Die Fußball-Bibel - 978-3-86591-667-9

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In

Kloppo, Deutscher Bademeister 2011

HALT

Vorwort .................................................................................6 Portrait: Jürgen Klopp – der Entert®ainer! .....................12 Kolumne: Immer wieder aufstehen! ...............................23 Portrait: Cacau – „Helmut“ tanzt Samba! .......................28 Kolumne: Identität Nr. 10!? ..............................................39 Portrait: Lewis Holtby – Everybody’s Darling..................44 Was bisher geschah – ein frecher, runder Rückblick ins Alte Testament ..........................................56 Kolumne: Weihnachten in der Bundesliga oder: Leistung vs. Liebe.....................................................65 Portrait: Didier Ya Konan – ein Knipser vor dem Herrn ..68 Göttliche Grätscher – Was Fußballer glauben ...............80 Mit Gott am Zuckerhut – WM 2014 in Brasilien.............87 Portrait: Sven Schipplock – schießt schneller als sein Schatten ...............................................................90 Portrait: Frank Schaefer - Kölns außergewöhnlicher Trainer............................................104 Kolumne: Genießen oder Jammern – ist schon wieder ein Jahr rum?! .....................................................108

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K l o p p o d e r E n t e r t 速a i n e r

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Jürgen Klopp – der Entert®ainer! Als kloiner Schwoba-Bua … Am Anfang erzählt der Meister „Kloppo“ – so nennt er sich schon immer – erst mal selbst. So viel Zeit muss sein: Es muss ein Dezemberabend in meiner Kindheit gewesen sein – ich sitze mit meinen fünf Jahren Lebenserfahrung bei uns im Esszimmer, gucke zum Fenster raus und frage meine Mutter „Warum brennt denn da drüben Licht?“ „Die spielen Fußball, das ist die Sporthalle.“ „Und warum bin ich nicht da drüben?“ „Weil du nicht gesagt hast, dass du rüber willst“, antwortet Mama Elisabeth. „Ja, aber i will doch rüber.“ „Dann gang doch oifach“, kommt die schwäbische Mutter-Antwort blitzschnell. Aber allein konnte ich noch nicht rüber, sie musste mit, denn irgendjemand musste mir ja die Schuhe binden. Mein erstes Spiel für die E2 des SV Glatten war gleich legendär. Wir spielten gegen die E3 der Spielvereinigung Freudenstadt. Ich weiß das so genau, weil ich mir in diesem Spiel mein Schlüsselbein brach. 12

Ich komme also mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz und der Trainer fragt: „Und wie sieht’s aus, geht’s wieder?“ Wimmernd, aber schon damals hart wie Karl-Heinz Förster, antworte ich: „I glaub scho …“ Bin also rein und direkt noch mal draufgefallen und dann endgültig flennend runter vom Platz. Und jetzt kommt’s Beste: Mein Opa, ein Pfälzer aus dem Hunsrück, sagt mir am Spielfeldrand knallhart: „Bub, wenn du schon so anfängst, dann kannste gleich aufhören mit Fußball. Einmal hinfallen und dann gleich abbrechen, des bringt ja nix!“ Und so saß ich dann eine Woche daheim mit unglaublichen Schmerzen in meinem gebrochenen Schlüsselbein – bis dann meine Mutter Tage später von irgendeiner Reise nach Hause kam und meinen Opa am liebsten umbringen wollte, weil’s natürlich mittlerweile zusammengewachsen war – schief! Ein Symbol für die spätere Laufbahn von Jürgen Klopp: Schief wie seine schräge Karriere und sein Gebiss, wenn er diese lustigen Gesichtsentgleisungen bekommt – aber auch knüppelhart als gefürchteter Zweitliga-Verteidiger, keinem Zweikampf und keinem Schmerz aus dem Weg gehend!


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„Ich hatte ab und zu mal den Gesichtsausdruck von Gattuso!“ Nach 18 Jahren als Spieler von Mainz 05 („Limitiert“, wie er über sich selbst urteilt. „Einer wie ich wäre bei mir nicht im Kader, weil ich nicht gut genug war!“) und ab 2001 als gefeierter Trainer des Bundesliga-Aufstiegs wagt „Kloppo“ den Sprung vom Karnevals-Verein zu einem anderen Kult-Club, im Ruhrpott. Bei den leuchtend gelben Borussen hat er seinen Platz an der Sonne gefunden und wird spätestens durch seine erste Meisterschaft zum begehrtesten deutschen Trainer und mit Superlativen überschüttet.

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Jürgen Klopp Sohn Marc (BVB Amateure) in Herdecke Juli 1990 – Februar 2001 Spieler Mainz 05 (Legendäre Nr. 4) 2001 – 2008 Trainer Mainz 05 (Aufstieg Aufstieg 2004 in die Bundesliga) Deutsch scher Meister 2011 Champions League-Teilnehmer 2011/2012 Vertrag von 2008 – 2014 beim BVB (also bitte noch zwei Jahre Geduld, Herr Hoeness!)

Jürgen Klopp, der neue James Bond!? Das ist wohl ungefähr das einzige Lob, das in den letzten Monaten noch nicht über ihm ausgegossen wurde, seitdem sich der große Schwabe „Deutscher Meister 2011“ nennen darf. 13


Rubbeldi-Katz

Der „Meischder“ hat gut lachen

Und schon zum Auftaktspiel der Saison 2011/2012 gegen den HSV schwärmen die Experten wieder über eine neue enorme Laufleistung des BVB: Mit 120 zurückgelegten Kilometern ist jeder Klopp-Spieler einen Kilometer mehr gelaufen als die Spieler des HSV. Obwohl man ihm anfangs vorgeworfen hatte, dass er das Fußball-Rad durch seine Lauf-Philosophie nicht neu erfinden könne – Kloppo hat immer daran geglaubt, dass man die Gegner mit noch mehr Einsatz in Grund 18

und Boden laufen kann, und dieser Glaube ist eindrucksvoll belohnt worden. Die andere Seite seines Glaubens ist fernab von jeder Wissenschaft eine Herzenssache: „Es kann schon mal vorkommen, dass ich beim abendlichen Gebet einschlafe“, bekennt Klopp in seiner typischen verschmitzten Art und grinst dabei. Dabei ist es ihm mit seinem Glauben ganz ernst, denn er sieht den christlichen Glauben als seinen „moralischen Leitfaden“, ohne den er nicht da wäre, wo er jetzt ist. „Im Gegensatz zu gläubigen Jungs wie Cacau und Ya Konan, die in sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, komme ich aus einer sehr behüteten schwäbischen Familie, in der man sich keine Gedanken machen musste, ob am nächsten Tag auch genug zu essen auf dem Tisch stehen würde. Für die meisten von uns ist so etwas auch völlig normal. Und doch denke ich, dass ich mir eine gewisse Dankbarkeit dafür bewahren möchte. Das ist nur einer der Gründe, warum ich am Ende des Tages mit meiner Frau Ulla immer gemeinsam zu Gott bete.“ Der große Schwabe Klopp ist ein echter Menschenfreund. Bei vielen Stadionbesuchen der letzten Jahre fiel mir auf, wie bewusst er nach dem Schlusspfiff auf Spieler des gegnerischen Teams zuging, um sie nach bitteren Niederlagen einfach in den Arm zu nehmen und zu trösten. Dieser Typ ist wirklich anders – völlig verrückt, wie er bei der Aufstiegsfeier meiner 05-er mitten in der Nacht


als BVB-Trainer anreiste, um die Party zur Überraschung aller Anwesenden überfallartig auf der Tanzfläche anzuheizen – Kloppo, der Party-Crusher. Er sieht die Spieler auch nach Jahren noch als „seine Jungs“: „Die Protagonisten dieser Fußballbibel sind Spieler, die in schwierigen Zeiten ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Alle diese wirklich sympathischen Jungs, die ich Woche für Woche in den Stadien treffe, haben eines gemeinsam: Sie haben an einem Zeitpunkt ihrer Karriere gemerkt, dass da noch mehr im Leben sein muss als Meisterschaft und Abstiegskampf. Sie erzählen davon, wie die Beziehung zu Gott ihre Perspektive verändert hat. Wie sie Dinge in ihrem Leben plötzlich ganz anders wahrgenommen haben.“ In diesem schnelllebigen und oft gnadenlosen Fußballgeschäft kann es schon mal vorkommen, dass man bei aller Hektik Gott und manche Prinzipien vergisst – auch Jürgen Klopp sieht sich, mit manchen seiner emotionalen Ausraster an der Seitenlinie konfrontiert, nicht als Unschuldslamm: „Ich bin um Himmels willen nicht frei von Fehlern, Schwächen, Sünden, aber mir ist sehr daran gelegen, wenn ich irgendwo auftauche, das Leben meiner Mitmenschen ein bisschen angenehmer zu machen – dass man der Grundidee des Zusammenlebens ein bisschen näher kommt. Und das funktioniert ganz einfach dann, wenn man sich nicht so wichtig nimmt.“

Wer nicht so genau weiß, wie das funktioniert, der findet natürlich im Glauben und in der Bibel eine ganze Menge Anhaltspunkte, idealerweise im neuen Testament Als ich Jürgen Klopp frage, wie man zu einer solchen Glaubens-Überzeugung kommt, bekommt er ganz leuchtende Augen und erzählt aus seiner schwäbischen Kindheit: „Meine Mutter hat sich abends zu mir ans Bett gesetzt und mit mir über den lieben Gott gesprochen und gebetet – ich fand das toll, aber trotzdem hat sie so’n bisschen das Gefühl vermittelt vom strafenden Gott – da gab es zwei Instanzen: Der Vater, der am Wochenende nach Hause kommt, und diese Drohung ,wenn das der liebe Gott sieht!‘ Damit habe ich mich wirklich ernsthaft auseinander gesetzt, bin manchmal mit schlechtem Gewissen durch die Gegend gelaufen und habe lange gebraucht, bis ich mich von diesem Gottesbild der Strafinstanz verabschiedet habe. Aber das hat auch dazu beigetragen, dass ich dann eines Tages auch die andere Wahrheit verstanden habe – er ist da! Und er findet mich in Ordnung, so wie ich bin. Also habe ich darüber mein Verständnis für Gott und auch mein Verhältnis zu ihm entwickelt, und mittlerweile habe ich eine ganz gesunde, offene Art, zu Gott zu beten und mit ihm zu sprechen, dass es mir damit einfach rundum gut geht. Und ich würde einfach jedem wünschen, dass er diese Erkenntnis auch hat.“ 19


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Cacau – „Helmut“ tanzt Samba! Deutschland spielt jetzt brasilianisch Die deutsche Nationalhymne. Gänsehautstimmung in Durban, Südafrika. Die ganze Welt schaut zu – und das ist nicht übertrieben. Wenn der Fußball alle vier Jahre den Erdball küsst, dann ist tatsächlich die ganze Welt vereint vor dem Fernseher und beobachtet die angestrengten Gesichter singender Fußballstars. deutsche Vate-e-e-r„ … für das “, hört man Lahm zaghaft land … singen, während die Kamera am kleinen Kapitän vorbeischwenkt, rüber zu Friedrich, Badstuber, Boateng, Thomas Müller, Schweinsteiger, Cacau. Dessen „Vaterland“ ist zwar ein anderes, doch Deutschland und deutsches Kulturgut

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sind ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen, sodass „Helmut“ – so wird er mittlerweile offiziell von seinen Mitspielern gerufen – voller Stolz die Hymne mitschmettert. Auffälligerweise ist er der einzige singende NichtDeutsche im Team. Seine Blicke schweifen über die vollgepackten Ränge – es ist unfassbar für ihn, nach dieser verrückten KarriereEntwicklung tatsächlich hier bei dieser historischen ersten Afrika-WM mit dabei zu sein. In diesem Moment wird für Cacau eine Art Fußball-Märchen wahr. Wenn man sich bewusst macht, dass Claudemir Jeronimo Barreto Ende der 1990er-Jahre noch in einer Art Hallenfußball-Liga mit Kreisliga-Stärke in Brasilien kickte ... Cacaus Trainer Mauro hatte seinem Cousin Osmar de Oliveira (später auch Cacaus Manager) von Cacaus Talent erzählt, und da der Leiter einer Samba-Gruppe sowieso gerade mit seinen Tänzerinnen auf Europa-Tour gehen wollte, hatte er schwuppdiwupp plötzlich einen unbekannten Brasi-Kicker im Gepäcknetz, um ihn vor Ort interessierten Clubs anzubieten. Barreto, der mit dem Ball tanzt. Doch die Samba-Tournee schien zuerst erfolgreicher als die Bewerbungsauftritte des jungen Cacau – ob in


MUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMUT HELMU MUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMU MUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMU UT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-D HO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO-DOIDINHO O-DOID D DOIDIN N ELM HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HE HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HELMUT-HE T-H IEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIE USDE É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL-DEUS-É-FIEL Wien oder München, beim FC Bayern oder bei 1860 München, überall wird er abgelehnt, obwohl er doch nur von einem Probetraining träumt. Am Ende erbarmt sich Türk Gücü München, eine bessere Hobby-Truppe in der fünften Liga. Cacau versteht kein Wort deutsch, auch nicht die türkischen Anweisungen des Trainers, aber er macht Tore ohne Ende – und schießt sich plötzlich auf die Notizblocks diverser Scouts. Die Amateure des 1. FC Nürnberg entdecken ein Schnäppchen und greifen zu. Als ich Cacau 2001 in seiner kleinen Nürnberger Bude mit gefühlten 30 Quadratmetern besuche, muss ich über einen mit Bleistift gekritzelten Schmierzettel schmunzeln, der über dem kleinen Küchentisch hängt: 100 DM für ein Unentschieden und 150 DM für einen Sieg gegen die Amateure von Fürth – Cacau hat dort stolz sein allerr erstes Fußballergehalt festgehalten. „ … danach lasst uns alle stree-eben …“ Nur wenige Meter entfernt von ihm, in der untersten Sitzreihe des Stadions, entdeckt Cacau plötzlich seine Mutter. Natürlich hat er Karten für die ganze Familie besorgt, die es sich nicht nehmen lässt, bei der ersten WM des stolzen Sohnemanns dabei zu sein. „ …

fact sheet

Cacau *27. März 1981 in Santo André Claudemir Jeronimo Barreto leb mit Ehefrau Tamara und den Ki dern Lidia und Levi in Korb 2006 Tor des Monats September 20 Deutscher Meister und 2007 Champions hampions League Teilnehmer 2010 WM M Dritter mit Deuts Deutschland

brüüüüderlich mit Herz und Hand …“ Jetzt sieht er auch seinen Vater und daneben seine beiden Brüder Vladimir und Ademir – er schaut ihnen ins Gesicht und sieht, wie der eine weint, vor Glück. In der 70. Minute des Eröffnungsspiels muss auch Cacau weinen. Gerade vor zwei Minuten ist er für Klose eingewechselt worden, und als ob er sein ganzes Leben auf diesen Moment 29


UI LUI BUI HUILUIBUI A BRITISH GUY IS MISCHING THE BUNDESLIGA AUF WHAT A CRAZY TYP T TOP MODEL LUIIIIIIIS HOLTBYYYY CRAZY DAISY EVERTON SPARTA GERDERATH PERSERTEPPIC D THE HERO OF MEEEENZ BRUCHWEG BOYS 4 EVER HUI-LUI-BUI HUILUIBUI A BRITISH GUY IS M BRITISH HUMOUR HERE HE COMES BRITAINS NEXT TOP MODEL LUIIIIIIIS HOLTBYYYY CRAZY DA SCHALK IM NACKEN ALEMANNIA BOCHUM AND THE HERO OF MEEEENZ BRUCHWEG BOYS 4 E E OF SOCCER GENIUS HE IS WATCH OUT FOR HIS BRITISH HUMOUR HERE HE COMES BRITAINS N H GRÜSST GELSENKIRCHEN BUER HOLTBY HAT DEN SCHALK IM NACKEN ALEMANNIA BOCHUM CHING THE BUNDESLIGA AUF WHAT A CRAZY TYPE OF SOCCER GENIUS HE IS WATCH OUT FOR SY EVERTON SPARTA GERDERATH PERSERTEPPICH GRÜSST GELSENKIRCHEN BUER HOLTBY HAT

Lewis Holtby – Everybody’s Darling

Helauuuuu im Ruhrgebiet Ein seltenes Bild im hartgesottenen Profifußball: Statt überschwänglich in eine typische Tor-JubelPose zu verfallen, kullern Lewis Holtby nach seinem Siegtor für Mainz 05 auf Schalke hemmungslos Tränen über die Wangen. Gerade hat er gegen seinen neuen Arbeitgeber getroffen, dessen Trikot er in wenigen Wochen tragen wird. So richtig freuen kann er sich über den 2:1-Siegtreffer gegen seine geliebten Schalker nicht, und trotzdem sprudeln direkt nach Schlusspfiff Superlativen wie „verrückt“, „einzigartig“

Lewis trifft gegen Neuer und neuen Verein S04

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„bescheuert“, aus Holtbys dauergrinsendem Gesicht. Attribute, die auch auf seine überragende Saison zutreffen. Eine für einen 20-Jährigen außergewöhnliche Bundesliga-Saison, die ihn auch als Nationalspieler an Bord von Jogis Traumschiff hievt. Nach hohem Wellengang in den Jahren zuvor und einigen Auf und Abs, inklusive Magath’schem Donnerwetter, ist der Brite nun endlich angekommen. „Durchbruch“ ist der am häufigsten gewählte Begriff auf den Sportseiten, wenn es um Lewis` starke Serie bei Mainz 05 geht. Unfassbare Holtby-Auftritte wie beim 4:3-Sieg in Wolfsburg, nach 0:3-Rückstand! Vom Everton-Fan und Beckham-Bewunderer als „magic“ bezeichnet, oder dem (Lewis O-Ton) „Hammer-Traumsieg“ in München, als er nach dem 2:1 mit Schürrle, Allagui und Szalai in Freibeuter-Manier die Bayern-Eckfahne enterte und für ihn „ein Traum in Erfüllung“ ging. Nur Monate später kehr er als NeuSchalker zurück in sein geliebtes „Meeenz“, wie es Holtby immer ausspricht. Als wir abends vor seinem „Comeback“ in Mainz am Rhein sitzen und über das kommende Spiel philosophieren, spricht Lewis von „Wehmut“ und einem „für ihn komischen


PE OF SOCCER GENIUS HE IS WATCH OUT FOR HIS BRITISH HUMOUR HERE HE COMES BRITAIN CH GRÜSST GELSENKIRCHEN BUER HOLTBY HAT DEN SCHALK IM NACKEN ALEMANNIA BOCHU ISCHING THE BUNDESLIGA AUF WHAT A CRAZY TYPE OF SOCCER GENIUS HE IS WATCH OUT FO AISY EVERTON SPARTA GERDERATH PERSERTEPPICH GRÜSST GELSENKIRCHEN BUER HOLTBY HA EVER HUI-LUI-BUI HUILUIBUI A BRITISH GUY IS MISCHING THE BUNDESLIGA LIIGA AUF AU WHAT T A CRAZ CR RA NEXT TOP MODEL LUIIIIIIIS HOLTBYYYY CRAZY DAISY EVERTON SPARTA GERDERATH PERSERTE A ART AND THE HERO OF MEEEENZ BRUCHWEG BOYS 4 EVER HUI-LUI-BUI -BU HUILUIBUI A BRITISH GUY HIS BRITISH HUMOUR HERE HE COMES BRITAINS NEXT TOP MO MODEL LUIIIIIIIS HOLTBYYYY CRAZ DEN SCHALK IM NACKEN ALEMANNIA BOCHUM AND THE HE HERO OF MEEEENZ BRUCHWEG BOYS und sehr emotionalen Spiel, in dem er gegen seine neuen Freunde antreten muss“. Mit seinem „best buddy“ Malik Fathi hat er schon vorher vereinbart, das Trikot zu tauschen. Wer hätte da auf den Rheinterrassen geahnt, dass es eines der legendärsten Mainz-Schalke Aufeinandertreffen werden würde? Als Stadionsprecher Klaus Hafner sogar die Aufstellung des Gegners Schalke 04 vorträgt – das gibt es so nur in Mainz – erklingt aus 30.000 Mainzer Fan-Kehlen nach jedem Schalker Vornamen 11 mal hintereinander „HOLTBYYY!“ Sofort nach Anpfiff spielt die TuchelTruppe wie entfesselt und geht schon nach 12 Minuten (!) mit 2:0 in Führung. Es scheint, als ob Lewis und seine Schalker wie im bekanntesten 05-er Schlachtruf „aus der Stadt geschossen“

Die „Bruchwegboys“ entern München

fact sheet

Lewis Holtby *18. Sept 1990 in Erkelenz Lieblingsverein „Sparta Gerderath“ Schalkes Regisseur mit der 10 Deutscher Nationalspieler, Debut 17.11.2010 gegen Schweden Kap apitän der U21

würden. In der Halbzeit steht es 2:0 für Mainz. Doch Schalke 04 wäre nicht Schalke „null-vier“, wenn sie nicht die zweite Halbzeit mit 0:4 für sich entscheiden würden! Unfassbar! Während Mainz die klare Führung noch herschenkt und zu Hause gegen die überragend aufspielende Nummer 10 Holtby mit 2:4 untergeht, passiert nach Schlusspfiff die eigentliche Überraschung: Die enttäuschten Mainzer Fans feiern trotz der bitteren Niederlage den beliebten 45


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