte oder auch


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Losung – Grundlage für ein Alltagsritual Uwe Hahn

Das Los werfen Wenn ich das Los werfe, dann möchte ich eine Sache entscheiden. Wann ist dafür der richtige Zeitpunkt? Es wurde genug über eine Sache nachgedacht, diskutiert und keine Lösung gefunden, deshalb greift man zu einer Zufallsentscheidung. Moment, beim Losen geht es nicht immer um den Zufall! Aus dem Alten Testament kennen wir das GottesLos. Im Volk Israel gab es die Los-Steine Urim und Thummim (2 Mose 28, 30; 4 Mose 27, 21; Esra 2, 63, Nehemia 7, 65). Diese Steine wurden benutzt, um Gottes Willen zu erkunden. In Sprüche 16.33 heißt es: »Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der Herr will.« Diese Sichtweise nimmt dem Zufall die Macht. Im Los entscheidet allein Gott. Allerdings hat Gott beim Los-Entscheid nur die Wahl zwischen Ja und Nein. Spielraum gibt es nicht! Herrnhut Zur Lebenszeit von Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf (1700 bis 1760) war die Lospraxis ein legitimes Mittel, um zu Entscheidungen zu gelangen und wurde auch in der Herrnhuter Brüdergemeine angewendet. In der Herrnhuter Los-Ordnung von 1769 wurden das Verfahren und die Anlässe für das Los geregelt. Neben dem Ja-Los und dem Nein-Los, gab es auch ein leeres Röllchen. Denn es kann sein, die Zeit ist für eine Entscheidung ist noch nicht reif, die Frage ist falsch gefasst bzw. die Sache ist noch weiter zu überlegen. Es ist verständlich, dass in diesem Umfeld die Herrnhuter Losungen entstehen konnten. Erstmals soll Nikolaus Ludwig

Graf von Zinsendorf bei der Abendandacht am 03.05.1728 ein Wort für den kommenden Tag benutzt haben. Es war der Liedvers: »Liebe hat ihn hergetrieben, Liebe riss ihn von dem Thron, und wir sollen ihn nicht lieben?« Zinsendorf wählte seine Worte für den Tag immer selbst. Das erste gedruckte Losungsbuch erschien 1731. In ausgeloster Form erscheinen die »Tagesparolen« seit 1764. Heute sind sie über die Herrnhuter Brüdergemeine hinaus bekannt und werden in Deutschland von über einer Million Christinnen und Christen in gedruckter Ausgabe genutzt. Losung Auch wenn eher ein kleinerer Teil der Christen in Deutschland die Herrnhuter Losung nutzt, möchte ich doch dem Reiz nachspüren, der die Losung zu einem Alltagsritual macht. Ist es der Aufbau? Die Losung ist ein Spruch aus dem Alten Testament, der aus gut 1800 Sprüchen gelost wird. Dem wird ein passender Text aus dem neuen Testament zugeordnet. Ein dritter Text soll zum Gebet hinführen. Ist es die Aura des Gottes-Loses? Durch das Losverfahren hat Gott »seine Hand im Spiel«. Das Wort wurde für mich und andere ausgewählt und sagt etwas Göttliches in meine Lebenssituation. Ist es die persönliche Erfahrung der Leserinnen und Leser? Manchmal trifft mich dieses ausgeloste Wort. Das entschädigt dann für die häufigen Nieten. Vielleicht ist das eine respektlose Formulierung für einen Bibelvers. Es ist aber konsequent, wenn man ans Losverfahren denkt. Das Wort trifft mich! Diese Sichtweise ist nicht sehr differenziert,

da es auch Christinnen und Christen gibt, die sich, durch die Losung angeregt, mit einem biblischen Spruch auseinandersetzen, ohne emotional betroffen zu sein. Aber ist das der Reiz? Steht nicht bei vielen Leserinnen und Lesern im Hinterkopf, dass dieser kleine Text Hoffnung gibt, tröstet, bestätigt und ermutigt? Gott nimmt mich mit diesem Spruch wahr. Ein letzter Aspekt für den Reiz: die Verwendung der Losung rein pragmatisch. Am Beginn von Dienstberatungen, von Besprechungen oder Eröffnungsveranstaltungen im kirchlichen Raum liest man die Losung laut vor. Man verwendet sie auch gern als Grundlage für eine Andacht. Sicher, man kann auch andere Texte nutzen. Aber so ist es üblich. Es ist ritualisiert. Man muss sich nicht erklären. Es bedarf nur einer kleinen Vorbereitung. »Wir beginnen mit der Losung.« »Für die Andacht habe ich den Text der heutigen Losung gewählt.« Die Zuhörer werden bei diesen Worten aufmerksam und akzeptieren die Wahl, ohne zu murren, ohne zu widersprechen. Denn es geht um die Losung! Literatur: www.losungen.de Althöfer, Ingo (2005): Los-Entscheidung in Bibel und Christentum. Luther, Martin: Die Bibel, Bibeltext in revidierter Fassung von 1984.

Uwe Hahn ist Bezirkskatechet im Evangelischlutherischen Kirchenbezirk Leipzig und PGP-Redakteur.


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Praxis und Hintergründe

Das Familienritual-Radar Martin Horstmann

Rituale im Familienleben Rituale im Familienleben sind zu einem beliebten Thema geworden. Während vor ein bis zwei (Eltern-)Generationen das Wort »Rituale« noch Abwehr auslöste, ist der Begriff heute äußerst positiv besetzt. Dabei ist aus ritualtheoretischer Sicht nicht alles ein Ritual, was so genannt wird, meist geht es einfach um eine wiederkehrende und bewusst gestaltete Zeit. In diesem »schlichten« Sinne wird der Begriff auch in diesem Artikel gebraucht. Felix Rohner-Dobler beschreibt in seinem Buch Familien brauchen Väter: Ermutigungen und Rituale (all-)tägliche, wöchentliche, monatliche und jährliche Rituale. Das Besondere ist nun, dass er dies noch einmal unterteilt, und zwar jeweils nach Ritualen für den Vater allein, Ritualen in der Partnerschaft und Ritualen mit

täg lich

den Kindern. Damit entsteht ein Raster aus den beiden Dimensionen »zeitliche Frequenz« und »Beteiligte«. Dieses Vorgehen bietet eine gute Struktur zur Selbstreflexion wie auch für die Arbeit in Gruppen. Der tägliche, wöchentliche und jährliche Rhythmus ist naheliegend, der monatliche Rhythmus ist hingegen schon etwas unorganischer, da das Alltagsleben nicht mehr nach Monden strukturiert ist. Eingängig sind wiederum jahreszeitliche – also vierteljährliche – Rhythmen. Daher werden diese bei der Frequenz-Dimension ergänzt.1 Bei der Beteiligungs-Dimension wird »mit der ganzen Familie« hinzugefügt. So ergibt sich folgendes in 4 x5-Raster (s.u.). Das Ganze soll Ritual-Radar heißen. Das Wort »Radar« weist darauf hin, Noch-nicht- oder Nicht-sofort-Sichtbares entdecken zu können.

WÖ CHENTLICH

MONATLICH

VIErTEL JÄH R LICH

JÄH R LICH

Eigenzeit

mit mir selbst / für mich

Paarzeit als Paar

Kinderzeit mit den Kindern

Familienzeit mit der ganzen Familie

1 Hierbei geht es natürlich nicht um die vierteljährigen Jahreszeiten (als Zeitspanne), sondern um einen vierteljährlichen Rhythmus, sinnvollerweise angelehnt an die

Jahreszeiten. Interessant ist in diesem Zusammenhang die kaum noch bekannte Tradition der Quatembertage.


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Das Ritual-Radar als Wahrnehmungshilfe, Ideengenerator und Merkposten In dieses Raster lassen sich nun die Rituale von Familien eintragen – entweder zur Selbstreflexion oder zum gemeinsamen Austausch in der Familienbildung, Gemeinde- und Gruppenarbeit. Hierbei geht es ausschließlich um wiederkehrende Zeiten im Jahresverlauf, nicht um Übergangszeiten im Lebenslauf. Das Ritual-Radar kann auf dreierlei Weise genutzt werden: als Wahrnehmungshilfe (Was gibt es bereits? Wo gibt es Lücken?), als Ideengenerator (am besten im Austausch mit anderen Familien) und als Erinnerungshilfe (um die eigenen Ideen nicht zu vergessen). Vielleicht sind ja manche Spalten oder Zeilen völlig leer. Dann kann geschaut werden, was das bedeutet: Welche Zeiten sind nicht im Blick? Gibt es Konstellationen, klassischerweise oft die Paar-Ebene, die nicht vorkommen? Sind die freien Felder bewusst nicht gefüllt oder wurden sie einfach vergessen? Vielleicht gibt es ja in einer Familie ein gern gepflegtes Sommer-Ritual, aber weder Frühlings-, Herbstnoch Winter-Rituale. Zufall oder Absicht? Hier ist das Raster eine Hilfe. Einige Aspekte zum Ritual-Radar Das Allerwichtigste vorab: Es geht überhaupt nicht darum, alle Felder zu füllen! Das würde zu einer völlig unangemessenen »Überritualisierung« führen. Nicht das Außergewöhnliche steht im Vordergrund, wohl aber das Besondere. Spektakuläres ist hier gar nicht gefragt. Durch das wiederkehrende Moment wird die gestaltete Zeit zu etwas Besonderem. Und als solche soll sie gepflegt werden. Es geht um die Familie, nicht nur um die Kinder. Daher kommen auch »Eigenzeit« und »Paarzeit« vor. Bei älteren Kindern kann man überlegen, die Beteiligungs-Dimension noch um »Kinder untereinander« (also ohne die Eltern) zu erweitern.

»Gestaltete Zeiten« sind etwas anderes als »quality time«. Der Begriff »quality time« zeigt meines Erachtens nur, dass wir ein akutes Zeitproblem haben und deshalb sogar »qualitative« von nicht so qualitativen Zeiten unterscheiden wollen. Zum anderen beschwört es einen Anspruch herauf, von dem es sich gerade frei zu machen gilt, nämlich dass es dann besonders gut sein muss. Gestaltete Zeiten gelingen oder gelingen nicht. Wichtig ist lediglich, sie nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sie bewusst zu inszenieren. Überleben und Entfalten Daniel Siegel und Tina Bryson beschreiben, dass es faktisch zwei Ziele in der Erziehung gibt: Überleben und Entfalten. Es gibt Momente, Phasen oder Zeiten, in denen man einfach ohne große Kollateralschäden durch den Tag kommen will. Und dann gibt es den Wunsch nach Entfaltung, Entwicklung und Erfüllung, nach dem guten Leben und den großen Ideen, die man für sich und die Seinen hat. Das Schöne: Familienrituale passen für beides. Sie können Struktur zum »Überleben« geben. Sie können auch das Gute und Lebensfördernde, das sich oft in Ritualen verdichtet zeigt, zur Entfaltung zu bringen helfen. Literatur: Rohner-Dobler, Felix: Familien brauchen Väter: Ermutigungen und Rituale, München 2006. Siegel, Daniel / Bryson, Tina Payne: Achtsame Kommunikation mit Kindern. Zwölf revolutionäre Strategien aus der Hirnforschung für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes, Freiburg 2013.

Dr. Martin Horstmann ist Studienleiter an der Melanchthon-Akademie in Köln und bloggt auf www.marthori. wordpress.com.


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Praxis und Hintergründe

sicher

Mit Ritualen

durchs Leben gehen

Silke Roczen

Die Entwicklung von Kindern geht in einer enormen Geschwindigkeit vor sich, denn jeder Tag wartet mit neuen Erkenntnissen, Abenteuern und Möglichkeiten auf sie. Sie sind neugierig, wagemutig und offen – die besten Voraussetzungen, um möglichst viel Wissen aufzunehmen und sich dadurch immer besser in ihrer persönlichen Umwelt zurechtzufinden. Jedoch sind die vielfältigen Eindrücke, veränderte Familiensituationen sowie ständige Anforderungen an die Entfaltung ihrer Persönlichkeit anstrengend und oftmals mit Angst und Unsicherheit verbunden. Deshalb sind Rituale heute wichtiger denn je! Sie wirken unterstützend bei Entwicklungsschritten, sie helfen begleitend bei der Ablösung von Bezugspersonen, beim Finden neuer Bezugspersonen, bei der Bewältigung von Ängsten, beim Einfügen in eine Gruppe oder auch bei der Entwicklung eines Identitätsgefühls.

Menschen – besonders Kinder – brauchen Rituale Rituale als verlässliche Stationen, an denen sie Strukturen erkennen, die ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung geben. Solche Orientierungspunkte im Kreislauf der Zeit und im Tages- und Jahresverlauf geben ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit und lassen Kinder Gemeinschaft erfahren. Sie vermitteln durch ihre Regelmäßigkeit Konstanz, Schutz und Handlungssicherheit. Die Pflege von Ritualen wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit und die Widerstandskraft von Kindern aus.

Gemeinsam mit Eltern Wir alle gestalten Rituale und profitieren davon, wenn wir sie bewusst pflegen. Eltern dies von Seiten der Kita zu vermitteln und transparent zu machen, stärkt die gemeinsame Erziehungspartnerschaft. Hilfreich dabei ist es, die in der Kita und Familie bereits vorhandenen Rituale wertschätzend wahrzunehmen und Eltern so für das Thema zu sensibilisieren. Dafür bieten sich beispielsweise Aufnahmegespräche sowie Entwicklungs- und Elterngespräche an. Ist das Interesse der Eltern erst einmal geweckt, können gemeinsame Gestaltungsmöglichkeiten für Rituale konstruiert werden.

Praxisidee für die Gestaltung und Durchführung eines Elternabends (ca. 20 Teilnehmer) Wie kann ein Elternabend gestaltet werden, in dem über Rituale gesprochen werden soll? Im Sinne der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Kita und Elternhaus geht es dabei um das Finden gemeinsamer Rituale. Ein Elternabend bietet eine gute Möglichkeit, um konkret über das Thema Rituale ins Gespräch zu kommen. Eine spannende Reise kann nun beginnen. ➤ Ziele des Elternabends Ein Elternabend zum Thema kann dazu beitragen, dass Eltern Rituale in der eigenen Familie bewusster wahrnehmen, neue gestalten und ihre Wirkung


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gezielt nutzen. Eine Einladung zu einem Austausch macht neugierig auf das Thema und kann vielseitige Anregungen hervorbringen.

Dabei können Eltern sicher noch praktische Ideen aus dem Familienalltag einbringen. Halten Sie Stichworte, Vorschläge und gesammelte Ideen für Eltern auf einem Flipchartbogen fest.

➤ Vorbereitung In Vorbereitung auf den Elternabend bitten Sie die Eltern, einen Gegenstand, welchen sie mit einem persönlichen Familienritual verbinden, mitzubringen. Durch die mitgebrachten Gegenstände wird eine persönliche Verknüpfung zum Thema hergestellt. Bereiten Sie vier Zettel mit Schilderungen von Ritualen aus dem Kindergartenalltag (z. B. Begrüßung, Andachten, Geburtstage, Mahlzeiten) vor und verteilen sie diese auf jeweils vier Tischen. ➤ Materialien Flipchart, Stifte, Klebestreifen, große Blätter ➤ Ablauf und Durchführung Als Einstieg in das Thema bitten Sie die Eltern, ihren mitgebrachten Gegenstand vorzustellen und das Familienritual zu benennen, das dieser symbolisiert. Dies ermöglicht einen aktivierenden Start, der einladend und lebendig wirkt und somit gleichzeitig Vorstellungsrunde sein kann.Stellen Sie nun für Eltern die Vorteile von Ritualen in der Familie und Kita vor. Folgende Fragen lassen sich dabei als Gesprächsleitfragen gut nutzen: ➜ Was bedeuten Rituale? ➜ Warum sind sie wichtig? ➜ Warum brauchen Kinder Rituale? ➜ Welche Rituale leben wir im Alltag mit unseren Kindern?

Um im Anschluss an Ihre Ausführungen miteinander ins Gespräch zu kommen bietet sich die Methode des World Cafés an. Bitten Sie die Eltern sich an den Tischen, auf denen die von Ihnen vorbereiteten Zettel mit den Schilderungen von Ritualen aus dem Kindergartenalltag liegen, zu verteilen. Durch intensive Diskurse in kleinen Gruppen zu den vorgestellten Ritualen können dabei vielfältigen Ideen entstehen. Damit zu jedem Stichpunkt zahlreiche Gespräche stattfinden können, wechseln die Eltern mehrmals die Tische. Dabei notieren sie Stichpunkte zum Austausch an den Tischen.


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Praxis und Hintergründe

➤ Abschluss, Ausblick und Rückmeldungen Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse des Elternabends und ein Ausblick auf das weitere Vorgehen (Was passiert mit den Ergebnissen? Gibt es einen weiteren Elternabend oder weitere Austauschmöglichkeiten?) beenden den Elternabend. Nun haben die Eltern noch die Möglichkeit, eine kurze Rückmeldung zum Abend zu geben und Fragen zu stellen. Gestalten Sie zum Abschluss des Abends noch gemeinsam ein Abschiedsritual z. B. ein Gebet. ➤ Nachbereitung und Nachhaltigkeit Für die Nachbereitung ergeben sich verschiedene Möglichkeiten. Damit auch Eltern, die nicht an dem Elternabend teilnehmen konnten, die Ergebnisse kennenlernen, bietet sich das Ausstellen der Dokumentation und des Flipcharts in der Kita an. Die gesammelten und zusammengetragenen Ideen können den Eltern als kleines Handout zur Verfügung gestellt werden. ➤ Ideen zur Weiterführung des Themas Um auch nach dem Elternabend das Thema Rituale fortzusetzen und lebendig zu halten, greifen Sie es doch von Zeit zu Zeit wieder auf. Einige Möglichkeiten dafür können sein: ➧ Transparenz der Kita-Rituale: Im Infobereich der Gruppen mit Bildern einen Einblick in die Alltagsrituale der Gruppe geben, z. B. Begrüßungsrituale, Morgenrunde, Tischrituale, Mittagsruhe, Fest-, Jahreszeitenrituale…

➧ Informationswand: Eine Pinnwand im Eingangsbereich kann als Austauschmöglichkeit für RitualIdeen angeboten werden, z. B. für den Kindergeburtstag, Essenszeiten, Aufräumsituationen, Feste im Kirchenjahr ➧ Eltern-Gemeindebrief: Hier können Eltern Ideen veröffentlichen und Erfahrungen aus dem Familienleben zum Thema Rituale berichten ➧ Ideensammlung für zu Hause: Bereiten Sie eine Ideensammlung mit Beispielen und Anregungen aus der Praxis vor und geben Sie diese Eltern mit nach Hause ➧ Buchtipps: Bereiten sie für Eltern ein kleines Handout zum Thema »Rituale mit Kindern«, Buchempfehlungen und Internetadressen vor ➧ Ausstellung von Büchern: Eine Buchausstellung kann Eltern weitere Impulse für Familienrituale geben Quellen: Diakonie Hessen (2015): Unterwegs auf Gottes Spur – Impulse für die religionspädagogische Praxis in Kindertageseinrichtungen. Roberts, Janine (2001): Kennzeichen von Ritualen. Der Kiga-Profi – Praxisbezogene Frühpädagogik (2008): Werte und Umgangsformen im Kita-Alltag – Im Team und mit Eltern Werte finden.

Silke Roczen ist Leiterin der Evangelische Kindertagesstätte »Arche Noah« in Erfurt


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Freitags, wenn alle da sind, gibt es immer Pizza

Rituale in Patchworkfamilien Anne K. Liedtke

Täglich sind in Deutschland 500 Kinder von Trennung und Scheidung ihrer Eltern betroffen. Je nach Datenquelle sind 7–13 % aller Familien Patchworkfamilien. Die Hauptverantwortung für das Zusammenwachsen der neuen Familie tragen die Erwachsenen, nicht selten die Mütter, die oft die Hauptbezugspersonen der Kinder sind und bleiben. Bis eine Stief- bzw. Patchworkfamilie das Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat, dauert es durchschnittlich 5 Jahre1. Die gelungene Gestaltung der neuen familiären und komplexen Beziehungen ist für alle Beteiligten wesentlich, besonders aber für die Kinder. Rituale können dabei helfen, Unsicherheiten und Konflikte zu reduzieren und das Gefühl des Beheimatetseins zu unterstützen.

1 Hetherington, E. Mavis/Jodl, Kathleen M. (1994): Stepfamilies as settings for child development.

Rituale geben Geborgenheit und vermitteln das Gefühl des Zugehörigseins, das Kinder für ihre seelische Gesundheit und zur Identitätsbildung grundsätzlich brauchen. Sie erleichtern schwierige Übergangsphasen des Lebens und ermöglichen eine bestimmte Sicht auf Familiengeschichte und die gegenwärtigen Beziehungen. Rituale sind Quellen individueller und gemeinsamer Kreativität und ermöglichen es, persönliche Schmerzen zu lindern und das Leben zu feiern. Rituale können ein Gefühl der persönlichen Identität und der Familienzusammengehörigkeit entstehen lassen, sowohl zur Kernfamilie als auch zur zweiten und dritten Stieffamilie (z. B. die neue Familie der Mutter, die neue Familie des Vaters). Es gibt vier Ritualtypen: die Rituale des Alltags (z. B. essen, der Umgang miteinander), Familien­ traditionen (z. B. Familienfeste, Geburtstage), Feiertage und Feste (z. B. Weihnachten) und Rituale im Lebenslauf der Familie (Taufe, Konfirmation, Geburt, Tod)2.

Planung des Alltags Die Rituale im Alltag sind der Erfahrung nach leichter zu gestalten als die Rituale bezüglich bestimmter Feiertage und Feste, zum Beispiel zu Weihnachten. Egal, ob sich die Familie immer zum Frühstück am gemeinsamen Tisch trifft oder jeden Abend um 19 Uhr gemeinsam Abendbrot isst, Kindern eine Geschichte vor dem Schlafen vorgelesen wird oder Eltern im Pyjama gemeinsam mit den Kindern vor dem Fernseher sitzen: Die unzähligen kleinen alltäglichen Abläufe, die für die Kinder ­Ritualcharakter haben, schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Geborgenheit. Wer seinen Alltag genau beobachtet, wird feststellen, welche Kleinigkeiten jeden Tag immer wieder aufs Neue üblich sind, die nur zu dieser speziellen Familie gehören. Der bisherige Ernährungsstil 2

Imber – Block 1992: Vertrauen & Geborgenheit.


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Praxis und Hintergründe

der Mutter und der Kinder muss sich beispielsweise an den des neuen Partners gewöhnen und anpassen. Dazu ist es nötig, dass die neue Familie miteinander Regeln findet. Es empfiehlt sich, die beteiligten Kinder beschreiben zu lassen, wie ihre Ernährung bisher aussah und was für sie wichtig ist. Gemeinsam sollte dann entschieden werden, nach welchen Richtlinien die Ernährung in der neuen Familie erfolgen soll. Dabei ist es wesentlich, dass alle Kinder sich berücksichtigt fühlen. Die Kinder, die nur am Wochenende zur Patchworkfamilie dazukommen, um ihren Elternteil zu besuchen, benötigen einen festen Platz in der Wohnung, der nur für sie bestimmt ist. Gerade die Kontakte zum getrennt lebenden Elternteil sind für Kinder besonders dann schwierig, wenn sie den Eindruck gewinnen, dass sie keinen Platz in der Wohnung des Elternteils haben, sei es ein Schlafplatz, ein Platz zum Rückzug oder schlichtweg eine Möglichkeit, die Sachen, die sie mitgebracht haben, abzustellen. Es erweist sich als hilfreich, wenn dieser Schlafplatz bereits hergerichtet ist, wenn das Kind eintrifft und sich auch verlässlich an der gleichen Stelle in der Wohnung befindet. Eine weitere Schwierigkeit ist die Zeitplanung von Patchworkfamilien. Es hat sich als hilfreich erwiesen, wenn alle Familienmitglieder einmal in der Woche an einem festen Termin miteinander über die neue Lebenssituation sprechen, ihre Wünsche und Bedürfnisse artikulieren und die kommende Woche mit den jeweils anfallenden Terminen besprechen. Vielfältige Belange müssen aufgrund der komplexeren Beziehungsgeflechte sorgfältiger geplant werden. Immer wieder sind ein oder mehrere Kinder nicht da, etwa weil es zum Beispiel das Wochenende beim anderen Partner verbringt. So kann es geschehen, dass sich ein Kind ausgeschlossen fühlt. Gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge und Besuche bei Verwandten oder Freunden sind miteinander langfristiger abzusprechen. Auch der Urlaub bietet eine gute Gelegenheit, die sozialen Beziehungen zu festigen. Die neuen Familienmitglieder haben unterschiedliche Erfah-

rungen mit Urlaub, Aktivitäten, Entspannung und der Wahl des Reiseziels. Auch hier ist es notwendig, zu verhandeln, welcher Art der Urlaub sein soll in welchem Zeitraum. Da Urlaube häufig früh geplant werden müssen, empfiehlt es sich, gemeinsam mit der Familie des anderen Elternteils einen Termin zu vereinbaren, an dem die Urlaubsplanung abgeschlossen ist. Die Rahmenbedingungen werden von den Eltern festgelegt (Zeitraum des Urlaubs). Die Ziele und Aktivitäten werden von der jeweiligen Familie erarbeitet. Ein Tag am Anfang des Jahres wird zum ›Urlaubstag‹ aufgerufen. Alle Familienmitglieder bereiten sich darauf vor, so kann jeder seine Vorstellungen einbringen.

Gemeinsame Feste und gemeinsame Zeit Für Feste Rituale zu entwickeln, die nur für diese Familie gelten, ist besonders schwierig, da alle Beteiligten bereits Rituale entwickelt haben und diese mit einbringen. Eine besondere Aufgabe ist das Planen und Ausgestalten von Geburtstagsfeiern, Familienfeiern und den traditionellen Festen wie beispielsweise Weihnachten. Hier benötigen die Kinder Verbindung zu beiden Haushalten und Unterstützung von beteiligten Erwachsenen. Es ist abzusprechen, ob die Kinder jeweils in beiden Haushalten den Geburtstag feiern oder nur in dem Haushalt, in dem sie gerade anwesend sind. Dabei hat es sich als hilfreich erwiesen, wenn die leiblichen Eltern sich darüber verabreden, welches Geschenk sie dem Kind gemeinsam schenken. Mit dieser Handlung signalisieren sie dem Kind, dass sie gemeinsam, im Interesse des Kindes kommuniziert haben und dem Kind eine Freude machen wollen. Es ist mit dem Kind zu verabreden, welche Personen aus beiden Ursprungsfamilien und der ›neuen‹ Familie zum Geburtstag anwesend sein sollen. Frühzeitig empfiehlt es sich,


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einen festen Termin zu vereinbaren, an dem das Fest für das Kind gemeinsam geplant wird. Gemeinsame Mutter-Kind-Tage oder Zeiten, in denen sich Kinder nur mit dem Vater treffen und ganz persönliche Unternehmungen gestalten, stärken die Bindungen der Familienmitglieder zueinander und sollten fest in den Alltag eingeplant werden. Um die neue Paarbeziehung zu pflegen, empfiehlt es sich, Zeiten einzuplanen, die einzig und allein dem Paar zu Verfügung stehen. Es ist wesentlich zu begreifen, dass nicht alle Rituale für alle Mitglieder der neuen Familie gelten, sondern die komplexen und einmaligen Beziehungen der Familienmitglieder untereinander würdigen. Glaube, Lebenseinstellungen und Werte sowie materielle Werte sind Punkte, die zu Konflikten in der Patchworkfamilie führen können. Dies beginnt bei Tischmanieren, die häufig unterschiedlich in den jeweiligen Ursprungsfamilien gehandhabt wurden. Konfliktpotenzial birgt auch das Männerund Frauenbild, das die Kinder in die neue Familie mitbringen. Die Nutzung allgemeiner und individueller Räume in der Wohnung wurden in der Kernfamilie unterschiedlich gehandhabt und sind nun neu zu klären. Auch hier müssen gemeinsame Regeln und Rituale erarbeitet werden. Letztlich ist die Stief-/Patchworkfamilie ein Unikat und muss sich der Herausforderung stellen, selbst herauszufinden, wie das Familienleben für alle Fami-

lienmitglieder am besten funktioniert. Daher sollte nicht an den anfänglichen und mitgebrachten Vorstellungen festgehalten werden, wenn diese nicht funktionieren oder wiederholt zu Konflikten führen. Häufiges Experimentieren und Aufkündigen vorheriger Vereinbarungen sind oftmals notwendig, jedoch in Kommunikation miteinander. Kinder aus Stief-/Patchworkfamilien lernen frühzeitig, dass es Gegensätze gibt, die auch harmonisiert werden können. Sie erleben unterschiedliche Lebensstile, unterschiedliche Lösungsansätze für Problemfelder. Die Aushandlungs- und Anpassungsprozesse, die Kinder und Erwachsenen hier zu leisten haben, sind hoch. Rituale können dabei helfen. Literatur: Glaschke, S. (2012): Unsere Patchworkfamilie. Juul, J. (2015): Aus Stiefeltern werden Bonuseltern. Starke, C. et al (2015): Das Patchworkbuch. Largo, R.O et al (2016): Glückliche Scheidungskinder.

Dr. Anne K. Liedtke ist DiplomPsychologin; 2005 promovierte sie zum Thema Interaktion zwischen intensivmedizinisch betreuten Patienten und Pflegepersonal. Unter anderem ist sie für die Akademie für Rechtspsychologie in Leipzig tätig.

Zurückgebl ät tert zum Them a dieses Hef tes in: Die Christenlehre 17/1964, Seiten 316, 317, 322.

LITURGISCHE SCHÄTZE FINDEN Seit es die Christenlehre gibt, beginnt ihre Unterweisung mit Lied und Gebet und endet auch damit. Die Frage ist nur, wie dieser Rahmen gestaltet wird und welche Wechselwirkungen zwischen biblischer Unterweisung und Liturgie sich in der Praxis überall da auswirken können, wo man sich ernsthaft um dieses Problem bemüht hat … Sind wir es den Kindern nicht schuldig, ihnen einen festen Bestand an geprägten Gebetsrufen ins Leben mitzugeben? … Enthalten nicht die uralten liturgischen Gebete tiefes Glaubensgut? Wie sollen die Christenlehrekinder diese Schätze je finden, wenn nicht durch Ein-Übung? … Die Kinder machen willig mit und sind mit Ernst dabei, ja, die Kleinen

sind besonders eifrig. Disziplinschwierigkeiten sind nirgends aufgetreten. Für das Psalmgebet haben sich verschiedene Formen herausgebildet, je nach Alter und Art der Kinder. Das Gloria Patri wird von den Kindern mit besonderer Freude gesungen. Ein Katechet bemerkte, dass der Segensspruch von den Kindern als Abschiedsgeschenk gewertet wird. … Man braucht mit den Kindern gar nicht so viel über das Kirchenjahr zu reden, weil sie auf diese Weise einfach darin leben. Das wirkt sich in unserer Gemeinde zum Beispiel auch auf den Kinder- und Erwachsenengottesdienst aus. Die Kinder lesen nämlich regelmäßig den Eingangspsalm auch in ihren Gottesdiensten. Helmut Fechner


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Praxis und Hintergründe

Ehrenamt (rituell) begleiten – von A bis Z erstellt von Christine Ursel

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Ausflug und Auszeit Eh re na mtlich M ita rb eite nde si nd Brotzeit und Biografiearbeit M ensche n. Sie w ol le n nicht nu r in ih re r Fu nktio n, so Christliche Feste feiern und Chancen bieten ndern au ch in ih re r Pe rson gese he n w er de n. Un d da s Dank und Damast nicht nu r ei nm al ig, so ndern ve rl äs sl ich un d du rchg än gi Einführungsgottesdienst und Eis essen g. Da zu gi bt es vi el e Gel eg en he ite n, di e w iede rkeh re nd Frühlingsanfang und Fortbildung wah rg en om m en au ch zu Ritu al en Geburtstag und Gesangbuch werde n kö nn en . Hier al s Idee nbör se un d An regu ng zu m W Hausbesuch und Hintergrund erfragen eite rden ke n ei n AB C zu r ritu el le n Begl eitu ng des eh re na m Interview und Information tli ch en En gage m ents vo n M ita rb eite nden m it unte rsch iedl Jubiläum und Jahrestage iche n An lä ssen un d Gel eg en he ite n zu Kalender und Kostenersatz r Au swah l: Liturgisches und Leichtes Mitarbeitendentag und Marmeladekochen Nacht der Kirchen und Namenstag Open-Air und Oscar-Verleihung Protokoll und Planungsklausur Quellenwanderung und Qualitätstestat Reifenwechsel und Runderneuerung Segnung und Salbung Tauftag und Traumstunde Urlaubsvertretung und Unterstützung Verabschiedung und Vergewisserung Wahlfreiheit und Wertschätzen X-mal immer wieder neu wahrnehmen und nie ein X für ein U vormachen Yoga-Stunde und Y-Generation ernst nehmen Zwiegespräch und Zukunftswerkstatt

Womit würden Sie das A bis Z ergänzen? Wir freuen uns auf Ihre Ideen!


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EhrenamtlichenDankgottesdienst in St. Nikolai Spandau

Wie vermutlich alle Gemeinden möchte auch St. Nikolai in Berlin-Spandau den zahlreichen Ehrenamtlichen einmal im Jahr zumindest symbolisch Dank sagen für all den großen Einsatz in den verschiedensten Bereichen über das Jahr hinweg. Gemeinsame Nachmittage mit Kuchen, Sekt, Musik, Darbietungen waren dafür schon lange eingeführt. Vor einigen Jahren wurde aus dem Kreis der Ehrenamtlichen (vertreten durch den Gemeindebeirat) der Wunsch laut, den Dank auch mit einem sonntäglichen Gottesdienst zu verbinden. Seitdem werden die über 250 Ehrenamtlichen an einem Sonntag im Februar zum Dankgottesdienst und anschließendem Ehrenamtlichenfest eingeladen. Im Zentrum des Gottesdienstes steht analog zum Erntedankaltar der Ehrenamtlichen-Dankaltar. Aus jedem Bereich des ehrenamtlichen Engagements finden sich ein oder mehrere symbolische Gegenstände: eine Thermophore für die Gemeindeveranstaltungen kulinarisch Begleitenden, ein Notenständer für die musikalisch Engagierten, eine Rechtssammlung oder ein Haushaltsplan für die Mitarbeit im Gemeindekirchenrat, ein Krabbeltunnel für die Mitarbeiten-

den in der Arbeit mit Kindern, Kindergottesdienst-Kerze für das Kigo-Team, Gitarre, Musikanlage, Trikot der gemeindeeigenen Fußballmannschaft für die Mitarbeitenden in der Jugend und die Teamer im Konfirmandenunterricht, Kirchenführer für die Mitarbeitenden der Offenen Kirche, Handschuhe für diejenigen, die mithelfen, das Kirchenarchiv zu sortieren, Feuerschale für die bei der Jungenschaft (»Pfadfinder«) Tätigen, Lektionar für die ehrenamtlich in der Verkündigung Tätigen, Harke und Besen für die, die ehrenamtlich die Grünf lächen in Ordnung halten, Gemeindebrief für die ehrenamtliche Redaktion, Rose für die Mitarbeitenden des Besuchsdienstes und vieles, vieles mehr. Der Dankaltar bietet ein wunderbar buntes Bild und spiegelt die Vielfalt der Gaben und Arbeitsbereiche sehr schön wider. Die Gottesdienstbesucher genießen es, sich den Altar ausführlich anzuschauen, finden sich selbst dort wieder und entdecken vielleicht auch Bereiche, von deren Existenz sie noch gar nichts mitbekommen hatten. Der Gottesdienst kann in Predigt, Fürbitten und anderen Abschnitten immer wieder auf das symbolisch zu Se-

hende auch visuell Bezug nehmen. Natürlich gehören die Passagen aus dem 1. Korintherbrief und Röm 12 über die Vielfalt der Gaben und den einen Leib zu diesem Gottesdienst, das Lied »Strahlen brechen viele aus einem Licht« oder auch »Gut, dass wir einander haben«. Manchmal gesellen sich andere Symbole dazu: ein roter Teppich, über den die Ehrenamtlichen nach vorne kommen, eine Tür (ihr Ehrenamtlichen seid die Türöffner Gottes!) o.a. Zum Gottesdienst gehört auch eine persönliche Segnung durch Mitglieder des Pfarrteams, die von den Ehrenamtlichen sehr geschätzt und genossen wird. Genauso wäre es freilich denkbar, dass die Ehrenamtlichen versinnbildlichen, dass sie ein Segen für die Gemeinde sind: indem sie die Hauptamtlichen segnen … »ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein«.

Dr. Christine Schlund ist Pfarrerin der Spandauer Nikolaikirche in Berlin


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Praxis und Hintergründe

Von Glückwunschkarten und Goldrandtagen Rituale im Lebenslauf Christine Ursel

Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr. Demokrit

Die Auswahl ist groß. Wenn Sie im Schreibwarenhandel oder in Kauf häusern nach Glückwunschkarten suchen, werden Sie gut fündig. Sortiert nach den verschiedensten Anlässen finden Sie Karten jeglicher Art. Sie zeigen die Bandbreite des menschlichen Lebens auf. Ein Indikator für wichtige Gelegenheiten, die man nicht verpassen oder vergessen sollte. Von »Hurra, ein Mädchen!« über Karten zur Taufe, Kommunion und Konfirmation (gerne mit integriertem Umschlag für Geldgeschenke) finden sich Karten zu unterschiedlichen Anlässen: Ein Umzug, eine bestandene Prüfung, der Führerschein, Abschied von einem Kollegen. Eine Kategorie nimmt den größten Platz ein: Geburtstagskarten.

Für die einzelnen Jahreszahlen – von 1 bis 10 gerne noch mit separatem Angebot oder ganz praktisch mit versteckter Drehscheibe und Guckfenster zum variablen Einstellen der Zahl der Jahre. Manche Jahre bekommen extra Aufmerksamkeit: der 18. Geburtstag oder die Geburtstage in der Zehnerreihe, die als sog. »runde« Geburtstage jeweils eine neue Dekade einläuten. Auch die 25er Schritte sind beliebt: 25, 50, 75, 100. Aber auch weniger freudige Anlässe finden ihren Ausdruck im Kartenangebot: Trauer- oder Kondolenzkarten, die oft für die Angehörigen zu wertvollen Schätzen werden, weil sie, sofern sie persönliche Worte enthalten, Ausdruck der Wertschätzung der Verstorbenen und der Verbundenheit mit den Hinterbliebenen sind. Und diese Karten kennen Sie auch: Advents- und Weihnachtskarten, oft aufgehängt im weihnachtlich geschmückten Zimmer, Karten zum Neuen Jahr, zu Ostern. Pfingsten fin-


© cgo2 – flickr.com

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Praxis und Hintergründe

Die Herausforderungen des Bösen Versuch eines religionspädagogischen Zugangs zum Massenritual »Wacken Open Air« Tilman Lautzas

Wer schon mal was vom »Wacken Open Air« gehört hat, kennt diese Bilder: Schwarz gekleidete Männer und Frauen mit roter Punkattitüde ziehen mit ihren Bierwagen durch die Dorfstraße. Wenn sie angeschaut werden, recken sie die Arme nach vorne, bilden mit kleinem und Zeigefinger die »Pommesgabel« und brüllen »Waaackeeen«. Das mehr oder weniger betrunken dargebotene Bekenntnis verweist auf das zentrale Symbol des Festivals: einen Stierkopf, der übergroß zwischen den beiden riesigen Hauptbühnen hängt und bei nächtlichen musikalischen Höhepunkten Feuer fängt. Das W:O:A, 1990 unter ärmlichen Bedingungen gegründet, soll inzwischen das weltweit größte Metal-Festival sein. Die letzten Töne sind noch nicht verklungen, da verkaufen sich alle 75.000 Karten für das nächste Festival innerhalb von 24 Stunden. Dabei steht das Programm noch gar nicht fest. Das gesamte Festival gilt als Kult. Es gibt viele Besucher, die immer wieder kommen. Der Off-Film »Metaller die auf Brüste starren« (2010) hat Kinoerfolge gefeiert. Sein Blick richtet sich ausschließlich auf die Teilnehmenden, nicht auf die Bands. Wacken ist ein jährlich wiederkehrendes Massenritual, in dem die dunkle Seite des Lebens beschworen wird. Es wird begangen von einer generationsübergreifenden Gemeinde, die sich jenseits sozialer Unterschiede als friedliche Gemeinschaft erlebt. Jeder gehört dazu, der den Mut hat, sich dem Dunklen zu stellen: Gewalt, Tod, Opfer, Sexismus, Satanismus, Exzess, Schlamm, Lautstärke. Alles eben, was politisch und gesellschaftlich nicht korrekt ist in Hinblick auf Genderfragen, Respekt gegenüber Autoritäten, Kunstkritik, Anforderungen der Gesundheitskassen oder Grundlagen einer christlich-jüdischen Ethik. Bei diesem bierseligen Volksfest steht die Musik im Mittelpunkt: Heavy Metal in all sei-

nen Facetten, »faster – harder – louder« oder »louder than hell«. Höhepunkte sind Kultbands alter Männer. In ihren Inszenierungen sind sie Helden, Gurus, Medizinmänner, heidnische Götter – spielerisch als Kunst oder ernst gemeint als dunkle Religion. Die Einbindung eines von der evangelischen Nordkirche initiierten Seelsorgeteams in das Festival hat Aufsehen erregt. Die Spannung zwischen christlichem Engagement und heidnischem Kult ist knisternd zu spüren: bei Teilnehmenden, in der Kirche, bei Presseanfragen. Was habt ihr als Christen mit diesem Teufelswerk zu tun? Gleichzeitig gibt es viel Zustimmung: Gut, dass ihr da hin geht. Gut, dass ihr da seid. Was hat Kirche mit dieser (Jugend-) Kultur zu tun, was will sie mit ihr zu tun haben? Wie kann Religionspädagogik auf das Phänomen Wacken zugehen? Die Inszenierungen der Metal-Szene greifen auf uralte religiöse Symbolik und Rituale zurück. Und zwar gerade diejenigen, die in jüdisch-christlicher Tradition als dunkel und böse angesehen und bekämpft wurden. Heute gehören dazu tagelange laute rhythmische Musik, Tanz und Headbanging, Ekstase, Darstellungen von Macht und Gewalt, Krieg und Bedrohung, Fruchtbarkeit und Sexualität. Ein Vergleichspunkt ist der Baalskult. Stierköpfe auf dem Altar göttlicher Macht finden sich schon im Umfeld des alten Israel. In der Thora finden sich Reste von Hinweisen, dass selbst Jahwe in den Urzeiten als Baal bezeichnet und dargestellt wurde. In mittelalterlichen Kirchen finden sich zahllose Darstellungen des Bösen, die ganz gut nach Wacken passen würden. Möglicherweise haben wir diese Bildsprache auf dem Altar der Reformation und der Aufklärung geopfert. Hier holt sie uns wieder ein.


Fotos: Ingrid Silvasi und Andreas Lawen

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Die meisten »Metalheads« – Bands wie Fans – verbuchen das Szenario unter künstlerischer Freiheit. In Wacken schlüpfen Teilnehmende aus ihrer bürgerlichen Dienstkleidung und verkleiden sich für das Spektakel. Wenige sind ernsthaft antichristlich oder satanistisch. Dennoch: Dem Bösen zu viel Raum zu geben, bleibt gefährlich. In den 90er Jahren gab es in Skandinavien eine Dark-Metal-Szene, aus der heraus eine satanistische Gemeinschaft gegründet, Kirchen angezündet und Menschen ermordet wurden. Auch rechtsradikales Gedankengut kommt in der Szene vor. Es gibt überraschend viele Parallelen zwischen der Metal-Szene und anderen Jugendkulturen. Die Jugend haut uns die Entmythologisierung um die Ohren, mit der wir nach der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten das Dämonische einzugrenzen versuchten. Jungen, auch die gebildeten, spielen Ego-Shooter-Spiele und lesen Fantasy-Romane, die aus demselben mythologischen Stoff gewebt sind. Bei Rollenspielen treffen sich die Geschlechter in stilisierten Rollen. Wir können Gottesdienste noch so abwechslungsreich gestalten – solange wir keine existenziellen Bilder für Mächte des Guten und Bösen haben, werden sie für junge Menschen langweilig bleiben. Um in der Lebenswelt Jugendlicher anzukommen, brauchen wir Programme gegen die Entmythologisierung. Das können wir von Wacken lernen. Die Pädagogik der digitalen und speziell der sozialen Medien ist längst weg von einer Verbotsethik oder einer rein kognitiven Bearbeitung der Stoffe. Laut Medienkompass Mecklenburg-Vorpommern (S. 20) verfolgt die »aktive bzw. reflexiv-praktische Medienarbeit: ➤ die Erweiterung der Handlungsfähigkeit, ➤ das Erfahren und Erlernen bewusster Kommunikation, ➤ die Befähigung, die eigenen Interessen selbstkritisch zu erkennen und kreativ umzusetzen, ➤ den Erwerb von Verhaltenssicherheit in unterschiedlichen sozialen Situationen, ➤ die Befähigung, eigenes Erleben und eigene Problemsichten in Bildern und Worten mitzuteilen.«

Diese Ansätze sind auf Wacken und die MetalSzene zu übertragen. Jugendliche werden nicht belehrt, sondern sind Gesprächspartner. Kognitiv ließen sich Musikbeispiele, Bandgeschichten, Symbole und Rituale herauskristallisieren und mit internationalen religiösen Urkulturen vergleichen. Dabei ist die Ambivalenz jeder Religion und jedes Kultus´ zu bedenken: Was hilft heilen und was macht kaputt? Interessanter finde ich praktische, begleitete und zu reflektierende Erfahrungen mit Musik, Mythen und Ritualen. Einige Vorschläge in Kurzform: ➠ Trance und Ekstase: Selbsterfahrung mit der Technik von »Silence Disco« / Kopfhörer-Party; Trommelworkshop; Drum&Bass-Programming. ➠ Kampf von Gut und Böse: Darstellung in Theater (z. B. stilisiert und pantomimisch) und Kunst (z. B. Graffiti / Acryl) ➠ Gottesdienst zum Thema Kampf des Guten gegen das Böse: Entwicklung eines durchgängig rhyth misierten Gottesdienstes mit Tanz und Theater szenen. Am Ende stehen alle eng zusammen und heben Freiwillige über ihre Köpfe – Crowdsurfing einmal anders. Wacken ist die evangelische Variante des Karnevals: ein ganzes Jahr hindurch diszipliniert leben und dann drei Tage lang richtig auf die Pauke hauen. Religionspädagogik kann bei diesem Massenphänomen anknüpfen und dafür sorgen, dass in aller Zeit der Kampf des Guten gegen das Böse aufgegriffen und dargestellt wird – und der Sieg des Lebens über den Tod für Jugendliche Gestalt annimmt. Tilman Lautzas ist Landesjugend­ pastor und leitet das Jugendpfarramt in der Nordkirche. Auf Einladung von Holger Hübner, einem der Gründer des Heavy-Metal-Festivals, hat er ein qualifiziertes Beratungsangebot ins Leben gerufen. Seitdem arbeiten in Wacken alljährlich etwa 20 Ehren­ amtliche fast rund um die Uhr: Psychologen, Diakone und Pastoren sowie junge qualifizierte Menschen stehen Hilfesuchenden für Gespräche zur Verfügung.


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Praxis und Hintergründe

Rituale aus individueller und sozialer Perspektive Praktisch-theologische Dimensionen Daniel Tobias Bauer

Wieso sind Rituale überhaupt Thema in der Praktischen Theologie und Gemeindepädagogik – in einer autonomie­bewussten und traditionskritischen Gesellschaft? Verliert mit dem vielfach betonten Traditionsabbruch nicht auch die Ritualpraxis ihre Bedeutung? Und ist nicht gerade die zunehmende Konfessionslosigkeit der offensichtlichste Ausdruck dieser Tendenz? Umso interessanter sind die neuesten empirischen Ergebnisse (Demmrich, 2016), dass gerade in einem konfessionslosen Kontext in Ostdeutschland, der diese Tendenz am stärksten verkörpert, die Offenheit von Jugendlichen gegenüber Ritualen aufgezeigt werden konnte: Sie sind ihnen gegenüber intrinsisch motiviert, wenn ihr Umfeld, z. B. ihre Peer-Group, sie dabei stützt. Sie nutzen Rituale – bewusst oder unbewusst – zur Bewältigung ihrer Herausforderungen (Adoleszenz), zur Regulierung ihrer Emotionen, zur Selbstreflexion, zur Ausbildung ihrer Identität. Sie haben somit eine erkennbare Fähigkeit im Umgang mit Ritualen. Dabei werden sowohl kognitive als auch experimentelle Zugänge wahrgenommen. Auch der Bezug von Ritualen zu einer übermenschlichen Macht ist von Bedeutung – und dies unabhängig von einer möglichen familiären religiösen Prägung.

Jugendliche können auch religiöse Erfahrungen im Rahmen persönlicher Rituale machen. Diese sind somit ein bedeutender Bestandteil ihres Erwachsenwerdens, ihrer Lebensgeschichte. Aber: Religiöse Rituale wirken ambivalent. Sie sind mit stärkeren positiven wie negativen Emotionen verbunden und regen intensiver zur Selbstreflexion an als nichtreligiöse Rituale. Der Stellenwert und die Ambivalenz von Ritualen in jungen Familien wurden anhand von Untersuchungen von Abend­ ritualen, wie Gute-Nacht-Kuss oder Einschlaf lied, aufgezeigt (Morgenthaler, 2011): Mit ihrer Hilfe werden in jungen Familien Schwierigkeiten bewältigt, wodurch die Kinder selbst rituelle Kompetenzen entwickeln. Hieran kann auch gemeindepädagogisch angeschlossen werden. Hilfreich sind Rituale besonders im Kontext von Verunsicherung. Wo sie allerdings zu starr werden, wird freie Entfaltung gehindert. Rituale durchziehen unsere Lebenswelt und haben – unter Berücksichtigung ihrer ambivalenten Wirkung – auch heutzutage noch eine hohe Gestaltungskraft für das Leben. In der Praktischen Theologie und Gemeindepädagogik stellt sich die Frage nach der rituellen Gestaltungskraft der Kirche, die an die prinzipielle Offenheit gegenüber Ritualen und die Fähigkeit, mit ihnen umzugehen, fruchtbar anknüpfen


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Einführung in den Dienst Übergabe einer Vokationsurkunde Benjamin Dähne

Ich stehe mit Pfarrer Pohle in der Sakristei der Lutherkirche Glauchau. Gleich geht es los, wir beten für einen gelungenen Gottesdienst. Es ist für mich kein Gottesdienst wie jeder andere. Viele Gäste sind da, meine Verwandten, Weggefährten, mein Seminarausbilder, der Bezirkskatechet, bei dem ich als Kind im Religionsunterricht saß. Ich fühle mich wie zu meiner Konfirmation, auf­geregt und voller Vorfreude. Der Gottesdienst beginnt, ich gestalte ihn mit. Nach der Predigt werde ich vorgerufen. Ich knie nieder und werde gesegnet. Ich schließe die Augen und ein gutes, warmes Gefühl durchströmt mich. Meine Studienjahre ziehen an mir vorbei, meine Referendariatszeit fliegt vorüber. Geschafft, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Ich bin Lehrer, Religionslehrer. Ich bekomme meine Vokation verliehen Ich bin so aufgeregt wie bei meiner Konfirmation. Und es fühlt sich auch etwas wie eine Konfirmation an. Ich werde darin bestärkt, meinen Dienst zu tun. Ich entscheide mich für den Dienst in der Schule und weiß meine Gemeinde, meine Kirche, ja Christus hinter mir. Ich fühle mich behütet, beschützt, getragen und in stressigen Zeiten getröstet. Dieser Vokationsgottesdienst mit Übergabe der Vokationsurkunde war eine ganz wichtige und wertvolle Erfahrung. Ein Initiationsritus gewissermaßen. Ich konnte den Übergang in das Berufsleben bewusst vollziehen und musste nicht allein ins kalte Wasser springen. Auch war dieses Ritual wichtig, weil es in der Zeit davor an Ritualen fehlte. Mein Studium schloss ich ab und holte still und heimlich mein Zeugnis vom Lehrerprüfungsamt ab. Es gab leider keine feierliche Übergabe und keinen Gottesdienst. Mein Referendariats-

zeugnis bekam ich innerhalb einer feierlichen Übergabe, aber ohne Gottesdienst. Zudem konnte ich hier wenig Freude empfinden, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen festen Arbeitsvertrag hatte. Diese feierliche Verleihung der Vokation in einem Gottesdienst, mit dem Segen war ein wertvolles Erlebnis und eine wunderbare Erfahrung. Schon die Verleihung der befristeten Vokation in Dresden habe ich als bereichernd und kraftspendend empfunden. Ich habe im Referendariat häufig an den Gottesdienst in Dresden gedacht und so Mut und Kraft in schweren Stunden geschöpft. Gottesdienst in meiner Gemeinde Kraft bekommen durch den Zuspruch des Segens Gottes und das Gefühl des Angenommenseins sind für mich essenziell. So kann ich mich aus dem Gefühl und dem Wissen heraus, angenommen zu sein von Gott in der Welt, in der Schule engagieren. Aber nicht nur in der Schule, auch in meiner eigenen Gemeinde kann ich mich frei und fröhlich einbringen. Einerseits kennen mich die Gemeindeglieder aus dem Gottesdienst. Sie laden mich bewusst zu bestimmten Veranstaltungen ein oder sprechen mich an. Und andererseits fühle ich mich durch diese Segnung berufen und aufgerufen, mich einzubringen. So war dieses scheinbar kleine Ritual der Ver­leihung der Vokation für mich eine wichtige, wertvolle und gute Erfahrung, die ich jedem meiner zukünftigen Kolleginnen und Kollegen wünsche.

Benjamin Dähne ist Lehrer für Evangelische Religion und Geschichte am Carl-von-BachGymnasium in Stollberg.


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Praxis und Hintergründe

Klatsch ein! Jugendgruppen, ihre Rituale und der Teamgeist Johannes Bartels

Heilige Nacht, Christuskirche Dresden. Dicht gedrängt stehen die ca. 100 Mitwirkenden in der Sakristei. In wenigen Minuten ist es so weit. Dann kommt zur Aufführung, worauf man sich monatelang vorbereitet hat: die Gospelnight. Bevor es hinaus geht in die überfüllte Kirche, richtet der Chorleiter das Wort an sein Team, die Sängerinnen und Sänger. Er redet von der besonderen Aufgabe dieser Stunde und dass es gleichzeitig auch ein Privileg ist, den Menschen da draußen das Licht der Weihnachtsbotschaft zu bringen. In Wort und Musik, und natürlich mit einem Lächeln im Gesicht. Der Pfarrer spricht noch ein Gebet und dann geht’s los. Es ist deutlich zu spüren, wie wichtig dieses Ritual kurz vor dem Start ist. Jemand spricht vom Einschwören. Und davon hat es tatsächlich etwas, auch ohne »Huddle«, wie das entsprechende Ritual im Sport heißt. Es ist ein Appell an den Teamgeist

und in diesem Fall zugleich ein Appell an den Heiligen Geist, der den Teamgeist noch transzendiert. Huddle, Abklatschen, Einklatschen, ganze Schlachtruf-Liturgien: Rituale spielen nicht nur im Sport eine große Rolle. Gerade unter Jugendlichen1 ist der rituelle Erfindungsreichtum groß, was schon die ständig wechselnden Begrüßungsrituale zeigen: Umarmen mit und ohne Küsschen, Abklatschen high und low, Handschlag in allen möglichen Variationen – jugendliche Fantasie kennt keine Grenzen. In der Theaterszene gibt es das »Toi, toi, toi« oder »Hals- und Beinbruch!«, das man sich gegenseitig zuruft – und zwar, ganz wichtig, über die linke Schulter. Weniger verbreitet, aber dafür von besonderer Intensität ist der Energiekreis, bei dem alle Mitwirkenden im Kreis stehen und Energie aufbauen, die sich schließlich durch Laute und Stampfen eruptiv entlädt.


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mittelbar vor besonderen Veranstaltungen (z. B. Jugendgottesdiensten) zu einer kurzen Mahlfeier. Ein besonderes Ritual, das in manchen ostdeutschen Gegenden (besonders im Erzgebirge und im Vogtland) bis heute weit verbreitet ist, ist der Abschlusskreis. Dabei stehen alle möglichst eng im Kreis, kreuzen die Arme vor der Brust und reichen einander die Hand, so dass mit der rechten die linke Hand des Nachbarn angefasst wird. Dazu werden die folgenden Worte gesprochen:

Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht. Sein ist die ganze Welt, sein sind auch wir. Halleluja. Amen.

Als Alternative wird gelegentlich auch der folgende Text gesprochen:

Schließet die Reih ‘n, treu lasst uns sein. Trifft uns auch Spott, treu unserm Gott.

Gemeinschaftsrituale in christlichen Jugendkreisen Auch in manchen christlichen Jugendkreisen werden Gemeinschaftsrituale gepf legt, wie das eingangs genannte Beispiel zeigt. Weitere Beispiele sind: Blitzlichtrunde: Jeder sagt kurz, wo er gerade herkommt oder was ihn seit dem letzten Treffen besonders beschäftigt hat. Dazu kann ein Gegenstand (z. B. ein Stein oder ein Stück Holz) herumgereicht werden, um die Reihenfolge der Sprecher zu markieren. Kerzen entzünden: Jeder, der will, entzündet eine Kerze und stellt sie in die Mitte oder auf den Altar. Dabei kann, laut oder in der Stille, ein Gebet gesprochen werden. Fürbitten-Lose: Alle Anwesenden schreiben ihren Namen und ihr Gebetsanliegen auf einen Zettel. Diese werden zusammengefaltet und eingesammelt. Danach ziehen alle einen Namen aus einer Schüssel. Aufgabe ist es bis zum nächsten Treffen für die Person zu beten, deren Zettel man gezogen hat. Abendmahl: In manchen Gegenden (z. B. dem Erzgebirge) trifft sich das Vorbereitungsteam un-

Insbesondere die zweite Variante verrät etwas über den Ursprung des Rituals. Offenbar stammt es aus der Zeit der Bekennenden Kirche – und damit aus dem Kirchenkampf. Um sich gegen die Gleichschaltungspolitik des NS-Regimes zu wehren, brauchte es geschlossene Reihen und eingeschworene Gemeinschaften. Da die Frontstellung zwischen Kirche und Staat nach dem Krieg in Ostdeutschland unter veränderten Bedingungen seine Fortsetzung fand, blieb das Ritual in vielen Jungen Gemeinden der DDR lebendig, während es im Westen wahrscheinlich völlig verschwand. Gerade in der zweiten Version wirkt es heute, nach dem Wegfall der Repressalien, daher auch etwas anachronistisch. Entsprechend ist die zweite Version heute weitaus weniger verbreitet. Dafür gibt es inzwischen andere Versionen, z. B. die jeweilige Jahreslosung. Das Ritual besteht in etlichen Jungen Gemeinden fort. Offenbar ist das Bedürfnis nach einem rituellen Abschluss nach wie vor vorhanden, und eine mehrheitsfähige Alternative ist nicht in Sicht.

Vereinsabzeichen und Symbole Eine ganz eigene Kategorie von Gruppenritualen stellt das Tragen von Vereinsabzeichen und Symbolen dar: Manche Junge Gemeinden haben trikotähnliche T-Shirts oder Kapuzenshirts mit dem Name und/ oder dem Logo der Gruppe. Sehr beliebt sind auch Shirts oder Armbänder, die speziell für besondere Veranstaltungen, z. B. Festivals oder Sommerlager, hergestellt werden. Z. T. werden sie auch weit darüber hinaus noch getragen. In manchen Jugendgruppen werden Aktionen durchgeführt, die mit dem Tragen eines Armbandes über einen längeren Zeitraum verbunden sind, z. B. »W.W. J. D.« (= What Would Jesus Do?).


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Praxis und Hintergründe

Das traditionelle Logo evangelischer Jugendarbeit ist auch heute in der Teamkleidung vieler ostdeutscher Jungen Gemeinden noch präsent: das Kugelkreuz. In der Regel taucht es, z. T. in grafisch abgewandelter Form, in Verbindung mit anderen Logos, z. B. der ephoralen Jugendarbeit, auf. Gerade die Geschichte des Kugelkreuzes zeigt jedoch, dass heute nur noch das Tragen selbst als Gruppenritual bezeichnet werden kann, wenn es um Symbole und Logos geht. Der rituelle Akt der Verleihung eines solchen Symbols spielt dagegen inzwischen keine Rolle mehr. Zu DDR-Zeiten war das noch anders: Da wurde, wenn auch freilich nicht flächendeckend, der Anstecker mit dem Kugelkreuz erst nach einer einjährigen Bewährungszeit feierlich verliehen. Christoph Wolf berichtet darüber, wie Martin Reimer, der ehemalige Kreisjugendpfarrer von Demmin, das Kugelkreuz verliehen hat:

Er hat zur Verleihung dem Jugendlichen eine Karte mitgegeben, die er unter­schreiben musste. Auf der einen Seite stand: Geburtsdatum dessen, dem das Zeichen verliehen wurde, das Datum der Verleihung und dass es das Zeichen der Jungen Gemeinde der evangelischen Kirche in Deutschland ist.

Auf der Rückseite stand folgender Text: Das Zeichen des Kreuzes bedeutet den Sieg des Christus Gottes über die Welt, aber auch ihre Erlösung. Deshalb muss mein Leben im Einklang stehen mit der Botschaft und dem Leben des Christus, zu dessen Ehre ich dieses Zeichen trage. Durch das Tragen dieses Zeichens bekenne ich mich zu ihm, darum darf ich es auch nicht aus Menschenfurcht verbergen. Ich weiß, dass dieses Zeichen Eigentum der Kirche bleibt, dass ich es zurückzugeben verpflichtet bin, wenn ich von der evangelischen Jungen Gemeinde scheide oder wenn es mir aus triftigen Gründen entzogen wird. 2

Kohäsion die Leistung eines Teams tendenziell erhöht, konnten diese Wirkung von einzig sozialorientierter Kohäsion (wie wichtig sind mir die sozialen Beziehungen) nicht nachgewiesen werden.4 In anderen Worten: Gruppenrituale tragen dann zur Stärkung eines Teams und seiner Leistungsfähigkeit bei, wenn sie im Zusammenhang mit einer konkreten Herausforderung stehen. Sollen sie lediglich das Wir-Gefühl stärken, bleiben sie dagegen ohne nachweisbaren Effekt. Darin wird wohl auch die Ursache dafür zu suchen sein, dass der Abschlusskreis nur in Ostdeutschland überlebt hat und dass auch dort in vielen Jungen Gemeinden inzwischen ein Traditionsabbruch zu beobachten ist. Wo man sich nicht gegenüber staatlichem oder ähnlichem Druck behaupten muss, verlieren derartige Rituale einen großen Teil ihrer Bedeutung.

Fazit Wo besondere Herausforderungen einer Gruppe besondere Leistungen abverlangen, haben Gruppenrituale ihre Funktion. Wo dagegen diese Herausforderung fehlt, verlieren Gruppenrituale ihren Effekt und sind langfristig auch in ihrem Bestand gefährdet. Nicht nur aus diesen Erwägungen heraus ist es christlichen Jugendgruppen nur zu wünschen, dass es ihnen nie an Herausforderungen mangelt. Die Zeit staatlicher Repressalien wünscht sich freilich niemand zurück. Doch Herausforderungen gibt es auch heute noch genügend: der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, die Bewahrung der Schöpfung, die Integration von Geflüchteten, die Kommunikation des Evangeliums über den Tellerrand hinaus, um nur die dringendsten Aufgaben zu nennen. Christen haben einen Auftrag in dieser Welt, da kann eine kräftige Portion Teamgeist nicht schaden.

Dr. Johannes Bartels ist Pfarrer und leitet das Referat für Jugendevangelisation im Landesjugendpfarramt Sachsens

Was tragen Gruppenrituale aus Offenbar sind sie Ausdruck des Gruppenspirits. Heißt das dann auch, dass Junge Gemeinden, die Gruppenrituale pflegen, mehr von diesem Spirit haben als andere, die das nicht tun? Verfügen sie über einen stabileren Zusammenhalt? In der Sozialpsychologie wird in diesem Zusammenhang von Gruppenkohäsion gesprochen (von lat. cohaerere = zusammenhängen). Widmeyer, Brawley, Carron führen die Unterscheidung von aufgabenorientierter und sozialorientierter Kohäsion ein. 3 Mithilfe dieser Begrifflichkeiten konnten Unterschiede in der Leistungsfähigkeit eines Teams nachgewiesen werden. Während aufgabenorientierte

1 Zu Ritualisierung im Jugendalter vgl. Christian Grethlein, Gemeindepädagogik, Berlin 1994, S. 205–210; ders., Grundfragen der Liturgik, Gütersloh 2001, S. 36f. 2

Prof. em. Christoph Wolf in einer unveröffentlichten Mitteilung. Ihm sei an dieser Stelle für seine wichtigen Hinweise gedankt! Dazu gehören auch zwei Literaturempfehlungen zum Thema Kugelkreuz: Ellen Überschär, Junge Gemeinde im Konflikt, Stuttgart 2003, S. 177–181; Fritz Dorgerloh, Junge Gemeinde in der DDR, Hannover 1999, S. 51–57.

3 Widmeyer, N., Brawley, L., Carron, A.: The measurement of cohesion in sports teams: The group environment questionnaire. London, Ontario 1985. 4

Siegfried Nagel, Torsten Schlesinger: Teamentwicklung in Sportspielmannschaften des Hochleistungssports. In: Hochleistungsmanagement. Leistungspotenziale in Organisationen gezielt fördern (Hg. Pawlowsky, Mistele). Wiesbaden 2008, S. 382.


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Abendmahl – als Ritual auch für Kinder von Bedeutung? Friederike Keller

Das Abendmahl gehört schon seit Beginn des Christentums zu einem der wichtigsten Rituale der christlichen Gemeinden. Es ist eine bedeutsame Konstante des christlichen Glaubens. Dennoch unterlag das Ritual im Laufe der Zeit auch dem Wandel. Dies wird auch bei der Frage nach der Teilnahme von Kindern am Abendmahl in der Kirchengeschichte deutlich. In der Alten Kirche wurde Kindern mit der Taufe auch gleichzeitig die Teilnahme am Abendmahl gewährt. Dies änderte sich mit dem Laterankonzil von 1215. Ab diesem Zeitpunkt war die Teilnahme am Abendmahl denen vorbehalten, die das Alter der Unterscheidung von mindestens sieben Jahren erreicht hatten. In der kirchlichen Praxis setzte sich durch, dass Kinder zwischen 10 und 14 Jahren das erste Mal am Abendmahl teilnahmen, da eine intensive Vorbereitung auf den ersten Abendmahlsgang wichtig wurde. Heute begegnen wir einer vielfältigen Praxis. Kinder werden ohne Altersbegrenzung am Abendmahl beteiligt, ab dem Schuleintritt oder mit der Konfirmation. Wie Kinder am Abendmahl beteiligt werden, steht in engem Zusammengang mit der Frage nach der Bedeutung des Abendmahls. Grundlagen für das Verständnis des Abendmahls in der evangelischen Kirche sind die neutestamentlichen Berichte über die Mahlgemeinschaften des irdischen Jesu, sein Abschiedsmahl und die Erscheinungsmahle. Da die Texte neben grundlegenden Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Deutung des Abendmahls auch eigene individuelle Akzente setzten, wurde das Abendmahl schon immer als etwas Vielstimmiges gedeutet.

Dennoch wird in der »Leuenberger Konkordie« von 1973 ein gemeinsames evangelisches Abendmahlsverständnis beschrieben. Es geht auf folgende Bedeutungen des Abendmahls ein: 1. Gegenwart und Geschenk Jesu Christi, 2. Vergebung und neues Leben, 3. Gemeinschaft und Dienst, 4. Vergegenwärtigung und Verkündigung, 5. Bekenntnis und Begegnung, 6. Dank und Lob. In der Glaubenspraxis werden vermutlich für den Einzelnen einige Aspekte des Abendmahls sehr und andere weniger wichtig sein, manche gar keine Beachtung finden und andere im Laufe des Lebens wertvoller werden. Dennoch ist das Abendmahl ein Ritual, welches die Christen miteinander verbindet und vielleicht auch erst zu der Gemeinschaft werden lässt, welche sie bis heute ist.

Ist das Abendmahl auch ein Ritual, welches für Kinder bedeutsam sein kann? Eine K irche. Menschen feiern das Abendmahl. Sie gehen nach vorn und stellen sich gemeinsam in einen Kreis. Unter ihnen ist ein kleines Mädchen, ungefähr zwei Jahre alt. Sie schaut sich um. Sie sieht die anderen Menschen. Sie sieht, wie sie ihre Hände öffnend vor sich halten. Sie streckt auch ihre Händchen aus. Sie sieht, wie die Frau neben ihr vom Pfarrer eine Hostie in die Hände gelegt bekommt. Sie wartet. Sie lässt den Pfarrer die Hand segnend auf ihren Kopf legen. Der Pfarrer geht weiter. Die Menschen gehen in ihre Bänke zurück. Das Mädchen bleibt mit geöffneten Händen stehen. Dazugehören zu wollen, an der Gemeinschaft beteiligt zu sein, wie jedes andere Mitglied, kann für Kinder einer der wichtigsten Punkte bei der Teilnah-

me am Abendmahl sein. Dabei ist das Abendmahl, anders als die Taufe, nicht ein einmaliger Akt, sondern wird immer wieder erfahren. Es ist ein Ritual der christlichen Gemeinde, bei dem in besonderer Weise die Gemeinschaft erlebt wird. Bei Kindern könnte so durch die Teilnahme am Abendmahl das Gefühl der Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde verstärkt werden. Das Abendmahl ermöglicht Kindern einen besonderen Zugang zum Glauben. Es ist ein sehr sinnliches Ritual. Hier wird miteinander Brot und Wein/ Saft geteilt und dabei an Jesus gedacht. Auch Kinder spüren das Besondere des Abendmahls. So wird das Abendmahl für Kinder zum Begegnungsort mit Gott und trägt zum Wachstum ihres Glaubens bei. Ebenso kann der Aspekt der Sündenvergebung für Kinder von Bedeutung sein. Kinder erfahren, dass sie schuldig werden und dass Vergebung wichtig ist und gut tut. Im Abendmahl erfahren Kinder, dass alle Schuld uneingeschränkt vergeben wird. Dies kann auch für sie befreiend wirken, sie für ihren Alltag stärken und dazu befähigen, selbst Vergebung zu schenken. Das Abendmahl als Ritual ist demzufolge für Kinder bedeutsam, um in der Gemeinde beheimatet zu werden, im Glauben und als Person zu wachsen und so im Laufe des Lebens wertvoll zu bleiben.

Friederike Keller ist Religions­ pädagogin und aktuell an der Uni­versität Hildesheim im Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften tätig.


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Praxisentwürfe zum KirchenjahR

Geschenke und andere Gaben

Mehr-Generationen-Advents-Nachmittag mit Hanna und Simeon Martina Steinkühler

D i e Id e e

B eo b ac h t u n g e n a m T e x t

»Warum warten, wenn der Tisch gedeckt ist!?« – Sagt mein erwachsener Sohn und öffnet die Tür mit der »23«. An seinem Adventskalender. Dabei ist heute der fünfte. Das hat er früher schon gemacht: der Versuchung der Türen im Adventskalender trotzig nicht widerstanden. »Ich hasse warten!«

Die Motive »Warten«, »Wirken des Geistes«, »Trost aus Erbarmen«, dazu zwei sehr alte Menschen und ein kleines Kind. Das ist der Stoff, den Lukas 2, 22– 40 anbietet. Dazu das berühmte Wort des Simeon, der »in Frieden gehen« kann – nicht etwa, weil er die Erlösung bereits erlebt hat, sondern weil er ihren Beginn, das Trost- und Rettungszeichen, erblickt. Das ist wie im Gleichnis vom Senfkorn: Es genügt, die Anfänge zu sehen. Der Rest wird sich finden. ➤ Warten auf eine Erfüllung. Und diese ist, als sie sich ereignet, nicht Vollendung, sondern Anfang. Auf Hoffnung hin. Keine neue Sintflut, keine Apokalypse, keine neue Welt-Schöpfung. Ein Kind! ➤ Das Wirken des Geistes. Simeon und Hanna ist es gegeben, das auf Anhieb zu begreifen: die Hoffnung, die Zukunft, die in dem Kind liegt. »Alles muss klein beginnen …« ➤ Rettung – Erlösung – Trost. Die Komponenten der Erwartung stammen aus Jesaja 40 ff. Die Erfahrung, die dahintersteckt, ist die der Befreiung aus der Fremde und die Heimkehr ins »Gelobte Land«, das Land, das Gott seinem Volk »geschenkt« hat.

Die Doppelnotiz über Simeon und Hanna im Lukas­ evangelium gibt eine Antwort auf diese Unlust am Warten, und zwar aus dringendem Anlass: Auch die junge Christus-Gemeinde, für die das Evangelium verfasst wird, hat Geduldsproben zu bestehen. Immer haben die Verheißungen ihrer Religion sich nicht wie erwartet erfüllt: Seien es die RückkehrVerheißungen im Exil, seien es die Reich-GottesVerheißungen zu Jesu Lebzeiten. Oder jetzt: Die Naherwartung weicht der Parusie-Verzögerung; man bleibt auf sich selbst angewiesen, auf Erinnerung und Hoffnung. Um zuversichtliches und tätiges Warten geht es Lukas, wenn er nach all den anderen Episoden von Verheißung und Erfüllung (Zacharias und Johannes, Maria und Jesus, die Engel und die Hirten) auch noch von Simeon und Hanna erzählt, die ihre Hoffnung als erfüllt betrachten – im Angesicht eines Säuglings! Darum lohnt es sich, im Advent der Spur zu folgen, die Lukas hier legt: Was hat es auf sich mit Verheißung und Erfüllung und wie ist damit umzugehen, wenn die Erfüllung nicht hält, was die Verheißung verspricht – bzw. wenn sie sie anders hält, als wir es erwarten? Das ist, wie gezeigt werden wird, ein Thema sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Eltern und Alte. Vorgeschlagen wird ein Mehrgenerationen-Advents-Nachmittag: ein gemeinsamer Gottesdienst und mittendrin vier Workshops mit altersspezifischen Zugängen zum Thema.

Wer die Geschichte des Volkes Israel durch die Jahrhunderte betrachtet, bekommt eine Ahnung davon, was das ist. Ein Ort der Sehnsucht, ein Sein: Leben miteinander und mit Gott im Schalom. Jesus nennt das »Himmelreich«. In der Offenbarung: »Hütte Gottes bei den Menschen.« Das ist etwas, das man nicht »haben«, sondern nur geschenkt bekommen kann. Als ein Geschenk für die Seele, das verändert. Es muss in Gebrauch genommen, erfahrbar gemacht werden. Eingepflanzt wie Samen. Simeon und Hanna stehen für zwei komplementäre Weisen des Umgangs: Simeon, der im Ange-


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sicht des Geschenkes für sich selbst Frieden findet (mehr muss er nicht sehen); Hanna, die die Kunde von dem Geschenk in die Welt ruft. Für alle anderen, die darauf warten.

D i e Z i e lg r u p p e n

Zuerst sieht es so aus, als sei die Zielgruppe dieser kurzen Doppel-Erzählung selbstverständlich: alte Menschen, die auf ein langes Leben zurückblicken – und voraus nur noch auf eine kurze Spanne. Die Botschaft ist: Diese Spanne lohnt sich, ist das Eigentliche. Sie eröffnet zwei Möglichkeiten: in Frieden sterben oder sich noch einmal an die Welt wenden, je nach Gabe und Kraft. Aber dann ist da auch noch das Baby. Christkind. Zeichen der Erlösung, der Rettung, Anstoß und Trost. »Meine Enkel sind mein ganzes Glück«, sagen Großeltern. Die Rezeption der Weihnachtsgeschichte bewegt sich zwischen zwei Polen: der Erkenntnis des Besonderen und Einmaligen des Christkindes und der Entdeckung, dass jedes Kind ein Geschenk ist, ein Wunder. Und das ist die andere Seite: Kindern zu zeigen, dass sie einzigartig, wunderbar, ein Geschenk sind, ist als Aufgabe christlicher Religionspädagogik längst erkannt. Mit der Geschichte von Simeon und Hanna lässt sich das verstärken und ein Gleichnis andeuten: eine Nähe zwischen dem Kind Jesus und unseren Kindern. Einerseits ist diese Zusage entscheidend für kleine Kinder, die es kaum erwarten können, groß zu werden, an Bedeutung zu wachsen und in Bedeutung hineinzuwachsen. Ihnen gilt es zu sagen: Du musst nicht erst »werden«. Du bist. Andererseits ist das neu zu entdecken für ältere Kinder, an der Schwelle zum Jugendalter. Nicht mehr »süß« und »niedlich«, noch nicht »erwachsen«. Dazu gehören Unsicherheit, Unzufriedenheit, das Gefühl: Es geht nicht schnell genug voran. Auch sie sind aber Kinder und Enkel und ihre »Unvollkommenheit« kann ebenso als Symbol des wachsenden Himmelreiches genommen werden wie die der Babys und der Alten. Schließlich die Eltern. In der Erzählung von Simeon und Hanna sind sie im Hintergrund. Und doch dreifach angesprochen. Sie sind die, die die Hoffnung tragen und bringen. Sie sind die, die den Prozess des Wachsens begleiten und erleiden werden. Sie treten zurück und staunen über das, was aus dem Geschenk, das sie da bekommen haben, wird. Sie müssen sich damit abfinden: Es ist eine Leihgabe.

Fa m i l i e n g ot t es d i e n st

Die Stimmung des Advent wird aufgenommen: Vorbereitung, Erwartung und die Spannung, die die Eingebundenheit ins Kirchenjahr mit sich bringt: Erwartet wird, was längst gekommen ist. Aber was das ist und dass man weiter warten muss und das wiederum gut und fruchtbar ist, soll die Geschichte von Simeon und Hanna spürbar machen. Prinzip Hoffnung als Elixier des Glaubens schlechthin. Vorbereitung und Material: Krippe (vom Krippenspiel),

Schale mit Sand, um Kerzen hineinzustecken, Plakate mit Schlagwörtern: Himmelreich, Rettung, Anstoß, Erlösung. Mikro für Reporter oder Reporterin. Mitwirkende: Liturg, Hanna, Simeon, Reporter, Sprecher (M4) Im Bereich der Gemeinde werden Kerzen deponiert. Die Sprecher verteilen sich in der Gemeinde. Ankommen 1

Der Raum ist dunkel, lediglich Kerzen brennen. Simeon Laudate omnes gentes und Hanna sitzen reglos, jeder für sich, vorn beim Altar. Liturg, geht langsam nach vorn; entzündet die Kerze(n) am Adventskranz. Leiser Gesang nach Taizé, der nach und nach die Gemeinde ergreift.

Sehen

Spot auf Simeon, dann auf Hanna, während der Sprecher sie vorstellt: Name, Alter, Lebensaufgabe: Warten auf das Himmelreich auf Erden.

M1

Spot aus. Warten. Aktion 1

Liturg wendet sich an Einzelne in der Gemeinde: »Worauf warten Sie? Im Advent? Was ist für Sie Himmelreich auf Erden?« Einige Antworten hören.

Ankommen 2

Eine Krippe wird hereingetragen. Spot an. Simeon erhebt sich langsam, tritt heran. Schaut. Hebt das »Kind« (pantomimisch) zum Himmel und spricht: »…« Hanna tritt hinzu. Sieht und spricht, wendet sich an alle: »…«

M2

Aktion 2

Aus der Gemeinde erheben sich konträre Stimmen: »Halleluja, gelobet sei …«/»Aber das ist ja nur ein Baby!«/ »Halleluja …« (vorher einstudieren!)

M4 Alles muss klein beginnen …

M3

Hören 1

Auftritt Reporter; befragt Simeon

M5

Aktion 3

Reporter zündet drei Kerzen an und stellt sie zu der Krippe. Dazu die drei Plakate »Frieden«, »Anstoß«, »Rettung«.

Tragt in die Welt nun ein Licht

Hören 2

Zweites Interview: Hanna

M6

Aktion 4

Reporter zündet eine Kerze an und bringt das Licht in die Gemeinde. Gemeindeglieder mit brennenden Kerzen kommen nach vorn und stellen ihr Licht an die Krippe: Erlösung für die vielen (Plakat).

Tragt in die Welt nun ein Licht

Ansagen

Liturg schaut sich Krippe und Kerzen an: »So große Sehnsüchte.« Liest die Plakate. »Ein kleines Kind. Wenn ich das richtig verstanden habe: so etwas wie Samen … und ein Geschenk zum Weiterverschenken. Schwere Gedanken, die brauchen Zeit zum Wachsen« Ansage der Workshops

Nach den Workshops: der Raum ist wie vorher, d. h. auch die Kerzen brennen wieder.

D e r P r a x i s -Vo r s c h l ag

Im Folgenden werden ein Familiengottesdienst sowie altersdifferenzierte Workshops vorgeschlagen. Wo ein kleineres Format benötigt wird, können Elemente herausgelöst werden.

Zurückkommen

Einzug, Lied, möglichst im Stehen

Die Nacht ist vorgedrungen

Teilen

Dankgebet, Impulse aus den Workshops

M7

Hören 3

Lesung »Wir verkaufen keine Früchte, sondern Samen« M8 Alles muss klein beginnen

Empfangen

Vaterunser, Segen, Textblatt mit Bibeltexten (Lukas 2, 29–32; 13,18 f.) bzw. Samen für die Kinder

M9


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Praxisentwürfe zum KirchenjahR

Für die Großeltern Vorbereitung und Material: Arbeitstische für je 4 Per-

➤ Abspielen Teil 2 (bis der Junge den kleinen Hund wegwirft) ➤ Austausch zum Thema vollkommen – unvollkommen ➤ Abspielen Teil 3 (bis zum Ende) ➤ Austausch zum Thema: »Jetzt versteh ich das ganz anders!« ➤ Neuer Impuls: das Plakat ➤ Weitererzählen: Jahre später dankt der Junge seiner Mutter für das Geschenk …

© Matthias-Film

© Matthias-Film

sonen. Tonpappen in versch. Farben (DIN A3), Stifte, Glitzerstifte, Deko-Material zum Aufkleben, Klebepunkte (mind. 24 pro TN), Bild und Meditation (M10 und M11). ➤ Zur Einstimmung wird das Bild gezeigt, die Meditation gesprochen. ➤ Einladung an die Senioren, einen besonderen Adventskalender zu basteln. Den eigenen Lebensweg mit 24 Stationen. Jede Station soll eine konkrete biografische Erinnerung sein (Hochzeit, Kinder, Enkel geboren usw.), die entsprechend markiert und beschriftet wird. ➤ Anregung, jeden Tag im Advent eine dieser Stationen wahrzunehmen und das erinnerte Wunder zu würdigen. ➤ Wenn Zeit ist, kann zu einzelnen Stationen erzählt werden.

© Matthias-Film

D i e Wo r k s h o p s

Für die Eltern Vorbereitung und Material: Kurzfilm »Block and

Piled«*. Einleitung M12, Plakat M13 im Ausdruck. ➤ Begrüßung mit der Doppelfrage: Was geben uns unsere Kinder? Was geben wir unseren Kindern? Einleitung. ➤ Gemeinsames Anschauen des Films, mehrfach mit spontanen Kommentaren. (Wenn es schwer fällt, sich auf den Film einzulassen oder sich durchzufinden: Fokussierung auf die Wohnebenen und Personen). ➤ Austausch mit Fokus auf das Plakat: Ist es schon so weit? Müssen wir Archen bauen für unsere Kinder? Inwieweit tun wir es? Wie achtsam sind wir? Wie viel Zeit schenken wir a) den Kindern, b) der Welt?

Für die Konfis bzw. ältere Geschwister Vorbereitung und Material: Kurzfilm »Das Geschenk«*.

Plakat M14 im Ausdruck. ➤ Abspielen Teil 1 (bis Mutter die Jalousien öffnet) ➤ Austausch zum Thema Zocken, Mutter »nervt« usw.

Für die Kinder bzw. jüngere Geschwister Vorbereitung und Material : Kurzfilm »Der Elefant

und das Fahrrad«*. Kopie von M15 zum Mitgeben. ➤ Abspielen Teil 1 (bis der Elefant vom Fliegen träumt) ➤ Verständnisfragen, Austausch zum Thema Träumen ➤ Abspielen Teil 2 (bis der Elefant sich auf das kleine Fahrrad setzt) ➤ Verständnisfragen, Austausch zum Thema Enttäuschung ➤ Abspielen Teil 3 (bis Ende) ➤ Verständnisfragen, Austausch zum Thema Gewinnen durch Verschenken * Die drei Kurzfilme sind im Internet auffindbar. Lohnender: als »DVD educativ« gibt es bei der EKD-Tochter Matthias-Film gGmbH den Kurzfilm-Sampler »Alles anders«, der die genannten Filme sowie Szenenbilder, Arbeitsblätter und didaktisch-methodische Anregungen enthält. (www.matthias-film.de)


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Fast ein Krippenspiel Eine Szene für zwei Spieler Uwe Hahn

1. Spieler

Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho.

2. Spieler

Er geht von Nazareth nach Bethlehem mitten in der kalten, verschneiten Nacht.

1. Spieler

Ich weiß. Eine Frau geht mit, auf der staubigen Straße, die Sonne brennt vom Himmel.

2. Spieler

Ist Weihnachten warm oder kalt?

1. Spieler

Das kommt aufs Wetter an. Also, die Frau ist auch schwanger.

2. Spieler

Wieso auch?

1. Spieler

Ich bin nicht schwanger, könnte aber schwanger spielen.

2. Spieler

Dann bin ich der Mann. Die beiden kommen in Bethlehem an und suchen ein Zimmer.

1. Spieler

Nein, die Frau setzt sich auf eine Bank und der Mann –

2. Spieler

Der bin ich, sucht ein Zimmer. Gibt es hier freie Zimmer? Wir können das nicht spielen, es fehlt der Wirt.

1. Spieler

Ich kann der Wirt sein.

2. Spieler

Du bist die Frau.

1. Spieler

Sag nicht immer Frau.

2. Spieler

Soll ich Maria sagen?

1. Spieler

Das ist persönlicher. Wir hatten ja auch, vielleicht, was miteinander.

2. Spieler

Ich bitte dich.

1. Spieler

Ist doch nur im Spiel.

2. Spieler

Spielend fängt alles an.

1. Spieler

Jetzt mach kein Drama draus. Du bist Josef.

2. Spieler

Muss das sein? Das ist doch so ein Eingebildeter, der immer die schönsten Klamotten will.

1. Spieler

Das ist eine andere Geschichte.

2. Spieler

Holen wir uns noch einen Wirt oder machst du das?

1. Spieler

Ich bin der Wirt und du klopfst.

2. Spieler

Ich möchte eine Unterkunft für meine Frau und mich.

1. Spieler

Doppelzimmer, zwei Einzelzimmer mit Dusche oder Bad?

2. Spieler

Wir nehmen ein Doppelzimmer mit Bad.


Praxisentwürfe zum KirchenjahR

1. Spieler

Zahlen sie mit Kreditkarte oder bar?

2. Spieler

Moment, das Hotel ist doch voll.

1. Spieler

Wieso?

2. Spieler

Weil es immer voll ist. Maria und Josef müssen im Stall übernachten. Kennst du die Geschichte?

1. Spieler

So wie man die Geschichte eben kennt.

2. Spieler

Wir sind jetzt im Stall.

1. Spieler

Sehr schön.

2. Spieler

Du musst das Kind bekommen.

1. Spieler

Wie soll das gehen?

2. Spieler

Zieh das Kissen heimlich aus deinem Pullover.

1. Spieler

Soll ich es in die Krippe legen?

2. Spieler

Das sieht kalt aus.

1. Spieler

Kinder werden mit einem Kissen zugedeckt und haben es warm.

2. Spieler

Das soll Jesus sein und der bringt Wärme in die Welt.

1. Spieler

Es bleibt ein Baby.

2. Spieler

Aber das Kissen sieht scheiße aus.

1. Spieler

Mir fällt nichts anderes ein. Spielen wir schnell den Rest.

2. Spieler

Wir befinden uns nicht mehr im Stall zu Bethlehem bei der Heiligen Familie, sondern vor den Toren der Stadt bei den Hirten und ihren Herden.

1. Spieler

Eine stille Herde?

2. Spieler

(zur Gemeine) Vielleicht könnten Sie sich in die Schafe versetzen und etwas blöken. Ich zeige es Ihnen: Mäh. Und jetzt alle!

1. Spieler

So stelle ich mir das Hirtenleben vor.

2. Spieler

Du kannst nicht Hirte sein, denn du bist der Engel.

1. Spieler

Ich bin die Lichtgestalt, bringe Leben in die Dunkelheit.

Mir gab man Gewalt, so schwebe ich durch Raum und Zeit.

2. Spieler

Lass bitte das Theater. Du sollst den Hirten die Geburt von Jesus, dem neuen König, verkünden.

1. Spieler

(stellt eine Kerze zum 2. Spieler) Ein Licht ist aufgegangen, in Bethlehem im Stall. Jesus ist geboren.

2. Spieler

(nimmt die Kerze)

1. Spieler

Du kannst den Engel nicht einfach anfassen.

2. Spieler

Ich muss zur Krippe.

1. Spieler

Das geht noch nicht. Zur Weihnachtsgeschichte gehören die Weisen und der König Herodes.

2. Spieler

Die überspringen wir.

1. Spieler

Ich will den Herodes spielen. Die fiesen Rollen sind beim Publikum sehr beliebt.

2. Spieler

Ich muss zur Krippe.

1. Spieler

Du verdirbst unser Spiel.

2. Spieler

Komm, bau mit um. (2. Person stellt die Kerze in die Krippe)

1. Spieler

Besser als das Kissen.

2. Spieler

Ein Licht leuchtet in der Krippe.

1. Spieler

Weiter, es leuchtet weiter!

2. Spieler

Ins Zimmer?

1. Spieler

In die Welt.

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Zimmermanns Weihnachten Die Weihnachtsgeschichte mit einem Zollstock erzählen Ulrich Walter

Zu dieser etwas ungewöhnlichen, aber für die Zuhörenden immer wieder überraschenden Ver­ anschaulichung braucht es ein wenig Vorbereitung, aber dann gelingt es, während der Erzählung den Zollstock als »bild­gebendes Medium« einzusetzen, das die Geschichte auf eine unterhaltsame Weise veranschaulicht. Für eine Gruppe reicht ein kleiner Zollstock, den es z. B. als Werbemittel gibt. In einer größeren Veranstaltung bietet sich die normale ­Größe an. Die folgenden Fotos dienen hier dem Zeigen der einzelnen Bilder, die während des Erzählens nach und nach entstehen.

Manchmal heißen Orte nach Häusern, denn oft begegnet uns Gott gerade dort, wo wir wohnen! Bethel, das Haus Gottes, oder: Die kleine Stadt Bethlehem: In unserer Sprache würde sie Brothausen heißen: Das kommt von Beth – das Haus – und lehem – des Brotes.

(Zu Beginn wird der geschlossene Zollstock hochgehalten.) Was ist das? Ihr alle kennt es. – Ein Zollstock. – Ein wichtiges Mess-Werkzeug, für alle, die etwas bauen wollen. Wer bauen will, muss Maß nehmen.

Mit dem Zollstock gestaltet unsereins die Welt im Kleinen, und manchmal auch im Großen. Und dennoch gilt: »Wenn der Gott nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen!«

(Der Zollstock wird zu einem Haus aufgefaltet.) Und manchmal kann solch ein Zollstock Geschichten von Bauleuten und von Häusern erzählen, in denen etwas ganz Besonderes geschieht. Einer von den Bauleuten ist Josef, der Zimmermann aus Nazareth. Häuser zu bauen, das war sein Metier. Und wenn ihr Bilder von ihm seht, dann erkennt ihr ihn an seinem Winkelmaß. Es war und ist neben dem Längenmaß das zweite wichtige Werkzeug beim Hausbau. Heute benutzen Zimmerleute dazu einen Zollstock. Und der erzählt uns nun von einem Haus, in dem Wunderbares geschehen ist.

(Der Zollstock wird nun zu einem Brot umgestaltet.) Um diese Stadt herum, so erzählt die Bibel, gab es fruchtbare Felder. Auf ihnen wuchs das Getreide für das Brot vieler Menschen. Und mit dieser Stadt und einem besonderen Haus dort verbindet sich eine wunderbare Geschichte. Und die geht so:


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Praxisentwürfe zum KirchenjahR

Zu allen Zeiten haben Menschen den Himmel erforscht. Sie haben gehofft, dass sie etwas über die Zukunft sagen können.

(Der Zollstock wird wieder zu einem Haus aufgefaltet.)

(Der Zollstock wird zu einem Stern geformt.) Auch einige weise und gelehrte Könige in fernen Landen schauten des Nachts in den Himmel. Eines Nachts entdeckten sie einen neuen Stern, heller als alle anderen!

Und als sie das Kind in der Krippe sahen, da knieten sie nieder. Und sie überreichten die Geschenke, die sie dem neuen König mitgebracht hatten: Gold, Weihrauch und Myrrhe! Sie waren sich ganz sicher: Dieses Kind in der Krippe, es ist der Friedenskönig, den Gott selbst auf die Erde geschickt hat! (Nun wird der Zollstock in die Form einer Krone gefaltet, dazu die Krippe umdrehen und die Krone bilden.)

Und da sahen sie es. Der Stern, dem sie so lange gefolgt waren, er stand hoch über einem Haus. Und sofort gingen sie in das Haus. (Der Zollstock wird während der folgenden Sätze in die Form einer Krippe gefaltet.)

Die alte Hoffnung, nun hat sie sich erfüllt: Der Messias ist geboren, der aller Welt den Frieden bringt! Dieser Stern und sein helles Licht ließ sie nicht mehr los. Was hatte dieser Stern wohl für eine Bedeutung? Sie wollten es wissen! Und so brachen sie auf und folgten seinem Schein. Ein solcher Stern, das hatten sie in alten Schriften gelesen, war ein Wink des Himmels: Wenn ein solcher Stern aufgeht, dann wird der König des Friedens geboren, ein König über alle Könige. Diesen König des Friedens wollten sie finden. Lang war ihr Weg, und manche Nacht war dunkel. Und mancher Weg war falsch. Und manchmal hatten sie den Stern ganz aus den Augen verloren. Doch nach einigen Umwegen führte sie der Stern zu einer kleinen Stadt im Lande Juda. Bethlehem heißt diese Stadt bis heute.

Und da fanden sie ein Paar. Es waren Josef, der Zimmermann aus Nazareth, und Maria, seine Frau. Und bei ihnen lag in einer Krippe das neugeborene Kind. Jesus war geboren.

(Der Zollstock wird nun wieder zugefaltet.) Und? Wer von euch hätte gedacht, was so ein Zollstock alles zu erzählen weiß?

Pfarrer Ulrich Walter ist Dozent am Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen in Schwerte


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Adventskoffer unterwegs Ein Projekt in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Osternburg (Oldenburg) Stefan Welz

Die Idee …

Der Verlauf

Stellen Sie sich vor: Mitten im Advent. Gleich Anfang Dezember, vielleicht zur Mitte des Monats oder nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest bekommen Sie »fremden Besuch«! Stellen Sie sich vor: Maria und Joseph klingeln an Ihrer Tür und bitten um Obdach für eine Nacht! Nein, was so seltsam klingt, ist Wirklichkeit. Ein »Adventskoffer« ist in unserer Kirchengemeinde unterwegs.

Da stehen auf einmal (wildfremde?) Menschen vor Ihrer Haustür und möchten Ihnen einen Koffer für einen Tag und eine Nacht zur Aufbewahrung geben. Und was ist in dem Koffer? »Maria und Joseph« – beide als Krippenfiguren im Koffer verstaut! Sie bitten Familien und Einzelpersonen in Osternburg für eine Nacht um ein Quartier. Sie sind unterwegs – ohne Obdach und Maria ist hochschwanger! Sie sind


Praxisentwürfe zum KirchenjahR

t zu tun? is s a W – g n u offer legen. Vorbereit rlauf ) in den K Ve g, un ib re esch

ojektb d wo sblatt (kurze Pr ragen, wann un nt ei tt markieren. la 1) Hinwei sb ei w das Hin !), ggf. farblich in ig it ht ze ic hr (w U n ue lle na so en Ort und ge bracht werden sser scheint 2) Genau ieder zurückge w « ph se geschehen. Be Jo nn d ka f rie eb »Maria un nd Gemei ankommt. tesdienst und sehen, wie es ot zu G in um n s, ge au di g eriges Abkün s Überraschun n, 3) Ein vorh rt es einmal al ie ob pr ggf. laminiere an m , mir jedoch - und Rückseite er rd Vo , n) ke Flec n (Schutz vor in Folie schließe t at Bl as D 4) fer legen. und in den Kof fer dazu legen. ren in den Kof gu rt. nfi pe rip K s ist sonst so ha d Joseph al lt – der Koffer ke ic 5) Maria un ew fer legen. ng ei Tuch mit in den Kof d un en Ev tl. mit einem rg so h/Gästebuch be hreiben, izbuch/Tagebuc ot N s ne hö en, etwas zu sc sc üg n ei nf ei e tt g Bi un ig ut 6) mung und Erm rsönliche Wid pe mitzuteilen. ne n ei ke ch an Bu ed se seine G ei W r 7) In dieses re de an auf Person geben. zu malen oder e, an die erste ili m Fa wenn es e st er e tag in di ich es schöner, nn de so ts fin en ch dv do A je n, tet. nn: Ab dem der Koffer star ienst geschehe 8) Und da ch im Gottesd Person/Familie au er tl. ch el ev w te i nn be d Das kö erfährt, zu Heiligaben eht und keiner lich pünktlich irk Hand. w r ph de heimlich geschi se in Jo r nicht meh Maria und nn ob da n, ir he w ac n ll gehen das habe alle mitm schlimmsten Fa raus wird, ob ren geht etc., Im da rlo n! ve as r se W as ga sl r 9) fe Lo anken ke. , ob der Kof istlicher Gedan m schönen Ged ge ne r ei te zu an zurückkommen ss es re ird te ittlerweile appt, w schon ein in Außerdem: M ch wenn es kl n. do de er n, Auch das ist ja w re n rlo de ve tesdienst ch alle re alles darin ehalten im Got lb d, über den no oh t en w der Koffer und t ab up lig ei ha H ph über m Gottesdiens sdienst zu st kurz vor de Maria und Jose er n für den Gotte ob re , nt gu Fi an e sp beid einde ge app, dass ich ßer Puste. ist unsere Gem ar reichlich au hr war es so kn w Ja d m un ne n ei se In üs . ankommen sich beeilen m an die rbringer hatte t an, in dem m ns ie sd te ot G erhielt, der Übe n die dort sich ei die Gedanken, danach, bietet n n en he D ). oc rt W ie is ch m ßend, ev tl. no die Gemeinde n« lässt (anony gerne möchte 10) Anschlie offer »spreche K nd U im d! en en ng hr rü gu sind. hr be Bucheintra wohl gegangen den, sind oft se « er w ph n se Jo be ie d hr un hineingesc ege »Maria mmen? ben, welche W r abhanden ko ga e mit si , rt ie Anteil daran ha ss werden, ev tl. was pa he ermuntert und Joseph et uc ia s its ar au M M r er al zu eb d nm tg ei iert un en Gas enn wirklich Weg vom erst emeinde inform n G t, e de eh 11) Und w nz hi an ga sc m e ge te di mer ste könn ! Was auch im Nun, dann müs ebrief. Jedoch ren gegangen s im Gemeind rlo ei ve nw t hi ch ! ch ni ln g Su icke einem r ist bislan Gemeinde entw n, unser Koffe präche in der es G weiter verfolge ne hö sc erstaunlich es können sich

froh und dankbar, wenn ihnen für eine Nacht und einen Tag ein Übernachtungsquartier gewährt wird. Und was geschieht in dieser Nacht, an diesem Abend oder diesem Tag? Sie haben die Möglichkeit, Maria und Joseph als Krippenfiguren aus dem Koffer zu nehmen, Ihnen einen Platz am Esstisch zu geben und mit Ihnen »ins Gespräch« zu kommen. Ein »Hinweisblatt« im Koffer gibt Ihnen dazu Anregungen. Dazu liegt ein «AdventsTagebuch« im Koffer, dessen leere Seiten gefüllt werden sollen. Schreiben, malen, dichten Sie Ihre Gedanken in das Tagebuch hinein. Auch und gerade Kinder können mitmachen. Teilen Sie uns Ihre Wünsche zu Advent und Weihnachten mit, Ihre Hoffnung, Ihre Sehn-

sucht. Das Tagebuch geht im Koffer mit, bis es Weihnachten wird. So wird es vielen weiteren Gastgebenden und Lesenden Freude machen.

Das Wagnis Wir wollen es wagen, Maria und Joseph für einen Moment zu uns sprechen zu lassen. Wer weiß, vielleicht schaut Gott auf Sie herab und freut sich über Ihr offenes Haus, ihre offene Tür und Ihr offenes Herz. Und am Tag darauf? Da reichen Sie einfach den Koffer an einen anderen aus der Nachbarschaft, an Freunde oder Fremde weiter. Bitten Sie für Maria und Joseph um Obdach – für eine Nacht. Und wenn

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»Ich werde euch neu machen, ein neues Programm wird in euren Gedanken aufgespielt werden. Ich sorge dafür, dass ihr innerlich nicht mehr so hart drauf seid, ich werde euch ein neues Herz geben, das fühlen und empfinden kann.«

Ez 36,26 – Volxbibel

»Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.« Ez 36,26 – Einheitsübersetzung

Ich schenke euch ein neues Herz Die Jahreslosung 2017 in Verbindung mit Forschungsergebnissen aus der Jugendarbeit Ina Bösefeldt

Ich schenke euch, ich werde neu machen Herz und Geist! Das hört sich gut an. Herz und Geist neu. Aber: Wer ist »Ich«? Und wer kriegt hier was geschenkt? Und warum ein neues Herz und einen neuen Geist? Bedingungslos und ungefragt. Ist das denn gut? Will ich das? Ein Blick in die prophetische Erzählung, aus der der Vers für die Jahreslosung 2017 entnommen ist, und in die Zeit ihrer Entstehung, mag erhellen. Es ist die Zeit des babylonischen Exils.1 Die Zerstörung des Tempels, die Fremdherrschaft und die Exilerfahrungen prägen diese Zeit. Eine Zeit der Entmachtung, der Hoffnungslosigkeit und der Entbehrung. Es gab Propheten vor ­0Ezechiel, die in diese Zeit hineinsprachen, die versuchten, Hoffnung zu geben. Aber bei Ezechiel passiert etwas Neues: In der hier entfalteten Theologie bleibt der Mensch außen vor. Um Gottes willen wird das Volk die Verheißung erfahren. Nicht weil die Menschen es endlich begreifen, Buße tun und umkehren – nein, weil Gott es so will! Basta! Weil Gott will, dass alle Welt sieht, wie groß und mächtig der Gott Israels ist, deshalb geschieht Rettung.2 Und die Rettung bezieht sich auf die Veränderung, die Erneuerung von Herz und Geist. Auf das

Denken und das Fühlen. Das ist nicht getrennt, das gehört zusammen. Was wir verstanden haben, können wir erklären und begründen, können argumentieren und Konsequenzen aufzeigen. Dass wir ein weiches Herz haben, dass wir mitfühlen, das können wir nicht erklären, das müssen wir leben. Das eine ist nicht weniger wichtig als das andere. Es gehört zusammen! Eine Neujustierung, ein Menschlich-Sein, ein Stück himmlisch werden – Veränderung passiert von außen. Der Mensch ist angewiesen auf dieses Geschenk. Steckt dieser Gedanke dahinter? Ist das die Erfahrung, die Ezechiel gemacht hat, die Einsicht, die sein Nachdenken über das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen geprägt hat? Jugendlichen und Kindern ist das ständige Neuwerden viel selbstverständlicher als für Erwachsenen. Es ist für Heranwachsende täglich Brot. Sie singen und tanzen sich zu neuen Horizonten, sie begreifen und lernen, sie reifen. Auch Kindern und Jugendlichen ist das nicht immer leicht mit dem Neuwerden. Aber wo und wie geht diese Veränderung gut? Für Kinder und Jugendliche, für uns alle? In Auszeiten, in Zeiten, die dem Alltag entrückt sind!


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Forum

Neu werden erleben Ein besonders eindrückliches Beispiel für diese dem Alltag entrückten Zeiten sind die Kinder- und Jugendferienfreizeiten. Das zeigt nicht nur die je individuelle Erfahrung, das bestätigt auch in besonderer Weise die aktuelle Studie »Ferienfreizeiten unter der empirischen Lupe«3 des Jugendpfarramtes in der Nordkirche. Ein Forschungsteam beschäftigte sich in den letzten zwei Jahren intensiv mit den Fragen: Was passiert aus Sicht von Kindern und Jugendlichen während der Freizeiten? Was erleben sie dort? Was bewegt sie auch im Nachhinein noch? Was ermöglichen Ferienfreizeiten? Die Interviewten berichteten mit besonders großer Begeisterung von den in ihrer Sprache besonders »coolen« und/oder »schönen« Erfahrungen. Sie haben etwas für sie Herausragendes erlebt, was offenbar insbesondere mit Gemeinschaft jenseits von Alltagserfahrungen und spezifischen Momenten der Ich-Reifung zu tun hat.

Besondere Gemeinschaft Zu etwas Herausragendem wird das Gemeinschaftserleben durch als besonders intensiv erlebte, gruppendynamische Prozesse und/oder durch das Erleben spezifischer »Kulturen der Gemeinschaft«. Illustrativ für besondere Gruppendynamiken soll Wilma, 18 Jahre, hier sprechen: »Dieses Zusammenwachsen der Gruppe, das fand ich hier bei dieser Gruppe sehr extrem.« Woran gedacht wird, wenn von eigenen Kulturen der Gemeinschaft die Rede ist, verdeutlicht ein Zitat von Bahati, 11 Jahre: »[W]enn du mit, ich sage mal, Leuten, die keine A-Camper sind oder so wegfährst, dann ist das immer so, ›oh, guck mal meine neuen Schuhe‘. Und: ›Oh, […] du hast aber nicht […] die gleichen Schuhe wie ich. Deine Schuhe sehen aber sehr günstig aus‹ und so was. Wo man dann denkt, ist doch EGAL, was für Schuhe man trägt […] ob die Brille eine Marke hat oder nicht. Und bei den A-Campern ist das halt, ich sage jetzt mal EGAL wie viel Geld man hat, wie wenig Geld man hat […]. Und es ist halt auch egal, dick, dünn, groß, klein, grün, blau, das […] spielt halt keine Rolle«. Das Zitat zeigt auch, dass das Alltagentrückte aus Sicht der Heranwachsenden frei von einer Verwertungs- und Leistungsorientierung ist.

Singen Die singende Gemeinschaft markiert überdies eine Besonderheit von Freizeiten. Das gemeinsame Singen wird von den Kindern und Jugendlichen als zentral, als Geborgenheit und Sicherheit gebend beschrieben. Es stellt Gemeinschaft her und führt dazu, so wird erzählt, dass das Gefühl der Freiheit entsteht. Und das drückt sich z. B. so aus: »manche Lieder sind ja sehr fröhlich«, »irgendwie enthusiastisch«. Diese »Lieder mochte ich eigentlich lieber«, »[w]eil das irgendwie so SOMMER« »und alle singen schön mit«. Schön: nicht richtig, man kann grölen und falsch singen und ist aufgehoben in der Menge. Und es gibt »niemand, der nicht mitsingt«, der »nicht gerne mitmacht«, »man fühlt sich nicht gezwungen«, »man kommt so rein, wird lauter, alle stehen auf und klatschen«, so Quilia, 16 Jahre.

Gottesdienst Gemeinschaft entsteht auch im Rahmen gottesdienstlicher Praxis auf evangelischen Kinder- und Jugendfreizeiten. Sie haben das Potential zum Highlight der gesamten Freizeit zu avancieren. Im besten Falle kann man im Gottesdienst runterkommen, den Tag rekapitulieren und nachdenken. Es können Gefühle gezeigt werden, ohne dass es peinlich ist. Abweichend von der ›normalen‹ Sonntagsliturgie ermöglichen zentrale Aktionen Interaktion. Die Aktionen zwingen zur Auseinandersetzung mit sich und anderen. Der große Gewinn dabei ist, dass man sich und andere besser kennenlernt, sagen die Teilnehmenden. Die Herausforderung liegt in der Überwindung, sich zu öffnen und dies nicht selbstgewählt hinsichtlich des Zeitpunktes, des Themas und des Gegenübers zu tun. Die Predigt dauert knapp fünf Minuten. Sie bringt eine klare Botschaft auf den Punkt. Die Aussage ist verständlich. Und es sind Laien, die hier predigen. Denn der Gottesdienst wird in diesem Fall ausschließlich von Ehrenamtlichen verantwortet. Die Ehrenamtlichen sind mit ihrer Position, ihrem Glauben hier deutlich präsent. Es zeigt sich allerdings keine in den Interviews wahrnehmbare Verbindung in die religiöse Gemeinschaft außerhalb des Camps. Diese Form der Predigt führt dazu, dass sich die Teilnehmenden angesprochen und beteiligt fühlen. Interviewer*in: »Und was war dir an den Gottesdiensten besonders wichtig? Urs: Dass man sei-


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ne Meinung sagen kann. Wenn einem zum Beispiel das zu nahe geht, weil es ging auch um Sterben, Tod und Trauer und so was und, dass man da auch nicht alleine war, wenn man jetzt zum Beispiel angefangen hat zu weinen. Das […] war mir halt wichtig. Dass dann nicht gesagt wird, ›lass den mal weinen, das ist halt so.‹ […S]ondern, da war es halt auch so, da hat sich jeder um jeden gekümmert und das war mir wirklich am wichtigsten. Wenn man da dann sitzt und traurig war oder so, dass man in den Arm genommen wird. Von […den] anderen, die man vielleicht nicht kennt, oder die einen nicht mögen. Oder die du nicht so gerne magst. Also, da wurde man nicht alleine gelassen. […] Das war sehr wichtig da.« (Urs, 14 Jahre) Das ist keine alltägliche Form der Gemeinschaft, das ist eine, die sich als sonntäglich beschreiben lässt. Hier ist der Nächste der räumlich Nächste und nicht der, der mir am liebsten ist! Eine weitere Stimme, um noch deutlicher herauszuschälen, welche Herausforderungen möglicherweise auf uns warten: »Gottesdienst (.) hört sich einfach überhaupt, […] also, das ist […] irgendwie nicht böse gemeint, aber ich finde, […] es hört sich nicht einladend an. [… W]eil man die Gottesdienste von der Konfirmation kennt oder [… von] Weihnachten oder so. Und die sind halt irgendwie so bisschen einschläfernd. [… A]ber da das nicht der Fall ist […] finde [ich], dass das nicht sehr kirchlich ist [-] ist es eine gute Sache.« »[I]ch habe das erste Mal erlebt, dass ein Gottesdienst nicht langweilig ist« »Es fordert wirklich auf im Gottesdienst Spaß zu haben! Das hatte ich noch nie!« (Quilia, 16 Jahre). Hier zeigt sich etwas, das auch mit Befunden anderer Studien korrespondiert: Insbesondere für Jugendliche hat institutionalisierte Religiosität (fast) keine Alltagsrelevanz (mehr). D. h.: Es gibt das religiöse Erleben, die religiösen Praxen im Camp. Diese sind insbesondere für die Jugendlichen zentral bedeutsam und lassen sie in ihrem individuellen Glauben wachsen. Und es gibt die religiösen Praxen außerhalb, das religiöse Erleben, das sie mit den Sonntagsgottesdiensten, meist aus der Zeit der Konfirmation und Weihnachten, verbinden. Die religiösen Erfahrungen in Camps führen nicht bzw. kaum zu einer Anerkennung der Kirche als institutionalisierte Form der christlichen Gemeinschaft. Das bedeutet, dass die Institution 1 Siehe z. B.: Werner H. Schmidt (1995, 5. Aufl.): Einführung in das Alte Testament, Berlin und New York, Seite 24 ff. 2 Vgl.: Moshe Greenberg (2005) Ezechiel 21–37. In: Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, hrsg. von Erich Zenger, Freiburg, Basel, Wien. 3 Siehe http://jupfa.koppelsberg.eu/arbeitsbereiche/forschung.html und Artikel in »punktum« http://www.ljr-hh.de/punktum/hefte/ 4 Gert Pickel (2014): Jugendliche und junge Erwachsene. Stabil im Bindungsverlust zur Kirche. In: EKD: Engagement und Indifferenz. Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Hannover.

Kirche mit ihren Angeboten individuelle Glaubenszuwächse schafft – das ist unbestritten großartig und wertvoll – es eröffnet aber keine Zugänge zur christlichen Gemeinschaft in ihrer institutionalisierten Form.

Verantwortung erleben Ein weiterer Erfahrungsbereich umfasst Beschreibungen über Momente des über sich Hinauswachsens. Es ist etwas, woran man sich gern erinnert und zwar während der Freizeiten und auch ein dreiviertel Jahr später noch: erst nicht getraut und dann doch! Sich (als Erste) etwas zugetraut zu haben. Erfolgserlebnisse! Das Kommando zu übernommen haben, selbst »steuern« und es gelingt! Vertrauen geschenkt bekommen und es ausfüllen können. Tamino, 12 Jahre, erzählt davon so: »Ich bin eigentlich [einer], der Höhenangst hat. […] Ich wollte es mal ausprobieren. Sonst bin ich ja immer einer, der […] sich gar nicht traut, ganz nach oben zu klettern. [Hier habe ich] […] es aber gemacht, ich wollte […] mal gucken, […] wie das so ist, ganz oben zu sein.« Das Zitat von Nick, 17 Jahre, verdeutlicht das Wachstumspotential übertragener Verantwortung und der Möglichkeit, sich in dem Alltagsentrückten zu erproben: »So im sich mit Menschen unterhalten und Sachen vermitteln, hat mich das echt weit gebracht. Ich war damals ein totales Wrack, was so Selbstwertgefühl anging, aber die haben das total hoch gezogen. Mir ging es danach immer total gut. […] Einfach Sachen, die man zu Hause nicht machen würde, weil man sich schämt, sind hier total normal.« Neuwerden an Herz und Geist, dem Alltag entrückt – »Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.« Ez 36,26

Dr. Ina Bösefeldt ist Referentin für Kinder- und Jugendkulturarbeit im Jugendpfarramt der Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern Marc Calmbach, Silke Borgstedt, Inga Borchard, Peter Thomas, Martin Flaig und Bodo Berthold (2016): Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland, Wiesbaden, Seite 339ff. Koll, Julia/Kretzschmar, Gerald (2014): Gottesdienst im Plural. Zwischen Gewohnheit, Desinteresse und Aufbruch In: EKD: Engagement und Indifferenz. Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Hannover.


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Forum

Leinen los! für die jungen Alten

Qualifizierungskurse für die Arbeit mit Älteren in der Nordkirche Petra Müller

Menschen werden heute deutlich älter als früher. Eine neue Lebensphase nach der Berufstätigkeit hat sich vor das eigentliche Alter geschoben. Neben den bewährten Angeboten der traditionellen Seniorenarbeit müssen neue Formate für Menschen in der nachberuflichen Zeit entstehen. Damit Mitarbeitende aus Kirche und Diakonie diesen Herausforderungen gerecht werden, entwickelte die Fachstelle Alter der Nordkirche einen berufsbegleitenden Qualifizierungskurs für Hauptamtliche. Schnell war der Kurs »Leinen los!«, der aus fünf zusammenhängenden dreitägigen Modulen besteht, ausgebucht. Zwischen den einzelnen Modulen treffen sich die Teilnehmenden in Regionalgruppen. Zeiten des Selbststudiums dienen der Vertiefung. Und alle entwickeln während des Kurses ein Praxisprojekt. Zwölf Mitarbeitende aus gemeindepädagogischen Arbeitsfeldern und drei Pastorinnen und Pastoren haben im Sommer 2016 diesen Qualifizierungskurs für die Seniorenarbeit abgeschlossen. In einem Festgottesdienst in der Schelfkirche in Schwerin bekamen sie ihre Zertifikate überreicht. Der Kurs wurde in Kooperation mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordkirche (PTI) durchgeführt. Zwei Teilnehmende kamen aus anderen Landeskirchen. »Wir alle haben ein großes S in den Augen, S für Seniorenarbeit«, sagt Regina Blischke, die in Rostock eine Begegnungsstätte leitet. »Wir sind angespitzt für das Thema und haben Fachwissen und gute Ideen bekommen.« Eine anregende Methodenvielfalt bescheinigt Heike Gerstmann dem Qualifizierungskurs. Und Kirsten Leischel sagt: »Die Themenauswahl war gelungen.« Der Kurs sei das Richtige für ihren Einstieg in das Arbeitsfeld gewesen, urteilen zwei weitere Kursteilnehmende, die im vergangenen Jahr auf eine Stelle in der Seniorenarbeit gewechselt hatten. »Dass die »jungen Alten« noch zu jung für den Seniorenkreis und andere Angebote sind, hat mir eine Frau in unserer Gemeinde deutlich zu verstehen gegeben, als ich sie zum Seniorennachmittag eingeladen habe«, berichtet Martina Ehrich aus Kiel. »So alt bin ich doch noch nicht, als dass ich Gedächtnistraining oder Hockergymnastik bräuchte. Machen Sie doch mal was Flotteres, dann komme ich auch«, waren die Worte der siebzigjährigen Dame. »Diese klare Aussage hat mich für mein Praxisprojekt »Frauenfeierabendrunde 50plus« angespornt, das ich während des Kurses entwickelt habe.«

Die Absolventen des Qualifizierungskurses für die Seniorenarbeit »Leinen los!« Foto: Mechthild Karopka mit der Kursleitung

Auch zwei Jugenddiakoninnen absolvierten den Kurs. Mit ihren Projekten zeigen sie, dass es gelingen kann, Jugendarbeit und Seniorenarbeit sinnvoll miteinander zu vernetzen. Bei der Abschlussveranstaltung von »Leinen los!«, bei der die Kursteilnehmenden ihre Praxisprojekte einem größeren Publikum vorstellten, hörten die Anwesenden interessiert den Bericht vom »Speed-Dating« unter P(s)almen, bei dem ältere Menschen Jugendlichen gegenübersaßen, um sich über Psalmworte auszutauschen. Aus diesem Speed-Dating ist ein gemeinsamer Gottesdienst entstanden. Alle Praxisprojekte des Kurses sind in einem Reader zusammengefasst. Dieser steht als PDF-Datei unter www. senioren.nordkirche.de zum Download bereit. Die Erfahrungen mit dem ersten Kurs ermutigen uns, im nächsten Jahr wieder »auf Kurs« zu gehen. Ein zweiter Qualifizierungskurs wird im September 2017 starten. Dann heißt es wieder »Leinen los!«. Der Kurs ist auch offen für Mitarbeitende aus anderen Landeskirchen. Nähere Infos bei der Fachstelle Alter der Nordkirche unter Telefon 0431 55 77 91 40 oder im Internet auf www.senioren.nordkirche.de.

Petra Müller ist Referentin der Fachstelle Alter der Nordkirche und feilte seit Jahren an einem Konzept für einen Qualifizierungskurs für die Arbeit mit Älteren.


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Buchtipps für die gemeindliche Praxis Petra Müller

Bei meiner Suche nach dem Buch »50 Rituale für das Leben« – es ist leider vergriffen – bin ich auf einen neueren Titel aus dem VierTürme-Verlag gestoßen: »Kleine Rituale für den Alltag«. In der geistlichen Tradition hat jeder Tag der Woche eine besondere Prägung, eine besondere Qualität und ist mit bestimmten Themen verbunden. Diese Qualität will Pater Anselm Grün durch Rituale im Alltag erfahrbar werden lassen. Als ich das Buch in die Hand nahm, wollte ich mir eigentlich nur einen kurzen Überblick verschaffen. Doch ich legte es erst wieder aus der Hand, als ich es durchgelesen hatte. Aus dem Überblick war ein Eindruck geworden, der Lust auf mehr, auf Übung, machte. Das Buch enthält Rituale für 14 Tage, aber auch ein Morgenritual, das die Tür zum Tag öffnet und ein Abendritual, das diese Tür wieder schließt. Das Buch überzeugt durch seine klare Sprache, durch seine geistliche Tiefe und durch Übungen bzw. Rituale, die im Alltag leicht umgesetzt werden können. Es ist aber ebenso auch ein schönes Geschenk. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2015, 124 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-89680-541-6, € 12,90

In den Wochen zwischen Advent und Epiphanias brauchen kirchliche Mitarbeitende jede Menge Ideen für Andachten, Gottesdienste und Krippenspiele – und das jedes Jahr von neuem. Wer sich inspirieren lassen will, kann das Buch »Freut euch, der Herr ist nahe!« zur Hand nehmen. Alle 16 Entwürfe sind von der Dekanin und Pfarrerin Monika Lehmann-Etzelmüller erprobt. Da wird von Menschen erzählt, denen sich Weihnachten erst erschließen muss; eine Weihnachtsmaus rettet das Weihnachtsfest und im Krippenspiel entdecken Engel, dass der Himmel bunt ist. Wollfäden spinnen die Bedeutung von Weihnachten in den Alltag weiter und ein Engelsorchester hilft auf dem Weg ins neue Jahr. Besondere Elemente lassen einzelne Gedanken greifbar werden und diese mit durch die Advents- und Weihnachtszeit gehen. Ein Gottesdienst in leichter Sprache führt vor Augen, dass die gute Nachricht keine schweren Worte braucht. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2015, 144 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-7615-6216-1, € 16,99

Das »Große Buch der Rituale«, ein ansprechend gestaltetes Buch für die ganze Familie, will eine Schatztruhe sein. Die Autorinnen Claudia Pfrang und Marita Raude-Gockel haben viele Ideen in diese Schatztruhe hineingelegt. Rituale, die helfen während des Tages, am Abend und am Wochenende »Rastplätze« und Zeiten des Durchatmens zu schaffen. Bräuche zu christlichen Festen und Anregungen zur Gestaltung von Übergängen. Der Untertitel des Buches greift die Gliederung auf: Den Tag gestalten. Das Jahr erleben. Feste feiern. Im Eingangsteil wird ausgeführt, was Rituale sind, wozu sie hilfreich sind und wie man Ritualen »ein Gesicht geben« kann. Das Buch will Familien an die Hand gegeben werden, es findet aber ebenso Verwendung in der kirchlichen Arbeit und in der Schule. Es ist, wenn auch katholisch gefärbt, ökumenisch ausgerichtet und berücksichtigt beide Traditionen und Feiertage. Kösel Verlag, Kösel 2009, 368 Seiten, gebunden Klappband, ISBN 978-3-466-36772-96, € 24,99

Viele Kirchengemeinden fragen sich, wie sie mit den »jungen Alten« in Kontakt treten können. Die Projektgruppe Glaubensinformation hat sich in Kooperation mit dem Verein Andere Zeiten dieser Frage angenommen und die »Gebrauchsanweisung Älterwerden« entwick­elt. Es sind vier achtseitig illustrierte Briefe entstanden mit interessanten Beiträgen von Bettina Tietjen, Hajo Schumacher, Fulbert Steffensky, Jochem Westhof, Ulla Reyle und anderen. Die Idee ist, dass Kirchengemeinden im Abstand von drei Monaten die Briefe mit einem Begleitschreiben verschicken, beginnend am 60. oder 65. Geburtstag. Auf diese Weise tritt die Gemeinde ein Jahr lang mit den »jungen Alten« in Kontakt. Mit der letzten der vier Ausgaben kann man z. B. zu einem Begegnungsabend oder besonderen Gottesdienst einladen. Man kann die Briefe aber auch im Paket zum Geburtstag, zum Ruhestand, zur Goldenen Konfirmation oder bei Themenabenden verschenken. 4 Briefe á 8 Seiten im 10er-Pack, zu beziehen über die Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, Tel. 04 31/55 77 92 85, www.kirchenshop-online.de, € 20,00


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Forum

Andrea Marco Bianca, Scheidungsrituale. Globale Bestandsaufnahme und Perspektiven für eine glaubwürdige Praxis in Kirche und Gesellschaft, Zürich (TVZ) 2015, 968 S., Paperback mit CD, ISBN 978-3-290-17831-4, € 80,00

Julia Koll, Kirchenmusik als sozioreligiöse Praxis. Studien zu Religion, Musik und Gruppe am Beispiel des Posaunenchors, Arbeiten zur Praktischen Theologie 63, Leipzig (EVA) 2016, 432 S., Hardcover, ISBN 978-3-374-04298-9, EUR 68,00

Für manche ist es der Ausverkauf der Kirche, für andere ein längst überfälliger Schritt: Ein kirchliches Ritual zur Ehescheidung. Das Standardwerk zu diesem Thema hat 2015 der reformierte Schweizer Pfarrer Andrea Marco Bianca mit seiner Dissertation vorgelegt, in der er zeigt, dass es solche Rituale schon länger gibt und ihre kirchliche Akzeptanz teilweise schon höher war als manchmal heute. Der Untertitel ist vollmundig, nicht weniger als eine globale Bestandsaufnahme will das Buch leisten – aber es wird nichts versprochen, was nicht auch eingelöst wurde. Zwar sind es so 968 Seiten und eine CD geworden, aber in der Tat dürfte es kaum etwas zu diesem Thema geben und vor allem keine weiter verbreitete Praxisform, das und die nicht in diesem Buch erwähnt oder gar eingehender analysiert werden. Und falls doch, gibt es eine Homepage, die aktuelle Entwicklungen dokumentiert: scheidungsrituale.ch. Das Herz der psychosozial und ritualtheoretisch fundierten Arbeit ist die umfangreiche und wohl tatsächlich umfassende Bestandsaufnahme von Scheidungsritualen aus ganz unterschiedlichen Zeit- und Kulturräumen. Rund 140 Modelle und 160 praktizierte Scheidungsrituale werden vorgestellt und analysiert. Somit werden alte Wurzeln aus alttestamentlicher Zeit ebenso deutlich wie die jüngeren Entwicklungen, wie sie in den 1960er Jahren im angloamerikanischen Raum ihren Ausgang fanden. Es spiegelt sich in diesen Entwicklungen auch sehr deutlich die gesellschaftliche Entwicklung der Bedeutung von Religion und Spiritualität, was das Buch auch religionssoziologisch sehr lesenswert macht. Für die Gemeinde(pädagogische) Praxis sind die »Perspektiven für eine glaubwürdige Praxis« von besonderem Interesse. Der Autor kommt im Durchgang von exegetischsystematischen Reflexionen und praktisch-theologischen, insbesondere kasualtheoretischen Überlegungen zu einer klaren Position, gemäß der »die Kirche nicht nur den Anfang einer Ehe, sondern auch deren Ende rituell zu begehen hat«. Denn, und dem kann zumindest ich nur zustimmen: »Ihre Funktion in der spätmodernen Gesellschaft besteht insbesondere auch im Erschaffen und Ermöglichen von Ritualen zur Ritualisierung von grundlegenden biographischen Brüchen und Übergängen.« (6) Dass die Qualität der Rituale stimmen muss – auch, um den eigenen kirchlichen Ansprüchen gegenüber anderen, insbesondere säkularen Ritualanbietern zu genügen, reflektiert Bianca anhand von drei Kategorien und fasst zusammen: »Ein kirchliches Scheidungsritual als neue Kasualie zeichnet sich durch eine möglichst hohe Authentizität in der Wahrnehmung aller Beteiligten, Adäquatheit in der seelsorglichen Vorbereitung und Effektivität in der rituellen Begehung aus.« (7) Spätestens hier wird deutlich, dass das Buch ausgehend von den Scheidungsritualen anregende Impulse für die Gestaltung der kirchlichen Rituale insgesamt liefert. Lars Charbonnier

Wer Kirche und Rituale zusammendenkt, ist schnell bei Gottesdiensten und Kasualien. Dabei gibt es viele andere Formen gemeinsamer Praxis von Menschen im Raum der Kirche, die selbst rituelle Kraft entfalten und auch Teile der Gestaltung von Ritualen sind. Dazu gehört insbesondere die Kirchenmusik, dazu gehören vor allem Chöre. Einem besonderen Phänomen in diesem Feld hat sich Julia Koll in ihrer Habilitation gewidmet und diese Praxis in theoretisch sehr breiter, wissenschaftlich höchst fundierter, empirisch gesättigter und in vielerlei Hinsicht anregender Weise untersucht: dem Posaunenchor. Ihren Ausgang nehmen Kolls Studien zur Untersuchung der Posaunenchöre bei einer 2012 durchgeführten Mitgliederbefragung im norddeutschen Raum, der natürlich auch historische und gegenwärtig-empirische Wahrnehmungen voranstehen. Ihr Hauptinteresse gilt dem Zusammenspiel von sozialer, musikalischer und religiöser Dimension dieser kirchlichen Praxisform, wie sie es in ihrem dritten, umfangreichsten Kapitel »Theoretische Erkundungen« erörtert. Sie steigt religionstheoretisch in diese Erkundungen ein und entdeckt bei Hans Joas und seiner Theorie religiöser Praxis als Praxis der Selbsttranszendenz ihre religionstheoretischen Leitlinien, mit denen sie zentrale Aspekte der religiösen Dimension mit Blick auf die Praxis der Posaunenchöre zu beschreiben vermag. Es folgt auf der Basis neuester musikwissenschaftlicher Konzepte eine Theorie kirchlichen Musizierens, die sowohl die Bedeutung des rein instrumentalen Musizierens als auch des Gottesdienstes als Mitte des kirchenmusikalischen Lebens neu ausleuchtet. So kommt sie zu dem Schluss, dass insbesondere die »Praxis des gemeinsamen Musizierens« »soziale, musikalische und religiöse Aspekte miteinander« verbindet und »ein multidimensionales Ermöglichungspotential für Erfahrungen der Selbsttranszendenz« bietet (282). In einem dritten Schritt wird der Posaunenchor als kirchliche Gruppe in gruppensoziologischer Hinsicht in den Blick genommen. Sie veranschaulicht an der Posaunenchorpraxis so auch den Zusammenhang von Gruppe und kirchlicher Organisation und zeigt, wie aktuelle allgemeine Trends in Kirche und Gesellschaft sich auch auf die kirchenmusikalischen Gruppenbildungen auswirken oder gerade nicht – etwa was die Stabilität ortsgebundener Gruppen oder die Gründung sach- oder personenbezogener Gruppen auf Zeit oder an besonderen Orten betrifft. Spätestens hier sind kirchentheoretische Implikationen offensichtlich, die herauszuarbeiten sich mehr als lohnt und deutlich macht, dass ein genauer Blick auf die Praxis in Kirche(n) nach wie vor viel Potential bietet, diese orientierend zu reflektieren. Auch das tut Koll zu Beginn und am Ende ihrer sehr empfehlenswerten Arbeit mit ihren methodologischen Überlegungen. Lars Charbonnier


68 IMPRESSUM

Praxis Gemeindepädagogik (PGP) ehemals »Christenlehre /Religionsunterricht–PRAXIS« ehemals »Die Christenlehre«

69. Jahrgang 2016, Heft 4 Herausgeber: Amt für kirchliche Dienste in der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz Pädagogisch-Theologisches Institut der Nordkirche Theologisch-Pädagogisches Institut der Evan­gelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Pädagogisch-Theologisches Institut der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts Anschrift der Redaktion: Matthias Spenn, c/o Evangelische Verlagsanstalt GmbH, »PGP-Redaktion«, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, E-Mail ‹redaktion@praxis-gemeindepaedagogik.de› Redaktionskreis: Dr. Lars Charbonnier, Führungsakademie für Kirche und Diakonie, Berliner Dom – Portal 12, Am Lustgarten, 10178 Berlin Uwe Hahn, Ev.-Luth. Kirchenbezirk Leipzig, Dienststelle des Bezirkskatecheten, Burgstraße 1–5, 04109 Leipzig Petra Müller, Fachstelle Alter der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Gartenstraße 20, 24103 Kiel Dorothee Schneider, PTI der Ev. Kirche in Mitteldeutschland und der Landeskirche Anhalts, Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf Matthias Spenn, Amt für kirchliche Dienste in der Ev. Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Goethestraße 26–30, 10625 Berlin Christine Ursel, Diakonisches Werk Bayern – Diakonie.Kolleg., Pirckheimerstraße 6, 90408 Nürnberg Redaktionsassistenz: Sina Dietl, Evangelische Verlagsanstalt GmbH Verlag: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, www.eva-leipzig.de Geschäftsführung: Sebastian Knöfel, Arnd Brummer Gestaltung/Satz: Jens Luniak, Evangelisches Medienhaus GmbH

Nachruf für Professor Dr. Helmut Hanisch Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Lande der Lebenden. Psalm 27,13 Am 4. August 2016 verstarb im Alter von 73 Jahren nach schwerer Krankheit Prof. Dr. phil. Helmut Hanisch. Geboren in Schlesien, zeitweise aufgewachsen in Sachsen und dann in Württemberg, studierte er Psychologie, Philosophie und Pädagogik, wurde Lehrer, später Dozent in der religionspädagogischen Fort- und Weiterbildung der Württembergischen Landeskirche und 1985 Schuldekan. 1990 begann er mit dem Aufbau der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Religionslehrkräften in Thüringen. 1992 wurde er als Professor auf den Gründungslehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Theologischen Fakultät Leipzig berufen. Er trug wesentlich zur Einrichtung des schulischen Religionsunterrichtes im Freistaat Sachsen, zum Aufbau und zur Durchführung der Religionslehrerbildung sowie zur Lehrplanentwicklung in Sachsen bei. Seine Lehrtätigkeit verband er mit zahlreichen Publikationen für die Unterrichtspraxis. Zugleich engagierte er sich in einer Reihe von Forschungsprojekten zu Fragen religiöser Bildung sowie zur Lehrerbildung. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand 2008 entwickelte er mit Religionslehrern aus Polen, aus der Slowakei, der Tschechischen Republik, aus Ungarn und Deutschland das länderübergreifende Religionsbuch »Miteinander feiern – voneinander wissen«. Er veröffentlichte auch einige autobiografische Werke. Helmut Hanischs verdienstvolle Arbeit für den Religionsunterricht wird auch in Zukunft einen wichtigen Platz in der Lehrerausbildung und an den Schulen einnehmen.

Druck: Druckerei Böhlau, Ranftsche Gasse 14, 04103 Leipzig Anzeigen: Rainer Ott · Media | Buch- und Werbeservice, PF 1224, 76758 Rülzheim, Tel. (0 72 72) 91 93 19, Fax (0 72 72) 91 93 20, E-Mail ‹ott@ottmedia.com› Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.1.2012 Abo-Service: Christine Herrmann, Evangelisches Medienhaus GmbH, Telefon (03 41) 7 11 41 22, Fax (03 41) 7 11 41 50, E-Mail ‹herrmann@emh-leipzig.de› Zahlung mit Bankeinzug: Ein erteiltes Lastschriftmandat (früher Einzugsermächtigung genannt) bewirkt, dass der fällige Abo-Beitrag jeweils im ersten Monat des Berechnungszeitraums, in der letzten Woche, von Ihrem Bankkonto abgebucht wird. Deshalb bitte jede Änderung Ihrer Bankverbindung dem Abo-Service mitteilen. Die GläubigerIdentifikationsnummer im Abbuchungstext auf dem Kontoauszug zeigt, wer abbucht – hier das Evangelische Medienhaus GmbH als Abo-Service der PRAXIS GEMEINDEPÄDAGOGIK . Gläubiger-Identifikationsnummer: DE03EMH00000022516 Bezugsbedingungen: Erscheinungsweise viermal jährlich, jeweils im ersten Mo­­nat des Quartals. Das Jahresabonnement umfasst die Lieferung von vier Heften sowie den Zugriff für den Download der kompletten Hefte ab 01/2005. Das Abonnement verlängert sich um ein Kalenderjahr, wenn bis 1. Dezember des Vorjahres keine Abbestellung vorliegt. Bitte Abo-Anschrift prüfen und jede Änderung dem Abo-Service mitteilen. Die Post sendet Zeitschriften nicht nach.

ISSN 1860-6946 ISBN 978-3-374-04586-0 Preise: Jah­resabonnement* (inkl. Zustellung): Privat: Inland € 36,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 42,00, Nicht-EU-Ausland € 46,00; Institutionen: Inland € 44,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 50,00, Nicht-EU-Ausland € 54,00; Rabatte – gegen jährlichen Nach­weis: Studenten 35 Prozent; Vikare 20  Prozent; Einzelheft (zuzüglich Zustellung): € 12,00 (inkl. MwSt.) * Stand 01.01.2014, Preisänderungen vorbehalten Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil der Zeitschrift darf ohne schriftliche Geneh­m igung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert werden. Unsere nächste PGP-Ausgabe erscheint im Januar 2017.

➧ Literatur-Arbeitshilfe zum Weltgebetstag der Frauen 2017 Der Weltgebetstag (WGT) der Frauen 2017, der am Freitag, 3. März gefeiert wird, wird von Frauen aus den Philippinen vorbereitet. Ins Zentrum ihrer Gottesdienstordnung haben die philippinischen Weltgebetstagsfrauen das Gleichnis der Arbeiter im Weinberg (Mt 20, 1–16) gestellt. Im deutschsprachigen Raum steht der WGT unter dem Motto »Was ist denn fair?« Die Arbeitshilfe beschäftigt sich mit dem Roman von Francisco Sionil José: Gagamba. Der Spinnenmann (Berlin: Horlemann 2014. 197 S. ISBN 978-3-89502-347-7): 1990 schlug das bis dahin stärkste Erdbeben der philippinischen Geschichte zu: Manila war Zentrum der Zerstörung. José nimmt dieses Ereignis als Ausgangspunkt für seinen Roman in 12 Episoden. Der Roman setzt sich in den Einzelschicksalen mit unterschiedlichen Themen der heutigen Philippinen auseinander, eingebettet in jeweils eine »Story«. Man kann für eine Veranstaltung gut eine Auswahl treffen

und entsprechend aus den historischen, politischen oder wirtschaftlichen Hintergründen ergänzend informieren. Gerade die in der Arbeitshilfe ausgeführten Themen Menschenrechte, Korruption, Armut oder Frauenarbeit eignen sich dazu gut. Dr. Christiane Spary, Autorin der Arbeitshilfe, hat die Buchvorstellung mit gut nachvollziehbaren methodischen und didaktischen Hinweisen versehen, die es jeder Literaturinteressierten auch ohne Vorkenntnisse möglich macht, erfolgreich eine Veranstaltung durchzuführen. Die Arbeitshilfen für die Medienarbeit sind ein Angebot des Evangelischen Literaturportals. Sie geben Anregungen für die Beschäftigung mit Büchern in Gruppen innerhalb und außerhalb der Gemeinde. Die 20-seitige Arbeitshilfe Nr. 53 »Gagamba. Der Spinnenmann.« kann für 1,00 Euro (plus Porto) angefordert werden bei: Evangelisches Literaturportal, Bürgerstraße 2a, 37073 Göttingen. Tel 0551/500 759 0. E-Mail <info@eliport.de>.


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