Sammel-Leseprobe Herbst 2014

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II / 2014

Kostproben aus neuen B체chern

Ausgew채hlte Leseproben Dorothea Morgenroth:

Glennon Doyle Melton:

Das Licht im Fenster

Aufstehen, Krone Lebe. Liebe. Los! richten, weitermachen

Bob Goff:

Crystal McVea :

Emerson Eggerichs:

Im Himmel war ich gl체cklich

Liebe & Respekt in der Familie


„Meine Geschichte handelt von Hoffnung, Vergebung und Erlösung, aber auch von der wunderbaren, heilenden Kraft, die von Gottes Nähe ausgeht. Sie erzählt davon, was ich gesehen und verstanden habe, als ich während eines Krankenhausaufenthalts meinen Körper für neun Minuten verlassen habe und mich während dieser Zeit im Himmel befand, bei Gott.“

aus: McVea/Tresniowski

Im Himmel war ich glücklich Seite 14


Kraft, Intensität und Herrlichkeit Zwischen zwei Buchdeckeln lässt sich so manches entdecken. Mal findet man Spannung, mal Humor, mal gute Unterhaltung. Das ist auch bei den Büchern aus unserem Verlag so. Aber vor allem findet man in unseren Büchern Kraft, Intensität und Herrlichkeit. Warum? Weil sich alle – mal mehr, mal weniger explizit – mit dem beschäftigen, der diese Welt erfunden hat: Gott. Wir wünschen Ihnen gute Entdeckungen! Ihr Team von Gerth Medien


Gebunden • 13,5 x 21,5 cm • 352 Seiten Nr. 816936 • ISBN 978-3-86591-936-6 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) * unverbindliche Preisempfehlung

Dorothea Morgenroth

Das Licht im Fenster Roman

Mitte des 19. Jahrhunderts: Die abenteuerlustige achtzehnjährige Charlotte aus Deutschland nimmt die Stelle als Gesellschafterin einer gelähmten Engländerin an. Schon bald ist sie nicht nur der jungen Mallory Carrington freundschaftlich zugetan, sondern auch mit deren Bruder Myles verlobt. Doch dann kommt Myles bei einem Jagdunfall ums Leben. Inmitten tiefer Verzweiflung und Trauer stößt Charlotte auf die Spur eines verheerenden Streits, der vor Jahren die Familie entzweite. Sie macht es sich zur Aufgabe, die zerstrittenen Verwandten miteinander zu versöhnen. Das gestaltet sich allerdings als ausgesprochen schwierig. Aber Charlotte lässt sich nicht beirren. Mit weitreichenden Konsequenzen ...


Dorothea Morgenroth: Das Licht im Fenster

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Gloucestershire, 1855 Fassungslos starrte Charlotte „Charlie“ von Rixtorf, die eigentlich längst Charlie Carrington hätte heißen sollen, auf die Briefbögen in ihrer Hand, die so zitterte, das die Schriftzüge vor ihren Augen auf und ab tanzten, zu unleserlichen, krakeligen Schwüngen wurden. „Dear Charlie“, lauteten die ersten Worte jenes Briefes, den ihr verstorbener Verlobter Myles Carrington verfasst hatte … Das, was Charlie derart aus der Fassung brachte, war allerdings nicht so sehr der Adressat des Briefes an sich, bei dem es sich offenbar um sie selbst handelte, sondern vielmehr das Datum, zu welchem der Brief verfasst worden war, im Zusammenhang mit seinem Verfasser! „April 3rd, in the Year of Our Lord 1843“, stand in der rechten oberen Ecke des Briefbogens, und unter dem dreiseitigen Text fanden sich die Worte „Yours affectionately, Myles“! Wie war das möglich? Wie konnte ihr Verlobter Myles Carrington von Lowerdale Manor vor so vielen Jahren, als elfjähriger Junge (wovon die ausgesprochen schuljungenhafte Handschrift und vereinzelte orthografischen Fehler zeugten), einen Brief an seine zukünftige Verlobte geschrieben haben? Wie konnte er ihren Namen gekannt haben, obwohl er ihr nie zuvor begegnet war oder jemals etwas von ihr gehört hatte, ja, nicht einmal in demselben Land gelebt hatte? Geradezu unglaublich war das, wenn nicht gar unheimlich … Ein knappes halbes Jahr war es jetzt her, dass Myles von ihr gegangen war, nahezu sechs Monate voller Trauer, Leid und Tränen. Gut gelaunt und voller Tatendrang war er damals, im vergangenen Herbst, zur ersten Fuchsjagd der Saison aufgebrochen. Mit einem Kuss auf die Stirn und einem leicht dahingesagten „Bis später, meine Liebste!“ hatte Myles sich von Charlie verabschiedet, seine Sinne vollkommen auf das bevorstehende Vergnügen gerichtet, und war mit seinen Jagdkameraden davongaloppiert. Doch die Unternehmung, die so ausgelassen begonnen hatte, hatte als Tragödie geendet: Myles war vom Pferd gestürzt und hatte sich eine


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schwere Kopfverletzung zugezogen, an deren Folgen er gestorben war. In den ersten Tagen hatte der Schock Charlie für alle anderen Gefühle unempfänglich gemacht. Selbst als der polierte und mit glänzendem Messing verzierte Eichensarg mit ihrem geliebten Myles in der dunklen, unheilvollen Tiefe des Erdbodens verschwand, hatte sie den Eindruck, dass dieser grausame Schlag des Schicksals sie nichts anging. Es war, als stünde sie irgendwo in der Ferne und beobachtete eine andere zwanzigjährige junge Frau, die ihren Verlobten nur zwei Monate vor der Hochzeit wieder hergeben musste. Irgendwann im Lauf der folgenden Wochen jedoch hatte die Taubheit nachgelassen. Mit feinen, zunächst kaum spürbaren Stichen wie von tausend Nadeln war das Gefühl in ihr Herz und ihren Körper zurückgekehrt und mit ihm Fassungslosigkeit, Kummer und Schmerz, die jeden Tag zuzunehmen schienen. Bis dahin hatte Charlie nicht geahnt, wie sehr man einen anderen Menschen vermissen konnte. Selbstverständlich hatte sie auch ihre Eltern und Geschwister vermisst, nachdem sie ihre Familie zurückgelassen hatte und nach Lowerdale Manor im fernen England gezogen war. Doch es war ein enormer Unterschied, ob man einen geliebten Menschen freiwillig verließ und dabei überzeugt war, dass man ihn nach gewisser Zeit wiedersehen würde, oder ob man mit absoluter Sicherheit wusste, dass dieser Mensch für immer von einem gegangen war! Sie spürte seinen Verlust nicht nur in ihrem Innern, sondern mit ihrem ganzen Sein. Der Gedanke, nie wieder die Berührung seiner warmen Hände zu spüren, nie wieder wohlig zu erschauern, wenn er „Charlie, meine geliebte Charlie“ in ihr Ohr flüsterte, bewirkte, dass sie sich mehr und mehr in sich selbst zurückzog. Wen hatte sie denn noch in diesem prächtigen Anwesen namens Lowerdale Manor? Myles war es doch gewesen, der es ihr zur Heimat gemacht hatte! Ohne ihn und seine Liebe war Lowerdale Manor bei all seinem Luxus zu einem öden, leeren Ort voller Traurigkeit


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und Einsamkeit geworden; und weder die vielen Bediensteten noch Mallory Cranshaw, als deren Gesellschaftsdame sie angestellt war, waren in der Lage, diese zu mildern. Meist suchte sie Trost in Myles’ Zimmer, dem Ort, an dem sie sich ihrem Geliebten am nächsten fühlte. Und genau hier saß sie nun, ein Jahr später – ohne Verlobten oder Ehemann und ohne die Hoffnung, jemals ein Kind zu haben, das diesem Zimmer Leben einhauchen würde. Endlich hatte Charlie ihre Erregung über ihren Fund so weit bewältigt, dass sie die Papierbögen vor sich ausbreitete und zu lesen begann: Dear Charlie, falls Du Dich darüber wundern solltest, wer in aller Welt Dir einen Brief ohne Angabe des Absenders schickt: Ich bin es, Dein kleiner Bruder Myles. Und der Brief hat aus durchaus gutem Grund keinen Absender: Wenn der Postbeamte in Upperdale oder Lowerdale sehen würde, dass jemand aus der Familie Carrington Dir schreibt, würde er den Brief wahrscheinlich gar nicht weiterbefördern. Die Leute aus dem Ort sind so ängstlich darauf bedacht, es sich nicht mit unserem Vater zu verscherzen, dass sie es nicht einmal mehr wagen, Deinen Namen auszusprechen, nach allem, was damals geschehen ist. Sie wissen zwar nicht viel über Deinen Zwist mit Vater, aber allein die Tatsache, dass Du deswegen Dein Zuhause verlassen hast, genügt ja. Ehrlich gesagt weiß ich auch noch gar nicht, wie ich Dir diesen Brief zukommen lassen soll. Ich weiß ja nicht einmal, wohin ich ihn schicken soll, aber wenn ich ihn erst geschrieben habe, wird mir schon irgendetwas einfallen. Denn Du sollst, nein, Du m u s s t diesen Brief unbedingt erhalten. Ich weiß, Du hast in mir bis jetzt immer nur den kleinen Bruder gesehen, der nichts als Streiche und Unsinn im Kopf hat, aber glaube mir, in dem halben Jahr, seit Du fort bist, bin ich sehr viel vernünftiger und erwachsener geworden. Nächste Woche komme ich bereits ins Internat, und aus diesen beiden Gründen – weil ich bald


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fort muss und weil ich in meiner neuen, vernünftigen Art sehe, wie sehr besonders Mutter unter Deinem Fortgehen leidet – schreibe ich Dir diesen Brief mit der Bitte: Komm zurück nach Hause, Charlie! Du hast ja keine Ahnung, wie schrecklich öde und unerträglich das Leben hier geworden ist, seit Du nicht mehr da bist!!! Dein leerer Platz am Esstisch ist wie ein gähnendes schwarzes Loch. Vater wirkt jetzt ständig nur noch ärgerlich und zornig (ich weiß, das war er vorher auch oft, aber in letzter Zeit wird es immer schlimmer, er schreit alle Bediensteten an und schlägt sogar gelegentlich sein geliebtes Pferd!) und Mutter empfängt keine Besuche mehr und geht fast gar nicht mehr aus dem Haus. Sie sitzt den ganzen Tag über ihrer Handarbeit, und bestimmt weint sie immer, wenn gerade keiner von uns hinsieht. Außerdem zündet sie seit einigen Monaten jeden Abend, sobald es dämmert, ein helles Licht im Fenster des Empfangssalons an. Als ich sie einmal gefragt habe, weshalb sie das tut, sagte sie nur: „Dieses Licht soll Charlie den Weg zurück nach Hause weisen.“ Nun kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wie sehr sie Dich vermisst, Charlie, und ich denke, wenn ich erst im Internat bin, wird es wohl noch schlimmer werden. Deshalb also meine Bitte: Komm so bald als möglich nach Hause, Charlie! Egal, welche schlimmen Worte Vater damals zu Dir gesagt hat, die Dich dazu gebracht haben, fortzugehen – bedenke doch, er hat sie im Zorn gesprochen und sicherlich nicht halb so schlimm gemeint, wie sie geklungen haben! Bitte, bitte, Charlie, besinne Dich, und komm nach Hause, wenigstens Mutter zuliebe! Und vielleicht ein wenig auch mir zuliebe, nachdem ich nun einen so langen Brief geschrieben habe, dass gewiss sogar meine zukünftigen gestrengen Internatslehrer mit mir zufrieden wären! Mit den innigsten Grüßen Dein Myles


Dorothea Morgenroth: Das Licht im Fenster

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Die Lösung des Rätsels um diesen Brief war demnach nicht im Geringsten unheimlich, sondern lag klar auf der Hand: Myles hatte damals nicht an sie, seine unbekannte künft ige Verlobte, geschrieben, sondern an eine andere Person namens Charlie. Dennoch klopfte das Herz der jungen Frau nicht langsamer als zuvor. Wenn diese Person namens Charlie, der Adressat des Briefes, tatsächlich Myles’ ältere Schwester war (und anders konnte es nun einmal nicht sein, nachdem er sich selbst als den kleinen Bruder bezeichnet, der immer nur Streiche im Kopf hatte), dann hatte ihr Verlobter sie belogen: Myles hatte nicht nur das eine Mal hier im Kinderzimmer, sondern des Öfteren davon gesprochen, dass er sich als Einzelkind gelangweilt hatte und dass er es vorgezogen hätte, mit mehreren Geschwistern aufzuwachsen … Oder hatte sie seine Worte nur falsch interpretiert? Hatte Myles stets nur von der Zeit danach gesprochen – nach jenen dramatischen Worten, die die Familie Carrington ganz offensichtlich auseinandergerissen hatten? Hastig faltete die junge Frau die Briefbögen zusammen und schob sie in den Ausschnitt ihres Kleides. Denn eines stand fest: Es war kein Zufall, dass sie diesen Brief ihres Verlobten gefunden hatte. Selbst wenn er offenbar nie die Gelegenheit gefunden hatte, ihn abzuschicken, war ihm diese Angelegenheit einmal enorm wichtig gewesen – und allein deshalb würde Charlie ihr nachgehen. Auf die eine oder andere Weise würde sie herauszufinden versuchen, was aus jener anderen Charlie geworden war, die Myles einmal geliebt hatte. Das war sie seinem Andenken schuldig. Mit einer letzten fahrigen Bewegung glättete Charlie die gefalteten Papiere in ihrem Mieder, damit sie keine verräterische Ausbuchtung verursachten, und eilte der Kammerzofe entgegen.


Klappenbroschur • 13,5 x 21,5 cm • 288 Seiten Nr. 816754 • ISBN 978-3-86591-754-6 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) * unverbindliche Preisempfehlung

Glennon Doyle Melton

Aufstehen, Krone richten, weitermachen Entwaffnend ehrliche Gedanken, die helfen, das Leben zu meistern.

Die Meltons sind eine perfekte Familie – Mutter, Vater und drei bildhübsche, glückliche Kinder. Doch dahinter steckt eine völlig andere Geschichte: Rund zwanzig Jahre kämpft Glennon mit Bulimie und Alkoholismus. Sie fällt von einer Party zur nächsten, handelt sich Ärger mit der Polizei ein und wacht ständig in fremden Betten auf. Doch alles ändert sich eines Morgens, als sie feststellt: „Ich bin schwanger!“ Sie blickt in den Spiegel und sagt sich: „Jetzt muss sich was ändern! Ich will eine gute Mutter sein!“ Also heiratet sie den Vater des Kindes, nimmt den Kampf gegen ihre Süchte auf und öffnet sich zum ersten Mal dem Leben, der Liebe und Gott. Schonungslos ehrlich und humorvoll schreibt sie über ihr verpatztes und dann doch gelingendes Leben. Über Gottes Gnade und die Kraft der Liebe.


Glennon Doyle Melton: Aufstehen, Krone richten, weitermachen

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Bleib mir weg mit „Carpe diem“ Beinahe jedes Mal, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, passiert etwa Folgendes: Irgendwo bleibt eine ältere Frau stehen, legt sich die Hand aufs Herz und sagt sinngemäß: „Ach – genießen Sie bloß jeden Moment mit den Kindern, so lange sie noch so klein sind. Die Zeit geht so schnell vorbei und ruckzuck sind sie groß.“ Wohin ich auch gehe, immer sagt mir jemand, ich soll jeden Augenblick genießen, alles ganz bewusst erleben und glücklich sein und so weiter. Ich weiß ja, dass es ein gut gemeinter Rat ist, aber ich gestehe mir inzwischen selbst ein, dass das bei mir einfach nicht funktioniert. Es nervt mich. Diese „Carpe diem!“-Nummer macht mich ganz paranoid. Besonders jetzt in der Kleinkindphase. Wenn mir auf hunderterlei Weise zu verstehen gegeben wird, dass ich „den Augenblick genießen“ soll, dann mache ich mir Sorgen, wenn ich mich nicht permanent in einem Zustand tiefer Dankbarkeit und Glückseligkeit befinde. Ich mache etwas falsch. Ich glaube, kleine Kinder zu erziehen (und ich habe gehört, bei größeren soll es auch nicht anders sein) ist ein bisschen so wie eine Mount-Everest-Besteigung. Mutige, abenteuerlustige Menschen versuchen das, weil sie gehört haben, dass es eine tolle Erfahrung ist und weil sie finden, dass allein der Versuch schon eine große Leistung ist. Sie versuchen es, weil der Blick tatsächlich atemberaubend ist, wenn sie unterwegs innehalten und ihre Gedanken ganz kurz von der Plackerei und dem Schmerz abwenden. Sie versuchen es, obwohl es schwierig ist und wehtut, weil sie dabei Momente erleben, für die sich all das lohnt. Diese Momente sind so intensiv und einzigartig, dass viele dieser Bergsteiger auf der Stelle einen neuen Aufstieg planen, wenn sie den Gipfel erreicht haben. Obwohl einem jeder Bergsteiger sagt, dass der größte Teil des Kletterns wahnsinnig anstrengend, ja mörderisch ist und dass sie teilweise geweint haben.


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Stellen Sie sich nun vor, dass etwa alle zehn Meter auf der Strecke den Mount Everest hinauf jemand postiert wäre, der den Bergsteigern zuriefe: „Genießt du es!? Wenn nicht, machst du was falsch! Eines Tages wirst du bereuen, dass du dich nicht ständig gefreut hast. Es ist so schnell vorbei! CARPE DIEM!“ … Ganz ehrlich, diese Anfeuerer mit all ihren guten Absichten würden doch einfach vom Berg geschubst. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass die netten alten Damen, die mir sagen, dass ich es genießen soll, geschubst werden sollten. Es sind zweifellos wunderbare Ladys. Aber letzte Woche sprach mich eine Frau in der Schlange an der Supermarktkasse an und sagte: „Ich hoffe, Sie genießen es. Ich habe jeden Augenblick mit meinen beiden Töchtern genossen. Jeden einzelnen Moment. Die Zeit, in der sie so klein sind, geht so schnell vorbei.“ In genau diesem Augenblick hatte sich Amma einen BH angezogen, den sie sich aus dem Einkaufswagen gefischt hatte, und lutschte an einem mit Haaren und Flusen verklebten Lolli, den sie offenbar irgendwo auf dem Boden aufgelesen hatte. Außerdem hatte sie drei geklaute neonfarbene Haarspangen im Haar und bot insgesamt einen verstörenden Anblick. Chase war nirgends zu sehen und Tish versuchte kreischend, der Frau, die vor mir mit Bezahlen an der Reihe war, den Stift zu entringen, mit dem sie unterschreiben wollte. Ich lächelte die Frau an, die die Bemerkung gemacht hatte, und sagte: „Vielen Dank. Ja, da haben Sie wirklich recht. Ich genieße auch jeden einzelnen Augenblick. Besonders den jetzt gerade. Ja, wirklich. Vielen Dank.“ Obwohl ich, ehrlich gesagt, viel lieber etwas ganz anderes gesagt hätte. Die Schriftstellerin Dorothy Parker antwortete einmal auf die Frage, ob sie das Schreiben liebe: „Nein. Aber ich liebe es, etwas geschrieben zu haben.“ Was ich der besagten Frau an der Supermarktkasse gern gesagt hätte, wäre gewesen: „Sind Sie sicher, dass Sie nicht eigentlich meinen, dass sie es lieben, kleine Kinder gehabt zu haben?“


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Ich liebe es auch, etwas geschrieben zu haben. Und ich liebe es, die Kinder erzogen zu haben. Aber mein Lieblingsmoment ist jeden Tag gekommen, wenn die Kinder im Bett sind und Craig und ich aufs Sofa sinken, etwas so Anspruchsvolles wie „Frauentausch“ im Fernsehen schauen und uns gegenseitig dazu gratulieren, dass wir unsere Aufgabe gut gemeistert haben – oder zumindest, dass wir sie überhaupt gemeistert haben. Jedes Mal, wenn ich etwas wie das hier schreibe, spiegeln mir Leser, ich sei negativ. Folgende Nachricht habe ich schon ein dutzend Mal bekommen: Wenn du schon mit drei Kindern nicht fertigwirst, wieso willst du dann unbedingt noch ein viertes? Solche Aussagen versetzen mir immer einen Stich und ich finde sie nicht fair. Eltern sein ist schwer. Genau so, wie andere wichtige Jobs schwer sind. Wie kommt es eigentlich, dass in dem Moment, wenn eine Mutter zugibt, dass sie es schwierig findet, die Leute den Drang verspüren, ihr zu sagen, dass sie es falsch macht? Vielleicht bedeutet ja die Tatsache, dass sie es schwierig findet, lediglich, dass sie es richtig macht, auf ihre ganz eigene Weise, und dass sie außerdem einfach ehrlich ist? Craig verkauft Soft ware. In der derzeitigen Wirtschaftslage ist das wirklich kein einfacher Job. Wenn er von der Arbeit kommt, erzählt er oft ein wenig davon, wie schwierig es ist. Ich verspüre dann, ehrlich gesagt, nie das Bedürfnis, ihm zu sagen, dass er es bestimmt nicht richtig macht oder dass er einfach zu negativ ist, wenn er so darüber redet. Und ich bezweifle, dass Craigs Chef immer mal wieder den Kopf zu seiner Bürotür hereinstreckt und sagt: „Genießen Sie auch jeden Augenblick? Das Geschäftsjahr ist so schnell vorbei! Carpe diem, Craig!“ Damit will ich Folgendes sagen: Ich habe mir lange nicht nur darüber Sorgen gemacht, dass ich als Mutter versagen und meine Sache nicht gut machen könnte, sondern auch noch darüber, dass ich es nicht genug genieße! Doppeltes Versagen also. Ich fühlte mich schuldig, weil ich mich nicht den ganzen Tag in Mutterekstase befand und nicht jeden Moment voll auskostete, wie es die


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Mütter in den Elternzeitschriften scheinbar tun. Ich fühlte mich schuldig, weil ich, ehrlich gesagt, sehr oft müde war und schlecht gelaunt und ich mir wünschte, der Tag wäre schon vorbei. Und weil ich wusste, dass ich eines Morgens aufwachen würde und die Kinder wären aus dem Haus, und dann würde ich die Dame im Supermarkt sein. Würde ich dann behaupten, dass ich jeden Moment genossen hätte? Nein, das würde ich nicht. Es bleibt aber die Tatsache, dass ich definitiv irgendwann diese nostalgische alte Dame sein werde. Ich hoffe nur, dass ich eine mit einem intakten Gedächtnis sein werde. Und ich hoffe, dass ich dann Folgendes zu einer jungen Mutter sagen kann, die gestresst und unter Strom in der Schlange an der Kasse steht: „Es ist manchmal wirklich hart, nicht? Sie sind eine gute Mutter, das sehe ich. Und Ihre Kinder gefallen mir, besonders die Kleine, die da hinten gerade in die Ecke pinkelt. Die mag ich am liebsten. Weitermachen, Kämpferin. Nur noch sechs Stunden, bis sie im Bett sind.“ Ich kann einfach nicht den Diem carpen. Ich schaffe ja nicht mal 15 Minuten carpen am Stück, von einem ganzen Diem ganz zu schweigen. Aber Folgendes geht bei mir ganz gut: Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Zeit. Die eine ist Chronos, die Zeit, in der wir leben. Es ist die reguläre, ganz normale Zeit, die linear verläuft. Es sind die Minuten, die eine nach der anderen verstreichen, während wir darauf warten, dass die Kinder endlich ins Bett können. Es sind zehn qualvolle Minuten an der Supermarktkasse, vier Minuten Gebrüll nach einem Nein, zwei Stunden, bis Papa nach Hause kommt. Chronos ist die schwere Zeit, die so langsam vergeht und in der wir Eltern uns oft wie in einem zähflüssigen Schleim bewegen. Und die zweite Art von Zeit ist Kairos. Kairos ist die Zeitrechnung Gottes. Es ist die Zeit außerhalb der Zeit, metaphysische Zeit. Kairos, das sind diese magischen Momente, in denen die Zeit stehen bleibt. Ich erlebe jeden Tag ein paar solche Momente und ich liebe sie.


Glennon Doyle Melton: Aufstehen, Krone richten, weitermachen

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Zum Beispiel, wenn ich innehalte in dem, was ich gerade tue, und Tish wirklich anschaue. Dann nehme ich wahr, wie makellos glatt ihre Haut ist. Ich sehe den leichten Schwung ihres winzigen Elfenmündchens und ihre mandelbraunen Augen und ich atme ihren weichen Duft ein. In diesen Augenblicken kann ich nichts anderes denken als: Dies ist das erste Mal heute, dass ich Tish wirklich sehe, und mein Gott – sie ist so schön. Das ist Kairos. Oder ich stehe in der Chronos-Zeit an der Supermarktkasse, und es geht nicht weiter, weil die Kassiererin so elend langsam arbeitet, und ich bin sauer und gestresst, aber dann schaue ich in meinen Einkaufswagen und werde aus der Chronos-Zeit herausgehoben. Ich sehe die Berge von gesundem Essen, die ich an meine Kinder verfüttere, damit sie sich körperlich und geistig gut entwickeln können, und ich erinnere mich wieder daran, dass die meisten Mütter der Welt alles dafür geben würden, jetzt in dieser Schlange an der Supermarktkasse zu stehen mit genügend Geld, um so viel gutes Essen bezahlen zu können. Und ich schaue einfach in meinen Einkaufswagen auf den Überfluss, auf dieses Geschenk, und ich danke Gott. Kairos. Diese Kairos-Momente sind genau so schnell wieder vorbei, wie sie gekommen sind, aber ich markiere sie. Ich sage jedes Mal, wenn ich die Chronos-Zeit verlasse, in Gedanken das Wort Kairos. Und am Ende des Tages kann ich mich dann zwar oft nicht mehr ganz genau erinnern, welche Augenblicke Kairos waren, aber ich erinnere mich daran, dass es welche gegeben hat. Das bewirkt, dass sich die Anstrengungen des Elternalltags lohnen. Wenn ich an einem Tag ein paar solcher Kairos-Momente erlebe, dann ist das für mich ein gelungener Tag. Also sage ich: Carpe nicht den ganzen Diem, aber wenigstens ein paar Kairos-Momente am Tag. Das reicht mir schon.


Klappenbroschur • 13,5 x 21,5 cm 288 Seiten • Nr. 816939 ISBN 978-3-86591-939-7 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) * unverbindliche Preisempfehlung

Crystal McVea / Alex Tresniowski

Im Himmel war ich glücklich Die wahre Geschichte einer lebensverändernden Nahtoderfahrung

Am 10. Dezember 2009 hörte Crystal McVea auf zu atmen. Das Gesicht der 33-jährigen Mutter von vier Kindern verfärbte sich blau, dann schwarz. Wiederbelebungsversuche scheiterten. Und Crystal erwachte im Himmel … Das hätte sie sich nie träumen lassen. Denn sie glaubte nicht an Gott. Ihr Leben war geprägt von Missbrauch, Verlust, Depression. Gott schien unendlich weit weg oder besser gesagt: nicht existent. Nun war sie bei ihm. Neun Minuten war sie so glücklich und lebendig wie noch nie, obwohl sie klinisch tot war. Dann kehrte sie zurück und beschreitet seitdem einen Weg der Heilung … Crystal McVea erzählt, wie ihr Gott inmitten der Verzweiflung nachging und Liebe, Vergebung und Heilung schenkte.


Crystal McVea / Alex Tresniowski: Im Himmel war ich glücklich

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„Crystal, was ist los?“, fragte mich die Krankenschwester. „Kannst du mich hören?“ Inzwischen war mein Gesicht ganz blau angelaufen – tief dunkelblau, fast schwarz. Denn das Schnarchen, das meine Mutter vernommen hatte, war kein lautes Schnarchen. Es war mein letzter Atemzug gewesen. „Kannst du mich hören, Crystal?“, fragte die Schwester wieder. „Was hast du?“ Meine Mutter war nicht mehr zu halten. „Das können Sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag machen, das hilft nichts!“, schrie sie. „Sie atmet nicht und sie hat keinen Puls. Sie stirbt!“ Da stürzte die Stationsschwester zur Tür herein. Als sie mein blaues Gesicht sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Dann kam eine weitere Krankenschwester, die bei meinem Anblick fast ihr Klemmbrett fallen ließ. „Mein Gott, was ist denn hier los?“, rief sie. „Das ist ein Notfall! Wir müssen sofort Alarm schlagen, aber dafür ist sie zuständig“, sagte eine der Krankenschwestern und deutete auf die Stationsschwester. „Mach gefälligst einen Notruf“, brüllte eine Schwester sie an. „Und zwar schnell, verdammt noch mal!“ Die Stationsschwester löste schließlich den Alarm aus, die höchste Stufe für akute Notfälle. Nun ging alles ganz schnell: Jemand rollte die Notfallausrüstung herein, ein anderer brachte einen Beatmungsbeutel, und anschließend eilten ein Arzt, ein zweiter Arzt, ein Seelsorger und ein Sozialarbeiter herbei. Ein gutes Dutzend Menschen drängte sich nun in dem kleinen Raum um meinen Körper. Eine Schwester riss mir mein Krankenhausnachthemd ab. Jemand begann mit der Herzdruckmassage. Immer noch keine Atmung, kein Puls. Mir wurde eine Maske über das Gesicht gestülpt, um mich zu beatmen. Aufgeregt lief das Personal in mein Zimmer hinein und hinaus, während sich andere Patienten mittlerweile im Flur versammelten, um herauszufinden, wer da im Sterben lag. Meine Mutter wiederholte mitten in diesem Trubel


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immer wieder dieselben Worte: „Bitte stirb nicht, Crystal. Bitte bleib bei uns.“ Ich konnte sie nicht hören. Auch nahm ich weder die Maske noch die Herzdruckmassage wahr, geschweige denn, dass ich all die Ärzte und Schwestern gesehen hätte, die mein Zimmer bevölkerten. Von der ganzen Aufregung habe ich nicht das Geringste mitbekommen. An nichts, was in diesem Zimmer passiert ist, kann ich mich erinnern, nachdem ich meiner Mutter gesagt hatte, dass ich sie liebe, und mit geschlossenen Augen weggedämmert war. Ich erinnere mich nur daran, dass ich aufgewacht bin, und zwar im Himmel, bei Gott.

Das herrliche Licht In dem Moment, als ich meine Augen auf Erden schloss und sie wieder öffnete, war ich im Himmel. Ohne Zeitverzögerung. So verhält es sich dort. Alles geschieht sofort und auf einmal. Das macht es für mich schwierig, darüber zu erzählen. Wir sind es von unserem Leben gewohnt, dass erst dieses und dann jenes passiert. Aber so hat sich der Himmel nicht angefühlt. Alles geschah gleichzeitig, aber nicht so, dass sich Ereignisse überstürzten oder dass Eindrücke nur so auf einen einprasselten. Im Grunde kann man selbst nicht von „Ereignissen“ sprechen – ich nahm alles wahr und verstand alles im selben Augenblick, als wäre mir plötzlich eine Art Urwissen zugänglich, das in mir geschlummert hatte. Es war nicht so, dass ich etwas erlebte und in der darauffolgenden Minute etwas anderes. Der Himmel kennt keine Minuten, Stunden oder Tage. Zeit vergeht nicht im Himmel. Doch finden „Ereignisse“ dort wirklich anders statt? Oder ist nur unsere menschliche Wahrnehmung plötzlich eine völlig andere? Ich weiß es nicht. Nur irgendwie spielt sich dort alles innerhalb eines Augenblicks ab. Und wenn ich davon erzähle, bleibt mir als Mensch nichts anderes übrig, als die Dinge in eine


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Reihenfolge zu bringen, weil wir sie auf Erden nur so wahrnehmen und verstehen können. *** Als ich erwachte, wurde mir klar, dass ich keinen Körper mehr hatte. Ich hatte ihn hinter mir gelassen und bestand nur noch aus Geist. Dieser Zustand kam mir sofort absolut selbstverständlich vor – genauso, wie man weiß, dass man zehn Zehen hat, ohne dass man sie nachzählen muss. Mein Geist hatte keine Gestalt mit klar definierten Ecken und Kanten, aber ich fühlte mich vollständig und präsent. Ich war ganz ich selbst. Ich war dieselbe, die kurz zuvor noch auf der Erde gewesen war und ihrer Mutter versichert hatte, dass sie sie liebte, ehe sie starb. Gleichzeitig machte ich allerdings die überwältigende Erfahrung, dass dieses „Ich“ schon seit einer Ewigkeit existierte. Viel länger, als ich mich körperlich auf der Erde befunden hatte. Während mich auf der Erde stets Selbstzweifel und Ängste geplagt hatten, besaß ich nun im Himmel eine ganz klare Gewissheit darüber, wer ich war. Ich fühlte mich mit meinem Geist, Herzen und ganzen Wesen viel stärker wahrgenommen, als ich es auf der Erde je für möglich gehalten hätte. Mein Selbstbewusstsein war viel größer als das irdische Bündel an Hoffnungen und Ängsten, Träumen und Verletzungen. Ich war erfüllt von tiefer Selbsterkenntnis, und der ganze Ballast, der mir auf der Erde angehaftet hatte, fiel ab. Zum ersten Mal in meinem Leben offenbarte sich mir, wer ich wirklich war. „Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete“, sagt Gott im Buch des Propheten Jeremia (1,5). Da im Himmel begegnete ich mir wirklich selbst. Das muss man sich mal vorstellen: Die erste Person, der wir im Himmel begegnen, sind wir selbst. ***


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Die richtigen Worte zu finden für das, was ich im Himmel erlebt habe, fällt mir unglaublich schwer. In unserer Sprache gibt es schlicht und ergreifend keine Worte, die das auch nur annähernd angemessen beschreiben könnten. Wenn ich sage, dass es „schön“, „großartig“ und „überwältigend“ war, trifft es das nicht wirklich. Das im Himmel Erlebte war so real, so leuchtend und durchdringend, dass mir mein Leben auf der Erde dagegen wie ein schemenhaftes Schattendasein vorkommt – so als ob der Himmel die eigentliche Realität wäre und unser irdisches Dasein nur ein Traum. Wovon ich erzähle, ist also nur so überwältigend groß und atemberaubend, wie ich es zu beschreiben imstande bin – die Wirklichkeit ist noch um ein Vielfaches größer, atemberaubender und schöner. Nachdem ich aus meinem Schlaf erwacht bin und mir klar wurde, dass ich nur noch aus Geist bestand, fühlte ich mich in ein herrliches Licht getaucht. Manche Leute, die im Sterben liegen, sprechen von einer Lichtwolke, aber das finde ich nicht ganz zutreffend. Denn erstens würde das ja bedeuten, dass das Licht irgendwie begrenzt wäre, und in meinem Fall war es einfach überall, ohne Anfang und Ende. Und zweitens handelte es sich nicht nur um Licht – oder zumindest nicht um Licht, wie wir es kennen. Es war weiß, aber tausendfach weißer als das weißeste Weiß, das wir jemals gesehen haben oder uns vorstellen können. Es war großartig, strahlend und wunderbar leuchtend – einfach ein von Herrlichkeit erfülltes Licht, ähnlich wie es der Apostel Johannes in der Offenbarung beschreibt: „Die Stadt braucht als Lichtquelle weder Sonne noch Mond, denn in ihr leuchtet die Herrlichkeit Gottes und das Licht des Lammes“ (Offenbarung 21,23). Zugleich beinhaltete es noch etwas anderes: ein Gefühl vollkommener Reinheit. Dieses Unbefleckte und Makellose erfüllte mich mit einem Frieden und einer inneren Geborgenheit, die ich bis dato auf der Erde nicht gekannt hatte. Es war, als würde man in Liebe baden, in einem herrlichen Licht, das man nicht nur sehen, sondern


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vor allem spüren kann. Und es fühlte sich vertraut an, als würde es mich an etwas erinnern oder als könnte ich es wiedererkennen. Vielleicht lässt es sich so am besten sagen: Ich fühlte mich zu Hause. Ich machte also drei unglaubliche Erfahrungen in nur einem Augenblick: Mich umgab plötzlich ein Licht der Herrlichkeit, ich nahm meine Körperlosigkeit wahr und begegnete meinem wahren Ich. Eigentlich hätte mich all das ein bisschen durcheinanderbringen müssen, aber mir kam das alles ganz selbstverständlich vor. Ich musste keine Minute darüber nachdenken. Wie überwältigend und irrsinnig das Ganze schien, bereitete mir kein Kopfzerbrechen. Im Himmel gab es nichts, das mich hätte verwirren können. Nicht einmal der Moment, als ich feststellte, dass ich dort nicht alleine war.


Gebunden • 13,5 x 21,5 cm ca. 288 Seiten • Nr. 816977 ISBN 978-3-86591-977-9 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) Erscheint September 2014 * unverbindliche Preisempfehlung

Bob Goff

Lebe. Liebe. Los! Jeden Tag die Welt ein kleines bisschen besser machen und dabei glücklich werden

Bob Goff entwickelt keine neue Theologie. Er schenkt keine neuen Einsichten in das Wesen Gottes. Er entwirft keine neue Vision, der man folgen sollte. Sondern: Er begegnet den Menschen einfach mit Liebe und schenkt ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. „Liebe denkt nicht nur über eine Sache nach. Liebe tut sie auch.“ Dieses Buch ist angefüllt mit unterhaltsamen Geschichten aus dem Alltag von Bob Goff. Er malt das ansprechende Bild eines Lebens, in dem Liebe kein bloßes Gefühl ist, sondern aktiv wird. Wenn Liebe einen Menschen in Bewegung setzt, dann wird er entdecken, dass jeder Tag voller Möglichkeiten steckt, sie in die Tat umzusetzen. Und dabei selbst glücklich zu werden.


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Kapitel 1: Ich bin bei dir Als ich auf der Highschool war, lernte ich einen Typen namens Randy kennen. Randy besaß drei Dinge, die ich nicht hatte: ein Motorrad der Marke Triumph, einen Bart und eine Freundin. Ich hielt das für sehr ungerecht. Diese drei Dinge wollte ich auch, und zwar in umgekehrter Reihenfolge. […] Später erfuhr ich, dass Randy Christ war, […] und so wurden wir schließlich Freunde. […] Zu Beginn meines dritten Highschool-Jahres beschloss ich, dass es an der Zeit war, die Schule zu schmeißen und in den YosemitePark zu ziehen. Ich besaß eine Daunenweste, zwei rote Halstücher, ein Paar Bergsteigerschuhe, fünfundsiebzig Dollar und einen VW Käfer. Was brauchte ich mehr? Ich würde im Tal Arbeit finden und meine Freizeit in den Bergen verbringen. Höflichkeitshalber schaute ich am Sonntagmorgen bei Randy vorbei, um ihm von meinen Plänen zu erzählten und mich von ihm zu verabschieden. Ich klopfte an die Tür und nach ein paar langen Minuten machte Randy auf. Er machte einen müden Eindruck und sah ganz verstrubbelt aus – ich hatte ihn offensichtlich geweckt. Während ich ihn über meine Pläne in Kenntnis setzte, hörte er mir geduldig zu und bemühte sich nach Kräften, sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen. „Und wann soll’s losgehen?“, fragte er, als ich fertig war. „Jetzt sofort“, antwortete ich, richtete mich dabei auf und streckte die Brust raus, um zu zeigen, dass ich es ernst meinte. „Weißt du, Randy, es ist Zeit, dass ich hier wegkomme. Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mit mir herumgehangen hast und einfach ein toller Freund bist.“ Randys Miene blieb ernst und besorgt, aber er sagte kein Wort. „Bob, kannst du einen Moment warten? Ich muss eben mal was nachschauen gehen“, meinte er schließlich. „Kein Problem, Randy.“ Ich hatte ja nun alle Zeit der Welt. Randy verschwand für ein paar Minuten im Haus, während ich mit den Händen in den Taschen auf seiner Veranda stand wie bestellt und


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nicht abgeholt. Als er zurückkam, hatte er einen abgewetzten Rucksack an einem ausgefranzten Riemen über der Schulter hängen und hielt einen Schlafsack im Arm. Er kam sofort auf den Punkt, ohne sich mit langen Erklärungen aufzuhalten. Alles, was er sagte, war: „Bob, ich bin dabei.“ Etwas in seinen Worten traf mich zutiefst. Er hielt mir keine Vorträge darüber, dass ich alles vermasseln und meine Chance vergeuden würde, wenn ich die Highschool verließe. Er sagte mir nicht, dass ich ein Dummkopf wäre und meine Pläne niemals in die Tat umsetzen könnte. Er belehrte mich auch nicht, dass ich, selbst wenn mir ein paar Schritte gelängen, sofort wieder auf die Nase fallen würde. Randy war ehrlich, entschlossen und hatte keine Termine. Er war dabei. […] Wir erreichten Yosemite vor Einbruch der Dunkelheit, und erst jetzt fing ich an, mir Gedanken über eine Unterkunft zu machen. Wir hatten ein paar Schlafsäcke, kein Zelt und sehr wenig Geld. Auf einem gebührenpflichtigen Campingplatz mit mehreren auf festen Plattformen errichteten Zelten entdeckten wir ein leer stehendes Zelt und schlichen uns hinein. Wir schliefen neben dem hinteren Zelteingang, damit wir schnell entwischen konnten, falls ein Aufseher eine nächtliche Runde drehen würde. Glücklicherweise kam niemand, und so erwachten wir gut ausgeschlafen an unserem ersten kühlen, aber wunderbaren Morgen im Yosemite Valley. […] Randy und ich begaben uns zum Selbstbedienungs-Restaurant des Campingplatzes. Ich dachte, ich könnte dort vielleicht einen Job als „morgendlicher Pfannkuchenwender“ finden, was mir genug Zeit lassen würde, um den Rest des Tages mit Klettern zu verbringen. In Gegenwart des Managers schrieb ich eine Bewerbung und überreichte sie ihm. Er gab sie mir direkt zurück und schüttelte entschieden den Kopf. Er tat nicht einmal so, als wäre er interessiert. […] Entmutigt verließ ich das Geschäft und schaute Randy an, der an meinen Käfer gelehnt dastand. Anstatt mich weiter zu entmutigen oder einen Kommentar wie „Das hab ich dir


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doch gleich gesagt!“ abzugeben, sagte er Dinge zu mir, die mich aufbauten und mir neue Hoffnung schenkten. „Bob, wenn du es wirklich willst, dann schaffst du das. Du hast alles, was man dafür braucht. Die Leute wissen gar nicht, was sie sich entgehen lassen. Komm, wir versuchen es woanders.“ […] Ich bewarb mich in den nächsten Tagen bei nahezu jedem Unternehmen im Tal und wurde jedes Mal abgewiesen. Es waren einfach keine Jobs zu haben, und es sah auch nicht danach aus, als würde bald etwas frei werden. […] Nach dem Essen gingen wir zurück zum Auto. Ich wandte mich an Randy und sagte: „Weißt du, Randy, ich finde das echt toll von dir, dass du mitgekommen bist, aber es sieht so aus, als ob ich es nicht schaffen würde. Ich glaube, es wäre am besten, wenn ich nach Hause fahren und meinen Highschool-Abschluss machen würde.“ Nach einer kurzen Pause wiederholte Randy die Worte, die mich die ganze Zeit über getröstet hatten: „Egal, wie du dich entscheidest, Bob, du kannst sicher sein, dass ich bei dir bin.“ Randy war wirklich die ganze Zeit über bei mir gewesen. Ich spürte, dass er sowohl innerlich als auch ganz konkret an meiner Seite war. Er stand voll und ganz hinter mir und glaubte an mich. Ich war für ihn kein Projekt, sondern sein Freund. Ich fragte mich, ob alle Christen so waren, aber dem war wohl nicht so. Die meisten, die ich kennengelernt hatte, machten einen schwächlichen Eindruck. Sie dachten über sich selbst und ihre Identität nach, aber sie vergaßen, für wen sie eigentlich da sein sollten. Wir diskutierten nicht viel, sondern schauten uns wortlos an und bedeuteten einander durch ein Nicken, dass wir hier fertig waren. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stiegen wir ins Auto. […] Während wir das Yosemite Valley verließen und auch während der ganzen weiteren Fahrt redeten wir nicht viel. Mein Traum war gerade geplatzt, und Randy besaß genug Einfühlungsvermögen, um zu wissen, dass ich ein bisschen Zeit zum Nachdenken brauchte. So fuhren wir fünf oder sechs Stunden. Ab und zu fragte


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Randy auf seine zuversichtliche und optimistische Art: „Hey, Bob, alles klar?“ […] Wir fuhren ein paar bekannte Straßen entlang und hielten schließlich in Randys Einfahrt. Neben Randys Auto stand ein weiteres, das aussah wie der Wagen seiner Freundin. Sie besuchte ihn oft. Wir gingen zur Eingangstür und Randy schloss auf. Obwohl er mich nicht ausdrücklich einlud, folgte ich ihm ganz selbstverständlich. Auf dem Boden entdeckte ich einen Satz Teller, etwas Geschenkpapier, eine Kaffeemaschine und ein paar Gläser. Auf dem Sofa lag ein Mikrowellenherd, der noch zur Hälfte im Karton steckte. Ich verstand nicht sofort. Hatte Randy Geburtstag gehabt? Oder seine Freundin? Ein Mikrowellenherd schien mir doch ein eigenartiges Geburtstagsgeschenk zu sein. Randy hatte auch bestimmt nicht vor umzuziehen, sonst hätte ja das Geschenkpapier keinen Sinn gemacht. Plötzlich kam Randys Freundin ins Zimmer, lief auf ihn zu und umarmte ihn herzlich. „Willkommen zu Hause, Schatz“, begrüßte sie ihn. Jetzt fiel endlich der Groschen. Ich schämte mich und war gleichzeitig sprachlos vor Rührung. Mir wurde klar, dass die Dinge auf dem Boden Hochzeitsgeschenke waren. Randy und seine Freundin hatten gerade geheiratet. Als ich am Sonntagmorgen an seine Tür klopfte, sah Randy in mir nicht einfach einen Highschool-Schüler, der die Anfänge seines Ehelebens durcheinanderbrachte. Er sah einen Jungen, der dabei war, auf die falsche Bahn zu geraten. Anstatt die ersten Tage nach der Hochzeit mit seiner Braut zu verbringen, war er an meiner Seite und schlich sich mit mir durch den Hintereingang in ein Zelt. Warum? Weil ich Randy wirklich wichtig war. Er wusste, was ich brauchte, und tat, was er konnte. Er sagte nicht nur, dass er für mich da war – er war wirklich da, bei mir, an meiner Seite. Durch Randys Verhalten verstand ich besser, was es bedeutet, mit Jesus zu leben, sein Freund zu sein. Ich habe gelernt, dass es beim Glauben nicht darum geht, alles Mögliche zu wissen und Regeln einzuhalten. Es gehört viel mehr dazu. Glaube kostet uns etwas, weil er damit zu tun hat, da zu sein und Opfer zu bringen.


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Vielleicht wird Jesus deshalb manchmal „Immanuel“ genannt – „Gott mit uns“. Ich glaube, das war Gottes Plan für Jesus: da zu sein, einfach bei uns zu sein, an unserer Seite. Das ist auch Gottes Plan für uns: dass wir für unsere Mitmenschen da sind. Unsere Gesellschaft will uns einreden, dass man Liebe auf dem Flohmarkt kaufen oder als Grußkarte verschicken kann. Aber die Liebe, die aus Gottes Herzen kommt und die er uns erwiesen hat, ist aufwändig, weil es darum geht, Opfer zu bringen und wirklich für andere da zu sein. Diese Liebe drückt sich eher in Taten aus als in Worten. Von Randy habe ich gelernt, dass die Liebe, die Jesus uns anbietet, mehr damit zu tun hat, da zu sein, als Pläne zu schmieden und Projekte umzusetzen. Ihm geht es nicht nur darum, über gute Dinge nachzudenken, ihnen zuzustimmen oder über sie zu reden. Von Randy habe ich gelernt, worauf es beim Glauben tatsächlich ankommt und was die Quintessenz jeder wirklich guten Geschichte ist, die das Leben schreibt: Lebe. Liebe. Los!


Gebunden • 13,5 x 21,5 cm • ca. 288 Seiten Nr. 816987 • ISBN 978-3-86591-987-8 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) Erscheint September 2014 * unverbindliche Preisempfehlung

Emerson Eggerichs

Liebe & Respekt in der Familie Der Respekt, den sich Eltern wünschen. Die Liebe, die Kinder brauchen.

Psychologische Studien haben bestätigt, was die Bibel bereits seit Jahrhunderten sagt: Kinder brauchen die Liebe ihrer Eltern (Titus 2,4) und Eltern sollten den ihnen gebührenden Respekt ihrer Kinder erfahren (2. Mose 20,12). Basierend auf den Aussagen der Bibel zum Thema „Erziehung“ gelingt es dem Autor, gesunde Familienstrukturen zu schaffen. Eggerichs beschreibt unter anderem, dass Liebe und Respekt grundlegende Bedürfnisse innerhalb einer Familie sind. Er erklärt, wie Eltern als Team zusammenarbeiten und wie sie entsprechend Gottes Vorstellungen liebevolle Eltern sein können – ungeachtet der jeweiligen Reaktion ihres Kindes. Ein äußerst praktischer Ratgeber, der Familien stark macht.


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Kindern den Glauben an Gott nahebringen (Kapitel 6) Überschütten Sie Ihre Kinder nicht mit Erklärungen – geben Sie so viel wie nötig weiter! Als ich vor vielen Jahren noch als Pastor arbeitete, erzählte mir ein junger Mann in einem Brief von seiner Kindheit in den 1960erJahren. Das Haus, in dem er aufwuchs, stand am Ende einer privaten Zufahrtsstraße. Oft fuhren Leute aus Neugier dort hinein und ab und zu parkte ein junges Pärchen dort seinen Wagen. Der Wendehammer war eng, weshalb so mancher Autofahrer auf die Rasenfläche fuhr, was hässliche Spuren im Gras hinterließ. Eines Tages waren er und sein Vater wieder einmal damit beschäftigt, den Rasen auszubessern, als der Junge wütend rief: „Mann, möchtest du diesen Idioten nicht auch manchmal den Schädel einschlagen?“ Sein Vater zuckte die Achseln und sagte: „Nein, eigentlich nicht.“ „Und warum nicht?“ „Es gibt wichtigere Dinge als Gras“, antwortete der Vater ruhig. Der Sohn verstand nicht, was sein Vater damit sagen wollte, und hakte nach: „Was denn zum Beispiel?“ Die Antwort seines Vaters sollte sein Leben prägen: „So was wie Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit und Liebe zum Beispiel.“ Der junge Mann schrieb in seinem Brief: „Durch diese Worte meines Vaters konnte ich viele Dinge aus der richtigen Perspektive sehen. Außerdem hat mein Vater mir damit gezeigt, wie sehr er mich liebt. … Und er ist für mich zum Vorbild geworden, wie man seinen Glauben an Jesus lebt – das war vermutlich das Wichtigste daran.“ Ich glaube kaum, dass der Vater sich damals gesagt hat: Oh, das ist jetzt eine gute Gelegenheit, um meinem Sohn etwas über den Glauben beizubringen. Er dachte vermutlich auch nicht an Epheser 6,4, wo es heißt: „Eure Erziehung soll sie … in Wort und Tat zu Gott, dem Herrn, hinführen.“ Er lebte diesen Grundsatz einfach, und das ist die beste Art, wie Eltern ihren Kindern den Glauben an Gott nahebringen können. Wenn Eltern auf die Fragen ihrer


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Kinder antworten, ohne überheblich zu werden, dann werden ihnen die Kinder aufmerksam zuhören. In solchen Momenten zeigt sich, wie wir unseren Glauben leben. Wenn wir als Eltern Gott authentisch und erlebbar nachfolgen, werden wir einen größeren Einfluss auf unsere Kinder haben als alle anderen Strömungen. Wir werden unseren Kindern „so was wie Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit und Liebe“ vermitteln können.

Sie können Ihren Kindern am besten etwas vom Glauben an Gott und über das Leben weitergeben Niemand ist wichtiger für Kinder als ihre Eltern, wenn es darum geht, ihnen die tiefen Wahrheiten des Lebens zu erklären. In Sprüche 1,8 heißt es: „Mein Sohn, denke immer an die Ermahnungen deines Vaters, und habe die Weisung deiner Mutter stets vor Augen.“ Doch durch meine Arbeit als Therapeut habe ich erfahren, dass viele Eltern nicht glauben können, wie wichtig sie sind, um ihren Kindern die unterschiedlichsten Dinge des Lebens nahezubringen. Schließlich gibt es dafür etliche professionell ausgebildete Leute: in der Schule, in der Kirche, auf dem Sportplatz. Da ist die Versuchung groß zu denken: Andere können das besser. Mein Job ist es, für sie zu sorgen, den Unterhalt zu verdienen und sie zu lieben und zu unterstützen … Ist das denn nicht wichtig? Das alles ist wichtig, aber es reicht nicht aus. Es braucht noch mehr, und darum sollen Eltern ihre Kinder durch ihre Erziehung „in Wort und Tat zu Gott, dem Herrn, hinführen“ (Epheser 6,4). Nach der Auffassung von Paulus sollte diese Erziehung sich an den Grundsätzen der Bibel orientieren. Der Apostel schrieb an den jungen Gemeindeleiter Timotheus: „Außerdem bist du von frühester Kindheit an mit der Heiligen Schrift vertraut. Sie zeigt dir den einzigen Weg zur Rettung, den Glauben an Jesus Christus. Denn die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben. Sie soll uns unterweisen; sie hilft uns, unsere Schuld einzusehen, wieder auf


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den richtigen Weg zu kommen und so zu leben, wie es Gott gefällt“ (2. Timotheus 3,15–16). Paulus bezieht sich hier unter anderem auf Teile des Alten Testamentes, mit denen Timotheus bereits durch seine Mutter und Großmutter vertraut gemacht worden war. Doch er dachte auch an die Worte und Taten Jesu, der gesagt hatte: „Der Mensch lebt nicht nur von Brot; er lebt von jedem Wort, das Gott spricht“ (Matthäus 4,4). Wenn wir Jesus von Herzen nachfolgen, glauben wir daran, dass Gott, der Vater, sich uns Menschen vor allem durch seinen Sohn, Jesus Christus, offenbart hat. Darum schreibt Paulus an die Römer: „Der Glaube kommt aus dem Hören der Botschaft; und diese gründet sich auf das, was Christus gesagt hat“ (Römer 10,17). Wenn Christus in unserem Herzen einen zentralen Platz hat, werden wir nicht aufhören, unsere Kinder mit den Worten Jesu vertraut zu machen. Wir werden das Herz unseres Kindes mit Jesu Herz in Verbindung bringen.

Was sollen wir unseren Kindern beibringen? Es gibt meiner Meinung nach zwei Hauptbereiche, in denen wir unseren Kindern etwas beibringen sollten: Zum einen sollten wir unsere Kinder mit Aussagen über Gott vertraut machen, die seine Liebe zu uns beschreiben und das, was Jesus für uns getan hat. Es ist ein großes Privileg, dass wir unseren Kindern erzählen dürfen, wie Gott diese Welt retten will. Falls wir nicht wissen, wie wir konkret mit unseren Kindern über den Glauben und eine persönliche Entscheidung für Jesus sprechen können, werden sicher Mitarbeiter aus dem Kinder- und Jugendbereich unserer Gemeinde uns erklären können, wie das gehen kann. Es gibt kein größeres Glück, als die eigenen Kinder dabei zu begleiten, wenn sie Jesus in ihr Leben einladen. Nichts ist wichtiger als diese persönliche Entscheidung.


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Zum anderen können wir unseren Kindern beibringen, wie sie sich im Alltag klug verhalten. König Salomo leitet die Lebensweisheiten im Buch der Sprüche mit den Worten ein: „Wenn du sie beachtest, wirst du lernen, dich im Leben zurechtzufinden. Sie helfen dir, dich selbst zu beherrschen, und machen dich fähig, gute Ratschläge zu erkennen und anzunehmen. Durch sie gewinnst du Einsicht; du lernst, aufrichtig und ehrlich zu sein und andere gerecht zu behandeln“ (1,2–3). Salomo spricht von charakterlichen Stärken und Lebenskompetenz. Wenn wir unseren Kindern verschiedene Themen nahebringen, sollten wir deutlich machen, warum wir dies tun. Wir lügen, betrügen und stehlen eben nicht nur deshalb nicht, weil es falsch wäre, sondern weil es Gott traurig macht, unsere Beziehungen zu anderen scheitern lässt und unserem Ruf schadet.

„Gebt den Worten von Christus viel Raum in euren Herzen“ In der Bibel steht nichts davon, dass Eltern eine Bibelschule besucht haben müssen, um Kindern etwas über den Glauben beibringen zu können. Auch eine Mutter aus einem Armenviertel in Afrika, die nie eine Schule besucht hat, kann ihren Kindern von Christus erzählen. Sie kann vielleicht nicht lesen, aber sie kann zulassen, dass sich die Worte Jesu, die sie durch Predigten mitbekommt, in ihrem Herzen entfalten. Allein dadurch ist sie in Gottes Augen bereits bestens geeignet, um ihren Kindern den Glauben an Gott nahezubringen. Als der Apostel Paulus die Eltern im Kolosserbrief ermahnt: „Ihr Väter, behandelt eure Kinder nicht zu streng, damit sie nicht ängstlich und mutlos werden“ (3,21), schließt er damit an diese Herausforderung an: „Gebt den Worten von Christus viel Raum in euren Herzen“ (3,16–17). Er erklärt den Eltern, dass sie ein ganz natürliches Vorbild für Jesus werden, wenn seine Worte ihr Herz erfüllen.


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Aus der Geschichte des Sohnes, der zusammen mit seinem Vater den Rasen ausbesserte, können wir eines lernen: Die Kraft eines guten Vorbilds ist nicht zu unterschätzen. Und das Schöne ist: Es ereignet sich beinahe jeden Tag etwas, wodurch wir unseren Kindern weitergeben können, woran wir glauben und warum wir daran glauben. Betrachten Sie solche Herausforderungen als Gelegenheiten, Ihren Kindern etwas beizubringen. Es sind kostbare Augenblicke, die Ihre Herzen und die Ihrer Kinder miteinander verbinden.


Kraft, Intensität und Herrlichkeit

Dorothea Morgenroth: Das Licht im Fenster Gebunden, 352 Seiten ISBN 978-3-86591-936-6 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*)

McVea / Tresniowski: Im Himmel war ich glücklich Klappenbroschur, 288 Seiten ISBN 978-3-86591-939-7 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*)

Bob Goff: Lebe. Liebe. Los! Gebunden, ca. 288 Seiten ISBN 978-3-86591-977-9 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) Erscheint September 2014

Emerson Eggerichs: Liebe & Respekt in der Familie Gebunden, ca. 288 Seiten ISBN 978-3-86591-987-8 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*) Erscheint September 2014

Glennon Doyle Melton: Aufstehen, Krone richten, weitermachen Klappenbroschur, 288 Seiten ISBN 978-3-86591-754-6 € [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*)

Alle Bücher sind auch als eBook erhältlich. Besuchen Sie uns auf facebook.

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Lesen Sie doch mal rein Morgenroth: Das Licht im Fenster . . . . . . . . . . . . . Seite 2 Melton: Aufstehen, Krone richten, weitermachen . . . . Seite 8 McVea: Im Himmel war ich gl端cklich . . . . . . . . . . Seite 14 Goff: Lebe. Liebe. Los! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20 Eggerichs: Liebe & Respekt in der Familie . . . . . . . . Seite 26

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