Ratekrimi: Die Männer aus dem Moor

Page 1


Karin Ammerer

Die Männer aus dem Moor

die maĚˆnner aus dem moor.indd 3

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Die Aufnahme in den Anhang zur Schulbuchliste für die 1. und 2. Klassen der Hauptschulen und allgemein bildenden höheren Schulen im Unterrichtsgegenstand Deutsch wurde vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mit BMBWK-5.001/0166-V/9/2005 vom 13. März 2006 empfohlen.

www.kinderbuchverlag.at

ISBN 978-3-7074-0292-6 SBNR 130782 In der neuen Rechtschreibung 2006 3. Auflage 2008 Umschlaggestaltung/Umschlagillustration: TOONCAFE Satz: grafik design jeannette pobst, wien Printed in Europe © 2005 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten. Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

die männer aus dem moor.indd 4

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Inhalt Eine gruselige Nacht

7

Entführt!

9

Detektivtraining: Lektion 1 – Schau genau

11

Spuk in der Schule

12

Der letzte Ritter

14

Das Geisterschiff

17

Detektivtraining: Lektion 2 – Geisterstunde

20

Im Tal des Todes

21

Spuk auf Schloss Fürchtenstein

23

Detektivtraining: Lektion 3 – Zaubertrank

26

Vampire!

27

Das Ungeheuer von Loch Ness

30

Detektivtraining: Lektion 4 – Geheime Nachrichten

32

Der Fluch des Pharao

33

Spuk zu Halloween

36

Freitag, der 13.

39

Detektivtraining: Lektion 5 – Konzentration!

41

Im Wald des Grauens

42

Das Geheimnis um das Drachenherz

45

Detektivtraining: Lektion 6 – Kreuzworträtsel

47

Spuk um Mitternacht

48

Die Männer aus dem Moor

51

Detektivtraining: Lektion 7 – Fingerabdrücke sichern

54

Die Teufelsmühle

55

Der Totenkopftempel

59

Das Amulett des Teufels

62

Detektivtraining: Lektion 8 – Gruselgeschichte

64

Die Nacht der Untoten

65

Verschollen im Bermuda-Dreieck

67

Detektivtraining: Lektion 9 – Was passt nicht dazu?

69

Im Reich des Grafen Dracula

70

Detektivtraining: Lektion 10 – Kombinieren

73

Der Geist des Jack O’Brian

74

Lösungen Kleines Grusellexikon

77 83

die männer aus dem moor.indd 5

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Liebe Detektivkolleginnen und Detektivkollegen, diesmal habe ich für euch meine gruseligsten Fälle zusammengesucht. Zum Beispiel als ich mit Kommissar Lenz in Schottland auf Urlaub war. Das alleine ist eigentlich schon gruselig genug. Doch es sollte noch schlimmer werden … Gemeinsam legten wir uns auf die Lauer, um dem Ungeheuer von Loch Ness auf die Spur zu kommen. Auch mit Vampiren hatten wir es zu tun und mit dem Fluch des Pharao Habegarviel. Eine Wahrsagerin las in ihrer Kristallkugel, dass mir etwas Schreckliches zustoßen wird. Als dann auch noch ein Geisterschiff auftauchte und ein anderes spurlos im Bermuda-Dreieck verschwand, reichte es dem Kommissar. Er glaubt ja nicht an Gespenster. Oder soll ich besser sagen, er GLAUBTE nicht an Gespenster? Denn eine Nacht im Hotel des alten Jack O’Brian machte ihn sehr, sehr nachdenklich. Mal ehrlich, Detektivkolleginnen und Detektivkollegen, was denkt ihr über Geister, Gespenster, Vampire und Ungeheuer? Am Ende des Buches habe ich für euch Informationen darüber zusammengestellt. Der Gruselfaktor zeigt euch, wie hoch der Gänsehautalarm ist. Wie immer gilt bei meinen Fällen: genau lesen und scharf nachdenken!

Viel Spaß beim Rätseln

Inspektor Schnüffel

6

die männer aus dem moor.indd 6

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Eine gruselige Nacht Als Inspektor Schnüffel zehn Jahre alt war, ließ er sich von seinen Klassenkameraden zu einer Mutprobe überreden. Peter, der beliebteste Junge in der Klasse, und seine Freunde Dominik, Jochen und Markus hatten eine Bande gegründet. Schnüffel wollte unbedingt dazugehören. „Ich mache, was ihr wollt!“, bot er an. Das ließen sich die Jungs natürlich nicht zweimal sagen. „Gut, dann verbring eine Nacht mit uns im Geisterschloss!“, sagte Peter. „Da muss jeder eine Mutprobe machen.“ Schnüffel fühlte sich gar nicht wohl bei dem Gedanken, willigte aber ein. Die fünf trafen einander abends vor der alten Burg. Markus führte seine Freunde in das Verlies. Sie setzten sich auf den Boden. Von den Wänden hingen noch die Ketten, mit denen die Gefangenen früher gefesselt worden waren. „Seht ihr die Flecken?“, fragte Peter langsam und leuchtete mit seiner Taschenlampe an die Wand. „Das ist Blut …“ „Blut?“, wiederholte Dominik. Peter nickte. „Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen hier unten gefoltert wurden!“, sagte er. Schnüffel schluckte. Peter schaltete seine Taschenlampe aus. „Gruselige Dinge geschahen hier einst!“, erklärte er mit tiefer Stimme. „Und noch immer finden die Geister der Opfer keine Ruhe!“ „Gei… Gei… Geister?!“, stammelte Jochen. „So ist es!“, erzählte Peter weiter. „Der Ritter Tunichtgut zum Beispiel wollte die schöne Prinzessin heiraten. Doch sie liebte einen anderen, Ritter Trautsichviel, und es kam zum Kampf. Ritter Tunichtgut gewann, aber die Prinzessin weigerte sich trotzdem, ihn zu ehelichen. Da schrie er vor Schmerz auf und sank zu Boden. Er war tot! Gestorben an gebrochenem Herzen! Noch heute hört man in Vollmondnächten seine Schreie!“ Schnüffel lief es kalt den Rücken hinunter. Am liebsten wäre er aufgestanden und nach Hause gegangen. Wenn er sich getraut hätte … „Doch auch die Prinzessin sollte nicht glücklich werden!“, fuhr Peter fort. „Als sie Ritter Trautsichviel endlich heiraten durfte, hörte man wieder die Schreie des Ritters Tunichtgut. Das konnte Trautsichviel nicht ertragen und rannte aus dem Schloss. Er wurde nie wieder gesehen. Seit diesem Tag sehen die Menschen in hellen Mondnächten immer wieder eine junge, hübsche Frau im Brautkleid, die an den Fenstern der Burg steht. Man sagt, die Prinzessin wartet noch immer auf ihren Liebsten.“ 7

die männer aus dem moor.indd 7

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Die fünf blickten einander ein wenig ängstlich an. In einer Ecke des Verlieses raschelte es. Schnüffel zuckte zusammen. „Auf zur Mutprobe!“, sagte Peter und leuchtete den anderen ins Gesicht. Die Prüfung bestand darin, einmal rund um die alte Burg zu gehen. Peter ging als Erster. Unheimliche Stille machte sich breit. Die vier im Kerker rutschten näher zusammen. „Alles in Ordnung!“, rief Peter nach einiger Zeit, die den anderen wie eine Ewigkeit vorgekommen war. „Ich warte im Burghof auf euch!“ „Wir gehen am besten gemeinsam!“, schlug Jochen vor. Die anderen hatten nichts dagegen. Ganz im Gegenteil! Sie verließen das dunkle Gefängnis, tasteten sich die alten Gemäuer ins Freie empor und machten sich auf den Weg. Sie blieben dicht beieinander. Schnüffel hoffte, dass die anderen sein Herz nicht pochen hörten, so wild schlug es in seiner Brust. Gespenstische Stille lag über den alten Mauern. Im Mondlicht warf jeder Baum und jeder Strauch einen dunklen Schatten, in den Zweigen rauschte der Wind. Keiner sagte ein Wort. „Da!“, keuchte Markus plötzlich und deutete nach oben. Deutlich zeichnete sich für einen Moment an einem Fenster im zweiten Stock eine Gestalt in einem weißen Kleid ab. Ein Schrei übertönte das Raunen der Blätter. Dann verschwand das Wesen wieder. „Die Prinzessin in ihrem Brautkleid!“, krächzte Jochen. Nun gab es kein Halt mehr. Die Angst beflügelte ihre Schritte. Außer Atem erreichten sie den Burghof. „Was ist denn mit euch los?“, fragte Peter erstaunt, als die vier schnaufend vor ihm standen. „Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen!“ Dominik fand als Erster seine Stimme wieder: „Das warst du, Peter, du grinst ja. DU wolltest uns erschrecken und hast dich als Gespenst verkleidet!“ Peter schüttelte den Kopf. „Ich?“, sagte er. „Unsinn! Warum sollte ich das tun, wenn es hier doch tatsächlich spukt? Außerdem, wie sollte ich so schnell in den zweiten Stock gekommen sein, noch dazu verkleidet?“ Ratlos standen die Buben da. Plötzlich lachte Schnüffel laut auf. „Natürlich warst du es!“, meinte er. „Du hast dich verkleidet und wir sollten glauben, dass ein Gespenst sein Unwesen treibt! Aber du hast einen Fehler gemacht …“

?? ?

Mit deinem detektivischen Spürsinn hast du sicher sofort herausgefunden, welchen Fehler Peter begangen hat. Womit hat er sich verraten?

8

die männer aus dem moor.indd 8

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Entführt! „Wie furchtbar!“, schluchzte Frau Köppel. „Unser armer Sohn!“ Schnüffel reichte der verzweifelten Frau sein Stoff-Taschentuch. „Fassen wir noch einmal zusammen!“, schlug Lenz vor. „Ihr Sohn Robert kam heute Mittag nicht nach Hause. Er ist auf seinem Handy nicht erreichbar. Haben Sie seine Freunde schon angerufen?“ Frau Köppel nickte. „Niemand weiß etwas. Er war auch nicht in der Schule!“, sagte sie und schnäuzte sich kräftig in Schnüffels Taschentuch. Plötzlich flog die Tür auf, Herr Köppel stürmte ins Haus. „Sehen Sie nur, was ich eben im Briefkasten gefunden habe!“, rief er aufgeregt und übergab den Detektiven einen Zettel: „Wir haben Ihren Sohn! Wenn Sie ihn lebend wiedersehen möchten, bringen Sie heute um Mitternacht 20.000 Euro zum Grab der Familie Berggruber auf den katholischen Friedhof in Hört. Keine Polizei – und kein Licht! Sonst geht es Ihrem Sohn schlecht!!!“, las der Kommissar laut vor. „Die Buchstaben wurden aus Zeitungen geschnitten!“, bemerkte der Inspektor. „Da hat sich jemand viel Arbeit gemacht!“ „Tun Sie doch etwas!“, schrie Frau Köppel die Detektive verzweifelt an. „Robert darf nichts geschehen!“ „Haben Sie so viel Geld?“, fragte Lenz. Herr Köppel nickte: „Es sind unsere ganzen Ersparnisse, aber das ist nicht wichtig! Es geht um unseren Sohn.“ Der Kommissar schickte Roberts Vater zur Bank. „Schnüffel, ich fahre voraus und verstecke mich auf dem Friedhof“, bestimmte Lenz. „Sie packen das Geld in eine Tasche und sind pünktlich um Mitternacht beim Treffpunkt. Kommen Sie allein!“ Der Inspektor war nicht gerade begeistert von der Idee seines Partners. Um Mitternacht auf dem Friedhof zu sein – da konnte er sich Schöneres vorstellen … Leichte Nebelschwaden zogen über den Friedhof. Der Vollmond warf sein Licht auf die Grabsteine. Langsam bewegte sich Schnüffel zwischen den Grabreihen. Mit zitternden Händen umklammerte er die Taschenlampe. „Kommissar Lenz?“, flüsterte er. „Wo stecken Sie denn?“ Keine Antwort! Der Inspektor leuchtete auf die Grabsteine und murmelte die Namen der Toten vor sich hin. Damit wollte er seine Angst vertreiben, denn ein bisschen mulmig war ihm schon zumute. Da! Ein Knacken! Erschrocken drehte sich Schnüffel um. Eine Fledermaus flatterte dicht an ihm vorbei, ein Käuzchen rief. 9

die männer aus dem moor.indd 9

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Endlich fand der Inspektor den Grabstein der Familie Berggruber und schaltete seine Taschenlampe aus. Schnüffel zitterte – halb vor Kälte, halb vor Angst. Die nahe Kirchturmuhr schlug Mitternacht. „Geisterstunde!“, flüsterte Schnüffel. Hinter einem Grabstein erhob sich eine Gestalt. Schnüffel zuckte zusammen, rang nach Atem. „Haben Sie das Geld?“, fragte eine tiefe, gespenstische Stimme. Eine Taschenlampe flammte auf und blendete Schnüffel. Der Inspektor nickte, ein Kloß saß in seinem Hals. Der Unbekannte griff nach der Tasche und verschwand in der Dunkelheit. „Konnten Sie etwas Genaueres erkennen?“, fragte Lenz, als die beiden Detektive einander im Haus der Köppels wieder trafen. „Nicht genau“, entschuldigte sich der Inspektor. „Aber der Stimme nach war es ein Mann. Ungefähr 170 cm groß und schlank. Er war dunkel gekleidet und sein Gesicht war vermummt. Ich tippe auf eine Schimütze.“ In diesem Moment öffnete sich die Haustür und ein junger Mann stürmte herein. „Mama! Papa!“, rief er erleichtert. „Bin ich froh, dass es vorbei ist!“ Glücklich nahmen die Eltern ihren Sohn in die Arme. „Wir mussten 20.000 Euro Lösegeld für dich bezahlen“, sagte Herr Köppel, „aber Hauptsache, du bist gesund zurück. Auf dem Friedhof haben wir das Geld übergeben.“ „Hoffentlich findet die Polizei den Kerl!“, schluchzte Frau Köppel, während sie den Jungen nochmals in die Arme nahm. „Können Sie den Täter denn beschreiben?“, fragte Robert über die Schulter und blickte Schnüffel in die Augen. Der Detektiv schüttelte den Kopf. „Aber das ist nicht weiter schlimm!“, sagte er beiläufig, während Lenz grinsend daneben stand. „Denn wir wissen, wer der ,Entführer‘ war.“

?? ?

Ein seltsamer Fall! Konnte Kommissar Lenz etwas Verdächtiges beobachten? Weißt du, was den Täter verriet?

10

die männer aus dem moor.indd 10

12.06.2008 11:31:56 Uhr


DETEKTIVTRAINING: LEKTION 1 Schau genau

Hm …

Dieser Schnappschuss stammt von der letzten Gespensterparty. Das untere Bild unterscheidet sich vom oberen. Findest du alle fünf Fehler?

11

die männer aus dem moor.indd 11

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Spuk in der Schule Ein äußerst seltsamer Fall erwartete Schnüffel und Lenz, als der Direktor einer Hauptschule sie in sein Büro bat. Vorsichtig blickte er den Gang entlang, bevor er sie eintreten ließ. „Meine Herren“, flüsterte er, „in unserer Schule spukt es!“ Wieder sah er sich suchend um, als würde das Gespenst jeden Moment erscheinen. Kommissar Lenz schüttelte genervt den Kopf. Langsam, aber sicher, hatte er von den Geistergeschichten genug. „Wieso glauben Sie, dass es hier spukt?“, erkundigte sich Schnüffel. Direktor Macher atmete tief ein und aus. „In der letzten Zeit geschehen hier eigenartige Dinge!“, erklärte er. „Sachen verschwinden wie von Geisterhand und tauchen an einem anderen Ort wieder auf. Vorige Woche wollte unsere Biologielehrerin das Lehrmittelzimmer aufräumen. Plötzlich bewegte sich unser Schulskelett Emil und jagte ihr einen Riesenschreck ein. Am Mittwoch verbesserte der Deutschlehrer die Schularbeitenhefte der 2. Klassen. Als er sie aufschlug, bemerkte er, dass jemand mit rotem Stift etwas unter die Aufsätze geschrieben hatte: ,Schule ist doof‘ zum Beispiel oder ,Warum lernen, wenn man auch abschreiben kann?‘. Am Donnerstag, als ich aus der Schule ging, fand ich einen Zettel unter den Wischerblättern meines Autos. Hier bitte!“ Lenz und Schnüffel betrachteten das Stück Papier. Der Inspektor konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Bis jetzt klingt das nach Dummenjungenstreichen!“, meinte er. Der Direktor schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht!“, meinte er entschieden. „Es kommt noch schlimmer! Gestern Abend arbeitete ich länger in der Schule. Plötzlich hörte ich Geräusche und als ich nachschauen wollte, sah ich, wie ein Schatten um die Ecke huschte. Im Flur hing ein Plakat auf dem stand: ,Schluss mit dem Dividieren! Wir teilen nichts! Bald wird euch mein Zorn treffen! Das schwarze Phantom!‘ Und heute fand ich einen Brief, in dem wir aufgefordert werden, die Schule zu schließen, bevor jemandem etwas passiert! ,Meine Rache wird furchtbar sein‘, stand da zu lesen. Und wieder hat das schwarze Phantom unterschrieben!“ 12

die männer aus dem moor.indd 12

12.06.2008 11:31:56 Uhr


„Wissen Sie, wer sich an Ihnen oder der Schule rächen möchte? Hat irgendjemand einen Grund dazu?“, bohrte Schnüffel weiter. „Es muss ein Geist sein!“, versicherte der Direktor. „Keiner unserer Schüler würde so etwas machen!“ „Und ein Lehrer?“, fragte Lenz. Macher war entsetzt. „Aber, wo denken Sie denn hin?“, stieß er hervor. „Über Ihre Schule ist in der letzten Zeit in der Zeitung berichtet worden, nicht wahr?“, überlegte der Inspektor. Der Direktor nickte. „Ja, das stimmt!“, bestätigte er. „Die Presse hat irgendwie von der Spukgeschichte erfahren und schreibt des Öfteren über uns. Es ist sonderbar, denn wir hatten noch nie so viele Anmeldungen für das nächste Schuljahr. Alle wollen in die ‚Gruselschule‘ gehen! So hat uns das schwarze Phantom auch etwas Gutes getan!“ Verwundert schüttelten die Detektive den Kopf. Plötzlich wurde die Tür zur Kanzlei aufgestoßen und ein aufgeregter Mann stürmte herein. „Herr Direktor, Herr Direktor!“, keuchte er völlig außer Atem. „Kollege Wester, beruhigen Sie sich doch! Was ist denn passiert?“ „Es ist einfach furchtbar!“, rief Wester. „Das schwarze Phantom hat wieder zugeschlagen. Ich habe im ersten Stock eine Nachricht von ihm gefunden.“ „Das kann doch nicht sein!“, antwortete Macher entsetzt. „Nicht schon wieder! War denn der Computerraum nicht abgeschlossen?“ „Doch!“, entgegnete Wester. „Das ist ja das Seltsame an der Geschichte. Als ich gerade eben aufsperrte, waren alle Computer eingeschaltet. Auf der Tafel stand: ‚Nitter mit das Schule, wihr sind gescheid genuk! Das schwarze Phantom!‘ Jetzt glaube auch ich, dass es hier spukt! Herr Direktor, bei uns treibt ein Geist sein Unwesen!“ Noch bevor Direktor Macher antworten konnte, erhob sich Kommissar Lenz. „Der Geist ist in diesem Fall allerdings sehr menschlich!“, murmelte er. Schnüffel warf ihm einen fragenden Blick zu. War sein Kollege denn noch immer nicht davon überzeugt, dass es Geister gibt? „Schauen Sie nicht so verdattert, Inspektor!“, sagte Lenz. „Beobachten und lernen Sie …“

?? ?

Sehr merkwürdig! Ein Geist, der menschlich ist? Wie hat Kommissar Lenz das gemeint? Weißt du, wen er unter Verdacht hat und warum?

13

die männer aus dem moor.indd 13

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Der letzte Ritter Kommissar Lenz und Inspektor Schnüffel wurden in das nahe Schlosshotel gebeten. In der Eingangshalle war das Personal versammelt und redete aufgeregt durcheinander. „Ruhe!“, übertönte Direktorin Leitner die anderen. „Das sind Herr Kommissar Lenz und Herr Inspektor Schnüffel! Sie werden uns helfen, den Spuk aufzuklären!“ „Spuk?“, fragte Lenz. Frau Leitner nickte. „Alle Gäste haben das Schloss heute verlassen! Das ist Fürchtobold, der letzte Ritter!“ Die Direktorin zeigte auf ein Gemälde, das in der Empfangshalle hing.

Der Mann darauf war groß und kräftig gebaut. Sein Blick war finster und die Augen schienen einen zu verfolgen. 14

die männer aus dem moor.indd 14

12.06.2008 11:31:56 Uhr


„Seit einiger Zeit geschehen seltsame Dinge!“, erzählte Leitner. „Merkwürdige Geräusche mitten in der Nacht. Wie das Rasseln von Ketten. Dann wieder unheimliche Schreie. Seit einer Woche berichten Gäste immer wieder, sie hätten Ritter Fürchtobold gesehen.“ „Ich auch!“, rief eine junge Frau. Schnüffel vermutete, dass sie als Zimmermädchen im Schlosshotel arbeitete, sie trug eine schwarze „Uniform“ und hatte eine weiße Schürze umgebunden. „Er schaut genauso aus wie auf dem Bild. Nur noch unheimlicher!“, fuhr die Frau fort. „Und er ist riesig groß!“, bemerkte die Dame von der Rezeption. Das bestätigte auch der Koch, der selbst über zwei Meter groß war. Lenz und Schnüffel bezogen ein Zimmer, denn der Fall war nur direkt im Hotel zu lösen. „Dem Ritter möchte ich lieber nicht begegnen!“, meinte der Inspektor, während er seinen Koffer auspackte. „Ich bin sicher, es gibt wie immer eine ganz logische Erklärung!“, entgegnete sein Kollege. Langsam wurde es draußen dunkel, Lenz und Schnüffel richteten sich auf eine lange Nacht ein und warteten in ihrem Zimmer. Im Schloss war alles ruhig. Die Gäste waren ja alle abgereist und die Angestellten hatten sich ebenfalls zurückgezogen. „Was war das?“, flüsterte Schnüffel, der dem Kommissar gegenüber auf einem Sessel saß. „Haben Sie das auch gehört, Lenz?“ „Es geht los!“, antwortete der Kommissar. Die beiden schlichen aus dem Zimmer. Wieder vernahmen sie das Geräusch, diesmal etwas lauter. „Das sind doch Ketten, oder?“, hauchte Schnüffel. Lenz nickte. Sie folgten dem Klirren bis zu einer Tür. Schnüffel öffnete sie vorsichtig und spähte in den Raum. „Nichts, soweit ich etwas sehen kann“, stellte er verwundert fest. Ein unheimlicher Schrei durchbrach die Stille. Er kam vom anderen Ende des Ganges. In der Dunkelheit hasteten die beiden Detektive so schnell sie konnten den Flur zurück. Doch wieder fanden sie nur einen leeren Raum vor. „Da hält uns jemand zum Narren!“, flüsterte Lenz. „Verlassen Sie mein Schloss!“, hallte eine gruselige Stimme. Schritte ertönten. „Das sind Schuhe aus Eisen!“, wisperte der Kommissar. „Ritter Fürchtobold!“, raunte Schnüffel. Die Schritte kamen näher und näher. Plötzlich wurde ein Fenster, hinter dem düster Bäume wogten, am Gang aufgestoßen. Laut krachend fiel eine Vase zu Boden. 15

die männer aus dem moor.indd 15

12.06.2008 11:31:56 Uhr


Die Detektive zuckten zusammen und gingen hinter der Zimmertür in Deckung. „Verschwinden Sie aus meinem Schloss!“, rief die Stimme wieder. Diesmal klang sie näher. „Oder muss ich nachhelfen?“ Mit gemischten Gefühlen sahen Lenz und Schnüffel, wie die Türklinke langsam nach unten gedrückt wurde. Sie hielten den Atem an. Knarrend öffnete sich die Tür. Der Kommissar sprang nach vorne. „Was ist?“, fragte der Inspektor. „Nichts!“, erwiderte Lenz. „Niemand da!“ Schnüffel ging ans Zimmerfenster und wollte es öffnen. Er brauchte nach all der Aufregung dringend frische Luft. „Da! Ein Schatten!“, rief Lenz plötzlich von der Tür her und ließ seine Taschenlampe aufblitzen. Im Lichtkegel tauchte das finstere Gesicht eines riesigen Mannes auf. „Ritter Fürchtobold!“, flüsterte der Kommissar mit trockener Kehle. Die dunkle Gestalt verschwand so plötzlich wie sie aufgetaucht war aus dem Lichtstrahl der Taschenlampe und rannte davon. Lenz war starr vor Schreck. Schnüffel eilte zu ihm und schüttelte ihn. „Was haben Sie gesehen, Lenz? So reden Sie doch!“ Der Kommissar erwachte aus seiner Starre und atmete tief durch. „Es war Ritter Fürchtobold!“, stotterte er. „Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist! Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Schnüffel, ich sage Ihnen, es war der letzte Ritter! Er war genauso groß und böse wie auf dem Gemälde. Und ich habe auch sein Wappen erkannt. Ein riesiger Löwe und zwei Schwerter. Kein Zweifel, er war es! Lassen Sie uns von hier verschwinden!“ Schnüffel schüttelte den Kopf. „Es war nicht Ritter Fürchtobold!“, war er überzeugt. „Ich glaube, dass der Koch hinter der Sache steckt und sich verkleidet hat, um die Gäste zu vertreiben. Aber dabei ist ihm ein Fehler passiert!“ Ratlos schaute Lenz seinen Kollegen an. „SIE sagen doch immer, dass es keine Gespenster gibt!“, lachte Schnüffel.

?? ?

Von welchem Fehler spricht der Inspektor? Dir ist sicher aufgefallen, dass es nicht Ritter Fürchtobold war, der im alten Schloss spukt.

16

die männer aus dem moor.indd 16

12.06.2008 11:31:56 Uhr



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.