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Inhalt

Vorwort (von Rick Warren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein persönliches Vorwort des Autors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Weg zu einem befreiten Leben – acht Grundprinzipien in Anlehnung an die Seligpreisungen (von Rick Warren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwölf Schritte zu einem befreiten Leben und ihr Bezug zur Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So funktioniert „Leben finden“ in Ihrer Gemeinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tipps zur Durchführung und Hinweise zu den Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 13 23 25 29 49

G R U N D S A T Z 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Einheit 1: Verdrängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Einheit 2: Ohnmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 G R U N D S A T Z 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Einheit 3: Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Einheit 4: Geistige Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 G R U N D S A T Z 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Einheit 5: Umkehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Einheit 6: Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 GRUNDSATZ 4 ............................................................... Einheit 7: Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 8: Begleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 9: Bestandsaufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 10: Geistliche Bestandsaufnahme (Teil 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 11: Geistliche Bestandsaufnahme (Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 12: Bekennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 13: Eingestehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

131 132 139 153 157 165 172 179


G R U N D S A T Z 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Einheit 14: Bereit sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Einheit 15: Überwinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 GRUNDSATZ 6 ............................................................... Einheit 16: Vergebung und Wiedergutmachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 17: Vergebungsbereitschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 18: Gnade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

205 206 213 219

GRUNDSATZ 7 ............................................................... Einheit 19: Dranbleiben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 20: Täglich Bilanz ziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 21: Rückfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 22: Danken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

229 230 236 246 253

GRUNDSATZ 8 ............................................................... Einheit 23: Geben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 24: Ja! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einheit 25: Sieben Gründe, warum wir hängen bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

261 262 268 276

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283


So funktioniert „Leben finden“ in Ihrer Gemeinde

Das Arbeitsmaterial von „Leben finden“ soll die Gemeinschaft in Ihrer Gruppe fördern und Gottes heilende Kraft in Ihrem Leben freisetzen, während Sie sich auf dem Weg zu einem befreiten Leben befinden. Sie werden im Verlauf des Kurses feststellen, dass man sich verändert, wenn man seine Erfahrungen, Stärken und Hoffnungen miteinander teilt. Darüber hinaus soll Ihnen das Material dabei helfen, Gottes Gnade und Vergebung anzunehmen, während Sie Ihre Lebensprobleme angehen. Die Beschäftigung mit den Grundsätzen wird Ihnen dabei helfen, Gott näher zu kommen, und soll Sie nach und nach von Ihren Verletzungen, Komplexen und negativen Angewohnheiten befreien. Diese Freiheit bringt Frieden, Gelassenheit, Freude und – das ist das Wichtigste – eine intensivere persönliche Beziehung zu anderen und zu Jesus Christus. Am 21. November 1991 hielt Celebrate Recovery® das erste Treffen in der SaddlebackGemeinde in Lake Forest, Kalifornien, ab. Dieser Dienstbereich hat in all den Jahren nicht nur überlebt, sondern erlebt wirklich den Segen Gottes und wächst weiter, noch über unsere kühnsten Erwartungen hinaus. Bislang haben sich bereits mehr als 7.500 mutige Menschen in der Saddleback-Gemeinde mit ihren Verletzungen, Komplexen und negativen Angewohnheiten auseinandergesetzt. Wir haben mehrere neue Ideen und Konzepte ausprobiert, um diesen Dienstbereich auszuweiten. Natürlich hat nicht alles, was wir versucht haben, funktioniert, aber von Anfang an habe ich dem Leitungsteam gesagt, dass das Einzige, was wir bei „Leben finden“ nicht ändern können und dürfen, die grundlegende Wahrheit ist – dass nämlich Jesus Christus allein alle Macht gegeben ist. Dieses Leiterhandbuch enthält all die Dinge, die bei uns in Saddleback funktioniert haben. Beim Lesen werden Sie merken, dass in den einzelnen Kapiteln jeder Aspekt von „Leben finden“ detailliert erläutert wird. Diese Einleitung soll Ihnen zunächst einmal 29


dabei helfen, den Stein ins Rollen zu bringen. Die 90-Tage-Strategie wird Ihnen dabei helfen, „Leben finden“ in Ihrer Gemeinde in Gang zu setzen. Die „sieben Schlüssel“ – die unverzichtbaren Voraussetzungen – illustrieren, wie es möglich wurde, dass „Leben finden“ in der Saddleback-Gemeinde von einem Dienstbereich mit 45 Personen im Jahre 1991 auf heute über 700 Mitarbeiter angewachsen ist. Und schließlich finden Sie unter „Tipps zur Durchführung und Hinweise zu den Materialien“ detaillierte Tipps, mit deren Hilfe Sie Ihre neue „Leben finden“-Arbeit beginnen und ausweiten können.

Den Stein ins Rollen bringen: die 90-Tage-Strategie Dieses einfache 90-Tage-Konzept soll Ihnen dabei helfen, die Einführung Ihrer „Leben finden“-Arbeit zu organisieren und zu planen. Die Gemeinden, die dieser Strategie gefolgt sind, waren schnell in der Lage, in ihrer eigenen Gemeinde und in der Umgebung den Menschen mit Verletzungen, Komplexen und negativen Angewohnheiten zu helfen.

TAG 1 BIS 30 DER VORBEREITUNG 1. Beten Sie! „Hört nicht auf zu beten“ (1. Thessalonicher 5,17; NL). 2. Informieren Sie die Gemeinde durch Ankündigungen von der Kanzel und Hinweise im Gemeindeblatt darüber, dass in den nächsten Monaten ein bibelorientierter Kurs beginnen wird, der Menschen dabei helfen soll, echte Freiheit zu erleben. Bitten Sie Menschen, die Erfahrungen mit einem 12-Schritte-Programm gemacht haben, im Gebet darüber nachzudenken, ob sie diese neue Arbeit mittragen sollen. „Hört nie auf zu bitten und zu beten! Gottes Heiliger Geist wird euch dabei leiten. Bleibt wach und bereit. Bittet Gott inständig für alle Christen in der Welt.“ (Epheser 6,18; Hfa) 3. Lesen Sie das Handbuch für Leiter sowie das Teilnehmerbuch, sodass Sie mit dem Material vertraut sind.

1 – 30

„Ich bete darum, dass eure Liebe immer reicher und tiefer wird, je mehr ihr Gottes Willen erkennt und euch danach richtet.“ (Philipper 1,9; Hfa) 4. Bestellen Sie einige Leiterhandbücher für Ihr neues Leitungsteam. (Die leitenden Mitarbeiter werden erst nach dem 30. Tag ausgewählt.)

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31 –

TAG 31 BIS 60 DER VORBEREITUNG 1. Legen Sie fest, welche Personen Kurse bzw. Gesprächskreise leiten, und führen Sie mit ihnen eingehende Gespräche. 2. Legen Sie Ort und Zeit der Treffen für den Kurs „Leben finden“ fest. 3. Geben Sie potenziellen Leitern ein Exemplar des Leiterhandbuches „Leben finden“ und bitten Sie sie, sich umfassend damit zu beschäftigen. 4. Planen Sie erste Teilnehmergruppen. Ich schlage vor, mit nicht mehr als vier Gruppen zu beginnen: 1. drogen- oder medikamentenabhängige Männer, 2. drogen- oder medikamentenabhängige Frauen, 3. männliche Angehörige von Abhängigen und 4. weibliche Angehörige von Abhängigen. In Deutschland hat man darüber hinaus auch gute Erfahrungen mit Gesprächsgruppen für Männer bzw. Frauen mit Beziehungsproblemen sowie für Frauen mit Depressionen gemacht.

TAG 61 BIS 90 DER VORBEREITUNG

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1. Halten Sie wöchentliche Treffen mit Ihrem Leitungsteam ab. Arbeiten Sie zusammen den ersten Abschnitt des Teilnehmerbuches durch: „Gottes Gnade annehmen“. 2. Teilen Sie der Gemeinde den Termin für den Beginn von „Leben finden“ mit.

3. Berichten Sie im Gemeindeblatt über das Gesamtprogramm sowie die verschiedenen Gruppen und/oder stellen Sie einen Informationstisch in der Gemeinde zusammen.

4. Machen Sie in Abkündigungen während des Gottesdienstes deutlich, dass der Kurs die Unterstützung und Zustimmung Ihres Pastors besitzt. Dadurch können alle sehen, dass Ihre Gemeinde ein „geschützter“ Raum ist, in dem man sich mit seinen Verletzungen, Komplexen und Angewohnheiten auseinandersetzen kann. 5. Bestellen Sie das Teilnehmermaterial für „Leben finden“ mindestens drei Wochen vor Ihrem ersten Treffen.

6. Bitten Sie die leitenden Mitarbeiter von „Leben finden“, in den Gottesdiensten einen fünf- bis achtminütigen Lebensbericht geben. Außerdem sollten sie infrage kommende Personen ansprechen und sie persönlich zur ersten Zusammenkunft einladen. 31


„Auch wenn ich viel durchstehen muss, gibt er mir immer wieder Mut. Darum kann ich auch anderen Mut machen, die Ähnliches durchstehen müssen. Ich kann sie trösten und ermutigen, so wie Gott mich selbst getröstet und ermutigt hat.“ (2. Korinther 1,4; GN) 7. Informieren Sie christliche Therapeuten am Ort und laden Sie in den Zeitungen öffentlich zur Teilnahme an den Kursen ein. 8. Beten Sie: „Hört nicht auf zu beten“ (1. Thessalonicher 5,17; NL)! Anmerkung: Der vierte Monat von „Leben finden“ ist ein guter Zeitpunkt, in der Gemeinde die achtwöchige Predigtreihe „Der Weg zum Leben“ von Rick Warren zu beginnen. Weitere Informationen zu dieser Predigtreihe und der Kampagne „50 Tage – Der Weg zum Leben“ finden Sie auf der Internetseite www.kirchemitvision.de.

Sieben unverzichtbare Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung des Programms Die folgenden sieben Aspekte sind für den Beginn und die positive Entwicklung eines solchen Kurses unerlässlich: 1. Anbetung, 2. Schulung des Leitungsteams, 3. Unterstützung durch den Pastor, 4. gemeinschaftsfördernde Unternehmungen, 5. Arbeitsmaterial, 6. neue Gruppen und 7. evangelistische Ausrichtung. Wir können uns diese sieben „Schlüssel“ folgendermaßen vorstellen: Jesus Christus ist der Einzige, dem alle Macht gegeben ist. Er ist der Fels, die Grundlage der „Leben finden“Arbeit. In Sprüche 9, Vers 1 lesen wir: „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut und ihre sieben Säulen behauen“ (LU). Jeder dieser sieben Schlüssel bildet eine Säule, errichtet auf dem Fundament Jesus Christus, die auch durch ihn gestützt wird. Die sieben Schlüssel also sind die Säulen, die unsere „Leben finden“-Arbeit stützen. Ich möchte mit dem Aspekt beginnen, der meiner Meinung nach der wichtigste ist, wenn ein Arbeitsbereich wachsen und gedeihen soll: Anbetung.

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Arbeitsbereich „Leben finden“

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Schlüssel:

Schlüssel:

Schlüssel:

Schlüssel:

Schlüssel:

Schlüssel:

Schlüssel:

ANBETUNG

SCHULUNG

UNTER-

GEMEIN-

ARBEITS-

NEUE

EVANGE-

DES

STÜTZUNG

SCHAFTS-

MATERIAL

GRUPPEN

LISTISCHE

LEITUNGS-

DURCH

FÖRDERNDE

TEAMS

DEN

UNTER-

PASTOR

NEHMUNGEN

AUSRICHTUNG

JESUS CHRISTUS 1. ANBETUNG Seit unserem allerersten Treffen ist Anbetung ein zentraler Aspekt bei „Leben finden“. Jeden Freitagabend beginnen wir die Treffen der Gesamtgruppe mit 20 Minuten Lobpreis und Anbetung. Ich glaube, dass Anbetung aus folgenden Gründen wichtig ist: Wenn wir Gott anbeten, setzen wir dadurch seine Kraft frei. Dieser Aspekt unterscheidet ein bibelfundiertes von einem säkularen 12-Schritte-Programm. „Ihr aber werdet Lieder singen wie in den Nächten, in denen ihr heilige Feste feiert. Ihr werdet fröhlich sein wie die Pilger, die unter Flötenspiel zum Berg des Herrn ziehen, zum starken und mächtigen Gott Israels“ (Jesaja 30,29; Hfa). Anbetung gibt jedem Teilnehmer die Möglichkeit, Unruhe und Anspannung abzulegen und Gott nahezukommen. Durch die Zeit der Anbetung kann die Kraft des Heiligen Geistes alle Anwesenden mit der Ruhe und der Geborgenheit erfüllen, die nur Christus gibt. In der Gruppe sind sicher Menschen, die so sehr verletzt sind, dass sie ihrem Schmerz nur in stillem Gebet und Anbetung Ausdruck verleihen können. 33


Anbetung gibt uns einen Rahmen, in dem wir unsere Heilung feiern können! Singen Sie doch fröhliche Anbetungslieder, damit die Anwesenden aufgebaut, gestärkt und ermutigt werden. Darüber hinaus richten Sie den Blick der Teilnehmer auf den Gott, der ihnen helfen will, den Weg zur Heilung zu gehen. Ich wünschte, jeder könnte einmal an einem „Leben finden“-Seminar in Saddleback teilnehmen! Sie könnten dort aus erster Hand erleben, welche Bedeutung die Anbetung im Prozess der Heilung hat. Wir haben eine Gruppe von über 20 Sängern und Musikern, die treu jede Woche dabei sind. Es macht aber nichts, wenn Ihr Team kleiner ist; man braucht keine 20-köpfige Band, um die Anbetungszeit dieses Programms zu gestalten. Als wir 1991 mit „Leben finden“ begannen, hatten wir zwei Sänger und eine dreiköpfige Band. Und selbst wenn Sie nur ein Tonband oder CDs verwenden oder jemanden haben, der die Lieder mit der Gitarre begleiten kann – das Wichtigste ist, dass Sie Anbetung zu einem entscheidenden Bestandteil Ihres Programms machen. Versuchen Sie aber immer, die Lieder sensibel auszuwählen, da sicher bzw. hoffentlich auch Nichtchristen anwesend sind, die solche Inhalte noch befremdlich finden.

2. SCHULUNG DES LEITUNGSTEAMS Die zweite Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung Ihres Kurses ist die Schulung des Leitungsteams. Im Alten Testament heißt es: „Sei offen für Ermahnung, achte aufmerksam auf kluge Worte!“ (Sprüche 23,12; Hfa). Unser Pastor Rick Warren weist die Mitarbeiter der Saddleback-Gemeinde immer wieder darauf hin: „Wenn ihr aufhört zu lernen, hört ihr auf zu leiten.“ Wenn ich ein Wort wählen müsste, um die Leitungsschulungen bei „Leben finden“ zu beschreiben, würde ich sagen: ständig. Wir setzen monatliche Sitzungen an, um besondere Fragen und die Gruppendynamik zu besprechen. Diese Leitungstreffen umfassen vier Elemente: Planung, Weiterbildung, Austausch und Zeit für Gemeinschaft. Planung beinhaltet die Aufteilung der Einheiten für den folgenden Monat. Wir stellen hier auch die Zeugnisse zusammen, die verwendet werden sollen, um den jeweiligen Grundsatz zu unterstreichen, mit dem wir uns im betreffenden Monat beschäftigen. Außerdem werden bei dieser Gelegenheit die Aufgaben für die Betreuung des Infotischs von „Leben finden“, für das „Nacht-Café“, das gemeinsame Essen und für andere besondere Veranstaltungen verteilt. Daher ist es wichtig, dass alle Mitglieder des Leitungsteams an diesen Treffen teilnehmen. 34


Weiterbildung ist ebenfalls sehr wichtig. Zurzeit stehen uns drei Seelsorger zur Verfügung, die uns freiwillig ihre Zeit opfern, uns beraten und dabei helfen, unsere leitenden Mitarbeiter zu schulen und zu unterstützen. Sie haben zu vielen unserer Themen Unterrichtseinheiten beigetragen, von: „Wie man mit einem Gruppenmitglied umgeht, das sich mit Selbstmordabsichten trägt“, bis hin zu: „Wie man die Eltern in der Gruppe dabei unterstützt, die nötige Hilfe für ihre Kinder zu finden“. Beim Austausch ermutige ich die Leiter, sich in kleine Gruppen aufzuteilen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, sich über verschiedene Ideen auszutauschen – z. B. darüber, wie man einen Konflikt in der Gruppe behandeln oder die Richtlinien durchsetzen könnte – oder über irgendeinen allgemeinen Tipp oder eine Strategie zu sprechen, die in der Gruppe funktionieren. Sie tauschen sich auch über ihre Erfahrungen, Stärken, Hoffnungen und besonders über ihre Meinungsverschiedenheiten miteinander aus.* Wir nutzen die Zeit der Gemeinschaft in unseren Leitertreffen ebenfalls, um das Abendmahl zu feiern. Darüber hinaus ist es eine großartige Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, was Jesus im Leben jedes Einzelnen getan hat. Diese Erfahrung schweißt uns als Leitungsteam zusammen. Das Treffen endet mit einem leichten Abendessen oder einem Buffet, zu dem jeder etwas beisteuert. Manchmal sind auch die Partner und Familien dabei. Die Leiter unterschreiben jedes Jahr einen Leitervertrag (siehe Anhang 1; diese Art schriftliche Einverständniserklärung hat sich bei uns bewährt). Außerdem müssen die Mitarbeiter von „Leben finden“ in Saddleback auch die folgenden Qualifikationen erfüllen: 1. Sie müssen erfahrene Christen sein und sollten nicht erst neu zum Glauben gekommen sein. 2. Sie müssen alle Stufen der Schulungskurse für Leiter erfolgreich durchlaufen haben. 3. Sie müssen hart an ihrer eigenen Heilung gearbeitet haben und unverkrampft über ihre eigenen Siege und Kämpfe reden können. 4. Sie müssen die 12 Schritte im „Leben finden“-Teilnehmerbuch durchgearbeitet haben. 5. Sie müssen in ein starkes Netz von persönlichen Begleitern eingebunden sein, das sie und ihre Arbeit trägt: Familie, Freunde, die ebenfalls geheilt wurden, Vertrauenspersonen, Gemeindeleiter, Seelsorger etc.

* Wir ermutigen die Leiter, ihren Gruppenteilnehmern in den Sitzungen immer auch Einblick in ihre Hoffnungen und Erfolge zu geben. Sie wissen jedoch, dass sie auch die Möglichkeit haben, ihren Koleiter zu bitten, ein Treffen zu übernehmen, wenn sie eine harte Woche hatten und das Gefühl haben, dass sie nicht in der Lage sind, es selbst zu leiten. Ich versuche, ihnen deutlich zu machen, dass es für mich ein Zeichen der Stärke und nicht der Schwäche ist, wenn sie ihre Schwierigkeiten zugeben. Dennoch versuche ich, mich in den darauffolgenden Tagen mit ihnen zu treffen und sie zu ermutigen. Normalerweise leiten sie am kommenden Freitagabend ihre Gruppe wieder und geben die Hoffnung und Kraft Christi mit neuer Begeisterung und Mitgefühl weiter.

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6. Sie müssen sich zur Teilnahme an monatlichen Sitzungen zur Leiterschulung verpflichten. 7. Sie müssen sich immer bewusst sein, dass es unter Umständen zu einem Abhängigkeitsverhältnis mit Mitgliedern ihrer Gruppe kommen kann. Ich möchte an dieser Stelle eine Warnung aussprechen: Natürlich ist es auch möglich, „Leben finden“ im Rahmen eines Hauskreises durchzuführen. Doch auch dort sollten Sie sich einen Koleiter und andere Formen der Unterstützung suchen. Erfahrungsgemäß werden Sie ganz schnell ausgebrannt sein, wenn Sie versuchen, „Leben finden“ ganz allein durchzuführen. Und Sie werden nicht nur selbst als Leiter ausbrennen, sondern auch Ihre persönliche Heilung wird schließlich darunter leiden. Wenn „Leben finden“ wirklich segensreich wirken soll, sollte man bestimmte Verantwortungsbereiche abgeben. In 2. Mose 18, Verse 13 bis 21 (GN) lesen wir: „Am nächsten Tag setzte sich Mose hin, um in Streitfällen Recht zu sprechen. Die Leute drängten sich vor ihm vom Morgen bis zum Abend. Als sein Schwiegervater sah, wie viel Arbeit Mose damit hatte, fragte er ihn: ‚Was machst du dir da für eine Mühe? Die Leute drängen sich vor dir vom Morgen bis zum Abend […]. Du musst das anders anfassen. Es ist einfach zu viel für dich; du kannst nicht alles alleine tun. Du reibst dich sonst noch auf, und auch für die Leute ist es viel zu anstrengend. Pass auf, was ich dir rate […], für die leichteren Streitfälle […] wählst du angesehene Männer aus, die nach Gottes Geboten leben, zuverlässig und unbestechlich sind.‘“ Wenn Sie „Leben finden“ erfolgreich durchführen und gleichzeitig bei Kräften bleiben wollen und wenn die Arbeit mehr Menschen erreichen und heilen soll, die unter Verletzungen und Zerbruch leiden, rate ich Ihnen dringend dazu, in einem Team zu arbeiten. Bei „Leben finden“ haben wir die Arbeit durch die TEAM-Struktur organisiert. Wir haben für jeden der vier Bereiche einen Verantwortlichen: T – Training E – Ermutigung A – Ausbreitung M – Mitarbeiterleitung Dadurch wird „Leben finden“ zu einem Dienstbereich, der im Wesentlichen von Laien getragen wird. Auf Seite 37 finden Sie eine Liste der Aufgaben und Verantwortlichkeiten jedes dieser vier TEAM-Mitarbeiter. 36


Die „Leben-finden“-Leitungsstrategie

T E A M

T = TRAININGSLEITER Führt die Schulung der neuen Gruppenleiter durch und gibt ihnen Orientierungshilfen. Bietet monatliche Leitungstreffen an. Stellt ein Leitungsteam für die Kleingruppen zusammen und beaufsichtigt es. Findet und schult einen Trainingsleiter-Nachfolger.

E = ERMUTIGUNGSBEAUFTRAGTER Kümmert sich seelsorgerlich um die Fragen der Gruppenund Dienstleiter. Konzipiert gemeinschaftsfördernde Unternehmungen für Leiter und Gruppen. Hilft dabei, neue zukünftige Gruppenleiter zu finden. Baut einen Nachfolger für sich selbst auf. A = AUSBREITUNGSLEITER Stellt den Gemeindemitgliedern, der Gemeinde, dem gemeindlichen Umfeld und überhaupt der ganzen Welt „Leben finden“ vor. Findet potenzielle neue Leiter und führt „Bewerbungsgespräche“. Entwickelt und verwaltet Informationsmaterial für Gruppen und Infotische. Baut einen Nachfolger für sich selbst auf.

M = MITARBEITERLEITER Verantwortlich für den gesamten Dienstbereich „Leben finden“. Sucht die Referenten und die Lebensberichte für die wöchentlichen Treffen aus. Führt die Oberaufsicht über alle Bereiche des Dienstbereiches „Leben finden“. Kümmert sich um den Kontakt zu den übrigen Mitarbeitern der Gemeinde. 37


3. UNTERSTÜTZUNG DURCH DEN HAUPTPASTOR Die dritte Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung Ihres Kurses ist die Unterstützung durch den Pastor. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig dieser Aspekt ist. 1993 führte Pastor Rick Warren die gesamte Gemeinde durch eine achtwöchige Predigtreihe „Der Weg zum Leben“ zum Thema „Heilung“, die sich auf die Seligpreisungen stützte. Das war der Startschuss für „Leben finden“! (Mehr zu der Kampagne „50 Tage Der Weg zum Leben“ finden Sie unter www.kirchemitvision.de.) Der Prophet Esra sagte: „Und nun steh auf und nimm die Angelegenheit selbst in die Hand. Wir werden dich dabei unterstützen“ (Esra 10,4; Hfa). Die Mitglieder von Saddleback machten mit, und diese Arbeit wuchs nicht nur, sondern wurde zum festen Bestandteil der Gemeindefamilie. Wenn Ihr Projekt die Unterstützung Ihres Pastors hat, baut dies Hindernisse ab: Die Gemeindemitglieder merken, dass es völlig in Ordnung ist zuzugeben, dass man tiefgreifende Probleme hat und Heilung braucht. Es sind nicht mehr bloß „die anderen“, die Probleme haben – nein, „wir“ sind es!* Insbesondere muss Ihr Kurs eine feste Funktion im Rahmen Ihrer Gemeinde erfüllen. Wenn Sie möchten, dass dieser Arbeitsbereich von allen Gemeindemitgliedern geachtet und unterstützt wird, muss er in die Gemeinde eingebunden sein und darf kein Eigenleben führen. „Leben finden“ sollte an allen Aktivitäten der gesamten Gemeinde teilnehmen. Bei uns sieht dies beispielsweise so aus, dass wir am „Western Day“ einen Imbiss-Stand und am Erntedankfest einen Spielestand betreuen. Darüber hinaus organisieren wir das „Socken-Tanzfest“ bei der Silvesterfeier der Gemeinde. Erzählen Sie Ihrem Pastor von den Lebensberichten aus „Leben finden“. Bitten Sie ihn, den Dienstbereich durch Abkündigungen von der Kanzel und Informationen im Mitteilungsblatt der Gemeinde zu unterstützen.

4. GEMEINSCHAFTSFÖRDERNDE UNTERNEHMUNGEN Die vierte Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung des Kurses und die Weiterentwicklung dieses Dienstbereiches sind gemeinschaftsfördernde Unternehmungen. * In dysfunktionalen Familien wird nicht miteinander gesprochen, man vertraut niemandem und fühlt nichts. Gesunde Familien jedoch reden, vertrauen und haben Gefühle! Die Gemeinde ist auch eine Art von Familie. Sie kann natürlich auch eine funktionsgestörte Familie sein, wo man seine Gefühle nicht zeigen oder offen reden oder anderen vertrauen darf; oder sie kann ein geschützter Ort sein, ein Ort der Heilung, wo die Menschen ihre Gefühle zeigen, offen reden und darauf vertrauen können, dass andere sie nicht verurteilen. Wenn wir nicht offen über etwas sprechen, werden wir über kurz oder lang zu destruktiven Verhaltensmustern Zuflucht nehmen. Ihre Gemeinde muss ein geschützter Raum sein!

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„Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft […]. Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: ‚Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!‘“ (Prediger 4,9–10.12; Hfa) Vor nicht allzu vielen Jahren hielt man Personen, die an 12-Schritte-Programmen teilnehmen, für schwach. Dabei sind es doch eigentlich mutige Menschen, die sich wirklich darum bemühen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Manche der ersten Treffen der Anonymen Alkoholiker fanden in Kellern von Kirchengebäuden statt, wo die Leute durch die Hintertür hereinkamen, sodass niemand sie sehen und herausfinden konnte, dass sie Alkoholiker waren. Gott sei Dank sind die Tage der Hintertüren und Keller vorüber. Ihr Dienstbereich darf sich nicht verstecken. Er muss ein Ort sein, an dem Menschen, die Heilung brauchen, sich ganz normal treffen, miteinander reden und sich darüber austauschen können, wie sie mit Gottes Hilfe ihre Kämpfe für sich entscheiden können. Bei „Leben finden“ gibt es zwei Hauptveranstaltungen zur Gemeinschaftsförderung, das gemeinsame Essen und das „Nacht-Café“ (s. Anhang 2). Während des Sommers beginnt jeden Freitag um 18:00 Uhr das gemeinsame Essen. Auf unserem Speisezettel finden Sie Hot Dogs „Genesung“, Würstchen „Gelassenheit“, Brötchen „Verdrängung“, Hähnchen „12 Schritte“. Wir haben sehr niedrige Preise und eine großartige Gemeinschaft! Das „Nacht-Café“ schließt sich an unseren Kleingruppenabend an. Es eignet sich sehr gut dafür, die Treffen inoffiziell fortzusetzen. Andere Gemeinden bieten diese Essensveranstaltungen auch gratis an und finanzieren sie mit Hilfe von freiwilligen Spenden. Jede Gemeinschaftsveranstaltung bei „Leben finden“ soll in erster Linie den Teilnehmern helfen, gesunde Beziehungen aufzubauen, woraus sich dann ein Unterstützerteam von Begleitern und Vertrauenspersonen entwickelt. Das gemeinsame Essen und das „NachtCafé“ dienen speziell dazu, Einzelne zu ermutigen, entweder vor oder nach den Treffen am Freitagabend zusammenzukommen. Sie bieten ein Forum, in dem sich kleine Gruppen zusammenfinden, denen gegenüber man sich verantwortlich zeigt, und Zweierschaften aufgebaut werden. (Wir ernennen keine festen Sponsoren; es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich um solche wichtigen persönlichen Beziehungen zu bemühen und sie aufzubauen.) Diese gemeinsamen Veranstaltungen bieten auch großartige Möglichkeiten, jeden Teilnehmer ganz praktisch an der Durchführung des Kurses zu beteiligen. Der eine oder andere ist vielleicht nicht zum Kleingruppenleiter geeignet, kann jedoch andererseits den Dienstbereich durch freiwillige Mitarbeit bei den Gemeinschaftsveranstaltungen unterstützen. Sie wissen ja, in den Augen Gottes ist jeder Dienst wertvoll. 39


5. ARBEITSMATERIAL Die fünfte Voraussetzung für das Gelingen des Kurses ist das richtige Arbeitsmaterial. Ich werde immer wieder gefragt: „Was ist das richtige Arbeitsmaterial?“ Es gibt in diesem Bereich sicher sehr viel Material, das hilfreich ist, aber ich glaube, die Grundlage für eine wirkungsvolle Arbeit sollte hier immer eines sein: die Bibel. Gottes Wort muss im Mittelpunkt Ihres Programmes stehen. Und das kann sie nicht, wenn sie nicht auch das Herz Ihres Arbeitsmaterials ist. Der Apostel Paulus schrieb an die Gemeinde in Rom: „Und aus dem, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt wurde, sollen wir lernen. Ermutigt und getröstet durch Gottes Wort, können wir an der Hoffnung auf Gottes kommendes Reich festhalten“ (Römer 15,4; Hfa). „Das Blaue Buch“ der Anonymen Alkoholiker enthält zwölf große Versprechen, aber Gottes „Großes Buch“ – Gottes Liebesbrief an uns – gibt uns über 7.000 wunderbare Versprechen! Zweitens müssen Sie sicherstellen, dass Ihr Arbeitsmaterial zu den unterschiedlichsten Gruppen und zu allen Bereichen passt, in denen Heilung nötig ist. Wenn es sich auf die Bibel gründet, wird es das erfahrungsgemäß sein! Ein drittes Kriterium bei der Suche nach dem richtigen Arbeitsmaterial ist seine Benutzerfreundlichkeit: Ist es leicht zu verwenden? Erklärt es sich von selbst? Sie wissen selbst, dass man einen Elefanten nicht am Stück herunterschlucken kann, aber wenn Sie ihn in kleine Stücke schneiden, wird es viel leichter (wenn’s auch nicht gerade besser schmeckt!). Viertens muss das Material durch die einzelnen Schritte wirklich auch etwas im Leben der Teilnehmer bewegen. Manche Bücher lehren alles Mögliche über die zwölf Schritte und die verschiedenen Bereiche der Heilung; aber sie laden nicht dazu ein, sich durch die Schritte ganz aktiv um Heilung zu bemühen. Ich habe schon viele Leute getroffen, die bis zum vierten Schritt gekommen waren, dann stecken blieben und zurück in den Sumpf ihrer Vergangenheit gezogen wurden. Schlimmer noch, man findet das Programm zu schwierig und bricht den Heilungsprozess ganz ab! Das Arbeitsmaterial von „Leben finden“ erfüllt alle vier Erfordernisse: Es gründet sich auf Gottes Wort; es kann auf die unterschiedlichsten Problembereiche angewendet werden; es ist in vier leicht überschaubare Abschnitte verpackt, die die Teilnehmer nicht überfordern; das Durcharbeiten der einzelnen Abschnitte des Teilnehmerbuches vermittelt einem das Gefühl weiterzukommen und insbesondere das Bewusstsein, dass sich durch die Schritte und Grundsätze wirklich etwas verändert. 40


Auf der Internetseite www.kirchemitvision.de werden Sie Möglichkeit erhalten, Kontakt zu Gemeinden aufzunehmen, das das Material bereits verwenden. Dort finden Sie ebenfalls zusätzliches Material sowie Möglichkeiten zum Austausch.

6. NEUE GRUPPEN Wenn Ihr Dienstbereich „Leben finden“ sich positiv entwickeln und wachsen soll, müssen Sie sich darüber hinaus darum bemühen, neue Gruppen ins Leben zu rufen. Solche neuen Gruppen, die um die Nöte und Probleme Einzelner herum gebildet werden, wirken wie eine Vitaminspritze für Ihren Dienstbereich. Mitarbeiter und Teilnehmer bekommen neuen Schwung, wenn eine neue Gruppe gegründet wird. Dennoch möchte ich auch eine Warnung vorausschicken: Beginnen Sie diesen Dienstbereich für Heilung langsam und vorsichtig! Ich garantiere Ihnen, dass zahlreiche Personen Sie ansprechen und fragen werden: „Warum habt ihr keine Gruppe für diese Sucht, jenen Zwang oder diese Verhaltensmuster?“ oder: „Glaubt ihr etwa, dass _____________________ weniger wichtig ist als eine Gruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige?“ Und, mitfühlend, wie Sie sind, würden Sie dann am liebsten sagen: „Damit fangen wir nächste Woche an!“, und dann machen Sie sich auf die Suche nach einem Leiter. So sollten Sie Ihr Programm jedoch nicht beginnen. Wie bereits erwähnt, haben wir „Leben finden“ mit nur vier Gruppen begonnen: 1. drogen- oder medikamentenabhängige Männer, 2. drogen- oder medikamentenabhängige Frauen, 3. männliche Angehörige von Abhängigen und 4. weibliche Angehörige von Abhängigen. Von dieser Grundlage ausgehend, verwende ich seither das folgende System zur Bildung neuer Gruppen: Wenn jemand zu mir kommt und fragt, wieso wir keine Gruppe für „XYZ“ haben, antworte ich normalerweise: „Haben Sie schon Erfahrungen auf diesem Gebiet oder wurden Sie davon geheilt?“ (Es ist in diesem Fall gleichgültig, ob diese Erfahrungen auf biblisches Kursmaterial oder die Teilnahme an säkularen Treffen zurückgehen.) Meine nächste Frage lautet dann: „Kennen Sie jemanden, der auf diesem Gebiet gesund geworden ist?“ Wenn auf beide Fragen mit Nein geantwortet wird, bitte ich um Namen und Telefonnummer und speichere die Informationen, damit wir die betreffende Person benachrichtigen können, wenn eine entsprechende Gruppe ins Leben gerufen wird. Wir beginnen auch keine neue Gruppe, ehe wir nicht einen ausgebildeten Leiter sowie einen Koleiter haben, der vom Leiter ausgebildet wurde. Wenn Leiter vorhanden sind, weisen wir im Gemeindeblatt zwei Wochen lang auf die neue Gruppe hin. Als Nächstes bitten 41


wir den Leiter und seinen Mitarbeiter, während unserer Plenumsabende von „Leben finden“ über ihr Leben zu berichten. Erst dann beginnen die Treffen der neuen Gruppe. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Frauen mich schon nach einer Gruppe für Personen mit Missbrauchserfahrungen gefragt haben. Leider musste ich immer sagen: „Noch nicht.“ Es hat zwei Jahre gedauert, bis wir mit Gottes Hilfe das richtige Leitungsteam beisammenhatten. Ich möchte lieber jemanden enttäuschen und zugeben, dass wir eine bestimmte Gruppe nicht anbieten, als jemandem durch eine Gruppe ohne richtig ausgebildete und qualifizierte Leiter großen Schaden zufügen. Während dieser Wartezeit sandte Gott mir acht sehr mutige Frauen. Sie alle hatten körperliche oder sexuelle Misshandlung erlebt. Wir trafen uns zehn Wochen lang jeden Mittwochmorgen und verfassten die 12 Schritte für Frauen auf dem Weg zur Heilung nach körperlichem oder sexuellem Missbrauch. Sie finden diese in Anhang Nr. 3. Unsere normalen 12 Schritte hätten Personen mit diesem Problem nicht geholfen. Heute ist dies eine unserer größten und erfolgreichsten Gruppen. Bei Celebrate Recovery® gibt es darüber hinaus keine geschlechtsübergreifenden Gruppen. Ich möchte Ihnen die beiden Hauptgründe dafür erläutern: Erstens haben wir festgestellt, dass die Teilnehmenden nicht so offen Einblick gewähren, wenn Männer und Frauen gemeinsam an einer Gruppe partizipieren. Wie kann jemand, der gegen Sexsucht ankämpft, in einer gemischten Gruppe ehrlich etwas darüber sagen? Es ist solchen Personen einfach unmöglich, in einer gemischten Gruppe so tiefgehend über ihr Problem zu berichten, wie es notwendig wäre. Zweitens möchten wir den Einzelnen einen sicheren Raum bieten. Ich möchte dies anhand eines Beispiels illustrieren: Eine Frau berichtet, dass ihr Mann sie misshandelt. Sie öffnet sich weiter und teilt den anderen mit, wie sie gern behandelt werden würde. Stellen Sie sich nun vor, dass ein Mann an der Gruppe teilnimmt, der nicht unbedingt aus den richtigen Gründen dort ist. Im Anschluss an die Sitzung macht er sich an diese Frau heran und erzählt ihr, dass er ihr all das geben kann, was ihr Mann ihr nicht gibt. Wenn Ihre „Leben finden“-Arbeit fortbestehen und wachsen soll, muss sie ein geschützter Raum sein und bleiben. Wenn die Gruppen nach Geschlechtern getrennt sind, sind die Voraussetzungen dazu besser. Im Folgenden möchte ich Ihnen ein Konzept für die Gründung neuer Gruppen vorschlagen:

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