Lipgloss: Dicke Luft & Pferdeduft

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15.12.2010

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Patrizia – sehr hübsch, clever und temperamentvoll – ist überall strahlender Mittelpunkt. Charly – zurückhaltend, feinfühlig und fantasiebegabt – steht in ihrem Schatten. Trotzdem sind sie die allerbesten Freundinnen. Doch dann lernen sie den Traumboy Florian kennen. Klar, dass es da in der Mädchenfreundschaft ziemlich kriselt ... Und Florian? Für welche wird er sich entscheiden?

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EDITH THABET wurde in Wien geboren. Nach der Matura arbeitete sie als Reisbüroangestellte und Exportsachbearbeiterin. Seit 1989 ist sie freie Schriftstellerin. Von ihr sind an die 60 Bücher erschienen und sie verfasste zahlreiche Drehbücher für den ORF und das ZDF.

Dicke Luft & Pferdeduft

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L e u k f c t i & D Pferdeduft

Edith Thabet

„Hi, Mädels“, grüßte er freundlich schon von weitem. … „Wow“, dachte ich, als er näher kam … Es roch verdammt stark nach Romantik und Abenteuer. Ich musterte Florian von oben bis unten, während sich Patrizia mit ihm unterhielt. Für sein Gesicht vergab ich insgeheim zehn Punkte. Es war so braun gebrannt wie das seines Vaters. Eine Spur heller vielleicht, wie Milchschokolade. Und natürlich ohne Falten. Die Züge waren … hm, sagen wir mal: fein-herb, um beim Vergleich mit Schokolade zu bleiben. Sein Body wäre fünfzehn Punkte wert, aber ich hatte mir die Skala von eins bis zehn vorgestellt und dabei wollte ich es auch belassen.


Dicke Luft & Pferdeduft



Edith Thabet

Dicke Luft Pferdeduft


In der Reihe Lipgloss bis jetzt erschienen: Spanier küssen anders ISBN 978-3-7074-0402-9 Erster Kuss & Regenguss ISBN 978-3-7074-1066-2 Fun & Sun & Mondscheinküsse ISBN 978-3-7074-0401-2 Luxus, Liebe, Partyzauber ISBN 978-3-7074-1105-8 Liebesbrief & Sommerküsse ISBN 978-3-7074-1147-8 Verhext, verknallt, auf Wolke 7 ISBN 978-3-7074-1191-1

Speziell für die pferdebegeisterte Vivi und für René.

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ISBN 978-3-7074-1289-5 In der aktuell gültigen Rechtschreibung 1. Auflage 2011 Umschlaggestaltung/Umschlagillustration: Kirsten Straßmann Printed by CPI, Pohorelice © 2011 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Ver­ arbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten. Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.


Inhalt Suuuper-Überraschung! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 .. Pferdeduft und Sommerluft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 .. Da stimmt doch was nicht!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Gut geschminkt ist halb gewonnen . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 .. Ein geheimnisvolles Date – und ein Versprechen . . . . . 42 .. Chaos pur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 .. Eifersüchtig? Aber voll! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59. Eins, zwei, drei, Zauberei! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 .. Aus, vorbei und basta! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 .. . Im Ferienstress. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 .. Sehnsucht – und im Wilden Westen. . . . . . . . . . . . . . . . 82 .. Wild West Ducks und ein Auftritt. . . . . . . . . . . . . . . . . 93 .. So ein Mist! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 .. Ein stacheliger Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Action! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Und zum Schluss noch ein Kuss! . . . . . . . . . . . . . . . . 125



Suuuper-Überraschung! Wir sind so verschieden wie Sonne und Mond, Hannah Montana und Aschenputtel, Sachertorte und Butterbrot. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich der Mond, das Aschenputtel und das Butterbrot bin … Ich habe keine Ahnung, wieso ich mir ausgerechnet Patrizia als Freundin ausgesucht habe. Echt nicht. Wo immer wir beide gemeinsam hinkommen, ist sie der strahlende Mittelpunkt und ich ihr unbeachteter Schatten. Vielleicht lag es daran, dass ich gerne ihr Schatten war, weil dadurch auch ein bisschen Glanz auf mich abfiel? „Patrizia …“, lispelte die Spitzmaus, als sie uns den GeoTest zurückgab. Unsere Geo-Lehrerin heißt im normalen Leben natürlich anders. Zu ihrer langen spitzen Nase und der dünnen Pieps-Stimme passte „Spitzmaus“ aber viel besser. Patrizia lächelte die Spitzmaus strahlend an, als hätte sie soeben den Hauptpreis bei einem Preisausschreiben gewonnen. „… leider ein Nicht­genügend“, setzte die Spitzmaus fort. Das Strahlen in Patrizias Gesicht schwand und machte einem Mitleid erregenden Blick Platz. Er traf die Spitzmaus mitten in ihr weiches Herz. „Du hast aber noch Gelegenheit, dich zu verbessern. Beim zweiten Test“, tröstete sie meine Freundin. Ich machte mir im Stillen Vorwürfe, dass ich Patrizia immer meine Hausübungen abschreiben hatte lassen. Logisch, dass ihr Wissensstand jetzt gleich null war. Obwohl es trotzdem eine Kunst ist, in Geo einen Fünfer einzufangen. In Mathe kann so was locker passieren, aber in Geo …? 7


„Dumm gelaufen!“, versuchte ich meine Freundin zu trösten. Aber kaum hatte uns die Spitzmaus den Rücken zugekehrt, grinste Patrizia mich an. „Ist mir doch schnurz­egal!“, flüsterte sie mir zu. Seit ich Patrizia kenne – also seit Beginn des Schuljahres, da kam sie als Neue in unsere Klasse –, wollte sie Designerin werden. Coole, rasante, ausgeflippte Autos wollte sie entwerfen. Kein Wunder: Ihr Vater ist Italiener und Verkaufsleiter für – nein, nicht für Ferrari, Lamborghini oder Maserati, sondern für Klein- und Mittelklassewagen. Vorige Woche hatte Patrizia auf die Schauspielerei umgeschwenkt. Der Auftritt von vorhin war schon mal ein gut gelungener Anfang, fand ich. Wenn sie so weitermachte, würde sie bestimmt einen Oscar bekommen. Irgendwann. Ich fasste bei diesem Geo-Test ein Befriedigend aus. So bin ich eben: Absolut durchschnittlich. In allem. Weder hochbegabt noch geistig unterbelichtet. Weder schöner Schwan noch hässliches Entlein. Immer ein bisschen hinterherhinkend, im Schatten, im Mittelfeld. Ganz im Gegensatz zu Patrizia. Sie ist einfach perfekt. Alle bewundern sie. Alle Sympathien fliegen ihr zu. Tja, wie gesagt, ich fühlte mich an Patrizias Geo-Murks schuldig. Genauer gesagt: mitschuldig. Ganz freisprechen konnte ich sie auch nicht. Wenn sie Sätze verzapft wie: „Ozon ist das, was an den Polen schrumpft“, muss sie eben damit rechnen, dass die Spitzmaus ihr Wissen ebenfalls als geschrumpft einstuft. Oder als überhaupt nicht vorhanden. Obwohl ich gut verstehen konnte, dass Patrizia praktisch keine Zeit hatte, sich an den Nachmittagen mit schulischem Alltagskram abzurackern. Sie ist begeis8


terte Reiterin. Außer den Gedanken an Pferde, Koppel, Reitausflüge und Ähnliches hat in ihrem Kopf einfach nichts mehr Platz. Mein Verständnis war deshalb so groß, weil meine Eltern mich auch einmal reiten lernen ließen. Das war echt toll! Aber leider schon lange her. Damals war ich noch klein und Mama und Papa waren noch nicht geschieden. Jetzt hatte jeder andere Sorgen. Papa hatte eine neue Familie, um die er sich kümmerte, und Mama musste zusehen, wie sie das nötige Kleingeld verdiente, um mich und meine kleine Schwester Jessica und auch sich selbst über die Runden zu bringen … Ich bot Patrizia an, ihr beim Geo-Lernen zu helfen. „Grazie, Charly, das ist total lieb von dir!“, freute sie sich. Eigentlich heiße ich ja Charlotte, aber alle nennen mich nur Charly. Das Lernen mit Patrizia war vielleicht eine mühsame Angelegenheit! Wir hockten in ihrem Zimmer, unsere Köpfe rauchten und die Amseln im Hof hatten nichts Besseres zu tun, als zu zwitschern und uns damit abzulenken. Die ersten Primeln reckten ihre gelben Blütenköpfe aus dem Gras und blinzelten zu uns herauf. Je wärmer es draußen wurde, desto ärger galoppierten die Gedanken in Patrizias Kopf herum. Während ich versuchte, ihr die Vorteile erneuerbarer Energie und die Probleme mit dem Transitverkehr näherzubringen, erzählte sie mir von einem Reiterhof, den sie öfters am Wochenende und dann natürlich in den Ferien besuchen würde. Ich hatte Mühe, sie auf den harten Boden der Geografie zurückzuholen und ihr klarzumachen, dass Ballungsräume nichts mit Party oder Dancing Stars zu tun haben, und dass wir für den Klimaschutz mehr tun müssen, 9


als im Sommer keine Heizung aufzudrehen. Es interessierte sie einfach nicht! Gebracht hat es trotzdem etwas. Patrizia heimste auf den zweiten Test wie durch ein Wunder gerade noch ein Genügend ein. Die Spitzmaus lobte sie dann auch noch für ihre aufmerksame Mitarbeit! Meiner Meinung nach fiel meine Freundin aber mehr durch seltsame Satzkonstruktionen als durch Sachwissen auf. „Wenn unten in einem Berg Feuer brennt und der Berg dann explodiert, kommt so eine eklige schwarze Masse heraus, mit viel Rauch“, erklärte sie zum Beispiel auf die Frage, was bei einem Vulkanausbruch passiert. „Super, Patrizia, ich weiß, du meinst das Richtige …“, half ihr die Spitzmaus bereitwillig aus der Patsche. Sie fand, dass Patrizia etwas Nachsicht nötig hätte, weil sie die ersten vier Jahre ihres Lebens in Italien aufgewachsen war und fast nur italienisch gesprochen hatte. So ein Unfug! Immerhin lebte sie jetzt schon mehr als doppelt so lang in Österreich und sprach perfekt deutsch – außer eben in den Fächern, in denen sie nichts gelernt hatte. Ich wünschte mir sehnlich, dass meine Eltern aus Äthiopien oder aus der Mongolei oder von sonst wo eingewandert wären. Das schien in gewissen Situationen sehr hilfreich zu sein – jedenfalls bei der Spitzmaus. Aber vielleicht gab es ja noch eine andere Möglichkeit … „Was wäre, wenn …“, dachte ich und begann in mein Heft zu kritzeln: Zwei gespitzte Ohren, ein listiges Augenpaar, einen lauernd aufgestellten Schwanz, vier lautlose Samtpfoten, eine Schnauze mit gesträubten Schnurrhaaren … und schon 10


sprang die Katze aus dem Heft, auf den Boden, auf die Spitzmaus zu und jagte sie aus der Klasse, kreuz und quer durch das Schulhaus. Treppen rauf, Treppen runter, rauf, runter … „Charly, hör auf zu schaukeln!“ Die Spitzmaus stand plötzlich hinter mir und legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich klappte schnell das Heft zu, aber die Spitzmaus hatte die Katze schon entdeckt. „Du bist zeichnerisch sehr begabt, aber heb dir das bitte für den Zeichenunterricht auf!“, sagte sie. Na klar, bei mir fand sie immer was zu meckern. Patrizia kann den ärgsten Stumpfsinn von sich geben und sie hilft ihr auch noch! Total ungerecht, so was! Nicht, dass ich auf Patrizia neidisch gewesen wäre. Sicher nicht! Wir beide waren die allerallerbesten Freundinnen. „Für immer und per sempre“, für immer und ewig – das hatten wir uns geschworen. Weil wir gemeinsam gelernt hatten und ich dadurch unfreiwillig, aber doch besser auf den Test vorbereitet war als normalerweise, schnitt ich mit einem „Gut“ ab. Eine Superleistung für meine Verhältnisse! Sozusagen als Ausgleich bekam ich dafür in Mathe ein Nicht genügend. Zweimal in der Woche mit Patrizia lernen und auf mein Schwesterlein aufpassen – das hinterließ eben Spuren. War trotzdem kein Problem, das Befriedigend im Semesterzeugnis würde mich retten. „Chaaarly!“, begrüßte mich Patrizia wenige Tage nach dem bestandenen Geo-Test, küsste mich links – rechts – links – rechts auf die Wangen und umarmte mich stürmisch. „Graaande sorpresa! Suuuper-Überraschung!“, strahlte sie und drückte mich nochmals an sich. 11


„He, pass auf, meine Rippen knacksen schon!“, bat ich. Ich muss sie wohl wie ein Frosch angeglotzt haben, als sie mich endlich losließ, denn sie zeigte auf mich, gluckste und kicherte und unterhielt sich köstlich über mich. „Sag schon – was ist los?“, drängte ich sie. „Meine Eltern möchten sich für deine Hilfe bedanken. Stell dir vor, Charly: Du darfst ein Juliwochenende mit mir auf den Reiterhof fahren!!!“ Ich quietschte vor Freude. Patrizia stimmte mit ein, dann fielen wir uns in die Arme und tanzten durch das Klassenzimmer. Gut möglich, dass alle, die uns sahen, die Köpfe schüttelten oder sich an die Stirn tippten. Aber das war uns so was von egal …!

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Patrizia – sehr hübsch, clever und temperamentvoll – ist überall strahlender Mittelpunkt. Charly – zurückhaltend, feinfühlig und fantasiebegabt – steht in ihrem Schatten. Trotzdem sind sie die allerbesten Freundinnen. Doch dann lernen sie den Traumboy Florian kennen. Klar, dass es da in der Mädchenfreundschaft ziemlich kriselt ... Und Florian? Für welche wird er sich entscheiden?

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„Hi, Mädels“, grüßte er freundlich schon von weitem. … „Wow“, dachte ich, als er näher kam … Es roch verdammt stark nach Romantik und Abenteuer. Ich musterte Florian von oben bis unten, während sich Patrizia mit ihm unterhielt. Für sein Gesicht vergab ich insgeheim zehn Punkte. Es war so braun gebrannt wie das seines Vaters. Eine Spur heller vielleicht, wie Milchschokolade. Und natürlich ohne Falten. Die Züge waren … hm, sagen wir mal: fein-herb, um beim Vergleich mit Schokolade zu bleiben. Sein Body wäre fünfzehn Punkte wert, aber ich hatte mir die Skala von eins bis zehn vorgestellt und dabei wollte ich es auch belassen.


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