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Asia Style und Alpenchic: «The Chedi Andermatt»
Asia Style und Alpenchic
Asia Style und Alpenchic
Text Livia Baettig Fotos The Chedi Andermatt
Vom «The Chedi» in Andermatt habe ich wahrlich schon viel gehört. Der Ort, dem der ägyptische Investor Samih Sawiris nach Abzug des Militärs zu neuem Glanz verholfen hat, geniesst weltweites Renommee. Schon die Anfahrt ins Ursental, das Tal der Bären, das Quellgebiet der Reuss zwischen Furka-, Gotthard- und Oberalppass, ist atemberaubend. «The Chedi» erblickt man schon von Weitem. Das eindrückliche Resort schmiegt sich gekonnt ins Dorfbild und lässt das Herz vor Vorfreude pochen.
Vom eleganten Indoor Pool aus kann man zusehen, wie der Schnee draussen auf die Tannen rieselt.
Willkommen
Wir werden herzlichst empfangen auf dem Vorplatz, auch mit unserem vollgepackten Familienauto. Ob im Fiat oder im Bentley, die Türe wird jedem gediegen geöffnet und das Gepäck gekonnt auf einen Trolley verladen. Beim Betreten des Hotels wird klar: Hier verliert man das Gefühl für Zeit und Raum. Es ist eine überwältigende Atmosphäre von alpinem Chic, gepaart mit asiatischer Anmut. Überall lodern Kamine. Sogar einen Einblick zum Indoor-Poolbereich kann man erhaschen, der gleich hinter der Rezeption angelegt ist. Riesige Töpfe mit unzähligen, weissen Orchideen schmücken den Eingangsbereich. Alles echt. «Die Lieblingsblumen von Samih Sawiris’ Frau», erfahre ich am Empfang, über dem ein mindestens zehn Meter langes, spektakuläres
Lichtspektakel aus Swarovski-Steinen leuchtet. Ein kleiner Willkommenstee und ein warmes, feuchtes Tuch wie auf einem Langstreckenflug werden als erste Erfrischung gereicht. Nebst den Zimmerkarten erhalten wir auch die Infos zu den vorgebuchten Spa-Treatments, schön gedruckt wie eine Einladung zu einem Geburtstag.
Logieren wie die Könige
Das «The Chedi» verfügt über 123 Zimmer und Suiten. Geschlafen wird mit Om-Faktor. Dafür sorgen viel Holz und Maggiagranit, kombiniert mit drei Meter hohen Decken und einem reduzierten Design. Auch hier ist wieder die Symbiose aus asiatischer und alpiner Kultur spürbar. Panoramafenster holen die Natur ins Haus. Die Zimmertechnik lässt sich smart über das zimmereigene iPad steuern, sogar der Kamin. Wem es analog lieber ist, kann natürlich auch auf die Schalter drücken. In den Bädern stehen hübsch aufgereiht «Acqua di Parma»Produkte in Tuben bereit. Vom Duschgel bis zum Haarconditioner. Noch nie habe ich ein Hotel erlebt, dessen Räume so grosszügig ausgefallen sind. Das kleinste Deluxe-Zimmer ist mit 52 Quadratmetern geräumiger als manche Stadtwohnung. Unser Schlafgemach für vier Personen ist so weitläufig, dass unsere Kids mit dem Rollbrett von einem Zimmerteil in den anderen fahren könnten. «Solche Suiten sind ideal für Familien oder auch zwei befreundete Pärchen», weiss Philipp Hendelkes, der frisch als Junior PR Manager im «The Chedi Andermatt» angefangen hat. Der Deutsche, der schon in anderen Luxushotels gearbeitet hat, erzählt vom «The Chedi Andermatt» mit einem Leuchten in den Augen. Hin und wieder residiere auch der Investor Samih Sawiris selbst im Hotel oder einige seiner Familienmitglieder, jedoch in der eigenen Suite.
Unaufdringlicher Luxus
Das Wort «Chedi» bedeutet auf thailändisch «Tempel». Wenn man das weiss, wird so einiges klar. Im Hotel begegnet man immer wieder kleinen Cabanas, deren Holzdecke an thailändische Tempelkulturen erinnert. Besonders in der Lobby ist das Flair zu spüren. In diesem Ambiente kann auch ein Nachmittagstee mit kleinen Sandwiches genossen werden. Serviert
Im Hotel gibt es überall gemütliche Sitzgelegenheiten und Spannendes zu entdecken.
Eingebettet im Ursental gelangt man von Andermatt aus mit der Seilbahn ins Skigebiet Gemsstock und ein Sessellift verbindet den Ort mit den einfacheren Pisten am Nätschen.
«In Andermatt gibt es unzählige sportliche und kulinarische Höhenflüge zu geniessen.»
Das neue Restaurant «The
Japanese by the Chedi Andermatt»
auf dem Gütsch ist das höchstgelegene japanische Restaurant in der Schweiz.
Philipp Hendelkes
werden die Köstlichkeiten auf einer Etagère, entweder an den Tisch oder auf einem Tablett mit Beinen direkt auf die samtene Chaiselongue. Auf Letzterer darf man ruhig die Beine ausstrecken. Manche Gäste zelebrieren ganz nonchalant ihren Yoga-Sitz und nippen an einem Glas Champagner. Die Lobby wird in diesem Haus als vollwertiges Restaurant genutzt, nicht nur als Treffpunkt. Mit Leder bezogene Wände, zwei riesige Kamine und Nischen für einen Rückzug sorgen in diesem öffentlichen Bereich für den Wohlfühlfaktor. Da schlägt der Grossstadtpuls automatisch ruhiger. Davon dürfen sich auch Gäste überzeugen, die nur auf einen Drink kommen und sich etwas umschauen möchten. Viel zu sehen und zu erleben gibt es vor allem in den Wintermonaten. Philipp Hendelkes macht mich neugierig und führt mich in den Innenhof mit einem grossen flachen Wasserbecken, flankiert von einem hübschen Garten mit Loungemöbeln: «Wenn es kalt genug ist, verwandelt sich diese Wasserfläche in ein Eisfeld, wo man richtig Schlittschuh laufen kann!», schwärmt er. Damit die Eisprinzessinnen-Romantik so richtig aufkommt, werden die Bäume mit Tausenden von Lichtern geschmückt, ein kleines Fondue- Chalet aufgebaut, samt einer Aussenbar. Schlittschuhe in allen Grössen gibt es natürlich auch zu mieten!
Kulinarische Hochburg
Nach einem Apéro in der Lobby, sind wir ganz gespannt aufs Nachtessen. Zum Glück haben
In den transparenten Atelierküchen werden asiatische und europäische Gerichte gezaubert.
wir vorreserviert, denn die Plätze in den hoteleigenen Restaurants sind rasch ausgebucht, vor allem im kleinen «The Japanese Restaurant», wo die berühmten fünf- bis zehngängigen Kaiseki-Menüs zelebriert werden. Wir sind an einem Hochtisch platziert, im Mittelpunkt der vier einsehbaren Atelierküchen, mit Sicht auf den begehbaren «The Cheese Tower». Das ist ein gläserner Kubus, in welchem Käsespezialitäten aus der Region präsentiert werden wie edle Parfums.
Die Kinder essen von der Kids-Karte während mein Mann und ich uns von einem asiatischen Sharing-Menü verwöhnen lassen. Diverse kleine und grössere Gänge, einer besser als der andere. Zwischendurch schauen wir den Crews in den Showküchen zu. Sie wirbeln gekonnt auf ihrer Bühne. Bei der asiatischen Showküche zischt immer wieder eine riesige Flamme hoch. Action pur! Alle sind hochkonzentriert. Immer wieder schreiten – wie bei einer Modenschau – gut gekleidete Gäste an uns vorbei, die im hinter uns gelegenen «The Restaurant» dinieren. «Sie kommen aus aller Welt. Deshalb spricht der Service hauptsächlich Englisch», weiss Junior PR Manager Philipp Hendelkes. Da der Kidsclub erst im Dezember öffnet, dürfen die Kids am Tisch malen und ein paar Games spielen, was sie zu schätzen wissen. Zum Abschluss gibt es einen Signature Drink in «The Bar & Livingroom». Zu DJ-Beats schlürft man hier Cocktailklassiker und Eigenkreationen, gemixt von einem mehrfach ausgezeichneten Team. Aber auch feine Kaffee- und Teespezialitäten sind zu haben, denn nach so einem grossartigen Essen bleibt, bei mir zumindest, fast kein Platz mehr für anderes.
Relax
Wenn draussen die ersten Schneeflocken tanzen und die Temperaturen langsam sinken, wird es Zeit für Wellness. Der Spa und Health Club erstreckt sich über 2400 Quadratmeter und ist auch für externe Gäste buchbar. Der 35 Meter lange Indool-Pool ist umgeben von gemütlichen Sofas und Liegen, die bedient sind. Hier kann man sich mit der Lieblingslektüre im unglaublich kuscheligen, sandfarbenen ChediBademantel stundenlang aufhalten. Aber Achtung, denn plötzlich wird es Zeit für die gebuchte Behandlung im Spa! Man sollte eine Viertelstunde vorher da sein, um den Gesundheitsfragebogen auszufüllen und sich mit einem Kräutertee einzustimmen. Im «The Chedi» gibt es spezielle Signature-Behandlungen, die einzigartig sind. Dabei wird mit traditionellen
Wenn es kalt genug ist, wird das Bassin im Innenhof zu einer Eisbahn.
und asiatischen Elementen gearbeitet, damit der Gast auf der Liege rasch in die geheimnisvolle Welt des Orients eintauchen kann. Meine Therapeutin kommt aus Griechenland. Sie versteht es vorzüglich, das wärmende Öl mit etwas Druck mit ihren sanften Händen einzumassieren. Mit Kräuterstempeln, die auf uralten Traditionen der ostasiatischen Massagekunst beruhen, wird die Wärme und Kraft der Kräuter vereint. Dieses Wirkstoffpaket fördert die Durchblutung, transportiert die Schlackenstoffe ab und gleicht das Nervensystem aus. Und so kehre ich mit zerzausten Haaren und tiefenentspannt zu meiner Familie zurück, die immer noch im Aussenbad plantscht.
Andermatt
Setzt man einen Fuss nach draussen, steht man schon fast mitten im Dorf. Hier hat es urchige Bars, Tante-Emma-Läden und einige tolle Boutiquen, welche einen spannenden Produktemix bereithalten und wohl mit dem Tourismus, den Samih Sawiris angekurbelt hat, gewachsen sind. Im Hochgebirge umarmen einen zahlreiche 3000er. Das Skigebiet ist top aufgestellt, verbindet Andermatt mit Sedrun und Disentis. Das Hotel bietet für Skibegeisterte eine Cooperation mit der Marke «Head» an. Dafür wurde sogar ein eigener Ski-Butler eingestellt, der für den materiellen Comfort sorgt. Egal ob mit Ski auf dem Buckel oder ohne: Der Berg ruft! Schliesslich ist dies auch die Heimat von Skilegende Bernhard Russi. Bei unserem Besuch hat es noch keinen Schnee, aber man kann sich die Landschaft richtig gut vorstellen, wenn sie weiss eingedeckt ist. Und so gondeln wir alle vier auf den 2300 Meter gelegenen Gütsch, wo das höchstgelegene, japanische Restaurant der Schweiz thront: das «Gütsch by Markus Neff». Hier oben bekommt der Begriff «Haute Cuisine» eine wortwörtliche Bedeutung. Gastroführer Michelin lässt über den beiden Lokalen Sterne regnen. Beide Adressen haben dieses Jahr einen Stern erhalten. Wer jetzt denkt, das sei etepetete, liegt falsch. Die Restaurants sind nicht nur Hotspots für Gourmets, sondern auch für Wanderer, Skifahrer und Bergwelten Spotter, die den Blick auf die umliegenden Alpenpässe geniessen möchten.
Gerne wieder
Die Auszeit im «The Chedi» geht schneller vorbei, als einem lieb ist. Man hat so viel zu entdecken, dass man an einem Wochenende gar nicht alles nutzen kann. Da wäre noch der Health Club gewesen, die wohl weltgrösste Zigarren-Sammlung mit Lounge, die Bibliothek und vieles mehr. Ein Grund zum Wiederkommen! Beim Auschecken muss man das dicke Portemonnaie bereit halten oder Kryptowährungen, denn «The Chedi» gehört zu den ersten Hotels in der Schweiz, die Bitcoin und Ethereum als Zahlungsmittel annehmen. Das stille Andermatt hat sich unglaublich verändert. Früher als Skilagerdestination bei uns Schülern höchst unbeliebt, ist das Dorf mit seinem «The Chedi» zu einem der schönsten Hideaways der Welt geworden. Nun geht es wieder zurück in den Alltag, mit vielen wunderbaren Erinnerungen im Gepäck! ●