3 minute read

Ferien komplett vermasselt?

Next Article
Einleitung

Einleitung

„Wie jetzt, ich soll zwei Wochen bei meinem seltsamen Onkel verbringen, den ich kaum kenne?!“

Quinn musste sich erst einmal setzen, so schockiert war er von diesem Plan, den ihm seine Eltern gerade präsentiert hatten.

Der Grund für diese abgefahrene Idee war: Seine Eltern mussten spontan auf Geschäftsreise, die fast die kompletten Herbstferien dauern würde. Ihre Firma lief gerade ziemlich mies; sie hatten wichtige Kunden verloren. Jetzt bot sich eine Chance, die sie unbedingt nutzen mussten.

Quinn blickte genervt zu seinen Eltern. Er verstand sich meistens ziemlich gut mit ihnen, aber manchmal hatte er das Gefühl, dass sie ihn überhaupt nicht verstanden. Warum stand die Firma immer über allem?

Quinn runzelte missmutig die Stirn und dachte frustriert: „Sie scheinen nur noch für die Arbeit zu leben!“ Klar, Quinn wusste, dass er seinen Eltern wichtig war. Besonders Papa sagte ihm das immer wieder – er redete generell ziemlich viel und hatte auch keine Probleme damit, Gefühle zu äußern. Mama war etwas kühler, aber auch sie liebte Quinn, das wusste er.

Und weil beide die Sorge hatten, dass Quinn allein zu Hause oder bei seinem Freund Florian zu viel vor dem Bildschirm hocken würde (zugegebenermaßen keine völlig unbegründete Sorge), hatten sie ihn nun dazu verdonnert, die Ferien bei seinem Onkel Matteo zu verbringen.

„Da erlebst du mal was anderes, das wird dir guttun“, meinte Papa.

„Und so verbringst du endlich mal mehr Zeit mit deinem Patenonkel!“, schob Mama hinterher. „Ihr kennt euch ja kaum noch, das ist doch schade.“ Quinn seufzte. Da hatte Mama recht – Quinn kannte Matteo wirklich kaum. Aber er hatte wenig Lust, das zu ändern. Viel lieber wollte er die Ferien in Ruhe hier zu Hause verbringen, zocken, ein bisschen rausgehen, den neuen Roman weiterlesen, Musik hören, Zeit mit seinem Freund Florian verbringen, der vor Kurzem die Schule gewechselt hatte. Florian fehlte ihm, und umso mehr hatte er sich gefreut, ihn wenigstens in den Ferien jeden Tag zu sehen. Und nun das!!

Doch seine Eltern machten mehr als deutlich, dass sie keine Widerrede duldeten. Es war offenbar schon alles geplant.

„Du darfst das Wochenende vorher und hinterher bei Florian übernachten!“, bot ihm sein Vater als Kompromiss an und lächelte ihm aufmunternd zu, doch diese Aussicht war nur ein schwacher Trost. Weil Quinn spürte, dass Protest nichts bringen würde, zog er sich missmutig in sein Zimmer zurück. Er fühlte sich hundsmiserabel. Irgendwie ging momentan alles schief, was nur schiefgehen konnte:

Seine Eltern hatten Probleme mit der Firma und waren deshalb ständig schlecht gelaunt, stritten sich und hatten keine Zeit für gar nichts. Mamas feines, sorgfältig geschminktes Gesicht lag ständig in Sorgenfalten, und immer wieder raufte sie sich genervt ihre dünnen, blonden Haare. Quinn fühlte sich hilflos, denn er konnte nichts tun, um seine Eltern aufzumuntern.

Sein bester Freund Florian hatte vor drei Monaten die Schule gewechselt und er fehlte Quinn wahnsinnig. Die beiden waren vorher immer zusammen gewesen, auch in den Pausen, und jetzt stand Quinn meistens allein herum. Bislang hatte er den Anschluss zu den anderen nicht gefunden – und Moritz und ein paar andere Jungs machten sich seit einer Weile ziemlich über Quinn lustig.

Und wenn das alles nicht schon genug wäre, hatte ihn vorletzte Woche auch noch Pia abblitzen lassen, die er echt gernhatte. Pia ging in seine Klasse, war superhübsch und nett und mochte die gleichen Bands wie Quinn. Er hatte seinen ganzen Mut zusammengenommen und sie per WhatsApp gefragt, ob sie sich mal mit ihm treffen würde.

Quinn hatte noch immer genau ihre niederschmetternde Antwort im Kopf: „Ähm, sorry, nett von dir … aber ich glaube, eher nicht.“

Oh Mann, das war echt schmerzhaft gewesen, so eine Abfuhr zu bekommen! Zu allem Überfluss hatte er am Tag darauf auch noch eine Fünf in Deutsch zurückbekommen. Danach hatte Quinn sich gefühlt wie ein absoluter Versager. Die Ferien waren ein kleiner Lichtblick gewesen – und nun wurde auch noch dieser Funke so mir nichts, dir nichts gelöscht. Quinn war nach Heulen zumute. Er schaute verdüstert aus dem Fenster. Als sein Handy kurz vibrierte und er auf das Display schaute, huschte kurz ein Lächeln über seine Lippen: Florian hatte ihm gerade ein lustiges Video geschickt. Quinn stand auf, streckte sich und atmete tief ein. Er würde versuchen, das Beste aus der Sache zu machen – und die beiden Wochenenden am Beginn und am Ende der Ferien so richtig genießen! Auf die Zeit mit Florian freute er sich jedenfalls schon riesig.

This article is from: