Qualitätskriterien Schweinefleisch 21
Nr. 13/2013 | die grüne
Die Golfklasse Schweinefleisch hat trotz düsteren Zukunftsprognosen Chancen. Die Generation von morgen strebt mehr Lebensqualität an, will Transparenz und setzt auf Regionalität. Hannes Rohner, Zukunftsforscher an den Hochschulen für Wirtschaft Bern und Freiburg hat zehn Qualitäts- und Kaufkriterien für Schweinefleisch entwickelt.
I
n Zukunft muss Schweinefleisch für Genuss, Gesundheit und Lebensqualität stehen. Das sagt der Zukunftsforscher Hannes Rohner aus Murten FR. Er schätzt die Zukunft von Schweinefleisch nicht ganz so dramatisch ein, wie es die Trendforschung tut. Aus seinen Untersuchungen hat er zehn Qualitäts- und Kaufkriterien abgeleitet, welche Schweinefleisch in Zukunft zu einer gefragten Marke machen: 1. Die positiven Inhaltsstoffe kommunizieren Schweinefleisch wird immer wieder als ungesund abgetan. Es liegt an uns, die positiven Seiten von Schweinefleisch zu kommunizieren. Schweinefleisch ist ein wichtiger Energiespender und enthält wertvolle Eiweisse mit essenziellen Aminosäuren. Hervorzuheben ist auch das optimale Fett-Eiweiss-Verhältnis, wobei der grösste Teil des Fetts aus einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren besteht. 2. Schweinefleisch hat seinen Preis Dumpingpreise fördern die Jagd nach Schnäppchen. Ständige Preisaktionen führen dazu, dass die Wertschätzung für Schweinefleisch sinkt. Es wird durch die zunehmende Marktöffnung mit Importen von ebenfalls hochwertigen Fleischprodukten bedrängt. Der Preisdruck steigt weiter. Die Mehrwerte von Schweizer Schweinefleisch müssen aber
den Produzentenpreis rechtfertigen. 3. Qualität und Geschmack müssen garantiert sein Hygienestandards, die nicht eingehalten werden können oder zu wenig frische Lebensmittel sind ein ständiges Risiko. Genuss und Geschmack müssen garantiert sein. Chancen haben Innovationen wie lokale Spezialitäten und Beilagen anstelle von uniformen Massenprodukten. Oder bewährte Rezepte wie zum Beispiel der Säntisschinken anstelle von Parmaschinken. 4. Gesundes Schweinefleisch produzieren In der Gesellschaft nehmen Herz-Kreislaufprobleme zu, die Ärzte empfehlen ihren Patienten, weniger Schweinefleisch zu essen. Besonders Wurstwaren geniessen ein schlechtes Image. Wir sind gefordert, eine «gesunde» Wurst zu entwickeln, die Wurst 2.0, die schlank macht und die Gesundheit fördert. 5. Zubereitungsanleitung auf der Verpackung Die Qualität von Nahrungsmitteln wird oftmals beim Kochen kaputtgemacht. Verarbeiter haben darauf reagiert und viele Nahrungsmittel mit einer Zubereitungsanleitung auf der Verpackung versehen. Weshalb nicht auch eine Anleitung für die Zubereitung von Schweinefleisch mitliefern? Leider gilt Schweinefleisch nicht als Luxusartikel. Günstiges Fleisch ist immer mit ei-
anstreben nem Imageproblem behaftet. Obwohl Wurstwaren nicht unbedingt gesund sind, sind sie doch beliebt. Weshalb Wurstwaren nicht als ConvenienceFleischprodukte vermarkten? Im Sinne einer Art Schweizer Qualitäts-Fastfood mit Stil. 6. Mit Spezialitäten Wertschätzung steigern Pfannen- und tellerfertige Spezialitäten sind zunehmend gefragt. Dabei ist der Geschmack ein entscheidendes Kaufkriterium. Der Verkauf von rohem Fleisch ist wie Blech verkaufen. Wie bei den Automarken müssen wir Schweinefleisch zu einer gefragten Marke machen und dabei die gehobene Golfklasse anstreben. Die zunehmende Genussorientierung junger Menschen ist eine Chance. Eine höhere Wertschätzung kann auch durch Veredelung erreicht werden. Besonders schmackhafte Häppchen bringen mehr als rohes Fleisch. 7. Schweinefleisch ist ein Schweizer Kulturgut Unsere Kultur und unsere Gewohnheiten haben sich gewandelt. Die Mechanisierung und Computerisierung hat in unserer Dienstleistungsgesellschaft dazu geführt, dass sich unser Energiebedarf massiv reduziert hat. Glücklicherweise ist Schweinefleisch ein Schweizer Kulturgut. Cervelats und Bratwurst gibt es an jeder Grillparty, jedem Match und jedem Volksfest. Gleichzeitig sind die Vegetarisierung
und der Trend für Geflügelfleisch wieder eine Konkurrenz für Schweinefleisch. 8. Randregionen und Regionalität sind gefragt Bezüglich Ökologie und Nachhaltigkeit glänzt Schweinefleisch nicht mit seiner Energiebilanz. Nachhaltigkeit und geschlossene Nahrungskreisläufe sind gefragt anstelle von teuren Futterimporten und Gülleproblemen. Ehrlichkeit und schweizerische Lösungen sind eine Chance besonders für Randregionen. 9. Schweizer Tierhaltung hat einen guten Ruf Der bewusste Konsument stellt sich idyllische Bilder bei der Tierhaltung vor und kauft das Fleisch im Laden zu Discountpreisen. Die industrialisierte Produktion ermöglicht grosse Mengen zu tiefen Preisen. Das wiederum ist eine Chance für Schweizer Schweinefleisch. Denn die Schweizer Tierhaltung hat einen guten Ruf. 10. Schweizer sind Genussmenschen Konsumenten wollen Produkte aus der Region, bei denen sie die Herkunft kennen. Schweizer und Schweizerinnen sind Genussmenschen. Auch wenn Ernährungswissenschafter und Mediziner vom Schweinefleisch abraten, hie und da genussvoll sündigen gehört auch zur Schweizer Kultur. | Aline Küenzi Weitere Informationen unter www.b4u.ch