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Kapitel 1

Persönliche Anwendung Wie Sie die Bibel in Ihrem Leben umsetzen können Wie wir schon in der Einleitung gesehen haben, ist das Ziel beim Bibellesen immer die Anwendung, nicht nur die Interpretation. Weil Gott unser Leben durch sein Wort verändern möchte, ist es wichtig, erst einmal zu lernen, wie man die Inhalte der Bibel im eigenen Leben anwendet, bevor man sich irgendeine andere Lesemethodik aneignet. Den Zugang, den Sie in diesem Kapitel kennenlernen, werden Sie auch für alle folgenden Ansätze brauchen. Gleichgültig, für welchen Zugang Sie sich entscheiden: Nachdem Sie an der Bibel gearbeitet haben, geht es darum, Ihre Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Wenn wir in diesem Buch von »Anwendung« oder »Umsetzung« sprechen, meinen wir also immer die in diesem Kapitel vorgestellte Herangehensweise. Wenn Sie sie für sich verwenden, nennen wir sie einfach den Anwendungszugang. Das ist die Art schlichten Lesens und Nachdenkens, wie sie sich auch gut für Ihre Stille Zeit eignet.

Definition Der Anwendungszugang besteht darin, dass Sie einen kürzeren oder längeren Bibelabschnitt lesen und im Gebet so lange über ihn nachsinnen, bis der Heilige Geist Ihnen einen Weg aufzeigt, wie Sie den Inhalt in Ihrem eigenen Leben anwenden können, und zwar Sie persönlich, auf konkrete, durchführbare und möglichst auch messbare Weise. Ziel ist es, das Wort Gottes ernst zu nehmen und zu tun, was er uns dadurch sagt (vgl. Jakobus 1,22).

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Warum die Anwendung so wichtig ist Gott hat uns die Bibel geschenkt, um uns zu zeigen, wie wir eine Beziehung mit ihm haben und unser Leben in dieser Welt so gestalten können, dass es ihm gefällt. Sie soll unser Leben auf eine Weise verändern, dass wir Jesus Christus immer ähnlicher werden. Der Apostel Paulus hat einmal geschrieben, die Bibel sei »nützlich für die Unterweisung im Glauben, für die Zurechtweisung und Besserung der Irrenden, für die Erziehung zu einem Leben, das Gott gefällt« (2. Timotheus 3,16). Sie ist ein existenzielles Buch, denn es geht in ihr darum, wie wir Menschen tatsächlich so leben können, dass es Gott gefällt. Bibellesen ohne praktische Umsetzung ist eine bloße akademische Übung ohne geistlichen Wert. Die Bibel wurde geschrieben, um in unserem wirklichen Leben umgesetzt zu werden. Howard Hendricks hat es in seiner bestechenden Art auf den Punkt gebracht: »Interpretation ohne Anwendung ist Abtreibung!« Halten wir also fest, dass Anwendung für das Leben als Christ unabdingbar ist. Sie ist harte Arbeit, aber wenn wir uns an bestimmte Grundprinzipien halten, wird es uns gelingen, gute Anwendungsmöglichkeiten aus einem Bibeltext zu ziehen.

Anwendung verändert unser Leben Das Studium der Bibel sowie dessen Erkenntnisse sollten in unsere Lebensführung einfließen, damit sie uns nach Gottes Willen verändern kann.

1. Schritt: Um Einsicht beten 2. Schritt: Über den Text nachdenken 3. Schritt: Eine Anwendung überlegen 4. Schritt: Einen Merkvers einprägen

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1. Sie können Gottes Wort nicht wirklich kennenlernen, wenn Sie es nicht persönlich umsetzen Jesus führte während seines Dienstes viele Streitgespräche mit den damaligen religiösen Führern. Das waren vor allem die Pharisäer (damals die allgemein anerkannten Theologen), die Schriftgelehrten (juristisch-religiöse Rechtsexperten der jüdischen Gesetze) und die Sadduzäer (die liberalere Strömung in der damaligen jüdischen Gesellschaft). Bei einer Gelegenheit stellten ihm die Sadduzäer, die nicht an die Auferstehung glaubten, eine Fangfrage. Die Antwort, die Jesus gab, ist sehr interessant. Er sagte ihnen: »Ihr irrt, denn ihr kennt weder die Schriften noch die Kraft Gottes« (Matthäus 22,29; LÜ). Die Sadduzäer besaßen intellektuelles Wissen über die Inhalte der jüdischen Schriften (unser Altes Testament), aber sie lebten nicht nach ihnen. Sie können ein wandelndes Bibellexikon sein, den Kopf vollgestopft mit Bibelwissen, aber das bringt Ihnen überhaupt nichts, solange Sie es nicht in Ihr praktisches Alltagsleben umsetzen. Wenn Sie sich mit der Bibel beschäftigen, ohne sie anzuwenden, sind Sie nicht besser als die Pharisäer und Sadduzäer zur Zeit Jesu. Sie lernen die Schrift erst dann richtig kennen, wenn Sie sie in die Praxis umsetzen und aktiv werden.

2. Wissensanhäufung ohne Umsetzung kann gefährlich sein Wie der Apostel Paulus einmal bemerkt hat: »Erkenntnis bläht auf, aber die Liebe baut auf« (1. Korinther 8,1; LÜ). Biblisches Wissen, das nicht angewendet wird, kann uns aufplustern. Das griechische Wort für »aufblähen« birgt die Vorstellung in sich, mit Stolz aufgeblasen zu sein und in Arroganz zu verfallen. Die Bibel lehrt, dass der Teufel eine Menge Bibelwissen hat (siehe die Versuchung Jesu, Matthäus 4,1–11), und gleichzeitig wissen wir, dass er voller Stolz und arrogant ist. Wenn Sie das Wort Gottes richtig in Ihrem Leben umsetzen, entgehen Sie der Gefahr, aufgeblasen zu werden. Bibellesen ohne Umsetzung kann gefährlich werden, denn Erkenntnis verlangt Handeln. Was ein Mensch weiß, sollte sich in dem niederschlagen, was er tut. Jakobus erklärt: »Es genügt aber nicht, dieses Wort nur anzuhören. Ihr müsst es in die Tat umsetzen, sonst betrügt ihr euch selbst!« (Jakobus 1,22). Gottes Gebote sind keine Fra39


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ge der Wahl. Er sagt nicht: »Würdest du bitte einmal darüber nachdenken, ob du das tun möchtest?«, sondern er befiehlt: »Tu es!« Und er erwartet von uns, dass wir gehorchen. In der Bergpredigt hat Jesus einen gehorsamen Jünger mit einem weisen, klugen Mann verglichen: »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute« (Matthäus 7,24). Als die Stürme des Lebens kamen, hatte der weise Mann ein festes Fundament, während der »Dummkopf« – derjenige, der nicht umsetzte, was er wusste – weggespült wurde (Vers 25–27). David wurde ein Mann nach dem Herzen Gottes genannt, weil er das Wort Gottes zur Richtschnur seines Lebens gemacht hatte. Der Verfasser des 119. Psalms schreibt: »Ich überdenke meine Lebensführung und kehre wieder um zu deiner Weisung. Ich eile, Herr, ich schiebe es nicht auf, das auszuführen, was du mir befiehlst« (Psalm 119,59–60). Auch Sie sollten umsetzen, was Sie erkannt haben. Bibellesen ohne Umsetzung kann gefährlich sein, denn Wissen bringt Verantwortung mit sich. Wenn Sie die Bibel ernsthaft studieren, werden an Sie höhere Maßstäbe angelegt als an Otto Normalverbraucher, denn mit wachsendem Wissen wächst auch Ihre Verantwortung. Jakobus schreibt: »Wer die Zeit und die Mittel hat, Gutes zu tun, und es nicht tut, macht sich schuldig« (Jakobus 4,17). Mit tieferer Bibelkenntnis kommt ein härteres Gericht auf Sie zu, wenn Sie nicht entsprechend leben. Wenn Sie beginnen, intensiv in der Bibel zu lesen, fängt Gott an, Ihnen Lebensbereiche aufzuzeigen, in denen Sie Veränderung nötig haben, und stellt Sie in eine größere Verantwortung. Wenn Sie nicht vorhaben, die Erkenntnisse, die Sie beim Bibellesen gewinnen, auch anzuwenden, sollten Sie besser gar nicht erst in der Bibel lesen! Sie laden sich nur ein schwereres Urteil auf. John Milton, ein großer christlicher Dichter, soll gesagt haben: »Das Ziel allen Lernens ist, Gott zu kennen und aus diesem Wissen heraus ihn zu lieben und nachzuahmen.« Das fasst zusammen, wovon wir hier reden: Wir sollen Gott kennen, ihn lieben und so werden wie er.

Anwendung ist harte Arbeit Es mag Ihnen vielleicht so vorkommen, als ob die Anwendung vergleichsweise einfach sei, doch tatsächlich ist es der schwerste Teil beim Bibelstudium. Wie kommt das? Anwendung passiert nicht zufäl40


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lig. Wir müssen sie planen, sonst wird es nicht dazu kommen. Es gibt drei Gründe, warum es wirklich nicht leicht ist, die Inhalte der Bibel praktisch anzuwenden: Es erfordert Nachdenken, der Teufel kämpft verbissen dagegen und wir haben eine natürliche Abneigung gegen Veränderung.

1. Anwendung ist harte Arbeit, weil sie ernsthaftes Nachdenken erfordert Manchmal kostet es eine ganze Menge Konzentration und betendes Nachdenken, bis wir einen Weg finden, wie wir eine Aussage anwenden können. Vielleicht gilt es, hinter einer zeitbezogenen Regel ein zeitloses Prinzip zu entdecken. Vielleicht steht ein lokaler Brauch im Vordergrund, doch dahinter verbirgt sich eine übergreifende Einsicht. Das alles braucht Zeit und Konzentration, die wir manchmal nur widerwillig aufbringen.

2. Anwendung ist harte Arbeit, weil Satan sie verbissen bekämpft Die härtesten Angriffe des Teufels kommen in Ihrer Stillen Zeit oft dann, wenn Sie sich darum bemühen, das Gelesene anzuwenden. Satan weiß, dass Sie für ihn keine große Bedrohung darstellen, solange Sie sich mit Ihrem angesammelten Bibelwissen zufriedengeben. Aber in dem Augenblick, in dem Sie ernsthaft anfangen, darüber nachzudenken, etwas in Ihrem Leben zu verändern, wird er sich mit Händen und Füßen dagegen zur Wehr setzen. Er hasst »Täter des Wortes«. Er wird Sie Ihre Bibel nach Herzenslust studieren lassen, solange Sie sich nicht fragen: »Und was mache ich jetzt mit all dem, was ich erkannt habe?«

3. Anwendung ist harte Arbeit, weil wir eine natürliche Abneigung gegen Veränderung haben Oft »fühlen« wir uns nicht nach Veränderung – und das ist es schließlich, was echte Anwendung verlangt! Wir leben mehr nach unseren Launen als nach unserem Willen, denn wir sind zufrieden mit dem, wie wir sind. Christen sagen, dass sie sich nicht danach fühlen, in der 41


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Bibel zu lesen oder zu beten oder Zeugnis abzulegen. Gefühle kommen und gehen, deshalb sollten sie unser Leben als Christ nicht bestimmen. Der Schlüssel zu geistlicher Reife ist, für Christus zu leben, nicht weil wir uns dabei gut fühlen, sondern weil wir wissen, dass es richtig ist. Ich habe die Entdeckung gemacht, dass der Teufel, wenn ich nur dann in der Bibel lese, bete oder Zeugnis gebe, wenn ich mich danach fühle, dafür sorgen wird, dass ich mich niemals danach fühlen werde! Sie wenden das Wort Gottes nicht deshalb auf Ihr Leben an, weil Sie sich an dem Tag oder in der Woche gerade danach fühlen, sondern weil Ihnen bewusst ist, dass Gott das von Ihnen erwartet. Angewandtes Bibelstudium als Willensakt führt uns zur Reife und legt eine stabile Grundlage für unser Christsein.

So wird’s gemacht Wenn Sie diesen Zugang zur Bibel verfolgen, können Sie sich nach vier einfachen Arbeitsschritten richten, die wir in je einem Wort zusammengefasst haben: beten – nachdenken – anwenden – einprägen.

1. Schritt: Um Einsicht beten Bitten Sie Gott, dass er Ihnen dabei hilft, den Bibeltext anzuwenden, und Ihnen zeigt, was er genau mit Ihnen vorhat. Zwei Dinge wissen Sie schon, die Gott von Ihnen will: seinem Wort gehorchen und es an andere weitergeben. Sagen Sie Gott in Ihrem Gebet, dass Sie bereit sind zu tun, was er Ihnen zeigt, und anderen davon zu erzählen.

2. Schritt: Über den Text nachdenken Betrachten Sie den Bibelabschnitt und gehen Sie seinen Gedanken nach. Ich bezeichne dies als Meditation. Meditation bedeutet die Verarbeitung von Gedanken. Sie nehmen sich einen Gedanken vor, den Gott Ihnen geschenkt hat, und beleuchten ihn von allen Seiten. Meditation ist wie das Wiederkäuen einer Kuh, die ihre Nahrung verdaut. Sie frisst Gras und leitet es in den Blättermagen, dann legt sie sich hin 42


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und lässt das Gras in den Labmagen hochkommen, kaut auf ihm herum und schluckt es wieder herunter, bis es in den Pansen gelangt. Insgesamt hat sie für ihren Verdauungsprozess vier Mägen! Schriftbetrachtung heißt, einen Bibeltext zu lesen und sich ihm dann auf verschiedene Weise zu nähern. Hier einige praktische Vorschläge, wie Sie einen Bibelvers oder längeren Abschnitt betrachten können:

Das Geschehen visualisieren Stellen Sie sich die Szene einer Erzählung bildhaft vor. Versetzen Sie sich in die biblische Situation hinein und spielen Sie im Geiste durch, wie Sie sich selbst daran beteiligen könnten. Ob Sie gerade die Geschichtsbücher des Alten Testaments lesen oder eines der Evangelien oder die Apostelgeschichte – versetzen Sie sich in den jeweiligen geschichtlichen Hintergrund hinein. Fragen Sie sich, wie es Ihnen gehen würde, wenn Sie in die Situation einbezogen wären. Was würden Sie sagen, was würden Sie tun? Wenn Sie zum Beispiel das 4. Kapitel des Johannesevangeliums lesen, stellen Sie sich vor, Sie wären auch dort bei Jesus, mit der Frau am Brunnen, den Jüngern oder den Einwohnern von Sychar. Wie würden Sie reagieren, wenn Jesus Sie bitten würde, ihm von Ihrem Wasser zu trinken zu geben? Was würden Sie denken, wenn Sie einer der Jünger wären, der die Begegnung miterlebt hätte? Ein anderes Beispiel für Visualisierung in der Textbetrachtung: Stellen Sie sich vor, Sie wären der Apostel Paulus, der gerade im Gefängnis sitzt und dort seinen zweiten Brief an Timotheus schreibt. Malen Sie sich diesen römischen Kerker vor Augen, in dem Sie zum Tode verurteilt auf Ihre Hinrichtung warten, von allen Freunden – mit Ausnahme von Lukas – im Stich gelassen. Fühlen Sie die Einsamkeit nach, die Paulus empfunden haben muss, aber auch den Triumph, als er schrieb: »Ich habe den guten Kampf gekämpft. Ich bin am Ziel des Wettlaufs, zu dem ich angetreten bin. Ich habe den Glauben bewahrt und unversehrt weitergegeben« (2. Timotheus 4,7). Wenn Sie sich eine Szene bildhaft vorstellen, wird die Bibel für Sie auf einmal unglaublich lebendig. Verschiedene Betonungen durchspielen Lesen Sie einen Vers mehrmals nacheinander laut vor, indem Sie bei jedem Durchgang ein anderes Wort des Verses betonen. Sie werden staunen, wie sich dadurch neue Bedeutungen auftun. Für Philipper 4, 43


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Vers 13 würde das nach der »Lutherübersetzung« folgendermaßen aussehen: »ICH vermag alles durch den, der mich mächtig macht.« »Ich VERMAG alles durch den, der mich mächtig macht.« »Ich vermag ALLES durch den, der mich mächtig macht.« »Ich vermag alles DURCH den, der mich mächtig macht.« »Ich vermag alles durch DEN, der mich mächtig macht.« »Ich vermag alles durch den, DER mich mächtig macht.« »Ich vermag alles durch den, der MICH mächtig macht.« »Ich vermag alles durch den, der mich MÄCHTIG macht.« »Ich vermag alles durch den, der mich mächtig MACHT.« Sie entdecken neun unterschiedliche Aussagenuancen in diesem einen Vers, wenn Sie ihn auf diese Weise durchgehen und jedes Mal ein anderes Wort hervorheben.

Den Text umschreiben Schauen Sie sich Ihren Bibeltext gut an und umschreiben Sie ihn dann mit Ihren eigenen Worten. Verwenden Sie Vokabular und Redewendungen von heute, um den zeitlosen Inhalt auf moderne Weise auszudrücken. Sie können sich dazu Anregungen bei modernen Bibelübertragungen wie der schon erwähnten »Hoffnung für alle« holen. Den Text personalisieren Wenden Sie den Text auf sich persönlich an, indem Sie an der Stelle von Pronomen (er, sie, wir …) oder Substantiven (»die Menschen« etc.) Ihren Namen einsetzen. Johannes 3, Vers 16 würde dann beispielsweise in meinem Fall lauten: »Gott hat Rick Warren so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun wird Rick, wenn er sich auf den Sohn Gottes verlässt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.« Auf die neun Aspekte der A-N-W-E-N-D-U-N-G achten Hinter den Anfangsbuchstaben von »Anwendung« verbergen sich die neun möglichen Aspekte einer Anwendung (man bezeichnet dies als Akrostichon). Um den Bibeltext auf Ihr Leben anzuwenden, können 44


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Sie nach diesen neun Dingen Ausschau halten. Wenn Sie sich die neun Stichwörter zu den Anfangsbuchstaben merken, können Sie sie jederzeit verwenden. Gibt es im Text irgendein/e(n) … A – Aufruf/Appell zu befolgen? Bin ich bereit, ihm nachzukommen, egal, wie ich mich fühle? N – negatives oder positives Beispiel? Was kann ich nachmachen, was vermeiden? W – Wahrheit anzunehmen? Was lerne ich neu über Gott, den Vater, Jesus Christus, den Heiligen Geist oder andere biblische Lehren? E – Einstellung zu ändern? Bin ich bereit, an negativen Haltungen zu arbeiten und positive aufzubauen? N – nicht Nachzuahmendes? Welche Fehler kann ich vermeiden, auf welche Fallen achten? D – Dank, der angebracht wäre? Wofür kann ich Gott loben und danken? U – Umkehr, die nötig wäre? Gibt es eine Sünde zu bekennen oder etwas wiedergutzumachen? N – noch ausstehende Verheißung? Gibt es Bedingungen, treffen sie auf mich zu? G – Gebet anzuschließen? Gibt es etwas, für das ich beten könnte?

Den Vers zu einem Gebet machen Sie können in Ihren Bibelvers auch die 1. Person Singular einsetzen und ihn damit zu Ihrem persönlichen Gebet machen. Die Psalmen sind ein gutes Beispiel für diese Art der Meditation. Bill Gothard hat gesagt, dass David sich Gottes Gesetz erst eingeprägt, es dann auf sich persönlich bezogen und es zu seinem eigenen Gebet gemacht hat. Ein Beispiel für diese Methode lässt sich gut an den ersten drei Versen von Psalm 23 demonstrieren: »Danke, Herr, dass du mein Hirte bist und dass ich keine Not leide. Danke, dass du mich auf saftige Weiden bringst, mich am frischen Wasser ruhen lässt und mir neue Kraft gibst. Danke, dass du mich auf sicheren Wegen leitest, weil du mit deinem Namen dafür bürgst.« Auf welche dieser Methoden sollen Sie nun zurückgreifen, wenn Sie über Ihren Bibeltext nachsinnen? Das hängt von der Art Ihres Textes 45


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ab. Manchmal lassen sich die Methoden auch miteinander kombinieren. Wenn Sie sich zum Beispiel die Sprüche vornehmen, wird es schwierig sein, sich eine Szene bildhaft vorzustellen, aber Sie können die einzelnen Worte nacheinander betonen und dann einige der Aussagen zu Ihrem Gebet machen.

3. Schritt: Eine Anwendung überlegen Denken Sie auf der Grundlage der Einsichten, die Ihnen gekommen sind, darüber nach, wie Sie sie in die Praxis umsetzen können, und schreiben Sie sie auf. Das schriftliche Festhalten hilft Ihnen, präzise zu sein. Wenn Sie nichts aufschreiben, werden Sie wahrscheinlich bald alles wieder vergessen haben. Das ist besonders notwendig, wenn Sie mit einer geistlichen Wahrheit zu tun haben. Wenn Sie nicht in der Lage sind, sie zu Papier zu bringen, haben Sie sie wahrscheinlich nicht wirklich verstanden. Es hat sich gezeigt, dass man das, was man aufschreibt, länger behält und anderen besser erklären kann. Behalten Sie vier Aspekte im Hinterkopf, wenn Sie Ihre Anwendung erarbeiten: 1. Ihre Anwendung sollte persönlich sein. Schreiben Sie also in der 1. Person Singular (»ich, mir, mein …«). 2. Ihre Anwendung sollte praktisch sein – etwas, das Sie tun können. Planen Sie eine ganz bestimmte Handlung, die Sie durchführen wollen. Überlegen Sie sich ein Projekt, das Sie als »Täter des Wortes« fördern wird. Legen Sie es so genau und konkret fest, wie irgend möglich. Allgemeinplätze führen dazu, dass wir uns hilflos vorkommen, und bringen wenig Taten hervor. 3. Ihre Anwendung sollte durchführbar sein – etwas, das Ihnen wirklich möglich ist. Sonst werden Sie entmutigt werden. 4. Ihre Anwendung sollte messbar sein. Woran erkennen Sie, ob Sie Ihr Vorhaben ausgeführt haben, wann können Sie Ihr »Kreuzchen« machen? Planen Sie einen konkreten zeitlichen Rahmen. Das folgende Beispiel für diese vier Aspekte bezieht sich auf Prediger 6, Vers 7. Der Text lautet: »Der Mensch müht sich ständig ab, um sich satt essen zu können. Was hilft’s, er wird doch immer wieder hungrig!« Die vier Aspekte könnten folgendermaßen aussehen:

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Persönliche Anwendung

1. 2. 3. 4.

persönlich: »Ich will …« praktisch: »Ich will abnehmen.« durchführbar: »Ich will zehn Pfund abnehmen.« messbar: »Ich will bis zum Monatsende zehn Pfund abnehmen.«

Suchen Sie sich Unterstützung bei Freunden oder in Ihrer Familie, indem Sie einer Person von Ihrem Vorhaben erzählen und sie bitten, Sie ab und zu nach dem Stand der Dinge zu fragen und Ihnen Mut zu machen. Sie können auch Anwendungsmöglichkeiten festhalten, die erst in der Zukunft relevant werden. Vielleicht stoßen Sie auf eine gute Anwendung, die Sie zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht umsetzen können. Vielleicht lesen Sie von Tod und Sterben oder wie man Kummer überwindet, aber das Problem haben Sie gerade gar nicht. Es gibt zwei gute Gründe, sie trotzdem aufzuschreiben: Erstens kann es sein, dass Sie irgendwann in eine solche Lage kommen und das, was Sie erarbeitet haben, gebrauchen können. Zweitens kann es sein, dass Sie jemand anderem weiterhelfen können, der sich in einer entsprechenden Situation befindet. Fragen Sie sich: »Wie kann ich diesen Vers gebrauchen, um jemand anderem zu helfen?«

4. Schritt: Einen Merkvers einprägen Damit Ihnen der Bibeltext weiterhin vor Augen bleibt und Sie sich immer wieder an Ihr Vorhaben erinnern, sollten Sie einen Vers oder Versteil auswendig lernen, der zentral zu der praktischen Umsetzung passt, die Sie sich aufgeschrieben haben. Manchmal wird Gott über Wochen oder sogar Monate an einem Ihrer Lebensbereiche am Werk sein. Es dauert eine Weile, bis sich eingefahrene Verhaltensmuster, Gewohnheiten und Charakterzüge wirklich verändern. Neue Gewohnheiten und Denkweisen lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen etablieren. Dessen sollten wir uns bewusst sein, und wir sollten uns darauf einlassen, dass Gott eine bestimmte Wahrheit in unserem Leben immer wieder bekräftigt. Wir sollten uns nicht selbst austricksen und meinen, dass das einmalige Aufschreiben einer Anwendung wie eine magische Formel sei, die sofortige Veränderung bewirken würde. Eher muss es als Bestandteil eines Wachstumsprozesses gedacht werden. Der eingeprägte Merkvers wird uns in diesem Prozess unterstützen, weil er nun in unseren Köpfen steckt. 47


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Bei einer Gelegenheit ging es für mich in der praktischen Anwendung darum, an meiner Sensibilität zu arbeiten. Gott brauchte mehrere Monate, um diese Eigenschaft in meinem Leben aufzubauen. Ich musste erst einmal erkennen, dass diese Eigenschaft alle Lebensbereiche betraf. Er brachte mich immer wieder in Situationen, in denen ich dazu neigte, das Gegenteil zu tun – unsensibel zu sein. Vielleicht macht er es mit Ihnen genauso. Vielleicht lehrt Gott Sie, andere zu lieben, indem er Sie mit Menschen zusammenbringt, die nicht so leicht zu lieben sind. Vielleicht sollen Sie Geduld lernen, während Sie mit lauter Ärgernissen konfrontiert sind, oder Frieden mitten im Chaos. So können Sie selbst in Zeiten voller Kummer und Prüfungen Freude finden. Machen Sie sich bewusst, dass Gott gerade dann zulässt, dass Sie in schwierige Situationen geraten, wenn er eine positive Charaktereigenschaft in Ihrem Leben fördern möchte. So stellt er Sie vor die Entscheidung, das Richtige zu tun, anstatt Ihren natürlichen Neigungen zu folgen.

Fazit Ob wir wirklich auf die richtige Weise die Bibel studieren und praktische Anwendungen suchen, zeigt sich mit Blick auf die Person Jesu Christi. Wir müssen uns immer die Frage stellen: »Hilft mir diese Anwendung, Jesus ähnlicher zu werden?« Ein Mann sah, wie sein Nachbar am Sonntagmorgen aus der Kirche kam. Er fragte den Kirchgänger: »Und, wie war die Predigt?« Der Nachbar antwortete weise: »Sie fängt gerade erst an.« Wenn wir Einsichten aus der Bibel, die Gott uns schenkt, nicht in unserem eigenen Leben umsetzen, verhärten wir uns und stumpfen geistlich ab. So werden wir immer unempfindlicher für das Reden des Heiligen Geistes werden. Dass wir Gottes Wort wirklich in unserem Leben umsetzen, ist von entscheidender Bedeutung für unser geistliches Wohlbefinden und unseren Reifeprozess als Christen.

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Persönliche Anwendung

Das Arbeitsblatt Am Ende dieses Kapitels finden Sie das Arbeitsblatt mit den vier Arbeitsschritten. Sie können es kopieren oder ein leeres Blatt Papier nehmen und die Felder übertragen, um sich nach dieser Methode eine praktische Anwendung zu erarbeiten.

Zum Ausfüllen des Arbeitsblattes Zu Beginn tragen Sie Datum und Bibeltext ein. Füllen Sie dann die vier Felder aus: 䉴 Gebet: Kreuzen Sie an, wenn Sie Gott um Erkenntnisse gebeten haben. 䉴 Textbetrachtung: Schreiben Sie die Gedanken auf, die Ihnen beim Nachsinnen und Verwenden der meditativen Techniken gekommen sind. 䉴 Anwendung: Erarbeiten Sie eine Anwendung, die die vier Kriterien erfüllt: Sie muss persönlich, praktisch, durchführbar und messbar sein. 䉴 Merkvers: Schreiben Sie sich den Vers heraus, den Sie auswendig lernen wollen. Suchen Sie sich dazu die Bibelübersetzung aus, die Ihnen am meisten zusagt.

Musterbeispiel Siehe die Beispiele auf S. 51 und 52.

Aufgabe Folgende Textvorschläge eignen sich besonders gut zum Einstieg in den Anwendungszugang: 䉴 Psalm 15, 䉴 Psalm 34, 䉴 Römer 12, 䉴 1. Thessalonicher 5,12–22, 䉴 1. Johannes 4. 49


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Welche Bücher Ihnen noch weiterhelfen können Im Literaturverzeichnis, das Sie auf S. 285 im Anhang finden, haben wir viele Bücher und Schriften angefügt, die Ihnen dabei helfen können, eine regelmäßige Stille Zeit einzuführen. Sie bieten praktische Tipps, wie man es sich zur Gewohnheit machen kann, sich täglich von Gottes Wort ansprechen zu lassen. Lesen Sie auch den Anhang A dieses Buches »Zeit mit Gott – Tipps für Schatzsucher« (S. 240). Speziell zum Thema der Anwendung können Sie auch noch nachlesen bei: 䉴 Howard und William Hendricks: »Bibellesen mit Gewinn – Handbuch für das persönliche Bibelstudium«, CLV, Dillenburg, 2002 (zur Anwendung: S. 289–341). 䉴 Skip Heitzig: »Abenteuer Bibellesen«, Hänssler Verlag, Holzgerlingen, 2003 (zur Anwendung: Kapitel 7 und 8). 䉴 Helge Stadelmann/Thomas Richter: »Bibelauslegung praktisch«, R. Brockhaus, Haan, 2006 (Kapitel »Anwendung«, Schritt 10, S. 161–170).

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Arbeitsblatt (Beispiel 1) Datum: 30. 6.

Bibeltext: Lukas 12,22–26

1. Gebet

□ ✗ (ankreuzen, wenn erledigt)

2. Textbetrachtung So umschreibe ich den Text: Ich sollte mir nicht so viele Sorgen machen. Gott wird sich um alles kümmern, was ich brauche. Da er mir mein Leben gegeben hat, kann ich auch darauf vertrauen, dass er es weiterhin erhält. Das kann ich von den Vögeln lernen: Sie sorgen sich nicht um ihre Zukunft. Gott kümmert sich jeden Tag um sie. Wenn er schon die Vögel versorgt, wird er es erst recht mit mir tun! Außerdem bringt Sorgen mich nicht weiter. Sorgen verändert niemals wirklich die Situation. Was bringt es also? Nichts! Gebot, das ich befolgen muss: »Sorge dich nicht!« (Vers 22) Versprechen, das ich in Anspruch nehmen muss »Gott wird sich um mich kümmern!« (Vers 24) 3. Praktische Umsetzung Ich muss diese Lektion im Bereich unserer familiären Finanzen umsetzen. Im nächsten Monat werde ich jedes Mal, wenn der Teufel mich an unsere Rechnungen erinnert, der Sorge widerstehen und Lukas 12, Vers 24 laut aussprechen. 4. Merkvers »Seht euch die Raben an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keinen Keller und keine Scheune, und Gott ernährt sie doch. Wie viel besser seid ihr als die Vögel!« (Lukas 12,24; LÜ).

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Arbeitsblatt (Beispiel 2) Datum: 10. 7.

Bibeltext: Richter 6,1–18

1. Gebet

□ ✗ (ankreuzen, wenn erledigt)

2. Textbetrachtung In diesem Textabschnitt geht es um die Berufung von Gideon. Erkenntnisse (Wahrheiten, die ich glaube) 䉴 Wenn Gott etwas ausführen möchte, hält er nach Menschen Ausschau, die er gebrauchen will. 䉴 Gott gebraucht oft die, von denen ich es am wenigsten erwarte. 䉴 Gott kann seine Stärke am besten durch unsere Schwäche zeigen. 䉴 Gottes Kraft in uns ist die Lösung für unsere Unzulänglichkeiten. Sünden, die ich bekennen, Einstellungen, die ich ändern muss: Herr, vergib mir, dass ich nicht dazu bereit war, mich von dir gebrauchen zu lassen! Ich dachte, du könntest mich nicht gebrauchen, weil ich so viele Schwächen habe, doch eigentlich habe ich meine Unzulänglichkeit nur vorgeschoben und als Entschuldigung für meine Trägheit missbraucht. Hilf mir, daran zu denken, dass ich versage, wenn ich auf mich selbst vertraue, aber siegreich bin, wenn ich auf deine Stärke baue. Gebrauche meine Schwächen, um dir Ehre zu machen. 3. Praktische Umsetzung Ich hatte Angst, die Anfrage meiner Gemeinde anzunehmen und im Kindergottesdienst mitzuarbeiten. Ich habe Gründe vorgebracht, die dagegen sprechen, weil ich mich nicht fähig genug fühlte. Aber ich weiß, dass Gott mich dort haben will, deshalb werde ich meinem Pastor sagen, dass ich die Aufgabe übernehmen werde. 4. Merkvers Ich will daran denken, was Gott zu Gideon gesagt hat: »Ich will mit dir sein« (Vers 16; LÜ).

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