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Auszeit
Text Livia Baettig Fotos Grand Hotel Kronenhof
Kaum über dem Julier fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Die verschneiten Bergspitzen, die satten Wälder, Seen und der würzige Duft der Arven vermitteln ein Gefühl der Freude. Inmitten dieser imposanten Bergkulisse thront das Grand Hotel Kronenhof in Pontresina. Ab diesem Frühsommer ist hier neuerdings Outdoor Yoga auf dem Holzdeck angesagt. Sonnengruss par excellence und noch vieles mehr. Der Duft des Engadins
Der Duft des Engadins
Im Grand Restaurant mit seinem neobarocken Gewölbe werden Frühstück und Abendessen stilvoll und elegant genossen.
Die Grande Dame
Das Logieren in geschichtsträchtigen Häusern hat wieder Konjunktur. Die «Grande Dame», wie Hoteldirektor Marc Eichenberger den Kronenhof liebevoll nennt, vereint Gastfreundschaft auf höchstem Niveau und edle Grandezza. Gerade in dieser von Corona geprägten Zeit lässt man sich gerne wieder etwas verzaubern. So verspürt man schon beim Eintreten in das majestätische Haus etwas Königliches. Im Inneren locken eine imposante Empfangshalle mit grossen Panoramafenstern, verschiedene Salons und Restaurants mit neobarocken Deckenfresken, Stuckaturen, Säulen und Kristalllüstern. Die Belle Epoque lässt grüssen! Man kann sich gut vorstellen, wie die gestylte Upperclass mit ihren langen Roben früher hier ein und ausging. Heute weht ein sportlich-eleganter Wind. Das Publikum schreitet in Sneakers auf und ab, während am Abend auch die wildesten Sportskanonen im Sakko zum Abendessen erscheinen. «Dies, um dem prachtvollen Grand Restaurant aus dem Jahre 1872 die Ehre zu erweisen!», betont Marc Eichenberger schmunzelnd. «Wir legen Wert auf Etikette und gehobenes Ambiente. Das freut unsere Gäste sehr, denn viele schätzen es, wenn man sich gerade in dieser Corona-geplagten Zeit mal wieder chic machen kann.»
Investieren, investieren
Es ist unabdingbar, ein so geschichtsträchtiges Haus mit Baujahr 1848 in Schuss zu halten. Die griechische Besitzerfamilie, welche unter anderem auch die Bergbahnen Corvatsch, Diavolezza, Lagalb und das Luxushotel Kulm St.Moritz besitzt, tätigt regel-
Das Grand Hotel Kronenhof gehört zu den architektonisch bedeutendsten Hotels der Alpen.
mässige Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Der Spagat zwischen Modernität und historischem Charme ist wahrlich kein einfacher. Aber genau das gelingt in diesem Luxushotel. Regelmässig wird der renommierte, französische Innenarchitekt Pierre-Yves Rochon in den Kronenhof gerufen, um Renovationen zu übernehmen. Er setzt neue Akzente, ohne dabei die Authentizität des Raumes zu übergehen. Wir dürfen uns als eine der ersten Gäste in einer der frisch renovierten Suiten im Stammhaus einquartieren. Die Handschrift des Stararchitekten ist sofort spürbar. Die abgestimmten, dezenten Farben, der textile Mustermix und auch die technische Infrastruktur sind markant. Die überdimensional grossen, weissen Glaslampen auf dem Nachttisch sind ein Markenzeichen des Franzosen. Très chic! Auf dem Salontisch neben dem Früchteteller steht eine handgeschriebene Willkommenskarte des Chefs. Seine elegant geschwungene Schrift lässt einen dynamischen Charakter erahnen. Und so ist es auch, verrät seine PR-Managerin Franziska Glünz. «Marc Eichenberger, der schon im 5-Sterne-Hotel Suvretta House in St. Moritz oder im 5-Sterne-Resort Park Weggis am Vierwaldstättersee wirkte, wird vor allem wegen seiner unaufgeregten und diskreten Art von uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschätzt. Viele danken es ihm mit langjähriger Treue.»
Die 15 frisch renovierten Zimmer und Suiten sind ein Highlight!
Yoga par excellence
Ab Ende Juni stehen Biken, Golfen, Wandern und auch Yoga auf dem Programm. Und darauf ist Marc Eichenberger besonders stolz: «Vier drei mal drei Meter grosse Holzdecks stehen für unsere Yogalektionen bereit, inklusive majestätischer Kulisse.» Die in unterschiedlicher Höhe montierten Plattformen bieten
einen Blick in die Natur, die atemberaubender fast nicht sein könnte. Zum Sonnengruss gesellt sich gerne ein frischer Sommerwind oder auch ein Naturschauspiel, wenn etwa das Wetter in Minutenschnelle wechselt und die Malojaschlange dank dem Talwind aus dem Bergell an den Bergketten vorbeipeitscht. Das Hotel bietet mehrtägige Yoga Summits an, Einzel- und Gruppenlektionen in den frühen Morgen- oder Abendstunden. «Aktive Geniesser fühlen sich bei uns sehr wohl», weiss Marc Eichenberger. «Wir sind der Ausgangspunkt für unterschiedlichste Aktivitäten. Abends dann lieben es die Gäste, in unserem atemberaubenden Spa zu entspannen.» Dieser ist 2000 m2 gross und mit seinem grosszügigen Pool ein Highlight. Eine beeindruckende Fensterfront erlaubt den Blick auf die Berggipfel, die zum Greifen nahe sind. Ergänzt wird das Wohlfühlerlebnis durch diverse Saunen, Grotten und Ruhebereiche sowie eine Vielzahl an luxuriösen Gesichts- und Körperbehandlungen.
Zu Tisch
Im prunkvollen Grand Restaurant muss man gewesen sein! Eine Heerschar von fast ausschliesslich italienischen Kellnern in weissen Sakkos wirbeln im Saal herum und servieren figalant Gang um Gang. Uns kommt es fast vor wie in einem alten Film. Der Blick auf das neobarocke Gewölbe lässt erahnen, wie die Zeit vor gut 150 Jahren gewesen sein muss. «Die Malereien wurden zwischenzeitlich mit grossem Aufwand restauriert», erzählt Franziska Glünz. «Das war nötig, denn mit der Zeit verdunkelten sie sich, da früher im Saal noch geraucht werden durfte, und auch der Russ der Kerzen hat einiges dazu beigetragen.» Die vier Jahreszeiten an der Decke strahlen nun vom «Himmel» herab und lassen Spielraum für Gedanken. Auf den Tellern zeigen sich internationale Kreationen und Schweizer Spezialitäten von ihrer leckersten Seite. Für Vegis bietet Maître Sergio Ciccarone ein separates Menü an. Als oberster Küchenboss des Kronenhofs zaubert Fabrizio Piantanida im «Kronen-
In der eleganten Lobby ist das luxuriöse Ambiente schon zu spüren.
Ob im eleganten Salon, im Spa, draussen im Garten oder im Kronenstübli – überall fühlt man sich wohl.
stübli» ein erstklassiges 16-Punkte- Menü auf den Teller. Seine Spezialität: Canard à la presse, klassisch am Tisch nach Rouen-Art zubereitet. In der Arvenholzstube wird grundsätzlich italienisch-mediterrane und französische Kochkunst serviert.
Wenn es das Wetter nur ein bisschen erlaubt, wird mittags auch draussen, im historischen Pavillon aufgetischt, wobei es hier an diesem Sonnenplätzchen sehr schnell warm wird. In nostalgischer Atmosphäre geniesst man die grandiose Sicht auf die Gletscherwelt des Val Roseg. Eine der schönsten Aussichten Pontresinas. Ein gut gemeinter Tipp sind an dieser Stelle auch die Pferdekutschenfahrten, angeboten von der Kutscherin Helen Riedberger. Was normalerweise im Winter ein Klassiker ist, darf auch im Frühsommer nicht fehlen! Sie avisiert mit ihren Freibergern das Restaurant Roseg Gletscher, ganz hinten im Tal, wo man gerne einkehren kann. Wer dabei auf das bestbekannte Dessertbuffet der Familie Pollak trifft, müsste eigentlich zu Fuss zurücklaufen, denn beim Anblick der Köstlichkeiten vergisst man jeden Vorsatz!
Generationenhotel
Ein grosses Plus an diesem Hotel ist auch die Tatsache, dass man hier in beliebiger Konstellation urlauben
«Das Hotel richtet sich an aktive Geniesserinnen und Geniesser.»
kann. Paare jeglichen Alters schätzen den Kronenhof, mitsamt den herausragenden Serviceleistungen. Während die Eltern in der Lobby den Klängen des Pianisten lauschen und an einem Kronenhof Signature Cocktail nippen, vergnügen sich die Kids von Mini bis Teenager bei Lucie im Kidsclub. Die sympathische Australierin erobert in Sekundenschnelle jedes Herz. Aber auch Gäste mit Hund sind willkommen, solange Fifi sich artig benehmen kann. In dieser grossartigen Ambience kann man gemütlich den Tag Revue passieren lassen und bereits an den bevorstehenden denken. «Ab Ende Juni stehen E-Bikes im Skiraum», erzählt Franziska Glünz. «Damit schafft man auch die klassische EngadinTour von Pontresina nach Scuol, vor allem wenn der Maloja-Wind ‹schiebt›.» Und wenn man schon mal im Engadin weilt, dem sei der Nationalpark empfohlen. Das Val Trupchun ist die «Hirscharena» der Alpen. Im Val Languard bei Pontresina trifft man auf Steinwild und süsse Murmeltiere. Über geführte Wanderungen geben die umtriebigen Hotelconcièrges gerne Auskunft. Das sonnenverwöhnte Engadin kann übrigens statistisch gesehen auf 300 Sonnentage pro Jahr zählen. Sonnenbrille und Sonnencreme beim Packen also nicht vergessen! Los geht’s! ●