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Helga Reich
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Zur Vegetationsentwicklung des Interglazials von Großweil ) Von Helga R e i c h . Mit 1 Abb. Aus den nördlichen Alpen u n d i h r e m Vorland sind zahlreiche pflanzenfüh rende Interglaziale b e k a n n t , vor allem s t a r k z u s a m m e n g e p r e ß t e interglaziale Torfe, die als „Schieferkohlen" bezeichnet werden. Der Pflanzenbestand dieser Schieferkohlen ist erstaunlich einförmig. In den P o l l e n d i a g r a m m e n herrschen Kiefer u n d Fichte w e i t a u s vor. N u r zeitweise w e r d e n T a n n e , Erle oder Hasel häufig. Die ü b r i g e n Gehölze sind äußerst spärlich, die Rotbuche (Fagus) fehlt an den meisten F u n d o r t e n völlig (vgl. L Ü D I 1946). Danach e n t h a l t e n die Schiefer kohlen n u r Teile der interglazialen Vegetationsentwicklung. Diese in Pollendia g r a m m e n vollständig zu erfassen, ist bisher nicht gelungen. Die Gleichförmigkeit der Flora der Schieferkohlen macht es sehr schwierig, aus d e m Pflanzenbestand A n h a l t s p u n k t e zur B e s t i m m u n g ihres Alters und i h r e r Stellung i n n e r h a l b eines Interglazials zu gewinnen. Die s t a r k e A u s b r e i t u n g der Fichte, die in den w e i t e r nördlich gelegenen Gebieten vor allem für die späteren Abschnitte der beiden letzten Interglaziale bezeichnend ist, spricht für das Ende eines Interglazials. Da es sich bei den Schieferkohlen in erster Linie u m Ver sumpfungsmoore handelt, g e w i n n t m a n den Eindruck, daß im Alpenbereich erst die Niederschlagszunahme u n d T e m p e r a t u r a b n a h m e des ausklingenden I n t e r glazials eine a u s g e d e h n t e V e r m o o r u n g der Tieflagen ermöglicht hat (FIRBAS 1951). Bei einer e r n e u t e n Untersuchung der Schieferkohlen von Großweil ist es n u n gelungen, die Vegetationsentwicklung dieses Interglazials nahezu vollständig zu *) Vorläufige Mitteilung; aus dem Systematisch-Geobotanischen Institut der Uni versität Göttingen.
Zur Vegetationsentwicklung des Interglazials von Großweil
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erfassen. Eine eingehende Darstellung der Untersuchungsergebnisse wird nach i h r e m Abschluß an a n d e r e r Stelle erfolgen. Hier sei ein vorläufiger Bericht ü b e r die H a u p t z ü g e der Vegetationsentwicklung vorausgeschickt. Großweil liegt a m R a n d e des Kochelseebeckens, zwischen Flyschbergen u n d Molassezone des Voralpenlandes. Die Schieferkohlen, die dort abgebaut werden, w e r d e n nach geologischen Befunden ins letzte, also R i ß - W ü r m - I n t e r g l a z i a l ge stellt (vgl. TROLL 1937). Ü b e r einige in Großweil gefundene Pflanzenreste h a t SCHUSTER (1909) berichtet. Zwei von m i r untersuchte Profile aus den beiden dort aufgeschlossenen Flözen, die durch ein T o n b a n d g e t r e n n t sind, e r g a b e n zunächst n u r Diagramme, die mit i h r e m offenbar gesetzmäßigen Wechsel von Fichtenu n d Kieferngipfeln dem g e w o h n t e n Bild der Schieferkohlen entsprechen. Ledig lich in den u n t e r s t e n P r o b e n t r e t e n mit größerer Häufigkeit Tanne, Hainbuche und a n d e r e G a t t u n g e n auf. Schon damit w u r d e sehr wahrscheinlich, daß der Bil dung der a u s g e d e h n t e n Schieferkohlenmoore mit wechselnden Kiefern- und Fichtenphasen eine Zeit mit artenreicheren Mischwäldern, also wohl eine w ä r m e r e interglaziale Phase, vorausging. Ein im S e p t e m b e r 1951 u n t e r dem H a u p t flöz durch G r a b u n g gewonnenes Profil von n u r 65 cm Mächtigkeit, das teils aus h u m o s e n Tonen, teils aus Schieferkohle besteht, bestätigte diesen Schluß u n d ergänzte die Befunde aus den Kohlenflözen sogar bis in den Anfang des I n t e r glazials zurück. Aus den vorliegenden D i a g r a m m e n w u r d e ein halbschematisches D i a g r a m m entworfen (Abb. 1), i n d e m aus jedem bezeichnenden Abschnitt zwei Pollenspek t r e n herausgegriffen u n d in der richtigen Reihenfolge, aber in gleichen A b s t ä n den eingetragen w u r d e n . Die A b l a g e r u n g beginnt mit dem Ende einer Kiefern zeit u n d mit dem Beginn der A u s b r e i t u n g von Hasel, Eiche, Ulme u n d Erle. Gleichzeitig t r i t t a b e r bereits die Fichte auf u n d n i m m t so stark zu, daß die fol gende Periode als Fichten-Hasel-Eichenmischwaldzeit bezeichnet w e r d e n m u ß . Es m u ß vorläufig dahingestellt bleiben, ob diese i m Vergleich zu den postgla zialen D i a g r a m m e n der Loisach-Kochelsee-Moore (PAUL & RUOFF) und zu einem eigenen D i a g r a m m von Sindelsdorf kräftigere A u s b r e i t u n g der Fichte ein für dieses Interglazial bezeichnender Zug ist oder auf örtlicher F ö r d e r u n g des B a u mes b e r u h t . Im Laufe der Fichten-Hasel-Eichenmischwaldzeit erscheinen in ge ringen Mengen Linde u n d Esche, in S p u r e n auch die Hainbuche, u n d gegen Ende erreicht die Hasel ihr absolutes M a x i m u m (38 °/o). Auf die Fichten-Hasel-Eichen mischwaldzeit folgt w e i t e r eine Erlen-Fichten-Hainbuchenphase, in der der Pol len schlecht e r h a l t e n ist u n d die Vorherrschaft d e r Erle örtlich bedingt sein dürfte. Wesentlich ist, daß sich w ä h r e n d dieser Zeit die Hainbuche ausbreitet u n d häufiger wird als der Eichenmischwald. U m diese Zeit erscheinen die ersten P o l l e n k ö r n e r der T a n n e (Abies), die w ä h r e n d einer e r n e u t e n Z u n a h m e der Fichte i h r e relativen Höchstwerte erreicht (28,5°/o). M a n k a n n jetzt von einer Fichten(Erlen)-Tannenzeit sprechen. U m diese Zeit erst setzte in Großweil und dem be n a c h b a r t e n Ohlstadt die ausgedehnte V e r m o o r u n g ein, auf die die heutigen Schieferkohlenflöze zurückgehen. Auch andere nordalpine u n d voralpine intergla ziale Moore b e g a n n e n sich wahrscheinlich u m diese Zeit zu bilden, so Schladming, A m p a ß u n d Hopfgarten (FIRBAS 1925 u n d 1927), W a s s e r b u r g - P u t t e n h a m nach den G r o ß r e s t u n t e r s u c h u n g e n von SCHUSTER (1909) u n d Pfefferbichl im All gäu nach eigenen Untersuchungen. Der Fichten-Tannenzeit folgt eine Kiefernzeit mit hohen W e r t e n von Nicht baumpollen (vorwiegend Pollen von Cyperaceen). Die Kiefer wird a b e r bald wieder von der Fichte abgelöst. Gleichzeitig erscheinen noch einmal T a n n e u n d Hainbuche mit geringen Prozentsätzen. N u n folgt eine der ersten sehr ähnliche
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Baumpollen
I NBP
Selaginella selaginoides inoides
EMW
0
•
Sporen Flllclnae
20
40
60
80
050
20
20
0
10%
20
40
60
80
05 0
20
20
0 10 %
Betuta
Quercus
Alnus
Pinus
Tilia
Carpinus
Picea
Utmus
Abies
EMW
Fraxinus
Corylus
Abb. 1. Interglazial v o n Großweil. Halbschematisches Pollendiagramm, z u s a m m e n g e stellt aus zwei Profilen: oberer Teil Profil aus den Schieferkohlenflözen, unterer Teil Profil aus den darunter liegenden Schichten. Näheres s. Text.
Zur Vegetationsentwicklung
des Interglazials v o n
Großweil
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zweite Kiefernzeit mit anschließendem e r n e u t e m Fichtenanstieg. D a m i t schließen die pollenführenden Schichten von Großweil ab. Ob sich in Ohlstadt oder Pfef ferbichl im Allgäu die Entwicklung noch w e i t e r verfolgen läßt, ist zur Zeit noch ungewiß. Die Vegetationsentwicklung des Interglazials von Großweil s t i m m t sehr gut mit der Abfolge der interglazialen P e r i o d e n überein, wie sie auf G r u n d von P o l lenuntersuchungen von JESSEN & MILTHEES (1928) in D ä n e m a r k , später von v e r schiedenen Stellen des norddeutschen u n d polnischen Flachlandes b e k a n n t ge w o r d e n sind, sehr schön z. B. in Rinnersdorf (vgl. die zusammenfassende D a r stellung von WOLDSTEDT 1949). In Abb. 1 w u r d e n die entsprechenden P e r i o d e n JESSEN'S — kleine Buchstaben — am R a n d e eingetragen. Vor allem finden sich die gegenüber dem Postglazial bezeichnenden Züge wieder: Die späte Lage des C o r y l u s m a x i m u m s , das vollständige Fehlen der Rotbuche (Fagus) und ihre Ver t r e t u n g durch die Hainbuche u n d die recht s p ä t e A u s b r e i t u n g der T a n n e (Abies). Die s t a r k e Beteiligung der Fichte k ö n n t e allerdings auch an das vorletzte I n t e r glazial d e n k e n lassen (vgl. WOLDSTEDT 1949). Da sich die Fichte im Postglazial vor allem in den Ostalpen und im östlichen A l p e n v o r l a n d frühzeitig s e h r kräftig ausgebreitet hat, ist es jedoch wahrscheinlich, daß gleiche Unterschiede gegen ü b e r d e m Flachland schon in den Interglazialzeiten aufgetreten sind u n d d a h e r nicht ohne weiteres zur A l t e r s b e s t i m m u n g herangezogen w e r d e n dürfen. Bei den beiden Kiefernzeiten am E n d e des Großweiler Interglazials dürfte es sich — darauf deutet auch das V e r h a l t e n von Nichtbaumpollen u n d Selaginella selaginoides hin — u m a u s g e p r ä g t e P h a s e n der frühglazialen Klimaverschlech t e r u n g mit ausgesprochen stadialem C h a r a k t e r handeln. I h r Einflußbereich soll u. a. am Interglazial von Pfefferbichl weiter geprüft werden. Die Mächtigkeit der Schieferkohlenflöze lehrt, daß die in i h r e m Vegetations c h a r a k t e r subarktischen Kiefern- u n d Fichtenzeiten am Ende des letzten I n t e r glazials bzw. zu Beginn d e r Würmeiszeit von beträchtlicher D a u e r gewesen sind. Über Versuche zur n ä h e r e n B e s t i m m u n g dieses Z e i t r a u m e s soll später berichtet werden. Auf G r u n d eines Vergleichs mit der Stoffproduktion ähnlicher post glazialer Moore umfaßt er sicher eine Reihe von J a h r t a u s e n d e n .
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