Susanne Wittpennig Maya und Domenico Die komplette Serie als Sonderedition, Band 1
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sel ateri a n B tes M e n run chßtz B is – ht-ges t n Fo yrig p Co
www.fontis-verlag.com
Widmungen
Band 1 Für meine Schwestern Aline und Julia. Aline las die Geschichte neun Mal, und Julia hçrte sie beim zehnten Mal. Band 2 Für Aline und Julia, meine beiden Schwestern. Und für Jashnika. l Und für meine Mutter. ase
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teri a sM
n B te e n runBandch3ütz B – Matthias es(1974–1982). g is Für t t n Fo yrigh Meiner Mutter, p des Schreibens in vielem unterstützte. die mich während Co Und meinem Daddy, der mit uns in unzählige Fantasiewelten eintauchte. Band 4 Für alle meine treuen Leserinnen und Leser, die sich gewünscht haben, dass es mit Maya und Domenico nicht aufhçrt.
Susanne Wittpennig
Maya und Domenico al
sel ateri a n B tes M e n run chßtz B is – ht-ges t n Fo yrig p Co
Die komplette Serie als Sonderedition Band 1
(beinhaltet Band 1 bis 4 der Serie)
l rial e e s t Ba s Ma n e n nder tzte Nationalbibliothek u ü r Bibliografische Information Deutschen h sc – B gverzeichnet e Die Deutsche Nationalbibliothek diese Publikation in der Deuts i t t n h o schen Nationalbibliografie; F rigdetaillierte bibliografische Daten sind im Internet pyüber www.dnb.de abrufbar. o C
Überarbeitete und erweiterte Sonderedition im Schuber 2015 by Fontis – Brunnen Basel Umschlag und Schuber: Atelier Georg Lehmacher, Friedberg (Bayern) Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: Finidr Gedruckt in der Tschechischen Republik ISBN 978-3-03848-054-9
Inhaltsverzeichnis Band 1 · Eine ungewçhnliche Freundschaft ....
9
1. Eine sensationelle Neuigkeit ........................................................
10
2. Die Laterne im Wald ....................................................................
15
3. Domenico....................................................................................
20
4. Mister Universum ........................................................................
27
5. Seltsame Vorfälle .........................................................................
34
6. AndrØs Rache ..............................................................................
40
7. Der Schatten in seinen Augen ......................................................
49
8. Triumph beim Vçlkerballspiel......................................................
54
9. Sein Geheimnis............................................................................
60
10. Der verbotene Turm.....................................................................
74
11. Drei Freunde ...............................................................................
82
12.
l rial e Janets bçses Gerücht.................................................................... e s t Ba s Ma n Erste Liebe................................................................................... e te n Die verrückte MutprobeB............................................................... run chütz Was ist nur mit ihm ges is –los?h.............................................................. t t n o ig Die andereFSeite vom pyr Park ........................................................... o Ein AlptraumC...............................................................................
88
137
18. Die Gewitternacht ........................................................................
148
19. Frau Galiani weiß alles.................................................................
157
20. Ein neues Licht ............................................................................
169
Band 2 · Liebe zwischen zwei Welten ..................
181
1. Mayas Tagebuch ..........................................................................
182
2. Der Junge mit den Narben............................................................
185
3. Leon ............................................................................................
192
4. Überraschende Folgen .................................................................
197
5. Mikes Deal...................................................................................
209
6. Die Stadt auf dem Berg ................................................................
218
7. Weiter nach Catania.....................................................................
229
8. Das Mädchen mit den roten Haaren.............................................
236
13. 14. 15. 16. 17.
94 100 108 123
6
9. Scherbenhaufen ..........................................................................
247
10. Jennys Geburtstagsfeier................................................................
251
11. Mit dir bis ans Ende der Welt .......................................................
267
12. Pechsträhne.................................................................................
277
13. Domenicos Geständnis ................................................................
284
14. Ausflug ans Meer .........................................................................
292
15. Bittere Enttäuschung....................................................................
305
16. Ein bçser Verdacht.......................................................................
312
17. Mingos Geschichte.......................................................................
316
18. Die Wahrheit ...............................................................................
340
19. Hinter dem Vorhang ....................................................................
358
20. Zurück in Deutschland.................................................................
363
21. Grüße aus Taormina.....................................................................
369
22. Das Leben geht weiter … .............................................................
373
l Band 3 · Entscheidung mit Folgen ..................... rial e e s t Ba s Ma n 1. Ein rätselhafter Brief.................................................................... e nn ützte u r 2. Nicki und Mingo .......................................................................... B ch s – e g is 3. Harte Realität............................................................................... ont rightF 4. Junkie-Bruder .............................................................................. py Co 5. Frag nicht! ...................................................................................
375 376 384 398 405 418
6. Schlafende Schmetterlinge...........................................................
425
7. Teeparty mit Mingo......................................................................
429
8. Das letzte Lied .............................................................................
446
9. Weiße Verbände...........................................................................
456
10. Leben hinter Regeln.....................................................................
462
11. Suleika und Gina .........................................................................
468
12. Das Geheimnis im letzten Zimmer ...............................................
477
13. Gangsterbraut ..............................................................................
490
14. Blick in Mamas Vergangenheit .....................................................
502
15. Tanz zwischen zwei Welten..........................................................
512
16. Kollaps ........................................................................................
519
17. Geschenktes Leben ......................................................................
528
18. Schritt für Schritt .........................................................................
537
544
20. Frau Galianis Rat .........................................................................
554
21. Der sechzehnte Geburtstag...........................................................
559
22. Für immer?..................................................................................
569
Band 4 · So nah und doch so fern ...........................
583
1. Krasse Überraschung ...................................................................
584
2. Domenicos Welt ..........................................................................
592
3. Ein Strich durch die Rechnung.....................................................
609
4. Platz der Verliebten......................................................................
617
5. Tiger-X ........................................................................................
628
6. Verpatzte Ferien...........................................................................
639
7. SMS an Mingo..............................................................................
647
8. Ernste Diagnose...........................................................................
653
9. Rätselhafte Bianca ....................................................................... l
662
a sel ateri Gala-Abend mit Konsequenzen .................................................... a n B tes M Du kannst mich mal! ................................................................... e n run chütz Carries Trost ................................................................................ B is – ht-ges X wie Xenon................................................................................ t n Fo yrig Nasse Versçhnung........................................................................ op C.............................................................................. Mingos Augen
686
16. King David...................................................................................
715
17. Aufbruch nach London ................................................................
728
18. Vater in Lebensgrçße ...................................................................
736
19. Tiefe Wunden ..............................................................................
746
20. Vollkommen abgedreht................................................................
753
21. Zukunftspläne im «Hard Rock Cafe» .............................................
762
22. Gefährlicher Zorn ........................................................................
769
23. Das fehlende Puzzle-Teil ..............................................................
777
24. Ein neues Versprechen.................................................................
782
10. 11. 12. 13. 14. 15.
671 680 692 699 708
7
19. Gefallene Mauern ........................................................................
Band 1
Maya und Domenico
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Eine ungewçhnliche Freundschaft
10 Band 1
1. Eine sensationelle Neuigkeit Ganz ehrlich: Bis ich vierzehn Jahre alt war, passierte nicht viel in meinem Leben. Fast alles war so, wie es sein sollte. Ich wuchs wohlbehütet auf, war gut erzogen und ging nicht sehr gern zur Schule. Das war ich, und ich träumte damals, dass sich etwas ändern würde. Aber ich wusste nicht, was das sein konnte. Bis diese Geschichte passierte. Sie riss mich aus meiner Unsichtbarkeit heraus und stellte mich Auge in Auge dem Leben gegenüber. Sie brannte sich für immer in mein Herz ein und lässt mich heute gleichzeitig lachen und weinen. Als ich den roten Sonntag vom Kalender riss, folgte unweigerlich in schwarzen Buchstaben ein stinklangweiliger Montag, und nichts deutete darauf hin, dass an diesem Tag eine sensationelle Neuigkeit mein Leben verändern sollte. Ich latschte mit meiner miesesten Laune über den ialDiese frçhlich l Schulhof. r e e s t singenden Vçgel hatten es gut. Sie ahnten a ja nicht, dass a das Innere dieses Bmal MSonne n s Gebäudes eine Folterkammer war. Nicht die ließ sich davon e te zdieses nn über t u ü abhalten, ihre schçnen sanftenrStrahlen etwas seltsame altertümh B c s – liche Schulhaus mit den zu werfen. Immerhin waren e tis grünen -gErkertürmen t n h o schon viele Generationen von Schülerinnen und Schülern durch das runde F rig y p Schultor getreten undohatten es überlebt. Das war ein Trost, wenn auch nur ein C sehr schwacher. Wir Realschüler waren im vorderen Trakt untergebracht, insgesamt zwçlf Klassen auf drei Stockwerke verteilt. Die kühlen Gänge rochen nach Bodenwachs, Kreide und verstaubtem Papier, und mittels eines missratenen Versuchs, dem Ganzen Farbe zu verleihen, waren sämtliche Klassenzimmertüren im letzten Jahr knallorange gestrichen worden. Ich schlüpfte rasch in die Mädchentoilette und stellte mich vor den Spiegel. Auf dem Glas prangte direkt über meinem Kopf mit pinkfarbenem Lippenstift in Delias ausladender Schnçrkelschrift «Kiss me!», verziert mit ihrem herzfçrmigen Lippenabdruck. Typisch! Ich riss grummelnd ein paar Kleenex aus der Box und entfernte das kitschige Kunstwerk. Das Gesicht, das mir entgegenblickte, konnte man eigentlich nur als durchschnittlich bezeichnen. Ich meine, es hatte durchaus ein paar hübsche Eigenschaften. Die großen braunen Augen zum Beispiel, die wie polierte Kastanien glänzten. Die lustigen Sommersprossen, die auf meiner Nase tanzten, wenn ich lächelte. Aber das war auch schon alles. Der Rest war durch und durch unauffällig und gewçhnlich. Mein Haar hatte dieselbe mattbraune
11 Band 1
Farbe wie eine Baumrinde und war lang und glatt, ohne Wellen oder irgendwas, das ihm interessante Konturen verlieh. Ich hatte es schon ein paar Mal mit Mamas Haarspray versucht, aber es war nichts zu machen, es fiel immer wieder in seine brave Form mit dem Mittelscheitel zurück. Delia und Isabelle sahen überhaupt nicht brav aus und waren viel hübscher als ich. Delia hatte ein herzfçrmiges Gesicht und einen ebenso herzfçrmigen Mund und hellblaue Augen mit langen Wimpern. Isabelle hatte eine Stupsnase und ein keckes, spitzes Kinn, mit dem sie sehr selbstbewusst aussah. In meinem Gesicht gab es nichts Keckes, alles war glatt und brav und rund. Ich trug das Haar immer offen, damit es meine Ohren verdeckte, weil Delia behauptete, ich hätte Schimpansenohren. Seit der Grundschule wünschte ich mir Ohrringe, richtig große, silberne, coole Ohrringe. Aber damit stieß ich bei Paps auf Granit. Er war absolut gegen alles, was die Natürlichkeit des Kçrpers beeinträchtigte. In Ohren gehçren nun mal keine Lçcher! Das lag wohl daran, dass er mit Leib und Seele Arzt war. Meine Uhr zeigte halb acht, und ich zog eine Grimasse. Allerhçchste Zeit, mich in die grässliche Folterkammer zu begeben. Unser Klassenzimmer lag im obersten Stock, Zimmer 308, linker Flur, dritte l ich über die Tür. Ich straffte meinen Rücken und hielt den Kopf l gerade, riaals e e s t Schwelle trat. Keine Unsicherheit zeigen, Maya, ausstrahlen. Ba Selbstbewusstsein Ma ngesehen s So ist es gut – ja, bingo, keiner hat n dich … e tzte Reihe zu und suchte das ü Ich steuerte auf meinen B Platz hintersten runin der h scSamantha ab. So hieß sie wirklich, und – nachgDelia e Zimmer mit meinen Augen s i t t jüngere Schwester hieß Linda Anastasia und n darauf. hIhre sie war furchtbar g i Fostolz r pyebenso hübsch wie Delia, aber man sah die beiden ging in die 6b. Sie o war C Schwestern nie zusammen. Delia posierte mit ihren Busenfreundinnen Manuela und Isabelle am offenen Fenster und schüttelte ihre hellblonde Mähne. Sie trug ein schwarzes Top mit glitzernden Pailletten – bauchfrei natürlich, damit jeder ihr Nabelpiercing bewundern konnte – und einen breiten silbernen Gürtel um ihre Hüfthosen. Meine T-Shirts waren immer lang genug, dass sie mein Hinterteil bedeckten. Mein Vater hätte mir nie erlaubt, in solchen Klamotten wie Delia rumzurennen. Er sagte immer, dass solche Mädchen wie sie eines Tages als Prostituierte enden würden. Okay, mein Vater übertrieb vielleicht manchmal, aber Delia trieb sich wirklich mit so manchem Jungen rum. Von mir wollte keiner was wissen, und ich hatte auch keinen Schimmer, wie ich es anstellen sollte, einen Typen zu erobern. Wer wollte sich schon mit der Außenseiterin der 8a anfreunden? Ich setzte mich an meinen Platz, stützte meinen Kopf in die Hände und wartete das Klingelzeichen ab. Dani und Ronny hatten soeben ihren Godzilla, oder was auch immer das sein sollte, an der Wandtafel vollendet, als die verrostete Schulglocke schepperte und Evelyn von draußen brüllte: «Sie kommt!»
12 Band 1
Blitzschnell stürzten alle zu ihren Plätzen. Dani und Ronny schmierten mit dem Schwamm über ihre bescheuerte Karikatur und verdrückten sich in ihre Bänke. Mit unserer Klassenlehrerin war nicht zu spaßen. Ausgerechnet heute hatte Frau Galiani aus irgendwelchen Gründen die Stunde mit Herrn Lenz getauscht. Auch das noch. Bei ihr musste man aufpassen wie ein Schießhund. Ihren scharfen Augen entging natürlich nie etwas. Sie war mittelgroß und kräftig gebaut und hatte absolut nichts Weibliches an sich. Ihr Haar war stoppelkurz, und sie trug immer Jeans und Sportschuhe, selbst im Hochsommer. Ihr wettergegerbtes Gesicht mit dem ausgeprägten Kinn hatte einen herben und spçttischen Ausdruck. Zwischen ihren Augenbrauen war eine tiefe, steile Falte sichtbar, die je nach Alarmstufe ihre Länge veränderte. Ihre schneidende Stimme traf jedes Mal mitten ins Ziel. Doch sie war immer total fair, und man lernte eine Menge bei ihr. Direkt nachdem sie uns begrüßt und den Unterricht aufgenommen hatte, wurde die Tür vorsichtig ein weiteres Mal geçffnet. Ein kleiner blonder und ziemlich dicker Junge schlich herein. Patrik. Er sah sich geduckt um und huschte lautlos an seinen Platz. Frau Galiani sah ihn kurz an, sagte aber nichts. Sie wusste ganz genau, dass Patrik jeden Morgen absichtlich zu spät kam, damit ihn die andern vor dem Unterricht nicht terrorisieren Und sie ial l rkonnten. e e s t tolerierte es. a a M Montag ab und war n B temits dem Mit einem Seufzen fand ich mich langsam e n z n t erleichtert, dass ich heute nicht hüwurde. Bruaufgerufen c s – In der kurzen Pausetis wollte ichgden - e Wust an Hausaufgaben, den uns Frau t n h o Galiani aufgebrummt igin mein Heft notieren, doch ich kam nicht dazu. F hatte, pyr und eine dichte Parfumwolke steuerten in meine Delias klackernde Schuhe o C Richtung. «Oh, süße Maya! Schçn brav die Aufgaben notieren, was? Da wird dein Papi aber Freude an dir haben!» «Das geht dich nichts an!», murmelte ich unbeholfen. Delia war ziemlich dumm in der Schule, aber das interessierte natürlich niemanden. Sie war hübsch genug, um das wieder wettzumachen. Sie gackerte lauthals und klebte sich wieder an Isabelle und Manuela. Alle drei steckten ihre Kçpfe zusammen und kicherten und tuschelten und verfolgten jede meiner Bewegungen mit ihren geschminkten Augen. Ich wandte mich ab und blickte aus dem Fenster, um die blçden Tränen, die bei mir viel zu leicht flossen, zu verbergen. Ich drehte mich erst wieder um, als die Jungs mit ihren saudämlichen Sprüchen anfingen. Der große, bullige AndrØ und seine beiden Kumpel Dani und Ronny formierten sich um Patrik und zogen immer engere Kreise um ihn, wie Geier um ihre Beute. AndrØ war ein Koloss von einsfünfundachtzig und Schuhgrçße 45, und er liebte es, schwächere Mitschüler zu terrorisieren. Patrik tat mir total leid. Nicht nur, dass er klein und dick war; er stotterte
13 Band 1
auch ziemlich beim Reden. Obwohl er ein Jahr jünger war als wir anderen, hatte er am meisten Grütze im Hirn, weil er Bücher geradezu verschlang. Im Rechnen war er unschlagbar. Dafür musste er im Sport hart büßen, weil er wegen seiner Statur die einfachsten Dinge nicht schaffte. «So, Fettwanst!», pçbelte ihn AndrØ an. «Rück mal deine Mathe-Aufgaben raus! Na, mach schon! Wo sind sie?» «I-in meiner Sch-schultasche!», flüsterte Patrik gequält. «Hoho!» Dani hob Patriks Schulranzen auf und schüttete den ganzen Inhalt einfach auf den Boden. «Ah, da haben wir’s ja!» Er hob ein blaues Heft mit dem sorgsam aufgeklebten Bild einer Lufthansa-Maschine auf und schleuderte es mit einer solcher Wucht auf sein Pult, dass es auf der andern Seite wieder hinunterflatterte. Patrik ließ alles mit gesenktem Blick über sich ergehen. «Hey, du fetter Pilot! Das Flugzeug wird bei deinem Gewicht ja abstürzen!», hçhnte AndrØ, der mit seinen hünenhaften Kçrpermaßen bestimmt einiges schwerer war als Patrik. Aber sein Spatzenhirn kapierte das nicht. Ich kochte vor Wut. Leider brachte ich nie den Mut auf, mich da einzumischen. Ich konnte ja nicht mal für mich selber einstehen. Frau Galiani hatte Patrik ziemlich deutlich klargemacht, dass er sichl selber wehren rial müsste, weil e e s t das niemand anders für ihn tun kçnnte. sich viel Zeit für ihn BaSie shatte Maum n genommen und ihn in Selbsthilfegruppen geschickt, sein Selbstbewusste te n z n t u ü sein zu stärken. Aber PatrikBhatte der ihm gezeigt hätte, wie r ja keinen ch kurzVater, s – e man sich als Mann behauptete. Der war nach seiner Geburt bei einem tis ht-g n o Flugzeugabsturz F ums yLeben rig gekommen. Und Patrik war nun mal keine p die Kämpfernatur, sondern gutmütigste Seele, die auf diesem Planeten rumlief. o C Endlich machte die Klingel diesem grausamen Terror ein Ende. Patrik schniefte und stolperte durchs Zimmer, um seine verstreuten Schulsachen aufzusammeln. Ich schenkte ihm ein unauffälliges Lächeln, doch er sah mich nicht. Es folgten Mathe und Englisch und danach die große Pause. Ich wanderte lustlos auf den Schulhof. Dort setzte ich mich auf die Mauer neben der alten Linde, wo ich immer saß und die Pausen allein zubrachte. Niemand außer mir war allein. Alle fanden irgendwie den Anschluss an eine Gruppe und hingen zusammen rum und lachten und grçlten und redeten. Ich hatte es oft versucht – früher. Ich hatte versucht, mich ihnen anzuschließen, aber immer, wenn ich in ihre Nähe kam, schien sich eine unsichtbare Mauer um die Clique aufzubauen, die ich nicht durchdringen konnte. Ich wusste nicht, woran das lag. Irgendwas schien bei mir offensichtlich einfach anders zu funktionieren. So verbrachte ich meine Zeit damit, die Grüppchen zu studieren, und wusste bald auswendig, wer immer mit wem zusammen war. Es gab nur ein einziges Mädchen, das ich auch oft allein sah, und das war Janet Bonaventura. Sie war berühmt, weil sie ständig irgendwelchen ¾rger verursachte, und niemand
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traute sich in ihre Nähe. Aber sie wollte wohl auch niemanden an sich ranlassen. Es hieß, dass sie außerhalb der Schule eine Bande anführte, mit Drogen dealte und Einbrüche verübte. Andere Gerüchte sagten sogar, dass sie eine Hexe sei. Ihre grünen Katzenaugen streiften lauernd über den Pausenhof, und mir war klar, dass sie ebenso intensiv beobachtete wie ich, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Ich wäre vielleicht für immer «unsichtbar» geblieben und hätte so wenigstens meinen Frieden gehabt, wenn nicht eines Tages die Sache mit der Bibel passiert wäre. Ich hatte gedacht, wenn ich die Bibel mit in die Schule nähme, würde Gott immer ganz nah bei mir sein. Es war ein kleines Neues Testament, und es passte gut in meine Jackentasche. Wenn ich einsam durch den Pausenhof wanderte, fasste ich in die Jackentasche und spürte den weichen ledernen Buchumschlag. Aber eines Tages hatte AndrØ mir meine Jacke geklaut und quer durchs ganze Zimmer geschleudert, und dabei war die Bibel zu Boden geflattert und hatte alle Blicke auf sich gezogen. Und von da an war ich die Komische, die Fromme, die einfach nirgends dazupasste. Ich traute mich seither nicht mehr, die Bibel mit zur Schule zu nehmen, obwohl ich nicht verstehen konnte, warum andere Mädchen, die einen Talisman trugen oder sich wie verrückt mit lHoroskopen rialbeschäftigten, e e s t respektiert wurden. Oder Ronny, der leidenschaftlich Ba s ManaAußerirdische glaubte n und von nichts anderem als seinem «Krieg der e te Sterne» erzählte und sich n z n t u ü dauernd einbildete, UFOs amBHimmel r czuhsehen. Das war doch auch ziemlich s – e abgedreht, oder? tis -g
t Fon yrigh p überraschte uns Frau Galiani mit einer sensatioAm Ende der fünftenoStunde C nellen Neuigkeit: «Morgen kommt ein neuer Schüler in eure Klasse. Er war vorher an der Leonhardt-Schule und wird hierher ein Jahr zurückgestuft!» Ihre Worte gingen in einer aufbrausenden Woge von Gejohle und der schrillen Schulglocke unter. «Hey, Mädels, habt ihr das gehçrt? Wir kriegen Zuwachs!», rief Delia begeistert und trommelte mit den Händen auf den Tisch. «Mensch, einen süßen Typen kçnnten wir prima gebrauchen! Wir haben ja nur diese Milchbubis hier!» AndrØ warf ihr einen grollenden Blick zu, und ich hätte sie am liebsten am Kragen gepackt und gegen die Wandtafel geknallt, mitten in die Jahreszahlen des Zweiten Weltkriegs hinein, so dass ihr hübsches Gesicht hinterher so richtig kreidebeschmiert war. Ich hoffte mit aller Leidenschaft, dass der Neue potthässlich sein würde, am besten mit einem total lächerlichen Namen wie Karlheinz Edelkçtter! «Na, du Heilige, was glotzt du so?» Delia stemmte forsch ihre Hände in die Hüfte und pustete mir mitten ins Gesicht. «So wie du aussiehst, wird der Neue bestimmt gleich das große Kotzen kriegen!»
2. Die Laterne im Wald l
el ateria s a Mein Zuhause lag nur fünfzehn Minuten von M entfernt in einem der n B der sSchule e e t n exklusiveren Wohnviertel der Stadt. Unsere Straße war grün und sonnig und n tz u ü r h mit schçnen Magnolien gesäumt. scwohnte in einem großen weißen Haus – B geIch s i t mit einem wunderschçn gepflegten Garten. Der war Mamas Werk. Direkt ht on riPapas g neben unseremFHaus lag Arztpraxis. Sie war bekannt und meistens so py o ausgebucht, dassC Paps kaum noch neue Patienten aufnehmen konnte. Doktor Fischer war den meisten Leuten ein Begriff, weil mein Vater schon ein paar Mal im Fernsehen und im Radio gesprochen hatte. Ab und zu erschien auch ein Zeitungsartikel von ihm in irgendwelchen Gesundheits-Ratgebern. Mamas Theorie war, dass die andern Mädchen aus meiner Klasse neidisch auf mich waren, weil ich ein so privilegiertes Kind war, doch ich glaubte da nicht recht dran. Mama war meistens schon am Kochen, wenn ich nach Hause kam. Ich kam in der Regel gut mit ihr klar. Sie erlaubte mir auch viel mehr als Paps. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, als ich in die Wohnung latschte und die Jacke über den Kleiderständer warf. «Na, wie war die Schule, meine Große?» «Oberdoof!» Mama machte sich Sorgen um mich, weil ich mir in der Klasse keinen Respekt verschaffen konnte. Frau Galiani hatte auch mir eine dieser Selbsthilfegruppen anzudrehen versucht. Aber ich hatte mich bei dem Gedanken irgendwie lächerlich gefühlt. Selbsthilfegruppen, das war doch nur was für die
15 Band 1
«Ha! Ha! Ha! Vielleicht heißt er ja Karlheinz Edelkçtter!», erwiderte ich ungeschickt und verhaspelte mich am Ende des Satzes. Das hatte man davon, wenn man sich ausnahmsweise mal krampfhaft eine schlagfertige Antwort ausdenken wollte. Delia, Isabelle und Manuela sahen sich amüsiert an und lachten dann schallend los. «Habt ihr das gehçrt? Karlheinz Edelwas?» «Gott, wie niedlich!» «Ach, du armes Mädchen, plagt dich etwa der Neid, weil du so bescheuert aussiehst, dass du nie einen Boy abkriegen wirst?» Delias Stimme triefte vor Spott. Manuela und Isabelle kicherten und warfen arrogant ihre Haare zurück. Da verpuffte das kleine bisschen Mut wieder, und ich ließ geschlagen den Kopf hängen. Die drei Tussis johlten laut und triumphierend auf und staksten mit schwingenden Hüften und erhobenen Kçpfen aus dem Raum. Traurig und wütend blickte ich ihnen nach. Warum endete es bloß immer eins zu null für diese doofen Hühner?
16 Band 1
absoluten Problemfälle, für Quadratverlierer. Und das war ich doch nicht! Ich musste einfach nur lernen, mich besser zu wehren. Hin und wieder war bei uns im Gespräch gewesen, dass ich die Klasse wechseln sollte. Doch Paps befürchtete, dass dadurch meine Schulbildung zu sehr durcheinander kommen kçnnte. So eine tüchtige Lehrerin wie Frau Galiani würde ich so schnell nicht wieder kriegen, meinte er. Paps kam kurz nach mir nach Hause. Als ich seinen Schlüssel hçrte, raste ich mit beinahe halsbrecherischer Geschwindigkeit in die Diele, um meine Jacke ordentlich aufzuhängen. Paps legte ungeheuren Wert auf Ordnung, und ich konnte seine Vorträge darüber nicht leiden. Deshalb sorgte ich dafür, dass es gar nicht erst so weit kam. Paps trat hungrig und lächelnd in die Küche. Ich hätte schwçren kçnnen, dass man ihm schon von weitem seinen Beruf ansah. Seine runde Nickelbrille und sein buschiger brauner Vollbart ließen ihn wie einen richtig gutmütigen Onkel Doktor aussehen. «Hallo, meine Lieben! Wie geht es euch?» «Gut! Und dir?», antworteten Mama und ich gleichzeitig. «Ich habe viel zu tun gehabt heute und bin sehr müde! Fast ein Wunder, dass l Esther, rialich wäre froh, ich überhaupt mit euch zusammen Mittag essen kann. e e s t Ba s Ma wenn du mir heute Nachmittag zur Hand gehst!» n e te Mama arbeitete halbtags in Papas wie die Arbeit anfiel, nnPraxis,üjetznachdem, u r h B c entweder morgens oder nachmittags. Sie war auch ¾rztin, und meine Eltern – ges s i t hatten sich währendnihres Medizinstudiums ineinander verliebt. t o saßen righwir um den Tisch und sprachen unser TischFünf MinutenFspäterpy o Chungrig gebet, bevor wir uns über Braten und Kartoffelbrei hermachten. Mama kochte ausgesprochen gern und gut und achtete sehr auf Abwechslungsreichtum. Ich war froh, dass Paps heute nicht nach der Schule fragte. Für ihn war die Schule das A und O. Ich kannte seine Geschichten von seiner Studentenzeit und seinem erfolgreichen Abschluss in- und auswendig, aber er wurde nicht müde, sie immer und immer wieder zu erzählen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ich in seine Fußstapfen treten und eines Tages seine Praxis übernehmen würde. Dabei wusste ich nicht mal, ob ich überhaupt ¾rztin werden wollte. Wir aßen eine Weile schweigend, während ich die Gesichter meiner Eltern studierte und mich fragte, von wem ich meine große Nase geerbt hatte. Vermutlich von Paps, denn Mamas Nase war schmal. Ich war froh, dass meine Eltern sich am Mittagstisch nie stritten, wie es bei andern Kindern der Fall war. Isabelle zum Beispiel erzählte ständig mit angenervtem Gesicht von ihrem Zoff zu Hause. Vielleicht war sie deshalb so streitsüchtig. Zwischen meinen Eltern fiel selten ein lautes Wort. Manchmal fragte ich mich sogar, über was sie
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sprachen, wenn ich nicht dabei war. Mama war immer viel stiller in Papas Gegenwart. Plçtzlich fiel mir die großartige Neuigkeit wieder ein. «He, wir bekommen morgen einen neuen Schüler!» «Wie bitte?» «Frau Galiani hat es heute verkündet.» «Mitten im Schulhalbjahr? Das ist doch seltsam!», sagte Paps nicht gerade erbaut. «Er kommt aus einer anderen Schule und muss eine Klasse wiederholen.» Ich dachte nach. Paps hatte Recht, das war wirklich merkwürdig. Im Mai wechselte normalerweise kein Schüler die Klasse. «An den Schulen herrscht aber heutzutage auch wirklich Chaos. Kein Wunder, dass die Kinder immer mehr verblçden!», meinte er kopfschüttelnd. Nach dem Essen machte Mama sich bereit für die Praxis, was bedeutete, dass ich das Geschirrspülen aufgebrummt bekam. Dafür konnte ich heute Nachmittag in aller Lautstärke die Top Ten hçren, wenn niemand zu Hause war. Ich rannte nach dem Abwasch sofort in mein Zimmer hinauf und drehte meine XBS-Bass-Boost-Anlage auf. Meine so genannte Festung war genau nach l grünen und lund sonnig, meinem Geschmack eingerichtet. Frühlingshaft riamit e e s t a a rosa Blütenmustern an den Wänden und Nicht Bhellroten MSeidenvorhängen. n s e e t n gerade das, was man cool und ntrendig nannte. tz Aber ich mochte Blumen. Bru schfürü Gartenarbeit ein bisschen auf mich Vielleicht hatte Mama ihre–Leidenschaft tishatteheine -gestattliche Anzahl von Pflanzen überall in übertragen, denn n ich t o ig F aufgestellt. meinem Zimmer pyr o Der Schreibtisch C stand direkt vor meinem Fenster. Paps war zwar dagegen gewesen – er hatte befürchtet, dass ich dadurch bei meinen Schulaufgaben zu sehr abgelenkt würde – aber ich liebte nun mal die schçne Aussicht. Rechts daneben stand ein Regal, das mit Büchern voll gestopft war, die ich natürlich alle mehr als tausendmal gelesen hatte. Links vom Schreibtisch fiel das Dach schräg ab und bildete eine Nische, in der mein Bett stand. Direkt über dem Bett war noch ein Fenster, durch das ich den Himmel sehen konnte. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Meine Eltern erfüllten mir fast jeden Wunsch. Das lag wohl daran, dass ich ihr einziges Kind war. Das war eine wirklich traurige Geschichte in meiner Familie, doch ich konnte mich kaum mehr daran erinnern. Ich hatte nämlich einmal einen kleinen Bruder gehabt. Aber er war mit drei Monaten gestorben. Ich war damals zwei Jahre alt gewesen, und das Einzige, was ich noch wusste, war, dass meine Eltern fürchterlich geweint hatten. Im Wohnzimmer auf dem Kamin stand ein Foto des kleinen Michael, wie er selig in Mamas Armen schlummerte. Manchmal stand ich unendlich lange vor dem Kamin, schaute mir das Bild an und versuchte mir vorzustellen, wie mein Bruder wohl heute aussehen würde.
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Ich verbrachte die Abende lieber an meinem Schreibtisch als mit meinen Eltern vor dem Fernseher. Sie fanden das okay, weil sie dachten, dass ich eines meiner unzähligen Bücher lesen würde. Aber das tat ich nicht. Sie hatten keine Ahnung, was ich wirklich machte. Vor mir auf dem Schreibtisch lag ein geçffnetes Heft, das ein Geheimnis mit sich herumtrug: meinen selbst geschriebenen Roman. Seit ich elf war, schrieb ich an einem richtigen Buch, aber das durfte kein Mensch auf dieser Welt wissen. Und schon gar nicht meine Eltern! Es ging um eine Laterne im Wald, die über magische Kräfte verfügte. Die zwei Kinder in meinem Buch, die ich Jashnika und Michael getauft hatte, gelangten durch die Laterne in eine andere Welt und mussten gegen finstere bçse Mächte kämpfen, um diese geheimnisvolle Welt zu retten und der Laterne ihr Licht zurückzugeben. Wenn meine Eltern ungebeten in mein Zimmer traten, schob ich das Heft schnell unter meine Schreibunterlage und zog eines meiner Schulbücher heran. Es war schon recht dunkel draußen. Wie fast jeden Abend wartete ich nur auf den einen Moment: dass endlich die Straßenbeleuchtung eingeschaltet wurde. Die Laterne in meiner Geschichte hatte nämlich eine besondere Bedeutung. Unsere Straße grenzte direkt an den Park. Auf der Seite l gegenüberliegenden rial e e s t waren keine Häuser, so dass ich eine ungehinderte a auf die Grünanlage Ba sAussicht Mabfiel, n hatte. Da die Straße einen Bogen machte und leicht stand unser Haus e te n z n t u ü auf einer kleinen Anhçhe. Weiter ein schmaler Pfad ab, der Br unten chzweigte s – e durch ein kleines Wäldchen zu einer alten Villa hinaufführte. Sie gehçrte zum tis ht-g n o Park und war zu umgebaut worden. Aber dieser g iHeimatmuseum F einem pyerr war nur den Eigentümern und Angestellten vorDurchgang war privat; o C behalten. Wenn man zu der Villa gelangen wollte, musste man einen Umweg durch den Park am See-Restaurant vorbei machen und den çffentlichen Pfad benutzen. Das war ungefähr eine Strecke von zwanzig Minuten, der direkte Weg über den privaten Pfad hingegen brauchte hçchstens fünf Minuten. Aber es war nicht die Villa, die für mich eine Bedeutung hatte, sondern die wunderschçne alte Laterne, die auf dem gepflasterten Vorplatz stand. Ich musste den Feldstecher nehmen, um sie besser sehen zu kçnnen. Ich bekam immer Gänsehaut, wenn ich dieses einsame Licht so geheimnisvoll durch die Baumwipfel schimmern sah. Nachts hatte ich oft Träume, aus denen ich gar nicht mehr aufwachen wollte. Ich träumte, auf einem weißen Pferd durch diesen grünen Wald zu reiten, in dem sich das Licht der Laterne in allen Farben brach, wie ein leuchtender, himmlischer Regenbogen. Und wenn ich ans Ziel kam, zu dem Platz mit der Laterne, hatte ich das Gefühl, den Ort gefunden zu haben, wo alle Sehnsüchte, Wünsche und Träume meines Herzens aufeinander trafen. Aber meistens wachte ich in diesem Augenblick auf und war enttäuscht, dass ich den Traum nicht zu Ende träumen konnte. Ich hatte versucht, meinen Eltern
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davon zu erzählen, aber die verstanden so was nicht. Also hatte ich begonnen, diesen Roman zu schreiben. Ich blickte auf meine Uhr. Allerhçchste Zeit! «Ich zähle bis drei!», murmelte ich. «Eins, zwei, drei!» Nichts geschah. Ich begann von vorne. «Aber diesmal bis zehn!» Ich kam nur bis sieben. Von einem Moment auf den andern war der Park in ein funkelndes Lichtermeer verwandelt, in dem meine Laterne wie ein besonders heller Stern am Nachthimmel leuchtete. Paps mochte den Park nicht. Er fuhr lieber mit uns hinaus ins Grüne oder in die Berge. Früher waren wir oft beim See-Restaurant gewesen und hatten dort Lachsforelle gegessen. Aber jetzt taten wir das nicht mehr. Heute kamen ab und zu Drogenabhängige von der anderen Seite des Parks bis zum Restaurant. Und seit Paps dort eines Tages alte Spritzen im Gras entdeckt hatte, wollte er da nicht mehr hingehen. Und auch mir hatte er es verboten. Aber Mama erlaubte es mir trotzdem heimlich ab und zu. Sie ermahnte mich jedes Mal: «Geh nicht weiter als bis zur Laterne!» Sie war die Grenze. Paps erzählte manchmal Schauergeschichten von der anderen Seite des l dort herumParks. Wie kriminell es dort zuging und wie verwahrlost dieia l r Kids e e s t streunten und schon im KindergartenalterBklauten. Von a aMännern, die besoffen M n s nach Hause kamen und ihre Familie verprügelten. Von Armut und Drogene te n z n t u ü elend. Hinterher ging ich immer und grübelte darüber nach. Br in mein chaufZimmer s – e Wie war es wohl, ein iKind zu sein, das der anderen Seite vom Park lebte? t s ht-g n o Mama erzählte F mir yoft, rigdass Paps Mühe hatte, sich mit dem Stadtleben abzufinden. Er war o inpeiner gutbürgerlichen Familie auf dem Land aufgewachC sen und hing an deren Traditionen. Aber sein Wunsch, Arzt zu werden, war so stark gewesen, dass er dafür die Welt, die er gewohnt war, aufgegeben hatte. Vielleicht kam auch dazu, dass meine Eltern schon fast fünfzig waren. Sie hatten erst spät Kinder gekriegt. Paps hatte Mühe mit all dem modernen Zeug, wie er das immer nannte. Zu seiner Zeit hätte es schließlich noch keine Handys gegeben, geschweige denn Techno und Piercings und Computer. Als ich mir vor einem halben Jahr heimlich eine «Bravo» gekauft hatte, hatte ich einen ganz schçnen Rüffel abgekriegt. Ich hatte vergessen, die Zeitschrift in der Schublade meines Schreibtisches zu verstecken. Und Paps hatte sie auf meinem Nachtschränkchen entdeckt. Er hatte ernsthaft geglaubt, ich würde mich mit Pornografie beschäftigen, dabei hatte ich doch nur ein Bild meines damaligen Lieblingssängers rausschnippeln wollen. Ich errçtete jetzt noch, wenn ich daran dachte. Nachdem ich meinen Eltern Gute Nacht gewünscht und mich bequem in meine Decke gekuschelt hatte, dachte ich wieder an den neuen Schüler. Auf jeden Fall würde es am nächsten Tag mal eine interessante Abwechslung geben. Wenn der Neue nur kein Ekel war! Aber vielleicht half es, wenn ich
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dafür beten würde. Denn immerhin hatte ich einmal ein kleines Wunder erlebt, und das hatte mir Mut gemacht, an weitere zu glauben. Als ich etwa neun Jahre alt gewesen war, hatte ich mit Mama zusammen ein verletztes Kätzchen auf der Straße gefunden. Das Tier war angefahren worden und hatte eine riesige offene Wunde. Das Blut floss in einem schrecklichen Rinnsal über den Bordstein. Ich werde diesen entsetzlichen Anblick nie in meinem Leben vergessen. Mama und ich hatten das Kätzchen sofort zum nächsten Tierarzt gebracht, der mit einem bedrückenden Murmeln den Kopf geschüttelt und gemeint hatte, dass da nicht mehr viel zu retten sei. Trotzdem hatte ich den ganzen Tag unaufhçrlich gebetet, dass Gott ein Wunder tun und das Kätzchen gesund machen würde. Und tatsächlich fügte sich ein Geschick nach dem anderen zum Guten. Drei Tage später erhielten wir die Nachricht, dass das Kätzchen wohlauf sei und sich sein Besitzer gemeldet hatte. Der Tierarzt selbst meinte, dass es ein kleines Wunder gewesen sei. Nichts auf dieser Welt konnte die Freude beschreiben, die ich damals empfunden hatte. Daran dachte ich jetzt, nachdem ich mein Gebet gesprochen hatte. Ich betete fast jeden Abend, dass irgendein Wunder geschehen und die Situation in l Sache, die meiner Klasse verändern würde. Aber Mama meinte, l dasteseiriakeine e s einfach über Nacht komme. Ba s Ma n e Ich rollte mich auf die Seite und n zog die Decke te bis zur Nasenspitze hoch. tzSchlaf, ü runerholsamer Bald überfiel mich ein tiefer B und in dem ich bereits vom h c s – e nächsten Tag träumte,tvon dem neuen Mitschüler. Und in meinem Traum kam is ht-g n o er mit einer Katze F auf dem rigArm zur Schule, hatte ein verbundenes Bein und pyNamen, einen sehr komplizierten den es in Wirklichkeit nicht gab und an den o C ich mich am Morgen, als ich aufwachte, auch nicht mehr erinnern konnte.
3. Domenico Eine freundliche Morgenbrise spielte mit meinem Haar, als ich etwas schneller als sonst zur Schule marschierte. Ich platzte schier vor Spannung, als ich die Schultür hinter mir zuknallen ließ. Die letzten Treppenstufen rannte ich und kam fast atemlos im Klassenzimmer oben an. Die ganze Meute hatte sich um Delias Pult versammelt und war ungewçhnlich still. Nur eine unbekannte, leicht heisere Jungenstimme war zu hçren. Sie klang cool, irgendwie richtig hart und abgebrüht. War das etwa der Neue? «Ey, jetzt im Ernst, eure Lehrer mach ich zur Schnecke, das schwçr ich euch! An meiner alten Schule sind die alle in der Klapsmühle gelandet!» «Echt jetzt? Nur wegen dir?», hçrte ich Delia sagen. «Was glaubst du denn? Wenn, dann mach ich’s gleich richtig!» Alle meine Kçrperhaare richteten sich auf und verursachten ein elektri-
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sches Gefühl, angefangen von der Kopfhaut bis zu den Fersen. Ich stellte mich hinter Karin und Katharina und versuchte einen Blick zu erhaschen. Ich wollte wissen, wer da so redete! Ich war auf einen Schlag ziemlich gefesselt von dem Anblick des Neulings. Auf dem Pult saß in lässiger Pose ein ziemlich ausgeflippter Junge mit rçtlichen Haaren und einer Red-Bull-Dose in der Hand. In dem Moment, als ich ihn sah, wandte er mir sein Gesicht zu, und seine ausdrucksstarken, blaugrauen Augen blitzen mich an. Ich wollte «Hallo» sagen, doch da erkannte ich erst, dass er mich gar nicht wahrgenommen hatte. Seine Kleidung schockierte und faszinierte mich gleichzeitig: Seine verwaschenen Jeans und sein schwarzes, ausgebleichtes T-Shirt waren zerfetzt und durchlçchert. Der Gammel-Look war zwar bei den Jungs beliebt, aber das hier war ziemlich heftig. Niemand lief mit so kaputten Sachen rum. Um seinen Hals trug er Lederketten mit einem spitzen, gebogenen Raubtierzahn und einem silbernen Anhänger, der irgendwie wie ineinander verschlungene Dornen aussah. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm losreißen. Noch nie hatte ich so einen hübschen Jungen gesehen. Ich begann jedes Detail an ihm zu studieren, während ich atemlos zuhçrte, was er zu Delia und den anderen sagte. l rial e e s t «Ihr habt wohl ’ne ziemlich uncoole Lehrerin, a was?» a Er lächelte mitleidig. n B tesSieMrückte näher zu ihm und Seine Augen schienen Delia fast zun verschlingen. e z den meisten Jungs wirkte. Ich ütbei warf sich in ihre gut einstudierte runPose,chdie B nahm ziemlich verbittert ges dass auch diese neue Hoffnung für is –zurhtKenntnis, t n mich bereits abgehakt ig Fo ywar. pderrNeue ganz und gar nicht. Er stampfte breitbeinig auf Auch AndrØ gefiel o C ihn zu und musterte ihn schnaubend von oben bis unten. «Hey, Dämlack, mach hier nicht den Obermacker! Ich stopf dir die Fresse! Vor mir hat die ganze Schule Respekt!», grçlte er mit seiner Rowdy-Stimme. «So?», fragte der Neue spçttisch. «Ich aber sicher nicht!» Mir fiel auf, dass der Junge mit einem leichten Akzent sprach. Woher kam er eigentlich? Und wie hieß er überhaupt? Eines war jedenfalls sicher: Das war ein Vollidiot hoch drei! So einer hatte mir gerade noch gefehlt! «Ach, halt doch die Klappe, du Schnapskrçte!», schrie Delia. «Mag sein, dass du der Stärkste bist, aber Domenico ist dafür der Hübscheste. Und ich mag lieber hübsche Boys!» AndrØ knurrte. Seine ausladende fleischige Nase und sein kurzgeschorener Kopf machten sein Gesicht nicht gerade zu einem Kandidaten für eine Mister-Universum-Wahl. Dafür war er überall wegen seiner Kraft und Grçße gefürchtet. Domenico! Ich hatte diesen Namen noch nie aufgeschnappt, aber er hçrte sich ziemlich exotisch und interessant an. Ich sammelte ja immer außergewçhnliche Namen für meine Romane!
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Domenico grinste und fügte gelassen hinzu: «Keep cool, Delia, ich war in meiner alten Schule auch schon der Stärkste! Mit dem Weichei hier nehme ich’s schon auf!» Die Mädchen klatschten begeistert in die Hände, da alle dem ollen AndrØ schon ewig eins aufs Dach wünschten. AndrØ fletschte rachsüchtig die Zähne. Da bahnte sich eine ziemlich gefährliche Rivalität an, das stand felsenfest. «Hast du ’nen Spitznamen?», fragte Manuela. «Irgend ’ne Abkürzung? Domenico ist ein so schrecklich langer Name!» «Ihr kçnnt mich Nico nennen oder Nic oder Nicki.» Er lächelte die Mädchen betçrend an. Ich sah, dass er zwischen seinen beiden Vorderzähnen eine große Lücke hatte, was seinem Gesicht etwas noch Verwegeneres gab. An seinem linken Schneidezahn war sogar ein kleines Stück abgebrochen. Er beugte sich näher zu Delia. «Sag mal, wie ist das, kann ich mich neben dich setzen?» «Oh!», hauchte sie geschmeichelt. Doch dann machte sich Enttäuschung auf ihrem Gesicht breit. «Das geht leider nicht. Ich sitze schon neben Manu!» «Wo soll ich denn dann sitzen?» l ich nicht Alle blickten sich um. Mein Herz versagte fast. l Daran riahatte e e s t gedacht. Es gab für ihn nur zwei Mçglichkeiten: den Platz neben Ba sentweder Maunmittelbar n mir oder den neben Patrik. Aber Patrik saß ganz vorne, vor dem e te n z n t u ü Katheder. Und so, wie ich diesen würde der ganz sicher Br Domenico ch einschätzte, s – e nicht den Platz unter Frau Galianis strengen Adleraugen wählen. Also blieb nur tis ht-g n o noch der Platz neben ig Magen zog sich krampfhaft zusammen. F mir.yrMein pdir ja nur der Dickwanst und diese heilige Kuh!», hçrte «Pah, dann bleiben o C ich Delia sagen. Domenico machte ein ziemlich langes Gesicht. «Ach, du meine Fresse! Und wer soll das sein?» Die Erde bebte unter meinen Füßen. Das war ohne Frage die grçßte Gemeinheit, die Delia je verübt hatte: mich vor dem Neuen so bloßzustellen! Ich vergrub schnell mein Gesicht im ¾rmel. Nicht heulen, bloß nicht heulen! Delias Augen suchten mich, und es nützte auch nichts, mich hinter Katharina zu verstecken. «Das dort ist unsere heilige brave Streberin!» Ihr Zeigefinger war direkt auf mich gerichtet. Jetzt wurde ich von Domenicos Augen fixiert. Diese blaugrauen, stechenden Augen, die mich eingehend von oben bis unten musterten und blitzende Pfeile auf mich abfeuerten. Ich fühlte mich so elend und plump und doof, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre. War da nicht ein belustigtes Zucken um seine Mundwinkel? Ich konnte es nicht genau erkennen, da die Tränen die Oberhand gewannen und mir die Sicht trübten. Ich hätte Delia so gern eine gepfefferte Antwort gegeben. Ich war keine heilige brave Streberin! Ich schluckte meine Tränen runter und presste fest die Lippen aufeinander.
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Schließlich pfiff er anzüglich durch die Zähne und sagte: «Allora, wo sitzt du denn?» «Hinten, in der letzten Reihe am Fenster.» Ich rang darum, meiner Stimme einen festen Klang zu geben. Er schleuderte seine Papiertüte, in die er ein paar Bücher gestopft hatte, nach hinten auf mein Pult und schlenderte lässig durch den Mittelgang. Ich trottete niedergeschlagen hinter ihm her und ließ mich auf meinem Platz nieder. Hatte Gott irgendwie Pfropfen in den Ohren gehabt? Dieser Domenico übertraf meine schlimmsten Alpträume. Und Delia hatte natürlich wieder mal Glück gehabt! «Leute, sie kommt! Aufgepasst!», rief Isabelle durch die Klasse. Sofort sausten auch die Allerletzten auf ihre Plätze. Delia lächelte Domenico erwartungsvoll an und drapierte sorgfältig ihre blonde Haarmähne über ihre Schulter. Ich saß mit aufgestütztem Kopf da und seufzte tief in mich hinein. Meine Augen waren immer noch feucht. Es war also nichts aus Karlheinz Edelkçtter geworden. Frau Galiani betrat den Raum, gefolgt von Patrik, der wie ein geducktes Mäuschen an seinen Platz schlüpfte. Der letzte Lärm verebbte. Ihr strenger Blick wanderte durch die Klasse und blieb schlussendlich l rial an Domenico e e s t haften. Ba s Ma n «Herzlich willkommen in der 8a, Domenico! e te Hast du deine Unterlagen n z n t u ü schon beim Rektor abgegeben?» Br sch – «Nç, der Saftsack hat verpennt.» tis ht-ge n o Die Klasse brach ig aus, am lautesten Delia. F in Gelächter pyrFrau Galiani ärgerlich. «Domenico di Loreno!», sprach «Ruhig, Delia!», befahl o C sie seinen Namen ganz aus und schrieb sich etwas auf. Immerhin war sein Name sehr außergewçhnlich, genauso wie in meinem Traum in der Nacht. Sie schaute ihn aufmerksam, ja sogar sehr ernst an. Fast so, als wüsste sie irgendetwas über ihn. Gleich zu Anfang ließ sie uns ein Übungsdiktat schreiben. Ich klappte mein Heft auf. Vor Diktaten fürchtete ich mich in der Regel nicht. Nach etwa vier Sätzen schielte ich vorsichtig zu Domenico rüber. Er saß mit aufgestütztem Kopf da und kritzelte mit einem zerkauten Bleistift etwas aufs Papier. Warum benutzte er keinen Füller? Ich schrieb meinen Satz fertig und begann Domenico aus den Augenwinkeln zu betrachten. Zuerst studierte ich seine Haare. Je nach Lichteinfall schienen sie entweder hellbraun oder rçtlich. Wie ein Chamäleon, dachte ich. Sie hingen ihm in frechen, langen Strähnen ins Gesicht, so dass sie seine blaugrauen, mandelfçrmigen Augen verdeckten. Seine Augenbrauen, die etwas dunkler als seine Haare waren, verliefen in einem schçn geschwungenen Bogen leicht nach oben. Und natürlich hatte er ein spitzes, keckes Kinn. Noch zwei weitere Details nahm ich wahr: Er hatte sich um sein linkes
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Handgelenk eine Unmenge brauner Lederbändchen gewickelt, und er roch nach Zigarettenqualm. Er bemerkte plçtzlich, dass ich ihn anschaute, und hçrte auf zu schreiben. «Was glotzt du mich so an?», zischte er. Seine Stimme war schneidend und kalt. Seine Augen blitzten wie zwei Dolche. «Entschuldigung!», murmelte ich hastig und errçtete. Zum zweiten Mal an diesem Tag kamen mir die Tränen. Ich verpasste den nächsten Satz. Und den übernächsten. Frau Galianis Stimme drang kaum mehr bis zu mir durch. Nach einer Weile brach sie ab und kam zu Domenico. Die steile Furche zwischen ihren Augen vertiefte sich, als sie sein Heft in die Hände nahm. «Domenico …» Ihre Stimme klang ziemlich verzweifelt. «Bitte geh mal an die Tafel!» Domenico grinste die Lehrerin frech an und blieb sitzen. «Aber dalli!» «Ja-ja, calma. Keine Panik, Lady!» Er schob sich einen Kaugummi in den Mund und schlenderte gelassen nach vorne. Die Blicke der Mädchen saugten sich richtiggehend an ihm fest. Frau Galiani blieb neben seinem Platz stehen und stemmte forsch ihre Hände auf die Hüften. l rial «So! Und jetzt nimm eine Kreide und schreibse Alphabet!» e t Bdiea Kreide Er rollte mit den Augen und drückte Mamit einem hässlichen n s e e n war Quietschen an die Tafel. Seineun Schrift unansehnlich, aber tztziemlich ü r h B c dennoch war das Wort ganz klar zu erkennen: «Alfabett». es grinste und machte ein «Du-kannstg is – Domenico t «Idiot!», brummtenAndrØ. t Fo Dasyunterdrückte righ mich-mal»-Zeichen. Kichern ließ sich kaum noch bändigen. p o C sich. Frau Galiani räusperte «Nun, Domenico, mir scheint, ich muss dich in einen Deutsch-Nachhilfeunterricht schicken.» Peng, das saß! Das würde ihm den Unsinn schnell austreiben. Frau Galiani war wirklich klug! Domenico lehnte sich an die Tafel und blickte die Lehrerin angewidert an. «So ’n Schwachsinn!», sagte er unverfroren. Sie ging mit energischen Schritten auf ihn zu und packte ihn fest an den Schultern. «Junge, ich sage dir eins: Wenn du glaubst, du kçnntest in meinem Unterricht rebellieren, dann täuschst du dich gewaltig. Du gibst mir nach der Stunde das Heft ab! Ich werde dein Diktat benoten!» Wir alle, auch ich, starrten Frau Galiani geschockt an. An ihrer Strenge gab es nichts zu rütteln, aber gleich so? Die Mädchen warfen Domenico mitleidige Blicke zu, doch er winkte nur gelassen ab. Ich konnte nicht ausmachen, ob er über diese Strafe betroffen war. Ich hatte nochmals einen Blick auf sein Heft geworfen. Mit diesen Rechtschreibfehlern würde er garantiert ein Mangelhaft verpasst kriegen! Hundertprozentig.
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«Ich pfeif auf das blçde Diktat!», meinte Domenico nach den zwei Deutschstunden, als wir Mädchen uns im Pausenhof um ihn versammelt hatten. Ich war unheimlich neugierig, was als Nächstes passieren würde. Er rauchte eine Zigarette und musterte jedes Mädchen mit seinem unwiderstehlichen Zahnlücken-Lächeln. Nur mich natürlich nicht. Entweder spielte er so gut Theater, oder er war tatsächlich so abgebrüht, dass es ihm nicht die Spur peinlich war. «Die ist zwar gerissener, als ich dachte, aber ich krieg das schon hin. Ich denk mir was aus!» «Die kriegt man fast nicht klein», meinte Delia. «Das fand ich jetzt wirklich voll übertrieben von ihr!», sagte Manuela. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. «Ach! Ich sag doch, ich pfeif drauf, ey!» «Also, wenn du die Galiani schaffst, kriegst du ’ne Medaille!», bemerkte Isabelle mit vorgerecktem Kinn und band ihr dunkelbraunes, glänzendes Haar zu einem schwungvollen Pferdeschwanz zusammen. «Ey, wart’s ab, ich hab noch ’ne Menge Tricks auf Lager!» «Die hatten wir auch, falls du glaubst, wir hätten nicht so viel Hirn.» Isabelle gab sich wie immer nicht so schnell geschlagen. l zu schnell «Ihr habt zu viel Muffe, das ist alles!», meinte ler. «Ihr lasst riaeuch e e s t einschüchtern.» Er schnippte seine Zigarette Bogen fort, wo sie Ba ins hohem Ma sich n neben dem Fahrradschuppen liegen blieb, und zündete eine neue an. e te n z n t u ü «Pass auf, dass die Galiani dich r nicht sieht!», meinte Isabelle. «Rauchen ist – B gesch auf dem Schulgeländeisverboten.» t- meinte er cool und zuckte zusammen, als nt vonigegal!», h «Das ist mir F soowas pyr plçtzlich eine Reiheomelodiçser Pieptçne aus seiner Hosentasche drangen. Er C klemmte seine Zigarette zwischen die Lippen und zog ein ziemlich neues Handy hervor. «Oh, so ein ultrageiles Teil!», hauchte Delia hingerissen. «Ich liege meinen Eltern schon die ganze Zeit in den Ohren, dass sie mir auch so eins kaufen!» Er schenkte ihr ein selbstgefälliges Grinsen und checkte die Nachricht auf dem Display. Seine Miene verzog sich, wurde steinern und irgendwie besorgt. «Ich muss kurz telefonieren. Wartet hier, ja?» Er entfernte sich ein paar Schritte, gerade so viel, dass wir nichts von seinem Gespräch mitbekamen. Ich kochte innerlich. Delia hatte ebenfalls ihr Handy hervorgezogen und klimperte mit ihren ringbeschmückten Fingern darauf rum. Ich hatte natürlich kein eigenes Handy. Paps sah die Notwendigkeit dazu nicht ein. Immerhin durfte ich das von Mama benutzen und sogar mit in die Schule nehmen. Aber es ruhte bloß still in meiner Schultasche. Ich hatte ja niemanden, mit dem ich SMS tauschen konnte. Als Domenico zurückkam, reckte sich Delia wie eine schnurrende Katze. «Gibst du mir deine Nummer?», flçtete sie zuckersüß. Ich schnaubte eine Spur zu laut und vertuschte es hinter einem Hustenanfall.
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«Nein», sagte er ruhig und verstaute sein Telefon wieder in seiner Hosentasche. «Meine Nummer kriegt niemand!» Delias langes Gesicht tat mir richtig gut. «Mann, was soll das?», schmollte sie, doch er ließ sich nicht beirren. «Wie spät ist es?», fragte er. «Ich muss dringend weg.» «Wie bitte?» Isabelle schüttelte verständnislos den Kopf. «Ich sagte, ich muss weg. Und?» Er zertrat die fertig gerauchte Zigarette mit dem Schuh und zündete sich eine weitere an. «Aber die Schule ist doch erst mittags aus», meinte Delia. «Interessiert mich das? Mann, ihr nehmt Regeln ja tierisch ernst.» Er grinste uns alle an, als seien wir dumme Kinder, die von nichts eine Ahnung hatten. Das konnte ja wirklich heiter werden … Wir guckten alle ziemlich dumm aus der Wäsche. Aber es war sein voller Ernst. Er winkte uns zu und ging einfach davon, verließ den Pausenhof, als wäre die Schule nichts anderes als ein Vergnügungspark, den man nur besuchte, wenn man Lust dazu hatte. «Mann, der hat vielleicht Nerven!», murmelte Isabelle und sprach damit aus, was wir alle dachten. al machen und l Mucks Die anderen Mädchen trauten sich kaum, einen rizu e e s t a zu sagen hatten. Ba sder warteten eindeutig ab, was die drei Anführerinnen MKlasse n e te Mund nicht mehr zu. Und Doch von denen kam nicht viel. Delia nn kriegte tzihren u ü r h Manuela guckte dem davonspazierenden – B gesc Domenico nur mit großen Augen s i t hinterher. on rightF Schließlich fasste die pywie immer nüchterne Isabelle das Ganze mit einem o C zusammen: «Also, entweder hat der wirklich etwas auf zynischen Kommentar dem Kasten, oder er ist schlicht und einfach der grçßte Dummkopf, der mir je untergekommen ist.» Ich fasste mir an die Stirn und schüttelte den Kopf. Was war das bloß für ein Idiot! Das war alles so frustrierend und ungerecht! Ich hätte gern meine Wut rausgeheult, aber das Weinen war mir vergangen. Ich stand vor dem grçßten Rätsel meines Lebens, und zwei Stunden später war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich das alles nur geträumt hatte oder ob so was wirklich menschenmçglich war. Obwohl ich es gewçhnlich beim Essen vermied, über die Schule zu reden, konnte ich die Story von diesem Vormittag natürlich nicht für mich behalten. «Domenico di Loreno heißt er!» Trotz des vielen ¾rgers ließ ich den Namen mit grçßter Sorgfalt auf meiner Zunge zergehen. Ich hatte echt noch nie so einen coolen und klangvollen Namen gehçrt. Schade, dass der Besitzer dieses Namens so ein bescheuerter Angeber war! «Ein Italiener also?», fragte Paps.
4. Mister Universum Die erste krasse Überraschung am nächsten Tag war, dass Domenico gar nicht zur Schule kam. Den ganzen Schulweg hatte ich fast Magenschmerzen gehabt vor lauter Nervosität, ihm wieder zu begegnen und vor allem den ganzen Vormittag lang neben ihm sitzen zu müssen. Seiner Reaktion am Vortag zufolge schien er mich ja nicht sonderlich zu mçgen. Ich hatte keine Ahnung,
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«Das weiß ich nicht genau. Er hat so rçtlich-hellbraunes Haar, und Italiener sind doch meistens dunkelhaarig.» «Nun, dann kommt er vermutlich aus Norditalien.» «Wie auch immer. Jedenfalls ist er die grçßte Katastrophe für unsere Klasse.» «Das ist wirklich heftig, was er sich da geleistet hat», meinte auch Mama, nachdem ich die ganze Geschichte erzählt hatte. «Nein, eine unglaubliche Frechheit ist das!», schimpfte Paps. «Hat dieser Junge denn keine Erziehung genossen?» Ich zuckte mit den Schultern. «Weiß ich nicht.» «Und du musst neben ihm sitzen?» «Ja, leider! Es waren keine andern Plätze mehr frei.» «Hat er dich wenigstens in Ruhe gelassen?», wollte Mama wissen. «Ach!» Ich hatte keine Lust, die Episode aufzutischen, wie er mich in der Schulstunde angeblafft hatte. «Delia hat einfach immer Glück! Jetzt kreuzt tatsächlich so ein Mister Universum mit einer Riesenklappe auf, den sie anhimmeln kann, genau wie sie sich’s gewünscht hat. Der hat doch eine totale Vollmacke!» «Na, na, Maya!», tadelte Paps. Er konnte es nicht leiden, wenn ich so redete. «Nun, auch er wird eines Tages noch die Quittung bekomal l für sein riVerhalten e e s t a men. Ich überlege mir, mit deiner Lehrerin zu telefonieren, dass sie ihn an a B sM n e einen anderen Platz setzt.» nnunwillkürlich tzte schnappte ich nur nach Luft. u ü r Ich wollte etwas erwidern, doch h scZimmer darüber nachgrübeln und die –inBmeinem e Ich musste erst in Ruhe s g i t t meinem Tagebuch festhalten. Der Zeichenn ighin Ereignisse dieses FoVormittags r unterricht heute Nachmittag opy fiel zum Glück aus, weil Frau Wilde krank war. C Ich nahm mein Heft mit meinem Roman hervor und stützte meinen Kopf in die Hände, während ich über den letzten Zeilen brütete. Ob ich den Jungen Michael jetzt vielleicht in Domenico umtaufen sollte? Ich hatte richtig Lust dazu, nicht zuletzt, weil ich schon damals nach einem besonderen Namen gesucht und keinen gefunden hatte. Doch ich war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Außerdem mochte ich diesen Neuen überhaupt nicht. Er war einfach widerlich. Ein richtig arroganter, eingebildeter und blçder Angeber, der sich für Mister Universum hielt.
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wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Und so war ich einerseits erleichtert, als der Platz neben mir an diesem Tag leer blieb, doch andererseits auch echt geschockt. Der hatte ja wirklich Nerven aus Stahl! Dass jemand schwänzte, kam ab und zu vor, aber gleich so? Und vor allem schon am zweiten Tag? Die ganze Klasse war außer sich. «Hähä, hat der Bubi schon die Hosen voll», plärrte AndrØ in der ersten Pause mit einem selbstzufriedenen Grinsen. «Wusst’ ich’s doch, dass der kein Rückgrat hat.» «Halt doch endlich deine blçde Rçhre!», gab Delia ihre Standard-Antwort, doch ich konnte beobachten, wie sie die ganze Zeit immer wieder nervçs zur Tür starrte. Ich war überzeugt, dass sie insgeheim sehnlichst hoffte, dass er doch noch auftauchen würde. «Tja, das war’s dann wohl schon mit seiner Ich-bring-die-alle-in-die-Klapsmühle-Show», spottete Isabelle. «Dem sind wohl schon die Ideen ausgegangen!» Frau Galiani sah ungewçhnlich ernst aus, als sie in der letzten Stunde nach ihm fragte. «War er tatsächlich den ganzen Vormittag überhaupt nicht hier?» Sie richtete l denteleeren rial Platz neben ihre Aufmerksamkeit dabei besonders auf mich und e s Ba s Ma mir. n e n betreten «Nein, war er nicht …», murmelte nich tzteund wich Delias Blick aus, der u ü r h mich verächtlich streifte. Sie scüberhaupt nicht so neidisch zu sein – – Bbrauchte e s g i t tPlatz neben Domenico überlassen. ich hätte ihr ja nur zu gern den ighden Kopf und machte einen dicken Strich ins Fon yrleise Frau Galiani schüttelte p Co sich verhalten, als sie ihren Blick wieder fest durch Klassenbuch. Sie räusperte die Klasse schweifen ließ. «Die Ersatzschlüssel aus dem Lehrerzimmer sind seit gestern Nachmittag verschwunden. Ich mçchte euch alle bitten, die Augen offen zu halten. Ich fürchte, jemand hat sie verlegt!», teilte sie uns knapp mit und ging dann ohne weitere Umschweife zum Unterricht über. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Die ganze Zeit dachte ich über Domenico nach und starrte auf seinen leeren Platz. Die verschlampten Schlüssel aus dem Lehrerzimmer waren mir ziemlich egal. Sollten die Lehrer doch selber auf ihren Krempel aufpassen! Warum teilte uns Frau Galiani überhaupt so was mit? Wir Schüler hatten doch am allerwenigsten etwas damit zu tun! Vage bekam ich mit, wie Frau Galiani Patrik nach Hause schickte. Seine Augen glühten schon den ganzen Vormittag fiebrig. Vermutlich hatte er sich eine Grippe eingefangen und würde die nächsten Tage krank sein. Auch das noch. Obwohl wir nicht viel miteinander redeten, fehlte er mir, wenn er nicht da war.
run chütz B es schlenderte auf die Sportwiese. Ein paar Im Nu hatte ich mich umgezogen is – ht-gund t n o Domenico, saßen schon da,Fauch der seine Kleider überhaupt nicht gewechselt yrig dasselbe trug wie vorhin an der U-Bahn-Station: pnoch hatte, sondern immer o C ausgefranste Jeans-Shorts und ein schwarzes Hemd mit einem silbernen
zahnbleckenden Tigerkopf. Er hatte seine ¾rmel über die Schultern hochgeschoben, und ich sah zum ersten Mal sein Tattoo; ein verschlungenes Ornament, irgendein keltisches Muster oder so was, das sich wie ein Band um seinen Oberarm schloss. Er rauchte seelenruhig eine weitere Zigarette und scherte sich nicht um die verblüfften Blicke der anderen. Herr Reuter, unser Sportlehrer, spurtete in seiner rot-weißen Trainingshose heran. Um seinen Hals baumelte die übliche Trillerpfeife. Wahrscheinlich schlief er sogar damit. Er hakte unsere Namen auf seiner Liste ab und musterte dann Domenico. «Du da, du bist der Neue, was? Rauchen ist hier übrigens nicht gestattet!» Dann teilte er uns nach Kçrpergrçße in Gruppen ein. Delia und ich gehçrten zu den grçßeren Mädchen der Klasse und kamen daher zusammen in dieselbe Gruppe. Zum Glück war Isabelle noch grçßer und wurde der Jungenriege zugeteilt. Doch Domenico war nicht besonders groß für sein Alter. Er wartete lächelnd, bis Herr Reuter seine Entscheidung fällte und ihn unserer Gruppe zuschob. Er stand ganz nah bei mir, und ich versuchte unbemerkt den Grçßen-
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Auch am Donnerstagmorgen blieb Domenicos Platz leer, so dass ich mich langsam fragte, ob er jemals wieder in die Klasse zurückkehren würde. Der nahm die Schule ja echt überhaupt nicht ernst! Frau Galianis Blick streifte dieses Mal lediglich den leeren Platz neben mir, und sie machte kommentarlos einen weiteren Eintrag im Klassenbuch. Wenn ich Glück hatte, würde Domenico vielleicht wirklich nicht mehr wiederkommen. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe. Aber ein Teil von mir war auch neugierig, wie diese Geschichte weitergehen würde. Doch am Nachmittag im Sportunterricht erschien er wieder auf der Bildfläche, als sei überhaupt nichts gewesen. Weil es sonnig und warm war, fand der Unterricht draußen auf den çffentlichen Sportwiesen in der Nähe des Schwimmbads statt. Domenico stand an der U-Bahn-Station, als ich aus dem Bus stieg. Mein Herz klopfte mächtig, als ich an ihm vorbeiging und ihn schüchtern grüßte. Er guckte mich ziemlich blasiert und abweisend an und stand da wie James Dean mit einer Zigarette im Mund. Na wunderbar. Ich war bei ihm definitiv abgestempelt. «Nico!» Delia, Isabelle und Manuela kamen um die Ecke gebogen und rannten auf ihn zu. Ich sah, wie er die Mädchen angrinste und l rialüber die Straße e e s t auf sie zuging. Eilig suchte ich das Weite.BIch a hätteMheulen a kçnnen vor Wut. n s Natürlich, für diese dummen Hühner interessierte er sich! e te n
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unterschied von ihm zu mir auszumachen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hätte es mich ziemlich gestçrt, wenn er kleiner gewesen wäre als ich. Doch als wir uns beim Weitsprungposten anstellten, konnte ich endlich erkennen, dass er doch noch ein paar Zentimeter grçßer war als ich. Er kam als Zweitletzter mit Springen dran und stellte sich in Startposition. Ich trat einen Schritt zur Seite, um ihm Platz zu machen, und schaute ihm gebannt zu. Er schloss die Augen und konzentrierte sich wie ein richtiger Profi. Wollte er schon wieder Eindruck schinden, oder hatte er wirklich etwas auf dem Kasten? Ich verknotete aufgeregt die Finger. Er zischte los wie eine Rakete. Genau auf dem weißen Balken sprang er ab und flog unglaublich weit durch die Luft. Delia brach in lauten Jubel aus und applaudierte begeistert. Sie sauste zu ihm und maß seinen Sprung mit dem Zentimeterband ab. Ihr Gesicht glühte vor Eifer. «Fünf Meter vierzehn!», schrie sie begeistert. «Oh Nico! Das ist unglaublich! Das ist Wahnsinn!» Das war wirklich sensationell. Den bisherigen Schulrekord hatte AndrØ mit vier Metern sechsundneunzig gehalten. Domenico hatte ihn tatsächlich um satte achtzehn Zentimeter übertrumpft! Er lächelte Delia an, richtete sich auf und schüttelte den l rialSand von den e e s t Schuhen. Delia packte ihn an der Schulter.Ba a n du inteeinem s MSportverein? Trainierst «Sag mal, wo hast du das gelernt?nBist e du?» run chütz B s nicht mehr. Ich hab früher viele elange Er schüttelte den Kopf. g is – «Schon t t n Wettkämpfe gewonnen.» Fo yrigh Sie riss beeindruckt opdie Augen auf und fiel ihm stürmisch um den Hals. «Oh, C Nico, du bist einfach unheimlich klasse! Mit dir werden wir am Sporttag bestimmt siegen! Hey, das musst du unbedingt dem Reuter zeigen! Warte hier, ich hole ihn rasch.» Sie flitzte davon und kam einen Augenblick später wieder mit dem Lehrer zurück. Domenico führte seinen Sprung ein zweites Mal vor. Herr Reuter, der sich sonst schwer überzeugen ließ, war sehr beeindruckt und kratzte sich nachdenklich am Bart. «Du bist wirklich erstaunlich gut. Man sollte dich unbedingt fçrdern.» Domenico blickte den Lehrer mit großen Augen an, und zum ersten Mal schien etwas von seiner arroganten Art abzufallen. Er erinnerte mich plçtzlich an ein Kind, das sich über Weihnachten freute. «Ich würde dich gerne in unserem Fçrderverein sehen. Nach den Sommerferien hçren wieder einige auf. Dann kçnntest du eintreten. Wir reden noch darüber», schlug Herr Reuter vor. «Okay», lächelte Domenico, und in diesem Augenblick schien er sogar ein bisschen verlegen zu sein. Delia musste die Sensation natürlich sofort herumposaunen, als wir zu den