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Samstag, 14. April 2018
MI L CH KÜHE : Adrian Haggenmacher aus Meilen ZH bietet Kuhpatenschaften an
N A CHRI C HT EN
«Save a Cow» ist ein voller Erfolg
Schwanzbeissen mit 3-D früh erkennen
Adrian Haggenmacher hat einen modernen Stall und 65 Kühe mit hoher Milchleistung. Trotzdem ist die Milchproduktion ein Verlustgeschäft. Dank viel Engagement kann er die Einkommenseinbussen auffangen.
Kunden, die spezifisch eine Kuh wollen, besteht die Möglichkeit, dass die Kuh nach der Nutzung auf einen Gnadenhof kann. «Ansonsten muss ich halt erklären, weshalb eine Kuh in den Schlachthof muss.»
Gratismilch
SUSANNE MEIER
Adrian Haggenmacher bewirtschaftet den Hof Hinterburg oberhalb Meilen am Zürichsee. Der Betrieb umfasst 60 ha Land mit Ackerbau und Grünland, zum Tierbestand gehören 15 Mutterkühe mit Wagyu-Blut, 26 Pensions- und eigene Pferde und 65 Milchkühe. Wobei ein Teil der Milchkühe dank «Save a Cow» nicht nur einen Besitzer, sondern auch noch einen oder mehrere Paten hat.
Selbstständige Kühe Der junge Landwirt erzählt, wie es dazu kam. 2015 musste er einen neuen Stall bauen, weil der alte nicht mehr tierschutzkonform war. Nun ist Platz für 65 Kühe. Diese sind in zwei Gruppen zu 50 und zu 15 Kühen unterteilt. Problemkühe und frisch gekalbte haben Zugang zu einem zusätzlichen Tiefstreubereich. Gemolken, gefüttert und gemistet wird mit Robotern. «Der Stall ist darauf ausgelegt, dass die Kühe alles selber machen können», nennt Haggenmacher seine Überzeugung. «Das nützt mir und den Kühen. Ich will die Herde möglichst wenig stören.» Ein Problem blieb: der tiefe Milchpreis. «Mit diesem kann ich die Milchwirtschaft nicht fi-
Adrian Haggenmacher sucht nach Lösungen, um trotz tiefem Milchpreis seine Kühe behalten zu können. (Bilder: Susanne Meier)
E - P AP E R Mehr Bilder im E-Paper: www.schweizerbauer.ch/epaper.
nanzieren», ist sich Haggenmacher bewusst. «Deshalb haben wir die Direktvermarktung und die Pensionspferdehaltung aufgestockt, und ich habe das Projekt Save a Cow gegründet.»
60 Paten in drei Monaten Dies war im letzten Sommer der Fall, als der Milchpreis wieder einmal um einige Rappen fiel. Haggenmacher hängt an seinen Kühen, die Herde zu verkleinern, kam für ihn nicht infrage. Deshalb suchte er über eine eigens eingerichtete Homepage und durch Mund-Propaganda Paten, die quasi den Unterhalt einer Kuh mitfinanzieren. Der Erfolg war durchschlagend: «Ich hoffte,
Blick von oben in den vollautomatisierten Stall. dass ich innerhalb eines Jahres 60 Patenschaften habe, dies wurde in drei Monaten erfüllt.» Die Leute können die Patenschaft für eine ganze Kuh oder für einen Teil einer Kuh übernehmen. Die Kosten variieren zwischen 20 und 100 Franken.
«Vielen ist es nicht so wichtig, für welche Kuh sie die Patenschaft übernehmen. Wichtig ist, dass die Kuh lang lebt. Deshalb biete ich nur die besten Kühe an, von denen ich annehme, dass sie noch einige Zeit im Stall bleiben», erklärt er. Für die
Anfang Jahr hat Haggenmacher alle Paten zu einem Fondueessen eingeladen. «Ich muss ihnen etwas bieten, damit die Patenschaften auch erneuert werden», ist er sich bewusst. Wer eine Patenschaft übernimmt, kann pro Woche deshalb auch zwei bis vier Liter Milch gratis beziehen. Neu möchte Haggenmacher ihnen auch 10 Prozent im Hofladen anbieten. «Das wäre eine Winwin-Situation.» Damit Save a Cow funktioniert, müssen alle Kühe einen Namen haben. Da ist zum Beispiel Contessa, Haggenmachers Lieblingskuh. Ihre Milchleistung liegt bei 9000 kg, das ist auch der Stallschnitt. Drei Rentenkühe, die keine Milch mehr geben, haben dank Save a Cow ebenfalls einen Paten oder eine Patin gefunden und können deshalb weiterleben. Die älteste, Löwin, ist nun 23 Jahre alt. Obschon Save a Cow voll eingeschlagen hat, ist Haggenmacher immer noch am Planen. «Ich möchte mit einem Nachbarn eine Molkerei aufbauen und schlussendlich die ganze Milch in Form von Milch, Joghurt und Rahm regional vermarkten. Das dauert aber noch etwa zwei Jahre, bis die Molkerei steht. Bis der ganze Absatz von einer Million Liter Milch sichergestellt ist, kalkuliere ich mindestens zehn Jahre. »
SC H WEI N E: Jahresversammlung der Genossenschaft Prosus
BRAUNVIEH: GV der Jungzüchter-Vereinigung
Hohe Produktion, tiefe Preise
Der Thurgauer David Ackermann wird Präsident
Die erneute Zunahme der Schweinefleisch-Produktion hinterliess im Abschluss 2017 von Prosus Spuren.
An der GV der SBJV stand die Wahl des neuen Präsidenten an. Auch 2018 wollen die Jungzüchter in Battice antreten.
HANS-PETER WIDMER
Prosus-Geschäftsführer Josef Schurtenberger stellte an der 48. Jahresversammlung der Genossenschaft fest: «Wir haben erneut erfahren, wie Produktionsmenge und Preis voneinander abhängen.» Der Inlandanteil beim Schweinefleisch nahm um 0,4 Prozent auf 96,3 Prozent zu – bei weiterhin sinkendem Fleischkonsum. Nur eine Reduktion der Inlandproduktion führe zu der dringend notwendigen Preiskorrektur, betonte Schurtenberger. Das Ziel müsste eine Senkung unter 94 Prozent sein.
Enormer Margendruck Der enorme Margendruck bei den Schlachtschweinen hinterliess im Jahresabschluss Spuren. Der Bruttogewinn von 2,17 Mio. Franken lag 93 000 Franken unter dem Budget und 115 000 Franken unter dem Vorjahr. Genossenschaftspräsident Alexander Fust sprach in Anbetracht der schwierigen Marktsituation von einem guten Ergebnis. Prosus strebe keine Gewinnmaximierung an, sondern wolle den Mitgliedern und Partnern in erster Linie attraktive Leistungen bieten. Mit rund 6 Mio. Franken Reserven verfügt Prosus über ein
DURANA CADUFF*
Prosianer des Jahres wurde Felix Villiger-Beffa, Alikon AG (rechts), zusammen mit Präsident Alexander Fust. (Bild: hpw) solides finanzielles Fundament und einen hohen Eigenfinanzierungsgrad von 74 Prozent. Dadurch ist sie in der Lage, sich aus eigenen Mitteln zu entwickeln. Dieses Ziel verfolgt die Genossenschaft vor allem in ihren Zucht- und Gesundheitsprogrammen. Sie sollen zur Imageverbesserung des Schweinefleisches beitragen. Die Antibiotikareduktion bleibt ein Ziel.
Qualitätsmerkmale Ein Qualitätsmerkmal für Prosius-Schlachtschweine ist der Rückgang der Abzüge für Über- und Untergewichte um 19 Rappen pro Kilo. In den letzten Jahren stiegen die Ferkelzahlen der Prosia-Muttersauen markant an – allerdings mit betrieblichen Unterschieden. Dem möglichen Einwand, die grössere Reproduktionsleistung könne die Überproduktionsprobleme noch verstärken, hielt Josef
Schurtenberger entgegen, ein Verzicht auf Produktionsfortschritte wäre keine nachhaltige Marktsanierung.
Ehre, wem Ehre gebürt Traditionsgemäss wurde an der Jahresversammlung der Wanderpreis «Prosisaner des Jahres» verliehen. Die Ehre fiel heuer dem Mäster und langjährigen Genossenschaftsmitglied Felix Villiger-Beffa aus dem aargauischen Alikon zu. Ausgezeichnet wurden ebenso die Prosus-Mitarbeitenden Louis Gemperle (15 Jahre), Indira Marazzi und Hanspeter Erni (5 Jahre). Mit einer Standing Ovation dankte die Versammlung Josef Schurtenberger für seinen 35-jährigen Einsatz.
Für die Präsidentin der Schweizer Braunvieh-JungzüchterVereinigung (SBJV), Michaela Glarner, war es eine spezielle GV. Sie gab das Amt als Präsidentin ab, da sie die Amtszeit von sechs Jahren im Vorstand erreicht hat. Michaela Glarner war vier Jahre lang Präsidentinund hat sich mit Herzblut für die Jungzüchter eingesetzt . Als Höhepunkt des Vereinsjahres war der Brown Swiss Junior Contest noch in bester Erinnerung. Dieser spezielle Anlass zeigt die Leidenschaft für die braune Rasse deutlich auf. Neu in den Vorstand gewählt wurden Andreas Välar aus
Graubünden, Daniel Elmer aus St. Gallen und Sandro Rohrer aus Zug. Sie wurden für die abtretenden Vorstandmitglieder Durana Caduff, Michaela Glarner und Beat Betschart gewählt. Für den ebenfalls zurückgetretenen Patrick Siegrist wurde kein Nachfolger gefunden, der Sitz der Berner bleibt vakant. David Ackermann wird zum neuen Präsidenten der SBJV gewählt. Er ist schon seit mehreren Jahren im Vorstand und vertritt den Kanton Thurgau. Celine Oswald und Philipp Dahinden berichteten von den Erfahrungen, welche sie in Battice machen durften. Jeweils Ende August/Anfang September findet dort die Jungzüchterschule statt. Die Schweiz ist mit einem Team aus Mitgliedern der SBJV und der Swiss Jungzüchter jedes Jahr vertreten. *Die Autorin ist Mitglied der SBJV
EU: Pestizid-Studien werden öffentlich Studien über mögliche Risiken von Pflanzenschutzmitteln oder gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sollen in der EU automatisch veröffentlicht werden. Die EU-Kommission möchte damit das Vertrauen in die Gutachten der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) nach der umstrittenen Wiederzulassung von Glyphosat stärken. Ausgenommen bleiben vertrauliche Informationen der Hersteller, deren Veröffentlichung ihnen wirtschaftlichen Schaden zufügen könnte. Zudem soll die EFSA selbst Studien in Auftrag geben, wenn Informationen fehlen. Die EUKommission will dazu die EFSA mit zusätzlichen 62 Mio. Euro im Jahr ausstatten. sum
Die Effekte eines Biolandes Schweiz Dass die Risiken durch Pflanzenschutzmittel gesenkt werden müssen, ist politischer Konsens. Der Aktionsplan Pflanzenschutzmittel des Bundes schlägt einen Strauss von Einzelmassnahmen vor. Eine auf der Hand liegende Massnahme fehle jedoch, schreibt Lucius Tamm vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) auf bioaktuell.ch: die Umstellung auf Biolandbau. Deshalb hat das FiBL untersucht, wie viel Pflanzenschutzmittel eingespart werden, wenn die Schweiz zum Bioland würde. In diesem Szenario würden im Acker- und Grasland, also auf 90 Prozent der Fläche, 98,5 Prozent an Pflanzenschutzmitteln eingespart. Bei den Spezialkulturen würden mengenmässig zwar nur 20 Prozent eingespart. Der ökologische Effekt wäre jedoch deutlich grösser, da chemisch-synthetische Wirkstoffe durch natürliche ersetzt würden, so Tamm. Die Studie wurde im Februar in der «Agrarforschung Schweiz» publiziert. sum
Genomstiere global auf dem Vormarsch
E - PA P E R Mehr Bilder im E-Paper: www.schweizerbauer.ch/epaper.
Schwanzbeissen bei Schweinen ist ein wirtschaftliches Problem und ein Problem der Tiergesundheit. Meistens führt nicht eine einzelne Ursache dazu, dass die Schweine die Schwänze ihrer Artgenossen attackieren. Forschern aus Schottland ist es laut vetion.de gelungen, eine Methode zur Früherkennung des Schwanzbeissens zu entwickeln. Dabei machten sie sich den Umstand zunutze, dass die Schweine den Schwanz an den Körper ziehen, sobald das Schwanzbeissen beginnt. Um dies zu erkennen, setzten sie 3D-Kameras ein. So konnten der Beginn des Schwanzbeissens frühzeitig erkannt und Massnahmen dagegen eingeleitet werden. Nun soll das Verfahren weiterentwickelt und ein Prototyp in den Praxiseinsatz gebracht werden. sum
Der neugewählte Vorstand der SBJV. (Bild: zvg)
Die Zeitschrift «Holstein International» hat l27 Zuchtorganisationen aus zwölf Ländern gefragt, welchen Anteil das Sperma von ausschliesslich genomisch getesteten Stieren an ihrem Gesamtverkauf habe. Das Ergebnis: Im Schnitt ist dieser Anteil im Vergleich zum Vorjahr um fast 4 Prozent auf 62,2 Prozent angestiegen. sum