Lieben will gelernt sein
7
Vorwort zur 10. erweiterten Auflage Als ich in Langensteinbach (Nordschwarzwald) einen Familientag über „erfolgreiche Beziehungen“ hielt, kam ein Mitarbeiter des Veranstalters auf mich zu und fragte: „Walter, knapp 500 gläubige Menschen hören dir heute hier zu – was meinst du: wie viel Prozent davon werden die gehörten Prinzipien wohl erfolgreich umsetzen?“ Ich konnte ihm keine Antwort darauf geben. Ich wusste es nicht, sondern konnte nur hoffen, dass viele der Teilnehmer das Gehörte im Alltag erproben und die segensreichen Wirkungen dieser Beziehungs-Prinzipien erleben. Dieselbe Hoffnung habe ich für alle Leserinnen und Lesern dieses Buches. Im Vorwort zur ersten Ausgabe (2001) schrieb ich noch, dass in Deutschland „jede 3. Ehe geschieden wird“. Inzwischen wurde bereits die 50%-Marke überschritten: mehr als jede 2. Ehe wird geschieden… Dabei will ich keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger auf die gescheiterten Paare zeigen! Diese Menschen haben bereits genug Leid und Schmerz erlebt. Sie brauchen nicht noch „moralische Kommentare“, sondern Ermutigung, Hilfe und Motivation für die hoffnungsvolle Perspektive, dass erfüllen-de Liebes-Beziehungen auch heute noch möglich und erlebbar sind. Diese Motivation benötigen auch immer mehr Singles, die im Blick auf die zerbrochenen Beziehungen in ihrem sozialen Umfeld davor zurückschrecken, selbst eine verbindliche Liebes- und Ehe-Beziehung einzugehen. Herzlichen Dank für die vielen Briefe und E-Mails, die mir in den vergangenen 10 Jahren (ja, so lange ist dieses Buch schon auf dem Markt…) Menschen geschickt haben, die durch die Inhalte des Buches praktische Hilfestellung
8
Lieben will gelernt sein
und manchmal auch gewaltige positive Veränderungen in ihrer Beziehung erfahren haben. Mich selbst haben diese Berichte – gerade in meinen Beziehungsseminaren – immer wieder neu motiviert, voller Leidenschaft über die „Geheimnisse erfolgreicher Beziehungen“ zu referieren und Wege aufzuzeigen, wie man „Liebe lernen kann“. Stören Sie sich bitte nicht daran, dass manche soziokulturellen Aussagen inzwischen „überholt“ sind (z.B. dass so viele Ehefrauen zu Hause arbeiten…) denn die inhaltlichen Aussagen haben an ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Eine „Schwachstelle“ des ursprünglichen Buches ist jedoch, dass vor allem „verhaltenstherapeutische Ansätze“ dargelegt werden. Inzwischen arbeite ich selbst als Ausbildungsleiter für „ganzheitlich seelsorgliche Begleitung und Beratung“ bei der AsB (Arbeitsgemeinschaft seelsorglicher Berater) und habe dadurch einen noch tieferen Einblick in die komplexen Persönlichkeitsblockaden und Beziehungsprobleme bekommen. In einem neuen Anhang über das „biblisch gesunde“ Selbstlieben möchte ich diesem Mangel entgegentreten; denn die Liebes-Definition wird im Buch „Lieben will gelernt sein“ primär auf das DU, also auf eine Peson außerhalb von uns selbst, bezogen. Doch ein engagiertes „Lieben lernen“ wird nur dort in erfüllender Weise sein, wo man auch lernt, „sich selbst zu lieben“, d.h. die „eigenen wahren Bedürfnisse (also jene, die Gott selbst in unser Herz gelegt hat) erforscht und zu stillen sucht“. So bin ich sehr dankbar dafür, das vorliegende Buch in erweiterter Weise präsentieren zu dürfen, denn die Beziehungsprinzipien, die hier behandelt werden, sind inzwischen tausendfach erprobt und aktueller denn je. Walter Nitsche, im August 2011
Lieben will gelernt sein
9
Vorwort Dieses Buch wendet sich an alleinstehende oder befreundete Singles, sowie an Verheiratete, Verwitwete oder solche, die bereits eine zerbrochene Beziehung hinter sich haben. „Lieben will gelernt sein“ deutet nämlich auf ein tiefgehendes Prinzip hin, das sämtliche zwischenmenschliche Beziehungen unseres Lebens durchzieht. In Deutschland wird jede dritte Ehe geschieden, in Großstädten wie beispielsweise München, sogar jede zweite. Dieser Trend macht auch vor christlich gesinnten Paaren nicht Halt. Sicherlich möchte zu Beginn einer Ehe jeder Partner eine optimale Beziehung gestalten und leben. Warum aber dieses zunehmende Scheitern? Auch bei Beziehungen zwischen Eltern und Kindern oder beim Miteinander in Kirchen und Gemeinden stößt man auf ein Ausmaß von zwischenmenschlicher Problematik, dass man merkt: irgendwo ist doch der Wurm drin! Gleichzeitig spricht man so freizügig über Partnerbeziehungen und über sämtliche Schattierungen von „Liebe“ wie nie zuvor. Man spürt förmlich das Sehnen unserer Zeitgenossen nach Erfüllung und nach Liebe.
10
Lieben will gelernt sein
Tragisch jedoch, wenn ein Mensch z.B. sein Verlangen nach Schlaf und Ruhe in einer lauten, überfüllten Disco zu stillen versuchen würde. Sein Sehnen würde nie gestillt werden. Zusehends würde er Mangel leiden. Genau so verhält es sich auch mit unserem Wunsch nach echter Liebesbeziehung. Wir versuchen, unser Sehnen in falscher Art und Weise zu stillen. Zu Beginn einer Ehe heißt es noch „Lämmchen, Häschen, Mäuschen...“ – und im Laufe der Jahre werden die „Tiere immer größer“... Und doch möchten offensichtlich alle Paare, die überhaupt zum Standesamt gehen, eine erfüllte Beziehung erleben. Angesicht der überaus hohen „Versagensquote“ müssten wir eigentlich zur Einsicht kommen: Hier läuft grundsätzlich etwas schief! Genauso ist es auch. Wir leben in einer Zeit, in der man den Begriff Liebe derart verzerrt und verstümmelt, dass man gar nicht mehr richtig weiß, was Liebe überhaupt bedeutet. Hier liegt die vereinfachte Antwort auf die zunehmenden kaputten Ehen und unsere heutigen Beziehungsprobleme. Damit eine Liebesbeziehung in beglückender Weise wachsen und gedeihen kann, wird echte Liebe benötigt. Jagen wir jedoch einem Zerrbild dieser Liebe nach, zerstört dies unsere Beziehungen. Wir wollen daher in diesem Buch die Prinzipien echter Liebe kennen lernen. Am Beispiel der Partnerschaft sollen diese Grundlinien praktisch verdeutlicht werden. Anschließend können wir dann unsere Erkenntnisse auf andere Arten von Beziehungen, die wir pflegen, anwenden.