Middendorf. Peru (1895). 1a parte

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PERU



PERU BEOBACHTUNGEN UND STUDIEN ÜBER

DAS LAND UND SEINE BEWOHNER WÄHREND

EINES

25 JÄHRIGEN

AUFENTHALTS

VON

E.

W. MIDDENDORF

III.

BAND

DAS HOCHLAND VON PERU MIT

79

lEXTBILDERN UND

93 TAFELN NACH EIGENEN PHOTOGRAPHISCHEN AUFNAHMEN SOWIE EINER KARTE

BERLIN ROBERT OPPENHEIM (GUSTAV SCHMIDT) 1895


Druck von Gebr. Unger

in

Reproduktionen von Meisenbach Riftarth

Berlin.

&

Co.

in

Berlin.


Vorwort. Wie

Wanderungen im Küstenlande, so waren auch

bei den

bei den

grösseren Reisen, die der Verfasser in das Hochland Perus unternahm,

Veranlassung und Hauptzweck die Aufsuchung

alter

Bauten und Denk-

mäler, die über den vorspanischen Kulturzustand des

Landes Aufschluss

Ein fernerer Gegenstand seiner Aufmerksamkeit waren

geben konnten. die

sowie

ihre

müssen und sind

weichen

die Stadt Eten,

und

jetzige

Im Küstenlande haben

breitung.

Landessprachen,

einheimischen

der

Verhältnisse

verschiedenheiten

bis

Dialekt-

frühere

Ver-

dem Spanischen

einzige Ortschaft

im Norden,

Im Hochland dagegen

gänzlich verschwunden.

wenn auch

Sprachen

diese

auf eine

ihre

mutmassliche

leben

und mit spanischen Worten gemischt, noch bis heute das Verkehrsmittel des Volkes; und zwar wird das Keshua oder die von den Inkas eingeführte allgemeine Landessprache in den meisten Provinzen ihres ehemaligen Reiches gesprochen, während das ältere Aimarä sich nur in den Gegenden sie

noch

südlich

fort

vom

und

sind,

vielfach verdorben

Titicaca-See erhalten hat.

Unter Berücksichtigung

der

durch

die

Chronisten

aufbewahrten,

und unbestimmten Überlieferungen ergiebt sich aus den Beobachtungen der baulichen Überreste, sowie aus den nachweisfreilich

dürftigen

lichen sprachlichen Spuren, dass das Inkareich wenigstens fünf grössere,

entweder gleichzeitig bestehende oder schon wicklung gekommene Kulturstaaten

in

sich

Küste im Norden das Reich der Chiiuus, staat des

Pachacamac, im Hochland

See das Reich der Collas,

in

in

früherer Zeit zur Ent-

aufgenommen

hatte: an der

in Mittel-Peru

den Tempel-

den Gegenden

um den

Titicaca-

der Erbauer von Tiahuanaco, im mittleren

und nördlichen Hochland das Gebiet eines Volkes, das wahrscheinlich seiner Sprache und Stammesverwandtschaft zu den Collas gehörte, und endlich jenseits der gegenwärtigen Grenzen Perus im

hinsichtlich


\'or\vort.

V[

Republik

der

Gebiete

Ecuador

Völkerschaften scheinen

Königreich

das

im

Wechselverkehr gestanden,

Lebens waren

selligen

diese

eingewirkt

aufeinander

Die Formen ihres gevom Ackerbau und hatten

haben.

erreicht zu

ähnlich,

Alle

und weite Entfernungen und ungefähr

'i'rennung durch schwierige Bodenverhältnisse

einen gleichen Kulturgrad

Quito.

Verschiedenheit ihrer Sprachen, ihrer

trotz der

sie lebten

darin gleiche Fortschritte gemacht, ihre Kulturpflanzen waren dieselben, sie

bereiteten zu ihrer Erheiterung das nämliche Getränk, waren in der

von Geweben

Anfertigung

Toten

statteten ihre

und Töpferarbeiten

in ähnlicher

geschickt,

be-

Weise und hatten auch ungefähr

die-

gleich

Formen der Goltesverehrung, wiewohl sie verschiedene Götter anbeteten; doch spricht manches dafür, dass neben der mannigfachsten selben

Vielgötterei auch der

höchstes

Wesen

Glaube an ein über den Lokalgottheiten stehendes

Was

bei allen verbreitet war.

schaften bei ihrer Unterwerfung brachten,

Kulturgrad,

materieller

sondern

aus

die

die Inkas diesen Völker-

war daher nicht ein höherer Einheit

politischer

sich

er-

gebenden Vorteile: strenge staatliche und gesetzliche Ordnung, Frieden,

und Unterdrückung des Götzen-

einheitliche Sprache

eine

Sicherheit,

dienstes zu (lunsten des Sonnenkultus. Bei der Einführung ihrer Religion,

sowie

auch

sonst

zuweilen

Unterwerfung mancher

der

j^ei

immer

scheinen die Inkas nicht

haben, die ihnen ihr Lobredner Garcilaso de

Besonders

in

la

Vega so

oft

nachrühmt.

der Vernichtung der Götzen geweiiiten Heiligtümer waren

und während

sie unerbittlich,

konnten,

Stämme

und Nachsicht gezeigt zu

die Milde

stehen

Hessen,

Tem])el so vollständig,

sie

Burgen, die ihnen nicht mehr schaden

zerstörten

sie

namentlich

Mittel-Peru

in

die

Trümmerhaufen übrig

dass meist nur formlose

blieben.

Im allgemeinen stehen höheren Stufe

als die der

die

Bauwerke des Hochlandes auf einer

Küste, was w-esentlich durch das verschiedene

zu den Bauten verwendete Material bedingt war.

mit

wenigen Ausnahmen

Lehm, indem Bretter

die

in

Wände entweder

gepressten Massen

trockneten

Mittel-Peru

Backsteinen,

An

aufgeführt

sind,

bei

die

regenlosen

dem

Im Hochlande dagegen wurden wegen des

Werke der Inkas

heiten der Bauformen unterschieden,

landes die genaue

dem

folgten auch die Inkas darin

daselbst fallenden Regens nur Steinbauten aufgeführt,

dem Lehmbau

Gebäude aus und zwischen

oder aus an der Luft ge-

und da diese Hauweise

Unterthanen.

der Küste bestehen

grösseren

bloss aus gestampften

Klima den Bedürfnissen genügte, so Beisjjiele ihrer

alle

sich nur durch

und während bei gewisse Besonder-

ist bei den Inkamauern des HochFügung das kennzeichnende Merkmal. In diesem


Vorwort.

Zusammenpassen der einzelnen Baustücke

linienförmigen

sorgfältigen,

Kunst der Steinbearbeitung bei den Inkas erschöpft zu

scheint sich die

haben.

Dass

seinen

Grund

VII

sie in

der Bildhauerei nichts leisteten, hat wohl zunächst

dass

darin,

ihre

ihnen

Religion

von

Anfertigung

zur

Götzenbildern keine Veranlassung gab, aber auch sonst fehlte ihren Bau-

werken der bildnerische Schmuck, und wie man in der architektonischen Anlage die Gliederung vermisst, so belebte auch keine Verzierung die schwerfällige Einförmigkeit ihrer feingefügten Mauern.

Da

von den Inkas sowie von

die

Altertümer

über ein

weites

Gebiet

anderen Völkern herrührenden

zerstreut

und durch grosse Ent-

fernungen voneinander getrennt liegen, so findet der Reisende, der zu

besuchen

hältnisse der

wünscht,

hinreichende Müsse,

Gegenden, durch die ihn sein Weg

Diese sind daher wie bei den

ist

Der Beschreibung der einzelnen

zur Veranschaulichung der eingeschlagenen

gemeine Übersicht des Hochlandes, Bergketten, sowie der

sie

zu beobachten.

führt,

im Küstenlande, so auch hier

.'\usflugen

mit Aufmerksamkeit gewürdigt worden.

Reisen

sie

geographischen Ver-

die

Wege

eine

all-

der Gliederung und Richtung der

trennenden Flüsse

vorausgeschickt

worden.

Im geographischen Interesse ist im Anschluss an das Departement Amazonas ein Kapitel über die Provinz Loreto oder das Tiefland am Amazonenstrom beigegeben worden, wiewohl diese Gegend streng ge-

nommen

ausserhalb der durch den Titel

und der Verfasser

Grenzen

liegt,

Notizen

nur aus

amtlichen

vollständigung dieses

zusammengestellt

Quellen

Kapitels

dieses Buches

sind

noch

bezeichneten

sondern diese

sie nicht selbst besucht,

hat.

geschichtliche

Zur Ver-

Bemerkungen

über die Entdeckung und Erforschung des Marafions hinzugeiügt.

andere

geographische Zugabe

Provinz Yungas.

Thäler

Da

bietet

ein

Ausflug

in

die

PLine

bolivianische

der Verfasser nicht Gelegenheit hatte, peruanische

am Ostabhang

der Andes zu

besuchen,

Thäler aber im allgemeinen ein ähnlicher

ist,

der Charakter

so hat er

dieser

diesen Mangel

auf solche Weise zu ersetzen gesucht.

Auch

die in

der dritten Reis'e beschriebenen Gegenden

am

süd-

lichen Ufer des Titicaca-Sees gehören nicht zu Peru, sondern zu dessen

Schwester-Republik Bolivia, doch

lässt sich

darum

nicht sagen, dass sie

ausserhalb des Bereiches des Titels dieses Werkes liegen, denn vor der

Lostrennung dieser Provinzen von Spanien waren

sie Teile

des Vice-

und die am Südufer des Sees befindlichen Ruinen sowie das Volk, das sie erbaut hatte, standen in so engem Verhältnis zu der vor den Spaniern in Peru herrschenden Rasse, dass sie schon aus diesem Grunde in dieses Buch mit einbegriffen werden mussten. königreiches Lima,


Vorwort.

VIII

den Reisen berührten Orten und Gegenden, an welchen kriegerische oder sonstige Begebenheiten von Wichtigkeit stattgefunden haben, sei es in altperuanischer Zeit oder während der Eroberung des Bei allen auf

Landes durch die Spanier und der darauf folgenden Bürgerkriege, sowie auch nach der Trennung Perus vom Mutterlande, sind diese mit mehr oder weniger Ausführlichkeit erwähnt worden. Die im ersten Teile dieses Werkes in Aussicht gestellte Erörterung

Land

der Frage, ob Peru ein geeignetes

für

europäische Einwanderung

und auf welche Weise diese herbeigezogen werden könne, ist der Verfasser nicht in der T^age gewesen zu geben, weil er nicht Gelegenheit sei

gehabt hat, die Gegenden, die hierbei in Betracht

Anschauung kennen zu

zur Besiedelung

Staat Einwanderern schliesslich

einer

Das

lernen.

freie

Land,

anbieten

kommen, aus

eigener

das der peruanische

kann,

findet

sich

aus-

am Ostabhang der Andes in dem Meere, ähnlich dem Thale,

den abgelegenen Thälern

in

Höhe von 5000

bis 7000

Fuss über

in

welchem die deutsche Kolonie

in

diesen Thälern sich

angenehm und

nicht

ungesund

am Pozuzo gemachten

am Pozuzo

fruchtbares ist,

Land

gegründet wurde.

Dass

und auch das Klima keinem Zweifel, allein die

findet

unterliegt

Erfahrungen sind nicht ermutigend.

Das beste

Land und die gesundeste Luft bieten nicht genügende Bedingungen zum (iedeihen und Aufblühen einer Kolonie, so lange die Ansiedler die Bodenerzeugnisse, deren sie nicht zu

nicht

anderweitig

verwerten

können.

ihrem Lebensunterhalt bedürfen,

Dazu gehören gangbare Wege,

bewohnten Provinzen Wege würden auf lange Strecken durch schwierige Gebirge geführt werden müssen und entweder zur Verbindung der Kolonie mit den oder mit einem schiffbaren Flusse.

sehr

Alle dergleichen

beträchtliche Geldopfer erfordern,

worden

sind,

als die

und da keine solchen gebaut

Republik noch über reichliche Mittel verfügte, so

wird unter den gegenwärtigen

Umständen wohl

ihre

Anlage

für

geraume

Zeit unmöglich bleiben.

Alfa.

d.

Mosel, im August 1895.

Der Verfasser.


Das Hochland von Peru



Inhalt.

Alleemeine Übersicht Gliederung des Gebirges

Hochland

Landschaftliches

Bild

Wege

Reisen im

Pflanzenwelt.

I.

Reise über

i

Das Hochland von

die Cordillera

dem Cerro de

Mittel-Peru.

die Cordillera

negra,

blanca nach Huanuco

und

Pasco.

€araz

22

Silbermine Collque-pocro

Höhenkrani<heit

DurchUruch des Santa durch

die Cordillera

Pass Chacay

Stadt Caraz

Urcon

Inkastrasse

La Pampa

Tarica.

Cordillera von Coiichucos Pass Condorhuasi Andamayo

Sihuas

Weg

über die Cordillera

Gräber von Casacancha

Siadt Conchucos

35

Rückkehr nach

Tarica.

Der

Callejoii de Huailas

Chullpas

Warme

Quellen

Heisse

Quellen von Changol

50 bei

Ninabamba — Huailas — Ynnahuara Canyaspampa und Höhen von Pata-pata

Blick auf die Cordillera.

Die Schlacht bei Yiiiigaj

66

Peru-bolivianische Konföderation tektor Santa Cruz

-

Kriegszug der Chilenen gegen den Pro-

Dessen Niederlage bei Yungay

Stadt Yungay.

Das obere Santathal Carhuas

Heisse Quellen von Chancos -

Huaräs

Tempel

73

Recuay

Schmelz-

werke Ticapampa.

ChaTin de Huautar

8S

Machac Der Pass Cahuisch Alte Bewohner von Chavin des Tempels durch die Inkas

— Chavin

Unterirdische

Gänge

— Unterwerfung derselben und Zerstörung — Alte Brücke — Indianische Tänzer.


Inhnlr.

XII

Seite

104

Huallaiioa

Puca-racu

I'ass

Ignacio Duran

— Schwierigkeiten

Silberbergwerke

der

Silbeigewinnung.

Hnäimco, Das alte und neue

— Huänuco

Aguamiro

Sonnentempel, Inkapalast und Vorratshäuser

Die Cordillera central Der Marafion Deutsche Kolonie am Pozuzo. Huanuco nuevo

Thal Kakaracra

Huallaga

113

viejo

Thal des

Der Cerro do Pasco

Ambo

Cerro

Bergstadt

Die

Erzadern

133

Oberes Thal des Huallaga

Pasco

de

quellen Bafios

Chicila

Huamnchuco nach

Cordillera

Heisse Salz-

Höhen-Übersicht.

nach Chachapoyas und

zurück

über

Trujillo.

Cajaiiiart'a

Entdeckung der

Salzbergwerk San Blas

Reise von Pacasmayo über Cajamarca

dnliin

Das Hochland von Nord-Peru.

II.

Wege

Tagbau Santa Rosa

See Chinchay-cocha

Erzmühlen und Silbergewmnung

Nördliche transanihnische Eisenbahn

Stadt Cajamarca

Das Haus Atahuallpas

153

Übergang über

d-e

Heisse Quellen

Atahuallpas Gefangennehmung und Tod.

und der Marafion

Celeiidin

Weg

über die lalca

Cerro de

Cruz

la

181

Celendin

Vorbereitung zur Weiterreise

Thal des Marafions

Balsas del Marafion

Der

Tambo

Carrizal.

Poniacocha und das Thal des Utcubamba Tambo viejo Pass Calla-calla Pomacocha

Lücke im Sprachgebiet des Keshua

201

Ruinen

Leimebamba

Thal des Chillu-Flusses.

Die Festung xMalca bei Cuelaj) Magdalena

212

Festung Malca

Hacienda Cuelap.

Chachapoyas

222

Aberglauben der Dorfbewohner tana

Stadt Chachapoyas

Thal Condebamba

Ceja de

la

mon-

Gegenwärtiger Zustand und Geschichtliches.

Das Departement Loreto

Weg

Balsa-puerto

ments

Moyobamba

Abgelegenheit des Gebietes Loreto

ül)er die Cordillera

Nauta

Kautschukhandel

central

Iquitos

Indianerstämme

Bluisaugende Fledermäuse

der Cordillera

Weg

nach

Provinzen des Departe-

Dampfschiffahrt auf

dem Amazonenstrom

Pflanzen und Tiere.

Küükkelir zum 31arafion Utcubamba — Terrassen und Höhlen von Macra

234 Schwieriger

257 Brücke Santo Tomas

unterschied des Wetters auf beiden Seiten

Blick auf das Thal des Marafions.


Inhalt.

XIII Seite

über die Entdeckaug- und Erforschung des Maraüouü. 269 Alonso de Alvarado Gonzalo Pizarros Zug in das Zimtland Francisco de Orellana Ursprung des Namens des Amazonenstromes Pater Acuna Pater Fritz — La Condamines Fahrt durch den Pongo de Manseriche

(Jeschiclitlic'hes

Werthemans Fahrt durch

und den Fall Mayasi.

die Stromschnellen

Ilnamachuco

280

Rückkehr nach Cnjamarca

hamha

Huamachuco

Stadt

Huayabamha

-

Ruinen

— CajaHuamachuco — Be-

Thal Condehambn

von

Marca

schaffung von Maultieren durch den Subpräfekten.

Rückkehr zur Küste

Hacienda Chuyahual

Soledad de Chiron

Canipampa — Der Zuckerhut

Wege

über die Jalca

Hacienda Galindo

Otuzco

Trujillo

299

Höhen-Üt)ersicht.

Der Titicaca-See.

III,

Reise von Arequipa über

Puno durch

nach La

südlichen Ufergegenden

die

Paz, nebst einem Ausflug in die bolivianische Provinz Yungas.

Puno

Südliche transandinische Eisenbahn

Hinrichtung

See

Salcedos

Jose

und

Sturm

Vicekönig Graf Lemos

Gewitter

09

Puno

Stadt

Mine Laycacota

Der Kapitän Lopez

Fahrt

über

Chililaya

— den

Fahrt

nach La Paz.

La Paz Thalbildung Charakter

Lage

Ungünstige

derselben

durch Melgarejo

der

Geschichtliches

Umgebungen

Stadt

Klima

Bevölkerung

Ermordung des General Belzu

Calacoto

Goldwäscherei.

Die Provinz Yungas

Name

— —

Pass der Apacheta

Coroico

Cocapflanzungen

Der Fluss Tamanpaya

343 Sandillani

Chinapflanzungen

in

Cusilluni

Choro

Yungas -Indianer

Coripata

Acapana

in

Chulumani

Yanacachi.

Tiahuauaco Laja

Tiahuanaco

Pumapuncu

Thor

Santa Barbara

in

Tempelhof und Hügel

Geborstenes Thor

Skulpturen

Ursprünglicher

Baumaterial

des

Frieses

Betrachtungen

mologie des Namens

über

Ursprung des Namens

Standort

die Erbauer

372

von

Götzenbilder -

Tiahuanaco

Ety-

Frühere Verbreitung der Aimarä-Rasse.

Copacabana Huaqui

400 Desaguadero

Dampfschiffahrt

Fahrt nach Copacabana

Entstehung des dort verehrten Marienbildes.

Wallfahrtskirche

Kupferminen

in

Corro-corro

Vorchristliche Wallfahrten

Die Insel Titicaca Fahrt

nach

der

Sonnentempel pata.

329

Insel

Heiliger

Inkasage Felsen

-

Dorf Challa

Inkapalast

412 Inkagarten

Pillcocaima

und

Yampu-


Inhalt.

XIV

Seite

425

Die Gräber von Sillnstani

Der See Umayo

Einige Benierknngen Höhen-Übersiclit

La

Hatun-Colla.

-

die Aimaräspraclie

iil»er

43° 433

Das Hochland von Süd-Peru.

IV. Reise von

CliuUpas von Sillustani

nach Kiisko und über Ayacucho zurück nach Lima.

l'az

Von Puno uach Knsko

Pucarä

435

Santa Rosa

Körperbildung der Coila-Indianer

Pass

La

Sicuani Cacha Schneeberg Huillcanota — Aguas calienles Raya Tempel des Huirakocha zu Rajchi - Sagen über die Gründung des Tinta Ursprung und Bedeutung des Namens Huirakocha Tempels Quiquijana Checacupi Indianer- Aufstand unter Tupac Amaru

Urcos

Piquillacta

Knsko

— —

^

Thal des Huatanay.

462

.Statistisches

alten Stadt

— —

.

.

Manco Kapac

der Stadt

der

Bauweise

Sonnengottes

des

Bezirke

--

Königshäuser

Halle

Schätze an Edelmetallen in

472

;

Haucaypata

von Inkabauten

Brand der

Kirchen und Klöster.

.

Tempel Coricancha Quiila

Beschreibung der jetzigen

Das alte Kusko. Sage der Gründung Festplatz

Belagerung der Stadt durch den Inka Manco

Das Sonnenfest

'

der

und

Inti

Stadt

alten

Inkas

— —

der

Erbauung

Grösse der Steine

Der

der Mondgöttin

Iriti-raini

Überreste

Die Amautas.

Die Festnng' Sacsahuaman Geschichte

Der

Collcampata

Der müde Stein

Wallmauern

Eingänge

der

Festung

487

Die Chingana.

Der llodadero

495

Felsen von vulkanischem Gestein

.Stufen

und Thronsitz.

Der Kenko

497

Xebengöitcr der alten Peruaner und ihre Verehrung.

Der

Berg' Unanacauri zwischen

Zwist Salinen

und

Ebene der Salinen Almagro Schlacht auf der Ebene Almagro verurteilt und hingerichtet.

die

und

Pizarro

Orgonez Tod

498 der

Das untere Huilltanota-Tlial Chita

Taray

502

Weidentaubrücken

Pisac.

Ruinen von Pisac

503

Befestigungen der Inkas gegen die

Burg Huairachina

Felsengräber.

Calca, Yucay, Urubaniba Die Andenes de Yucay Santa Ana.

Inkapalast

wilden Völkerschaften

Inti-huatana

von Paucartambo

.Sonnenbeobachtung

508

Keine Spuren

eines Inkapalastes

Kakao von


Inhalt.

jj^Y

Seite

Ollantai-Tamlo Ursprung des

Namens

Porphyrblöcke

512

Lage Festung Grosse Masse der Platten Schiefe Ebene zum Transport Mafiay-racay Altperuanisches Haus Kloster der Grossartigkeit

der

Das Königshaus

Sonnenjungfrauen.

Umgegeud vou Ollantai-Tanibo

Thal des Marcakocha

Pumamarca

Steinbrüche

520 Ausflug thalabwärts

bis Piscocuchu.

Die Ollanta-Sage

525

bearbeitet in einem Drama,- dessen wahrscheinlicher Verfasser der Dr. Antonio

Valdez, Pfarrer von Tinta, war.

Rückkehr nach Kiisko

528

Thal Huaracondo

Niederlage Gonzalo Pizarros

der

in

Ebene von Sacsa-

huana.

Abreise vou Kusko, der Apurimac und Abaucay Schneeberg Ausangati Die Ebene von Anta ein ehemaliger Casacancha

Patibamlja

Brücke über den

Concacha

Berggruppe des Salcantay

Familie Pacheco Steine bei

530

Illanga

Inkabauten

Apuriniac

-See

Pass

Tarahuasi

zu

Curahuasi

Heilige

— Abancay — Circular des Präfekten — Hacienda — Cochacajas — Wohnsitze der Ketschuas — Abra

de Curambn.

Audahuailas, das Paiiipasthal, Hiiillcas Hnaman Laguna de Argama Pass Saihuapata Brücke Chincheros Pampas Huillcas Huaman Tempel Grosser Militärposten

— — Alte

Inkas

— —

Steinsessel

Schlacht

bei

547

Chupas

Tod

des

des der

jungen

Almagro.

Von Ajacucho nach Huancayo Ayacucho,

Ayacucho

Geschichtliches

Folgen derselben

Pass Puca-casa

Bedeutung

Iscuchaca

des

Namens

Molle oder Pfefferbäume

am Mantaro

559 Schlacht

bei

Acobamba

Puna von Tayacasa

Huancayo.

Von Huancayo nach Thal

von Jauja

Kloster

Tarma

Chicila

Lauf des

Ocopa Jauja Chanchamayo

-

Mantaro

Klimatische

Concepcion

Kurorte

-

Matahuasi

Pass Pukuska Kasa

Werthemans Fahrt auf dem Perene Aufstand unter Juan Santos Oroya -Brücke Pass Antaranra Rückkehr nach Lima Vulkan Höhen-Übersicht.

— —

Indianer-

Mine

574



Allgemeine Übersieht. Während das Küstenland von Peru nur sehbare Verhältnisse

zeigt,

indem

alle

einfache

und

leiclit

über-

Landschaftsbilder sich getrennt

von einander an das

]\Ieeresufer anreihen wie an einem Faden, bietet Hochland dem Beobachter ganz andersartige Gestaltungen dar, denn in keinem Teile des südamerikanischen Hochgebirges ist die Gliederung so vielfach und verwickelt wie in den mittleren und südlichen Provinzen Perus. Ehe wir daher den Leser einladen, uns auf unsern Wanderungen dahin zu begleiten, scheint es uns zur leichteren Orientierung in den zu besuchenden Gegenden dienlich, einen allgemeinen Überblick des Gebiets zu geben, durch welches er geführt werden soll. Eine solche Vorbereitung wird, wie wir hoffen, die Beurteilung der Lage und Richtung von Gebirgen, Flüssen und Wegen von vorn herein erleichtern, der Klarheit und Anschaulichkeit der Beschreibung förderlich sein und Wiederholungen vorbeugen. Wir halten

das

eine

solche

überflüssig,

Darstellung

da

auch

in

geographischem Interesse nicht

für

selbst in gut über Peruanische Verhältnisse unterrichteten

Handbüchern das über manche Gegenden des Hochlandes Angeführte unvollständig und nicht dem Sachverhalt entsprechend ist.

Um sich

thut

ein richtiges Gesamtbild des Hochgebirges zu gewinnen,

das

am ganzen Westrande des südamerikanischen Festlandes hinzieht, man wohl, zunächst von den übhchen Bezeichnungen als Ketten,

Knotenpunkte und Querjoche abzusehen und

sich eine einzige grosse

.Bodenerhebung vorzustellen, einen ungeheuren Rücken, der schmal und niedrig

anfängt,

allmählich

dann weit ausbreitet und schmäler wird. Gipfel, teils

an Mächtigkeit und Höhe zunimmt, schliesslich

Auf diesem Rücken oder über

bald einzeln, bald in Reihen;

ihn erheben sich höhere

dazwischen liegen Hochebenen,

trocken, teils durch zuströmende Gewässer in Seeen oder Middendorf, Peru

III.

sich

nach Norden zu wieder etwas

X

Sümpfe


Das Hochland von Peru.

2 verwandelt.

An andern

Wasserläufe

ausgespült,

Stellen hat der

besonders

Rücken

Querrisse, welche durch

an der Ostseite zu

tiefen

Thälern

werden, während nach Norden zu Längsspalten entstanden sind, die Der Teil dieses sich gleichfalls zu grossen Thälern vertieft haben. der

Gebirgsrückens,

uns besonders

für

niittlere,

erwähnen,

als zur

und Inseln und

fällt

ab.

steil

beginnt

Rosales,

ist

nördlich

von dem nur 838

das Gebirge

Passhöhen

mit

dem

nach.

Sie

an,

soviel

ist.

stillen Meere zu zerklüftete Buchten Westen zu nach der patagonischen Ebene nur von geringer mittlerer Höhe, aber von

bildet nach

41. Breitegrade

der

ist

die patagonische Kette genannt, beginnt

Der südlichste Abschnitt,

Kamm

kommt,

Betracht

Beurteilung des mittleren unentbehrlich

am Kap Hoorn, weniger

in

daher wir von dem südhchen und nörd Heben nur kurz

von

zu steigen

2000

bis

und

4000

;;/

m

hohen Passe Perez

bildet einen

mächtigen

und Gipfeln von

ent-

sprechender Höhe, darunter der Aconcagua (6790) einer der höchsten Dann folgt vom 28° an das hohe Tafelland von Gipfel Südamerikas.

Atacama mit manchen 5000 bis 6000 ;// hohen Gipfehi. Auf argentinischem Gebiet zieht getrennt von der Atacamischen die Parallelkette In dem zu Bolivien gehörenden Departement von Jujuy und Salta. Potosi, unter dem 19. Breitegrade, beginnt dann eine beträchtliche Verbreiterung des Gebirges,

begleitet

von einer Teilung der Kette,

d.

h.

auf der Hochebene entsteht eine Reihe von Gipfeln, welche nach Osten

abweicht und darauf etwa 300

Norden

zieht.

km von

Diese östliche Kette wird Cordillera

westliche Cordillera de la costa').

geschlossene teils

der Küstenkette gleichfalls nach real

genannt,

die

Die zwischen beiden Bergreihen ein-

Bodensenkung enthält teils niedrige Hügel und Berge, tiefsten Gegenden sind mit Wasser gefüllt, und der

Ebenen; die

grösste der sogebildeten Seeen

hoch

liegt,

den

Rio

ist

der Titicaca, dessen Spiegel 3810

m

und dessen nicht durch Verdunstung verlorenes Wasser durch Desaguadero

nach

dem sumpfigen

Aullagas-See

abtliesst,

Sowohl die Küstenkette als die östliche tragen Schneeberge, die zu den höchsten in Südamerika gehören, nämlich längs der Küste, von Süden nach Norden folgend, der Hualatiri, welcher keinen Ausfluss hat.

Sajama und Tacora bei Tacna, puna; die Cordillera caca hinzieht,

real,

in

der

Gegend von

deren Schneekette sich

Arecjuipa der Coro-

am

Ostufer des Titi-

besteht aus einer Reihe stolzer Häupter,

darunter der

Illampu oder Nevado de Sorata, der als der höchste Gipfel der Andes

l) Nicht C. de la cuesta, wie in einigen geographischen Handliüchern denn cuesta bedeutet einen Gebirgsabhang, nicht Küste.

gilt.

steht,


Allgemeine Übersicht.

Hier

dem

wir

sind

2

an der Grenze Perus angekommen, und somit

von welchem dieses Werk handelt.

Teile des Hochlandes,

den Ufern des Titicaca aus gesehen, scheinen berge

der Cordillera

denn

sie

so hoch als

nicht

die

mächtigen SchneeWirklichkeit sind,

sie in

erheben sich nur lo bis 12 000 Fuss über den Spiegel des Seees,

von

erst

real

in

Von

den östlichen Thälern aus Die Gipfel

Grossartigkeit.

vom See

erscheinen

der Küstenkette

aus nicht sichtbar;

in

sie

liegen

weit

ihrer

ganzen

ab und sind

aber nördlich von demselben treten

sie

mehr und mehr der östlichen Kette, dem kleinen Ort Santa Rosa sich die Füsse beider be-

allmählich hervor und nähern sich hinter

bis

rühren

und

ein

Thal bilden,

tiefes

welches

ganz langsam

steigt,

so

man es kaum merkt, wenn man auf dem höchsten Punkte angekommen ist. Dieser höchste Punkt heisst der Scheitelpass

allmähhch, dass

paso de

el

la

Raya

— der

berühmteste der sogenannten Knotenpunkte

der Cordillera, wiewohl eigentlich kein Knoten oder Gebirgsstock vor-

handen ist, denn die Berge, die sich genähert hatten, bilden nur eine Rinne und weichen alsbald wieder auseinander, um die Thalwände des Huillcanota

zu

der

bilden,

auif

der

Raya

Die Höhen an

entspringt.

der linken Seite dieses Flusses gehören allerdings zur Küstenkette, sind aber nicht die Häupter derselben, während die Berge einer ununterbrochenen Reihe hoher Gipfel bestehen.

setzung der bolivianischen Cordillera los

Andes. Der

Name

Andes, der

Hochgebirge übertragen worden

ist,

ziu-

Dies

die Fort-

jetzt

auf das ganze südamerikanische

wird

in

Peru noch auf diesen Abschnitt

Die Küsten-

zum Unterschiede

nötig

näher zu bezeichnen, Cordillera Occidental, die westliche.

Die

kette heisst einfach: la Cordillera, sie

ist

die eigentliche Cordillera de

real,

desselben beschränkt, der von altersher so genannt wurde.

ist,

rechten aus

und wenn

es

Völkerschaften, die im Nordosten der Hauptstadt

Kusko wohnten,

hiessen

Namen auch die hohen Berge benannt wurden, welche dieses Gebiet vom Flusse Huillcanota trennen. Eine lange Strecke folgt die Andeskette dem rechten Ufer dieses Flusses, dann sieht man ein Reihe hoher Schneegipfel an seiner Gebiet Anti-suyu, daher mit diesem

Antis,

ihr

hnken

Seite: der Fluss hat also die Kette

thut der mit

den Orten,

durchbrochen, und dasselbe

dem Huillcanota nahezu parallel laufende Apurimac. An wo dies geschieht, werden die Thäler zu unzugänglichen

Diese Durchbrüche durch die Andeskette sind Der Fluss von I>a Paz entspringt westlich von llimani und umkreist den Fuss dieses Berges, um sich nach Osten zu wenden; etwas w^eiter nördlich bahnt sich der Mapiri einen Weg durch

Felsschluchten (pongos).

keineswegs vereinzelt.

die Kette

und dasselbe

sieht

man beim Chanchamayo

auf

dem

Breite-


Das Hochland von

>.

4

Peru.

ürade von Lima.

Endlich entsi)ringt ja auch der Maranon

der Küstenkette

und

grossen Nebenflüsse, also

Hauptkette

ist

der Flüsse,

die

dem

folgt

um

dem

nach längerem Laufe

diese

am

(Jstabhang

Beispiele seiner

aufnehmen zu können. Die sogenannte denn die Mehrzahl

nicht die Hauptwasserscheide,

Ozean

atlantischen

zufliessen,

entspringt entweder

an der Küstenkette, oder am Fusse von Höhen zwischen beiden. Die Küstenkette dagegen bildet stets die Wasserscheide mit Ausnahme einer Stelle in Mittelperu, wo sie durch einen Xebenfluss des Santa durchbrochen wird. ]3ie

Gegend vom Pass der Raya

bis

nach Ayacucho und Huan-

cavelica umfasst die grösste Breiteentfaltung des Gebirgs und ist zugleich diejenige, wo der Rücken desselben am meisten durchfurcht oder, wenn

man

mit Querketten so durchsetzt

will,

dass

ist,

man

die Hauptrichtungen

nicht mehr zu erkennen vermag. Auf dem Wege von Kusko nach Ayacucho kommt man wiederholt auf hohe Punkte, wo man sich auf allen

Diese unregelmässig laufenden

Seiten von Schneebergen umringt sieht.

Höhenzüge

erklären sich,

Annahme von Querspalten und Rissen die im Laufe der L^-lirtausende, durch

worden

am

wie bereits bemerkt,

der Hauptmasse des Gebirgs,

in

Wasser

in tiefe

Thäler ausgehölt

Die sogenannte östliche oder Andeskette besteht also

sind.

nicht aus einem fordaufenden Gebirgszug,

hier

natürlichsten durch

sondern aus einer un-

regelmässigen Reihe hoher Gipfel und Bergstöcke, die durch sehr Kinschnitte

von

tiefe

einander getrennt sind und sich nach Norden zu in

Ausläufer verlängern, welche die

Thalwände der durchbrechenden Flüsse

bilden.

Die Flüsse,

nach

alle ihre

um

und Es Urubamba,

die es sich hier handelt, sind vier, welche nach

Wasser vereinigen,

um

den grossen Ucayali zu bilden.

sind, von Osten nach Westen gezählt, der Paucartambo, Apurimac und Mantaro. Die drei ersten laufen im allgemeinen in gleicher Richtung von Südost nach Nordwest, während der Mantaro anfangs von entgegengesetzter Seite, von Norden herabkommt und erst nach seiner spitzwinkligen Krümmung in der Gegend von Ayacucho

sich

nach Norden zurückwendet.

den

vieren,

Der Paucartambo, der geringste unter der Andeskette und ergiesst sich in den Urubamba, nachdem dieser das Gebirge durchbrochen hat. Der Urubamba, den wir bereits an seinem Urs})rung, auf dem Passe der Raya als

des

am Ostabhang

Huillcanota kennen gelernt haben, späteren Ucayali

Richtung bar,

entspringt

bei.

und behält

Anders verhält es

dem Apurimac, welcher

auf

in

ist

der Hauptarm oder Quellfluss

seinem Laufe

sich

dem

seine

anfangliche

mit seinem ebenbürtigen Nach15.

Grade am Ostabhange der


Allgemeine Übersicht.

Küstenkette entspringt.

wiewohl

Er nähert

Auch diesen Namen Nebentluss

Namen

um

er

Ene genannt

sondern bildet mit

der Andeskette herab-

Tambo, der

Perene den

läuft,

bis

parallel,

ändert und

vom Ostabhange

Osten, bald aber nach Norden wendet,

Von

ihm

mit

behält er nicht lange,

seinen fast gleich wasserreichen,

kommenden

dem Urubamba und

sich darauf

hohe Gebirgszüge getrennt,

durch

nach Aufnahme des Mantaro seinen wird.

5

sich mit

sich

nach

anfangs

dem Urubamba

zu

ändert auch dieser seinen Namen,

und der grosse Strom, der durch den Zusammenfluss des Urubamba und Tambo •entsteht, heisst von jetzt an Ucayali. Er behält diesen Namen in seinem vereinigen.

hier ab

weiteren Laufe, bis er sich auf

Maranon der

so

vereinigt,

entstandene

Mündung

dem

5.

mächtigste

aller

dem

südlichen Breitegrade mit

worauf auch diese beiden

Namen

verschwinden, und

Ströme der Erde

zu seiner

bis

Meer Amazonenstrom genannt wird. Auf den letzten der vier Flüsse, den Mantaro, der mit dem Apurimac zum Ene wird, werden wir sogleich noch einmal zurückkommen. ins

Nachdem Weise tiefe

sie

die östliche oder Andeskette

infolge

in

der eben beschriebenen

Durchbruchs grosser Flüsse

des

in

Einschnitte geschiedener Bergknoten verwandelt

der Küstenkette,

von welcher

allmählich wieder näher, wird

sie

sich

eine Reihe durch

worden

ist,

kommt

nach Osten entfernt

zum geschlossenen

hatte,

Zuge, und nördlich von

Ayacucho wird der schmale Abstand zwischen beiden nur durch das Thal von Jauja ausgefüllt. Duixh dieses Thal fliesst der Mantaro, der Ausfluss eines Sees von massiger Grösse, der Laguna von Chinchaycocha oder Junin, bekannt in der Geschichte Perus durch ein Reitergefecht, in welchem Rolivar die Spanier schlug. Dort sind die beiden Ketten

einander

gleicher Zeit

so

nahe gerückt,

vom Wege

aus

dass

erblickt.

man

die

Spitzen

beider

Etwas iiördlich vom See

zu ver-

einigen sie sich, und diese Stelle kann wirklich ein Gebirgsknoten ge-

nannt werden: eine breite Bergmasse von 4350 m Höhe, auf welcher auf 10° 55' südl. Br. die berühmte Bergstadt Cerro de Pasco liegt. Nördlich

vom

Cerro de Pasco wird die zuletzt

sehr vereinfachte

Gestaltung des Gebirges wieder mehr gegliedert, und in einer von der bisherigen verschiedenen Weise.

Mantaro

austritt,

der nach Süden

Während aus dem See von Junin der fliesst,

entspringen an der Nordseite

des Knotens drei Flüsse, deren Lauf sich nach Norden drei Flüsse

richtet.

bedingen eine Teilung des Gebirges oder wenn, man

Wasser haben

Diese

will,,

ihre

Bodens gesammelt und diese zu tiefen Thälern erweitert. Diese Flüsse sind: im Osten der Huahaga, im Westen der kleine Küstenfluss Santa, und zwischen beiden der Maranon, der Quellsich in Spalten des


Das Hochland von Peru.

g

Diesen Wasserläufen entsprechend, scheidet

des Amazonenstioms.

fluss

sich das Gebirge

Das rechte oder östHche Ufer des

vier Zweige.

in

Huallaga begleitet die Ostkette, Cordillera oriental;

und Maranon

zwischen Huallaga längs des west-

Cordillera central;

zieht die Mittelkette,

Cordillera lichen Ufers des Maranons erhebt sich die Hauptkette von Thal Santa und durch das abgezweigt des blanca, von dieser eine Kiistenkette

ihr getrennt,

Die östliche Kette

Cordillera negra.

zwischen dem Huallaga und Ucayali ist von Anfang an niedriger, nimmt nach Norden zu noch mehr an Höhe ab und dacht sich nach den Niederungen der Pampa del Sacramento ab. Auch die Mittelkette erhat überhaupt keine hervorragenden

reicht nirgends die Schneegrenze,

und

Gipfel

wie die östliche, nach Norden niedriger, bis

wird,

sie

vom

Maranon im Pongo de Manseriche durchbrochen wird. Dieser Fluss, der bisher von Süden nach Norden geflossen war, schlägt hier die Richtung nach Osten

Hauptkette

am

ein,

Cordillera blanca

die

weisse

'J'iticaca-See, wiewcjhl

unter

dem

lo.

sie

diese an

führt,

ist

eine Reihe

Höhe

Teil

des

von

der

stolzeste

die Kette

als

nicht übertrifft.

die

am

Von

ihr zweigt

die

Cordillera

Häupter dunkel, nicht mit Schnee bedeckt

eine bescheidene Kette an der Seite ihr

Die

Namen

von Schneebergen

Breitengrade eine Küstenkette ab,

negra, so genannt, weil ihre

wiewohl auch bei

mit Recht ihren

die

und weit mächtigerem Eindruck

majestätischer l'racht

sind,

peruanischen Hochlandes,

ganzen

sich

die er in seinem weiteren Laufe behält.

linken Ufer des Maranon,

Kammhöhe

ihrer

erhabenen Nachbarin,

selten unter 14,000

Fuss beträgt.

Beide werden von einander geschieden durch das Thal des Santaflusses, welcher die schwarze Kette durchbricht, zu

C'ordillera

um

sich

in

negra

als

den

stillen

Ozean

Ende der bezeichnet zugleich besonderer Küstenkette. In der Gegend, wo die

Dieser Durchbruch

ergiessen.

das

Schlucht anfängt, durch welche der Santa sich der Küste zuwendet, leidet

er-

auch die Hauptkette eine l'nterbrechung durch zwei rechtseitige

Nebenflüsse, einen kleineren, oberen,

sehnlicherem

von

längerem

Beide Flüsse bilden stock aufsteigt,

Conchucos.

Am

Lauf,

tiefe Einschnitte,

den Manta, und einen etwas anden Chucpiicara oder Tablachaca. zwischen denen ein hoher Gebirgs-

der bis an die Schneegrenze reicht,

die Cordillera de

rechten Ufer des Tablachaca erhebt sich das Gebirge

von neuem zu einer fortlaufenden Kette, die sich unter dem Namen Cordillera de Pelagatos nach Norden fortsetzt, anfangs noch hoch, bald jedoch

mit bedeutend verminderter Kammhöhe, welche sich bis zur Nordgrenze Perus sich nicht wieder erhebt. Die weiter nördlich gelegenen (regenden des Andesgebirges werden


Allgemeine Übersicht.

zwar auf den

y

diesem Werke beschriebenen Reisen nicht berührt,

in

indessen geben wir, wie über die südlichen, so auch über diesen ausser-

zum Abschluss

peruanischen Teil Zweigen, die

vom Knotenpunkt

Von den

kurze Skizze.

eine

vier

des Cerro de Pasco ausgehen, verliert

sich, wie wir sahen, die östliche Kette in den Ebenen des Sacramento, während die westliche Küstenkette mit dem Durchbruch des Santa endigt. Die mittlere oder Cordillera central vereinigt sich, nachdem sie vom Maranon durchbrochen worden ist, mit der Hauptkette in der Gegend von Loja in Ecuador von neuem zu einem Knoten, dessen

Höhe 2000

mittlere

bis

m

2300

^'on hier zieht das Gebirge

beträgt,

Zügen nach Norden, die Hochthäler von Cuenca, Ambato und

in zwei

Quito zu beiden Seiten mit hohen Gipfeln begleitend.

Beide Ketten

vereinigen sich nochmals auf 1° nördlicher Breite, bereits auf columbia-

nischem Gebiet bei Pasto und bilden eine Hochebene (3000 ni), über welche sich die Vulkane Cumbal und Chiles erheben. Nördlich von Pasto

wiederholt

sich

Teilung

ähnliche

eine

Knotenpimkt des Cerro de Pasco.

Unter

Päramo de

sich

las

papas scheidet

beiden östlichen

am

Die

rechten Ufer

nischem (jebiete

es

central,

und

dillera Occidental

Im ganzen

drei

Aste,

die zwischen

vom

wie auf

welche später auf venezolaheisst

wieder

dem Magdalena und Cauca

dem

am dem

von denen die

nevada de Merida übergeht,

Cor-

Caucathal und der Küste Cor-

oder Cordillera de Choco.

sind alle diese Gebirge weniger

hoch

Gipfel der Cordilleren von Peru, Bolivien und Chile.

nördlich

Gebirges

das Magdalenathal umfassen.

hinlaufende Kette,

in die Sierra

Cordillera oriental, die Kette zwischen dillera

in

bis 5° nördlicher Breite

des

2° nördlicher Breite

Äquator, der Pico de Tolima

in

als

Kamm

und

Der höchste Berg

der Cordillera central

ist

nur wenig über 17 000 Fuss hoch. Ein allgemeines landschaftliches Bild des südamerikanischen Hochlands zu entwerfen,

denn bis

es

erstreckt

ist

bei

10° nördlicher Breite)

grade (80° bis 68°).

würde

der Ausdehnung desselben nicht möglich;

sich durch 65 Breitegrade

und

in

(von 55° südlicher Breite

diagonaler Weise durch

12

Längen-

Eine durch die ganze Länge gedachte Kammlinie

also unter Berücksichtigung der

1200 geographische Meilen betragen.

Krümmungen kaum weniger

als

Abgesehen von den bei solcher

Ausdehnung vorauszusetzenden Verschiedenheiten

in

der Gestaltung der

einzelnen Abschnitte, sind auch die klimatischen Verhältnisse in Betracht

zu ziehen,

deren Einwirkung bei einem Anfang

in

einer

schon sehr

kühlen Zone und deren Ende inmitten der heissesten, hinsichtlich der

Höhe

der Schneegrenze und der

Formen der

Pflanzenwelt wesentliche


Das Hochland von Peru.

g

In letzterer Hinsicht

bedingen muss.

Unterschiede

ist

derjenige Teil

weniger begünstigt

der uns hier beschäftigt,

des Hochlandes,

als

der

und besonders der nördliche Abschnitt des Andesgebirges.

südliche

Im südlichen Chile ist die Regenmenge so reichlich, dass sie oft als lästig empfunden wird, und an der Küste von Ecuador und Columbien die Niederschläge

verhalten sich

wie

wo

weiterhin bis zur Schneegrenze, Gras,

der Regen seltener

und im Norden von

peruanischen Küste hört er auf zu heit

schon

ist

erwähnen

fallen.

früheren Teilen dieses

in

um

ihrer aber nochmals,

Vom

bekleidet sind,

sowie

Chile,

in

und

mit Busch oder

30. Breitegrade

an wird

an der

ganzen

Diese klimatische Besonder-

Werkes besprochen worden, wir

zu bemerken,

nicht auf der ganzen Strecke dieselbe jetzt

Wald

sie diese erreichen,

doch mit belebendem Grün.

also

daher die Berge

in Brasilien,

diesen Gegenden an ihrem Fusse mit dichtem

ist.

Am

dass die Trockenheit

grössten

sie

ist

in

den

an Chile abgetretenen bolivianischen und peruanischen Provinzen

Cobija unti Tarapacd, woselbst die Winternebel fehlen, die weiter nördlich

an

Orten

vielen

die

kahlen

Bergwände

mit einem

zeitweiligen

Anflug von Vegetation überzieim.

Vom Meere Formen Grade

nicht

traurig,

Kamm dem

aus gesehen,

ist

der Anblick des Gebirges, sobald die

mehr vom Dufte der Ferne gemildert werden, im höchsten besonders da,

wo hohes Vorland den

dahinter liegenden

denn die weissen Schneespitzen über dem dunkelgrauen Bergsaum haben etwas Erfrischendes. Was neben der (lüstern Färbung besonders im Süden das Drückende des Eindrucks Beschauer verbirgt,

ist der gänzliche Mangel an Gliederung. Man sieht enorme Massen schwerfällig übereinander getürmt, an Gestalt und Farbe gleich riesigen Schutthaufen, ohne vorspringende Felsen oder Zerklüftung. An

vermehrt,

anderen Orten, wo man das Gebirge blickt,

erscheinen die

fangs flach

vom Fusse

Formen etwas weniger

und allmählich

bis

zum

eintönig.

sich vertiefend, steigen

vom

Kamme

über-

Schluchten, an-

scheinbaren

Kamm

herab, von einander durch scharfe Bergrücken geschieden, die sich wie Strebepfeiler an die Hau])tmasse anlehnen. Wenn man später den An-

fang solcher Schluchten zu sehen

man von

unten für den

Kamm

bekommt, so bemerkt man,

dass,

des (iebirges gehalten hat, nur der

was

Rand

emer weiten Hochebene ist, den die Schluchten eingekerbt haben. Hochebenen, die zugleich Kammhöhen sind, finden sich besonders im südlichen Peru und nördlichen Bolivien; sie bilden das

Solche

massige Tafelland,

in dessen Einsenkung sich von höheren (regenden die Wasser des Titicacasees gesammelt haben. Sie werden dort Punas genannt und smd zu allen Zeiten des Jahres mit hartem, struppigem Grase


Allgemeine Übersicht.

dürftig

bewachsene abschreckende Öden.

Thäler,

einförmigen

ohne Baum und

Bergen,

wenn

Regenzeit,

Auge nur im

Nicht

anmutiger sind che

viel

von den Punas zum See hinabsenken,

sich

die

q

und

Strauch,

zur

Puna

für

eine massige Erquickung.

Gegenden des Hochlands Wendet man

alle

sind so wenig einladend,

wie die Gestade des Titicaca.

von semem Becken

sich

nach Norden, und überschreitet den Pass der Raya, so

am Ende des ersten Tages, kommen ist: andere Landschaft, schon

Dies

Kusko und

er

Paradies gelten.

als ein irdisches

Aber nicht

sich

würde

so

tiefer,

der

das

Die Un-

Klimas macht das Leben an den Ufern dieses an

so schönen Sees zu einem Opfer; läge er 8000 Fuss

stadt

nach

mit kümmerlichem Grün bekleidet sind,

sie

Vei-gleich

wirtbarkeit des

Menschen.

umgeben von

selbst

man

dass

milderes

fühlt

man

bald,

eine andere Welt ge-

in

und

Klima

verschiedene

die Region der Hochthäler, in welchen die Haupt-

ist

die anderen ansehnlichen Ortschaften des Innern liegen.

Hochthäler werden

alle

diejenigen genannt, welche nördlich

der Raya das Gebirge durchfurchen.

vom Passe

Die Flüsse, welche diese Thäler

ausgespült haben, sind die bereits angeführten: im Süden der Huillcanota,

Apurimac und Mantaro mit 3000

liegt

brechen,

2000

bis

Sie verlieren

ihre

wobei

ihren zahlreichen Nebenflüssen, im

und

Marafion

Huallaga,

der

über

///

dem

Namen, sobald

sie

Der Boden

Santa.

Spiegel

sie

sich meist in

und

Austritt ihre mit

wachsenen Ufer werden die Montana genannt. durch welche

sie

ihren Lauf fortsetzen,

aus

den Engpässen

dichten Wäldern be-

den niederen Regionen,

In

wohnen noch

tum bekehrte indianische Völkerschaften, Behörden unabhängig

Ozeans.

unzugängliche Schluchten mit

enge,

ändert sich ihr früherer Charakter,

atlantischen

das Gebirge zu durch-

anfangen,

Nach ihrem

starkem Gefäll verwandeln.

des

Norden

Hochthäler

der

nicht

zum

von den

die

Christen-

peruanischen

sind.

In den Hochthälern finden sich die grössten landschaftlichen Schönheiten Perus, einige in der

dem Reisenden

allein es geht

schen Opern

'i'hat

:

auf die

von ganz überraschender Grossartigkeit;

dabei wie den Zuhörern mancher Wagner-

schönen Scenen folgen

liches

Thal senkt.

Denn

alle

Titicaca,

nicht

aber doch auch 4000

bald

ganz

m

sind es so

Sie

nur Joche,

bald weites,

hoch wie die Puna

erreichend.

dichtem Gras bewachsenen Gegenden werden Jalcas genannt.

über

in ein freund-

Flüsse und Nebenflüsse sind von einander

durch hohe Berge geschieden, wellenförmiges Hochland,

Wege

mühselige

endlose öde Höhen, bis der Pfad sich endlich von neuem

Diese hohen,

den

und Nord-Peru und ermüdend, aber

in Mittel-

sind freilich auch eintönig

um

meist mit


Das Hochland von Peru.

lO

Hochebenen, und

bei weitem nicht so abschreckend, wie die südlichen

aus ihrer Grasdecke schimmert manch liebHches BRimchen. Graswuchs, dessen Frische das Auge auf den Höhen erfreut,

Boden der Wiesen

Thäler,

Die

nie.

Rasenplätze

Wärme

den

in

man zwar

trifft

tieferen Thälern,

hin

Solcher fehlt

am

und wieder, aber

besonders

in

dem

des

Maranons und Apurimacs, ist schon sehr fühlbar, allein da man sie nicht lange zu ertragen hat, und gewöhnlich ein Thal alsbald wieder verlässt, wenn man seinen Fluss überschritten hat, so empfindet man sie nach einem langen Wege durch kaltes Hochland fast dankbar als ein freundliches Element.

Die Vegetation ])fiegt,

in

in

der Sierra,

den Hochthälern, oder wie man

in

Peru zu sagen

zwar bei weitem noch nicht so üppig wie weiter

ist

nach ihrem Austritt aus dem Gel)irge, aber die Bergwände sind doch meist mit Sträuchern, auch manchen Bäumen bewachsen, und das Laub behält bis zwei Monate nach der Regenzeit seine Frische. Der

östlich

Regen

m

2000

am Westabhang

fällt

und wird

in

der Küstenkette zuerst auf eine

Höhe von

den höher gelegenen Gegenden reichlicher.

Die

Regenzeit beginnt gewöhnlich im Dezember und dauert bis Anfang April; zuweilen setzt

sich

schon früher ein und hört dann auch

sie

Von Mitte Himmel ist meist

auf.

h\)x\\

bis

Ende November

wolkenlos.

Obgleich also

nach Norden entfernt, und die

man im Hochland doch Regenzeit

Winter.

als

die

in

zeitiger

wieder

Regen und der diesen Monaten die Sonne

fällt

kein

Tage kürzer werden, so bezeichnet

trockene Jahreszeit

als

Sommer und

die

Die Sonnnermonate im Sinne der Peruaner des

Sommermonate — sind die zum Reisen geund zwar wählt man, wenn man bis an den Ostabhang der

Hochlands

-

eignetsten,

-

also

unsere

Andes vorzudringen wünscht, den November, kleinsten sind;

für

gewöhnliche Reisen zieht

weil

dann die Flüsse am

man

die Zeit unmittelbar

nach Schluss der Regenzeit vor, da um diese Zeit die Vegetation noch von der vorhergegangenen Ik-netzung ihre ganze Frische bewahrt, und auch der Wasserstand der Flüsse, die man etwa zu durchreiten hat,

schon wieder abgenommen hat. Mit Ausnahme der Strecken von Lima nach der (Jroya und von Moliendo über Areiiuipa nach Sicuani im Thale des Huillcanota, welche auf Eisenbahnen zurückgelegt werden, sind alle Wege im Lincrn Perus

Saumpfade. dert Jahren

Die Hauptwege sind noch dieselben, die vor so viel hunvon den Inkas angelegt wurden, nur dass sie jetzt weit

weniger gut gehalten werden,

denn

die

Chronisten

als zu Zeiten

spanischen Eroberer sahen sind voll von

sie

ihrem Lobe.

der einheimischen Herrscher; mit Erstaunen

Die jetzigen

und

Wege

die alten

sind nicht


Allgemeine Übersicht.

gerade schlecht, nur sind

massig

verteilt

Indianer

man an

ist

die Steigungen sind nicht gleich-

sie oft steil,

und wechseln mit Senkungen,

werden können.

Sie waren

eben nur

j j

welche hätten vermieden

Fussgänger bestimmt und der

für

behend, das Steigen wird ihm

Auch

leicht.

besonders abschüssigen Stellen ebenere

jetzt

Umwege

noch,

wo

für die Last-

angelegt hat, sind die alten Richtwege stets mehr betreten als die

tiere

ein Zeichen, dass die Wanderer den kürzeren Pfad dem bequemeren vorziehen. Längere, ganz ebene Strecken trifft man ausser in der Ebene des Titicaca, im Thale von Jauja und des Huillcanota selten, denn die Wege verbinden ja meist die Thäler unter einander. Man steigt stundenlang bergauf und wieder bergab, und kaum hat man am Boden eines Thals einen Fluss überschritten, so erhebt sich der Pfad von neuem an der gegenüberliegenden Thalwand. Dies wird bei

neuen,

und

längeren Reisen sehr lästig

stellt

mitunter die Geduld auf harte

Denn es kommt vor, dass man das Reiseziel eines Tages in gleicher Höhe und scheinbar in geringer Entfernung vor sich an einem Berge liegen sieht, und doch bis zum Abend braucht, um dahin zu ge-

Proben.

langen

:

so

Lage,

als

war das Thal, das dazwischen

tief

durchreiten zu

müssen,

an der Küste.

sieht

man

sich

Grössere Flüsse

lag.

im Hochlande

seltener in der

man

überall Brücken,

Auf den Hauptwegen

trifft

denn

zwar von roher und unbehilflicher Bauart, aber selten unsicher, sie

werden von den Gemeinden,

Jahre untersucht

und,

wenn

mannschaften ausgebessert.

in

deren Bereich

erforderlich,

sie sich finden,

alle

unter Auf"bietung von Fron^

Bei schmalen Flüssen bestehen die Brücken

aus langen Baumstämmen, gewöhnlich Erlen,

die an beiden Ufern auf

einem überragenden Unterbau gelagert und mit quergelegten Stangen

und Zweigen bedeckt werden. gespannt.

Bei diesen

geflochtenen Tauen,

\Jher grössere Flüsse sind

Weg

Hängebrücken

auf tussdicken,

aus Weidenruten

die zu beiden Seiten an Felsen

oder gemauerten

ruht der

Widerlagern befestigt werden.

Die

berühmteste

der

so

hergestellten

Brücken war die über den Apurimac auf dem Wege von Kusko nach Ayacucho, welche den Fluss an einer Enge zwischen zwei Felswänden in einer

Höhe von

140 Fuss überspannte. Diese Brücke, welche

letzten Reise des Verfassers

nicht

mehr

sondern

war

am Thalboden

über

benutzt,

zur" Zeit

der

noch vorhanden war, wurde schon damals durch

eine Drahtseilbrücke

ersetzt

den Fluss gelegt war. Auch bei einigen anderen Brücken sind neuerdings die alten Weidentaue gegen

worden,

die

Drahtseile vertauscht worden.

Zu Reisen im Hochland werden Pferden

vorgezogen.

In

im allgemeinen Maultiere den man sich immerhin

ebenen Gegenden mag


Das Hochland von

12

denn

eines l'fcrdes bedienen, seine Gangart

ein solches

kommt

und

rascher vorwärts

der Regel auch weniger ermüdend, wiewohl die in

in

ist

Peru.

der Sierra geborenen nicht den natürlichen Pass der Küstenpferde haben, sondern diesen erst durch Zureitung annehmen. Bei längeren Reisen auf gebrochenen Bergwegen

ist

man

auf einem Maultier weit sicherer.

Die Störrigkeit und Tücken der Maultiere sind bekannt und freilich sehr verdriesslich, aber diese Fehler werden aufgewogen durch Bedächtigkeit und Vorsicht, auf die man sich in misslichen Lagen Ein Pferd lässt sich antreiben und tritt fehl, aber lassen kann.

Maultier

ist

an

zu bewegen, sich zu beeilen, es setzt seinen Fuss nicht nieder,

Besonders

in

fmstern Nächten lernt

man

hat,

dass der

Boden

bis es

am

auf den holj)erigen Stufen eines steilen Abhanges allein seinen

Wenn

ist.

Man

das Maultier schätzen.

'l'ier

suchen zu lassen.

ein

fest

thut

besten, sich aller Leitung mit

ver-

noch Peitsche

gefährlichen Stellen weder durch Sporn

durch wiederholtes Tasten sich überzeugt

oft

ihre

den Zügeln zu enthalten und das

Weg

Wegen

trotzdem so viele Lasttiere auf den

verunglücken, so geschieht dies nicht durch Fehltritte, sondern dadurch, dass

auf

engem Pfade beladene Tiere mit

stossen und aus

der Last an Felswände anzustossen,

gründen immer nahe die

dem Wer

am Rande

lur

längerer Ritt wird

eigener Tiere

manche

Zeit zu Zeit

Ab-

bei

Kosten zu sehen braucht, mag

aber nicht weniger

den Begleiter, und zwei

weit weniger

Maultier wechseln kann.

von

veranlasst die Maultiere,

bei seinen Reisen nicht auf die

Gepäck, ein anderes

aneinander

Die Furcht, mit

derselben zu gehen, eine Gewohnheit,

Reiter zuweilen sehr unbehaglich wird.

sich eigene Tiere anschaffen,

ein

ihren Lasten

dem Gleichgewicht gebracht werden.

als vier:

eins für das

für sich selbst,

ermüdend, wenn man

mit

denn

dem

Übrigens hat bei grösseren Reisen der Besitz

Nachteile,

ruhen lassen,

man wenn

ist

sie

von ihnen abhängig, muss nicht krank,

oder

sie

dem wenn man auf

Rücken durchgerieben werden sollen, man bezahlt sie teuer, sie kauft, und findet keinen Abnehmer, wenn man sie nicht mehr braucht. Der Verfasser hat daher nie eigene Tiere benutzt, sondern immer von Strecke zu Strecke, für fünf, acht, höchstens vierzehn gemietet.

Die Orte der Sierra,

Tage neue Tiere wo Tiere gemietet werden können, sind

bekannt, und der Verfasser hat nie unüberwindliche Schwierigkeiten gefunden, sich die zur Fortsetzung der Reise erforderlichen Transportmittel zu verschaffen. Fr hatte dabei den Vorteil, dass die zur Begleitung mitgegebenen Burschen in den (hegenden, die er durchreiste, heimisch

und mit den Wegen, bekannt waren.

sowie mit den zu Nachtlagern geeigneten Orten


Allgemeine Übersicht.

j

^

ist auf die Anordnung des Gepäckes zu vermuss in zwei Hälften von gleichem Gewicht verteilt werden, da es sonst beim Marsche auf dem Rücken des Tieres zur Seite rutscht, öfteren Aufenthalt und Neubeladung des Tieres nötig macht. Um dem Leser mitzuteilen, in welcher Weise es dem Verfasser nach mancherlei Versuchen gelang, das gewünschte Gleichgew'icht herzustellen, zugleich auch als eine Aufzählung der zu einer Reise im Hochland un-

Besondere Sorgfalt

wenden,

d. h. es

entbehrlichen Gegenstände,

lassen

beiden Gepäckstücke folgen.

um

von wollenen Decken, die

der

ein Inhaltsverzeichnis

wir hier

Die eine Hälfte bestand aus einer Rolle

und von

ein eisernes Feldbett gewickelt

Das obere Ende des Sackes,

einem Sack aus Segeltuch umgeben waren.

der durch einen Schnürbund geschlossen wurde, beherbergte noch ein umgestürztes, emailliertes, eisernes Waschbecken, in dessen

Höhlung eine

Theemaschine, Zucker und Tischgeschirr zum sofortigen Gebrauch be-

Das zweite Stück war ein Koffer mit Kleidungsund photographischen Platten. Diese beiden Stücke wurden vom Maultiertreiber erst mit Riemen aus ungegerbter Ochsenhaut umschlangen und fest zusammengebunden, darauf beide zugleich dem Maultier auf den Tragsattel gelegt und um den Leib des Tiers festgeschnürt. Man wundert sich, wenn man sieht, mit reit,

untergebracht waren.

stücken, Wäsche, einigen Büchern

welcher Leichtigkeit junge, kräftige

dem Anschein nach keineswegs besonders

Leute Lasten von 150 bis 200 Pfund

auf den Rücken

eines

Tiers heben.

Wiewohl Gasthäuser und Herbergen bescheidener Art einzelnen grösseren Ortschaften finden, und

und

wann

elende

Schankwirtschaften

man

antrifft,

in

nur dann

welchen

(Chicha) und schlechter Zuckerbranntwein verkauft wird, so

nur in

sich

in kleineren

ist

Maisbier eine Ver-

proviantierung für längere Zeit auf Reisen im Innern selten erforderlich.

Es kommt nur ausnahmsweise vor, dass man die Nacht unter freiem Himmel zubringen muss, und wo eine Hütte ist, da findet sich auch meist etwas zu essen, wenn auch nur Kartoffeln und einige Brocken an der Sonne

getrocknetes Fleisch

;

auch bietet sich

unterwegs eine Hammelkeule oder ein

Huhn

Gelegenheit

öfters

zu kaufen.

Freilich lässt

sich damit keine feine Mahlzeit herstellen, allein eine solche

dem Leben, das man führt, passen. Man lebt eben wie die zu

lich

und

und

frugal,

überflüssig

ist,

doch auch nicht

rätlich,

zu überlassen, daher

Leute, in

findet es bald auch erträglich.

sich mit vielen

Aber wenn

-wohl thut,

auch

es

Konservenbüchsen zu beladen, so

die Sorge für die Verpflegung ganz

man

würde auch

wo man schläft, nicht deren Lande man reist, ärm-

zu den Orten,

dem

ist

es

Zufall

sich mit etwas Fleischextrakt

und


Das Hochland von Peru.

JA

versehen, und

'J'hee zu

zum Tröste

in

zu grossem

Ungemach

mit einigen

Flaschen Wein und einem feinen Branntwein irgend einer Benennung. Auch versäume man nicht, wenn man durch eine grössere Ortschaft

kommt, einen Vorrat von Brot und Zucker mitzunehmen, denn beide Endlich muss man Artikel sind in kleineren Dörfern nicht zu haben. sich immer hinreichend mit Kerzen versehen, denn gewöhnlich trifft

man

in

den Hütten keine andern Beleuchtungsapparate,

Büschel von Punagras, und es

ist

brennende

als

eine grosse Erleichterung,

in

schlaf-

losen Nächten Licht anzünden zu können. eines Nachtlagers darf sich der Reisende nicht sowohl

Wahl

Bei der

durch die Aussicht auf ein gutes als

lassen,

Da

Unterkommen

um

durch die Sorge

seinem eigenen Bett schläft,

er in

für sich selbst

bestimmen

hinreichendes Futter für seine ist

am Ende

es

'J'iere.

wo

gleichgültig,

einem Zimmer mit geweissten Wänden, oder in einem Winkel zwischen Haufen von Kartoffeln nnd Maiskolben, ein paar Tassen Thee können ihm im Notfall die Abendmahlzeit erer dasselbe

aufschlägt,

ob

in

wenn nur seine Tiere sich an Klee oder frischer Gerste satt denn von ihrem Wohlbefinden hängt ja die Fortsetzung Bleibt man in einem Dorfe, so ist seiner Reise am folgenden Tage ab. man gewöhnlich an einen der wohlhabenden Einwohner empfohlen; ist dies setzen,

fressen können,

nicht der Kall, findet

immer

das gelieferte einer Mahlzeit;

um

man beim

Pfarrer oder Ortsvorstande ab und Gewöhnlich nehmen die Leute nur für Futter Bezahlung, ärmere wohl auch für die Zubereitung

so steigt

willige

Aufnahme.

doch darf man eine solche nur mit Vorsicht anbieten,

Der

nicht zu verletzen.

heit desselben, sowie

Preis des Futters

ist je

nach der Beschaffen-

nach der Entfernung, aus welcher es herbeigeschafft

werden muss, verschieden, aber selten hoch, und dass die Reisekosten im ganzen

es ergiebt sich hieraus,

sehr massig sind.

Freilich

wird

dem

Reisenden auch nichts geboten, was eine höhere Vergütung verdiente.

Was

nicht

wenig dazu beiträgt,

den Reisenden mit so manchen

Mühsalen, Unbequemlichkeiten und Entbehrungen zu versöhnen, U'mstand, der

deshalb

besonders

hervorgehoben zu werden

ist

ein

verdient.

In einem dünnbevölkerten, auf weiten Strecken ganz fern

von der

um

seine Sicherheit

Person.

Auf den

Menschen, einzelnen

Civilisation

seien

es

nie

unbewohnten Lande, imd allem obrigkeitlichen Schutz, braucht er in

Sorge zu

einsamsten Treiber

Wanderern.

sein,

wenigstens nicht

Wegen begegnet

mit

Sorglosigkeit

empfohlen werden, eine Revolvertasche ständen eine nützliche Warnung, sollte

für

seine

friedfertigen

Herden von Lasttieren oder

ihren

Allzugrosse

nur

er

am

sie

Sattel

soll ist

damit

unter allen

nicht

Um-

auch nur ein Stück Käse und


Allgemeine Übersicht.

einen Schluck Cognac beherbergen;

Wegen nur einmal in Futterals, in dem seine Waffe weiten

gegen einen

sich

Angrifft

zu

ist in

eines

man

um

unver-

der Reisende selbst

als

und das Wegtreiben

die Eingeborenen,

für

nicht,

um einem

sondern

Weniger sicher

auf seinen

und zwar

zu lüften,

steckte,

ist

den Knopf des

Fin hübsches, gut genährtes Maultier

'l'iere.

Versuchung

aber der Verfasser

Lage gekommen,

die

verteidigen,

schämten Führer zu drohen. sind seine

j r

ist

eine

starke

solchen

eines

ihren Augen kein grösseres Vergehen, als bei uns das Schiessen Hasen auf fremdem Jagdgebiet. In futterarmen Gegenden muss die Tiere

Nachts

öfters

freilassen,

um

sich

selbst

etwas Gras zu

Der Reisende kann aber die Behütung getrost seinen Leuten überlassen so lässig sie auch sonst sein mögen, sind sie dann wachsam, denn der Schaden trifft sie selbst als Eigentümer, wenn ein Tier versuchen.

;

loren geht.

Aus dem Gesagten zu

Vergnügungsreisen

erhellt,

dass

gehören

Wanderungen

wie

der

in

Besuch

den Andes nicht

Hochund auch bei

europäischer

gebirge, sie sind weniger eine Erholung als eine Strapaze,

weniger beschwerlicher Ortsveränderung und besserer Verpflegung würde

man

sich

sagen

müssen,

dass die

schönheiten ihn nur massig für die

dem Reisenden gebotenen NaturMühe entschädigen, die er sich ge-

nommen, um sie kennen zu lernen. Bei aller Grossartigkeit einzelner Gegenden steht das peruanische Hochland in Hinsicht auf landschaftliche

Man

Schönheit unseren Alpen bei weitem nach.

gestalten zugleich mildert hebt.

welche

der Pflanzenwelt,

Liebliche

Es

fehlt die

die Strenge

vermisst überall das

der

erhabenen Berg-

und doch durch den Gegensatz auch wieder

Gliederung,

man

fühlt sich

bedrückt durch die un-

geheuren Massen, beengt

in

unwirtbaren Hochebenen.

Allerdings giebt es einzelne wunderbar schöne

Punkte,

wie

den

tiefen

von Yucay,

das Thal

Thälern und verlassen auf den

einst

der Lieblingsaufenthalt

der

peruanischen Könige; aber solche Kleinode machen die Schmucklosigkeit des (ranzen nur

die von

Baumwuchs

um

so fühlbarer.

Auch

die Thäler

am Ostabhang,

überreich bedeckt sind, haben trotz der Üppigkeit

ihrer Vegetation nichts Anmutendes. Sie machen nicht den Eindruck von Thälern, sondern von tiefen grünen Schluchten, wo man sich nicht

eingeladen sind

fühlt,

länger zu verweilen, oder gar

solche Thäler überhaupt

Provinz Yungas liegen

alle

kaum

besiedelt;

zu in

wohnen. der

In Peru

bolivianischen

Ortschaften hoch an den Bergen, unten

am

Boden wohnt nur das Fieber. Manche Küstenthäler, wie die von Ica, Huacho und Casma, haben trotz der vollständigen Kahlheit ihrer Wände mehr landschaftliche Reize als die der Sierra. Was aber das Hochland


Das Hochland von Peru.

jg

vor den (jegenden an der Küste

und am Ostabhang voraus

hat,

das

ist

Klima: die trockene, kühle, stärkende Luft,

welche kranke Menschen

und

Arbeitslust erhöht, daher

und

heilt

die alten

Gesunden

bei

lange

Inkas

vom Ostabhang

Man

nur aus einer

Vieh,

fern hielten.

seinem Vergnügen

zu

bestimmten

Lunge wieder

seine schwache will

immer

wird sich nach alledem nicht wundern,

daran denkt, stets

sich

Reich auf Gegenden des Hochlandes

ihr

Küstenländer ihrer Herrschaft unterwarfen,

erst spät die

beschränkten,

aber

die Arbeitskraft Zeit

wenn

Sierra zu

Veranlassung:

Peru niemand

reisen,

entweder

oder er

kräftigen,

in

will

sondern

jemand

geht in Geschäften,

Beamter oder sonstwie vom Staate geschickt.

er ist

der Verfasser,

die

oder Silberminen aufsuchen und bearbeiten,

Wolle kaufen,

oder endlich

in

nach

gemäss angab, dass

dem Zwecke

Reise

seiner

er die alten indianischen

befragt,

Wenn

der Wahrheit

Denkmäler und Bauwerke

aufzusuchen und kennen zu lernen wünsche, so wurde diese Antwort meist mit ungläubigem Lächeln aufgenommen, da es den guten Leuten

im Innern unbegreiflich schien, dass jemand sich ihrer

selbst

willen

für alte

ohne einen

könne,

interessieren

Mauern um

gewinnsüchtigen

Hintergedanken, nämlich die Aufsuchung verborgener Schätze. vergeblich so

nahm

gewesen wäre,

der Verfasser auch in

sich

Richtigkeit in

Abrede zu

stellen,

und Hess

es

und Messen von Winkeln bediente,

als

man

es ruhig geschehen, dass

seinen Taschenkompas, dessen er sich zur

die

Da

Vermutung zu widersprechen, der Regel nicht die Mühe, ihre

einer solchen

Bestimmung von Richtungen

dem

einen Talisman betrachtete,

geheime Kraft innewohne, den Ort anzudeuten, wo Gold vergraben

liegen sollte.

Im

der Peruaner

anzuschliessen,

jemand

übrigen

der Verfasser geneigt, sich der Meinung

ist

die

es

schwer

begreiflich

finden,

dass

sich zu einer Reise in die Sierra entschliessen könnte, bloss

um

und Schöne, das sich ihm darbot, mit 15ewunderung betrachtet, aber ohne Verlangen, es um denselben Preis an Zeit und Mühe noch einmal wiederzusehen; und ihre Schönheiten zu

sehen.

Er hat

nächst der Befriedigung die er fand, sind die

in

alles Grossartige

der Erreichung

seines Reisezwecks

Ereuden und Genüsse, die ihm seine Wanderungen sonst

noch brachten, ausgedrückt Süss

ist

in

dem

alten Spruch:

die Erinnerung an vergangenes

Ungemach.

Ehe wir zu diesen Wanderungen aufbrechen, lassen wir noch einige Bemerkungen über die Pflanzenwelt, der wir auf dem Wege begegnen werden, vorher gehen: keine botanische Übersicht, da eine solche nicht in

den Rahmen

dieses

Buches

passen

würde,

auch

eine Aufzählung


Allgemeine Übersicht.

17

Namen, mit denen der Leser kein Bild zu verbinden verihn nur ermüden würde, ohne ihm Belehrung zu bringen,

trockener

möchte,

sondern nur Notizen über einige Gewächse, die

Regionen charakteristisch

sind,

die verschiedenen

für

dem Beobachter

die

bald

solche

als

jedem Aufstieg mit Bedauern verschwinden sieht, und immer wieder mit Freuden begrüsst, wenn sich sein Pfad von kalten Höhen zu wärmeren Gegenden hinabsenkt. Da man gewöhnlich in die er bei

auffallen,

einem der Thäler zum Hochland

hinaufsteigt,

so

sieht

man

sich

zu-

nächst von der Küstenvegetation umgeben, und wir knüpfen daher an

das an, was im zweiten Bande über dieselbe angeführt wurde.

Von Baumarten verschwinden

zuerst

die

minosen, der Algorrobo (Prosopis dulcis) und punctata).

Bäume

mit knorrigem

gewölbten Kronen; anderer

häufiger

Stamm und

weit ausgebreiteten, flach-

dagegen wird bei einiger Erhebung ein

Baum, der Molli oder Pfefiferbaum (Schinus wegen des würzigen Geruchs, den seine zwischen Er erinnert durch seinen

den Fingern geriebenen Blättchen verbreiten. runzeligen

Stamm und

Trauerweide.

unsere

Humboldtii)

dünnen Zweige an peruanische Weide ziemlich hohe in

seine lang herabhängenden

Die

feinblättrige

begleitet

Gegenden, doch nimmt ab, ihr

Legu-

feingefiederter

Molle), so genannt

(Salix

feingefiederten

der Guarango (Acacia

sie

Wuchs wird mehr

den

eigentliche

Reisenden

bis

an Höhe und Üppigkeit der Laubentwicklung

kerzenartig.

Sie wird jetzt ersetzt durch eine

Baum, der unserer Erle sehr ähnlich ansehnliche Höhe erreicht, und dessen Stamm beim Brücken-

Erlenart (Alnus acuminata), ein eine

ist,

bau benutzt wird.

Von den

Kulturpflanzen verschwindet das Zucker-

Höhe von 3500 Fuss, die Yuca schon früher, während zu 10000 Fuss Höhe gedeiht. Von Fruchtbäumen tragen

rohr auf einer

der Mais bis

Chirimoya (Anona Cherimolia), die Granadilla (Pasiflora

die

und

die

Banane (Musa paradisiaca)

allerdings

noch

aber nur in sehr geschützten Thälern, und dasselbe

bis zu

gilt

ligularis)

5000 Fuss,

vom Weinstock.

Dagegen gedeihen in solcher Höhe besser als an der Küste Apfel-> Birnen- und Pfirsichbäume. An den Bergwänden, die der künstlichen Bewässerung nicht zugänglich sind, erscheinen jetzt die Kakteen, und zwar die grössten Arten, der grosse Kerzenkaktus (Cereus giganteus) im

Lande Giganton, der grosse Riese genannt, der

einzeln,

ohne

alle

ästelung wie ein sechsseitiger borstiger Pfahl von 20 bis 30 Fuss

aus

dem öden

verästelte

Daneben Cereus-Arten (Fackeldisteln) und Gestein hervorragt.

Man wundert

sieht

man auch

einzelne

Ver-

Höhe

kleinere

igelartig

runde

woher diese Gewächse die zu ihrem Unterhalte nötige Feuchtigkeit ziehen, denn allerdings fallen in diesen

Mamillarien.

Middendorf, Peru

III.

sich,

2


Das Hochland von

i8

Peru.

Gegenden vom Oktober an schon einzelne Regenschauer, die sich von Zeit zu Zeit bis Ende März wiederholen, aber die übrigen Monate sind In diesen Gegenden ist auch der in unseren Cxärten als Ziertrocken. pflanze gezogene Heliotrop (Heliotropium peruvianum) zu Hause, sowie die

majus und

Nasturzie (Tropäolum

der Küste

Anstatt der an

minus).

wachsenden Datura-Arten, des krautartigen Stechapfels (Datura Strammonium) und des baumartigen Floripondio (Datura arborea) dessen grosse weisse, kelchartigen Blüten unter einer dicken Laubdecke hängen, trifft

man

andere baumförmige Art derselben Pflanzenfamilie,

jetzt eine

die Datura sanguinea, so genannt, weil die in ihrer

Form denen des

Flori-

Kommt man

pondio ganz ähnlichen Blüten von blutroter Farbe sind.

noch höher, so wird die Vegetation noch dürftiger, die Bäume seltener. Die fehlenden Wiesen und Rasenplätze werden ersetzt durch Felder von Luzernklee (Medicago sativa), in ganz Peru das beliebteste Futter für alle

Haustiere; auch Gerste säet

sie,

wenn

Halme Ähren

die

Was man in

zu demselben

Zweck und schneidet

angesetzt haben.

vermisst, sind unsere Nadelhölzer, überhaupt nadeltragende

Gewächse, welche ftnden,

man

weiten

in

Mexico die Höhen, auf denen wir uns hier be-

Gürteln

Auch

umziehen.

die

Eichenarten,

die

in

diesem Lande den Nadelbäumen vorhergehen, sucht man in Peru vergebens. Dagegen widerstehen drei Arten von Laubbäumen der Kälte

Höhe, wo schon niedere Gebüsche anfangen seltener zu werden. Der Sauco oder peruanische Hollunder (Sambucus peruviana) ist hinsichtlich der P^orm seiner Blätter und Blüten unserem einheimischen

in einer

ähnlich, als

nur grösser, denn er wächst sowohl

auch

als wirklicher

Hollunderbäumen

Baum, wie

besteht,

z.

B. die

wahre Riesen mit

Stämmen und dichtbelaubten Kronen, anderer

Baum

ist

als

der Kisuar

baumartiger Strauch

Alameda

die

alten,

einen

in

Kusko nur aus knorrigen

dicken,

Wald

bilden.

Ein

(budleja incana) ein hoher, meist einzeln

stehender Baum, mit schmalen, lanzettförmigen, dunklen festen Blättern, der von weitem einem Olivenbaum gleicht.

gegen

ist

verschnörkelten Zweigen, brauner glatter lederartig

Ein geselliger

Baum

da-

gekrümmtem Stamm und Rinde und Krone von ovalen,

der Kinuar (Polylepis racemosa) mit

festen

die Schneegrenze

Dieser

Blättern.

Baum

bildet

Wäldchen

bis

hart an

und umfasst die weissen Eisdecken mit einem dunkel-

grünen Saum. Gelangt

Leben graden.

man

jetzt

nicht ganz,

zum Kamm,

ist

Im Norden, wo

wöhnlichem

so fehlt auch dort das pflanzliche

aber ungleich nach den verschiedenen Breitedie

Gras bedeckt,

Kammhöhen im

tiefer liegen, sind sie

Süden dagegen,

wo

sie

mit ge-

15000 Fuss


tq

Allgemeine Übersicht.

von Punagras (Stipa Ichu) nicht bedeckt, sondern dünn bestanden, zwischen denen sich Ausbreitungen von Flechten hindurchwinden, von widrigem Anblick, wie kreisförmige fressende Geschwüre. Diese Gegend, die hohe Puna, ist erreichen, in

werden

einzahlen

sie

Büschehi

des Hochlands.

abschreckendste

die

man

Die

etwas

niedrigeren

wellen-

beim Übergang von einem Thal sind kommt, weniger unfreundlich. zum andern Dort wird die Grasförmigen Ebenen, über die

decke nicht selten durch

öfters

zierliche

Blümchen

belebt, Ausbreitungen

von

Saxifragen mit sternförmigen, verfilzten Wurzelblättern bilden Teppiche

von lederartiger Gentianen aus

ohne

Stiel

Rande

Festigkeit, hier

dem

scheinen

eines

und da blicken

blaue, rote

und weisse

Grase; grosse, gelbe strahlige Blüten von Kompositen

am Boden

schützenden

während

geheftet wie Ordenssterne,

Steins

wollige

Blüten an ihrem Stengel anschmiegen,

als

Anemonen

ihre

am

hängenden

wollten sie an ihrer eigenen

Hülle Schutz suchen. Steigt thäler,

so

man nun vom Kamm der Küstenkette hinab man deren Wände nicht so kahl wie

findet

in die

Hoch-

die des West-

abhanges, denn hier wird durch die regelmässig wiederkehrende Regenzeit die Vegetation, wenn auch nicht frisch, doch am Leben erhalten. Wir erblicken zunächst wieder die Bäume, von denen wir eben erst Abschied genommen, den Kinuar, Kisuar, den Hollunder und die Erlen, die wir jetzt schon als Bekannte begrüssen, dann folgen Klee-

und Gerstenfelder, Kartofteln, Quinoa, Mais, die europäischen Fruchtbäume. Die Bergwände bringen neue Formen, sie sind mit Büschen und dazwischen mit einzeln stehenden Bäumen bewachsen. Der auffallendste derselben ist der Pati (Bombax discolor) aus der FamiHe der Bombaceen, ein Baum von massiger Höhe, dickem, grauweissem Stamm und eben solchen weitausgebreiteten Ästen mit runder Krone von grossblättrigem Laube. Zwischen diesen Bäumen wachsen Bromelien mit kurzem höckerigen schwärzlichem Stamm und einem dichten Büschel von harten, bandartigen, an den Rändern mit scharfen Zacken be-

waffneten Blättern. stehen

dickblättrige

Untermischt mit ihnen, aber nicht ganz so häufig, Wurzelstauden

von Agaven,

sonst Aloe genannt.

Während die Bromelien nur eine kurze Blütenrispe treiben, senden die Agaven ihre Blumenstengel 20—30 Fuss hoch empor, und zuweilen sieht man eine Bergwand wie mit schlanken Kerzen übersäet, deren dünne Endzweige Blütenpyramiden bilden. In den schon tiefer liegenden Gegenden ist der Boden der Thäler das eigentliche Heimatsland der Kakteen. Man sieht dort allerdings am Westabhang als ersten Vertreter

nicht

den Riesenkaktus, den wir

seiner Familie angetroffen haben,


Das Hochland von Peru.

20

aber andere Cereus-Arten sind dafür

um

Weniger hoch,

so häufiger.

aber vielfach in kantige Stachelträger verästelt, stehen

sie dicht

wie ein

Buschwald, während an anderen Orten die grosslappigen Opuntien, die

den Cochenillewanzen zum Aufenthalt dienen, noch undurchdringlichere dornige Dickichte bilden.

Aber neben diesen unsympathischen zeigt das Pflanzenreich auch Die Blumen mehren sich, sowohl an krautartigen

anmutigere Vertreter.

Gewächsen

als

an Sträuchern.

oder Inkablume (Cantuta

Zu den schönsten gehören die Cantut von glänzendem Rot in üppigem

buxifolia)

Buschlaub, die Curupita (Pacsonia speciosa), eine Schlingpflanze, die sich

und um Bäume windet und deren Blätterkronen mit

durch Sträuche

schimmernden Blüten schmückt; auch mehrere Salbeiarten besagita), so genannt wegen

grossen,

merkt man, darunter den Königssalbei (Salvia seiner

gegnen

Von Fruchtbäumen

prächtigen Rispe von blauen Blumen. wir, als

der Chirimoya, Granathecken,

dem Paltabaum

der Schlingpflanze der Granadilla (Passiflora

Pflanzungen

be-

Bekannten vom Westabhang, den baumartigen Sträuchen

von Zuckerrohr und

(Persea gratissima) und

ligularis),

dann erscheinen

noch

weiter

unten

aus einem der Thäler hinauf zu den

Höhen

endlich

folgen

Cacaowäldchen.

man nun wieder

Steigt

der in

östlichen Kette,

umgekehrter Weise

Kammes

so wechselt das

wie

landschaftliche Bild allmählich

beim Abstieg und auch

die Pflanzen

des

Höhe sobald man

sind noch ungefähr dieselben wie die früher auf gleicher

Aber eine gänzliche Veränderung

angetroft'enen.

tritt

ein,

dem Ostabhang anlangt, und man begreift alsbald den Grund, wenn man z. B. von dem heissen und trockenen Thale des Maranon aus

auf

dessen rechtseitige l'halwand, nämlich die Cordillera central erklommen hat

und

Man

seinen

BHck über

die

östlichen

Gegenden schweifen

lässt.

dann an verschiedenen Orten zugleich Regenschauer niedergehen, und bald wird man durch eine schwarze, heranziehende Wolke daran erinnert, den wasserdichten Mantel, der bisher unbenutzt am Sattel gehangen hatte, in Bereitschaft zu setzen. Anfangs macht sich sieht

die vermehrte Feuchtigkeit des

Klimas nur durch grössere Frische und

Dichtheit des Graswuchses bemerklich, aber bald

von Büschen, dann von Bäumen. heisst Ceja

Bäume

sind

de

la

Montaiia

anfangs

niedrig,

die

kommt Wald,

zuerst

Diese Gegend (von 8000—4500 Fuss)

Augenbraue der Waldregion.

beinahe

strauchartig,

stehen

Die

aber sehr

und bilden verfilzte Dickichte. Sie gehören meist zu der FaraiUe der Ericaceen und haben kleine, dicke lederartige Blätter. Schon hier sind ihre dünnen Stämme und Zweige mit Schmarotzergewächsen bedicht


Alleemeine Übersicht.

deckt.

tiefer

Je

man kommt, um

mehr so

stehen nicht

21

so höher werden

die

Am

werden immer zahlreicher. und Tilandsien.

auf ihnen eingenistet haben,

vertreten sind unter diesen die Orchideen

man

dieser letzteren sieht

Asten,

in

Bäume;

einander, aber die Parasiten,

dicht bei

die

sie

sich

meisten

Einige Arten

Gruppen und Reihen auf den grösseren sitzen, und die schlanken

besonders auf ihren Teikmgsstellen

Blütenrispen erheben sich aus den Büscheln der Fussblätter wie Kerzen

an

einem

andere

Eine

Christbaum.

Tilandsia

ist

die

moosartige

(Tilandsia usneodes), welche besonders freier stehende, grössere

Bäume

zu ihrem Wohnplatze erwählt, und deren graue, flechtenartig herabhängende

Rankenmassen das Wachstum ihres Nährbaumes beinahe ersticken. Der Reichtum und die Mannigfaltigkeit in den tieferen Gegenden der Ceja

ist

ausserordentlich.

baumes und der Coca. von

vorzüglicher

4000 Fuss,

in

Diese Region

ist

das Heimatland des China-

Hier gedeiht der Kaflfeebaum und giebt Früchte

Güte.

Noch

reicher

wird

die

Vegetation

unter

der eigentlichen Montana, deren Wälder viele Nutzhölzer

von ausnehmend schöner Maserung, an würzigen Früchten den Cacao, verwendete Samen

die Ananas,

Vanilla

und

und Rinden

liefern,

sowie viele der schönsten Blumen,

viele

in

Gewächshäusern crezogen werden.

der Arzneikunst

die in unsern


I.

Das Hochland von

Mittel Peru. -

Reise über die Cordillera negra, die Ccrdillera blanca nach

Huänuco und

dem Cerro de Pasco. Caraz.

Der Anfang dieser Reise, die im Jahre 1886 unternommen wurde, im zweiten Bande dieses Werkes beim Besuche der Thäler des Santa und Nepena beschrieben worden. Nachdem die Tiere, die ist

bereits

mir ein Freund und späterer Reisegefährte aus

dem Innern zu schicken angekommen waren, reiste ich am 17. Mai vom Hafen Chimbote ab, blieb die erste Nacht auf dem Gute San Antonio im Thale Nepena, und brachte die zweite unter dem Dache des freundlichen Pfarrers Plaza in Moro zu, der eine Reise nach Lima, versprochen

an

hatte,

der Küste

zu der er sich eben anschickte,

freundschaft zu erfüllen.

Am

verschob,

um

die Pflichten der Gast-

Morgen, nachdem der würdige Mann mir

die Merkwürdigkeit der (regend gezeigt, nämlich die

befestigten Lagers, bestand er darauf,

Ruine eines alten

mir noch ein Stück Weges das

Geleit zu geben, damit ich mich nicht verirrte, wie er sagte, worauf ich

ihm nochmals herzlich dankte und wir beide uns gegenseitig eine glückliche Reise

An

Weg

das

'J'hal,

um

Bergwand,

wenden.

wünschten.

der Stelle,

wo

sich der Pfarrer verabschiedet hatte, verliess der

das dort eine grosse sich

Das Thal,

auf der in

Krümmung

anderen Seite

welches

man

macht, und erstieg eine

sogleich wieder

so gelangt, heisst Laria,

hinabzuist

aber

nicht das Bett eines anderen Flusses, sondern immer desselben Nepena, der unter verschiedenem Namen die Thäler von Moro, Matucachi und

San Jacinto bewässert.

Das Thal Laria beginnt bald bedeutend enger Es enthält keine Ortschaft, sondern nur einzelne, am Wege stehende ärmliche Häuschen mit schlechten Adobewänden und Dächern zu werden.


Caraz.

2 7.

von Rohr, unter denen die Leute mit ihren Haustieren zusammen leben.

Der

Weg

schlecht,

ist

grossen Steinblöcken.

führt oft durch Wasser und immer zwischen Der Pfarrer Plaza hatte mir das Haus eines

Mannes namens Nicanor Lucar woselbst

empfohlen,

zum Übernachten

das geeignetste

als

nach Anbruch der Dunkelheit anlangte.

ich

Es

lag ziemlich

hoch über der Thalsohle, wahrscheinlich zum Schutz gegen

das Fieber,

welches hier sehr bösartig auftreten

und

nicht zu Hause,

nehmen.

die Frau

und wurde

Sie taute aber auf

gefälliger,

als

Thees schenkte, worüber sie sichtlich ganze Thal unterhalb des Hauses war mit Weinreben Teil meines

Wein

in Laria gekelterte

bedauerte

die

steht

mir

Frau,

in

nicht

Der Mann war

soll.

anfangs nicht willig mich aufzu-

schien

gutem Ruf.

einen

ihr

Das und der

bepflanzt,

Als ich dies erwähnte,

Flaschen,

einige

ich

erfreut war.

die

zu

ich

wünschte, ablassen zu können, denn im vergangenen Jahr

sei

kaufen

das Thal

von einer seltsamen Plage heimgesucht worden. Zur Zeit der TraubenTausende von Mäusen oder Ratten erschienen,

reife seien plötzlich viele

binnen kurzem

die

alle

Weinbeeren

sie

genommen, durch

die im

vertilgt

man habe

Tiere weiter gewandert, und

den,

welchen

Es waren fünf Kinder im Hause,

Der

älteste

seien

Weges,

Ein Glas ihres Weins gab mir die Frau zu kosten,

können.

Fieber.

Dann

die

den

Sande liegenden Umgekommenen verfolgen

ihn jedoch weniger gut als hatte.

hätten.

die Richtung des

Sohn war

ich

ich fand

von Moro mitgebracht

und abgemagert vom Mensch von sechzehn Jahren,

alle blass

ein junger

von bescheidenen und feinen Manieren, umhin konnte zu denken, wie anders sich ein junger deutscher Bauernsohn an seiner Stelle benommen haben würde, und wie sehr die peruanischen Küstenbewohner in Hinsicht auf Umgangsformen der niederen Volksklasse in unserm Lande überlegen sind. In Laria schlug ich zum ersten Male mein Feldbett zwischen leeren Weinkrügen auf und schlief gut. Am Morgen brachen wir bei Zeiten auf und begannen jetzt, wiewohl wir noch im Thale blieben, den Aufstieg der Cordillera negra. in fast zerlumpter Kleidung, aber

so dass ich nicht

Die bisher kahlen Berghöhen fingen kleiden, allerdings nur kleine

aber

alles

frisch,

an

sich

mit Vegetation zu be-

Büsche und dazwischen stehende Kräuter,

denn die Regenzeit war eben

erst

vorüber:

überall

blühende Sträucher und Pflanzen, Blütendiift und Vogelgesang wie bei uns im Frühling;

waren schlecht, Schluchten

Stunden

Aber die Wege hebend und senkend, in

dabei kühle und doch milde Luft.

immer an Bergwänden

hineinkriechend

nach Mittag kam

und ich

sich in

sich

wieder

herauswindend.

Pampa Romas

an,

Zwei

einer Ortschaft


Das Hochland von

24

meinem Nachtlager

sechs Leguas von

Indianerdorf,

elendes

Häuser

dessen

Mittel-Peru.

entfernt.

bereits

Pampa Romas die

Bauart

ist

der

ein

Sierra

Adobes mit kleinen Thüren, ohne Die Ramadas oder offenen und meist mit .Stroh gedeckt. Verandas, die man vor jedem Hause der Küste sieht, und wo die Leute am Tage leben, sind in der Sierra nicht mehr gebräuchlich, denn es

zeigen: kleine viereckige Hütten aus

Fenster

um

häusliche Geschäfte im Freien zu verrichten.

Der von Schluchten begrenzten Abhang, etwa iiooo Fuss über dem Meere. Meine Absicht war gewesen, an ist

dort zu kalt,

Ort

liegt

auf einem abschüssigen,

diesem Tage noch bis zu

dem

Silberbergwerk eines mir

befreundeten

Aber der Arriero mit dem Gepäck war zurückgemusste auf ihn warten. Ich machte also einen Spazier-

Schotten zu reiten. blieben und ich

gang

einem Bergvorsprung, von wo aus man das Thal übersah,

bis zu

sowie den ganzen zurückgelegten

und Chimbotte.

dem

Blicke

Avie

ein

Mann

bis zu

hoher blauer Wall.

Führer ankam und daher zu

da der

Weg

Das Meer, von da oben spät,

um

den Häfen von Samanco

betrachtet,

Es war 4 Uhr, bevor mein reiten, besonders

noch weiter zu

über die Lage der Mine nicht im

Ich begab mich also Selbstverständliches

erhob sich vor

klaren zu sein schien.

zum Hause des Gobernadors, der mir als etwas seine Wohnung zum Nachtquartier anbot. Ich

schlug mein Lager zwischen Kartoffelhaufen auf, hatte aber wenig Ruhe,

denn

ich litt in der Nacht an Kopfschmerz und Herzklopfen. Als sich auch Frösteln und Rückenschmerz einstellte, glaubte ich mir in Laria

einen Anfall von Wechselfieber zugezogen zu haben, allein alles erwies sich später als ein

iiooQ Fuss über

Am

Anfang der Höhenkrankheit, wiewohl der Ort kaum

dem Meere

liegt.

nächsten Morgen folgten wir nicht mehr

nach dem

Kamm

am Abhänge

hin,

hinführt,

dem Wege,

der gerade

sondern wendeten uns nach rechts,

kleine Schluchten

ritten

kreuzend, bis wir Nachmittags in

C-ajabamba ankamen (kaka-pampa, der Felsenplatz) wo sich das Wohnhaus und Ingenio der Mine befand, die ich besuchen wollte. Ingenio wutI die Anlage genannt, wo die Erze gesondert und aufbereitet werden, entweder bloss gemahlen und

oder auch geröstet,

zum Versandt

in

Säcke

gefüllt,

und zur Amalgamierung vorbereitet. Cajabamba liegt ungefähr 13000 Fuss hoch, der Eingang zur Mine aber noch 1000 Fuss höher. Der Name derselben, Collquepocro, besagt, was dort gefunden wird, denn Colkiue bedeutet in der Keshua-Sprache Silber und pocro einen Schacht, also Collque-pocro Silbergrube. Der Besitzer, em Schotte Namens Bryson, mit dem ich von Lima her befreundet war, empfing micli überrascht und erfreut, und seine Freude war gewiss


Caraz.

denn

aufrichtig,

2

solcher Abgeschiedenheit und Einsamkeit

in

Besuch willkommen, wenn es nicht

ein Gläubiger

ist.

ist

C

jeder

Mein Wirt wies gebauten neuen

mir ein freundliches Zimmer in seinem eben erst Hause an, indem er mit Befriedigung bemerkte, dass er es selbst gemalt und tapeziert habe. So gut ich mich bei dem ehrlichen Schotten aufgehoben fühlte, konnte ich doch während meines zweitägigen Aufenthaks seiner Gastfreundschaft nicht froh werden, denn ich litt fortwährend an der Höhenkrankheit. Das Unwohlsein, das bereits in Pampa-Romas angefangen hatte, wurde hier noch lästiger. Atem-

Silberbergwerk Collque-pocro,

beschwerden, Herzklopfen, Kopf- und Gliederschmerzen, nahmen dings nicht zu, allein ich hatte Fieberbewegungen, war schlaflos,

aller-

ver-

mochte nichts zu geniessen und fühlte mich matt. Diese Beschwerden, von denen die meisten Menschen befallen werden, und von denen auch Tiere nicht verschont bleiben, die in niederen Gegenden zu leben ge-

wohnt sind und

in

höhere versetzt werden, haben wie bekannt, wesent-

Grund

in

der Verdünnung der Luft

lich ihren

noch

nicht

erklärte

Ursachen

mitzuwirken,

nicht überall gleichmässig in derselben

an manchen Orten fühlbarer,

in

Folge der Verminderung

Es scheinen dabei aber auch andere,

des athmosphärischen Drucks.

als

Höhe

an anderen.

denn auf,

die

Krankheit

tritt

sondern macht sich

Bei meiner ersten Reise


Da? Hochland von Mittel-Peru.

2^

Über die Cordillera hatte ich Gelegenheit, mich an mir selbst von dieser Auf einer Fahrt mit einem SonderUnregelmässigkeit zu überzeugen.

zuge von Areguipa nach Puno hielten wir bei der Station Huincocaya auf der

Kammhöhe, um

die

Maschine Wasser einnehmen zu

lassen.

und nahm mit Appetit am Als wir dann am Nachmittag in Puno angelangt Frühstück Teil. waren und uns im Gasthause zu Tisch gesetzt hatten, wurde ich plötzDie lich durch L'mvohlsein gezwungen den Speisesaal zu verlassen. Krankheit, von der ich bei 15000 Fuss frei geblieben war, befiel mich Auf der Rückfahrt am folgenden Tage, also erst 3000 Fuss tiefer. wollte ich die Schwefelquellen von Yura besuchen, die nur 9000 Fuss hoch liegen. Allein schon nach wenigen Schritten war ich ausser Athem und nicht im Stande weiter zu gehen, während mir die Nase zu bluten Ich stieg aus, fühlte mich vollkommen wohl

begann.

Ich glaubte ernstlich krank zu sein, allein eine Stunde später,

noch ehe wir nach Areguipa zurückkamen, fühlte ich mich wieder ganz In Peru herrscht von Alters her beim Volke die Meinung, dass wohl.

vom Vorhandensein von Erzgängen im Boden

diese Verschiedenheit

herrühre, und diese Ansicht

den

findet sich in

Soroche und Veta ausgedrückt; denn Soroche sprache des Keshuaworts Sorojchi

und Veta

kies bedeutet, bei der fiuss,

der Krankheit,

eine verdorbene Aus-

Sorochtschi) welches Schwefel-

(spr.

Was

das spanische Wort für Erzader.

ist

Beobachtung meines

Cajabamba

Falls in

auftiel,

mir

war. der Ein-

An

den das Sonnenlicht auf mein Befinden auszuüben schien.

beiden Morgen

trat

nach schlecht zugebrachten Nächten Besserung

sobald die Sonne über den

am

Als ich hatte

Namen

ist

und

in

24.

erschien

und das Zimmer beleuchtete.

mich von meinem schottischen Freund verabschiedet

den Hof

schwarzes Maultier

Höhen

ein,

für

trat,

mich

um

aufzusteigen,

gesattelt

fand

ein

ich

grosses

meines kleinen rotgrauen.

statt

Herr Hryson hatte von den Mucken meines kopfscheuen Tieres gehört

und

versicherte, auf einer so unzuverlässigen

den Pass hinunter Ich

nahm

sein

später, dass der

reiten lassen,

freundliches

zu können.

gebrochen waren,

dankbar an,

Anerbieten

Mann hatte, um

Eine Stunde,

langten wir auf

...

schmalen Kammes,

Seiten gewährt.

Das

Bild,

er

mich nicht

fand

die Schwierigkeiten

indessen

des Weges

mir noch eine Aufmerksamkeit

nachdem

dem

wir von

Cajabamba

Passe Chacay an.

Hohlweg zwischen Bergwänden, sondern senkung des

Mula könne

einige Stellen seien zu gefährlich.

liebenswürdige

absichtlich etwas übertrieben

erzeigen

denn

ist

auf-

kein

eine flache sattelförmige Ein-

die eine

das sich hier

Es

freie

Aussicht

dem Beschauer

nach beiden darbietet,

ist

*

das grossartigste mi ganzen peruanischen Hochland.

Auch wenn man


Caraz.

auf das,

was man

sehen

Überwältigendes und

man

vorbereitet

soll,

aus welchem

Man

Andes von

livianischen

einer

Ebene

bei

dem An-

sieht sie nicht wie die bo-

die durch

aus,

die Gipfel niedriger erscheinen lässt, sondern

man

Höhe

ihre eigene

hat sie vor sich wie

von der Wengern-Alp aus die Jungfrau, vom Grunde des Thals den Spitzen einen ununterbrochenen Anstieg von 15 000 Fuss. Der Boden des Santathales

liegt

Thal

langer Reihe die Schnee-

in

man

weissen Kette erheben, und

gipfel der

wie

blickt vor sich in das tiefe

gegenüber

sich

der Anblick etwas

hat

ist,

inneres Zittern

ein

fühlt

hören einer ergreifenden Musik. des Santa,

27

etwa 6500 Fuss

bis zu

tiefer als die

fünf Leguas

Pass-

gerechnet.

und der Abstieg nach Caraz wird zu von oben die Häuser der Stadt, natürlich winzig klein, aber Der Weg ist nicht deutlich am linken Rande des Aussichtsbildes. schlecht, nur öfters etwas steil, auch ist der Boden nicht felsig, sondern besteht meist aus rötlicher Erde und Geröll. Die zu Tage tretenden Thonschieferlagen stehen oft senkrecht und behalten nach dem Thale höhe,

Man

sieht

zu stets dieselbe Richtung, woraus sich entnehmen richtung

negra erfolgt

und

dass

ist,

die

dass die Auf-

sondern unter der gegenüberliegenden weissen Kette,

Thalspalte

Wassers entstanden in

lässt,

Lagen nicht durch eine Gewalt unter der Cordillera

dieser

einem ziemlich

des

durch

Santa

tiefen Einschnitt,

in

man hoch oben am Wege

Wirkung fliessenden man den Fluss

die

Im Thale angekommen,

ist.

erblickt

einer Rinne desselben Alluvial-

Dass die Bergwände bis hoch hinauf aus angeschwemmtem Erdreich bestehen, scheint anzudeuten,

bodens, den

bemerkt.

dass angestaute Gewässer anfangs einen See bildeten, welcher die Thalschlucht ausfüllte, bis sich das Wasser einen Durchbruch bahnte. überschreitet den Fluss auf einer alsbald zu den ersten

am

Brücke von Baumstämmen und

Häusern der

Stadt, die auf leicht

Fusse der rechtseitigen Berge

steigendem Grund

liegt.

Caraz, Hauptstadt der Provinz Huailas ist

Man

gelangt

und

Sitz eines Subpräfekten,

ein Ort, dessen Anblick an gewisse italienische Landstädte erinnert.

einen Oberstock, sind wegen des hier schon Regens mit Hohlziegeln gedeckt, und stehen an engen schlecht gepflasterten Strassen. Die Zahl der Einwohner wird zu 6000 angegeben. Sie sind vorwiegend Mestizen, von denen die wohl-

Die Häuser haben

alle

reichlicher fallenden

habenderen

während

kleine

Landbesitzer

die ärmere Bevölkerung

beschäftigt, Ponchos,

sichtsbildung

ist

sind

oder

sich mit

Silberminen

Weben

bearbeiten,

grober Wollenstoffe

Decken und kleine Teppiche anfertigt. Die Geman sieht unter den braunen Mädchen

ansprechend,

und Frauen einzelne ganz hübsche.

Caraz

liegt

2240 Meter über

dem


Das Hochland von

28

Meere und hat von genehmste KHma,

Mittel-Peru.

oberen Santathales

allen Ortschaften des

das an-

wiewohl nicht ein gleichmässiges, denn in der Regen-

wehen zuweilen kalte Winde vom Gebirge her. Vom Fieber haben die Bewohner wenig zu leiden, öfters jedoch, wenn sie mit dem Genüsse des Wassers nicht vorsichtig sind, von der Warzenkrankheit, von welcher im ersten Teile dieses Werkes gehandelt worden ist. Das Trinkwasser der Stadt wird durch eine Leitung aus dem Fluss LluUan entnommen,

zeit

der

in

der Stadt

geringer Entfernung unterhalb

aber ausserdem trinkt

Puquio genannt. der Quelle

man auch

andern Rat zu

den Santa mündet, andere das

halten das Wasser der Leitung,

Manche

daher

für sicherer,

in

aus einer Quelle im oberen Stadtteil,

ich,

um meine Meinung

erteilen wusste, als den,

befragt,

keinen

weder das eine noch das andere

Wasser ungekocht zu trinken. Mit einer Empfehlung des Besitzers von Collquepocro versehen, seines Gevattersmannes Mariano Menaya, ritt ich in Caraz zum Hause Er war gleich seinem schottischen Com-

aufnahm.

der mich gastlich

die

padre Besitzer einer Silbergrube,

kommen

abwarf,

ihm zur

daher er ein gut gebautes,

Zeit ein reichliches Ein-

mit besseren Möbeln ein-

Haus bewohnte. Behaglich kann man die Wohnungen im Innern selten nennen, denn der Sinn dafür fehlt den Leuten in der Am Morgen nach Sierra noch mehr als den Bewohnern der Küste. gerichtetes

meiner Ankunft lud mich mein Wirt teil

zu nehmen.

bearbeiteten,

Gesetz

verliert

selbe eine

Es handelte

sich

ein,

um

an einer kleinen Festlichkeit

die Besitzergreifung

einer einst

jetzt herrenlosen Mine, denn nach peruanischem jemand das Besitzrecht eines Bergwerkes, wenn er das-

aber

gewisse Zeit

lang

zahlreicher (Gesellschaft an

nicht bearbeitet.

der

linkseitigen

Wir

in ziemlich

ritten

Thalwand hinauf

bis

zum

Eingang der Grube, woselbst von einem Notar dem Bewerber das Recht der Bearbeitung zugesprochen und das Protokoll von den Anwesenden als

Zeugen unterzeichnet wurde.

folgenden Zecherei, wobei

Die

J'estlichkeit

dem Branntwein

bestand

in

der daraut

stehend aber sehr reichlich

zugesprochen wurde, so dass der Heimritt der stark angeheiterten Gesellschaft sehr

lärmend war.

geselligen Kreisen

in

Caraz,

Die Unterhaltung drehte sich wie

um

die Aussichten

Gruben, die früher erzielten Ausbeuten, (la ley)

dieser

in allen

und anderer

Art und Silbergehalt der Erze

und die davon abhängige Transportfähigkeit

bis

an die Küste;

denn im Thale selbst werden keine Erze verhüttet. Mich interessierte dieser Ausflug, da er mir Gelegenheit

bot,

die

Die charakteristischen Pflanzen sind die Agaven und baumartigen Kakteen, von denen die meisten der

Vegetation des Thals

zu beobachten.


Caraz.

Familie Cereiis angehören.

Höhe schon

dieser

wachsen

hier

29

Der Riesenkaktus (Cereus peruvianiis) ist in unten im Thale sieht man ihn häufiger,

selten, weiter

Cereusarten, ganz ansehnliche

verästelte

vielfach

mit dicken Stämmen, die sehr

alt

und deren

zu werden scheinen

Bäume stach-

Zweige mit Moosen, Flechten und andren Parasiten dicht bedeckt

lige

Von den Agaven

sind.

ist

die verbreitetste die

Agave americana, deren

mächtige graugrüne Wurzelblätter sieben bis acht Fuss lang werden,

am

Stocke über drei Zoll dick sind und enorme Stauden bilden, aus denen

wenn die Zeit ihrer Höhe erhebt und einen Baum Blüten trägt. Das Wachstum sich dann,

seiner

Höhe

Blüte

kommt,

bildet, der

ein Schaft

von 30

— 40 Fuss

traubenförmige Büschel gelber

dieses Blütenstammes

ist

in

Anbetracht

ausserordentlich rasch, aber nach dieser erstaunlichen An-

ist die Pflanze auch vollkommen erschöpft und Das Verbreitungsgebiet dieser Agaven-Art ist sehr gross, man noch auf 13,000 Fuss Höhe. Ihre Wurzelstauden werden viel-

strengung ihrer Kräfte stirbt ab.

findet sie

von Grundstücken,

Einzäunungen Wegerändern benutzt;

die Blätter, in

geweicht, liefern

aber grobe Fasern

fach zu

Stricken

feste,

sowie zur Befestigung von

Wasser gelegt und lange

und Matten benutzt werden.

(pita),

Zeit auf-

die zur Anfertigung von

Zur Bereitung gegorener Ge-

wie in Mexiko des Pulque, wird der Saft der Agaven in Peru

tränke,

nicht verwendet.

Am

Nachmittag führte mich Seiior Menaya zu der Merkwürdigkeit

der Stadt:

den Ruinen einer

alten Festung,

Tumscha

die nach der Ansicht meines Wirts aus der Inkazeit

kaika^) genannt,

herstammen

sollte.

Wir hatten nicht weit zu gehen, denn gleich oberhalb der letzten Häuser gelangt man zu einem Hügel, den man von weitem her für eine natür-

Erhebung des Bodens hält, der sich aber als ein ungeheurer Haufen von unbehauenen und einzeln behauenen Granitsteinen erweist,, in welchen kein Mauerrest und kein Grundriss mehr zu erkennen ist. Ein alter unterirdischer Gang mit daran stossenden Gemächern, der dort liche

vorhanden gewesen

sein

soll,

ist

diese Burg schwerlich erbaut,

geblieben sein.

Wahrscheinlich

zwar von Grund aus.

jetzt

denn ist

verschüttet;

von den Inkas war

würde mehr davon stehen von ihnen zerstört worden und

sonst sie

Dasselbe Schicksal scheint auch die übrigen alten

Bauten im Santathale getroffen zu haben, daher die archäologische Aus-

^)

Caraz:

Die Bedeutung des Namens

ist

nicht klar,

Mark, das Innere eines Gegenstandes.

Tumscha

Kaikay

ist

heisst

sprache, welches betäuben, lähmen bedeutet, also Tumscha-kaikaj, das erschütternde.

im Dialekt von

ein Zeitwort

der Keshua-

Mark lähmende,,


Das Hochland von

,Q daselbst

beute

sehr gering

Mittel-Peru.

Wir erinnern hierbei an

ist.

was

das,

in

dieser Beziehung beim Besuch des Tempels von Mojeque im Thale von Casma bemerkt wurde und werden später Gelegenheit haben, darauf

zurückzukommen.

Den Abend

brachte ich damit zu, mit Hilfe meines Wirts und einiger

Gegend gesprochenen Dialekt zu Bewohner Mestizen sind, wird machen. In Caraz, von allen verstanden; die gesprochen und spanisch von den meisten im Thale bedienen sich Ortschaften kleineren der indianischen Bewohner seiner Leute Notizen über den

wo

in

der

die Mehrzahl der

ihrem Verkehr unter einander bloss der Keshuasprache, aber eines von dem in Kusko gebräuchlichen sehr abweichenden Dialekts, auch haben

in

Menge

sie eine

eigener Worte,

die wahrscheinlich

aus

einer

früheren

einheimischen Mundart herstammen.

auf,

Nach zweitägigem angenehmem Aufenthalt in Caraz brach ich wieder um mit einem Freunde aus Lima zusammenzutreffen, mit dem ich

mich verabredet

Mein

hatte,

die übrige Reise gemeinschaftlich

zu machen.

künftiger Reisegefährte hielt sich zur Zeit in Tarica auf,

einem

Silberbergwerk, welches von Caraz aus hinter der Cordillera blanca, d. h. dem I>eser die Richtung des Weges zu veran ihrer Ostseite liegt.

Um

gegenwärtigen, den ich einschlagen musste,

um

dahin zu gelangen,

er-

innere ich an das, was in den allgemeinen Notizen über die Teilung des (;ebirges

auf der Hochtafel des Cerro de Pasco bemerkt wurde.

Es

Ketten nach Norden: die östHche, die mittwird Cordillera negra Die letztere schwarze. und weisse die lere, dessen von weisse Hauptkette die zugleich und durchbrochen, vom Santa Nebenflüssen Manta und Tablachaca. Durch den Einschnitt des oberen ziehen von dort

aus:

vier

dieser beiden Flüsse, des Manta, musste ich jetzt das untere

Cordillera blanca

umgehen,

um

Ende der

auf deren hintere Seite zu gelangen.

befand ich mich zwischen der weissen und schwarzen Kette, mein Weg lag also zunächst noch eine Strecke abwärts im Thale, Hier

in

Caraz

Er und San Matu führt an der linken Seite des Flusses, berührt die Orte Diego und beginnt dann sich zu heben, bis er nach einem langen Anstieg auf einem weit ins Thal vortretenden Bergrücken ankommt, von

um

dasselbe dann zu verlassen und sich nach rechts zu wenden.

das Thal von Huailas hinabsieht, ein kurzes, aber weites Nebenthal des Santa. Der Blick ist von überraschender Schönheit: ein lachendes Gefilde auf der einen Seite, auf der andern des Santa eine düstere Kluft von senkrechten Felsen, und über dem dunklen Berg-

wo

aus

man

in

rücken die glänzende Schneepyramide dieses

Namens

entspricht

nicht

dem

des Pic von Huailas.

Der Ort

Eindruck,

den die

vorteilhaften


Durchbruch des Santa durch

die Cordillera.

S

31.



Caraz.

31

angebaute Landschaft macht: er sieht vernachlässigt und ver-

sorgfältig fallen aus.

Man

ihres Viehs

im Kriege,

sagte mir, die Leute seien verarmt,

durch Verlust

teils

Da

durch Trmiksucht und Trägheit.

teils

die

Erweiterung des Santathals oberhalb Huailas anfängt, so wird diese ganze

Gegend in

Callejon (Gasse) von Huailas genannt, wiewohl der Ort selbst

im Callejon

nicht

dem Thalboden

sondern hoch über

liegt,

des Santa

einem weiten muldenförmigen Nebenthal. Ich

blieb

Nacht im Hause des Gobernadors und

die

Weg

nächsten Morgen meinen

und

führt aufwärts bis

man

aus

in

Der Thalboden

zu

Höhe

Caraz, sodass die

in

welcher hier

liegt

Weg

vier

Fronmannschaften von Huailas,

welche

Flusse hinabschleiften, denn, wie ich schon

war tief

man damit

war

hatte,

beschäftigt, die

Von

bis hier

Unterwegs begegnete

grosse Erlenstämme

vom Gobernador

Brücke auszubessern.

zum

gehört

Allerdings

Der Boden hing auf der einen

dessen sehr bedürftig.

sie

tiefer

Thalwand

Stunden lang an der öden

Berg\vand hinunter bis zur Brücke von Yuramarca. ich

der Santa das

schon erheblich

der gegenüberliegenden

mühseliger

schlechter,

ein

am

Thalwand, von wo jetzt

den schneeigen Gipfeln wenigstens 15000 Fuss beträgt.

führt

setzte

sich alsbald wieder

zu einem Vorsprung an der

die Schlucht hinabblickt,

Gebirge durchbricht. als bei

Der Pfad hebt

fort.

Seite

hinab und schien so baufällig, dass ich abstieg und mein Maultier

Gegen meine Erwartung machte es keine Schwierigkeiten. in denen es sich zu Anfang der Reise erging, hatte es mit der eintretenden Ermüdung abgelegt. Wie stark auf dieser Strecke der Santa fällt, ist aus der Höhenlage der Brücke ersichtlich, welche nach meinem Barometer nur 1270 Meter über dem Meere liegt; der Unterschied zwischen diesem Punkte und

hinüberführte.

Die mutwilligen Sprünge,

der Stadt Caraz

engen

beträgt

also

bei

einer Entfernung

von

9'/^.

Leguas

Die Brücke überschreitet den Fluss an einer besonders

960 Meter. Stelle,

wo

er sich

zwischen zwei Felsen hindurchzwängt.

Ein

schmaler, sehr unangenehmer Pfad führt an einer jähen Felswand wieder aufwärts zu W'ird

dem Dorfe Yuramarca, nach welchem

Dieser kleine Ort

liegt

Flusse in einer von Bergen

Gärten,

in

welchen

umgebenen Vertiefung

die Früchte

der Küste

freundlichen Eindruck, soll aber im

Nachdem

erreichen, die

Man

reitet

Sommer

ich daselbst eine Zeitlang gerastet,

übergehen zu lassen,

man

setzte ich

mir

in

die Brücke genannt

schon wieder an tausend Fuss über dem

meinen

Caraz

Weg

in

Mitten von laubigen

Er macht einen und ungesund sein.

reifen.

heiss

um fort,

die Mittagshitze vor-

um

die Ortschaft zu

zum Nachtquartier empfohlen

nur eine kurze Strecke im Thale in welchem das Dorf

hatte. liegt,


To

Das Hochland von

dann muss man einen zackwege abschüssig,

Mittel-Peru.

Berg erklimmen, an welchem die Zick-

steilen

und an einzelnen

steinig

Auf dem höchsten Punkte, der nach

sind.

Tres cruces genannt wird, vor sich, wie eine Oase

haben nur eine

sieht

man

Stellen nicht ungefährlich

Kreuzen

drei dort stehenden

La Pampa

auf einmal den Ort

der Wüste, denn die Berge von Yuramarca

in

dürftige, halbvertrocknete

Pampa

Vegetation.

Ich

langte kurz

angenehm überrascht von der mich daselbst umwehte, denn in Huailas, Luft, die weichen milden, zugebracht, ist das Klima verhältnismässig kalt letzte Nacht wo ich die ungeschützten Lage dieses Orts. Die Häuser in wegen der hohen und La Pampa liegen einzeln, umgeben von Feldern und Gärten, die mit Bäumen und Hecken von Agavenstauden eingefasst sind. Man baut dort auch schon etwas Zuckerrohr, denn in einigen Höfen sah man altmodische Mühlen mit aufrecht stehenden Walzenzylindern von Holz und mit Messingblech überzogen. Ich ritt zum Hause des angesehensten Mannes im Dorfe namens Salinas, und wurde ohne empfohlen zu sein,

vor Sonnenuntergang in der

von dessen Frau mit der

genommen.

der Sierra üblichen Gastfreundschaft auf-

in

Als die gute braune

hocherfreut und

sie

an,

Dame

mir ihren

stellte

erfuhr,

ich

sei

ein Arzt,

Sohn

i6 jährigen

als

war

künftigen

Kein geringer Vorzug dieses sympathischen Orts ist das wohlschmeckende Wasser, an dem man sich satt trinken kann

Kollegen vor. klare,

ohne Furcht vor Fieber und Warzen.

La Pampa in

der

sorgt, stürzt,

liegt

Er

wieder hebt.

ziemlich tief (1820

führt an

Nähe der Wasserleitung, und bald am Abhang Ijis

man nach

tu)

daher sich der

einem hohen und die

steilen

Weg

alsbald

Berg hinauf, meist

den Ort und seine Umgebung

hingeleitet wird, bald

in

ver-

Felsrinnen hinab-

zwei Stunden zu einer Schlucht

kommt, wo sie Gegenden in

aus einem Bergstrom gefasst und gleich für verschiedene drei

Kanäle

reichste.

wird;

geteilt

Der Weg

der für die

steigt hier

Pampa bestimmte ist der wasserneuem bis nach Yanac, einem

bald von

Dorfe auf einer schmalen Stufe an hoher Bergwand. Ich Hess dort mein Maultier etwas ausruhen, verweilte aber ungern, wegen der vielen ekelhaft betrunkenen Indianer,

die vor

den Thüren sassen,

und dem

heulenden Gesang, den man aus dem Innern der Häuser hörte; doch bemerkte ich darunter kein berauschtes Weib. Alle Frauen, die ich in

Gegend sah, schienen ausserordentlich arbeitsam und fleissig; haben bei ihren Gängen stets die Spindel in der Hand und den Rocken unter dem Arm, sogar beim Kochen; ganz junge Mädchen, die dieser sie

das

A'^ieh

hüten,

rechten Seite

spinnen

eines

tiefen

dabei.

Von Yanac

Thaies hin,

windet

Weg

an der

läuft

der

sich

durch Schluchten


Caraz.

33

und erklimmt vorspringende Felsen oder umgeht sie. Ich war der Meinung, das Tarica, mein Reiseziel, an der Seite des Thaies liege, wo ich mich befand, und war nicht wenig erstaunt, als sich der Weg

wo

auf einmal in eine scheinbar unzugängliche Schlucht hinabsenkte,

man

halsbrechend, war aber

zum

nur durfte ein

sich hinabblicken.

man

Der Abstieg schien

einen Fluss brausen hörte, aber nicht sah. in

Wirklichkeit nicht so gefährlich, als er aussah,

vSchwindel Geneigter nicht in den

Nachdem man den

Abgrund neben

Fluss überschritten hat,

steigt

an der andern Seite sogleich wieder hinauf und gelangt bald zu

einer kleinen Ausbreitung des Bergabhangs, in welcher das

Gut Urcon

am

zwei Leguas, es war noch früh

um meinem

mein Begleiter war wieder

allein

zurückgeblieben, und ich

mit

Ich

lassen.

als

Nachmittage und ich hätte bequem

mein Reiseziel erreichen können,

dem Gepäck nachkommen zu

Dorf und das

Die Entfernung von hier bis Tarica beträgt weniger

liegen.

begab mich

hielt es für besser,

in

ihn erst

den Hof der Hacienda,

Maultier etwas Futter geben zu lassen und wurde daselbst

zu naeiner Verwunderung empfangen wie ein längst erwarteter Besuch.

Die Besitzerin des Guts, eine

Dame,

ältere

Gesellschaft gesehen hatte, aber ohne

ein

die ich einmal in

Wort mit

ihr

Lima

in

zu wechseln,

und setzte als selbstverständlich Hause bleiben würde. Ich wohl ablehnen, und brachte einen angenehmen

begrüsste mich als einen alten Bekannten voraus,

dass

ich

die

Nacht

konnte die Einladung nicht

Abend

in

ihrem

mit ihr und der Familie ihres Verwalters zu.

Dieser war ein

junger Colombianer aus guter Familie, der durch Parteihader aus seinem

Vaterlande vertrieben worden war und hier eine Stelle

um

seinen Unterhalt zu verdienen.

gebracht, eine feingebildete schöne junge

dem

graziösen

angenommen

hatte,

Er hatte seine Gattin mit nach Peru

Accente ihres Landes

Dame,

sprach.,

die das Spanische mit

Einsamkeit

und Ab-

geschlossenheit von geseUigem Verkehr erzeugt ein Bedürfnis der Mitteilung,

und im Laufe des Abends

was

wahrscheinlich gegen ihren

vertraute

die junge Frau

mir an,

Gemahl aus Zartgefühl nicht aussprach, wie unglücklich sie sich fühle, und wie sehr sie sich von dem ihr widerwärtigen Orte fortsehne. Ihr Wunsch wurde ihr früher und in anderer Weise erfüllt als sie dachte, denn sie starb bald darauf bei sie

ihrer ersten

Entbindung.

Zur Hacienda Urcon gehören ausgedehnte Weidegründe auf den umliegenden Höhen, daher schäftigt,

man

sich dort hauptsächlich mit Viehzucht be-

doch war der Bestand

damals sehr zurückgegangen.

infolge der

Auch

im Kriege erlittenen Verluste

eine Fabrik grober Wollenstoffe, die

daselbst früher betrieben wurde, hatte die Arbeit einstellen müssen, Middendorf, Peru

III.

und


^

Das Hochland von Mittel-Peru.

-

34

namens Bergmann, der die mechanische Weberei geleitet hatte, war nach dem Maranon abgereist, um dort sein Glück in den Goldwäschereien zu versuchen. Das Silberbergwerk Tarica, wohin ich mich begeben wollte, hatte ebenfalls vordem zu der Hacienda gehört und war von dem Besitzer derselben den jetzigen Inhabern, zwei Kaufleuten aus Lima, in Pacht gegeben worden, und dies schien mir das ein Elberfelder

einzige vorteilhafte Geschäft zu Zeit

gemacht

sein,

das der Herr des Guts

in letzter

denn bisher hatten die Ausbeuten der Mine noch

hatte;

nicht die Betriebskosten gedeckt.

Am seiner

nächsten Morgen

Beamten

liess

der Verwalter des Bergwerks durch einen

die Gesellschaft auf

dem Gute

zuzubrino-en, worauf wir uns alle auf

den

halbstündigem Ritte bald nach Mittag

einladen, den

Weg machten und in

Tag

bei ihm

nach andert-

Tarica anlangten.

Ich traf

meinen künftigen Reisegefährten, Herrn D. aus Lima, im besten Wohlsein und wurde von ihm dem derzeitigen Verwalter, Herrn Arthur Werthemann,

Herr Werthemann,

vorgestellt.

ein geborener Schweizer,

stand

im peruanischen Staatsdienst, und hat sich als früher als Forschungsreisen im Innern des Landes kühnen solcher durch seine ausgezeichnet. Da nach dem Kriege die Regierung zur Besoldung von Ingenieur

Ingenieuren kein Geld mehr übrig hatte, so wendete sich

dem

Werthemann

zu, und und seinen Scharfsinn mit derselben Energie und früher bei seinen geographischen Unternehmungen

verwertet in seinem, jetzigen Be-

Berg- und Hüttenfache

rufe seine Kenntnisse

Ausdauer,

die

er

gezeigt hatte.

Tarica

liegt

zweier

fluss

(3300

kleinen viereckigen

Hof

das Laboratorium,

am

hinter

einer kleinen Thalerweiterung

ni) in

Bergströme,

des

die

am Zusammenum einen

Condorhuasi und Chinguill:

Wohn- und Wirtschaftszimmer,

die Röstöfen,

Flusse zwei Erzmühlen mit rohen Einrichtungen,

den Mühlen der Schmelzofen. Vor dem Hause befinden

kreisförmige,

mit niedrigen Mauern eingefasste

Räume

sich sechs

oder Höfe zur

Amaigamierung der gerösteten Erze, was durch 40 Ochsen besorgt wird, Das übrige Quecksilber die in den Kreisen herumgetrieben werden. fliesst

nach der Mitte zu ab.

Wenn

einer der

Ochsen

getötet wird, findet

Eingeweiden eine Masse Quecksilber, welches die Tiere durch Lecken der mit Salz versetzten Erzmässe verschlucken. Die Gruben liegen auf dem benachbarten Berge Hirca Urpu und an sich

immer

in seinen

der Thalwand des Flusses Chinguill. Einige hundert Fuss über dem Eingang der Grube Hirca Urpu findet sich eine Kohlenmine, welche Anthracit

liefert,

Seite des Wegs,

der langsam brennt und sehr lange anhält. der nach den Gruben führt,

wurden mir

die

An

der

Ruinen




Die Cordillera von Conchucos.

35

um den ringsherum von sehr grober Arbeit und ganz zerfallen. Eine grössere Ruine hatte ich bereits bei meiner Ankunft in Urcon auf

•einer alten

kleine

Burg

Zimmer

ein kreisförmiger Platz,

gezeigt,

lagen:

alles

Am folgenden Tage begab ich mich nach dieser Burg, die von den Eingeborenen Usnu genannt wird. einem Hügel hinter dem Gute bemerkt. Sie liegt auf einer

Höhe wischen

zwei Thälern, etwa 700 Fuss über Urcon,

nnd besteht aus Ringmauern, welche Terrassen einige Mauerreste aus in

Was

mühsame

das

Lehm

tragen, auf

denen noch

gelegten unbehauenen Steinen übrig sind.

Besteigen

auf steilem,

schlechtem

Wege

einiger-

massen belohnte, war der Duft der dort blühenden Kräuter und Sträucher lind der schöne Blick von oben ins Thal.

Die Cordillera von Conchucos.

Da Herr D. als Vertreter der Handlungshäuser, die das Bergwerk von Tarica bearbeiten liessen, noch einige Tage daselbst in Geschäften verweilen musste, und es fiu- mich dort nichts mehr zu sehen und zu thun gab, so beschloss zu einem

die bis zu unserer Abreise

ich,

noch übrige

Zeit

Ausflug in die Cordillera von Conchucos zu benutzen,

den hohen Bergstock, der in die Lücke der unterbrochenen Hauptkette zwischen den Flüssen Manta und Tablachaca eingeschoben ist. Am 3.

Juni verliess ich also Tarica in Begleitung des Kassierers der Mine,

den mir Herr Werthemann als wegekundigen Führer mitWir ritten im Thale des Condorhuasi aufwärts und erreichten bei cuntur-huasi, das Geierhaus 4080 ;?^ den Pass Condorhuasi von welchem eines Belgiers,

gab.

der Fluss seinen

Namen

Diese verhältnismässig

hat.

niedrige

sattel-

Höhen gleichfalls frei von Schnee sind, bildet die Wasserscheide zwischen dem atlantischen und stillen Ocean, denn der Bach, der am ösdichen Abhang entspringt, führt sein Wasser dem nahen Maranon zu. Das Thal, in welchem man hinunterförmige Einsenkung,

deren

seitliche

Quebrada de Lacsi war merklich wärmer als die Gegend, und die Vegetation, die auf dem Passe verschwunden war, wurde bald wieder üppig. Die Thalwände sind hoch imd auf dem Bergrücken linker Hand werden mehrere alte Ruinen reitet

die

die

wir verlassen hatten,

sichtbar, deren oberste

Gegen

5

eben so hoch zu liegen schien

Uhr langten

wir in

Andamayo

gesehenen Familie Cisneros, die nur wenig

an,

als

der Pass.

eine Hacienda der an-

tiefer liegt als Tarica,

aber

Klima hat. Während dort nur noch Gerste wächst, umgeben hier Hecken von Agaven und Kakteen die Maisfelder, und im Hofe stand ein prächtig blühender Floripondienbaum. Das Gut besitzt weit milderes


Das Hochland von

36

Urcon

wie

ausgedehnte

Mittel-Peru.

und

Bergweiden

daselbst eine Weberei,

befindet

sich

gelieferte

Wolle verarbeitet wird.

in

Die auf

auch

Viehstand,

grossen

welcher die von den Herden

dem Gute

beschäftigten india-

nischen Arbeiter, sowohl auf den Feldern als an den Webstühlen, heissen Yanaconas, Gehilfen. Sie sind zwar frei, werden aber immer durch Vor-

Jedem wird Wohnung Tage in der Woche und ein Stück Land Pfennige) (damals und hat den Lohn 30 für das Gut um einen Real seines Feldes. Das Wohnhaus Sonnabend und Sonntag zur Bestellung liegt am Abhang des stark fallenden Thaies, ist geräumig und die Zimmer schüsse und Schulden in Abhängigkeit erhalten.

gewährt, dafür arbeitet er fünf

waren wohnlicher, als man sie in der Sierra zu finden gewohnt ist, da alle mit Teppichen belegt waren, die auf den Webstühlen des Guts angefertigt wurden. Die Muster waren einfach, und wie es schien, immer dieselben: rote, weisse

auf

dem

Gute, und da

und gelbe Quadrate.

man

Es waren mehrere Gäste

dort Fleisch in Überfluss hatte, war die Ver-

pflegung gut.

Die

Sehenswürdigkeiten

der

in

Gegend

ich

mich

also in

Ruinen, die ich schon

Nähe

von

Andamayo

sind

Am

Morgen machte Begleitung des Mayordomo der Hacienda auf, um die

Befestigungswerke und Gräber aus sehr alter

vom

Zeit.

Passe Condorhuasi aus bemerkt hatte,

in

der

von Tarica, mit einigen Gästen des Guts einen Ausflug nach der benachbarten Mine Casacancha unternahm. Die Höhen, auf denen sich die alten Bauwerke finden,

zu betrachten, während

gehen vom Passe

einer die

m

über

zur linken

aus,

Begleiter, der Kassierer

erheben sich bis zu 3900 m und werden Kamm des Bergrückens bei

Wir erreichten den

Altos de Sipa genannt. einer 540

mein

dem Gute

wo

liegenden Einsenkung,

sich zugleich auf

aufsteigenden Spitze die Überreste einer Burg zeigen,

man von unten

nicht sehen kann.

Diese Festung,

genannt, scheint die ansehnlichste gewesen sein.

Sitana

Racay

Sie besteht aus zwei,

durch eine Bodenvertiefung getrennte Massen von Mauertrümmern, an

Wohnungen anschliessen. An der dem Thale Andamayo abgewendeten Bergwand, an welcher wir hinaufsteigen, kamen wir zu den Gräbern. Viele derselben hatte der deren Fuss sich Ruinen zahlreicher

von

verstorbene Besitzer des Guts öffnen lassen, und zwar mit nicht geringen

Kosten, da er Schätze darin vermutete, sich aber in seinen Hoffnungen getäuscht linge des

sah.

Diese

Grüfte,

die

sich

vermutlich

die

alten

Häupt-

Landes zu ihren Ruhestätten herrichten Hessen, sind von ganz

Von

besonderer Art, wie

man

sie sonst

wo

sich

Gräber finden, durch aufrecht stehende Steine,

sind die Stellen,

nirgends in Peru

andere Male durch Steinkreise bezeichnet.

antrifft.

aussen

Gräbt man an solchen Orten,


Die Cordillera von Conchucos.

so stösst

man 5—6 Fuss

m

n

unter der Oberfläche auf einen grossen Stein-

m

breit und 0,50 m dick, und wird dieser Stein zur Seite geschoben, so erscheint die geschlossene Grabzelle, ein

block, bis zu 3,50

lang, 2,50

grosser Granitwürfel, dessen äussere

Seiten

messen.

Den

Veischluss

bildet eine, in

einem Falz

1,80

///

des Steines eingeschlossene quadratische

eigentliche

nach

Platte,

deren Entfernung

man

Zelle,

die

eine

in

den Stein gemeisselte kubische Höhle erblickt. Meh-

Gräber aus

aufgedeckten

der

rere

von

Blocke

einem

gehauenen der

keine

enthalten

Zellen,

innere

aus-

sondern

Raum

vierseitigen,

wird

genau an-

einander gepassten Platten eingeschlossen. In wenigen

Gräbern fand man Mumien in

derzusammengekauerten

Stellung,

in

welcher

alten Peruaner ihre

alle

Toten Grabzelle auf der

Höhe von Casacancha.

bestatteten, in andern leere

Gefässe,

Rehgeweihe,

in

manchen gar nichts, da diese vermutlich nur vorbereitet, nicht benutzt worden waren. Ausser diesen aus sorgfältig behauenen Steinen bestehenden •Gräbern hat manhöher am Berge andere geöffnet, beidenendie verwendeten Steine nur halb behauen oder kaum bearbeitet sind. Auf dem Kamm der drei

Höhe von

Sipa finden sich ausser der bereits erwähnten Burg noch Gruppen von Befestigungen auf etwas vortretenden Hügeln, immer

eine höher als die andere.

Die oberste derselben (3900

ni)

ist

die an-

Mauer aus unbehauenen Steinen, che einen quadratischen Raum einschliesst. Der innerste und höchste Bau ist rund und rings umgeben von kleinen quadratischen Zimmern. Alle diese Bauwerke sind sehr alt und zerfallen. Man bemerkt bei ihnen nirgends etwas, was an die Bauweise der Inkas sehnlichste.

erinnert.

Sie besteht aus einer äusseren terrassenförmigen


Das Hochland von

38

Mittel-Peru.

man einen schönen Bhck auf die umNach Osten sieht man hinab auf vielfach in einander greifende Thäler und Berge, über die sich eine lange rötlich graue Wand erhebt, die rechtseitige Thalwand des Maranon, also die Der Marathon selbst ist wegen den dazwischen Cordillera central. liegenden Höhen nicht sichtbar. Auf der entgegengesetzten Seite, nach Von den

Altos de Sipa hat

liegende Gebirgslandschaft.

Südwesten, erblickt die sich

von

thale, teils

man

die hintere (östliche) Seite der Cordillera blanca,

nicht so

hier freilich

ausnimmt,

stattlich

wegen der vorliegenden Berge,

grenze auf dieser Seite höher

wie

vom

Santa-

auch, weil die Schnee-

teils

wegen des warmen aus dem Thale

liegt,

des Marathon aufsteigenden Luftstromes.

Am

zweiten Tage

Andamayo machte ich gehört, dass in der Nähe des

meines Aufenthaltes

nur einen kurzen Spaziergang.

Ich hatte

Gutes eine Schwefelquelle hervortrete, und

in

mich daher nachmittags

liess

Der Weg war ziemlich unbequem, oft durch Brombeerranken und Schlingpflanzen versperrt, und feucht durch einen eisenDie Quelle fand sich in einer haltigen, stark Ocker absetzenden Bach. Felsspalte, ganz in dichtverwachsenem Gebüsch versteckt, daneben ein dahin führen.

schmutzige Badewannen aus schlecht gemauerten Steinen. Die Wassermenge war gering und von Körperwärme. Man benutzt die verrugas Quelle gegen Hautkrankheiten und gegen die Warzensucht in letzterer Krankheit jedoch ohne Erfolg. Am 6. Juni verliessen wir Andamayo und ritten in nördlicher Richtung an den Vorbergen der Cordillera von Conchucos hin, die wir Das indessen wegen der vorliegenden Berge nirgends sehen konnten.

paar

'i'hal

für

Andamayo

den Pfad

thal geführt

kommt.

wird

wo man

ist,

Bereits

so eng

l)akl

und

dass

schluchtartig,

daher dieser über einen Bergrücken

bleibt,

bei

kurze Strecken dieses

dem

in

Orte ChuUin

Neben-

auf die alte Inkastrasse

den Wanderungen im Küstenlande

Wegs

kein Platz

in ein

hatten

angetroffen und l)emerkten dort,

wir

dass die

und hinsichtlich der beim Bau zu überwindenden Schwierigkeiten gegen den Königsweg im Hochlande bei weitem zurückgestanden habe. Die Wege vom Titicaca nach Kusko und von da nach dem Norden haben ohne Zweifel noch die Richtung Küstenstrasse an Wichtigkeit

der alten Strasse, aber da

kehr

dienen,

lage

nichts

so

mehr

ist

sie seit

Jahrhunderten

auf denselben von

übrig.

Hier

der

dagegen,

dem

allgemeinen Ver-

früheren

wo

die

baulichen

Strasse

spanischen Eroberung aufgehört hat ihren ehemaligen Zwecken strasse zu dienen,

Gegend wenig

und

bei

der Abgelegenheit

seit

als

Ander

Heer-

und Verkehrsarmut der

betreten wird, hat sie sich noch auf lange Strecken wohl


Die Cordillera von Conchucos.

erhalten.

Wir

zeugen,

dass

folgten ihr zwei

Tage lang und konnten uns dabei

planmässig

überall

sie

20

angelegt

war,

über-

unnütze

dass

Steigungen vermieden wurden,

und dass ihre Breite, wenn auch nicht doch immer beträchtlicher war, als die der gegenwärtig benutzten Wege. Indem wir fortwährend stark bergab ritten, wurde die überall gleich,

Vegetation in der Nachbarschaft des Flusses kräftiger, der Mollebaum erschien, bald darauf Chirimoyas

bäume,

und

hier

da ein

und Granadillas, auch einzelne OrangenGiganton und Dickichte von

pfahlartiger

Kakteen.

Nachdem dasselbe

wir ein

in

kommendes,

dem Thale

welches

in

einige Stunden gefolgt waren,

von

beinahe

anderes,

wir jetzt einbogen.

An dem

mündete Richtung

entgegengesetzter

Winkel,

da,

wo

Weg

nach hnks wendet, stehen die Mauern eines alten InkaTambos, eine der Herbergen, welche die Inkas von Strecke zu Strecke sich der

Leguas an ihren Strassen erbauen Hessen. Der Tambo Tumaringa (2490 Meter), ein Wort, das die Lage des Hauses an einer Biegung des Weges bezeichnet.^) Der Tambo ist aus unbehauenen in Lehm gelegten Steinen erbaut und besteht aus zwei Abteilungen, die durch eine von Fenstern durchbrochene Wand von alle 3 bis 4

heisst

einander

geschieden,

Schutzdächern

nach

versehen

beiden

gewesen

Seiten

hin

offen

Der

waren.

und nur mit

durch

die

Vereini-

gung der beiden kleinen Flüsse entstehende grössere wird Rio grande oder Rupas genannt, fliesst in gerader Richtung nach Osten und ersich

giesst

man in

nach einem Laufe von sieben

Bergwand der Thalöfthung des Rupas. Der Fluss, sieht

aufritten,

der für

die

graurötliche

Leguas seines in

in

den Maranon;

rechtseitigen

Ufers

dessen Thal wir nun hin-

war der Rio de Sihuas, nach dem gleichnamigen Orte benannt den Tag unser Reiseziel war, und wo wir gegen Sonnenunter-

gang anlangten. Sihuas (2660 m)

besteht

eigentlich

nur aus einer

dem

Flusse ent-

lang laufenden Strasse mit kurzen Nebengässchen, denn das Thal weitert sich

wenig.

er-

In der Mitte des Orts liegt der etwas abschüssige

und an demselben die mit rohen Skulpturen verund darum herum die wenigen ärmlichen Läden. In einer engen Gasse hinter dem Platz sieht man als Mauern eines bewohnten Hauses die Reste eines Inkatambos, der dort gestanden hatte. Die Hauptstrasse ist zum Teil mit unregelmässigen Steinplatten geungepflasterte Platz zierte Kirche,

i)

tumariy, sich drehen; tumarinca, ein Ort,

wo man

sich dreht.


Das Hochland von

AQ

für

manche

wie

pflastert

Mittel-Peru.

Ich

alte Städte in Italien.

dieses Pflaster

hielt

ein Überbleibsel

des alten Inkawegs,

der

durch die Stadt führte,

dass es

ganz neuen Datums

und

erst

erfuhr aber,

nach einer vor

et-

Überschwemmung des Orts gelegt worden im Sommer wenig Wasser hat, aber in der

lichen Jahren eingetretenen

der

Ein Bergstrom,

sei.

anschwillt und bei seinem starken Gefäll sehr oberhalb der Stadt in den Fluss und unmittelbar mündet reissend ist, ein Ort von ärmlichem AusWiewohl verursacht. hatte den Schaden Versorgungspunkt für die in den Mittel und ein sehen, ist Sihuas doch der Gegend eines gewissen geniesstin und Bergen umherliegenden Meiereien zu Ehren eines Rufs wegen eines Festes, das alljährlich gegen Ende des Juni Schutzheiligen gefeiert wird und mehrere Wochen dauert. Vor diesem Feste arbeiten die Indianer in den Minen und auf den Haciendas fleissig, um Geld zu ersparen, welches dann während des Festes vertrunken wird. In der Festzeit ist wochenlang in der ganzen Gegend kein Ar-

Regenzeit

oft plötzlich

bekommen.

beiter zu

Wir beherl)ergten uns im Hause eines Bekannten meines belgischen

wegen seines Amts als Auszahler der Löhne in der und angesehener Mann zu sein schien. Unser Wirt begrüsste ihn als Compadre, denn in der Sierra sind alle, die sich kennen, Er leistete mir so. Gevattersleute, oder nennen sich der

Begleiters,

Gegend

ein bekannter

und meinem künftigen Reisegefährten, Herrn D., am nächsten Morgen einen wichtigen Dienst, indem er die für unsre Reise erforderlichen Tiere mietete, die wir in der Umgegend von Tarica und Urcon nicht bekommen konnten. Doch verging darüber der ganze Vormittag, denn der Besitzer der Maultierherde war in der Kirche und wohnte einer Totenmesse bei, gesungen

für

das Seelenheil

eines jungen Mannes,

sehen ums Leben gebracht hatte.

der

Er von einem schweren Rausche ernüchtern, nahm aber zu nicht wieder auf

bald

war

Als die Messe zu

und

abgeschlossen

die

und einen Burschen

als Treiber;

der

Tage

in

5

Man

als-

Ich

geholt. stellte

uns uns

blieben ein paar Sie waren

mithin

Tage zu unserer Verfügung und mussten dann nach

Sihuas zurückkehren.

Tier nur

und wachte

die Tiere begleiteten

Tarica und dienten uns darauf acht Tage. 13

viel

Weide

auf unserm Ritt über die Cordillera von Conchucos,

im ganzen

aus Ver-

wurde der Handel

war,

von

nachher die Bedingungen erfuhr.

erstaunt, als ich

vier Tiere

Ende

Tiere

sich

durch Opiumtinktur

wollte sich

Für diese ganze Leistung hatten wir

Sol Silber, nach

Preise für Reitmiete

unserem Gelde

und Frachten sind

in

15

Mark

für

zu bezahlen.

jedes

Die

den verschiedenen (regenden


Die Coidillera von Conchucos.

Perus sehr ungleich.

Im Departement Aucash

41

schien

Lebensunterhalt und Hausmieten, sehr wohlfeil zu

Frachten,

alles,

sein.

Bald nach Mittag waren wir endlich im Sattel und begannen nun den Anstieg der Cordillera. Wir ritten am linken Abhänge des Thaies, beständig der Inkastrasse folgend, die nur von Strecke zu Strecke durch

Das Thal

unterbrochen wird.

Bergrutsche

ist

öde,

man

sieht

bloss

und wann deuten verfallene Amalgamierwerke und Ofenschlote an, dass hier einst Gruben bearbeitet, aber verlassen worden sind. Gegen Abend langten wir bei der Estancia Tambillo an, wo wir die Nacht zubringen wollten; ein elendes niedriges Haus mit Mauern aus rohen Steinstücken, mit Punagras gedeckt, ohne Fenster, mit einem auf plumpen Baumstämmen ruhenden offenen Vorbau vor der Thür; daneben eine noch kleinere russige Hütte, die Wir trafen niemand im Hause, die Bewohner waren als Küche diente. noch auf den Bergen. Wir nahmen also von dem leeren Hause Besitz und suchten uns darin einzurichten. In das gespaltene Ende eines Stockes, der neben dem Herde lag, klemmte ich eine unserer mitgebrachten Kerzen und steckte diesen Leuchter in eine Ritze der einzelne dachlose Häuser, und dann

Es wäre aber besser gewesen

Mauer.

dem schwachen

denn bei

Lichte

Raum dunkel zu lassen, man sich abgestossen von

den

fühlte

Es enthielt als einziges Möbel ein altes Wand, der Thür gegenüber, und keine anderen paar Haufen von Kartoffeln und Okawurzeln. Ähnlich sind

seiner nackten Unwohnlichkeit.

hölzernes Kreuz an der Sitze als ein

man

auf den Reisen durch

einsame Gegenden des Hochlandes übernachtet,

und diese war noch

die meisten Herbergen beschaffen, in denen

muss man enge Behälter mit fremden und unreinlichen Menschen teilen. Nach und nach kamen auch die Bewohner zurück, der Estanciero Oberhirt — seine Knechte und eine der besseren, denn zuweilen

seine Frau.

Diese

aber was

uns brachte,

sie

uns mit Thee zu

erbot

uns

sich,

sah

so

eine Abendmahlzeit

unreinlich

aus,

zu

bereiten,

dass wir vorzogen,

begnügen und dazu das von Sihuas mitgebrachte

Brot zu essen.

Die Estancias, die landes

antrifft,

gehören

man alle

den grasreicheren Gegenden des Hoch-

in

zu grösseren Gütern, deren Eigentümer zu-

und Viehzucht im werden nur als grossen betreiben. Die Tiere, Schlachtvieh verkauft, die Milch wird weder roh noch zur Butter und gleich

Besitzer

ausgedehnter

Weidegründe

sind

wenigstens die Rinder,

Käsebereitung verwendet. Tiere beauftragten Leute lässt

das Vieh

frei

Man kann nicht

umherlaufen

die mit

der Aufsicht über die

eigentlich Hirten nennen,

denn man

und nur zusammentreiben, wenii

es


Das Hochland von

.^

verkauft

führen

Estancieros

Die

ist.

Mittel-Peru,

kümmerliches

elendes,

ein

Leben, denn neben einem kärglichen Lohn haben sie zu ihrem Unterhalt nur die Feldfrüchte, die sie sich auf einem tiefer im Thal gelegenen

Man wundert

Stück Land des Guts selbst bauen. die Milch

selten

Wert

bedauerte

Milch verlangten,

erbot sich aber,

wenn

dass sie nur

sich,

den Besitzer keinen der ungeniessbaren Suppe, die uns die Frau

Als wir statt

hat.

vorsetzte,

Nahrung nehmen,

als

die

sie,

wir es wünschten,

für

dass keine im Hause

am Morgen

Kuh

eine

sei,

aus den

Bergen hertreiben zu lassen.

Thür Morgen ankündigte, Die Bewohner der Hütte

Als der schwache Lichtschimmer, der durch die Ritzen der

und

die

Wand

Löcher der

drang, den anbrechenden

und öffneten die Thür. waren auch schon auf und standen trübselig umher, die Gesichter bis an die Augen in ihre Ponchos gehüllt. Sie betrachteten uns mit Verwunderung, als wir uns an einem Bache vor dem Hause das Gesicht wuschen, denn alle erhoben wir uns

besonders Morgens.

Leute der Sierra scheuen das Wasser,

und

eisgraues Mütterchen wankte heran

Maiskolben

herunter

die

holen,

zu

Treppe oder Leiter diente

ein

stieg

dort

Ein

auf das Schutzdach,

zum Trocknen

lagen.

altes

um Als

Baumstamm, an welchem fusshohe Stufen Weg machen

eingekerbt waren und es war peinlich, die arme Alte diesen zu sehen.

Als

Wer mag das

sie

wieder unten war,

wissen, sagte

sie,

fragte

ich

sie,

wie

alt

Aber

nicht einmal der Pfarrer.

sie

sei.

ich bin

Besser, ich wäre tot, alt, und so schwach fügte sie hinzu. denn mit den Alten hat niemand Mitleid. Dabei weinte sie, streckte Ich machte ihre runzelige, zitternde Hand aus, und sagte nur :'Herr« ihr ein kleines Geschenk, wofür sie den Segen des Himmels auf mich

gewiss sehr

!

herabrief.

und

Inzwischen waren unsere Maultiere von der Weide gebracht

gesattelt worden,

Topf mit

frischer

die Frau hatte

Milch

für

uns

zum

Wort gehalten und brachte einen Frühstück, worauf wir um 7 Uhr

Tambillo verliessen.

Wir waren etwa eine Stunde Ruinen

links

am Wege

genannt werden.

Wege,

zieht sich ein

Fuss hohe Mauer

geritten,

als

wir eine

liegen sahen, welche Ticahuasi

Am

Abhang des

240 Schritt

stützt eine

Gruppe

Berges, etwa 50 Fuss über

langer Terrassenbau

alter

Backsteinhaus

hin.

dem

Eine fünf

Aufschüttung von 12 Fuss Breite, und da-

Mauer von ungleicher Höhe, je nach dem Zubis 12 Fuss hoch und von einem Paar Thüren durchbrochen. Der ganze Bau ist nicht gradlinig, sondern der Rundung des Bergabhanges entsprechend gebogen. Die Mauern bestehen aus kleinen, luibehaucnen in Lehm gelegten Steinstücken. Der Zweck,

hinter erhebt sich eine

stande der Erhaltung

5


Die Cordillera von Conchucos.

dem

Bau gedient

dieser

nicht ersichtlich.

Es

hat, ist eins der

Verteilung der Räumlichkeiten

aber annehmen, dass er zu einer zweiten

lässt sich

Ruinengruppe gehörte, die

A-y

eine kurze Strecke weiter thalaufwärts

sich

Grundes am Fusse eines Felsens mit Bau ist einer der gewöhnlichen Tambos, die an den grossen Inkastrassen standen. Er besteht aus drei Räumen, einem Vordergebäude von 35 Schritt Länge und 15 Breite,

findet,

einer Erweiterung des

in

pyramidaler

Dieser

Spitze.

zweite

einem daranstossenden quadratischen Hofraum und hinter diesem eine Halle von denselben Massen wie das erste Gebäude.

zum

Die Mauern sind unbehauenen Steinen, zum Teil aus Luftziegeln erbaut,

Teil aus

woher der Name des Orts:

Tambo

dieser

=

Backstein,

huasi

=

Haus.

Obgleich

an der von ihnen angelegten Strasse stehen, so zeigen

sind,

da

doch

in ihren

sie

tica

sowie der in Tumaringa unzweifelhaft Werke der Inkas

Bauformen und

ihrer

sie

Mauerfügung keine der Eigentümlich-

die wir an der Küste als charakteristisch für die Inkabauten kennen gelernt haben und auch später bei anderen Steinbauten wieder

keiten,

finden werden.

In Tica-huasi waren wir bei 3600 m Höhe an der Grenze der Bäume und Sträucher angekommen. Diese Region, welche zwischen den Hochthälern und der Funa liegt, wird in Mittel und Nord-Feru Jalca genannt. Wir stiegen beständig, wiewohl sehr allmählich. Der Fluss von

war bereits zum

kleinen Bach geworden,

bald wurde dessen Boden des erweiterten Thaies zum sumpfigen Moorgrund, wo aus binsenumwachsenen Tümpeln dunkles Wasser aussickerte. Auf der Funa angelangt, wurde die Inkastrasse noch deutlicher, als in den tieferen Gegenden; ihre Stützmauern und AufSihuas

Murmeln zum

Rieseln, der

schüttungen waren wohl erhalten. Dass eine solche Strasse die Bewunderung der spanischen Eroberer erregen müsste,. darf nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, wie schlecht es in jener Zeit in Europa noch mit den Wegen bestellt war. Als wir höher auf die Funa hinauf-

kamen, zeigten

sich

auch die Spitzen der Schneeberge wieder, die wir

zwei Tage lang in den tieferen Thälern nicht gesehen halten: links die Cordillera

blanca

mit

ihren

Tullpa-racu und Huascan;

hohen Gipfeln,

gerade vor uns

dem

Fic

von Huailas,

die abgegrenzte Cordillera

von Conchucos, weniger hoch, aber von kühneren Umrissen; weiterhin nach rechts in der Ferne die Fortsetzung der Hauptkette nach Norden, unter fortwährendem langsamen Steigen gelangten wir zu einer felsigen

Anhöhe (4080

;«),

eine Art Fass,

nannt.

Hierauf senkt sich der

4380

zu steigen.

///

Fariachuco,

Weg

etwas,

die Sperlingshaube

um sodann nochmals

Dieser Funkt, Pillucunca (die Halskrone),

bis ist

ge-

zu

der


Das Hochland von

44

eines

Tambos

ein Viereck,

Pallas

um

welches viele

wurden

Die

sichtbar werden.

Dieser Bau

umfasst.

diesen Pass überschritten hat, senkt

worauf etwa 60

der Weo- stark,

sich

man

Sobald

höchste dieser Puna.

Mittel-Peru.

einen

tiefer

///

bis

i

2

die Ruinen

hohen Mauern bilden

Hofraum liegende

den sonderbaren

führt

am Abhang vi

Namen

kleine

Zimmer

Palla-huachana.

Nebenweiber der peruanischen Könige genannt, von

die

denen immer einige den Inka auf seinen Reisen durch die Provinzen begleiteten; huachana ist ein Verbalsubstantiv und bedeutet einen Ort, wo eine Frau entbunden wird. Die Übersetzung von Palla-huachana ist somit: Entbindungshaus für Kebsweiber des Königs. Die zwischen 3000 und 4000 m hohe Gegend, die wir durchreist hatten, ist wellenförmig, bildet flache Mulden, welche Anfänge von 'rhälcrn

sind,

und

mit

ganze Fläche,

die

Ausnahme

einiger

felsiger

Anhöhen, ist mit Punagras dicht bewachsen. Ein grosser Teil dieser Weiden gehört zu der Hacienda Urcon, deren Grundbesitz viele QuadratEs giebt dort hinreichendes Futter für Tausende von Rindern und Hunderttausende von Schafen, allein auf dem ganzen Wege sahen wir nirgends Tiere und auch keine verlassene Hütte. Als Gründe für das Darniederliegen der Viehzucht gab man mir an: Unleguas beträgt.

ungenügende Zahl von Hirten, fehlen des nötigen Kapitals, vor allem aber Mangel an Thätigkeit und Arbeitslust bei den Besitzern. Freilich ist dabei nicht zu übersehen, dass, wenn Viehzucht im Hochland sicherheit,

ein gewinnbringendes Geschäft

kein geringes Opfer auferlegt, langweilig

öde und

und

geisttötend.

Vögel

traurig.

einzige belebende die aus

ist,

sieht

man

Element sind

dem Grase

der Aufenthalt daselbst den Besitzern

denn das Leben in der Sierra ist hart, Der Gesamteindruck der Landschaft ist selten,

viele

hervorblicken, darunter

unmittelbar aus der Erde geöffnet haben und scheinen.

Eine Saxifrage

mit

Insekten fehlen ganz;

manche

sternförmig

Huf der Maultiere keinen Eindruck Bald

des

unterhalb

Tambos

stiellose,

am Boden

die

sich

geheftet zu sein

geordneten Wurzelblättern

bedeckt streckenweis den Boden und bildet der

das

hübsche Blümchen und Blumen,

so

Teppiche,

feste

dass

hinterlässt.

Palla-huachana

prächtige Fernsicht in das Thal von Conchucos,

eröffnet in

sich

welches wir

eine jetzt

hinabstiegen und uns hier wieder im Wassergebiet des stillen Oceans

befanden. Stufen, die sind,

dass

Der ich

für Fussgänger,

Form,

um

Weg

noch aus

hinunter

alter Zeit

ist

steil

und

besteht

aus

steinernen

herrühren und an manchen Stellen so hoch

Die Inkas bauten ihre Wege nur waren allerdings Treppen die geeignetste

vorzog abzusteigen.

und

für solche

einen steilen

Berg hinauf oder

herunter

zu

steigen,

aber


Die Cordillera von Conchucos.

wenn 'sie beschlagen

Tiere, besonders

45

suchen immer das Hinab-

sind,

springen von den Stufen zu vermeiden, indem

sie

auf den Treppen im

Zickzack gehen.

Am

Fusse einer langen Flucht von Stufen gelangt der Thahvand,

Ausbuchtung oder Plattform

man

zu

einer

auf welcher die Ruinen

Die Häuser dieses Ortes

einer alten Ortschaft liegen, Tauli genannt.

waren aneinander gebaut und fassten auf drei Seiten einen viereckigen Platz ein.

Nach

sonst hätte

man

einer Seite schien dieser Platz offen

Von

können.

halten

gewesen zu

sein,

das Ganze für eine Festung oder ein befestigtes Lager Tauli an beginnt die Vegetation sich wieder zu

beleben und nimmt rasch an Mannigfaltigkeit zu;

der Bach im Thale

wird bald zu einem Strom, dessen klares Wasser schäumend über Fels-

blöcke

stürzt,

zwischen

mit Gebüsch und blühenden Kräutern

steilen,

Auch

bekleideten Bergwänden.

die

Wärme war

uns willkommen nach

der rauhen Luft der Puna, wiewohl wir eigentlich nicht von der Kälte gelitten

denn auf den höchsten Punkten befanden

hatten,

wir

uns

gerade zur Mittagszeit und es wehte kein Wind.

Nachdem waren,

wir

so

wir

langten

Wohnung im Hause

Laden

Da

benutzte ich die Zeit bis

gewinnen.

///

hinabgestiegen

an und nahmen

es

aber ausser Zuckerbranntwein wenig

hielt,

zum Anbruch der

Die Stadt,

die

Gassen ärmlich und verfallen einen malerischen Anblick.

am

noch ziemlich früh

um

Nachmittage war, so

Dunkelheit- zu einem Spazier-

Gegend Durchwandern ihrer engen geschienen, bot von da oben beti^achtet

gange auf eine benachbarte Höhe, zu

gegen 1200

der kleinen Stadt Conchucos

des Berg-Kommissars (Diputado de Mineria), der

zugleich einen kleinen

zu verkaufen hatte.

zwei Stunden

in

in

mir

einen Überblick über die

beim

Sie liegt in einer Thalerweiterung, gebildet

durch die Vereinigung zweier Flüsse, deren Wasser sich einige Leguas weiter unten in den Tablachaca ergiessen,

dert

grossen Nebenfluss des

Da

das Thal unmittelbar den Blick nach unten verschliesst, so scheint die Stadt in einem Kessel zu liegen, rings umher von hohen Bergen umschlossen. Die Verpflegung bei dem Diputado de Mineria war einigermassen besser als in dem Tambillo. Man bewirtete uns mit gebratenem Fleische und einem Chupe, einem zwar nicht besonders appetitlich aussehenden aber sehr wohlschmeckenden Santa, der die Cordillera blanca durchbricht.

unter

dem

Orte

einen Bogen

beschreibt,

der

Gericht.

Am

nächsten

Morgen versahen wir uns mit

Brot,

und gewarnt

durch die im Tambillo gemachten Erfahrungen, auch mit Fleisch zwei Tage.

Infolge dieser Besorgungen

für

und eines Besuchs, den mein


Das Hochland von

46 Reisegefährte zu

machen

hatte,

Mittel-Peru.

wurde

verHessen: etwas spät für den weiten

es 9

Uhr,

Weg, den

ehe wir Conchucos

am Tage zurückam gestrigen Längsrichtung am Fusse der wir

zulegen gedachten, denn wir wolhen über die Puna, die wir

Tage quer

überschritten,

lieute

in

der

Conchucos zurückreiten; und die Entfernung des einzigen Orts, wo wir die Nacht unter Dach zubringen konnten, wurde auf Cordillera von

12

hinge Leguas geschätzt.

durch welches wir

am Tage

Wir

zunächst

ritten

in

dem Thale

hinauf,

zuvor herabgekomnien waren bis nahe an

die Ruinen von Tauli, worauf wir nach rechts in ein steileres Nebenthal

Conchucos.

um

Wege zur Puna hinaufzusteigen. unbequem und führte wiederholt durch Sümi^fe, die uns zum Umkehren nötigten, wurde aber später lohnend; denn nachdem wir auf der Puna angelangt waren, führte er beständig am Fusse der Kette von Conchucos hin, die wir so aus nächster Nähe beeinbogen,

auf einem wenig betretenen

Dieser Pfad war zwar

trachten konnten. hältnis

dieses

Einfügung

Zugleich

liess

(Gebirgszuges

zur

in die grosse

sich

von hier aus deutlich das Ver-

Hauptkette erkennen,

nämlich

seine

Lücke, welche durch den Durchbruch der bereits

mehrfach erwähnten Nebenflüsse des Santa entsteht. Der Gebirgsstock von Conchucos bildet eine geschlossene Reihe von Bergen, welche


u



Die Cordillera von Conchucos.

weniger hoch sind,

durch

aber

sich

a^

eigenartige

kühne Formen aus-

zeichnen. Das Schieferlager, das die Cordillera bildet, scheint zerborsten,

zersprengt

Kamme

und zu einem scharfen

aufgerichtet

zu sein,

bei

dessen Verwitterung eine Reihe hoher Spitzen oder Zacken übrig gebheben sind, sodass die Kette den Eindruck einer ungeheuren Säge

macht

Die Bergwände sind so

wiewohl

bleibt,

Einsenkungen bemerkt

dass kein Schnee auf ihnen liegen

steil,

manche über

sich

die

man schmale

Nur

Schneegrenze erheben.

weisse

Säume von

in

Schneefeldern,

Wände von einem Winkel von 70 Grad aufgerichtet scheinen und die Spaltflächen dem Beschauer zukehren. Am Fusse die an der Rückseite liegen.

looo Meter Höhe, welche

Einzelne Berge zeigen glatte

in

blicken aus der Grasfläche dunkle Weiher sich

und

kleine Seen, in welchen

das Gletscherwasser sammelt und sich später zu einem Bach ver-

dessen

in

einigt,

anfangs

der Puna

Anblick

Gegend aber zuweilen

ist

flachem

traurig

Weg

Thale unser

wie überall,

Der

hinführte.

das Schlimmste

in

dieser

sind die zahlreichen Sümpfe, deren Vorhandensein

nicht vermutet.

Sie sind für die Tiere gefährlich,

weiche Moos oder der Rasen, der

sie überzieht,

Decke, unter welcher nicht selten grosse Steine

bildet eine trügerische in

liegen.

Die Maultiere haben eine

Stellen,

und mit gutem Grund, denn nur zu

man

denn das

schlammigem Wasser

instinktmässige Scheu vor solchen leicht

können

sie

sich

zwischen den Steinen die Fesseln der Hufe verletzen und lahm werden. In einem Moore,

kam mein

wo

wir vergeblich einen trockenen

Packpferd

Schlamm, ehe

Durchweg

suchten,

zu Falle und wälzte sich lange im schlüpfrigen

Beine gebracht werden konnte, doch und Ladung unbeschädigt. Nachdem wir durch ein paar solcher Sümpfe gekommen waren, weigerten sich die Tiere, die wir mit uns führten, über einen kleinen Bach zu gehen, dessen Ufer verdächtig schienen. Wir konnten sie nur hinüberbringen, indem zwei Leute sie an einer langen Leine zogen, während zwei

blieben

andere

es wieder auf die

glücklicherweise

sie

Tier

von hinten mit der Peitsche bearbeiteten,

bis sie endlich so

gedrängt, mit einem verzweifelten Sprung mit einem Male hinüber zu

kommen suchten. Der höchste Wege über die Puna berührten, kleinen in der einige

Punkt, den wir auf diesem einsamen heisst

Nähe gelegenen See

Tinyacocha (4360 m) von einem Namens, an dessen Ufern

dieses

Punagänse standen, die einzigen lebenden Wesen, die wir an

diesem Tage antrafen. Die Sonne warf schon längere Schatten, bergab zu steigen, aber ganz allmählich, denn flache

Mulden,

in

denen

sich aus

als

wir wieder anfingen

alle

Thäler sind anfangs

sumpfigem Boden die Bäche sammeln.


Das Hochland von

48

Mittel-Peru.

Die geringe Menge des Wassers hat noch nicht die Kraft, den Boden auszuhöhlen, erst wenn durch Zusammenfluss vieler Quellen sich ein Wasserlauf verstärkt hat, beginnt er sich ein Bett zu graben und es

Der

entstehen engere Schluchten mit stärkerem Gefälle.

am

etwas mehr

jetzt

um

die Sümpfe nicht wenige kamen wir an auch so aber vermeiden, zu Thalboden im verdächtigen Mühe über den nur mit Tiere die wo Stellen, missliche

Pfad führte meist

als früher betretene

hin,

Endlich ging die Sonne unter und wir hatten

Boden

zu bringen waren.

das

den Anden ziemhch

in

Bergrande

seltene Schauspiel des Alpenglühens.

Die

Spitzen der vor uns liegenden weissen Kette erglänzten zuerst im Scheine

und nachdem diese verschwunden war, im Wiederschein der purpurfarbenen Wolkenden rötlichen Schimmer durch reihen, die den westlichen Himmel bedeckten: ein wunderbarer Anblick; der untergehenden Sonne,

denn über Thäler und niedere Höhen hatten sich bereits die Schatten der Nacht gelagert. Die Beleuchtung dauerte nur kurze Zeit, auch hätten wir keine Zeit gehabt, um ihretwillen länger zu verweilen, denn der

Weg

noch

dauert als

auch

dichten auf,

der Estancia,

wo

wir die Nacht zubringen wollten, war

Eine Zeitlang war bei der Dämmerung, die auf den Höhen

weit.

länger

uns

bis zu

der

Wolken

in

den Thälern,

der

zunehmende Mond;

aber

auch

sah ich nichts mehr

verbarg,

mein Tier zu

Weg noch

als

In

leiten.

solcher

Lage

thut

dann half

sichtbar,

dieser

und gab

man am

sich hinter

alle

Versuche

besten,

auf den Instinkt und die Vorsicht der Maultiere zu verlassen,

sich

wiewohl

ist, nicht zu wissen, wohin man geMeine Begleiter waren, wie es schien, weit voraus und antworteten nicht mehr auf meinen Zuruf. Endlich fühlte ich, dass wir

es ein etwas

unbehagliches Gefühl

tragen wird.

einen steilen Berg hinunterstiegen, das Maultier ging mit grosser Behut-

samkeit auf kurzen Zickzackwegen.

den

Wasser

blieb.

zurückritten,

wir an einen Fluss,

sondern eine lange Strecke im demselben Wege ein Stück auf als wir Erst am Morgen, vorgezogen hatte, im kluge Tier bemerkte ich, dass das

Ufer hinführende W^eg sehr uneben und Endlich flimmerte ein schwaches Licht, Hunde schlugen

Bache zu waten, da der steinig war. an,

Dann kamen

das Tier jedoch nicht durchschritt,

der

Mond

niedriges,

am

Wolken und liess ein mit Stroh gedecktes Haus erkennen, vor welchem unsere trat

einen Augenblick aus den

Es war eine elende Vaqueria oder Viehstation, Huarilka genannt und zur Hacienda Urcon gehörig. Ich zog meinen Barometer hervor und fand, dass wir uns noch auf

übrige Gesellschaft bereits angelangt war.

3510

m Höhe befanden, Man wies uns ein

mithin nur 800 kleines

vi

Häuschen

herabgestiegen waren. an,

in

welchem der Guts-


Die Cordillera von Conchucos.

mq

Verwalter bei seinen Besuchen auf der Estancia die Nacht zuzubringen

Es war noch unwohnHcher, als das Haus im Tambillo, hatte Kreuz an den kahlen Wänden, dagegen in der Mitte

pflegte.

nicht einmal ein

Lehmbodens

Thür zulaufende Furche zur Aufnahme Wir Hessen uns von dem mitgebrachten Fleische eine Suppe kochen und einige Stücke braten, machten uns Thee und verzehrten unsere Mahlzeit wie zwei Tage vorher beim Scheine von einem paar Lichtern, die wir in gedes

eine nach der

des durch das Dach dringenden Regenwassers.

spaltene

geklemmt,

Stöcke

den

in

Mauerritzen

Dann

befestigten.

schlugen wir unsere Feldbetten auf und wickelten uns in die Decken,

denn die Nacht war

dem

an

kalt

wo

Am

Bergabhang.

ungeschützten

Morgen

betrachtete ich die

hatten.

Die beiden roh aus Steinen gemauerten und mit Punagras ge-

am

deckten Hütten lagen

Wand

dessen

chucos,

Lage des

Orts,

Fusse des letzten Berges der Kette von Con-

das Schiefergestein

flammten oder ganz verworfenen Schichten die

einzelnen Schluchten

in

wir die Nacht zugebracht

tief

in

seltsam gewundenen,

zeigte;

herabreichten.

ge-

darüber Schneefelder,

Man

blickte

in

ein

und Kinuarbäume sich am Ufer eines kleinen Flusses hinzogen, desselben, den wir bei seinem Austritt aus den sumpfigen Ufern des Sees Tinyacocha überschritten hatten. Unsere Tiere waren nachts auf die Weide getrieben worden und Thal, in w^elchem kärgliches Gebüsch

mussten ziemlich weit herbeigeholt werden, indessen brauchten wir uns heute nicht zu beeilen, denn die Entfernung von Huarilca nach Tarica

Ehe wir uns auf den Weg machten, bestiegen

beträgt nur fünf Leguas.

wir

wo

einen benachbarten Hügel,

Chullpas sind

besonderer

stätten

kleinen

gemauerten

Hütten

in

stattung

und

bräuchlich,

schönsten

tani in acr

einige

Stellung

den

Tage

die

bei

in

auf-

der Be-

und

grössten

Puno,

in

Nähe von Hatun später

hatte.

Aimaräs ge-

dieser Gräber finden

am Umavo-See

bemerkt

die

sondern

Diese Art

bei

eine Chullpa

turmähnlichen

,

hockender

war

wo

Art,

Leichen nicht beerdigt,

bewahrt wurden.

ich

indianische Grab-

alte

sich

Chullpa.

Sillus-

Colla.

Andere solche Chullpas

am Wege und werden am

trafen wir

geeigneten Orte auf die

Folgerungen zurückkommen, die sich aus diesem Umstände hinsichtlich der früheren Verbreitung der Aimarä-Rasse ergeben.

Die Chullpa, von

der wir beistehend eine Skizze geben, war rund, etwa 2,50 Middendorf, Peru

III.

im Durch-

/;/ .


Das Hochland von

-Q

Mittel-Peru.

messer und ebenso hoch. Ein niedriger Eingang Hess ins Innere blicken, dessen Decke aus Steinplatten von einem Pfeiler getragen wurde; im

Übrigen war die Grabzelle leer. Man braclite uns in Huarilca frische Milch zum Frühstück, wogegen wir unsern übrigen Vorrat von Fleisch und Brot an die Kinder und

Knechte des Hirten verteilten. Die Leute verzehrten das grobe, trockene Brot von Conchucos wie einen seltenen Leckerbissen, denn auf die Estancias kennt man kein Gebäck irgend einer Art und isst statt dessen nur geröstete Maiskörner, Cancha genannt.

Von der Clnülpa ritten

den Thalgrund hinab und durch-

stiegen wir in

den seichten Fluss, worauf der

Weg

alsbald wieder an der

sich

Nach

gegenüberliegenden Bergwand erhob, aber sehr allmählich.

zwei-

stündigem langsamen Steigen gelangten wir zu einem hohen Punkt, dem Alto de Huinchos. Dort lagerten wir uns eine Zeitlang auf dem Rasen

und genossen Puca-racu

die schöne Rundsicht,

hinter uns die Cordillera hingeritten waren

zur

rechten und

deren Fusse wir gestern

von Conchucos, an

links die grossen

;

neben der von Sipa und vom Passe

welche die Reise uns bot:

die schönste,

Schneeberge der weissen Kette von

ihrer Rückseite, gerade vor uns die Thäler,

welche die beiden Ketten

von einander trennen, oder vielmehr eine Lücke zwischen ihnen erzeugt haben, durch welche man in das Thal des Santallusses blickt. Die linksseitige

Wand

desselben

von der natürlich nur

die Cordillera negra,

ist

ein kleiner Ausschnitt sichtbar

ist,

der das Gesichtsfeld zwischen beiden

Der Abstieg vom Alto de Huinchos zum Boden eines Thals, in ist steil und senkt zuströmt. Wir durchritten Santa welchem der Rio Hualcayanca dem auch diesen Strom, da die Brücke zerstört war, stiegen von neuem den gegenüberliegenden Bergrücken hinauf, bogen um einen Vorsprung und

schneebedeckten Ketten

ausfüllt.

sich

erblickten unerwartet die selbst nicht auf,

hinunter bis

tief

Hacienda Urcon.

sondern

ritten

Wir

hielten uns jedoch da-

weiter nach Tarica,

wo

wir

früh

am

Nachmittag wieder anlangten.

Der Caliejon de Huaiias.

Das Santathal

drei Abschnitte: die

zerfällt in

Küstengegend, die im

zweiten Bande beschrieben wurde, der obere Teil, in welchem Huaräz, die Hauptstadt des Departements schnitt, der bei

dem Thale

Orte Caliejon (Gasse) von

Gegend

dieses

Ancash

liegt,

und einen

Huaiias anfängt und nach Huaiias genannt wird.

fruchtbarsten

und schönsten Teiles

mittleren

Ab-

dem gleichnamigen Durch hatte

die

untere

mich

bereits


Der Callejon de Huailas.

der

Weg nach

Tarica geführt,

'

C j

um

kehrten wir dahin zurück,

jetzt

dem hohen

das

Da

ganze Thal

bis

Herr

dessen Gesellschaft ich die fernere Reise durch das Hoch-

D., in

hinauf zu

Abschnitt zu durchreisen.

land unternehmen wollte, inzwischen seine Geschäfte in Tarica beendigt

brauchten wir daselbst nicht länger zu säumen, sondern gönnten

hatte, so

nur unsern wir

am

Sihuas gemieteten Tieren ein paar Tage Ruhe,

worauf Unser vortreffHcher Wirt, der Verwalter gab uns zwei zuverlässige Leute zur Begleitung und Beausserdem schloss sich noch ein deutscher Bergmann an

in

Juni aufbrachen.

12.

von Tarica, dienung

mit,

uns an,

der für sich eine Mine bearbeitete,

welcher er bei seinen

in

beschränkten Mitteln sein eigener Ingenieur und Häuer war, also

Ausdrucksweise unserer Bergleute zugleich von der Feder: hatte,

Mann,

ein gebildeter junger

beim Schmelzen

der das Unglück gehabt

sich durch Einatmung Er wollte versuchen, sich

Weg

durch den Gebrauch heisser Quellen, an denen unser der Bergmann

befreien.

Unsere Gesellschaft

auf einerh alten Pferde

das vielleicht weiss ausgesehen hätte,

Sande.

Ritt

Ein Tier,

Morgens,

wenn

sie

wälzen

sie

sich,

ritt

vorbeiführte,

auf ]\Laultieren,

von nicht erkennbarer Farbe,

wäre es gewaschen worden.

der Sierra werden die Tiere selten gebadet, so nötig

jedem längeren

der

silberhaltigen Bleiglanzes

der Dämpfe eine Bleilähm ung zuzuziehen.

von seinem Leiden zu

in

Mann vom Leder und

ein

sobald

das sich nicht wälzt,

gilt

sie es

haben.

sie

abgesattelt

als

nicht

wieder gesattelt werden

sind,

recht

im

gesund,

man

stäubt

sollen,

In

Nach

sie

höchstens mit einem Lappen ab.

Wir folgten anfangs demselben Weg, auf welchem

ich

gekommen dem Her-

war, durchritten ohne Schwierigkeit die Schlucht, die mir auf

wege unzugänglich erschienen war und Quilcotay,

um

einige dort

am Wege

hielten

erst

bei der

Hacienda

stehende ChuUpas zu untersuchen.

Die hier befindlichen

sind nicht rund

sondern würfelförmig,

auch etwas

wie die Chullpa bei Fluarilca,

kleiner,

nur anderthalb Meter breit

und ebenso hoch, mit einem etwas vortretenden Gesims um das flache Dach; die Mauern dieser kleinen Türmchen sind verhältnismässig dick und aus Schieferstücken aufgeführt. Durch eine kleine Thür kann man ins Innere kriechen, wo man in einigen noch Schädel- und Knochenreste findet; die meisten sind leer.

am Nachmittag kamen wir nach Yanac, das kleine Dorf auf wo ich auf der Herreise gerastet hatte. In der Nachbarschaft dieses Orts bemerkte man nur Kleefelder, aber hoch oben, wohl 300 m über dem Dorfe, war die ganze Bergwand gelb von reifer Gerste. Früh

der Bergstufe,

Die Bestellung dieser Felder

ist

eine harte Arbeit für die Leute, 4*

aber


Das Hochland von

52 in der Zeit

und führen

zwischen Aussaat und Ernte haben sie kaum etwas zu thurt Wir kehrten in Yanac im Hause ein müssiges Leben.

eines Mestizen ein,

eines Cholos liessen

zu den Weissen rechnete,

und von

um

Mittel-Peru.

der besseren Klasse,

uns Futter

für

seiner Tochter ein Frühstück bereiten.

die Gerätscliaften zu betrachten,

der sich schon,

unsere Tiere geben

Ich ging in die Küche^

und dem Mädchen

bei seiner Ar-

Wie unangenehm man auch sonst durch den Mangel Indianern und Cholos berührt wird, so halten sie bei Reinhchkeit an Speisegeschirr sauber. Dieses ist auch bei den und Kochdoch ihr ebenso einfach, wie in alten Zeiten, und besteht noch Wohlhabenderen

beit zuzusehen.

Chullpas bei Quilcotay.

nur aus irdenen Töpfen und Kürbisschalen.

Die Kürbisse

jNIates

Gegenden wachsen, werden durchgeschnitten, von ihrem Fleische gereinigt und ausgeschabt. Die grösseren Kürbisschüsseln dienen zum Auftragen der Speisen, die kleinen flachen als Teller, die rundlichen als Trinkgefässe. Diese kugelförmigen Schalen werden Potos genannt und aus ihnen wird das Landesgetränk, die Chicha genossen^ die

in

heisseren

Gegessen wird mit hölzernen Löffeln, Tochter unseres Wirts,

die

in

sehr oft auch ohne solche.

sein mochte, kochte uns ein schmackhaftes Pissen

Die

hübsch gewesen

ihren jüngeren Jahren

nach

ihrer Weise, das

wir sehr wohlschmeckend fanden, und dazu nach Landessitte gerösteten

Mais assen,

obgleich wir Brot von Tarica mitgebraclit hatten.

Sierra sind alle Mahlzeiten dieselben, einerlei

abends einnimmt.

Sie bestehen

ob

man

sie

In der

morgens oder

aus einem sogenannten Caldillo,

eine

Suppe, welche mit Eiern, Fett und Kartofteln bereitet wird, und einem Chupe, einer andern Art Suppe, die sich vom Caldillo gewöhnlich nur

dadurch unterscheidet, dass

sie

Stücke

vom

frischen Schafkäse enthält.


Der Callejon de Huailas. Ist Fleisch zu haben, so wird es gebraten

Suppen gegessen.

Öfters werden

r ^

und trocken zwischen beiden

dem Chupe

Hülsenfrüchte

zugesetzt,

Tarhui genannt, ein Mittelding zwischen FIrbsen und Bohnen, aber ganz

wohlschmeckend.

Alle Gerichte sind mit spanischem Pfeffer

stark gewürzt, aber glücklicherweise fast nie mit Statt

dem Wege von Yanac nach La Pampa

Aji

zu folgen, zogen wir vor,

gleich von hier aus ins Thal hinabzusteigen nach der HaciendaPakatki,

Hofe des Hauses, wo wir waren, sahen wir gerade unter uns liegen, gebrauchten

Knoblauch.

die

Gebäude

Vom

dieses Gutes

aber bei sehr steilem

Wege

fünf

Viertelstunden, ehe wir dort anlangten, denn der Höhenunterschied betrug 800 m.

wir

Die Hacienda war Besitztum eines Pfarrers,

vom Famulus

des geistlichen Herrn,

der Gastfreundschaft behandelt, Perus mit Recht rühmt,

die

doch wurden

der sie verwaltete,

man an den

Pfarrern

nicht

mit

im Innern

daher war unsere Zuflucht zum. Thee nahmen.

In geringer Entfernung von Pakatki brechen nahe

am

Ufer des Flusses

Rupac Yacu genannt. Wir begaben uns also schon am Abend dahin, um sie zu sehen und kehrten, da es schon anfing zu dunkeln, am folgenden Morgen noch einmal zurück. Man heisse Quellen hervor,

sieht eine flache hügelige

Vertiefung,

Erhebung des Bodens mit

einer tellerartigen

aus welcher siedendes Wasser aufw^allend hervorquillt

nach beiden Seiten

abfliesst.

Der Hügel

ist

aus

dem Absatz

und

der Quelle

und besteht aus stark mit Eisen gemischtem kohlensauren Etwa 50 Schritt von der Quelle entfernt, steht eine kleine viereckige, aus Steinstücken erbaute und mit Stroh gedeckte Hütte, welche zum Baden dient. Das Wasser wird dort von einem gemauerten Be-

entstanden,

Kalk.

um

Bänke zum Ablegen der während seines Laufes Quelle so zur weit ab, dass von der Hütte es morgens lauwarm ankommt. Will jemand heissere Bäder nehmen, so muss er dies später ^m Tage thun, denn in dem Masse, als sich der Boden durch die Sonnenstrahlen erhitzt, wird dem Wasser weniger Wärme entzogen. Nachmittags ist es daher an sonnigen Tagen unmöglich, das Bad zu benutzen. Ausser dem Wasserbad ist auch ein Dampfbad vorhanden: eine der vorigen ähnliche Hütte, deren Thür mit Decken verschlossen werden kann, und an deren Boden aus einer schwachen Quelle wenig Wasser, aber viel heisser Dampf ausströmt. Zur Aufnahme der Kranken dient ein niedriges Gebäude mit einem halben Dutzend kleiner Zimmer. Die Zimmer werden gegen eine kleine Vergütung vermietet, die Bäder aber sind auf Kosten der Provinz eingerichtet und werden dem Publikum unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Für die Beköstigung haben die hälter

aufgenommen,

Kleider angebracht sind.

welchen

einige

Das Wasser kühlt

sich


Das Hochland von

j-A

Der hohen Temperatur verdankt die Quelle brennendes Wasser auch

Kurgäste selbst zu sorgen.

diese

Namen Rupac Yacu

ihren indianischen

wird

Mitlel-Peru.

,

nach dem nahe gelegenen Orte Ninabamba genannt und

zwar mit Rücksicht auf die Bedeutung dieses

Namens

gleichfalls

mit

Recht, denn nina-pampa besagt -Feuerfeld«.

Der gelähmte Bergmann, der die Bäder hatte brauchen wollen in das Wasser sei schwefelhaltig, sah sich in seiner Erwartung getäuscht. Ich riet ihm, lieber die Schwefelquelle von Andamayo zu versuchen, und er kehrte noch am selben Tage nach Tarica zurück. der Meinung,

Wir dagegen büschen

nach

dem

gebracht hatte,

^\o

ich

nach La Wir ruhten etwas

hier hinauf

auf

Kollege vorgestellt worden war.

als künftiger

bemerkte verlegen, beschenkt. reichten

habe ihn

sie

Gegen

2

eine Stunde

dann langsam den Strecke, ehe

man

seit

Uhr brachen später

steilen

die

Als ich mich nach

Abwesenheit zu entschuldigen und

seiner Mutter erkundigte, bat er ihre

meinem Besuch mit einem Bruder La Pampa auf, er-

wir wieder von

Höhe

der

drei

Kreuze und stiegen

Berg hinunter. Auf der letzten unangenehmsten

zur Brücke

kommt,

stiegen wir ab.

Yuramarca an und fanden Aufnahme Li der rohgezimmerten Veranda Frau.

Zeiten in alten

unter baumartigen Chirimoya-

und von

dem Wege nach Tarica die Nacht zuund wurden von dem jungen Manne empfangen, der

dem Hause,

aus in

angenehmem Wege

Dorfe Ninabamba

woselbst wir bald nach Mittag ankamen.

Pampa,

mir

auf

ritten

bei ihrer

-Wir langten bei einer freundlichen

Hütte

verzehrten

Mahl und freuten uns dabei des schönen Abends,, der milden Luft und des glänzenden Vollmondscheins. Man hatte uns vor Yuramarca gewarnt als einem gefährlichen P'ieberort. Vielleicht wird es mit Grund gefürchtet, denn viele Häuser sind von Gärten und Bananenwäldchen umgeben, deren Schatten für besonders fiebererzeugend gehalten wird. Aber das Haus, wo wir Quartier genommen hatten,

wir unser frugales

lag an

einem trockenen Abhang, wir schliefen daselbst gut und blieben

gesund. Als wir am Morgen zur Brücke von Yuramarca kamen, war diese noch immer nicht ausgebessert und hing so sehr nach einer Seite, dass wir abstiegen und unsere Tiere hinüber führten. Am anderen Ufer trafen wir eine Herde beladener Lasttiere. Alle waren über den Fluss gegangen mit Ausnahme eines Esels, der wohl klüger sein mochte als

seine Leidensgefährten

am

Hallter den

und trotz aller Schläge, Fusstritte und Zerrens Übergang beharrlich verweigerte. Wir verliessen den

Treiber in Verzweiflung,

Aber im Grunde

sein

Schicksal

und den Esel verwünschend. den

hatte der eigensinnige graue Klepper ganz Recht,




Der Callejon de Huailas.

er

Dann kam

der lange beschwerliche

Fluch verdiente nur die Brücke.

Anstieg an der hnksseitigen Thahvand, der für Tiere und Reiter gleich

ermüdend

Kurz vor der Ankunft in Huailas wurden wir von einer die im Thorwege eines einzelnen Hauses stand und

ist.

Frau angeredet,

dort auf uns gewartet zu haben schien.

ob sei,

in

Sie fragte einen unserer Leute,

den Arzt begleiteten, der vor 14 Tagen durch Huailas gekommen und als ihr dies bejaht wurde, bat sie uns inständig, doch diesmal

sie

ihrem Hause zu

Verwandter

bleiben,

der mich

liege,

wo

um

ein

seit

langer Zeit schwer kranker

Da

Rat zu bitten wünsche.

wir keinen

Grund hatten das Haus des Gobernadors vorzuziehen, so nahmen wir Das Haus lag ihre Einladung an und folgten ihr zu ihrer Wohnung. einen Garten, von wo man den Pic ziemlich hoch im Orte und hatte von Huailas gerade vor sich sah, und den ich hier zum ersten Male bei völlig unbewölktem Himmel erblickte. Der Pic wird von vielen für

den höchsten Gipfel der weissen Kette gehalten, da er

und weiter

sichtbar

seitigen Pyramide,

Rand

als

ist,

die mit

Schnee bedeckt

der Vorberge hervortritt,

auszeichnet.

Im Hause wurden

und

sich

allein steht

Er besteht aus einer

die andern.

soweit sie

ist,

durch ihre

Form

drei-

über den vor

allen

wir von der alten Mutter des Patienten

empfangen, einer guten kleinen Frau, die aus

Kummer

über den

Tod

Söhne und die Krankheit des andern selbst krank geworden war, und mich beschwor, ihr diesen einzigen Sohn, die Stütze

eines

ihrer

ihres

Alters,

zu erhalten.

Ich konnte ihr natürlich nicht versprechen

eine Besserung im Befinden

des Kranken eingetreten

zu bleiben,

bis

sein würde,

immerhin verweilten wir zwei Tage und

um mich

Zeit,

über

ich benutzte diese

manche Verhältnisse des Orts und

seiner Be-

völkerung zu unterrichten.

Der Ort Huailas, nach welchem, wie

bereits

mittlere Teil des Santathales benannt wird, liegt

lichen Callejon, sondern

hoch über demselben

breiten abschüssigen Nebenthal.

Von den

in

bemerkt wurde, der

noch nicht im

eigent-

einem muldenförmigen,

meist einstöckigen Häusern

zerstört und unbewohnt, teils noch seit dem Kriege mit mehr aber noch infolge eines grossen Aufstandes der Indianer, der ein Jahr zuvor die weisse und gemischte Bevölkerung des Thaies in Schrecken versetzt hatte. Der Ort befand sich seitdem in sichtlichem, zunehmenden Verfall, der ohnehin geringe Handel hatte noch mehr abgenommen, man sah nur wenige und schlecht versehene Läden, aber desto mehr Häuser, bei denen aushängende Fähnchen anzeigten, dass dort Chicha und Branntwein verkauft werde. Gleichwohl besitzt Huailas die Bedingungen zum Wohlstand: das Land ist fruchtbar.

waren Chile,

viele


Das Hochland von

56

Das Wasser

Das Grundeigentum

dem

aus-

sehr sorgfältig überwacht.

grossenteils in ganz kleine Parzellen geteilt, in-

ist

wie sonst in deutschen Fluren,

die einzelnen Nachbarn,

schiedenen Gegenden

kaum

trockenen Wintern

allerdings in

ist

dafür wird aber seine Verteilung

reichend,

und ohne mühsame Be-

im Überfluss hervor,

bringt alle Feldfrüchte arbeitung.

Mittel-Peru.

von Feld

Stücke

in

ver-

Armen und Oca als

Auch

besitzen.

die

haben genug, um ihr Leben zu fristen: Weizen, Kartoffeln Nahrung, Mais zur Bereitung ihrer Chicha. Dabei halten sie Schweine, Truthähne und -Hühner, geschätzt,

kamen.

die

sich

wovon beinahe zwei

und

Futter selbst suchen

ihr

Die Bevölkerung wurde damals auf

rasch vermehren.

auf das

Drittel

5

sich

Seelen

weibliche Geschlecht

scheint Folge

Dieses auffallende Missverhältnis

— 6000

der verwahr-

Männer überlassen. In der Zeit zwischen der Aussaat im Dezember und der Ernte vom Juli bis Sei)tember, haben die Männer nichts zu thun und ergeben sich dem Trunk. So lange man nur die im Lande bereitete Chicha kannte, litt dadurch die Gesundheit wenig, denn die Berauschung mit Chicha losten

ist

Lebensgewohnheiten zu

sein,

denen

sich die

unter allen die unschädlichste, und die Indianer waren bereits

seit

den Zeiten der Inkas an Unmässigkeit im Genüsse ihres Lieblingsgetränks gewöhnt.

seit aus den Der aus den Alkohol, Canaso genannt,

Die üblen Folgen zeigten sich

erst,

Haciendas der Küste der Branntwein eingeführt wurde. Abfällen bei der Zuckerbereilung hergestellte enthält ein

giftiges,

derblicher wirkt, alte

Männer.

die

als

Nerven zerrüttendes ätherisches

Man

der Kartoffelfusel.

Die Frauen

wie

sind,

überall

das ver-

Ol,

sieht daher nur wenige

arbeitsam

der Sierra,

in

und besorgen nicht nur die häuslichen Geschäfte, sondern nehmen auch an den Feldarbeiten ebenso gut teil wie die Männer. Die Einwohner von Huailas Hallte Mestizen,

die

streng geschieden

neuerdings

seit

religiösen Feste

dies bei

dem

sich

hier

und stehen einander

dem

stimmt

sie

Alles,

zur

versöhnlicher,

Nicht einmal die Feier der

und

am

meisten zeigt sich

Hauptfest, welches in allen Orten des Hochlands zu Ehren

der

werden

pflegt,

Himmelfahrt der Jungfrau

in

Huailas

(Asuncion de

was die Leute an Arbeitslohn und aus dem Verkauf

früchte ersparen,

verwenden

Bequemlichkeit,

denn

sondern sammeln es findet.

reine Indianer,

Beide Klassen leben

feindselig gegenüber, besonders

grossen Aufstande.

irgend eines Heiligen gefeiert zu

herrlichung

zur Hälfte

sind

Mozos nennen.

dafür für

la

zur VerVirgen).

ihrer Feld-

Vermehrung ihrer häuslichen weder Sinn noch Bedürfnis, welches im Monat August statt-

sie nicht zur

haben

dieses Fest,

sie

Sämtliche Einwohner scheiden sich dabei in zwei Parteien, die


Der Callejon de Huailas.

cy

Indianer und Mischlinge; auch der Hauptplatz des Ortes wird in zwei Hälften

jede zur getrennten Versammlung der beiden Rassen.

geteilt,

Das Fest

vier Abschnitte,

zerfällt in

Monat damit

so dass ein ganzer

von einer Dauer von ausgefüllt

Abschnitts werden durch sogenannte acht aus freien Stücken anbieten,

Mayordomos

vier

um

die

es

sich

Mayordomos

der

an die

handelt,

hier

matischen Aufführungen

in

möglichst

von

vier

Bestreitung

freiwillige

Da

erinnert.

der drasich jeder

Spenden von Chicha

im

freigebig

und

rohen Vergnügungen,

trotz der

Athen (Choregien)

Tagen,

deren sich

bestritten,

die Mestizen

für

den Indianern: eine kostspielige Ehre, die

je acht

Die Kosten jedes

wird.

und

Branntwein zu zeigen sucht, so verschlingen seine Ausgaben meist die

wurden mir in Huailas mehrere junge Lima als Hotelkellner durch Trinkgelder erworben und nach Rückkehr in ihre Heimat als Es

Ersparnisse vieler Jahre.

Burschen genannt, die einige tausend Sols

Mayordomos des

sich in

Festes

ihre

ganze

auf einmal

Barschaft

verjubelt

hatten.

An den

zwei Haupttagen finden Prozessionen

Zuerst tragen die Indianer

getrennt.

Bild der Jungfrau

phantastischen

wobei junge Leute

umher,

oder mit Masken

Trachten

Acht Tage später

führen.

am Tage

la

octava

statt,

aber auch diese

der Himmelfahrt das

sich

wilder

verkleiden und in

Tiere

Tänze

auf-

wird die Jungfrau nochmals

von den Mozos aus der Kirche geholt, die jedoch die Vermummungen und Sprünge der Indianer unter ihrer Würde halten und sich mit dem

Abbrennen von Raketen und Fröschen begnügen. An den vier Tagen nach jeder Prozession werden Stiergefechte abgehalten. Die vom Platze auslaufenden Strassen werden dabei mit Planken gesperrt, die Zuschauer stehen in den Thüren oder auf den Dächern und die Fechter sind junge Leute des Ortes. Das Interesse, mit dem dieses Spiel verfolgt wird,

ist

ein so leidenschaftliches wie in

fährliches,

die

Lima, auch nicht selten ein ge-

handelnden Teilnehmer sind ungeschult und

oft

halb

werden gewöhnlich nur gehetzt und geneckt, von Reitern mit Lanzen getötet. Die Religion giebt zu diesen

betrunken. seltener

denn Die

Stiere

den Namen und die Veranlassung, ausser bei der bekümmert man sich wenig um die Heilige. Ist der Pfarrer

Festlichkeiten nur

Prozession nicht

zu

anspruchsvoll

Prozession leiten

;

in

seiner

verlangt er zu

Forderung, viel,

so

so übergeht

lässt

man

man

ihn

die

ihn

und

holt

das Bild der Jungfrau ohne sein Beisein und seine Erlaubnis aus der Kirche.

Der

mit seiner

Pfarrer von Huailas stand zur Zeit meines Besuchs schlecht

Gemeinde und wohnte

in

dem benachbarten

Orte Matu.

In


Das Hochland von

58

Mittel-Peru.

Abwesenheit wurde die Messe von seinem Vikar gelesen,

seiner

der

nur selten nüchtern war. wohlfeil,

da die Erzeugnisse

der Felder, die nicht im Orte verbraucht werden,

sich nicht verwerten

Das Leben

in

Huailas

ist

äusserst

Die höchsten Preise werden für Ochsen bezahlt, nach unserem Gelde 60 Mark, eine Kuh kostet 45, ein Stier :^6, ein Schaf 3, ein Am Abend zweijähriges Schwein 5 und ebenso viel ein Truthahn. unserer Ankunft schien man die ganze A^erwandtschaft eingeladen zu

lassen.

eine festliche Mahlzeit auftragen,

haben und

liess

wöhnlichen

landesüblichen Gerichten

noch

die

neben den ge-

manchen besonderen

aus

Schüsseln süsser Speisen und auf mancherlei Weise zubereiteten Mais

Das Schaustück des Ganzen war

bestand.

ein mächtiger Truthahn,

in

Diese grossen, lange

der That der grösste, den ich je gesehen hatte.

gemästeten Tiere sind aber keineswegs die schmackhaftesten, denn das Fleisch

ist

Höfen und die

man

den Häusern der Sierra

in

die

für

und das Fett

zähe

gewöhnlich

alljährlich

vom Tisch aufgestanden

man

überall Truthähne,

wiederkehrenden Feste

kam

waren,

der Vikar

Auf den

und grob.

hart

sieht

Als

aufzieht.

zum Besuch.

wir

Er war

bereits vollständig betrunken, schenkte sich aber gleich ein grosses Glas

Branntwein

werden, eine

An

jungen Leute,

Morgen

Bauwerken die

ich

bietet Huailas

Abends kennen

bei der Besichtigung

zu einem Hügel,

die Flaschen versteckte,

auch den gewünschten Erfolg

List, die

alten

man

daher

ein,

um

seiner los zu

hatte.

Einer der

wenig Sehenswertes. lernte,

erbot

sich,

am

mich

mich

derselben zu begleiten und führte

Chupacoto .genannt, der am unteren Ende des Ortes Von den Gebäuden

unmittelbar neben den letzten Häusern sich erhebt. die

einst

auf demselben

gestanden hatten,

sind

nur

noch formlose

Steinhaufen übrig, in denen kein Grundriss nachzuweisen viel lässt sich

ist.

Nur

so

erkennen, dass der mittelste und höchste Teil des Baues

quadratisch war und aus einer soliden Masse bestand, aus Steinen

Mörtel oder Lehm, wie

man

den Tempelbauten der Küste

es bei

und

findet.

vorhanden gewesen wie bei der Es scheint jetzt verschüttet. daher, dass diese Ruinen von einem Tempelbau herrühren, eine Festung zur Verteidigung des Ortes konnte hier nicht gewesen sein, denn die Unterirdische

Gänge

sind gleichfalls

Ruine Tumscha-kaika bei Caräz, sind aber

gegenwärtige Ortschaft Huailas

ist

neu,

die

alte lag

man

an der rechten Seite des Thaies,

auf welcher

Wohnhäusern, sowie auch weitem deutlich erkennt.

Trümmerhaufen

Am

Nachmittage

die

machten

wir

einen

Ritt

auf einer

viele

zweier

Anhöhe

Überreste von

Burgen

thaläufwärts,

um

von die


Der Callejon de Huailas.

Ruine von Pucarä zu besuchen, die man mir

eg bezeichnet

als interessant

Wir hatten dabei Gelegenheit, das Thal in seiner ganzen Längsausdehnung zu sehen (2 Leguas) und uns von der Sorgfalt zu über-

hatte.

Land

mit der jedes Stück

zeugen,

kamen

verwertet

Am

getrieben werden.

und klommen zu Fuss noch

stiegen wir ab

man

welcher

die

und von eben solcher

Art Altar

— Festung —

Mauer

Raum

lehnt sich

auf ihr

ist

geliehen,

zu

gebildet

Am

Abhang zerstreut Grundmauer gelegen

Arbeit.

auf dieser

haben.

besagt, konnte der

Eine Burg,

5

trat

Fuss

6

Weg

sein,

denn

und der

freie

Einigermassen enttäuscht

breit.

den Rückweg

ich

das den

an

Name

der

wie

Bau nicht gewesen

unmittelbar an die Bergwand

nur

meinen Erwartungen gutes Pferd

höher,

4 Fuss hohe und 20 Schritt lange Mauer, an

als eine

mit groben Zügen

eine

eine kleine Strecke

zwei verwitterte Bildnisse menschlicher Gesichter bemerkte,

liegende grosse Steinblöcke scheinen

Pucarä

der Vor-

letzten Feldern,

Von dem ehemaligen Gebäude

worauf wir zu den Ruinen gelangten.

war nichts übrig

am Abhang

über den

etwa 100 Fuss

Auch Bach

die durch einen

oberen Ende des Thaies,

berge der Cordillera negra,

und

und bebaut war.

wir an mehreren Weizenmühlen vorüber,

Man

an.

von zwei Leguas

ein

weniger

als

hatte in

in

mir

einer Stunde zurücklegte.

Am

verliessen

16.

Leuten des Ortes; licher

wir

Huailas,

samen Maultiere vermochten

nicht mit

Abhang des Santa nach Matu gleitern

fesselte,

Stück Weges das Geleit zu

zu halten, daher wir auf der Höhe,

verabschiedeten.

mehreren jungen

dessen Leiden zwar sehr ernst-

Natur war, ihn aber nicht ans Bett

gleichfalls ein

von

begleitet

sogar der Kranke,

wo

Aber unsere

den lebhaften Pferden der

Weg

hinabzusteigen,

Die Entfernung

von

Huailas

langSchritt

um am

sich wendet,

uns

,

von

uns

bestand darauf,

geben.

unseren

nach

Be-

Caräz

dieser Stadt an, 5 Leguas, und wir kamen bei Zeiten in wo ich wieder im Hause meines früheren Gastfreundes Mariano Menaya Wohnung nahm, während mein Reisegefährte, Herr D., sich bei einem

beträgt nur

Geschäftsfreunde beherbergte. Bei meinem ersten Aufenthalt in Caräz hatte ich nicht Zeit gehabt, Gegend unterhalb der Stadt zu besuchen, wünschte also, dies jetzt nachzuholen, und mein gefälliger Wirt erbot sich, mich auf dem Ausfluge zu begleiten. Wir ritten durch die schöne Campina de Yanahuara, die

und bestangebaute Gefilde des ganzen Santathales. Matu Hegt das Flussbett immer hart am Fusse der linken

das

furchtbarste

Von

Caräz bis

Thalwand,

so

dass an dieser Seite kein

Anbau möglich

rechten Seite des Flusses zieht sich eine nach

ist;

dem Gebirge

an der sanft

an-


Das Hochland von

^Q Steigende

Ebene

hin,

etwa drei Kilometer das

hervorblicken: ein freundliches Bild,

ist

wenn

Wände

die

wo aus der Menge von noch anmutender

freilich

der Hütten weiss wären

man

nicht gebräuchlich sie zu tünchen,

liche Farbe.

breit,

eingeschlossener Felder und Gärten die Häuschen

Bäumen und Büschen ^vürde,

Mittel-Peru.

Diese weite Ebene

ist

Santa aus, denn dieser Fluss strömt

braun;

den Arlobes

lässt

in einer tiefen

sein

allein es

ihre natür-

reichlich bewässert aber nicht

Das Wasser

zur Berieselung nicht verwerten.

statt

Rinne und

vom

lässt sich

Yanahuara wird durch

für

Kanäle aus dem Bergstrom Parun abgeleitet, aus einer Schlucht, deren senkrechte Felsenwände man beim Herabsteigen vom Passe Chacay beständig vor Augen hat, und an deren Ende ein spitzer Eiskegel leuchtet.

Von

unten aus

niuss hoch steigen,

um

ist

diese Schlucht nicht

ihre Grossartigkeit

Eine Legua unterhalb der Stadt

liegt rechter

da

Uli

und man

Hand nahe am Wege einzige, das man in

Gebäudes aus der Inkazeit, das Es wird Inka-huayin genannt, das Inka-Haus, verdorbenen Dialekte von Caräz huay statt huasi gesagt wird;

die Ruine eines

dieser

sichtbar,

würdigen zu können.

Gegend

antrifft.

Fügung unregelmässiger Steine ist allerdings dieselbe, die Mauern in Kusko antrifft. Die Bestimmung des Gebäudes wird durch die noch vorhandenen Reste nicht angedeutet, denn diese bestehen nur aus einem 8 Meter hohen Mauerstück, welches nicht senkrecht steht, sondern etwas nach innen geneigt ist, und gegenwärtig zum Abschluss eines Bauernhofes dient. Das Gebäude, von dem dieses Mauerstück ein Teil war, scheint quadratisch gewesen zu sein, es sind daran weder Thüren noch Fenster zu sehen, der innere Raum enthielt keine Wohnungen, sondern eine aus Steinstücken und Lehm bestehende Auch hier sollen solide Masse, wie dies bei Tempeln der Fall war. die genaue

man an

älteren

unterirdische

unter

Schutt

Gänge vorhanden gewesen begraben

sind.

Die

deren

sein,

Oberfläche

Öffnungen aber

Gemäuers

des

mit

ist

Kakteen und anderem stacheligen Gestrüpj) bedeckt.

Vom

unteren

Ende der Ebene von Yanahuara

führt ein

Weg

über

einen Bergvorsprung in die enge Schlucht Changol oder Schangor,

welcher eine salinisch

zu

und

in

warme Quelle zu Tage eisenhaltig,

Bädern benutzt.

schlecht wie die von

Die

Das Wasser derselben ist tritt. hat eine Temperatur von 36 Grad und wird Einrichtungen

Andamayo

zu

denselben

sind

nicht

aber doch keineswegs einladend.

so

In

einem engen Häuschen, unmittelbar neben der schwachen Quelle finden sich zwei finstere, unheimliche gemauerte Behälter, 10 Fuss lang und 6 Fuss

breit,

in

welche

man

das Wasser eintreten

gelegenen Hause des Besitzers des Grundstücks

lässt.

In

dem nahe

können Kurgäste ein


Der Callejon de Huailas. notdürftiges

Unterkommen

finden.

Die

^j

Bäder werden

krankheiten gebraucht und stehen im Rufe gegen Warzen nützlich

zu

Schlucht

fliesst,

sein,

aber

steht in

das Wasser

des

Baches,

kleinen

gegründetem Verdacht,

gegen

selbst

Haut-

— verrugas — der

Warzen

in

zu

der er-

zeugen.

Von

der Flur Yanahuara

führt

eine

Legua unterhalb Caräz eine

Brücke über den Santa, welche die rechte Thalseite mit dem an der

Hnken hinlaufenden Hauptwege verbindet. die Löwenbrücke, und kann

Puma-chaca,

Sie hat als

den stolzen Namen aller Brücken in

Modell


Das Hochland von

(^9

Mittel-Peru.

während unserer Reise von Tarica her die Cordillera an ihrer Rückseite meist klar gesehen, allein am Tage des Vollmondes und an den beiden

darauffolgenden

blieb

nehmenden Mondes dagegen wir konnten uns an

Im

dem

bedeckt.

sie

blieb der

den Tagen

In

Himmel

des

ab-

ohne Wolken und

fast

prächtigen Anblick der Schneekette satt sehen.

Callejon de Hiiailas besitzt diese die stolzesten Gipfel, die in einer

Reihe von Norden nach Süden auf einander folgen. Den Anfang bildet der Pic von Huailas, der etwas getrennt von den anderen steht wie ein

Vorposten,

von Caraz aus nicht

unmittelbar über Caräz endlich

vom Tullpa durch

folgt,

daneben der

eine

schliesst

Tiillpa-racu,

Schlucht

tiefe

Matara-racu oder Huascan, der höchste von

getrennt,

sich,

und der

allen-

am Nachmittage des i8. mit Vorbereitungen zur Weiterbeschäftigt war, kam Sehor Menaya, um mir mitzuteilen, dass ein

Als reise

Daran

sichtbar.

der Huandoy,

ich

benachbarter Gutsbesitzer bei ihm zu Besuche

Wege nützlich sein Namens Newton Adams, ferneren

der uns auf unserem

sei,

könne. Der Besuch war ein Nordamerikaner einer der von Meiggs bei dem Bau der

Chimbotebahn beschäftigten Ingenieure, der sich nach Einstellung der Arbeiten von seinen Ersparnissen ein Gut bei Caräz gekauft und sich Er hatte meinen mit einem Mädchen des Ortes verheiratet hatte. Reisegefährten bereits aufgefordert, ihn auf seiner Besitzung zu besuchen

und wiederholte nun auch mir diese Einladung, indem er wolle uns

von einem Punkte

die Cordillera

zweiten im ganzen Thale

gäbe.

Da

zeigen,

das Gut an

nicht

das

aus

freien

Stücken

gemachte Anerbieten anzunehmen.

in

offenem

es

keinen

unserem Wege

der Besuch desselben also keinen Zeitverlust verursachte, wir

versicherte,

er

wie

lag,

zögerten

so

und herzlichem Tone

Seuor Menaya und andere Bekannte

uns das Geleit bis beinahe zum Hause des Herrn Newton Adams, welches nur eine Legua von der Stadt entfernt lag. Dieses neuerbaute Haus wurde von seinem Besitzer nach der Gegend wo es stand, Canyas Pampa genannt, was im Dialekte des Landes »das aus Caräz gaben

sonnige Eeld« bedeutet.

Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir bei Adams an und wurden einer kleinen Chola mit einem selir ent-

von seiner Erau empfangen, schlossenen Gesicht.

Sie brachte uns ihre beiden Kinder, ein

Mädchen

und einen Knaben, auf welche sie sichtlich und mit Recht stolz war, denn sie waren so weiss, als seien sie von rein europäischer Abstammung, und besonders der Knabe war ein kräftiger Bursche mit auffallend schönem Gesicht. Statt eines Abstechers in die Schlucht Llanganuco, die wir uns

vorgenommen hatten

zu besuchen, schlug uns

Adams

vor, lieber


Der Callejon de Huailas.

ß-y

mit ihm auf die Vorberge zu steigen, die sich hinter seinem Hause er-

— die Treppe — und springen

Diese Vorberge heissen Pata-pata

heben.

etwa einen Kilometer thalaufwärts von Canyaspampa dass zwischen Thalwand und Fluss nur ein

dergestalt

schmaler Streifen

vor,

ebenen

Bodens bleibt. Wir machten uns also am folgenden Morgen auf den Weg und kamen zunächst nach der Hacienda San Miguel, wo sich das alte Wohnhaus des Gutes, die Wirtschaftsgebäude und eine Zuckermühle befinden. Das Zuckerrohr braucht auf dieser Höhe drei Jahre zum Reifen, und wird bei weitem nicht so hoch als an der Küste. Die Hacienda stand unter der Aufsicht eines Bruders der Frau Adams, eines kleinen,

untersetzten,

noch sehr jungen Mannes,

ungewöhnlichen Grad

beissergesicht einen

Mann

dessen BuUen-

von Entschlossenheit,

und

einem Jahre bei der Bekämpfung der aufgewiegelten Indianer sehr hervorgethan und auch etwas Wildheit

verriet.

Dieser

Namen dem Hofe

sich einen gefürchteten

Sobald wir aus

Weg

kurzen

emporkroch.

sich vor

gemacht. der Hacienda heraustraten,

zu steigen und wurde bald zu einem Zickzack-

hatte

oder geschlängelten

steilen

begann der

engen Pfad,

der in

Windungen an der Bergwand zum Gute,

Alles Land, durch welches wir ritten, gehörte

und w^enn wir Indianern begegneten, oder auch nur auf 50 Schritte sie stehen, beugten ein Knie und warteten mit

nahe kamen, so blieben entblösstem Kopfe,

bis

wir vorüber

Unterwürfigkeit war auftauend,

mit

wenigen Ausnahmen zuvorkommend,

dianers;

Freundlichkeit liegt er

ehrerbietig,

begegnet

wenn

seit

demütige

dem

Auf-

überhaupt

wenn auch nicht

dem Weissen gewöhnlich

nicht,

wurden

von den Eingeborenen beiderlei Geschlechts

überall

gegrüsst.

Diese

ich nur in diesem Falle gesehen, indessen

Callejon

wir

in

waren.

Dass indianische Knechte vor ihrem Herrn das

stand verflossen war.

Knie beugten, habe

geritten

da noch nicht ein Jahr

so

erhebt

er

nicht freundhch

im Charakter des unterwürfig oder

beim Vorbeigehen nicht

In-

doch die

Augen, sondern blickt verdrossen und scheu zum Boden.

Gegen 9 Uhr waren wir am oberen Rande der Bergwand angekommen, auf dem Rücken, durch welcher der Pata-pata mit den weiter zurückliegenden Vorbergen zusammenhängt.

Man

hat von dort

und Übersicht sowohl der Stadt Caräz als des Aber der Blick ins Thal tritt ganz weiter oben gelegenen Yungay. eine schöne Aussicht

zurück gegen das Bild der Schneeberge, die sich hier in überwältigender

Nähe vor dem Beschauer erheben, gerade rechts

seinen

vor uns der Tullpa-racu

neben ihm der noch höhere Huascan. Der Tullpa-racu Namen von den drei Zacken, in welche sich sein Gipfel

und führt teilt,


Das Hochland von

64 denn

einen

bedeutet

Aimara-Wort,

ein

tullpa,

Mittel-Peru.

Feuerherd, und racu Schnee oder

gestellten

aus

Steinen

drei

her-

daher also

Firneis,

Tullpa-racu ganz der Gestalt seiner Spitze entsprechend

der

»der Eisherd«

Der Huascan oder Matara-racu hat zwei Gipfel, getrennt durch einen Sattel, der wie eine Eisbrücke von einem zum andern Der Schneemantel erstreckt sich bis weit unter die Teilung der reicht.

genannt wird.

und

Gipfel herab

ist

Von unserem Standpunkt

über 7000 Fuss hoch.

aus gesehen, schien die erste, uns zunächst gelegene Spitze die höhere,

doch beruhte dies auf einer Täuschung, denn in Wirklichkeit ist die südliche der eigentliche Gi})fel und zugleich der höchste Punkt der

Höhe

Seine

weissen Kette.

beträgt 6720 Meter,

die

nördliche erreicht

und Umfang dieses Berges übersieht man erst, wenn man etwas weiter im Thale hinaufkommt. Wiewohl dem Huascan der erste Platz wegen seiner Höhe und Mächtigkeit gebührt, übertriflft nur 6668

Gestalt

').

ihn sein Nachbar

zugekehrten

Hörner,

bläuliche

Kette

reichen

ist

kühnere Formen.

durch

Spitzen

erheben

und

in

kein

sich

der

Gipfel,

Seine

der

in

beiden

reineren Luft

ganzen an mannigfachen -

der

sich

mit

Zwischen Tullpa und Huascan senkt sich ein Gebirge, die berühmte Schlucht Llanganuco.

dem Thale wie

scharfe

Formen

so

ihm vergleichen kann. tiefer

Einschnitt

in

das

Dort findet sich zwischen

die niemand gemessen hat, und durch die Schlucht führt ein der überaus mühselig, und wo der W^eg am Ufer

senkrechten Felswänden von einer Höhe,

See von

ein

grünblauem Wasser,

selten betretener Pass,

des Sees hinführt, nicht ungefährhch

Dem sich

am Thalrande

Yanaico,

ein alleinstehender, spitzer, felsiger Berg, der Cerro

auf welchem einst

und wo noch ist

ist.

Pata-pata gegenüber auf der anderen Seite des Santa erhebt

viel reiches Silbererz

gefunden worden

ist,

Gruben mit Erfolg bearbeitet werden. Dieser Berg 550 Meter hoch (über dem Thalboden) nicht ganz so hoch wie der jetzt

von wo aus man über seine Spitze hinwegsieht. Neben dem Yanaico mündet das hübsche Thal Huacra, in welchem Sattel des Pata-pata,

Die die freie Stadt genannt. liegt, Pueblo libre, Entstehung dieses auffallenden Namens beweist, dass auch Peru sein eine kleine Ortschaft

Krähwinkel

hatte.

Früher hiess der Ort Huacra wie das Thal, imd die

Höhe der anderen Gipfel des Caliejons sind wie folgt: Pico de Huailas Huandoy oder Nevado de Caraz 6058, Tullpa-racu 6428, Hualcan bei Carhuas 6081. Diese Höhen sind nach trigonometrischen Beobachtungen des engI)

Die

627S Meter, lischen

Ingenieurs

beauftragt war.

Hindle

berechnet,

der

mit

der

Trassierung

der

Chimbotebahn




Der Callejon de Huailas.

5c

Leute waren Jahrhunderte lang damit zufrieden gewesen. Nun bedeutet Huacra in der Keshuasprache ein :^>Horn« und auf einmal fanden einige der Bewohner den Namen ihres Dorfes lächerlich. Sie thaten also, was bei uns manche thun, deren Väter Schuft oder Tol^Datsch hiessen, sie liessen durch ihren Abgeordneten bei der Regierung beantragen, man möge

den unpassenden

Namen

einem würdigeren vertauschen.

ihres Ortes mit

Der Kongress'^gewährte ihr Gesuch und das Hörn wurde Freistadt getauft. Nach unserer Rückkehr wurde uns in Canyas-pampa eine gut bereitete ]Mahlzeit aufgetragen, und besonders das Rindfleisch, das man sonst in der Sierra selten gut trifft, war vortrefflich. Ich bemerkte jedoch, dass unser Wirt nur Suppe, Eier und Gemüse, kein Fleisch genoss. Als ich ihn nach dem Grunde fragte, erzählte er, dass er einst vor vielen Jahren, als er mit einer Schar von Abenteurern im Westen der Vereinigten Staaten eine Reise durch die Wildnis machte, einen Kampf mit Indianern bestanden habe, in welchem eine Anzahl der Wilden erschossen wurden.

drohte ihnen eine neue.

waren, in der

öden Gegend gab

dermassen gequält, dass

es

im

als

sie

Gefahr entronnen

waren

aufgezehrt,

wurden von Hunger

mehrere Tage vom Fleische der getöteten

sie

Adams

der Abscheu wieder, und

und

keine Jagd,

besonders gegen Rindfleisch.

Fleisch,

sie dieser

Ihre Lebensmittel

Seit der Zeit blieb bei

Indianer lebten.

Leute,

Nachdem

Adams

ein Widerwillen

gegen

Allmählich indessen verlor sich

hatte Jahre lang gegessen wie andere

durch die Ereignisse während des Aufstandes der Indianer die alten Eindrücke wieder aufgefrischt

letzten Jahre

wurden.

Er

war eines der thätigsten Mitglieder der Bürgergarde von Caräz, welche mehr zur Unterdrückung des Aufstandes beitrug als die von Lima ge-

Er

schickten Soldaten.

Ruhmredigkeit,

als

ob

erzählte

der braunen Burschen erlegt.

Was

in

in

oder was

Von

Mestizen.

und

Wie

redete,'

er,

habe über

bei allen früheren

Erhebungen der

die Schuld auf Seiten

den Augen der Indianer dasselbe

in

alle

vierzig

ist,

der

diesen wurden sie von jeher als Arbeiter auf den Gütern

den Bergwerken

dem

ohne

grosser Gelassenheit,

so war auch bei dieser letzteren

Eingeborenen, der Weissen,

mit

von einer Jagd

er

übervorteilt,

vorliegenden Falle noch

hintergangen und gemisshandelt.

besonders zu

ihrer Erbitterung

beigetragen hatte, war das Papiergeld, von dessen Bedeutung und Ent-

stehung standen,

sie

keinen Begriff hatten imd von

dass sie durch seine Entwertung

gebracht worden waren. nicht zu verargen,

wenn

und Leben bedroht, Middendorf, Peru

III,

sie

dem

um

sie

nur so

die Frucht

viel

ver-

ihrer Arbeit

Auf der anderen Seite war es den Weissen von den wütenden Horden in ihrem Eigentum

sich

wehrten,

wie

sie

konnten.

Streitigkeiten -


Das Hochland von

66

Mittel-Peru.

zwischen verschiedenen Rassen lassen sich nicht nach Grundsätzen der

schHchten

Gerechtigkeit

und Rassenkriege sind

immer Vernichtungs-

kriege.

Am

Morgen des

auf und wurden von

20.

Juni brachen

Adams

wo Wenn

bis dahin,

begleitet,

das Thal

des Pata-pata

durch das Vortreten

Canyaspampa

wieder von

wir

Weges

ein Stück

eingeengt

wird.

man aus der Enge wieder heraustritt, bemerkt man linker Hand einen hohen kegelförmigen Hügel, der von der Bergwand getrennt steht, aber Dieser Hügel heisst von seiner sich mit seinem Fusse an sie anlehnt. Form

der Zuckerhut (Pan de azucar)

w^erden

wird,

Nach

langt.

Viertelstunde

einer

welcher

blauen Fluss,

und

der Geschichte Perus

in

in

zwei

gelangt

Armen

racu entspringt und in einer Rinne

wie weiter unten erzählt

hat,

gewisse Berühmtheit

eine

man zum Rio

Ancas,

aus den Schluchten des Tullpa-

fliesst,

deren jenseitiges oder süd-

Abhang ist. Die Gegend, von dem Engpass und dem Zuckerhut

die wir eben

liches Ufer ein ziemlich steiler

durchritten hatten,

Ancas, war der Schauplatz einer der

er-

dem

bis

zum

Fluss

Peru folgenreichsten Schlachten,

für

wurde im Jahre 1839 der Protektor Santa Cruz von einem chilenischen Heere geschlagen und damit der peru-bolivianische Bundesdenn

hier

staat vernichtet.

Die Schlacht bei Ancas oder Yungay. In

den

l)iograi)hischen Notizen

Salaverry wurde erzählt, sich

über

die

Generäle Gamarra und

wie zu Anfang des Jahres 1835 dieser letztere

durch einen Handstreich der Herrschaft bemächtigte,

kurzer Zeit fast alle Provinzen des Landes talentvollen

jungen

Mann

erklärten;

sich für

ferner,

wie

den der

und wie

in

kühnen und gesetzmässige

und dessen Vorgänger im Amte, Gamarra, den damaligen Präsidenten von Bolivien, Andres Santa Cruz, gegen den verwegenen Diktator zu Hilfe riefen, und wie der General Santa Cruz,

Präsident Orbegoso

der schon lange die Absicht gehegt hatte, verbinden,

diese Aufforderung als

eine

Peru mit Bolivien enger zu

willkommene Gelegenheit zur

Ausführung seiner Pläne benutzte und schliesslich Salaverry in der entscheidenden Schlacht bei Socobaya besiegte. Die peru-bolivianische Konföderation

trat

und südliche Hälfte Präsidenten hatte,

darauf ins Leben. geteilt,

Peru

wurde

in

eine

nördliche

deren jede ihre Volksvertretung und ihren

die peruanischen Abgeordneten vereinigten sich mit den bolivianischen zu einem Kongress in Tacna, auf welchem der Bund beschlossen und die Leitung desselben dem General Santa Cruz unter


Die Schlacht bei Ancas oder Yungay.

dem

Titel eines Schirmherrn mit unbeschränkter

5?

Vollmacht auf lo Jahre

Santa Cruz zeichnete sich nicht durch hervorragende

übertragen ward.

war aber ein vortrefflicher Ordner und und das unter seiner Regierung wachsende Gedeihen des

kriegerische Eigenschaften aus,

Verwalter,

neuen Bundesstaates erweckte die Eifersucht der Nachbarstaaten. sowie die argentinische Republik erhoben sich daher

Indessen vermochte das Heer,

Protektors.

Chile

Feinde

als

des

das der damalige Diktator

von Buenos Ayres, Manuel Rosas, gegen Bolivien schickte,

nichts aus-

Unternehmen der Chilenen schlug fehl. Zwar besetzte der General Blanco Arequipa, wurde aber durch geschickte Manöver des bolivianischen Heeres zur Kapitulation von Paucarpata gezwungen und ein Friedensvertrag geschlossen, in welchem die Chilenen sich verpflichteten, die den Peruanern abgenommenen Schifte herauszugeben und das Land zu verlassen, wofür sie keine zurichten,

und auch das

andere Gegenleistung Entschädigung

erste

erhielten,

anerkannte,

als

welche

dass Santa Cruz das Recht auf die Chile

seine

für

Befreiunskriege durch Entsendung eines Heeres

Peru beanspruchte.

nehmung, sollte.

die

Rüstungen zu

einer

neuen

Flotte

unter

dem

Befehl

kriegerischen

kamen

Zugleich mit demselben

mit der Regierung ihres Landes teils

welche

führte

vom

Chile geführt

peruanischen Militärs, die dasselbe

teils

freiwillig,

in Chile

gelebt

Die hervorragendsten Persönlichkeiten unter denselben waren

die Generale

der

alle

unzufrieden,

von Santa Cruz verbannt, verlassen und seitdem

hatten.

Unter-

Admirals Postigo

des

Mann Landungstruppen an die peruanische Küste, General Manuel Bulnes, dem nachmaligen Präsidenten von

6000

wurden.

den

Man

Genugthuung verschaften

welche der verletzten Nationalehre

Eine

von

Dieser schimpfliche Vertrag erregte in Chile

grössten Unwillen und wurde daher von der Regierung verworfen.

begann alsbald

im

Hilfeleistung

unter San Martin

Gamarra und

Bucht von Ancon,

Castilla.

Am

sieben Leguas

7.

August landete Bulnes

von Lima und

schiffte

in

seine

Truppen aus, die sich das Restaurationsheer nannten, da ihre Bestimmung war, den früheren Zustand Perus und seine Unabhängigkeit wieder herzustellen. Angesichts der chilenischen Rüstungen hatte Santa Cruz einen neuen Kongress berufen, der über den Fortbestand der Konföderation Allein ohne das Zuberaten und seine Stellung befestigen sollte. ,

sammentreten der Versammlung abzuwarten und noch vor der Landung Ancon, sagte sich der General Orbegoso, Präsident der Regierung

in

von Nordperu unter Santa Cruz von diesem los und erklärte sich zum Als provisorischen Präsidenten der ganzen Republik (30. Juli 1838). 5*


58

Hochland von

I-'as

Mittel-Peru.

daher wenige Tage später die chilenische Flotte anlangte, setzte Orbegosoden General Bulnes von diesem Schritte in Kenntnis und gab ihm zu verstehen,

dass

mehr vorhanden

nunmehr sei.

zu

einer

fremden Einmischung kein Grund

In den hierauf gepflogenen Unterhandlungen ver-

dass die peruanischen Streitkräfte sich

langte der chilenische General,

zur Bekämpfung des gemeinschaftlichen Feindes mit den seinigen ver-

und da Orbegoso sich dessen weigerte, griffen die Chilenen seine Truppen vor den Thoren Limas an, schlugen sie und nahmen die Stadt (21. August). Eine Versammlung der angesehensten einigen

sollten,

am Tage darauf zusammengerufen, welche den General Gamarra zum provisorischen Oberhaupt des Staats erklärte, während Orbegoso sich in die Festung Callao einschloss. Ein Teil der Chilenen zog darauf im Rimakthale hinauf, dem bolivianischen Heere entgegen, welches von Jauja her anrückte. Bei Matucana kam es zu einem ZuBürger wurde

sammenstosse, der zwar

wegen der

in

für die

ihrem Heere

Chilenen nicht ungünstig endigte, allein

ausbrechenden Krankheiten, und

um

die

Anwerbung peruanischer Mannschaften zu erleichtern, beschloss man bald darauf in einem Kriegsrat, Lima aufzugeben und das Hauptquartier in

das Thal des Santaflusses zu verlegen.

daher,

vom Feinde

unbehindert, in

Die Chilenen

schifften

sich,

Ancon wieder ein und setzten in Huacho ans Land, von wo

ihre

Truppen 20 Leguas weiter nördlich aus sie nach Huaräz zogen. Santa Cruz dagegen stieg mit seinem Heere vom Gebirge herab und nahm Besitz von der verlassenen Hauptstadt.

Ln hochgelegenen Santathale des chilenischen Heeres,

und

besserte sich der Gesundheitszustand

dasselbe durch die inzwischen ausgehobenen peruanischen Rekruten Verstärkungen. Als im Dezember im Haupttjuartier der Verbündeten die Kunde einlief, dass Santa Cruz erhielt

mit seinem Heere im Anrücken begriffen

um

Ingenieure das Thal untersuchen,

nahme

einer Schlacht auszuwählen.

sei,

Hess General Bulnes durch

einen geeigneten Platz

Man

zwischen der Stadt Caräz und der Thalenge, der

obenerwähnte

kegelförmige

zur An-

entschied sich für die

Hügel Pan

an de

Ebene

deren Ausgang sich azucar

erhebt.

Der

Mittelpunkt der chilenischen Stellung sollte

die

rückten,

von Huaräz nach Caräz,

Hacienda San Miguel sein (Adams Besitzung, in deren Nähe das Haus von Canyaspampa liegt). Während die Bolivianer von Recuay her im Thale herunterverlegte

Bulnes

sein Hauptquartier

und die beiden feindlichen Heere waren

sich

jetzt

bereits

so

nahe

gekommen, dass zwischen der chilenischen Nachhut und dem Vortrab der Bolivianer an der Brücke des Flusses Buin, eine Legua unterhalb des Ortes Carhuäz, ein lebhaftes Gefecht stattfand

(6,

Januar 1839).

^^^


Die Schlacht bei Ancas oder Yunga}'.

Tapferkeit und Ausdauer,

welche die chilenischen Soldaten bei dieser

den Tag

Gelegenheit an

5q

stimmte

legten,

die

und nachdem

Protektors einigermassen herab,

Siegesgewissheit

er sich

des

von der Stärke

der chilenischen Stellung vor Caraz persönlich überzeugt hatte beschloss er dieselbe

niclit

vielmehr selbst eine

anzugreifen,

feste Stellung ein-

und daselbst den Angriff der Feinde abzuwarten. Er liess den Zuckerhut am Eingang der Thalenge durch mehrere Kompagnieen Schützen besetzen und stellte sein Heer etwas weiter oberhalb an der linken Seite des Flusses Ancas auf, dessen steiler und hoher Uferrand zunehmen,

mit Brustwehren versehen wurde.

Da nun

inzwischen

wurde,

hinterbracht

im Lager

dass

Santa

der

Cruz

Verbündeten eine Nachricht durch

Truppen-

abgeordnete

abtheilungen ihre Verbindung mit der Küste, also ihre Operationsbasis

bedrohe, so wurden

mehr

in

in

einem Kriegsrat beschlossen, die Bolivianer nicht

der bisher innegehabten festen Stellung zu erwarten,

sondern

Heer aufzusuchen und anzugreifen, wo man es anträfe. Am 20. Januar, morgens um 5 Uhr, setzte sich das verbündete Heer in Bewegung, eine Abteilung bestieg die Höhen von Patapata, um etwa dort aufgestellte Feinde zu vertreiben, die Hauptmasse marschierte durch -die Thalenge und stiess rechts vom Wege auf eine bolivianische Abteilung, welche die Hacienda Punyan besetzt hielt, während die auf das feindliche

der Spitze und

am

Feuer eröffneten.

Fusse

Zuckerhuts

des

verschanzten Schützen ihr

Die Chilenen vertrieben die Infanterie

Abhang und begannen darauf die

steilen Seiten

Trotz des heftigen Feuers machten

sie stetige Fortschritte

endlich die Spitze durch einen Bajonettangriff,

am

unteren

des Berges zu erklimmen.

worauf

und nahmen was von

alles,

fünf Kompagnieen übrig war, niederder bolivianischen Besatzung gemacht wurde. Hierauf begann der Angriff auf die Hauptstellung des bolivianischen Heeres hinter dem Flusse Ancas. Diese Stellung war ausserordentlich stark. Der Ancas ist ein reissender Bergstrom, der zur Zeit durch den bereits reichlich gefallenen Regen bedeutend angeschwollen war; sein linkes Ufer

wurde zudem durch eine gemauerte Brustwehr

über welche die Bolivianer gaben.

ihr

Die Kavallerie konnte unter solchen Umständen nur sehr be-

schränkte Verwendung finden. mal,

als

verteidigt,

Feuer auf die ungedeckten Angreifer ab-

Die Schlacht schwankte lange und

chilenische Truppenteile

ein-

ob der unerhörten Schwierigkeiten

Unordnung zurückwichen, schien es, als würden die Bolivianer zum und siegen. Der General Bulnes wollte bereits den Befehl zum Rückzug nach San Miguel erteilen, dem festen Punkte der in

Angriff übergehen


^o

Das Hochland von

chilenischen Stellung,

als

Mittel-Peru.

der General Castilla

der früher erzählten

in

aus unserem Lache zu machen und die Konföderation darin zu ertränken. In der That gelang es, die Flüchtlinge wieder zu sammeln und zu ordnen,, ein neuer Angriff wurde auf der ganzen Linie befohlen, der Fluss überEin ]5lötzlicher Schrecken beschritten und die Brustwehr erstürmt. mächtigte sich der Bolivianer, die Reserven wurden mit fortgerissen und alles lösfe sich in Verwirrung und wilde Flucht auf, in welcher die

Weise davon

Hier bleibt nichts übrig,

abriet:

rief er,

als

Blute eine

chilenischen Reiter zugleich mit den in

die Strassen

Trümmern des geschlagenen Heeres

von Yungay drangen und die Flüchtigen vor sich her-

trieben.

So endigte die Schlacht bei Ancas oder Yungay, die von lo Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags gedauert hatte, vielleicht die heisseste und blutigste, die bis dahin auf südamerikanischem Boden ausgefochten

Das Heer der Bolivianer belief sich auf 5500 Mann. Daan Toten 1400, darunter 2 Generäle; an Gefangenen Generäle, Obersten, 150 Offiziere und 1600 Soldaten. Die Chilenen 3 9 mit Einschluss der peruanischen Truppen zählten nicht ganz 5000 Streiter,, wovon I General, 13 Offiziere und 215 tot blieben und 440 verwundet worden war.

von verloren

sie

Santa Cruz entkam, auf seiner Flucht nur von wenigen Offiziereii

wurden.

Mit der Konföderation und auch mit seiner Präsidentschaft

begleitet. in Bolivien

war

es zu

Ende, und

trotz wiederholter

Versuche gelang es

ihm später nicht wieder zur Herrschaft zu gelangen.

Zum Andenken

an

Schlacht wurde

diese

das

Departement,

das

Ancachs genannt, welchen Namen es noch jetzt führt.') Im Juni kehrten die siegreichen chilenischen Truppen nach ihrem Lande zurück, wo ihr General Manuel Bulnes im Jahre 1841 früher Huailas

geheissen hatte,

zum Präsidenten grossem Erfolge

und die Republik 10 Jahre lang mit Auch Gamarra wurde wieder zum gesetzlichen

erwählt wurde

regierte.

Präsidenten von Peru erhoben, verlor aber zwei Jahre später auf seinem

Feldzuge gegen Bolivien

in

der Schlacht bei Ingavi das Leben.-)

Canyaspampa und Yungay beträgt nur Legua und vor Mittag langten wir daselbst an. Yungay hat mehr

Die Entfernung zwischen eine

i)

Das Wort .ancachs wird ausgesprochen wie Ancasch.

Keshuawortes ancas

Da

aber

die

blau, wird

spanische Sprache für

gebräuchlich geworden, den 2)

Namen

Der Hergang der Schlacht

erzählt: territorio

el

s

am Ende des

diesen Laut

keine Bezeichnung hat,

so

ist

es

des Departements Ancachs zu sclireibcn. ist

Diario militar de la campana,

Peruann

Das

im Santathal unrein wie unser seh ausgesprochen.

nach que

ano de 1838 contra

el

den Angaben el

ejercito

eines

amtlichen

Berichts

unido restaurador abrio en

General Santa Cruz.

Lima 1840.

el




Die Schlacht bei Ancas oder Yungny.

das Aussehen

eines Dorfes

als

7^

Die Strassen

einer Stadt.

zum

sind

den Häusern liegen von Lehmhaben bloss ein Erdgeschoss Häuser Gärten, die umschlossene wänden giebt es im Orte nicht doch Äussere; bescheidenes und meist ein grossen Teil ungepflastert,

zwischen

wenige begüterte und angesehene Familien, deren Wohnungen wie die wohlhabender Leute in Lima eingerichtet sind, dergleichen man in Caräz Huaräz, der Hauptstadt des Departements, nicht findet. Ich besuchte ein solches Haus, das einem Senor Fegueroa gehörte und war überrascht, einen kleinen schmucken Garten mit italienischen

und auch

in

Marmorstatuen zu finden, aus welchem man uiit

Brüsseler Teppichen belegten Saal

befand sich eine Kapelle,

Hauses und

Yüngay

einen elegant möblierten,

In einem Flügel des Hauses

welcher der Pfarrer für die Familie des

in

gerade Messe

ihre Dienerschaft

galt sonst für

in

trat.

las,

denn

war Sonntag.

es

den wohlhabendsten Ort des Thals,

soll

aber doch

auch nach dem Kriege sehr zurückgegangen sein, und der Handelsverkehr zieht sich mehr nach Caräz. Hier werden der Kaufläden alle Jahre mehr, während

Der die

Platz

vierte

ist

sie in

Yungay

auf drei

Seiten

sich vermindern.

mit

Eukalyptusbäumen umpflanzt,

nach den Bergen zugekehrte Seite bildet

langes schmuckloses

die

Kirche,

ein

Gebäude aus Adobes mit einem plumpen Glocken-

A^or der Kirche wird Sonntags ein Markt aus der Umgegend ihre aus Früchten, Landbewohner abgehalten, wozu Gemüsen und Fleisch bestehenden Waren herbeibringen und sie am Boden hockend feilbieten. Die Sehenswürdigkeit Yungays ist der Blick

turm aus gleichem Material. die

auf den höchsten Schneeberg der weissen Kette, den aus

hinter

der Kirche

sich

erheben

sieht.

man vom

Platze

Er hat mehrere Namen,

wird Matara-racu, Huascan, von manchen auch Huascaran genannt und ist,

Was

wie schon bemerkt, 22 350 englische Fuss oder 6721 Meter hoch. aber diese Höhe noch mächtiger erscheinen lässt, ist der Umstand,

dem 8300 Fuss hohen Platz der Bergabhang ohne Unterbrechung durch Vorberge in einer Flucht bis zu den Gipfeln emporsteigt. Man sieht also eine Wand von über 13 000 Fuss vor sich auf-

dass von

gerichtet.

Die beiden durch eine sattelartige Einsenkung verbundenen

Gipfel sind mit einer glänzendeil Schneeschicht überzogen,

und da

die

Schneegrenze bei 15000 Fuss beginnt, so ergiebt sich, dass der Eismantel 7000 Fuss hoch

ist.

In der Schweiz beginnt die Schneelinie bei

8000 Fuss und der schönste Berg der Berner Alpen, die Jungfrau,

er-

Höhe von 12000 Fuss. Die Eisdecke des Huascan ist also mächtig, als wenn der ganze Abhang der Jungfrau bis Lauterbrunn

reicht eine

so

aus einem Gletscher bestände.

Gletscher wie die der Schweiz, die weit


Das Hochland von

72

Über die Schneegrenze herab

Mittel-Peru.

Thäler reichen,

in die

trifft

man

in

den

Andes wenig, wohl wegen der grossen Abschüssigkeit der Wände. Eben Von dem Platze in deshalb sind Schneestürze oder Lawinen häufig.

Yungay

man

sieht

öfters

eine weisse Staubwolke

Zeit darauf

und kurze

stehen,

Auffallend

fernen Donner.

um

die Gipfel

ent-

vernimmt man ein dumpfes Geräusch wie

ist

grosse Durchsichtigkeit

die

der

Luft,

W'elche über die Entfernung täuscht und die Spitzen des Berges nahe

erscheinen

lässt.

Während

ich auf

kam

war,

beschäftigt

dem

Platze mit einer photographischen

Herr D.

mit

von

Botschaft

einer

Aufnahme einem der

Honoratioren, welcher uns einlud, bei ihm etwas auszuruhen und an

Wir fanden

seinem Frühstück teilzunehmen.

ein gut eingerichtetes Haus,

dessen Möbel und Teppiche aber erkennen liessen, periode schon

seit

dass ihre Glanz-

Dasselbe galt von

längerer Zeit vorüber war.

dem

weiblichen Teil der Familie, denn von den acht unverheirateten Töchtern, mit denen wir uns zu Tisch setzten, waren nur zwei noch einigermassen jugendfrisch, die anderen

Den

vertrocknet.

waren bereits verblüht, zum Teil schon ganz

führte eine Frau mit strengem Gesicht, und Bussgewand der Karmeliterinnen. Sie erteilte Befehle durch Zeichen und sprach selten ein Wort. war ihr sehr höflicher Gemahl, welcher vorzog die

Vorsitz

gekleidet in das braune

dem

Diener

Um

ihre

so redseliger

Ll^nterhaltung zu führen,

da

Seine Aufmerksamkeiten

denn da

er

zuhören konnte, denn er war taub.

er nicht

mehr meinem Reisegefährten

galten

Silberminen bearbeiten Hess, wünschte er mit

welches Herr D.

vertrat,

schüsse zu erlangen.

mir,

Geschäftsverbindungen anzuknüpfen,

d. h.

Vor-

Er gab sich grosse Mühe uns, oder vielmehr Herrn

um

D., länger bei sich zu behalten, bis ich endlich,

uns Ernst mit der Weiterreise

Hofe

als

dem Hause,

zu zeigen, dass es

unsere Maultiere

sei,

selbst

aus

dem

holte.

Wir verliessen unsern

Weg

eigentlich

also

Yungay noch

thalaufwärts

fort.

kein abgegrenztes

Die

Dorf,

früh

am Nachmittage und

nächste

Ortschaft

ist

setzten

Mancus,

sondern eine langgestreckte Reihe

von einzeln stehenden Häusern und Gruppen von Wohnungen, an deren ersten

man vorbeikommt, wenn man eben

hinter sich hat.

erst die letzten

im Vergleich mit anderen Provinzen Perus.

Hinter Mancus hat

einen schönen Blick auf den Tullpa und Huascan, die

erstenmale

beide

verdeckt wird.

von Yungay

Die Gegend scheint ziemlich dicht bevölkert, wenigstens

zugleich sieht,

ohne dass

Die Gegend von Mancus

wo noch Zuckerrohr

gepflanzt wird,

ist

ihr

Fuss

man

hier

man zum

von Vorbergen

die höcliste des Santathals,

das aber

kaum noch

zur Reife


Das obere Santa-Thal.

73

kommt, und dazu über drei Jahre braucht. Die Höhengrenze des Zuckerrohrs wird gewöhnHch zu 4000 Fuss angenommen, und Mancus liegt mehr als doppelt so hoch. Das Rohr bleibt daher niedrig und sein Zuckergehalt nup^ gering. Das Thal, das von Caräz an breit und geräumig gewesen war, beginnt jetzt enger und steiler zu werden; die Gegend, wo wir uns befinden, wird daher als das Ende des Callejon von Huailas betrachtet, welcher bei Matu unterhalb Caräz anfängt, sich bis etwas über Mancus hinaus erstreckt und im ganzen fünf Leguas lang ist. Die an den Bergwänden abgesetzten Lagen von herabgeschwemmter Thals

des

an, dass die als Callejon bezeichnete Erweiterung

Thonerde deuten

in alter Zeit ein

See gewesen

durch einen allmählich immer

tiefer

bis sich

ist,

das angestaute Wasser

werdenden Einschnitt einen Ausweg

Bei diesem Durchbriich ändert der Fluss

durch die Cordillera bahnte.

die frühere Richtung seines Laufs,

denn während

wendet

osten nach Nordwesten strömte,

er

dahin von Süd-

er bis

nach Südwesten.

sich jetzt

Das obere Santa-Thal.

Von bis

Mancus

Carhuäs,

an

welches

Legua unterhalb

man durch

tommt

fünf Leguas

Carhuäs

überschreitet

lenen in gutem

Andenken

entfernt

Weg

der

den

Namen

einen rechtseitigen Nebenfluss des Santa, dessen

Ortschaft

grössere

keine

Yungay

von

Eine

ist.

Fluss bei

Buin,

den Chi-

denn dort wurden im Jahre 1839 durch

steht,

Nachhut ihres Heeres die im Thale herabrückenden bolivianischen Truppen in einem blutigen Zusammenstoss zurückgewiesen. Ein Bataillon

die

des

chilenischen Heeres

noch

führt

jetzt

den

Namen

Buin

zur Er-

innerung an dieses Gefecht, in welchem die Chilenen grosse Tapferkeit bewiesen.

Der Buin

schüssiger

Weg

steileren

fliesst

Abhang

hinaufsteigt.

der Brücke stattfand,

man

einem engen Thal,

die Schlucht überschritten

auf eine leicht geneigte Ebene, von

die

welches ein ab-

derselben ein erratischer Block von

Nachdem man

Stadt Caihuäs vor sich erblickt, trauriger aus als

in

und an der anderen Seite einen noch Wie ein Denkmal des Kam.pfes, der an

liegt zur Seite

ganz ungewöhnlicher Grösse. hat, gelangt

in

hinabführt,

traurigsten

Sie

sieht

Orte,

die

grau, ich

Auch das Grün der umliegenden Landschaft verschossenen Farbenton, welcher ihrem

Namen

wo

aus

man

die

erdfarben und noch

bisher hatte

gesehen, hatte.

einen graugelben,

entspricht,

denn carhuäs

bedeutet im Keshua »gelb.«

Wir nicht an,

trafen er

in

Carhuäs den Mann, an den wir empfohlen waren,

war auf einem seiner Güter und sein Haus verschlossen.


Das Hochland von

yA

Mittel-Peru.

wo

In einem anständig aussehenden Hause,

welche

eine junge Frau,

Herrin

die

auf meinen

mir

dass

Mal,

Hof

wir in den

um

schien,

sein

baten, erhielten wir eine ablehnende Antwort

kommen einzige

zu

Reisen

ritten

und

Unter-

ein

beiläufig das

Hochland Aufnahme

im

Wir nahmen in Anspruch, sondern wendeten uns an einen Mann, den wir auf dem Platze bei einem Kramladen trafen, und der Sein sich bereit finden Hess, uns gegen Bezahlung zu beherbergen. daher die Gastfreundschaft der Leute

verweigert wurde. in

Carhuäs nicht weiter

Haus

ausserhalb

beinahe

lag

des

Bau, halb verfallen oder nicht ganz

am

nahe

Orts

Flusse: ein elender

Immerhin hatten wir zwischen

fertig.

Haufen von Brennholz und Maiskolben hinreichenden Raum für unser Lager, eine Frau kochte uns ein Huhn und Kartoffeln, aber unsere Maultiere bekamen kein frisches Futter, sondern mussten sich mit Maisstroh begnügen.

Unser Wirt, haupt

ganze

Ort

unter

Über-

Einfluss von Chicha zu sein,

Aber

Trunkenheit vermochte

die

selbst

nicht die stumpf-

Natur der Eingeborenen zu beleben: kein Gesang, kein Tanz,

sinnige

nicht einmal fröhliche Unterhaltung

herumgereicht fasst,

Der Poto

wurden.

und nur

und Lachen; Männer und Frauen die im Kreise

grosse Potos in den Händen,

standen vor den Thüren,

Liter

dem

Gruppen von Trinkern mit ihren Kürbisschalen vor den

überall standen

Häusern.

noch junger Mann, war halb betrunken.

ein

der

schien

ist

Gefäss,

ein

das

ungefähr

ein

als Student in Jena habe ich solche Quantitäten

Ziegenhainer und Lichtenhainer Bier trinken sehen, wie hier die Indianer

von

Auch

Chicha.

ihrer

ist

Thüringer Weissbier ähnlich. in

und Geschmack dem Huailas und Carhuäs stehen im Santathal diese in Aussehen

einem gewissen Ruf wegen der Güte ihrer Chicha, sind aber zugleich

auch berüchtigt ob der Unmässigkeit der Bewohner.

Die Chicha wird Mais im Wasser

Dann werden gekocht;

folgender Weise bereitet: Acht

8—12

Stunden

lang

in

sodann wird die Flüssigkeit

grobes Tuch geseiht und bis vier

bald

mehr

Tagen wird

wird

sie

Tage

lässt

man

und dann fünf Tage mit Erde bedeckt liegen. Körner an der Sonne getrocknet, zwischen Steinen

die

und

zermahlcn

in

(picllen

sie

es

längere Zeit liegen

sei

lässt.

Bande erwähnt wurde,

ist

kupfernen

und nach acht denn,

dass

bis

man

dann

süsslich;

zehn Tagen

sie

Kesseln

durch ein

Nach

irdenen Gefässen aufbewahrt.

getrunken und schmeckt

säuerlich,

geniessbar,

in

grossen

Jora genannt

ist

auf Flaschen

drei

aber

sie nicht füllt

und

Die Chicha von Huarmey, derer im zweiten eine solche Plaschcnchicha, die in der Erde


Das obere Santa-Thal.

y

r

vergraben sich Jahre lang hält und endlich einen weinartigen Geschmack

annimmt.

Der

Sie

ist

dann sehr berauschend.

von Carhuäs (2630 Meter) ist, wie überall, ein Quadrat und sehr geräumig, aber nicht ganz eben, sondern nach dem Flusse zu Platz

Die

geneigt.

Strassen

die

gepflastert,

sind

lang,

Häuser haben nur

Nähe des Platzes stehende Der Ort hatte morgens, als

nur

eng,

zum

Teil

ein Erdgeschoss, bloss

sind

wir

und schlecht einige in der

besser gebaut und getüncht.

etwas

hinausritten,

überaus ödes und

ein

verlassenes Aussehen, vielleicht auch, weil es ein

Montag war und

die

meisten P>ewohner ihren Sonntagsrausch noch nicht ausgeschlafen hatten.

Unser Reiseziel an diesem Tage war Huaräs, die Hauptstadt des ganzen Thaies, von Carhuäs sieben Leguas entfernt. Der Weg führt wie bisher

am

rechten Ufer des Flusses und in derselben südlichen Richtung

Nachdem

weiter.

wir eine Stunde geritten waren,

Dorfe Marcarä, eine Anzahl die anfangs zerstreut

kurzen

fliesst

liegen

und

sich

Häuschen,

nach und nach zu einer

Ein kleiner Fluss desselben Namens wie

vereinigen.

Strasse

das Dorf

am Wege

zum

gelangten wir

traurig aussehender indianischer

quer durch den Ort,

um

sich in

den Santa zu ergiessen.

man eine halbe Legua in dem Thale des Marcarä hinauf, so gelangt man zu einem Nebenfluss, Vico genannt, der von der rechten Seite aus dem Gebirge kommt und sich mit dem Marcarä vereinigt. Eine kurze Strecke vor seiner Mündung ergiesst sich in den Vico der Bach Chancos und in dem Winkel, der durch den Zusammenfluss dieser beiden Wasserläufe eingeschlossen wird, finden sich nahe am Ufer des Vico die heissen Quellen, die unter dem Namen Bäder von

Steigt

Chancos bekannt sind. Die Hauptquelle ist sehr wasserreich und ganz am Ufer. Das Loch im Boden, aus welchem das Wasser hervorquillt, ist mit Steinen ausgemauert, die dick mit einer aus dem Wasser

nahe

abgesetzten Kalkkruste überzogen sind. hat eine Temperatur von

70°.

Das Wasser

dieser Hauptquelle

Einige Schritte davon entfernt

tritt

eine

zweite zwar ganz schwache, aber noch heissere Quelle zu Tage, welche 74° Wärme hat. Beide Quellen scheinen Abzweigungen desselben

Hauptkanals selben.')

l)

zu

sein,

denn

ihre

mineralischen Bestandteile sind die-

Aus der grösseren Quelle entwickelt

Nach

einer

Analyse

des

Wassers von Chancos folgende

Professor

sich beständig in reich-

Antonio Raimondi

enthält

i

Liter

des

feste Bestandteile:

Kohlensauren Kalk

0,2085

Kieselsäure

0,0630

Kohlens. Magnesia

0,0097

Alaunerde

0,0135

Kohlens. Eisenoxydul

0,0025

Schwefelsauren Kalk

0,1743


Das Hochland von

76 lieber

Menge kohlensaures

Mittel-Peru.

aus

dessen

Gas,

der Tiefe

aufsteigende

wallende Bewegung setzen.

Neben diesen Quellen treten noch andere am Rande des Thalabhanges und auch auf der anderen Seite des Flusses zu Tage, aber alle sind schwächer und ihre Temperatur erreicht kaum 50°. Blasen

Oberfläche

die

in

Die Badeeinrichtungen sind womöglich noch schlechter zwei dunkle unreinliche

Changoll bei Caräs: die

gemauerten

Wasserbehälter finden,

die

als die in

Räume, in welchen sich als Badewannen dienen.

Häuschen In der Nähe stehen nnd von wo sie sich ausgekleidet in die Bäder begeben müssen. Auch die Temperatur der Bäder ist schlecht geregelt, denn da das Wasser der Quellen zu heiss ist, um sogleich zum Baden benutzt w^erden zu können, so kühlt man es durch kaltes Wasser ab, welches in einem kleinen Kanal aus dem Flusse zugeleitet wird, die Temperatur aber zur Beherbergung der Kurgäste,

kleine

bald zu wenig, bald zu Haujjtquelle

Höhle, welche

als

viel herabsetzt.

sich

Wasser und

heisses

tropft

In einiger Fntfernung von der im Felsen des Berges eine kleine künstliche Dampfbad dient, denn aus den Ritzen an der Seite

findet

treten

Dämpfe

heisse

Einige

aus.

W^asserabsatz halb inkrustierte Bündel von Zweigen dienen den als

der

Sitze,

und eine schlechte wollene Decke

Höhle,

'l'rotz

von Chancos

den Eingang

dieser ärmlichen Einrichtungen stehen

grossem Ruf, und wenn

in

verschliesst

sie sich in

vom

Badenden

einem

die

Bäder

zivilisierten

Lande befänden, würden sie ohne Zweifel von Luxusbauten umgeben und von Tausenden von Kurgästen besucht sein. Von Marcarä an ist das Thal erheblich enger, wenn auch dann und wann durch Ausbuchtungen massig erw'eitert. Auch die Vegetation ist weniger kräftig. Die Bergwände haben ein fahleres Aussehen. Der durch

Ritt

eintönige

die

Landschaft

und auf trägen Maultieren, die

einem kümmerTrab bewegen liessen, war lästig und ermüdend. Dabei brannte Sonne heiss. denn seit zwei Tagen war der Himmel wolkenlos.

sich nur durch die heftigsten Sporenstösse zuweilen zu

lichen die

W'enn

um

wir

die

chiher

Tiere

erfrischten uns

ganzen

;

von Zeit zu Zeit auf einer Höhe des Weges

etwas

ruhen

am Anblick

Majestät

vor

zu

lassen,

so

wendeten wir uns

der Schneeberge, deren Reihe

uns lag,

in

hielten,

um und

jetzt in ihrer

der That ein wunderbares Bild, wie

Schwefels. Eisenoxyd

0,0187

Chlorkaliuni

02123

Schwefels. Thonerde

0,0384

Chlornatrium

2,5919

Chlormagnesium

0,0082

An Gasen

sind in einem Liter

Wasser enthalten:

Kohlensäure 0,0943, Stickstoff 0,0036, Sauerstoff 0,0007.


Das obere Santa-Thal. ich es nicht wieder auf

man wohl

meinen Reisen gesehen habe, und desgleichen

auf der Welt selten finden mag.

Das Merkmal, das

die

Lage von Huaräs von weitem bezeichnet,

dunWe Felsengruppen, welche

zwei

sind

einander, unter der Schneelinie aus der Sie

17

Höhen von San

werden die

einiger Entfernung über-

in

Wand

der Kette hervortreten.

Cristobal genannt.

Eine Stunde, nach-

dem wir an diesen Felsen vorbeigekommen waren, erschienen einzelne Häuser am Wege, die allmälich zu einer Strasse wurden. Dann gelangt man zu einem wasserreichen Nebenfluss, der links von der Cordillera herabkommt, den Kilkay, und wenn man diesen auf einer hölzernen Brücke überschritten hat, befindet man sich in der Stadt. Wir hessen uns zunächst den Weg zum Hauptplatz zeigen, in dessen Nähe die Personen wohnten, an welche wir Briefe hatten; denn wiewohl Huaräs ein verhältnismässig ansehnlicher Ort ist, so gab es doch damals noch

Gasthäuser und der Reisende ist auf die Gastfreundschaft der Häuser angewiesen, an die er empfohlen ist. Ein glücklicher Zufall liess mich einen Landsmann treffen, der mir die willkommene Mitteilung machte, Herr Thierry, der Besitzer des Bergwerks Ticapampa, keine

erwarte

mich

schon

seit

und

einiger Zeit

stelle

mir sein Haus

Stadt für die Zeit meines Aufenthalts zur Verfügung.

zwar gut

eingerichtet,

hatte ein spanischer

aber

zur

Da

dieses

in

der

Haus

von niemand bewohnt war, so

Zeit

Kaufmann, an den

ich

von Caräz einen Brief

mit-

Mein Reisewurde von einem Geschäftsfreunde erwartet und so

brachte, die Freundlichkeit, mir seinen Tisch anzubieten. gefährte,

war

für

Herr unser

Huaräs

D.,

Unterkommen

ist

die

gesorgt.

Hauptstadt

zugleich des Departements Ancachs.

der Republik

Provinz

einer

Dieses

und umfasst ausser der

andere Provinzen,

nämlich

Huari und Cajatambo.

Santa,

gleichen

ist

Namens und

eines der wichtigsten

soeben' erwähnten noch' sechs

Huaylas,

Pallasca,

Pomabamba,

Die ersten drei hatte ich bereits besucht, denn

Conchucos gehört zu der Provinz Pallasca, später, als wdr von Huaräs unsere Reise Das Gebiet, welches gegenwärtig das Departement

die früher erwähnte Ortschaft

nach Huari kamen wir weiter fortsetzten.

erst

Ancachs bildet, gehörte zur Zeit der spanischen Herrschaft zur Intendanz von Tarma. Bei Neuordnung der Verwaltung der Republik nach der Lostrennung Perus von Spanien wurden die Intendanzen aufgehoben und die früher von Tarma abhängigen Provinzen bildeten von das Departement Junin, so genannt zum Andenken an den den das Befreiungsheer unter Bolivar bei dem Orte dieses Namens über den spanischen General Canterac erfochten hatte. Das zu diesem

jetzt

Sieg,

an


Das Hochland von

78

als

erwies

Gebiet

geschlagene

Regierungsbezirke

Mittel-Peru.

aber in der Folge

sich

zu ausgedehnt, daher es der Diktator Salaverry im Jahre 1835 zur

Verwaltung

bequemeren

und aus dem von Junin abgetrennten

teilte,

welchem noch an der Küste die Provinz Santa geschlagen wurde, das Departement Huaylas machte. Dieser Name wurde jedoch vier Jahre später in Ancachs umgewandelt, zur bleibenden Erinnerung an die folgenreiche Schlacht, die soeben erst dort geschlagen worden war. zu

Stück,

Die

Huaräs (der Hauptplatz)

Stadt

3030 Meter

liegt

dem

über

Spiegel des Meeres auf einer geneigten Ebene, einer Erweiterung des

durch

welche

Thals,

die

Vereinigung

des

Killkay

mit

dem

Santa

Das Bett des Santa Hegt etwas tiefer als die Stadt, so letzten Häusern einen kleinen Abhang hinabsteigen den von dass man An einer Stelle, wo dessen Bett zu gelangen. Fluss muss, um an den

gebildet wird.

durch

eingeengt wird, führt eine Brücke hinüber, ein einziger

Felsen

Bogen von

nicht

grosser

Über diese Brücke

Spannweite.

führt der

Weo- nach dem Hafen Casma, und steigt alsbald am linken Ufer die Thalwand hinauf, welche den Fuss der Cordillera negra bildet. Die schwarze Kette, die von der Küste aus so mächtig aussieht, erscheint hier von

Auch

bescheidener Höhe.

die weisse Kette zeigt zwar eine

Reihe neuer Gipfel von kühn geschnittenen Formen, deren höchste der Kokup, Quillkayhuanca und Schalop sind, allein auch diese bieten als die Gipfel von Caräs und Lage der Stadt ausnehmend schön, denn man hat dort, besonders von der Thalwand jenseits der Brücke, einen besseren Überblick über die ganze Ausdehnung der Kette, als

nicht

so

einen

Yungay.

gtossartigen

Immerhin jedoch

ist

Anblick die

von irgend einem Orte der ganzen Gegend. Die nächsten Umgebungen der Stadt sind freilich weniger anmutend, es fehlt hier wie allenthalben das frische Grün der Wiesen, auch sieht

liäumen,

mit

giebt es nur wenige,

man

wie in Arequipa, die Felder eingefasst sind, und

denen,

der Gesamteindruck der Landschaft

Auch

Von den

von anderen

und nur

Fremden

in

vier

Ecken desselben

laufen gerade Strassen aus,

regelmässigen Abschnitten rechtwinklig geschnitten in

Gevierte geteilt wird.

eng — fünf

und zwar alle gleich haben Bürgersteige.

einige

diejenigen

nicht an wie Caräz

an welchem die Kirche und die besten Häuser der

werden, so dass die Häusermasse sind eng,

eintönig.

In der Mitte befindet sich wie in allen Orten ein grosser

viereckiger Platz,

Stadt stehen.

ist

Stadt selbst heimelt den

die

und Yungay.

die

Bäume

ausser einigen Erlen (alnus acuminata) nur Reihen von Weiden-

verstanden

werden,

Die

INIeter

,

Die Strassen

schlecht gepflastert

Längsstrassen,

unter

denen

die vom Flusse nach den liergen hin


Das obere Santa-Thal.

79

haben in der Mitte Gossen, in welchen Wasser aus dem Flusse Kihkay durch die Stadt geleitet wird. Das Wasser ist zwar schmutzig, doch bemerkt man keine üblen Gerüche in der Nähe der Gossen. Eine öffentliche ^trassenbeleuchtung giebt es in Huaräs nicht, nachts laufen,

ist

Privathäusern brennen

die Stadt vollständig finster, nur vor einigen

Wie

einige Stunden lang I^aternen.

abends

natürlich hört unter solchen

Umständen der Verkehr bald nach Sonnenuntergang auf, die Strassen sind verlassen und still, kaum dass man aus dem Innern der Häuser noch Licht schimmern sieht und Stimmen hört. Das Klima, welches in Huaräs schon etwas rauh

trägt

ist,

auch nicht wenig dazu

bei, die

Es ist unbehaglich, mit Teppichen belegten

abendlichen geselligen Unterhaltungen abzukürzen. gar nicht oder nur teilweise

lange in kalten,

und kärglich erleuchteten Räumen zu dabei wird, in

selten

daher

in

Die Unterhaltung

sitzen.

liegen,

viele

beizubehalten,

allein

Leute, die von der

schon weit früher.

Küste kommen, versuchen wohl eine Zeit lang weise

kommt

nicht durch geistige Getränke belebt

sie

meisten Einwohner von Huaräs vor neun Uhr schon

die

Betten

ihren

wenn

Fluss,

es

dauert

nicht

gewohnte Lebens-

ihre

lange,

sehen

sie

sich

und bald empfinden auch sie den einschläfernden und abstumpfenden Einfluss des Lebens in der Sierra und müssen sich darein Überall im Hochland begiebt man sich sehr zeitig zur Ruhe, fügen. steht aber dafür früh auf, wiewohl der Morgen keineswegs angenehm Besonders vor Sonnenaufgang ist die Kälte in Huaräs schon sehr ist.

vereinzelt,

empfindlich, doch

Die

das Wasser

friert

nie.

Häuser der Stadt

meisten

sind

einfach,

ärmlich

ja

gebaut,

haben ein ungemütliches Äussere, und selten Fenster nach der Strasse, sondern

nur

und Luft in den um den

eine die

grosse

Thür,

die

Wohnungen dringen

Tags über In

lässt.

offen steht

dem

und Licht

mittleren Teil, in

Platz gelegenen Strassen, giebt es indessen auch

manche

besser gebaute Häuser mit einem Oberstock und bedeckten Baikonen,

im Erdgeschoss nach spanischer gepflasterten

Haus,

Hof,

welches

diente.

Statt

benutzt,

die

um

mir der

Sitte

für

die

Zeit

Teppiche wird

im Orte

einen hübsch mit kleinen Steinen

welchen die Wohnzimmer

meines öfters

selbst gearbeitet

liegen.

Aufenthaltes

So war das zur

Wohnung

eine iVrt dicker Strohmatten

doch

werden;

triflt

man auch

Boden nur aus Backsteinfliesen und bei den Ärmeren aus gestampftem Lehm. — Die Versorgung mit Trinkwasser ist ungenügend. Das Wasser wird grossenklar und sein teils aus dem Flusse Killkay geholt, ist nicht ganz diese nur in wenigen Häusern, meist besteht der

Genuss

soll

Verdauungsstörungen

erzeugen.

Ich

habe dasselbe nur


•,

Das Hochland von

8o einmal

gekostet und fand es wohlschmeckend.

filtriert

dass es nicht die

(Verrugas)

Mittel-Peru.

in

In

erzeugt.

welchen sich reines

Gewiss scheint,

der Sierra mit Recht gefürchtete Warzenkrankheit Privathäusern

vielen

und gesundes Wasser

man Brunnen,

hat

in

geringer Tiefe unter der

in

Oberfläche findet.

Die Zahl der Einwohner beträgt kaum 14000.

Sie sind vorwiegend denen besonders die weibliche Indianer und dunkle Bevölkerung das Spanische nur unvollkommen oder gar nicht versteht. Auch die einheimische Sprache, das Keshua, wird in einem eigenen

Mestizen, von

vom Kuskenischen aus

vielen

abweichenden Dialekte gesprochen,

sehr

Ausdrücken,

sowie

mit

verdorben

also

sehr

von

Kusko kaum

ebenso vielen

und

für

einen

spanischen

Worten

Sprache der Inkas

alte

den einzelnen Teilen ihres ehemaligen Reiches

verschiedenen,

in

einander sehr abweichenden Mundarten gesprochen wird, weiten Ausdehnung des Sprachgebiets nicht

Man

Ackerbau.

in

von

darf bei der

Wunder nehmen; immerhin

sind die Unterschiede der Dialekte nicht so gross,

und Norddeutschen.

gemischt,

Eingeborenen des Departements

Dass die

verständlich.

mit

ist

Gegend überkommenen

der ursprünglichen Sprache dieser

als

zwischen Süd-

Die Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich mit

baut Weizen und Gerste, aber nur wenig Mais, da für

diesen das Klima schon etwas zu kalt

ist, von Wurzelfrüchten Kartoffeln und Ocas, daneben Bohnen und Erbsen (garbanzos). Das Viehfutter

(Medicago sativa). Der grösste Teil der und im Departement verzehrt, nur wenig wird ausgeführt. Der Viehstand war unbedeutend, da zur Zeit die durch den Krieg verursachten Verluste noch nicht wieder ersetzt waren; besonders mangelten Pferde und Maultiere. Huaräs ist der Sitz des Präfekten und eines Appellationsgerichts ist,

wie überall,

(Corte

Luzernklee

wird

im

Orte

superior);

es

besitzt

Feldfrüchte

nebst zwei

Privatschulen

Leitung des Medico

Departements Ortschaften leute

ein

mit

Betten unter

fünfzig

Als Hauptort eines bevölkerten

titular (Physikus).

es auch einigen Handelsverkehr, da die kleineren Warenbedarf aus den Lagern der dortigen KaufDie grösseren Läden und Speicher liegen alle in der

Platzes.

Sie

kaufen

Schiff bis

Casma und von

bringen,

deren Pass auf diesem

Chacay (4210 Meter)'). l)

Staat unterhaltene Mittelschule

Hospital

hat

ihren

beziehen.

Nähe des

vom

eine

und

ihre

Waren

in

Tima,

lassen

sie

zu

dort auf Maultieren über die Cordillera negra

Wege

etwas niedriger

ist

als

der von

Die Entfernung zwischen Casma und Huaräs

Ausser diesen beiden Pässen führen im oberen Santathale noch die

anderen


Das obere Santa-Thal.

gj

und wird von Lasttieren und Reitern gewöhnlich in Tagen zurückgelegt, doch kann der Ritt mit guten Tieren ganz wohl in zwei Tage« gemacht werden, denn die Wege sind im Ganzen nicht schlecht und haben nur wenige gefährliche Stellen. Mein Aufenthalt in Huaräs dauerte drei Tage, teils weil mein Reisegefährte beträgt 24 Leguas drei

Geschäfte

einige

zu

erledigen

hatte,

weil es uns nicht sogleich

teils

gelang, Tiere zur Fortsetzung unserer Reise zu finden.

an Sehenswürdigkeiten bietet,

ist

einem Tage besichtigen

lassen.

dem

zu,

Fusse

Dieser

genannt. Steinen,

Berge

der

ist

war aber

Am

und

hätte

die Stadt

bequem an Stadt,

nach

Pumacayan Anhäufung von Erde und

niedriger

noch eine

Was sich

Ende der

östlichen

ein

liegt

nur

jetzt

nicht viel

Hügel,

einst ein grosser Bau, eine Burg oder ein Tempel,

und augenscheinlich unter Aufwendung grosser Mühe worden ist, noch gründlicher als die Burg Tumsacaica bei Caräz. Seit langer Zeit ist dieser Hügel von den Bewohnern der Stadt als Steinbruch benutzt worden, und noch jetzt, zur Zeit meines Besuchs, war ein halbes Dutzend Arbeiter beschäftigt, aus tiefen Gruben Bruchsteine, behauen und unbehauen, zu Tage zu fördern. Bei solchen der

absichtlich

gänzlich zerstört

Nachgrabungen stösst man öfters auf alte Mauerreste. Obgleich der Hügel Pumacayan kaum fünfzig Fuss hoch sein mag, so hat man von dort aus wegen seiner Lage im obersten Teile der Stadt einen vollständigen Überblick über dieselbe. Schön ist der Anblick freilich nicht, denn die grauroten Ziegeldächer und die braunen Lehmwände geben Der Name Puma-cayan bedeutet einförmiges Bild. ein düsteres, Wahrscheinlich lautete das Wort wörtlich: der Löwe ruft oder brüllt. ursprünglich:

Puma-cayana,

d.

der Ort,

h.

wo

der

Löwe

brüllt,

die

Löwenhöhle. Eine andere Merkwürdigkeit viejo), ein achteckiger,

von

ist

der alte Begräbnisplatz (Panteon

einer ziemlich

hohen Mauer umschlossener

Der obere Teil der Mauer besteht aus Lehmziegeln, der untere aus unbehauenen Bruchsteinen, in welchen von Strecke zu Strecke Blöcke mit alten Skulpturen einDiese Erzeugnisse indianischer Kunst stellen teils zwerggefügt sind.

Raum am

hafte

südwestlichen

Ende der

Stadt.

und unförmliche menschliche Gestalten

mit langen

plump

Schweifen,

stylisierter

die vermutlich

dar, teils vierfüssige Tiere

Löwen

vorstellen sollen,

Weise gearbeitet und manche

Pässe über die Cordillera negra

:

zwischen Aija und Huaras 4448 Meter, zwischen Aija und Recuay 4543

»

zwischen der Laguna Conococha und Cajacay 4306

»

Middendorf, Peru

III.

alle in

bis zur Unkenntlichkeit

6


Das Hochland von

g2

menschlichen

Die

verwittert.

Mittel-Peru.

ganz

haben entweder

Figuren

kurze

hockender Stellung; die Hände tragen Beine, oder befinden der Brust gefaltet, die Ohren durch auf scepterartige Stäbe oder sind die Zähne fletschend und der gedrückt, Ringe erweitert, die Nase sich

in

Die löwenartigen Tiergestalten sind die meisten Leute der Huaräs haben menschliche Köpfe. Puma-cayan aufgefunden Hügel im Meinung, dass diese Bildhauereien

Kopf mit

umwunden.

Binde

einer

In

seien,

aber Raimondi, der die Stadt im Jahre 1860 besuchte,

zu einer Zeit,

da der Bau des im Jahre 1846 eingeweihten Begräbnisfrisch in der Erinnerung war, sagt, dass die Mehrzahl

worden platzes

noch

dieser Steine aus einem Orte

Namens Pongor stammen,

der

am Abhang

der schwarzen Cordillera der Stadt Huaräs gegenüber liegt. Unter den Briefen, die ich von Lima für Huaräs mitgebracht hatte,

waren auch selben,

paar für die beiden Pfarrer des Orts.

ein

den ich nicht zu Hause getroffen

darauf auf der

Strasse

an,

zuvorkommender Weise, mir

mich zu einem Orte zu führen, Stadt

und

sich vor

stellte

die

hatte,

Der eine

redete mich

und erbot

der-

am Tage

sich in höchst

Umgebungen der Stadt zu zeigen und wo man einen schönen Blick auf die

die Cordillera blanca habe.

Am

folgenden Tage wurde das

Fronleichnamsfest gefeiert und ich sah den Pfarrer mit der Monstranz in

der

sich

im

Tage

Ich dachte daher, der würdige Herr habe

gehen.

Prozession

geirrt,

und

seine

Berufsgeschäfte

Um

erlauben, sein Anerbieten zu erfüllen.

würden

ihm

aber selbst bereit zu

nicht sein,

meine Wohnung, wo ich zu meiner Überraschung bereits die gesattelten Pferde im Hofe fand, die

begab ich mich zur festgesetzten Zeit

in

hatte. Bald darauf erschien dieser selbst und wegen der kleinen Verspätung. Wir ritten über den Bogen der Santabrücke und an der gegenüber liegenden Wand auf dem Wege hinauf, der nach Casma führt. Die Aussicht von einem Platze, den der Pfarrer Cochac nannte, war in der That so prächtig,

der

Pfarrer

geschickt

entschuldigte sich

wie er

sie

beschrieben hatte.

die

Schneeberge

aus

dem Thale

tiefe

in

dieser

Man bemerkte von

Gegend

hier

deutlich, dass

nicht in einer Flucht unmittelbar

aufsteigen, sondern in Strebepfeiler auslaufen, che durch

Schlucliten getrennt sind.

Der

Kamm

des Gebirges

liegt infolge

dessen weiter zurück.

Am

25.

bald nach Mittag verliessen wir Huaräs.

schaft bestand aus

einem

in

Unsere Gesell-

der Stadt ansässigen spanischen Kaufmann,

der uns unsere Maultiere verschafft hatte, und zwei indianischen Reit-

Der Spanier, der aus Mallorca gebürtig war und einen sonderbaren Dialekt sprach, war ein ordinärer Mann mit

knechten oder Arrieros.


Uas obere Santa-Thal.

83

einem breiten Gesicht und dichtem schwarzen Bart um einen ungewöhnJich geräumigen Mund voll von grossen, wohlgesetzten, fletschenden Zähnen. Trotz

und wiewohl kaum im

Bildungsgrades

geringen

seines

Namen zu schreiben, galt er doch für mann. Von unsern Arrieros trug der eine, Haar

in einer

zeichnete

jüngere

Mundwinkel, da bereits

um

Flechte

langes

sein

Chinese,

ein

der

unangenehm aus durch grünliche Lippen und ungeachtet seiner wenigen Jahre dem Cocakauen

er

ergeben

Indianer des Hochlands, aus

bereits ältere,

den Kopf gewunden wie

sich

leidenschaftlich

dickem,

stände,

einen sehr guten Geschäfts-

seinen

roher

Beide waren gekleidet wie

war.

trugen die enganschliessenden

sie

gewebtem Zeug,

Wolle

die

unter

bis

alle

Hosen von Knie

die

reichen, Sandalen aus ungegerbter Ochsenhaut, mit eben solchen Riemen

an Zehen und Hacken Unser

grobe Filzhüte.

dem

befestigt,

Weg

noch

Ponchos und Stunden auf

dicke

buntgestreifte,

blieb anfangs

ein Paar

rechten Ufer des Flusses, worauf wir auf einer in der gewöhnlichen

Das bisher nimmt aber immer mehr Bäume und Sträuche werden selten und die

Weise gebauten Brücke nach der linken Seite übersetzten. enge Thal wird hier wieder etwas weiter, einen öden Charakter an,

Bergseiten sind wenig angebaut.

Ehe wir fernt

in

Recuay ankamen, welches

kam uns

ist,

ein

vier

Leguas von Huaräs

ent-

Reiter entgegen, der sich als ein Seiior Icaza

erwies, der angesehenste ]\Iinenbesitzer des Orts,

xmd dem von Herrn D.

vertretenen

Hause

stand, d. h. ihnen Erze zur Verschiftung nach

darauf erhaltene Vorschüsse

ihr

Schuldner war.

der mit

in

dem

Spanier

Geschäftsverbindung

Europa schickte und für Er war daher sichtlich

bemüht, seine Geschäftsfreunde mit ausgesuchter Höflichkeit zu behandeln,

und war ihnen entgegengeritten, um sie zu seinem Hause zu geleiten. Auch ich wurde eingeladen, die Nacht bei ihrn zuzubringen, und obgleich es meine Absicht gewesen war, am selben Tage noch eine Legua weiter bis Ticapampa zu reiten, so war es inzwischen schon etwas spät geworden, daher ich die Einladung annahm. Ricuay

ein

ist

unbedeutender

Ort

am

linken

Ufer

3300 Meter über dem Meere, mit etwa 1060 Einwohnern.

des

Santa

Die Häuser

sind meist schlecht aus Adobes gebaut, aber wenigstens mit Ziegeln

man

gedeckt,

sieht

seinem

Das beste Haus des genommen hatten. Ausser noch am südlichen Ende der

noch keine Strohdächer.

Orts war ohne Zweifel das,

wo

wir Quartier

Wohnhause besass Senor Icaza

Stadt ein sogenanntes Ingenio, eine Gruppe von Gebäuden, in welchen die

Erze

seiner

Mine

aufbereitet wurden.

teils

zur. ^Verschiffung,

teils

zur

Amalgamierung

Wir machten einen Spaziergang durch die Haupt6*


»,

Das Hochland von

84

und zu

Strasse

am Abhang

einer Tropfsteingrotte, die nahe bei

den

letzten

Häusern

durch kalkhaltiges Wasser ge-

der Thalwand sich öffnet,

am Berge

das

formt,

Mittel-Peru.

Der innerste Teil der Grotte

heiabsickert.

ist

durch eine Mauer mit einer engen Thür zu einem geschlossenen VerAuf dem Felsen liess gemacht worden, das als Ortsgefängnis dient.

von Kalktuff oberhalb der Grotte tritt eine Soolquelle zu Tage, die aber zu schwach ist, um sie mit Nutzen verwerten zu können. Senor mittage

Icaza

negra

Cordillera

Geschäftsfreunden

seinen

schlug

voraussichtlich

dem Berge CoUa

auf

den Tag

in

Da

racra lag.

am Nach-

vor,

ihm seine Mine zu besuchen, welche am

mit

Anspruch nehmen und

Abhang der

dieser Ausflug sich dabei

es

um

ohne Interesse

geschäftliche Erörterungen handeln würde, die für mich

waren, so zog ich vor, zurückzubleiben und lieber sogleich nach Tica-

pampa

zu

unseres

Wirts

mich

verabschiedete

von der Familie

also

und machte mich mit einem unserer Arrieros auf den

zu

deutsch

Legua von Recuay

entfernt,

Ticai)ampa

W^eg. kleine

Ich

reiten.

Häuser des Städtchens hinter

das

Backsteinfeld

sich

hat,

erblickt

man

nur eine

ist

und bald nachdem man

die letzten

bereits

in

der

Ferne den hohen Schlot der Rost- und Schmelzwerke, denn der ganze Ort besteht nur aus den Betriebsgebäuden der Bergwerke des Herrn

Der Weg dahin und eben und führt beständig zwischen Hecken von hohen ist breit man kann nicht sagen von Büschen stachlichen Kaktusdickichten oder Sträuchern, denn die Kakteen bilden weder das eine noch das waren eine Art Opuntia andere. Die Kaktusstöcke der Hecken Thierry und den dazu gehörigen Arl)eiterwohnungen.

mit

Früchten

fassförmigen

kleinen

Tuna

süssen

bedeckt,

gleichen, aber nicht essbar sind,

schmecken.

Mit

von denen

viele

noch Stengel von

die

äusserlich ganz der

sondern herb und

bitter

den Opuntien wechselten Hecken von Agaven in ,^o

Blüte

— 35

standen

und

der

trotz

Höhe

der

ab,

Gegend

Fuss getrieben hatten.

Uhr ritt ich in den Hof von Ticapampa, wo ich den Eigentümer und Direktor der Werke, Herrn Thierry, inmitten einer Gruppe von Arbeitern traf, im Begriff ihnen Aufträge und Weisungen Gegen

5

Herr Thierry, ein französischer Elsässer, empfing mich aufs

zu erteilen.

und führte mich sogleich in allen Gebäuden seiner weitWerke umher. Er zeigte mir die einzelnen Abteilungen mit dem Vergnügen und dem Eifer eines Mannes, der etwas Tüchtiges gefreundlichste

läufigen

leistet

und

sich dessen mit Selbstgefühl

die Nacht angebrochen war,

wo

so

bewusst

ist.

begaben wir uns

Da

aber inzwischen

in

seine W'ohnung,

mir mein Wirt während und nach der Mahlzeit weitere Mitteilungen


Das obere Santa-Thal.

g-

Über die Entstehung und das Wachstum seines Unternehmens machte, nebst vielen

interessanten

Bemerkungen über

Am

sichten des Bergbaues im Santathale.

die Zustände

und Aus-

nächsten Morgen besichtigte

nochmals eingebend die verschiedenen Abteilungen der Metalhverke, Die Erze, welche ver-

ich

die ich abends nur flüchtig durchwandert hatte.

arbeitet werden, sind teils silberhaltiger Bleiglanz (galena) teils Fahlerze

Die reicheren Erze werden nur grob gemahlen,

(pavonado).

in

Säcke

gepackt und nach Casma zur Verschiftung nach Europa geschickt;

deren Silbergehalt die Transportkosten

ärmeren,

nicht

deckt,

die

werden

entweder geschmolzen oder geröstet und mit Quecksilber amalgamiert

Zur Ausführung der hierzu

erforderlichen Arbeiten

mühlen, zwei Schmelzöfen, acht Röstöfen,

ein

dienen

zwei Erz-

Gebäude mit kupfernen

Kesseln zur Amalgamierung und ein grosses, viereckiges gemauertes Becken zu gleichem Zwecke. Die Mühlen und Gebläse für die Ofen werden durch zwei grosse eiserne Räder bewegt und durch Wasser gehalbe Legua oberhalb aus dem Santafluss abGebäude sind in solider Weise aus Backsteinen oder Bruchsteinen aufgeführt und mit gewelltem Blech gedeckt. Rings um die Hüttenanlagen schliessen sich Wohnungen für Beamte und Arbeiter, so wie Höfe für Maultiere und Pferde. In der Mitte des grossen Hofes war ein neues Wohnhaus im Bau. Die Schmelzöfen waren zur Zeit trieben,

welches

geleitet wird.

eine

Alle

meines Besuchs nicht im Betrieb, da des Unternehmens

war

nicht,

vorstand,

der Techniker, der diesem Teile

gestorben

das Silber rein darzustellen,

war.

Der Zweck

dieser Ofen

sondern nur durch Abscheiden

von Schlacken einen Regulus oder Metallgemisch herzustellen, dessen Silbergehalt gross genug sein muss, um ärmere Erze, die sich nicht zur Amalgamation eignen, mit Vorteil verschiffen zu können. Das Schmelzen der Erze

ist

in

Peru eine schwierige Aufgabe, die nach der Beschaffen-

und ihrer chemischen Zusammensetzung immer wieder von neuem gelöst werden muss. Auf meinen Reisen bin ich wiederholt Zeuge verunglückter Versuche gewesen. Es erfordert grosse Geduld und eigene Experimente an Ort und Stelle, um günstige Ergebnisse zu erzielen; denn die von gelernten Schmelzern aus Europa mitgebrachten heit derselben

Kenntnisse reichen dazu Erze sind andere,

in der

Regel nicht aus, die

als sie zu verarbeiten

eine verschiedene Behandlung,

in

Peru gefundenen

gewohnt waren, und erfordern

die sich nur durch Probieren

ausfinden

lässt.

Ein Besuch der Minen auf i)

Colla

ist

ein

dem Berge

Colla racra

'),

Wort der Aimaräsprache, welches einen Berg

besagt Spalte, also Colla-racra die Bergkluft.

den mir Herr bedeutet,

racra


Das Hochland von

86

Tierry für den nächsten

Mittel-Peru.

Tag vorgeschlagen

kam

hatte,

nicht zur Aus-

Durch das Ausbleiben mehrerer Arbeiter, die sich am Sonntag betrunken hatten, waren bei einer grossen Beschickung von Erzen, die im gemauerten Amalgamationsbecken bereits mit Quecksilber gemischt worden waren, Fehler gemacht worden, welche einen empfindUchen führung.

Der Direktor und Die Bergwerke liegen hoch

Verlust an Quecksilber und Silber herbeizuführen drohten.

dem Übel

war daher den ganzen Tag über bemüht, wie begreiflich, sehr verdriesslich gestimmt.

oben

am Abhang

pampa

und

der Cordillera negra,

ich

sah

zu

sie,

steuern,

als wir Tica-

Die Gruben Icazas liegen zwischen

verlassen hatten, von weitem.

denen Thierrys und beide beuten dieselben Adern aus. Die gewonnenen Erze bestehen aus Bleiglanz und Fahlerz. Die Aufschlüsse (frontones) Thierry bearbeitete seine l)reit und die Förderung sehr beträchtlich. Gruben damals seit acht Jahren und die sehr bedeutenden Vorarbeiten (obras muertas), sowie ein grosser Teil der Schmelzwerke war aus den Überschüssen bestritten worden. Aber die zur Erreichung solcher ReDer beständige Verdruss über Unsultate erforderliche Arbeit ist hart. zuverlässigkeit und Betrunkenheit der Arbeiter, Diebstahl von Erzen, Misslingen von Versuchen, Verlust von Lasttieren, Hereinbrechen von sind

Wasser

in die

Gänge,

Schadhaftwerden von Maschinen,

die

nur unter

grossen Opfern und Zeitverlust wieder in Stand gesetzt werden können,

dazu das rauhe Klima und die Abgeschiedenheit von der Welt,

das

reichste,

alles

macht,

dass

keineswegs auf Rosen gebettet

verdient werden,

Menschen

für die

Sierra auferlegt.

um

einen an den

Es muss

ist.

Umgang

Opfer zu entschädigen,

civilisierten

auch der

der Bergwerksbesitzer,

in der

erfolg-

That

viel

mit Gebildeten gewöhnten

ihm das Leben

die

LTnd wer etwas vor sich bringen

will,

in

der

darf die Über-

wachung seiner Interessen nicht andern überlassen, muss selbst an Ort und Stelle sein. Das spanisclie Sprichwort, dass das Auge des Herrn sein Pferd fett macht, gilt auch für die Ausbeuten der Minen; denn wenn der Eigentümer nicht selbst acht giebt, so finden die reichen Erze ihren

Weg

in die

Taschen der

heimliche Aufkäufer abliefern.

Arbeiter,

Trotz

welche

übt der Bergbau auf edle Metalle auf alle eigeni;ümlichen Reiz aus, Glücksjjiels

sie

um

Spottpreise an

Unannehmlichkeiten jedoch

aller

damit Beschäftigten

einen

Anziehung wie die des so stark, dass auch oft

eine Art magnetische

auf den Spieler,

und

diese

ist

den Silberund (ioldsucher abzuschrecken und von seiner Leidenschaft zu kurieren. Um den Tag nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, stieg ich wiederholte bittere Enttäuschungen selten im stände sind,

nachmittags auf eine nahe gelegene Höhe,

von wo aus man das Thal


Das obere Santa-Thal. Überblickte,

das wir nun

längert sich

noch

12

bald

Leguas

verlassen

dem grossen aus

Das Santathal

einer

geringen Abweichung nach

dem

Dort entspringt der Santa

und

kleinen

noch kleineren See Aguasch

die Schneeberge war von

einer

in

seichten See Conococha,

welcher sein Wasser aus umliegenden Quellen und aus

höher gelegenen,

ver-

bisherige,

Gebirgsknoten, von welchem die weisse und

die schwarze Cordillera ausgehen.

Höhe von 3950 Meter

sollten.

derselben Richtung wie die

in

immer von Norden nach Süden mit Osten, bis zu

87

erhält.

meinem Aussichtspunkte

dem

200 Meter

Der Blick auf

nicht so vollständig

Ticapampa.

als ich erwartet hatte.

interessanten

Dagegen

führte

mich mein Spaziergang zu einer

geologischen Merkwürdigkeit.

Der

Weg

lag

fast

immer

aus welchen

die von Kalktuff, ähnlich denen, nicht Grotte von Recuay besteht. Auch Quellen von Salzwasser fehlten neben kalkigen, welche die Felsen in beträchtlicher Ausdehnung mit krystallinischem Kochsalz überzogen hatten, so dass vom Thale aus

über grosse

dieser Ort

200

3kleter

Schalen

mit Schnee

bedeckt

zu sein

schien.

Weiter

oben,

etwa

über der Thalsohle, haben die Kalkablagerungen eine sonder-

höchst auftallende Form angenommen. Es hat sich dort eine mauerähnhche Wand gebildet, 10 15 Meter hoch, unten 8 10 Meter dick und sich nach oben zu verschmächtio-end. Die Entstehung dieser

bare,


Das Hochland von

88

Mittel-Peru.

seltsamen Formation zu erklären, würde für einen Geologen eine interessante Aufgabe sein, mir blieb sie ein Rätsel.

Am

Abende kamen

die

Herren von Recuay nach Ticapampa zum

Besuch, und wir waren bei Tisch eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft. dieser Gelegenheit, dass die

erzählte mir bei

Sefior Icaza

Sammlung des

wunderlich

Macedo

als von Recuay herstammend bezeichnet waren und sich jetzt im Museum für Völkerkunde in Berlin befinden, von ihm persönlich ausgegraben worden seien, und zwar an einem »Katac« genannten Orte, der eine Legua

gestalteten Thongefässe, die in der

thalaufwärts

liegt.

wechselnd

mit

wurden

kleinen,

Die eigentümlich

roten,

weissen

und

Dr.

geformten Gefässe,

schwarzen Linien

welche ab-

bemalt

sind,

Gruben gefunden, in denen weder Schädel, noch menschliche Gebeine, noch Knochenasche vorhanden waren. Es konnte sich also hier nicht um Gräber handeln, wenn auch die Aufbewahrung der Gefässe sich auf Gebräuche, die bei der Totenbestattung üblich waren, bezogen haben mag. Die von Icaza geöffneten und untersuchten Gräber beliefen sich auf nahe an hundert. Andere Funde derselben .Art sind un Santathal nicht gemacht worden. in

ausgemauerten viereckigen

Bei San Rafael im Thale von

Casma

sind aus Gräbern Thongeschirre

zu Tage gefördert worden, die denen von Recuay ähnlich sind.

Chavin de Huantar.

Am

Morgen unserer Abreise von Ticapampa (2g. Juni) erhoben wir uns bei Zeiten, denn wir hatten einen weiten Weg vor uns. Es war auf einmal bitter kalt geworden. Als ich um 5 Uhr über den Hof ging, um unsere Arrieros zu wecken, sah ich beim Lichte des abnehmenden Mondes fiisslange Eiszapfen an der Wasserleitung hängen und der Boden war mit Reif bedeckt. Ticapampa liegt allerdings bereits 3500 Meter über dem Meere, 500 Meter höher als Huaräs, dabei ist das Thal und ungeschützt gegen die Winde, die von den Eisfeldern der weissen Kette herabwehen, auch waren wir jetzt im Winter der südlichen fiach

Auf dem Rückwege bemerkte ich Licht im Geschäftslokal, und Herr Thierry trat aus seinem Schreibzimmer. Als ich ihm meine A'erwunderung ausdrückte, bemerkte er, er sei bereits seit 3 Uhr bei der Arbeit, denn so oft er nachts aufwache und nicht sogleich wieder Halbkugel.

einschlafen könne, habe er die zukleiden.

Gewohnheit aufzustehen und

Einem verweichlichten Küstenbewohner, wie

so energische

Gewohnheiten

Respekt

Die Sonne war noch nicht aufgegangen,

ein.

in

sich

an-

ich war, flössten

einem solchen Klima keinen geringen als wir

uns im


Chavin de Huantar.

39

.

und von unserem liebenswürdigen, wackeren Wirt Abschied nahmen. Wir verliessen den Hof durch ein Thor, das nach dem Flusse zuführte und durchritten denselben etwas weiter oben, wo er in mehrere Arme gespalten war; das Wasser reichte den Tieren nur bis

Sattel befanden

an die Knie. Auf dem andern Ufer angelangt, lenkten wir unsere Tiere nach dem Eingang eines Nebenthals, welches uns als der Weg bezeichnet

worden war, den wir einzuschlagen hätten. Wir schieden jetzt aus dem Thale des Santa, in welchem wir von Yuracmarca heraufgestiegen waren, und schickten uns an, die weisse Cordillera zu überschreiten, um in die Thäler zu gelangen, deren Flüsse sich in den Maranon ergiessen. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und beleuchtete die Landschaft, die einer nordeuropäischen gegen Ende November nicht unähnlich war:

Rasen und Büsche mit Reif überzogen und dünnes Eis am Ufer der Bäche. Man hatte uns gesagt, der Weg zum Passe von Cahuisch sei gar nicht zu verfehlen, und allerdings hatte ich tags zuvor auf

meinem

Spaziergang von der linken Thalwand aus den tiefen Einschnitt gesehen, der hier die hohen Berge der Kette vollständig zu trennen scheint.

Immerhin aber war

und

fernung,

bis

zum

eigentlichen Passe noch

eine

weite Ent-

Gegend war

eine

allmählich

die dazwischen

liegende

steigende wellenförmige Fläche,

wachsen, bald

steinig,

Puna verzweigte bedacht waren,

sich

dem

mit halbvertrocknetem

die

bald sumpfig war. öfters,

Der

Weg

und obgleich wir

bei jeder Teilung darauf

betretensten Pfad zu folgen, so

nach Verlauf einer Stunde, dass wir uns beratschlagten, welche Richtung wir einschlagen

bemerkten wir doch

verirrt hatten.

Wegs unkundig waren, sahen menschliche Gestalt, welche die Arme

Arrieros des

eine

Zeichen zu machen schien.

Wir

ritten

Gras be-

durch diese sogenannte

wir in

sollten,

in

Während

wir

da auch unsere

einiger Entfernung

die Luft

hob und uns

auf den Menschen zu, wobei

Umwege machen mussten, um Sümpfe zu vermeiden, und fanden endlich einen indianischen Hirten, der in der That von weitem bemerkt hatte, wie wir einen falschen Weg einschlugen, und der Wir waren ihm dankbar uns vor den Sümpfen hatte warnen wollen. und nahmen ihn als Führer mit, hatten aber durch Kreuz- und Querreiten über eine Stunde Zeit verloren und unsere Tiere nutzlos ermüdet, was

wir verschiedene

zur Folge hatte, dass wir das für den

Tag

vorgesteckte Reiseziel nicht

ganz zu erreichen vermochten.

Noch der

am

vor Mittag gelangten wir zu

Eingange des Passes

desselben

erhebt

sich

der

schwarze Felsenspitze so

liegt.

dem kleinen grünen See Kerococha, An dem gegenüberliegenden Ufer

erste Schneeberg,

steil

ist,

der Yanamarey,

dessen

dass der Schnee nicht überall fest


Das Hochland von

90

Mittel-Peru.

Der Weg, der

sondern beständig herabgleitet.

anliegt,

quem gewesen

war, stieg jetzt einen steilen

Abhang

Wir

darauf zwar wieder ebener, blieb aber sehr steinig.

Stunden lang

einem engen Hochthal zwischen

in

Im Moorgrunde

schlängelte

sich

in

bis hierher be-

und wurde

hinan,

Felswänden.

steilen

Windungen

unzähligen

paar

ritten ein

kleiner

ein

Man sah keinen Fisch, krystallheller Strom, aber ganz ohne Leben. Vogel am Ufer. und keinen Wasser im keinen Wurm, kein Insekt Endlich begann der

Bäche

rauschten

Gletschern und

war

Weg

Bergwände

die

man

herab

aus

fast

kleinen

man sich wo man denselben

Weg

Der

Doch

näherte.

überschreiten würde,

am Ende

des

zum Fusse

der

senkrechte Felswand erhob sich

Thals und schien es zu verschliessen.

Felswand und erhebt

in Sicht,

dem Kamme

merkte, dass

unmöglich zu erraten,

es

denn eine schwarze,

kamen

verschiedenen

zu steigen, neue Schneegipfel

führt

Geröll

sich darauf über eisbedecktes

steilem

in

Zickzack bis an die Schneegrenze; dann wendet er sich plötzlich zur

um den

Rechten, biegt

Felsen und

geringer Entfernung vor sich:

man

überrascht den Pass in

sieht

der den schwarzen

ein tiefer Einschnitt,

Felsenberg wie eine Brücke mit den linksseitigen Schneegipfeln verbindet.

Was dem Reisenden besonders

wenn

auffällt,

dem Kamm

auf

er

Hunderte von kleinen Steinhaufen, welche zu beiden Seiten des Weges auf Klippen und Platten zusammengetragen sind. Bald liegen anlangt, sind

bloss einige

grossere Steine

man

bald sieht

aufeinander,

der Spitze hoher Berge, über welche ein

Weg

führt,

eine

Die

meist kleiner Stücke zu niedrigen Pyramiden aufgetürmt.

Menge

Sitte,

auf

dergleichen Wahr-

zeichen zu errichten, stammt aus alter heidnischer Zeit und die Indianer in vielen

glauben

Provinzen halten an diesem Gebrauche lel)t

in

jedem hohen Berge

bezeichnet zugleich den in

ein Geist

seinem Innern

Nach dem Volks-

fest.

Name

und der

wohnenden

des Berges Dieser

Gott.

den Wanderer beim Hinaufsteigen und erleichtert ihm seine Arbeit Tragen von Lasten, wird daher Apachic genannt, ein Wort der Jeder Keshuasprache, welches einen Helfer beim Tragen bedeutet. stärkt

l;)eim

Eingeborene, hat,

er

der einen hohen Berg,

besonders einen Pass

erstiegen

drückt seine Dankbarkeit gegen den Gott, unter dessen Beistand

den mühseligen

Weg

zurückgelegt zu haben

dadurch

glaubt,

dass er einen Stein zu anderen schon vorhandenen hinzufügt.

aus,

Die so

entstandenen kleinen und grossen Haufen werden Apachetas genannt, eine verdorbene Aussprache

von Apachicta'),

d.

h.

dem

Helfer beim

Tragen. l)

Apay,

tragen;

Partizip apachic,

Apa-chiy,

tragen lassen,

im Akkusativ apachicta.

tragen

machen;

davon

das

aktive


Chavin de Huantar.

Der

Kamm

des Passes Cahuisch

91

4520 Meter hoch; das Wetter

ist

angenehm kühl und ich fühlte weder Beklemmung, noch sonstiges Unbehagen. Auch dauert der Übergang nur wenige Augenblicke, denn der Kamm ist ganz schmal, und kaum ist war vollkommen

man

auf

windstill,

dem höchsten Punkte Der Abhang ist

bergabwärts.

angelangt, so senkt sich der

auf dieser Seite weit

steiler,

Weg

w'ieder

als

auf der

und beschwerlich.

In

ganz kurzer Zeit waren wir 300 Meter hinabgestiegen, worauf der

Weg

des Santathales und

der Zickzackweg

steinig

weniger abschüssig wurde und an der linken Seite eines engen Thaies abwärts führte.

Die Vegetation kehrte alsbald wieder,

erst

Punagras,

dann ein dichter Wald von Quinualbäumen. Der Quinual oder Qiiinuar ist ein Baum mit vielfach gekrümmtem, knorrigem Stamm, von welchem Rinde abblättert; die kurzen dicken Zweige tragen kleine, und glänzende Blätter. Er ist ein äusserst genügsames Gewächs, welches nur bescheidene Ansprüche an Boden und Klima macht. Man sieht Gruppen dieser Bäume, ja ganze Wäldchen bis dicht an die Schneegrenze hinaufreichen. Die Sonne stand jetzt schon tiefer und manche Windungen des Thals lagen bereits im Schatten. Wo die Sonnenstrahlen nicht hinfielen, war es empfindlich kalt. Indes lag nun bereits die Region der Quinuarbäume hinter uns, Gebüsch und blühende Blumen begannen am Wege hervorzusprossen, und bald befanden wir uns wieder in milderer Luft. Das Herabsteigen von einem Passe oder einer Hochebene ist für den Wanderer jedesmal ein wahres Vergnügen, und wenn man auch noch so ermüdet von langem Bergabreiten ist, so enjpfindet man die Rückkehr aus der kalten unwirtbaren Höhe zu Wärme und Leben als ein Labsal. Das Thal bleibt fortwährend eng, schluchtartig, von steilen Bergwänden eingeschlossen, deren unterer Teil mit Aus dem Moorgrunde am Fusse des Kammes Vegetation bedeckt ist. scheidet sich ein Bach ab, der bald zum Flüsschen wird. An den absich die gelbe

lederfarbige

schüssigen Ufern desselben bemerkte plätze,

man

hie

und da eingezäunte Gras-

Kühe weideten, aber Menschen Wir kamen an manchen Wohnungen vorbei, auch

auf denen Schafe und einige

begegneten wir

nicht.

an Gebäuden zur Aufarbeitung von Erzen,

Dächer und schienen wir hinunterritten,

seit

mündet

lange verlassen. in

Häuser waren ohne Der FIuss, in dessen Thal

allein alle

einen grösseren Nebenfluss des Marairon,

der weiter unten Puceha genannt wird.

In

das Thal

dieses

Flusses

indem der Weg an der linken Thalvvand sich hoch erhob, um die steilen Felsen zu umgehen, die sich dort auftürmten. Die Sonne war bereits dem Untergange nahe und beleuchtete nur noch

bogen wir

jetzt ein,

die Spitzen

der Berge mit rötlichem Lichte, als wir unten im Thale


Das Hochland von

92

Wir sahen, dass wir die kleine Stadt Chavin, die wir

anlangten.

genommen

Ziel unserer Tagereise in Aussicht

Einbruch

würden,

Dunkelheit erreichen

der

einem kleinen Dorfe, dessen

lieber in

Mittel-Peru.

erste

hatten,

erst

als

lange nach

und beschlossen daher,

Häuser wir vor uns sahen,

Obdach für die Nacht zu suchen. Der Ort hiess Machac, ein sonName, denn in der Landessprache bedeutet das Wort einen Betrunkenen. Ein Indianer, dem wir begegneten, wies uns auf ein grösseres Gehöft hin, wo wir am besten Aufnahme finden würden. Wir waren mit Abzug einer kurzen Ruhe, die wir uns unterwegs gegönnt ein

derbarer

Stunden im

hatten, zwölf

kaum

Sattel

gewesen, und

ich absteigen wollte,

als

Rücken des Maultieres zu heben, und fühlte mich erst nach Reiben der Glieder und Umhergehen etwas gelenkig. In dem offenen Hause trafen wir nur mehrere kleine war

ich

imstande, den Fuss über den

Kinder, die uns keine Auskunft über den Aufenthalt ihrer Eltern zu

geben wussten, denn

sie

verstanden kein Spanisch.

unseren alten Arriero ins Dorf,

kommen

zu suchen.

um

in

\Vir schickten

daher

einem anderen Hause ein Unter-

Es war schon ganz dunkel,

als

er endlich

mit

einem jungen Mädchen von 9 Jahren zurückkam, die uns einen engen W^eg zwischen hohen Hecken den Berg hinaufführte. Wir kamen zu einem

Hof

kleinen sinniger

mit zwei kleinen Häuschen, vor

Knabe, der uns

anlallte.

dem

einen sass ein blöd-

Die Thüren waren verschlossen.

Unsere kleine Führerin erklärte den Arrieros,

ihre

Mutter

sei

wie

alle

übrigen Bewohner des Dorfes hoch oben in den Bergen mit der Kartoffelernte

zogen,

kam

um

zu holen.

Salz

endlich

sei

mit Maultieren an die Küste ge-

Nachdem

wir eine Stunde gewartet hatten,

der Vater

beschäftigt,

die Frau,

einen mit Kartoffelsäcken beladenen Esel vor

sich hertreibend. Sie war müde, sah mürrisch aus und schien keineswegs zufrieden mit der Anwesenheit unerwarteter Gäste. Jedoch besserte sich ihre üble

für

Laune,

waren und

behilflich

als

ihr

unsere Arrieros ihr beim Abladen des Esels erklärten, dass

sie

unsere Tiere gut bezahlt werden würde.

und

den

mit

für

Herberge und Futter gab uns einige

F^ier,

von Ticapampa mitgebrachten Vorräten an Brot

und

Sie

Fleisch und einer Tasse Thee, bereiteten wir uns selbst eine Mahlzeit.

Die Frau

schloss

uns eines ihrer Häuschen

und Vorratskammer zu dienen öfter zuvor,

schien,

auf,

welches

und dort schlugen

zwischen Haufen von Mais

wir,

als

Speise-

wie schon

und Kartoffeln unsere Feld-

betten auf

Als wir

Hof

am

nächsten Morgen aus unserer Hütte auf den kleinen

traten, erstaunten wir

wir uns

umgeben sahen.

über die Schönheit der Gegend, von welcher

Das Thal war von hohen, kühn geformten


Chavin de Huantar.

q-i

Bergen vollkommen eingeschlossen, man sah keinen Ausweg: die Bergwände waren mit dichtem Gebüsch bedeckt, sogar die steilsten Felsen mit Büscheln rotblättriger Tilandsien, so dass es aussah, als seien sie mit

Um

riesengrossen Teppichen behangen.

abhang hinauf

kleine, mit niedrigen

am

den Hof lagen

Berg-

Mauern umgebene Klee- und Gemüse-

beschattet von dichtbelaubten baumartigen Hollunderbüschen. Unter einem solchen 30 Fuss hohen Strauche, dessen Hauptstengel über einen Fuss dick war, rieselte eine schwache Quelle kühlen und wohl-

felder,

schmeckenden Wassers. Wiewohl der Ort mit 3400 Meter nur wenig als Ticapampa, war die Luft mild und weich. Da die Ent-

tiefer lag,

Machac und Chavin nur anderthalb Leguas

fernimg zwischen

beträgt,

Wir dankten der mürrischen die Herberge, und fügten hinzu, es habe uns so wohl in ihrem

so beeilten wir uns nicht mit der Abreise.

Frau

für

Hause

gefallen, dass wir

nach zwei Tagen wiederkommen würden.

sah uns ungläubig an, als hielte

sie die

Ankündigung

Sie

für einen Scherz.

Als wir aber unsere Worte durch unsere Arrieros in der Landessprache

wiederholen liessen, gab zu Hause zu sein.

Wir

sie ihre

ritten

Zustimmung und versprach

frühzeitig

darauf den engen Pfad zwischen Hecken

wieder hinunter und durch das Dorf, das aus einer kleinen Zahl elender,

Gruppen zusammenliegender Häuser besteht. Ein gut geebneter, Weg führte von hier ab durch das Thal, bei weitem Hohe das schönste, das wir bis jetzt im Hochland gesehen hatten. Berge mit scharfgeschnittenen vielgestaltigen Umrissen steigen zu beiden

in

ziemlich breiter

Seiten empor, gebildet aus senkrecht

aufgerichteten Lagern von Kalk-

durch welche sich der Fluss im Laufe der Jahrtausende eine

Schiefer,

Bahn gebrochen

hat.

Die Schichten des Gesteins sind von ungleicher

Härte, die einen verwittern rascher als die andern,

dass festere,

und so kommt

es,

zuweilen nur einige Fuss dicke Lagen, kammartig aus der

Bergwand hervortreten wie senkrechte

Strebepfeiler.

An

einigen Stellen

und rückwärts gedrängt, andereMale sieht man sie schlingenförmig umgebogen. Zwischen den Felsen sind die Thalwände bis hoch hinauf mit frisch grünenden Gebüschen und Kräutern bekleidet. Eine Stunde nachdem wir von Machac aufgebrochen waren, langten wir in Chavin an und erblickten gleich am Eingang des Orts die merksind die Schichten

über

die senkrechte Linie

hinaus

um derentwillen wir hierher gekommen waren. Wieam Wege lagen, so hielten wir uns für jetzt nicht sondern zogen vor erst in den Ort zu reiten, um unsere

würdigen Ruinen,

wohl dabei

sie

ganz nahe

auf,

Wir waren verwundert, die Strassen früh von Menschen zu linden und hörten, dass an

Tiere dort unterzubringen.

am

Vormittag schon

voll


QA

Das Hochland von

Mittel-Peru.

diesem Tage das Hauptfest von Chavin gefeiert werde, zu Ehren der Schutzpatrone der Stadt, der heiHgen Ajjostel Peter und Paul. Gruppen

von indianischen Tänzern zogen umher, in seltsamen Verkleidungen, den Kopf mit bunten Federn geschmückt. Viele waren bereits volloder waren vom vorigen Tage nicht nüchtern geAuf dem Marktplatz bemerkten wir im Getümmel der braunen Menge ein weisses Gesicht und erkannten einen Landsmann, Felix P., mit dem ich in Lima befreundet gewesen war. Auch er hatte uns beseinem reits gesehen, begrüsste uns und lud uns ein, mit ihm nach Hause zu kommen. P. war der einzige Deutsche in Chavin, ausser ihm ständig betrunken,

worden.

lebte

damals daselbst nur noch ein Europäer, ein Franzose. am linken Ufer ist eine kleine Stadt von 950 Einwohnern,

Chavin

des Flusses,

der weiter unten Puccha heisst,

Der Ort

Rio de Chavin genannt wird.

eines Nebenflusses gebildeten Erweiterung

dem Meere. Norden,

Der Puccha

parallel

sich

dem

mit

Cordillera blanca.

läuft in dieser

führt ein anderer Pass

sein

soll,

sogar

am

des Thaies 3170 Meter über

Gegend gerade von Süden nach

Santa und geschieden von

den Marahon zu

in

ihm

durch die

der Pass

um

Von Chavin

Der Ort

man

Gegend

auf welchem wir das

von Cahuisch, ist

ärmlich gebaut,

Die Häuser sind nicht einmal

Hauptplatz sieht

ansehnlichste Ort der

ergiessen.

über die Kette direkt nach Huaräs, der weniger

als

Gebirge überstiegen hatten. in der Sierra.

durch

Er wendet sich aber bald etwas nach Osten,

nach kurzem Lauf

bequem

dem Ort Ausmündung

hier aber nach

liegt in einer

Strohdächer.

und

sein,

alle

wie

fast

alle

mit Ziegeln gedeckt,

Lnmerhin

soll

Chavin der

die Indianer der Nachbarschaft

hier befindlichen Läden ihren Bedarf Wir ruhten uns im Hause unseres Landsmannes etwas aus und liessen uns von ihm erzählen, wie er in diesen abgelegenen Winkel des Landes gekommen sei, wie er sich mit einer Tochter des Ortes verheiratet habe, nun dort ansässig und mit seiner

kommen, um aus den wenigen

an Waren zu entnehmen.

Lage zufrieden erfuhr, gleiten,

sei.

Als er

den Zweck unseres unerwarteten Besuchs uns nach den Ruinen zu be-

erklärte er sich sogleich bereit,

ein Anerbieten,

dass ich mit Freuden

und auf der

nahm, denn ich war begierig mich zu überzeugen, wie

viel

Stelle an-

von diesen

Bauwerken noch vorhanden sei, von denen ich so viel gehört, und deren Untersuchung einer der Hauptzwecke meiner Reise war. alten

Die Ruinen, von denen wir einen Teil bereits bei unserer Ankunft von weitem gesehen hatten, liegen an der linken Seite des Flusses, am oberen

südlichen

»el castillo«,

Ende des

das Schloss,

Ortes,

bekannt.

und sind unter dem Namen weitläufigen und, nach

Von den


Chavin de Huantar,

95

den zerstreuten Resten zu schliessen, sehr anselinlichen Bauten ist gegenwärtig nur noch wenig übrig geblieben, so wenig, dass es schwer wird, sich eine bestimmte Vorstellung von der Gestalt und Ausdehnung des

Ganzen

zu

bilden.

friedigungen sind innerhalb

Neue Häuser, Höfe und gemauerte Einund auf den alten Bauresten entstanden,

so dass es an vielen Stellen nicht möglich

ist, den Grundriss derselben Wir versuchen im folgenden dem Leser ein Bild von den

zu verfolgen.

E>gebnissen

unserer Besichtigung

vorzuführen

schreibung zu ihrer Veranschaulichung

mit

und begleiten

einem Plan,

der

die Benatürlich

Umständen Andeutungen

unter solchen sich

auf

der Umrisse beschränken

muss, und auf punktierte Stellen

dem durch

Linien

angegeben

wo durch

nei^ie

die sind,

Gebäude

die Grenzlinien der alten

verdeckt

Die

werden.

Ruinen rühren von einem -^NIllHilHIHHIimillllWV^

Tempel und einem Palaste her, und zwar gehört derjenige Teil, sich

o Plan der Ruinen von Chavin.

der

noch erhalten hat und gewöhnlich

bezeichnet wird,

zwischen

der

zum Tempel.

linken

das Schloss

als

el castillo

Trümmer der alten Bauten liegen Thalwand und dem Fluss, etwas höher als die Die

Thalsohle, auf einer Anschwellung des Bodens,

die zu niedrig

ist,

um

Hügel genannt werden zu können, erstrecken sich über eine Ausdehnung von 250 Schritt Länge in der Richtung von Süden nach Norden, und messen an ihrer oberen oder südlichen Seite etwa eben so viel in die Breite. A"om Wege, auf welchem wir hergekommen waren, führt ein kurzer Pfad zwischen Büschen und neuen Mauern einen kleinen Abhang hinan, worauf man sich auf einer ebenen Fläche befindet; dies war die Plattform des ehemaligen Tempels (A), welche iio Schritt lang und 90 breit ist. Auf diesem Platz stehen mehrere bewohnte Häuser, ein

und

ein Teil desselben

bauten Mauern in

Einschliessen von Vieh.

aus nicht

ganz

ist

durch niedrige,

Der Bau

senkrechten,

bildete

sondern

und Erdreich

aufgefüllt,

ein

lose

abgeteilt,

ge-

zum

Rechteck und bestand

wallartig

Mauern, deren Inneres keine Zimmer oder Steinen

aus Steinstücken

mehrere Höfe und Einfriedigungen

Räume

nach innen geneigten enthielt,

eine solide Masse bildete;

sondern mit

von diesen


Das Hochland von

96

Mittel- Peru.

noch die südöstliche Ecke erhalten, sowie auch ein niedriges Stück der nordöstlichen. Um diese Mauerreste übersehen zu können, muss man von der Plattform herabsteigen und sie von einem nach dem Flusse zu gelegenen Trümmerhügel betrachten, von welchem die hier

Mauern

ist

eingeschaltete Photographie

aufgenommen

ist.

Die zum Bau verwendeten Steine sind grosse Quadern, schiefer

aus Steinschichten des

'-Hials,

teils

teils

Kalk-

Die Flächen und

Granit.

Kanten der Granitquadern sind noch glatt und scharf, aber die Kalkdie ohne Zweifel ebenfalls behauen waren, sind zum Teil sehr

steine,

Tempel zu Chavin.

verwittert,

oder Lehm.

/wischen den Steinen befand sich eine Schicht von Mörtel Der obere Teil der ii 12 Meter hohen Mauer ist herab-

und von einem Gesims oder einer Brustwehr nirgends mehr eine Spur. Hei weitem der grössere Teil dieser Mauer ist zerstört und gestürzt

die Steine sind von

denn

verwendet,

man

überall

aus alten

den Bewohnern des Ortes zum Bau ihrer V'ohnungen

in

grosse

Trümmern

den Grundmauern der Häuser alte

errichteten

form, findet sich auf derselben ein kleiner,

aus alter •verehrung

Zeit,

Chavin bemerkt

aber interessanter Überrest

welcher den Charakter des Baues

geweihten

in

Neben den oben erwähnten, neuen Mauern und Häusern der Platt-

(Quadersteine,

Ortes

darzuthun

scheint.

als

eines

der Gottes-

Näher der südlichen


Chavin de Huantar.

Wand

der Mitte findet sich ein kleiner, von sehr massigen Quadern

als

Raum

umschlossener

die einzigen alten Mauerreste,

{G),

Die Mauer

der Plattform entdecken lassen.

Raumes, welcher durch zwei von Süden

des

springende Mauerstücke

südwestliche Ecke der Mauer

Raum

und misst

keine

und Norden her

zwei gleich grosse Abteilungen

in

diesen ganz alleinstehenden,

gebenen

die sich auf

dick

1,30

ist

Ein 1,20 breiter Eingang führt von Osten ins Innere

8,50 ins Geviert.

die

97

ist

vor-

geteilt ist;

Wir vermögen

eingestürzt.

für

von Mauern aus kolossalen Steinen um-

andere Erklärung zu geben,

dass

als

das

es

welchem der Gott oder Götze des Tempels aufAuch soll in dieser Gegend der Stein gefunden worden gestellt war. sein, der später mit grossem Aufwand von Mühe und Geld nach Lima geschafft wurde und gegenwärtig im Garten des Ausstellungspalastes Wir kommen auf diesen Stein, der auch zur Beurteilung aufgestellt ist. des mutmasslichen Alters des Gebäudes von Wichtigkeit ist, weiter Heiligtum gewesen,

in

unten zurück.

An

der

dieser

dem

östlichen,

zieht sich eine breite,

Wand

Flusse

zugekehrten

Wand

massig erhöhte Terrasse (C)

Tempels

des

In der Mitte

hin.

scheint sich der Haupteingang befunden zu haben.

Es

Gestrüpp zum Teil überwachsene Schlucht

{^-H),

öffnet sich dort eine mit

Mauerwerk bestehen. Man sieht jetzt nur eingebettete Steinstücke, indem die behaiienen mit denen dieses ehemaHge Treppenhaus bekleidet war, Quadern, gleich denen der Aussenmauer, weggeholt und zu anderen Bauten verwendet worden sind. An die Terrasse schliesst sich ein weiter deren

Lehm

in

rechteckiger

unregelmässigem

aus

Seiten

Raum

(Z>),

so breit als der Tempel, der sich bis nahe an

das Ufer des Flusses erstreckt und

dem Anschein nach

Der

fünf

mittlere

quadratische

Teil

desselben

liegt

sechs

F\iss

Hof

ein

tiefer:

war. eine

Einsenkung des Bodens, die entweder ein Garten oder

Wasserbecken war, denn

ein

bis

in

der Mitte derselben,

Haufen von Steinblöcken bemerkt,

öffnete

sich eine

wo man

einen

grosse Leitung,

ist, sich aber noch deutlich erkennen lässt. war dieser Hofraum von rechteckigen Gebäuden {F) begrenzt, welche fünf bis sechs Meter hohe zerfallene Ruinen massen bilden,

die

jetzt

Zu beiden

zwar

verstopft

Seiterl

noch übrig gebliebene Mauerreste beweisen, dass ihre Nach Norden vom Tempel, thalabwärts, und nur durch einen geringen Zwischenraum von

aber einzelne

Aussenseite aus Quadersteinen aufgeführt war. d. h.

demselben getrennt, befand sich ein zweiter Bau rechteckiger Gestalt, aber sich nur auf zwei Seiten, •Middendorf, Peru

III.

ausgedehnter

wo

hier

als

der

{B),

gleichfalls

vorige;

von

doch lassen

und da noch Mauerreste vorhanden 7


Das Hochland von

g8

Richtung und Länge derselben verfolgen und annähernd an-

sind, die

geben.

Mittel-Peru.

Die Länge beträgt 150

dem

aber über die Breite

Schritt,

lässt sich,

wegen neuer Gebäude, Zäune und Mauern nichts bestimmtes ermitteln. Auf dem höchsten Punkte dieser formlosen Trümmermassen steht eine Kapelle. Dieser Teil des alten Baues mag ein Palast für den Herrrn des Landes gewesen sein oder Wohnungen für Priester und Tempeldiener enthalten haben. Eine Burg oder Festung scheint er nicht gewesen zu sein, denn seiner ganzen Lage nach eignete er sich nicht zu einem Verteidigungswerk. Sowohl unter den Ruinenhaufeu des Palastes, als auch besonders des Tempels befinden sich unterirdische Gänge, welche von Mannshöhe, meist gut und aus kleinen Quadern gemauert sind, in mancherlei Winkeln laufen und sich zuweilen zu kleinen Kammern oder Zellen erweitern. Die Zugänge zu denselben, deren früher mehrere vorhanden gewesen sein sollen, sind durch Erde und herabgefallene Steine halb verschüttet, so dass man nur kriechend hineingelangen kann, werden aber alsbald höher, man kann darin gehen, ohne sich zu bücken, sie sind luftig und lassen nirgends dumpfige oder üble Gerüche bemerken. Der interessanteste dieser labyrinthischen Gänge befindet sich unter Der Eingang dazu war zur Zeit meines den Ruinen des Tempels. Wir Hessen die Besuchs mit Maisstroh und Schutt fast verstopft. Öffnung durch einige Indianerjungen auskratzen und erweitern, bis wir hineinkriechen konnten. Nach einer kurzen Strecke wendete sich der anfangs weite Gang zur linken und wurde ziemlich enge, so dass nur ein Mann darin gehen konnte, auch waren an dieser Stelle die Mauern nicht so wohl gefügt und die Steine nicht so glatt behauen, als in

der Richtung nach

an

Nachdem

anderen.

gebückt gegangen

waren

Flusse,

wir ,

so

eine

erweiterte

Strecke

sich

der

von 30 Meter etwas

Gang

zu einer kleinen

Zelle,

deren Decke von einem steinernen Pfeiler getragen zu werden

schien.

Aus diesem engen Raum Gänge aus, welche jedoch

Seiten

liefen in

rechtem Winkel nach beiden

bei zwei Meter Tiefe blind endigten.

Zugangs setzte sich der Gang nach innen weiter Der l'feiler, welcher die Decke trägt, von den Eingeborenen La huanca genannt, ist von unregelmässig prismatischer Gestalt. Er ist mit in den Stein eingegrabenen gewundenen und geschnörkelten, in In der Richtung des

fort.

Schlangenköpfe auslaufenden Figuren bedeckt, deren Ganzes ein fratzenhaftes menschliches Gesicht darstellt.

Die nach vorn gekehrte stumpfe Kante bildet die Nase, unter welcher auf den beiden breiten Seitenflächen ein

Mund

mit fletschenden Vorderzähnen und grossen spitzen

eingegraben

ist.

Der untere

Teil des Pfeilers

ist dreiseitig,

Hauzähnen

die beiden vor-


Chavin de Huantar.

deren Seiten sind

die hintere

breit,

99

schmal, der obere halsartige Teil

und auf diesem sieht man wieder fletschende Gebisse mit Hauzähnen gemeisselt. Die beigegebene Zeichnung, die Ijei dem etwas vierseitig,

trüben Lichte von Talgkerzen angefertigt wurde, sucht die oben gegebene Beschreibung

massen

zu

veranschaulichen.

wir

mit diesem Pfeiler den Stein im Garten des

jetzt

Ausstellungspalastes, von

des

einiger-

Vergleichen

ersten

Bandes

welchem sich am Ende Werks eine photo-

dieses

graphische Abbildung findet, und auf die wir ver-

Es ist eine Granitplatte, von Höhe, 0,70 Breite und 0,15 Dicke, 1,90 Meter in deren vollkommen ebenen und glatten Fläche müssen.

weisen

mit genau gearbeiteten Linien eine menschliche

Figur dargestellt grotesker Weise

ist,

zwerghaft und unförmig, in mit grossen fletschen-

stylisiert,

und Hauzähnen, krallenartigen Füssen und Sceptern in den Händen. Über dem Kopfe erhebt sich ein vierfacher Aufsatz von Zieraten, bestehend aus Kinnbacken mit grossen Hauzähnen und Schlangen, welche statt der Haare strahlenförmig vom Kopfe ausgehen. In den auf den Schneide-

dem

dem

Steine sowie auf

Figuren findet sich so

A'ermutung nahe

in alter Zeit in

Dass der Bau,

in

eingegrabenen

Ähnliches,

dass

die

beide seien Darstellungen

liegt,

desselben Gegenstandes,

welche

Pfeiler

viel

nämlich

dem Tempel

der

Gottheit,

verehrt wurde.

dessen Innern sich die Gänge finden, ein Tempel

war und nicht eine Burg oder eine Festung, wie gewöhnlich angenommen wird, ergiebt sich aus der bei peruanischen

Form

von aufgeschütteter Erde umschliesst,

aus

Freitreppe, aus der charakteristischen Zelle

aus

Tempeln

einer breit abgestumpften Pyramide,

der

Auffindung

zweier

Götzenbilder,

stets

angetroftenen

welche eine solide Masse

dem Vorhandensein

einer

auf der Plattform; endlich

deren eines zu öffentlicher,

das andere wahrscheinlich zu geheimer Verehrung bestimmt war; denn

den engen unterirdischen Gängen konnten bei religiösen Feierlichauch sein mochten, nur ganz wenige Personen zugegen sein. Dass es sich hierbei um Opfer gehandelt habe, scheint

in

keiten, welcher Art sie

den Gängen aufgefundenes Gefäss zu beweisen, nämlich eine im Durchmesser haltende kreisrunde flache Schale aus hartem

ein in

0,60


Das Hochland von

lOO dunklen

welche

Stein,

gehauenen Füssen

und

runden aus demselben Stein

dicken

auf vier

steht

Mittel-Peru.

zum Auffangen des

ein Gefäss

Bluts ge-

wesen sein mag. Dieses Gefäss befindet sich im Besitz von D. Manuel Zevallos in

Huallanca, in dessen Hause ich es

einige

Tage

später sah

und abzeichnete.

den Ruinen von Chavin aufgefundenen Götzenbilder sind ferner Die

in

Beweise, dass diese Bauten nicht aus der Inkazeit herstammten, denn die von

den Inkas erbauten Tempel waren der

Sonne geweiht, anderen

konnten

Götter enthalten.

keine

also

Die Inkas

vermochten zwar bei den zum Aberglauben geneigten Völkerschaften, die sie ihrer

Herrschaft unterwarfen, nicht

die früheren

religiösen

Anschauungen

auszurotten, aber sie führten überall den

Sonnendienst

gewidmeten

und

ein

zerstörten

Verehriingsstätten.

unerbittlich

Sie

schonten

alle

anderen

Göttern

nur zwei Tempel, den

im Thale Lurin und einen zweiten bei Cacha im Thale des Huillcanota, denn diese waren nicht Götzen, sondern dem höchsten Gotte geweiht, den sie selbst neben der Sonne anerkannten und der an der Küste unter

wurde. ist

dem Namen Paohacamak, im Hochland als Huiracocha Was weiter gegen die Inkas als Erbauer von Chavin

die

angewendete Bauweise.

daselbst

Chavin befindlichen, haben die Inkas

im

den

bereits

Stils

zeichnete

zweiten

verehrt spricht,

Solche Mauern, wie die in

nirgends

Bande erwähnten

errichtet,

denn neben

Eigentümlichkeiten

ihres

sich derselbe bei ihren Steinbauten durch ihre ausser-

Fügung der Steine aus. Mauern aus unregelmässigen,

Werken

ordentlich genaue

Bei

bestehen die

vieleckigen, aber sorgfältig

ihren

älteren

aneinander gepassten Steinen, bei den späteren aus Quadern, die ohne sichtbaren

Mörtel

in

Wir Fugen aneinander stossen. Reise noch Gelegenheit haben, ein solches

linienartigen

werden im Verlaufe dieser

und später wiederholt dieselbe Bauart bei grösseren Bauwerken bestätigt finden. Hier in Chavin dagegen ist Fügung lose, die grossen Steine liegen in dicken Schichten von

Beispiel vorzuführen

öffentlichen die

Mörtel

oder

von Chavin worten

Lehm

als

sein,

gebettet.

Endlich würde, wenn

man

die Bauten

Arbeiten der Inkas ansprechen wollte, die Frage zu beant-

wer

sie

zerstört habe.

Die Inkas waren vor Ankunft der


Chavin de Huantar.

Spanier die

Werke

Herren

letzten

nicht niedergerissen

jqj

sie würden also ihre eigenen Die Spanier aber zerstörten über-

von Peru, haben.

haupt keine Bauwerke bloss mit der Absicht,

wo

zerwühlten den Boden,

Mauern,

in

sie zu vernichten.

wo

das

sie

vorhandene

Sie

Gold vermuteten, aber

denen keine Schätze verborgen sein konnten,

Bloss

stehen.

sie verstecktes

aMaterial

zu

die

liessen sie

eigenen Zwecken

verwenden konnten, wie bei der Festung Huarcu im Thale Canete, zum Hafendamm von Callao, in Cajamarca und Tiahuanaco zu Kirchen,

haben

sie alte

Mauern

niedergelegt.

wo überhaupt nur

Thale,

Hier dagegen,

wenige

sehr

Spanier

in

dem abgelegenen

hinkamen,

ist

keine

Verwendung sichtbar. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass dieselben Hände, die im Santathale auf den Hügeln Pumacayan und solche

Tumsacaica kaum einen Stein auf dem anderen liessen, die im Thale von Casma die grossen Granitblöcke des Tempels von Mojeque umherstreuten,

auch die Mauern von Chavin zerstört haben und diese konnten

keine anderen sein, als die der Herren von Kusko.

Die Inkas scheinen hiernach bei der Unterwerfung dieser Gegend, wie auch später

in

dem

Kriege gegen die Chimus, nicht mit der Milde

und Nachsicht verfahren zu haben, die ihnen Garcilaso de la Vaga so Auch findet man in den Überlieferungen der Chronisten oft nachrühmt. einige Andeutungen über den Grund ihres Zorns, allerdings nicht bei Garcilaso, sondern in

aber

den Denkwürdigkeiten des Montesinos, die zwar

und

Unwahrscheinliche

vieles

an

manchen

Chancas,

die

Stellen

Ungereimte

nicht

von

zwischen Andahuaylas

der

und

enthalten,

Hand

deren

zu weisen

Ayacucho

ihre

Zeugnis ist.

Die

Wohnsitze

waren die gefährlichsten Gegner der Könige von Kusko gewesen und hatten bei einem Aufstande selbst die Hauptstadt bedroht. Sie wurden von dem damaligen Thronfolger, nachmaligem Inka Huiracocha geschlagen, der ihrem gefangenen tapferen Häuptling Hanko Huallu das Leben schenkte und ihm verzieh. Die Besiegten aber trugen ihr Joch hatten,

unwillig,

und

verliessen

und zogen

am

als

die

der Inka auf einem seiner Feldzüge beschäftigt war,

Chancas,

nach der Angabe Garcilasos, ihre Wohnsitze

Hanco Huallus über die Cordillera, um sich Gegend des jetzigen Moyabamba, niederzulassen.

unter Führung

Ostabhange,

in

der

Montesinos erzählt diese Flucht der Chancas etwas anders. Feldzuge der Inkas gegen Huaylas im

Bei einem

Santathal waren sie zur Heeres-

entboten worden und hatten ihre besten Mannschaften gestellt. König aber misstraute ihnen und sendete seinem Feldherrn insgeheim den Befehl, die Chancas in ihrem Lager nachts zu umzingeln und niederzumachen. Doch wurde dieser verräterische Plan vereitelt, folge

Der


Das Hochland von

J02

Mittel-Peru.

denn die Chancas, rechtzeitig gewarnt, entzogen sich dem Untergang eihgen Abmarsch, konnten nicht eingeholt werden und fanden bei dem König der benachbarten Conchucos Aufnahme und Schutz. durch

Der König Cuismanco von Conchucos aber, der auch Freund und Verbündeter der Chimus war, residierte in Chavin, und wahrscheinlich war auch das Santathal, gegen welches der Feldzug der Inkas gerichtet war, schon eine Provinz seines Reichs.

Wie bereits bei der Beschreibung des Tempels von Mojeque hervorgehoben wurde, wäre die Errichtung eines solchen Bauwerkes, die Herbeischaffung und Aufstellung so grosser Steine, für die beschränkte Bewohnerzahl eines einzigen Thaies unmöglich gewesen, und dasselbe gilt hinsichtlich

der Bauten von Chavin.

langes Arbeiten vieler hunderte von

Sie

konnten nur durch jahre-

Menschen

hergestellt

werden und

setzen das Vorhandensein eines zahlreichen Volkes voraus, das schon

grössere Fortschritte in der Kultur gemacht hatte.

darauf hingewiesen,

merkwürdigen Gräber

die

Wir werden daher

auf den

Höhen von

Andamayo, deren mächtige Steine von weiten Entfernungen werden mussten und gleichfalls das Zusammenwirken grosser Menschenmassen erheischten, mit den Bauten von Chavin in Verbindung zu bringen und müssen uns sagen: in alten Zeiten, lange ehe die Inkas ihre Herrschaft über diese Gegenden ausdehnten, muss Sipa bei

herbeigeschafft

zwischen beiden

und

Cordilleren

dem oberen Lauf

des Marahon, in

den Thälern, welche zusammen Conchucos genannt wurden, und wahrscheinhch noch dessen

zwar

gen Norden,

viel weiter

ein

Kulturvolk gelebt haben,

enge Verbindung mit den Stämmen der Küstenthäler bis

noch

nicht

erwiesen,

aber

wahrscheinlich

ist.

Hauptsitz der Herrscher dieses Reichs, nicht der Hauptort,

Raum

dem engen

jetzt

Chavin war ein

denn

für

Aber wahrscheinlich wurde es von den Königen als Aufenthaltsort aus denselben Gründen vorgezogen, wie das Thal Yucay von den Königen von Kusko: wegen einen solchen

ist

kein

in

der Schönheit der Gegend und

dem

Thal.

milden, gesunden Klima.

Chavin

150 Meter höher als Huaräs, aber die Luft ist trotzdem erheblich wärmer; denn im Santathale wird durch die schwarze Kette der von

liegt

der Küste aufsteigenden

warmen

Luft der Zutritt verwehrt, während in

Chavin die Kälte der nahen Cordillera durch die aus

Winde gemässigt

des Maration heraufwehenden

Die Sprache der Bewohner dieser Gegenden, der

indianischen

Bevölkerung

das Keshua gebräuchlich andere, und

ist,

manche mit der

dem

tiefen

Thale

wird.

wo

jetzt überall bei

und auch bei den dunkleren Mestizen war zu Zeiten ihrer Unabhängigkeit eine

Inkasi^rache gemischte Worte, sowie viele




Chavin de Huantar.

103

Namen von

Orten und Bergen deuten an, dass früher hier das Aimarä

herrschend

war.

So

sind

die

Namen von Chavin und

Hauptortes der Provinz, Aimarä-Worte,

ebenso die Worte

Huari, tullpa,

des racu,

matu und manche andere. 1) Auch die Chullpas oder Grabstätten in Form kleiner Türmchen, die sich in der Nähe von Tarica finden, und denen wir später im Thale des Maranon wieder begegnen werden, sprechen dafür, dass das einst hier ansässige Volk der Aimarärasse angehörte. Auf dem Rückwege von den Ruinen kamen wir nochmals über eine kleine Brücke, über die wir schon bei der Ankunft geritten waren, aber ohne sie zu beachten, obgleich sie, wie wir jetzt erfuhren, zu den Merkwürdigkeiten des Orts gehört.

Etwas unterhalb der Ruinen

sich ein linksseitiger Nebenfluss, der

Chongo oder Chuncu,

in

ergiesst

den Rio

Er fliesst, wo er die Strasse kreuzt, in einem nur drei Chavin. Meter breiten gemauerten Bett, welches durch darüber gelegte Platten oder Steinbalken überbrückt ist. Es sind deren vier, wovon die beiden de

und 0,40 breit sind. Die beiden äusseren und werden daher an beiden Ufern durch unterDiese Brücke stammt aus alter Zeit geschobene Steinblöcke gestützt. oder auch Rumi-chaca, die Steinbrücke, Inkabrücke und wird die Brustwehr finden sich stammenden neuerer Zeit genannt. In der aus

mittelsten 6,50 Meter lang

etwas

sind

kürzer

eingemauert zwei

alte Skulpturen,

Gesicht, die andere einen

von denen die eine ein menschliches

Löwenkopf

vorstellt.

Zwei ähnliche Bildwerke

Wänden eines Hauses eingefügt. Sie gehören offenzusammen und mögen Ornamente einer der Thüren des Tempels

finden sich in den

bar

oder Palastes gewesen

sein.

In der Stadt begegneten wir wieder

wir schon

am Morgen

angetroffen hatten.

den indianischen Tänzern, die Sie schienen in unaufhörlicher

und zogen von Haus zu Haus, um vor jedem ihre einförmigen, schlürfenden Bewegungen zu wiederholen, wofür sie jedesmal um ein kleines Almosen oder einen Schluck Chicha baten, ungefähr

Bewegung zu

wie

in

sein

deutschen

Dörfern

die

Neujahrsänger.

Die Musik,

die

den

wurde durch Pfeifen und Trommeln geliefert. Bei der Prozession, die am Nachmittage zu Ehren des heiligen Peter stattfand, wurden neben dem Bilde des Heiligen auch alle die Bilder mit umhergetragen, welche die Indianer mit von ihren Bergen gebracht hatten.

Tanz

begleitete,

l)Chavin ist einName, der noch mehrmals inPeru vorkommt, daher der Ort, wo sich die Ruinen befinden, zum Unterschiede von anderen Chavin de Huantar genannt wird. Das

Wort Chavin

ist

eine verdorbene Aussprache des

Aimara-Worts chapi, das Dorngebüsch,

davon der Lokativ chapi-na oder chapin, im Gebüsch. Huari bedeutet eine Vikuiia, tullpa den Herd, racu Firneis, matu die Stirn. Alle diese Worte haben imKeshua keine Bedeutung.


Das Hochland von

I04

dem

Jede Tänzerschar tanzte vor

Mittel-Peru,

Bilde ihier

rücklings fortschreitend, die Gesichter gegen

Weg

den

von

Chavin,

der

Quantitäten

getrunken

mir

verdiente

schien,

wurden,

gesetzt

(las

ihren

sie

Ruf

nicht,

dem

Gegend berühmt, und wie als die von Carhuäs und unseres Landsmanns Hause vor-

besser,

Am

soll,

in

selbst bereitet hatte,

Das Wetter muss warm

der Kälte widersteht

die

einen Ritt nach der rechtseitigen Thalwand,

von dort ihre Gesamtanlage zu überblicken.

den Fluss, die aber so

baufällig

dass

schien,

hinüber

legt

abstiegen

Es

eine Brücke

führt

nach unten gebogen war und so

und unsere Maultiere

vorsichtig als

es

Stämmen, die auf werden. Über die

Sie bestehen aus vier bis sechs

hat.

durch

Seiten

Stämme

wir

stark

Diese Brücken sind indes nicht so unsicher,

führten.

den Anschein beiden

wenn

sein,

sie.

nächsten Morgen durchwanderte ich nochmals die Ruinen und

machte am Nachmittag über

war das

Maisbier Geschmack abzugewinnen, trank es

aber diesmal mit Vergnügen.

Chicha munden

ausserordentliche

natürlich

der

in

Ich lernte im Verlaufe meiner Reisen

ich bisher gekostet.

im Hochlande

um

ist

Das Getränk, das uns in wurde und welches seine Frau

Huaylas.

beste,

Gelegenheit

dieser

und zwar und Die Chicha von her,

gewendet,

Blumen bestreuend.

vor der Tragbahre mit bei

Gemeinde das Bild

Unterbau

einen

gestützt

man Holzstücke oder Baumzweige,

mit Bastseilen festgebunden werden und bedeckt

die an sie

den Balken Eine

mit Erde.

wenn sie schadhaft wird, kann nie mit einem Male hinabstürzen, sondern man erkennt aus Senkungen und Rissen, wenn eine Ausbesserung nicht mehr aufgeschoben werden darf. solche Brücke, auch

Huallanca.

Nachmittags

um

vier

Uhr

verliessen wir Chavin,

(i. Juli)

um

auf

demselben Wege, auf dem wir gekommen waren, wieder nach Machac zurück zu reiten.

Wir hatten

für

den nächsten Tag einen langen und

beschwerlichen Ritt vor uns und wollten denselben wenigstens kleine Strecke abkürzen.

Weges. deren

Unser Landsmann

P. begleitete

vom Wege

wir wieder Schwefelgeruch spürten, stiegen wir

einem schmalen Ufer

einen

diese

Zwei Kilometer thalaufwärts von Chavin ist eine Schwefelquelle, Geruch wir schon tags zuvor deutlich wahrgenommen hatten,

obgleich das Wasser eine gute Strecke

am

um

uns ein Stück

eme

gelben

steilen

Pfad zum Flusse hinunter,

Felsengrotte

Überzug

ab

von

fanden,

zu

Tage

und

wo

Als

tritt.

kletterten

auf

wir unmittelbar

deren Gewölbe und Seitenwände

ausgeschiedenem

Schwefel

innersten Winkel der Grotte befand sich die Quelle

und

hatten.

gleich

Im dabei




Huallanca.

105

elende Badeeinrichtung: eine niedrige Strohhütte mit zerfallenem

eine

Dach und Badenden

Wasserbehälter

ein

Wanne dienen

als

von

schmutzigen

musste.

Machac

In

Steinen, ritten

den

der

wir wieder zu

Hause am Berge, wo wir uns für die Nacht aber niemanden auf dem Hofe als das Es begrüsste uns mit einem Freudengeheul, denn blödsinnige Kind. Herr D. hatte sich bei unserem ersten Besuch mit ihm beschäftigt und

dem

freundlich gelegenen

angekündigt hatten,

ihm

Nach Sonnenuntergang war aber mürrischer als zuvor und hatte

ein Stück Brot geschenkt.

unsere Wirlhin, für

trafen

waren

Glücklicherweise

uns.

mit

wir

Chavin versehen, und brauchten nichts Thee.

Da

der lange Weg, den wir

heisses

als

am

etwas

erschien auch nichts zu essen

kalter

Wasser

Küche von unseren

für

folgenden Tage zurückzulegen

gedachten, wenig betreten war und durch ganz abgelegene Gegenden hatten wir tags zuvor im Dorfe einen Führer gemietet, der

führte,

so

uns

an das Ziel unserer Reise begleiten

bis

um

Tagesanbruch auf und waren

Nachdem

fehlte. ritt

wir

schon einholen;

uns

blieb, bis ich ihn

auch

denn

war abends

der

Übels

ist

der bereit war, uns zu

ist

in

schläfrig

und noch halb betrunken,

Chavin gewesen und hatte den heiligen Peter

noch schlimmer

als

an der Küste, und die Ursache des

Unser neuer Führer war nicht

Regel die Trunksucht.

in der

werde

Als wir im Begriffe waren wegzureiten,

sah.

Führer,

erste

fortreiten, er

solchem Versprechen nicht und

ich traute

Die Unzuverlässigkeit und Saumseligkeit der Leute

mit feiern helfen.

im Innern

allein

im Sattel

erschien er

Führer umzusehen, und

Er meinte, wir möchten nur einstweilen

begleiten.

vor

Stunde vergeblich gewartet hatten,

halbe

um mich nach einem anderen glücklich, einen Mann zu finden,

ich ins Dorf,

war auch so

ein

eine

Wir standen

sollte.

sechs Uhr reisefertig, allein der Führer

gewöhnlicher

Indianer,

sondern

Cholo,

ein

d. h.

er

hatte einen

Auch war er nicht ganz ohne Bildung, war des Spanischen mächtig und konnte lesen. Er hatte in Silberbergwerken gearbeitet und hatte selbst eine Ader entdeckt, von der er sich grosse Reichtümer versprach, wenn er nur das nötige Kapital

kleinen Bruchteil w^eissen Blutes.

hätte,

um

sie

Während

er

uns so von seinen Aussichten und Hofthungen unter-

waren wir weiter im Thale aufwärts

hielt,

der

auszubeuten.

Sierra,

seinen

so

hatte auch

verschiedenen

die allemal

das,

geritten.

Wie

durch welches uns der

Abschnitten

eine

Reihe

In

Mündung

in

den

Namen,

ihrem

Laufe haben die Flüsse nur selten besondere eigene Namen.

Thäler

führte, in

verschiedener

auch auf den Fluss übertragen werden.

der Fluss, der bei seiner

alle

Weg

oberen

So heisst

Maranon Puccha genannt


Das Hochland von

J05

Mittel-Peru.

oben San Marcos, dann Chavin, darauf Machac und augenbefanden wir uns im Thale von Pichuy. Die ganze Gegend, durch welche wir bisher gekonunen waren, war voll von verschiedenartigen prächtigen Bergbildungen gewesen, aber jetzt wurden die Formen wird, weiter

blicklich

immer kühner und

Der Schiefer wird

grossartiger.

hier

von vulkanischem

Tuff durchbrochen und die Thalwände bestehen statt aus aufgerichteten Lagern des Gesteins aus kompakten gelblich grauen Massen. Wir

den

überschritten

ausserordentlich

wird

cuesta de

durch eine wunderbare Schlucht senkrechten Felswänden,

von

überzogen

Brücke,

auf einer

Fluss

steil

worauf das Thal plötzlich

Urumpa

dann kommt man

quebrada de Pisco

eingeschlossen

mit rotblättrigen Tilandsiabüscheln

die

im Grunde Dickichte von Quinarbäumen, bedeckt mit

sind,

Gewächsen und Schlingpflanzen, unter deren Schatten Wasser in zahllosen kleinen Fällen über Granitblöcke Nachdem man eine Stunde lang auf einem für die Tiere sprudelt. diese interessante Gegend bergauf freilich mühseligen Wege durch parasitischen

blaues

klares

geritten

gelangt

ist,

von hohen,

falls

herigen

man

plötzlich in ein fast horizontales Thal,

doch nicht so

quebrada de

Felsen begrenzt,

steilen

Der Fluss

Cunin.

fliesst

eine Viertelstunde

an seinen Ufern stehen viele

lang ruhig durch Wiesen,

Kisuarbäume, bald einzeln, bald iiaben hohle, halb ausgebrannte

in

gleich-

als die bis-

alte

und hohe

Gruppen. Die meisten dieser Bäume

Stämme, man

sagte uns, sie seien von

Blitzen getroffen. Die Gewitter sollen entsetzlich sein in diesenHochthälern.

Dann beginnt der Weg wieder

zu steigen,

man

Fluss auf einer natürlichen Felsenbrücke, oberhalb

man

das Wasser

in

überschreitet den und unterhalb deren

einer finsteren tiefen Schlucht rauschen

hört,

nicht

nun der Baumwuchs, das Thal Nach und nach steil, die Felsen von vulkanischem wird offener, die Wände weniger Tuff, welche die jähen Abgründe gebildet hatten, gehen wieder in den verschwindet

sieht.

gewöhnlichen

Thonschiefer

Puna,

ödes,

in

ein

Hochthal,

steigendes

Weg nun die

und

die

der

Luft

Bald nach drei verliessen ritten

durch

auf

dessen

in

langen,

führt.

Schneeberge,

Nach

in die

Region der

bedecktes,

ganz allmählich

einförmigen

Windungen der

dürftigem Grase

mit

stundenlang weiter

Spitzen

und man gelangt

über,

einiger Zeit erscheinen wieder

mit jeder

mehr man

Wendung

des Thaies

neue,

den Eisfeldern nähert. Uhr waren wir am Fusse der Kette angekommen. Wir

wird

kühler,

je

sich

nun den betretenen Weg, dem wir bisher gefolgt waren, und schmalen, an vielen Stellen ganz verschwindenden Pfaden

den

verunglückt

sumpfigen sein

wo wir ohne Führer unfehlbar Nach öfterem Zaudern und mehrfachem

Thalgrund,

würden.


Huallanca.

Probieren

kamen

Doch gab

wir endlich wieder auf festen

auch

es

jq^

noch unsichere

dort

Grund am Bergabhang. einmal brach mein

Stellen:

Maultier mit den A^orderfüssen durch eine anscheinend feste Torfdecke

und sank

den Schlamm, so dass ich über den Kopf

bis an die Brust in

des Tieres geschleudert wurde.

Der Führer wies auf einen vor uns liegenden hohen Berg hin, bei welchem von der Schneegrenze an, sich ein Abhang von gelbrotem und bemerkte,

Geröll bis weit herab ins Thal erstreckte, Ort,

zu

wo

überhängenden Felsen,

einem

schlug uns der Führer vor

schon zu spät

den Pass.

dem Stande

der Sonne

anzugeben

Uhr,

wir

dass

bildete.

Hier

welche die Indianer sonst sehr genau nach

der Tageszeit,

der

eine Art Grotte

Nacht zuzubringen, denn es sei Das Wetter war sehr trübe und der Mann

lieber die

irrte sich in

Vorzeigen .

für

der

dies sei der

Bald darauf gelangten wir

wir die Kette übersteigen müssten.

wissen.

Wir belehrten

noch zwei Stunden

bis

ihn

durch

zum Sonnen-

Untergang vor uns hätten, worauf er sich erbot, sein ermüdetes Maultier zurückzulassen,

und uns zu Fusse

Aufstieg war zwar nicht sehr

steil,

an manchen Stellen war gar kein schmaler,

den Pass zu begleiten.

bis auf

jedoch ziemlich beschwerlich,

Weg

sichtbar,

an

unter struppigem Grase versteckter Pfad.

anderen

Wir

Der denn

nur ein

ritten

meist

an rasenbedeckten Abhängen, kamen an kleinen Seeen und Sümpfen vorüber und ereichten endlich das rote Geröll, alle

Vegetation aufhörte.

farbe der

Bald nach

Von

Bergwand heisst der Pass Puca-racu, der rote Schneeberg. 5 Uhr langten wir auf dem Kamme an und wurden in der

That durch den Anblick des grossartigen für die

von dessen Rande an

dieser von Eisenerz herrührenden Ocker-

gehabte

Mühe

reichlich belohnt.

Bildes, dass sich uns darbot,

Wir befanden uns auf einer

Abzweigung der grossen Kette von Huaräs, welche sich in östlicher Richtung bis zum Maranon erstreckt, die Provinzen Huari und Huamalies und zugleich auch die Departemente Huänuco und Junin von einander Wir betrachteten jetzt die ganze Reihe der Schneeberge, die scheidet. das Thal

des Santa begrenzen,

von ihrer Rückseite und da auch die

Kette von Puca-racu sehr hoch gipfeln

umgeben.

geklärt

und

Sonne.

ist, waren wir ringsum von SchneeDas eben noch trübe Wetter hatte sich plötzlich auf-

die ganze Kette strahlte in rötlichem Lichte der sinkenden

Alle Gipfel

schien, auch an

übertraf an Schönheit,

Höhe

von Puca-racu war der zweithöchste, schritten, er liegt

Der Führer

und wie

es

von dort aus

die Eispyramide des Pic von Huaylas.

4710 Meter über

verliess

dem

uns nun mit

Der Pass

den wir auf dieser Reise

über-

Meere.

der Versicherung,

dass wir von


Das Hochland von

Io8 an den

jetzt

Weg

getäu.scht hatte,

denn

es

wo

einem Bergwerke,

nach Torres,

wir übernachten

Wir fanden aber bald,

nicht verfehlen könnten.

wollten,

Mittel-Peru.

war überhauj)! kein

Weg

dass er uns

zu sehen, nur hierhin

und dorthin laufende Spuren, die von weidendem Vieh herrührten. Wir immer hoch an der Bergwand, um nicht in Sümpfe zu geraten, und gelangten so endlich, ehe die Dunkelheit hereinbrach, auf

hielten uns

einen betretenen Pfad,

dem

dem

Von einem

wir thalabwärts folgten.

Hirten,

wir begegneten, hörten wir aber, dass Torres noch über eine

Legua und dass wir diesen Ort schwerlich noch am Abend erreichen würden. Wir mussten uns daher nach einem andern Obdach umsehen, und lenkten unsere Tiere nach einer Hütte, die in geringer Entfernung vom Wege am Bergabhang stand. Bei unserer Annäherung weit entfernt

sei,

wurden wir von wütendem Hundegebell empfangen und zugleich brach ein Rudel schmutziger brauner Kinder aus einer niedrigen Thüre hervor. Eine zerlumpte Frau folgte und gab uns mehr durch Zeichen als durch Worte zu verstehen, dass wir hier nicht bleiben könnten. Beim Ansichtigwerden ihrer Kinder hatten wir uns das bereits selbst gesagt und weiter.

ritten

Es war inzwischen Nacht geworden und

bereits daran, unser I^ager unter

aufzuschlagen,

Steins

dem

der Dunkelheit

wir in

als

etwas Schwarzes be-

merkten, das aussah wie der Giebel eines Hauses.

zu,

war eine menschliche Wohnung,

es

geirrt,

Unterkommen

entschlossen hier ein

nicht gutwillig

aufnehmen

wollte;

geworden.

Indessen hatten wir

wir gleich

darauf bei

stellte es

ich,

einer

denn

nicht

kleinen

Wir hatten uns nicht

und wir

ritten

war mittlerweile

es

nötig Gewalt zu

wahres Glück, dachte ich mir das

In der Folge freilich mussten wir uns über-

zeugen, dass auch unbewohnte Hütten nicht

frei

von ekelhaften Insekten

Wir waren nun notdürftig gegen

sind.

hatten aber nichts zu

denn

als

anlangten,

Unwir vermutlich die Nacht

dessen Gesellschaft

würden verleben müssen.

sehr kalt

brauchen;

strohgedeckten Hütte

sich heraus, dass sie verlassen war; ein

in

auf dieselbe

wenn man uns

zu erzwingen,

denn beim Anblick der schmutzigen Kinder hatte

geziefer vorgestellt,

dachten

wir

Schutze eines Felsens oder grossen

in

der finstern Nacht wagten wir nicht unsere Deute nach Wasser

auszuschicken, bleiben.

Wind und Kälte geschützt, essen und konnten uns nicht einmal Thee machen;

aus Besorgnis,

der Appetit und ich fühlte,

würde.

sie

möchten

in

den Sümj)fen

Ich meinesteils vermisste die Abendmahlzeit nicht,

Umständen schon

früher

an Soroche

dass ich in der Nacht

Ich machte hier dieselbe Erfahrung, aufgefallen war,

Orten von der Krankheit freiblieb und an

die

mir unter

dass ich tiefer

stecken

mir fehlte leiden

ähnlichen

nämlich an hohen

gelegenen von ihr be-


Huallanca.

fallen

wurde.

tiefer

als

Die Hütte lag 4220 Meter hoch,

der Pass Puca-racu.

kommen wohl

gefühlt,

hatte

ich

heftige

also beinahe 500 Meter

Auf dem Passe

hatte

einen Felsen zu Fuss

Aussicht besser zu geniessen, ohne ausser fühlte

109

Atem

Kopfschmerzen und Fieber.

mich

ich

erstiegen,

zu

kommen,

Ich

kroch

um

voll-

die

jetzt

aber

durch

den

niederen Eingang in die Hütte, schlug mein Feldbett auf, und während sich vergeblich bemühte, die Lücken im Strohdach und in der Mauer zuzustopfen, wickelte ich mich sogleich in meine Decken. Die Nacht währte lange, denn sie war für mich fast schlaflos.

D.

Sobald der Tag graute, wecken.

standen

um

wir auf,

unsere Arrieros zu

Ich bemerkte mit Verwunderung die Unempfindlichkeit dieser

Menschen gegen

Kälte.

Bei

beinen und Nachts schliefen

Tage marschierten sie

trotz

herauskrochen,

dem Winde

mit nackten Unter-

am

Fusse einer Mauer oder

geschützt.

Als wir aus der Hütte

mit ihren Ponchos bedeckt, ohne Dach, nur

VVand einigermassen vor

sie

der scharfen dünnen Luft bloss

sahen wir das ganze Thal mit dickem Reif bedeckt.

Einer unserer Leute brachte Wasser aus einem Bache, der nahe an der

Hütte vorbeirieselte, ohne dass wir es am Abende vermutet hatten. Wir machten uns Thee, nach dessen Genüsse ich mich besser fühlte, und als die Sonne aufging und die Strahlen unsere Hütte erreichten, verschwand mein Kopfschmerz in wenigen Minuten. Das Sonnenlicht scheint wirklich die Höhenkrankheit zu lindern wie das Aufhören des Schwankens die Seekrankheit. Bald nach 6 Uhr brachen wir von unserer unwirtlichen Herberge auf und ritten thalabwärts. Nachdem wir wegen des sumpfigen Moorbodens einen weiten Umweg hatten machen müssen, gelangten wir zu einem breiteren betreteneren

Weg, der

in

einem anderen Thal aus

dem Gebirge herabkam,

sodass wir von jetzt an keine Verirrung mehr

zu besorgen brauchten.

Wir mochten eine halbe Stunde auf diesem

Wege

weiter geritten sein, als wir auf der anderen Seite des Baches

Gruppe von mehreren Häusern mit einem hohen Schlot erblickten, wo wir die Nacht hatten zubringen wollen. Allem Anscheine nach waren wir in unserer Hütte besser aufgehoben gewesen als hier, denn das Werk war gleichfalls verlassen und überdies sämtliche Gebäude ohne Dächer. Wir kamen nun wieder durch ein langes, kahles Hochthal, wie am vorigen Tage, doch war es nicht so öde und einsam, an mehreren Orten weideten Herden von Schafen, Rindern, auch Pferden, und von Zeit zu Zeit sah man kleine stroheine

das Bergwerk von Torres,

gedeckte Hütten, die viele

Wohnungen

der Hirten.

Alle diese

Weiden, die

Quadratleguas umfassen, wie die des Gutes Urcon, warenehe

dem im


j

Das Hochland von

jQ

Besitz des Marquis

Mittel-Peru.

von Corpa und zahlen noch jetzt dessen Erben einen Der Ritt durch dieses Thal, Mesapata

geringen jährlichen Pachtzins.

genannt, war

denn

lästig,

ein

schneidender

Wind wehte uns gerade

entgegen, doch wurde dies besser in Chaspi, einem Weiler von wenigen

Häusern, wo ein neues Thal sich mit dem von Mesapata vereinigte, und ihm eine andere Richtung gab. Dann wurde das bisher leicht

und der Weg führte durch einen Wald von Quiuarbäumen wie tags zuvor beim Aufstieg von Pisco. Die Gegend wird wilder und wilder, hohe Felswände türmen sich zu beiden Seiten

geneigte Thal abschüssig

und verengern

sich

endlich zu einer jähen Schlucht,

in

welcher der

Dieser romantische Fluss zwischen grossen Steinblöcken hinabbraust. Quitacalzon, ins Deutsche Quebrada Namen: Ort führt den lächerlichen

Ehe nämlich der neue Weg »Das Thal Hosenherunterv. gebaut worden war, der jetzt am Fusse der Felsen hinführt, war die Schlucht in ihrer ganzen Breite Flussbett, und die Treiber, welche Lastübersetzt:

tiere begleiteten,

mussten eine lange Strecke im Wasser waten.

Nach

diesem Engpasse wird das Thal etwas weiter, bleibt aber von hohen Die Entfernung von felsio-en Bergwänden eingeschlossen bis Huallanca. der Hütte im Grunde von Torres bis zai dieser Stadt wird nur zu fünf Leguas berechnet und vor 2 Uhr langten wir daselbst an. Unsere Maultiere waren an diesem letzten Tage so träge und erschöpft, dass wir, wiewohl der Weg beständig bergab gewesen war, doch über eine Stunde zu jeder

Legua gebraucht

hatten.

Ignacio

Bergwerksbesitzers D.

Wir begaben uns zum Hause des

Duran,

wo

freundliche

wir

Aufnahme

fanden und drei Tage blieben.

Huallanca

liegt

3550 Meter hoch

in

einer Erweiterung des Thaies,

welche durch die Vereinigung zweier Flüsse gebildet wird. Städtchen

der Sierra,

aber

Es

ist

ein

Peru bekannt, ja

kleines abgelegenes Allein trotz des gewissermassen berühmt wegen seiner Silberminen. hat ein dürftiges Ort arm und ist der gepriesenen Reichtums derselben in

verkommenes Aussehen. Die Häuser sind aus rohem Adobes gebaut, haben nur ein Geschoss, meist ungeweisste Wände, und viele sind mit Stroh gedeckt, die Strassen schlecht oder garnicht gepflastert, schmutzig

und vernachlässigt. Ort begleiteten,

Die Leute, die mich auf meinen (rängen durch den

schienen

sich

ihren verwahrlosten Zustand zu

hat uns alle ruiniert.«

Doch

ihrer

Stadt zu

entschuldigen:

schämen und suchten, ;

der Krieg, sagten

sie,

hörte ich von anderer Seite, dass der Krieg

sondern mehr noch der Charakter und Bewohner: die Mehrzahl sei faul, diebisch und dem Trünke ergeben. Dies Urteil wurde auch von unserm Wirt Duran

nicht allein die Schuld trage, die Verdorbenheit der




'

Huallanca.

III

Bei allem Reichtum der Erze, sagte er, kommen wir nicht denn wir haben zu wenig Leute, und die wenigen taugen nichts. Die Regierungs- und Munizipalbeamten, bemerkte er weiter, können uns nicht schützen, denn sie haben keine Macht, und hätten sie Macht, so bestätigt.

weiter,

würden sie uns auch nicht helfen, sondern lieber nach wie vor die Schelme und Gauner begünstigen. Ignacio Duran war derzeit, und ist wahrscheinlich noch jetzt, der Er bearbeitet mehrere angesehenste Bergwerksbesitzer von Huallanca. sehr ergiebige Silberminen, besitzt ein

Amalgamierwerk und Schmelz-

öfen, hat mehr Wasserkraft zu seiner Verfügung

als er bedarf,

Grube von ausgezeichnet guten Steinkohlen kaum seinem Hause. seine

Lage doch

Allein trotz so vieler günstigen für

spräch zu verstehen.

keine befriedigende.

Er

und eine

hundert Schritte von

Umstände

selbst

hielt

man

gab dies im Ge-

Früher, so erzählte er, war ich Eigentümer der

Gruben von Ticapampa, gab sie aber ab (an Thierry), um statt ihrer Sie kennen unser Sprichwort: die Minen von Huallanca zu bearbeiten. 'Habsucht zerreisst den Beutel«. Hätte ich doch Ticapampa behalten! Die Entfernung bis zum Meere ist zu gross, so erklärte er weiter, der reiche Silbergehalt der Erze, eine zli lockende Versuchung zum Diebstahl, und durch die lange Reise zur Küste wird der Entwendung Vorschub geleistet.

Die Maultiertreiber öffnen unterwegs die Säcke, ersetzen das

geraubte reiche Erz durch ärmeres von äusserlich ähnlicher Beschaftenheit,

und erst wenn die späteren Analysen mit den bei der Absendung entnommenen Proben nicht übereinstimmen, wird der Betrug entdeckt. Um solche Verluste zu vermeiden, hatte Duran wiederholt Schmelzversuche angestellt, zu denen ihm seine Kohlengrube ein gutes und wohlfeiles Brennmaterial lieferte. Allein das Schmelzen peruanischer Gerade damals hatte er einen Erze scheint eine schwierige Aufgabe. spanischen Schmelzer bei

sich,

der

seit

einen neuen Ofen gebaut hatte, und endlich gelungen war, das

zum

einigen

dem

es,

Wochen

experimentierte,

wie er versicherte,

jetzt

Flusse der Erze erforderliche Maass des

Der Spanier lud mich ein, ihn zu besuchen und Die Haufen gemahlenen Erzes lagen bereit, sein Werk zu betrachten. und die Kohlen die verwendet werden sollten, waren grob gepulvert mit Wasser zu einem Teig oder dickem Schlamm angemengt, aus welchem ein halbes Dutzend Arbeiter faustgrosse Kugeln zusammen-

Zuschlags zu finden.

ballten.

Wir blieben gerade lange genug

Am

in Huallanca,

um

das Ergebnis

Abende vor unserer Abreise wurde der Ofen beschickt und angeblasen, und als ich am Morgen hinging, um mich zu erkundigen, fand ich ihn zerborsten und vor den dieses Schmelzversuchs zu erleben.


112

t)as

Hochland von

Mittel-Peru.

Trümmern Haufen von halbgeschmolzenem

Metall und halbverbrannter

Kohlenkugeln.

Am

Morgen nach unserer Ankunft machten

Wirts einen Ausflug nach dessen Minen.

denn nachdem

wahre Erholung,

wir in Gesellschaft unseres

Dieser Ritt war für mich eine

mich M'ochenlang mit schlechten zum ersten Male wieder auf Pferdes, lebhaft und feurig, doch zugleich ich

Maultieren abgequält hatte, fand ich mich

dem Rücken

eines vortrefflichen

und lenksam. Wir ritten wieder in das Thal hinauf, in welchem wir gestern heruntergekommen waren, bis zur Schlucht Quitacalzon. Dort ruhten wir eine Zeit lang im Schatten eines hohen Busches und sanft

plauderten über die Gruben, die wir besuchen wollten, ihre Ausbeuten, Beschaffenheit der Erze und Schwierigkeit der Verhüttung: unerschöpfliche

Themata, welche den Gegenstand jeder Unterhaltung bildeten. Es fiel auf, wie mild die Luft war in dieser Schlucht. Man sah in diesem weit höher als Huallanca gelegenen Orte allerlei üppig grünende mir

Büsche und Kräuter, während die Umgebung von Huallanca eigentlich noch zur Puna gehört und nur Graswuchs hat. Wir ritten darauf weiter thalaufwärts bis ist,

als

zum

kleinen See Contaykocha, dessen Wasser so grün

eine gesättigte

es

sei

Lösung von

Von

Eisenvitriol.

hier aus

wendeten wir uns gegen die linke Thalwand, wo man schon von weitem die Erzadern als braungelbe Streifen zwischen

Lagen der Felsen erkannte.

Nachdem

den aufrecht stehenden

wir einige hundert Fuss gestiegen

waren, gelangten wir zur ersten Grube:

Union del Banco, jetzt jedoch und die Gebäude, in denen Duran einst jahrelang gelebt hatte, dachlos. Etwas weiter oben folgt die Grube San Jose del Banco, die noch bearbeitet wird, aber nur mit geringem Erfolg. Wir stiegen nun auf steilem Pfade noch einige hundert Fuss höher und erreichten den Eingang zu Duran's Hauptmine, die den vielversprechenden Namen La Poderosa die mächtige — führt. Li der That sieht man schon von aussen mächtige Erzgänge, die an einem senkrechten Felsen verlassen,

strahlenförmig von einem Punkte ausgehen, Seiten

aufeinander

dieser

Stelle

ist

^Mcter nach rechts

werden,

Poderosa

sind liegt

um

zulaufen,

ein

Stollen

und etwas

silberhaltiger

in

steile

man

An

tiefer ein zweiter.

Die Erze, die gefördert

und Fahlerz.

Die

Grube

La

4320 Meter hoch und die F'elswand, an welcher sich die

über den

Bergmulde,

ebenfalls

oder vielmehr von beiden

nach unten zu vereinigen.

den Berg getrieben und etwa hundert

Bleiglanz

Eingänge der Stollen befinden, Steigt

sich

wo

Kamm

schliesst das kurze

der Felsen, so gelangt

ungefähr auf gleicher

Höhe

Duran gehörige Grube Santa Rosa

liegt.

steile

man

Nebenthal ab. in

eine andere

mit der Poderosa die

Dem

Stollen Duran's


Huanuco, das

der Thahvand

gegenüber an Flecken,

alle

Huallancas

finden

sonderbar

sich

und diese

Copäcoc,

drei

in

nämlich

am

drei liegen

jj

-^

eine ganze Anzahl schwarzer

vielen

steilen

Namen,

klingenden

man

sieht

ebenso

Eingänge zu

und neue.

alte

Stollen.

Fast

Gruben

alle

Thälern oder Bergmulden mit

Contay-Cocha,

Tucapa und

Fusse einer Reihe von zackigen

Bergen, die aus aufrecht stehenden Lagern von Schiefergestein bestehen.

Am

deutlichsten

am

Gestein

grauen

rötlich

zu

abschliesst

sichtbar

Am

Schichtung

die

ist

Cerro Natir Irca

Lagen von

aufgerichteten

dieser

dem Lungenberg,

vermutlich von seiner

Farbe welcher das Thal von Huallanca nach Osten und im Hintergrunde der beistehenden Photographie

ist.

Tage

folgenden

ruhten

wir

und

aus

waren

nur

Beschaftung von Tieren zur Weiterreise beschäftigt, denn die gemieteten

von

kehrten

fänden

Reisende

hier

Man

wieder zurück.

Huallanca

in

hatte

Gelegenheit

vielfache

mit in

der

Huaräs

uns gesagt, zur

Weiter-

Huänuco und dem Cerro war keineswegs der Fall. Im Kriege mit Chile

beförderung, besonders in der Richtung nach

de Pasco;

allein

dies

und mehr noch im darauf folgenden Bürgerkriege hatten die Leute ihre Tiere eingebüsst, und die erlittenen Verluste waren noch nicht wieder Es war daher ein glücklicher Zufall, dass gerade jetzt ein Zug ersetzt. Maultieren nach Huänuco geschickt werden sollte, zum Einkauf von von Waren für das nahe bevorstehende Fest des Schutzund Transport patrons von Huallanca. Gegen Vergütung eines guten Preises liess sich der Unternehmer bereit finden, uns fünf seiner Maultiere zu überlassen und diese nebst einem Führer schon für den nächsten Tag in Bereitschaft zu halten. Nachmittags begab ich mich in den Hof des Mannes, Namens Manuel Zevallos, um mich zu überzeugen, ob er Wort gehalten habe.

Die Tiere waren wirklich da,

freilich

keine stattlichen Exemplare,

aber wir waren wenigstens sicher weiter zu kommen.

Manuel Zevallos sah

ich die in

gefundene Opferschale,

Im Hause

dieses

den unterirdischen Gängen von Chavin

die bei der Beschreibung der

Ruinen erwähnt

und abgebildet wurde.

Huänuco, das

Am

6. Juli

alte

und neue.

verliessen wir also Huallanca

Weg nach Huanuco,

bis

wohin wir

und machten uns auf den

die Maultiere gemietet hatten.

Die

Entfernung beider

Orte

von einander beträgt 28 Leguas und da der

Weg zum

Teil

durch

Hochland

grossen führt,

Middendorf, Peru

dünnbevölkerte

Thäler

und einsames

so hatten wir ihn auf den Rat des Herrn Duran in vier III.

g


Das Hochland von

IjA

Mittel-Peru.

Die erste Nacht wollten wir in Aguamiro bleiben, geteilt. einem kleinen Städtchen im Thale desselben Flusses, an dessen Ufern auch Huallanca liegt. Es führen von da zwei Wege nach Aguamiro, Tagereisen

Hnken

einer an der rechten, der andere auf der

dem Thale

beiden kann

von

keiner

Seite des Flusses, aber

da dasselbe an einigen

folgen,

Stellen durch senkrecht aufsteigende Felsen in unzugängliche Schluchten

verwandelt acht

Wir wählten den

wird.

Weg

Um

auf der rechten Seite.

und in Gesellschaft Kranken gerufen worden

wir auf, begleitet von Senor Duran

Uhr brachen

der nach Aguamiro zu einer Wir mussten langsam reiten und öfters anhalten aus Sorge um unser Gepäck; denn der Arriero, der uns begleiten sollte, war so Als ich betrunken, dass er sich kaum im Sattel zu halten vermochte. versah, war er noch ganz Abreise vor der Stunde halbe ihn eine Arztes,

eines war.

nünftig,

es

allein

ist

allgemeine Sitte bei den Maultiertreibern, beim

Anfang jeder Reise mit ihren Freunden einen Abschiedstrunk zu nehmen, Diese Festlichkeit heisst der natürlich mehrmals wiederholt wird. Keshuawort,

ein

cachari)ariy,

das

soviel

als

Abfertigung

Entlassung,

Der Arriero entschuldigte sich lallend wegen seines Zustandes Zu unserer und beteuerte, so etwas geschehe nur am ersten Tag. Vei-wunderung hielt er Wort, vmd dieser Cholo Mauricio erwies sich in bedeutet.

der Folge

von

beste

der

als

Führern,

allen

die

uns auf der Reise

begleiteten.

Wir wendeten uns alsbald aus dem Thale zur rechten in die Berge und langten nach dreistündigem Ritt auf dem höchsten Punkte unseres an, dem Cerro de las tres cruces (4060 Meter), dessen Name ohne Zweifel von ehemals auf seiner Spitze vorhandenen Kreuzen herMan hat von rührt, von denen aber jetzt nichts mehr zu sehen ist.

Weges

diesem Berge

Winkel

eine

aussehen wie

sehr

(ianz

Umsicht.

interessante

dieser

eine

weite

liegende Hirsekörner; dahinter der Natir Irca,

Berg

zu

Man

einst

liegen,

die

nach Aguamiro

Hochebene. ein

See

besucht

wir

zu, erblickt

Mitten

gewesen

durch

Man ist,

die

dieselbe

nicht

sichtbar.

2000 Fuss unter sich wie

eine

ersten Blick,

dass

zieht

erkennt auf den in

sich

dessen Boden sich der Fluss im

Ruinen des alten Huänuco,

Aussichtspunkte

Nach der anderen

hatten.

man etwa

Laufe der Jahrtausende ein Bett gegraben liegen

sieht jetzt,

der Reihe steiler Schieferfelsen gehört, an deren

ungeheure Furche das Thal. hier

einem

am Boden

Fusse die Minen Seite, d. h.

in

Huallanca, dessen Häuser aus der Entfernung

der von hier aus mächtiger erscheint, als in der Nähe. dass

tief

liegt

des Thals

hat.

Auf

dieser

doch waren

sie

Hochebene

von unserem

Auch das Städtchen Aguamiro war


Huanuco, das

Lage

alte

und neue.

dem

115

Wir erklommen hatten, auf einmal wieder hinab bis zum Boden des Thals steigen. Der Weg war steil, bestand auf einer langen Strecke aus losem Geröll und wurde zuletzt so schlecht, dass wir alle absteigen mussten und den letzten Teil des Abhangs zu Fusse zurücklegten. Ein Nebenfluss kam an dieser Stelle von rechts her, um sich mit dem Huallanca zu vereinigen und man durch

seine

mussten

der Tiefe des Thals

in

nun von der Höhe,

Blicke entzogen.

wir soeben erst

die

konnte von oben die Windungen beider Flüsse zugleich überblicken.

Wir überschritten den Nebenfluss auf einer Brücke und blieben darauf im Thale des Huallanca, das etwas breiter wurde, bis nach Aguamiro,

Man

dass

fühlte,

man

Gegend befand, denn

Wege

wieder

erschienen

hatten,

sich hier schon

wieder in einer etwas tieferen

die Agaven, die wir

und

ihre

mehrere Tage lang vermisst

stachligen

Stauden

dienten

dem

und Brustwehr. Etwa eine Legua vor Aguamiro tritt links vorn Wege und unmittelbar am Ufer des Flusses die warme Stahlquelle von Tauripampa zu Tage. Die Menge des Wassers ist sehr gering und die Badeeinrichtungen so als Stütze

zerfallen, dass sie in

ihrem gegenwärtigem Zustande unbrauchbar sind.

Diese Quelle genoss früher eines gewissen Rufs wegen der heilkräftigen

Wirkungen

einer

worin

Grotte,

Dämpfe zum am Nachmittage kamen

ausströmende

die

Kranken durch aus dem Felsen

Schwitzen

gebracht

wurden.

Ziemlich

Aguamiro (3388 Meter) an, eine kleine Stadt auf dem linken Ufer des Flusses, der hier nach dem Ort Sie ist gebaut wie alle Ortschaften der Sierra, macht benannt wird.

früh

wir

in

aber doch einen angenehmen Eindruck, viel freundlicher

Wir waren hier zwar nur 230 Meter sehr merklichen Unterschied,

man

tiefer,

A'on

hinziehen.

einer

nur ein Bogen

Huallanca.

fühlt sich gleich so viel behaglicher.

Der Ort besteht nur aus ein paar Strassen, Flusses

als

aber das macht schon einen

welche sich am' Ufer des

steineren Brücke,

die

über denselben

geworden und dieser ist so hoch, dass man nach Vollendung des Baues darüber zu steigen haben wird, wie über einen Hügel. Wir waren an einen italienischen Kaufmann empfohlen, fanden ihn zwar nicht zu Hause, wurden aber von seiner Frau bereitwillig aufgenommen. Unsere Maultiere wurden in einem

führen

soll,

ist

fertig

war,

denn

der Ort war wegen der daselbst verübten Diebereien berüchtigt.

Uns

grossen verschliessbaren

selbst

wurde

Hof

ein unbenutzter

betten aufschlugen.

Laden angewiesen, wo

Auch der

sich zu uns, da das junge lassen, bei seiner

untergebracht, was hier

Arzt,

Mädchen,

nötig

wir unsere Feld-

der mit uns gereist war, für

welches

Ankunft bereits gestorben war.

man

ihn hatte

gesellte

kommen

Im Hause der Toten S*


Das Hochland von

II(

schickte

man

sich

can,

die Trauer

durch ein Trinkgelage zu mildern,

Nacht und den folgenden Tag

Da

wir wussten,

und den Schmerz über den Verlust welches voraussichdich die ganze

bis zur

am

dass uns

Mittel-Peru.

Beerdigung dauern würde.

nächsten Tage

(7. Juli)

unser

Weg

und wir daselbst längere Zeit zu verweilen wünschten, so ritten wir schon um 6 Uhr aus und wendeten uns gleich oberhalb des Orts nach links gegen die rechte Thalwand, zu

interessanten

deren

steiler

in einer

wir

Ruinen führen

Abhang nur aus Gerolle und Lehm

Schlucht auf steinigem

auf der

sollte,

Wege

Wir stiegen

besteht.

eine Stunde lang aufwärts, worauf

die wir vom Cerro de tres CrucesDen Eindruck, den diese Ebene von dort

Ebene ankamen, auf

aus hinabgeblickt hatten.

oben gesehen macht, dass sie nämlich ehemals der Boden eines Sees gewesen, in welchen sich der Fluss sein gegenwärtiges Bett gegraben, fanden wir unterwegs bestätigt, denn die Wände der Schlucht, durch

Hochebene gelangten, bestanden überall aus angeschwemmten Massen. Wir befanden uns jetzt wieder auf einer Höhe von 3700 Metern und der Unterschied der Temperatur gegen die des

welche

wir auf die

Thaies

war sehr

Die

fühlbar.

Halme des Grases, das

die

Fläche

bedeckte, schimmerten von Reif, den die Morgensonne noch nicht auf-

Die vollkommen flache Hochebene ist zwei Leguas und beinahe vier Leguas lang; nach Osten zu wird sie vom Thalrande begrenzt, im Süden und Norden von hohen Bergen, gegen Westen jedoch nur von mässi-gen Höhen. Da wo die Ebene beginnt, sich gegen zutauen vermochte. breit

den Fuss dieser Höhen allmählich zu heben, liegen die Ruinen einer indianischen Stadt, bekannt unter dem Namen Huänuco viejo

alten

und so genannt zum Unterschied von der neuen Stadt Huänuco gleichen Namens, welche die Spanier im Thale des Huallaga gründeten. Die Ruinen von Huänuco gehören zu den merkwürdigsten altperuanischen Denkmälern und bestehen aus einem Tempel, einem Palast und weitläuftigen Trümmermassen von Wohnungen, an welche sich am Abhang der Hügel eine Reihe eigentümlicher Türme schliesst,

Alt

welche den Alten rühren nach

auch

wenn

als

dem

Speicher oder Provianthäiiser dienten.

wir die

Angaben

erstatter nicht besässen,

bei

Die Bauten

Zeugnisse Cieza de Leons von den Inkas her,

den Haui)tgebäuden

so

dieses

verlässlichsten der

und

alten Bericht-

würde die Übereinstimmung der Bauweise

mit

den

noch vorhandenen Überresten der

Inkapaläste in Kusko, jeden Zweifel über den Ursprung der Ruinen von

Huänuco

ausschliessen.

so interessanter,

kennen

lernte,

Für mich

als ich hier

und

zum

war der Besuch ersten

dieses Ortes

um

Male den Steinbau der Inka&

ich bei der Vergleichung desselben mit

den Mauera


Huanuco, das

-des

Tempels zu Chavin,

alte

und neue.

eine Bestätigung

der

117 ausgesprochenen

dort

Ansichten fand.

Das

auffallendste

der Gebäude,

und schon von weitem

sichtbar,

ist

der Tempel, gewöhnlich wegen seiner massiven Mauern El Castillo

die

Burg

kennen

genannt,

der

dass

lässt,

wiewohl eine

Bau

nicht

nähere Betrachtung alsbald

zur

Verteidigung

oder

er-

sonstigen

Zwecken gedient haben kann, sondern zur Gottesverehrung Der Tempel liegt auf einem weiten freien Platz, "bildet ein Rechteck 40 Meter lang und 23 Meter breit, und besteht aus glatten, weder durch Fenster noch durch Thüren unterbrochenen Mauern, militärischen

bestimmt

war.

welche nicht ganz senkrecht

sind,

sondern

etwas nach innen geneigt.

w.

Grundriss des Tempels.

Sie sind 4 bis

5

Meter hoch und aus Quadersteinen aufgeführt,

deren

Aussenfläche nicht ganz eben gehauen, sondern wie flache Kissen vor-

gewölbt

Die Fügung der Steine

sind.

keine Bindemasse

ist

ist

ausserordentlich

zwischen ihnen sichtbar.

Um

genau und

den oberen Rand

von einer meterbreiten Stute Meter breite und 0,50 hohe Terrasse

läuft ein gesimsartiger Wulst, die Basis ist

umgeben, an welche anschliesst.

Platz hinab,

Von

sich eine 9,5

dieser Terrasse

führten Stufen

zu

von denen sich aber nur an wenigen

dem umgebenden

Stellen Bruchstücke

Auf der den Bergen zugekehrten südlichen Seite führte eine an der Basis 14,5 breite und 8 Meter tiefe Freitreppe zum oberen erhalten haben.

Rand

der Mauer,

in

deren Brustwehr sich zwei 2,80 breite,

durch ein

Oben am von einander getrennte Eingänge befinden. Gesims dieser Eingänge sieht man rohe, halb verwitterte Skulpturen von löwenartigen Tieren. Durch diese Eingänge tritt man auf eine von einer meterhohen Brustwehr umgebenen Plattform von 37 Meter Länge Mauerstück


I j

Das Hochland von

8

Mittel-Peru.

Das Innere des Baues ist eine solide Masse von Die Stufen der Freitreppe sind sämtaufgeschütteter lirde und Steinen. dieselbe gegenwärtig aus einem besteht lich abhanden gekommen und doch lassen sich aus dessen Form die mit Gras bewachsenen Abhang, Umrisse der ehemaligen Treppe deutlich erkennen. Aus der soeben gegebenen Beschreibung ergiebt sich, dass ein solcher Bau von so geringer Höhe, auf einem weiten freien Platz gelegen, von welchem eine breite Freitreppe hinaufführte, kein A'erteidigungswerk gewesen ist und auch keine Warte, um die Bewegungen anrückender Einem solchen Zweck entspricht auch nicht Feinde zu beobachten. der Luxus des Materials und seiner Bearbeitung, denn wie wir sogleich beim Besuch des Palastes finden werden, wurden die so sorgfältig behauenen Quadersteine nur bei wenigen bevorzugten Teilen des Gebäudes verwendet. Die ganze Form und Anordnung des Baues entspricht und

Meter

22

Breite.

einem Temi)el,

ist

den Stätten der Gottesverehrung

dieselbe, die wir bei

im Küstenlande angetroffen und beschrieben haben, deren Plattform zu Opfern und

sonstigen

welche

auf einem

sich

religiösen

Handlungen bestimmt war, und um Volk versammelte, um den

weiten Flof das

Feierlichkeiten beizuwohnen.

Der Tempelhof bildet gleich dem in seiner Mitte liegenden Gebäude ein Rechteck, von 400 Meter Breite und 300 Meter Tiefe. Der Platz scheint ursprünglich ganz frei gewesen zu sein, denn die ein-

Wohnungen, die man an einigen Auf drei Seiten, nach Süden, Westen und Norden, wurde der Platz ehemals durch die Häuser der gestürzten

Mauern und

zerfallenen

Stellen sieht, datieren aus späterer Zeit.

Stadt begrenzt, die

Ebene

die sich in

erstreckten.

Front des Palastes.

Gebäudes

Die

verschiedenen Richtungen ungleich weit

Auf der

dem

125 Meter lang

ist

vierten oder

in

östlichen Seite liegt die

Platze zugekehrte Seite dieses weitläuftigen

und wird durch den Haupteingang

nicht ganz gleiche Abschnitte geteilt.

Die

Räume

in

zwei

zu 'beiden Seiten des

Thorweges scheinen grosse Hallen gewesen zu sein, wahrscheinlich zum Aufenthalt der Wachtmannschaften. Aus der Halle zur Linken des 'l'hores führen

acht kleinere offene Thüren auf den Platz; auf der rechten

wechseln vier

Seite

Thüren mit ebenso

viel

anschaulichung der weiteren Beschreibung

Fenstern ab.

begleiten

Zur Ver-

wir dieselbe

mit

einem Plane des Grundrisses. Die Hallen mässig

nur

a,

eine

a zu beiden Seiten des Thorweges haben verhältnis-

geringe Tiefe.

man einen \on welchem man durch

schritten, so erblickt {Jy,

b)

Hat man

die

Eingangshalle

durch-

langen, aber nur 15 Meter breiten Platz

eine zweite Vorhalle

(r)

in

den ersten






Huanuco, das

Hof

grossen

(I)

gelangt.

und neue.

alte

Während das Thor nach dem Tempelhof zu

gewöhnlichen Bruchsteinen aufgeführt

nur aus

119

ist,

wie

die

übrigen

Mauern, besteht der Eingang zum ersten Hof,

den

aus

sowie die nun folgen-

und geDieses Thor hat

fügten Quadern.

die den Inkabauten eigentümUche

Form,

ist

unten breiter

als

oben

und die überschwelle besteht aus einem mehrere Meter langen Block.

Oben an der Schwelle

man

sieht

zu beiden Seiten der Thüröffnung in

68,5

57,0

feinbehauenen

]

u

n

n

86,0

L

u c

plumper Reliefarbeit löwenartige

Tiere in den Stein gehauen gleich-

sam

zur

Bewachung

der

Thür.

Von

diesen rohen Skulpturen wird

der

Hof und überhaupt der ganze

Palast von

den Eingeborenen Puma-

der Löwenhof geDer erste Hof bildet ein DD Rechteck von 88 Meter Breite und 63 Meter Tiefe, und ist auf allen Jir vier Seiten von Hallen oder Wohngebäuden umgeben, die aber so Grundriss des Palastes. zerfallen sind, dass die Raumverteilung im Innern nur unvollständig zu erkennen ist Aus den Seitenflügeln {d, d) öffnen sich Thüren auf den Hof, die Vorder- und Hintergeljäude {e, e) hatten ihre Zugänge von den Thorhallen aus. Durch eine dritte Vorhalle (/), mit zwei eben solchen Thoren wie das eben beschriebene, gelangt man sodann auf den zweiten Hof (II), der erheblich kleiner ist als der erste (50 55 Meter) und nicht ganz so regelmässig, denn der Flügel links vom Eingang

cancha nannt.

:

bildet mit

demselben einen etwas stumpfen Winkel, so dass die Hinter-

wand des Hofes länger ist als die vordere. Von diesem zweiten Hofe tritt man durch zwei kleinere, aber im übrigen den bisherigen in Form und Arbeit ganz ähnlichen Thüren, in einen massig weiten, langen Gang, der zu einem freien Platz (III) führt, von wo aus man eine weite Aussicht über die Ebene geniesst. Dieser Platz bildet das Ende des Palastes und ist eine Terrasse, die von einer 6 Meter hohen Mauer gestützt wird. Auf diese Terrasse öffnen sich die


Das Hochland von

I20

Mittel-Peru.

vornehmsten Räume des ganzen Baues, offenbar die für den König oder Die Zimmer sind allerdings seine Stellvertreter bestimmten Wohnungen. ziemlich

klein,

aus

aber

denselben

feinbehauenen

gebaut wie der Tempel und die Löwenthore. ist

Nach der Terrasse

zudringen vermag. die beistehende (2,50

der Steine

dass an vielen Orten nicht die Spitze eines Messers ein-

so genau,

übrigen

Kalksteinquadern

Die Fügung

:

Abbildung

Andere,

1,50).

liegen hinter ihnen

zeigt.

um

öffnen sich drei Thüren, welche

und schmäler

Sie sind höher

diesen

vorderen

einen kleinen viereckigen

ähnliche

Hof

als die

Wohnräume

(IV); die

Zimmer

KönigswohnunfT auf der Terrasse.

Stehen selten unter einander

in

Verbindung, sondern öffnen

sich,

jedes

In den Wänden für sich allein, nach einem Gange oder einem Hofe. unten breiter Thüren, die sieht man kleine Nischen, ebenso geformt wie als

oben,

welche den alten Indianern

bewahren von Kleidern und Hausgerät.

als

Schränke dienten,

Der Hof (lY)

Seite des Korridors, der auf die Terrasse führt; sich

Auf-

auf der rechten tindet

noch eine Gruppe von Wohnräumen, die nicht aus

aus Bruchsteinen erbaut sind,

zum

liegt zur linken

also vermutlich für

(

Hiadern, sondern

die Dienerschaft be-

stimmt waren.

Wandert man vom Tempelplatze nach den naheliegenden südlichen hin, so kommt man zunächst durch eine verworrene Masse von

Höhen


Huanuco, das

Trümmern

alte

und neue.

121

Wohnungen, zwischen denen sich keine Strasse mehr Nach einigen hundert Schritten gelangt man zu einer leichten Vertiefung des Bodens, in deren Mitte man den Spiegel eines Ein im Grunde dieses Beckens hervorkleinen Weihers erblickt. erkennen

alter

lässt.

brechende wasserreiche Quelle bildet einen starken Bach,

Rande

der

am

öst-

und einen Teil der Ebene bewässert. Nähert man sich jetzt dem Fusse der Anhöhen, so sieht man den ganzen Abhang mit Ruinen eigentümlicher Bauten bedeckt, welche sich aus der Entfernung ausnehmen wie Befestigungswerke. Es sind niedrige runde Türme, w'elche auf schmalen Terrassen errichtet, und in horizontalen lichen

austritt

Reihen über einarider geordnet,

Kamme

Die

einnehmen.

einige jedoch

erkennen.

haben

Sie

die

meisten

Türme

und lassen

sich erhalten

haben an

ganze Hügelwand bis zu

dieser

ihrer Basis

5

ihre

sind

Form von

Meter im Durchmesser,

abgestumpften Kegeln.

steilen

Form

ursprüngliche

etwa ebenso hoch und verschmächtigen sich etwas nach oben also ungefähr die

ihrem

ganz verfallen,

zu,

sind

haben

Alle stehen

einzeln zwei Meter von einander und haben nach der Bergseite zu einen

viereckigen

niedrigen

Eingang,

"kriechend ins Innere gelangen

wir nicht anzugeben,

indess

mag

man

dass

so

nur gebückt

und

fast

Die Zahl dieser Türme vermögen

kann

dieselbe nach einer ungefähren

sich

Diese Türme dienten den Vorratskammern und die Lage am

Schätzung auf weit über hundert belaufen. alten Indianern als Speicher oder

Abhang

eines Berges war augenscheinlich gewählt,

Feldfrüchte

Mais und Kartoffeln

Von dem Hügel

aus überblickt

man

Man

ist

die aufbewahrten

das ganze Ruinenfeld der alten

Stadt, die sich vorzüglich in nordwestlicher

hinaus erstreckte.

um

vor Feuchtigkeit zu schützen.

Richtung weit

in die

Ebene

verwundert, dass sich einst eine Bevölkerung

von so beträchtlicher Zahl, wie sich aus den Überresten der Wohnungen schliessen lässt,

auf einer so kalten,

unwirtbaren,

fast

unbewässerten

Hochebene angesiedelt haben sollte, denn diese Ebene eignet sich nur zur Viehzucht und zeigt mit Ausnahme weniger Stellen keine Spuren


Das Hochland von

122

Mittel-Peni.

Auch das benachbarte Thal von Aguamiro

früherer Bebauung.

ist

eng

und vermag eine zahh-eichere Bevölkerung nicht durch seine Erzeugnisse Die Erwägung dieser Umstände führt zu dem Schluss, zu ernähren. eine künstliche Stadt gewesen sei, nicht eine Huänuco alte dass das die ersten Bewohner selbst ausgesucht hatten, sich Lage Ortschaft, deren Lebensbedingungen wuchs, sondern eine günstige und die später durch auf Befehl

zum

gegründete

Herrschers

des

deren

Kolonie,

Bevölkerung

Beamten und Priestern bestand und wurde. In der That scheint Huänuco ein unterhalten

grossen Teil aus Kriegern,

aus Staatsmitteln

gewesen

grosses Militärlager

nachdem

sie ihre

oberen Marafion

während seines

zu

sein,

welches

die Inkas

Herrschaft über die

Gegenden

ausgedehnt hatten.

Um

zu

errichteten,

beiden Seiten des

den Monarchen

für

zeitweiligen Aufenthalts eine seiner

selbst

Würde entsprechende

Wohnung bereit zu haben, cHente der Palast, in dessen ausgedehnten Räumen zugleich eine ansehnliche Besatzung Platz fand. Die in den Vorratshäusern auf dem Hügel angehäuftem Lebensmittel dienten zum der Bevölkerung

Teil

proviantierung auf

zum

Unterhalt,

dem Marsche

diese wichtige Kolonie in so

wohl noch mehr aber zur Ver-

befindlicher Heeresabteilungen.

kalter

Dass

Gegend angelegt wurde, geschah

wahrscheinlich aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand der Truppen.

Die Heere der Inkas

bestanden zum

grössten Teil

aus Hochländern,

die in

den tieferen Thälern immer von den dort herrschenden Fiebern

litten,

aber gegen Kälte unempfindlich waren,

der Fall

wie das ja noch heute

ist').

Lage verdanken die Ruinen von Huänuco, dass sie im Verhältnis zu anderen noch ziemlich gut erhalten sind. Der einzige in der Umgegend gelegene Ort ist Aguamiro, aber die Entfernung von dort bis zu den Ruinen beträgt mehr als zwei Leguas und die Bewohner scheinen sich selten die Mühe genommen zu haben, zum Bau ihrer Ihrer einsamen

Das

Häuser behauene Steine von dort herunter zu holen.

dem

die

Gebäude im

alten

sind,

ist

Material, aus

ein harter,

marmor-

grauweisser Kalkstein, der in schönen Lagen an verschiedenen

artiger,

Orten der Gegend zu tage

l)

Huänuco erbaut

Hiermit stimmt überein

bemerkt:

In

tritt.

was Cieza de Leon

dem Gudnuco genannten

Orte

barer Bau, denn die Steine waren gross

war

ein

(Cronica, C. So)

über Huänuco

königliches Haus,

und sehr sauber gefugt.

ein

wunder-

Dieser Palast oder

Hof war Hauptort der an das Andesgebirge grenzenden Provinzen, und neben ihm befand sich ein Tempel der Sonne mit vielen Priestern und Sonnenjungfrauen; und war zu Zeiten der Inkas eine so grosse Sache, dass aus der Umgegend bloss zur Dienstleistung

mehr

als

30 000 Indianer aufgeboten wurden.


Huanuco, das

und neue.

alte

X2'?

dem dem Tempel

Als ich mit meinen photographischen Aufnahmen, sowie mit

Abschreiten der einzelnen Gebäude zu Ende war und nach zurückkehrte,

wo

wir unsere Maultiere gelassen hatten, war ich über-

Auf

daselbst eine zahlreiche Gesellschaft zu finden.

rascht,

Anstiften

und unter Anführung der Frau Forsani, unserer Wirtin, hatten sich ihre Verwandten und Freunde beiderlei Geschlechts aufgemacht, um auf einer der aufzunehmenden Photographien als Staffage zu figurieren. Es waren über 30 Personen, junge und

alte,

welche auf Pferden, Maultieren und

von Aguamiro heraufgekommen waren.

Eseln

Wunsche meiner Wirtin

Rahmen

nicht

Ich

mitgebrachten Platten bereits gebraucht

bestanden darauf, photographiert zu

werden,

da

alle

in

den

Allein die Leute

seien.

seien

sie

dem

bedauerte,

können,

zu

willfahren

nur

in

dieser

Absicht heraufgekommen, und ganz Aguamiro würde lachen, wenn

meinen Kofter zu öffnen und neue Platten Die Frau eines Hirten bot dazu

Ponchos und Decken

ihre

Rahmen

die

in

gewechselt, worauf sich die ganze Gesellschaft auf

des Tempels gruppierte. ich später

meine Platten entwickelte, entdeckte

und dass durch doppelten Gebrauch

Bild misslungen, sondern auch eine frühere

mit

es,

wurden

die Platten

dem Treppenhügel

Allein Alles dies war vergebliche

Mühe.

Als

meinem Verdruss,

ich zu

dass ich mich in der Dunkelheit der Hütte in den hatte,

einzusetzen.

Hütte an, und dort gelang

Licht ausziischhessen;

alles

sie

Ich musste mich also bequemen,

unverrichteter Sache zurückkehrten.

Rahmen

vergriffen

einer Platte nicht nur das

Aufnahme unbrauchbar

ge-

worden war. Nach der Aufnahme wurde die Gesellschaft sehr heiter, denn Männer und Frauen sprachen den mitgebrachten Flaschen von Chicha und Chacta (Zuckerbranntwein) uns

derten

fleissig

dringend

zu.

Die bereits halb bezechten Leute

wieder

auf,

zukehren, allein wir hatten an

mit

ihnen

Stück Weges das Geleit. ritten

tieren

einen weiten

Weg

Es war eine sonderbare Kavalkade:

Sassen zwei Personen.

vor

Alle gaben uns darauf ein

auf guten Pferden, andere auf schäbigen

hielten

nach Aguamiro zurück-

dem Tage noch

uns und mussten an den Aufbruch denken.

for-

Eselir,

einige

auf einigen Maul-

Als wir an einer Kapelle vorbeikamen,

und einige junge Leute stiegen ab, um der Jungfrau Paar Kerzen anzuzünden, damit sie uns auf der Reise in ihren

wir an,

Maria ein

nähme. Nach diesem frommen Akte nahmen wir Abschied, wobei nochmals die Flaschen im Kreise herumgereicht wurden, worauf die fröhliche Bande nach Aguamiro zurückkehrte und wir uns nach

Schutz

rechts wendeten,

um

unsern

Weg nach Huanuco nuevo

fortzusetzen.

'


Das Hochland von

124

Wir

Mittel-Peru.

zunächst noch eine Legua über die Ebene, worauf wir

ritten

wieder anfingen zu steigen, denn unser der sich in den Winkel zwischen

dem

Das enge Thal, Felsenschlucht) und

Weg

welchem wir

Marafion vorschiebt.

in

Kakaracra

führt

denn

3

den Höhenzug,

seinen

dem

hinaufritten, hiess

Namen

mit Recht,

wird zu beiden Seiten von hohen Kalkfelsen eingeschlossen.

es

Gegen

(die

lag über

Flusse von Aguamiro und

Uhr

Ende des

erreichten wir das

Höhe von 4050 Meter

wo

Thaies,

dasselbe

in einer

Puna übergeht. Auf dieser einsamen kalten, mit dürrem halbverdorrtem Gras bewachsenen Wir begegneten keinem Fläche ritten wir den Rest des Tages weiter. Menschen, sahen nur zuweilen von weitem Schafherden und kamen an

am

Steinhürden

werden,

um

in

eine öde wellenförmige

Fusse von Felsen vorüber, wohin

die Jungen vor

dem

sie

abends getrieben Die Dunkel-

Nachtfrost zu schützen.

und wir waren noch weit von dem Ort, wo wir diese Nacht bleiben wollten. Unser Führer schlug uns daher vor, in einer heit brach herein,

am Wege

Hirtenhütte

einzukehren, deren Inhaber mit seiner Schwester

Wir folgten

bereitwillig seinem Rate, zumal der Ort und geschützt zu liegen schien. Er hiess Rumichaca — die steinerne Brücke von einem ungeheuren Felsblock, der von einer Bergwand herab und quer über die Schlucht gestürzt war, und so

verheiratet

sei.

schon etwas

tiefer

den darunter fliessendeu Strom überbrückt diese

Brücke überschritten

natürliche

Hütten,

auf einer

die

gelangten

Rasenplattform

kleinen

Gleich nachdem wir

hatte.

hatten,

wir

am Abhänge

zu

den

standen.

Man

wies uns ein kleines Häuschen an, das als Vorratskammer diente und von der Familie des Hirten nicht als vSchlafstelle benutzt wurde. Es war kreisrund, und hatte 4 Meter im Durchmesser, über der andert-

Mauer

halb Meter hohen

durch welche

man

dünnen Fäden

ein spitzes

Strohdach und eine niedrige Thür,

hineinkriechen musste.

allerlei

Hausrat,

Körbe,

Unter Säcke,

dem Dach

Kleider,

hing an

Maiskolben,

getrocknetes Fleisch, so dass wir darunter nicht aufrecht stehen konnten.

Wir kochten uns Wasser zu Thee und Grog und wärmten

Huhn Dann

das

auf,

verstopften

ein gebratenes

Duran mitgegeben hatte. wir den Eingang mit Satteldecken und betteten uns

tms

die

vorsorgliche

Frau

zwischen Kartofifelhaufen, so gut es gehen wollte. Als wir

am Morgen

aus der Hütte krochen,

des abnehmenden Mondes die kalt,

aber

reif bedeckte

doch nicht so wie

am

beschien

die Sichel

Landschaft. Es war em])findlich

Passe Puca-racu;

denn Rumichaca

nur 3860 Meter hoch, also beinahe 600 Meter tiefer als die Hütte im Thale Torres. Sobald der Tag anbrach, sahen wir das tiefe Thal

liegt


Huanuco, das

und neue.

alte

12

des Maranons zu unseren Füssen, der Fluss selbst war noch nicht

Bald nach Sonnenaufgang

bar.

ritten

sicht-

um

unser Führer bat

wir fort;

C

Erlaubnis, noch einige Zeit bei seiner Schwester verweilen zu dürfen,

wogegen

denn obgleich

wir nichts einzuwenden hatten,

mageres Pferd

ritt,

faulen Maultieren.

kam

er

Wir

in

er ein schlechtes,

als

wir auf unseren

beständig bergab und schon nach einer

ritten

Stunde kamen wir wieder haglicher zu fühlen.

doch besser vorwärts,

mildere Luft und fingen an uns etwas be-

Dort lag das Dorf Chulluyacu, wo wir tags zuvor

hatten bleiben wollen.

Beim Anblick

seiner elenden Hütten sagten wir

uns, dass wir durch Nichterreichung unseres Reiseziels wahrscheinlich

Bald darauf schimmerten die Windungen des

nichts verloren hätten.

Marafions aus der Tiefe und

Der grösste der Ströme

Wassermenge

in

um ist

Uhr gelangten wir zu seinem Ufer. noch ganz jung und klein. Seine

8

hier

der trockenen Jahreszeit

ist

kaum

so gross als die des

Er hat von Süden nach Norden nur 34 Minuten eines Breitegrades durchlaufen, die Länge seines Laufes mag also unter Berücksichtigung der Krümmungen ungefähr 50 Kilometer betragen. Der Rheins bei Ragatz.

Marafion entspringt nicht, wie sonst

angenommen wurde,

aus der Laguna

Lauricocha, sondern wird durch die Vereinigung dreier Quellflüsse gebildet,

deren einer allerdings der Lauricocha

ist,

der mittlere, Rio Nupe genannt, der auf 10° 20'

der längste jedoch

am Fusse

ist

der Cordillera

Wir gelangten an den Marafion bei dem so genannt von der Brücke, Diese ist in der gewöhnlichen Weise die dort über den Fluss führt. durch lange Holzstämme hergestellt, an einem Orte, wo das Flussbett Der Thalboden liegt auf beiden Seiten durch Felsen eingeengt ist.

von Huayhuash kleinen Ort

etwas

entspringt.

Chacabamba

tiefer als

Brückenfeld

Aguamiro, 3240 Meter, und die Wände waren dort bis reif und zum Teil schon

hoch hinauf mit Weizen bebaut, der gerade geerntet war.

In den gelben Feldern,

besonders an der rechtsseitigen

Wand, bemerkte ich eine grosse Zahl von Chullpas, oder alten Grabstätten, ganz ähnlich denen, die am Wege von Tarica nach Yanac stehen und früher beschrieben worden sind.

Verteidigungswerken oder Burgen sieht

man

Auch Trümmer von

alten

hier und da auf vorsprin-

genden Höhen. Wir verweilten im Thale des Maranons nicht lange, denn schon bald nachdem wir die Brücke überschritten hatten, begann der Weg sich wieder an dem rechtsseitigen Abhänge zu erheben. Wir kamen dort an einer alten Bergfeste vorüber, die

racra

Tigerkluft

führt.

den abenteuerlichen Namen Uturuncu-

Ich stieg ab, fand aber bei näherer Be-

sichtigung nichts Bemerkenswertes,

nur zerfallene,

schlecht

aus losen


Das Hochland von

J26

Immerhin

Schieferstücken gebaute Mauern.

Trümmer,

man

die

in

eines Volkes in dieser

Mittel-Peru.

der Ferne

Gegend, das

liefern diese,

bereits

sowie ähnliche

vom Vorhandensein

Beweise

erblickt.

eine eigene Kultur besass,

ehe es den Inkas unterthan wurde.

Wir stiegen nun

einem Nebenthaie des Maranons hinauf zu den

in

dem

Höhen, welche die Wasserscheide zwischen diesem Fluss und Diese

Huallaga bilden.

Höhen

wie in der allgemeinen Übersicht

sind,

bemerkt wurde, der Anfang der sogenannten Cordillera central, eine bescheidene Kette im Vergleich zu der, die wir vor kurzem überschritten hatten, auf der sich keine hohen Gipfel erheben, und deren Kammhöhe nur selten so hoch

Der obere

liegt als die

der Cordillera negra oder Küstenkette.

des Thals, in den wir hinaufritten, war ausgezeichnet

Teil

durch einen Berg von auffallender Gestalt und Farbe, dessen zackige Als wir näher kamen, Gipfel man schon aus weiter Entfernung bemerkt. fanden wir uns vor einem,

in

seltsamer Weise rot und schwarz gestreiften

Wand

Kalkfelsen, dessen senkrechte

sich

mehr

als

dem

300 Meter über

Fusse erhebt und mit turmartigen Blöcken, wie eine Burg mit riesen-

Zinnen

haften

fände, so die

sein,

endigt.

würde sich

Wenn

er alljährlich

in

solcher Berg

ein

sich

in

Deutschland

das Reiseziel von Tausenden von Touristen

zahlreichen Hotels

und auf der Spitze von der gehabten

am Fusse zum Mühe erholen

Besteigen stärken

könnten.

Bald hinter diesem Telsenljerge erreichten wir die Puna

höher

ist

als

die zwischen

ebenso einförmig, aber bei

,

die

nicht

Aguamiro und dem Maraiion (4050 Meter), Weitem nicht so lang. Schon bald nach

Weg wieder an sich zu senken, und bei 3680 Meter Höhe zum ersten Dorfe Namens Chasqui. Das Thal war enge, die Vegetation nahm rasch zu und wurde besonders auf der linken Seite üppig. Der Weg hob und senkte sich hoch an der Thalwand, und

Mittag fing der

kamen

wir

führte mehrmals zu Aussichtspunkten von merkwürdiger Schönheit, von denen besonders eine Höhe mir in der Erinnerung geblieben ist der

Führer nannte

sie

Chinchupalca

greifender Thal Windungen

Huallaga hinabblickt.

doch kommt man

oft

Gruppen am Wege neigte, so

bis

— in

Es liegen

wo man über die in

eine Reihe ineinander-

Gegend von Huänuco und den diesem Thale

keine Ortschaften,

an Häusern vorüber, die bald einzeln, bald in

stehen.

Da

der

Tag

sich

mittlerweile

sahen wir uns nach einem Nachtquartier

um und

zu

Ende

hielten vor

einem paar Häuschen, deren Lage uns einladend schien, hatten aber schlecht gewählt.

Der Inhaber war

ein mürrischer, unfreundlicher Cholo,

der halb betrunken zu sein schien, unserem Führer jede Hilfeleistung verweigerte und uns nicht einmal Wasser

zum Thee geben

wollte.

Wir


Huanuco, das

kümmerten uns daher in einer der

Hütten

um

nicht weiter

auf,

wir unser

und neue.

127

sondern schlugen unser Lager

ihn,

Allein auch hier

die leer zu sein schien.

denn wie

wir unglücklich in unserer Wahl,

mussten

alte

Logis mit anderen

später

sich

waren

herausstellte,

Schlafgenossen teilen, nämlich

zwei Hähnen, einer Schar Hühner und einem blödsinnigen Jungen.

um

Kretin schnarchte und grunzte die ganze Nacht, und bereits

begannen

die

Hähne mit den Pdügeln

zu

und

klappen

zu

i

Der Uhr

krähen.

Unter solchen Umständen erhoben wir uns schon vor Tagesanbruch

um

bald möglichst aas der widrigen Spelunke ins Freie zu kommen.

Im

übrigen hatten wir keinen Grund uns zu beeilen, denn die Strecke, die

Huänuco zurückzulegen hatten, betrug nur noch fünf Leguas. Der Ritt an diesem Tage war angenehm, und würde ein wahres Vergnügen gewesen sein, wenn unsere Tiere nicht so müde und träge gewesen wären. Der Bach, an dem wir herunterkamen, war allmählich wasserreicher geworden, und binnen kurzem wurde er durch zwei aus Seitenthälern herabströmende Bäche verstärkt und dadurch zum Fluss. wir bis

Vereinigung dieser Gewässer bildete eine massige Erweiterung, Llamarumi genannt, ein malerischer Punkt, wo Gruppen von Hütten an grünen Geländen lagen und unter schattigen Bäumen hervorblickten. Dann folgte ein Ort Namens Punchau, eine Reihe von Häusern, in

Die

welchen überall Töpfe gedreht und gebrannt wurden. gelangten wir nach Huancapallac,

wo

einer

in

Ein Stunde später

Höhe von

2500 Metern

das erste Zuckerrohr wuchs; auch sahen wir einzelne Apfelsinen und

Citronenbäume.

Das Gefälle des Flusses nahm nun ab, das Thal wurde und der Pflanzenwuchs dichter und reicher. Der

allmählich breiter

Boden

schien ausserordentlich fruchtbar,

wir auf Maisfeldern

zuvor gesehen hatte. in

10

— 12 Fuss

hohe

an einigen Stellen bemerkten

Pflanzen.,

sie

noch nie

Die Häuser waren mit Obstgärten umgeben, lagen

Dickichten von Chirimoyas, deren Früchte

gelten,

wie ich

auch die Ranken der Granadilla sah

in

Peru

man

für

die

feinsten

allenthalben sich an

den Stämmen der Bäume hinaufwinden. Wo der Weg an abschüssigen Abhängen hinläuft, wird sein Rand durch Stauden der grossen graublättrigen Agave americana befestigt, an anderen mehr ebenen Strecken wird er von Rosenhecken eingefasst, die mit kleinen roten und gefüllten Blumen übersät waren. An den Bergwänden wuchs weniger die graue Agave als eine dunkelgrünblättrige Art, deren baumartige Blütenstengel in

zahlloser

Menge wie Kerzen an den

frische

Abhängen aufschössen. mehr verminderte sich das

steilen

Je weiter wir indessen hinabstiegen, desto

Grün an den Thalwänden und besonders nach oben zu trat Stelle. Der untere Teil des Thaies war yanz

trockenes Gras an dessen


Das Hochland von

J28

Mittel- Peru.

mit Zuckerrohr bepflanzt, lauter gut gehaltene Felder, die wie man uns zum Gute eines Franzosen gehörten. In den zahlreichen Schenken,

sagte,

die

standen, wurde hier nicht Chicha verkauft, sondern Gua-

am Wege

rapo,

ein halb süsses halb säuerliches Getränk,

indem man

welches bereitet wird,

das in der Mühle zercjuetschte Zuckerrohr mit Wasser kocht

und dann gähren

lässt.

Bald nach Mittag gelangten wir

in

das Thal des Huallaga, in welchen

Dieser sich der Fluss, dessen Lauf wir bisher gefolgt waren, ergiesst. Sierra keinen besonderen Namen, der andere Fluss hat, wie so viele sondern wird nach den verschiedenen Gegenden, die er durchströmt, Bei seiner Mündung nennt man ihn Rio Tingo, verschieden benannt.

Name, der von dem Keshuawort tincuy — zusammentreffen, hergeleitet ist, daher man dieselbe Benennung bei vielen Flüssen des Hoch-

ein

lands wiederfindet.

Der Huallaga

fliesst

in

einem breiten fruchtbaren

Thal von hohen Bergwänden eingefasst, die aber ebenso w-ie die unteren Gegenden des Tingo ein gelbliches verdorrtes Aussehen hatten. Eine Viertelstunde unterhalb der

Mündung des Tingo kamen

wir zu den ersten

Häusern von Huänuco, doch mussten wir noch eine gute Strecke zwischen von Lehmwänden umgebenen Gärten reiten, bis wir in die eigentliche Wir hatten gehört, es gäbe in Huänuco ein Gasthaus Stadt gelangten.

und hatten daher beschlossen, keine Gastfreundschaft nehmen, sondern

Anspruch zu

in

lieber dort unser Quartier aufzuschlagen.

Nach einigem

Umherfragen gelangten wir endlich zu dem Hause, über dessen offener Thür auf einem Schild mit grossen blauen Buchstaben der Name stand: Hotel de

la

Union.

Die Einigkeit

trifft

man

vielfach

aul

peruanischen

Lande kein Unterkommen gefunden Wir ritten in den Hof, wurden aber von niemand empfangen, nicht hat. einmal von einem bellenden Hunde. Indessen stiegen wnr ab und versuchten die verschlossenen Thüren zu öffnen, von denen eine dem Drucke

Hotelschildern,

da

sie

sonst im

Wir gelangten durch einen Korridor zu einem zweiten Hof wo endlich auf wiederholtes Rufen eine alte Frau erschien, die sich als Wirtin vorstellte. Sie entschuldigte sich, indem sie bemerkte, dass gegen-

nachgab.

wärtig keine Gäste im

Hause

Zuspruch gehabt habe, auch

seien, sei

und dass

sie

schon

sie selbst iiicht die

Hauses, sondern nur die Verwalterin.

Sie

sjjrach

französischem Accent und erzählte uns später,

sie

seit

lange keinen

Eigentümerin des

das Spanische mit sei

von Geburt eine

Deutsche, Tochter eines bayerischen Offiziers, aber in Frankreich aut-

gewachsen.

So wenig das Hotel anfangs zu versprechen schien, so aufgehoben waren.

fanden wir doch bald, dass wir garnicht so übel

Die Zimmer hatten zwar nur die unentbehrlichsten Möbel, waren aber


Huanuco, das luftig

und

reinlich,

zu essen, nicht

alte

und neue.

besonders die Betten.

I2Q konnten wir nichts

Freilich

bekommen. Allein einen chinesischen Koch kommen zu

einmal Erfrischungen

versprach uns, alsbald

Wirtin

die

lassen, mit

dem wir zufrieden sein würden. In der That hielt sie Wort. Als wir abends nach Hause kamen, sahen wir den bisher verschlossenen Speisesaal einen kleinen Tisch sauber gedeckt, die Speisen waren gut zu-

offen,

und schmackhaft, auch fand sich ein ganz trinkbarer Wein von dazu das herrliche Klima von Huanuco, so dass wir uns zum ersten

bereitet Ica,

seit Wochen einmal wieder behaglich fühlten. Huanuco liegt unter 9° 53' südl. Breite und 78°

male von

Meter über dem

181 2

Paris,

Departements gleichen Namens, Obergerichts

eines

urtheilen

ist

(Corte

Sitz

ist

Hauptstadt des

des Präfekten, eines Bischofs und

Nach dem Plane der

superior).

diese von beträchtlicher

24" westl. Länge

i'

Die Stadt

ISIeere.

Stadt zu

Ausdehnung, doch bestehen die

im oberen und unteren Teil nur aus Lehmwänden, welche Die Zahl der Einwohner beträgt gegenwärtig nicht mehr als 7000, und da sich diese über eine so grosse Fläche Strassen

grosse Gärten umgeben.

so

verteilen,

scheint die Stadt menschenleer

und

verlassen,

als

wenn

von einer verheerenden Seuche heimgesucht worden wäre.

sie

schneiden

Strassen

sich

in

und

Abschnitten

regelmässigen

rechten Winkeln, sind ziemlich breit, aber schlecht und nur gepflastert.

In

La

Plaza

Brunnen

Die

alle

zum

in

Teil

der Mitte der Stadt liegt ein grosser viereckiger Platz

dessen Mitte der übliche, von einem Gitter umgebene

in

Früher

steht.

sollen

rings

um

die

Orangenbäume

Plaza

gestanden haben, von denen gegenwärtig nur noch zwei übrig geblieben

An

sind.

einer Seite des Platzes erhebt sich

sich insofern vor

Kathedrale,

die

den meisten Gebäuden dieser Art

in

welche

Peru auszeichnet,

Gewölbe und einen massiven, spitz zulaufenden Huanuco sind Erdbeben seltene Ereignisse und man braucht beim Bau der Kirchen nicht dieselben Rücksichten zu nehmen wie in Lima, wo alle Gewölbe und Spitzen der Kirchen aus Fachwerk als sie ein

Turm

steinernes

In

hat.

bestehen.

Die fünf Mönchsorden, die sich

auch hier ihre Klöster, ihre

Kirchen

Mercedarier,

in

A'erfall.

bietet

seit

in

lange jedoch sind diese aufgehoben und

Am

aber nichts

besten

erhalten

An

ist

ist

bemerkenswertes;

gross, hat einen vergoldeten Altar, aber sonst

Domingo

Peru niederliessen, hatten

die

Kirche

San Francisco

der ist

ganz kahle Wände, Santo

gar nicht vollendet worden.

Sehenswürdigkeiten besitzt Huanuco nur zwei,

nämlich seine

Obstgärten (Las huertas) und die neue Brücke über den Huallaga. Die etztere

besuchten wir gleich

Middendorf, Peru

III.

am Abend

des Tages,

an welchem wir o


joQ

üas Hochland von

angekommen waren.

Sie

ist

Republik aufzuweisen hat:

Mittel-Peru.

das beste Bauwerk dieser Art, das die

drei

schöngeschweifte

Bogen aus Granit-

quadern überspannen den Fluss. Die Brücke war damals erst vor kurzem dem Verkehr eröffnet worden und es fehlte noch einiges an Brustwehr und Zugängen. In Anbetracht der Festigkeit und Eleganz des Werkes

waren die Kosten der Ausführung auffallend gering gewesen, denn sie hatten nur 50,000 Sols betragen: ein Zeichen, dass man jetzt auch in Peru sparsamer mit

dem Gelde umzugehen

Guanos, würden die auch

haben.

erhalten

welcher

den wir

in

am

nahe

dort

Die

am

Stadt, liegt

rechten

den nächsten Tagen

Thalrande

zu Zeiten des

lernt; früher,

Unternehmer gewiss dreimal so

viel verlangt

linken Ufer hinfliesst.

und

des Flusses,

Der Huallaga,

bis zu seinen Quellen verfolgten,

einer der grossen Nebenflüsse des

Maranon und

ist

ergiesst sich in diesen,

bald nachdem er im Pongo von Manseriche die Andes durchbrochen hat und in die Ebene getreten ist. Hier bei Huänuco ist der Huallaga als der Hauptstrom bei Chacabamba, denn er hat hier Leguas durchlaufen, während auf gleicher Breite der Maranon

wasserreicher bereits 26

nur zehn.

Die Obstgärten Huänucos sind Kaffees,

bäume feiner

der

dort gezogen wird.

in

Peru berühmt wegen des guten

Im ganzen Thale

sind viele Kaffee-

den Huertas, so sagt man, sei von Für manche Gärten mag das wahr sein, wiewohl mir

angepflanzt, aber nur der aus Qualität.

meine an Ort und

Stelle

gemachten Erfahrungen bewiesen, dass die liefern. Unsere Wirtin besass selbst

Gärten auch sehr ordinären Kaffee

Hof war mit Kafteekirschen zum trocknen an der Sonne lagen. Allein das man uns zweimal am Tage vorsetzte, war zwar sehr stark,

einen Garten in der Stadt und der ganze bedeckt,

die

Getränk, das

dort

Wenn man von den Strassen Lehmwände hervorblicken sieht,

aber ganz ohne Arom. der

Bäume über

die

die

aus, stellt

die verborgenen Gärten als einen reizenden Aufenthalt vor,

aber hinein, so

ist

man

enttäuscht.

Man

findet ungepflegte,

Spitzen

man

sich

tritt

man

verwachsene

Dickichte, wo allerlei Fruchtbäume durcheinander wachsen und sich gegenseitig erdrücken. Allein trotz mangelhafter Pflege und Sorgfalt liefern die Gärten doch ausgezeichnete Früchte und in solcher Menge,

auf dem Markte um ein Fünftel der Preise zu haben sind, die Lima bezahlt. Das Klima von Huänuco ist vor treft' lieh; besonders im Winter ist die Luft warm und mild, wie in Deutschland an schönen Maitagen. Auch im Sommer wird die Hitze durch den dann fallenden Regen

dass

sie

man

in

gemässigt.

Die Leute klagen über den Wind, der im Winter in den




Huanuco, das

alte

und

neue'.

Nachmittagsstunden thalaufwärts weht und

Ohne

stark wird.

ist

dann

er

manchen Tagen

an

lästig,

die

in

I

sehr

Häuser

man kennt

Dafür hält aber der Wind die Luft rein und gesund,

ein.

ij

denn dicke Staubwolken

nur die Strassen, sondern dringen auch

nicht

erfiillen

Zweifel

I

kein Wechselfieber, keine Mosquitos und Mücken, nicht einmal Fliegen.

Die Bevölkerung

ist

zusammengesetzt wie überall

Peru.

in

Die

besitzenden Klassen sind vorwiegend spanischer Abstammung, die ärmere

Mehrzahl

und

Cholos

sind

reine

Indianer,

doch hat die spanische

Sprache auch unter diesen mehr Eingang gefunden, des Hochlands,

z.

B. in

weiblichen Teil der weissen Bevölkerung

doch war

es uns nicht vergönnt sie zu

Bewohner hat

sich

als

an anderen Orten

Unter dem

Huaräs und im ganzen Santathale. soll es

schöne Gesichter geben,

sehen.

Die

Zahl

der weissen

gegen früher erheblich vermindert, auch

soll

die

Das mag sich wohl so Stadt im allgemeinen zurückgekommen sein. in erheblicherem Masse der Fall verhalten, wird aber in Huanuco nicht gewesen sein, als an anderen Orten des Innern; denn überall in Peru ist es das Trachten weisser

aller

Abstammung,

Es giebt

in

Italiener,

Klassen, besonders aber der Leute von vorwiegend

wenn irgend möglich,

sich,

in

Lima

niederzulassen.

der Stadt nur wenige Ausländer, von denen die Mehrzahl

Spanier und

Chinesen

sind.

Diese

letzteren

halten,

wie

Kramläden und Speisewirtschaften und sind sehr nützlich. Als wir ankamen und im Hotel nichts zu essen fanden, wies man uns zu einem Chinesen. Die Asiaten siedelten sich in dieser Gegend der Republik von vornherein als freie Leute an, denn hierher sind keine überall, kleine

Kontrakt-Kulis nur

einen

gekommen.

Vertreter,

Magdeburg, der <iller

Die deutsche Nationalität hatte Schneider

Namens

Prellwitz aus

bereits seit 30 Jahren in der Stadt ansässig

Fremden war. Huanuco gehört

Bereits

einen

zu

vier Jahre

Zeit

und Senior

den ältesten Kolonien der Spanier

im Jahre 1539, also nur

zur

Burg bei

in Peru.

nach der Gründung Limas,

beauftragte der Statthalter Francisco Pizarro einen Kavalier

Namens Gomez

de Alvarado, sich mit den Eingeborenen dieser Gegend über einen geeigneten Platz zu verständigen, worauf die neue Stadt unter

de

Huanuco gegründet wurde.

dem Namen Leon

Zwar schien zu jener

Zeit,

wie der

Geschichtschreiber Herrera bemerkt, für eine Niederlassung in so entlegener

Gegend noch kein besonderes Bedürfnis

vorzuliegen, aber viele

Eroberer waren bei Verteilung der

Entdecker und und Ländereien entweder nicht zufrieden gestellt worden, oder hatten ihr rasch erworbenes Vermögen ebenso schnell wieder verloren. Besonders galt dies von den Anhängern Diego de Almagros, nachdem

der sogenannten

Beute

9*


Das Hochland von

132

den Salinen besiegt und hingerichtet worden

dieser in der Schlacht bei

Um

war.

diese Leute mit ihrem Geschicke einigermassen auszusöhnen,

und zugleich von

Hauptstadt zu entfernen, sollten ihnen Grund-

der

und Leibeigene

besitz

wurden

gebaut waren,

Vaca de

Statthalter Cristobal

wurde,

ermächtigt (Cieza,

1.

c.

Kolonie

eine

der Schlacht

in

Castro, in

ist,

(?)

durch

Chupas,

das Thal des Huallaga zu führen

vorzüglich durch seine Nachbarschaft mit zu einer Zeit gegen 70,000

bei

Pedro de Puelles von neuem

Huänuco

Folge gelangte

der

In

79).

nachdem

bei

Besiegung des jüngeren Almagros

den

und der dazu gehörigen die ersten Häuser

Stadt

Allein bald

einem Aufstand der Indianer wieder Ermordung Pizarro's (1541) und nach der

sie

nach

worauf

neuen

der

in

Provinz zugewiesen werden.

zerstört,

Mittel-Peru.

dem

zu

grosser Blüte,

Cerro de Pasco und

Einwohner gehabt haben.

soll

Gegenwärtig

wie bereits bemerkt, die hlinwohnerzahl sehr geschmolzen, da auch

diese Stadt im Kriege viel gelitten hat.

Es war meine Absicht gewesen, von Huänuco aus einen Besuch

in

der deutschen Kolonie zu machen, welche etwas weiter im Innern des

Landes am Flusse Pozuzo angesiedelt

allein

ist,

die dazu erforderlichen Tiere zu beschaffen.

war nicht möglich

es

Ende

Ich hatte zu diesem

auf den Beistand des Präfekten des Departements gerechnet,

für

den

vom Ministerium mitgebracht hatte. Aber der Präfekt war seit meiner Abreise von Lima abberufen worden und sinn Nachfolger noch nicht angekommen. Zu meinem Bedauern kam daher die ich einen Brief

Reise

beabsichtigte

nicht

zur

Ausführung.

sondern

Nebenfluss des Huallaga,

Der Pozuzo ist nicht ein den Pachitea, einen

ergiesst sich in

Die Stromgebiete des Huallaga und

Nebenfluss des Ucayali.

werden durch die östhche Kette der Anden (Cordillera

man

die

also

überschreiten hat,

zu

Trotzdem man somit von Gebirge

zu

ersteigen

hat,

Kolonisten

die

schützen.

eine Sie

war die Brücke

so

jetzt

nur

Brücke,

erreichten

noch

zu der Kolonie zu gelangen.

Huänuco aus wieder wurde der

einem halben Tage zurückgelegt. zu

um

nicht

auf einem grossen

um

ein

Weg doch

vor

sich

dem Besuche

ihren

hohes

ziemlich

sonst in zwei

Während des Kriegs jedoch

allerdings

Ucayali

oriental) getrennt,

Zweck,

der Chilenen

aber

seitdem

wieder hergestellt worden, so dass

Umwege

und

zerstörten

man

zu der deutschen Niederlassung

gelangen konnte und fünf Tage zur Reise brauchte.

Es wurden im ganzen i6o Familien im Thale des Pozuzo angesiedelt, 80

im

Jahre

1857

unter Führung des Barons von Schütz und ebenso

viele einige Jahre sjiäter

Einwanderer kamen

durch die Herren Martin und Scotland.

teils

aus

Tirol,

teils

aus

dem

Rheinland,

Die

waren


Huanuco, das

•daher

katholischer

alle

alte

und neue.

j'j-i

und standen unter

Religion

der

geistlichen

Obhut eines würdigen Priesters, des Pfarrers Joseph Egg, der noch lebt und in grossem und verdientem Ansehen steht. Viele der Ansiedler haben nach und nach die Kolonie verlassen und sind nach anderen Orten der Republik gezogen, besonders nach Lima. Dafür haben sich Peruaner dort niedergelassen, so dass die Gesamtzahl der Einwohner Diese leben nicht in einer Ortschaft

sich auf etwa 600 Seelen beläuft. vereinigt,

des

dazu

sondern

in

gehörigen

einzelnen

Häusern und Gehöften, die inmitten

Grundbesitzes

Die

liegen.

Kolonisten

treiben

Viehzucht und Ackerbau, ziehen Mais und Kartoffeln, aber auch Zuckerrohr und Tabak. Nach den Angaben des Herrn Prellwitz, der vielfach mit seinen

Landsleuten

verkehrt,

ohne zu harte Arbeit; doch sich in

lässt

erwerben

alle ihren

sich nicht sagen,

Lebensunterhalt

dass die Kolonie

einem blühenden Zustande befinde. Dazu liegt sie zu fern und aller Verbindung mit den übrigen bewohnten Teilen

abgeschlossen von

Die Wege sind so schlecht, dass eine Ausfuhr und ein Austausch der Erzeugnisse mitdenen andererProvinzen sehr erschwert wird.

der Republik.

Der Cerro de Pasco.

Wenn es mir nun nicht gelang, Tiere zu einem Ritte nach dem Pozuzo zu bekommen, so waren wir doch so glücklich, schon am zweiten Tage die erforderliche Anzahl von Pferden und Maultieren zu mieten, um unsere Reise nach dem Cerro de Pasco fortsetzen zu können. Diese Tiere gehörten nach Chicila, der damaligen Endstation der transandinischen

Eisenbahn,

von dort gekommen und

waren vor einigen Tagen mit Waren beladen sollten

Eigentümer derselben war ein

und unstät aussehender,

eben

Italiener

jetzt

wieder zurückkehren.

Namens

immer halb betrunkener

jedoch nicht selbst begleiten

wollte,

Der

Forzati, ein etwas wild

Geselle,

der

uns

sondern uns einen seiner Leute

mitzugeben versprach. Für den 12. Juli war unsere Abreise festgesetzt und um acht Uhr kamen die Tiere, die alle gut genährt und stark aussahen. Wir Hessen satteln und blieben noch, bis wir all unser Gepäck auf dem Rücken der Packtiere festgeschnürt sahen, worauf wir uns auf den Weg machten und den Arriero hinter uns herkommen Hessen. Dies war ein Fehler, denn wenn man sich auf Reisen in der Sierra vor Verdruss und Verzögerung schützen will, muss man sein Gepäck immer vorausschicken. Wir ritten über die steinerne Brücke des Tingo und dann auf einem schönen, breiten Wege im Thale des Huallaga hinauf. Die ganze Gegend oberhalb Huanuco ist mit Zuckerpflanzungen bedeckt,


Das Hochland von

134

Mittel-Peru.

Auch unterhalb der Stadt wird viel Coca, denn da der Fluss beständig stark fällt, so wird das Klima dort heisser und man kommt Unser Reiseziel an in die Region, die als Montana bezeichnet wird. diesem ersten Tag war das nur fünt Leguas entfernte Städtchen Ambo. weiter

aufwärts

folgen

Kaffeegärten.

Kaffee gebaut, daneben aber neuerdings auch

Wir kamen

allerdings

Gelegenheit,

uns

bei

Zeiten

überzeugen,

zu

dort

dass

hatten

an,

unterwegs

aber

die Leistungsfähigkeit unserer

Tiere ziemlich weit hinter unseren Erwartungen zuriickblieb.

Indessen

waren wir auf der ganzen früheren Reise nicht verwöhnt worden, mussten uns

fügen

darein

langsam vorwärts zu

kommen und

durch fleissigen

Gebrauch der Sporen zu der Reisearbeit nach Kräften beizutragen. In Ambo stiegen wir etwas vor dem Orte auf dem Gute eines Herrn von Herrn Prellwitz empfohlen, der dessen Schwager war.

Tafur ab,

von ernstlicher Krankheit genesen, nahm

Der Mann war zwar eben

erst

uns aber freundlich auf.

Wir brachten den Rest des Nachmittags mit

Besichtigung von Kaffee- und Obstpflanzungen zu imd warteten auf die

Ankunft unseres Gepäcks, Wirt

um

die Nacht brach an und unser Arriero Ermangelung unserer Feldbetten unseren

allein

erschien nicht, so dass wir in

Lager bitten mussten, welches uns auch bereitwillig auf

ein

Bänken zurecht gemacht wurde. Am nächsten Morgen waren wir im

Begriff",

nach Huänuco zurück sahen.

Er

der Stadt

fest-

zu reiten, als wir Forzati auf der Strasse herangaloppieren erzählte,

man habe

gehalten

und

unseren Arriero schuldenhalber ihn

schliesslich

selbst

gefangen

in

gesetzt,

weil

er

dem

ihm aber doch noch gelungen, sich selbst und den Cholo zu befreien und dieser müsse noch in der Nacht in Ambo eingetrofien sein. Die Geschichte klang nicht

Richter zu grobe Vorwürfe gemacht habe.

Es

indess als wir in den Ort kamen, stellte es sich doch

wahrscheinlich,

heraus, dass unser

Gepäck

das war die Hauptsache.

brachen wieder auf

am Morgen

früh

wirklich angelangt

Ambo

den Huallaga entsteht.

eigentlich

kaum

ist

ein freundliches

weil

und

Städtchen, in einer Er-

Einmündung des Huakar

Der Huakar kommt von rechts und

lässt sich

als einen Nebenfluss des Huallaga bezeichnen, denn er

scheint von beiden der wasserreichere;

Hauptfluss,

sei,

Wir bekamen nun einen anderen Führer und

weiterung des Thaies gelegen, die durch die in

sei

sein

Thal nut

dem

doch

der Huallaga

als

der

bisherigen gleiche Richtung

hat.

gilt

Über beide Flüsse führen gut gebaute steinerne Brücken. Das Klima von Ambo ist noch angenehmer als das von Huänuco, denn es hat ohne windig zu

alle

Vorteile

dem

Cerro de Pasco halten sich hier zeitweilig

dieses

letzteren,

sein. auf,

Viele Leute aus

wenn

ihre (iesund-


Der Cerro de Pasco. heit

durch die rauhe Berghift gelitten

gut versehene

Man

hat.

trifift

in

Läden und auch zwei Gastwirtschaften,

Von Ambo an

nennen.

135

verengt sich das Thal

des

Ambo

mehrere

die sich Hotels

Huallaga,

beginnt

und wird an langen Strecken so schluchtartig, dass kein anbaufähiger Boden an den Ufern des reissenden Bergstromes mehr übrig bleibt. Der Weg führt fast immer hoch an der linken Thahvand hin, ist breit und gut gehalten, auch von Wanderern und langen Zügen von Maultieren belebt, die Gegend jedoch bietet wenig Interesse. Gegen Abend gelangten wir zu einem Gehöft, Chayamachay genannt, und blieben dort bei einem Bolivianer, der, ohne sein Haus erheblich zu steigen

Gasthof zu nennen,

einen

zu

sich

benutzen,

uns

unsere

lieber

vorgesetzt

konnten und

Feldbetten

war so

wurde, uns

ein Geschäft daraus machte,

Wir zogen aber vor,

beherbergen.

statt seine

dass wir

Matratzen zu

Die Mahlzeit, die

aufzuschlagen.

schlecht,

Reisende bei

nicht geniessen

sie

Thee machten, das grosse Labsal auf

lieber

allen

Reisen im Innern.

Am folgenden Tage ritten wir im Thale des Huallaga weiter und kamen gegen Mittag nach der Ortschaft Huariaca, wo wir uns bereits 1000 Meter über Huanuco befanden. In diesem Orte schienen viele Reisende die Nacht zu bleiben oder doch zu verkehren, denn wir sahen überall vor

den Häusern Brot zum Verkaufe angeboten,

Zuckerbranntwein und auch ausländische Getränke.

sowie Chicha,

Wir stiegen vor

der Wirtschaft eines Chinesen ab und erhielten ein gutes Beefsteak und frische

Nach

Eier.

trafen

jetzt

Höhe

des

zu

einiger

unserer

Thaies,

Ruhe

setzten

Verwunderung,

wieder

wir

trotz

mehr Feldbau

unsere Reise fort und

der

schon bedeutenden

als früher,

dabei auch ganz

schmucke Blumengärtchen, besonders schöne Kallas an geschützten Orten. Dies waren Landsitze, welche wohlhabenden Leuten vom Cerro de Posco zum zeitweiligen Aufenthalte dienten. Der Tag neigte sich zu Ende und ich hoffte bei jeder Wendung des Thaies, sie möchte uns ein Haus in Sicht bringen, wo wir ein Obdach finden könnten, denn mein Pferd gab bedenkliche Zeichen von Ermüdung, so dass ich in beständiger Sorge war, es möchte stehen bleiben und den weiteren Dienst versagen. Es war schon ganz dunkel, als wir in der Ortschaft Quinua ankamen, wo wir bei der Herrin einer grossen Hacienda Auf-

nahme ihr

fanden.

Anfangs zögerte die Frau, da, wie wir später erfuhren,

Mann abwesend

war;

sie

mochte

sich aber

doch wohl überzeugt

haben, dass wir keine Räuber seien, und wurde bald freundlicher.

Es

Wohnzimmer ein prächtiges Kohlenfeuer, um welches wir uns nach dem Essen setzten, um uns warm zu halten, denn es war brannte im


I^Ö hier

Hochland von

I^as

schon sehr

kalt.

Mittel-Peru.

Wir waren nur noch

drei

Leguas vom Cerro de

um Minen und Silbergehalt der Erze. Die Frau war auch Minenbesitzerin und interessierte sich mehr für Metalle als für ihre Schafe und Kühe. Am Morgen erhoben wir uns bei Zeiten, um unsere Feldbetten zusammenzupacken, denn wir hatten in der Sala, d. h. dem Wohn- und Gesellschaftszimmer des Hauses geschlafen. Dann traten wir vor die Thür, um den Ort in Augenschein zu nehmen, an dem wir uns befanden. Das Haus stand an der Seitenwand eines von Mauern umgebenen, geräumigen viereckigen Hofes, aus welchem ein grosses Thor in's Freie führte; rings umher felsige Berge mit Reif bedeckt, denn der Ort Quina liegt bereits auf 3680 Meter Höhe. Der Hof war voll von A'^ieh aller Art, Rinder, Maultiere, Schafe und Ziegen. Kleine Indianerjungen mit nackten Beinen ül)ten sich im Getümmel der Tiere im Werfen des Lassos, und trieben sie rudelweis daliin und dorthin, bis der Verwalter erschien und dem Spiel ein Ende machte. Dann wurde das Thor geöfthet, das eingeschlossene Vieh in Heerden geteilt und auf die Weiden getrieben. Als der Hof frei geworden war, liessen auch wir unsere Tiere bringen und zur Abreise satteln. Wir hatten zwar Pasco entfernt und die Unterhaltung drehte sich natürlich

nur

kurze

eine

möglichst

bald

Strecke daselbst

ausnutzen zu können.

welches

geworden war.

Überall,

man

Weg

Unser

nunmehr zu

aber

gestattet, hat

bis zum Cerro de Pasco, wünschten aber anzukommen, um den Rest des Tages noch

einer

wo

führte

im Thale des Huallaga

stark

steigenden,

felsigen

weiter,

Schlucht

Grundes und Amalgamationszu einem starken Bache

eine kleine Erweiterung des

es

diese zur Anlage von Erzmühlen

kreisen benutzt und so die Wasserkraft des jetzt gewordenen Flusses verwertet. Es war mir tags zuvor aufgefallen, dass das Wasser des Huallaga immer trüber wurde, je höher wir im Thale hinaufstiegen.

erklärte

Jetzt

sich

diese A^eränderung

aus dessen Ver-

wendung zum Waschen und Schlämmen der gemahlenen

Erze.

Die

ganze Schlucht von Quinua bis hinauf zur Hochebene, auf welcher der Cerro

liegt, ist

eine ununterbrochene Reihe

von Anlagen zur Verarbeitung

von Erzen,

welche, in Säcke gefüllt, alle Tage von hunderten von Elamas aus den Gruben heruntergebracht werden. Das Verfahren, durch welches das Silber aus den Erzen des Cerros

gewonnen wird,

ist

noch immer dasselbe, das man

zur Abscheidung des Metalls befolgt hat.

Techniker wissen und geben Silbers verloren geht

vermeiden

lässt;

zu,

dass dabei

seit

Jahrhunderten

Alle Bergwerksbesitzer oft

und

beinahe die Hälfte des

und auch eine Einbusse an Quecksilber sich nicht Unvollkommenheiten ist es noch nicht

allein trotz aller


Der Cerro de Pasco.

137

gelungen ein besseres ausznfinden, und die Versuche, die man zu verschiedenen Zeiten gemacht hat, sind wieder aufgegeben worden, da der

durch

sie

erreichte.

erzielte

Reingewinn noch weniger befriedigte

als

der vorher

Wir hatten auf unserem Wege nach dem Cerro hinreichende

Gelegenheit, die Einzelnheiten des Verfahrens zu beobachten, welche

man

so einfacher Natur sind, dass

blosse Beschreibung leicht versteht.

sie

auch ohne Anschauung durch

Die Erze, die verarbeitet werden,

sind meist arm und bestehen aus einem stark eisenhaltigen, bröckeligen

Erzmühle.

und erdigen Gestein, welchem

kleine Silberteilchen

Die Stücke werden zunächst mit dem

Hammer

beigemengt

zerkleinert

sind.

und dann

Die Mühlsteine sind von bedeutender Grösse, im Durchmesser und einen Fuss dick, stehen aufrecht auf ihrer Kante und haben in der Mitte eine horizontale Axe, welche an einem senkrechten Balken befestigt ist. Dieser endigt unten in einer durch Steine zermalmt.

6

— IG Fuss

und wird durch ein wagerecht liegendes Rad in drehende Bewegung gesetzt. Der Rand des Steins rollt um die Walze in einer kreis-

W^alze

förmigen Furche,

in

welcher sich das Erz befindet, dessen feinste

malmte Teile durch beständig

zugeleitetes

zer-

Wasser fortgeschwemmt und


Das Hochland von

138 in

Mittel Peru.

Damit

die Amalgamationskreise geleitet werden.

schliesst der erste

Akt der Bearbeitung. Die kreisförmigen Becken, befindet,

haben

bis zu acht

in

denen

gemahlene Erz

sich jetzt das

Meter im Durchmesser, sind mit

1,25

Meter

hohen gemauerten Wänden eingefasst und mit verkitteten Steinstücken gepflastert.

In

der Mitte des Kreises

eine zwei Fuss

ist

hohe, vier-

Der Schlamm des Erzes, der den Boden einen Fuss hoch bedeckt, wird darauf mit Kupfervitriol und Kochsalz vermischt, und zwar geschieht diese Mischung mit Hilfe von Pferden. Je nach der Grösse des Beckens werden 6 — 12 Pferde beständig im eckige kleine Plattform angebracht.

Ein Indianer, der in der

Kreise herumgetrieben, meistens im Trab.

Mitte des Kreises auf der Stufe steht, treibt sie mit einer langen Peitsche

an und gönnt ihnen nur von Zeit zu Zeit eine kleine Erholung. Ist die Masse auf diese Weise einen Tag lang gestampft worden, so hat sich das Erz hinreichend mit

dem

schwefelsauren Kupfer

und dem Salze

Tage ruhen. Hierauf wird sie mit Quecksilber versetzt, und zwar wird die Menge desselben je nach dem Darauf beginnt das Stampfen von Silbergehalt des Erzes bemessen. neuem und wird alle acht Tage einen Tag lang wiederholt. Nach vierzig gemischt, und

man

lässt sie einige

Tagen wird der Prozess als beendet betrachtet, d. h. alles Silber, das überhaupt in der Masse amalgamierbar ist, hat sich alsdann mit dem Quecksilber verbunden. Die Amalgamation ist für die Tiere eine schwere Arbeit, denn sie müssen beständig in einem zähen Schlamm laufen, der

Man

ihnen bis weit über die Fesseln reicht. kleine, langhaarige

Rasse von Pferden,

verwendet dazu eine eigene

die

in

der Gegend von

Kusko

und nach Die Hufe werden acht Tagen lässt man sie einen Monat ausruhen. durch das Treten des Schlammes nicht angegriffen, sondern sollen noch

gezüchtet werden.

fester

Die Pferde arbeiten täglich

Stunden

werden.

Mit der Amalgamation beendigt,

des

6

und

ist

die Arbeit der

Maschinen und

Tiere

die der Menschen, nämlich die Sonderung

es beginnt jetzt

Amalgams von den erdigen Massen.

an

Jeder Cirkus hat

einer

Seite eine enge Öffnung, vor welcher eine kleine ausgemauerte Grube angebracht ist. Diese Grube, tinaja genannt, steht wiederum in Verbindung mit einer gleichfalls ausgemauerten Rinne oder Gosse, welche

an einer Reihe von Kreisen hinläuft, deren jeder etwas der vorhergehende.

man

eine gewisse

laufen,

worauf

aufgekrempelt

Soll das

Amalgam ausgewaschen

Menge des

Breis

ein Indianer, der seine

hat,

sie

aus

werden, so

einem Circus

Hosen

tiefer liegt als

in

die

bis zur Mitte der

mit seinen nackten Füssen knetet,

lässt

Grube

Schenkel

wobei die


Der Cerro de Pasco.

erdige I>ösung

Amalgam im

durch

Rinne

die

139 während

abfliesst,

unteren Teile der Grube ansammelt.

diese Arbeit zu verrichten haben,

sich

das schwere

Die Arbeiter, welche

müssen den ganzen Tag

kalten Wasser stehen, aber die Indianer sind so abgehärtet

Kälte so unempfindlich, dass

immer

kleine

sie nicht

Mengen Amalgams oder

man

werden, so kleidet

die kleinen glänzenden

die

in

dem

eis-

und gegen

darunter zu leiden scheinen.

Da

reines Quecksilber mit fortgespült

Rinnen mit Schaffellen

Kügelchen hängen bleiben.

aus, in deren

Wolle

Trotz dieser Vorsicht

Amalgamationskreise.

jedoch

lässt sich,

silber nicht

wie bereits bemerkt wurde, der Verlust von Queck-

ganz vermeiden.

Das Amalgam wird sodann

in

Säcken aus-

gepresst und das Quecksilber durch Destillation abgeschieden.

Das

letzte,

höchstgelegene Amalgamierwerk des Thals gehört einem

Herrn Augustin Tello, der aber sein

einem der reichsten Minenbesitzer des Cerro,

Vermögen

nicht

der Bearbeitung von Silberbergwerken

verdankt, sondern einer Steinsalzgrube, aus welcher er sämtliche in der

Nähe der

Stadt gelegenen

Salz versorgt.

Wir

trafen

hatte die Freundlichkeit,

Werke mit dem

zur

Amalgamierung nötigen und er

diesen Herrn auf seinem Besitztum

uns selbst

herumzuführen.

Um

die

alther-


Das Hochland von

I40

Mittel-Peru.

gebrachten, plumpen Erzmühlen durch bessere Einrichtungen zu ersetzen, hatte dieser lassen.

Mann

denn

geschlagen;

kommen

Aufwendung bedeutender Summen und grosser

Mühe und

sönhcher

Stampfwerk aus Kalifornien

sich ein eisernes

Allein trotz

per-

Arbeit erwies sich die Anlage als vollständig fehleisernen Stösseln gestampften Erze

die mit

sich nicht amalgamieren.

Nachdem

ausgegeben hatte, sah

sich

er

er

mehr

als

Hessen

80 000 Sols vergeblich

genötigt zu der alten Bearbeitungsweise

zurückzukehren.

Bald nachdem man bei den Werken von Tello vorbeigeritten wird das Thal weiter und öffnet sich zu einer flachen steigt

Mulde.

ist,

Man

dann noch eine Viertelstunde, worauf man auf der Hochebene

oder Puna anlangt und alsbald die Häusermasse der Stadt Cerro de

Pasco vor sich

sieht.

Woher der Name derselben stammt,

ist

nicht

Etwa zwei Leguas von der Stadt liegt eine kleine Ortschaft Namens Pasco, welche ohne Zweifel zu der Benennung Veranlassung gegeben hat, aber Cerro bedeutet im Spanischen einen Berg, und einen recht klar.

solchen sucht

man

vergebens.

Man

befindet sich auf einer Hochebene,

welche von hügeligen Anschwellungen des Bodens umgeben, sich nach

Süden

zu ganz allmählich zu

Höhere Berge erheben

sich

läufer der Küstenkordillere.

diese sie in

Cerro

dem erst

See von Chinchay-cocha hinabsenkt. in

einiger Entfernung

und sind Aus-

Trotz ihres öden und kahlen Anblicks

ist

Gegend, auch abgesehen von dem mineralischen Reichtum, den sich birgt, eine interessante. Die hohe Tafel, auf welcher der liegt,

nördlichen

bildet die Wasserscheide zweier grosser Flussgebiete.

Abhang

Am

entspringt der Huallaga, in dessen Thale wir herauf-

gestiegen waren, während das Wasser der (Quellen, an denen wir jetzt

dem See Chinchay-cocha zuläuft, dessen Ausfluss sich dem Apurimak und durch diesen mit dem Ucayali vereinigt. verhältnismässig von geringer Höhe ist die Hochebene des

vorbeikamen, später mit

Obgleich

Cerro einer der Hauptknotenpunkte Ketten, die sich

vom Passe

der

des Andesgebirges.

Die beiden

Raya (zwischen dem Titicaca-See und wieder zusammen, nachdem die eine

Kusko) abzweigen konniien hier der Küste näher geblieben, die andere anfangs weit nach Osten abgewichen war imd dann sich allmählich der ersteren wieder genähert hatte. Nördlich vom Cerro teilt sich die Masse des Gebirges von Neuem in

verschiedene Züge, welche wir hier zur Übersicht des zurückgelegten

Weges nochmals

aufführen.

Unmittelbar an der Küste erhebt sich die

sogenannte schwarze, schneefreie Kette; von dieser durch das Santathal getrennt,

die

weisse Hauptkette

(Cordillera

wir von Ticapamj)a aus überschritten hatten;

nevada de Huaräs), die zwischen

dem Maranon


Der Cerro de Pasco.

und dem Huallaga

zieht

sich

141

Gebirgszug

ein

hin,

Cordillera

central

genannt, der zwar keine Schneegipfel aufzuweisen hat, aber doch an

manchen

ebenso hoch

Stellen

überschritten

ist als die Küstenkette. Diese Höhen dem Wege vom Marafion nach Huänuco. Den

auf

wir

Huallaga endlich trennt von den Ebenen des Ucayali die vierte oder zweite

Hauptkette,

deutsche Kolonie

Die Stadt,

Cordillera

die

am Pozuzo welche

in

an

oriental,

deren

Ostabhang

die

liegt.

wir jetzt

hineinritten,

ist

nicht wie in der

Regel die von den Spaniern gegründeten Kolonieen nach

einem

be-

stimmten Plane angelegt, indem gerade Strassen von einem viereckigen Platze ausgehen

sondern

sie ist

und

sich in gleichen Abschnitten rechtwinklig schneiden,

Der ganze

so unregelmässig gebaut, als nur möglich.

Grund und Boden, auf welchem

sie

liegt,

Die ersten

silberhaltig.

ist

Hütten entstanden zwischen den Gruben, und aus den Hütten wurden

Häuser, die sich nach und nach zu Strassen zusanimenreihten.

Menge von Schachten und Stollen öffnen und Höfen, und mehrere grosse Tagbaue Wir

uns zunächst durch die

liessen

Strassen den

am

Platze

Weg

liegen

winkligen,

mitten schlecht

in

in

Eine

Häusern

der Stadt.

gepflasterten

zu einem Gasthause zeigen, das uns als das beste

worden war und den anspruchsvollen Namen Man sollte erwarten, dass an einem Orte, Geld verdient worden ist, und noch verdient wird, wo viele führte.

wo so viel Fremde verkehren, dem Reisenden,

w^enn nicht Eleganz, doch eine ge-

wisse Bequemlichkeit geboten werden würde.

Anblick des Gastzimmers

liess

That ein schrecklicher

Ort.

mi Hause,

Man

Das Hotel

del Universo

war

in

der

Universal war in demselben nur der Schmutz,

der überall auf Treppen, in lagerte.

Allein schon der blosse

von den übrigen Räumlichkeiten des

Hauses das Schlimmste erwarten.

beste

jetzt

empfohlen

Hotel del Univers o

Krusten

noch

sich

Gängen und in den Zimmern in dicken Zimmer Nr. i an, vermutlich das Thür war nicht verschliessbar, mehrere

wies mir das

allein

die

Fensterscheiben fehlten, und es

liess sich

nicht erkennen, ob der Fuss-

boden aus Wachstuch, Backsteinen oder Brettern bestand. Während ich meine Kleider wechselte, und mit mir selbst bereits einig geworden war, wo möglich schon am nächsten Tage dieses unsaubere Haus und die Stadt zu verlassen, wurde ich in unerwarteter Ein Landsmann und Weise aus meiner widrigen Spelunke erlöst. wohlhabender Minenbesitzer, Herr

S.,

der von unserer Ankunft gehört

kam mich aufzusuchen, und lud mich aufs freundlichste ein, in seinem Hause Wohnung zu nehmen. Nachdem ich so den Cerro de

hatte,

Pasco von seiner üblen Seite gesehen

hatte,

lernte

ich ihn

nun auch


Das Hochland von

142

denn das Haus, wohin man mich

von einer besseren kennen, war wohl gebaut und Teppichen,

mit

wie eine elegante

eingerichtet,

Möbeln,

feinen

Mittel-Peru.

Wohnung

und

Kandelabern

Spiegeln,

führte,

in

Lima, Silber-

geschirren, auf welchen uns wohlbereitete Mahlzeiten in Begleitung

von

guten Weinen aufgetragen wurden.

Nachdem

wir uns etwas ausgeruht hatten,

unseres Wirts einen

Gang durch

die Stadt.

machten wir

In

dem

in

Begleitung

mittleren Teil der-

manche ziemlich gut gebaut; Waren aller Art reichlich versehen sind. In den äusseren Gegenden werden die Häuser immer kleiner und hüttenartig. Hier wohnen die indianischen Bergleute, meist viele Menschen in engen Räumen zusammengedrängt. Wir waren etwa eine Viertelstunde umhergewandert, als wir zum Rande des Tajo de Santa Rosa gelangten, des grössten in der Stadt gelegenen Tagbaus. Nichts selben sind die Häuser zweistöckig und

man

ist

sieht viele Kaufläden,

besser geeignet,

die mit

dem Besucher

einen Begriff von

Erzreichtum des Cerro zu geben,

Der Tajo

Grube.

den

Cruz, sein

Kreuzberg, ist

Boden erstrecken Der Bau ist an dieser

Risse im

Hügels.

dem

nach

dem

erstaunlichen

dieser ungeheuren

(Einschnitt) grenzt unmittelbar an

sogenannten

Der Fuss desselben

soll.

tiefe

der Anblick

als

den Cerro de

die

Stadt

la

benannt

an einer Seite bereits abgetragen und sich

beinahe

Seite

25

bis

an die Spitze des

30 Meter

die

tief,

Länge

schätze ich auf ungefähr 200 Meter, die Breite auf 100; die Entfernungen

Hessen sich wegen Unebenheit des Bodens durch aufgeschüttete Massen

von Erzen

und Gestein nicht durch Abschreiten messen

,

denn das

wertlose Gestein wird nicht herausgeschafft, sondern nach Bedürfnis nur

An einigen Stellen wurden die erzMassen nur durch Dynamit abgesprengt, an andern dringen tiefer ein. Das Erdreich, das man im Tagbau vor sich sieht,

von einem Ort zu einem andern. haltigen Stollen

besteht aus einer bald festen,

bald bröckligen, gelbbraunen Masse,

welcher keine Schichtung bemerkbar unter der Stadt in ihrer ganzen haltig,

freilich

Ausdehnung und

an vielen Stellen

in

so

in

Diese Masse findet sich überall

ist.

ist

allenthalben silber-

geringem Grade, dass

sie

die

Amalgamation nicht lohnt. Auch die Erze, die verarbeitet werden, haben gewöhnlich nicht mehr als 8— 10 Mark Silber auf den Cajon Erz. Unter Cajon versteht man ein Gewicht von 10 Centnern zu 100 Pfund oder 12 000 Mark; also ein Erz von 12 Mark im Cajon will so viel sagen

als

einen Silbergehalt von '/loP^t.

eines Erzes

— la ley — auszudrücken,

Die Gebirgsarten,

die

man

in

ist in

Diese Weise den Silbergehalt

Peru überall die gebräuchliche.

der Nachbarschaft

des Cerro be-

obachtet, sind ein schwärzlicher Thonschiefer und daneben Granit

und



A'.


Der Cerro de Pasco.

Erzmasse

Die

Porphyr.

diesem Gestein nicht

in

ist

143

Form von

in

Adern und Gängen, sondern wie ein vmgeheures Nest eir -.ebettet, eine Masse von solcher Mächtigkeit und Ausdehnung, dass sie in Jahrhunderten nicht erschöpft werden kann. Die peruanischen Bergleute nennen diese Art Erze, die aus einer bröckligen, erdigen Substanz beDie gelbliche Färbung derselben rührt von Eisenoxyd stehen, Pacos. her und das in derselben vorkommende Silber ist entweder gediegen, in fein verteilten Körnchen und Fasern, oder zersetztes Schwefelsilber. Die oberflächlichen Lagen des Erzes sind gewöhnlich arm, weiter in der Tiefe jedoch nehmen sie an Silbergehalt zu, nur kann man ihnen dort nicht beikommen, da sie unter Wasser liegen. Eine genügende Entwässerung der Gruben ist das Problem, an dessen Lösung die Bergwerksbesitzer im Cerro schon

Durch

haben.

Gruben nur werden, und

die jetzt

bis

zum

Tunnel

ein tieferer

Die Pumpwerke, die

legen.

langen Jahren vergeblich gearbeitet

seit

vorhandenen Entwässerungsstollen können die Spiegel des Sees Kilhuacocha trockengelegt Richtung nicht an-

lässt sich in dieser

man

mit grossem Geldaufwand auf Kosten

der gesamten Innung hergestellt hat, erfüllen ihren Zweck nicht, denn die Wassermasse, die sich in einer gewissen Tiefe unter der Oberfläche

und

findet, ist so beträchtlich sie

nicht

Gruben

bewältigt

in so grosser

werden kann.

in grösserer Tiefe

Soll

Ausdehnung daher

die

verbreitet, dass

Bearbeitung

der

ermöglicht werden, so muss ein Tunnel nach

andern Seite hin bis zu einem tiefergelegenen Thale gegraben

einer

dem Eisenbahnunter-

werden, und dies war das Unternehmen, das von

nehmer Henry Meiggs noch kurz vor seinem Tode angefangen wurde, dann aber liegen blieb und bis jetzt noch nicht vollendet worden ist. Ausser dem Tajo de Santa Rosa werden im Cerro de Pasco noch fünf andere Tagbaue bearbeitet, doch hat keiner eine gleiche Ausdehnung. Das ganze Gebiet, auf welchem die Stadt liegt, ist vermessen und vergeben und wird in 12 Distrikte geteilt, welche um den Cerro de

la

Cruz

als

Mittelpunkt

hegen.

Man

im

zählt

ganzen

über

1000 Gruben, aber nur etwa 500 entrichten ihre Abgabe an den Staat,

welche

für jede

Erze geschieht

in

Grube

15 Sol jährlich beträgt.

der Weise,

I3ie

die wir bereits auf

Verarbeitung der

unserem Wege durch

das Thal des Huallaga zu beobachten Gelegenheit hatten. Wasserkraft, die in derselben Weise verwendet wird,

des

Sees

Kilhuacocha.

In

diesen

südöstlich

vom

kleinen See ergiesst sich das Wasser des Stollens;

einen starken Bach, der in

seinem Laufe

dem

liefert

Eine andre der Ausfluss

Cerro

gelegenen

sein Ausfluss bildet

grossen See Chinchaycocha zuströmt und

eine Reihe von

Erzmühlen

treibt.

Die Erze werden


Das Hochland von

144

zum

Teil durch

Mittel-Peru.

Llamas aus den Gruben zu den Mühlen gebracht, zum

welche vom südlichen Ende der Stadt ausgeht. Am Tage nach unserer Ankunft auf dem Cerro besahen wir morgens Teil auf eina- engspurigen Eisenhahn befördert,

Die Maschinerie derselben ist von vorzüglicher Arbeit und die Aufstellung war sehr kostspielig und mühsam; denn alle Stücke,

die Pumjiwerke.

aus denen die einzelnen Teile bestehen, durften nur das Gewicht halben, das ein starkes Maultier zu tragen imstande der einzelnen Bruchstücke

ist.

Die Zusammensetzung

einem grossen Ganzen war daher eine

zu

Wie aber bereits bemerkt wurde, erwies Aufwand von Mühe und Geld als vergeblich, denn die Maschine ist nicht imstande die Gruben zu entwässern und steht daher schwierige und lange Arbeit.

sich

aller

schon

seit

Am

Jahren

still.

Nachmittag besuchten wir die Amalgamationswerke Esperanza,

das bedeutendste industrielle Unternehmen des Cerro.

Sie liegen einen

halben Kilometer von den letzten Häusern der Stadt an den Ufern eines

Das dort

kleinen Sees.

nur

übrigen

insofern,

befolgte Verfahren unterscheidet hier

als

die

Bewegung der

sich

Steine

von den

durch eine

Dam])fmaschine bewirkt wird, da keine Wasserkraft zur Verfügung

steht.

In der Mühle arbeiten acht Steine von zehn Fuss Durchmesser.

Nach

sechsmonatlichem Gebrauch sind welche

ersetzt werden, gestellt

sie

abgenutzt und müssen durch neue

in Steinbrüchen,

Der verwendete Stein

werden.

drei

ist

Leguas vom Cerro,

ein fester Kalk,

her-

der dort in

anderthalb Fuss dicken Lagen vorkommt, aus welchen die Räder heraus-

gesprengt werden, indem abgrenzt.

Der

Preis

man

ihren

Umfang durch eingebohrte Löcher

eines Steines im Bruch

ist

gewöhnlich 250 Sols,

und zur Herbeischaffung sind 40 Ochsen erforderlich, welche die Steine Das gemahlene Erz wird in 65 Kreisen in einem Tage herbeischleifen. und die Zahl der dazu verwendeten Pferde beträgt aus welchen die zur Speisung der Dampfmaschine verwendeten Kohlen gewonnen werden, liegen eine Legua veramalgamariert,

über 1000.

vom

weit

Die Gruben,

Cerro entfernt.

im Cerro de Pasco war zur Zeit meines Besuchs keine günstige, vorzüglich wegen des damals gegen früher schon Die Lage des Bergbaus

stark

gewichenen Preis des

Preisfall natürlich eine

Silbers,

und wird heute nach dem grossen sein. Die Hoffnung aller Berg-

noch gedrücktere

war die Ausführung des grossen Tunnels, welcher die Ausbeutung der tiefer liegenden, reicheren Erze ermöglichen soll. werksbesitzer

Die Stadt

liegt

Paris 4300 bis 4330

auf 10° 55' südlicher Breite und 78° westlich von

Meter über dem Meere.

Sie

war keine von

Staats-


Der Cerro de Pasco.

j^e

wegen angelegte Kolonie, sondern verdankte ihre Entstehung lediglich der Auffindung ihrer Erzlager. Die Entdeckung derselben war, wie bei so manchen anderen reichen Bergwerken, ein Werk des Zufalls. Ein indianischer Hirt, .

Puna

sein

Namens Huauri Capcha,

Vieh weidete,

sah,

der im Jahre 1630 auf der

dass einer der Steine, die er als Unter-

lage seines Kartoffelkessels in sein Feuer geschoben hatte, in der Glut

zu einer weissen, glänzenden Masse schmolz.

Diese envies sich bei der

und das Gerücht von der Entdeckung verbreitete sich so rasch, dass binnen kurzem Unternehmungslustige von allen Seiten herbeikamen, welche den Boden umher untersuchten und Gruben anlegten. Es entstand so eine Ortschaft, die schnell wuchs und zu einer Zeit über 20 000 Einwohner gehabt haben soll. Doch scheint diese Angabe zu hoch, und beruht wahrscheinlich auf einer ungefähren und übertriebenen Schätzung, denn nach dem Census vom Jahre 1876 betrug die Zahl der Einwohner nur 6400, Seit diesem letzten Census hat sich die Zahl einigermassen vermehrt und ist auch jetzt nach dem Kriege noch höher als vor zehn Jahren. Die Ortschaft, welche um die Gruben entstand, gehörte in der spanischen Zeit zur Intendanz Tarma und nach der Lostrennung Perus vom Mutterlande zur Präfektur Huänuco. Zum Andenken an den Sieg den das Patriotenheer unter Bolivar am 6. August 1824 am Ufer des Untersuchung

als sehr silberhaltig,

Sees Chinchaycocha unweit des Ortes Junin erfocht, erhielt im folgenden Jahre dieser Distrikt den

Namen: Departement von

Junin. Die HauptHuänuco, später aber wurde der Sitz der Behörden nach dem Cerro de Pasco verlegt. Im Jahre 1870 wurde das Departement Junin geteilt und aus der Provinz Huänuco ein stadt desselben blieb anfangs

eigenes Departement geschaffen. Zum Regierungssitz des Departements von Junin wurde darauf wieder Tarma bestimmt, wie zu Zeiten der Kolonialherrschaft. Der Grund dieser Verlegung war teils der Umstand, dass der Cerro, der sich früher ungefähr in der Mitte des Departements befunden hatte, nach der Abtrennung der Provinz Huänuco ganz nahe

an

die

Grenze desselben gerückt worden war, sodann

bei weitem mildere Klima von Tarma diesen Ort

erscheinen.

liess

auch das

als den geeigneteren

In der That macht das rauhe und kalte Klima des Cerro

de Pasco diesen Ort zum unangenehmsten Wohnplatz der peruanischen Republik und nur die Aussicht auf sehr hohen Arbeitslohn oder grossen

Handelsgewinn kann Fremde bewegen, längere weilen.

Zeit

daselbst zu ver-

Die oflene und ungeschützte Lage der Stadt macht die Kälte

noch fühlbarer und Menschen sowie Tiere anderen höheren, aber weniger Middendorf, Peru

III.

frei

leiden

gelegenen Orten.

hier

mehr

als

an

Leute, die bereits lO


Das Hochland von

146 an den Aufenthalt

in

Mittel-Peru.

hohen Regionen gewöhnt

werden

sind,

hier

von

neuem von der Höhenkrankheit befallen. Ich selbst litt in der ersten Nacht wieder an Beklemmung, Kopfschmerz inid Fieber. Auch wenn man nicht eigentlich krank ist, kann man sich doch nie ganz wohl und Während der Mittagsstunden wird die Wärme der Sonne leicht fühlen. lästig,

tritt

man

aber in den Schatten, so

friert

sich

unter der Last der Decken beklommen,

von

sich gestossen,

heranzuziehen.

um

man man sie

fühlt

hat

sie

wieder Trotz

ist

atmen, so zwingt die Kälte,

das Wetter im Winter immer noch weniger

Es wird dann allerdings etwas wärmer,

im Sommer.

als

Nachts

kaum

Die Betttücher sind von Flanell oder Barchent.

freier zvi

der niedrigen Temperatur unleidlich

man.

allein

Tage Schnee- und Hagelstürme, während im Winter das Wetter trocken und der Himmel unbewölkt ist, wie dafür aber giebt es fast alle

überall

haben,

im Hochlande. Leute, die im Cerro ihren dauernden Wohnsitz finden dagegen manches am Klima zu loben: es sei gesund,

erfrischend, stärkend, ja

dies mehr,

um

Doch

angenehm.

sich selbst über ihren

als weil sie aufrichtig so dachten.

schien es mir, als sagten sie

gezwungenen Aufenthalt zu

trösten,

Die Einzigen, die sich wirklich wohl

zu fühlen scheinen, sind die Indianer, denn diese kennen kein anderes

Wetter und zu die

gegen Kälte und Wind unempfindlich.

sind

Vögel,

auf

die

Häusern hat

man

dem

eisigen

Kamine vermögen

Wasser uniherschwimmen.

Kamine, keine Öfen, denn man

überall

erzeugen eine beklemmende Hitze. die

Sie

gehören

des Bodens wie das Punagras, die Llamas und

den Erzeugnissen

ein

Das mag

grösseres

sich

so

In

den

sagt, diese

verhalten, allein

Zimmer nur unvollkommen zu

denn die heisse Luft entweicht durch den Schornstein und die Räume bleiben kühl. Erst nachdem stundenlang grosse Haufen Kühlen verbrannt sind, verbreitet sich eine gleichmässigere Wärme. Wir blieben einen Tag länger im Cerro, als ursprünglich unsere Absicht gewesen war, um unsere Tiere noch etwas mehr ausruhen zu durchwärmen,

denn schon auf dem Wege von Huänuco hatte ich am letzten Tage mehrmals gefürchtet, mein Pferd werde stehen bleiben. Wenn ein Maultier, das im übrigen gesund und stark ist, unterwegs müde wird, lassen,

so erholt es sich in der Regel in

dagegen geht weiter

bis

zur

einigen Stunden wieder.

äussersten Erschöpfung,

Ein Pferd

wenn

es

aber

mehr weiter kann, so darf man nicht hoffen, es wieder in Gang zu bringen. Wir hatten leider Gelegenheit, diese allen Arrieros bekannte Thatsache im ferneren Verlauf unserer Reise bestätigt zu

endlich nicht

finden.

Am

Tagereise

von

18.

12

Juli

gedachten

wir

früh

Leguas vor uns hatten,

aufzubrechen, allein

da wir eine

unser Arriero und




Der Cerro de Pasco.

147

Stelle, und als er endlich erschien, bemerkte man und Gang noch deutliche Spuren seiner Ausder vergangenen Nacht. Es wurde daher beinahe neun

Führer war nicht zur in

seinem

Gesicht

schweifongen in

Uhr, ehe wir die Stadt verliessen, begleitet von Herrn

S.,

der uns eine

Der Weg, hier eine breite, gut geebnete Strasse, teilt sich auf den niedrigen Höhen, welche die Stadt kreisförmig umgeben, der linke führt nach Tarma, der rechte nach Lima. Wir folgten dem letzteren, der sich langsam nach der grossen Ebene hinabsenkt, welche sich viele Meilen von Norden nach Süden zwischen den beiden Ketten der Andes erstreckt. Die Spitzen der Berge, auch die mit Schnee bedeckten, erscheinen hier von verhältnismässig geringer Höhe, denn der Standpunkt, von wo aus man sie betrachtet, liegt mehr Die Ebene heisst Pampa de Bonbon als 4000 Meter über dem Meere. (Pumpu) und den mittleren tiefsten Teil derselben füllt der See Chinchaycocha aus, in einer Länge von 9 Leguas bei 2 Leguas Breite. Man sah schon von weitem den blauen Spiegel des Wassers schimmern.

Legua weit das

Nachdem

Geleit gab.

wir

Stunden

drei

waren,

geritten

gelangten

zum

wir

Der Wasser

Ausfluss des Sees (4160), den wir auf einer Brücke überschritten. Ausfluss

ist

eng und

ruhig

fliesst

hat nur wenig Gefäll,

tief,

und geräuschlos.

Namen

Deshalb

und

und

sein klares

wird dieser Fluss, der etwas

führt, von den Anwohnern des Sees Upa-mayo, der stumme Fluss genannt. Der Upamayo tritt am nördlichen Ende der Laguna de Chinchay-cocha aus, wendet sich aber alsbald nach Süden und fliesst in dieser Richtung parallel mit dem See, aber von diesem durch einen Höhenzug getrennt.

weiter unten die

Wir

am

Mantaro

später

kurze Strecke

ritten zuerst eine

einige Stunden lang

Pari

am

Ufer des Flusses hin und dann

Die Ufer desselben sind morastig, das Wasser

See.

anfangs sehr seicht und bis weit hinein mit Schilfdickichten bedeckt,

welche tausenden von Wasservögeln

zum

Aufenthalte dienen.

Man

sieht

Enten und Möven, dazwischen Puna-

Schwärme von Wasserhühnern, Gruppen von weissen Reihern und anderen langbeinigen

See-

gänse,

bewohnern.

Die vierbeinigen Geschöpfe sind nur durch eine Froschart

von erstaunlicher Grösse

vertreten,

wohnenden Eingeborenen gelangten

wir

nach

gelegene Hacienda.

und

ein

als ein

Inkapilca

deren Fleisch bei den

Leckerbissen

an

einer

in dieser

noch eine Legua weiter üferbergen.

am

am

Weg

ist

See

tiefer

kleinen Landungsbrücke bereit,

See hin und erhebt sich

Dieser

den See

Gegend etwas

Reisende auf das gegenüberliegende Ufer zu setzen. rechtseitigen

um

Nach zwei Leguas

(Inka-Mauer), eine unmittelbar

Das Wasser scheint

Fährboot lag

gilt.

um

Der Weg führt sodann an den

eine kunstgerecht angelegte


Das Hochland von

I4S

welche D. Augustin Tello hat erbauen lassen,

Fahrstrasse,

schossierte

zum Transport

Mittel-Peru.

Salzes aus seinem Bergwerk

des

dem

San Blas nach

Cerro de Pasco. Die Sonne war eben untergegangen, als wir auf dem Kamme der Höhe ankamen. Der See bot einen wunderbaren Anblick in der

niedersinkenden Dämmerung: der Spiegel des Wassers erschien tiefblau die umliegenden

und

violett.

wir jetzt

Da

wir

dort

vom

noch zwei Stunden

Bergwerk San Blas

und

Bergwände schimmerten spät

zu

Art

eine

erreichten.

Gasthaus,

wo

in

einem duftigen Purpur-

Cerro aufgebrochen waren, so mussten in

Dunkelheit reiten, ehe wir

der

Der Verwalter des Senor

'I'ello

das-

hielt

wir ein gemiitliches Feuer, guten Kaffee

reinliche Betten fanden.

San Blas hegt so hoch wie die niedrigsten Gegenden des CerrO' de Pasco (4300) und als wir am Morgen aus dem Hause traten, sahen wir uns von einer Winterlandschaft umgeben, dicker Reif bedeckte die ganze Gegend und lange Eiszapfen hingen Haus,

wo

wir geschlafen hatten, dient

dem

am Rande

der Dächer.

Das

Verwalter und den Beamten

des Salzbergwerks zur Wohnung, und ein paar hundert Schritte davon ist

der Eingang der Grube.

Centner Salz, Salz, das

ein

Zeichen,

Auf dem Lager befanden

sich nur wenige

dass der Artikel sehr begehrt

im Cerro zur Amalgamation verwendet wird,

ist.

Alles

kommt von San

Der Besitzer braucht sich um den Absatz seiner Ausbeute nicht kümmern, die Leute kommen, um ihren Bedarf abzuholen und müssen zuweilen warten. Der Preis ist vier Real (1,20 Mark) für die Arroba von 25 Pfund und wird baar bezahlt. Ehe das Steinsalz in San Blas entdeckt worden war, musste das im Cerro verbrauchte Salz aus den Salinen von Huacho von der Küste heraufgebracht werden. Wir hatten abends zuvor in der Dunkelheit die Höhen überschritten, die den See Chinchaycocka von seinem Ausfluss Upamayo, jetzt Pari genannt, trennen. Das Thal, dem wir jetzt folgten, führte uns also wieder nach dem Flusse hin. Nach einem angenehmen Ritte auf gutem Wege, immer leicht bergab, gelangten wir früh am A'ormittag zum Ufer des Flusses. Der Pari hat hier bereits eine Strecke von acht bis zwölf Lcguas durchlaufen und ist durch Aufnahme mehrerer Nebenflüsse Blas.

zu

erheblich

wasserreicher

Jahreszeit

nocli

Reisende, die

die Furt.

andere

geworden,

lässt

sicli

aber

in

der

trockenen

manchen Stellen durchreiten. Der Ort, welchen vom Cerro kommen, gewöhnlich wählen, heisst der Vado Unser Gepäck und wir selbst gelangten ohne Unfall an's an

ITfer; das Wasser reichte den Tieren an den tiefsten Stellen bis an die Brust und der Strom war nicht reissend. Wir blieben darauf noch eine Legua Weges an seinem Ufer und wendeten uns dann rechts


Der Cerro de Pasco.

gegen

die

Der Weg hob

Küstencordillera.

stundenlang

ritten

einem

auf

149 sich

öden,

breiten,

ganz allmählich, wir

mit

spärlichem

Grase

bewachsenem Bergrücken. Ein schneidender Wind wehte von den nahen Schneebergen, doch glücklicherweise von seitwärts, so dass man sich durch Herabschlagen der Hutkrempe Kopf und Gesicht einigerGegen Abend stiegen wir wieder in massen zu schützen vermochte. ein flaches Thal, öde und trostlos wie die Bergfläche, die wir verlassen hatten,

aber

geschützt

vor

dem Winde.

Dort hielten wir

in

einer

Estancia oder Viehzüchterei, deren Eigentümerin in ein paar elenden

Hütten Reisende beherbergt und blieben über Nacht.

Der Ort

heisst

von heissen Salzquellen, die dort hervorbrechen, aber von niemandem zum baden gebraucht werden. Das Wasser tritt an Bafios

Bäder

mehreren Orten

in

verschiedener Stärke

zu

Tage,

die

ausgiebigste

einem kleinen viereckigen Becken, ganz nahe an den Hütten, wo das Wasser siedend heiss und wallend aus der Erde

Quelle findet sich

in

Der Boden in der Umgebung der Quellen ist mit Salzkrusten Nach Beendigung einer frugalen Mahlzeit, die wir stehend verzehrten, da es keine Möbel gab, auf die man sich setzen konnte,

kommt.

bedeckt.

Hessen wir uns unser Schlafgemach zeigen. kleinen Behälter, dessen

Wände

teils

Man

führte uns zu

aus Kistenbrettern,

teils

einem

aus Sack-

leinwand bestanden, aber doch ziemlich luftdicht waren. Auch die Betten schienen leidlich und wir legten uns in Ermangelung einer

anderen Ruhestätte sogleich nieder.

Wenn der Morgen nicht so frostig gewesen wäre, würden wir ohne Zweifel die Schönheit der bereiften Landschaft im schwachen Schimmer des Mondlichts besser gewürdigt haben, so aber beeilten wir uns nur die Leute zu wecken und indianischer Junge wurde

unsere Abreise zu

ausgeschickt,

um

betreiben.

Ein

die Tiere von der W^eide

Das Pferd unseres Arrieros war über und über mit Schlamm zitterte am ganzen Körper; es war augenscheinlich in einen Sumpf geraten und hatte nur mit Not aufs Trockene gebracht werden können. Diesem armen, abgehärmten und kreuzwunden Tiere war es beschieden, an diesem Tage das Ende seiner irdischen Laufbahn zu erreichen. Als wir den Cerro verliessen, hatte unser Arriero uns gebeten, einem Bruder zu erlauben, sich auf der Weiterreise an uns anzuschliessen. Wir setzten voraus, der junge Mann sei beritten, fanden zu holen.

bedeckt und

jedoch später, dass dies nicht der Fall war, und dass die beiden Brüder

zusammen auf demselben Pferde

Wir konnten uns dem nicht sassen. denn das Pferd gehörte nicht zu den von uns gemieteten Tieren, und die Folge war, dass der alte erschöpfte Klepper die ihm widersetzen,


Das Hochland von

150

Plackerei

aufgebürdete letzten

nicht

Mittel-Peru.

vermochte und am Während die Brüder mit wir voraus und begingen damit zum

länger

auszuhalten

Tage der Reise zusammenbrach.

Packen beschäftigt waren, ritten zweiten Male eine Unvorsichtigkeit, für die wir nachher bestraft wurden. Wir ritten nun gerade auf die Cordillera zu, deren Kamm nur fünf Leguas von Bafios entfernt ist. Der Weg ist meist gut, steigt ganz allmählich und

M'ird

nur

zuletzt etwas

steiler.

Gegen Mittag gelangten

wir auf die Hohe des Passes, dem Portachuelo de Antaranra, welcher 4820 Meter über dem Meere liegt, nur 600 Meter höher als Banos. Der

Pass

ist

ein tiefer Einschnitt des Gebirges, welches hier aus

Nahe

besteht.

l'honschiefer

zur Linken

bröckeligem

erhebt

des Passes

sich

ein

hoher Schneeberg; auf der rechten Seite erreichen die Höhen nicht die

Vom

Schneegrenze.

Passe aus Hess sich ein langes Stück des zurück-

Weges überblicken, wir hielten daher eine Zeit in der Hoffnung, unsere Packtiere herankommen zu sehen, warteten aber vergebens. Die gelegten

westliche Seite des Passes alsbald in ein enges, fliesst.

Dieser Bach

ist

weit steiler als die östliche,

abschüssiges Thal, ist

welchem

ein

man

gelangt

kleiner

Bach

der Anfang des Flusses Rimak, oder richtiger,

der mittlere der drei Bergströme,

Nachdem

gebildet wird.

in

durch deren Vereinigung der Rimak

wir zwei Stunden lang im Thal hinabgeritten

waren, stiegen wir ab und lagerten uns

am

Ufer des Flusses,

Gepäcks abzuwarten. Wir hatten einige Reiter den Weg herabkam, der uns auf Befragen

um

hier

die Ankunft unseres

Zeit

sessen, als ein

erzählte,

er

am

ge-

habe allerdings zwei Burschen, die unserer Beschreibung entsprachen, östlichen

Fusse

der

Cordillera

angetroffen.

Sie

hätten

ihr

er-

schöpftes Pferd seinem Schicksal überlassen und trieben jetzt die Packtiere zu Fuss.

dessen,

Bei dieser Nachricht

was in der Folge geschah,

kam mir

sogleich die böse

Ahnung

dass nämlich jetzt die Arrieros die

und unser Gepäck zu Schaden bringen würden. Uns selbst bliel) unter diesen Umständen nichts übrig als unseren Weg fortzusetzen, (regen 3 Uhr gelangten wir nach Casapalca, von hier bis

Packtiere

besteigen

Chicila, der

damaligen Endstation der transandinischen Eisenbahn, sind

nur zwei Leguas, und die Sonne beschien noch die Spitzen der Berge, als wir

an diesem Ziele unserer Wanderschaft ankamen.

ist ein kleines Dorf, 3784 Meter über dem Meere, von steilen hohen l^ergen umgeben wie das ganze obere Thal des Rimaks. Die meist neuen Häuser liegen an beiden LTfern des Flusses, dessen abAm linksschüssiges Bett von zwei Drahtseilbrücken überspannt wird. seitigen Ufer finden sich eine Menge kleiner (xastwirtschaften und

Chicila

Läden,

die

eine Strasse

bilden,

denn

es

herrscht hier

ziemlich

viel


Der Cerro de Pasco.

Verkehr und Leben:

alle

151

Reisenden, die sich aus den mittleren Provinzen

kommen hier zusammen, Umgegend werden hierher zum

der Republik nach der Hauptstadt begeben,

und die Erze zahlreicher Minen Versand an die Küste gebracht.

der

Wir

durch Herden von Llamas

ritten

zum unteren Ende des

und Maultieren Bahnhof das Hotel Schulz bis

in

das

steht,

Ortes,

wo

unmittelbar

am

von einem Deutschen gehaltene

Das Haus war voll von Menschen, doch Zimmer und freuten uns dankbar seiner bescheidenen Bequemlichkeit, nach den elenden Nachtlagern, zu denen wir uns so oft hatten bequemen müssen. Während wir uns bei Tische in Vermutungen ergingen, was wohl aus unserem unglücklichen Gepäck geworden sein möchte, brachte ein Kellner die Nachricht, dass dasselbe in Chicila angekommen und in dem italienischen Gasthaus abgeladen worden sei, von dessen Besitzer Ich war angenehm überrascht, hatte wir unsere Tiere gemietet hatten. beste Gasthaus des Ortes.

bekamen

wir eines der besseren

mich aber etwas zu

früh

gefreut.

so schickte ich einen Burschen,

Gegen liches

10

Uhr kam

Gepäck,

mit

einem Indianer zurück, der unser sämt-

dieser mit

dem

Da der Arriero sich nicht meldete, um unsere Sachen bringen zu lassen.

zwei Maultiere beladen gewesen waren,

allein

auf seinem Rücken die Treppe herauftrug. Als dieser sich seiner Bürde entledigte und sich aufrichtete, bemerkte ich mit Verwunderung, dass es ein junger Mensch unter Mittelgrösse war, an dem keine besondere

Muskelentwicklung die ausserordentliche Leistungsfähigkeit der er soeben eine Probe abgelegt hatte.

Wir waren

froh,

verriet,

früher

von als

wir erwartet hatten, unsere Sachen in scheinbar unversehrtem Zustande erhalten zu haben,

auf unsere

Zimmer

und

liessen sie

der Arriero nicht selbst

ohne uns weiter darum zu kümmern

am Morgen fanden wir aus, weshalb gekommen war, um sich seine Gratifikation zu

bringen.

Erst

holen; denn als wir die Stücke öffneten, war alles nass.

Offenbar waren

den Packtieren geritten und hatten sie bei den Übergängen des Flusses zu Falle gebracht. Im ersten Augenblick hielt ich

die Burschen auf

meine photographischen Platten

für verloren,

fand aber später, dass sie

durch einen glücklichen Zufall nur wenig gelitten hatten, da der Boden des Koffers, in welchem sie sich befanden, nach oben gekehrt gewesen

und beinahe trocken geblieben Am nächsten Morgen fuhr langte

wieder

war.

Bahn nach Lima zurück und am Nachmittag nach zehnwöchentlicher Abwesenheit wohlbehalten in

der Hauptstadt an.

ich auf der


Das Hochland von

152

Mittel-Peru.

Übersicht der Höhen der auf dieser Reise berührten Punkte. Carhuas

2690 Meter

Pampa Romas

3050

»

Huaräs

3120

»

Cajabamba

3724

»

Recuay

3306

»

351° 4520

Moro

345 Meter

.4510

»

Ticapampa

Caraz

2240

»

Cahuisch (Pass)

Huailas

2780

»

Machac

133°

'

Chavin

339° 3180

1795 2285

^*

Pucaracu (Pass)

47 'O

Alto 3 Cruces

»

Torres

4220

»

La Pampa

1860

»

Huallanca

3540

»

Yanac

2920

»

Mine Poderosa

3276

»

Cerro 3 Cruces

4325 4060

»

Urcon Tarica

3380

» »

Andamayo

4130 3100

Aguamiro Hudnuco viejo

»

Punta Huinchos

Altos de Sipa

4010

»

Rumichaca

3890

>

2430 2670

»

Chacabamba Puna

»

Chasqui

3710

» »

Tauli

4430 3820

Huanuco nuevo Chayamachay

>>

Huariaca

Conchucos

3220

»

Quinua

4370

»

Cerro de Pasco

357^ 4105 2240

->

Laguna Junin

353° 2530

Paso de Chacay (Pass)

.

Brücke von Vuracmarca

.

.

.

Yuracmarca

Condorhuasi (Pass)

Gräber

in

....

Pasacancha

.

.

.

Tumaringa Sihuas Ticahuasi

.

Pillucunca (Pass)

Punta del Carbon (Pass) Huarilca Alto de Huinclios

Caraz Altos Pata-pata

Vungay

.

.

>>

» » » >^

»

33^0

»

3645

»

4050 3860

»

3240

»

4050 3680

»

*

»

1812

»

2680

»

3005 3680

» »

Bafios

435° 4060 4220

Antaranra (Pass)

4830

*

Casapalca

4215

»

>

Cliiclla

3724

»

>

>^

» » »


II.

Das Hochland von Nord-Peru. Reise von

Pacasmayo über Cajamarca nach Chachapoyas und zurück über Huamachuco nach

Trujillo.

Cajamarca.

Der ansehnlichste Ort im nörclhchen Binnenlande von Peru ist die Stadt Cajamarca. Sie liegt dreissig Leguas vom Meere entfernt unmittelbar am Fusse des Ostabhanges der Küstenkordillere, und wiewohl von nur bescheidener Einwohnerzahl, ist sie doch für die dortigen Gegenden von Wichtigkeit als Vermittlerin des Handels mit der Küste und als Ausgangspunkt für allen weiteren Verkehr mit dem Innern des Landes. mit

Auch

der

in geschichtlicher Hinsicht ist sie interessant als

Schau-

verwegenen Handstreichs, durch welchen Francisco Pizarro

des

platz

Gefangennahme des Königs Atahuallpa

die

Eroberung des

Landes zugleich begann und im Wesentlichen vollbrachte. Es führen von der Küste zwei Wege nach Cajamarca, der eine von Trujillo, ein zweiter von

Der Weg von Trujillo, ehemals der allein Chicama hinauf durch Gegenden, mit denen bekannt geworden ist, und diente früher als Post-

Pacasmayo

aus.

benutzte, steigt im Thale

der Leser bereits

Den

strasse.

ersten

Teil

dieses

Weges

bildet

jetzt

die

engspurige

Eisenbahn, die den Hafen Salaverry mit Trujillo verbindet, und von hier

nach dem Thale Chicama

bis

zu

der Ortschaft Ascope verlängert

ist.

Doch wird durch die Fahrt auf dieser Bahn noch nicht ein Dritteil des Weges zurückgelegt; denn nach den Posttafeln beträgt die Entfernung bis Ascope nus 12 Leguas, der Rest des Weges von Ascope bis Cajamarca

;^;^

Leguas.

Vom

Cajamarca geringer oder

156 Kilometer

als

Hafen Pacasmayo aus

als

die Entfernung bis

sie wird nur zu 28 Leguas Aus diesem Grunde, und weil die Landungsplatz den Vorzug verdient, wurde

von Trujillo, denn

gerechnet.

Bucht von Pacasmayo

ist


Das Hochland von Nord-Peru.

154 diese

zum Ausgangspunkt für die nördliche transandinische Eisenbahn Von dieser Bahn wurde vom Eisenbahn-Unternehmer Henry

gewählt.

Meiggs eine Strecke von 145 Kilometer bis nahe an den westlichen Fuss der Kordillere gebaut, aber bald nach ihrer Eröffnung durch den aus seinen Ufern getretenen Fluss Jequetepeque wieder zerstört, sodass

nur der unterste Teil

in

brauchbarem Zustand blieb und befahren werden

Beide Wege, der von Trujillo und der von Pacasmayo kom-

konnte.

mende, vereinigen sich am Fusse der Kette in dem Orte Magdalena, von wo aus der Übergang über das Gebirge leicht ist und nur 6 Leguas

30 Kilometer

beträgt.

Die Spanier unter Pizarro benutzten auf ihrem Zuge nach Cajamarca keinen der beiden Wege, sondern überstiegen das Gelnrge etwas weiter nördlich auf einem weit unbequemeren und daher jetzt wenig betretenen

Francisco de Jerez hat diesen Marsch umständlich beschrieben, und wenn auch die von ihm gegebenen Ortsnamen öfters entstellt und zum Teil nicht mehr zu finden sind, so lässt sich doch der von Pizarro Pfade.

eingeschlagene

Weg

Flusse

La

nach seiner Erzählung mit Sicherheit verfolgen.

vom Hafen Tumbez

Die Spanier zogen

zunächst

am Meere

hin bis

zum

Chira, in dessen Thale sie die erste Kolonie zurückliessen,

sodann nach Piura, nach welchem Orte später die Kolonisten versetzt

Nachdem

wurden.

Pizarro daselbst einige

kundigungen einzuziehen, Sandwüste, welche

jetzt als

durchzog er

in

Tage

Desierto de Sechura bekannt

nach Motupe im Thale des Flusses von Mörope, machte.

Ein

weiterer

Vormarsch

geschwollenen reissenden Flusses

Baumstämmen eine Brücke die Pferde schwimmend auf

für

brachte

ihn

(rio furioso),

sein Fussvolk

um

verweilt hatte,

Tagen

drei

wo

die

Er-

wasserlose

und gelangte wiederum Halt

ist,

er

zum Ufer

über den schlagen

die andere Seite gelangten.

eines

an-

er aus gefällten liess,

während

Dieser grössere

reissende Fluss war ohne Zweifel der jetzt Rio de Lambayecjue genannte.

Nachdem

der Küstenstrasse weitere drei Tage gefolgt Weg; nach rechts führte der Hauptweg durch das Küstenland weiter bis zum Thale Chincha, während ein anderer Pfad sich nach links dem Gebirge zu wendete. Aus dieser Erzählung ergiebt waren,

die

teilte

Spanier

sich der

sich also, dass Pizarro

Gegenden erwähnt.

sich

alter

Saiia hinaufzog, in dessen oberen

Festungsbauten finden, die der Chronist

*)

Von den i)

im Thale von

noch Ruinen drei

Relacion de

Francisco de Jerez.

la

eben

besprochenen Wegen

wählte

Conquista del Peru, cnviada d su Magestad

ich

el

für

meine

emperador por

Historiadores primitives de Indias

II.


Cajamarca.

Reise nach Cajamarca den zweiten,

j r

teils

weil

von Pacasmayo aus die

zu Maultier zurückzulegende Strecke die kürzere war, ich gehört hatte,

es

werde mir

in

teils

auch, weil

Gegend leichter sein, Auch gelang mir dies

der dortigen

die für die Reise erforderlichen Tiere zu mieten.

wirklich

r

Tage nach meiner Ankunft, dank dem Beistand dem ich gastliche Aufnahme gefunden

schon zwei

des Verwalters der Eisenbahn, bei

und am Tage der Abfertigung des nächsten Zuges sollten Maulund Führer bereit sein. Bei dem geringen Verkehr wurde die Strecke der wöchentlich nur einmal befahren, brauchbare Bahn noch war auf Donnerstag die nächste Fahrt (19. Mai 1887) angesetzt und am Morgen dieses Tages verliess ich daher Pacasmayo. Wie bereits im zweiten Teile dieses Werkes bemerkt wurde, liegt der Hafenort Pacasmayo am südlichen Ende der deltaförmigen Thalausbreitung, welche der Fluss Jektepek durchströmt, um sich in einer flachen Bucht eine Legua nördlich von der Stadt ins Meer zu ergiessen. Die nächste Umgebung des Ortes ist trocken und wüst, erst weiter ins Land wird die Gegend durch Kanäle aus dem Flusse bewässert und ist angebaut. Die erste Haltestelle der Bahn ist San Pedro, Hauptort der Provinz und 11 Kilometer von Pacasmayo entfernt. Hier verliessen die meisten Fahrgäste den Zug und auch ich stieg aus, denn auf dieser Station sollte ich meine Maultiere finden. Ein ziemlich dunkelfarbiger Mann stellte sich

hatte, tiere

mir

als

stellten

Vorsteher des Bahnhofes vor, Tiere

und

ihr

Führer

um

bereits

mir mitzuteilen, dass die be-

warteten, eine Nachricht, die ich mit grosser in

Peru

keit

ist

man immer

in einiger

Tagesanbruch auf mich Genugthuung vernahm, denn

seit

Unruhe, wenn es sich

um

Pünktlich-

Meine Maultiere

oder die Erfüllung eines Versprechens handelt.

wurden nebst anderen in einem Packwagen untergebracht, worauf der Zug weiter fuhr. In unserem Wagen, dem einzigen erster Klasse des Zuges, befanden sich nur noch wenige Personen. Meine Reisegefährten waren drei ]^Iönche des Barfüsserklosters in Lima, die ihre Ordensbrüder, dieFranziskaner in Cajamarca besuchen wollten, ein amerikanischer Ingenieur Namens Cartland, den ich früher als Verwalter der Hacienda San Antonio im Thale Nepena kennen gelernt deutscher Kaufmann, Hafenagent des

hatte,

und

ein junger

deutschen Handlungshauses

in

Cajamarca, an welches ich empfohlen war.

Etwas oberhalb San Pedro, bei der Station Calasnique,

von Pacasmayo,

teilt

sich

die

Bahn, ein Zweig

Thalebene nach Guadalupe, die Hauptlinie Jektepek aufwärts. ziemlich enges

steigt

Sobald die Bahn die Ebene

gewundenes Thal, das

15

führt quer

am

Kilometer durch die

Ufer des Flusses

verlässt, tritt sie in ein

sich nur hier

und da zu kurzen


Das Hochland von Nord-Peru.

156

in welchen sich kleine Zucker und ReisDer grössle Teil des Thalbodens ist unkultiviert, mit Algorrobos, langdornigem Huarango- und anderem Gestrüpp dicht überwachsen. Eine Stunde vor Mittag gelangte der Zug zur Brücke von Paipai, oder richtiger gesagt, zu der Stelle, wo früher die Bahn den Fluss überschritten hatte, denn die Brücke war bei dem letzten Anschwellen desselben fortgerissen worden. Personen, Gepäck und Frachtgüter wurden hier vermittelst eines an einem Drahtseile hängenden Korbes auf das rechte Ufer befördert. Die Maultiere und Pferde, die sich im Packwagen befanden, mussten den Fluss durchschwimmen, wobei sie von sogenannten Chimbadores begleitet wurden, sehr gewandten Schwimmern, welche die Tiere durch Schreien und Schlagen des Wassers mit Ruten

Ausbuchtungen

erweitert,

pflanzungen finden.

dem anderen geheizte

Auf dem

Ufer zutrieben.

rechtseitigen Ufer stand

Lokomotive nebst zwei Wagen

Yonan Yonan ist

Viertelstunde nach

bereit,

welche

uns

eine einer

in

brachte, damals die Endstation der befahrenen

Gruppe elender Schilfhütten am Fusse den Schienen steht ein kleines Stationshaus aus Brettern und einige Schritte davon eine Baracke zur So wenig das schäbige Äussere dieses Aufnahme der Reisenden. Schuppens versprach, so fanden wir doch im Innern reinlich gedeckte Tische, auf welchen ein schmackhaftes Frühstück mit gutem Wein aufBahnstrecke.

eine

eines hohen, steilen Felsenberges; neben

getragen wurde.

Natürhch waren es Chinesen,

welche diese Speise-

wirtschaft hielten.

Die Entfernung von Pacasmayo bis Yonan beträgt 64 Kilometer, ganzen Weges bis Cajamarca. Fertig ge-

also ungefähr ein Drittel des

baut war die Bahn bis nahe an den Fuss der Kordillere bis zur Station La Vina, 75 Kilometer weiter thalaufwärts, und diese ganze Strecke von 139 Kilometer wurde im Jahre 1875

dem Verkehre

übergeben.

Allein

Sommer

kaum war sie ein Jahr lang befahren, als durch eine Ül)erschwemmung infolge heftiger Regengüsse der grösste schon im folgenden

Teil zerstört

wurde und später nicht wieder ausgebessert werden konnte. lieferte, hatte in diesem

Meiggs, der sonst grundsätzlich nur gute Arbeit Falle eine

Ausnahme gemacht, und von meinem Reisegefährten, dem

Ingenieur Cartland erfuhr ich den Grund.

Jahre lang bei Ober-Ingenieur,

dem Bau seinem

der

Bahn

Vorgesetzten,

sichtlich der Unsicherheit einer

Bahn

eines reissenden Flusses gemacht,

Dieser war selbst mehrere hatte

dem

Vorstellungen

hin-

beschäftigt gewesen

wiederholt

in der

allein

und

unmittelbaren Nachbarschaft

vergeblich.

Der Bau der zur

selben Zeit unternommenen Oroya-Bahn hatte sich als weit kostspieliger erwiesen,

als

im Voranschlag vorausgesehen war, daher an der Pacas-




Cajamarca.

j

cy

mayo-Bahn gespart werden sollte, was natürlich nicht möglich gewesen wenn man den Fahrdamm an der Bergwand hingeführt hätte,

sein würde,

der Thalsohle.

statt in

Yonan

In

trennte

sich

unsere

Mönche, welche gemächlich reisten, Seite des Flusses in einer Hacienda

bisherige

Reisegesellschaft.

quartierten ein,

sich

Die

auf der anderen

Cartland, der sich vergebens

bekommen, musste in Yonan bleiben, nur mein Landsmann aus Pacasmayo und ich setzten unsere Reise fort. Wir

bemühte

ein Pferd zu

mussten uns zunächst wieder auf das linke Ufer des Flusses übersetzen lassen,

was wie

in Paipai vermittelst eines Drahtseils

die Maultiere auch hier

Unser

Weg

lag anfangs

schwimmend durch den

geschah, während

Fluss getrieben wurden.

im Thale, bald auf dem halbzerstörten

Damm

der Bahn, bald in Dickichten von Weiden, Schilf und Schhngpflanzen,

und angenehm, bald verwachsen und wegen der Huarangobäume lästig. Gegen Sonnenuntergang langten wir vor einer Schilfhütte an, welche an der Bergwand in geringer Höhe über dem Thalboden stand. Da wir wiegen dieser Lage vor der Fieberluft sicher waren, baten wir den Inhaber des Häuschens um die Erlaubnis unsere Feldbetten unter dem Schutzdach vor seiner Thür aufzuschlagen und brachten dort eine ziemlich unruhige Nacht zu, denn war bald

schattig

scharfen Dornen der

Schwärme von Meerschweinchen sprangen umher, über uns Ratten im Schilf des Daches und hungrige

Hunde

liefen

raschelten

uns über den

Leib und suchten umherwühlend nach übrig gebliebenen Fleischbrocken

von unserer Abendmahlzeit. Bei Tagesanbruch liessen wir satteln und verliessen das Haus, das

Der Weg, der Der Fluss weggeschwemmt, Strecken den Damm der Eisenbahn auf lange hatte und indem er bis unmittelbar an die Felswand des Thaies herantrat, auch den Reitweg zerstört, sodass man am Rande bald aufwärts, bald Gegen Mittag abwärts durch abschüssige Schluchten klimmen musste. zu einer kleinen Ortschaft gehörte, Yatahual genannt.

am

ersten

Tage

leidlich

gewesen war, w^urde nun schlecht.

kamen wir nach Llallan, einem kleinen Dorfe von Rohrhütten, wo wir vor dem Hause des Goberdanors hielten, um unseren Tieren etwas Futter geben zu lassen. Uns selbst bot man Becher mit schäumender Chicha Wir stimmten dem Lobe an, die man uns als ganz vorzüglich pries. bei, denn das Wetter war heiss, wir waren durstig und das sind unerlässliche

finden.

Bedingungen,

um

auch die beste

Chicha schmackhaft zu

Die Bewohner des Ortes schienen arm und hatten

alle blasse

und fieberkranke Gesichter, denn das Thal ist sehr ungesund, besonders wenn das Wasser im Flusse fällt und die überschwemmten Gegenden


Das Hochland von Nord-Peru.

158

Wir ritten darauf, immer auf schlechten Wegen, am Thalrand weiter und gelangten gegen 3 Uhr nach Chilete, einer ehemaligen Station der Bahn, so genannt nach einem dort einmündenden Thal, in abtrocknen.

welchem sich eine der reichsten Silberminen der Küste befindet. Mein Reisegefährte, welcher Geschäfte halber Eile hatte nach Cajamarca zu kommen, wünschte an diesem Tage noch La A^ina zu erreichen,

die ehemalige Endstation der Eisenbahn.

Diese

ist

allerdings

wenn man den Thalweg benutzen nur 3,5 Leguas von mehrmals durch den Fluss reiten. Der kann, aber man muss dabei Chilete entfernt,

Wächter des Bahnhofsgebäudes riet uns auf Befragen davon ab; allein mein Reisegefährte, ein junger Mann, der den Weg schon öfters zurückgelegt hatte

und

die Furten kannte,

Ich begleitete ihn bis

den trüben reissenden Strom dass

er,

nachdem

;

nicht

Als ich nach

mit

dem

ohne Besorgnis

für ihn

er

mir später in Cajamarca,

Mühe

zurückgelegt, seine Un-

auch erzählte

er die erste Furt

geduld bereut habe.

Hess sich dadurch nicht abhalten.

zum Ufer und sah

Stationshause von Chilete zu-

rückgekehrt war, hatte ich die angenehme Überraschung den Ingenieur Cartland ankommen zu sehen. Er sass auf einem abgehärmten Pferde

und konnte daher weder daran denken den Fluss zu durchreiten, noch dem Umwege über die Berge an diesem Tage noch La Vina zu

auf

erreichen, daher wir

zusammen im ehemaligen Wartesaale des Bahnhots Das Haus stand nicht un-

unser Quartier für die Nacht aufschlugen. mittelbar auf

gegen

dem Boden, sondern

die Fieberluft;

kommen und Chilete wie in teilte

auf kurzen Pfeilern zur Sicherheit

auch waren Thüren und Fenstern abhanden ge-

Raum dadurch um so luftiger und gesunder. Llallan sah man nur fieberkranke Gesichter und ich der

In ver-

dort beinahe die Hälfte meines Vorrats an Chinin.

Als wir

am

folgenden Morgen aufbrachen, Hess sich unser Arriero

von einem kränklich aussehenden Jungen beim Aufladen des Gepäcks helfen, den wir mitnahmen, um uns den Weg zu zeigen; denn wir mussten sogleich das Thal verlassen, um einen steilen Bergrücken zu erklimmen,

um

dessen felsigen Fuss sich der Fluss wand.

Dieser Berg,

der Cerro San Antonio, erhebt sich beinahe 1000 Meter über die Thal-

und wir brauchten zwei Stunden, um seine Spitze zu erreichen, Während Stelle, wo der Weg den Kamm überschritt. dieses Anstiegs zeigte sich ein auffallender Wechsel des landschaftlichen Bildes. Die Vegetation, die in den unteren Gegenden der Thalwand

sohle

oder doch die

spärlich war imd nur aus einzeln stehenden Kakteen und struppigen Mimosenbüschen bestand, wurde zusehens dichter und mannichfaltiger, man sah, dass hier schon viel mehr Regen gefallen war. Mit hohem


Cajamarca.

Gebüsch

prächtigen, duftenden Blumen.

Bäume (bombax so verbreitet

discolor),

sind,

Blätter bekleidet sind.

von

die

Pati-

Stämme mit

grauweisser Rinde

In ihrem Schatten weidete

am Berge

meist junge Tiere,

Oben angelangt

felsigen Berge,

und

mit Büscheln grosser sternförmig gelappter

und

die

uns

zerstreut

von

alle

vor-

ruhten wir etwas im Grase unter

einem mächtigen Baum und genossen die schöne Aussicht. lagen

farben-

Weiter oben sahen wir die ersten

dicke

Enden

und ungehütet zahlreiches Vieh, trefflichem Aussehen.

Flächen

cq

welche an den Bergwänden der Binnenthäler

kurze

sperrigen Asten, deren

und

Grasmatten

üppige

wechselten

j

vom Thale

aus

so

Hinter uns

hoch

zu

sein

schienen und auf die wir jetzt hinabblickten, vor uns erhob sich die Cordillera von Cajamarca, alle Höhen bis zum Kamm mit dunklem, duftigen Grün bekleidet. Der Abstieg vom San Antonio ist länger und beschwerlicher, als der Weg hinauf, denn der Pfad windet sich stundenlang steigend und fallend

um

die

Bergwand.

In

einer Schlucht trafen wir

eine

Herde

wilder Esel, welche ihr Staunen durch Aufrichten der Ohren zu erkennen

gaben und dann die Flucht lich

der

Weg

ergriffen.

wieder ins Thal hinab.

schritten wir auf einer

Gegen Mittag senkte Bei

Thale

und

folgt

sich end-

Orte Huaquilla über-

noch erhaltenen Brücke der Bahn den Fluss und

gelangten so wieder auf das rechte Ufer.

im

dem

dem Fahrdamm

Auch durch

bleibt der

Weg

fortan

Dickichte

von

Schilf,

Ricinuspflanzen und blumenbedeckte SchHnggewächse bis zur Hacienda

La

Vina, der ehemaligen Endstation der Bahn. Dort sieht man, von Gebüsch umwachsen, das Empfangsgebäude, das ganz ansehnlich gewesen zu sein scheint. Unweit desselben blickten auch noch mehrere Wagen und zwei verrostete Lokomotiven aus dem Gestrüpp, die man sich nicht einmal die Mühe genommen hat, unter Dach zu schieben. Unter der roh gezimmerten Verranda der Hacienda ruhten wir etwas aus und liessen unsere ermüdeten Tiere durch einige Bündel Klee erfrischen. Woher der Name La Vina stammt, konnte ich nicht erfahren, denn jetzt bemerkt man nirgends mehr Spuren von Rebenpflanzungen. Nur wenige Kilometer thalaufwärts von La Vifia liegt das Dorf Magdalena, nach welchem in dieser Gegend der Fluss benannt wird, und wo der Weg von Trujillo mit dem von Pacasmayo zusammentrifft. Wir ritten mdess nicht durch den Ort, sondern schlugen einen Richtweg nach links ein, und gelangten so auf eine Anhöhe, von wo aus wir die Häuser des Dorfs unter uns liegen sahen: ärmliche, einstöckige, schilf-

gedeckte Hütten,

deren weiss getünchte

Wände

inmitten frisch grüner

Felder und Gärten doch einen freundlichen Anblick boten.

Noch

vor


Das Hochland von Nord-Peru.

l50

Sonnenuntergang erreichten wir die Hacienda Namas, hoch und anmutig gelegen auf einer grassbewachsenen Alp in einer kesselartigen Mulde, die sich nach unseren

Was meinem Namas zu

mitgebrachten Wein beisteuerten. veranlasst

Cartland

Reisegefährten

Mein Reisegefährte kannte den aufnahm und zu dessen frugaler

öfthet.

der uns bereitwillig

jungen Besitzer, Mahlzeit wir

dem Thale

die

hatte,

Hacienda

unserem Nachtquartier zu wählen, war die Hoffnung, hier ein Tier zur Fortsetzung der Reise zu finden, denn wiewohl die Entfernung bis Cajamarca nur fünf Leguas betrug, so fürchtete sein abgemagertes,

über den

Kamm

er

doch mit Grund, dass

mehr die Kraft haben würde, ihn Es gelang ihm endlich, den Gutsbesitzer

müdes Pferd

zu tragen.

nicht

zur Überlassung eines Maultiers zu bewegen, das ihm dieser jedoch nur

Ich begriff nicht,

mit sichtlichem Widerstreben gewährte. sonst

freundliche

Mann,

junge

der

so

viele

Tiere

warum der

besass,

solche

Schwierigkeiten machte, hatte aber noch im Laufe des Tages Gelegen-

den Grund seiner Befürchtungen kennen zu lernen:

heit,

ein geliehenes Tier

Unsicherheit,

zuverlässigkeit des Mieters,

wieder zu erhalten,

nämlich die

nicht

wegen Un-

sondern wegen gewaltsamer Beschlagnahme

seitens der Regierungsbeamten.

Das Gut Namas

liegt bereits

der Gipfel des San Antonio.

2220 Meter hoch, 200 Meter höher

Es wachsen

in

als

Gegend zwar wenig üppig und die Hecken

der

Bäume, aber dichtes Gebüsch, das Gras sprosste waren mit prächtigen Blumen bedeckt. Der Weg über den Pass ist Der nur an einzelnen Stellen etwas steil, sonst überall breit und gut. Regensich in der die Boden besteht meist aus roter lehmiger Erde, zeit in tiefen zähen Kot verwandelt und beim Abtrocknen glatt und schlüpfrig wird wie Seife,

daher besonders der

Weg

in der

Nähe von

genannt wird. NachNamas »Cansa-caballos« — das Pferdemühsal dem man eine Stunde lang stark gestiegen ist, gelangt man bei der Hütte von Chumbico (2840 Meter) zu einem etwas weniger abschüssigen

Wir wollten uns

Ruhepunkt. Sie selbst

der

trotz

der

hier ein Frühstück

kochen lassen,

allein

Frau, die wir in der Hütte trafen, konnte uns nichts geben.

die junge

und

alle ihre

Kinder waren vom Fieber blass und abgemagert,

Höhe von 8000

Nähe des Hauses aus

Fuss,

wo

sie

wohnten.

einer kleinen

Rinne

Das Wasser, das

floss,

in

konnte die Ursache

der Krankheit nicht sein, denn es schien mir das beste, das ich je in

Peru getrunken.

denn so so sieht diese

oft

Der

Weg zum Kamme

man auch

glaubt,

man doch immer noch

sanft

ansteigenden

scheint

dem Reisenden

lang,

den höchsten Punkt erreicht zu haben, eine neue kleine

Abhänge

sind

Anhöhe

vor sich. Alle

mit Gras bewachsen, fast so


*z



Cajamarca.

jgj

wie eine Schweizeralm, auch weiden dort Herden von Rindern,

saftig

Wenn man sich endlich dem Passe nähert, sieht man links auf einer massigen Höhe seltsam geformte, getrennt stehende, senkrechte Felsbrocken, Ziegen und Schafen, meist wohlgenährte, gut aussehende Tiere.

statt

deren weiterer Beschreibung wir eine photographische Abbildung Sie

beifügen.

durchbrochen

gebirge

beiden

bestehen aus vulkanischem Tuff, der hier das Schiefer-

Seiten

senkrecht

Gebirgsart, welche die

In

hat.

geringer Entfernung bemerkt

aufgerichtete

Wände

Lager

von

man

Kalkschiefer,

des Thals bilden, durch das

man

zu

der

herauf-

Der Pass La Cumbre.

gestiegen

ist.

Auf dem Passe (Paso de

Kreuz, aber nirgends sieht sie

in

cumbre) steht

la

man sogenannte

ein kleines

Apachetas, Steinhaufen, wie

und Süd-Peru auf allen hohen .Bergübergängen an der Weges zusammengetragen werden.

Mittel-

Seite des

Sobald

man den

Pass überschritten hat, erblickt

Thalbecken und gerade vor sich

in

man

ein weites

der Tiefe die Häuser der Stadt Caja-

marca. Der Blick auf die Ebene und die dahinter aufsteigende Höhenreihe ist

von überraschender Schönheit.

Diese jenseitigen Berge, die das

Thal von Cajamarca vom Maraiion scheiden, scheinen höher zu sein als die Küstenkette, auf welcher man sich befindet, aber sie erheben sich ganz allmählich, durchklüftet

Gründe,

in

welche

Middendorf, Peru

III.

man

von einer Reihe anmutiger Thäler und

hineinblickt.

Alles

war von der eben voraufI j


j52

Das Hochland von Nord-Peru.

gegangenen Regenzeit

frisch

und grün, auch die Passhöhe und die sich Rücken waren nicht kahl. Wie man erdfarbene Küstenkette die schwarze, und die

daran anschliessenden niedrigen also

in

Mittelperu

schneebedeckte

die

Hauptkette

die

vom

Passe

zwar nicht

ist

Zeitig

liegenden Tuffstücken. an,

wo mein

daselbst

steil,

Aufnahme

man Der

aber holperig von vielen umher-

am Nachmittage kamen

wir in Cajamarca

Reisegefährte, der amerikanische Ingenieur, sich zu seiner

wohnenden Familie begab, während Herrn Oskar Kunze,

Konsuls,

deutschen

könnte

so

grüne Cordillera bezeichnen.

diesen Teil des Andesgebirges als

Abstieg

genannt hat,

weisse

fand.

Kaum kam

verabschiedet hatte,

ihm auf Befehl Er bat mich

des

und da

den Präfekten mitgebracht

und

ich

seiner

herzliche

meinen Arriero

zurück und erzählte,

Subpräfekten eines

flehentlichst,

behilflich zu sein,

Mann weinend

im Hause des

selbst

nachdem

eine Viertelstunde,

der

ich

freundliche

Maultiere

man habe

genommen.

ihm doch zur Wiedererlangung desselben ich Empfehlungsbriefe hatte,

von der Regierung an

so begab ich mich in Reisekleidern,

wie ich war, zu diesem Herrn, fand

in

ihm einen mir von Lima her

bekannten Obersten, und erlangte nach einigen Ausflüchten, dass

armen Menschen

sein Maultier

zurückgegeben wurde. Dies Beispiel

dem zeigt,

wie die Behörden oder Vertreter der Regierung im Innern des Landes schalten

und

walten.

Tiere gebraucht,

Indianern

Werden

zur Truppenbeförderung oder -Verpflegung

sowie Futter und Lebensmittel den

so werden diese

und Cholos ohne weiteres weggenommen.

Entschädigung

wird freilich

zuweilen versprochen, aber niemals geleistet.

dieser Reise

kamen

Im

Verlaufe

wiederholt ähnliche Fälle zu meiner Kenntnis, ein-

wurde sogar das gewaltthätige Verfahren zu meinen Gunsten in Anwendung gebracht, allerdings nicht durch mich veranlasst, sondern mal

ohne meine Schuld und mein Mitwissen. Am Morgen nach meiner Ankunft machte

ich

in

wo

ich

zu Gast war, einen

der jungen

Leute

des

Handlungshauses,

Spaziergang durch die Strassen der Stadt,

Überblick

zu

gewinnen.

Cajamarca

um

liegt

80° 49 '16" westlich von Paris) unmittelbar sich

Begleitung eines

zunächst einen allgemeinen (9° 9' 31"

am

an den Ostabhang der Cordillera anlehnt,

südl. Breite

und

Fusse eines Hügels, der

am Rande

einer weiten,

nach Norden zu geneigten Ebene.

Der Hauptplatz befindet sich 2736 Meter über dem Meere. Die Stadt ist Hauptort des Departements und der Provinz gleichen Namens, Sitz des Präfekten und eines Subpräfekten sowie eines Obergerichts. Die ortsansässige Bevölkerung betrug nach der

letzten

Zählung (von

15000 Seelen.

1876)

7500,

Die Strassen sind,

wie

mit in

des

Distrikts

allen spanischen

Kolonial-

Einschluss




Cajamarca.

163

regelmässig ausgelegt und schneiden sich in rechten Winkeln, neun laufen miteinander parallel und horizontal in der Thalrichtung von Nordwesten nach Südosten, sechszehn kreuzen dieselben in der

Städten,

Richtung auf den Hügel zu und sind daher steigend.

Ungefähr

in

der

Mitte der Stadt liegt ein grosser viereckiger Platz, geräumiger als der

Von dem

Hauptplatz in Lima.

Platze aus läuft in westlicher Richtung

die Hauptstrasse, Calle de Lima, auch gewöhnlich nur Calle del comercio, die Handelsstrasse genannt, da sich daselbst die meisten Verkaiifslokale

befinden.

Nur wenige Läden

sind

Läden und

besser eingerichtet

Strasse in Cajamarca.

und mit

einer

grösseren

handlungshäusern

gab

es

Auswahl von zu

jener

Zeit

Waren versehen, von Grossnur

eines,

Herren Hilpck und Kunze, bei denen ich wohnte.

nämlich das der

Von den

besseren

Häusern sind einzelne geräumig und nach altspanischer Weise gebaut, mit Hof und Baikonen, die meisten sind klein und haben nur ein ErdAlle Dächer sind mit dicken grossen Hohlziegeln gedeckt geschoss.

und stehen weit über und Sonne gewähren.

die

Mauern

Die Bevölkerung der Stadt

Die

besser

Ansiedler

situierte

und

ist

ist,

Minderzahl

vor,

so

dass sie Schutz vor

Regen

wie überall in Peru, eine gemischte.

besteht aus

daher vorwiegend

Nachkommen

spanischer

europäischen Bluts und weisser

Hautfarbe, die Mehrzahl sind dunkle Mischlinge (Cholos); reine Indianer II*


wohnen im Orte

selbst nur wenige, in der

heimische Rasse ist

Hochland von Nord-Peru.

l^as

l54

unvermischt.

fast

Umgegend jedoch

die ein-

ist

Diesen Verhältnissen entsprechend

in Cajamarca die allgemeine Umgangssprache und Keshua wird nur von der niederen Bevölkerung verstanden, die

das Spanische

das

dagegen sprechen nur die

Nachbarschaft

der

Indianer

alte

dem Spanischen ganz unbekannt.

sprache und viele sind mit

LandesDer um^

Cajamarca gebräuchliche Dialekt ist weich und die Aussprache etwas Schon zur Zeit der Ankunft der Spanier zeichneten sich die

singend.

Cajamarkiner durch manche gewerblichen GeschickHchkeiten vor den Bewohnern der benachbarten Provinzen aus, besonders in der Anfertigung feiner Gewebe aus Wolle und Baumwolle. Diese Kunstfertigkeit hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, man webt dort hübsche Teppiche, wollene Decken und Ponchos, auch feine Frauenmäntel.

Ausserdem

gute

wird

geflochten, aber

alles

Sattlerarbeit

auch

Strohhüte

viele

Die Mehrzahl der Einwohner lebt von den Erzeugnissen

zum Versand.

des Feldbaues und

vom

Ertrag der Viehzucht.

Höhe von loooo Fuss

tropischen Lage bei einer

der

geliefert,

nur für den Verbrauch an Ort und Stelle, nichts

gemässigten

Zone

wie

Weizen,

Mais,

gedeihen daselbst vortrefflich,

die Kartofiel

Das Klima ist trotz der kühl und die Gewächse

Gerste, ist

allerlei

Gemüse

dort in ihrer Heimath.

Der Handel dagegen ist unbedeutend und die Einfuhr europäischer Waren nur gering, denn es mangeln die Ausfuhrartikel, durch welche der fehlt

Wert ausländischer Waren beglichen werden könnte. Allerdings es im Departement nicht an mineralischen Vorräten, darunter der Berg von Hualgayoc,

silberreiche

wurden,

allein

wo

früher grosse Ausbeuten erzielt

Bergwerke liegen zu weit von der Stadt entfernt

diese

und was dort gewonnen wird, kommt Cajamarca nicht

(14 Leguas)

zu gute.

Ln

Verhältnis zu ihrer

Ausdehnung und

mit Skulpturen reich verziert.

fanden die Spanier von denen

zum Bau

häuser sind beinahe verunreinigtem sehr

Nach dem Zeugnis der

besitzt

alten Chronisten

ist,

und

es scheint, dass die Steine der-

der Kirchen verwendet worden sind.

alle

Lehm

Einwohnerzahl

Cajamarca ansehnliche königliche Gebäude vor^

mehr übrig

fast nichts

selben später

einen

in

ihrer

massivem Steinbau aufgeführt und einige

die Stadt viele Kirchen, alle in

aus Adobes von

gebaut,

wiewohl man

brauchbaren Baustein nahe

Die Privat-

schlechtem, mit vielen Steinen

zur

dem Hand

in

vulkanischen Tuff hatte.

Unter den

Kirchen zeichnen sich drei durch reich verzierte Fassaden aus: Santa Catalina,

gebheben.

San Francisco und Belen, Überhaupt

ist

aber

alle

drei

sind

unvollendet

unter allen Kirchen der Stadt keine in ihren


Cajamarca.

oberen Teilen ausgebaut worden,

Bewohner

165

vielleicht weil ihrer für die Mittel der

und nach zu grossem Plane angelegt wurden,

zu viele

viel-

leicht auch, weil der anfangs grosse religiöse Eifer später sich abkühlte.

Santa Catalina,

die

Hau2:)t-

oder Parochialkirche,

erhebt sich an der

Westseite des Hauptplatzes, von welchem drei grosse Portale, den drei

entsprechend,

Schiffen

korinthische Kapitale

umwunden.

laub

Innere führen.

ins

mit Rosetten verziert,

zwischen

die

und

Die

ihnen

Die Bogen derselben sind stehenden

drei

Geschosse, in welche die Fassade

Uer Ilauptplatz und die Küche Santa

werden

sollte,

sind

Säulen

tragen

die Schafte sind mit Guirlanden von Weingeteilt

Catalinii

nur im Mittelstücke zu einem gewissen Abschluss

Zu beiden Seiten desselben sollten sich Türme erheben, deren Pau aber schon vor Vollendung des zweiten Geschosses unterbrochen wurde und in den Bogen, die zu Fenstern bestimmt waren, hängen keine Glocken. Die Schiffe des Innern sind gewölbt und in schönen worden.

gebracht

Verhältnissen ausgeführt, aber die Ausschmückung der Altäre und des

Chors

ist

An

unscheinbar und geschmacklos.

der Ostseite des weiten, ungepflasterten Platzes, in dessen Mitte

plump gearbeiteter Brunnen steht, liegt das Franziskanerkloster. Der Eingang zur Kirche desselben öffnet sich nicht unmittelbar nach

ein


Das Hochland von Nord-Peru.

l66

dem

Platze,

mit

einer

sondern auf einen kleinen Garten, der nach der Strasse zu

Mauer umgeben

bepflanzt,

von

die

ist. Der Ciarten ist mit Rosenbüscben hohen Weidenbäumen beschattet werden. Drei

Formen

kurze Alleen führen auf die Portale zu, so dass die zierlichen derselben

zum

Teil durch

Laub verdeckt

Eindruck des ganzen noch erhöht. Santa Catalina

ihren

in

sind,

was den freundlichen

Die Fassade der Kirche

Bauformen

ihrem Mittelstück vollendet, aber das Innere der Kirche

Das Gewölbe

ist

der von

und gleich dieser nur

ähnlich,

ist

in

ganz stattHch.

Kuppel Kuppeln über den fünf Bogen, durch welche die Seitenschiffe mit dem Mittelschiffe in Verbindung stehen. Auch die innere Ausschmückung steht mit den schönen Verhältnissen des Baues im F^inklang. Der Hauptaltar, sowie die zu beiden erhebt

sich

höher, die Seitenschiffe geräumiger, eine noble

ist

über

dem Kreuz und

kleinere

Seiten des Transepts sind neu, die älteren haben zwar die

und schnörkeligen Verzierungen,

Säulen

gewundenen

im vorigen Jahrhundert

die

von besserer Arbeit als die der Parochialund in jeder Beziehung ist San Francisco die schönste der Stadt. Das Innere des Klosters besuchte ich erst zwei Tage nach meiner

beliebt waren, sind jedoch alle kirche,

Ankunft,

als

ich

den Brief abgab,

den mir der Pater Cortes, mein

Reisegefährte von Pacasmayo her, an den Guardian mitgegeben hatte.

Als

ich

an

die

einem grossen

Thür Korbe,

klopfte, in

wartete daselbst ein brauner Junge mit

welchem

nebst

mancherlei P'rüchten sechs

Hühner und zwei gemästete Truthähne lagen, ausnahmsweise reiche Geschenke, die vermutlich wegen der erwarteten Ankunft de.s vornehmen Gastes aus Lima geschickt worden waren, denn der Pater Cortes, einer der drei Mönche, mit denen ich bis Yonan reiste, war ein angesehener Mann, General-Kommissar seines Ordens für Peru und Ecuador, und zudem ein von den Frauen sehr bewunderter Kanzelredner. gerupfte

Die inneren

Räume

der Barfüssermönche, welche

hof

ist

rohen

als man nach der und entsprechen der strengen Regel bewohnen. Nicht einmal der Haupt-

des Klosters sind weit einfacher,

Ausstattung der Kirche erwartet, sie

von gewölbten Kreuzgängen umgeben, sondern von einem auf

Holzstämmen ruhendem .Schutzdach,

Eingänge zu den Zellen befinden.

unter

welchem

sich

die

Höfen umschliesst die Klausur noch einen Garten mit Eukalyptusbäumen, in welchem sich die

Ruinen einer Kirche befinden, die Diese Kirche .oder Kapelle wird

Ausser zwei

sich an die

Spaniern in Cajamarca erbaut wurde. umherführte, hörte ich die

neuen Gebäude anlehnt.

für die älteste

gehalten,

Während mich

Mönche im Chor

singen.

ein

die

von den

Laienbruder

Der Gesang klang

schwach und auf meine Frage sagte mir der Bruder, dass gegenwärtig




Cajamarca.

167

nur neun Priester nebst einigen Novizen und Laienbrüdern im Kloster lebten.

Die Priester waren Spanier.

Eine noch kunstvoller gemeisselte Fassade

und Santa Catalina hat

als die

von San Francisco

die Kirche des ehemaligen Klosters von Belen

(Betlehem), welche die beistehende Abbildung wiedergiebt.

zwar auch nur ein verziertes

Mittelstück,

Skulpturen besser gezeichnet und geschmackvoller

den beiden anderen.

Die

Räume

ausgeführt, als bei

des Klosters werden jetzt als Hospital

Aus der rechten Seitenthür der Kirche

benutzt.

Sie besitzt'

doch sind die Formen der

tritt

man

in

einen

Kirche des Klosters Belen.

mit Eukalyptusbäumen bepflanzten Hof, um welche die für Männer bestimmten Krankenzimmer liegen; auf einen zweiten freundlichen Hof gehen die Fenster eines für weibliche Kranke eingerichteten Saales. Alle

Räume

und gewölbt, was sie etwas kalt und unwohnlich Das Hospital steht unter der Aufsicht von sieben französischen barmherzigen Schwestern, die zugleich auch eine mit demselben verbundene Mädchenschule leiten. Neben dem Barfüsserkloster für Männer giebt es in Cajamarca auch ein solches für Frauen, welches sind sehr hoch

erscheinen

lässt.

der heiligen Empfängnis geweiht la

Concepcion,

daher

Descalzas concebidas

dessen

ist

Monasterio de

las

descalzas de

Bewohnerinnen der Kürze halber

als

— empfangene Barfüsserinnen — bezeichnet werden.


Das Hochland von Nord-Peru.

i68

Den

besten Überblick über die Stadt hat

Fuss

dessen genannt,

sie

erhebt

liegt.

sich

Dieser

man von dem

um

Hügel,

Santa Apolonia oder Polonia

Hügel,

Er besteht aus

80 Meter über den Hauptplatz.

einem Kerne von weisslichem vulkanischem

Tuff,

bedeckt mit Erde und

und überwachsen mit kurzem Grase, Hecken von Agaven und von grosslappigen stacheligen Kakteen (Opuntien). Der der sich nach rückwärts an die vordere Teil des Gipfels, Bergwand der Cordillera anlehnt, ist eine 60 Schritt lange und halb so breite mit Rasen überwachsene Platte, woselbst sich die Ruinen einer Kapelle finden, halb zusammengestürzte Mauern aus grossen Adobes. Reste alter Bauten lassen sich nicht mehr entdecken, obgleich einst auf dem Hügel eine Burg stand. Die einzige Merkwürdigkeit aus vorspanischer Geröll

Dickichten

Zeit

ist

einige

der

sogenannte Königssitz

befindet.

la

am

Meter unterhalb des Gipfels

Dort sieht man, eingehauen

silla

in

'J'hale

der sich

,

Rande des Hügels

den Tufffelsen,

runden

1

del Inca

östlichen

einen halb-

dem

dessen Rücken

Sitz,

zugekehrt

Zwei Meter

ist.

davon gewahrt man auf der Oberfläche

desselben Felsens den ver-

witterten

Rand

zweiten

eines

den Felsen gehauenen, halbrunden

kleinen

etwas niedriger Dieser

ist

der

Rand wird durch

unterbrochen,

der

Platzes, als

welche

in

gleichfalls

erste.

eine Rinne

mit

zwei

kleinen Aushöhlungen in der OberDer

KönJCTssitz. ^.

sich auf

einem Felsstück von

Verbindung

fläche

des Felsens

steht.

Beide halbrunde Sitze finden

dreiseitiger

in

Form, an dessen Rand Stufen

eingehauen waren, deren Überreste noch deutlich erkennbar sind. in als

Cajamarca herrschende Ansicht, welche den eben beschriebenen Königsstuhl bezeichnet,

d. h. als

einen Thronsessel, den der

Die Sitz

Monarch

bei feierlichen Gelegenheiten einzunehmen pflegte, scheint uns auf einer

irrtümlichen Deutung zu beruhen.

Wahrscheinlicher

ist,

dass der Stein

indem auf dem halbrunden Platze b kleinere Tiere geschlachtet wurden, deren Blut durch die Rinne c herabfloss und sich in kleinen kreisförmigen Gruben sammelte, während der beobachtende ein Opferplatz war,

Priester

seinen

Sitz

in

a

hatte.

Felsen des Kenko, sowie auf

dem

In

der

Nähe von Kusko, auf den

Steine von

Concacha

werden wir später ähnliche Opferstätten kennen

lernen.

bei

Curahuasi

Den

Sitz für




Cajamarca.

jgg

einen Königsthron zu erklären scheint schon deshalb unpassend, da er

der Stadt den Rücken zukehrt.

Ausser diesen Steinsitzen auf

dem Hügel

Santa Polonia findet sich

Cajamarca nur noch ein Überrest aus vorspanischer

in

das sogenannte Haus Atahuallpas.

Es

liegt in

der

nämlich

Zeit,

Nähe des

Platzes in

einem Hofe, zu welchem man von der Strasse aus gelangt, Platze aus an der Seite des Klosters San Francisco hinführt. durch

eine

Vorplatz,

wackelige

alte

umgeben von

Thür

halb eingestürzten

vom tritt

wüst aussehenden

einen kleinen,

in

die

Man

Lehmmauern und

sieht

das

sich. Das Haus bildet ein Rechteck, dessen längere 17 Schritt lange Seite dem Hofe zugekehrt ist, während die kürzere nur 13 Schritt misst. Die Mauern ruhen auf felsigem Grunde von vulkanischem Tuff und bestehen

zwar merkwürdige, aber höchst unscheinbare Bauwerk vor

in

ihrem unteren Teile aus Quadersteinen von demselben Material, die

Huänuco genau und ohne

nach der Art der Königswohnungen

in

baren Mörtel zusammengefügt sind.

Die Steine sind viereckig, ebenso

sicht-

vollkommen rechtwinklig und auch nicht Die Fügung ist wegen der bröckligen Beschaffenheit des Tuffs nicht ganz so eng und linienförmig, wie wir es in Huänuco hervorgehoben haben und später bei den Bauten in Kusko wiederfinden werden. Die feingefügte Mauer ist an der Vorderseite II — 12 Fuss hoch, weiter oben folgt eine Fortsetzung von Adobes und ein Dach von gewöhnlichen Hohlziegeln. Vor dem Hause stehen hoch

in

als breit,

aber nicht

alle

ganz gerade Reihen gesetzt.

vier hölzerne Säulen,

sich der

auch

in

beste

alter

Zeit

dem Schutzdach Ansicht

Garten, von

Haus

dem

Wiewohl die Thür neu ist, scheint hier doch der Eingang gewesen zu sein, denn drei in den

gehauene Stufen führen zu der niedrigen Plattform, die sich

Felsen unter

welche ein kurzes Schutzdach tragen, unter

Eingang befindet.

an der Vorderseite des Hauses hinzieht.

Hauses

des

wo aus

Die

erhält man von einem daran stossenden

die beigegebene

Abbildung aufgenommen

ist.

Das

wurde zur Zeit meines Besuchs von einer achtzigjährigen Greisin

bewohnt, der Wittwe eines gewissen Manuel Astupileu, des verstorbenen Eigentümers,

der

seine

Abkunft von

den Inkas

Die

ableitete.

alte

drückender Armut zu befinden und es herrschte in Spelunke ohne Möbel ein erstickender Gestank nach

Frau schien sich

in

dunklen Meerschweinchen und Fledermäusen.

der

Die Überlieferung nennt dieses Haus das Zimmer, Atahuallpa nach seiner Gefangennehmung als er Pizarro das

Anerbieten machte,

es

Wohnung

zum Lösegeld

das

dem Inka und wo

diente,

für seine Freiheit

mit goldenen und silbernen Gefässen und Schmucksachen anfüllen zu


Das Hochland von Nord-Peru.

I/o hoch

lassen, so

Hand

er mit seiner

Es

reichen könne.

ist

in der

That

wohl möglich, dass dieses Haus wirkhch das von dem gefangenen König bewohnte gewesen ist, und dass man es aus diesem Grunde als Merk-

denn

würdigkeit erhalten hat,

keiner anderen Stadt Perus sind die

in

aus alter Zeit herstammenden Gebäude, von denen die Chronisten aus-

Beschreibungen

führliche

schwunden

wie

in

haben,

hinterlassen

Cajamarca.

In

so

vollständig

»Der Hauptplatz

Perus, erzählt Francisco de Jerez als Augenzeuge:

grösser als irgend einer in Spanien, rings herum mit

Wände

aus acht Gemächern bestehend,

als die übrigen.

und

Steinen,

Dächer sind aus Stroh und ruhen auf Im Innern dieser Häuser finden sich

die

gefügten Balken.

gewisse Wohnräume,

gebaut sind,

in

Die Häuser-

über 200 Schritt lang und besteht aus starken,

hohen Mauern;

drei Klafter

an die

ist

ist

Mauern umgeben,

aus welchen zwei Thore in die Strassen der Stadt führen. reihe an jeder Seite

ver-

der Eroberung

Geschichte

seiner

Wände

Ihre

die weit besser

bestehen aus fein behauenen

den Höfen sind Brunnen, zu denen das Wasser durch

Nach dem freien Felde zu findet sich, Mauern des Platzes, eine Festung aus Stein mit Treppe aus behauenen Steinen und einem kleinen Ausgang nach der Ebene. Oberhalb der Stadt, am Abhang der Berge, da wo die

Röhrenleitungen gebracht wird. mit eingeschlossen

in

die

Häuser anfangen, erhebt

zum grossen

sich

behauen

Teil

eine Festung auf einem Felsen, welcher

Diese

ist.

Festung

grösser

ist

die

als

andere, mit drei Wallmauern umgeben, die sich schneckenförmig hinauf-

winden,

Festungen,

werden.

Zwischen

kleiner Platz, ganz

wie

sie

sonst nirgends

Indianern

bei

dem Bergabhang und dem

umgeben von Wohnräumen, welche

im Dienste des Königs Atahuallpa bestimmt waren.

gang

zur Stadt steht in

bäude, wie

zu

man

dem

sagt,

einem,

angetroffen

Hauptplatz

Vor dem

von Mauern umgebenen Hof,

eine Reihe gepfianzter

der Sonne geweiht,

Bäume

denn

in

führt.

ein

liegt

für die W^eiber

Ein-

ein

Dieses Haus

Geist,

allen Ortschaften befinden

Sonnentempel.«

sich

Von

allen

diesen Bauten

ist

alten

Bauwerke seien

zerstört

nichts erhalten,

Mann kann wurden, blos um

das wir oben beschrieben haben.

als

das kleine Haus,

jedoch nicht sagen, die sie

zu vernichten, denn

man Ruinen oder Trümmerhaufen, sondern sie wurden abgetragen und die behauenen Steine zum Bau der Kirchen verwendet. Damit scheint man schon früh angefangen zu haben, denn Cieza de Leon, der sein Werk (la cronica del Peru) bald nach der Eroberung nirgends findet

verfasste,

hätten.

bemerkt,

dass alle

Nach Cieza wurde

Gebäude der Inkas bereits sehr gelitten die Gegend von Cajamarca durch den


Cajamarca.

171

König von Kusko, Inca Yupanqui, unterworfen, andere Berichte der erst unter dessen Sohn Tupac Inca geschehen, alle aber stimmen darin überein, dass die Bewohner tapferen Widerstand lo.

Eingebornen lassen dies

und Unterhandlungen als mit Gewalt unterworfen wurden. Die Provinz wurde von den Inkas sehr geschätzt, wurden dahin versetzt, die Stadt zahlreiche Kolonisten — mitimaes mit grossen Vorratshäusern versehen und mit einem Sonnentempel ge-

und mehr durch

leisteten

List

schmückt,

Gewebe

wo

viele

Sonnenjungfrauen sich mit der Anfertigung feiner

beschäftigten.

die nicht stolz

und

Cieza lobt den sanften Charakter der Bewohner,

ehrgeizig

seien,

sondern

und freundlich

gastfrei

gegen Fremde; dabei sehr erfahren im Feldbau und Viehzucht, geschickt in der Bearbeitung von Metallen, und im Weben wollener Teppiche nicht weniger kunstfertig als die Leute in Flandern.

Während meines Aufenthaltes

in

Cajamarca machte

ich wiederholt

Umgegend, wo sich aber nur in der nächsten Umgebung der Stadt angenehme und schattige Pfade finden, denn bei weitem der grösste Teil der Thalebene ist baumlos und besteht aus Weideland, welches hier und da mit Getreidefeldern Spaziergänge und kleine Ausflüge zu Pferde

in die

Das Thalbecken von Cajamarca, welches anderthalb Leguas und doppelt so lang ist, wird rings umher von Bergen umgeben,

abwechselt. breit

die sich nach Osten zu allmählich ebenso hoch, ja als

Kamm

der

überschreitet.

der Küstenkordillere, die Diese

Thäler und Gründe,

Höhen

man

auf

noch höher erheben,

dem

Passe

La Cambre

sind mannichfach gegliedert durch grössere

die sich alle nach

dem Becken

öffnen

und ihm

Die beträchdichsten derselben sind

Bäche und kleine Flüsse zuführen. drei: der Cajamarca, Chonta und der Maschcon.

Der Cajamarca, der von der Stadt seinen Namen führt '), kommt von Süden aus dem Gebirge, tritt an der Westseite in die Stadt, wo sein Wasser, in Gossen

manchen Strassen zum Wegspülen der Abfälle benutzt wird. westlichen Ende der Stadt wird er von einem steinernen Bogen

geleitet, in

Am

überbrückt, über welchen die Strasse nach der Vorstadt Chonta Paccha

Der Chonta,

führt.

osten aus

kommt von NordDer wasserreichste unter den drei

ein etwas ansehnlicherer Strom,

dem Thale von

Otuzco.

Er tritt am westlichen Ende ist der Mascon oder Maschcon. Ebene aus dem lliale, durch welches der Weg nach San Miguel

Flüssen in die

gesetzt

Der Name Cajamarca, ursprünglich von derj Chronisten Caxamarca geund von den Eingeborenen Caschamarca ausgesprochen, ist zusammenaus dem Worte Kasa, die Lücke, Ausschnitt, Bergpass, und marca, die Ort-

schaft,

bedeutet also die Stadt

i)

schrieben

am Bergübergang,


Das Hochland von Nord-Peru.

1/2

und den bekannten Bergwerksorten Hualgayoc und Coschuro seinem

Hügels, des Cerro de Pizarro, seiner Ankunft

dessen

sogenannt, weil der Eroberer Perus bei

von dort aus zuerst das Lager Atahuallpas beobachtete,

weisse

Ebene bedeckten.

die

Zelte

und Maschcon

Chonta

Bei

führt.

das Thal benetzt sein Wasser den Fuss eines felsigen

Eintritt in

vereinigen

Die

am

sich

Ebene, verwandeln das dortige Tiefland welcher

genommen

hat

nachdem

sich,

Ende der

nordöstlichen

einen Sumpf, und verlassen

in

dem Namen

endlich das Becken durch ein enges Thal unter

Llacanora,

Cajamarca,

Flüsse

Fluss von

noch mehrere Nebenflüsse

er

auf-

und nun Cresnejos genannt wird, in den Marafion ergiesst. Der Sumpf in der Gegend von Llacanora ist der letzte Rest eines Sees, der einst das ganze Thalbecken von Cajamarca ausfüllte, ehe Nicht weit vom sich das Wasser einen Ausweg zum Maraiion bahnte. Anfang des Thals von Llacanora liegt eine kleine Ortschaft desselben Namens, und in den Kalkbergen an der linken Thalseite findet sich Der Eingang zu dieser liegt 50 Meter über dem eine grosse Höhle. Spiegel des Flusses und bildet eine weite,

von stachligen Kaktusbäumen umgeben führen in mehreren Richtungen Gänge kleineren

Die

Höhlen.

Wände

Von

und

an

sind

zulaufende Grotte, die

spitz

ist.

vielen

Höhle künstlich

Stellen

und

Fledermäusen

zahlreichen

worden ist durch unternommen haben. bei Regenwetter

als Zufluchtsort

zum

ge-

erweitert

Arbeiten, welche die überall thätigen Schatzgräber

Die Höhle dient Schafen und Ziegen

Gallerien zu

mit Russ

Es scheint daher, dass

schwärzt und zeigen Spuren von Sprengstoffen. die ursprüngliche natürliche

dieser Eingangsgrotte

stollenartige

Aufenthalt.

Es

daher

herrscht

allenthalben ein widriger ammoniakalischer Geruch.

Nahe am nördlichen Rande der Thalebene, der Stadt schräg gegenüber und anderthalb Leguas von ihr entfernt, treten heisse Quellen zu Tage, die schon

in

Der Weg dahin

führt

alter Zeit zu

Bädern bei Krankheiten benutzt wurden.

Damm

über einen gepflasterten

quer

durch das

Thal, ein Werk, das die Inkas anlegten, da während der Regenzeit der

Boden

dort sum])fig wird,

und der Weg ohne künstliche Erhöhung und

Befestigung nicht gangbar sein würde. Fluss, d.

reichte

langt

h.

die beiden

den Pferden

Arme

bis

man nochmals

an

in

welche

die Knie.

liest:

kleinen viereckigen Hof,

einen zweiten,

wo

überschreitet zweimal einen

er sich geteilt hat.

Nach

Das Wasser

einer Stunde Reiten

ge-

zu einem kleinen Fluss und jenseits desselben zu

einem niedrigen einstöckigen Gebäude, grossen Buchstaben

Man

über

Baiios de Atahuallpa.

um

dessen Eingang

Man

welchen Wohnungen

tritt

liegen,

sich die Badevorrichtungen finden.

man

in

zuerst in einen

und von

Eine der

hier in

Wannen


Cajamarca.

oder Wasserbehälter

stammen und anderen 2,5

sind

Meter

neu.

Pozo sind

Quellen

findet sich

das

Meter

tief,

sieht etwas

der

Zeiten

Becken

dunklen

in

,

Inkas

die drei

etwa

unheimlichen

und freundlicher aus. und binsenbewachsenen

heller

in einer schilf-

zu Tage.

ungefähr in

alte

gemauerte Behälter,

vierseitige

1,5

Bäder

noch aus den

viejo

dem ßadehause

die

treten

stärkste

und

eines der

Unmittelbar hinter Fläche

Alle

Geviert

ins

Räumen, nur

angeblich

soll

heisst daher:

jy?

Es sind deren sehr

der Mitte in

einer

viele;

natürlichen

die

kreis-

förmigen Grube von zwei Metern Durchmesser, an deren Boden siedendes

Wasser aus vielen Öffnungen hervorwallt. treten

auch kalte

aus,

Unweit dieser heissen Quellen

deren Wasser zur Abkühlung der heissen beim

Baden benutzt wird. Das Wasser hat einen ganz schwachen Schwefelgeruch und setzt nur ganz wenig Kalk ab. Die Quellen sind so ergiebig, dass sie einen ganz ansehnlichen warmen Bach bilden. In der Gegend dieser heissen Quellen befand sich das Lager des peruanischen Heeres, dessen weisse Zelte die Spanier bei ihrer Ankunft im Thale von Cajamarca in der Ferne erblickten. Der König hatte sein Hauptquartier in einem Hause, das der Ortsbeschreibung nach an derselben Stelle stand, wo sich das gegenwärtige Badegebäude befindet. Auch war die Anordnung der Räume eine ähnliche, nur waren sie besser gebaut, denn der Chronist bemerkt, es sei zsvar ein kleines, aber das feinste Haus gewesen, das die Spanier bis dahin im Lande angetroften. Die Wohnungen lagen um einen Hof mit einem Wasserbecken, welches durch zwei Leitungen mit heissem und kaltem Wasser gefüllt werden

Die Röhren vereinigten sich auf dem Wege, doch konnte je Wunsch und Bedürfnis das heisse oder kalte Wasser abgesperrt nach vom Könige benutzten Räume waren ein schneeweiss gewerden. Die tünchtes Vorderzimmer mit glockenförmig gewölbter Decke, und ein konnte.

innerer Saal mit anstossendem Schlafgemach, beide mit glänzend roter

Farbe angestrichen. Hier sahen Pizarros

zum

am Nachmittag

ersten

des

15.

Novembers 1532

Male den König Atahuallpa,

umschränkte Herr des Landes war und fangener sein

reiche Begebenheit

zeugen,

die

Über diese

sollte.

beteiligt waren,

bei

Peru so folgen-

als

von Augen-

handelnde

Personen

nämlich einen, den der bereits erwähnte Francisco de

Jerez als Sekretär Pizarros für

Hernando

für

gedruckte Berichte

den Vorgängen

Abgesandten

nächsten Abend ihr Ge-

ausserordentliche,

besitzen wir drei

zugleich

am

die

der damals der un-

Pizarros,

des

den Kaiser Karl V, aufsetzte; einen Brief

ältesten Bruders des Statthalters,

auf der Insel Santo Domingo an die dortige

geschrieben

königliche Audienz,

als


Das Hochland von Nord-Peni.

»74

Hernanclo bei seiner ersten Rückreise nach Spanien daselbst verweilte

und

drittens die Erzählung

')

Pedro Pizarros eines entfernten Verwandten

Franciscos, der den Statthalter als Page begleitet hatte,

fortan in Peru

und später seine Erlebnisse in einem Werke beschrieb'^). Die drei Berichte stimmen im wesentlichen mit einander überein und unterscheiden sich nur durch mehr oder weniger grosse Ausführlichkeit bei Mitteilung der Unterredungen und Verhandlungen. Pizarro hatte auf seinem Marsche durch die Küstengegenden und beim Aufstieg nach dem Hochland wiederholt Botschaften von Ata-

blieb

huallpa empfangen und diesem geantwortet,

grossen Herrschers

ihm seine Dienste anzubieten. Cajamarca

Fremden; selbe von

eine

erschien als die

dass er der Diener eines

Ruhm gehört Noch am Tage vor

von Atahuallpas

sei,

Gesandtschaft

mit

komme

habe, und

seiner Ankunft in

Lebensmitteln

die

für

fanden

Spanier aber in der Stadt anlangten,

sie die-

Bewohnern geräumt und niemand zugegen, um sie zu empfangen. Pizarro schickte daher den Hauptmann Hernando de Soto mit 20 Reitern nach dem Lager, um dem König seine Ankunft anzuzeigen und ihn einzuladen zu kommen, um sich ihm vorstellen zu können.

allen

Inzwischen

suchen und

die leere Stadt durch seine Leute

und zu überwachen.

zu beobachten

aus

liess er

dem Lager

zu

kommen

um

den

unter-

Abgesandten Da grosse Massen von Kriegern

stieg selbst auf die Festung,

Ritt seiner

schienen, so schickte er auf den Rat seines

um

Bruders Hernando diesen selbst mit noch weiteren 20 Reitern ab, sich

im Notfall gegenseitig zum Schutze zu dienen. Als Soto

bei

dem

kleinen Flusse

Lager der Peruaner hinzog,

liess

ankam,

an

er daselbst seine

welchem

sich

das

Leute und wurde

in

Der Inka sass vor dem Hause auf einem niedrigen Sessel, umgeben von seiner Leibwache, einem grossen Gefolge von Häuptlingen, hohen Würdenträgern Begleitung des Dolmetschers vor den König

und Frauen des königlichen Haushalts.

Um

geführt.

den Kopf trug

er ein

Band

mit seidenartig glänzenden roten Fransen, welche die Stirn bis zu den

Augenbrauen bedeckte. lichen

Würde,

Atahuallpa

seit

besten Reiter

Um

das bei

Dies war der Llautu,

das Zeichen der könig-

den Inkas der Krone entsprach,

der Besiegung seines Bruders trug.

und und Kraft zu zeigen, tummelte

in der Schar Pizarros

seine Gewandtheit

König und brachte

es endlich

den

besass ein schönes feuriges Pferd.

vor dessen Füssen zum

1)

Abgedruckt

2)

Pedro Pizarro, Descubriniiento y conquista del Peru.

in

und welches

Soto galt für

Oviedos Historia general y natural de

las

er es vor

dem

Stehen, so nahe.

Indias.


Cajamarca.

und man

heit mit

Der König bheb scheinbar un-

worden.

bestraft

aber innerhch erzürnt über die unziemUche Keckheit

kalt,

des weissen Fremdhngs.

Er würdigte Soto keines Bhcks, sondern

Augen auf den Boden

auch

gerichtet;

durch den Dolmetscher Felipillo übersetzen selbst,

sondern einer der Häuptlinge sprach

Hernando

Pizarro

vorgestellt wurde,

dessen Gruss.

Kopf

e

diese seien später ob dieses Zeichens von Feig-

sagte,

dem Tode

bewegt und seine

-r

schnaubende Atem des Tieres das Gesicht des Monarchen Mehrere aus dessen Umgebung sprangen erschrocken zur

dass der berührte. Seite,

j

hielt

seinen Auftrag

antwortete

liess,

nicht

er

Erst als bald darauf

für ihn.

und von Soto

erschien

dieser

als

Bruder des Statthalters

als

erhob er zum ersten Male die Augen und erwiderte

Seine Gesichtszüge

waren von

stolzer Schönheit,

der

etwas zu gross für den Körper, und der Ausdruck seiner Augen,

deren Weisses

mit Blut

Sprache war langsam, Maizabilka

am

unterlaufen

ernst

war,

Flusse Zuricara,

sagte

er,

der habe ihm gemeldet die

Häuptling habe drei Spanier und ein Pferd

weder durch die

Seine

Er habe einen HäuptUng

Spanier hätten seine Leute gemisshandelt und

liess sich

etwas Wildes.

hatte

und würdevoll.

in

Ketten geworfen; der

Allein Hernando Miene des Königs noch durch dessen

finstere

getötet.

grosses Gefolge einschüchtern, er nannte Maizabilka einen Schelm

Lügner und antwortete

in

so

prahlerischem Tone,

und

man kaum

dass

glauben kann, der Dolmetscher habe gewagt seine Worte zu übersetzen.

Und

als

der König bemerkte, er wolle den

ihre Waffentüchtigkeit zu beweisen,

sie

Zuge gegen einen rebellischen Häuptling »für einen Kaziken,

christliche

Reiter,

Fremden Gelegenheit geben

sollten

seine Leute bei einem

Hernando: haben mag, genügen zehn

begleiten, entgegnete

so viel Krieger er auch

deiner eigenen Leute bedarf es

A'ersteckten zu suchen.

der König und lud

;

Über

höchstens,

seine Gäste

zum Trinken

da

die

Auf seinen Wink

ein.

brachten die Frauen grosse goldene Becher mit Chicha. entschuldigten sich anfangs,

um

diese übermütige Ruhmredigkeit lächelte

sie

Die Spanier

mochten,

nicht absteigen

nahmen

aber doch schliesslich einen Trunk an, worauf der Inka beim Abschiede erklärte,

am

nächsten Tage

scheint nicht,

wolle er

dass Hernandos keckes

ungünstigen Eindruck gemacht habe; schaft

mit

war unter

dem

am

er

allen Spaniern

liebsten

den

Statthalter

besuchen.

Es

Benehmen auf den König einen denn später

in

seiner Gefangen-

der Bruder des Statthalters der Mann,

verkehrte,

und zu dem

er

am

meisten Ver-

trauen hegte. Soviel

dem Inka

selbstbewusste Zuversicht zur

Schau

Hernando

trug, so liess ihn

doch

in

Alles,

der Unterredung mit

was

er

im Lager der


Das Hochland von Nord-Peru.

2^5

Peruaner erblickte, die Grösse der Gefahr ermessen, Sie befanden sich vor

Spanier begeben hatten.

in

welche sich die

einem grossen, wohl-

geordneten Heere von kräftigen kampfgeübten Kriegern, zwar unvoll-

kommen

einem tapferen Führer unbedingt ergeben, und

bewaffnet, aber

so zahlreich,

dass nach der niedrigsten

Schätzung

auf jeden Spanier

200 Indianer kamen; denn Pizarro verfügte nur über 170 die

Angaben über

und 50 000 Mann

nicht freundlich gesinnt

im Besitz solcher

Streiter,

während

von Atahuallpas Truppen zwischen 30 000 schwanken. Und dass dieser König den Fremden die Zahl

sei,

war offenbar; denn warum hatte

Streitkräfte,

er,

obgleich

ihnen nicht den Eintritt ins Innern des

Landes verwehrt, warum war ihnen ein Platz in einer von Einwohnern verlassenen Stadt mit nur wenigen engen Zugängen zum Quartier angewiesen worden, als um sich ihrer desto sicherer bemächtigen zu können? Bei einem so furchtlosen Manne, wie Francisco Pizarro war, schien jedoch

das Gefährliche seiner Lage nur noch den die Blosse, die sich der

und

traf sogleich

Mut

zu erhöhen; er sah nur

Inka durch den angekündigten Besuch gab

seine Vorbereitungen

den folgenden Tag.

für

Seine

60 Reiter teilte er in 3 Abteilungen, die unter den Befehl seines Bruders Hernando gestellt wurden, unter welchem Hernando de Soto und Sebastian Belalcazar

kommandierten.

Die beiden

kleinen

Kanonen,

wurden unter dem Griechen Pedro de Candia auf der Plattform der Festung aufgestellt; er selbst behielt sich und seinen Brüdern Juan und Gonzalo die Leitung des Fussvolks vor, und hatte um seine Person eine Schar von 20 erlesenen Leuten, die ihm bei Gefangennehmung des die er besass,

Königs znr Hand sein

sollten.

In der Nacht Hess er wiederholt durch

ausgeschickte Streifwachen die Nachbarschaft des Lagers durchsuchen,

während Seinigen

mit seinem Bruder Hernando die Reihen der er selbst durchwanderte und ihnen durch seine Zuspräche das Ver-

trauen und die Zuversicht einzuflössen wusste, die ihn erfüllten.

aus ihren Herzen Festungen machen,

sollten

sich erinnern, dass nur ihre l'apferkeit

unter

dem Beistande

Heiden

Gottes,

Zwar

in

sagte

er

Sie

sollten

Festigkeit sie retten könne,

und

dessen heiliger Sache

war Habsucht

ihnen,

sie

mächtigste

gegen die Triebfeder,

kämpften. welche die spanischen Abenteurer bewegte, dabei lebte aber doch auch tlie

im Herzen der niedrigsten das erhebende Bewusstsein, Werkzeuge zur Verbreitung der christlichen Lehre zu sein, und ein Aufruf an den Glaubenseifer fand allezeit williges Gehör.

Am

folgenden Morgen (16. November)

erschien ein Abgesandter

Atahuallpas mit der Botschaft, sein Herr werde die Spanier besuchen,

und da diese am Tasic zuvor mit ihren Waffen bei ihm gewesen wären,


Cajamarca.

jyy

würden auch seine Leute bewaffnet kommen.

SO

möge

antworten, er

ihm willkommen wie aus

dem

es

Pizarro liess ihm damit halten, wie er wolle, sein Besuch werde

Die Beobachter auf der Festung sahen darauf,

sein.

peruanischen Lager sich Scharen von Kriegern nach der

in Bewegung setzten, und immer neue Abteilungen über die Dammstrasse kamen. Wahrscheinlich, um die Spanier über das Ausrücken so grosser Truppenmassen zu beruhigen, kam ein zweiter Bote

Stadt

des Königs mit der Nachricht, dass dieser nur von wenigen Bewaffneten

Der Zug der Peruaner bewegte sich sehr langsam und es wurde bereits Abend, als er in der Nähe der Stadt Halt machte und der Inka erklären liess, es sei schon spät, er werde erst am nächsten Morgen kommen. Diese Unschlüssigkeit ist auffallend und stimmt nicht

begleitet sein werde.

dem Charakter, den Atahuallpa bei anderen Gelegenheiten gezeigt hatte

mit

es scheint beinahe, als

Dem

gehabt. hatte,

kam

habe

er ein

warnendes Vorgefühl seines Schicksals

Statthalter, der seine

der

Vorbereitungen

für

Wankelmut des Königs sehr ungelegen;

den Tag getroffen

er liess ihn

dringend

ersuchen, bei seinem ursprünglichen Vorsatze zu bleiben, denn er warte

Zug von neuem

königliche

Leuten

Abendmahlzeit.

zur

ihn

ihre

Stellungen

in

an.

Seite des Platzes verteilt,

die

der That

In

Bewegung und

setzte

Pizarro

Die Reiter wurden

Kanonen

gerichtet

in verdeckten Hallen aufgestellt, die sich mit grossen

öffneten.

Niemand

in

sich

er-

darauf der

wies nun seinen

den Strassen zur

und die Lanzknechte Thoren auf den Platz

sollte sich zeigen, bis er Pizarros

Schlachtruf »San-

tiago« vernähme.

Die Sonne neigte sich bereits

dem Untergang

zu,

der Inka

als

endlich in Cajamarca anlangte, mit einer zahlreichen Begleitung, deren

pomphafter Aufzug augenscheinlich bezweckte, den Fremden einen hohen Begriff von

seiner

Macht und Grösse

einzuflössen.

Schaar gleichgekleideter Indianer, welche den drei Abteilungen

in

Weg

Voraus ging eine fegten,

dann

folgten

Tänzer und Sänger, darauf ein grosser Schwärm

und silbernen Kronen; endlich erschien selbst auf einer von Golde strotzenden und mit bunten Federn gefütterten Tragbahre, die von vielen vornehmen Häuptlingen auf den Schultern getragen wurde. Hinter ihm folgten in zwei anderen Bahren und zw'ei Hängematten die höchsten Würdenträger seines Hofes. Auf der Mitte des Platzes angelangt, hielt der König, umgeben von seinem Gefolge, während der Platz allmählich von den reichgekleideter Diener mit goldenen

der König

sich dicht füllte. Auf einen Wink Pizarros Dominikanermönch Vicente A'alverde vor, der den Feldkaplan begleitete und nachmals erster Bischof von

nachfolgenden Kriegern trat

sodann

der

Statthalter als

Middendorf, Peru

III.

j2


^3S Hochland von Nord-Peru.

IjS

Kusko wurde.

Mehrere spanische Chronisten (Gomara, Garcilaso und

Adam und

auch Zärate) lassen diesen eine lange Rede halten, die mit

Eva

anfing, von Christi Geburt

und Tod, sowie der Errichtung

seiner

Kirche durch den Apostel Petrus erzählte, dessen Nachfolger und

Erden der Pabst Erde unter die christlichen Könige vertreter Christi auf

sei.

verteilt,

deren

Kaiser Karl, seinen General Pizarro gesandt habe,

dass der

Mönch

mächtigster, der

um den Bewohnern

Amerikas den christlichen Glauben zu bringen und den Kaiser als ihren Oberherrn anzuerkennen. Es wahrscheinlich,

Stell-

Dieser habe die Länder der

aufzufordern,

sie

jedoch

ist

eine so lange Predigt

gehalten

nicht hat,

schon deshalb, weil es bereits anfing Abend zu werden und die Däm-

merung zwischen den Wendekreisen nur von kurzer Dauer bemerkt Francisco de Jerez nur, Valverde

Hand

sei

ist.

Auch

mit einer Bibel in der

vor Atahuallpa getreten und habe sich als den Priester der Christen

vorgestellt, der diesen

das Wort Gottes lehre, und es auch

lehren wolle; was Gott gesprochen habe, sei in diesem

dem Könige

Buche enthalten.

Der König verlangte das Buch zu sehen und versuchte die Klammern zu öffnen. Als ihm dies nicht gelang, wollte ihm der Mönch behülflich Atahuallpa sein, erhielt aber einen zornigen Schlag auf den Arm. öffnete dann das Buch allein, zeigte aber keinerlei Verwunderung über Papier und Schriftzeichen, sondern schleuderte die Bibel mit Verachtung weit von sich. Dann sagte er dem Priester in drohendem Tone: Ihr wisst recht wohl, was Ihr unterwegs gethan, wie Ihr meine Kaziken behandelt und die Kleider aus meinen Vorratshäusern genommen habt, aber ich werde nicht von hier weggehen, bis Ihr mir alles zurückerstattet habt. Während Valverde zu Pizarro eilte, um ihm die Antwort des Königs zu melden, erhob sich dieser auf seiner Tragbahre und erteilte Befehle an seine Leute. Da keiner der Fremden sich zeigte, so glaubte

er

und seine Umgebung,

borgen und seien bereits

in seiner

sie

hielten

sich

aus Furcht ver-

Gewalt.

Pizarro glaubte jetzt nicht länger

mehr zaudern

zu

dürfen.

Mit

Schwert und Schild bewafihet stürzte er sich mit seinen Begleitern die

Masse der Indianer mit dem Schlachtrufe »Santiago!«

in

Auf dieses

Kanonen auf der Festung gelöst. Die Trompeten schmetterten, und die ganze Mannschaft der Spanier, Reiter und Fussvolk brachen aus ihren verdeckten Stellungen auf die Peruaner verabredete Zeichen wurden die

los.

Die Überraschung des plötzlichen Angriffs, der Knall der Feuer-

waffen, der

Pferde,

ungewohnte Anblick der galoppierenden und schnaubenden sie behangen waren, alles

das Klirren der Schellen, mit denen

dies erzeugte einen solchen Schrecken bei

den Indianern, dass keiner


Cajamarca.

170

Waffen unter den Kleidern

an Gegenwehr dachte, obgleich

viele

borgen hatten, sondern

nur bestrebten, den Hufen der Pferde

lind

alle sich

Aber der

den scharfen Schwertern zu entrinnen.

Platz

nur

hatte

zwei Ausgänge nach den Strassen, die nach beiden Seiten hin

dem verworrenen Gedränge stürzten es endlich dem vereinten Anstemmen

ver-

in

die

Menschen der Masse geübereinander, bis lang, die Mauer, die den Platz nach der Ebene zu umgab, zu Falle zu Nur die Leute, bringen, und sich einen Ausweg ins Freie zu schaffen. welche die Bahre des Königs trugen und ihn umgaben, flohen nicht, leisteten aber auch nur passiven Widerstand und Hessen sich töten: Stadt führten.

In

sobald einer der Träger gefallen war,

ein anderer an seine Stelle.

darum zu thun, den König lebend

Pizarro war es vor allem

Gewalt zu bringen,

trat

die

in

seine

er hatte strengen Befehl erteilt, ihn zu schonen, er-

fasste daher, als die Sänfte ins

Schwanken kam und

sich neigte, seinen

Arm, und wurde bei seinem Bemühen, ihn vor den Streichen der Seinen Er war zu schützen, selbst von einem Degen an der Hand verletzt. der einzige verwundete Spanier in diesem Kampfe, und zwar von der

Hand

eines

seiner

Leute;

ausser

ihm

erlitt

nur ein Pferd

eine un-

bedeutende Quetschung. Als der König gefangen war,

gewesen waren, lang

fast alle

es,

suchten

auch

die,

wurden erschlagen, auch

gekommen

Tragbahren

Chincha,

den Atahuallpa besonders hochschätzte.

waren,

darunter

der

Kampf

noch mehr umgekommen

oder Überfall nicht länger gedauert hatte

Auf der Flucht wurden dann noch Oefangene eingebracht.

Am

von denen die Soldaten so

viele

von den Reitern

nächsten Morgen zählte

viele behielten,

als

die in

den

von

der

auf

nach einigen

sein,

als eine

ihn

Kazike

Die Zahl

Platze getöteten Indianer wird zu 2000 angegeben,

Berichterstattern sollen aber

um

wenigen ge-

die Häuptlinge,

anderen

dem

welche

sich durch die Flucht zu retten, allein nur

wiewohl der

halbe Stunde. ereilt

und

man deren

als

3000,

jeder zu seiner persön-

wurden in ihre Heimat entlassen. Einige Spanier waren der Meinung, man solle alle Gefangenen töten oder ihnen die rechte Hand abhauen, eine Grausamkeit, welche Pizarro von sich wies, indem er bemerkte, der Beistand ihres Gottes sei mächtiger und nütze ihnen mehr, als die grösste Zahl Den gefangenen König liess der von Feinden ihnen schaden könnte. Statthalter in sein eigenes Quartier bringen und streng bewachen, behandelte ihn aber im Übrigen mit ehrerbietiger Rücksicht. Während

lichen

Dienstleistung

brauchen

konnte,

er mit ihm bei der Abendniahlzeit •einladen lassen,

bemühte

er

sich

sass,

die Übrigen

zu der er ihn kurz zuvor hatte

ihn zu beruhigen

und über 12*

sein

Un-


Das Hochland von Nord-Peru.

jgO

durch die Versicherung, dass sein Leben nicht iii und dass schon mächtigere Könige durch ebenso wenig Christen überwunden worden seien. Atahuallpa antwortete, es gehöre zum Kriege zu siegen und besiegt zu werden, er habe die Fremden glück

trösten

zu

Gefahr

sei,

unterschätzt,

da ihm von seinen Ratgebern falsche Berichte über

die-

seien, aber sie alle hätten ihren Irrtum mit

dem

selben erstattet worden Leben gebüsst. Während der ganzen Zeit seiner Gefangenschaft blieb Atahuallpa in Cajamarca, und wie früher schon erzählt wurde, verlor er endlich auf dem Platze, wo er seiner Freiheit beraubt worden war, auch sein Leben (29. August 1533). Zärate, der in seiner Geschichte Perus die

Hinrichtung

nur kurz

selbst

Schon

derselben ausführlicher.

des Lösegelds mit geschickt wurde,

erwähnt,

dem

als

die A^eranlassung zu

bespricht

Hernando

Pizarro nach Verteilung

den Kaiser bestimmten Fünftel nach Spanien trübe Ahnungen seines ihm

für

kamen dem Gefangenen

bevorstehenden Schicksals; denn Hernando, der sonst so stolz und abweisend war, hatte sich dem Inka stets freundlich gezeigt und dessen

und mir thut es leid«, sagte wenn Du weg bist, werden mich der womit Almagro und der SchatzEinäugige und der Dicke umbringen meister Riquelme gemeint waren, von denen der erste ein Auge ver-

»Du

Vertrauen erworben.

gehst, Kapitän,

der König beim Abschied, »denn

,

loren hatte

und der andere sehr wohl

Wirklich begannen

beleibt war.

auch bald nach der Abreise Hernandos die Verläumdungen und UmDas Hauptwerktriebe, die den Untergang des Königs vorbereiteten. zeug derselben war der Dolmetscher Felipillo, ein junger Lidianer, den Francisco Pizarro

Mensch erfuhr

nach Spanien

mit

genommen

Dieser junge

hatte.

hatte eine Liebschaft mit einer der Frauen Atahuallpas, der es

und

sich darüber bei Pizarro beklagte:

ehrfurchtslosen Frevel

dieses

durch seine Gefangenschaft,

er

sich durch

fühle

Landesgesetzen, wer ein solches Verbrechen nur beabsichtige, mit

der Frau

lebendig

den

gemeinen Sklaven mehr gedemütigt, als denn der Mensch wisse, dass nach den

verbrannt

werde;

führte

er

es

zusammen

aber aus,

sa

ja sogar seine Llamas,

würden Vater, Brüder und Verwandte getötet, sein Haus würde niedergebrannt, seine Bäume umgehauen und seine Felder verwüstet. Entweder um seine Geliebte in seine Gewalt zu bringen, oder auf Anstiften der Almagristen,

sagte dieser Felipillo aus,.

Atahuallpa habe heimlich Vorbereitungen getroffen,

morden zu

lassen,

und da

alle

deshalb

um

Almagro und die mit ihm

Spanier er-

für seine Zwecke angekommenen neuen Soldaten

durch ihn übersetzt werden mussten, so gab er an, was passte.

alle

eingezogenen Erkundigungen


Celendin und der Maraiion.

wünschten den Tod Atahuallpas, da

nehmung

beteiligt,

sie als nicht bei seiner

der Verteilung

bei

waren, und fürchteten, dass

l3l

Beute

der

alles zukünftig

Oefangen-

ausgegangen

leer

ankommende Gold

zum

als

Lösegeld gehörig betrachtet, und ihnen aus diesem Grunde ein Anteil

daran vorenthalten werden würde. Atahuallpa stand

herzig

und von

Strafe

für

verschonte.

in

den Blütejabren.

Er

Vergehungen

tapferer

sämtliche

P^inzelner

Einwohner

Kusko nach dem Siege fast die ganze Rachsucht opferte, und endlich auch seinen Bruder liess,

in

Aber die Vorstellung des jähen Glückswechsels,

wirkt erschütternd

betraf,

und

Mann, aber stolz, hartGrausamkeit, so dass er mehrmals zur

entsetzlicher

geringfügige

eines Ortes töten rasse seiner

seinem Tode noch

bei

geistig begabter

"war ein schöner,

und versöhnend.

Inkanicht

der ihn

Selten hat die Geschichte

das Sprichwort, dass Hochmut vor dem Falle kommt,

in

so ergreifender

Weise bewahrheitet; denn der König, der sich rühmte, in seinem weiten Reiche wage ohne seine Erlaubnis kein Vogel durch die Luft zu fliegen, ja nicht einmal die Blätter auf den

Bäumen

zu bewegen, wurde von einer Handvoll verwegener Abenteurer inmitten seines Heeres gefangen genommen, und schliesslich auf verläumderische Anschuldigungen sich

hin wie ein gemeiner Verbrecher erdrosselt.

Celendin und der Maranon.

Nach achttägigem Aufenthalt

um mich

ins Innere fort, Ziel,

in

Cajamarca

setzte

ich

nach Chachapoyas zu begeben,

das ich auf dieser Wanderung zu erreichen gedachte.

meine Reise das fernste

Um

dahin

zu gelangen, musste ich zunächst das Thal des Marafions kreuzen und

sodann die Mittelkette oder Cordillera rechten

Seite

dieses

Stadt Cajamarca dieser

hinab,

Abhang

Flusses

hinzieht

am Ostabhang erst

die an der

Es wurde bemerkt, dass die

der Küstenkette hege, doch senkt sich

nicht unmittelbar

sondern bildet

central übersteigen,

und sogleich zum Ufer des Maranons

ein Kesselthal,

dessen östliche

ebenso hoch erheben wie der Pass La Cumbre.

Wände

Das Thal von

sich

Caja-

marca ist der Boden eines Sees, der in alter Zeit eine Einsenkung auf dem Rücken der Küstenkordillere ausfüllte, und dieser Rücken ist hier ziemHch mächtig, denn die Entfernung von Cajamarca bis zum Orte Balsas am Maranon beträgt 20 Leguas. Ich hatte einige Mühe gehabt mir Tiere zu verschaffen und konnte sie auch nicht, wie ich wünschte, für die

Pferde

ganze Reise mieten, zu

bekommen,

sondern musste froh

sein,

zwei schlechte

die mich nach Celendin, 14 Leguas von Caja-


Hochland von Nord-Peru.

I^^s

j32

deren

man

habhaft werden konnte,

28.

Mai

Cajamarca,

ich

verliess

sich

für

wegnahm,

so hielten sich

den Bergen versteckt.

die Arrieros mit ihren Tieren in

Am

die Regierung alle Maultiere,

denn da damals

marca, bringen sollten;

begleitet

von Herrn Hilpck,.

Gründer des Handlungshauses Hilpck & Kunze, dessen Gastfreundschaft Wir ritten quer durch das Thal auf demselben Wege, ich genossen. der zu den heissen Quellen

den warmen Bach, Pfad, auf

war

dem

führt,

diese links

liessen

und durchritten

dem Flusse zuleitet. Der steinige meinem Führer die Bergwand hinaufstieg,

der sein Wasser

ich darauf mät

ein Vorspiel dessen,

was mir im weiteren Verlauf der Reise bevor-

Weg

schlecht war, so war die Aussicht von der wenn überblickte man das ganze Thal besser und vollHöhe schön, denn

der

stand, indess

ständiger als von

dem gegenüberliegenden

Hügelland, dann senkte sich der gelangten

wir

zur

herab-

ich

Weg

wieder etwas und früh

zuvor meinen Führer gewarnt,

daher wir

am Nach-

Hacienda Polioc, wo Reisende,

Cajamarca kommen, gewöhnlich bleiben. Tiere finden,

dem

Wir ritten nun durch hohes, meist mit(rerste bestelltes

gestiegen war.

mittage

Passe, von

die

er

von

die

Eine Frau jedoch, hatte kurz

werde

dort kein Futter

für

unsere

Häusergruppe rechts liegen liessen und

zum Orte Tambomayo. Hier wurde Gegend anmutiger. An den Wänden einer von hohen Bergwänden eingeschlossenen und von einem wasserreichen Flusse durchströmten Schlucht standen zahlreiche Häuschen in abnoch eine Stunde weiter

ritten bis

die bisher etwas eintönige

schüssigen Höfen im (xrünen. sah

man

In

den Erweiterungen des Thalgrunds

eingehegte Kleefelder,

sorgfältig

eine gute Abendmahlzeit versprachen,

denn

marca folgte

für

müden Tieren

unseren

meinen Reiseproviant hatten meine freundlichen Wirte

reichlich gesorgt.

umgeben von

vier

in

Caja-

Mein Führer war im Orte bekannt, und

ihm zu einem besser

uns bereitwillig aufnahm. Frau,

die

und dies war die Hauptsache,

als

die

Im Hofe

übrigen

gebauten Hause,

sass vor der offenen

jungen Frauen,

die erstere

ich

wo man

Thür eine

alte

war die Besitzerin,

und Schwiegertöchter, die alle mit der Mutter Es war kein Mann im Hause, alle waren vom Dorfe

die jungen ihre Töchter

zusammenlebten.

abwesend, entweder

fremden Gütern. stickten in dieser

Überzüge

als Arrieros

auf Reisen, oder als Feldarbeiter auf

Die Frauen waren emsig bei der Arbeit, nähten oder für

Kissen und 15esatz

Gegend schienen

so fleissig

zu

für

Bettwäsche.

sein wie

in

Die Frauen

Mittelperu,

fast

denen wir unterwegs begegneten, trugen die Spindel in der Hand, ein Wollbündel unter dem Arm und spannen im Gehen. Es fiel mir auf, dass alle Bewohner des Ortes nur spanisch sprachen und kein

alle,


Celendin und der Maranon.

Keshua verstanden, während doch Inkasprache

herrschende

die

der

in

Umgegend von Cajamarca

der

In

ist.

183

Mararion machte ich dieselbe Beobachtung, erst

abhang der Cordillera Es findet

central

Bevölkerung.

grosse Lücke,

am

Leimabamba am

Ost-

man

trifft

wieder eine Keshuaredende im Sprachgebiet des Keshua eine

sich also hier

die sich daraus

in

Gegenden von

dass in diesen

erklärt,

den Inkas Kolonien von Chimus angesiedelt wurden,

der Sprache

die

Unterdrücker einen zäheren Widerstand entgegensetzten

ihrer

Das Keshua fand daher auch

andern unterworfenen Völker.

Gegenden,

wohin

und

ihnen,

als

die

in

den

zwangsweise versetzt wurden, wenig Eingang bei

sie

wich

die

und

Celendin

Stadt

zugleich

später

Sprache

eigenen

dem

mit

ihrer

Weg

durch hohes Weideland, und

Spanischen.

Am

folgenden Tage lag unser

dem

zwar begann der Anstieg unmittelbar hinter

den Fluss überschritten nicht

Nachdem

schlecht.

hatten,

hatten.

wir

Der

Weg war

die

Höhe

fuhren wir fort langsam zu steigen

von w^elchem man nach beiden Seiten Landschaft war

frisch

grün,

in

die Umrisse

nachdem wir

Dorfe,

zwar

aber anfangs

steil,

Thalwand erklommen auf einem schmalen Kamm, der

Thäler hinabsah.

Die ganze

der Berge gerundet,

nur hie

und da traten Felsen zu Tage und niederes Gesträuch und vielfarbige Blumen bedeckten die Abhänge. An die Heimat erinnerten Gentianen, deren Büschel von violetten Blüten auf fusshohen Stengeln sassen, grosse glänzend gelbe, stiellose Blumen von Kompositen schimmerten auf dem Je höher wir hinauf kamen, desto mehr ver-

Rasengrunde wie Sterne. schlechterte sich der Pfad,

war noch nass und an

es hatte in der

Nacht geregnet, der Boden

vielen Stellen schlüpfrig wie Seife, so dass unsere

Tiere sehr ermüdet waren,

als

wir gegen Mittag den höchsten Punkt

als der Pass La Cumbre. Meine Hoffnung, dass von jetzt an die Reitbahn besser sein würde, wurde getäuscht. Es war hier oben noch mehr Wasser gefallen, der Hauptpfad war eine enge, über fusstiefe Furche voll dunklen Schlammes,

erreichten, der bei 3690

man

so dass

Meter noch höher lag

auf lange Strecken zur Seite reiten musste,

um

auf grasigen

Nebenpfade bezeugten, dass frühere Reisende mit denselben Unannehmlichkeiten zu kämpfen gehabt hatten. Doch stiess man bei diesem Suchen nach Stellen

den Tieren die Arbeit zu

erleichtern,

und

viele

Wegen nicht selten auf noch schlimmere, denn überwuchert von dichten Farnkräutern lagen zwischen grossen Steinen tiefe Schlammbesseren

löcher.

mal zu

Mein armer Falle,

alter

Schimmel

stolperte jämmerlich

und kam

drei-

indess hatte ich das Glück nicht abgeworfen zu werden.

Die hohen Gegenden der

Sierra,

über die wir

ritten,

werden

hier


Das Hochland von Nord-Peru.

i84

im Norden,

sowie auch

in

horizontale Hochebenen,

Es sind nicht

Jalcas genannt.

Mittel-Peru,

wie die Punas in Süd-Peru,

sondern wellen-

förmige, in denen flache Gründe mit hügeligen Anschwellungen des Bodens wechseln. Sie sind bis zu den höchsten Punkten mit dichtem Grase und niedrigem Buschwerk bewachsen. Hin und wieder sieht man in Vertiefungen kleine Weiher, an andere Stellen kleinere und grössere trichterförmige Senkungen ohne Wasser, Tragaderos genannt

da sich daselbst durch Spalten des Ge-

Schlucker oder Aufsauger,

Dieses steins im Grunde das Wasser ins Innere der Erde verliert. grasbewachsene Hochland bietet vortreffliche Weideplätze, und viele

Tausende Stück Vieh könnten

man

sieht

hier

reichliche

Nahrung

Kühe oder

nur selten ein paar einsame

kleine

finden, doch Gruppen von

Auch das Reich der wildlebenden Tiere ist nur spärlich verbemerkt man in der Ferne Rudel von Rehen, die Kleine Vögel, Vicuiias und Huanacos des Südens scheinen zu fehlen. die von Insekten und Raupen leben, sind selten, wahrscheinlich, da die kleinen Tierchen, die ihnen zur Nahrung dienen, gleichfalls nicht häufig sind. Die Wenigen, die man sieht, sind klein und grau, von der Pferden.

Zuweilen

treten.

Farbe

des

vertrockneten

Am

Grases.

öftesten

bemerkt

man den

Huaichu, auch Huichu genannt, ein Vogel von der Grösse einer Amsel mit dunkelgrauem Rücken und Kopf,

schwarzem Schnabel, hellgrauem

Er ist zutraulich und bleibt wenn man vorbereitet. Auf den Weihern schwimmen zuweilen Enten und Möven, am Ufer derselben liegen auf dem Rasen hin und Hals und Bauch und weissem Schwanz. sitzen,

wieder einige Punagänse. jungen Huhns,

Ein stelzfüssiger Laufer von der Grösse eines

der von seinem Rufe »Liklik« genannt wird, lebt paar-

weis auf feuchten und sumpfigen Niederungen.

man

ausser kleinen Sperbern den Kinalinda,

Ente,

mit gelbrotem,

sieht

wie eine

gebogenem Schnabel, schwarzem Kopf Bauch und Beinen. Er schreitet auf dem

nach Beute spähender Kondor vorüber, in

ist

dicken,

und Flügeln, weissem Hals, Rasen umher und scheint Würmer zu suchen. Windes

Von Raubvögeln

der so gross

man

Zuweilen schwebt ein hört

das Rauschen des

den aufwärts gebogenen Schwungfedern seiner ausgebreiteten

Flügel.

Nachdem man ist,

senkt sich der

einige Stunden lang

Weg und man

um

grüne Bergabhänge geritten

gelangt zu einem kleinen Flusse.

Er

Sendamal und ergiesst sich später unter dem Namen Elanca bei Bombon in den Maranon. An seinem Ufer steht eine Viehstation, gleich dem Flusse Sendamal genannt, die einzige menschliche Wohnung, die man auf dieser ganzen Strecke antriftt. Doch wird von jetzt an

heisst hier


jgc

Celendin und der Maranon.

und

die Jalca weniger öde

Man bemerkt

verlassen.

hin

und wieder

von Hügeln, wahrscheinlich,

kleine Hütten, meist auf der Spitze

um

von

dort aus die weidenden Tiere beobachten und aufsuchen zu können.

Dass

die A^iehzucht

fiir

jetzt

Weg

etwas gangbarer.

in

der Unsicherheit,

man den

Sobald

Nach

einer Stunde erreicht

man

hebt

Thalwand und wird

man

von wo sich auf einmal der Blick

dessen Grunde

nicht

denn niemand mag

Fluss überschritten hat,

alsbald wieder an der rechtseitigen

Cerro Quillimpas, öffnet,

an

liegt

Diebe Vieh ziehen.

sich der

günstigen Bedingungen

den sonst so

bei

gepflegt wird,

eifriger

eine Höhe, den

in ein tiefes

Thal

Gevierte gesonderte Felder erkennt,

in

umgeben von Hecken und Baumreihen, die sich von der Höhe ausnehmen wie die Felder eines Schachbrettes. Dazwischen liegen in Gruppen die Häuser des Dorfes Huanko. Thalabwärts von Huanko doch

liegt die Stadt Celendin,

noch nicht

diese

ist

sichtbar,

denn

sie

wird durch einen vorspringenden Berg verdeckt, den Cerrito Kalapocho (Kara puchu, das kahle Ende). Der Herunterweg vom Berge Quillimpas ist

sehr abschüssig und

Wege

Früher würde

felsig.

ich

auf einem

solchen

abgestiegen sein, aber die Gewohnheit macht gegen Gefahr gleich-

giltig.

Am

Fusse

des Berges

Huaiiambra, welches

man

gelangt

überschreitet,

man

ans Ufer des Flüsschens

dann windet

den Fuss des Kalapocho, worauf man nach der niedrigen

Anhöhe des

Calvario

aus

sich der

Weg um

einer Viertelstunde

die Stadt

zu

von

seinen Füssen

liegen sieht.

dem Hause

In Celendin hielt ich vor

des Senor Apolinar Pereira,

eines Geschäftsfreundes des Hauses Hilpck

empfangen, darauf

einem jungen, hübschen und

kam auch

ihr

&

Kunze, an den ich einen

Ich wurde von der Tochter Pereiras

Brief dieser Herren mitbrachte.

Vater zurück,

fast

ein kleines,

weissen Mädchen;

bald

kränklich aussehendes

Empfehlung seiner Kreditgeber hin mich mit Freundlichkeiten überhäufte. Er war Besitzer zweier neben einander gelegener Häuser, von denen das eine leer stand. Dieses wurde mir Männchen, der auf

die

im grössten Zimmer desselben, der Sala, mein Feldbett auf, und wurde dort von den Garrapatas, vor denen man mich gewarnt hatte, in meiner Nachtruhe nicht zur

Wohnung

gestört.

angewiesen,

ich

schlug

Die Garrapatas sind ein

die sich mit ihren scharfen,

also

lästiges Ungeziefer,

feinen

eine Art Zecken,

Krallen fest ansetzten und in die

Haut einbohren.

Am folgenden Morgen machte ich mit meinem Wirt einen Gang durch die Stadt und war angenehm überrascht. Alles was ich sah, besser Celendin ist zwar etwas menschenzu finden, als ich erwartet hatte


Dss Hochland von Nord-Peru.

l86

macht aber einen freundlichen Eindruck.

leer,

Die Strassen

gut wie die meisten in Cajamarca und besser gepflastert. platz

ist

ohne

sind so

Der Haupt-

und besteht aus einem viereckigen Rasenplatz. ist freilich im Vergleich zu Gotteshäusern von Cajamarca sehr bescheiden und ärm-

Pflaster

Die an demselben sich erhebende Kirche

den

stattlichen

ein langer speicherartiger Bau, dessen kahles

lich:

Baumstämmen gedeckt

mit rohen

Der Ort

ist.

ist

schmuckloses Innere verhältnismässig neu

nach der Angabe des Senor Pereira vom Jahre 1802. Bis dahin befand sich daselbst nur eine Hacienda, einem Kaziken gehörig,

und

datiert

von welchem die Ansiedler, Spanier und Portugiesen, ihren Grundbesitz

Die Bevölkerung

kauften.

weiss und

4000

man

sieht viele

ist

daher

für

einen Ort der Sierra auffallend

hübsche Gesichter.

leben von Ackerbau, Viehzucht,

vom

Die Bewohner

etwa

VVarentransport imd Ver-

Es giebt unter ihnen keine reichen Leute, aber

leihen von Maultieren.

auch keine sehr armen.

Es wird nur spanisch gesprochen, niemand

versteht die Inkasprache.

Die Tieren

wichtigste

zur

Angelegenheit

Fortsetzung

der

mich war die Beschaffung von und mein Wirt, dem meine dem-

für

Reise,

nächstige Ankunft von seinen Geschäftsfreunden in Cajamarca gemeldet

worden war,

hatte in dieser Hinsicht bereits Schritte gethan.

zwei Anerbieten abgelehnt worden waren, erschien ein Treiber, dessen Tiere mir Pereira riet zu

Mann

am

nehmen.

nicht: ein unheimlich aussehender Bursche mit

Banditengesicht,

dem

ich

Nachdem

nächsten Morgen

Mir

gefiel

der

einem italienischen

mich nicht hätte anvertrauen mögen.

indess nur der Eigentümer und A^ermieter der Tiere war

und

Da

er

sich erbot,

fiel dies Bedenken und Mieten für Tiere sind in diesen entlegenen Gegenden sehr niedrig. Der Treiber verpflichtete sich, mir drei gute Tiere zu stellen, wovon zwei für mich, um sie abwechselnd zu reiten und das dritte für mein Gepäck. Der Führer, der mich begleitete, ging oder lief zu Fuss. P'ür die Reise von Celendin nach Chachapoyas und zurück, die voraussichthch 20 24 Tage erfordern würde, verlangte der Treiber mit Inbegriff des Lohnes für den Arriero 38 Sols, also nach dem damaligen Silberpreise 95 Mark. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch sollten Tiere und Führer vor der Thiu- des Hauses sein. Nachdem dies Übereinkommen getroften und in Gegenwart Senor Pereiras wiederholt worden war, Hess ich ihm die Hälfte des bedungenen

mir einen seiner Leute zur Begleitung mitzugeben, so

weg.

Die

Frachten

Preises

als

nachzählte

Angeld auszahlen. Er schien vergnügt, als er das Geld und mein Wirt sagte mir nachher, ich habe dem Manne




Celendin und der Maranon.

iS?

mehr gegeben, als in Celendin üblich sei, allein er habe seinen Landsmann nicht verhindern mögen, ein gutes Geschäft zu machen. Den Rest des Tages verw^endete ich zu photographischen Aufnahmen und zur Beschaffung des nötigen Proviants, denn von Celendin

weit

bis

Chachapoyas

nur drei kleine Ortschaften und ausserdem

man

trifft

blos einzelne meist unbewohnte Hütten oder

Der Reisende

Tambos.

wobei mein Wirt und seine treffliche Frau meiner Unerfahrenheit aufs bereitwilligste zu Hilfe kamen. Man erklärte mir, auf frisches Fleisch müsse ich verzichten, auch einsich also hier mit Lebensmitteln versehen,

muss

fach gebratenes werde in den heissen Thälern bald ungeniessbar;

um

das Fleisch vor Fäulnis zu bewahren, müsse es vollkommen ausgetrocknet sein. Es wurde also ein grosser Hammel gekauft, im Hause geschlachtet,

das Fleisch von den Knochen getrennt und in kleine Stücke geschnitten.

Diese wurden gebraten und sodann 15 Stunden im Ofen gelassen, aus welchem sie als schwarzbraune, unappetitlich aussehende Brocken wieder Ich habe später von

zu Tage gefördert wurden.

dem Hammel wenig

um

genossen, aber mein Führer hat sich diese Leckerbissen

schmecken

lassen.

Sack Reis

und

spanischem

eine Blechbüchse

gewürzt

Pfeffer

Schweineschmalz, welches mit

mit

und davon gelb gefärbt war.

kommen

lassen, so viel,

dass ich nicht umhin konnte, ihr meine Ver-

Glauben wunderung auszudrücken. bemerkte dagegen ihr Mann, >nehmen

Wenn

können.

werden

Sie

unterwegs

Sie sehen, wie

in

es

einer Hütte ein Nachtlager suchen,

als

für ein

Die

in

Stückchen Brot sind.«

Reise öfters bestätigt:

sei

Kinder

es feines Zuckergebäck, ob-

zwar aus W^eizenmehl gebacken,

wie grober Schiffszwieback.

ist«,

Sie mit, so viel Sie unterbringen

dankbar die Leute

und Erwachsene assen das Brod,

dass es zu viel

nicht,

Sie

Ich fand dies wirklich im Verlauf meiner

gleich

Ausserdem

ansehnlichen Vorrat von Brot

meine vorsorgliche Wirtin einen

hatte

so besser

Nebst dem Fleisch kaufte man mir einen kleinen

aber braun und hart war

einzelnen Hütten lebenden Hirten

und kleinen Bauern bekommen das ganze Jahr über kein Brod zu sehen, auch in den Dörfern trifft man es nur selten, wiewohl man zuweilen Backöfen sieht, die frei vor den Häusern stehen, halbkugelig aus

ungebrannten

Leute,

wenn

sie zu

Backsteinen

Hause

trockenes Maismehl, das werfen.

Bananen

Am Gepäck

In

sie

gewölbt.

Statt

gekochten Mais

des

Brotes

essen die

auf Reisen

Mete

mit hölzernen Löffeln sich in den

den heissen Thälern werden auch halb

statt

reife

Mund

gekochte

des Brotes gegessen.

Morgen lag

sind,

(31.

Mai) war ich zur festgesetzten Zeit

zum Aufladen

bereit,

der

Proviant

in

reisefertig,

mein

den geräumigen


Das Hochland von Nord-Peru.

l88 Sattelsäcken

untergebracht,

allein

Wer

Peru

in

Wetter dazu

mich

bei,

sich bei Zeiten abgewöhnen sich über Unund an diesem Morgen trug das prächtige mich in heiterer Stimmung zu erhalten. Ich erinnerte

blau und durchsichtig gesehen zu haben,

mild und durch eine

schon

stand

Tage

hoch,

angekommen

Verzug zu

zwei

kleine

das

Maultier,

und scheuem es

mehrere

tief-

erfrischend.

Die Sonne

auf meine Abreise an diesem

Die Aufzählung der Ursachen den Treiber mir zu ersparen und ohne und aufzuladen. Die gebrachten Tiere

Verspätung ersuchte

weiteren

Bewegung

bereits

so

nachgeschickter brauner Bote mir meldete,

als ein

dass die Tiere endlich

waren

fächelnde

leise

ich glaubte

Himmel

war die Luft zugleich

dabei

müssen und befand mich auf einem Spaziergang

verzichten zu

durch die Strassen,

für die

sah ich

ärgern,

an irgend einem Orte des Hochlands den

nicht,

trat,

ich daselbst vorfinden sollte.

miiss

lebt,

pünktlichkeit zu

vor die Thür

ich

als

mich vergebens nach den Tieren um, die

satteln

rotbraune,

langhaarige Bergpferde und ein graues

mich (ragen

sollte.

und

als ich

Blick da Schritte

weit

seien.

ich

zurück.

versicherte zwar, das Maultier sei

Es stand mit aufgerichteten Ohren

mich ihm vorsichtig näherte,

prallte

Der Mann mit dem Räubergesicht sehr fromm, nur jetzt etwas mutwillig

von der längeren Ruhe, ich zog aber doch vor, dass eines der Pferde für mich gesattelt und das Maultier mit dem Gepäck beladen werden sollte,

eine Vorsicht, die sich in der Folge als sehr heilsam für meine

Person erwies, wenn auch weniger

für

meinen

dem Aufschnüren des Gepäcks Stande gekommen waren, nahm

endlich mit sattel

zu

freundlichen kleinen

Koffer.

Als die Leute

dem

schlechten Pack-

auf ich

Abschied von meinem

Wirt und seiner Frau und Tochter, die mir ihre

Segenswünsche mit auf den Weg gaben und mir versprachen, mich in Gebete einzuschliessen, worauf unsere kleine Karawane langsam aus dem Hofe zog. Nun war man in Celendin zur Zeit mit A'orihre

bereitungen

zum

schiedenen

Orten

beschäftigt und an verwurden Altäre errichtet, vor denen die Prozession halten sollte. Auf einem kleinen Platze war ein solcher Altar bereits fertig geworden und als wir vorbeikamen, bemühten sich

nahen Fronleichnamsfeste der

Stadt

die Leute gerade, einen Heiligen darauf zu stellen. geriet

fromme Maultier

das

den Burschen nieder, der so

tolle

kamen. Sattel

Sprünge,

Die

umstehenden die

am

Verzückung,

riss

Bei seinem Anblick

beim Zurückspringen

Halfter führte, schlug aus

und machte

dass (xepäck und Sattel endlich unsanft zu

wieder befestigen,

Poncho um

es

in

Augen

Arbeitsleute

indem

sie

schlangen,

dem

halfen

meinem

Boden

Führer

den

widerspenstigen Tiere einen

worauf wir nach Pereiras Haus


Celendin und der Maraiion.

Nachdem

zurückkehrten.

dort

der

189

aus den Fugen gegangene Koffer

ausgebessert und der zerbrochene Kochtopf durch einen neuen ersetzt war, machten wir uns wieder auf den Weg, vermieden den gefährlichen

und hatten keinen weiteren Unfall; einmal im Gange, scheute das Maultier nicht mehr, sondern hatte einen sicheren und raschen Schritt. Das Thal von Celendin wird von einem kleineh Flusse durchströmt, der sich nach kurzem Laufe in den Maranon ergiesst und wird von Altar

dem Thale dieses Flusses durch einen hohen Bergrücken geschieden. Das anfangs beckenartig weite und fast ebene Thal verengert sich später und wird sehr abschüssig, denn die Stadt liegt 1300 Meter höher Der Weg liegt zuerst quer durch das als der Spiegel des Maranons. Thal und erklimmt dann den eben erwähnten Rücken, Cerro de la der Kreuzberg genannt, ein Name, den man oft im Hochland Cruz

antrifft

von dem Kreuze, das die Missionäre oder die Frömmigkeit der

Bekehrten auf so vielen Anhöhen errichteten.

man

stiegs hat

sieht

die

Auf der Hälfte des An-

einen schönen Blick auf die Ebene und die Stadt.

Man

gerade unter sich die Masse der bescheidenen weissen Häuschen,

durch

die

geschieden wird. geteilt

regelmässig

Auch

sich

schneidenden

die Felder rings

wie ein Damenbrett.

um den

Die Einförmigkeit

wird belebt durch Hecken von Agaven

Strassen

in

Gevierte

Ort sind

in

Quadrate

eiiier

solchen Anordnung

und Baumreihen,

welche die

Grundstücke wie mit Säumen einfassen und deren dunkles Grün sich von der lichten Farbe der Saaten anmutig abhebt. Der obere Teil des Berges

ist

steil

waren noch

und der

frisch bei

Weg

voll

hoher Stufen, aber unsere Tiere

Kräften und so brauchten wir zu

dem

400 Meter

hohen Aufstieg weniger als anderthalb Stunden. Der Bergrücken ist Ich ritt rasch mit Gras bewachsen und von ganz geringer Breite. da

darüber hin,

man

mir gesagt hatte, dass

man nach

der

anderen

den Maraiion sehen" könne. Allein ich blickte nur in eine neblige Tiefe, in welcher Dunstmassen hin und her wogten. Doch war es inzwischen beinahe i Uhr geworden und man durfte erwarten, dass sich die Nebel durch die warme, aus dem Thale aufsteigende Luft bald zerteilen würden. Ich lagerte mich auf dem Rasen und hatte Seite

sogleich

wirklich

die

Freude,

binnen kurzem diese Hoffnung

erfüllt

zu sehen.

Allmählich drang der Blick weiter nach unten, bis auf einmal eine Lücke

den Wolken entstand und in ferner Tiefe eine Windung des Stromes doch nur auf einen Augenblick, dann wurde sie wieder verhüllt. Ich musste mich jetzt mit dieser beschränkten und kurzen Aussicht begnügen; später, auf der anderen Seite, war ich glücklicher

in

sichtbar wurde;


Das Hochland von Nord-Peru.

I90

und habe mich am Fhisse und seinem grossartigen Thale

sehen

satt

können. oberen Gegenden selten und heiss, daher die unteren Luftschichten durch das verdunstete Wasser des Flusses mit gasförmigem Dampfe gesättigt sind. Steigt dann die warme Tuft empor und gelangt Die Thalwände des Maranons sind

ganz

Das Thal

von Wolken.

frei

ist

in ihren

tief

kühlere Regionen, so verdichtet sich ein Teil des durchsichtigen

sie in

als Nebel sichtbar. Blickt man von oben hinab, so man in den mittleren Höhen beständig neue Nebel entstehen, die bei dem weiteren Emporsteigen in den Sonnenstrahlen wieder zer-

Gases und wird sieht

sich

teilen.

Der Höhenunterschied zwischen dem Cerro de

Cruz und

la

der

Thalsohle des Maraiions beträgt 2400 Meter, also ungefähr 7300 Fuss,

und

Der Weg

dieser Abstieg wird in sechs Stunden zurückgelegt.

zunächst

wand hinunter. Am Fusse derselben gelangt man Abhängen umgebene geneigte Mulde, die sich zu Schlucht verengt. mehrt,

stürzt

Maranon

dieselbe

in

zahllosen

beständig

Höhen

erreicht,

mühsam

für

fallend,

deren

Wände

Tiere und Reiter.

in

folgen,

am Bergabhang

er

hin,

Weg

eine Strecke

Doch

ist

zum Ufer des Maranons Höhen ist wieder steil und

derselbe nicht ununterbrochen,

lang über beinahe

besonders der untere Teil desselben

ist

hohen unregelmässigen Steinstufen.

voll

der

Spitze

die

er

stunden-

sich

zieht

bis

denn der Berg besteht aus zwei Absätzen oder der

dem

seinem Laufe durch

sich unmittelbar

Der Hinabweg von diesen

hinabsenken.

einer abschüssigen

kleinen Wasserfällen

Der Weg vermag diesem Strom

zu.

eine von steilen

in

Ein Bach, der sich bald zu einem kleinen Fluss ver-

durch

sein unzugängliches Felsenbett nicht zu lang,

führt

mannigfachen Windungen an einer hohen und jähen Berg-

in

ebenen Boden

felsig,

denen

Stufen, zwischen

vielfach

Zum Glück

läuft:

aber

gewunden und

erreichten wir die

schlimmsten Stellen noch vor Anbruch der Nacht, es war aber schon dunkel, als ich

oben

als

am Boden

der Schlucht

ankam und den

Fluss,

den ich

Quelle hatte entstehen sehen, durchritt.

Abgesehen von einigen beschwerlichen, aber sonst ungefährlichen war der Weg angenehm und interessant durch den raschen Wechsel des landschaftlichen Bildes. Steigt man in der Sierra aus den Stellen,

Thälern zu den höchsten Gegenden hinauf, so kann

man

sich einer

wandlung von Bedauern nicht erwehren, wenn man bemerkt, wie mählich die Pflanzenwelt immer dürftiger wird. die

Baumgruppen, dann werden auch

die

Anall-

Zuerst verschwinden

Sträucher

immer

niedriger,

das Gras wird spärlicher und wächst nur noch in Büscheln,

endlich


Celendin und der Marafion.

bedecken nur noch Flechten und Moose den

Zwar wird an

Schneegrenze.

vielen Stellen

191 felsigen

Boden

bis

zur

die Grasflur durch schön-

farbige, zierlich geformte Blüten belebt, aber das

Gras selbst mit seinen

langen halbvertrockneten Halmen entbehrt der Frische und der Anblick

Höhen ist mit Ausnahme der Regenzeit einförmig und öde. Steigt man dann wieder hernieder, so wird alsbald das Bild wieder lebhafter und mannigfaltiger. Auf bestimmten Höhen und in rascher Folge begrüsst man wieder die Pflanzenformen, von denen man vor kurzer oder der

genommen.

längerer Zeit Abschied

Anfangs bringt jedes Hundert Meter

Auf dem Cerro de

Höhenunterschied eine merkliche Veränderung.

la

Cruz gehört nur der

Kamm

artigen Sträuchern.

Die etwas höheren Bäume, die hier und da aus

Kaum

man auf der Ostseite einige hundert Fuss hinuntergestiegen, so kommt man schon in ein Gehölz von dichtstehenden, dünnstämmigen Bäumen und baum-

dem

Dickichte

der Grasregion an.

emporstreben,

tragen

auf ihren

Tilandsien und Orchideen, die nestartig

auf den

ist

Zweigen

parasitische

Teilungsstellen

der

Mulde am Fusse dieses steilen Bergabhanges wird Äste Hier begegnet man neben die Vegetation alsbald noch mannigfaltiger. manchen anderen Gewächsen der Leguminosenfamilie dem an der Küste wachsenden Huarango mit den fein und zierlich doppelt gefiederten Blättern, auch den dem Huarango verwandten Espino, der sich von jenen sitzen.

In der

durch seine langen braunroten Stacheln unterscheidet. hier auf einer

Höhe von

Auch

sieht

man

2200 Metern das erste Zuckerrohr, allerdings

nur ein paar ganz kleine Pflanzungen, deren helles Grün von dunkel-

belaubten Fruchtbäumen umsäumt wird.

Einige

braune Strohdächer,

den Bäumen hervorblicken, gehören zu einer Hacienda, nach Etwas deren Namen »Guayavos« diese ganze Gegend benannt wird. weiter unten sind die Bergwände mit Patibäumen (bombax discolor) die aus

und der Wegrand wird nach aussen durch dickblättrige Agavenhecken geschützt. Den Patibaum haben wir bereits auf dem bestanden

Wege nach Cajamarca

angetroffen,

ein

nicht

sympatischer

Baum

mit

dickem grauweissem Stamm, dicken sperrigen Asten und grossblättrigem spärlichem Laube. Dazwischen ist der Boden bestanden mit mehreren Arten von Bromelien, deren grosse Büschel von langen,

niedrigem,

harten,

an der Kante mit Hacken bewehrten Blättern

sprache »Ahuarancu«

in

der Keshua-

Kleiderzerreisser genannt werden.

Hier und

Fuss hohen

da erheben Agaven aus dickblättrigen Wurzelstauden Blütenstämme, auch einzelne Pfefferbäume bemerkt man, deren dünne ihre 30

Endzweige mit den feingefiederten Blättern trauerweidenartig über den Weg hängen. Indessen ist die Vegetation in dieser Gegend schon


Das Hochland von Nord-Peru.

192

und je tiefer man kommt, desto Hchter wird sie, Boden nicht wie weiter oben durch die Nebel befeuchtet. Bei 1800 Metern beginnt die Region der Kakteen, deren Arten alle mit scharfen, einige mit langen Nadeln besetzt sind. Zuerst bemerkt man den struppigen Heckenkaktus (Opuntia vulgaris) mit seinen verfilzten Ästen, dann den Riesenkaktus — Cereus peruvianus von den nicht

mehr

denn

hier wird der

dicht,

Kaktus-Dickicht.

Eingeborenen Giganton genannt, dessen dicker, sechskantiger, stachliger Schaft sich

Familie

zweiglos bis zu 30 Fuss

gehörige

Kandelaberkaktus

Höhe mit

erhebt,

seinen

der

zu derselben

kerzenartigen

Ästen,

Höhe über dem Boden vom Stamme abzweigen und Biegung nach aussen senkrecht und dem Mittelstamme

die sich in einiger sich

nach kurzer

parallel erheben.

Zahlreich

Cochenillenkaktus.

ist

auch der Wollcnkaktus, an dessen Schäften

Flaum haftet, seltener sieht man die grosslappigen Ausserdem wachsen vermischt mit den oben ge-

ein baumwollenartiger


Celendin und der MaraSon.

193

nannten die kleinen kugeligen Mammillarien, alle mit Stacheln und Nadeln bewafthet. Je weiter man hinuntersteigt, desto mehr nehmen die Kakteen überhand und in der Nähe der Thalsohle stehen sie an manchen Stellen so dicht, dass sie Gehölze bilden.

Da mein

Führer sich unterwegs wiederholt aufhalten musste,

um

das lose gewordene Gepäck wieder festzuschnüren, so war ich voraus-

und gelangte etwas nach Sonnenuntergang zum Ufer des Maraiions, von der Ortschaft, die ich daselbst zu finden gehofft hatte. Die Dunkelheit war inzwischen hereingebrochen, daher ich wieder zurückkehrte, um den Führer zu erwarten. Von diesem erfuhr ich, dass auf dieser linken Seite des Flusses zwar kein Dorf vorhanden sei, aber einige bewohnte Häuser, wo wir die Nacht zubringen könnten. Wir schlugen also einen engen Pfad ein, der nach links durch dichtes Gebüsch führte, ein paar Hunde bellten und einige Augenblicke später gelangten wir zu einem kleinen freien Platz, auf welchem man die dunklen Umrisse von zwei Hütten unterschied. Dies war die Hacienda geritten

sah aber nichts

Balsas del Maraiion, die Ortschaft gleichen

gegenüber für

am

Namens

liegt

der Hacienda

rechten Ufer des Flusses.

Ein brauner Junge kam heran, den ich fragte, ob ich hier Futter meine Tiere bekommen könne. Er wies nach einem der Häuschen:

dort

wohne der Mayordomo oder Verwalter des

Guts.

Ich stieg also

Veranda ab und zündete, um mich zu orientieren, ein Streichhölzchen an. Beim Aufflammen desselben sah ich auf einer Lehmbank neben der Thür einen kleinen abgemagerten Mann liegen und hinter ihm kauerte eine junge, im Fieberfroste zitternde Frau. Auf meinen Gross antwortete er schläfrig und gleichgiltig. Ich Hess also durch den Führer ein Licht anzünden und ihm ein Glas Branntwein reichen, worauf er alsbald munter wurde. Und als ich mich sodann erbot, seine Frau vom Fieber zu befreien, und zwar sogleich, wurde der Mann ganz freundlich und gesprächig. Er bedauerte, mir diesen Abend kein Futter für meine Tiere geben zu können, es sei zu spät, zur Nachtzeit getraue sich niemand in die Grasfelder, denn es gebe da zu viele vor der niedrigen

Schlangen,

giftige

vor

deren Biss

man

sich

in

der Dunkelheit nicht

Ich hielt dies damals für eine Ausflucht seiner Faulheit,

schützen könne.

indessen wurde mir die Sache später von anderer Seite bestätigt. Pferde und das Maultier mussten sich also bis

Nachdem mein Führer Platze ein Feuer an, diente,

denn

und

in

Die

zum Morgen gedulden.

dem zum Kochen

dieselben abgesattelt hatte, zündete er auf

das zugleich zur Beleuchtung und

bereitete aus

dem

mitgebrachten Proviant ein Abendessen,

der Hacienda gab es wohl Früchte im Überfluss, aber sonst

Middendorf, Peru

III.

13


Das Hochland von Nord-Peru.

IQA

Das

keine Nahrungsmittel. in

dem

Gericht, das mir nach einer halben Stonde

berussten irdenen Topfe vorgesetzt wurde, war ein Mittelding

zwischen Suppe und Brei aus Reis mit eingestreuten schwarzen FleischPfeft'er gewürzt. Ich konnte mich nicht und widrig aussehende Gemengsei zu kosten, sondern machte mir Thee und ass etwas Brod dazu. Mein Führer dagegen verschlang das Erzeugnis seiner Kochkunst mit grossem Appetit und der Verwalter half ihm dabei. Später habe auch ich den nach ranzigem Hammeltalg riechenden Reisbrei essen lernen.

brocken, stark mit spjanischem entschliessen, das schmutzig

Man wo

ich

wies mir die eine der beiden Hütten

als Schlafgemach Feldbett mein aufschlug, Verzug ohne wenn auch nicht,

an,

um

um bequem auszuruhen, denn in der noch Hütte gab es weder Stuhl Bank. Ich war müde, schlief aber nur wenig und unruhig. Das Wetter war schwül und doch durfte man nicht ohne Decke bleiben, denn von Zeit zu Zeit kamen Windstösse vom sogleich

sondern

zu schlafen,

Flusse her, gegen welche die aus Rohrstäben bestehenden

Das Thal des Maraiions

Schutz boten.

liegt hier

Wände

keinen

nur 990 Meter über

dem Meere, daher

die Temperaturunterschiede zwischen diesem Orte und den Gegenden des Hochlandes, aus denen ich herabkam, sehr erheblich waren. Nachts um i Uhr zeigte das Thermometer noch 2772° C., Morgens um 6 Uhr 26°. In Celendin und Cajamarca war die Morgen-

temperatur 8

— 10°

schlaflos lag,

und

stieg

im Schatten nicht über

lauschte ich den Geräuschen

14°.

der Nacht,

Während

ich

dem Brausen

nahen Stromes, das lauter schien als bei Tage, den seltsamen Stimmen kleiner Vögel, die aus dem nahen Gebüsch hervordrangen und leise st st zu flüstern schienen, als wollten sie jemand heimlich rufen. Über meinem Kopfe raschelte es im Schilf und leise Schritte eines kleinen Tieres schienen über das Dach zu schleichen. Ich freute des

mich,

als

ich

schimmern

sah,

die

Morgendämmerung durch

und

sichtbar geworden, als lau

die Ritzen der Rohrstäbe

Sonne war noch nicht über den hohen Bergen Die Luft war ich vor die Thür der Hütte trat.

die

und weich, aber nicht mehr schwül.

Da

ich

den Fluss ganz nahe

durch das Gebüsch schimmern sah, so holte ich mein glasiertes blechernes

AVaschbecken hervor und

stieg

zum sandigen Ufer

hinunter.

Drei glatt-

gewaschene Porphyrblöcke bildeten im seichten Wasser eine natürliche Wanne und ich konnte zum erstenmal seit langer Zeit wieder ein an-

genehmes Bad nehmen. Die mancherlei Geschäfte, welche die Reinhaltung zum Zweck haben, wieBaden, Waschen, Kämmen, Bürsten sind bei warmer Temperatur und bequemen Einrichtungen ein Vergnügen und Genuss, aber in der Kälte werden sie zur sauren Tflicht. Wenn man des Körpers




Celendin und der Marafion.

195

ist, urteilt man weniger hart über den den Gebirgsbewohnern zum Vorwurf gemacht Unter den obwaltenden Umständen machte ich meine anspruchs-

längere Zeit im Hochland gereist

Mangel an wird.

Reinlichkeit, der

grossem Wohlgetühl und begann nach deren Beendigung Gegend, die mich umgab, zu betrachten. Das Wasser des Flusses ist von grünlich grauer Farbe und nicht

lose Toilette mit

die

ganz

aber dessenungeachtet doch wohlschmeckend und

klar,

Der Marafion hat an dem etwa

wo

Orte,

3,5 Breitegrade durchlaufen.

gesund.

wir uns befinden (7° südl. Breite)

Zur Zeit meines Besuchs, zu Anfang

des zweiten Wintermonats, war der Wasserstand schon ziemlich niedrig

und

die Breite des Flusses schwankte zwischen 50

Grenze des Uferrandes, zeit

lag gegen

anschwillt,

Hochwasser mag das Flussbett bei die Wellen hoch,

dem

— 80 Meter

derzeitigen Spiegel;

betragen.

bei

Die Strömung

ist

dem Orte, wo ich mich befand, schien einer leichten Krümmung stärker geneigt. Dort gingen besonders an einer Stelle, wo ein Felsblock unter dem

In sehr trockenen Wintern soll die Spitze dieses Steines

liegt.

Wirbel entstehen. ich

liegen

20 Fuss über

die Breite 70

und dann unterhalb desselben

zuweilen sichtbar werden

das

Die

etwa 100 Schritt von

reissend;

Wasser

und 60 Metern.

zu welcher der Fluss während der Regen-

bis

in

Von

dieser

der Nacht vernommen.

am Uferrande

ein heftiger

Stromschnelle rührte das Brausen her,

Gegenüber auf der rechten

hinaufgezogen ein halbes Dutzend Flösse,

zum Übersetzen der Reisenden und Frachtgüter

Seite

welche

Etwas über

dienen.

der Hochwasserlinie gelegen erstreckt sich dahinter eine sandige Ebene

von massiger Ausdehnung, auf welcher man zwei Reihen einzeln stehender Häuschen und Hütten bemerkt.

Maranon Das Thal

die Flösse

ist

Dies

ist

entsteht durch

Ausbuchtung,

Namen

führt.

eng; auf der linken Seite zieht sich ein schmaler Streifen

von Vegetation etwa einen Kilometer weit rechten

die Ortschaft Balsas del

welche sonst keinen anderen

die

Ausmündung

hinter welcher steile

noch höher erheben

als

die,

am

Flusse

hin,

eines Nebenthals

auf der

eine flache

Bergwände emporsteigen und

sich

von denen wir gestern heruntergestiegen

sind. Bei dem stark gewundenen Lauf des Flusses wird auch nach oben und unten der Blick durch nahe Berge beschränkt: stromaufwärts sieht man den Spiegel des Wassers etwa einen Kilometer weit, stromabwärts noch weniger. Die kurze Windung, die man vor sich hat, liegt nicht in der allgemeinen Richtung des Flusses von Süden nach Norden, sondern zieht von Westen nach Osten. Die oberen Gegenden der rechtseitigen Höhen sind mit dunklem Grün bekleidet und erscheinen im Dufte der Ferne wie von einem bläulichen Schimmer umflossen.


Das Hochland von Nord-Peru.

196

An den lebhaft,

gelegenen Bergwänden

tiefer sie

haben

weniger

der Pflanzenwuchs

ist

graugrünes Aussehen von den vielen Kakteen,,

ein

Bewässerung gedeihen. Man sagte mir, dass es im ganzen Thale des Maranons wenig regnet, was sich dadurch erdie auch bei spärlicher

klärt,

dass der starke aufsteigende Luftstrom, welcher durch Erhitzung

der tieferen Gegenden entsteht, die Wolken wegtreibt. Im Sande des Uferrandes umhergestreut, findet sich eine ziemlich aller Gesteinsarten des Andesgebirgs, und zwar von der Gestalt einer Erbse bis zu kolossalen Felsblöcken. Die Oberfläche aller ist vom Wasser glatt gewaschen und wie poliert, so dass man das Gefüge der Steine deutlich erkennen kann.

vollständige

Sammlung

in allen Grössen,

Da

Granit,

ist

Sandstein,

Kalk und

Am

mehr.

andere

Melaphyr,

Porphyr,

Grünstein,

Diorit,

Andesite; von geschichtetem Gestein: Gneis,

Thon und meisten

Trachyte

und

Glimmerschiefer,,

vertreten

ist

der

Porphyr, bald mit braunroter Grundmasse, bald in mannigfaltigen Ganz in meiner Nähe lag Schattierungen zwischen violett und grau. ein enormer Block von rotem Porphyr, der recht wohl als Grundlage für

der Bau

wirklich

Mehrmals wurde Brücke über den Maranon in Erwägung ge-

einer Kettenbrücke

Pfeiler

die

einer

könnte.

dienen

obwohl eine solche ein dringendes Bedürfnis ist, für die Entwicklung eines regeren Verkehrs in den östlichen Gegenden der Republik eine Notwendigkeit, so kam sie doch nicht zur Ausführung. In den Zeiten des Geldüberflusses hatte man in Peru an andere Dinge zogen,

allein

zu denken, als an die Bedürfnisse entlegener Provinzen.

um

Als ich nach der Hacienda zurückkehrte, Tiere besorgt worden seien,

fand ich

Das Futter war

eifrig fressend.

schlecht,

zu sehen,

ob meine

unter einem Cxuayavenbaum ein

hartes,

Eines der Pferde,

gab nichts anderes.

allein es

sie

schilfartiges Gras,

welches

am

vorderen

Rückens etwas wund gerieben war, hatte über Hals und Brust eine halbvertrocknete Blutiache; es war während der Nacht von einer blutsaugenden Fledermaus gebissen worden. Während ich den Tieren zusah, kam der Verwalter heran, um mir guten Morgen zu wünschen Teile des

und mir zu sagen, dass Zugleich bot er mir an,

Reich zu begleiten,

bemerkte

müssen matt«.

er,

Frau bereits besser fülile. durch sein kleinesSpaziergang einem mich auf

sich seine fieberkranke

»denn Sie können nicht sogleich weiter

haben

»Ihre Tiere

erst satt

werden,

seit

sonst werden sie auf den

Der Verwalter war

ein

über

der Nase

schlechten

schmächtiges Männchen

blassem Gesicht und dichtem schwarzem Haar.

brauen waren

reisen«,,

gestern Morgen gehungert und

Wegen

mit kleinem^

Seine buschigen Augen-

zusammengewachsen und glichen dem


Celendin und der Maranon.

197

Schnurrbarte eines Schutzmanns in mittleren Jahren,

sehen etwas UnheimHches gab.

was seinem Aus-

Indessen war er ein ganz harmloses

Er erzählte mir, er sei von portuund aus Celendin gebürtig, was ich bereits nach Die Hacienda, die er seiner singenden Aussprache gemutmasst hatte. für den in Cajamarca lebenden Eigentümer zu beaufsichtigen hatte, bestand im Wesentlichen aus einem Dickicht von Fruchtbäumen, welche Geschöpf,

schwächlich und träge.

giesischer Abkunft

durch Kanäle aus einem Nebenfluss bewässert, einen Landstreifen von der Länge eines Kilometers bedeckten. Die Vegetation war üppig und mannigfach: viele grosse Apfelsinen und Citronenbäume, Guayaven und Paltas; die Ciruelen (der peruanische Pflaumenbaum), die an der Küste

gewöhnlich nur 20 Fuss hoch werden, erhoben sich hier zu

war mit abgefallenen Paltas.

Ich wollte

auf den

Weg

reifen Früchten übersäet,

dem

Verwalter einige Früchte abkaufen,

zu nehmen,

allein

er lehnte die

sie

umsonst

Der Boden

um

Bezahlung ab.

Sie Ihren Führer auflesen, so viele er will«, sagte

der

50.

besonders Orangen und

er,

»hier

ist

sie

mit

»Lassen niemand,

wegträgt, das einzige Erzeugnis der Besitzung, welches

Wir gingen durch einen kleinen Wald von diesen Bäumen. Die Ernte war schon vorüber, nur hie und da hingen noch einige F"ruchtkapseln nahe an den Stämmen unter dem Als wir zu den Hütten zurückkehrten, war grossblättrigen Laubdach. mein Führer eben damit beschäftigt, den russigen Topf vom Feuer zu heben, und das oben beschriebene Gericht, das Abends Nacht-

einigen Nutzen bringt,

ist

essen geheissen hatte,

nahm Thee

mit

der Kakao«.

wurde mir

jetzt

die mir die Frau des Verwalters anbot.

einer Apfelsine,

als

Frühstück vorgesetzt.

Ich

geröstetem Brot und einigen gequellten Maiskörnern,

die ich

sehr süss

Dann

erfrischte

ich

mich mit

und ausnehmend aromatisch

fand.

Die Leute auf der Hacienda sah ich keine Früchte essen. Da sie solche beständig umherliegen sahen, schienen die Menschen den Geschmack dafür verloren zu haben.

Inzwischen war es 10 Uhr geworden und Zeit an die Weiterreise zu denken.

Ich

liess

mein Gepäck ans Ufer bringen und den Fährmachen, dass jemand übergesetzt

leuten an der anderen Seite Zeichen

zu werden wünsche.

Die Flösser waren träge und übereilten sich

nicht.

Sie bilden eine Gilde, von welcher immer drei eine Woche lang den Dienst versehen, und während dieser Zeit darf kein anderer Flossbesitzer Reisende oder Fracht übersetzen. Nach einer halben Stunde sahen wir einige beladene Maultiere am gegenüberliegenden Ufer ankommen, und da jetzt eine Hin- und Rückfracht zu verdienen war, kamen die FS.hrleute in

Bewegung.

Ein Floss wurde

vom

Strande

in

den Fluss ge-


Das Hochland von Nord-Peru.

198

und mit

schleppt

Fähre bezeichnete, auf

Maultiere Flösser

da

gebracht

schwammen von

Dann

stiess

und

Treiber

die

die Tiere

ins

Wasser und

ohne weitere Leitung unserem Ufer

selbst

und

auch das Floss ab

wo

erhoben

waren,

scheuchten

grosses Geschrei,

ein

diese

Stelle an,

man

das Floss

zu.

kurzer Zeit an der

nach

langte

als

Als die Lasten der

dort einschiffte.

sich

den man

den Ort gezogen,

einer Leine bis an

Die Flösse sind ganz rohe Fahrzeuge,

wir uns befanden.

Meter lang und an der Basis drei Meter breit. Sie bestehen aber sonst unbehauenen Stämmen eines sehr leichten

etw^a sechs

aus geschälten,

Holzes, Palo de balsas genannt, welche fest

so

verbunden

sind,

das eine

Ende

ist

und da viel

sich

Stämmen

zur Befestigung

am dicken Ende mit Bastseilen Stämme stark verschmächtigen, andere und das Floss hat bei-

breiter, als das

In der Mitte des Flosses läuft eine aus

nahe eine dreieckige Gestalt. zwei bis drei

die

gebildete

Bank zum

der Frachtgüter.

Ich

Sitzen für die Fahrgäste

liess

und

den Flössern Branntwein

immer das wirksamste Mittel ist, irgend Als das Gepäck an Bord war, trieb der Verwalter und seine Leute die Tiere in den Fluss und wir stiessen vom Das Floss wurde mit der breiten Seite gegen den Strom geUfer. richtet, drei Männer knieten am Vorderrande nieder und ruderten mit anbieten,

was

in

der Sierra

eine Arbeit zu beschleunigen.

breiten Schaufeln.

In der Mitte des Flusses schlugen die Wellen mehr-

mals über die Stämme, aber niemand wurde nass. ward das Floss etwa 100 Meter abwärts getrieben

welche noch vor uns ans

am

LTfer gelangten.

Strande (fünf Fuss über

An

dem damaligen

Durch die Strömung und ebenso die Tiere,

der Landungsstelle steht

Wasserspiegel) ein in den

Wenn das obere Sand gerammter, zehn Fuss hoher Baumstamm. Ende dieses Stammes vom Wasser bedeckt wird, stellen die Fährleute ihre Arbeit ein, sie sind wenigstens nicht mehr verpflichtet Reisende zu befördern.

Nachdem die Tiere etwas abgetrocknet waren, liess ich satteln und aufpacken und da die Flösser dabei meinem Führer zur Hand gingen, Von der grossen Hitze, vor welcher man so waren wir bald reisefertig. mich im Tliale des Maranons gewarnt hatte, blieb der Himmel war bewölkt. Es war gerade Mittag,

Weg machten und

die Luft war zwar

kamen zunächst durch Strasse,

an

einige

aus

Auch

eine

al)er

doch

uns auf den

erträglich.

die Ortschaft Balsas auf einer breiten

welcher rechts

Lehmziegeln, kleine

warm,

und

die

links

meisten

Reihen von aber

denn

ich verschont, als wir

Wir

staubigen

Häusern standen,

mn- aus Rohr und

Schilt.

Kirche stand darunter mit zwei niedrigen Glocken-

türmchen zur Seite des Eingangs.

Einen halben Kilometer unter

dem




Celendin und der Maranon.

Weg

Dorfe biegt der

nach rechts

199

in ein starksteigendes Nebenthal,

mit Riesen- und Kerzenkaktiisbäumen überwachsen

durch welche

ein

kleiner Fluss

das

Die Schlucht,

ist.

herabkommt, verengert sich bald und den Weg mehr da ist und man im

zuletzt so sehr, dass kein Platz für

Wasser

Ob

reiten muss.

Regenzeit benutzen

und wie

Weg

von wo aus

man

den

beständig

Fluss

es

verlässt sie

Von

jetzt

höher

man

das Thal wieder überblickt. vor

Augen

und

je

ergreifender wird die Grossartigkeit des Bildes. in aufsteigender

die

Kaktusse

die

folgten

der

Schlucht

wechselte

dem

man desto

steigt,

Auf Agaven und Schaar der Leguminosen. Auch das

weissstämmigen

Felsen bestanden aus Gneis,

an behält

Die Vegetation wechselte

Richtung umgekehrt wie gestern

Bromelien und weiter hinauf die Gestein

der

möglich machen, wusste

und klimmt in kurzen Die Thalwände sind hier noch abauf der anderen Seite und man erreicht bald eine Höhe,

unwegsamen Rinne, der Windungen die Bergwand hinauf. schüssiger als

sie

Endlich wird die Schlucht zu einer

mir mein Begleiter nicht zu sagen. steilen

Weg .auch während

die Reisenden diesen

müssen,

in

absteigender.

in

Patibäume,

Die untersten

kurzen Abständen.

anfangs Glimmerschiefer

folgte,

dann

Thonschiefer und an diesen schloss sich ein feinkörniger gelblich weisser Sandstein, dessen Rauhigkeit die Tiere vor dem Ausgleiten bewahrte.

Diesen

armen Geschöpfen wurde der

Weg

denn

sauer,

vier

Stunden

ohne sich auch nur einmal auf Sie keuchten einer kurzen ebenen Strecke etwas erholen zu können. heftig und blieben oft stehen, um einige Augenblicke zu verschnaufen. mussten

lang

Nach der

vier

Pfad

Uhr eine

sie

beständig

steigen,

erreichten wir die Kante eines Bergrückens, auf

Strecke

lang

hinlief,

dann bog

er in '

welchem

eine bewaldete

Ausbuchtung der Thalwand und wir gelangten zum Tambo del Carrizal. Das Reiseziel, das ich für den Tag in Aussicht genom.men hatte, war Tambo viejo, eine Hütte, die acht Leguas oder ebenso viele Wegestunden von Balsas entfernt und schon hoch im Gebirge

liegt.

Da

wir

so hätten wir den

nun einen halben Tag am Maranon verloren hatten, viejo wohl erreichen können, aber erst lange nach Einbruch der Nacht. Auf so schlechten Wegen in der Dunkelheit zu reiten, schien aber nicht ratsam, zumal die Tiere wegen des schlechten Futters nicht Obgleich es daher noch früh war, so zog recht bei Kräften waren. Auf der ganzen Strecke ich vor, die Nacht im Carrizal zuzubringen. von Balsas bis Chachapoyas stehen in Zwischenräumen von drei bis vier Leguas am Wege sogenannte Tambos, eine Einrichtung, die noch

Tambo

aus den Zeiten der Inkas herrührt.

Die Tambos (tampu) sind roh aus

Steinen gemauerte kleine Häuser mit einem oder zwei offenen Zugängen


Das Hochland von Nord-Peru.

200

Das Innere dieser und mit Stroh oder Gras gedeckten Dächern. Schuppen ist leer, höchstens findet sich am Boden eine aus drei Steinen bestehende Feuerstelle und etwas trockenes Brennholz, Diese Tambos dienen den Reisenden in den unbewohnten Gegenden zum Obdach und müssen von den Gemeinden der nächsten Ortschaften unterhalten werden.

Ankunft im

meiner

Bei

Carrizal

(Rohrdickicht) traf ich statt der

Hütte, die ich zu finden erwartet hatte, eine zahlreiche

einsamen,

stillen

lärmende

Gesellschaft.

Einige dreissig junge Leute aus Balsas waren

damit beschäftigt, das eingestürzte Dach des zu

Sie

ersetzen.

Der Wert und

Gobernadors.

neues

ein

Bedeutung der

die

Titel sind, wie alles

Francisco Pizarro war der erste Gobernador

auf der Welt, veränderlich. in Peru, jetzt

Tambos durch

standen unter der Leitung ihres Ortsvorstehers, des

Der

wird der Schulze jedes elenden Dorfes so genannt.

Gobernador von Balsas war .ein grosser, kräftiger hellbrauner Bursche, der augenscheinlich von seiner Würde eine hohe Meinung hatte. Zwar schien er gleich seinen Untergebenen Schuhe als einen überflüssigen

Luxus zu betrachten, aber

er trug

den Kopf hoch und sprach

alles

in

mit einer komischen

Er stellte sich mir vor, Mischung von Herablassung und Respekt. Ich Hess ihm und den Umstehenden durch meinen Führer Branntwein reichen und bot ihnen lautem befehlenden Tone.

Cigarretten an, worauf ich sogleich von Allen mit wohlwollenden

betrachtet

Man war eben

wurde.

dabei, das

man unbehauene dünne Baumstämme Agaven — mit Stricken aus dem Baste

Dach zu

meist

richten,

Augen indem von

Blütenschafte

des Patibaums an den

Enden

nun noch das Stroh oder Schilf, um das Dach zu decken. Unter diesen Umständen langte ein Zug beladener Der Maultiere auf dem kleinen freien Platz vor dem Tambo an.

zusammenband.

Es

fehlte

Gobernador Hess sogleich die Eigentümer oder Treiber dersich kommen und hielt ihnen eine pomphafte Ansprache: Die Arbeiten, mit denen man hier beschäftigt sei, erklärte er, würden barfüssige

selben

vor

zum Besten der Reisenden und Handeltreibenden die

von

Bürger

Balsas,

denn

er

ausgeführt,

und seine Leute hätten

gingen nicht auf Reisen und brauchten keinen Tambo.

müssten daher zum Bau beitragen, uud ihren eine

Beitrag

der-

Hier befehle

bewegung,

entrichten,

dass

sie

Alle Reisenden

die Treiber

müssten

auf jedem ihrer Maultiere

Die Treiber wollten sich verwahren, Gobernador unterbrach die Sprecher in barscher Weise:

Ladung

allein

dadurch

sie

nicht für

ihre Häuser,

Schilf herbeibrächten.

niemand

sie sollten

als

er,

rief er

mit einer

majestätischen Hand-

unverzüglich ihre Maultiere in Bereitschaft setzen,


Pomacocha und das Thal des Utcubamba.

um

noch vor Sonnenuntergang wieder zurück zu

20I

ihnen

Beistehenden

die

kaufen könne.

Er hatte

aus seiner Rolle.

mit heraufgebracht und

als

einer

Worten

fiel

der pompöse Schulze plötzlich

selbst auf Spekulation einen Vorrat

vernahm, dass die

als er

von

ob man hier nicht etwas Branntwein

fragte,

Bei diesen

Die Treiber

sein.

schienen sich mit verdriessHcher Miene fügen zu wollen,

Schnaps

Ankommenden Käufer

wurde sein Ton alsbald ein ganz bescheidener. Er erbot sich zuvorkommender Weise, sie zu seinem Lager zu führen und von Fronleistungen war natürlich nicht mehr die Rede. Nach fünf Uhr machten die Arbeiter Feierabend, kauerten in Gruppen um mehrere angezündete Feuer und begannen ihre Mahlzeiten zu kochen. Mein Führer that ein gleiches und diesmal liess ich ihn seien,

in

den Reisbrei mit dem schwarzen Hammelfleisch nicht Ich

war

nehmen, denn des Gericht war

dem

nicht

Pfefter

auch geschah. aus

bett

verzehren.

Magen entsetzlich dem Koch, künftighin mit

einen zivilisierten

für

Ich empfahl daher

scharf mit Aji gewürzt.

allein

konnte aber trotzdem nur wenig zu mir

geworden,

hungrig

so verschwenderisch umzugehen, was in der Folge

Als die

und schlug

Dämmerung

hereinbrach, packte ich mein Feld-

an der Aussenwand des Tambos

es

auf.

Wir

Höhe von 2400 Meter, 1300 Meter über dem Maranon, aber durch die aus dem Thale aufsteigende Wärme war die Luft ganz mild, es wehte kein Wind und man brauchte nur wenig Bedeckung. Bald nach dem Essen suchten die Arbeiter ihre

befanden uns im Carrizal auf einer

Tambo, die meisten im Gebüsch und schon Uhr war alle Unterhaltung verstummt. Auch ich wickelte mich in meine Decke und blieb nicht lange wach, denn im Hochland lernt man sich früh zur Ruhe zu begeben, um bei Zeiten wieder auf zu sein. Lagerstätten auf, einige im

um

8

Pomacocha und das Thal des Utcubamba.

Am

Morgen

(2.

Juni)

erwachte ich lange vor Tagesanbruch und

um meine

weckte beim ersten Morgengrauen den Führer, zu lassen, die

am Abend

Tiere holen

mit den übrigen auf eine in einiger Entfernung

an der Bergwand gelegene Weide getrieben worden waren. Da das Gepäck getragen hatte, an zwei Stellen

Maultier, welches bis jetzt das

wund geworden •damit beladen

das

dem mir

zweite

war, so verfügte ich, dass heute das eine der Pferde

werden

Pferd

Eigentum

Banditengesicht statt

solle.

in

Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich,

des

Führers

sei

und dass der

dass

]\Iann mit

Celendin mich hintergangen hatte, indem er

der versprochenen drei Tiere nur zwei

gestellt.

Er vergütete


202

dem Führer nur

um dem

Hochland von Nord-Peru.

I-'^s

drei

für

meine Begleitung, also

leichte

Thaler

für

dreiwöchentliche Dienstleistung,

daher der junge Mann,

(etwa sieben Mark),

wenigstens noch etwas mehr zu verdienen, ein Pferd mitnahm, auf er seinen Eltern eine

Ladung

Salz von

dem Führer

Ich mietete

gedachte.

Chachapoyas mitzubringen

sein Pferd für die

Dauer der Reise

ab und verhiess ihm eine Gratifikation, die doppelt so hoch sein würde

Lohn, wenn

als sein

Bei

bisher.

er sich

auf

dem Wege immer

Unterhaltung,

der

die

so gut aufführte als

oben stehenden Er-

der

infolge

örterungen zwischen uns stattfand, lernte ich meinen Führer etwas näher

Er war

kennen.

europäischer

neunzehnjähriger heller Mestize von vorwiegend

ein

Abstammung,

einer langen l'agereise

den

ich

auf meinen

aber

klein,

genügsam, nüchtern, ehrlich und

und ausdauernd, dabei auch wenn er nach

kräftig

stets dienstwillig,

ermüdet sein musste, überhaupt der beste Diener, Reisen

antraf.

Für

Mann von

einen

seiner

bescheidenen Rassenstellung hatte er eine vorteilhafte Gesichtsbildung

und ganz geweckten Verstand, war aber freilich durchaus unwissend. Von der Welt kannte er nur Celendin und den Weg, auf dem er mich führte, sonst nichts. Er fragte mich z. B., ob Lima, die Hauptstadt seines Landes, nach Brasilien zu läge. Als wir uns anschickten

Leute

von

schon

Balsas

vom

Carrizal aufzubrechen,

auf und

zündeten

ihre

waren auch die

erloschenen

Feuer

Der Gobernador trat zu mir heran, wünschte mir eine glückliche Reise und bat mich, dem Präfekten in Chachapoyas zu sagen, wie seinem Befehle pünktlich Folge geleistet worden sei, was ich ihm gerne

wieder

an.

versprach, worauf wir liessen.

Der Weg

lief

den kleinen

freien Platz vor

dem Tambo

geringer Steigung, aber bald begann er sich wieder stark zu heben

klomm

in

kurzen

ver-

zunächst an einer Bergwand hin, anfangs mit blos

Windungen

eine

steile

Kante

hinan,

von

und

deren

schmalem Rücken man nach rechts und links in tiefe, schluchtereiche Thäler blickte. Der Pflanzenwuchs wurde dichter und üppiger, je höher wir stiegen. Obwohl die Bergwände sehr abschüssig sind, so treten doch nirgends Felsen zutage.

Allenthalben

ist

das Gestein durch Ver-

witterung der Oberfläche mit einer Lage loser Erde bedeckt und mit Crras und Kräutern überwachsen. Bewaldete Strecken werden häufiger und ausgedehnter, doch stehen die Bäume zwar dicht, sind aber im allgemeinen niedrig und buschartig, nur selten überragen höhere Stämme die Masse des Unterholzes. Einen Gegensatz zu der reichen Entwicklung der Pflanzenwelt l)ildet die verhältnismässige Armut des Tierreichs. Vierfüssige Tiere fehlen ganz, auch von Vögeln bemerkt man wohl hin

und wieder

einige seltene, buntbefiederte Arten,

aber im ganzen doch


Pomacocha und das Thal des Utcubamba.

nur wenige. linge

Die Zahl der Insekten, besonders der Käfer und Schmetter-

auffallend gering.

ist

203

Arten mit den

Höhen

Am

zahlreichsten sind die Eidechsen, deren

rasch wechseln; aber auch

sie

leben nur in den

Schluchten, weiter oben verschwinden

Abhängen und Gegen 9 Uhr gelangten wir

tiefen heissen

Gehölz, der nach einer in der Nähe stehenden hohen Erle

genannt wird.

dem Rasen

Dort trafen wir auf

die aus

treibern,

ihren

Ladungen

eine

ein

Treiber von Lasttieren benutzen die für's

Mauer gebaut und mit darüber Die Arrieros oder

Tambos nur während

sie vor,

die

Etwas oberhalb des Aliso

reichlichste Futter für ihre Tiere finden.

der der

Weg

dem Gehölz und Bergwand und am Saume

dem

aus

Spiegel des Marauons hat

Thal,

der Regen-

Nacht unter freiem Himmel und zwar an solchen Orten, wo sie neben Wasser das

gewöhnliche ziehen

zuzubringen,

»el Aliso«

Lager von Maultier-

gehängten Decken eine Art Zelt errichtet hatten.

zeit;

sie.

zu einem kleinen freien Platze in einem

dem man

läuft eine

Hier, 2040 Meter über

des Waldes hin.

man

wieder einen freien Blick über das

lange Zeit während des Aufsteigens hatte den

zukehren müssen.

Dies

ist

tritt

am Abhang

Strecke horizontal

Rücken

der letzte und schönste Aussichtspunkt, von

dessen Grossartigkeit die nebenstehende Abbildung

freilich

nur einen

Gleich darauf unvollkommenen Begriff zu geben imstande ist. biegt der Weg nach links wieder in den Wald, und man verliert den Strom aus dem Gesicht. Ehe sich jetzt der Weg weiter zum Kamme erhebt, senkt er sich noch einmal durch einen dichtbewaldeten Sattel Dort liegt der und führt am Abhänge einer neuen Bergwand hin. eigentlich abends Tambo viejo (die alte Herberge), der Ort, den ich sehr

Es

zuvor hatte erreichen wollen.

Walde stehende gehalten.

Steinhütte,

Ich stieg hier ab,

ist

eine auf einem Rasenplatze im

der im Carrizal ähnlich, aber etwas besser

um

auszuruhen und

auch die Tiere

liess

Mein Führer,

abladen, damit sie sich bequemer Futter suchen könnten. der, wie ich jetzt erfahren hatte,

den poetischen

Namen

Narciso führte,

kochte seinen Brei und ich machte Thee, worauf wir uns stück teilten,

in

natürlich behielt Narciso die grössere Hälfte.

das Früh-

Der junge

Mann

hatte einen merkwürdigen Appetit, es war erstaunlich, welche Massen von seinem Gericht er verschlingen konnte, ohne dadurch später im raschen Gehen behindert zu werden.

Vom Tambo

viejo bis zur

Kammhöhe

hat

man noch 660 Meter zu man gelangt auf die

Bei 3500 Meter hört der

Baumwuchs

auf

Jalca und jetzt gehen die steilen

Bergwände

in

steigen.

liber.

Der W^eg hebt

sich

endlich den Pass Calla-Calla.

flache

Abdachungen

man dem Rücken der

nur ganz allmählich und so erreicht

Man

befindet sich hier auf


Das Hochland von Nord-Peru.

204

sondern der Pass führt

überschreitet sie aber nicht,

Cordillera central,

Höhe von 3710 Meter über die Abzweigung oder Kette, welche die Wasserscheide zwischen dem Maranon und seinem Nebenflusse Utcubamba bildet. Es weht dort ein schneidender Wind von Osten her, dem man jedoch nicht lange ausgesetzt bleibt, denn der Pass ist in

einer

nur wenige Schritte

breit,

der

Abhang auf der

Ostseite senkt sich rasch

und man befindet sich bald unter Schutz. Der Pass Calla-Calla steht in üblem Rufe wegen des schlechten Wetters, von dem man öfters dort überrascht wird. Ich traf es ziemlich gut, denn hinter Tambo viejo kamen wir wohl mehrmals durch dichten Nebel aber nicht in Regen;

und der Gummimantel, den ich aus der Satteltasche hervorgeholt hatte, Man bemerkt aber sogleich schon an diesem Tage unbenutzt. auf der Passhöhe, dass man jetzt in eine neue Gegend mit ganz anderen klimatischen Verhältnissen eintritt, denn an verschiedenen Stellen des

blieb

Gesichtsfeldes sah

man

zu gleicher Zeit Strichregen niedergehen.

Der Herunterweg war anfangs noch von bald

aber

Coipata

kamen

sehr böse Strecken,

jetzt

genannt,

Wort

ein

schweinchen-Stufen bedeutet.

Abhanges hinab

in

der

leidlicher Beschaffenheit,

zunächst an einem Orte,

Keshuasprache,

Meer-

welches

Dort blickt man vom Rande eines

einen kesselartigen Grund,

wo

in'

steilen

Mitten einer Wiesen-

matte und umgeben von Baumgruppen eine einsame Hirtenhütte steht: ein ganz reizendes Bild,

aber der

Weg

hinunter

halsbrechend, eine

ist

gewundene lange Reihe von hohen ungleichen Steinstufen. Ich stieg daher ab, denn mein Pferd schien nicht besonders fest auf den Vorderfüssen, und Pferde sind überhaupt beim Bergabsteigen weniger sicher .

als Maultiere.

kommt man

Eine Stunde weiter unten des Weges

Seite

ganz

verfallen,

stehenden Herberge,

und wie

zu einer ehemaligen an der

den)

'l'ambo

es scheint l)ereits seit Jahren,

Er

de Lluy.

ist

denn seine dach-

Wände sind mit Moos und Gras überwachsen. Von hier ab wird Weg wieder schlechter: glatte Lehmschlifte, lückenhafte Knüppel-

losen

der

dämme

über morastige Stellen, und dazwischen

Wasser halb

gefüllte

Eöchcr.

tiefe,

mit schlammigem

Endlich folgt eine sehr steile lange Treppe

mit engen Stufen, die für den Reiter gefährlicher sind als hohe Stufen

gewissen Abständen, bei welchen die Tiere mit den Augen die Tiele messen und dann einen sicheren Sprung thun. Hierauf wurde der Ptad in

etwas

bequemer und

führte

in

einem

waldigen

engen Grunde

welcher sich bei der Vereinigung mit einem anderen Thale kleinen Rasenebene erweiterte.

zu

hin,

einer

Dort lag das Ziel unserer Reise

diesen Tag, Pomacocha, eine ehemalige Ortschaft,

wo

ich

für

mich etwas


Pomacocha und das Thal des Utcubamba.

um

aufzuhalten gedachte,

die

Ruinen zu besichtigen, die

sich daselbst

dem Untergange

nahe, als wir

Die Sonne war jedoch bereits

befinden.

205

ankamen, so dass wir an diesem Tage nichts mehr thun konnten, als ein Unterkommen für uns und Futter für unsere Tiere zu suchen. Wir fanden beides in einer in unmittelbarer Nähe der Ruinen gelegenen Hütte.

Das

kleine

Häuschen

stand

frei

im Thale auf einer niedrigen

Terrasse und wurde von zwei ziemlich hellfarbigen jungen Frauen nebst

mehreren Kindern bewohnt. ältere,

ein kräftiges,

Die Frauen waren Schwestern

und

die

ganz hübsches Weib, die Laura genannt wurde,

begrüsste meinen Führer Narciso ihn mit wohlwollenden

Augen zu

bequem zu machen, was

als

einen alten Bekannten und schien

betrachten.

freilich leichter

Man

lud uns ein, es uns

gesagt als gethan war, denn

das Vorderzimmer des Hauses, das zugleich keine Möbel und war so enge und voll von

als

allerlei

Küche

diente,

hatte

Hausgerät, dass sich

nicht einmal Raum für mein Feldbett freimachen liess. Als ich den Hüttenbewohnerinnen meine Verwunderung ausdrückte, sie an einem so einsamen Orte allein wohnend ohne männlichen Schutz zu finden, erfuhr ich, seien,

dass

übrigens

ihr sei

Vater und ihre Brüder mit Maultieren auf Reisen der Ort nicht so einsam,

lange Züge beladener Tiere vorbei.

Es

fiel

denn mir

alle

Tage kämen

dass Laura nur

auf,

von Vater und Brüdern sprach und keines Ehemanns erwähnte, woraus ich schloss, dass seien.

Für die

sichter ihrer

entweder kein Gemahl oder deren mehrere vorhanden letztere

Annahme

sprach der LTmstand, dass die Ge-

Kinder unter einander keine Ähnlichkeit zeigten.

Nacht hereinbrach, entdeckte ich

Raum, welcher der Familie einen Winkel,

wo

ich

als

in

einem anstossenden

Als die

gleichfalls

engen

gemeinschaftliches Schlafgemach diente,

meine Vorbereitungen

für die

photographischen

Aufnahmen des nächsten Tages machen konnte, und als ich wieder in die Küche zurückkehrte, fand ich die Abendmahlzeit bereit. Diese bestand für unsere Wirtinnen und ein Paar inzwischen angekommene Arrieros aus gequelltem Mais und braunen Bohnen, die in Kürbisschalen herumgereicht und mit hölzernen Löffeln gegessen wurden. Ich liess durch meinen Führer an die Anwesenden von unserem aus Celendin mitgebrachten schlechten Brote verteilen und klebte auf einige vorstehende Steine der Mauer kurze Stearinkerzen. Als diese brannten, brachen die Kinder über diese nie gesehene Beleuchtung in Jubel aus. Der gequellte Mais, Mote genannt, ist im Norden das Hauptnahrungsmittel der Gebirgsbewohner. Die dazu verwendeten Kolben sind noch nicht reif, daher die Körner wohl schon Stärkemehl, daneben aber noch so


Das Hochland von Nord-Peru.

2o6 viel

Zucker enthalten, dass

einen deutlich süssen

sie

Geschmack haben.

Die Körner werden abends mit warmem Wasser angesetzt, bleiben die Nacht über darin, um zu (luellen und werden morgens gekocht, bis sie weich sind. Als die Lichter niedergebrannt waren, begaben sich alle

man

Mir räumte

zur Ruhe.

die

Küche zum Aufschlagen meines Feld-

Die Frauen und Kinder zogen sich

bettes ein.

Schlafgemach zurück,

ins

und dort fand später auch Narciso ein Unterkommen, der für die Gunstbezeugungen Lauras nicht so unempfindHch zu sein schien, als sein mythologischer Namensvorgänger für die Liebe der Nymphe Echo. Allein, wie

war

er

dem auch gewesen

mag, morgens mit Tagesanbruch

sein

wieder auf und begab sich zum nahen Kleefeld,

um

Futter für

die Tiere zu schneiden.

Der Morgen war klar und kalt, die Bergwände an manchen Stellen Als die Sonne den Tau etwas abgetrocknet hatte, stieg ich zunächst auf eine hinter dem Hause gelegene Anhöhe, um einen ÜberDie blick über die Gegend und die Lage der Ruinen zu gewinnen. bereift.

bereits erwähnte

grasbewachsene Ebene, auf die ich hinabsah,

ist

andert-

halh Kilometer lang, etwa halb so breit und wird durch die Vereinigung zweier Thäler gebildet, deren Flüsse in der Mitte der Wiese ineinander

gewundenen Lauf durch fort, wo sich die umliegenden Bergwände einander nähern, um eine immer enger werdende, abschüssige Schlucht zu bilden. Der Fluss, in dessen Thal ich herunter münden. die

Zu einem verbunden, setzen Fläche

horizontale

gestiegen war,

heisst

östlicher

in

sie ihren

Richtung

kommende

der von links

der Lirio,

der Ipafia.

Einst haben diese beiden Gewässer augenscheinlich einen kleinen See gebildet,

Ausweg

der sich im Laufe der Zeit durch die Schlucht einen

bahnte,

um

Winkel,

den der Lirio und Ipana vor ihrem Zusammenflusse bilden,

sein

Wasser

liegt ein flacher natürlicher

in

den Utcubamba zu ergiessen.

In

dem

Hügel, der aber künstlich erhöht, und dessen

Form durch Menschenhand verändert worden malige Festung Pomacocha,

ist.

Dies war die

ehe-

Keshuawort, welches »Löwensee« be-

ein

Der Ursprung dieses Namens ist nicht klar, denn der See, der vorhanden gewesen ist, war gewüss seit Jahrtausenden vertrocknet, als die Burg gebaut wurde. Die Ruinen liegen zwischen dem künstlichen Hügel und der Bergwand, von welcher ich hinabblickte, und die beigegebene Skizze zeigt die einfache Anordnung ihrer Räumlich-

deutet.

hier in alter Zeit

keiten.

Der Burghügel {E) Teile ein Rechteck,

Vereinigung

ist

bildet

in

dem an

die

Ruinen anstossenden

aber an der entgegengesetzten Seite,

der Flüsse zu,

von

unregelmässiger Gestalt,

nach der

die

Wände




Pomacocha und das Thal des Utcuhamba.

207

zeigen drei verfallene, von Gras und B端schen 端berwachsene Stufen, die aus

dem Konglomeratgestein durch

Mauerwerk

des H端gels ausgehauen und an manchen Stellen

gest端tzt

sind. 4$y

S?'

'.',1


^^^ Hochland von Nord-Peru.

2o8

werden von Klein auf dazu angehalten, und ich habe Mädchen von vier Jahren mit Rocken und Spindel gesehen. Diese uralte häusliche Kunst wird noch in derselben einfachen Weise geübt, wie sie der Überlieferung zufolge Mama Ocllo, die Gattin des Gesetzgebers Manco Kapak, den der unterjochten wilden Volksstämme lehrte. Die Spinnerin den Stock, an welchem der Rocken von Wolle oder Baumwolle befestigt ist, unter dem linken Arm, der Daumen und Zeigefinger der-

Frauen hält

Hand

selben in

Hand

die Spindel

welche sich der Faden aufwickelt.

Für unsere

dreht den Faden,

Bewegung

um

setzt,

während

die rechte

Verpflegung forderte die Frau nur wenig und schien sehr dankbar, als Die Leute sind sehr arm in diesen entich ihr das Doppelte gab. leo-enen

Gegenden, und besonders damals waren die meisten im Kriege

mit Chile und noch

mehr

in

dem

darauffolgenden Bürgerkriege

ihres

Viehes beraubt worden, und in diesem besteht ihre ganze Habe. Kurz vor Mittag brachen wir von Pomacocha auf. Sobald das Ende

man

der kleinen Ebene erreicht hat, auf welcher die Ruinen liegen,

beginnt der

Weg

stark

sich

zu

senken.

und Norden

weiter man nach Osten

Die Gegend

immer

vordringt,

wird

jetzt,

je

Da

waldiger.

Berg sichtbar war, so konnte man sich in dem Wiesenwelchem der Fluss im Schatten hoher Bäume dahinrauschte,

hier kein höherer

srund,

in

umgeben von Felswänden, deren oberer Rand

dichtem Laub

sich in

Baumeinem heimischen Gebirgsthal glauben, wenn schlag etwas fremdartiges gewesen wäre. Bald verliert sich nun der Fluss in einer unzugänglichen Schlucht, der Weg muss sein Ufer vernicht im

verlor, in

und führt stets durch Wald den Bergabhang hinunter, bis man nach zwei Stunden nach Leimebamba gelangt, einem kleinen Dorfe nn Thale des Utcubamba, dessen Lauf man von jetzt an folgt. Die Lage

lassen

des Ortes

vorteilhaft

ist

Fusse der Berge, doch

Lehmwände,

ist

auf einer

kleinen

ebenen Ausbuchtung am

das Bild kein freundliches: die Erdfarbe der

dunkelgrauen Strohdächer,

die

der Fenster

das Fehlen

und jedes belebenden Anstrichs geben dem Anblick der Wohnungen etwas Düsteres und Trauriges. Der Name des Dorfes scheint allerdings dem Gesagten zu widersprechen, denn Leimebamba ist eine verdorbene Aussprache des Wortes Raimi-pampa'), welches in der alten Landessprache eine Ebene bedeutet, auf welcher Tänze und Festlichkeiten stattfanden,

Das weich

i)

Munde z.

B.

das

also

mit

durch »Tanzplauv

übersetzt

der Zungenspitze ausgesprochene

der Spanier wie auch bei einheimischen Völkern

Lima aus Rimac,

standen

ist.

Lunahuana aus Runahuanac,

r

werden kann.

der Keshuasprache

vielfach zu

Lucanas

1

aus

ist

Li im

geworden, wie

Kucana

ent-


Pomacocha und das Thal des Ütcubamba.

Leimebamba

man

gelangt

wieder in

das Gebiet

209

der Keshuasprache,

welches in dieser Gegend, wie bereits bemerkt wurde, durch eine grosse

Lücke unterbrochen wird, denn in Tambomayo, Celendin, Balsas und Pomacocha ist die alte Landessprache verschwunden und wird nicht mehr verstanden. Von jetzt an bis nach Chachapoyas, im Thale des Ütcubamba und auf den benachbarten Bergen, ist sie noch die Sprache des Volks, allein schon sehr verdorben und mit vielen spanischen Worten

Auch scheinen

gemischt.

die jüngeren Leute

dem Spanischen

in der Unter-

haltung den Vorzug zu geben, daher hier das Keshua, so wie es früher die einheimischen

Mundarten verdrängt

hat,

nun auch allmählich der

Sprache der herrschenden Rasse wird weichen müssen. zu bemerken, dass die

Bewohner des Thaies, besonders

keineswegs reine Indianer sind.

Die Leute,

denen

Übrigens

in

ist

Leimebamba, unterwegs be-

ich

gegnete waren Cholos mit deutlicher Beimischung europäischen Blutes.

Vom unter

Man

Dorfe führt der Pfad einen kurzen abschüssigen Abhang hin-

zum

Flusse,

den man auf einer bedeckten Brücke überschreitet.

von dichtbelaubten Bäumen

erblickt einen prächtigen Bergstrom,

dessen krystallhelles Wasser in bläulich schimmernden Kas-

beschattet,

Der Fluss heisst kaden über die Felsen seines Bettes hinabrauscht hier Chiri oder Chillu; erst später erhält er den Namen Ütcubamba, den er an diesem Orte noch nicht führen könnte; denn Utcu-Pampa bedeutet ein Baumwollenfeld, und auf einer die Baumwollenstaude noch

dem

an bleibt

man

von

an weit besser

jetzt

auf

nicht.

Von

Höhe von 2500 Meter wächst Leimebamba

der Brücke bei

rechten Ufer des Flusses und als er früher

gewesen.

der

Zwar hebt

Weg

wird

er sich

und

senkt sich noch fortwährend je nach der felsigen oder steilen Beschaffenheit der

Bergwände, aber

Auch wird

er

jetzt

und überall ziemlich gut geebnet. mehr betreten, man begegnet öfters

er ist breit

allmählich

längeren Zügen von Maultieren auch einzelnen Reitern zu Pferd zu Esel, selten Fussgängern.

oder

Alle beladenen Tiere gehen nach Chacha-

oder kommen von dieser Stadt. Auf der Hinreise tragen sie Waren in Kisten und Ballen, auf der Rückreise bringen sie Steinsalz. Das Salz wird von einer 12 Leguas von Chachapoyas entfernten Grube geholt; es ist von schwärzlicher, schmutziger Farbe, aber wohlfeiler als das Seesalz der Küste und wird daher von den armen Leuten vorgezogen. Die Menschen, denen ich begegnete, waren ohne Ausnahme

poyas,

und zuvorkommend, alle grüssten, nicht wenige blieben zu fragen, woher ich komme, wohin ich gehe, und wünschten mir glückliche Reise, Nur in Sachsen erinnere ich mich in meiner Jugendzeit so viel gesellige Zuthunlichkeit angetroffen zu haben, und

freundlich stehen,

um

Middendorf, Peru

III.

ja


Das Hochland von Nord-Peru.

2IO

keinem Teile Perus bin ich mit einem solchen Gefühl von Sicherheit Man hatte mich in Lima gereist, wie in dieser abgelegenen Gegend. gewarnt, die voll sei von Provinz diese in mehrfach vor der Reise in

wegelagernden Räubern. Ich hatte mir deshalb durch Vermittelung eines Freundes einen Empfehhmgsbrief vom Präsidenten an denPräfekten

und konnte mir von diesem, falls ich es wünschte, zwei Soldaten zur Begleitung geben lassen. Allein schon in von Cajamarca

verschafft,

Cajamarca versicherte man mir die Grundlosigkeit

und

konnte ich mich selbst

jetzt

vom

aller

Befürchtungen

Gegenteil überzeugen.

Niemals

hatte ich auch nur eine entfernte Veranlassung, mich meines Revolvers,

der

am

Sattelbug hing,

ich die Waffe unter

Mühe Da ich

zu erinnern;

nur in den ersten Nächten legte

das Kopfende meines Bettes, später

nicht mehr, sondern liess sie

diese

am

nahm

ich

mir

Sattel.

gegen Mittag von Pomacocha aufgebrochen war, so kaum sechs Leguas zurücklegen. Reisende

erst

konnte ich an diesem Tage auf diesem

Wege

pflegen gewöhnlich auf einer verdeckten Brücke,

Puente de Santo Tomas, zu übernachten,

allein es

Punkt am selben Abende noch zu erreichen. hinter der

Bergwand verschwand, sahen

Was

Nachtlager um. für unsere Tiere,

Rasenplatze

in

Als

daher die Sonne

wir uns nach

einem anderen

wir vor allem brauchten, war Wasser

und beides fanden wir auf einem

der

Nähe des

Flusses.

Allein

dem

war unmöglich diesen

und Futter

traulichen,

kleinen

kaum war das Gepäck

und das Feuer noch nicht angezündet, als ein plötzlicher R.egenguss uns daran erinnerte, dass das Übernachten unter freiem abgeladen

Himmel also

hier nicht so ungestört

mich

selbst

sei,

wie an der Küste.

Ich bedeckte

und das Gepäck mit dem Gummimantel und

schickte

den Führer aus nach einem Schutzdach zu suchen. Es war schon Nacht als er zurückkam, aber er brachte erwünschte Nachricht, und zwar war die Hütte, die er aus der Entfernung gesehen, nicht weit von unserem Lager; auch entdeckten wir im schwachen Dämmerlicht einen Beim Anzünden eines StreichPfad, der uns dahin führte.

engen

hölzchens sahen nicht

wir,

dass die Thür mit Planken verlegt, die Hütte also

Wir nahmen also die Balken weg und Besitz von Unter der Asche des Herdes glimmten noch glühende

bewohnt war.

der Wohnung.

Topf mit Maiskörnern stand mit Wasser angesetzt daMahlzeit des nächsten Tages. Der Besitzer hatte also sein Haus erst vor kurzem verlassen und es war nicht zu erwarten, dass er an diesem Abend noch zurückkehren werde, sonst würde er seine Thür nicht so sorgfältig verschlossen haben. Narciso fachte das Jialberloschene Feuer wieder an und kochte das gewöhnliche Gericht.

Kohlen und

neben, bereit

ein

für die


Pomacocha und das Thal des Utcubaniba,

211

dabei beständig an seinen nackten Beinen und erwiderte auf

El" kratzte

mein Befragen, der Boden sehr bissiger Insekten.

von Garrapatas,

voll

sei

Warnung

einer Art kleiner

meine hohen mich angekleidet auf mein Bett und blieb von dem

Reitstiefel an, legte

Infolge dieser

behielt ich

Ungeziefer verschont.

Am

folgenden Tage hatten wir einen etwas längeren

daher ich meinen Führer vor 'J'agesanbruch weckte.

Weg

vor uns,

Als wir uns an-

schickten die Hütte zu verlassen,

fragte ich Narciso, ob diese einen und hörte von ihm, die Gegend werde Chaur genannt. Wir Hessen dem unbekannten Besitzer zum Dank für das Nachtlager -einiges Geld und einen kleinen Vorrat Brot, verschlossen die Thür ebenso sorgfältig, wie wir sie gefunden, und waren vor Sonnenaufgang

Namen

habe,

im Sattel. Der Pfad senkte sich allmählich zum Thalboden hinab und nach zwei Stunden gelangten wir zur Brücke von Santo Tomas, wo wir hätten die Nacht bleiben sollen. Es führt von hier auch auf der linken Seite des Flusses ein

dem

Weg

nach Chachapoyas,

rechten Ufer zu bleiben,

nachten wollten, auf dieser Seite

von

allein wir

da das Dorf Magdalena,

zogen vor auf

wo

der Brücke bricht im Schatten eines Dickichts von

Quelle hervor, bildet.

Da

die so

stark

ist,

Bäumen

eine

dass sie sogleich einen kleinen Fluss

dieser mit lautem Brausen

wird er Timpuc

wir über-

Ein paar Kilometer thalabwärts

liegt.

dem nahen

der Siedende genannt.

Chillu zufliesst,

so

Gegen Mittag machten

wir

um

auf einem grasbewachsenen Bergabhang Halt,

etwas

auszuruhen.

mich im Schatten eines Baumes aus und legte das Thermometer neben mir auf den Rasen. Es zeigte 31° C.; Tags zuvor war in Pomacocha um 672 Uhr morgens die Es war sehr

ich

heiss,

streckte

Temperatur 2° unter Null gewesen, obgleich der Höhenunterschied zwischen den beiden Orten nur 550 Meter betrug. Nach einstündiger Rast brachen wir wieder auf und kamen an einem einsam am Wege stehenden leeren

Tambo

vorbei,

Dorfe Suta, welches an der liegt.

Von

am Boden

Ludmilla genannt;

Mündung

hier ab führte der jetzt

des Thaies und

am

darauf zu

dem

eines überbrückten Nebenflusses

anmutige

Weg

eine lange Strecke

Ufer des Flusses hin, dessen klares blaues

Wasser durch das Laub der Büsche und Bäume schimmerte. Die umgebende Vegetation war üppig und voll von mannigfach wechselnden Formen. Die hohen Bäume, besonders die Cedern, waren von zahllosen parasitischen Pflanzen bedeckt,

auszeichnete,

deren

blutrote

unter denen sich eine Tilandsia

Blütenrispen

sich

senkrecht

Zweigen erhoben wie die Kerzen eines Christbaumes. derselben

Familie

(Tilandsia usneoides)

hängt

von

von

den

Eine andere Art

den Zweigen 14*

in


Das Hochland von Nord- Peru.

212

und bedeckt ganze Bäume wie mit riesigen Das Thal bleibt nach wie vor enge, im unteren Teile bewaldet, weiter oben mit Gebüsch überwachsen, während die höchsten Gegenden felsig sind. Etwas unterhalb einer leeren Herberge, nach dem langen verfilzten Fäden

Spinnengeweben.

Tambo

Flusse

Wände

werden, und

steil

Er bleibt

hin. fiu-

zu

Chillu genannt,

dort

der

verlässt

Weg

das Thal,

führt einige hundert Fuss

zur Ortschaft Magdalena,

bis

da dessen

am Bergabhang

meinem

Reiseziel

diesen Tag, woselbst wir noch vor Sonnenuntergang anlangten.

Die Festung Malca bei Cuelap.

Magdalena

ist

hundert Fuss über

ein

ziemlich

läuft

der Thalwand weiter und führt nicht durch den Ort, auf einer breiten

bequemen Treppe von

abstehenden Stufen als die für

Wir

hinabsteigt.

übrigen gebauten Hause,

wo

meine Tiere bekommen könnte,

wurde,

stieg

ich ab.

Es

traf sich,

niedrigen,

horizontal an

zu welchem

mich erkundigte, ob

und

als

dass das

man

weit von einander

vor einem etwas besser

hielten

icli

ohne

zerstreut liegen,

Die Strasse nach Chachapoyas

Strassen zu bilden.

Häuser einige

dessen

grosses Dorf,

dem Thalboden am Bergabhang

ich Futter

meine Anfrage

bejaht

Haus dem Ortsvorsteher

gehörte, der aber hier nur den Titel Teniente oder Lieutenant hatte, eine

Abkürzung von Teniente-Gobernador, denn der Vorsteher des Distrikts hatte seinen Sitz in dem höher in den Bergen ge-

oder Gobernador

legenen Orte Jalca. Wirt,

kaum

Als

das Gepäck

abgeladen

der Lieutenant oder Vize-Schulze, 20 Jahren,

der,

ein ganz

war,

erschien

junger Mensch

unser

von

später hörte, zu seiner Würde erhoben

wie ich

worden war, um das Andenken seines Vaters zu ehren, welcher viele Jahre lang als Gobernador sich die Anhänglichkeit seiner Nachbarn erworben, aber im letzten Bürgerkrieg das Leben verloren hatte. Der junge Mann bewohnte mit seinem noch jüngeren Bruder das Haus seines Vaters, beide waren noch imverhciratet und eine Schwester führte

ihnen den Haushalt,

das heisst,

zeiten,

wohnte aber nicht im Hause,

Hütte,

wo

sie

wie die Laura in

sie

bereitete ihnen die Mahl-

sondern

in einer

nahegelegenen

Pomacocha von verschiedenen Vätern

Mutter einer ziemlich zahlreichen Familie geworden war; übrigens eine brave,

arbeitssame Frau, der

man

die EigentümHchkeiten der Landes-

zum Vorwurf machen konnte. Ich traf sie vor dem Herde kauernd, kochend und spinnend, und umgeben von mehreren halbnakten kleinen Kindern. Sie erhob sich, mich zu begrüssen und nach den üblichen Fragen, woher ich käme und was mich in die Gegend führe. sitten nicht




Die Festung Malca bei Cuelap.

21^

ein, ihren Guarapo zu kosten, auf den sie stolz zu sein Guarapo oder Huarapo ist ein Getränk, das aus Zuckerrohr bereitet wird, indem das durch die Mühle gegangene und eines grossen Teils seines Zuckersaftes beraubte Rohr mit Wasser angesetzt und gekocht wird. Es schmeckt in frischem Zustande süss und nicht unangenehm, nach einigen Tagen wird es säuerlich und durch Gährung

lud

mich

sie

schien.

Man

berauschend.

darf es nur aus undurchsichtigen Gefässen trinken

und am besten abends, denn der Anblick der

Flüssigkeit

widerlich

ist

wie schmutziges Waschwasser.

Was mich Perus bis

Wunsch,

meine Wanderung durch den Norden Maranons auszudehnen, war der die Ruinen einer alten Festung zu besuchen, welche wie ich veranlasst hatte,

Gegenden

in die

wusste, sich in der

jenseits des

Umgegend von jMagdalena befanden. Die

die ich bisher über dieselben gehört

unbestimmt,

teils

so übertrieben

und gelesen

hatte,

und unwahrscheinlich,

Berichte,

waren

teils

ganz

dass es mich

=)

merkwürdigen Baureste aus eigener Anschauung kennen setzte daher unseren jungen Wirt noch am selben Abend von meiner Absicht in Kenntnis und ersuchte ihn, mir einen verlangte, diese

zu

lernen.

Ich

guten Führer zu verschaffen,

der in den Ruinen Bescheid wisse.

versprach es und gab mir zugleich den Rat,

Er

bei Zeiten aufzubrechen,

denn ich müsse hoch steigen und der Weg sei heiss. Am nächsten Morgen waren auch gleich nach Sonnenaufgang meine Tiere in Bereitschaft,

allein

mit

dem Führer ging dem kleinen

spazierte

ungeduldig auf

trachtete

zur

Abwechslung

die

es

mir

Platz

Gegend.

wie

vor

An

Celendin.

in

dem Hause und

Ich be-

der gegenüberliegenden

Thalwand stieg ein mächtiger Berg empor, dessen Gipfel von einer hohen lotrechten Felswand gebildet wurde. »Dort hinter den Felsenbergen

Vom

liegt

Cuelap«, sagte der Lieutenant,

Dorfe aus

sei die

Burg nicht

Stunde thalaufwärts könne sehen.

sichtbar,

man vom Wege

der zu mir fügte

aber eine

aus ein Stück der Mauer

Als nach zwei Stunden der Führer nicht erschien,

Lieutenant, ihn durch einen Boten rufen zu lassen.

lange aus und berichtete bei seiner Rückkehr, der

Abend

getreten war.

er hinzu,

Auch

bat ich den dieser blieb

Mann habe

sich

am

Guarapo betrunken und es sei unmöglich, ihn aus seiner Betäubung zu erwecken. Er habe daher einen anderen Führer gemietet I)

in

Die einzige mir damals

bekannte

amtliche

Mitteilung

über

Cuelap, welche in den Antiguedades von Rivero und Tschudi sowie

von Paz-Soldan abgedruckt welcher die Festung

ist,

rührt

die

Ruine von

der Geographie

von einem Richter D, Juan Crisöstomo Nieto Er berichtet an den Präfekten breit und 150 Fuss hoch sei.

im Jahre 1843 besuchte. von einem Bauwerk, das 3600 Fuss lang, 500 P'uss her,

in


214

Hochland von Nord-Peru.

^''"^

und

Es war

gleich mitgebracht.

von Cuelap nichts wusste oder übel

wenn

behalten,

stumpfsinniger Indianerjimge,

ein

Weg

den

als

mehr

nicht noch

ich

der

dahin, ich musste ihn aber wohl Zeit verlieren wollte.

Es war schon 9 Uhr geworden als wir endlich aufbrechen konnten, waren aber wenigstens auf diesem Wege nicht durch das Gepäck be-

denn mit Ausnahme des Bettes und photographischen Apparats Magdalena zurück.

lästigt,

blieb alles in

Dem

Dorfe gegenüber

am

des Flusses und

unten im Thale auf der linken Seite

liegt

Fusse des vorerwähnten hohen Berges eine andere

Der Name

kleine Ortschaft,

welche Tingo

Nebenflusse her,

der dort in den Utcubamba mündet,

verdorbene Aussprache

eine

heisst.

des Wortes

tincu,

von einem denn Tingo ist

rührt

welches

Landessprache Begegnung oder Zusammenfluss bedeutet.

Weg

zunächst den

nach diesem Orte

auf einer bedeckten Brücke,

liessen

und

links

am

einem Pfade, der

folgten

ein

der

alteii

und überschritten den

Fluss-

aber dann das Dorf rechts liegen

am Fusse

des Berges und unmittelbar

um

Flusse hinführte; bald aber begann er sich zu heben,

Thalwand emporzuklimmen.

seitigen

in

Wir schlugen

Der

Weg

an der links-

war zwar wenig be-

treten aber anfangs leidlich; weiter oben jedoch wurde er sehr schlecht. Er führte über abschüssige Felsenplatten und war an vielen Stellen so steil

und

Steigen

glatt,

dass

man

wiederholt absteigen musste.

wir

auf die

gelangten

Felsengipfel des Berges.

wo

der

Weg

anders wurde, aber darum nicht besser.

sumpfig und fast

voll

stiegen wir langsam wieder bergab,

Ritte auf

2'/.,

stündigem

Jetzt

war

er bald

schlammiger l.öcher, bald lehmig und schlüpfrig und

von Zweigen des Unterholzes überwachsen.

überall

Wege

Nach

Höhe der Thalwand, etwas links vom Wir kamen hier alsbald in ein dichtes Gehölz,

bis wir nach

Auf diesem halbstündigem

einem hügeligen Rasenplatze anlangten, auf welchem ein paar

Hütten standen. der Häuschen

Dies

hielt,

ist

sagte der Junge,

Cuelap,

und dort

ist

die Hacienda,

einem indem Aber wo ist denn

als

ich vor

fügte er hinzu,

Gebäude am Abhang des Hügels hinwies. fragte ich ihn. Der Junge, der das Spanische schlecht sprach und verstand, und der wahrscheinlich nie etwas von einer Burg gehört hatte, sah mich verdutzt an und dann durch die oftene Thür, kratzte sich den Kopf und meinte: Es scheint sie ist nicht zu Hause. er auf ein

die Festung?

Ich stieg

vom

Pferde,

und

als

ich

mich umwandte,

erblickte

ich das-

meiner Reise hinter mir auf dem Rücken eines Berges, Der erste Eindruck war der einer Enttäuschung, was ja gewönlich der Fall ist,

Ziel

wenn man

viel

von einer Sache gehört,

viel

daran gedacht, und sich

unwillkürlich eine bestimmte Vorstellung davon gebildet hat.

Ich hatte




Die Festung Malca bei Cuelap.

215

Bauwerk vermutet, etwa wie Peramunga, nur weit grossartiger; denn ich auch dem Bericht Nietos keinen Glauben beigemessen hatte, so war derselbe doch auf meine Erwartungen nicht ohne Einfluss ge-

ein

wenn

blieben. in allen Wohnungen Lehmboden sorgfältig

Das Innere der Hütte war zwar ärmlich, wie des Hochlands, aber ungewöhnlich sauber, der gefegt

und

Kürbisschale

Wandnische der Thür gegenüber stand

einer

in

duftender Strauss frisch gepflückter Blumen.

ein

wieder vor die Thür

von sechs

trat,

zehn

bis

Mädchen über den

Als ich

eine schon ältere Frau mit drei

und einem

Jahren

ganz

Gesichtsbildung,

Die Frau

hässlichen Indianern in Magdalena.

Knaben

erwachsenen jungen

bereits

Alle waren ziemlich hell

Rasenplatz.

europäischer

geformter

kam

in einer

und von wohlvon den

verschieden

stellte sich

mir

als Gattin

des Gutsverwalters und Bewohnerin der Hütte vor und hiess mich willkommen. Die Reisenden, die hier heraufkämen, bemerkte sie, logierten gewöhnlich unten im Gutshause, denn dort sei mehr Platz, der Herr sei

Ich hielt es jedoch tür die Räume unbewohnt. Hütte zu bleiben, von deren Reinlichkeit ich mich über-

abwesend und

sicherer, in der

zeugt hatte

würde sie

und

erklärte der Alten,

ich ihre Gastfreundschaft

schien sie das

etwas taub war,

Zustimmung;

sie

auf

Reisen

und mich daher

seien

aber

der

Winkel kenne,

solle

älteste

ihrer

sie

mich behalten

Kompliment

bedauerte nur,

ihre

könnten,

wenn

dem Herrenhause dass ihr

nicht

Enkel,

wollte,

vorziehen.

zu verstehen

Mann und

auf die

und gab Söhne

ihre

Festung begleiten

ein flinker Junge,

mich führen; vorher jedoch wolle

so

Obgleich

sie

der jeden

mir ein kleines

denn der Weg sei lang und mühsam. Ich Hess mir den Aufschub gern gefallen, und nach dem abscheulichen Reisbrei, den mir Narciso alle Tage vorgesetzt hatte, verzehrte ich die bescheidene Dann bestieg ich Mahlzeit der guten Frau mit grossem Vergnügen. Frühstück

bereiten,

wieder meinen kleinen rotbraunen Klepper, der Enkel der Wirtin ging voran und auch das hübsche rotwangige Mädchen erbot sich, uns zu

Der Berg

begleiten.

ist

nur an einigen Stellen

felsig,

sonst nicht

steil

und grösstenteils mit niederem Wald und Gebüsch bewachsen. Nach dreiviertelstündigem Steigen gelangt man zum Fusse der Mauer und befindet

1100

sich

über

hier

auf einer

dem Thale

des

Höhe von 3080 Meter über dem Meere, Utcubamba und 266 über der Hütte des

Verwalters.

Die

alte

von den Bewohnern der Umgegend »La Cuelap bezieht sich eigendich nur auf die Burgberges gelegene Hacienda und ist von dieser auf

Festung

Malca« genannt: der

am

Fusse

des

wird

Name


2l6 die

Das Hochland von Nord-Peru.

Ruinen übertragen worden.

Diese liegen auf

dem Kamme

eines

Bergrückens, der von Süden nach Norden zieht und dessen westlicher

Abhang

steiler ist als der östliche, an welchem man hinaufsteigt. Seiner Lage entsprechend hat der Bau eine langgestreckte Gestalt und sein Längsdurchmesser ist wohl füni' mal so gross als seine Breite. Rings

um

denselben

ansehnlich beträgt.

eine

läuft

senkrechte

Mauer,

deren

Höhe zwar ganz

aber doch nur ein Viertel der von Nieto angegebenen

ist,

untere

Ihre

und obere Grenze

ist

nicht sichtbar,

denn

ihr

Ringmauer der Festuni: Cuelat

Fuss wird durch Wald, ihr oberer

Rand durch überhängendes Gebüsch Höhe

verdeckt.

Die Mauer besteht aus Quadersteinen von i^^ Fuss

und zwei

bis

drei

Fuss Länge.

An mehreren

Wand

oder (^uaderbekleidung herabgestürzt und

innere

Teil

der

gelegten Steinen

Mauer eine ist.

Masse

von

Stellen

man

ist

die äussere

sieht,

unregelmässigen

dass der in

Lehm

Die Quadern, sowie überhaupt sämtliches Material

des Baues besteht aus Kalkstein, welcher die Gebirgsart der ganzen umliegenden Gegend bildet. An den Felsen, die überall zu Tage treten^ bemerkt man, dass dieser Kalkstein sehr regelmässig geschichtet ist, indem l^agen von ein bis zwei Fuss Dicke immer durch dünne bröckelige

Schichten gescliieden werden. Aus diesen dicken Platten oder Tafeln des Gesteins sind die Quadern der Festung ausgebrochen,




Die Festung Malca bei Cuelap.

und Kanten sind nur roh behauen und auch

Seiten

ihre

der Steine

An

ist

Fügung

der östhchen, der Hacienda zugekehrten Seite wird die Mauer

eingestürzt,

weder

als

Der

mehr südHch gelegene

eine,

dichtem Gebüsch überwachsen und unzugänglich,

mit

man

durch den anderen gelangt lässt sich

ganz

die

nicht sorgfältig.

durch zwei Eingänge unterbrochen. ist

217

Thür noch

ins als

Innere der Burg.

Dieser Eingang

Thor bezeichnen, denn

von der gewöhnlichen abweichende

eigentümliche,

er hat eine

Er

Gestalt.

bildet

eine zwölf Meter hohe Spalte in der Mauer, welche unten drei

Meter

breit ist,

Meter

nach oben zu allmälich bis zu weniger als einem und endlich wahrscheinlich durch Überkragung Doch ist dies gegenwärtig nicht mehr der Fall, die und ist oben durch Gebüsch ausgefüllt. Durch den

sich

verschmälert

geschlossen

war.

Spalte endigt offen

Eingang gelangt man

in

einen 13 Meter langen aufsteigenden Gang,

welcher ehemals eine Treppe gewesen sein mag.

Hierauf

tritt

man

in

und erheblich breiter ist (10 Meter) als der Eingang, übrigens wie dieser von hohen Mauern Auf diese breitere Halle folgt wieder ein engerer umschlossen wird. eine oben

offene Vorhalle, welche etwas länger

34 Meter langer Gang, der ganz allmählich

steigt,

sich endlich trichter-

förmig verschmächtigt und mit einer dreieckigen Öffnung endigt, die so

eng ist, dass nur ein einzelner Mann hindurchgehen kann. Diese Spalte war bei meinem Besuch mit Baumstämmen verlegt, um das Vieh zu verhindern, sich im In'nern der Burg zu verlieren. Dass eine solche Vorsicht nicht überflüssig

sei,

Wegräumung

der Barrikade

umschlossene

Raum

ist

davon überzeugte ich mich,

bis zur

als ich

nach

Der von der Mauer Höhe derselben mit Steinen und Erde

hineingelangt

war.

und diese ganze geebnete Fläche ist jetzt mit einem Dickicht von allerlei Bäumen und Büschen bedeckt, welches an den meisten

aufgefüllt,

Stellen undurchdringlich ist

und durch welches nur wenige vom Vieh Indem ich einen dieser

gebahnte und halb verwachsene Pfade führen. Pfade,

der

vom Eingang

Gehölze verlor, liche

Seite

verfolgte,

der Burg.

aus und in der Richtung desselben sich im gelangte ich nach einiger Zeit an die west-

Dort blickt

Rand der Mauer umsäumt,

in

ein

man durch enges,

das Gebüsch, das den

steilwandiges Thal, welches

durch den gegenüberliegenden Bergrücken vom Thale des Utcubamba

den felsigen Bergrücken, den man von Magdalena aus vor und der die Festung verdeckt. Ich hatte ein Knaul von Bindfaden mitgebracht, um die Höhe der Mauer zu messen. Ein am Ende des Fadens befestigter Stein wurde hinabgelassen und als er auf ^^ iderstand stiess, wieder heraufgezogen. Die Länge des vom Knaule getrennt

sich

ist,

sieht


Das Hochland von Nord-Peru.

2j8

mehr als zwölf Meter. Derselbe Verwurde an zwei anderen Stellen wiederholt und mit demselben Ergebnis. Es unterlag also keinem Zweifel, dass der Stein wirklich den

abgerollten Fadens betrug etwas

such

Boden berührt

hatte

und nicht durch einen Baumstamm, einen

vor-

stehenden Stein oder ein sonstiges Hindernis aufgehalten worden war.

Auf dem Rückwege versuchte gelang mir dies nur teilweis, zum sowie

der

meine Schritte zu zählen, indess wegen der Krümmungen des Pfades, Unterbrechungen durch Haufen von Steinen und

öfteren

ich

Teil

Die Entfernung vom Ende des Eingangs bis zum der Mauer war ungefähr i8o Schritt, also etwas über Rande westlichen

dornigem Gestrüpp.

IOC Meter, was mit den 60 Metern des Eingangs für diese Stelle der

Burg eine Breite von beiläufig 158 Meter

giebt.

Nicht weit von der Endöffnung des Eingangs bemerkte ich bei der

Rückkehr dahin viel

die

Andeutung eines anderen Pfades, der

verwachsener war

und bemerkte, dass

als

der erste.

er sich

einiger Zeit gelangte ich

Nach und breiten gemauerten

gegen die östliche Seite zurückwende.

zum Rande

eines tiefen

Ganges, ganz ähnlich dem, durch welchen ich

in die

Festung

war.

Ich schloss daraus, dass dies der zweite Eingang

dass

diese

führe,

Die Mauer nach der Ostseite zu

also an dieser Stelle eine doppelte.

ist

Ich sondierte hier wieder die äussere

war die Teile

Höhe

die

Enden

18 Meter.

östliche

Von aussen

Mauer mit einem

sieht

Mauer ungefähr

Stein

und diesmal

man, dass im ganzen mittleren

gleich

hoch

ist,

nach den beiden

zu wird sie niedriger.

Als

ich

Gebäuden

meinen

sprach er

als

von einem Turm, den

Am

nördlichen

Ende

in

hatte,

indessen

einmal mit seinem Vater an

er

hatte.

waren wirklich so glücklich, dies

Form an

dass er nicht so gut

ich,

seine Grossmutter mir versichert

Ende der Burg besucht

zufinden.

ob sich nicht Ruinen von

kleinen Führer fragte,

auf der Plattform fänden, merkte

Bescheid wusste,

er

gekommen fand aber,

sei,

Lücke in der Mauer, die ich schon von aussen bemerkt nicht die Ringmauer durchbreche, sondern nur zu einer Terrasse welche zwischen der äusseren und einer inneren Mauer hinläuft.

hatte,

einen

noch

freilich

Ich versuchte darauf vorzudringen

dem

also zu suchen

und

der That interessante Bauwerk

auf-

Wir begannen

erhebt sich ein turmartiger Bau, dessen

die Chulpas oder Königsgräber

am Umayo-See

erinnert,

indem

an der Basis einen geringeren Durchmesser hat (sieben bis acht Meter)

als

am

der

oberen Ende (acht bis zehn).

Ringmauer

und

zwischen

den

Er

ist

aus Quadern gebaut, gleich

Kalksteinen

geschaltet zwei Granitblöcke, welche menschliche eine,

besser

erhaltene,

hat

ein

bemerkt

Köpfe

man

darstellen.

weibliches Gesicht, bei

ein-

Der

dem anderen


Die Festung Malca bei Cuelap.

210

Züge nicht mehr erkenndich. Im Innern des Turms findet Brunnen oder eine Cysterne mit achteckiger. Öftnung, deren Raum sich nach unten flaschenförmig erweitert. Wie tief derselbe gewesen sei, weiss man nicht, jetzt erreicht ein an einem Faden sind

die

sich

ein

befestigtes

Gewicht den Boden schon bei sechs Meter.

von diesem interessanten

sich

Leider Uess

Bauwerk wegen seiner Lage

in dicht-

verwachsenem Buschwald keine j^hotographische Aufnahme machen. Als ich aus dem Innern der Burg wieder ins Freie gelangt war, versuchte ich sie längs der Ringmauer zu umgehen, um womöglich ihre

Länge zu messen, unwegsam,

allein

der

als

der Bergabhang erwies sich als nicht weniger

Raum.

eingeschlossene

Unweit des Eingangs, zu

beiden Seiten desselben, finden sich

in geringer

Höhlen oder Nischen

Mauer,

kleine

fernung

Quadersteins

eines

Nischen sind

Es

Gebeine.

Zugang

ein

scheint

von

Grüften

6

— 700

wir abgestiegen waren,

zu

ich

um von

sie,

gleich so sind.

dem

schätzte

dieselbe auf

machen, fand ich daselbst die hübsche Enkelin meiner

zum Eingang habe

bis sie

nicht,

sie

vielen

LTber die

sie

Sie

wo Aufnahmen

Orte zurückkehrte,

dort aus photographische

auf einem Steine sass und spann.

ginge

dieser

mir also nur durch die Betrachtung aus

eine Vorstellung bilden und

Als ich darauf wieder zu

Meter.

Einige

ist.

wurden und dann zerstört worden

Schatzgräbern

Länge der Burg konnte einiger Entfernung

durch Ent-

welchen

geöft'net

dass diese Mauern, wie anderswo Felsen,

also,

zur Anlage von Grabstätten benutzt

anderen

Höhe über dem Boden

zu

anderen liegen noch Schädel und menschliche

in

leer,

der

in

^Yirtin,

die

habe die Pferde bewacht, sagte

mich begleiten wollen, aber hinein den Geistern; auch habe sie nur

fürchte sich vor

wenige Kleider, die dürfe

sie nicht zerreissen.

Der Zweck der Festung erhellt aus ihrer eigentümlichen Bauart, sowie aus ihrem grossen Umfang. Sie war weniger ein Waftenplatz als ein Zufluchtsort, wohin die Bewohner des Landes bei Kriegsgefahr ihre kampfunfähigen alten Leute, ihre Weiber und Kinder, sowie ihre Habe in Sicherheit bringen konnten.

Lage.

Für die

Mittel,

Dafür spricht auch ihre hohe, versteckte

über welche die indianische Kriegskunst verfügte,

uneinnehmbar gelten; denn gegen eine Erstürmung war sie durch ihre hohen Mauern geschützt und vor einem plötzlichen Überfall durch die Enge des Eingangs, den einige mit musste

eine

solche

Veste

als

Keulen bewaftnete Männer gegen Bei

einer

längeren

Belagerung

Heer verteidigen konnten. würde weder die Stärke der

ein ganzes freilich

Ringmauer noch

die Unzugänglichkeit des

gerettet haben,

denn

Thorwegs

es fehlte ihnen das Wasser.

die Eingeschlossenen

Auch wenn man

in


^^^ Hochland von Nord-Peru.

220

feuchten Jahreszeit allen Regen in Cisternen gesammelt hätte, würde dieser Vorrat bei einer grösseren Zahl von Belagerten doch sehr bald erschöpft gewesen sein. Man wundert sich, die alten indianischen Burgen fast alle auf hohen, wasserlosen Bergen angelegt zu sehen und

der

zwar nicht nur im Hochland, wo wenigstens während einiger Monate sondern auch

reichliche Niederschläge fallen,

der Küste, wie in

der

z.

B.

in

regenlosen Gegenden

die Festungen Chancaillo im Thale

Nähe von Lima, das

de

Castillo

la

Casma, Collique

Huaca im Santathale und

manche andere. Es scheint daher, dass diese Burgen oder orte immer nur dazu dienten, bei einem feindlichen Einfall Zeit

Zufluchtsfür

kurze

Schutz zu gewähren, bis die Krieger die Feinde

den Wehrlosen

Mangel an Lebensmitteln sich zum dieser Verhältnisse mag auch Erwägung Abzüge genötigt sahen. Die die Likas veranlasst haben, das von ihnen auf ihren Eroberungszügen Wie Garcilaso wiederholt erwähnt, befolgte Verfahren einzuschlagen.

vertrieben, oder diese selbst durch

vermieden

es die Inkas

womöglich, die Unterwerfung der Völkerschaften

die sie ihrem Reiche einverleiben wollten, durch entscheidende Schlachten Sie verfuhren selten gewaltsam

zu erzwingen.

künftigen

Zogen

suchten

sie

zu

ergeben.

so

mitteln

sondern schlössen

sie

ein

die Belagerten, nach kürzerer oder längerer Zeit sich

Dass

ein

wird jeder

Ende durch Wassermangel mehr beungenügende Versorgung mit Nahrungsfinden, der einmal lebhaft von Durst

solches

schleunigt wird, als durch eine

geplagt worden

Anfang eines

es der Zeit, ihre

sich die

dieselben zu erstürmen,

nicht,

und zwangen

nie zu

von der Nutzlosigkeit ihres Widerstandes zu Feinde in ihre Festungen zurück, so ver-

Unterthanen

überzeugen.

und

und überliessen

Krieges, sondern rückten langsam vor

begreiflich

ist.

(Com. I, 8 Cap, II), dass Tupac Inca Yupanqui, die Provinz Chachapoyas erobert habe und Kusko, der elfte König von Widerstand der Bewohner gestossen lebhaften dass er dabei auf ziemlich Ciarcilaso erzählt

sei,

welche

die

Burgen gehabt

Engpässe hätten.

ihres

In

Landes

der That

des oberen Maranons manche Ruinen,

verteidigt

trifi't

alle

man

und manche

auf den

starke

Uferbergen

jedoch waren unbedeutend

im Vergleich mit der Festung von Cuelap, denn dass diese ein Werk der alten Bewohner des Landes war, und nicht von den Inkas nach der

möchte nach aufmerksamer Beeiniger Überlegung wohl kaum von jemand bezweifelt

Eroberung desselben

erbaut

wurde,

trachtung und werden. Abgesehen von den Angaben Garcilasos, die nicht als historische Zeugnisse gelten können, führen sowohl die liauart der Festung als ihre

Lage zu diesem Schlüsse.

Hätten

die

Inkas für nötig erachtet, zur


Die Festung Malca bei Cuelap.

Befestigung

ihrer

zulegen,

würden

so

würden

an

auf einem

nicht

sie die

in

dieser

Mauern nach

Gegend

an-

einer ihrer Strassen vor aller Blicken

versteckten

entlegenen,

Warnung der Auch

Berge.

Weise gefügt und die Eingänge

ihrer

eigentümlichen Weise

ihrer Bauart

Waftenplatz

einen

ihn

sie

zu ihrer eigenen Bequemlichkeit und zur

haben,

erbaut

Unterjochten,

Herrschaft

221

hergestellt

förmige Thorwege, die oben enger sind

in

der

nämlich trapez-

haben,

unten, wie wir sie in Pacha-

als

camac, Canete, Chincha und Huänuco viejo gefunden haben und später in den Ruinen von Kusko und Huilcas Huaman Auch der gegenwärtige Name der Festung lässt

anführen und

ihr Alter

Volksstammes,

der

bemerkt wurde,

diese

einst

hat.

Umgegend

die

der

die Speiseröhre,

Beweis

hinsichtlich

Gegenden bew^ohnt

nennen die Leute

Das Wort malk'a bedeutet

Malca«.

sich als ein

Andeutung

zugleich eine

liefert

bestätigt sehen werden.

Wie

für

des

bereits

Ruinen »La

der Schlund und

konnte sich auf den langen, engen, trichterförmigen Eingang beziehen; oder

es

sonant

eine verdorbene Aussprache

ist

an die

1

Stelle

des

getreten

r

ist

Beide Worte gehören aber

eine Ortschaft.

sprache an, denn im Keshua bezeichnet

von marca, indem der Konund bedeutet dann ein Dorf, in

diesem Sinne der Aimarä-

man

mit marca den Oberstock Wort malca giebt es in dieser Sprache nicht. Bei den Bemerkungen über den Ortsnamen Chachapoyas werden wir auf diesen Gegenstand zurückkommen und dabei untersuchen, welche eines

Hauses und

Folgerungen Als

ein

sich daraus ziehen lassen.

Abend

gegen

ich

empfing mich die

alte

mir wiederholt die

Hand und

Manuel zufrieden

sei;

hinaufführen,

sie

sei

Hütte

zur

der

Verwalterin

zurück

kam,

taube Frau mit freudestrahlenden Augen, schüttelte erkundigte sich, wie ich mit ihrem Enkel

morgen,

als

fuhr

Kind so

oft

sie

fort,

werde

sie

mich

selbst

dort oben gewesen, kenne jeden

Winkel und fürchte sich nicht vor den Geistern der alten Heiden, die Die Ursache dieser auffallenden Begeisterung dort begraben lägen.

wurde mir A^on

dem

erst

Sprit,

klar,

als

ich

mich anschickte mir Thee zu machen. zum Kochen des Wassers bediente,

dessen ich mich

fehlte die Hälfte in der Flasche.

Aleinen Cognac hatte ich aus Vorsicht

mit auf die Burg genommen, den Spiritus hatte ich für sicher gehalten

und zurück gelassen;

allein die

Versuchung war zu

stark

für

die

arme

Alte gewesen.

Am der

um eine dem Anerbieten

nächsten Morgen bestieg ich den Berg noch einmal,

Seitenansicht der Burg zu gewinnen. alten

Natürlich war von

Verwalterin nicht wieder die Rede, dagegen erbot sich ihr

zweiter Enkel, der auch gern etwas verdienen wollte, mir einen anderen


Das Hochland vor Nord-Peru.

222

als den, auf welchem mich sein Bruder hinaufgeführt Auf dem Bergrücken angelangt, überzeugte ich mich von der

Pfad ZU zeigen hatte.

geringen Breite der Festung, welche den

Kamm

Ijedeckt wie ein langer

Der Westabhang des Berges fällt jäh bewachsen als der östliche, wird dichter zwar nach unten zu ab, ist felsig, so dass sich ein Vordringen steil und aber nach oben zu ganz unmöglich erwies. Nachdem ich daher am Fusse der Mauer als ganz hatte, stieg ich wieder zur Hütte einen vergeblichen Versuch gemacht hinunter. Dort erwartete mich die freundliche Alte mit einem Frühstück aus Eiern und frischer Milch, nach dessen Einnehmen ich der guten Frau und ihren Enkeln Lebewohl sagte und meinen Rückweg nach den Rücken eines Tieres.

Sattel

Magdalena

antrat.

Chachapoyas.

Die Sonne stand zwar noch hoch, als ich auf dem Platze vor dem Hause des Lieutenants abstieg, und ich hätte an diesem Tage noch einige Legaas weiter reiten können. Da ich aber durch die Fortsetzung der

Reise

nichts

breits

also

erreicht

so

zog

kannte und

wo

Nachtquartier,

meine

Sporen

haben würde

ich ich

vor,

in

als

vielleicht

ein

schlechteres

einem Hause zu bleiben, das ich

mich gut aufgehoben wusste. Während ich trat mein junger Wirt zu mir heran^

abschnallte,

meinem Befinden und rückte über dies und jenes Bemerkungen nach mancherlei gleichgiltigen glaube, dass in der Malca viel ich heraus, ob endlich mit der Frage erkundigte sich in der üblichen Weise nach

Gold verborgen sei. Da ich nicht im Auftrage der Regierung reiste, so waren weder er noch seine Hausgenossen im Zweifel darüber, dass ich in diese Gegenden gekommen sei, um nach Erzadern und vergrabenen Schätzen zu suchen. Auch versuchte ich nicht, ihnen diese Meinung auszureden, sie würden mich nur für einen Duckmäuser gehalten haben, der seine geheimen Absichten verhehlen wolle; denn dass jemand hohe Berge bestiege, nur

um

alte

ihnen zu ungereimt und unwahrscheinlich.

Mauern zu

sehen, schien

Ich antwortete daher

Lieutenant, es sei allerdings Gold vorhanden, aber es liege tief nicht einen Versuch

machen

Vielleicht später, sagte ich, Zeit. er.

wolle,

den Schatz zu heben,

denn die Sache

sei

Ob

dem ich

fragte er weiter.

nicht leicht

und

erfordere

wie Sie wird das nicht schwer sein«, meinte Ich verstand nicht, was er sagen wollte und warum er mir solche »O, für einen

Mann

am Abend. Mein Führer Narciso hatte verschiedene Male ein längliches Kistchen, welches einen Thermometer enthielt, offen neben meinem Bette liegen

Fähigkeiten zutraute, erfuhr es aber noch


Chachapoyas.

sehen, hatte mich beobachtet,

zog,

um

die

Höhen

wenn

ich

22^^

den Taschenbarometer hervor-

abzulesen, auch hatte er bemerkt,

dass auf jeder

der Chininperlen, mit denen ich der Frau des Verwalters Fieber

abschnitt,

ein

kurzes

gedrucktes Wort

stand.

in

In

Balsas das

den

aber-

gläubischen Vermutungen über meine Person, die infolgedessen in ihm

waren, wurde er zudem bestärkt durch meine photoAufnahmen und den Gebrauch des Feldstechers. Alle diese Instrumente hatte er nie zuvor gesehen, nie davon gehört und Beim Besuch der Festung betrachtete sie mit misstrauischer Scheu. Cuelap endlich wollte ich mich über die Richtung der Mauer unterrichten und legte daher meinen Taschenkompass in eine der Grabhöhlen. Das Zittern der Magnetnadel erregte sein Staunen im höchsten Grade, und als ich ihm erklärte, die Nadel zeige die Himmelsgegenden an, sah er sich ungläubig um, denn er war überzeugt, sie weise dahin, wo das Gold läge. Als er nun gar erfuhr, dass dieses Instrument brüjula heisse (zu deutsch das Hexchen), da wurde es ihm vollends klar, dass ich als Besitzer einer solchen Hexe ein Zauberer sein müsse, und diese Meinung hatte er im Vertrauen den Bewohnern des Hauses mitgeteilt. Abends hatte er mit dem Lieutenant und dessen Bruder und Schwester eine lange Beratung, bis endlich mein Wirt zu mir herein in die Küche trat und mich nach einigem Zaudern fragte, ob ich mich auch auf's Wahrsagen und Erraten verstände. Meiner ablehnenden A'ersicherung aufgestiegen

graphischen

schien er keinen Glauben beizumessen, sondern erzählte, seiner Schwester sei

vor

einiger Zeit

entweder

verloren

Richtung angeben,

eine feine seidene

oder gestohlen; in

ich

welcher sich das

fände, er werde mir die

Manta abhanden gekommen, möchte ihm wenigstens die vermisste Kleidungsstück

genommene Mühe entsprechend

vergüten.

be-

Ich

bedauerte aufrichtig, ihm nicht dienen zu können und erklärte ihm, die

Nadel meines Kompasses werde wohl von Metallen angezogen, aber Diese Antwort schien ihm einzuleuchten nicht von gewebten Stoffen.

und

er

ging zurück zu seiner Schwester,

um

sie

über die getäuschte

Hoffnung zu trösten.

Wenn man sich von Magdalena nach Chachapoyas begeben will, Der eiire überschreitet den hat man die Wahl zwischen zwei Wegen. Chillu auf der Brücke bei Tingo und läuft sodann am linken Ufer des Flusses bis zur Brücke von Utcubamba, gelangt durch diese wieder auf die rechte Seite hin,

und wendet

auf welcher die Stadt

hält sich

zum

sich

sodann rechts nach der Hochebene

Chachapoyas

liegt.

Der andere Weg

ver-

ersteren wie die lange Seite eines rechtwinkligen Dreiecks

zu den beiden kürzeren, er verbindet die beiden Orte in einer ziemlich


^^^ Hochland von Nord-Peru.

224

geraden Linie, hat aber ein

Weg

Dieser

steigen.

wird aber

tiefes

Thal und einen hohen Berg zu

zwar etwas

ist

mühsam

sechs Stunden zurückgelegt,

in

Da mein Führer

führende acht erfordert. kannte, welcher

für

und

tiber-

Reiter,

während der durch das Thal nur den

der nähere der betretenste

als

Pferde

ist,

Weg

über die Berge

so schlug auch ich

am

7. Juni von Magdalena aufbrachen, war der und der Himmel wolkenlos. In Mittel- und Südperu ist solches Wetter während der Wintermonate die Regel, aber im Norden, besonders östlich vom Maranon, ist auch während der trockenen Jahreszeit der Himmel oft bedeckt und ein Regenguss nichts seltenes. Auch an diesem Tage zog noch vor Mittag drohendes Gewölk herauf, doch blieb mein wasserdichter Mantel unbenutzt vor mir auf dem Sattelknopfe liegen und ich hatte den Vorteil, während der heissesten Stunden des Tages im Schatten zu reiten. Man kommt zuerst durch das anmutige Thal Condebamba, wo aus Bananen und Orangenbäumen

denselben

Als wir

ein.

Morgen angenehm

frisch

die zerstreuten Hütten eines kleinen Ortes hervorblicken.

Einen Berg-

dem Utcubamba zueilt, hört man unter Laubdache rauschen, bekommt ihn aber erst zu sehen,

strom, welcher durch das Thal

einem dichten

wenn man der Anstieg

Weg von neuem

ist

ein

lagerte

mich

einige Apfelsinen,

hat,

auf

Namen

dem Grase und

innere mich nicht, irgendwo in Peru

zu haben als in dieser Gegend. hatten sie gar keinen Wert, wollte.

gut-

die stinkende

Herberge

wusste mir Narciso nicht zu sagen.

zum Frühstück

verzehrte

mit von Magdalena gebracht hatte.

die ich

ist

steht inmitten

Tambo, welcher Asna tambo genannt

zu diesem sonderbaren

Veranlassung gegeben Ich

denn der Pfad

Auf einer Stufe der Thalwand

steil.

Wiesenmatte

einer frischgrünen

Was

an der gegenüberliegenden Thalwand,

lang aber nicht beschwerlich,

gehalten und nicht

wird.

Dann

ihn auf einer kleinen bedeckten Brücke überschreitet.

hebt sich der

man

so

vortreft'liche

Ich

er-

Früchte getroffen

am Maraüon nehmen als man

In der Hacienda Balsas durfte

umsonst

so viel

Diese Orangen hatte ich bei meiner Rückkehr von Cuelap bei

Tingo kaufen

Tags zuvor über die Brücke geritten einen Indianer, der einen Baum abschüttelte und er-

lassen.

waren, sah ich

Als

wir

suchte meinen Führer mir einige

mitzunehmen.

Für den halben Real

(damals 15 Pfennige), den ich ihm dazu einhändigte, erlaubte ihm der Besitzer seine beiden Sattelsäcke zu füllen. Im Hause des Lieutenants angelangt, Hess ich die Früchte zählen,

Höhe der Thalwand Rande des Bergabhanges die

es

waren

54.

Als wir

erstiegen hatten, ritten wir eine Zeit lang

am

und hatten auf dieser ganzen Strecke an der gegenüberliegenden Seite das Dorf Levanto vor Augen, dessen hin


Cliachapoyas.

Häuschen malerisch

ist

ein

Eroberung des Landes durch

Gegend war und damals

Da wo

Weg

der

und

dichtbelaubtem Busch

in

Levanto

gebettet liegen.

22^

ßaumgruppen

der ansehnlichste der ganzen

die Inkas

Llahuaiitu hiess; jetzt

er

ist

ganz unbedeutend.

nach Levanto sich von der Strasse nach Chachapoyas

abzweigt, beginnt diese sich langsam wieder zu senken, denn jetzt

ein-

sehr alter Ort, welcher zur Zeit der

den höchsten Punkt überschritten.

Je weiter

man

man

hinunter

hat

steigt,

denn diese Gegend gehört Augenbraue des Urwaldes — bezeichnet wird. Schlingpflanzen winden sich um die Baumstämme und lassen ihre Ranken von den Zweigen herabhängen, in den wasserreichen Schluchten erheben sich palmenartige Farndesto dichter und höher

wird

der Wald,

bereits zu der Region, die als Ceja

de

la

kräuter aus dichtverwachsenem L'nterholz

gewinnt an Üppigkeit und Fülle. der

Weg wurde immer

schlechter.

montafia

und

die gesamte A'egetation

Die Natur war also prächtig,

Man

aber

sah, es hatte hier stark geregnet

und erst vor kurzem. Die Tiere sanken bis in die Knie in den schwarzen Schlamm und blieben darin stecken, oder sie platschten in tiefe Tümpel von schmutzigem Wasser, das die Löcher der Strasse ausfüllte. Dann folgten Strecken von schadhaftem Knüppeldamm, oder eine entsetzliche Art von Pflaster, indem man einzelne ungleich grosse Steine in den aufgeweichten Lehmboden geworfen hatte. Unten im Thale wird der Weg besser, und auch die 150 Meter, die man wieder zu steigen hat, imi zur Stadt zu gelangen, werden auf breitem, gut geebnetem Pfade 2urückgelegt.

Gegen

3

Uhr Nachmittags kamen wir

kundigte mich

in einer

in

Chachapoyas

an.

Ich

er-

Schankwirtschaft nach einem Herrn, an den ich

Empfehlungsbriefe von Lima mitgebracht hatte, und wurde nach einem

Hause der Hauptstrasse gewiesen, woselbst ich den Besitzer antraf und mich ihm vorstellte. Nach einem Blick auf die Unterschriften der Briefe und einem flüchtigen Durchfliegen des Inhalts, begrüsste er mich sehr freundlich und bedauerte nur, dass er wegen seiner zahlreichen Familie es sich versagen müsse, mich in seinem Hause zu beherbergen. Dagegen stellte er mir das ganze nebenanstehende Haus zur Verfügung, welches gleichfalls ihm gehörte, aber gegenwärtig unbewohnt war.

Nachdem

er

mich daher seiner Frau vorgestellt

nach dieser Behausung,

und

liess

sogleich

hatte,

einige

führte er

Zimmer des

mich weit-

Gebäudes durch herbeigeholte Möbel in einen wohnlichen Zustand bringen. Auch meinem Führer wurde ein Zimmer neben dem meinigen angewiesen und die Tiere im Hinterhofe untergebracht, und eine halbe Stunde später, nachdem ich meine Kleider gewechselt, fühlte läufigen

Middendorf, Peru

IIT.

15


D^^ Hochland von Nord-Peru.

226

mich in meiner neuen Wohnung so behaglich, als dies im peruanischen Hochland überhaupt möglich ist. Da mein Aufenthalt in Chachapoyas nur ein kurzer sein sollte, so benutzte ich den Rest des Nachmittags noch zu einem Gang durch die ich

Strassen

liegt

flachen Mulde,

Der

mich

daselbst

einigermassen

zu

orientieren.

auf einer Hochebene, oder vielmehr in einer weiten

die

dem Thale

nach

sich

mittlere Teil der Stadt

ist

Utcubnmba

des

zu

ößhet.

eben, die entlegeneren Strassen dagegen

den nahe herantretenden Anhöhen hinauf, während andere

steigen an sich

um

der Stadt,

Chachapoyas

dem Thale

Die Strassen

zu senken.

schneiden

sich

rechten

in

Winkeln, sind aber etwas eng und nur einige derselben sind gepflastert.

In der Mitte der Stadt liegt der Haujitplatz Seite

die

Kathedrale

Rathaus und die Präfektur befinden die Mitte

Dieser

des Platzes.

dem Meere

etwas

tiefer als

Thalsohle des Utcubamba. in südlicher

Richtung

Comercio

heisst.

einer

sich

das ziert

etwas mehr

Cajamarca

als 2500 Meter über und 500 Meter über der

In der Hauptstrasse, welche

ausläuft,

dessen eine

andern

Ein einfacher Springbrunnen

liegt

befinden

wenigen grösseren Warenlager der

Raum

plaza

la

während an

einnimmt,

Stadt,

sich

die

vom

Kaufläden

Platze

und

die

daher diese Strasse Calle del

Dort sind die Häuser von massiger Grösse, denn der In den anderen Strassen, die nur von

hat einigen Wert.

häusern gebildet werden,

stehen

nicht

wenige

Wohn-

ausgedehnte Gebäude

mit weiten Sälen und Zimmern sowie grossen grasbewachsenen Höfen. Das Innere der meisten Häuser, in welche ich hineinblicken konnte, schien öde und kahl. In den grossen Räumen sieht man nur wenige, meist roh gearbeitete Möbel, der Boden ist ohne Teppiche, ja meist ohne Dielen und besteht entweder aus Fliesen von Backstein oder nur aus gestampftem Lehm. Nicht selten trifl't man verfallene oder ganz eingestürzte Häuser, und dabei keine Anstalten, welche andeuten, dass man an den Wiederaufbau denkt. Alle Gebäude sind nur aus un-

gebrannten Backsteinen

gebaut,

selbst

Hinsicht nichts vor den Übrigen voraus.

die

Kathedrale

hat

in

dieser

Die Mehrzahl der Häuser hat

einen Oberstock und wie in Cajamarca und Celendin stehen die Ziegel-

dächer mehrere Fuss weit über die die Bürgersteige

werden.

Wände

der Häuser vor, wodurch

gegen Sonnenstrahlen und Regen einigermassen geschützt

Nur an einem Hause auf dem Hauptplatz sah

ich Glasfenster.

Die meisten Häuser haben Fenster mit Gittern von Holzstäben, welche nachts mit Läden verschlossen werden. Als ich von meinem Spaziergange zurückkehrte, traf ich vor der Thür des Hauses meinen zuvorkommenden Wirt, welcher gekommen




Chachapoyas.

war,

um mich zum Essen

der

ältesten

Besitzer

227

abzuholen. Don Jose Hurtado stammt aus einer und angesehensten spanischen Familien, ist Kaufmann, von Häusern und Haciendas und gilt für eineft der reichsten

Zur Zeit meines Besuches war er einer der Senatoren

Bürger der Stadt.

und wird wahrscheinlich diese Würde so lange Für die Vertreter der entlegenen Provinzen Teilnahme an den Sitzungen des Kongresses aller-

seines Departements

behalten, als er es wünscht. die alljährliche

ist

dings ein Opfer

wegen der langen beschwerlichen da es ihnen

die meisten dasselbe nicht ungern,

doch bringen

Reise,

einige

erlaubt,

Monate

lang sich für die Entbehrungen des Provinziallebens durch die Genüsse

Die kinderreiche Familie war bereits

der Hauptstadt zu entschädigen.

um den Tisch

versammelt, an welchem wir uns jetzt niederliessen.

Die

aufgetragenen Gerichte waren schmackhaft nach Landessitte zubereitet;

Gemüse und Früchte waren

Fleisch,

wie

wert,

allenthalben

der Weizen

nicht

freilich

viel

gemahlen

schlecht

Neben dem Brote standen daher auf

und das Mehl schlecht gebacken.

dem Tische

das Brot

gut,

im Hochland:

Schüsseln mit gequelltem frischem Mais (Mote), und von

gerösteten Maiskörnern (Cancha); der Mais wird in beiden Zubereitungen

während

der

Mahlzeit

an

des

Stelle

Nach den

genossen.

Brotes

pikanten Gerichten wurde Chicha gereicht, welche das durch den Genuss des spanischen Pfeffers erzeugte brennende Gefühl im löscht

als

Wein

irgend ein anderes Getränk.

ist

Munde

besser

Chachapoyas

in

ein

denn in der Provinz werden bis jetzt noch keine Reben und wegen der grossen Entfernung von der Küste ist auch der gezogen, gewöhnliche von dort hergebrachte Landwein teuer. Der nach der Mahlzeit servierte Kaffee stammte aus dem benachbarten fruchtbaren Thale Huayabamba und war vortrefflich. Nach Tische begaben wir Luxusartikel,

uns

in

den

Bequemlichkeit eingerichtet war, denn

Saal, der mit einiger

um

es

befanden sich daselbst an den Wänden ein paar Sofas,

in

der Mitte einige amerikanische Schaukelsessel und an den Seiten ein

Da

Regiment von Rohrstühlen.

Uhr eingenommen

Hauptmahlzeit

die

Abende Stunden beginnt das Gespräch zu erlahmen und 5

schwierig. fragte ich

etwas ich,

Um

wird,

so

sind die

eine so entstandene

die Tochter des Hauses,

zum Besten geben

wolle.

ob

Nach

4

und

ein paar

die Unterhaltung wird

vielleicht

sie

zwischen

lang.

Pause zu

längere

den Tisch

unterbrechen,

Piano spiele und

Als ich mich jedoch umsah, bemerkte

dass dieses Instrument unter den Möbeln

und

fehlte,

erfuhr bei der

Gelegenheit, dass Chachapoyas den Feinden des Klaviers als Zufluchtsort

empfohlen werden könne,

hierher gelangt.

Beim Gesang

denn behilft

bis

jetzt

man

sich

ist

noch kein solches

nach

alter Sitte 15'

mit der


^35 Hochland von Nord-Peru.

228

Giiitarre, beim Tanze wird die Begleitung mit einer Trommel verstärkt und der Takt in sehr markierter und eigentümlicher Weise mit den

Händen auf einen

flachen

leeren Kasten geschlagen.

Nach

Diener ein und boten den Anwesenden Schokolade an, der Kakao-Pflanzung, besitzt;

traten

Erzeugnis

welche Seiior Hurtado

im Thale des Maranons

Damen

des Hauses Zeichen von

bald nachher bei den

als ich

Uhr

9

ein

Müdigkeit zu bemerken glaubte und die Gewohnheiten des Hochlandes bereits kannte,

so empfahl

mich und zog mich nach dem mir an-

ich

gewiesenen Hause zurück.

Am

folgenden Morgen besuchte ich den Markt,

der an einer Seite

des Platzes neben der Kathedrale abgehalten wird. Die Verkäuferinnen

am Boden und hatten ihre Waren vor sich liegen, nur das Fleisch wird auf Bänken und niedrigen Tischen feilgeboten. Das bare Geld ist in Chachapoyas selten und infolgedessen sind die Lebensmittel, überhaupt alle Landes-

von Gemüsen, Körnern, Früchten und Eiern kauerten dort

erzeugnisse

ausserordentlich

wie

wohlfeil,

nachstehende

das

kleine

Preisverzeichnis zeigt:

Huhn

ein

kostet

ein einjähriges

2

Real (der Real galt damals 30

Pf.),

Schwein 8 Real,

ein Truthahn ebensoviel, Y4

Hammel (Keule bis zu den Kuh 8 — lo Thaler,

Nieren)

2

Real,

eine

Ochse 15 Thaler. und Kartoff'eln waren verhältnismässig teuer, da die missraten war, aber Zucker, Kaffee und Kakao waren zu

ein fetter

Reis,

Brot

Ernte überall

Spottpreisen zu haben, feinste

desgleichen die

Frucht in Peru, wächst

Orangen Mararion.

und Es

die Verkäufer

nehmen handel

waren

Paltas fehlte

auf

der

in

fast

Die Chirimoya,

Früchte.

Umgegend von Chachapoyas

ebenso wertlos

dem Markte besonders an

wie

in

kleiner

weder Papiergeld noch Kuj^fer oder Nickel

wollten.

Man

behelfcn;

musste

anstatt

sich

die wild,

Balsas

am

Münze,

da

in

Zahlung

daher mit einer Art von Tausch-

einem Käufer auf ein grösseres

Geldstück

Scheidemünze herauszugeben, bot man ihm Eier, Brot, Mehl oder geröstete Maiskörner an. Die Leute, die auf dem Markte verkehrten, konnten als eine Musterkarte der Bevölkerung gelten. Wie überall in Peru sah

man

hier

den Mischlingen das schwarze Blut:

bei

die verschiedensten Farbenabstufungen,

indessen

man bemerkte

Neger, noch Mulatten oder Zambos, sondern blos Mestizen.

und auch

die helleren Farbigen

nicht wenige junge

fehlte

weder

Die Weissen

haben im ganzen wohlgeformte Züge,

Mädchen und Frauen haben ganz hübsche

Gesichter.


Chachapoyas.

22Q

niclit blass wie an der ist bei den meisten lebhaft, Küste; denn wiewohl Chachapoyas nur 6° südlich von der Linie liegt,

Die Gesichtsfarbe

das Klima frisch und im Winter zuweilen ganz kühl. Nach dem Frühstück stattete ich dem Präfekten meinen Besuch ab. Der Oberst Elias La Torre, ein noch junger Mann, hatte nach Beilegung so

ist

des Bürgerkriegs vor etwa einem Jahre unter schwierigen Verhältnissen

übernommen, durch kräftiges Aufhergestellt, und darauf durch Dankbarkeit und Zuneigung Benehmen sich die taktvolles und humanes Leidwesen hatte er jedoch seine Entaller erworben. Zu allgemeinem seit seinem Amtsantritt das lassung genommen, da die Regierung ihm Gehalt schuldig geblieben war und ihn überhaupt so vollständig ohne die

Verwaltung des Departements

kurzem die Ordnung wieder

treten binnen

Mittel gelassen hatte,

Schutzmannschaft

aus

dass er sich genötigt sah, die Unterhaltung der freiwilligen

Seine Abreise stand nahe bevor,

der Bürger zu bestreiten.

Beiträgen

und am Tage meines Besuchs wurde

ihm durch einen Ausschuss des Stadtrats als ein Zeichen der Anerkennung für seine Dienste eine goldene Denkmünze überreicht. Lidem ich dem Obersten La Torre beim Abschied für seinen freundlichen Empfang dankte, sprach ich die Hoffnung aus, dass wir einander auf der Reise wieder begegnen möchten, was in der That geschah.

Während

dem

ich mit

schien es mir, als

Präfekten sprach,

kühl in seiner Wohnung.

sei

es sehr

Als ich jedoch gleich darauf ins Freie kam,

und das Kältegefühl auch in der Mittagssonne fortdauerte, überzeugte Ohne Zweifel ich mich, dass es der Anfang eines Fieberfrostes sei. hatte ich den Keim dieses Fiebers im Thale des Maranons in mich auf-

genommen, und zum Glück kam es erst jetzt zum Ausbruch, an einem Orte, wo ich nichts zu versäumen hatte, und daher ohne Verzug die Nachdem die Hitze vorüber war,' geeigneten Mittel anwenden konnte. nahm ich schon in der Nacht Chinin, so dass der Anfall des nächsten Tages nur schwach war, und ich mich am dritten Tage zwar noch etwas matt fühlte, aber doch wieder aufstand. Die Senora Hurtado bedauerte,

dass

mich die Krankheit

verhindert

habe die Prozession

des Fronleichnamsfestes zu sehen, die sehr grossartig gewesen

Da

ich

meinen Aufenthalt von denen ich den

für

stimmt hatte,

nicht hatte benutzen können, letzten,

ziemlich

beschäftigt.

in

Chachapoyas nur

einen

so war ich

drei

sei.

Tage be-

wegen meines Unwohlseins

am

nächsten Tage,

Den Morgen verwendete

ich

als

dem

zu photo-

graphischen Aufnahmen, sowie zur Anschaffung des zur Reise nötigen Proviants. in

der

Darauf hatte ich eine lange Sitzung mit einem Manne, der Stadt geboren und in der Keshuasprache

Umgegend

der auf-


Das Hochland von Nord-Peru.

2^0

um

gewachsen war,

die Besonderheiten

und Abweichungen zu notieren,

durch welche die Mundart dieser Gegend sich von der Sprache unterdie in

scheidet,

der Stadt und in der

In Chachapoyas spricht

wird.

spanisch,

aber

alle

Umgegend von Kusko

geredet

der bessere Teil der Bevölkerung nur

Die Indianer und Mestizen der

verstehen Keshua.

Provinz dagegen verstehen zwar auch das Spanische und bedienen sich

dessen im geschäftlichen Verkehr, jedoch im vertrauten

noch immer die

alte

Landessprache

hat hier wie im ganzen

Umgang

herrscht

Die Aussprache des Keshua

vor.

Norden Perus und

in

P^cuador etwas weichliches

Kathedrale von Chachapoyas.

und

verwischtes.

markiert,

Die

Konsonanten

der

Artikulation

ist

weniger

und die eigentümlich geschnalzten Lippen-, Zahn- und Kehl-

Auch

laute

werden nicht mehr gehört.

viele

alte Worte sind bereits vergessen

immerhin aber hat

sie

sich

ist

die Sprache sehr verdorben,

und durch spanische

ersetzt;

im Sanfathale

und im

reiner erhalten als

Departement Ancachs. Später

am

Nachmittage machte ich

einen Spaziergang durch die nicht als

Begleitung

Gegenden der

gewesen war, bemerkte aber

bei

in

in

in

Jose Hurtados

denen ich noch

diesen ebensowenig Sehenswertes,

der ersten Besichtigung des Orts

Wir besuchten mehrere Kirchen,

Stadt,

Don

gleicli

nach meiner Ankunft.

deren es ausser der Kathedrale nicht


Chachapoyas.

weniger

als

unscheinbar,

sechs giebt.

23 1

Alle sind aus Lehnisteinen gebaut von aussen

nicht einmal getüncht,

im Innern öde und kahl; die

so-

genannte Kathedrale unterscheidet sich von den übrigen nur durch ihre

Der von nackten Wänden eingeschlossene Raum ist eine lange, die mehr einem Speicher gleicht als einem Gotteshaus, die Decke besteht aus einem Giebeldach von unbehauenen

Grösse.

weiss angestrichene Halle,

Das einzige Freundliche in der Kirche war der Boden, den man zur Feier des Fronleichnamsfestes dicht mit Blumen bestreut hatte. Die Kathedrale führt diesen anspruchsvollen Namen, da Chachapoyas der Sitz eines Bischofs ist. Der derzeitige Seelenhirte hatte sich aber mit seiner Herde entzweit, und liess seine Pflegebefohlenen den

Baumstämmen.

Weg

ins bessere

Leben ohne seine Beihilfe suchen. Er hält sich stets auf, und ich sah ihn bei meiner Rückkehr in Tru-

an anderen Orten

Unter Aufsicht des Bischofs

jillo.

auch eine höhere

eigentlich

sollte

Schule und ein Priesterseminar stehen, doch sind diese Anstalten zwar

vom

Kongresse beschlossen worden, aber nie ins Leben getreten. Der Handelsverkehr von Chachapoyas ist ganz unbedeutend und

beschränkt

sich,

wie bereits erwähnt wurde,

den Hauptplatz ausmündet.

Auch

haben nur geringe Auswahl;

in

die auf

auf eine Strasse,

wenigen grösseren Warenlager

die

Läden

vielen

sieht

man wohl

Muster-

und Schaukästen, aber nichts zu verkaufen. Am besten sind wie noch die Schanklokale versehen, aber auch bei diesen sind meist die Fächer an den Wänden leer oder mit Reihen von Flaschen ohne Inhalt besetzt. In früheren Jahren soll die Stadt nicht so ärmlich und leblos gewesen sein wie gegenwärtig, und das mag sich allerdings tische

überall

so verhalten haben.

und

Chachapoyas

lebten hier wie

es

in

ist

die Hauptstadt eines Departements

anderen Städten Perus eine Anzahl überfür

deren Gehalte allmonatlich

Geldladungen von Lima geschickt wurden.

Dazu kam gewöhnlich noch

flüssiger,

aber gut bezahlter Beamten,

ein Bataillon Soldaten mit einem zahlreichen Offizierkorps, deren L^nterhalt gleichfalls

eine ansehnliche

hat sich dies geändert. für die

Summe

Das Geld

Departements wenig übrig

bleibt.

aber, die hauptsächlich in Vieh, Garten-

in

die Provinz brachte.

Lima

ist in

und Feldfrüchten bestehen, sind

schon an sich wenig zur Ausfuhr geeignet, und diese die Entfernung von der Küste

und

Jetzt

knapp geworden, dass Die Erzeugnisse der Gegend so

ist

zudem durch

die Beschaffenheit der

Wege

sehr

haben genug zur Bestreitung ihrer bescheidenen Bedürfnisse, niemand leidet Not imd es giebt keine Bettler.. Eine besondere Volkstracht, wie sie sich in einzelnen Gegenden Perus erhalten hat, habe ich weder in der Stadt, noch auf erschwert.

Die Leute sind also arm,

allein

alle


Das Hochland von Nord-Peru.

232

dem Wege

Die Männer tragen Strohhut und Poncho,

dahin bemerkt.

und legen nur bei längeren Wegen Auch Kinder wohlhabender Leute bleiben bis zum zehnten Jahre ohne Schuhe, oder tragen sie nur an Sonn- und Festtagen. Die Weiber haben Röcke von schwarzblauem, selbstgewebtem Wollenzeug, der Oberkörper ist nur von einem Hemd gehen

Gewöhnhche

fürs

barfiiss

Sandalen aus ungegerbter Rinderhaut an.

bedeckt, über welches ein viereckiges Stück von dunklem Zeug, Llijlla

um

genannt, lose

Chachapoyas hatte

die Schultern geschlagen wird. ist

dem

bei

des Departements Amazonas und

die Hauptstadt

Census

letzten

von

Einwohnerzahl

eine

(1876)

Die B^in3360 Köpfen, mit den umliegenden Gütern und Höfen 4200. wohnerzahl des ganzen Departements belief sich auf 34 000. Dieses politischen Einteilung

zerfällt seiner

nach

drei Provinzen:

in

poyas,

Luya und Bongarä, mit Rücksicht auf

jedoch

in vier

Gegenden.

Chacha-

seine Bodenverhältnisse

Die erste derselben

ist

vom LJtcubamba

diesen Fluss

Departements

scheidet;

den

aus

besteht

der

Gebieten

am

der Landstreifen

rechten Ufer des Maraiions bis zur Wasserscheide des Höhenzugs, grösste Teil

des

Nebenflüsse

des

übrige dreier

der

Maraiions, nämlich des Utcubamba, in dessen Thale wir herabgestiegen sind,

den

des Chuchanga und des Nieva. ihrer

Einmündung

in

Diese drei Flüsse sind nur

den Maranon nahe liegenden Strecken

in

für

Das Thal des Utcubamba ist in seiner ganzen Ausdehnung von Mestizen und christlichen Lidianern bewohnt, das des Chuchanga und Nieva aber nur in den oberen Gegenden und auch dort

Flösse schiffbar.

nur spärlich.

Weiter unten,

in

der

Nähe des Maranons, wohnen

bekehrte ^Vilde, Aguarunas genannt, welcher

Name

aus

un-

dem spanischen

zuund dem Keshuawort runa Mensch Der Abschnitt des Maranons, welcher die Del)artements Amazonas und Cajamarca scheidet, ist der unzugänglichste seines ganzen Laufs, voll von Stromschnellen, gefährlichen Wirbeln, engen Felsenschluchten und plötzlichen Wendungen. Die Spanier besetzten das Land der Chachapoya-Lidianer zuerst im Jahre 1536. Nach der Gründung von Trujillo (1535) beauftragte der Statthalter Francisco Pizarro den Marschall Alonso de Alvarado mit der Erforschung und Unterwerfung desselben. Dieser brach mit 20 Gefährten

W'ort

Agua

Wasser

sammengesetzt

von Trujillo

nach

auf,

überstieg die Küstenkordillera

Cochabamba am

Maranons, für

ist.

hielt

zu gefährlich

aber

cm

Chota,

einem

weiteres Vordringen

und begab

sich

und gelangte zunächst

linkseitigen

mit

so

nach Lima zurück,

bisherigen Marsch Bericht abzustatten.

Nebenflusse

des

wenigen Leuten

um

über seinen

Mit Verstärkungen von Fussvolk


Chachapoyas.

23^

und einigen Reitern rückte er sodann von Neuem von 'J'rujillo aus, nahm die in Cochabamba zurückgelassene Mannschaft mit sich und erreichte nach mehreren Gefechten mit den Eingebornen' den Maraiion, dessen Übergang ein Heer von 8000 Indianern ihm streitig machen wollte.

des Widerstands

Trotz

setzte

er

auf Flössen über den Fluss

und bemühte sich auf seinem weiteren Zuge durch das Thal des Utcubamba, die tapferen Chacha-Indianer durch güUiche Unterhandlungen zu gewinnen, was ihm auch gelang, nur in der Provinz Chilca wollten sich einige Widerspenstige nicht fügen und wurden in einem Gefechte besiegt. Noch im selben Jahre gründete Alvarado darauf in der Gegend

von Llahuantu,

das heutige Levanto

die

Stadt San Juan de

la

Gebrauch kam, indem die neugegründete Kolonie nach dem Indianerstamm und der von diesem bewohnten Gegend Chachapoyas benannt wurde. Frontera,

Name, der

ein

später ausser

Die Ethymologie des Wortes Chachapoyas

von Interesse

des

ist

die

Stammesverwandschaft

es

der

alten

nicht ganz klar,

ist

untersuchen, da

sie zu

sie

Bewohner

in-

einiges Licht über

Wort

Das

bringt

chacha gehört der Aimaräsprache an und kein ähnlich lautendes findet sich

im Keshua.

Es bedeutet

spricht

in

Substantiv den Mann,

als

Adjektiv männliches Wesen,

als

beiden Formen ganz

den Gatten;

Tapferkeit,

Entschlossenheit und ent-

dem

des Keshua.

'Kari

Wenn

somit

über die erste Hälfte des Wortes Chachapoya kein Zweifel obwaltet, so ist

die

sicher.

Bedeutung der beiden letzten Silben allerdings nicht ganz so Weder im Aimarä noch im Keshua giebt es die Worte poya

oder puya, die letztere Sprache enthält nur den ähnlich lautenden Ausdruck puyu, welcher Nebel, W^olken bedeutet. dass das u

am Ende

ein

man

also

annehmen, in

a

würde chacha-puyu eine Wolke von Männern bebildlicher Ausdruck für die grosse Anzahl von Kriegern,

übergegangen sagen,

Will

durch nachlässige Aussprache

des Wortes

ist,

so

welche die tapferen Chachas

ins

Feld zu

Cuelap »La malca« bemerkt wurde, sprache entnommen,

stellen

was früher über den

wir weiter in Betracht,

erkannt haben,

vermochten.

Namen

den wir ebenfalls so wird

es

Ziehen

der Festung von als

der Aimarä-

erlaubt sein,

beiden Orts- und A^olksnamen nicht

das Zu-

sammentreffen

dieser

als

zufällig

zu betrachten.

In der That brauchen wir uns nicht weit in der

Gegend

umzusehen,

Am

um Ortsnamen

zu finden, die denselben Ursprung verraten.

Marahons finden wir die Orte Chavin und Chuquibamba, welche beide im Keshua keinen Sinn haben, wohl aber im Aimarä, denn Chavin (chapin) bedeutet »im Busch« Chuquibamba (chokepampa) das Goldfeld, der Name des Maraiions selbst war früher oberen

Laufe

des


Das Hochland von Nord-Peru.

234

Chuquimayo (Chokemayo) der von Ancachs finden Vicuna.

Diesen

wir

Goldfluss; weiter südlich im Departement

Ortsnamen Huari,

den

Beispielen,

denen noch

viele

das Aimaräwort

Namen von

anderen Gegenden des Hochlands hinzugefügt werden könnten, weitere Belege für die ehemalige Verbreitung der Aimarärasse,

in

sind

welche

Ruinen von Chavin de Huantar und

bei der Beschreibung der

bereits

für

Orten

ausführlicher in der Einleitung zu meiner Arbeit über die Aimaräsprache

besprochen wurde. Das Departement Loreto.

Chachapoyas war der

fernste Funkt,

durch den Norden Perus berührte.

Da

den ich auf meiner Wanderung es mir hauptsächlich

darum zu

thun war, Überreste von Bauwerken aus alter Zeit aufzusuchen, so hatte ich

mein Reiseziel schon

eigentlich

hinaus

finden

sich

jener

in

in

Cuelap erreicht, denn darüber

Gegend keine Ruinen mehr.

Für eine

Ausdehnung meiner Reise würde ich also keine andere Veranlassung gehabt haben, als den natürlichen Wunsch, welchen jeder fühlt, der zum ersten Male ihm noch fremde Länder besucht: so viel neues Allein man muss seine Reiselust zu zügeln zu sehen als möglich. wissen, sonst werden ihr zuweilen in unerwarteter und unangenehmer Die am meisten nach Norden und Osten Weise Schranken gesetzt. weitere

gelegenen Gegenden des peruanischen Gebiets Hess ich daher unbesucht,

da ihre Bereisung

für sich allein

der bisher zurückgelegte Weg.

mehr

Zeit erfordert

Die Notizen, die

haben würde,

als

ich hier folgen lasse,

beruhen daher nicht auf eigener Anschauung und Erfahrung, indessen

entnommen, teils mündlichen Mitteilungen, die mir zuverlässig schienen; und wiewohl sie sich auf Gegenden beziehen, die zum Teil ausserhalb des Hochlands liegen, mit welchem sich dies Buch beschäftigt, so mögen sie doch als Forlsind sie

teils

amtlichen Berichten

setzung des vorigen Kapitels hier ihren Platz finden.

Der ganze weite Landstrich im Nordosten Perus, welcher an Ausdehnung dem übrigen Gebiet der Republik beinahe gleichkommt, bildet einen

politischen

fiuvial

de Loreto.

und Columbia, letzten

unter

dem Namen Deparlamento

Dieses Departement stösst im Norden an Ecuador

Osten bis an die brasilianische Grenze, und nach Südosten an den Landstrich, der in Es Grenzregulierungen an Bolivien abgetreten wurde. reicht

welche der Javari

den

Verwaltungsl)ezirk

nach

bildet,

zum grössten Teil der Waldregion an und wird durchströmt vom Maranon, der von jetzt an Amazonenstrom genannt wird und dessen grossen Nebenflüssen, im Norden von dem Napo, Pastaza und

gehört


Das Departement Loreto.

Morona, im Süden vom Huallaga und Ucayali.

2%K In

diesen

entlegenen

Gegenden, wo weite Strecken, noch nie von Weissen, und wenn je, nur von einzelnen opferfreudigen Missionaren betreten worden sind, finden sich

an der Grenze der Zivilisation nur zwei grössere Niederlassungen:

Moyobamba und

Iquitos.

Der

erstere dieser beiden Orte liegt zwischen

der Cordillera central und Cordillera oriental, also noch im Hochland,

noch viel weiter nach Osten am Ufer des Amazonenstroms. Der Weg von Chachapoyas nach Moyobamba beträgt nach den in den Tabellen der Post angegebenen Entfernungen 50 Leguas, welche gewöhnlich in acht Tagen zurückgelegt werden, und da die Gegend, durch welche man kommt, fast ganz unbewohnt ist, muss der Reisende die letztere

Man

sich für ebenso viel Zeit mit Lebensmitteln versehen.

wo man nach einem dort mietet man die zur

zunächst nach Molinapampa,

auf gutem

Wege

lichen Tiere, trifft

man

anlangt;

denn von

hier bis Rioja, sechs

Häuser mehr

bewohnten

keine

begiebt sich

siebenstündigen Ritte Weiterreise erforder-

Leguas von Moyobamba,

an.

Man

beginnt jetzt die

Bergkette zu ersteigen, welche die Wasserscheide zwischen

bamba und Huallaga und

bildet

Höhenzügen

östlichen

dem Utcu-

und zum Unterschiede von den westlichen Cordillera

central

Weiter

genannt wird.

Thalwand des Maraiions und man befindet sich auf ihrem Kamm, wenn man durch den Pass Calla Calla in das Thal des Utcubamba hinabsteigt. Der höchste Teil dieser kalten Puna oder Jalca auf dem Wege zwischen Chachapoyas und Moyobamba heisst Pisco huanuy (der Vogeltod) oder Pisco huauuna südlich bildet diese Kette die rechtseitige

(Ort,

wo Vögel

liegt

der

sterben).

Tambo

mauerten Steinwänden. steigt

man

Auf halbem Wege dieses mühsamen

A'entilla,

ein

Aufstiegs

elendes Schutzdach über schlecht ge-

Hat man

die Wasserscheide überschritten, so

beständig wieder bergab auf einem schlüpfrigen

Wege

voll

und kommt dabei nach einander zu den Tambos Bagazan (sieben Stunden von Ventilla), Almirante (fünf Stunden). Pucatambo (sechs Stunden) und A^isitador (sechs Stunden). Der letzte Teil des Abstiegs ist der schlimmste, denn er besteht aus einer langen Treppe, deren Stufen oft zwei Fuss hoch sind. Eine Merkwürdigkeit in der Nähe des Tambo sumpfiger

Visitador

Stellen

ist

der

Öffnungen aus diese

und Schlammlöcher

Rio

dem

Flussquelle

dadurch,

man

herabsteigt,

liert,

worauf es dann

vortritt.

negro,

Felsen

sein

Vom Tambo

bis

zum Rio

der schwarze Fluss, welcher durch zwei hervorbricht.

dass

Antonio Raimondi erklärt

der Fluss Bagazan, in dessen Thale

den Sandstein

ver-

aus einer Spalte des Felsens wieder

her-

Wasser durch Einsickern

filtriert

negro,

Visitador an wird der

in

Weg

besser.

Man

gelangt


Das Hochland von Nord-Peru.

236 von hier

Stunden nach Rioja und sodann über Calzada

in vier

in

sechs

Auf diesem letzten Stücke des Weges müssen die Flüsse Tonchiman, Indoche und Indane durchritten werden. Alle sind Nebenflüsse des Mayo oder San Miguel, der sich in der Gegend von Moyobamba nach Süden wendet und sich in den Huallaga

Moyobamba.

Stunden nach

ergiesst,

Die

da wo dieser die Cordillera Stadt

Moyobamba

liegt

oriental durchbricht.

am

Fusse

Westabhangs dieser

des

Cordillera, weniger als einen Kilometer vom üfer des San Miguel, 860 Meter über dem Meere und 97 über dem Spiegel des Flusses, auf

einem Plateau von Sandstein, an dessen Basis der San Miguel vorbeiMoyobamba ist Hauptort der Provinz gleichen Namens und

fliesst.

Im Vergleich

hatte 1876 7000 Finwohner.

dehnung der Stadt eine sehr grosse, da haben,

die

Stadt

Die

Obstgärten.

wenige

nur

Stadt

Strassen,

gepflasterte

mit

regelmässig

ist

besetzt

Ziegeln,

die

ausgelegt,

die Aus-

Strassengevierte nur

Diesem Umstand verdankt

Namen, denn Muya-pampa bedeutet

ihren

ist

Häuser Gärten

die meisten

manche

dass

so gross sind,

die zuweilen

oder drei Häuser enthalten.

zM^ei

zu dieser Zahl

vielleicht

Ebene mit

eine

hat aber enge un-

mit unscheinbaren Häusern, von denen

meisten mit Palmblättern gedeckt sind.

Bei der bröckeligen Beschaftenheit des Sandsteins haben die in dieser

Gegend

heftigen

gegraben,

die

und häufigen Regengüsse

an

einzelnen

Unter der Bevölkerung giebt

sind.

sind heller

linge

beschäftigung

als

der

in

Furchen

tiefe

'es

viele

Weisse, auch die Misch-

anderen Gegenden der Republik.

Bewohner

ist

den Boden

in

beinahe zu Schluchten geworden

Stellen

das

Flechten

von

Die Haupt-

Strohhüten,

von

welchen zuweilen Partien nach Lima gebracht, die meisten aber nach Diese Industrie

Brasilien verkauft werden.

quelle, wirkt aber nachteilig auf die

Auch

der jungen Leute.

ist

zwar eine gute Erwerbs-

Gesundheit und die Körperentwicklung

hat sie eine gänzliche A'ernachlässigung des

in Moyobamba, trotz der FruchtGegend und des Reichtums der Vegetation weder Überfluss

Ackerbaus zur Folge gehabt, so dass barkeit der

noch

Auswahl

Heisch

ist

in

den

Nahrungsmitteln

selten, Brot fehlt oft, die

am

angetroffen

wird.

Frisches

meisten genossenen Vegetabilien

Bananen und Yuca, welche auf verschiedene Weise zubereitet werden. Ehe die Ostmark des alten Inkareichs. das Land den Inkas unterthan wurde, standen die Bewohner in einem

sind

Moyobamba war ehemals

gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu Chachapoyas und unterwarfen sich ihren neuen Herren ohne Widerstand, als sie erfuhren, dass die Chachas sich

ergeben hatten.

tapfere Häuptling

In der

Gegend von Moyobamba fand einst der Hancu Huallu eine Zufluchtstätte, als

der Chancas,


Das Departement Loreto. er in die Wildnis zog,

um

2'?7

nicht länger unter dein Joche

der Inkas zu

Die Spanier nahmen von der Gegend Besitz unter Alonso de Alvarado, dem Erforscher und Eroberer von Chachapayos und Gründer leben.

der Stadt San Juan de la Frontera. Nach der Niederwerfung des allgemeinen Indianeraufstandes unter dem Inka Manco im Jahre 1537 unternahm dieser mit 120 Leuten, von denen die Hälfte beritten war, einen Entdeckungszug in die östlichen Gegenden und kam bis Moyobamba, über welchen Punkt hinaus er trotz wiederholter Versuche nicht

vorzudringen vermochte, da er das Land vollkommen wegelos und mit

Wäldern bedeckt fand.

dicht verwachsenen

Es sind seitdem

über 350 Jahre verflossen,

bereits

damaligen Zuständen hat sich

nichts geändert.

fast

Chachapoyas her schon ein schlechter, so trockenen

der

Reisende diese

Jahreszeit

braucht

nur an

den

Weg von und

zurücklegen,

Moyobamba nach

Kette

oriental

ist

und Moyobamba

grösser als im Süden

östlichen

der

doch während

und angenehm im Vergleich zu den Strapazen

sind leicht

Abstand der Cordillera central und der

an den

allein

der

schlimmsten Stellen abzusteigen; aber

einer Fortsetzung der Reise von

Gegenden

lässt er sich

auf Maultieren

stets

Ist

Balsapuerto.

diesen nördlichen

in

zwischen beiden,

liegt

etwas näher als der westlichen.

oriental bildet anfangs die rechtseitige

bei

Der

Die

Cordillera

Thalwand des Huallaga,

bis sie

durch diesen im sogenannten Pongo de Aguirre durchbrochen wird, und setzt sich darauf als weit niedriger Gebirgszug an der linken Seite des Huallaga fort. Dieser Endausläufer der östlichen Kette muss also überschritten

wenn man

werden,

Huallaga begeben östhchen des

fluss

will,

wo

Abhang der Kette und

Huallaga,

Nebenfluss,

der

in

Cachiyacu

den

der

ersteren

ergiesst

Obgleich

(Salzwasser).

Gegend wasserreich und

Ort Balsa-puerto

schift'bar

das Thal des

in

geworden

entspringt der Paranapuras,

einen kurzen Lauf haben, so sind jener

von Moyobamba

sich

dieser Fluss

sie

von Brasilien nach Moyobamba

führt.

ein

diese

ist.

Am

Nebenkleinerer

Flüsse

nur

durch die reichlichen Regengüsse

schiffbar,

Flosshafen

sich

ein

,

und am Cachiyacu

liegt

der

über den die Handelsstrasse

Um

dem Leser

eine ungefähre

Vorstellung von dieser sogenannten Strasse zu geben, lassen wir hier

einen Auszug aus einem Berichte folgen, den der Professor Raimondi

über die Provinz Loreto veröffentlicht

hat.

')

Dieser Pfad, welcher wenig über 12 Leguas lang

i)

Apuntes sobre

la

provincia litoral

del Peru von Mateo Paz-.SoIdan.

de Loreto,

ist,

abgedruckt

in

erfordert so

der Geografia


I^as

2:>8

und

viel Zeit

so

ist

zu 25 Leguas

Hochland von Nord-Peru. alle Bewohner des Landes seine Länge Keine Worte sind imstande, eine Idee von

mühsam, dass

schätzen.

der Beschaffenheit dieses

der armen Indianer vor,

Weges

die fast

Man

zu geben.

stelle sich

die Plagen

mit Gewalt gedungen, auf ihrem

Rücken

Lasten von mehr als drei Arroben (75—80 Pfund) schleppen, während man Mühe hat, das blosse Gewicht seines Körpers fortzubewegen.

man

Beginnt der

die

Nähe des

Wanderung

Balsapuerto,

in

Flusses Cachiyacu

und kommt

,

man anfangs in zum Flusse

so bleibt

zunächst

der wenig Wasser führt, dann durch einen dichten Wald, an

Urubico,

dessen einen Arm, den Cano de Canoapuerto man gewundenen Laufes dreimal nacheinander durchwaten Hier beginnt ein abscheulicher Weg an einem steinigen und muss. steilen Abhang, wo man sich nach Art der Affen mit Händen und Füssen

den

Cachiyacu,

wegen

seines

Anderthalb Leguas von Balsapuerto gelangt

festhalten muss.

Ufer des Mullique,

muss durchwatet werden, wobei man Gefahr fortgerissen zu werden.

vom

ist,

nassem Leibe weiter zu marschieren. Mullique passiert ist, muss man neuerdings mit

ans

dieser

starken Strome

Diese Flussübergänge werden so häufig,

an Ablegen der Kleider nicht zu denken

um

läuft

man

Auch

welcher in den Chachiyacu mündet.

dass

es bleibt nichts übrig als

Schon bald nachdem der bis

an den Gürtel

ins

Wasser,

den Cachiyacu zu durchwaten und zwar dreimal auf einer Strecke

von einem halben Kilometer. Die zweite Furt ist gefährlicher als die erste, denn der Strom ist stärker, und auch die dritte ist sehr lästig wegen der Tiefe des Wassers, das bis an die Brust reicht. Die Indianer

müssen

hier ihre

sich auf

Lasten

den Kopf laden

Nach

am

Thal,

wo man im

wasser) marschieren muss.

man immer

Walde zu

ungefähr 3

durch ihre Gefährten

man den Cachiyacu und

Flussbett des

Dieser Fluss

ist

in

zwar

seicht,

aber

lästig

Es giebt dort gar keinen sichtbaren

hat.

die Träger

verlieren.

an, er wird senkrecht.

Er besteht aus einer Leiter von Holzstämmen,

an welchen Sprossen mit Schlingptianzen gebunden sind.

Träger müssen

mit

ihren Lasten

angelehnte Treppe erklimmen, Bastseils ihnen das sich,

tritt

Escalerayacu (Treppen-

im Auge behalten muss, um sich Nach der letzten Furt des Escalerayacu, Leguas von Balsapuerto, nimmt der Weg eine neue Form

daher

nicht im

sie

sie

vor Durchnässung zu bewahren.

Windungen, deren man neun auf der Strecke eines

seiner vielen

Kilometers zu durchwaten l^fad,

um

lassen,

dieser letzten Furt verlässt

ein anderes

wegen

Ufer ablegen und

so fährt

man

wo

ein Fehltritt oder das Reissen eines

Leben kosten würde. fort

an den

Die armen

an beinahe lotrechten Felsen

diese

steilen

Hat man

die Leiter hinter

Felsen hinaufzuklettern bis zur


Das Departement Loreto.

2'^Q

Spitze eines Berges, welcher Icuti he'sst,

und dessen Abstieg auf der

anderen Seite ebenso beschwerlich

der

man am Fusse

ist als

Weg

dieses Bergabhanges angelangt,

dumpfes Getöse.

Es

ist

so

Kaum

hina.uf.

ist

vernimmt man ein

der gefürchtete Bergstrom Pumayacu (Löwen-

Wasser über nackte Felsen herabstürzt. Der Übergang über diesen Fluss ist der gefährlichste des ganzen Weges und schon viele Reisende und Träger sind dort verunglückt. Das Bett des strom), dessen brausendes

Pumayacu wird von abwechselnd aufeinanderfolgenden Schichten von Thon und Sandstein gebildet, welche gleich dem Strome in einem Winkel von 45 Grad geneigt sind. Bei der verschiedenen Festigkeit der Steinlagen ist der Thon vom AVasser ausgewaschen worden, während der Sandstein geblieben ist und daher quer durch das Flussbett laufende

Kämme

welche

bildet,

durch

tiefe

Löcher von

einander

getrennt

Es entstehen so geneigte Ebenen von Sandsteiii, über welche

werden.

das Wasser mit entsetzlicher Geschwindigkeit dahinschiesst. des Pumayacu

Kamm

der

ist

Die Furt

einer solchen Sandsteinlage, ein Pfad unter

dem Wasser, weniger als eine Elle breit. Wehe dem, der beim Übergang dieses gefährlichen Flusses schwindelig wird oder einen Fehltritt Auf der einen Seite würde er in einen Wassertümpel fallen, aus thut. dem er sich nicht herausarbeiten könnte, denn die Macht des Stromes würde ihn unter den ausgehöhlten Sandstein drücken und festhalten; auf der anderen würde er vom Strome über eine glatte Fläche gerissen und in die Wirbel gezogen, die das Wasser am Fusse des Felsens aufDie indianischen Träger, die den Pumayacu zu überschreiten

wühlen.

haben, reichen einander die

Hände und

wieder gefallen

Hat man

nicht viel

des Pumayacu

andere Seite

Weges noch

Ufer,

bis das

enthält,

den

tnan

erreicht,

zu Ende.

nicht

zu einem anderen Flusse,

Wasser

am

ist.

die

Schwierigkeiten des

kommt man

und wenn Wasser

bilden eine Kette,

der Fluss durch Regen anschwillt, warten sie

so

sind die

Eine Legua weiter

Chuclluyacu genannt,

der zwar

aber auf einer Strecke von nur

einem Kilometer neunmal zu durchwaten

hat.

Darauf gelangt man zum

Ufer des Maschcayacu, eines kleinen Flusses mit sehr vielen Windungen, welcher der Anfang des Cachiyacu zu sein scheint, an liegt.

Der

Weg

führt

am

steinigen Flussbett hin

Fluss den Felsen des Ufers nähert, so muss nicht weniger als achtzehnmal geschieht.

am Grunde

man

dem

Balsapuerto

und wenn

sich der

ihn durchwaten,

was

Dabei sind die grossen Steine

mit einer grünlichen, gallertartigen, vegetabilischen Masse

bedeckt, welche schlüpfriger

Endlich erreicht

ist

man den

als Seife.

Kamm

der Berge, welche den Fluss von


Das Hochland von Nord-Peru.

240

Man

Moyol)amba vom Paranapuras und Chachiyacu scheiden. durch weniger wasserreiche Schluchten hinab und

um

mählich die Waldregion,

Gegend

einzutreten,

bekannt

ist.

welche

unter

all-

mit Gras bewachsene

baumlose,

eine

in

steigt

verlässt

jetzt

dem Namen

Pajonal

(Strohfeld)

Hier haben endlich die Beschwerden des Weges ein Ende

auf welchem man an jedem man wieder einen bewohnten A'on hier bis Moyobamba sind noch etwas über Ort, Jesus del Monte. vier Leguas und ist dieses letzte Ende des Weges im Vergleich zu dem früheren ziemlich gut; immerhin muss man auch hier noch viele Flüsse

und nach einem Marsch von

kaum

drei

vier

Tagen,

Leguas zurücklegen kann,

trifft

überschreiten, von denen die grösseren Rumiyacu, Yanayacu,

Der

heissen.

der sanftfliessende

letzte ist

Mayo oder San

Der Bericht Raimondis über das Departement Loreto schon vor dreissig Jahren geschrieben, ich in

allein

Jumingue

Miguel. allerdings

ist

nach Erkundigungen, die

Chaehapoyas einzog, befindet sich der oben beschriebeneWeg gegenDoktor Julio

nonikus

Auch von dem Ka-

demselben Zustande wie damals.

wärtig noch in

Lima wurde

Zärate in

mir

dasselbe

bestätigt.

Dieser war Sekretär des Bischofs von Chaehapoyas, D. Pedro Ruiz und

den Prälaten auf seinen Reisen.

begleitete

Der Bischof war

ein

edler,

aufopfernder Mann, der jahrelang in der Provinz Loreto umherzog, unerder Bekehrung der Indianer arbeitete und endlich nach Rückkehr an den Folgen der erduldeten Strapazen starb. Bei der Reise von Balsai)uerto nach Moyobamba trugen der Bischof und er nur eine Hose von dünnem Baumwollenzeug, eine ebensolche Bluse,

müdlich an

seiner

Schuhe

von Segeltuch,

über

die

den Knöcheln

festgebunden waren,

einen Strohhut und zur Stütze einen langen Stock.

durchwateten

sie die Flüsse,

schliefen

nachts.

sie

An

gefährlichen Orten,

des Pumayacu

beim Übergang

Hess

sich

In diesem

am Leibe

Hessen die Kleider

Anzüge

trocknen und

wie auf der Leiter und

Zärate zur Vorsicht ein Seil

um

Sobald sie abends an den Leib schlingen, der Bischof ging frei. den Ort kamen, der für ihr Nachtlager bestimmt worden war, hieben ihre indianischen Begleiter mit langen schwertartigen Messern Bäume nieder, errichteten eine Hütte, die mit Palmblättern gedeckt stellten

wurde und

mit denselben Blättern ein Lager her, so dass die Reisenden

nicht auf

dem

feuchten

Boden

zu liegen brauchten.

Alles dieses erforderte

und während die einen damit beschäftigt waren, kochten andere das Essen aus getrocknetem Fleisch und Reis. -- In Lima wurde ich mit der Wittwe eines französischen Ingenieurs

weniger

bekannt,

als eine

der

Stunde

im

geschickt worden

Zeit,

J)ienst

war.

der

Sie

peruanischen

reisten

Regierung

zu Land und

nach

die Frau

Ljuitos

begleitete


Das Departement Loreto. ihren

2A.I

Mann. Auf dem Wege von IVIoyobamba nach Balsapuerto wurde

sie

auf einem stuhlartigem Gestell festgebunden, welches zwei starke Indianer

abwechselnd auf dem Rücken trugen.

Die sonst ganz mutige und

ent-

schlossene Frau konnte sich nicht ohne Schaudern dieser Reise erinnern, sie die gefährlichsten Stellen garnicht sah, denn sie hielt fast immer die Augen geschlossen. Der Warenaustausch, der zwischen Moyobamba und Balsapuerto

wiewohl

von der ersteren Stadt nach Bra-

stattfindet, besteht in Strohhüten, die silien

geschickt werden

und

getrocknetem Fisch, der im Ucayali geund eingesalzen wird. Die Träger, welche diesen Transport

fangen

in

besorgen, werden von früher Jugend an das Tragen der Lasten gewöhnt,

wie einst im Mittelalter die Kinder der Edelleute an die eiserne Rüstung.

Ihrem Alter entsprechend vermehrt man das Gewicht der Last, sodass diese

ihnen

gewissermassen

ein

Teil

ihres

Körpergewichtes

zu

sein

scheint.

Da

der Maranon und seine grossen Nebenflüsse, der Huallaga und

Ucayali, in ihrem oberen

Lauf nicht

wegen ihres starken und der Unwegsamkeit ihres Bettes, so wäre es von grosser Wichtigkeit, die von der Meeresküste entfernten Gegenden des Hochlandes durch gute Wege mit dem schißGefälles,

baren

Teil

besprochen

der ein

schiffbar sind

häufigen Stromschnellen

ihren

Flüsse

zu

verbinden;

solches Bedürfnis

ist,

allein

so

ist

so bis

dringend jetzt

und

viel-

keiner der zu

diesem Ende entworfenen Pläne zur Ausführung gelangt, und es führt kein gangbarer Reitweg weder an das Ufer des Maranons oder Huallaga,

noch zu einem der schiffbaren Nebenflüsse des Ucayali. Der Fluss Mayo, der in der Gegend von Moyobamba ein ruhig fliessender Strom ist und von kleinen Fahrzeugen auf einer Strecke von beinahe 20 Leguas befahren wird,

ist für

eine

Verbindung mit dem Fluallaga nicht zu ge-

wo er das Gebirge durchbricht, um dem Huallaga zu vereinigen, wird, er reissend, und sein Bett eng und felsig. Auch liegt seine Mündung noch oberhalb des Pongo

brauchen,

denn

in

der Gegend,

sich mit

de Aguirre, einer Stromschnelle des Huallaga, unterhalb welcher dieser

ohne fernere LTnterbrechungen schiffbar wird. Das weite zu Peru gehörige Gebiet, welches der Maranon und seine Nebenflüsse durchströmen, nachdem sie aus dem Gebirge hervorgetreten sind, ist den übrigen Teilen der Republik gewissermassen fremd, ist weiter von Lima entfernt als Europa und die A^ ereinigten Staaten; denn um sich dahin zu begeben, muss man nach Panama reisen, von da über Barbados nach Parä, um endlich den Amazonenstrom hinaufzufahren. Es werden dorthin peruanische Verwaltungs- und Justizbeamten geerst

Middendorf, Peru

III.

.g


Das Hochland von Nord-Peru.

242

schickt, der zivilisierte Teil der

aber

Sprache,

im

Bevölkerung bedient sich der spanischen

haben

übrigen

am

keinen Anteil

sie

peruanischen

und folgen dessen Wechselfällen mit gleichgiltigen Blicken: ihre Interessen liegen alle stromabwärts und sie gehören in wirtschaftEhe Loreto zum Departement erhoben licher Hinsicht zu Brasilien. Staatsleben

wurde, war es eine von Chachapoyas abhängige Provinz, welche in zwölf Verwaltungsbezirke

Provinzen ist

und

in fünf

von denen Moyobamba die am meisten bevölkerte

geteilt,

bereits

Gegenwärtig wird das Departement

zerfiel.

Von den

besprochen wurde.

übrigen

Thale des Huallaga und die beiden anderen

liegen sich

teilen

in

im

zwei

das

vom

Amazonenstrom durchflossene Gebiet. Die Provinz Huallaga unifasst die obere Thalgegend dieses Flusses unterhalb des Departements

Huänuco und hat

einen ziemlich gut gebauten Flecken sich

von

der linken Seite in

am

Hauptort Sapotoa,

als

Flusse gleichen Namens,

den Huallaga

der

Der untere Teil

ergiesst.

des Thals dieses Flusses, welcher früher zur Provinz Huallaga gehörte, neuerdings von dieser getrennt und unter

dem Namen San Martin

zu einer besonderen Provinz gemacht worden.

Der Hauptort derselben

ist

ist

Tarapoto,

Gegend. lich

eine

der

Diese Stadt

von Moyobamba

Leguas vom Mayo,

ansehnlichsten

liegt

am

Ortschaften

rechten Ufer des kleinen Flusses Chilcayo, drei

sechs

vom Huallaga

entfernt

dem Meere.

Tarapoto wurde im Jahre 1782 von

von

Don

Trujillo

entlegenen

dieser

inmitten einer schönen Flur 25 Leguas süd-

und 420 Meter über

dem

derzeitigen Bischof

Baltazar Compaiion gegründet und zählt gegenwärtig

gegen 5000 Einwohner.

Seitdem der Huallaga von Dampfern befahren

Handel der Stadt bedeutend gehoben. Die Bewohner bauen Kaffee, Kakao, Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle und verarbeiten Die Indianer sind Lastträger, welche die von diese zu Geweben. wird, hat sich der

Brasilien

suchen

kommenden Waren nach Moyobamba schaffen. Auch öfters den Ucayali, wo sie ihre Warenladungen gegen

sie

salzene Fische umtauschen

und

diese

Chasuta,

drei

das

Leguas von dessen Mündung

am

linken Ufer

des Huallaga

sechs Leguas von Tarapoto entfernt

Ortschaften sind fast alle Ruderer,

ge-

nach ihrem Orte zurückbringen.

Als Hafen für Tarapoto dient der Ort Juan Guerra,

des Mayo,

be-

ist.

in

am

rechten Ufer

den Huallaga,

selbst liegt,

und

und etwa

Die Bewohner dieser kleinen

die auf den Fahrzeugen der Flüsse

beschäftigt werden.

Die

zwei

Provinzen,

welche

das

Land

auf

beiden

Ufern

des

Amazonenstroms umfassen, werden als die obere und untere bezeichnet. vom Austritt des reicht Die obere Provinz Alto-Amazonas


Das Departement Loreto. •jNIaranons aus

2AT,

dem Pongo de INIanseriche bis zum Huallaga und die Nähe der Mündung dieses Flusses auf seinen beiden

Ortschaften in der

Ufern sind

Amazonas

in diese Provinz ist

mit einbegriffen.

Jeveros,

spanischen Herrschaft Hauptstadt

damals der

Name

Die Hauptstadt von Alto-

der früher ansehnhch und unter

ein Ort,

der

ganzen Provinz Mainas

Im

des jetzigen Departements Loreto.

zählte Jeveros über 5000 Einwohner,

der

war

Jahre 1840

aber seitdem allmählich mehr

ist

und mehr zurückgegangen, und nach dem letzten Census hatte es nicht 2000. Jeveros liegt eine Legua weit von dem kleinen Flusse Rumiyacu entfernt, welcher sich in den Aipena ergiesst. Der Aipena ist einer der grösseren Nebenflüsse des Huallaga und vereinigt sich mit diesem etwas oberhalb seiner Mündung in den Maranon. Durch den Aipena also, von welchem Jeveros nur eine Tagereise weit entfernt ist, steht diese Stadt in Verbindung mit dem Huallaga und dem Maranon, denn wiewohl der Aipena einen verhältnismässig kurzen Lauf hat, so ist er tief, fliesst ruhig und kann daher auch mit Dampfschiffen bis zur Mündung des Rumiyacu befahren werden. Die Mehrzahl der Einwohner von Jeveros sind Indianer, die beinahe nackt gehen; ihre Häuser bestehen nur aus Schutzdächern und Pfählen, allein der Ort ist sehr reinlich gehalten und macht trotz seiner Ärmlichkeit einen freundlichen Eindruck. Ein anderer Ort dieser Provinz ist Balsapuerto, der Hafen am Flusse Cachiyacu, von welchem bereits die Rede war. Auch hier hat sich die Bevölkerung gegen früher sehr vermindert, und zwar hauptsächlich wegen der Plackerei des Lasttragens auf dem oben beschriebenen Weg, zu welcher die Indianer von den Ortsobrigkeiten gezwungen wurden. Im Jahre 1840 lebten in Balsapuerto 400 Familien ganz

mit etwa 2000 Köpfen.

um

sich in Tarapoto,

mählich

fiel

1846 wanderten

darauf die Bevölkerung bis auf 500,

Der Trägerlohn

wieder auf 700 gestiegen. Balsapuerto

Ein

dritter

auf einmal

nach Moyobamba war damals Flusshafen

168 Familien aus,

Santa Catalina und Sarayacu niederzulassen.

ist

Yurimaguas,

für eine

12

ist

All-

aber gegenwärtig

Last (75 Pfund) von

Reale oder 3 Mk. 60

welcher auf einem Plateau

Pf.

am

des Huallaga, zwei Tagereisen unter Chasuta liegt. Der unbedeutend und wenig bevölkert, verdient aber Erwähnung, da einer der Wege von Moyobamba dort endigt. Bemerkenswert ist auch

linken Ufer

Ort

ist

der

ausnehmend schöne

Blick,

den man dort von der Höhe

heral) auf

das weite Thal des Huallaga geniesst.

Die

Mündung

untere Provinz

des Huallaga bis

Bajo Amazonas

zum

erstreckt

sich

von der

Javari, umschliesst im Süden das Fluss-

^ebiet des Ucayali, im Norden das des Napo, und das zu ihr gehörige 16*


Das Hochland von Nord-Peru.

244 Territorium

ist

grösser

vielleicht

sammengenommen. Die

Entfernungen von einander,

am

das der anderen Provinzen

als

zu-

dort befindlichen Ortschaften liegen in grossen fast alle

am

linken Ufer des Maranons, nur

Der Maranon wird von der Mündung des Ucayali an Amazonenstrom genannt, manche geben ihm diesen Namen schon, nachdem er den Huallaga aufgenommen hat. Die Niederlassungen befinden sich alle aufx\nhöhen oder Hochebenen, da die tief gelegenen Gegenden Überschwemmungen ausgesetzt sind, und auch wegen der dort herrschenden Fieberluft kaum bewohnt werden könnten. Früher Sarayacu

liegt

Ucayali.

war Nauta der wichtigste Ort der unteren Amazonen-Provinz, Endpunkt,

bis

zu

fuhren.

Nauta

Ucayali

gegenüber,

hältnismässig

liegt

welchem anfangs

die

brasilianischen

auf der linken Seite des Flusses, der

als

der

Dampfschiffe

Mündung

des

und verdankte dieser günstigen Lage seine verEs wurde 1830 gegründet und in rasche Zunahme.

30 Jahren wuchs seine Bevölkerung bis zu 1500 Köpfen. Seitdem jedoch das weiter stromabwärts gelegene Iquitos zum Haupthafen und Sitz der

Behörden erhoben wurde, ging Nauta wieder zurück und hatte zur Zeit des letzten Census nur noch 600 Einwohner. Zur

Zeit,

da Nauta

in

seiner Blüte

stand,

bedeutend und hatte 1860 kaum 400 Bewohner.

war Iquitos ganz un-

Beim Census von 1876

war diese Zahl auf 1500 angewachsen und gegenwärtig (1887) übersteigt Iquitos liegt an der linken Seite des Amazonas, nahe bei der

sie 4000.

Einmündung des Nebenflusses Nanay. Der Strom ist dort beinahe eine halbe Legua breit und umschliesst eine grössere Insel, welche ebenso wie die Stadt benannt ist. Der Name beider rührt von dem Stamme der Iquitos-Indianer her, welche in der Gegend am linkseitigen Ufer des Nanay ihre Wohnsitze haben. Die ersten Bewohner waren Flüchtlinge aus der Ortschaft Borja am Ausgang des Pongo de Manseriche, welche sich hier niederliessen, als ihr Wohnort von den Wilden des oberen Maranons zerstört worden war. Die gegenwärtige Bevölkerung von Icjuitos besteht zum grossen Teil aus Ausländern aller Nationen, Beamten, Mestizen und Indianern. Die Mehrzahl der Fremden sind Kaufleute, die sich mit der Gewinnimg des Kautschuks und dessen Ausfuhr beschäftigen, denn nur dem Kautschukhandel verdankt die Stadt ihr rasches Aufblühen. Die Indianer sind Arbeiter und peruanischen

Tastträger,

Bei

dem

welche

langen Druck zur gesetzten

in

diesen

Gegenden

ist

ihre

die Maultiere

ersetzen müssen.

Menschen und ihrem durch Natur gewordenen blinden Gehorsam gegen ihre VorLage wenig besser als die von Sklaven. Sie werden

unterwürfigen Charakter

dieser


Das Departement Loreto.

24^

von den Ortsvorstehern (Gobernadoren) an Kaufleiite und Unternehmer verdungen,

kommen sie

erhalten

Vorschüsse,

die

samt ihren Verbindlichkeiten von

wenn ihnen

übertragen, und

dem

meist

in

Waren bestehen und

nur selten aus ihren Schulden wieder heraus.

werden

einem Patron auf einen anderen

unter solchen

unerträglich wird,

sie leben,

Öfters

'

Umständen der Druck, unter

so bleibt ihnen zur Wiedererlangung

ihrer Freiheit kein anderes Mittel als die Flucht.

ausschliessliche Verwendung aller vorhandenen Arbeitskräfte Gewinnung des Kautschuks hat den Nachteil gehabt, dass der ohnehin geringe Ackerbau vollends vernachlässigt worden ist, obgleich bei der grossen Fruchtbarkeit des Bodens sich viele Orte sehr gut dazu eignen würden. Nur selten sieht man am Ufer der Flüsse kleine

Die

zur

Strecken bebauten Feldes, gewöhnlich nur da, halten,

Seite

um

die Dampfschiffe an-

ihren Bedarf an Brennholz einzunehmen.

Land durch den Kautschukhandel

aber das

ist

wo

Auf der anderen

erschlossen worden.

Viele bisher ganz wilde und gefährliche Indianerstämme sind dadurch gezähmt worden, dass man bei ihnen Bedürfnisse erweckte, zu deren

Befriedigung Einige

mit

jetzt

sogar an, sich

Handel hat so Missionare

sich

sie

fangen

als

Gummisammeln

beschäftigen müssen.

Lohnarbeiter zu verdingen, und der

wenigen Jahren etwas zu stände gebracht, woran die Die vergebens gearbeitet hatten.

in

Jahrhunderten

seit

peruanische Regierung hat in Iquitos mit grossen Kosten eine Werkstatt für

Bedürfnisse

alle

genannt,

welche

mit

des

Schiftsbaus herstellen lassen,

war und grosse Vorräte an Eisen, Kupfer und Zink Faktorei lassen,

Factoria naval

Maschinen der verschiedensten Art ausgestattet enthielt.

Diese

wurde der peruanischen Dampfschifffahrts- Gesellschaft überwelche die ganze Anstalt

gegenwärtig

die

in Verfall

Einrichtungen

meisten

Auch

geraten

derselben

liess,

in

so dass sich

unbrauchbarem

schwimmendes Trockendock war auf Kosten des Staats mit grossen Geldopfern gebaut worden, welches beim ersten Versuch, es zu benutzen, zerbarst und in den Fluss versank.

Zustande befinden.

Da

Iquitos

Verbindung

durch eine regelmässige DampfschiftTahrt mit Parä

steht,

amerikanischen ausländischen

ein

so

ist

Märkte

es

reichlich

Kaufleute

sind

Rechnung tragenden Eleganz zivilisierterer

Ort

als

mit

die

mit einer den Bedürfnissen des Klimas eingerichtet.

Hauptstadt

Iquitos

ist

daher ein weit

des Departements Moyobamba,

welches in seiner Abgeschiedenheit ganz auf sich selbst angewiesen

Unter den Möbeln der Häuser

in

Waren der europäischen und versehen und die Wohnungen der allen

ist

allenthalben das wichtigste und

ist.

am


Das Hochland von Nord-Peru.

246 meisten benutzte

Hängematte, welche zugleich

die

und Nachtlager dienen kann.

als Sessel,

Sopha

')

Eine Tagereise stromaufwärts von Iquitos

auf derselben Seite

liegt

des Flusses Omaguas, eine alte Niederlassung der Missionare, die schon

im

oder Nuevo Flusses,

der

Weiter

Na^DO, liegt

immer

unten,

Puca AUj^a

auf

(rote

derselben

Loreto,

endlich

ist,

letzte

nach

Grenze,

brasilianischen

genannt worden

die

obgleich

sie

als

des der

peruanische Ortschaft nahe an

welcher

nur

Erde)

Seite

noch zu erwähnen Pebas, ein etwas grösserer Ort

ist

und

vorige

von der Mündung des Oran.

Eine Tagereise stromabwärts,

wurde.

gegründet

Jahrhundert

17.

vier I>eguas

das

wenige

ganze

Departement

Häuser zählt und die

Bewohner meist Brasilianer sind. In der Gegend an der rechten Seite des Marafions liegt am Ucayali, etwa 90 Leguas von seiner Mündung, Sarayacu, die Hauptstation der Missionen, im Jahre 1790 vom Pater Girtal gegründet und Die lange Zeit der Wohnort des seiner Zeit berühmten Pater Plaza. Bevölkerung bestand anfangs aus Indianern der Stämme Panas, Omagua.s zu welchen später noch Setebos, Sipibos, Conibos, AmaRemos und Capanahuas kamen, welche verschiedenen Elemente allmählich vielfach untereinander vermischten. Im Jahre 1859, als

und Llomeos, huacas, sich

Raimondi Sarayacu besuchte, 1876

sich

bis

zu

282

zählte der Ort

vermindert

hatten.

schaften oberhalb Iquitos an Einwohnerzahl

noch 1030 Einwohner, die Es scheint, dass alle Ort-

abgenommen und

grösserung dieser letzteren ihre Beiträge geliefert haben.

Sarayacu

als

Wohnplatz eine ungünstige Lage, denn

es

zur Yer-

Übrigens hat befindet sich

auf einer niedrigen Hochebene von sehr porösem Sandboden, der auch

nach heftigen Regengüssen bald wieder austrocknet.

Der Fluss Yavari, welcher die Grenze zwischen Peru und Brasilien bildet, fliesst

mehrere

durch eine an

tausend

Arbeiter

werden, indessen liegen die

an

den Ufern zerstreut und

Gummibäumen reiche Gegend, in welcher mit dem Kautschuksammeln beschäftigt Wohnungen und Faktoreien der Kaufleute es

sind

dort keine grösseren Ortschaften

vorhanden.

Der Handel des Dejjartements Loreto beschränkt sich auf den und durch die Häfen dieses Landes mit den

Verkehr mit Brasilien

Mit Peru steht es wegen der Beschaffenheit der

überseeischen Plätzen. l)

Die Notizen über Iquitos und das Departement sind einem amtlichen Berichte

entnommen: Informe que dirije

al

director

Amazonas (Mayo

de

el

prefecto de departamento de Loreto Jose Reyes Guerra,

gobierno

1886).

acerca

de

la

visita

que ha

practicado

en

el

bajo


Das Departement Loreto.

247

Ausgeführt werden nach BrasiHen Strohund eingesalzene Fische, sowie Hängematten vom UcayaH, nach Europa Kautschuk, Harze, Tabak und Sarsaparilla; eingeführt werden von Parä europäische und nordamerikanische Waren. Der Kautschukhandel ist verhältnismässig neuen Datums, doch überwiegt die Ausfuhr dieses Artikels bereits alle anderen und die Ver-

Wege kaum

in

Verbindung.

Moyobamba,

hüte von

waltungskosten

Salz

welche

Departements,

des

früher

fast

ganz

aus

der

Staatskasse bestritten werden mussten und eine Last für die Republik

werden

waren,

jetzt

durch

grossen

seinen

Iquitos erhobenen

Zollhause von

im

die

Der Verkehr auf dem Maranon und

Aus- und Einfuhrzölle gedeckt.

Nebenflüssen wird

durch Flösse und Kanoes

ausser

welche nach

durch brasilianische Dampfschiffe besorgt,

am Amazonas,

mässigen Fahrplan die Hafenorte

einem

regel-

Ucayali und Huallaga

anlaufen.

Im Jahre

dem Amazonenstrom

auf

fahrt

der Schiff-

mit Brasilien hinsichtlich

schloss Peru

185 1

Vertrag

einen

von

demzufolge

ab,

peruanischen und brasilianischen Waren, die auf den Flüssen über die

Grenze gebracht werden,

in

Abgaben erhoben werden

an ihrem Erzeugungsorte

sie

zu

Beide Länder kamen überein, der Gesellschaft, die

entrichten haben.

zur Befahrung des

sich

keinem der beiden Länder mehr Zölle oder

dürfen, als

Amazonas

bilden würde, während fünf Jahren

eine jährliche Unterstützung von nicht weniger als 20000 Pesos zu ver-

Acht Jahre später (185g) wurde ein neuer Vertrag mit Brasilien welchen von selten dieses Landes als eine besondere

güten.

vereinbart, durch

Begünstigung zugestanden wurde, was im ersten Vertrage verständlich vorausgesetzt

zeuge den Fluss in seiner

als

desselben den Ozean befahren dürften, unter der Bedingung, dass

den

in Brasilien in

Berechtigung

Unterstützungsumme der

brasilianischen

Fahrten

ihrer

sie sich

Kraft stehenden Schiftfahrtsverordnungen unterwürfen,

wogegen Peru innerhalb dieselbe

selbst-

worden war, dass nämlich peruanische Fahrganzen Ausdehnung und durch die Mündung

auf

Gebiets

seines

In

einräumte.

festgesetzt,

den brasilianischen Schiften Vertrage wurde keine

diesem

daher später die peruanische Regierung

DampfschiftTahrts-Gesellschaft

das

Gebiet

der

Republik

die

für

eine

sehr

Ausdehnung beträchtliche

jährliche Entschädigung zu entrichten hatte.

Um

den peruanischen Handel von der brasilianischen Gesellschaft unabhängig zu machen, schloss die Regierung der Republik 1876 einen Vertrag dieser

mit die

einer

in

Lima gebildeten

Dampfschifffahrt

auf

Gesellschaft ab, kraft welches

dem Marafion und

seinen

grossen

Nebenflüssen im Departement Loreto übertragen wurde und zwar

sollte


Das Hochland von Nord-Peru.

248

Compania de navegacion fluvial« drei l,inien von Dampfern eineine von Iquitos nach Yurimagua am Huallaga, eine zweite von Iquitos nach Sarayacu am Ucayali und eine dritte nach Parä. Zum Dienst auf den ersten beiden Linien sollten Dampfer von 100 300 Tonnen, bei den Fahrten nach Parä Schiffe von 500 Tonnen verwendet diese

>

richten,

werden.

Bis die Gesellschaft ihre eigenen Schifte bauen würde,

stellte

Dampfer gegen eine monatliche Miete von 1000 $ zur Verfügung. Zugleich wurden der Gesellschaft die Maschinenwerkstatt des Staats zur Benutzung überlassen und eine jährliche Unterstützung von 24,000 Pfd. Sterl. in monatlichen, in London zahlbaren Raten zugesichert, wogegen die Gesellschaft sich anheischig machte, die Regierungsbeamten und 20 Mann Soldaten auf Verlangen der VerRegierung

ihr die

vier ihrer

waltungsbehörden unentgeltlich zu befördern, sowie auf jeder Rückreise von Parä nach Iquitos 50 Kolonisten gegen Vergütung von Kostgeld. Bis

zum Jahre 1879

lassen noch

hatte die Gesellschaft

weder eigene

Schifte

bauen

Dann brach der Krieg mit Chile aus, die Fahrten unterblieben, die Kompagnie verschwand, die ihr zur Verfügung gestellten Schiffe des Staates kamen abhanden, die Faktorei geriet in solche gekauft.

und

Verfall

bis

jetzt

(1887)

weder von der Regierung noch von die Verluste und Schäden zu er-

ist

um

Privatpersonen etwas geschehen, setzen

und wieder

herzustellen.

Die Bevölkerung

des

Departements Loreto

ist

im A'ergleich zur

Ausdehnung seines Flächeninhalts eine sehr spärliche. Die im Jahre 1876 vorgenommene Zählung der in Ortschaften ansässigen christlichen

Emwühner ergab der

in

den

für

die fünf Provinzen etwas über 61,000.

Wäldern

heidnischen Eingeborenen

doch

kehrten,

lässt

lebenden

zerstreut ist

oder

wahrscheinlich

sich über ihre

Höhe

Die Zahl

umherschweifenden

grösser,

die

als

keine begründete

der Be-

Vermutung

Die christlichen Bewohner bestehen aus Weissen, Mestizen

aufstellen.

und Indianern, welche

letzteren

hören verschiedenen Stämmen

die

an

grosse Mehrzahl bilden.

Sie

ge-

und sprechen daher von einander

abweichende Mundarten, doch verstehen nicht wenige derselben auch die Keshuasprache und bedienen sich derselben beim Verkehr unter einander.

Derselben Sprache

Flussnamen

Gegenden

an,

obgleich

erstreckte.

sich

gehören

auch

das Reich

nicht

der Inkas

Der spanischen Sprache

wenige Orts- und nie

bis in diese

sind nur wenige dieser

Indianer mächtig, in Moyobamba dagegen, wo in der gemischten Bevölkerung das weisse Element das vorwiegende ist, herrscht das Sjjanische auch als Umgangssprache unter den Eingeborenen.

Die

am Huallaga wohnenden

Indianer gehören zwei

Stämmen

an.


Das Departement Loreto.

welche sich ehedem Huallaga,

der

in

unteren Teile

durch ihre Wildheit

24Q

des Thaies

um

Pachiza

Am

auszeichneten.

Gegend von Tingo Maria, leben

oberen

die Cholonen,

welche jede

die Hibitos,

wiewohl gegenwärtig auch das Spanische unter

eigene Sprache reden,

ihnen schon einigen Eingang gefunden

hat.

In Jeveros,

wahrscheinlich den Inkas unterworfen oder doch

wo

die

Einwohner

tributpflichtig waren,

wird neben der Sprache des Stammes auch Keshua gesprochen. Indianer von Jeveros sind kräftig, dabei von sanftem

daher

in

Moyobamba

im ihre

gerne zum Dienst

den Häusern verwandt.

in

sind ausserdem als die besten Lastträger der

Die

Wesen und werden

Gegend bekannt.

Sie

In der

Gegend von Yurimagua wohnen bekehrte Indianer von verschiedenen Stämmen, deren ansehnlichster,

am

die Cocamillas,

unteren Huallaga innehaben,

und

als

die Ortschaft

Lagunas

gute Ruderer und geschickte

Steuerleute gelten. Die Bewohner des Distrikts Nauta gehören zu drei Stämmen, deren jeder eine eigene Mundart redet: die Llameos, Cocomas und Omaguas. Sie sind ebenso gewandte und tüchtige Bootlenker

Bei manchen der erwähnten

wie die Indianer von Yurimagua. bedient

man

sich

und

des Blasrohrs

Stämme

zur Jagd

vergifteter Pfeile

auf

Cholonen und Hibitos am Huallaga, unter den Llameos und Omaguas in Laguna. Diese Indiener verstehen sich kleinere Tiere,

so bei den

nicht auf die Bereitung des Giftes,

sondern erhalten es durch Tausch-

handel von den Einwohnern von Lomas,

einer Ortschaft,

Leguas von Tarapoto am Wege nach Moyobamba wirkt

weniger kräftig

als

ist

welche vier Dieses Gift

am Amazonenstrom.

das der Ticunas

Kleidung bei diesen Stämmen

liegt.

Die

zwar sehr einfach, doch geht niemand

Die Männer tragen eine Hose von ungebleichtem Baumund eine kleine Bluse von demselben Stoffe. Die Frauen schlingen um Lenden und Beine ein viereckiges Stück Zeug und lassen den Oberleib unbedeckt, oder sie winden um Brust und Rücken eine

ganz nackt. svollenzeug

Art Manta, in welcher

sie

neben mancherlei Gerätschaften gleich

Frauen des Hochlandes auch

ihre kleinen

Die meisten der unbekehrten Indianer tragen höchstens ein schmales

Schamgegend. Gebiets,

so

finden

Ticunas,

tötlich

am

in

die

Loreto gehen nackt oder

Lenden

zur

Bedeckung der

Beginnen wir von der östlichen Grenze des peruanischen

zuerst die Ticunas,

rascher

Band um

den

Kinder tragen.

wir

auf

dem

linken

Ufer

des

Amazonenstromes

die ein Pfeilgift zu bereiten wissen,

wirkt

als

das Gift

der Llamisten.

welches weit

Nördlich von den

rechten LTer des Putumayo und nahe der neugranadischen

Grenze sind die Wohnsitze der Payaguas.

In der

Umgend von Pebas

leben die Yaguas, wohlgestaltete Leute, die ihr Haar kurz und Schmuck-


Das Hochland von Nord-Peru.

250 Sachen

um Arme,

Knöcliel und Hals tragen.

Napo

Ufer des

die Orejones,

Grossohren

bei ihnen herrschenden Sitte herrührt, das

von Holzstücken zu

und

knorpel

alle

erweitern,

bemalen

sich

Nördlich

wird.

von

am linken Name von der

folgen

deren

Ohrläppchen durch Einlegen

durchbohren

auch

den Nasen-

einige

das Gesicht mit Arucu oder Achiote,

ein rotgelber Farbstoff, welcher aus

gewonnen

Dann

den Samenkapseln von Bixia orellana

den Orejonen,

am

gleichfalls

linken

An

Ufer des Napo, hausen die Encabellados, die Langhaarigen.

der

hnken Seite des Napo zwischen diesem und dem Nanay in der Umgegend von Iquitos ist der Indianerstamm dieses Namens ansässig. Westliche Nachbarn der Iquitos zwischen dem Nanay und Rio Tigre An diese sind die bereits erwähnten Cocamas, Omaguas und Llameos. schliessen sich zwischen

am

den Flüssen Tigre und Pastaza,

Ufer des

Maranons, die Ruminas und Tucales, weiter nördlich die Uchucas und Jivaros, welche letzteren sich bis

und

mehrere Stämme

in

zum Pongo de Manseriche ausbreiten

geschieden

Die Jivaros

sind.

gebaut und kriegerisch, machen das Reisen

in dieser

am

und haben wiederholt die Ortschaft San Borja

Pongo

Am

zerstört.

Mündung

des Maranons

rechten Ufer

des Javaris und längs dieses Flusses

sind kräftig

Gegend

gefährlich

Ende des der Gegend der

unteren in

trifft

man

zunächst die

Stamm, dessen Wohnsitze in den Wäldern auf dieser Seite des Amazonas bis zum Ucayali zerstreut liegen. Mayu-runa ist ein Ausdruck der Keshuasprache, Marubos.

Zahlreicher als diese sind die Mayurunas, ein

welcher »Flussmänner« bedeutet. nackt,

Die Indianer dieses Namens gehen

tragen das Haar lang, bemalen ihr Gesicht und durchstechen

Lippen mit Holzpflöcken.

sich die

Sie sind mit

Lanzen und

vergifteten

und von ihren Nachbaren sehr gefürchtet. An beiden Seiten des Ucayali wohnen verschiedene wilde Indianerstämme am linken Ufer bis zum Huallaga die Conibos und Piros,

Pfeilen bewaffnet

:

weiter südlich in der sogenannten

Pampa

Unter diesen sind die Piros, deren Dörfer in

den Ucayali

weshalb

sie

Sacramento die Casibos.

bis zur

Mündung

zetstreut liegen, die geistig gewecktesten

bestgestalteten; auch sind sie tapfer Sie färben ihre

del

und

Tambo

fürchten keine ihrer Nachbarn.

Vorderzähne mit dem Safte einer Wurzel dunkelbraun,

von den Keshua sprechenden Eingeborenen Ghontaquirus

genannt werden, ein Wort, welches zusammengesetzt der Zahn

des

und körperlich

ist

aus quiru

und chonta, der Name einer Palmenart, deren Holz schwarz-

braun und sehr hart

ist.

Die Gewohnheit, die Schneidezähne zu färben,

auch bei den Setebos, Sipibos und Conibos. Die Piros gehen nicht nackt, sondern tragen eine Art von Sack oder Hemd, findet sich übrigens


Das Departement Loreto.

Cusma selbst

die

genannt,

sonderba,re

von

Unsitte

alte

nach

vorne

erhalten,

hinten

man auch

die

entsteht,

dunkelfarbigen Baumwollenstoff,

den

tj

I

sie

Bei den Nachbarn der Piros, den Conibos, hat sich noch

weben.

Bretter

einem

aus

2

die

Köpfe der Kinder durch wodurch eine Kopfform

abzuplatten,

bei vielen

Schädeln

des Hochlandes

antrifft.

Die Setebos und Sipibos scheinen mit den Conibos eines Stammes zu

bewohnen gemeinschaftlich

sein, sie

dieselbe Gegend, die sich von der

Mündung des Pachitea in den Ucayali bis zum Zusammenfluss dieses Diese drei Stämme reden eine Sprache, mit dem Maraiion erstreckt. Pana genannt, welche Mundart ist.

An wohnen

den Niederungen des Ucayali die verbreitetste

in

des Ucayali,

der

rechten Seite

die

Remos, welche

Farbe bemalen, sondern sich tättowieren, indem in

die

wegen

leiden

Noch ihres

weiter südlich

Urubamba

als

oberen Laufe führt,

die

Charakters

friedfertigen

Am

haben.

Namen

an

den

Remos viel

des Ucayali,

Ufern

kriegerischen Stammes.

leben die Anahuacas,

von ihren Nachbaren zu des

Nebenflüssen, sind die Wohnsitze der Campas,

ein

andere mit

die mit Nadelstichen

si-e

Haut gezeichneten Figuren mit dem Rauch des Kopalharzes

schwärzen. die

von den Mayurunas,

südlich

sich das Gesicht nicht wie viele

wo dieser Fluss den Tambo und dessen eines zahlreichen

beinahe bis an die Knöchel reichendes

langes,

und

Diese lassen ihre Zähne ungefärbt und tragen

Die Campas

Hemd

von gelber

in der Montana von Kusko Stammesgenossen im Thale des Chanchamayo ein abDie wildeste und unstossendes und misstrauisches Wesen zeigen. zugänglichste aller Völkerschaften der peruanischen Waldregion sind

Farbe.

während

sind sanften Charakters,

ihre

die Caschibos, welche an

stehen, Kanibalen zu sein.

Conibos, denn

Nur der Loreto

ist

sie

den Ufern des Pachitea hausen und im Rufe Sie sind Stammverwandte der Setebos und

verstehen die Panasprache.

westliche, verhältnismässig schmale

gebirgig,

denn

er

Rand des Departements

enthält die Kette, welche das Thal des

zu begrenzt, und nachdem sie der Huallaga im Pongo de Aguirre durchbrochen hat, sich als letzter Ausläufer der Andes allmählich abdacht. Das übrige Land ist flach und bildet eine unabsehbare Ebene, über welche nur hie und da etwas höhere sandige Flächen sich erheben. Der Amazonenstrom und seine grossen Nebenflüsse stehen in dieser Ebene vielfach durch natürliche Kanäle in VerDas bindung und bilden ein weitmaschiges Netz von Wasserstrassen. Klima dieses Landstrichs ist feucht und warm, aber doch nicht so heiss, als man nach seiner Lage in unmittelbarer Nähe der Linie er-

Huallaga nach Osten


Das Hochland von Nord-Peru.

252

sollte, denn durch den häufigen Regenfall wird die Luft fortwährend abgekühlt. An keinem Orte der Erde sind die atmosphärischen Niederschläge so reichlich wie in dieser Gegend und es scheint, als ob alle Wolken, die über die trockene Küste Perus hinwegziehen, sich erst

warten

Bei solchen klimatischen Verhältnissen

hier entlüden.

bietet der

tiefe

angeschwemmte Boden der Ebene der Entwickelung der Pflanzenwelt die günstigsten Bedingungen und in der That ist das Wachstum der hohen und niederen Gewächse aller Art das reichste und üppigste der Schöpfung. Allein wie so oft die Menschen die Güter gering schätzen, die ihnen zu reichlich und zu mühelos dargeboten werden, so auch hier, denn wiewohl es nur geringer Anstrengungen bedarf, um reiche Ernten zu

doch der Ackerbau überall vernachlässigt.

erzielen, so ist

Unter den Kulturgewächsen, die

in

Loreto gezogen werden,

Kornfrüchten nur der Mais und Reis zu erwähnen, denn ist

das

Klima

zu

und

reift

Stengeln

krystallisierten

Zucker

Am

sechs

in

Chancaca genannt; destilliert.

Das Zuckerrohr wächst

warm. her,

der

Man

Monaten.

stellt

für die

in

hohen dicken

in

Loreto keinen

sondern nur den eingedickten braunen

grösste

Huallaga baut

des

Teil

man

viel

Saftes

von

ist

übrigen

Saft,

wird zu Branntwein

Tabak und

die für die Lrdianer

des Hochlandes unentbehrliche Coca (Erythroxylon); der Kaffeestrauch gedeiht

am

wächst

in

gepflanzt.

besten in Thälern, die nicht zu

Wäldern wild und wird Auch die Baumwollenstaude

vielen

Kultur, zwei Arten derselben,

der

tief liegen;

in

Kakaobaum

den Gärten Moyobambas

erfordert

keine

besondere

Gossypium arboreum und G. peruvianum,

wachsen

wild und bedürfen keiner Erneuerung durch Pflanzen, wie manche anderen Arten. Eine andere sehr nützliche Pflanze ist eine

niedrige Palmenart, Carluclovica palmata, aus deren noch gerollten jungen Blättern

(bombonaje)

in

der Stadt

Moyobamba, wie an der Küste

Etcn, die Strohhüte geflochten werden. sind die Bananen (Musa paradisiaca)

und

die

Yuca (Manihot

ein grosser Teil der Bevölkerung sich fast ausschliesslich von

früchten

und Yucawurzeln

Hunde und Hühner kaum

ernährt

in

Die wichtigsten Kulturgewächse Aipi),

und auch die Haustiere, wie

etwas anderes zu fressen

da

Bananen-

bekommen.

Esel,

Von

Bananen (plätanos) giebt es viele Arten, welche auf mancherlei Weise zubereitet und genossen werden. Sehr süsse Früchte lassen die Wilden gähren und bereiten daraus ein berauschendes Getränk. Die Yuca wird entweder gekocht oder in heisser Asche gebacken und dient den Bewohnern von Loreto als Brot. Auch stellen die Wilden aus den

dieser

Wurzel

mittel

bedienen

ihr sie

Lieblingsgetränk,

den Masato,

her.

Als Gährungs-

sich dabei des Speichels, ganz so wie die Indianer


Das Departement Loreto.

2?'^

des Hochlands bei der Bereitung einer Art von Chicha.

Die Wurzeln und dann zu einem Teige gestampft. Darauf setzen sich die Weiber um einen Trog, kauen Portionen dieses Teiges und spucken diese mit Speichel gemischte Masse wieder in das Gefäss,

werden

in

geschält, gekocht

welchem

sich der übrige

Dieser Teig wird dann das

Teig befindet.

Ferment, mit welchem die ganze zur Masatobereitung bestimmte Yuca-

masse

Gährung

in

was

wird,

versetzt

in

verschiedenen mit Blättern

Wie das Zuckerrohr wird auch Yuca gewöhnlich schon sechs Monate nach ihrer Anpflanzung

bedeckten Thongefässen geschieht. die

Fruchtbäume der Küste gedeihen

Alle

geerntet.

in

Loreto

in

der

üppigsten Weise, so die Paltas, Pacaes Lucumas, Papayas, Ciruelas und

auch der Brotbaum (Artocarpus eine wunderbare Kraft fehlt,

um

incisa).

wachsenden Pflanzen dieser Gegend oftenbart

In den wild

und

sich auszubreiten«,

die Natur

Die Vegetation, welcher der

Fülle.

Raimondi,

sagt

:

Raum

häuft sich an, übersteigt

und bildet einen Wald über dem Walde. So findet man an manchen Orten den Boden mit Kräutern und Sträuchern bedeckt; diese wachsen im Schatten laubreicher Bäume, welche wiederum von hohen Palmen mit anmutig im Winde wogenden Wipfeln überragt werden. Wie Hesse sich wohl die unendliche Mannigfaltigkeit der baumartigen Gewächse beschreiben, die frei in diesen jungfräulichen Wäldern wachsen, ihre langen Äste mit einander verschlingen und dichte Laubgewölbe bilden, durch welche kein Sonnenstrahl durchsich selbst

zudringen vermag?

Eine Aufzählung derselben könnte nur ein schwaches

Man denke

Bild der reichen Landschaft entwerfen.

Zahl

der

parasitischen

Pflanzen

hinzu,

den Baum oder Strauch, auf dem

bis sie

sie sitzen,

In diesen Wäldern finden sich neben einer vielfach

verwendbares Nutzholz

liefern,

sich die unendliche

die sich übereinander häufen,

ganz überdecken.«

Menge von Bäumen, welche

noch weit mehr, deren besondere

und Samen enthaltenen Stoffe in den Gewerben und in Heilkunde Zu der als Arzneimittel und Gewürze geschätzt werden. den ersteren gehört der früher bei Möbeln so beliebte Mahagoni- oder Caobabaum (Swietenea Mahogani), von den Eingeborenen Aguano Säften

ihren

genannt; die Ceder (Cedrela odorata), aus deren dickem, der Fäulnis

unzugänglichem Stamme die Kanoes ausgehöhlt werden; der Palo de balsas oder

Holz

sich

hartem,

Flossbaum (Ochroma so

gut

für

piscatoria),

dessen leichtes, poröses

Flösse eignet; die Chonta, eine Palmenart mit

braunem Holz, woraus

die

Indianer

ihre

Bogen

.

anfertigen;

mehrere Arten von Nussbäumen mit schön gemasertem Holz; der Poma-

baum, dessen

dichtfaseriges

Holz von eisenartiger Festigkeit

ist

und


254 ebenso

(Jer

dunklen

kleinen

Flecken

Maserung.

Farbstoffe

das Rot-

einen blauen Farbstoff ent-

Blätter

blau färbt. Der Yarima, in Gegenden Humiro genannt (Phytelephas niacrocarpa), eine Art

der

halten;

einigen

welcher

Llangua,

stammlose Palme,

zum Decken Nüsse

strohgelben

der

mit

gleichfalls sehr hart mit

Gelbholzbaum, der Pucavarilla

Baum, dessen

der Sami, ein

holz,

der Blutbaum (Arbol de Sangre)

der Kreuzbaum,

in

der Quellocaspi

liefern

Quiro;

Urito

harte

glänzendem Holz;

blutrotem

ist

gleichfalls

Gewächs, dessen geflochtene

ein nützliches

Blätter

der Häuser verwendet werden, während die Kerne oder

Noch

ihrer grossen Früchte das vegetabilische Elfenbein liefern.

überhaupt gegenwärtig der wertvollste

nützlicher,

Gegend,

Kautschukbaum

der

ist

Siphonia ihre

Hochland von Nord-Peru.

^''''^

dieser ganzen

Fine

elastica).

andere

der Sandi-Gummibaum, mit dessen Milchsaft die Indianer

ist

Thongefässe

ferum), aus dessen

Stamm

Copaivabaum (Copaifera die

und

Pflanzen,

sind der Quina (Miroxylon perui-

liefern,

gewonnen wird; der hohe nach ihm genannten

der Perubalsam

den

giebt

ofiicinalis)

emetrica

Psychotria

Bäume

machen.

undurchdringlich

welche der Heilkunst Mittel

Balsam;

(Siphonia

Baum

hat

echten

der

eine

Ipecacuanha

ähnliche Wirkung; mehrere stachlige Sarsaparilla-Arten (Smilax oblicuata,

Ruiziana und andere) werden mit Nutzen nach Europa ausgeführt; der

Huaco

(Mikania

giftiger

Schlangen;

(iuaco)

ist

ein

geschätztes

gegen den

Mittel

Biss

den höheren Gegenden am Huallaga wachsen

in

mehrere Cinchona-Arten, die jedoch nicht so reich an Chinin sind die

bolivianischen.

die

zwar auch

in

als

sind noch einige

Pflanzen zu erwähnen,

der Heilkunde angewendet

werden, von den Ein-

Endlich

um

das Leben zu erhalten, sondern,

geborenen

aber nicht,

zerstören.

Es sind Strychneen- und Cocculusarten,

aus

um

es zu

welchen die

Indianer ihre Pfeilgifte bereiten, nämlich das Pani, der eingedickte Saft

von Cocculus neana., aus

toxiferus

und das Ranu,

ein Extrakt der Strichnos Castel-

welchen beiden die Ticunas ihre wirksamen Gifte herstellen.

Bei der grossen Üppigkeit des Pflanzenwuchses

besonders bei den

in

in ist

sich

der Luft lebenden Geschöpfen, den Insekten und

Vögeln, der Reichtum an Formen gross und die eine erstaunliche.

auch

In der That

lässt

der Tierwelt eine entsprechende Entfaltung erwarten.

Unter den kleinen Vögeln

Menge man

trifft

der Individuen in

den Wäldern

nicht nur farbenprächtiges Gefieder, sondern auch melodisches Zwitschern.

An den

Ufern der Flüsse und im Schwärme von Wasservögeln, darunter die

dem

Jäger

eine

leichte

Beute

der Seen

Schilf

sind.

Myriaden von Mücken und Sandfliegen

hausen

von schmackhaftem

viele

\on den

den

in

der

zahllose Fleisch,

Insekten machen

Nähe des Wassers


Das Departement Loreto.

wohnenden Menschen das Leben finden sich in den Gegenden, gesetzt

und

sind,

nicht

die

sauer.

ordentlich gleich

Zahlreiche

wenigere

liefern

das Wachs,

des Tauschhandels bildet.

fischreich,

besonders

der grösste Fisch

ist

Ameisenstaaten

den Überschwemmungen ausBienenschwärme tragen in hohle

nicht

Baumstämme Honig zusammen und wichtigen Artikel

2'?'?

der Ucayali.

welches einen

Die Flüsse

sind ausser-

Der wichtigste und

der Paichi (Vastres gigas),

zu-

welcher 8 bis

lo Fuss lang wird und bis zu 3 Centnern wiegt. Dieser Fisch wird mit Harpunen erlegt, in grössere und kleinere Stücke zerschnitten, mit Salz bestreut und sodann an der Sonne auf Rohr getrocknet. Dieser Salzfisch ist eines der Hauptnahrungsmittel dieser Gegenden und wird nach Moyobamba und in grossen Mengen nach Brasilien ausgefüht. ^Yiewohl

diesem Fische auf

allen Flüssen

ohne Unterlass

nachgestellt wird,

so

vermehrt er sich doch dergestalt, dass keine Abnahme zu bemerken

ist.

Bewohner Loretos wichtige Bewohnerin der Flüsse Man unterscheidet zwei Arten, die Charapa und Die Charapa (Podocnemis expansa) lebt vorzugsweise die Charapilla. in den grossen Flüssen, erreicht ein Gewicht von 80 Pfund und hat ein weisses, wohlschmeckendes Fleisch Auch die Eier, welche dieses Tier in den Monaten der trockenen Jahreszeit (August und September) in selbstgegrabene Löcher im üfersand legt und dann wieder zuscharrt, um sie von der Sonne ausbrüten zu lassen, werden von den Eingeborenen teils gegessen, teils zur Gewinnung eines Fettes benutzt, das zur Bereitung von Speisen, sowie zur Beleuchtung dient. Die Schildkröten legen bis zu 120 Eiern, und zwar in einer Nacht. Die Zeit des Legens wird von den Eingeborenen wahrgenommen, um sie zu überraschen und zu fangen, was einfach dadurch geschieht, dass man sie auf den Rücken legt, worauf sie sich nicht wieder umzudrehen vermögen. Die kleinere Art der Schildkröte, Charapilla genannt (Podocnemis tracaxa) Eine andere ist

für die

die Schildkröte.

erreicht nur ein

Gewicht von höchstens 25 Pfund,

welche ihrem Gewichte entsprechend kleiner sind

legt

nur 30 — 40 Eier,

als die

der Charapa,

dabei elliptisch und hart wie Hühnereier, während die Eier der grösseren Art rund und mit einer zähen

pergamentartigen Schale umhüllt sind.

Neben den unschädlichen und dem Menschen beherbergen die Flüsse auch (drei Arten

in

nützlichen Schildkröten,

grosser Zahl krokodilartige x'\mphibien

von Champsa) gefrässige Raubtiere, die von den Indianern

mit Recht gefürchtet werden.

Von den

die den Bewohnern zum und deren Nachbarschaft dem Menschen unter allen Umständen unangenehm und unheimlich ist, erwähnen wir nur eine

mancherlei Schlangen Loretos,

Teil Gefahr bringen,


Das Hochland von Nord-Peru.

2 cß

grosse Boa-Art, welche die Eingeborenen

nennen (Boa murina), welche

Zu den

giftigen

15

— 16 Fuss

Yacu mama, die Wassermutter lang und schenkeldick wird.

Schlangen gehört die Culebra de cascabel, die Klapper-

schlange (Crotalus horridus), die aber wegen des warnenden Geräusches

Schwanzringe

ihrer

ocellata,

nicht

so

gefährlich

deren Biss gleichfalls tötlich

als

ist

Sehr

ist.

die

giftig

kleine

Echidna

sind auch mehrere

grosse Bothropsarten, und eine kleine rote Schlange, die von ihrer Farbe

genannt wird (Elaps

Coralillo

affinis).

Grosse Säugetiere giebt es verhältnismässig wenige in Loreto, was

dem Mangel

an Weiden zuzuschreiben

Wald bedeckt,

denn

ist,

fast alles

Grasfluren, sogenannte Pajonales, sind selten.

Land

ist

mit

Alle grossen

Säugetiere aber sind entweder Grasfresser oder Raubtiere, die von deren Fleische leben.

Rehe und Hirsche sind

den höheren Gegenden

in

in

einigen Arten vorhanden, wilde Schweine, Pecaris, leben herdenweis im

Dickicht der Wälder (Dicotyles torquatus), von den Eingeborenen Saginos

Der grösste Pflanzenfresser

genannt.

ist

der Tapir (Tapirus americanus)

dem Namen Anta oder Vaca

Waldkuh bekannt. Der Tapir ist so gross wie ein kleiner Esel und lebt in sumpfigen Dickichten. Die Haut dieses Tiers ist sehr dick, und das Antaleder wird von den Sattlern zu Zäumen verarbeitet. — Die in Loreto vorkommenden Raubtiere sind der Jaguar, der amerikanische Löwe oder Puma, der kleine Tiger oder Uturuncu (Felis pardalis), die Von der Bärenfamilie giebt es Unze (Oscollo), (Felis celidogaster). zwei Arten, Ursus ornatus, welcher kältere Gegenden liebt und von der in

Peru unter

del

monte

und Ursus frugilegus, der, wie sein Name besagt, Früchte verund auch den Mais nicht verschmäht. Kleine Raubtiere sind der Stinkfuchs (Mephitis amazonica), der Ameisenbär (]\Iyrmecophaga ta-

Jagd

lebt

zehrt

mandua), die Comadreja, eine Marderart (Mustela

agilis),

die der vorigen

verwandte Muca (Didelphys agarae), das bepanzerte Gürteltier (Dasypus tatuai).

Zu den Raubtieren gehören auch

Blut leben.

die Fledermäuse, da sie

von

Die grössten derselben sind die Vampyi-e (Phyllostoma), von

denen man mehrere Arten unterscheidet. die Lasttiere, besonders,

wenn

gerieben haben. Sie zapfen auch kleinere an, sowie die

Menschen, wenn

Die Fledermäuse erschöpfen

dem Rücken bereits wund Tiere wie Hunde und Hühner

diese sich auf

sie

mit unbedecktem Körper schlafen.

Menge Arten von verBäumen aufhalten. Manche derselben werden von den Eingeborenen gegessen. Noch sind

Überaus zahlreich sind die Aflen, deren schiedener Grösse giebt, und die sich

zu erwähnen

Flüssen leben,

einige

es eine

fast

alle

robbenartige Säugetiere,

und von denen

die grössten

auf

welche die See-

in

den grossen

oder Flusskühe


Rückkehr zum Marafion,

Es sind plumpe

sind (Manatus americanus).

mit einem dicken,

unförmlichen Leib, gleich

dem Ochsenmaul

einer

257 bis

dem

10 Fuss

Die Indianer

ähnlichen Schnauze.

lange Tiere

eines Seelöwen,

am

und

Ucayali

und Maranon erlegen diese Tiere mit einer hölzernen Lanze, Fisga und essen das gebratene Fleisch, welches wohlschmeckend

genannt, sein

soll.

Rückkehr zum Maranon.

x\m

II.

nahm

Juni

ich

Abschied von dem gastfreien Senator,

dessen Hause ich eine so zuvorkommende Aufnahme gefunden, und

meine Rückreise Chachapoyas,

Um

an.

uns

der

nicht den schlechten Weg von Levanto nach beim Heruntersteigen so viel Mühe gemacht

nochmals bergauf zurücklegen

hatte,

die Strasse ein,

müssen,

zu

schlug ich diesmal

im Thale des Utcubamba nach Magdalena

die

in trat

führt.

bequemere und angenehmere gelobt worden, was ich auch bestätigt fand, und wenn einen Leser dieses Buchs sein Geschick in jene Gegenden führen sollte, kann ich ihm raten, ihr den Vorzug zu geben. Wie bereits früher bemerkt wurde, liegt Chachapoyas in einer flachen Einsenkung des Höhenzuges an der rechten Seite des Utcubamba, die nach Osten und Westen von sanft ansteigenden Wellen Diese war mir

als

die

dem 500 Meter tieferen Thale öffnet. man an bergab zu steigen, man lässt die

des Bodens umgeben, sich nach

Schon

der Stadt fängt

in

Höhen von Levanto

waldigen

einem Grunde,

Weg

folgt

in

welchem

indessen nicht

fällt

denen das

zungen wechselt.

und

dieses Bachs, sondern überschreitet

der ihn

vom

Der Blick

Flusse scheidet.

auf ein Bild von überraschender Anmut,

hier ruhig fliessende klare in

Linken und gelangt zunächst zu Bach dem Utcubamba zuströmt. Der

zur

dem Laufe

einen niedrigen Bergrücken,

von dieser Anhöhe

ein

Strom windet

sich

Der

durch Gärten und Felder,

Grün des Zuckerrohrs mit saftigen BananenpflanWäldchen dunkelbelaubter Orangenbäume abFusse des Hügels liegen die Gebäude der Hacienda

helle

kleinen

Am

und neben dieser führt eine mit einem Strohdache geschützte Brücke über den Fluss. Diese Brücke heisst Puente de Utcubamba, die Brücke des Baumwollenfeldes, und erst von hier an führt der Fluss den Namen L'tcubamba, während er auf seinem bisherigen Laufe Chillu Suarez,

genannt wird.

Man

überschreitet die Brücke

Seite des Flusses bis

und

bleibt

zum Orte Tingo.

von

jetzt

an auf der linken

Die Thalwände bestehen aus

einem feinkörnigen harten Sandstein, dessen sehr regelmässige Lagen an vielen Stellen sichtbar werden. Dieser Stein würde in einem ziviliMiddendorf, Peru

III.

17


Hochland von Nord-Peru.

i^3S

258

Lande

sierten

vorzügliches Baumaterial

als

man ihn nirgends man antrifft, bestehen

geschätzt

sein,

aber

hier

denn die wenigen AVohnungen, die aus ganz leichten Rohrwänden, die mit Stroh gedeckt sind. Bei manchen dieser einzeln stehenden Häuser sieht man Zuckermühlen der einfachsten und rohesten Art. In drei aufrecht neben einander stehende Cylinder von hartem Holz sind plumpe Zapfen zu benutzen,

scheint

eingelassen, die wie

verlängert

sich

Kammräder

oben

krümmter Baumstamm

befestigt

Joch Ochsen gespannt, schwerfällige Maschine

die in

Der Mittelcylinder

ineinander greifen.

eine kurze Walze,

in

An

ist.

man im

Bewegung

an

welche ein langer ge-

Ende desselben wird herum treibt und so

ein

Kreise setzt.

Der ausgequetschte

Saft

das

die

wird durch eine hölzerne Rinne

zu einem kupfernen Kessel geleitet Dieser eingedickte Zuckersaft, und darin durch Kochen eingedickt. Chancaca genannt, wird wie an der Küste zum A^ersüssen der Speisen benutzt, oder auch für sich mit Brot und Maiskörnern genossen. Das in der Gegend der Brücke geräumige Thal wird weiter aufwärts

der Fluss

enger,

l:)ald

und nur

entzogen,

selten

dem pjlick durch Baum- und Buschwald man Streifen bebauten Landes. Die

sieht

und mannigfaltig, wie es der Höhendenn wir befinden uns hier zwar noch nicht in der eigentlichen Montana, aber doch in der Ceja der Augenbraue, d. h. am Rande derselben. Die Mehrzahl der Bäume und Sträucher gehören Vegetation

allenthalben reich

ist

lage entspricht,

der

Leguminosenfamilie an;

fiederblättrigen

über

die

niedrigeren

sich

Pacae

wild,

und durch das Laub

aller

schlingen sich bis

hoch hinauf

Windenarten mit weissen, hellblauen und violetten grossen Blüten.

Bergwänden

den

er-

hohe Cedern, von Fruchtbäumen wächst die Chirimoya und

heben

und Bromelien.

An

Agaven zwischen Dickichten von Kakteen Der Pfad bleibt meist am Rande der Bergwand, sich stehen

bald hebend und wieder senkend; steigt er zuweilen bis ins Thal hinab

und nähert durch

sich

hohe Bäume

dem

ihre

ist.

zuweilen so

Unter den

über

Gipfel,

Auf den grossen Cedern nestern,

Man reitet dann und Büsche erheben

Flusse, so ändert sich das Bild.

Gehölz,

dichtes

alle

sitzen

dicht,

Arten

niedrige Sträuche

überladen

mit

Schmarotzergewächsen.

die Tilandsien wie

Reihen von Vogel-

dass der stützende Ast gar nicht

derselben

deren blutfarbene Blütenrispen bis

zeichnet

zu

5

sich

eine

Fuss hoch

sichtbar

rotblättrige

aus,

werden und

sich

Kerzen auf den horizontalen Zweigen erheben. Von einer anderen Art, der flechtenartigen Tilandsie, hängen lange fadenförmige Verzweigungen in losen Massen herab oder schlingen sich wie senkrecht

wie

graue Florguirlanden von Zweis zu Zweig.




Rückkehr zum Maraiion.

Die Tierwelt unter diesen

am

im Thale

ist

nur

fast

259

durch Vögel

meisten durch Papageien.

vertreten,

Sie fliegen

und

zahlreichen

'm

Schwärmen umher und erheben sich bei Annäherung der Reisenden mit lärmendem Gezwitscher. Neben den kleinen grünen Sperlingspapageien sieht

man auch

eine Art

von der Grösse eines Nusshähers

langem Schwanz und rotgeflecktem Kopfe. Beide Arten leben gesellig und haben gleich geräuschvolle Gewohnhellgrünem

mit

heiten.

Gefieder,

Sympathischer

sitzen bleiben,

sind die Tauben,

oder ohne Scheu auf

die zutraulich

dem Wege

eine Art liebt es sich in

dichtem Laube zu verbergen,

kommt

sehen.

nur selten zu

sie

Sie wird

in

der

umhertrippeln.

Nähe Nur

und man beim Norden Perus Budo ge-

und man hört ihren Ruf, der wie ein leise gehauchtes »Uhu« den Büschen am Wege. Etwa in der Mitte der Strecke zwischen der Brücke von Utcubamba und Tingo überschreitet man einen Nebenfluss, der von rechts aus nannt,

klingt, überall aus

einer steilwandigen Schlucht herabrauscht. Zeit nur gering,

aber in den

Sein Wassergehalt war zur

Sommermonaten

scheint

er

stark

anzu-

schwellen und ungestüm zu werden, wie die grossen Blöcke von Porphyr

und

Diorit bezeugen,

Rumi-Yacu,

die sein breites Bett anfüllen.

Ein gleichnamiges

das Steingewässer.

auf der rechten Seite desselben nahe bei

dahin führte durch

einen Baumgarten,

des Flusses verwüstet worden

war und

seiner

der bei voll

Er heisst deshalb kleines Dorf

Mündung.

dem

Der

liegt

Weg

letzten Austreten

von Geröll und grossen

Eine Legua unterhalb Tingo tritt ein felsiger Berg ins den der Fluss in grossem Bogen umkreist. Der Weg verlässt daher dessen Ufer und übersteigt den Berg, um den Bogen abzuSteinen lag.

Thal

vor,

schneiden. Der Abhang war hier bis hoch hinauf mit zahllosen blühenden Agaven bedeckt, deren 25 30 Fuss hohe Blütenstengel so dicht standen,

dass

beinahe ein lichtes Gehölz bildeten.

Beim Besteigen der Anhöhe bemerkte ich am gegenüberliegenden Thalabhang lange Reihen von Mauern, die über einander lagen wie die Stufen einer Terrasse, darüber eine senkrechte Felswand und am Fusse derselben eine grosse sie

dunkle Öffnung, augenscheinlich der Eingang zu einer Höhle. schloss

sogleich

statten, obgleich

diesem Orte

am

nächsten Tage

Ich be-

einen Besuch

abzu-

mein Führer Narciso, dem jede Verzögerung der Reise

und der Weg nicht das Dorf Tingo vor sich unten im Thale und an der gegenüberliegenden Thalwand Magdalena. Tingo liegt in einer kleinen dreieckigen Erweiterung des Thaies, welche durch die Einmündung des gleichnamigen Flusses in zuwider war, versicherte, es der

Mühe

wert.

A^on der

sei

dort nichts zu sehen

Höhe des Berges

sieht

man

17*


25o den

D^^ Hochland von Nord-Peru.

.

Oberhalb des Dorfes überschreitet man den Fluss

Chillu entsteht.

Weg nach Cuelap führt, und dann am rechten Ufer nach Magdalena hinauf. Die beiden Ortschaften sind etwa gleich gross, aber Tingo schien mir ärmlicher, die auf der bedeckten Brücke, über welche der steigt

in Magdalena besser gebaut. Gegen 4 Uhr kam ich vor dem Hause des Lieutenants

Häuser

an,

der

unsere kleine Karavane schon von weitem bemerkt haben mochte, und

um mich

vor der Thür stand, ich iiicht mit

dagegen

dem

was

fragte ihn,

sei,

den

er

darüber Auskunft geben könne.

er,

weshalb

fragte mich,

morgen

Ich

erwarte.

den Terrassenbauten unten

es mit

Bewandtnis habe, und ob

für eine

Er

zu empfangen.

Präfekten gereist

am

Flusse

oder sonst jemand im Dorfe mir

Er wusste mir nichts zu

sagen,

als

Macra nenne, und dass allerdings darüber an der Felswand sich eine Höhle befinde, die aber seit lange von niemandem betreten worden sei. Ich teilte dem Schulzen sogleich mit, ich wünsche das interessante Gemäuer am folgenden Tage zu untersuchen und forderte ihn auf, mir dabei kraft seines Amtes behilflich zu sein. Ich erinnerte mich, welche Fähigkeiten er mir zugetraut hatte, und gab ihm zu verstehen, ich vermute in der Höhle verborgenes Gold, und

man

dass

die

Mauern

werde dasselbe

die

vermittelst

meiner Zaubernadel zu

im Falle mir dies mit seiner

entdecken

wissen;

solle die Hälfte

Beihilfe gelänge,

der ge-

fundenen Schätze der Gemeinde zu gute kommen. Als ich

am Morgen

vor Sonnenaufgang aus

dem Hause

trat,

erwartete

mich bereits ein halbes Dutzend junger brauner Burschen unter dem Ich war verwundert ob dieser ungewöhnlichen Schutzdach der Thür. Pünktlichkeit und glaubte anfangs, die Habsucht habe die Leute aus Betten geholt, überzeugte mich aber bald, dass ich mich geirrt

ihren hatte.

Man

feierte

im Dorfe die Oktave des Fronleichnamsfestes, die

Bewohner hatten

meisten gehörten

zu

denen,

die

die

nicht

Nacht durchzecht und meine Begleiter schlafen gegangen waren. Sie waren

sämtlich halb betrunken, hätten mir übrigens auch, wären sie nüchtern

denn keiner von ihnen war zuvor in mich zum Fusse der Bergwand, an welcher ich tags zuvor den Eingang der Höhle gesehen hatte, und streckten sich dort unter den Orangenbäumen ins Gras. Ich versuchte also mit meinem Führer Narciso zu den Mauern hinauf zu klimmen.

gewesen, der

wenig helfen können,

Höhle gewesen.

Sie führten

Ein Pfad war nicht vorhanden,

durch endlich

Festhalten

an

man

musste sich an der steilen

Wand

Grasbüscheln und Zweigen hinaufziehen, bis wir

zum Fusse der Terrassen

gelangten.

Sie bestehen aus drei

über einander aufgeführten Reihen von Mauern, die ungefähr 12—14


Rückkehr zum Marafion.

201

Fuss hoch und durch schmale Plattformen von einander getrennt sind.

Die

Mauern, besonders

zweite,

die

laufen

nicht

in

gerader

Rhomben

oberen Rand sich ein mit

verziertes

Gesimse

Flucht,

um

sondern sind ausgebaucht durch halbkreisförmige Vorbauten, zieht.

deren

Mauern

und Gesimse bestehen aus kleinen Kalksteinquadern, welche roh behauen, Mit aber ziemlich sorgfältig und ohne Mörtel aneinander gefügt sind. gelang es mir endlich, vieler Mühe und nach langem Umhersuchen durch Hinaufklettern an eingestürzten Stellen der Mauern nacheinander die drei Terrassen zu ersteigen und den Fuss der Felswand zu erreichen, musste mich aber zu meinem Leidwesen und A'erdruss überIch befand mich zeugen, dass alle Arbeit vergeblich gewesen war. freilich ganz nahe bei der Stelle, wo ich von unten den Eingang zur Höhle gesehen hatte, allein der kurze Zwischenraum, der mich davon war

trennte,

Kaktusstauden und anderem

mit

dicht

so

stacheligen

Gestrüpp verwachsen, dass es mehrerer Männer mit Hackm.essern bedurft hätte, um einen Weg dahin zu bahnen. Ich musste mich also darein fügen, unverrichteter Sache den

machte schien, folgt,

photographische

eine

ich

die

Aufnahme der Terrassen,

allein

es

damit Zusammenhängende von Missgeschick ver-

alles

sei

als

denn

anzutreten und froh sein, nach einem

Abstieg

Um

erreichen.

Rückweg

ohne Unfall den ebenen Boden wieder zu wenigstens ein Andenken an den Ort mitzunehmen,

beschwerlichen

Platten

wurden zwei Tage später

bei

einem Sturze

meines Maultieres zerschlagen.

Über den Zweck der Terrassenbauten von Macra lassen sich allerdings nur Vermutungen aufstellen, doch ergiebt sich aus der Betrachtung dass

A^erhältnisse,

aller

keine

sie

Verteidigungswerke

gewesen

sein

können, sondern zu einem Bau gehörten, der eine religiöse Bestimmung hatte. Die Plattformen, welche die Mauern von einander scheiden, sind so schmal, dass nur eine geringe Anzahl von aufhalten,

sie

also

weder

als

Menschen

sich

dort

Zufluchtsort bei Kriegsgefahr, noch zur

von Verteidigern dienen konnten. Es lässt sich also anvielleicht den Vorbau zu einem Bergtempel wie ein solcher sich am oberen Ende des Thaies von Huaylas

Aufstellung

nehmen, dass die Terrasse bildete,

findet

(s.

S.

59),

oder bloss den Eingang zu der Höhle,

den Göttern geweihter mochte.

Ein älterer

in früheren

Mann

in

Magdalena

bei

dem

spricht der

Orte Santo

ein

dass die Höhle

erzählte mir,

Jahren zugänglicher gewesen und dass damals

Grabstätten daselbst gefunden worden seien.

Angabe

welche

Ort, ein Begräbnisplatz oder beides zugleich sein

Umstand, dass weiter oben

Tomas

gleichfalls

alte

heidnische

Fih die Richtigkeit dieser in

einem Nebenthaie

solche Felsengräber vorhanden


Das Hochland von Nord-Peru.

202

Der Name Macra

sind.

ist

durch

eine

Konsonantenversetzung ver-

des Wortes marca und kann also wie der

dorbene Aussprache

Name

der benachbarten Festung von Cuelap als ein Beweis gelten, dass die

Cregend

ehemals

von

einer

Aimarä-Sprache redenden Rasse be-

die

wohnt wurde. Es war

bereits

Mittag,

als

ich

um

von Magdalena aufbrach,

diesem Tage meine Reise noch bis zur Brücke von Santo Tomas zusetzen, unter deren Dach ich die Nacht zuzubringen gedachte. folgte

dem

fortan demsell)en Wege, auf

Cederbaum von

gab hier keinen können.

Dieser

ich

gekommen

flechtenarticien Tilandsien

war,

an

fort-

denn

Ich es

überwachsen.

anderen, den ich zur Abwechslung hätte einschlagen

Weg stammt noch

Abzweigung der grossen Der mit Quito verband. verfallen,

mag auch wohl

Richtung

verfolgen,

aber

aus der Inkazeit her und war eine

Militärstrasse,

Weg

welche die Hauptstadt Kusko

zwar an den meisten Stellen ganz von der ursprünglichen abweichende

ist

eine

auf manchen

deutlich die alten Stützmauern, so

z.

Strecken

erkennt

B. gleich oberhalb

man noch

Magdalena, wo

Eine lange in horizontaler Richtung an der Bergwand hinläuft. Legua thalaufwärts von diesem Ort wird über dem obern Rande der linkseitigen Thalwand auf eine kurze Zeit die jSIauer von Cuelap sichter

bar,

die ich auf

dem Herwege

nicht bemerkt hatte.

Dort steht

in

der


Rückkehr zum Maraüon.

Nähe des Wegs

263

niederem Gebüsch ein mächtiger Cederbaum, der

in

ganz von flechtenartigen Tilandsien bedeckt ist, eine Art Baumgreis, dessen grauer Bart bis zu seinem Fusse herabwallt. "Wir berührten jetzt die

die

mit

Tambo

Orte in umgekehrter Folge, den

den Tambo Ludmilla. Als

Dorf Suta,

Chillu, das

zum Rio Timpuc kamen, der

Felsblöcke

über

Brausen

wir

herabstürzt,

Flussquelle,

begann

es

bereits

dämmerig zu werden, daher mein Führer mir vorschlug, in dieser Gegend, wo wir Futter für unsere Tiere finden würden, unser Nachtlager aufzuschlagen. Allein ich traute dem Wetter nicht und ritt weiter. allerdings erst lange nach Einbruch der Dunkelheit

Wir gelangten Puente

de

Santo

Tomas,

zum

dass wir wohl

erfuhren aber in der Nacht,

gethan hatten nicht im Freien zu bleiben, denn es regnete stark und lange.

Die

Brücke

einsam im engen Thale, keine Ortschaft findet

steht

am

sich in der Nähe, nur ein paar verlassene Hütten, die ich aber erst

Nacht war so finster, dass man kaum Meine einige Schritte weit entfernte grosse Gegenstände erkannte. Glieder waren von dem anstrengenden Morgenspaziergang und dem

Morgen bemerkte, denn

die

langen Ritte übermüdet, so dass ich nur mit Mühe abzusteigen und mich kaum auf den Füssen zu erhalten vermochte. Beim Aufflammen angezündeter Streichhölzchen bemerkten wir, dass die Brücke sich an der linken Seite an eine ausgehöhlte Felswand anlehnte, welche Schutz

gegen Wind und Regen gewährte. welches

Holz, alte

frühere

Feuerstätte.

man

fühlte

unwirtbaren

Ort.

Auch fand

sich dort etwas trockenes

zusammengetragen

hatten,

und eine

Narciso beeilte sich also, die halb verkohlten Stücke

wieder anzuzünden und

wurde,

Reisende als die

sich

Flamme durch

frisches Reisig angefacht

etwas weniger unbehaglich an diesem öden,

Das Schwierigste war

die Beschaftung

von Wasser,

denn wiewohl wir uns über dem Flusse befanden, konnte man doch der Finsternis an

dem

Rand

dichtverwachsenen, steilen

nicht

in

zum Ufer

Es gelang uns aber schliesslich, von der Brücke herab einem an einer Leine hängenden Becher nach und nach so viel aus dem Flusse zu schöpfen, als wir brauchten. Unseren armen müden

hinabsteigen.

mit

Tieren ging

dem

noch schlechter

es

als

uns

selbst,

wuchs, denn es war zu spät und zu dunkel, platz für sie zu suchen.

und kam mit pflanzen

denn

sie raussten sich

mit

kärglichen Grase begnügen, das hier und da zwischen den Büschen

einer

zurück.

es sei

Erst

grossen

Er habe

am Morgen

um

einen besseren Weide-

ging Narciso auf die Suche

Ladung aus dem Boden das

Futter

niemand da gewesen, dem

gerupfter Mais-

stehlen müssen,

bemerkte

er es hätte bezahlen können.

er,


Das Hochland von Nord-Peru.

204 Die

Tiere

während der Nacht im Regen gestanden, die

hatten

beiden Pferde waren von Fledermäusen angezapft worden und das Blut

und Brust, das Maultier war verschont Ich liess ilinen zwei Stunden Zeit, um sich satt zu fressen geblieben. und trocken zu werden, so dass wir erst kurz vor neun Uhv von der Tomasbrücke aufbrachen. Wir kamen zunächst nach Chaur, wo wir rann

auf

noch

ihnen

dem Herw^ege

Hals

über

in einer verlassenen

über Chilingota nach Leimebamba.

dann das Thal des

verliessen

Hütte übernachtet hatten, darauf

Hier ruhten wir eine halbe Stunde,

und

Chillu

stiegen nach rechts wieder

zum Gebirge empor. Eine Stunde vor Sonnenuntergang langten wir in Pomacocha an, fanden aber unsere freundliche Wirtin Laura nicht zu Hause, denn sie war mit ihrer Schwester nach Leimebamba zu Besuch Die Hütte war

gegangen. der

beiden jungen

von Männern, der Vater und die Brüder

voll

Frauen waren von

hatten noch mehrere Verwandte

unter solchen

vermehren der

Umständen

zurückgekehrt und

die schon zu grosse Anzahl

Da

ich

der Gäste nicht

bezog ich etwas weiter oben im Thal eine andere,

wollte, so

gehörige

Familie

ihrer Reise

und Bekannte mitgebracht.

Hütte,

die

man mir und meinem Führer

allein

zur Benutzung überliess.

am Morgen das Wetter schlecht. Es fiel Regen und der Boden um die Hütte war ganz durchweicht. Ich wartete zwei Stunden, in der Hoffnung, die tiefhängenden Wolken würden sich etwas lichten, allein vergebens. Während ich an der Thür stand und noch unschlüssig war, kam der braune Eigentümer der Hütte, um Die Nacht war kalt und

ein dichter

sich zu erkundigen, wie ich die

um

die

sich

zu lassen.

er

Er. meinte,

was

Wetters,

er

Nacht zugebracht habe, oder vielmehr,

Nachfrage mit einem Glas liranntwein belohnen

höfliche

es

vielleicht

sei

wenig Aussicht auf eine Besserung des

dachte,

vielleicht

unsere Flasche noch länger

hoft'te,

in

seiner

auch

bloss

Nähe zu

letzteren Falle jedoch hatte er seine Absicht verfehlt,

sagte,

behalten.

denn

weil

Im

die Aussicht,

den ganzen Tag in dieser elenden Hütte zubringen zu müssen, brachte mich alsbald zum Entschluss, ohne weiteren Verzug aufzubrechen. Auch Narciso

schien

Tiere mit

dem

damit

und sattelte und bepackte die Das Wetter war ihm völlig gleichgiltig, Pomacocha war, so hatte er keinen Grund, eine einverstanden

grössten Eifer.

und da Laura nicht

in

Verlängerung unseres Aufenthalts zu wünschen. Ich knöpfte meinen wasserdichten Regenmantel über meinen Poncho und da kein Wind wehte, brachte mir die Nässe keine Belästigung, nur

war der

Weg

äusserst

schlüpfrig.

an vielen Stellen voll Narciso

tiefer

Schlammpfützen, an anderen

erwies sich unter diesen

Umständen

als


Rückkehr zum Marafion. ein

und gewandter Treiber. An das Pferd, welches das Gepäck

tüchtiger

packte

er

Schweifes

und

half

vor

dem

wahrte

es

hatte.

Wir kamen

265

steilen inid glatten Stellen trug,

an der Wurzel

ihm durch Heben und Schieben Zuriickgleiten, also

es

bis

wo

des

oder be-

wieder festen Fuss gefasst

vorwärts und gelangten nach

ziemlich rasch

einer Stunde zu der bösen Treppe,

weiter,

dem Herwege abgestiegen vom Regen glatt, die

ich auf

war.

Die ungleichen Steine der Pflasters waren

Tiere

klommen langsam und

bedächtig, glitten zwar häufig aus, indessen

Wir hatten bereits vier und ich glaubte, wir hätten das Schhmmste

ging es doch besser als ich befürchtet hatte. Fünftel des Anstiegs hinter uns

überstanden, einen

that.

Infolgedessen

jetzt glitt

auch mit einem Vorder-

den Steigbügeln zu ziehen und

aus

Mantel die Stufen hinunter,

bis ein

sich

zu halten,

Ich hatte eben noch Zeit, meine

prasselte es mit allen Vieren nieder.

Füsse

mit einem Hinterfusse

ritt,

es

und nach einigen vergeblichen Versuchen,

aus

fusse

das Maultier, das ich

als

Fehltritt

rollte

Busch mich

sodann

aufhielt.

in meinem Während ich

mich bemühte, mich aus dem Mantel herauszuwickeln, war auch das Maultier wieder auf die Beine

den

der

Sattel,

Mucken von der

Sattel

gekommen, und scheu geworden durch

nach hinten gerutscht war,

Celendin, begann sich zu

die Taschen, in

es

sich

seiner

bäumen und auszuschlagen,

am Boden

Zubehör

samt

erinnerte

Ich

lag.

sah

mit

bis

Schrecken

denen sich mein photographischer Apparat befand,

in

der Luft herumfliegen und erwartete ihn zerschlagen und fernerhin unfinden; aber wunderbarerweise waren fast alle in den Taschen enthaltenen Gegenstände unversehrt geblieben, nur die Platten, die ich zur Aufnahme der Höhle von Macra benutzt hatte, fand ich

brauchbar zu

später

ihren

in

Rahmen

zerbrochen.

Auch

ich selbst hatte nur ganz

und nicht einmal meine Kleider beschmutzt, nur mein weisser Kautschukmantel war mit schwarzem Schlamm bedeckt. Unter Verwünschungen und manchen zornigen Schimpfnamen für das Maultier schnallte Narciso den Sattel wieder fest, worauf ich den ungereinigten Mantel umhing und es dem Regen überunbedeutende Quetschungen

erlitten

den Schmutz abzuwaschen. Wir kamen noch über manchen

liess,

Schlammlöcher und keins stürzte mehr. Lluy,

die

ohne dass weniger

glatte

Auch

die zweite

Treppe von Coipata, ich

steil

abzusteigen

elenden

Knüppeldamm, durch

Lehmrinnen; die Tiere schlimme

glitten oft aus,

Stelle hinter

aber

dem Tambo

wurde ohne Unfall zurückgelegt und

Über

brauchte.

und überhaupt besser, auch

nach und verwandelte sich allmählich

in

Coipata

liess jetzt

wird

der

Weg

der Regen etwas

einen nässenden Nebel.

Doch


Das Hochland von Nord-Peru.

266 wurde

oben empfindlich kühl und sehr windig;

es weiter

Osten die

her, sodass wir ihn jetzt

Mühe

Tiere

sich

je

mehr wir

Wind, aber wie auf dem Hinwege von

stiegen, desto heftiger blies der

im Rücken hatten. Auf dem Passe hatten

zu halten und wurden seitlich

getrieben, aber

sobald wir die Wasserscheide überschritten hatten und auf der anderen Seite etwa hundert Fuss hinabgestiegen waren, gelangten wir in ruhigere

Der Unterschied zwischen der östlichen und westlichen

Luftschichten.

Seite des Passes war höchst auffallend, das Wetter war wie umgewandelt,

vollkommen trocken und es war hier augenscheinlich seit Der Pass Calla-Calla ist berüchtigt Regen gefallen. wegen der Schneegestöber, denen dort die Reisenden zuweilen ausgesetzt sind. Alle Leute, die uns auf dem Herunterwege entgegenkamen, fragten mit besorgter Miene, ob die Jalca heute »sehr wild<. sei. der Boden

längerer Zeit kein

Früh hier Halt,

am Nachmittag kamen wir zum Tambo viejo und machten um etwas zu ruhen. Auch unsere Tiere waren der Ruhe

den ersten Tagen Tage das Gepäck getragen und schien so erschöpft, dass es, als ihm die Last vom Rücken genommen worden war, auf dem Platze stehen blieb und nicht zu fressen vermochte. Es blutete aus der Nase und ich fürchtete, es Aber Narciso beruhigte mich. möchte unterwegs zusammenbrechen. Das Nasenbluten, sagte er, gelte als ein gutes Zeichen hinsichtlich der Kraft und Ausdauer eines Tieres, das Pferd werde die Reise aushalten und könne im Notfall noch weiter gehen als Celendin. Und die Folge zeigte, dass er Recht hatte, denn das Pferd trug die Last ins Thal hinunter, schleppte sie wieder hinauf und schien am letzten Tage der Reise beinahe ebenso kräftig als beim Anfang. bedürftig, besonders das kleine rote Pferd, das ich in

Es hatte während der

der Reise geritten hatte.

vor

Der

Nachdem wir eine Stunde auf der waldumkränzten Rasenmatte dem Tambo gerastet hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Ritt

diesem Nachmittage war der genussreichste der ganzen

an

Es

Reise.

schien

wie

ein

Traum,

dass auf einen so unfreundlichen

regnerischen Morgen ein so glanzvoller

Tag

über

uns

war

rein

und

durchsichtig.

bergab und das ganze prächtige

den Rücken zuwenden müssen, Der Weg führt lange auf einer

man

links

das

dem

um

die

wir auf der Herreise hatten

lag beständig aufgerollt vor steilen

dem

Blicke.

Bergkante hinunter, von wo aus

Thal des Maranons vor sich hat, während man nach

rechts in ein grösseres, blickt.

Bild,

Zwar Höhen, aber die Wir ritten immer langsam

gefolgt sein sollte.

hingen noch einige Nebelwolken hier und da Luft

letzten

steilwandiges

und schluchtenreiches Nebenthal

Alle Bergumrisse schimmerten in einem zarten, von bläulichem




Rückkehr zum Maranon.

Dufte

Grün,

umflossenen

267

der Tiefe des Thals blinkte der Spiegel

in

Neben der landschaftlichen Schönheit bot das Bild, das man vor Augen hatte, auch eine belehrende Seite. Nirgends vielleicht auf der Erde triftt man eine plastische Darstellung der Macht des fliessenden Wassers in so grossartigem jNIassstabe. Wie an den vom des Flusses.

Wetter

die Thalbildung im

Anfängen

geringsten

Kamme

oben am

den

zu

bis

einander

durch

nehmen wie

von

beiden

mit

sie

in eine

Seiten

Erdrippen

niedrige

ein gefiedertes

Ganz hoch

Aushöhlungen.

tiefsten

der Bergrücken beginnt

Furche münden

von den

grossen zu verfolgen,

förmigen Einsenkungen des Bodens, die diese

man

der Jalca im kleinen, so hat

Kalksteinen

durchfurchten

Gelegenheit,

hier

flachen

Furche auslaufen. Rinnen,

seichte

werden

getrennt

mulden-

und

In

die

von-

sich

aus-

Ein solches Furchenblatt wird von

Blatt.

den beiden benachbarten durch höhere Rippen des Bodens geschieden. Dann vereinigen sich die Furchen und werden zu Schluchten, diese werden tiefer und tiefer und ihre Wände höher und steiler; aus den Schluchten werden abschüssige Thäler, aus ihren Wänden hohe, scharfkantige Berge, die Thäler öffnen sich allmählich und senken sich weiter und weiter herab, bis sie endlich in das grosse Thal ausmünden und ihre Gewässer von dem Strome aufgenommen werden, wie hundert andere vor und nach ihnen.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang gelangten wir zum Carrizal, ich

man

aus

dem Laube

die jungen Leute von Balsas unter

Gobernadors gearbeitet vor

der

Hütte

lange allein;

Thale

Bäume das neue Strohdach

und

ihrer

hatten.

ich

Jetzt

Anführung

war es

auf

still

war der einzige Gast.

binnen kurzem kamen

herauf Züge

mochten

des

Tambo

her-

an Avelchem zur Zeit meines ersten Besuchs vor vierzehn

vorblicken,

Tagen

der

wo

Schon von weitem sah

wieder die Nacht zuzubringen gedachte.

Doch

vom Gebirge

beladener ^Maultiere,

ihres

dem

wackeren Rasenplatz

blieb ich nicht

herab und aus

und ehe

es

dem

dunkler wurde,

wohl fünfzig beisammen sein mit etwa fünfzehn Treibern.

Diese luden ihre Tiere ab und bauten aus den Packsätteln und Lasten

auf

dem

Platze

eine

Decken festbanden und

Mauer, so

an

deren

oberen

eine Art Zelt bildeten.

vor demi Innern der Hütte, die voll von Garrapatas nicht die Mittel hatte,

um

mir wie

sie ein Zelt

Rande

sie

ihre

Sie warnten

mich

sei.

Da

ich

jedoch

zu bauen und die Nacht

über nicht ohne Not unter freiem Himmel liegen mochte, so schlug ich

mein Feldbett im Tambo auf, behielt meine Stiefeln an und wurde von den gefürchteten Läusen nicht belästigt. Unter den Angekommenen waren auch zwei Brüder meines Führers Narciso, welche Frachtgüter


Das Hochland von Nord-Peru.

258

Meinem Führer

auf ihren Maultieren nach Chachapoyas bringen wollten.

brachte die Ankunft seiner Verwandten, denen er sonst sehr zugethan war, eine Enttäuschung. Er hatte sich erboten, mich über seinen Heimatsort Celendin hinaus, wenn ich es wünschte, auf meiner ganzen ferneren Reise zu begleiten, und wollte sich zu diesem

von seinen Brüdern

So

leihen.

Ende Maultiere

diesen that, eine Gelegenheit

es

leid

zu einem guten Geschäft nicht benutzen zu können, so war doch daran

denn

nichts zu ändern,

dem

waren durch einen Kontrakt gebunden, bei

sie

den Transport einer Ladung von Celendin nach Chacha-

für

sie

Auch

poyas nur fünf Sols (fünfzehn Mark) verdienten.

ich bedauerte,

meinen jungen Begleiter nicht behalten zu können, da ich ihn

als

einen

gewandten, dienstwilligen, ehrlichen und nüchternen Menschen kennen gelernt hatte.

Am

Morgen brach

nächsten

ich

früher auf als

ihre Tiere möglichst lange auf der guten

Den

fressen Hessen.

steilen

Weg

ins

Weide

Mittag

vor

Maranon war, das

langten

seit

wir

um

wir

blinder, etwa vierzigjähriger

Balsas

sie jetzt leicht

seinem

des Flusses,

Stocke

das

uns übersetzen

Mann, entkleidete

Weg

einen

liess sich

zurück,

und

sich

sollte,

kam

und bat die

Dann

Als ein

Flösser,

suchte er sich

durch die grossen Steine zum Rande

Wasser

ins

die

Der Wasserstand im

an.

das Bündel seiner Kleidungsstücke mitzunehmen. mit

Arrieros,

verlassen hatten, noch etwas gefallen.

wurde,

herbeigezogen

Floss

in

die

Nähe des Tambos

Thal hinunter, der den Tieren auf

der Herreise so sauer geworden war, legten

noch

der

in

gleiten

und schwamm hinüber.

Am

anderen Ufer trafen wir den Verwalter, der von meiner Ankunft gehört hatte

und mich

Wir gingen mit ihm zu seiner Hütte und

erwartete.

Hessen unsere Tiere, die im Carrizal nicht

viel Futter

bekommen

hatten,

während ich mich mit dem Verwalter unter einen Orangenbaum setzte und mich mit einer Frucht desselben Die Nacht jedoch mochte ich nicht wieder in der Hacienda erquickte.

ein paar

Stunden lang fressen,

zubringen, eingedenk des Fiebers, das ich mir daselbst zugezogen.

daher die Hitze des Tages etwas nachgelassen satteln

und

ritt

noch

Stunden

drei

weiter.

hatte,

liess

Als

ich wieder

Wir legten die beiden hohen

und dann noch ein -gutes Stück Wegs an der Bergwand bis in die Gegend der Hacienda Guayabas. In der Nähe derselben blieben wir in ciiicr unbewohnten Hütte, die im Narciso kannte den Ort und nannte ihn Cjebüsche am Abhang lag. Anstiege

an

den Uferbergen

Huaschhuasch. scheidet,

Kr

lag

ungefähr

in

der

Mitte

des

Wegs zwischen

Bergrücken, der das Thal des Maranons von Celendin

dem dem Cerro de

Balsas und

zurück

la

Cruz oder Kreuzberg.


Geschichtliches über die Entdeckung des Maranons.

200

Wir hatten von dem Punkte, wo wir uns befanden, zwar nur eine halbe Tagereise nach Celendin, indessen wünschte ich bei Zeiten aufzubrechen,

um den

überaus steilen Anstieg des Berges

Es dauerte jedoch ziemlich

kühle zurückzulegen.

Tiere zur Stelle hatte, da diese in der

m

der Morgen-

lange, bis Narciso die

Nähe der Hütte wenig

Futter

gefunden, und sich beim Aufsuchen desselben allmählich weit entfernt

Es war also schon etwas

hatten.

spät,

wir die Hütte verliessen,

als

doch hatten wir auch so nicht von der Sonne zu leiden, denn die oberen

Gegenden des Thaies waren Herreise

unserer

zerteilten sie

;

sich.

erst

in dichten

ich lagerte

gehüllt,

gerade so wie zur Zeit

am Kamme angekommen frei

vor uns ausgebreitet zu sehen,

mich eine Zeit lang auf dem Rasen des Berges,

herrlichen Anblick

waren,

Es ward mir so die Genugthuung, zum Abschied

das Thal des Maranons noch einmal

und

Nebel

wir nahe

als

zum

um

den

letztenmale zu geniessen.

Geschichtliches über die Entdeckung und Erforschung des Maranons.

Ich habe den Maraiion nur an zwei Orten gesehen, hier bei Balsas und weiter oben bei Chacabamba, wo sein Lauf wenig mehr als zehn Leguas (56 Kilometer) lang ist. Zu meinem Bedauern kann ich dem Leser aus eigener Anschauung nicht mehr über diesen grössten und interessantesten Strom der Erde mitteilen, als in den vorstehenden Seiten geschehen ist, und lasse deshalb hier zur Ergänzung des Gesagten

noch

einige Notizen folgen,

Nur

lehnt sind.

ein

dem

den Berichten anderer Reisenden

ent-

kleiner Teil des Thalgebietes dieses ungeheuren

Flusses gehört zu Peru.

mit

die

Wie mächtig derselbe nach

seiner Vereinigung

Ucayali auch schon sein mag, so sind die grossen Nebenflüsse,

der Rio negro und Madeira, bei ihrer

Mündung

fast

ebenso wasserreich

Amazonas bei Iquitos, und der Yapura. und Tapajos stehen dem Maranon und Ucayali nicht nach. Allein die interessantesten Gegenden des später Amazonenstrom genannten Flusses liegen in peruanischem Gebiet, und da dieses Werk nur über Peru handelt, so beschränken wir als

der

uns hier auf den oberen Teil seines Laufes. Als

Samuel

Ursprung des Maranons wurde Fritz

betrachtet,

Osten

am

gewöhnlich

bis

den Zeiten

seit

der See Lauricocha

Antonio Raimondi nachwies,

(unter

des Paters

10° 8' südl. Br.)

dass ein etwas mehr nach

Fusse der Kordillera von Huayhuash (10° 20') entspringender

Fluss, der Rio Nupe, als eigentlicher Quellfluss des

werden müsse, da

er bei seiner

Vereinigung mit

Maranons angesehen

dem

Rio de Lauricocha


Das Hochland von Nord-Peru.

270 einen

längeren Lauf hat

Maraiion

anfangs

läuft

und mehr Wasser

parallel

enthält als

Der

dieser^).

der Küstenkordillere in nordnordwest-

Unter dem 5. Breitengrade, in der Gegend der Mündung des Utcubamba beginnt er, sich erst gerade nach Norden und sodann immer mehr nach Osten zu wenden, bis er aus dem Gebirge

licher Richtung.

in die Ebene tritt und fortan in östlicher Richtung, etwas gegen Norden abweichend, seinen Lauf bis zum atlantischen Ozean fortsetzt. Der Maranon behält seinen Namen bis zu seiner Vereinigung mit dem Ucayali, worauf der durch sie gebildete Strom Rio de las Amazonas — der Amazonenstrom, oder schlechtweg Amazonas genannt wird. Der Ucayali hat bei seiner Mündung einen längeren Lauf als der Maranon, aber dieser gilt als der wasserreichere und wegen seiner Richtung als

der Hauptstrom.

Die ersten Spanier, welche den Maranon sahen,

waren Alonso de

Alvaradö und seine Begleiter auf ihrem Zuge nach Chachapoyas (1536). Allein weder sie noch die Eingeborenen, deren Land sie in Besitz

Ahnung, zu welcher Grösse dieser Strom später Wenige Jahre später unternahm Gonzalo Pizarro, der jüngste Bruder Franciscos einen unglücklichen Zug zur Entdeckung des Zimmtlandes, der zwar ein klägliches Ende hatte, aber durch Zufall zur Kenntnis des unteren Laufes des Amazonas führte. Zu Anfang des Jahres 1540 brach Gonzalo von Quito, dessen Verwaltung ihm von seinem Bruder übertragen worden war, mit einer ansehnlichen Kriegsmacht auf Er hatte unter seinem Befehl 500 spanische Soldaten, wovon 100 Mann beritten, und 4000 Indianer, welche grosse Heerden von Llamas zum Unterhalte des Heeres hinter demselben hertrieben. Gonzalo gelangte zunächst zu den Ortschaften am Cocaflusse, wo er einen Monat verweilte. Auf seinem weiteren Zuge sah er die berühmten Fälle des Coca, welcher 150 Fuss hinabstürzt, und dann in einer abschüssigen nahmen, hatten

eine

anwachsen werde.

Felsspalte

läuft,

über welche die verwegenen Spanier eine Brücke schlugen.

Das Land wurde darauf weniger bergig oder sumpfig, aber der Mangel an T^ebensmitteln machte sich in bedenklicher Weise fühlbar. Eine Menge Indianer waren bereits ihren Mühsalen erlegen. Teils, um das Gepäck weiter zu schaffen, teils, um nötigenfalls von einem Ufer des Flusses auf das andere übersetzen zu können, beschloss Gonzalo, Schiff oder

endlich,

Boot zu

indem

erbauen.

man

Nägel und Klammern

l)

Raimondi, El Peru

aus

Mit

den

schmiedete

I,

156.

unendlicher

Hufeisen

der

Mühe

gelang

gefallenen

ein

dieses

Pferde

und die Kleider der gestorbenen


Geschichtliches über die Entdeckung des Maranons.

Indianer

statt

Werg zum Ausstopfen der Ritzen und

das Pech ersetzten

Gummi und

durch

sie

271

T.öcher verwendete

Harze, die ihnen die Indianer

den Wäldern zeigten. Mit Hilfe dieses Fahrzeugs setzten die Spanier Weg im Thale 43 Tage lang unter den unerhörtesten SchwierigAlle keiten fort, und legten in dieser Zeit ungefähr 200 Leguas zurück.

in

ihren

aber die Indianer versicherten,

Vorräte waren nun aufgezehrt,

man

zehn Tagereisen könne an

dessen Ufern

finden werde.

zu

seiner

Ortschaften

mit

Nahrungsmitteln

60

mit

Mann im

Einmündung

in

und

fuhr

den Cocafluss

hinunter,

Ob

vergebens auf seine Rückkehr.

Boote zu Berg zu fahren, gelangt

war,

allein

Überfluss

und von dort Lebens-

ist

überliess

Orellana schiffte sich

seine Landsleute

harrten

es ihm nicht gelang Lebensmittel

um mit dem Nachdem er in den nicht ausgemacht. er sein Fahrzeug dem Strome und trieb

Strömung des Flusses zu

aufzutreiben, oder die

Napo

in

den Fluss hinabzufahren

Schiffe

den grösseren,

mittel für die Zurückgebliebenen heraufzuschaffen.

ein

vier-

Pizarro beauftragte daher einen seiner Hauptleute, Fran-

de Orellana,

cisco bis

man

in

einen anderen grösseren Fluss erreichen,

stark war,

Nach mancherlei so, ohne es zu wissen, in den grossen Hauptstrom. Abenteuern und Kämpfen mit den wilden Eingeborenen kamen Orellana und seine Begleiter unterhalb der Mündung des Rio Negro zu einem Lande, das

von

einer Rasse

kriegerischer

Weiber beherrscht wurde.

Diese

wurden in der Sprache jenes Landes »Coniapuyara« genannt, welches Wort so viel als »grosse Herrinnen« bedeutet. Ein Mönch Namens Gaspar de Carbajal, welcher sich unter Orellanas Leuten befand, schrieb später einen Bericht über die Fahrt, und von seinen abenteuerlichen und übertriebenen Erzählungen von den kriegerischen Weibern, die er Amazonen nannte, erhielt der Strom den Namen, den er bis jetzt führt: Rio de

las

Amazonas.

Orellana

gelangte

am

20.

August 1541

in

den atlantischen Ozean,

aber der von ihm seinem Schicksale überlassene Gonzalo Pizarro und

Monate die entsetzlichsten Drangsale zu Als Gonzalo endlich die Hoffnung auf Orellanas Wiederkehr erdulden. aufgeben musste, blieb ihm nichts übrig als umzukehren. Er folgte aufs Geratewohl einem anderen Wege als dem, auf welchem er geseine Leute hatten

noch

viele

kommen, wahrscheinlich im Thale des Napo. Im Juni Jahre, nachdem er ausgezogen, kamen von der Schaar,

1542, anderthalb

die

von einigen

zu 300, von anderen zu 320 angegeben wird, nur etwa 100 nach Quito

zurück,

halb nackt,

mit elenden

Lumpen behangen,

Füssen mit Wunden und Geschwüren bedeckt und kenntlichkeit abgehärmt.

an Händen alle

bis

zur

und

Un-


Das Hochland von Nord-Peru.

2/2

Im Jahre 1549 entdeckte der Kapitän Diego Polomino Bracamoros (Pacamiiru)

wo

unterhalb der Stelle,

ihn Alvarado überschritten hatte, in der

nannten den Fluss Chuquimayo, den Goldstrom.

oft

des Maranons

da man besonders

besucht,

gesuchte Goldland

el

Dorado

der Strom das Gebirge durchbricht,

wegen

Unzugänglichkeit

ihrer

1616

Soldaten

einige

den

die

gefürchtete

Schlucht

Ebene

in die

des

de

las

bis

oberhalb

im Jahre

des

Pongo

Montaiias beim Über-

fortgerissen wurden,

durchfuhren.

wo

zu treten, blieben

unbekannt,

ganz

Garnison

vom Strome

setzen über den Fluss

seitdem

letzteren das bisher vergeblich

de Manseriche gelegenen Ortes Santiago Willen

oberen und

vermutete; aber die Gegenden,

um

lange

von der

am

Die

gelegenen Länder wurden

in

Gegend

Die Eingeborenen des Landes

des linksseitigen Nebenflusses Chinchipe.

und unteren Laufe

die Provinz

und gelangte dabei an den Maranon, etwas

Dies

und wider ihren führte

zur Ent-

deckung' des unterhalb des Pongos lebenden Volksstammes der Mainas, iinter

denen der Gobernador von Yahuarsongo, Diego Vaca de Vega, des Engpasses eine Niederlassung gründete (1619), die er

am Ausgange

zu Ehren des damaligen Vicekönigs von Peru,

Don

Francisco de Borja,

Principe de Esquilache, San Borja nannte. In

den dreissiger Jahren desselben Jahrhunderts machten Franzisvon Quito aus wiederholt Entdeckungsreisen in die

kanermönche

Gegenden nördlich vom oberen Maranon.

Unter diesen zeichnete sich

aus durch seine Kühnheit und Standhaftigkeit der Laienbruder Brieba, in

Domingo

einem andern Mönch seines Ordens, Andres Toledo,

der mit

Begleitung von sechs Soldaten durch den Putumayo in den Amazonen-

strom gelangte, Parä bei

dem

diesen

in

ganzen Länge befuhr und endlich

seiner

brasilianischen Gouverneur

in

Jacome Raimundo Noronha

Aufnahme fand (1637). Angeregt durch die Erzählungen Gäste beschloss Noronha eine Unternehmung in grösserem Mass-

freundliche seiner

stabe auszurüsten.

bemannt mit welche

Diese bestand in einer Flotte von 47 grossen Kanoes, und 1000 indianischen Ruderern,

einer Anzahl von Soldaten

unter den Befehl des

Während der Pater Toledo

Kapitäns Pedro Tejeyra gestellt wurden.

sich

nach Spanien begab,

über die Ergebnisse der Reise Bericht zu erstatten,

den Kapitän Tejeyra,

welcher

Jahre Parä verliess und nach

Napo ankam

(1638).

mit

um dem Könige begleitete Brieba

seinen Fahrzeugen noch im selben

acht Monaten

im Hafen Payamino

Die Portugiesen gingen darauf

am

bis zur Stadt Avila

und Brieba begab sich nach Quito, von wo aus er seinen Bericht durch die königliche Audienz an den Vicekönig Chinchon nach Lima sandte. Diesem war es zwar nicht angenehm, dass die Portugiesen Flüsse und


Geschichtliches über die Entdeckung des Maranons.

Gegenden

in

spanischem Gebiet erforschten,

um

273

jedoch eine so günstige

dem Kapitän

Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen, gab er

Tejeyrabei dessen Rückreise nach Parä zwei kenntnisreiche Jesuiten mit,

und Acuna, damit diese über alle Gegenden, die sie auf aufnehmen und Beobachtungen anstellen möchten. Brieba begleitete darauf den Pater Acuna nach Madrid, wo dieser dem Könige Bericht erstattete und der Regierung die Ergebnisse seiner Fahrt auf dem Amazonenstrom vorlegte. Nach den Notizen des Pater Acui'ia zeichnete darauf Nicolas Sanson eine Karte über den Lauf des Maranons, welche trotz ihrer Ungenauigkeiten und die Väter Artieda

ihrer Reise berühren würden, Pläne

den kartographischen Darstellungen der damaligen

Irrtümer

Grundlage

Das Werk der Entdeckungen und Bekehrungen, das kaner hatten,

in

Zeit

als

diente.

der

ersten

wurde

Hälfte

siebzehnten

des

der Folge von den Jesuiten

in

mit

der

Franzis-

die

begonnen

Jahrhunderts

diesen

Orden

auszeichnenden Energie und Ausdauer fortgesetzt. Unter den Missionaren,

am oberen Maranon und an den Ufern des Ucayali bemüht waren, dem Christentum unter den wilden Eingeborenen Eingang zu verschaffen, war es der Pater Samuel Fritz, welcher am meisten zur

die

über jene Gegenden im genaueren Bestimmung des Laufes

Bereicherung der geographischen Kenntnisse allgemeinen,

besonders

sowie

Der Pater

des Maranons beitrug.

kam im Jahre neununddreissig gründete.

zur

1686 nach

Fritz

war aus Böhmen gebürtig und wo er nach und nach

der Mission Mainas,

Ortschaften

unter

den

Omaguas

und

Yurimaguas

Die Mühsale, die er auf seinen rastlosen Reisen erduldete,

untergruben seine Gesundheit, sodass er sich nach dreijährigem Aufenthalte in der Mission genötigt sah, sich zur Herstellung seiner Gesundheit

nach Parä zu begeben. Sä de Meneses, war

Der portugiesische Gouverneur jedoch, Arturo

der Meinung,

die Krankheit

des Pater Fritz

sei

erdichtet und nur ein Vorwand zur Erforschung des Amazonenstroms im spanischen Interesse. Er hielt ihn daher beinahe zwei Jahre inParä zurück

und

entliess ihn erst,

nachdem Fritz

hatte, unter Begleitung

war, von

sich an denKönigvonPortugal gewendet

von Soldaten und eines

dem Lande an den Ufern

Offiziers,

der beauftragt

des Marafions bis zu den

Omaguas

Krone Besitz zu ergreifen. Im Jahre 1692 kam der Pater Fritz nach Lima und berichtete in einer dem Vicekönig überreichten Denkschrift über die Anmassungen und Gebietsübertretungen der Portugiesen. Doch fanden die Beschwerden des Missionars wenig Beachtung. Der Vicekönig, Graf Monclova, erklärte ihm in seiner für

die portugiesische

Middendorf, Peru

III.

18


Das Hochland von Nord-Peru.

274 Antwort,

die

Portugiesen

seien so

gute

Katholiken

wie die Spanier,

und zudem kriegerische Leute, mit denen es sich nicht der Mühe lohne Streit anzufangen um den Besitz von Wäldern, die dem Könige nichts einbrächten.

Ehe der Pater Fritz nach seiner Mission zurückkehrte, untersuchte den oberen Lauf des Maranons, den er noch nicht kannte, und verfolgte diesen bis zum See Lauricocha, welcher seitdem als der Ursprung er

des Maranons

in

galt,

kennen

Quellfluss

Raimondi den Nupe

bis

lehrte.

als

den wasserreicheren

Fritz legte darauf die Ergebnisse seiner Reise

einem Werke über den grossen Fluss nieder, welches er durch Verdem Könige widmete^). Nach dem

mittelung der Audienz von Quito

Zeugnis

La Condamines

ist

die von Fritz entworfene Karte des

zonas ein höchst schätzbares Werk, welches Staunen erregt, wenn bedenkt, dass

dem

körperlich leidenden Priester zur Anstellung seiner

Beobachtungen kein anderes Instrument zu Gebote stand,

Der Pater

Fritz

des Amazonas

fluss

war der Erste,

erkannte,

denn

als ein kleiner

Bestimmung der Breiteder den Maranon als den Hauptvor ihm war der Napo dafür

hölzerner Halbkreis von drei Zoll Radius grade.

Amaman

zur

gehalten worden.

Die Arbeiten vervollständigt

Charles Marie de zu prüfen,

des

und la

gelehrten

berichtigt

und aufopfernden Missionars wurden den französischen Akademiker

durch

Condamine.

Um

die Richtigkeit der Folgerungen

welche die Physiker aus der ungleichen Länge der Pendel-

schwingungen unter verschiedenen Breitegraden hinsichtlich der Gestalt der

Erde gezogen hatten,

Antrag der Akademie

beschloss

die

der Wissenschaften,

französiche

Regierung

auf

Abschnitte von Meridianen

entfernten Breiten direkt messen zu lassen. Gradmessung durch Maupertuis und Clairaut in Lappland ausgeführt wurde, begaben sich zu gleichem Zwecke Astronomen nach Quito. Im März 1835 reisten die französichen Gelehrten Godin, Bouguer und I>a Condamine von Europa ab und trafen in Quito mit den beiden Mathematikern Josd Juan und Antonio UUoa zusammen, welche sich im Auftrage der spanischen Regierung an der Gradmessung beteiligen sollten. Nach siebenjähriger Arbeit hatte die Kommission ihre Aufgabe gelöst, und zwar mit einem entscheidenden Ergebnis, denn ihre Messungen bestätigten, was Newton und Huyghens in

weit

von

einander

Während daher

eine

aus theoretischen Gründen geschlossen hatten, dass nämlich ein Breite-

i)

Del gran

rio

Maranon o Amazonas en

geograficamento delineado.

Quito, 1707.

las misiones

de

la

compania de Jesus


Geschichtliches über die Entdeckung des Marafions.

27 s

Nähe des Äquators kürzer sei, als in der Polargegend, und in der Gegend der Linie mehr gekrümmt und gegen die Pole hin abgeflacht sei. Während die französischen Gelehrten Godin und Bouguer nach Beendigung ihrer Arbeit sogleich nach Europa zurückkehrten, war La Condamines wissenschaftlicher Eifer ^o gross, dass er trotz der jahrelangen bei der Gradmessung erduldeten Mühsale und Entbehrungen auch seine Rückreise noch der Erweiterung der geographischen Kenntnisse nutzbar machen wollte. Er entschloss sich daher, seine Heimreise auf dem Amazonenstrom auszuführen und seine Fahrt noch oberhalb des Pongo de Manseriche zu beginnen, der grad

in

der

dass mithin die Erdoberfläche

ihm

als eine

ganz ausserordentliche, aber auch gefahrvolle Merkwürdig-

worden war. Er trat seine Reise im Mai 1743 an, ging von Quito über Tarqui nach Loja, von hier nach Jaen und erreichte den Maranon da, wo der Chenchipe von der linken, der Utcubamba

keit beschrieben

von der rechten Seite dieses Punktes

einmünden.

in ihn

folgende Strecke

Da

des Flusses

die unmittelbar unterhalb

ihm

als nicht

befahrbar

beschrieben wurde, so umging er dieselbe durch einen beschwerlichen

Marsch über Berge und gelangte zum Ufer des Chunchanga, der sich Utcubamba von derselben Seite in den Maranon ergiesst. Dort fand er gastliche Aufnahme bei den Eingeborenen, ruhte sich einige Tage aus, trocknete sein vom Regen durchnässtes Gepäck und unterhalb des

Hess sich ein Floss bauen.

Am

4.

Juli schiffte er sich

auf diesem Fahr-

Maranon und bestimmte dessen Breite durch geometrische Messung zu 263 Metern. Nach einigem Aufenthalt in Chapuroma setzte er seine Fahrt fort und kam durch die Stromenge Cumbinama, wo der Fluss nur 40 Meter breit ist. Am 9. fuhr er durch eine zweite gefährliche Stelle, Escurrebragas genannt, wo der Strom zeuge

ein,

gelangte in den

plötzliche Richtungsänderung gegen eine Felswand geund einen grossen Wirbel bildet, hierauf durch die Stromenge Guaracayo imd langte am folgenden Tage bei dem kleinen Orte Santiago

durch

eine

trieben wird

<an,

welcher an der

Mündung

des Flusses gleichen

Namens

liegt.

Eine kurze Strecke unterhalb dieses Orts beginnt der Maraiion sich

nach Osten zu wenden und durchbricht die Bergkette welche unter ist

ein

in einer Schlucht,

dem Namen Pongo de Manseriche bekannt

ist.

P'onco

Wort der Keshuasprache, welches Höhle, Grotte, Loch bedeutet

und verwandt

ist

mit puncu, die Thür.

des Flusses konnte

sondern

»Am

erst zwei 12. Juli

La Condamine

Tage

später.

Wegen

plötzlichen Anschwellens

seine Fahrt nicht sogleich fortsetzen,

Er beschreibt dieselbe wie

gegen Mittag Hess

Ufer abstossen, es wurde durch ein

folgt:

ich das Floss losbinden

Kanoe nach der

und vom

Mitte des Flusses


Das Hochland von Nord-Peru.

2/6

Masse

vom Strome

dort

bugsiert,

sich

als

Fkissbett

das

jetzt

und rasch

ergriifen

fortgerissen.

vermehrte

verengerte,

dem

In

die

sich

Sehr bald

Geschwindigkeit der Strömung und das Brausen der Wellen.

fand ich mich in einer engen, tiefen und gewundenen Schlucht, deren Felswände vom Wasser ausgespült waren und die nur von oben Licht

dem

Felsenvorsprünge und die Gipfel der Bäume, die nach

empfing.

Flusse zu überhingen, als wollten sie ein Gewölbe bilden, machten die

Beleuchtung noch düsterer. Es ist schwer, von diesem seltsamen und beständig wechselnden Anblick ein Bild zu entwerfen. Kaum hatte ich zu geniessen,

dies Schauspiel

Zeit gehabt,

mich vor dem Orte

als ich

Borja befand, welcher nach der gewöhnlichen Annahme drei Leguas von Santiago entfernt ist. An der engsten Stelle schätzte ich durch

gemessenen

genau

anderen,

mit

Vergleich

Geschwindigkeiten

die

Schnelligkeit des Stroms zu zwei Toisen (3,9 Meter) in der Sekunde.« »Der Kanal des Pongos beginnt eine halbe Legua unterhalb Santiago

und

von mindestens 250 Toisen, die der Strom

die Breite

dem

die beiden

er

bis zu 25

besitzt,

nach-

aufgenommen, vermindert

letzten Nebenflüsse

sich

Ich weiss, dass der Pater Fritz die Breite

Toisen (49 Meter).

Pongo nur zu 25 spanischen Ellen angegeben hat, was nur 10 Toisen ausmachen würde und dass man gewöhnlich sagt, man gelange von des

Santiago

Borja

nach

in

Wenn

Viertelstunde.

einer

ich nicht auf die

Täuschung vorbereitet gewesen wäre, welche die Höhe und Steilheit des Uferrandes auf das Auge hervorbringt und nicht eine Uhr in der Hand gehabt hätte, so würde ich vielleicht ebenso geurteilt haben. Auch mag sich bei sehr niedrigem Wasserstand die Breite des Pongo noch

um

einige

Toisen

Wie dem auch

vermindern.

sei,

zur

Zeit meiner

Durchfahrt habe ich bemerkt, dass an den engsten Stellen zu beiden Seiten des Flosses ein freier

Raum

blieb, der wenigstens der dreifachen

Uhr 51 Minuten und wie sehr ich mich auch bemühe, meine Angaben mit den gewöhnlich gemachten in Einklang zu bringen, so kann ich doch die Entfernung zwischen Santiago und Borja Ich zählte auf meiner

Breite des Flosses gleich kam.

vom Anfang

über

nicht

Stromenge

der

zwei

anstatt drei, wie

Leguas (von

man

Toise

unter

dem

je

Borja

20 auf einen

Breitegrad)

schätzen,

gewöhnlich annimmt.v<

»In der Mitte des

stand hoch aus

bis

Pongo

liegt ein Felsen,

Flusse hervorragt,

Wasser befand

,

als

ich

der bei niedrigem Wasser-

der

darüber

sich

aber mehr als eine

fuhr.

Seine Gegenwart

erzeugte eine ausserordentliche Wirbelbewegung, welche mein Floss sich

selbst drehte.

Felsen

an

und man

Auch

stiess

um

das Floss mehrmals hefdg gegen die

hätte erschrecken können,

wenn man

nicht auf


Geschiclitliches über die

dergleichen unfehlbar

Entdeckung des Maraiions.

277

vorbereitet gewesen wäre. Ein Kanoe würde im Vorübergehen zeigte man mir die Stelle, wo

Ereignisse

scheitern;

Aber da die Stämme des

der Gouverneur von Mainas verunglückte.

Flosses weder genagelt noch gefügt waren und die Bastseile, mit denen sie

zusammengebunden

Federn abschwächen, Anstossen ausgesetzt

des ist,

machte man keine Anstrengungen,

zu vermeiden.

Flosses

der Stösse wie elastische

die Heftigkeit

sind,

so

um

Die grösste Gefahr, der

das

man

man aus der Strömung Vor noch nicht einem Jahre einen solchen Wirbel, war zwei Tage ohne

besteht in den Wirbeln, in welche

hinweggerissen und umhergetrieben wird. geriet

ein

Missionär

Lebensmittel

in

und würde verhungert

Steigen des Wassers ihn wieder

La Condamine und

erreichte

setzte

wenn

sein,

nicht ein plötzliches

Strömung gerissen

in die

darauf seine Fahrt auf

ohne Unfall den Hafen von Parä.

hätte. <v

dem Marauon

fort

Er beschrieb seine

Reise in einer in den Jahrbüchern der Akademie veröffentlichten Denkschrift:

Relation abregee d'un voyage

fait

dans

l'interieur

de l'Amerique

meridionale, welcher seine Karte des Maranons beigegeben

Es blieb

ist.

nun nur noch eine kurze Strecke im oberen Laufe des

Maraiions unerforscht, nämlich die unmittelbar auf die Einmündung des

Utcubamba und Chenchipe umgangen hatte.

befahrbar

welche

folgende,

Diese

Strecke

La Condamine war

wohl

als

zuweilen

un-

von

die äusserst gewandte Schwimmer sind, auf schmalen nur Stämmen bestehenden Flössen durchfahren worden, aber noch

Lidianern,

aus drei nie

von einem wissenschaftlichen Reisenden,

bis

der kühne Ingenieur

Arthur Wertheman dies Wagstück

unternahm und glücklich ausführte. Im Oktober des Jahres 1869 machte der damalige Präfekt von Loreto, Oberst Lino Olaria, einen Versuch, den Pongo de Manseriche mit einem

Dampfboot zu durchfahren. Der dazu benutzte Dampfer Napo wurde von einem entschlossenen peruanischen Kapitän, D. Manuel Carbajal, und unter den Sachverständigen, die den Präfekten begleiteten, Es gelang dem Dampfer, bis über den oben erwähnten in der Mitte des Pongos gelegenen Felsen hinaus zu befehligt

befand sich auch Wertheman.

kommen, welcher

als

die gefährlichste

Stelle

betrachtet wurde, allein

weiter oben

wurde die Strömung so stark, dass die Maschine sie nicht zu überwinden vermochte und man sich genötigt sah umzukehren.

Im nächsten Jahre war Wertheman Einziehung

von Erkundigungen

in

Chachapoyas beschäftigt mit

Möglichkeit der Anlegung und dem oberen Lauf des Maranons unterhalb de^ Pongos de Manseriche. Von den Bewohnern von Chachapoyas aufgefordert, den unteren Lauf des Utcubamba näher zu unter-

eines

Weges zwischen

über

dieser Stadt

die


P^s Hochland von Nord-Peru.

278 suchen, erklärte sich

auch den Plan,

Wertheman

die Strecke

nicht bJos hierzu bereit, sondern fasste

des Maranons zwischen den

des Utcubamba und Chunchanga zu erforschen.

Er begab

Mündungen

sich, begleitet

von einigen Soldaten und einem deutschen Seemann, Namens Scholdt, zu Maultier nach Bagua chica

deren jedes

Hess,

eine

am Utcubamba, wo

Last

von

20

er drei Flösse

bauen

Centnern zu tragen vermochte.

Die Leitung des ersten Flosses übernahm

er selbst, das zweite trug das

Gepäck und die Instrumente, auf dem dritten befand sich unter der Obhut Scholdt's der Proviant. Am 21. August 1870 schiffte sich Wertheman mit seinen Leuten in Bagua chica ein und gelangte nach zwei Tagen zur Mündung des LTtcubamba.') Am 24. begann darauf die Fahrt auf dem Maranon, wo die Flösse schon nach Verlauf von zwanzig Minuten bei der

Chenchipe vorüberkamen,

Mündung des

Wasser mit grosser Kraft

in den Maraüon strömt und einen Wirbel bildet, der sich indess als ungefährlich erwies. Das Bett des Flusses verengert sich nun rasch und besteht aus

dessen

hohen, im Winkel von 60° einfallenden Felsen.

Bald nach neun Uhr

gelangten die Reisenden zur ersten Stromenge, welche als Pongo von

Retama bekannt Kette

Hier beginnt der Durchschnitt durch die mittlere

ist.

(Cordillera

central)

und

ganze

die

jetzt

folgende,

etwa vierzig

Kilometer lange Strecke bis zur Einmündung des Lnasa oder Chunchanga, ist

nur

eigentlich

ein Pongo mit 38

pasos« genannt werden. gebildet,

Die

von

die

Winkel

scharfe

Flösse

den

nur

wurden

durch

welche

»malos

Bergwänden herabgestürzt

sind,

andere durch

des Strombetts, die drei letzten sind förmliche Fälle.

während

die

grössten

konnten, zuweilen auch wurden geschleudert, dass nur

die

Fahrt bald

der

Geschwindigkeit fortgerissen, bald sie

Stromschnellen,

Viele derselben werden durch grosse Felsblöcke

in

Anstrengungen sie

mit

ausserordentlicher

Wirbeln herumgetrieben, aus denen herausgebracht

werden

mit solcher Gewalt gegen die Felsen

äusserst feste

Verbindung der Stämme

sie

vor der Zerstörung bewahrte.

Nachdem

eine Reihe von Stromschellen durchfahren waren, mässigte

Strömung und die Flösse schwammen langsam doch war diese falsche Ruhe nur von kurzer Dauer. Alsbald vernahmen die Reisenden ein fernes Brausen, das immer lauter wurde,

sich die Heftigkeit der

einher,

i)

Peru

II,

Eine ausführliche Beschreibung dieser Fahrt findet sich

Cap. 23.

in

Raimondis Werk El

Die hier folgenden Angaben wurden dem Verfasser

Werthemans mündliche Mitteilungen berühmten Forschers Gast zu sein.

bestätigt,

als

er

in

durch Herrn

Tarica die Ehre hatte,

des


Geschichtliches über die Entdeckung des Maraiions.

270

Strömung beschleunigte sich von neuem, das enge Flussbett wurde noch mehr zusammengedrückt durch senkrechte Felswände, die einzustürzen drohten und nur eine Spalte von 30 Metern zwischen sich Hessen, das Brausen des Wassers wird zu einem entsetzlichen Getöse, bis endlich der Fluss in einer Wolke von zerstäubtem Dunst verschwindet. Dort stürzt die ganze ungeheure Wassermasse über eine Stufe von 5 Metern die

Durch

hinab.

die grosse Geschwindigkeit der

wurden die Flösse

und so in

auf,

Falle

durch die Wucht des fallenden Wassers

die Gefahr vermieden,

die Tiefe gerissen zu werden.

Strömung

Strömung vor dem

einem Bogen über den Fall hinweggeschleudert

in

Gleich

dem

hinter

Falle

hört die

aber die Flösse verschwanden zuweilen unter den hoch-

aufschäumenden Wogen der Wirbel.

und

geborenen Mayasi genannt

ist

wird von den Ein-

Dieser Fall

weitem der

bei

gefährlichste.

Es

folgen später noch zwei andere fallartige Stromschnellen, welche Werthe-

man

ohne Unfall durchfuhr, und die ganze Reihe der soam selben Tage bis 3 Uhr Nachmitags

gleichfalls

genannten Malos pasos wurden zurückgelegt.

An

Thaies Huayashanga die

schon vor

er

Nach

dreiviertel

aus.

Man

Wertheman

Fall

dem

Mayasi

an,

aus

wartete den ganzen nächsten fortzusetzen,

dritten Flosse untergebracht

jetzt niedriger,

Ufers

der Nähe des

in

um

die Flösse

dem

Gesicht verloren hatte.

zu erwarten,

Stunden erschien das zweite Floss, aber das

Wertheman, die Reise

sich

auf

hielt

dem

des

sandigen Stelle

einer

Tag und obwohl

erst

fast

gewesen war.

am

Die Berge wurden

man

zu einer

Mündung

des Chunchanga

auf welchem

La Condamine

Ebene, Yusamaro genannt, welche durch die des Flusses,

26. entschloss

der ganze Proviant

der Fluss breiter und nach Mittag gelangte

oder Imasa gebildet wird,

dritte blieb

sich eingeschifft hatte.

hier bis zum Pongo de Manseriche ist das Land an den Ufern und flacher, nur einige Ausläufer der Berge treten heran, um die Stromengen zu bilden, die La Condamine bereits beschrieben hat. Am 27. verliessen die Flösse Yusamaro und gelangten noch vor Mittag zum Pongo de Utat oder Cumbinama, welcher durch einen im Flussbett hegenden Felsen gebildet wird, und das Flussbett bis zu 40 Meter einengt. Am 28. passierten sie den grossen Wirbel Hankochaqui (der

Von

oftener

lahme Fuss), die La Condamine Escurrebragas (Hosenauszieher) nennt. Am selben Tage erreichten sie den Pongo Guaracayo, der von den gleichnamigen Bergen gebildet wird, welche den Fluss bis zu 55 Metern einengen. Zwei Tage später fuhren sie an der Mündung des Nieva

von der rechten Seite dem Maranon zuströmt, und auf sich der Bischof Ruiz im Jahre 1859 einschiffte, um den Pongo

vorbei, welcher

dem


Das Hochland von Nord-Peru.

28o

Wertheman und

de Manseriche zu durchfahren.

seine Begleiter blieben

auf diesem letzten Teile ihrer Fahrt sehr gelassen, denn im Vergleich zu den schrecklichen Gefahren, die

durch

Reise

die

durchgemacht hatten, erschien und gefürchtete Schlucht wie eine

die sie

berühmte

Spazierfahrt.

Huamachuco.

Am

i6.

bald

Juni

nach Mittag

langte

ich

in

Celendin

an,

und

nahm mein Quartier wieder im gastlichen Hause Apolinar Pereiras. Zu meinem Bedauern musste ich jetzt meinen bisherigen Führer Narciso denn der Herr,

entlassen,

in

dessen Dienste er stand,

hatte zur Zeit

keine anderen Tiere zur Verfügung, die er mir hätte vermieten können. Ich

Hess

ihm ausser seiner Gratifikation noch aus

hinterlegten Gelde auszahlen,

was ihm

für die

dem

bei Pereira

Miete seines Pferdes zu-

Er war über diesen Verdienst zwar erfreut, nahm ihn aber mit einem ängstiichen Seitenblick nach seinem Patron, dem Mann mit dem

kam.

Banditengesicht,

der in der That ganz aussah

wie jemand,

den

man

zum Feinde hat. Durch Vermittelung Pereiras gelang es mir noch am selben Tage zwei Maultiere und ein Pferd zu mieten, die mich über Cajamarca nach Huamachuco bringen sollten, wobei ich mir ausbedang, in der ersteren Stadt je nach Wunsch eine Woche lang zu verweilen. Am 19. ritt ich mit meinem neuen Führer von Celendin ab. Der Morgen war ebenso prächtig, die Luft so angenehm kühl und erlieber

nicht

frischend

wie

Über den

Weg

derselbe,

auf

vor

drei

Wochen,

nach Cajamarca

dem

ich

als

ist

gekommen

nach Chachapoyas aufbrach.

ich

nichts zu berichten,

denn

Wir erklommen

war.

es

den

war Berg

den schönen Aussichtspunkt, stiegen hinab zum Grunde des Sendamal und dann hinauf zur öden, grasbewachsenen Jalca, er-

Quillimbas,

reichten früh

am Nachmittage den Pass Cumulca (3390) und trafen noch in Tambomayo an. Im Hause der alten Bartola

vor Sonnenuntergang

traf ich es nicht so gut, als auf der Herreise. Der Mann, die Söhne und Schwiegersöhne der Eigentümerin des Hauses, die sich damals auf

Reisen befunden hatten, waren zurückgekehrt, wie es schien erst vor kurzem, waren alle stark angetrunken und daher eine lästige Gesellschaft, mit der ich den ohnehin engen Raum des Hauses teilen musste.

Am

folgenden Tage langte ich bei Zeiten

wenn auch

nicht ganz wohlbehalten;

an Gesichtsschmerzen

denn

in

Cajamarca

ich hatte in

ohne

Unfall,

letzten

Tagen

an,

den

Nächte zugebracht, und während der dreiwöchentlichen Dauer

gelitten, unruhige, fiebernde

mein Körpergewicht hatte sich der Reise nahezu um 20 Pfund vermindert.


Huamachuco.

28l

Unter solchen Umständen war es mir nicht unangenehm

nehmen, dass

es mir nicht

möghch

sein würde,

Panama kommenden Postdampfer den Hafen von zu erreichen,

mehr

mir

dass

aber bis

zur Verfügung

Zeit

meiner Reise bedürfe.

als

ich

machte, mich einige Tage ich

in

die Einladung

am Ende

ist.

Ich

hatte

mich

schon

deren

inzwischen

von

die

In der That

Cajamarca kaum

in

Woche unternahm

der

an,

Weise mir

freundlichster

seinem Hause auszuruhen.

Ausflug nach der Höhle von Llacanora,

worden

in

während meines achttägigen Aufenthaltes

etwas anderes gethan, nur

rechtzeitig

Trujillo

bequemen Beendigung

zur

nahm daher gern

Herr Konsul Kuntze und dessen Familie

habe

ver-

der Ankunft des darauffolgenden

zu

bliebe,

Ich

zu

den nächsten von

für

ich einen

früher

erwähnt

meiner Unpässlichkeit

und meine Abreise nach Huamachuco auf den 2g. festgesetzt, am Abende zuvor erfuhr, dass der Arriero, der mich am nächsten Morgen begleiten sollte, verschwunden sei. Man hatte ihm auf obrig-

erholt

als ich

die übrigen nehnien werde,

geflohen,

war der Mann mit denselben

Tage aus der

keinem

gegen

Bürger

in

Berge

bitten,

seinen

mir

durch Leihen

Der denn seines Wissens

Willen

ein

Pferd

oder

Maultier

Er befahl darauf dem herbeigerufenen Subpräfekten

meiner Gegenwart, drei Tiere

mich zu mieten und

für

Hause des Herrn Kuntze bringen zu entschiedener Weise allein ich wartete

in die

A^erlegenheit zu helfen.

Präfekt schien sehr erstaunt über meine Erzählung, sei

zum

Ich begab mich zum Präfekten, um

niemand wusste wohin.

genommen worden.

sie

und aus Furcht, dass man ihm auch

ihm meinen Fall vorzutragen und ihn zu einiger Tiere auf wenige

um

mit Beschlag belegt,

seiner Tiere

keitlichen Befehl zwei

Truppentransport zu verwenden,

erteilt,

dass

ich

lassen.

ihn

sofort

Der Befehl wurde

wirklich

für

zum in so

ernstlich hielt,

vergebens diesen und den ganzen nächsten Tag, und

musste endlich einsehen,

was man mir vorausgesagt

hatte,

meiner Empfehlungsbriefe vom Präfekten nichts zu erwarten

dass trotz sei.

Am

folgenden Tage gelang es mir von einem Italiener ein schlechtes Maultier

zu mieten, auch fand sich ein Führer, der sich erbot, mich auf

eigenem Pferde zu begleiten und ein Wirt zur Verfügung.

Am

drittes stellte

mir mein freundlicher

nahm

ich Abschied von der Familie, deren Gastfreundund deren herzlicher Aufnahme ich noch jetzt dankbar gedenke. Begleitet von Herrn Kuntze und den jungen Leuten seines Hauses verliess ich Cajamarca auf dem Wege, der quer durch das Thal nach den Bädern des Atahuallpa führt und mir von früheren Ausflügen her bekannt war. Von den heissen Quellen erhoben sich dichte DampfI.

Juli

schaft ich genossen


Das Hochland von Nord-Peru.

282 wölken

in die

sammeln,

kühle Morgenluft, auch der Bach, in den sich die Quellen

zögernd die Hufe

dann

sodass

dampfte, in

links zu einer

die

Pferde

warme Wasser

das

sanft ansteigenden

wenig

ein

scheuten

Der

setzten.

und nur

Weg wendet

sich

Anschwellung des Bodens, von

Höhe man nochmals die Ebene überblickt und die in der Ferne Abhang der Cordillera gelegene Stadt, worauf man beide aus dem am deren

Gesicht

welche

Man

verliert.

diese

reitet

von

jetzt

Gegend vom Maranon

an

am Fusse

trennen,

der Bergmassen hin,

dem

parallel mit

Flusse

Kilometer von dessen Ufer

immer und 100 bis 130 Meter über dem Thalboden. Der Weg ist überall gut und bequem, liegt auf ganz ebenen oder leicht geneigten Flächen, senkt und hebt sich von Zeit zu Zeit, wenn ein Bach oder kleiner Fluss aus den Bergen herabkommt, um dem Llacanora zuzuDer höchste Punkt des Weges, das Kreuz von Namora, liegt fliessen. nur 120 Meter über der Ebene Cajamarca. Von diesem Kreuze steigt fünf bis sechs

I.lacanora, bleibt aber entfernt

man

hinab zu einem kleinen Dorfe gleichen

diesem

man zum

gelangt

Gegend benannt

wird:

welches

Wasser,

Fluss Namora,

ein

schöner

Namens und

gleich hinter

nach welchem diese ganze

Bergstrom

mit klarem bläulichen

ebenso gesund und wohlschmeckend

ist,

wie es aus-

Das Wasser in den nördlichen Provinzen Perus ist überall vorzüglich, und es ist ein wahrer Genuss, es ohne Furcht trinken zu können, während man in Mittelperu seinen Durst nicht zu löschen wagt, sieht.

um

nicht das langsam

zunehmen.

Hinter

lange, mit schlechtem

Spuren

des alten

wirkende Gift der Warzenkrankheit

Namora kommt man über

in sich auf-

eine drei bis vier Kilometer

Grase bewachsene Ebene, auf welcher sich noch Dieser war breit und lief lassen.

Inkawegs erkennen

ganz gerade, wie sich aus den zwei Reihen von Steinen, die ihn einfassten, ersehen

lässt.

In

der Mitte der Ebene liegen die Ruinen eines alten

Tambos: mehrere grosse, mit Mauern umgebene viereckige Höfe und hier und da Trümmer von Gebäuden, die aber so zerfallen sind, dass sich der Grundriss der Räume nicht mehr nachweisen lässt. Diese Ebene wird durch einen kleinen Fluss unterbrochen, welcher Sondor heisst und dann folgt noch ein dritter Fluss, Matarä genannt, wie der Namora dem Llacanora zutliessen. Nachdem man den Matarä überschritten hat, beginnt der Weg etwas mehr zu steigen, man gelangt auf höher gelegenes Land, welches überall angebaut ist, während in der bisher durchrittenen Gegend lange unfruchtbare

welche beide

Man reitet so Weg beginnt sich

Strecken nur selten durch Felder unterbrochen wurden. ein paar

wieder

Stunden über wellenförmigen Boden, stark

zu

senken

und man

in

das

bis der

tiefe l'hal

von San Marcos


Huamachuco.

Dort

hinabsteigt.

die Vegetation

wird

Schmarotzerpflanzen

283 wieder kräftiger und

schlanken BUitenrispen

mit

schmücken

dichter,

die Äste

der Tayas und Huarangos.

Kerzenkaktusse bilden s^ieder Dikichte und

Papageienschwärme

lärmend umher,

fliegen

auch die versteckte Budo-

»Uhu« aus dem Gebüsch vernehmen. Ich ritt an diesem Tage nicht bis zum Orte San Marcos hinunter, sondern blieb in der ungefähr 100 Meter höher gelegenen Hacienda Hunyabamba, an deren Besitzerin ich von Cajamarca aus empfohlen worden war. Das Gut besteht aus einem teilweise mit Wald und Gebüsch bewachsenen Berggelände, an welchem auf eingezäunten Weiden einige hundert Rinder, Pferde und Maultiere gehalten taube

einen

Hausherrin

leise

gehauchtes

gebauten Wirtschaftsgebäude

schlecht

Hof,

abschüssigen

viereckigen

in

liegen

einem Winkel desselben

Trümmern.

eine kleine Kapelle in

Die

trauliches,

ihr

Die niedrigen,

werden.

um

wieder

lässt

unter

sass

der

schmucklosen Veranda vor

dem

Hause und sah leidend und elend aus. Sie las den Brief, den gereicht hatte, und bemerkte mit der den Peruanern eigenen Höflichkeit, es habe dessen nicht bedurft, in ihrem Hause sei jeder Reisende einer Als ich darauf dankend bemerkte, ich freundlichen Aufnahme sicher. wolle ihre Gastfreundschaft nur für eine Nacht in Anspruch nehmen, schüttelte sie den Kopf und sagte in einem ruhigen, fast zutraulichem ich ihr

Tone, also

als

habe

schickt,

Sie

wir

seien ich ein

um

mir

mich geheilt

Berufspflicht

alte

Bekannte gewesen: »Sie sind mir empfohlen, Ich bin krank und Gott hat Sie geSie.

Recht auf zu

helfen.

haben.«

Sie dürfen

mich also nicht verlassen, bis Mahnung an meine

unerwartete

Diese

machte mich beinahe verlegen, indessen erkannte

ich bald,

dass die mannigfachen Leiden der Frau nur Folgen eines schleichenden

Wechselfiebers seien und sich leicht beheben lassen würden.

Ich hatte

einen hinreichenden Vorrat guten Chinins bei mir und konnte der Frau die tröstliche Versicherung geben, dass sie sich schon am nächsten

Tage besser

fühlen werde.

Als

die

Abendmahlzeit aufgetragen wurde,

Kranke mit an den Tisch, berührte aber nichts. Später erzählte sie mir ihre Lebensgeschichte, denn der Arzt sieht sich öfters fast wne ein Beichtvater behandelt. Sie war mit einem Engländer verheirathet setzte sich die

gewesen,

aber bereits

seit

acht Jahren Wittwe.

Ehe entsprossene Tochter, war das

Einzige,

was

Eine sie

Um

dieses Kindes willen wolle sie gesund werden,

ihr

der

Tod willkommen.

Ein Leben wie

von der Welt, beschränkt auf den

Umgang

elijährige, dieser

ans Leben sagte

sie es führe,

sie,

fesselte.

sonst sei

abgeschieden

mit stumpfsinnigen, trunk-

süchtigen Menschen, bei täglichem Arger und Verdruss,

sei

kein Genuss,


Hochland von Nord-Peru.

^^'^

284

sondern ein Opfer und des Besitzes nicht wert. Ich musste ihr im Herzen Recht geben, dachte aber an andere, schlimmere Orte des Hochlands, wo die Menschen in unwirtbaren Gegenden noch kalten

Regen, Hagel und Schneestürme zu ertragen haben. Sie leben wenigstens in einem milden Klima, in schöner Umgebung, bemerkte ich der Freilich, das

Frau.

Gegend war

man

sich satt

Am

Khma

ist

angenehm genug,

sagte

und von der

sie,

herkam; aber die Gegend

ich entzückt, als ich zuerst

sieht

und das Klima bringt das Fieber.

nächsten Tage hatte sich

das Befinden der Frau so erheblich

gebessert, dass sie selbst darüber erstaunt war.

zu Mute, meinte

sie,

Es

sei ihr

ganz anders

eine schwere Last scheine ihr von der Brust ge-

nommen zu sein. In ihrer Freude Reise am daraußblgenden Tage

liess

mir zur Fortsetzung meiner

sie

eigenes

ihr

sanftgehendes, schnelles

Passpferd satteln und ein anderes Zeichen ihrer Dankbarkeit entdeckte später

ich

einer

in

meiner

Satteltaschen

in

Gestalt

eines

grossen

Von Huayabamba ritt ich zunächst hinunter nach San Marcos, welches man in einer halben Stunde erreicht. Der Ort liegt in einem engen Thale, da wo sich dieses durch die Einmündung des Flusses von Huayabamba etwas erweitert. San Marcos ist der Hauptort eines Schinkens.

und besteht aus 150 Häusern mit ungefähr 650 Einwohnern. Häuser und Strassen sind eng wegen des beschränkten Raumes, durch die letzteren fliesst in schmutzigen Gossen aus dem Flusse geleitetes Distrikts

Die Ortschaft

Wasser.

über

dem Meere,

bei der in

liegt

250 Meter

Cajamarca und 2500 Meter

Höhe

ist

das Klima

von Bergen umschlossenen Fage auch im Winter heiss und

üblem Rufe wegen der

Wechselfieber.

der

tiefer als

aber trotz dieser beträchtlichen

Weg

in

steht

Gegend herrschenden bösartigen

der

Sobald man die letzten Häuser hinter sich

sogleich wieder an der gegenüberliegenden

hat,

beginnt

Thalwand empor-

doch ist diese nicht steil und überall angebaut, zuerst mit und Yuca, weiter oben mit Weizen und endlich mit Gerste. Umgeben von Feldern liegt links unweit des Weges das Dorf Ichocan, das man nicht berührt. Nachdem man zwei Stunden lang, und in dieser

zusteigen,

Mais

Zeit 400 Meter ein Plateau

hoch gestiegen

von

zwei Stunden hinabsteigt,

Dieser

Abstieg

sondern steinig

Wie

die

ist,

erreicht

zwei Kilometer Länge,

um

in

man

die

Höhe von Chancay,

von welchem man wiederum

das Thal von

Gondebamba

zu gelangen.

und die Thalwände sind nicht angebaut, und nur mit Kakteen und dürftigem Gebüsch bestanden. ist

steiler

Ebene von Gajamarca,

so

das Becken eines ehemaligen Sees, weit als das erstere.

Es vereinigen

ist

auch das Thal von Gondebamba

nur kürzer und besonders weniger sich in

diesem Becken drei Flüsse:




Huamachuco.

der Llacanora,

285

welcher von Cajamarca kommt, der

Fliiss

von Huama-

chuco und der Fluss von San Marcos, welche zusammen den Condebamba bilden. Nachdem dieser das Thalbecken durchflössen hat, durchbricht

er

das Gebirge

einem

in

engen Thale,

Stellen zu einer tiefen, spaltenartigen Kluft wird,

um

das an gewissen

sich in

den Marafion

zu ergiessen.

Das Thal Condebamba ist nur sehr spärlich bevölkert, daher der Boden desselben, der übrigens fruchtbar zu sein scheint, nur wenig bebaut, meist mit Bäumen und Gebüsch bewachsen ist. An der linkseitigen Thalwand liegen einige schilfgedeckte Rohrhütten, La Grama genannt, wo wir hielten, um etwas zu rasten. Vor einem der Häuschen, neben dem

sich

eine elende Zuckermühle befand, stiegen wir ab,

uns ein Frühstück bereiten zu lassen. gute alte Frau,

an

um

Die Eigentümerin der Hütte, eine

welche mir Herr Kuntze einige Zeilen mitgegeben

vor, was sie hatte: eine Suppe von Kartoffelstückchen mit einigen Brocken von zähem, an der Luft getrocknetem Hammelfleisch. Unter diesen Umständen war die Entdeckung des obenerwähnten Schinkens, den mein Führer aus einem

hatte,

empfing mich freundlich und setzte mir

der Sattelsäcke die

besagte

sass ich auf einer kleinen

sah den Sprüngen eines jungen Plötzlich

Während die Frau mir Lehmbank und

willkommen.

sehr

hervorzog,

Suppe kochte,

Hundes

begann der kleine Köter zu

zu,

der vor der Hütte spielte.

zittern,

versuchte winselnd sich in

den heissen Sand zu wühlen und legte sich, als ihm mit an den Leib angezogenen Beinen auf den Rücken. über ihren Topf mitleidig wieder das Fieber, sagte hinzu, leidet alles selbst

am

nach

sie.

dem Hunde

hin:

dies nicht gelang,

Die Frau bhckte das arme Tier hat

In diesem unglücklichen Thale, fügte

sie

Fieber: Hunde, Katzen, Schweine, Schafe, Ziegen,

Hühner und Truthähne, nur Rinder, Maultiere und Esel bleiben

verschont.

Das Beste bei unserem voll

frisch

ausgepresstem Zuckersaft, die uns eine braune Enkelin un-

serer freundlichen Wirtin brachte.

und uns einen Führer zeigen

zu

lassen,

Arme

geteilt,

Brust

reichte.

deren

in

wir

um

uns

die Furt des Flusses

wieder auf und gelangten schon nach

Der Condebamba

floss hier in vier

stärkstem das Wasser

Während der Regenzeit

ist

es

den Tieren

oder fünf

bis

an die

monatelang unmöglich,

Nachdem man gleich darauf auch den Huamachuco eine kurze Strecke oberhalb seiner Einden Condebamba überschritten hat, führt der Weg eine

diesen Fluss zu durchreiten. kleinen Fluss von in

Als wir uns an diesem Tranke gelabt

verschafft hatten,

brachen

zehn Minuten zum Ufer.

mündung

war eine Kürbisschale

frugalen Frühstück


D^s Hochland von Nord-Peru.

286

Stunde lang im Thale aufwärts und steigt dann in langen Zickzackwindungen einen hohen Berg hinauf, dessen Gipfel sich als der Rand Nach einer Stunde erblickt man einer welligen Hochebene erweist.

von einer Anschwellung des Bodens Fläche die Stadt Cajabamba,

nahe zu liegen scheint,

Stunde erreichen zu können glaubt.

sie in

weniger

tiefes,

schluchtartiges Thal liegt dazwischen,

als einer

dem Untergange nahe

etwas niedriger gelegenen

in einer

die so

war,

wir

als

zu

man

dass

Allein ein

so dass die Sonne bereits den ersten einzeln stehenden

Häusern kamen. Auf dem Platze angelangt, bemerkte ich in der noch offenen Thür eines Ladens einen Mann mit einem deutschen Gesicht, in dem ich sogleich den Landsmann vermutete, an den ich empfohlen war. In der That hatte ich mich nicht geirrt. Herr S., dem meine demnächstige Ankunft von Cajamarca aus angezeigt worden war,

mich schon

eines Freundes,

einigen

nirgends

länder, die sich in Sie

erwartet

wo

für

ein Franzose,

und

waren

fehlenden Chinesen

den

sein

(1887) gerade von lebten

zusammen war

Touzet,

in

und war

jemandem

Da

als

einzigen Aus-

die

in

und

Frieden

liessen sich

der

damals

drohte, nicht anfechten, sondern

Eintracht.

Der Franzose, namens

mancherlei Ländern umhergereist und endlich hierher

kaum

zu sagen wie, hatte sich im Orte

Frau wieder verloren, und

derselben seinen bescheidenen Hausstand. seine Landsleute

der

diese beiden Herren

ihren Heimatsländern,

Neuem auszubrechen

verschlagen worden, er wusste verheiratet, seine

in

würde,

diesem entlegenen Winkel Perus niedergelassen hatten,

Hader zwischen

alten

hatte

mein Unterkommen

waren also gewissermassen aufeinander angewiesen und

durch

keit

und

ich besser aufgehoben

Der Freund war

bei iiim selbst.

nebst

Tagen

seinem Hause, wie er bemerkte, aber

nicht in

leider

gesorgt,

Wohnung

einigen

seit

jetzt führte

ihm die Mutter

Er empfing mich mit der

noch immer auszeichnenden zuvorkommenden Höflich-

sichtlich erfreut,

in seiner S}n-ache

die Maultiere,

die

nach so vielen Jahren einmal wieder mit über Paris reden zu können.

ich in

Pferd, das mir die Gutsherrin

Cajamarca gemietet hatte, sowie das

von Huayabamba geliehen, von Cajabamba

nach Hause zurückkehrten, so musste ich mir hier vor Allem Mittel zur Weiterreise zu verschaffen suchen, was mir trotz der geringen Entfernung bis Huamachuco und der Bemühungen meines gefälligen Landsmannes nicht sogleich gelang. Indessen war mir die unfreiwillige Ver-

zögerung nicht sonderlich ungelegen, denn der elfstündige beschwerliche Ritt

des

letzten

Cajabamba

liegt

2850 Meter über

Tages hatte mich einigermassen ermüdet. etwa 500 Meter über

dem

Meeresspiegel

Die Stadt

dem Thale von Condebamba und auf einer stark geneigten Ebene


Huamachuco.

am

Fusse des Höhenzuges,

287 der Maranon

dessen

jenseits

welchen der Condebamba durchbricht.

dem Thale des Fkisses von Huamachuco zu La Grama mit dem Condebamba vereinigt. Die Stadt

Stufen nach bei

einer gleichnamigen Provinz

Der Handel beschränkt

Landgüter beschäftigen.

versehene Kaufläden; fabriziert wird nichts in die sich

Die

nur

Stadt

ist

wenige dürftig

sich auf

groben Wollenstoffe,

als die

gebaut

gebaute

gesprochen, wie

Orte

alle

Häuser

Keshua

mit

des

ganz gering.

ist

nicht einmal verstanden.

Hochlandes,

vorstehenden

hat

eckigen Platz,

an

welchem

üblichen Paar niedrigen

die

Türmen

Beschaffenheit

des

enge,

einen

vier-

scheunenartige Kirche steht mit

dem

für die kleinen

Bodens,

Glocken.

auf welchem

die

Bei der abStadt

steigen die auf die Berge zulaufenden Strassen ziemlich stark, die Querstrassen zwar nicht ganz horizontal laufen,

liegt,

während

aber doch weniger

sind.

Das Klima nebenbei

als

ist

mild, weit angenehmer als in Cajamarca,

besonders gesund und kräftigend.

und sehen sich selten Der Lebensunterhalt ist ausserordentlich

in ihren

wohlfeil.

klagte,

fand

ich

man die

zur Zeit Preise

gilt

Hoffnungen

dort oft Linderung ihrer Leiden

Misswachses, über den

und

Lungenkranke suchen

getäuscht.

lande

einfache,

Ziegeldächern,

schlecht gepflasterte Strassen mit einer Gosse in der Mitte,

uneben

die sich

Umgegend gelegenen

aber auch die Zahl der Weissen

spanisch

ist

schmucklos

schüssigen

Hauptort

Die Einwohner sind grossenteils mehr oder weniger dunkle Mestizen, ganz reine Indianer

giebt es nur wenige,

wird

ab, der sich

das niedere Volk kleidet.

Cholos, d. h.

Es

in grossen

und hat nahe an 3000 Einwohner,

mit der Bebauung ihrer kleinen, in der

fast alle

und

fliesst,

Die Ebene dacht sich

Trotz des

meiner Reise allgemein im Hochder

Lebensmittel,

besonders

des

Fleisches, noch niedriger als inChachapoyas. Ungeachtet ihrer Armut haben also die Menschen im Vergleich zu den ärmeren Volksklassen in Europa ein sorgenloses Leben: sie frieren nicht, haben hinreichende Nahrung und auch zur Bereitung ihres Lieblingsgetränks, der Chicha, bleiben ihnen immer noch genug Maiskörner übrig, wie die kleinen weiss und roten Fähnchen beweisen, die man an den Thüren der Häuser ausgehängt sieht. Auch scheint es nicht, als ob sich jemand dort überarbeite.

Besonders die Kaufleute oder Ladeninhaber führen notgedrungen

Nur vormittags kommen Leute aus der Umgegend, Waren in der Stadt zu holen. Den übrigen Teil des Tages stehen die Verkäufer vor ihren Thüren oder auf dem Platze umher, drehen und rauchen Papiercigarren, oder trinken von ein müssiges

um

Zeit

Leben.

ihren kleinen Bedarf an

zu Zeit in einer der spelunkenartigen Schenken ein Glas Chicha.


288

I^3S

Hochland von Nord-Peru.

kommen, oder ein Vermögen zu erUmständen niemand haben. Alle Welt

Aussicht geschäftlich vorwärts zu

kann unter solchen

werben,

scheint nur zu vegetieren.

Am

6.

verliess ich

]{.\\i

Cajabamba, begleitet von Herrn

Stunde weit das Geleit

halbe

eine

Ich

gab.

hatte

der mir

S.,

gewünscht,

hier

Tiere für die ganze Endstrecke meiner Reise zu mieten, und mein Lanck-

mann

hatte

geschlossen,

mit

dem

allein

Arriero

die

beiden

einen

dahin

lautenden

kleinen Pferde,

die

waren so mager und abgenutzt, dass ich nicht wagte, chuco hinaus zu behalten.

bamba

entfernt;

der

Weg

Diese Stadt überall

ist

ist

Kontrakt

man

Huama-

über

sie

ab-

mir brachte,

nur sechs Leguas von Cajasenkt und hebt sich zwar

gut,

doch sind die Thalgründe, die man durchkreuzt, nicht tief. Die Gegend ist nicht bewaldet, aber auch nicht kahl, Gebüsch wechselt mit

öfters,

Auf der zweiten Hälfte des Weges auf welchem sich die Ruinen einer alten Stadt und Burg befinden, die unter dem Namen Marca Huamachuco bekannt sind. Die Kunde von diesen Bauresten aus sehr Grasflächen und bebautem Land.

man

sieht

beständig den Berg vor

mich

alter Zeit, hatte

Umweg

sich,

veranlasst, bei

meiner Rückreise zur Küste einen

durch diese Gegend zu machen.

Die Trümmer,

man an

die

verschiedenen Stellen des langgestreckten Bergrückens bemerkt, lassen

schon von weitem die grosse Ausdehnung der Ruinen erkennen, die Erwartungen, welche diese später

doch nicht ganz

Wahrnehmung Früh

erfüllt.

bei mir erweckte,

am Nachmittage

allein

wurden

gelangten

wir

Anhöhe und sahen plötzlich in einem flachen Thalkessel die Stadt Huamachuco vor uns, ein höchst anmutiges Bild, welches durch die kühnen Umrisse der hohen Berge,

zum Rande

die

hinter

einer ganz allmählich steigenden

dem

Orte aufsteigen,

vorteilhaft

gehoben wird.

Ich fand

Aufnahme im Hause des Senor Manuel Isidro Cisneros, eines wohlhabenden Gutsbesit-^ers und Senators der Provinz, an den ich von Lima aus empfohlen war, und auch einen Brief von seinem Bruder, dem Subpräfekten von Cajabamba erhalten hatte. Man kann die GastWenn freundschaft im peruanischen Hochland nicht genug rühmen. gastliche

man

eine gute

als eine

Empfehlung nur

Art von Pass, auf den

für

einen Ort mitbringt, so dient diese

man durch

das ganze

Land

reisen kann,

indem immer der letzte Gastfreund die Empfehlung erneuert und sie an einen Gevattersmann oder Geschäftsfreund des nächsten Ortes richtet.

Huamachuco ist wie Cajabamba Hauptort einer Provinz gleichen Namens, welche zum Departement Libertad gehört, eine ziemlich ausgedehnte Provinz, die in fünf grosse Distrikte zerfällt und sich bis zum


t/3

2q



Huamachuco.

Maranon

erstreckt.

zuweisen

hat,

Die Lage

denn

das einzige Schöne, das die Stadt aufbetrachtet,

Hochlandes,

des

Ortschaften

kleineren

ist

Nähe

der

in

289

hat

gleicht sie

dieselben

den übrigen

unscheinbaren

Häuser an engen, schlecht gepflasterten Strassen, einen grossen

vier-

während die Mitte durch einen plump gearbeiteten Brunnen ohne Wasser verunziert seitigen Platz,

an

dessen

einer Seite

die Kirche

Die Einwohner, 3000 an der Zahl,

wird.

steht,

zum grossen

sind

Teil reine

Indianer, doch sprechen alle spanisch und die Keshuasprache gänzlich verdrängt worden. sind sie Arrieros,

teils

fast

mit ihren Maultieren an die Küste ziehen

die

und Waren von dort zurückbringen.

Die unmittelbaren Umgebungen

des Ortes scheinen wenig fruchtbar, der Thalgrund sumpfig, die Bergwände

ist

von Ackerbau und Viehzucht,

Sie leben teils

steil

und

ist

an vielen Stellen

daher die kleinen Landgüter

steinig,

der Bewohner meist in benachbarten Thälern liegen.

Die Frauen sind

geschickt in der Anfertigung feiner Gewebe, besonders aus Baumwolle.

Diese werden noch ganz nach alter Weise und mit denselben einfachen Gerätschaften gearbeitet, deren sich die Eingeborenen vor Ankunft der

Die mit Vorliebe gewebten Stoffe sind "lange schmale

Spanier bedienten. Schals,

die

festgesteckt

um

die Schultern geschlagen,

werden,

so

Im

Körpers herabhängen.

Grunde

dass

die

auf der Brust gekreuzt und

beiden

Mittelstücke

Enden zu den

des Schals

kleine indigoblaue Figuren eingeM'ebt,

sind

Seiten in

des

weissem

welche denen ähnlich

man bei den in alten Gräbern aufgefundenen Geweben antrifft. Die beiden Enden des Umschlagetuches bestehen aus zwei fusslangen

sind, die

Spitzen, die nicht angenäht, sondern eine Fortsetzung des sind, in

Lücken gebildet und mit werden. einen

Grundgewebes

welchen durch Zusammenziehen der Fäden grössere und kleinere allerlei

kunstreichen

Stickereien

ausgefüllt

Die Anfertigung eines feingewebten Schals erfordert wenigstens

Monat und der

Preis eines solchen

ist

Diese Gewebe wurden früher an der Küste neuerdings

durch

25

— 30

viel

Sols (75

— 90 Mark).

getragen,

sind

aber

europäische Fabrikate verdrängt worden und finden

daher weniger Absatz.

Huamachuco

liegt

auf 7° 45' südl. Breite, 3260 Meter über

also fast 400 Meter höher als

die Vegetation spärlicher.

Cajabamba.

Man

sieht viele

Das Klima

überall

andeutet,

dass

man

sich

dem

Meere,

daher kühl und

baumartige HoUundersträuche

(Sambucus americana) und Kisuars (Budleja sein

ist

incana), deren

Vorhanden-

nahe an der Grenze des Baum-

wuchses befindet.

Der Mais gedeiht nicht mehr, nur etwas Weizen und Läge die Stadt nur 1000 Fuss tiefer, so würde sie ein sehr angenehmer Aufenthaltsort sein, denn ihre Lage ist geschützt und

viel

Gerste.

Middendorf, Peru

III. j


Das Hochland von Nord- Peru.

2Q0

die umliegenden Berge sind interessant durch

Formen:

ihrer

bestehen

sie

aus sanft abgedachten Höhen.

Süden.

sich

gen

weit

höheren

die Verschiedenartigkeit

bilden sie mächtige, kräftig gestaltete Massen,

teils

Dort

Cerro

liegt

negro,

teils

Die höchsten Berge erheben

zunächst der

Mamorca

als

Vorberg des

einer dunklen, in eine felsige Spitze aus-

Höhen Tucupuina und Santa Barbara, hinter welchen neben dem Cerro negro der höchste Berö- dieser Gegend sichtbar wird: der Huailillas oder Nevado von Huamachuco. Der Norden Perus hat nur wenige Schneeberge aufzu-

laufenden Gebirgsmasse; etwas nach Osten folgen die

weisen und auch auf dem Huailillas bildet das Eis keine vollständige Decke, sondern füllt nur die Felsspalten des Gipfels aus. Noch mehr liegt der Thalgrund, daher die Höhen, die denselben abUnter der grösseren Entfernung niedriger scheinen. wegen schliessen, der Stierberg, bekannt durch toro, del Cerro der diesen ist zu erwähnen bildet nördliche Thalwand der die Silbergruben; seine ehemals reichen vorbeiführt. von Cajabamba der Weg Cerro Sason, an dessen Fuss

nach Osten

Nach Westen

zu

wird

das

Thal durch zwei

unmittelbar bis an die

Häuser herantretende felsige Berge dem Wirklichkeit jedoch verengert es sich daselbst zu einer engen Spalte zwischen den Bergen Tuscan und Cacanan, durch welche ein kleiner Anschein nach geschlossen, in

Fluss

in

seinem

abschüssigen

Felsenbett

Cacaiian erhebt sich der Bergrücken,

wendet der Stadt seine schmale

dieser

Wege von Cajabamba

hinabrauscht.

Über dem

auf welchem die Ruinen hegen; Seite zu,

während man auf dem

her stets die ganze Länge desselben vor

Augen

Ein etwas sumpfiger Wiesengrund östlich von der Stadt, welcher^ wenn man thalaufwärts blickt, links vom Cerro Sason, rechts vom Tucupuina begrenzt wird, heisst Pampa del cuchillo, das Messerfeld. hat.

ist durch ein klägliches Ereignis der peruanischen geworden, denn hier wurden im Kriege mit Chile bekannt Geschichte die letzten Streitkräfte Perus unter Befehl des nachmaligen Präsidenten

Diese kleine Ebene

Cäceres

teils vernichtet,

teils

zerstreut.

Die wenigen Überlieferungen, die uns die alten Schriftsteller über unbestimmt die Geschichte von Huamachuco aufbewahrt haben, lauten lebte zur Garcilaso Nach Einklang. und stehen nicht miteinander im

da diese Gegend von den Inkas unterworfen wurde, daselbst ein angesehener Häuptling Namens Huamachuco, nach welchem diese

Zeit,

Die Bewohner des Landes waren Götzendiener, welche biuite Steine verehrten, nicht in Ortschaften, sondern in zerstreut Huamachuco war ein weiser, wohlliegenden Wohnungen lebten. meinender Mann, der bei Annäherung der Inkas diesen nicht nur keinen Provinz benannt wurde.




Huamachuco.

Widerstand

leistete,

aufzunehmen,

um

sondern

sein Gebiet in ihr

Hess,

Reich

durch Einführung ihrer Gesetze und ReHgion seine

rohen Stammesgenossen zu Unter Pachacutec,

erheben.

bitten

sie

291

einem höheren Grade von Gesittung zu dem Sohne des grossen Huirakocha und

neunten Könige, nahmen die Inkas Besitz von dem Lande. Der Inka Pachacutec war dabei nicht selbst zugegen, sondern das Heer stand unter dem Befehl seines Bruders und Stellvertreters, des tapferen und kriegserfahrenen Generals

und

prinz

nachmalige

Kapak Yupanqui, den

sein Neffe,

der Kron-

König,

Yupanqui,

begleitete.

zehnte

Huamachuco empfing von den Prinzen

Inka

Geschenke und später Gunst- und Ehrenbezeugungen, die auf seine Nachreiche

vom Könige viele kommen übergingen').

Nach Cieza de l.eon wurde die Provinz Huamachuco erst später unter Tupac Inka Yupanqui dem Reiche einverleibt. Tupac war der Sohn des Königs Inka Yupanqui, also elfter König. Übrigens führt auch dieser Chronist

an,

dass

die

Inkas

bei

der Unterwerfung der

und Cajamarca wohl einige Gefechte zu liefern hatten, aber im ganzen die Bewohner jener Gegenden ohne viel Blutvergiessen durch mildes und kluges Benehmen gewannen und zu Provinzen

zwischen

Jauja

ihren Vasallen machten.

Die ersten Spanier, die nach Huamachuco kamen, waren Hernando Pizarro

und seine Begleiter auf ihrem

Zahlmeister Estete nennt

sie in

Ritte

nach Pachacamak.

Der

seinem Berichte »eine ansehnliche, von

Stadt, die gut aussieht und grosse Häuser hat.« Von Gebäuden und von den »Palästen der Inkas«, die nach Cieza in der besten Gegend gestanden haben sollen, findet sich Dagegen sind in der Umgegend noch an drei nirgends eine Spur. Orten Ruinen alter Bauwerke vorhanden. Nahe an der Stadt liegen auf

Bergen umringte diesen grossen

dem Berge Sason

zwei grosse, allein stehende Mauerstücke; von einem

nach Westen gelegenen Vorberge des Sason

Ebene am Fusse desselben

die

kocha Pampa genannt wird;

Trümmer bei

sieht

man

auf einer kleinen

einer Ortschaft, welche Huira-

weitem

die ausgedehntesten

aber befinden sich auf einem hohen, westlich

vom

Ruinen

Orte gelegenen Berge

und sind unter dem Namen Marca Huamachuco bekannt. i)

Garcilaso,

Com,

I,

VI, 14.

auf eine Person bezogen habe,

Dass der

Name Huamachuco

dafür spricht auch der Sinn

Keshuasprache entlehnt und besteht aus huaman

ursprünglich

sich

Es und chucu

des Wortes.

der Falke

ist

der eine

Kopfbedeckung, Helm, Haube. Demnach bedeutet huama(n)-chucu entweder einen falkenähnlich gestalteten Helm oder eine mit einer Falkenfeder verkriegerische

zierte

Mütze, und war also ein ganz passender

Name

für einen Häuptling.

IQ*


Das Hochland von Nord-Peru.

2Q2

Den Tag nach meiner Ankunft hatte ich zum Besuch bestimmt, konnte aber meine Wanderung nicht so früh ich

hielt,

Der Weg

antreten, wie

hatte,

da mein Wirt, der Senator, seine Pferde nicht im

sondern

auf einem in der Nachbarschaft gelegenen Gute.

gewünscht

Orte

Ruinen

dieser

führt

zunächst

über

einen felsigen Vorberg,

dessen

steiler

Fuss bis unmittelbar an die Häuser der Stadt reicht. Der Name dieses Berges, Cacafian, rührt von der Beschaffenheit des Weges her, denn Kaka bedeutet Felsen und nan einen Weg. Die alte Landessprache ist

dieser

in

Gegend

so vollständig vergessen,

dass mein Führer, wie-

wohl ein Indianer, die Bedeutung des Wortes Cacanan nicht kannte. Nachdem man an der felsigen Bergwand bis nahe zum Gipfel empor-

geklommen ist, senkt sich der Weg wieder bis zu einem Sattel, worauf er am Abhang eines zweiten Vorberges hinführt und sich endlich zur Ich war um elf Uhr vom Hause des Höhe, des Hauptbergs erhebt. mein Pferd immer in scharfem Schritt weggeritten, hatte Cisneros Senor auf dem Gipfel an. vor i Uhr kurz langte und gehalten Der Berg fläche 1,5

ist

ein

kurzer Rücken, dessen etwas abgerundete Ober-

Kilometer lang und 500 Meter breit

ist.

Die nördliche, nach

und geht am Fasse in leicht Cajabamba hinsehende Bergwand ist bedeutend steiler Abhang südliche Der gebrochenes Land über. welchem ein kleiner in Thal, und senkt sich in ein tiefes schluchtartiges Am oberen Teile der Bergwand Fluss dem Condebamba zuströmt. treten Sandsteinfelsen zu Tage, deren horizontale Lagen den Gipfel Auf dem oberen Rand dieser Felsdes Berges stufenartig umgeben. stufen erhebt sich eine Ringmauer, welche ehemals den ganzen Berggipfel umgeben hat, jetzt aber verfallen und an vielen Stellen ganz liegt frei

eingestürzt

dem

woselbst

Der höchste Punkt des Berges

ist.

Meere, sich

380 Meter höher eine

als

die Stadt.

liegt

Vom

3640 Meter über westlichen Ende,

etwas niedrigere Plattform findet,

hat

man

einen

weiten Rundblick über das Thal von Condebamba, sowie nach rechts in

die

Gegend von Cajabamba.

aus nicht sichtbar, da

Der Eingang

in

sie

Die Stadt Huamachuco

ist

von oben

durch den Vorberg Cacanan verdeckt wird.

den von Ringmauern umschlossenen

Raum

befindet

und der Weg, der dort zu demselben hinaufNur an der linken Seite lässt sich noch ein führt, ist eng und steil. Ül)errest des schmalen Thorwegs erkennen, an der rechten Seite fehlt die Mauer. Ob noch andere Zugänge zum Gipfel vorhanden sind, wusste mir der Führer nicht zu sagen. Die Bergwände sind überall steil und bestehen auf langen Strecken aus senkrechten Felsen, so dass Innerhalb der Mauer es dort einer Schutzmauer gar nicht bedurfte. sich

an

der

Nordseite


Huamachuco. liegen überall

die

Trümmer

Mauerreste

Stelle

des

Berges

hängenden Bau.

ein

Wohnungen

doch erheben sich und sind mit Gras und Die Hauptmasse der Ruinen nimmt die höchste und gehört offenbar zu einem zusammenalter

nur wenig

Gestrüpp überwachsen.

293 zerstreut,

über den Boden

Dieser bildete ein Rechteck, dessen grosse, 200 Meter

lange Seiten quer über den Gipfel liefen und beinahe die ganze Breite

desselben einnahmen.

Die

schmale Seite misst etwa 70 Meter, doch

durch angefügte Nebenbauten eine Der nach Norden gelegene Teil dieses Schlosses oder Palastes

war die Breite an mehreren grössere.

Stellen

Nordwestliche Ecke der Bure;ruinen.

enthielt

eine grosse Anzahl von Sälen

sich lange

Gänge erkennen

lassen.

und Zimmern, zwischen denen

Dieser Teil des Baus scheint über-

denn die Aussenmauern sind Das südliche Ende des Palastes war von den übrigen Räumlichkeiten durch einen Gang geschieden und bildete eine

all

ein

Obergeschoss gehabt zu haben,

auf lange Strecken hoch.

besondere Burg oder Festung, welche durch die ganze Breite reichte.

Der Teil dieses Gebäudes, wo sich der Eingang befand, ist zusammengestürzt und die Trümmer sind dicht mit Gebüsch überwachsen, durch welches

man

sich

nur mit

Mühe

hindurcharbeiten kann.

Man

gelangt

darauf auf eine zwanzig Fuss höher gelegene Fläche, auf welcher

man


Das Hochland von Nord-Peru.

294

zwischen Mauerresten und Gestrüpp den Eingang zu einem

Gang

führenden des

Palastes

Meter

umgeben ander

trilTt

behauene

der

haltenden

westlichen

Stücken ist.

Erde

Längsseite

einen dreissig

der auf drei Seiten mit Gebäuden

Hof,

Die Mauern bestehen

war.

gefügten

gebrochen worden roh

man an

Geviert

ins

in die

Zwischen dieser Burg und den Wohnräumeii

erblickt.

aus unregelmässigen, an ein-

alle

der auf dem Berge selbst Zu den Ecken und Kanten der Gebäude sind

von

Sandstein,

Thorwege und regelmässige

verwendet;

Quadersteine

Fensteröffnungen sind in diesem Teile der Ruinen nicht mehr zu ent-

Mauern sind mit Gras, Kräutern und Gestrüpp überwachsen, welche streckenweis eine dichte Decke bilden, unter der die decken.

Alle

Wände verborgen sind. An dem nordöstlichen Ende des Gipfels findet sich eine kleine Ruinengruppe, deren Wände nicht mit Vegetation bedeckt sind und welche aus einer Reihe kleiner Zimmer mit Fenstern nach aussen Am entgegengesetzten südwestlichen Ende ist der Abhang bestand. stärker geneigt, dort stehen einige Hirtenhäuschen, in deren Nähe es Steine der

auch etwas Wasser die

dort

Hesse

giebt.

In der Hauptruine habe ich von einer Quelle,

vorhanden gewesen

sich

nicht

begreifen,

sein

wie

stehenden Berges sich anderes wasser

vorfinden

sollte.

Huamachuco müssen bedarf aus

Die

soll,

als

höchsten

in

Entfernung

Auch

eines allein

Stelle

Cisternen aufgefangenes Regen-

ehemaligen

also wie die der

beträchtlicher

keine Spur gefunden.

auf der

Bewohner

von

Marca

Malca bei Cuelap ihren Wasserherbeigeschafft

und

bei

einer

feindlichen Belagerung sehr bald an Durst gelitten haben.

Mein Führer, der gleich den meisten aus alter Zeit für Werke der Inkas hielt, des Hauptgebäudes, welcher im vorigen

wurde,

sei

die Kirche oder der

seiner Landsleute alle Bauten erklärte mir, der südliche Teil

als

Burg oder Festung bezeichnet

Sonnentempel gewesen; der nördliche

Zimmern bestehende Bau das Kloster der auserwählten Auch ich selbst hatte früher geglaubt und gehofft, den Ruinen von Huamachuco einen Inkabau zu finden, etwa wie

aus einzelnen

Sonnenjungfrauen. in

Alt-Huänuco oder wenigstens einen Militärposten wie das kleine Fort

Aber schon ehe ich die Bauten selbst untersucht der hohen Lage derselben schliessen, dass sie schwerlich ein Werk der Inkas sein könnten und zwar aus denselben Gründen, die bereits bei der Beschreibung von Cuelap angeführt wurden.

von Pomacocha. hatte,

musste

ich aus

Die Heerstrasse, welche die nördlichen Provinzen des Reichs mit der Hauptstadt Kusko verband, führte durch diese Gegend. Wo die Inkas zur

Sicherung

ihrer

Herrschaft

befestigte

Lager

fih"

nötig erachteten.


P4



Huamachuco.

295

Wegen an, so in Cajamarca, in PomaNamora und auch in Huamachuco. Miguel Estete erzählt in seinejn Bericht, man habe daselbst grosse öffentliche Gebäude (aposentos) gefunden, in welchen sie einquartiert und vom legten

an

dieselben

sie

ihren

cocha, auf der Ebene hinter

Statthalter des

festung

Königs empfangen worden

erwähnt er

Zieht

nichts.

Huamachuco Formen entdecken lassen, Ruinen von

sich

so

man

keine

seien,

aber von einer Berg-

ferner in Betracht,

den

kommt man

Inkabauten zu

dem

dass in den

eigentümliche

Schluss, dass diese

Bauten aus der Zeit vor der Unterwerfung des Landes durch die Inkas dass sie wie Cuelap Zufluchtsorte der Bewohner in den

herrühren,

Fehden mit ihren Nachbarn waren. Nach der Besitzergreifung des Landes durch die Inkas wurde die Burg entweder zerstört, oder die darum liegenden Wohnungen verlassen, da bei der allgemeinen Sicherheit für den Aufenthalt in so unbequemen Orten kein (rrund mehr vorhanden

war.')

Ehe wir

die

Burg Marca Huamachuco verlassen, erwähnen wir noch auf welchem sie steht.

einer klimatischen Eigentümlichkeit des Berges,

Nach dem

der Mauern und in der Umgebung wächst, muss die mittlere Temperatur hier wärmer sein, als an anderen auf derselben Höhe gelegenen Orten. Auf meinen bisherigen Reisen hatte ich gefunden, dass in der Regel bei 3500 Meter, und oft schon früher, der Baum- und Buschwuchs aufhört, und die sogenannte Jalca beginnt, auf welcher nur Gras und niedere Kräuter gedeihen, während auf der Höhe von Huamachuco bei 3640 Meter dichten Gebüsch zu schliessen,

noch

Vegetation

die

gewisse Üppigkeit

eine

dieser interessanten Thatsache scheint die

zwei tiefen Thälern zu

das innerhalb

Die

bewahrt.

Ursache

Lage des Berges zwischen

aus denen die erwärmte Luft beständig an

sein,

seinen steilen Abhängen emporsteigt.

Am

folgenden Tage bestieg ich den

Wenn

l)

nördlich

wir somit die Inkas nicht als die Erbauer von Marca

trachten können, so müssen wir doch einräumen, dass der

herrührt oder wenigstens ihrer Sprache

chuco

in der

Keshuasprache

als

Wort, das sowohl der KeshuaBedeutung. vielen

von

Im Aimara

auf marca

entnommen

ist.

»Falkenhelm« wurde

als

bedeutet;

Name

der Stadt geHuamachuco be-

des Ortes von ihnen

Die Bedeutung von Huama-

bereits erwähnt.

Marca

ist

ein

der Aimaräsprache angehört, aber in verschiedener es Stadt,

endigenden Ortsnamen

überhaupt

grössere Ortschaft,

auf Niederlassungen

daher die

der Aimarärasse

hin-

Im Keshua dagegen bedeutet marca den oberen Rand von etwas, den oberen Stock eines Hauses, auch wohl einen Turm, und dass es im vorliegenden Falle in diesem Sinne gebraucht ist, geht daraus hervor, dass es dem Ortsnamen vorsteht. Es bedeutet also Marca Huamachuco so viel wie Ober Huamachuco, was ja auch der deuten.

Sachlage entspricht.


Das Hochland von Nord-Peru.

2q6

um

legenen Cerro Sason,

als

die

die auf seinem Gipfel befindlichen

Ruinen zu

Diese sind weniger ausgedehnt und noch mehr verfallen

besichtigen.

Burg von Marca Huamachuco.

eine Ortschaft gestanden zu haben

und

Es scheint hier

alter Zeit

in

die meisten Mauerreste rühren

von Wohnungen her. Von den Befestigungen welche einst diese Häuser umgeben haben mögen, sind nur noch zwei hohe, nicht mit einander in Verbindung stehende Mauerstücke übrig, die man in einiger ,

vom

Entfernung Steigt

man

am

Gipfel

westlichen

Abhang des Berges bemerkt. man den Weg, der von

auf dieser Seite hinunter, so kreuzt

Cajabamba kommt. an deren Fuss schaft liegen

Jenseits desselben erhebt sich eine kleine

man

die

zerfallenen

Anhöhe, Häuser einer massig grossen Ort-

Diese war regelm.ässig

sieht.

Orte im Hochland mit geraden Strassen,

angelegt wie

die

die von einem

jetzigen

der Mitte

in

Dem Anscheine nach war es und später während des Baues verlassene auch der Name, den die Eingeborenen, als sie

gelegenen viereckigen Platze ausliefen. eine von Spaniern gegründete

Dafür spricht

Kolonie.

noch

sich

ihrer einheimischen

Sprache bedienten,

Die flache Bodenausbreitung,

haben.

finden, heisst

Gleich

Huirakocha Pampa,

am Tage nach

mich bemüht,

d.

dem

Orte

gegeben

auf welcher sich die Ruinen beh.

Feld der weissen Herren

meiner Ankunft

Huamachuco

in

').

hatte

ich

mir die zur Fortsetzung der Reise erforderlichen Tiere

zu verschaffen, hatte aber auf meine Anfragen nur abschlägigen Bescheid erhalten.

Mein

der Senator,

Wirt,

Pferde und Maultiere,

im Begriff war,

sich

gresse einzunehmen. kürliche

Schalten

Zwangsmassregeln

und da der Perus

brauchte er

da er

um seinen Sitz im Konkam mir diesmal das will-

In dieser Verlegenheit

Verwaltungsbehörde

zu

statten,

durch

deren

Cajamarca meine Abreise verzögert worden war;

Hergang dieser Angelegenheit

kennzeichnet,

denn die

selbst,

nach Lima zu begeben,

der in

konnte mir nicht helfen,

über die er verfügte,

so

hoffe

ich,

dass dies

die Zustände die Erzählung

im Innern der

hier

Der Subpräfekt von Huamachuco hatte früher den gleichen Posten in Cajabamba bekleidet und war erst vor kurzem von dort hierher versetzt worden. Herr Touzet, folgenden Einzelheiten entschuldigen wird.

l)

Seit

den Zeiten der Eroberung wurden die Spanier von den Peruanern Huira-

da man sie wegen ihrer bärtigen Gesichter und weissen Hautfarbe Abkömmlinge des höchsten Landesgottes Huirakocha betrachtete, ein Glaube, der nicht wenig dazu beitrug, die Unterwerfung des Landes zu erleichtern. Bis zum heutigen Tage hat sich diese Bezeichnung erhalten, und besonders im Süden werden

kochos genannt, •als

von den Indianern unvermischten Blutes alle Weissen sowie auch vorwiegend europäischer Abstammung Huirakochas genannt.

die Mestizen

mit


Huamachuco.

der Franzose,

297

dessen Hause ich in Cajabamba gewohnt hatte,

in

war

mit demselben befreundet und hatte mir einen Brief an ihn mitgegeben.

Am

nächsten Morgen also, ehe ich meine Wanderung nach den Ruinen

auf

dem Berge Sason und

präfekten,

nicht weiter

ich

mich zum Hause des Sub-

nebst seinem Profossen vor

selbst

der Thür.

begrüsste er mich sehr zuvorkommend.

Als er den Brief gelesen,

möge mich

begab

antrat,

traf ihn

bemühen, bemerkte

er,

werde

er

für die

Ich

nötigen

Tiere und ihre Treiber sorgen, und zwar schon für den nächsten Tag,

wenn

ich es

wünsche; denn die Obrigkeiten seien

die mi Auftrage der Regierung reisten, jeden in ihrer

Vorschub zu

und

sein

im Staatsdienste zu

nicht

mit

deklamatorisch,

um Geld

nicht,

und

bedauerte

Ich

leisten.

nur ein Privatmann zu

stehen.

Einerlei!

Dienst und diese

Ihnen zu Dank

ist

er

etwas

Sie

reisen

rief

Handbewegung,

sondern im Interesse der Wissenschaft,

zu verdienen,

Sie leisten der Republik einen

im Interesse des Staates.

also auch

Macht stehenden

darauf,

theatralischen

einer

Herren,

verpflichtet,

obwaltenden Umständen nichts

Ich hatte unter den

verpflichtet.

dawider,

Regierung reisenden Beamten zu gelten,

einen

für

und mir

Glück zu seiner edlen Denkungsart,

im

selbst,

der

Auftrage

dem

wünschte

Snbpräfekten

ihn getroffen

zu

worauf ich mich dankend empfahl und an meine Tagesarbeit

haben,

Am

nächsten Tage war ich eben von meiner Wanderung auf den

Cerro Sason zurückgekehrt,

als

man

die mir

mir meldete, zwei Tiere,

der Herr Subpräfekt schicke, ständen im Hofe zu meiner Besichtigung. Wirklich fand ich daselbst den Profossen, der den hochtönenden Titel eines Comisario

am

Maultier

mayor

Halfter

führte,

und mit ihm eine kleine sowie einen jungen

hielt,

stämmigen kleinen weissen Pferde.

Die

sah mürrisch aus und sagte nichts. Frau,

»ich

liere!«

dem

habe nur die eine Mauleselin, wenn

ihr

bedungene

einen guten Preis

und

Summe

in

ich

Thränen und meinte,

bezahlte

Mensch

ich

sie

nun

jetzt ver-

ich

Bedingungen gemietet Bedeuten,

vorausgesetzt hatte, sondern

Sie

ihr

habe

am

halte,

liess,

ein

darauf mit

unterhandelte

zwei

blanken neuen Stücken.

auch gut behandeln.

dem

sie

vergüten.

noch ein Glas Branntwein reichen

mit

einem

mit

der junge

Ich tröstete die Frau, indem ich ihr erklärte, ich wolle ihr Tier

Profossen,

eselin

F'rau weinte,

»Ach, lieber Herr«, schluchzte die

keineswegs unentgeltlich benutzen, wie

werde

alte Frau, die ein

Burschen

Sols

mehr

Und

als

als

die

ich

ihr

aus-

dazu

trocknete sie ganz gerührt ihre

gutes Herz und werde

Nachdem

ich

entliess

ich

ihre

Maul-

dann das Pferd zu denselben die Frau und den Burschen

darauffolgenden Morgen bei Zeiten ihre Tiere


Das Hochland von Nord-Peru.

2q8

Der Profoss

bereit zu halten.

Mann

schon älterer

Er war

blieb noch.

ein kleiner, lahmer,

und

mit einer dicken roten Säufernase

laufenen Augen, bekleidet mit einem alten Poncho und

Nun

rigen Strohhut.

den

noch ein Führer, bemerkte ich ihm.

fehlt

Warum?

im Gefängnis.«

fragte ich.

»0!& meinte der Profoss mit einem

listigen Blinzeln,

entgegnete

habe ihn zur Sicherheit einstecken

»ich

»Für

»er sitzt

auch schon gesorgt«,

ist

blutunter-

einem schmie-

er,

damit

lassen,

etwa

nicht

er

war verwundert über die Vorsicht des Profossen und noch mehr über die unumschränkte Macht, mit welcher über Nacht wegläuft.«

dieser

untergeordnete

Ich

Beamte über das Eigentum inid die Freiheit Wir gingen zusammen zum Stadtgefängnis,

seiner Mitbürger schaltete.

wo

Mann

wirklich der zu meiner Begleitung ausgewählte

licher Missethäter

dicken Eisenstäben

hinter

Übereinkommen

wie ein gefähr-

Ich

stand.

mit

schloss

wodurch er sich verpflichtete, mich bis Trujillo zu begleiten, machte ihm eine Anzahlung und Hess ihn darauf in Freiheit setzen. Er war mir dafür sehr dankbar, und zeigte auf der ihm

ein

Reise

wiewohl

stets die grösste Dienstwilligkeit,

schon 59 Jahre

fuhr,

ab,

alt

er,

wie ich später

er-

war.

Nach Hause zurückgekehrt, erzählte ich dem Senator, auf welche ich Tiere und einen Führer zur Weiterreise erhalten habe. Mein

Weise

Wirt fand durchaus nichts Anstössiges

und

geriet,

da

Verfahren des Profossen,

In seiner Jugend, bemerkte

erinnerte, sogleich in P^ifer.

weniger Umstände gemacht. schicken,

dem

in

er sich hierbei seiner eigenen Interessen als Arbeitgeber

so fing

man damit

und ihn mit der doppelten

dem

an,

Indianer

25

habe man

Hiebe aufzuzählen

wenn

bedrohen,

zu

Strafe

geschriebene Zeit nicht einhielte, worauf der Bote davon Jetzt

er,

Wollte jemand einen Boten nach Trujillo

lief

die

vor-

wie ein

Pfeil.

er

habe man die Indianer durch sanftere Behandlung verwöhnt und

Unrecht daran gethan, denn weder durch gute Worte noch durch gute Bezahlung Hessen bewegen.

gewohnt und sinnig

ist

sie sich

Sie müssten fühlten

aus ihrem Stumpfsinn reissen und zur Arbeit

gezwungen werden, wohl

sich

dabei.

seien keine andere

Behandlung

der Indianer

stumpf-

und durch Jahrhunderte lange Unterdrückung das Gefühl und

den Trieb zur Selbständigkeit eingebüsst rede,

Dass

ebenso geben wir

zu,

ihm zur anderen Natur geworden

vormundung

bedarf,

aber

handlung wohl

fühle,

sagen,

magerem

dass bei

ist,

stellen wir

und dass

dass er sich

Hesse

hat,

nicht in Ab-

dass die Gewohnheit des Gehorchens bei

sich

Futter in

bei

einer

er

seiner

eben so wohl

gewissen Be-

gegenwärtigen Be-

von

einem Maultier

einer 'i'retmühle gehen muss.

Die

zum Gehorsam.

Ihr

Inkas gewöhnten ihre Unterthanen zur Arbeit und


Rückkehr zur Küste.

Regiment war

streng, aber dabei gerecht,

väterlicher Vorsorge

voll

für

das

299

und neben der Härte zugleich

materielle

Wohl

Die

ihres A^olkes.

Spanier dagegen haben den schüchternen Charakter der Eingeborenen

Nachkommen, die jetzige herrschende Rasse, zum heutigen Tag. Daher kommt die Indianer, die für Unterwürfigkeit dass trotz ihrer Demut und Klagen kein Ohr finden, sich von Zeit zu Zeit in blutigen Aufund

missbraucht,

ihre

folgen diesem schlechten Beispiel bis es,

ihre

ständen erheben, und dann ihrem verhaltenen Groll durch entsetzliche

Grausamkeiten Luft machen, die

bis

durch die Überlegenheit der Waffen

Empörung wieder gedämpft, an

der Lage der Indianer jedoch nichts

geändert wird.

Rückkehr zur Küste.

Die Entfernung von Huamachuco bis Trujillo beträgt etwa 36 Leguas (200 Kilometer); der grösste Teil des Weges führt entweder über

Hochland oder durch stark fallende Thäler, nur am Meere zieht sich ein Saum ebenen Landes hin. Das Andesgebirge ist bei Huamachuco Statt eines weiten

nicht breiter als bei Cajamarca, aber anders gestaltet.

den Rücken einsenkt, finden wir hier eine ausgedehnte Bergmasse, aus welcher eine Reihe von Thälern entstehen, deren Wasser bald dem atlantischen, bald dem stillen Ozean zufliessen. Beckens,

das sich dort

in

Die Wasserscheide wird nirgends durch einen deutlich hervortretenden

Höhenzug bezeichnet, sondern mehr vermutet als erkennt, und

gewundene manchen Flüssen,

bildet eine

ihrer Quellen überschreitet, weiss

bei

man

zimi anderen Wassergebiet gehören.

nicht,

Das

ob

zu

sie

eigentliche

Linie,

die

dem

man

die

man

unweit

einen oder

Hochland

etwa

ist

20 LegLias breit und reicht bis nach Otuzco, einer kleinen Stadt in einem tiefen Thale,

dem man sodann

bis

an die Küste

chuco nach Otuzco giebt es zwei Wege:

folgt.

einen kürzeren,

Von Huamader stets in

den höchsten Gegenden der Jalca bleibt, die ganz unbewohnt sind, und einen zweiten etwas längeren, auch lästigeren, auf welchem man aber von Zeit zu Zeit Hirtenhäuschen, Yiehzüchtereien, auch eine kleine Ortschaft

antrifft,

zubringen braucht.

und daher die Nacht nicht unter freiem Himmel zuAuf den Rat des Senators Cisneros wählte ich den

letzteren.

Am

9.

Juli

von Huamachuco meiner Abreise schaften,

dass

die

denn

brach auf.

einen

ich

mit

meinem neuen Führer Manuel Lesama mir am Morgen

Ich hatte einige Schwierigkeit, für

den

Weg

hinreichenden

infolge der Missernte herrschte solcher

Mehrzahl

der

Brotbedarf

anzu-

Mangel an Weizen,

Bewohner überhaupt gar kein Brot

ass,

und


ßOO

Das Hochland von Nord-Peru.

auch mein Wirt sich

alle

Nachbarschaft gelegenen mit einem Sack

bis vier

Tage von einem Hess.

Als

seiner in der

endlich

missfarbigen Gebäcks zurückkam,

harten,

voll

von seiner Frau

drei

Güter versorgen

mich

welche

begleitet,

Lesama war

er

mit vielen Thränen bat, ich

möchte ihren Mann doch gut behandeln, und ihn meiner Fürsorge empfahl, als sei er ein Junge, den ich führen sollte, nicht er mich. Ein Glas Branntwein

hatte

Eigentümerin

der

des

bei

ihr

dieselbe

beruhigende Wirkung wie bei

Der Schnaps

Maultiers.

ist im Hochland der Menschen in allen Lebenslagen. Man trinkt aus Freude oder aus Kummer, und wenn beide Veranlassungen fehlen, um

tröstende Begleiter des

berauschen

oder wenigstens aufzuregen. Der Charakter des und gedrückt, nur unter dem Einfluss des Alkohols lebt er etwas auf Doch auch im Rausche ist er nicht fröhlich, alle Gesänge haben etwas Trübsinniges, Schwermütiges, zuweilen sind sie zu

sich

Indianers

ist

traurig

schauerlich.

Man

reitet

von Huamachuco aus zunächst über eine massige Anhöhe

und gelangt dann in das Thal des Flusses, der am südlichen Fusse des Berges von Marca Huamachuco vorbeifliesst. Nach zwei Stunden überschreitet man den Fluss, wendet sich nach rechts in die Berge und beschreibt einen weiten Bogen um den Cerro negro und Nevado Huaylillas, die man beständig vor Augen hat und von denen man sich nicht zu entfernen scheint. Gegen IVIittag stiegen wir in ein enges Thal, wo wir auf einem Rasenplatz vor einer Schäferhütte etwas rasteten; dann hob der Weg sich wieder, führte stundenlang hoch an Bergabhängen bis er sich neuerdings senkte und wir nunmehr den Nevado aus dem Gesicht verloren. Die Berge wurden jetzt felsig und wir kamen an hohen Wänden von vulkanischem Tuff and Trachyt vorüber. An den Grenzen des eruptiven Gesteins sah man die Lagen des Thonschiefers senkrecht aufgerichtet. Als wir von diesen felsigen Höhen herabgehin,

stiegen waren, in einer

wurde der bisher gute

Man

sumpfigen Wiese.

Weg

sah

aus

undeudicher und verlor sich

den auseinander

laufenden

Hufspuren, dass hier jeder Reisende seinen eigenen Pfad gesucht habe.

Auch den

wir thaten ein Gleiches

unsicheren Boden

und

getroffen

ich glaubte

bereits

eine Furt über

zu haben, als mein Maultier mit den

Vorderfüssen durch die Rasendecke brach und bis an die Brust in den darunter verborgenen schwarzen Schlamm sank. Der Sturz kam so plötzlich,

dass

keinen Schaden

ich

über

erlitt,

den Kojjf des Tieres geworfen wurde, aber

denn

ich

Maultier, von meiner Last befreit,

Weg

Auch das

fiel

auf weichen Grund.

kam

bald wieder auf, worauf ich den

zu Fuss fortsetzte und auf mancherlei

Umwegen nach

einer halben


Rückkehr zur Küste.

-?qj

festen Boden erreichte. Kurze Zeit darauf langten wir Hacienda Chuyahiial an, welche in einem tiefen Thal, aber noch 3390 Meter hoch liegt. Der Besitzer dieser Viehzüchterei, ein

Stunde

wieder

der

bei

Verwandter des Senators Cisneros, nahm uns gastfreundlich auf, wiewohl ich versäumt hatte, mich an ihn empfehlen zu lassen. Die Familie dieses Gutsbesitzers war zufällig bei ihm zu Besuch, fürs gewöhnliche lebte dieser allein auf

dem Lande, während Das Leben

Huamachuco wohnten.

eines

seine Frau

Gutsbesitzers

und Kinder in

in

der Sierra

und freudenlos. Das Klijna ist kalt, die Landschaft Ländereien ausgedehnt, die Wege, welche täglich zurückgelegt werden müssen, weit und unbequem; dazu Mangel an gebildetem mühselig, hart

ist

eintönig, die

Umgang, Einsamkeit und Führer eine in

schlechte Kost.

freudige Überraschung

Spät abends wurde

meinem

zu Teil: sein ältester Sohn langte

Chuyahual an, nachgeschickt von

seiner

vorsorglichen Mutter,

seinem Vater beim Aufladen des Gepäcks zu helfen.

um

Bei dieser Gele-

genheit erfuhr ich das Alter des Arrieros und fand trotz seines rüstigen

Aussehens die Sorge seiner Frau

Am vor

nächsten Tage hatten

uns,

allein

der

erklärlich.

wir

eine

verhältnismässig kurze Reise

Weg war mühsam und weder

noch sein Sohn kannten

der Vater

Lesama

denn der Profoss von Huamachuco hatte einen Mann gezwungen, mir als Führer auf einem Wege zu dienen, den ihn;

Man beschrieb uns zwar beim Abschied ganz genau, wie wir zu reiten hätten, und gab uns die Versicherung, wir könnten nicht fehlen, allein wir machten es doch möglich. dieser selbst nie betreten hatte.

vom Gute Als

wir

die

Thalwand

erstiegen

hatten,

wohnten Schäferhütte, hinter welcher

imd

sich verlor.

Nachdem

gelangten wir zu einer unbe-

sich der

wir eine Stunde

Weg

in

Viehpfade auflöste

auf der rasenbewachsenen

Jalca umhergeirrt waren, trafen wir ein Hirtenmädchen, das uns zurecht

Über der Hochebene, auf welcher wir uns befanden, erhoben sich und da pyramidenartige Felsmassen, von welchen die Gegend ihren Namen erhalten zu haben scheint, denn sie heisst: Pampa de los tres cerros. Diese 3680 Meter hohe Ebene scheint die Wasserscheide zu bilden, denn der Fluss, den man im nächsten Thale antrifft, strömt dem stillen Ozean zu und ist ein Nebenfluss des Chicama. Der Hinabweg von dieser Höhe wies.

hier

führte über lästiges Geröll, holperige Steinstufen steilen

Felswänden

hin.

Ziemlich weit unten

und an unangenehmen,

am Abhang

gelangten wir

zu einem Dickicht von Bäumen, in welchem auf einem kleinen Rasenplatz eine

Herde wildlebender Rinder weidete. Ein grosser Stier kam brüllend dem Vorderfusse den Boden zu stampfen,

auf uns zu und begann mit

was

für

ein

Zeichen böser Absichten

gilt.

Allein

da unser

Weg

der


Das Hochland von Nord-Peru.

302 nahe

Wiese nicht zu

kam,

Hess es der Stier bei dieser

so

Drohung

bewenden. früh am Nachmittag dem Thalboden an einem Büschen und Bäumen bestandenen Abhänge liegt. Nachdem wir

Wir

zum mit

fortwährend stark bergab und

ritten

kamen

Dorfe Capachic, welches loo Meter über

daselbst etwas geruht,

wir noch eine

ritten

Legua

weiter,

nämlich

ins

Thal hinunter, über den Fluss und an der gegenüberliegenden Thalwand

Canipampa genannt, wo

zu einer Hacienda,

hinauf bis

zubrmgen

Dieses

wollten.

Thal

liegt

510 Meter

wir die

Nacht von

das

als

tiefer

man den Fluss überschreitet, befindet dem Meere und 800 Meter tiefer als die Pampa

Chuyahual; die Brücke, auf welcher über

sich 2880 Meter

de

los tres cerros; der Fluss

wie

von Capachic,

ein klarer Bergstrom, fliesst,

dem stillen Meere zu. Kurz vor Sonnenauf dem Gute Canipampa an. Das Anwesen Hund bellte, blos eine gezähmte Punagans

schon bemerkt wurde, langten

untergang schien

wir

kein

verlassen,

(huaihua) lag im Grase und erhob sich schnatternd bei unserer Ankunft. Als ich auf

dem Hofe umherging, um

zu versuchen, ob sich nicht eine

der verschlossenen Thüren öffnen Hesse,

noch junges Weib, das sich schien,

als

öffnete uns ein kleines

der

schaften

konnte

sie

ein kränklich aussehendes,

dem elenden Gute wenig

auf

sei

kam

Frau des Verwalters

als die

Zimmer,

eingestürzten

in

welchem

wurden.

Huamachuco und noch den Schinken von Huayabamba, Not.

Die Hauptsache

nur wenig zu fressen

selbst überzeugte.

dass

ich

litten also

keine

bekommen und

In Chuyahual hatten diese

infolgedessen war mein Maultier

auf der kurzen Reise des vorhergehenden Tages so

gewesen,

Essen

war, dass wir reichliches Futter für unsere Tiere

mich

ich

Zu

indessen hatten wir Thee und Brot von

uns nichts geben,

bekamen, wovon

Es

Die Frau

die ärmlichen, alten Gerät-

aufbewahrt

Kapelle

vorstellte.

zu verwalten.

müde und

kraftlos

schon bange wurde, die Befürchtungen der armen

Huamachuco würden eintreffen. Da wir am folgenden Tage einen etwas langen Weg vor uns hatten, Hess ich schon vor Tagesanbruch satteln. Den Vater Lesama hatte ich nicht nötig zu wecken, er klopfte schon um 2 Uhr an meine Thür,

Eigentümerin

in

und während des Rests der Nacht und Husten wissen, dass er wach und meines Befehls zum Aufbruch gewärtig sei. Der Morgen war schön und die kühnen Formen der hohen das Thal umgebenden Berge zeich-

um

zu

fragen,

welche Zeit

es sei,

Hess er mich öfters durch Räuspern

neten sich scharf in der reinen Duft.

an welcher unser Nachtquartier

lag,

Vorzüglich die rechte Thalseite,

zeigte auffallende Bergformen.

Dort

erhebt sich der Cerro Tallapliegue mit seinen zwei abgestumpften Fels-


Rückkehr zur Küste.

und der Bergoche,

spitzen, ins

enormer Keil von Thonschiefer mit jäh

ein

Thal abfallender Wand.

Zwischen diesen Bergen

den

so erklärte uns ein junger Hirt,

von Canipampa

303

M'ir

liege unser

Weg,

bald nach unserem Aufbruch

Der Cerro Bergoche, fügte er hinzu, sei ein Gold und Silber. Die Leute im Hochland

trafen.

reicher Berg, er enthalte viel

hegen immer abenteuerliche Vorstellungen über den

und

Berge

gefallen

treibungen.

vor uns

bei

sich

Von unten

ihren

Vermutungen

schien es unmöglich,

in

Reichtum

ihrer

masslosen Über-

die steile

Bergwand

die

der Pfad kroch bald im Zickzack, bald

lag, zu erklettern, allein

Schneckenwindungen allmählich empor, wand sich um den Fuss des um sodann in einer abschüssigen Schlucht bis zum oberen Thalrand hinaufzusteigen. Dort langten wir nach einem Ritte

in

Bergoche herum,

von zwei Stunden an und befanden uns jetzt wieder in der Jalca. Weiterhin hob sich der Weg nur noch langsam und allmählich. Eine Stunde später konnten wir über die Felsspitze des Bergoche hinwegsehen und hatten jetzt ein herrliches Panorama von bläulichen Gipfeln und Bergrücken vor uns, aber nirgends war Schnee zu sehen. Gegen IG Uhr erreichten wir die höchste Stelle der Jalca (3830 Meter) und zugleich

diesen stillen

den

höchsten

Punkt des ganzen Weges.

Ich würde daher

Höhenzug als die Wasserscheide zwischen dem atlantischen und Meere betrachtet haben, allein Miguel Feyjoo nennt in seiner

Beschreibung der Provinz Trujillo den Fluss von Capachic einen Neben-

man

und

des Chicama,

fluss

wenn

die Wasserscheide auf der

Der Weg

führte

drei

jetzt

sich

dies wirklich so verhält,

Pampa de

so muss

tres cerros suchen.

Stunden lang über eine öde, mit spär-

immer am Abhänge wellenförmiger Weg, ermüdend für Tiere und Reiter. Nur selten treten über die Grasfläche Felsen zu Tage, und wo dies der Fall ist, bestehen sie aus plumpen Massen vulkanischen Die Sonne begann sich zu neigen, als wir zu einer flachen EinTuffs. senkung des Bodens gelangten, welche sich allmählich zum Anfang lichem

Grase bewachsene

Höhen

hinlaufend:

Jalca,

ein trauriger,

eintöniger

Etwas weiter unten standen neben dem Wege umgeben von kleinen Feldern, welche mit lebendigen Hecken von Kinuarbäumchen eingezäunt waren. Durch solche Anpflanzungen schützt man die Saaten gegen den Nachtfrost. Lesama eines Thals verengerte.

einige Häuschen,

hatte gehofft, seiner

was

in

einer der Hütten Chicha zu finden, sah sich aber in

Erwartung getäuscht und musste seinen Durst mit Wasser

er mit saurer

Miene

that.

einem abschüssigen Thale, aus Porphyrfelsen bestanden.

Der

dessen

Nach

Weg

stillen,

führte jetzt rascher bergab in

Wände

anfangs aus Trachyt, später

einer Stunde

bog

er

um

einen Berg-


Das Hochland von Nord-Peru.

304 vorspriing,

worauf man

liegen

eine Reihe

sah,

Ehe man

Tiefe

der

Strassen,

die

Otuzco

Stadt

am Abhang

die

durch

eines

welchen ein hier noch schwacher Fluss strömt.

man durch

die eigentliche Stadt gelangt, reitet

in

eine Reihe

Wegs stehender Häuser, die eine Art Vorort bilden. Eines derselben schien mir zum Nachtquartier geeignet, daher ich in den Hof ritt und abstieg. Nach einigem Klopfen an der zu

einzelner,

in

Eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichten wir

Hügels hinaufliefen.

den Thalgrund,

plötzlich

geradliniger

beiden Seiten des

Mann und

verschlossenen Thür erschien ein

Miene

fragte mit trauriger

Ich erkundigte mich, ob er mir Futter für meine

nach meinem Begehr.

Tiere und Nachtlager für mich und meine Begleiter geben könne.

Er

seinem Hause

auf-

gewährte mir beides, bedauerte aber, mich nicht

zu können, denn er sei eben im Begriff, die Leiche seiner Frau

nehmen

zu Grabe Seite

in

zu

r3abei

geleiten.

des Hofes,

wo

ein

er auf eine Thür an der andern umgeben von brennenden Kerzen am

wies

Sarg,

Boden stand. Ich war betroffen, seine Gastfreundschaft unter so traurigen Umständen in Anspruch genommen zu haben, und gerührt, dass er

trotzdem

mich

und gehen suchen,

wollte,

hielt

stehenden,

Verfügung

er

nicht

um

um

abwies.

Als ich ihn

einem

andern Hause

in

mich zurück und

führte

ihm gehörigen Hause, welches

Entschuldigung bat

ein

Unterkommen

zu

mich zu einem gegenüberer

mir für

die

Nacht zur

stellte.

Die beiden Führer gingen sogleich aus,

um

Futter für die Tiere zu

und von vortrefflicher Qualität zu haben Auf einer Reise im Hochland muss man mehr auf die Verpflegung Tiere bedacht sein, als auf seine eigene, zumal wenn man die-

kaufen, das hier im Überfluss war. seiner

selben

Tiere

längere

Zeit

benutzen

will

oder

Besonders die

muss.

Maultiere haben ein beständiges Bedürfnis zu fressen und fallend,

wie sich ihre Leistungsfähigkeit

Klee verzehrt haben.

Nachdem

steigert,

wenn

es

ist

sie einige

also die Tiere besorgt waren,

ich einen Spaziergang in die Stadt, welche gebaut

ist

wie

alle

auf-

Bündel

machte

Orte des

Hochlands, aber doch einen etwas freundlicheren Anblick bietet, als so Man merkt an den kleinen Kaufläden, an der manche andere.

Kleidung und Sprache der Bewohner, dass obgleich

Otuzco

immerhin

noch

man

2780 Meter

sich der

über

Küste nähert,

dem Meere

liegt.

ist mild, der Boden des Thals fruchtbar und bringt Mais, Weizen, Gerste, Kartoffeln und manche Gemüse, sowie vorzüglichen Wiewohl daher die Bewohner arm Ivlee in reichlicher Menge hervor. an Geld sind, so finden alle genügenden Unterhalt und das Leben ist leicht. Das alles erzählte mir eine freundliche Frau, die eine kleine

Das Klima




Rückkehr zur Küste.

Garküche am Markte auf einer

reinUch

und mir

hielt,

305

ihre gut zubereiteten Gerichte sehr

einem Tellertuch bedeckten

mit

leeren

Bierkiste

auftrug.

Der fruchtbare und angebaute Teil des Thals von Otuzco liegt des Orts, bald unterhalb verengert sich das Thal und wird zu einer tiefen, in violetten Porphyrfelsen ausgespülten Rinne. Der Weg führt mehrere Leguas hoch an der Bergwand hin und ist im übrigen einer der bestangelegten und bestgehaltenen, die ich in der Sierra anoberhalb

getroffen

Der Fluss vermehrt seinen Wassergehalt allmählich Bächen und wird zu einem brausenden Strom,

habe.

durch Aufnahme von der sich bei Trujillo,

nachdem

er

durch Bewässerungskanäle wieder den

grössten Teil seines Wassers verloren hat, als Rio de ergiesst.

Unter Otuzco

ist

doch merkt man, dass man

Moche

ins

Meer

das Gefäll des Thaies anfangs nur gering,

mehr und mehr aus dem Gebirge und ist nicht mehr durch Berge verschlossen. Endlich, bei einer Wendung, erblickt man in der Kerbe der zusammenstossenden Thalwände ganz fern in der sich jetzt

herauswindet, denn der Blick thalabwärts wird freier

Tiefe die Spitze des Zuckerhuts, des höchsten Berges in der

von

Hinter

Trujillo.

Linie

quer über

AnbHck empfand

diesem Berggipfel

läuft eine kleine

den Horizont: das Meer. ich

solche

eine

Umgegend

dunkelgraue

Bei diesem unerwarteten

Freude, dass mir die Augen trübe

wurden und ich mich selbst über meine Bewegung wunderte. Nach ungefähr vier Stunden senkt sich der Weg zum Flusse hinunter, überschreitet ihn auf einer Brücke und bleibt fortan am linken Ufer. Das Thal ist dort etwas mehr geöffnet, auf beiden Seiten des Flusses liegen Gruppen von Häusern und auf der rechten ein sogenanntes Ingenio, nämlich eine Erzmühle mit Öfen

Der Ort

heisst

Challhuacocha

nirgends zu sehen

ändert

sich

ist.

Von

zusehends,

jetzt

die

zum

Rösten,

der Fischteich

an

fällt

Agaven

der

aber kein Schmelzwerk.

Weg

,

wiewohl ein solcher stark, die

verschwinden,

Espinos erscheinen wieder im Thalgrunde,

Vegetation

Huarangos

und

während an den Wänden

baumartige Kakteen zwischen den Felsstücken aufsteigen.

Dann kommt

das erste Zuckerrohr und die Bananen, erst klein, dann immer üppiger

und laubreicher; auch Orangenbäume stehen hier und da in den Gärten um die Häuschen, aber doch nur selten, denn das Thal, welches bei Challhuacocha sich etwas erweitert hatte, wird bald wieder eng. Der Porphyr ist verschwunden, hat erst dem Grünstein und dann dem Diorit Platz gemacht, welcher fortan bis zur Ebene das vorwaltende Gestein bleibt. Bei

der

Hacienda Platanar

Middendorf, Peru

III.

ist

man

bereits

bis

zu

1680 Meter ,„


Das Hochland von Nord-Peru.

3o6

An diesem

Orte

Nacht, und wirklich sah das

Haus

herabgestiegen.

Hängematten

der Veranda ganz einladend aus.

in

drei Uhr, die Pferde schienen noch nicht

Eine

über.

durchreiten.

Reisende gewöhnlich über

bleiben

inmitten eines hübschen Gartens mit

des

Die Furt war

das Wasser

tief,

ich

musste

Platanars

Stunde unterhalb

war

Allein es

müde und

ritt

den

ich

den Tieren

reichte

erst

daher vorFluss bis

an

Ich war

die Brust, dabei war das Flussbett voll grosser glatter Steine.

mein Gepäck, doch ging alles glücklich ab, meine photoDie beiden Arrieros übergraphischen Platten wurden nicht nass. schritten den Fluss auf einem quer über Felsen gelegten Baumstamm,

besorgt

der

als

bleiben

für

Brücke

diente.

können,

aber

Ich

man

zwar

hätte

mich

hatte

beständig an steilen F'elswänden hinführt

Namen Las

siete vueltas

Weg

konnten diesen

auf dem linken Ufer dem Wege gewarnt, der und unter dem verdächtigen

auch

vor

Windungen

die sieben

bekannt

und

sehr wohl von unserer Seite sehen

de

Chiron

Diese

heisst.

städtisch gekleideten

und lärmten

doch nur

in

Gruppe von Häusern, welche Soledad

Einsamkeit

Hütte,

liegt

Trujillo

ein

Mädchen aus

der

Chiron

Leguas von

eine

soledad

war an diesem

eine fröhliche Gesellschaft belebt: einige junge Eeute mit

Abend durch

aufschlug.

\\\y

über-

Bei Einbruch

zeugte mich, dass wir das bessere Teil erwählt hatten.

der Dunkelheit erreichten

Wir

ist.

ich

nur noch 750 Meter über

Das Thal

entfernt.

Teil

kleiner

der Nachbarschaft tranken, tanzten

daher ich mein Lager unter der Veranda

angebaut;

ist

fast

hier

dem Meere und schon ziemlich ganze Breite

die

acht breit,

ist

mit

Gebüsch bedeckt. Wir verliessen unser Nachtquartier bei Tagesanbruch und kamen so genannt von einem Steinfeld nach zwei Stunden zum Pedregal rechts einmündenden Nebenflusse, dessen breites Bett mit grossen Felsblöcken übersäet ist, ein Zeichen, dass dieses im Winter ganz unbedeutende Gewässer zur Regenzeit zu einer enormen Höhe anwachsen

kann.

Eine

Stunde

unterhalb

des

Pedregals

liegt

die

erste

Zucker-

Das Thal wird jetzt immer breiter, ist aber trotzdem nur wenig angebaut, da der Boden zum grössten Teil aus Geröll besteht. Der hohe Felsenberg Pan de Azucar — der Zuckerhut — der von oben auf kurze Zeit sichtbar gewesen, dann aber wieder

pflanzung,

Menucucho.

,

durch die Windungen des Thals verdeckt worden war,

und

bildet einen Teil der linkseitigen

spitze

ist

Thalwand.

tritt jetzt

näher

scharfe

Fels-

Seine

von rötlicher Farbe und scheint aus Porphyr zu bestehen. Gipfel läuft ein breites weisses Band zackig über den roten

Nahe am Grund der Felswand. Ein Vorberg des Zuckerhuts

ist

der Cerro negro,


Rückkehr zur Küste.

307

genannt wegen seiner dunklen Farbe, die sich auffallend von dem Rot des weit höheren Nachbarberges abhebt. Sobald man den Zuckerhut hinter sich hat, öffnet sich das Thal vollständig zu einer weiten Ebene, die sich in sanfter Neigung dem Meere zu senkt. Sie erstreckt sich an der Küste vom Hafen Salaverry bis nach Huanchaco in einer Ausdehnung von vier bis fünf Legas und Dort ist an dem Orte, wo wir jetzt in sie eintreten, drei Leguas breit. liegt die Zuckerhacienda Galindo, die damals von einem Deutschen bearbeitet wurde. Ich ruhte etwas in dem kleinen Orte, der von den Arbeitern des Guts bewohnt wird, und frühstückte im Wirtshaus eines Chinesen, dessen schon erwachsene Tochter, ein ganz hübsches Mädchen, mir gute Speisen und eine Flasche sehr trinkbaren, in der Nähe des Orts gezogenen Weins vorsetzte. Um i Uhr brach ich wieder auf und Dort empfing mich mein langte zwei Stunden später in Trujillo an. liebenswürdiger Landsmann, Herr Wiebe, wie einen alten Freund, und

•SO

von

meinem damaligen Aufenthalt

Erinnerung geblieben,

in

Trujillo

ist

mir nichts in der

dass ich mich in seinem Hause wohl fühlte;

als

war müde und merkte

erst jetzt wie sehr. Fünf Tage später schiffte mich auf dem Dampfer Ilo nach Callao ein. Unter den Passagieren, mit denen das Schiff überfüllt war, traf ich auch meine Gastfreunde von Chachapoyas und Huamachuco, die Senatoren Jose Hurtado und Manuel Isidro Cisneros, die sich zu den Kongresssitzungen nach der Hauptstadt begaben. Am 21. Juli kam ich nach neunwöchentlicher Abwesenheit wieder in Lima an, wo inzwischen alles den gewohnten

ich ich

Krebsgang gegangen war.

Übersiclit der

Höhen der auf 60 Meter

Calasnique

Yonan

dieser Reise berührten Punkte.

2320 Meter

Guayabas

Maranon

»

3660 2860

»'

2470 2160

»

Festung Cuelap

2970

»

»

Alto de Levante

Chachapoyas

2990 2480

»

» »

Utcubamba

1940

»

»

Tingo

1980

»

»

Balsas del

»

Tambo

»

Calla-Calla (Pass)

San Antonio

910 2010

»

La

13 10

»

2220

»

Pomacocha Leimebamba Magdalena

35 30

»

Cajamarca

2740

Cumulca

3850 2640 3320

Yatahual Cbilete

Vifia

isamas

Cumbre

(Pass)

(Pass)

Celendin

Cerro de

la

Cruz

....

940 2410

450 600

Carrizal

»

»

»

»


3o8

Das Hochland von Nord-Peru. 2740 Meter » 3160

Pampa

Hayabamba

2650

»

Cordillera (Pass)

San Marcos

2540 2910

»

Otuzco

.>

3260

»

3710 3020

»

Trujillo

Cajamarca

Cruz de Namora

Cajabamba

Huamachuco Marca Huamachuco Chuyuhual

....

»

tres

Cerros

Capachic (Brücke)

.

.

.

.

.

3720 Meter » 2920 »

Hacienda Platanar

3890 2840 1680

Soledad de Chiron

790

»

60

»

»

»


III.

Der Titieaca-See. Deise von Arequipa über Puno und durch die südlichen Ufergegenden nach La Paz, nebst einem Ausflug

in

die bolivianische

ist

nur zur Hälfte

Provinz

Yungas.

Das Land

um

den Titicaca-See

peruanisches

Gebiet: das südliche und östliche Ufer gehört zu Bolivia, nur das nördliche und westliche zu Peru. Wiewohl gegenwärtig diese Gegenden des Hochlandes politisch von einander getrennt sind, so bilden sie doch in geographischem Sinne ein Ganzes und waren auch zu Zeiten der

spanischen Herrschaft Provinzen desselben Vicekönigreichs.

Die Höhen, und die Thäler, deren Flüsse demselben zuströmen, hiessen zu Zeiten der Inkas Colla, ein Wort der

die das Becken des Sees umgeben,

Aimarä-Sprache, welches Gebirge bedeutet.

Die Spanier behielten den und machten daraus: el coUado das Bergland, welche Bezeichnung noch jetzt für die Umgegend des Sees gebräuchlich ist. Die südlich vom See gelegenen Provinzen des flachen Hochlandes wurden unter dem gemeinschaftlichen Namen Charcas zusammengefasst,

Namen

bei

welcher

jetzt

ist.

Die zum früheren

besassen

zwar eine eigene

auf einen Distrikt beschränkt worden

Bezirk von Charcas gehörigen Landesteile

Gerichtsbarkeit, welche von der königlichen Audienz in Potosi ausging,

aber in allen Verwaltungsangelegenheiten waren

Lima

unterworfen.

Als durch die Schlacht

sie

dem Vicekönig

Ayacucho

in

Macht der Spanier für immer gebrochen und auch die letzten im Hochlande zerstreuten Reste ihrer Streitkräfte vernichtet worden waren, unternahm Bolivar von Lima aus eine Reise nach Südperu, um die Verhältnisse in jenen Gegenden zu ordnen. Von Arequipa aus erliess er ein Dekret (i6. Mai 1825), durch welches er die ehemaligen spanischen Litendanzen der Provinz Charcas:

La

Paz,

bei

die

Cochabamba, Chuquisaca, Potosi und Santa


Der Titicaca-See.

3IO Cruz

de

neuen

des

er in-

Staate

vereinigte,

Chuquisaca versammelten,

folge des Dekrets sich in

fassung

den

Die Abgeordneten aber, welche

besonderen

einem

zu

Sierra

la

Republica del Alto Peru nannte.

Staates

um

beschlossen,

beraten,

zu

über die Ver-

seinem

diesen

Name

Gründer zu Ehren Republica Bolivar zu nennen, woraus später der

Man

entstand.

Bolivia

der unumschränkten Vollmacht,

Abgrenzung des neuen Staates

ihm übertragen worden war,

die in

weshalb Bolivar bei

billigerweise,

sich

fragt

der Weise festsetzte,

wie

sie

die

noch

heute besteht, und ein Gebiet, das durch Boden- und Verkehrsverhältnisse

zusammengehört, hat,

mag

zwei Staaten

unter

teilte.

Was

dazu bestimmt

ihn

die Rücksicht auf die Bewohner gewesen sein,

zwei Rassen abstammen,

die

sich

zwar nicht

wenig Neigung zu einander hegen,

dass

sie

welche von

doch

aber

hassen,

so

Jahrhunderten neben

seit

Der grösste Teil der die wurde zu Bolivien geschlagen,, welche nach ihrer Sprache als Quechuas

einander wohnen, ohne sich zu vermischen.

Aimaräsprache redenden Bevölkerung

während

die

Anwohner des

Sees,

bezeichnet werden, bei Peru blieben.

Die Mehrzahl der Orte und Gegenden, welche auf der im folgenden beschriebenen Reise berührt worden sind, liegen im nördlichen Bolivien.

Wir betrachten

sie

aber darum nicht als ausserhalb der Grenzen, welche

der Titel dieses Werkes andeutet,

sondern

erinnern

dass

daran,

sie

ehemals zu Ober-Peru gehörten und dass eine Beschreibung des peruanischen

Hochlandes

ohne

Einschluss

derselben

unvollständig

sein

würde.

Nachdem hatte,

ich bereits früher

unternahm

ich

den Titicaca-See

im November 1887 meine

flüchtig dritte

kennen gelernt

Reise ins Hoch-

land und verweilte bei dieser Gelegenheit etwas länger an semen Ufern.

Der Anfang

dieser Reise,

nämlich die Strecke von der Küste bis Are-

im zweiten Teile dieses Werkes beschrieben worden. quipa, ist Die Eisenbahn von MoUendo nach Areijuipa bildet zwar jetzt eine Teilbereits

strecke der südlichen transandinischen Bahn,

wurde aber nicht

als

solche

gebaut, sondern als unabhängige Linie, deren Geleise im dortigen Bahn-

hof endigten. letzten

Dieser Bahnhof, welcher ungefähr 500 Meter unterhalb der

Häuser der Stadt

Fortsetzung der Bahn ins

wurde später Hochland benutzt,

liegt,

als

Ausgangspunkt

für

und zu diesem Ende

die er-

heblich erweitert; auch wurden dahin die Maschinenwerkstätten verlegt,

Mollendo worden waren.

die früher in zerstört

unteren

eingerichtet,

aber von den Chilenen im Ivriege

Der Bahnhof

ist

eine Kopfstation,

indem am

Ende neben den Schienen der ankommenden Küstenbahn, auch

die Geleise der transandinischen wieder austreten.

Diese führt zunächst


Puno.

am

nach Puno

See,

311

von wo aus peruanischerseits eine Verlängerung

nördlicher Richtung

bis

Kusko

in

während von Bolivien erwartet wurde,

La Paz

bis

den Bau

diese Republik

Arequipa nach Puno abgefertigt,

nur ein Zug von

des Dampfers

in

MoUendo, der

und zwar immer Post

die europäische

Dieser Zug legte die ganze Bahnstrecke von 218 englischen

brachte.

Meilen

dass

in

war,

Zur Zeit meiner Reise wurde wöchentlich

fortführen würde.

nach Eintreffen

genommen worden

Aussicht

einem Tage zurück, ging

in

^j^

vor 8 Uhr morgens von Arequipa

ab und langte abends ungefähr zur selben Stunde in Puno an. Früher, als noch täglich Züge abgelassen wurden, pflegten diese zwei Tage unterwegs zu sein und auf der Station Huincocaya zu übernachten. Gleich

nachdem der Zug den Bahnhof

verlassen

auf einer langen eisernen Brücke über eine flache Niederung, steinigem Bette der Chili

Mitte in

Flusses beginnt die

Bahn

Sobald

man

der Berge.

fliesst.

alsbald zu steigen

man

fährt

hat,

in

deren

Auf dem rechten Ufer des und nähert sich dem Fusse

die Grenze überschritten hat, bis zu welcher

und damit die Vegetation reicht, Gegend im höchsten Grade öde. Die Bahn

die künstliche Bewässerung des Thaies

wird

der Charakter

führt beständig

der

Fusse des Chachani hin, und wiewohl dieser Berg

am

kein Vulkan gewesen zu sein scheint, so

ist

doch das Erdreich, welches

durch die Durchschnitte zu Tage gelegt wird, überall von vulkanischer Beschaffenheit, besteht aus vertrocknetem Schlamm und erhärteter Asche, in

sowie Massen

welchen Basaltbrocken

gebettet liegen.

namigen

Die erste Haltestelle

und Eisenquellen

Schwefel-

Bande

bereits

wendet

sich

Chachani.

ist

gehandelt

wurde.

mehr und mehr nach Sie windet sich

von Diorit

liegen,

Die rechts

in zahllosen

und Porphyr

Yura, in deren

Nähe

ein-

die gleich-

von denen im zweiten

Bahn fährt fort zu steigen, und umkreist den Fuss des

Krümmungen durch

Schluchten,

allein die Schwierigkeiten des Baues scheinen nirgends gross gewesen zu sein, denn man bemerkt nie Arbeiten in felsigem Grund, bloss lose

Erde mit eingestreuten Steinen. sieht

das

Auch

in

der Nachbarschaft der Linie

man

keine Felsen, nur aufgeschüttete, ungeheure Massen, welche

tiefer

liegende Gestein überdecken, und deren graugelbe Farbe der

Gegend den einförmigen traurigen Anblick verleiht. Nach dreistündiger Fahrt gelangt man zur Pampa de los eine abschüssige windige Ebene mit einer Haltestelle, wo ein

Arrieros, leidliches

ist. Hier wird der Coropuna wieder sichtbar, der hohe Berg, dessen auf der Fahrt von Mollendo nach Arequipa erwähnt

Frühstück zu haben

wurde.

Coro - Puna

Puna von Coro

in

ist

eigendich der

Name

einer

Hochebene

die

der Provinz Condesuyu, später übertragen auf den


Der Titicaca-See.

T.12

Berg, der sich über

Dieser 22,800 Fuss hohe Berg

sie erhebt.

pyramidenförmiger Gestalt und bis

Decke von Schnee

tief

ist

von

herab mit einer ununterbrochenen

Die Höhe des Berges, seine einsame

überkleidet.

Lage, seine Form und glänzend-weisse Farbe, hatten schon

alten

in

Zeiten auf die Gemüter der Menschen einen lebhaften Eindruck gemacht,

und der Berg war wunderung.

Er

ein

Gegenstand abergläubischer Verehrung und Be-

galt als ein

Heiligtum (huaca) und in einem später an

seinem Fusse erbauten Tempel verkündete der Geist des Berges seine Orakelsprüche.

Cieza de

Leon

führt diesen

Tempel

als

einen der an-

gesehensten des ganzen Landes an, welcher von Häuptlingen und Vor-

nehmen besucht und auch

ist

mit

kostbaren Geschenken

der alte Chronist überzeugt,

dass

noch

geehrt worden

grosse Massen

sei;

von

Gold und Edelsteinen in dessen Nachbarschaft vergraben liegen. Die Bahn steigt weiter, immer ganz allmählich und immer noch auf demselben vulkanischen Boden von Asche und Schlamm, bis man so nach und nach auf eine Hochebene hinter dem Chachani gelangt, dieser nach Arequipa zu vortretende Gebirgsstock mit Hauptmasse des Gebirges verbunden wird. Hier senkt sie sich etwas bis nach Canaguas, einem elenden Indianerdorf, dessen Hütten

durch welche

der

man

in

und

erreicht nach

einiger Entfernung liegen sieht,

mannigfachen

dem

(4182 Meter); diese wird nach

Fuss der

tiefer

als

am Abhänge

Rio

hebt sich aber alsbald wieder

Windungen

die

vorüberfliesst.

Der Fluss Sumbay

bei Arequipa vorbeifliesst.

Chili

Höhe von Sumbay

Flusse genannt, welcher etwa 200

Hier

ist

derselbe,

hat er sich in die

sonst gleichförmige Bergfläche eine tiefe Schlucht eingegraben, deren

senkrechte seit

Wände

einiger Zeit

geschichtetes

aus zerrissenen Sandsteinfelsen bestehen.

ist

Gestein

an

die

Stelle

getreten:

der

vulkanischen

um den

wieder

Lagen von Thon und Mergel, band-

förmig abwechselnd, und zerklüfteter roter Sandstein.

etwas senkt,

Denn schon

Massen

Die Bahn, die sich

Fluss zu überschreiten, beginnt hinter der Brücke

wiederum zu steigen, die Berge von Arequipa treten nun mehr und mehr zurück und man gelangt so endlich auf den grossen Rücken des Andesgebirges, die sogenannte Puna. Man erkennt jetzt, dass was vom

Meere aus

sich

Wirklichkeit der

Meilen weit vor

de Huincocaya, der

wie der Kamm einer Kette ausgenommen hatte, in Rand einer ungeheuren Hochebene ist, die sich viele dem Blicke ausdehnt. Hier auf der Pampa oder Puna in

einer

Höhe von

Piahn zwischen Arequipa

4378 Meter,

liegt die

und Puno, und wir haben

Hauptstation jetzt

beinahe

Weges, 96 Meilen, zurückgelegt. Hier blieben früher die Züge über Nacht und es befinden sich daselbst mehrere Hotels^ die

Hälfte

des



Beilage zu Middendorf, Peru Hl

Verla^von Robert OppenheimiGustav Schm.dt)

Berlin,


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Be-lmS



Puno.

213

darunter ein ganz gutes, das Hotel de

damals das einzige

la

Empresa.

Dieses letztere war

waren geschlossen.

offene, die übrigen

Die weite Hochebene wird nur nach Westen zu durch eine Reihe von Schneebergen begrenzt, die Cordillera von Cora-Cora. Dort sind neuerdings nach einem heissen Sommer, in welchem der Boden an vielen, sonst mit Schnee bedeckten Stellen sichtbar wurde, reiche ErzAber die Metalladern müssen wahrlich gänge aufgefunden worden. sehr

reich

und

der

Gewinn sehr gross

sein,

wenn

diesen schauerlichen Einöden führen. kalten

die

in

halbkreisförmigen

soll,

das

sie

in

Auf diesen kahlen, unwirtbaren,

dürftiges Gras (ichu)

Hochebenen wächst nur

Büscheln,

Menschen

er die

einigermassen für das freudenlose Leben entschädigen

in

ausgebuchteten

dünnstehenden

Figuren

sich

an-

und aussehen wie fressende Geschwüre, dazwischen sieht man ebenso gestaltete Flecke von gelbgrünen Flechten, welche Von diesem Ausbreitungen von schmutzigem Grünspan gleichen. man allentdie Llamas, von Herden elenden Futter leben zahlreiche werden Vicunas feinwolligen Auch Rudel von halben weiden sieht. einander reihen

von Zeit zu Zeit durch den vorbeieilenden Zug aufgescheucht. Selten sieht man mehr als zehn beisammen, sie sind sehr scheu und fliehen in

raschem Lauf.

Die

Vögel

der

Puna

sind meist klein, erdfarben,

immer nur niedrig. Der höchste Punkt, den die Bahn erreicht, der Crucero alto liegt nur hundert Meter über Huincocaya (4471 Meter) hohe Kreuzung und von hier an beginnt sie sich nach dem Becken des Titicaca-Sees Man gelangt binnen kurzem zu zwei Seen von ziemhinabzusenken. zwitschern selten und fliegen

licher

nach

Ausdehnung und

dem

einen,

bald

fährt

eine Zeitlang zwischen ihnen hin, bald

zum andern

hinabblickend.

durch Pflanzenwuchs belebt wären.

Sie

haben schön

Umgebungen Auf dem dunklen Wasser schwimmen

geschweifte Ufer, die höchst anmutig sein würden,

wenn

ihre

Die Vögel sind still wie den sonst immer schnatternden Wasserbewohnern, Die fliegen sie geräuschlos auf und lassen sich ebenso wieder nieder. und folgt hinab Sees rechtsliegenden zweiten, Bahn steigt zum Ufer des schwarze entengrosse Vögel, Chocas genannt. die der Puna: unähnlich

dann dem Laufe eines kleinen Flusses, der hier Cabanillas genannt wird, aber wie alle Flüsse des Hochlands in den verschiedenen Gegenden den

Namen

wechselt.

In

der

Regenzeit

schweflen, jetzt führte er nur wenig Wasser.

wir bei der Station Santa Lucia hielten,

mussten,

wo

sofl

Es dämmerte

sie

bereits,

als

wir ziemlich lange verweilen

denn die Räder des Tenders hatten

konnten nicht weiter fahren, bis

dieser Fluss stark an-

sich

erhitzt

und wir

durch wiederholtes Begiessen mit


Üer Titicaca-See.

314

Wasser abgekühlt waren.

kaltem in

Puno

Erst kurz vor acht

Uhr kamen wir

an.

stille stand, wurden die Thüren des Wagens aufund eine Schar schmutziger Indianerjungen stürzte herein, um den Reisenden ihre Dienste anzubieten. Man hatte Mühe, sich der zudringlicheji Burschen zu erwehren, welche ohne Erlaubnis alle Gepäckstücke anpackten, deren sie habhaft werden konnten. Als ich abgestiegen war, wurde ich vom Bahnhofsvorsteher begrüsst, welcher

Sobald der Zug

gerissen

mir

die

angenehme Mitteilung machte,

telegraphisch beauftragt,

Ein

Diener

und

zeigte

begab mich

führte

mir

mich

ein

in

an,

zugleich

sei

vom Superintendenten

sehr behaglich

eingerichtetes

dass die Abendmahlzeit bereit

also ins Speisezimmer,

dahin, dass ich nichts

er

mir (Quartier im Hahnhofsgebäude anzubieten.

fühlte

aber bereits auf

würde geniessen können.

gedeckt und die Speisen einladend,

allein ich

Zimmer sei.

Ich

dem Wege

Der Tisch war sauber

machte an diesem Abend

meinem ersten Besuche in Puno noch Wie damals, so hatte ich mich auch diesmal in Huincocaya, also auf dem höchsten Punkte, sehr w^ohl befunden und hier in Puno, über zweitausend Fuss tiefer, fühlte ich die Symptome der Höhenkrankheit: Kopfschmerz, P'ieber, beschwerliches Athmen, Mattigkeit und Widerwillen gegen Nahrung. Ich nahm also eine Tasse Thee und begab mich zu Bett, litt den grössten Teil der Nacht an Gliederunruhe und grossem Unbehagen, aber als rier Tag anbrach, verschwanden alle unangenehmen Gefühle und ich fand auch diesmal wieder, dass das Licht, besonders das Sonnenlicht, bei der Höhenkrankheit von sehr wohlthätigem Einfluss ist. Da ich am. Morgen frei von Kopfschmerz war, ging ich aus, um mich in der Stadt umzusehen und brachte den Vormittag mit photographischen Aufnahmen zu. Der dieselbe Erfahrung, die mir von in

Erinnerung stand.

Dampfer, welcher die Post über den See bringen an diesem Tage aus, ein

allein ich hatte gehört,

Extra-Dampfer nach

Chililaya

befördert

also überflüssige Zeit zur l^csichtigung der

sollte,

lief

zwar schon

dass binnen zwei Tagen

werden würde,

ich hatte

wenigen Sehenswürdigkeiten

des kleinen Orts.

Die lichen

Stadt

Ufer

Puno

des

liegt

unter

Titicaca-Sees,

Meter (12500 engl. Fuss)

über

am

west-

Spiegel gegenwärtig sich

3815

15° 50' 28" südlicher Breite

dessen

dem

des Meeres befindet.

bildet hier eine tief ausgerundete seichte Bucht,

durch wird,

weit so

vortretende

dass

Vorgebirge

man von Puno

Ehemals scheint der See

aus

und

Inseln

Der See

welche nach Osten zu beinahe

verschlossen

den Haui)tsee nicht sehen kann.

sich bis unmittelbar

an die Stadt erstreckt zu


Puno.

haben.

jähren jedoch

Seit

315

der Wasserspiegel

ist

fortwährendem

in

und gegenwärtig hat man von der Eisenbahnstation bis zur Landungsbrücke der Dampfschiffe eine gute Viertelstunde zu gehen. Eine Reihe von Höhen umgiebt in weitem Halbkreis die Bucht und einige derselben erheben sich bis zu 400 Meter. Die Häuser der Sinken

Stadt

begriffen

reichen

steigen,

bis

zum Fusse

nach Norden zu

liegt

der Berge, welche an der Südseite auf-

der See.

Departements gleichen Namens und

Puno

unbedeutender Ort mit kaum 8000 Einvv'ohnern.

Die Kathedrale

von meist einstöckigen Häusern guten,

ziemlich

die Hauptstadt des

ist

Sitz eines Bischofs,

in

aber sonst ein

Die Strassen sind eng.

Puno.

gebildet, schlecht gepflastert,

einen Fuss über das Pflaster

erhöhten

aber mit

Bürgersteigen

versehen, was während der Regenzeit den Verkehr für Fussgänger sehr

Der Hauptplatz

erleichtert.

Süden zu etwas steigend,

ist

quadratisch, von massiger Grösse, nach

wo

er

durch die nahe

stehende Kathedrale begrenzt wird.

Gebäude, deren

Stirnseite

von

zwei

am Fusse

Diese Kirche

ist

der Berge

ein ansehnliches

Türmen und einem Zwischenbau

gebildet wird, der mit grob gemeisselten architektonischen Verzierungen

überladen

Räume

ist.

gut.

Das Innere Die

Kirche

ist

ist

etwas kahl, aber die Verhältnisse der

hoch und scheint

rmiliegenden Häuser so klein und niedrig sind.

es

noch mehr, da die


Der TiticacaSec.

3i6 Ausser diesem Platze falls

denen

da man dort Gelegenheit

Bevölkerung

die

beobachten.

In Puno

noch

die Stadt

drei andere,

Einer derselben dient

regelmässig vierseitige.

interessant,

ist

besitzt

der

Stadt

grenzen

die

und

hat, die

ihrer

als

gleich-

Marktplatz und

beiden Elemente, aus

Umgegend

besteht,

beiden Volksstämme,

zu

welche das

Becken des Titicaca-Sees bewohnen, aneinander, und wiewohl sie seit undenklicher Zeit Nachbarn gewesen sind, so haben sie sich doch nicht vermischt, sondern jede der beiden Rassen hält an ihrer Sprache, ihrer besonderen Kleidung und ihren sonstigen Lebensgewohnheiten fest. Die ursprünglichen Bewohner der Gegenden um den Titicaca-See wurden nach dem

Namen

ihres

Landes Collas genannt, was

sagt wie im Deutschen ^Hochländer«.

also dasselbe be-

Sie bestanden aus verschiedenen

Stämmen, lebten unter der Herrschaft von Häuptlingen, und sprachen Dialekte der Sprache, welche gegenwärtig Aimarä genannt wird. Mit diesem Namen werden jet?t auch die Nachkommen der alten Collas alle

bezeichnet, überhaupt alle deren

wohl

der

war und

Name

Mundart redenden Eingeborenen, wiegebräuchlich

Ainiarä in der vorspanischen Zeit nicht

durch die jesuitischen Missionare eingeführt wurde.

erst später

Gegenden der Colla wurden dem Inkareiche erst unter dem Könige von Kusko, Tupac Lika Yupanqui, vollständig einverleibt. Zwar drangen die Inkas nach Angabe Garcilasos bereits unter ihrem Die II.

Könige Maita Kapac bis an den Desaguadero vor und über-

vierten

schritten sogar diesen Fluss, allein dieser Kriegszug hatte keine

Folgen. Collas, in

dauernden

Später bewai'ben sich die beiden mächtigsten Häuptlinge der

Zapana von Hatun Colla und Cari vonChucuito, welche mit einander um die Freundschaft des Königs Huiracocha, welcher

Streit lebten,

infolgedessen einen

Zug an den Liticaca-See unternahm und mit dem

Häuptling Cari

Bündnis

Huiracochas Sohn,

der

ebenso

tapfere als staatskluge Inka Yupancpii, unterwarf die Collas

und

siedelte

in

ein

schloss.

den nördlichen Gegenden zahlreiche Kolonien (Mitimaes) an.

seiner milden Regierung ihrer

Selbständigkeit

konnten jedoch die Häuptlinge

nicht

verschmerzen,

sondern

Trotz

den Verlust

benutzten die Ab-

wesenheit des Königs Inka "N'upanqui auf einem Kriegszug

in entfernten

Gegenden zu einem allgemeinen Aufstand. Der alte König traf noch die zur Unterdrückung der Empörung erforderlichen Massregeln, übertrug aber die Führung des Heeres seinem Sohne und Nachfolger Tupac Inca.

Dieser besiegte die Collas

bei Pucara,

und Gnade baten. Tribut,

in

einer

überaus

blutigen

worauf die Aufständischen vom Desaguadero aus

siedelte

Tupac

aber

verzieh ihnen,

erliess

noch mehr Kolonisten

in

um

Schlacht

Frieden

ihnen den schuldigen

ihrem Lande an und




Puno.

den

in

liess

Vasallen

wichtigeren

Besatzungen,

Plätzen

mussten.

bestreiten

den

In

Mitimaes ihre Wohnsitze

meisten

^

Ufer des Sees jedoch erhielt sich die

Ob

die Kolonisten aus

Unterhalt

Provinzen,

7

die

wo den

angewiesen worden waren,

am

darauf die Inkasprache die herrschende,

Aimarä.

deren

nördlichen

I

östlichen

wurde und südlichen

Landessprache,

alte

dem Lande

das jetzige

der Ketschuas

stammten

oder bloss Keshua redende Bewohner aus anderen Provinzen waren,

ist

werden die die Inkasprache redenden Bewohner Ketschuas genannt, die Nachkommen der alten CoUas Aimaräs. Auf dem Markte in Puno kauern die Verkäuferinnen in Reihen nicht zu entscheiden. -Gegenwärtig

neben einander

am

Boden.

Die Aimaräs und Ketschuas sind hier nicht

getrennt, sondern sitzen untermischt, jede hat die Artikel, bietet

kleinen Häufchen vor sich.

oder Tuch,

die

tümlichen Haube,

in

unterscheidet die Nationalitäten leicht

Aimaräs bedecken den Kopf mit einer eigen-

toca

ein schwarzes Stück Zipfel

Man

feil-

Die Ketschuaweiber tragen runde, flache Hüte von

an der Kopftracht. Filz

die sie

gewöhnlich Kartoffeln, Okas, Mais, Hülsenfrüchte, Eier

genannt,

ein Gestell

Wollenzeug so befestigt

ringsum den Kopf herabhängen.

von Pappe, an welchem ist,

dass die Ränder und

Die übrigen Kleidungsstücke

weichen nicht sonderlich von einander ab; Röcke und Mäntel sind aus schwarzblauem, grobem VVollenzeug verfertigt. Die ganze Schar der Hökerinnen macht einen trübseligen Eindruck; sie sehen aus wie eine Versammlung von Klageweibern, nur dass sie nicht einmal klagen. Sie sitzen stundenlang

stumm, wechseln höchstens einige kurze Worte, man

hört keinen Scherz, kein Lachen.

Auch

die Kinder, deren eine grosse

neben den Müttern eingewickelt auf dem Pflaster liegen, ebenso schweigsam und stumpfsinnig, man hört sie nie weinen. Zahl

Das wähnung

einzige verdient,

das neben der Kathedrale ErTriumphbogen, der sich am westlichen Ende

öffentliche Bauwerk, ist

ein

der Stadt erhebt, und durch

Arequipa kamen, worden,

in

welchen ehemals die Reisenden, die von

die Stadt gelangten.

Seit

die Eisenbahn

gebaut

Gegend einsam und verlassen. Ich fragte den Mann, Führer diente und in Puno geboren war, was der Bogen

diese

ist

der mir als bedeute,

sind

allein er

wusste mir keine Antwort zu geben,

wiewohl,

wie

Bestimmung und das Datum des Baues auf einer Tafel angegeben sind. Der Bogen ist in anspruchsloser Einfachheit aus Sandsteinquadern errichtet und zu beiden Seiten von kleinen, halbkreisförmigen Plätzen umgeben. Auf einem derselben ist auf einer kleinen marmornen Votivtafel zu lesen, dass im Jahre 1847 der um das ich bald darauf fand,

Vaterland

verdiente

die

General

Deustua,

als

Präfekt

von Puno,

diesen


Der Titicaca-See.

^i8

Bogen zu Ehren der Helden von Jiinin, Ayacucho, Ancash und Punyan errichtet und der Stadt gewidmet hat. Wie gerade die Stadt Puno zu der Ehre einer solchen Widmung gekommen, und ob der wackere General den Pogen auf eigene oder auf Staatskosten errichtet hat, wusste mir niemand zu sagen. Die Steine zu diesem Bau, sowie das Stadt gebaut sind,

und alle besseren Häuser der werden ohne Schwierigkeit an den naheliegenden

Bergen gewonnen.

Sämtliche

Material,

aus \\elcheni die Kathedrale

Höhen um Puno bestehen

Triumphbogen

und

in

Puno.

liefern gutes Baumaterial, obgleich die

Stellen vulkanisch zerworfen sind.

adern,

und

seit

alten Zeiten

bis auf

Lagen des

Steins an vielen

enthalten die Berge viele Erz-

den heutigen Tag sind

worden,

selben Silbergruben bearbeitet

gegeben haben.

Auch

aus Sandstein

die

in

den-

zuweilen reiche Ausbeuten

Doch waren regelmässige und

länger andauernde Er-

trägnisse selten, da die Erzgänge durch vulkanische Einwirkungen öfters

unterbrochen werden, zuweilen grössere Anhäufungen von Metall

genannte Nester Quecksilber

ist

— in

so-

dann wieder ganz verlieren. Auch einem südlich von der Stadt sich erhebenden Berge bilden,

und

sich

gefunden worden, welcher davon »Azoguine« genannt worden nördlich an diesen stosscnde

Rücken

heisst Huaji;

ist.

Der

nach Süden folgen


Puno die Berge Huasapata,

319

Cancharani und Cerro del Manto,

Orcopata,

Namens findet. Umgegend von Puno,

Die wertvollsten Silberbergwerke

in der

durch das traurige Schicksal ihrer Besitzer

Minen von Laycacota.

waren

der Spitze eines Berges neben

dem Cancharani und San

Weiher, eine

zu

die

Ansammlung von Wasser, das einem Gerüchte

von Indianern künstlich gestaut worden sein

Tage tretende Erzadern zu verbergen.

kannt unter

dem Namen

die

auch ausserhalb Perus eine

gewisse Berühmtheit erlangten,

Zeit

in

sich eine reiche Silbergrube gleichen

welchem

sollte,

Auf

Jose war ein

zufolge in alter

um

reiche, dort

Dieser kleine See war be-

Laicacota (der Hexenteich).

Der Maestre de

der Nachbarschaft

ohne Erfolg

campo (Oberstj Jose Salcedo, der

in

gearbeitet hatte, Hess im Jahr 1657

den Teich abzapfen und entdeckte

am Boden

eine reiche Erzader mit grossen

Mengen gediegenen

das sich mit geringen Kosten gewinnen Hess.

Silbers,

Jose Salcedo und sein

Bruder D. Caspar erwarben sich durch Bearbeitung dieses Aufschlusses grosse Reichtümer, waren freigebig gegen ihre Standesgenossen und mildthätig vielfach

aber

trotzdem

ob ihres Clücks beneidet.

Silberfunde,

grosse

gegen Arme,

wanderern kam

entstand

allen

und unter den

Seiten

Umständen

weil

herbeigeströmt, eine

gierigen,

es bald zu blutigen Reibereien

früher unter ähnlichen

allgemein beliebt,

Angelockt durch den Ruf der grossen

waren Abenteurer von

Ortschaft

nicht

in Potosi.

streitsüchtigen Zu-

und Kämpfen, ganz wie Jose Salcedo bewaffnete

800 seiner Leute, welche er aber unter den Oberbefehl des Corregidors

Lampa

Der damalige Vicekönig Craf Santistevan schickte Namens Angel Peredo nach Paucarcolla, dem Hauptort der Provinz. Dieser zeigte sich von vornherein den Brüdern Salcedo abgeneigt und scheint sich in seiner allerdings schwierigen Stellung nicht taktvoll benommen zu haben, daher die Unzu-

von

stellte.

1665 einen neuen Cobernador

friedenheit

der Bewohner mit ihm

rischen Krawallen führte.

schon im selben Jahre zu aufrühre-

Im März des nächsten Jahres wurde der Ort

von den Parteigängern Salcedos überfallen; seine Leute bestanden besonders aus Andalusiern und Peruanern, ihre Gegner waren meist Basken und Bewohner von Burgos. In den Kämpfen, die diese Parteien sich lieferten, kamen viele Menschen um, und darunter auch

Laicacota

der Cobernador Peredo.

Während dieser Vorgänge war der Vicekönig in Santistevan in Lima gestorben und die königliche Audienz, welche die Regierung bis zur Ankunft eines neuen Vertreters der Krone zu führen hatte, vermochte der Unordnung nicht zu steuern; auch die Vermittlungsversuche des Bischofs von Arequipa erwiesen sich

als fruchtlos.

Caspar


Der Tfticaca-See.

320

Salcedo Hess eine Burg erbauen, ordnete seine Leute militärisch unter

und Hess sogar Kanonen

Offizieren

Unter diesen Umständen

giessen.

erschien in Paucarcolla im Juni 1668 der neue Vicekönig Grat Lemos,

Ende des abgelaufenen

der zu es

als die vornehmste

Ruhe

gestörte

Jahres seines

Pflicht

in

Lima angekommen war und

Amts

erachtete,

die seit so lange

Er war zu diesem Zweck

persönlich wieder herzustellen.

von einer genügenden bewaffneten Macht begleitet und hatte einen Rat der Audienz von Lima als Richter mitgebracht. Viele bei den Streitigkeiten besonders beteiligte Personen

Gegen

wurden

verhaftet,

über 2000 retteten

Gefangenen wurde ein summarisches wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter Jose Salcedo, seine Beamten und nächsten Freunde. Sein Bruder Gaspar war entflohen, wurde später nach Lima gebracht, zur Verbannung auf sechs Jahre und zu 12,000 Pesos Strafe verurteilt. Auf Befehl des Vicekönigs wurde der Ort Laycacota, der 3000 Häuser zählte, von Grund aus zerstört und statt dessen die Ortschaft Puno zum sich durch die Elucht.

Gerichtsverfahren eingeleitet,

die

42

Hauptort der Provinz und zur Stadt erhoben.

Das wurde

teidigers

wurde

der Folge

der

ein

eingesetzt, für

und gewaltthätige Verfahren des Grafen Lemos vom Könige gemissbilligt. Auf Antrag des VerBrüder Salcedo, Don Mateo Rodriguez de Almogabar

willkürliche

in

besonderer Ministerrat

grundlos erklärte und

Güter an

zur Prüfung

dieser

Angelegenheit

welcher die Beschuldigung des Hochverrats gegen Salcedo die Zurückerstattung

seinen Bruder Gaspar

verfügte.

Im

der

beschlagnahmten

Jahre 1703 verlieh der

König Philipp V. dem unehelichen Sohne Jose Salcedos den Titel eines Marques de Villarica de Salcedo. Das Urteil des Vicekönigs war gewiss ungerecht und ein Akt unbesonnener leidenschaftlicher Heftigkeit, aber die Behauptung, dass er dabei durch habsüchtige Nebenabsichten geleitet worden sei, ist ebenso

Anwandlungen bei Salcedo. Die Minen der Brüder Salcedo brachten niemandem mehr Nutzen, denn die Schachte und Stollen füllten sich mit Wasser, sodass CS später nicht wieder gelang die Bearbeitung von neuem aufzunehmen. Der Graf Lemos war ein noch junger Mann, als er zum Vicekönig von Peru ernannt wurde; in seinem öffentlichen Handeln zeigte er einen herrischen, unbeugsamen Charakter, in religiöser Hinsicht war er ein

wenig

begründet,

wie

der Verdacht hochverräterischer

knechtischer Fanatiker, wie es

gegeben haben mag.

sell)st

der Jesuiten, denen er ein Kollegium in

Lima

sehr

zu seiner Zeit wenige in Spanien

Besonders überschwenglich war seine Verehrung

verehrten Pater Castillo

in

jeder Strasse wünschte.

Den

pflegte er als Sakristan bei der


Puno.

321

Messe zu bedienen, den Boden der Kapelle zu fegen, die Teppiche zu Er beichtete alle Tage, hörte zwei Mal reinigen, die Lichter zu putzen. Messe und betete jeden Abend den ganzen Rosenkranz im Chor mit Er führte den Gebrauch ein, jeden Morgen, wenn das seiner Famihe.

Emporheben der Monstranz

in

der Kathedrale durch Glockenschläge ange-

um 9 Uhr die Todsünden befänden. Hess er je 30 Messen

wurde, auf den Strassen niederzuknien, und abends

zeigt

Glocken anzuschlagen

Für die 42 von ihm lesen, also

die sich

für diejenigen,

in

zusammen

iii

Eaycacota Verurteilten

Nachdem

1260.

er fünf Jahre regiert hatte, starb

Vor seinem Ende befahl er, dass Empfängnis der Jungfrau, unbefleckten zu der Ehren Festlichkeiten einem hitzigen Fieber.

er an

gerade gefeiert wurden, durch seinen

Tod

die die

keine Unterbrechung erleiden

Die Jesuiten veranstalteten zu Ehren ihres Gönners die prunk-

sollten.

vollste Leichenfeier,

welcher

sie

die jemals

Lima

in

erlebt

worden war, und

bei

das ganze Innere ihrer grossen Kirche mit schwarzem Atlas

behängen und ausschlagen Hessen, während der Sarg auf einem silbernen Katafalk stand.

Da

der für den

5.

November angesagte Dampfer

sehr früh abfahren

mich schon abends zuvor an Bord zu begeben und benutzte dazu eine kleine Lokomotive, welche einen Wagen mit Frachtgütern vom Bahnhof auf die Landungsbrücke zog. Neben dem sollte,

so zog ich vor,

Dampfschiffe

lagen

am Hafendamm

Es sind

eine Anzahl

zum Verkehr

Fahrzeuge, deren sich die Indianer

auf

der

eigentümlichen

dem See

bedienen.

bestehend aus Bündeln von Schilf oder Rohr,

flossartige Boote,

welche rollenartig zusammengebunden und an den beiden verschmächVier solche Bündel sind tigten Enden nach oben umgebogen sind. erforderlich,

um

einen

Kahn

Die beiden unteren liegen eng

zu bilden.

aneinander, die oberen sind seitlich auf der untern befestigt und lassen

zwischen sich eine Rinne,

in

welcher

sich der

Bootmann

kleinsten dieser Fahrzeuge tragen nur einen Mann, welcher kniet

und

des Ruders

statt

einen, bald nach

eine Stange

der andern Seite

ins

Grunde zum Stemmen und Schieben auch grössere Flossboote, die aber

trägt,

Die Flösse Zeit

viele

keine Last

die er bald nach der

seines Flosses benützt.

alle in

Es giebt

derselben Weise gebaut sind. in

der Mitte erhebt

an welchem ein Segel aus Schilfmatten aufgehisst wird.

sind

selten

länger brauchbar als ein Jahr, da nach dieser

der Rohrstengel

sich

mit Wasser

mehr zu tragen vermögen.

Middendorf, Peru

Die

in der Mitte

Wasser taucht und bei flachem

Die Rohrbündel sind dann mehrere Fuss dick und sich ein Mast,

aufhält.

III.

gefüllt

haben und daher

Ahnlicher Fahrzeuge bedienen 21


Der Titicaca-See.

322

Sie Verden in Pacasmayo und Huanchaco. und sind im zweiten Bande beschrieben worden. Der Dampfer, der uns über den See bringen sollte, war ursprünglich die Regierung zur Fahrt auf dem Maranon gebaut worden und

sich die Indianer der

Küste

dort Caballitos genannt

für

von der

führte

noch

her

Zeit

seinen

Namen

«Yavari

;

zur Erinnerung

der das peruanische Gebiet von Brasilien scheidet.

an den Grenzfluss,

klein, die Kajüten eng und unbeciuem, dabei Verdeck, Gänge und Treppe vom Regen nass und vom Hin- und Hergehen der Last13er Lärm des Ladens, das Kettengerassel und der träger schmutzig.

Er war

dumpfe

Tag Puno

man man

dauerten bis spät

Eine

seicht.

1

)ampfer

der Landungsbrücke fährt

englische Meile von

an einer kleinen felsigen Insel vorbei, Esteves genannt; dort sieht zwei

gemauerte Steinpyramiden,

niedrige

deren

Engländer,

Leichen

Geistlichen

die

bald,

sich

ein

grosser Teil

der Bucht

welchem man zahlreiche Rinder Diese fressen

stehen sieht.

bis

ist

die

auf

mit Schilf (totora) bedeckt,

an den halben Leib im Wasser

die jungen Sprossen des Rohrs,

teils

dem

Das Fahrwasser verengt

Die Tiere bleiben

teils

Wasser schwimmt und

ein feinblättriges moosartiges Kraut, welches im

die Oberfläche überzieht.

Grabmäler zweier

Bestattung

die

katholischen Begräbnisplatz verweigert hatten.

in

Als der

die Nacht.

in

Zur Nachtzeit können die

nicht verlassen wegen der Enge des Fahrwassers, denn die Bucht

sehr

ist

der Stückgüter

Fall

anbrach, gingen wir in See.

den halben Tag über im

"Wasser und scheinen gegen die Kälte desselben unempfindlich zu sein.

Durch den

mit Schilf überwachsenen Teil der Bucht windet

seichten,

sich ein ganz enger

Kanal von klarem Wasser, durch welches man den

Lehmgrund des Sees sehen kann. Bei der Fahrt durch die des Kanals schien der Dampfer dem Steuer schlecht zu gehorchen, die Spitze des Schiffes geriet in den Schlamm und der

grauen

Krümmungen

Kapitän musste ein Boot aussetzen lassen, diesem Ende Vorderteil

der

wurde.

in

durch welches an einem zu

den Grund getriebenen Pfahle des

Dampfers

Der See war

in

in

dieser

die

ein

Tau

befestigt

erforderliche Richtung

Gegend

voll

und

bugsiert

wilder Enten, Tauchern

und anderen Wasscrvögeln, welchen nicht nachgestellt zu werden scheint, denn

sie

blieben dreist in der

Nähe des

Schilfes

ohne

aufzufliegen.

Als wir endlich durch das Schilf hindurch waren, blieb das P'ahr-

wasser zwar noch etwas seicht,

aber war

überall

von gleichmässiger

Wir fuhren demnächst an den Inseln vorüber, welche die Bucht nach Osten zu verschlicssen und befanden uns jetzt im grossen See. Tiefe.

Die Richtung

des gegenüberliegenden

östlichen Ufers

ist

wegen der

hohen Gebirge deutlich zu erkennen, aber nach Süden bildet die Wasser-


Puno.

fläche

und

überall, wie in

In

besteht.

stein

einer

man

flachen Bucht sieht

spanischen Herrschaft Hauptort

der

unter

Wir blieben nahe am westHchen Ufer, welches der Umgegend von Puno, aus rotem Sand-

den Horizont.

felsig ist

323

Die Umgegend dieses Ortes

die Stadt Chucuito,

am

der Provinz

Westufer.

ziemlich gut angebaut, auch sieht

ist

man

Bäumen, welche in Puno fehlen, denn die Lage von geschützt und das Klima weniger rauh, daher der Anblick

eine Anzahl von

Chucuito der

ist

Gegend beinahe

minen

freundlich.

Der

Name

des Ortes rührt von Gold-

denn im Aimarä beNachmittage gingen

welche früher dort bearbeitet wurden,

her,

Am

deutet Choke-huitu ein goldenes Vorgebirge.

Die Stadt

wir in die Bucht von Juli vor Anker.

an der Westseite des

Sees,

vom

500 Meter

Juli liegt

Ufer

wie Chucuito

entfernt

an

einem

flachen Bergabhange mit einem Hintergrund von steilen, felsigen Höhen.

am

Eine ansehnliche Menschenmenge war

Ufer versammelt, denn das

Kongressmitglied für die Provinz befand sich an Bord des Schiffes und die Leute Juli

waren

gekommen,

ihren Erwählten

zu empfangen.

festlich

war einst der Hauptsitz der Jesuitenmission, welche das Christentum

In dem kleinen, jetzt kaum 2000 Einunter den Aimaräs einführte. wohner enthaltenden Orte stehen noch vier grosse Kirchen und eine Hier lebte der Vater Ludovico Bertonio, der Verfasser der Kapelle.

Werke über

die Aimaräsprache,

Teile Amerikas gedruckt wurden.

die ersten Bücher,

Da

Bertonio

zu

welche alt

m

diesem

und kränklich

um sich nach Lima zu begeben und dort die Korrektur seines Werkes zu besorgen, so Hessen die Jesuiten den Buchdrucker Francisco del Canto mit seiner Presse von Lima nach Juli kommen, und das Wörterbuch wurde daselbst im Jahre 161 2 gedruckt, die Grammatik war,

Bertonios war bereits neun Jahre früher (1603) in

Rom

erschienen.

Das Wetter war den ganzen Tag über so schön gewesen, dass ich trotz der jähen Wechsel, die ich während meines kurzen Aufenthalts in Puno beobachtet hatte, auf eine ruhige Nacht hoffte. Allein schon nach fünf Uhr wurden die Wolken dichter und als die Sonne untergegangen war,

begann das Wetterleuchten.

Drei Stunden später gelangten wir zu

der Enge zwischen der Insel Titicaca und der Halbinsel Yunguyo. Die Nacht war so finster, dass man von den ganz nahen Ufern nichts unterscheiden leuchtet.

konnte,

Einige

aber jeden Augenblick Lichter

am Lande

wurden

zeigten

die

sie

durch Blitze

Gegend

an,

wo

er-

der

Nach 10 Uhr brach das Gewitter in seiner ganzen Heftigkeit aus. Der Donner war wegen der Abwesenheit hoher Berge nicht allzu betäubend, mehr Geknatter als Rollen, aber die Blitze folgten sich so rasch und fielen gleichzeitig auf allen Seiten, so

Wallfahrtsort

Copacabana

lag.


Der Titicaca-See.

J24

Himmel

dass der ganze

am

versicherte

Flammen

nächsten Morgen,

solches Blitzen

gesehen

Mann und

neller

in

Der Kapitän des Dampfers^

schien. er

erinnere sich nicht,

je

zuvor ein

Der Kapitän Lopez war ein origiWesens: ein kleiner

zu haben.

seine Figur der Ausdruck seines

in den 50er Jahren, gekleidet in eine alte Jacke von verschossenem rotbraunen Plüsch, ledergelben Hosen, die in alten gelben Stulpstiefeln steckten, mit einem breitkrämpigen Strohhut über

untersetzter Spanier

Er hatte den See

seinem verbrannten Gesicht.

war

in dieser

ganzen Zeit weder

seit 25

La Paz noch

in

in

Jahren befahren,

Arequipa gewesen

und schien sich kein besseres Loos zu wünschen. Gleichwohl ist es kein angenehmer Beruf, einen kleinen Dampfer auf dem Titicaca zu kommandieren, jede Nacht in schneidendem Wind und Regen auf dem Bug zu stehen und dass Schiff durch die engen Kanäle zu leiten; denn die mit Elektrizität überladene Luft beeinflusst die Magnetnadel und

man kann

in

nicht nach

steuern: alle Augenl)lick wird der

einer 24 stündigen Fahrt ankerten

Chililaya

nicht

liegt

dem Kompass

verrückt, sagte der Kapitän Lopez.

Kompass Nach

am am

östlichen

grossen

Ufer.

See,

Chililaya,

sondern

schlossenen Bucht, oder vielmehr

in einer

in

am

wir

folgenden Morgen

Haupthafen Bolivias,

der einer

weiten,

ringsum

ge-

besonderen Abteilung, welche

steht. Das legt Dampfer an einer Wasser ist beinahe so seicht wie in Puno. Der hölzernen Landungsbrücke an, welche weit hinausreicht und mit einem Schienengeleise versehen ist, auf welchem die Waren vermittelst kleiner Karren in das Zollhaus gebracht werden. Auf diesem Gebäude steht mit grossen Buchstaben: -Aduana nacional«, als ob es in diesem Lande

mit

dem Hauptsee durch

einen engen Kanal in Verbindung

auch Privatzollhäuser gäbe.

.Ausser

der Errichtung eines Zollgebäudes

den Hafen gethan, denn die Landungsbrücke mit ihrem Kran und der kleineu Eisenbahn ist Privatunternehmen und Eigentum eines deutschen Kaufmanns. Da wir bereits vor 6 Uhr hat

die Republik

nichts

für

angekommeil waren und der Dampfer mehrere Stunden Aufenthalt hatte, ehe er nach dem Desaguadero weiter fuhr, so beeilte ich mich nicht ans Land zu gehen, sondern blieb an Bord und sah dem Ausladen der Güter

In Chililaya wird diese schwere Arbeit ausschliesslich durch

zu.

Mädchen von 16 bis 20 Jahren verrichtet. Vierzehn derund arbeiteten unter Leitung eines Vormanns, gemietet hatte und dem sie unbedingt gehorchten. Sie ver-

indianische

selben bildeten eine Gilde

der

sie

dienten

täglich

nur

zwei

bolivianische Reale,

soviel

wie

40 Pfennig.

Alle waren überrein gekleidet, trugen dicke wollene Röcke, einen breiten Gürtel, ein viereckiges Stück dicken

gestreiften Wollenzeuges, welches




Chililaya.

um

geschlagen und auf der Brust festgesteckt wird, die

die Schultern

sogenannte

Llijlla,

Ich

barfuss.

alle

325

und

ein Kopftuch.

Trotz des kalten Wetters gingen

den Vormann, mich seine Lastträgerinnen

ersuchte

photographieren zu lassen, wozu er bereitwillig seine Zustimmung gab. Als jedoch der Apparat aufgestellt war, ergriffen die

und

ihm

gelang

es

nur

mit

vieler

nehme ihnen einen wenn sie sich abbilden

glaube, das Bild

Hafendamm

Von

Chililaya

die Entfernung

Werk das

ausschliessliche

der Stadt

Leguas

Recht

hat,

die Flucht

in

Teil ihrer Seele

und

sie

müssten

Hessen.

Chililaya.

La Paz

führt

(85 Kilometer).

eine Fahrstrasse

Die Strasse

einer Aktiengesellschaft, welche auf eine gewisse Reihe

Waren und Personen

in

ist

und das

von Jahren

Wagen

zu

Die regelmässigen Post- oder Omnibusfahrten finden einmal

befördern.

wöchentlich

Da

nach

beträgt 16

Mädchen

mit Zuhilfenahme der

Bei den Indianern herrscht der Aber-

Peitsche, einige zurückzubringen.

bald sterben,

Mühe und

statt,

am Tage

der Ankunft des Postdampfers von Puno.

einem aussergewöhnlichen Dampfer gekommen und der Postwagen zwei Tage früher abgegangen war, so hatte ich von Puno ich

nun

in

aus telegraphisch Gefährt

in

in

La Paz einen Wagen

bestellt.

Ich erw'artete dieses

Chililaya bereit zu finden, erfuhr jedoch auf

Gesellschaft, dass

dem Kontor

der

weder etwas dergleichen angekommen, noch angezeigt


Der Titicaca-See.

7.20

sei.

Ich

hatte

betrachten.

wider Willen Gelegenheit

also

Chililaya

liegt

auf einer

und Müsse den Ort zu Ebene am

ansteigenden

leicht

Fusse niedriger, öder Hügel und besteht aus einer Anzahl teils

in

Reihen

stehender

einstöckiger Häuser,

teils

einzeln

deren blosser Anblick

ein Gefühl von Frost, Niedergeschlagenheit und Langerweile erzeugt. Das Klima ist noch rauher als in Pimo. Der Wind ist im höchsten Grade lästig und wirbelt Wolken von kaltem Staub auf. Das einzige Schöne ist der Blick auf die schneeige Kette der Andes, die sich jenseits des Sees hinzieht und mit dem gewaltigen Illampu, dem höchsten Berge Amerikas endigt. Ich liess mein Gepäck nach dem einzigen

vorhandenen Gasthause bringen,

eine muntere Person,

dessen Wirtin,

um

denn es war Abends begab ich mich nochmals auf das Omnibus-Büreau, und da auch jetzt noch nichts von meinem bestellten Wagen verlautete, so nahm ich auf den die ganze Gesellschaft des Orts

sich

versammelt

hatte,

Sonntag und Zollhaus sowie Handelskontore geschlossen.

Rat des Agenten ein

am

für

Billet

einen Sitz

auf

dem

nächsten Tage mit Gütern nach La Paz abgehen Ich

stand

versäumen,

um

dem

4 Uhr

um den Abgang vor dem Hause zu

auf,

befohlen war

zuholen und war eben ins Gastzimmer

mir meldete, dass soeben der

Wagen

geti^eten, als

des

Frachtkarren, der sollte.

Wagens

halten,

nicht zu

um mich

ab-

der dienstthuendeCholo

vorbeigefahren

sei,

ohne zu halten,

Der Wagen wurde aber vom Knechte eingeholt und zum Stehen gebracht, worauf ich zunächst mein Gepäck aufladen liess, und dann mit dem Revolver drohend den Burschen wegen seines Benehmens zur Rede stellte. Er beteuerte erschrocken, er sei an nichts Schuld, der Agent habe in der Nacht erfahren, dass ein Wagen für mich kommen würde, und ihm befohlen

offenbar mit der Absicht mich zurückzulassen.

am

Hotel vorbeizufahren,

Während

wir sprachen,

um mich zu zwingen das Tilbury zu benutzen. kam der Agent selbst nachgelaufen und stieg,,

ihm auf seine Entschuldigungen nicht antwortete, mit auf den Etwa zwei Kilometer von Chililaya kam uns in der That ein Tilbury entgegen mit zerbrochener und mit Stricken umwickelter Deichsel. Trotz des schadhaften Zustands entschloss ich mich doch dasselbe zu nehmen und war im Begriff einzusteigen, als der indianische Kutscher

als ich

Wagen.

auf seinem Sitze

zu

wanken begann und

herabstürzte.

Es

stellte sich

heraus, dass er vollständig betrunken war, dalier mir nichts übrig blieb, als

wieder auf die Karrete zu klettern und meinen verlassenen Sitz auf

dem Bocke wieder einzunehmen. Auch hat es mich nachher nicht gereut, die Fahrt nach La Paz auf einem Frachtkarren gemacht zu haben.




Chililaya.

^27

Die zur Güterbeförderung ver^\•endeten Wagen sind stark und doch

Der Kasten ruht auf Stahlfedern,

zugleich leicht gebaut. offen,

etwas

einen

hat

und kann etwa

leichtern,

vierzig

um

auf

ist

nach hinten

das Ausladen zu

er-

Er wird von sechs

Centner tragen.

dem

Maultieren gezogen, welche von

mann

Boden,

abschüssigen

hohem Bocke

sitzenden Fuhr-

gelenkt werden, während ein Gehilfe nebenher läuft und

sie

mit

Geschrei, Peitschenhieben, gellendem Pfeifen und Steinwürfen antreibt.

Mit Zurufen, Flüchen und Hieben werden Zugtiere allerwärts

neben

auf

sich

dem

mit

denen

die Tiere,

er

wie er wollte, mit selten fehlendem Wurfe

werden,

da

vermutlich,

nach

La Paz

laubt,

erhält

als

der

welche nicht zogen,

Auch der eigentümliche

wo

darauf

es die Steigung der Strasse er-

zurücklegt und nur vier Stunden

acht Pferden bespannte Omnibus.

mit

dass

Die Tiere werden auf der Strecke

im Trab, so dass der Frachtwagen den

sie

Stunden

elf

folgte.

zwei Mal gewechselt;

man

Erfahrung wussten,

aus

sie

gewöhnlich etwas Schlimmeres

zehn bis

traf.

durch die Zähne schien von den Maultieren wohl verstanden

schrille Pfiff

zu

hatte

Fussbrett des Bocks stets einen ganzen Haufen

Feldsteine,

faustgrosser

traktiert,

Der Fuhrmann

aber das Pfeifen und die Steine waren mir neu.

Weg

in

mehr braucht,

Die Strasse

ist breit,

aber nicht schossiert, nur an einigen sumpfigen oder lehmigen Stellen Sie übersteigt zunächst die niedrige

gepflastert.

Hügelreihe, an deren

und gelangt sodann auf eine weite Ebene, die nur selten von leichten Anschwellungen des Bodens wellenförmig gehoben Die wird und erst gegen Ende der Fahrt wieder merklicher steigt. Ebene ist steinig und scheint nicht fruchtbar, ist aber überall anbauFuss Chililaya

fähig

liegt

und wird auch

der Jahreszeit der

in

der That bebaut, nur war es noch zu früh in

südlichen

Halbkugel,

der Regen hatte noch nicht

angefangen, die Saaten waren noch nicht aufgegangen, die ganze Gegend

daher gleichförmig

grau

oder

hellbraun.

Nimmt man

dazu, dass auf

der ganzen Ebene kein Baum, kein Strauch wächst, so kann

wie kahl und öde ihr Anblick

vorstellen,

ist.

Auch

man

sich

die menschlichen

Wohnungen, deren man nicht wenige sieht, bald einzeln, bald in Gruppen und Ortschaften vereinigt, tragen nichts zur Belebung der Landschaft bei. Es sind meist elende niedrige Hütten mit grauen Wänden von Lehm und mit grauem Gras gedeckt, so dass sie sich aus einiger Entfernung kaum vom Boden unterscheiden. Die einzige Entschädigung für die umgebende Öde bietet der Blick in die Ferne. Auf der ganzen kette,

erst

Gebirges

Fahrt sieht entfernt,

enthält

man

zur linken die Schneespitzen der Andes-

dann näher

und

näher.

Dieser

Abschnitt

auf einer verhältnissmässig geringen Länge

des

etwa


Der Titicaca-See.

•328

25

Leguas

endigt

dem

Ihmani und etwa

Wenn dqch

seiner Grossartigkeit

man Schneeberge

Gipfel

wenn aber wie

stehenden

indess der Eindruck des Staunens vorüber sich zu sagen,

dass dieser

Auge und Herz

für

sich über grüne

Vorberge,

belaubter

einsam

der Mitte zwischen beiden erhebt sich die Pyramide

in

kann man nicht umhin

Sieht

im Süden mit dem

Illampu,

des Huaina Potosi. ist,

Nach Norden

die mächtigsten Bergriesen Südamerikas.

mit

er

um

so erscheint diese dadurch

oder beleben

das Bild;

sie

so unwirtbarer

und

lebloser,

als sei sie

durch den kalten von den eisigen Höhen herabwehenden Hauch

Maultiere

die

dem Wege

zu

sind,

Schobern

Von

werden. steigen

und

von

und

hält zwei Mal,

Die Stationen sind einzelne Gehöfte

wechseln.

mit grossen Einfriedigungen für das Vieh und

turmähnlichen

umgeben von

gelangt

ganz

so

grossen,

welcher die Tiere gefüttert

mit

Gerste,

der letzten Haltestelle, Ocumasti, beginnt der

man

erstarrt.

zu einigen kleinen Flüssen, die durch-

da keine Brücken vorhanden

fahren werden,

um

auf

all

Schneemassen eine öde Landschaft begrenzen,

hier die

Man kommt

bei

Hochthäler erheben oder über

erfrischen

so

Anbhck

nichts wohlthuendes hat.

allmählich zu

Weg

zu

der Wasserscheide,

vom Becken des Titicaca trennt. .Alle Flüsse und Bäche, über die man bisher gekommen ist, fliessen dem See zu. Gegen fünf Uhr gelangten wir zum Rande des Thals, von wo aus man mit einem Male in einem tiefen Kessel die Stadt La Paz vor sich welche

das

von La Paz

Thal

liegen sieht: ein allerdings höchst überraschender, wunderbarer .\nblick,

auf den ich leider durch

Wenn

war.

vorbereitet

viele,

zuweilen übertriebene Berichte zu sehr

also

ich

durch den Blick von oben nicht so

wurde, wie ich erwartet hatte, so war dagegen die Fahrt hin-

ergriffen

den kühlsten Menschen aufzuregen, davon gehört hatte. Rande des Thaies angelangt, hielt der Wagen, der Fuhrmann

unter etwas Neues und imstande,

auch wenn

Am stieg

noch so

er zuvor

viel

ab und untersuchte mit seinem Gehilfen sorgfältig die Geschirre

der Maultiere, die Ketten der Deichsel und besonders die Bremsen der

Räder. füllten

l);nm

lasen

damit den

seinen Sitz einnahm

der

sich

am Ende

beide eine

Kasten

des

gebaut, hat

den

steilen

aber doch

dicker Steine

des

Brcmscnhebels

in

befand.

Wagen wieder

in

Haken setzte, Nach diesen Vor-

einen

Bewegung. ist zwar

Bergabhang hinunterführt, erheblich

abschüssiger

am Rande weder Brustwehren noch

Radius der Kurven

zusammen und

worauf der Fuhrmann wieder

und seinen Fuss bedächtig

bereitungen setzte sich der

welche

Menge Bocks,

oft sehr kurz und an

als

Die Strasse, breit

und gut

unsere Schosseen und

Schutzi)feiler.

manchen

Stellen

Auch

ist

der

bilden diese


La

I'az.

329

Trotz dieser Umstände, die ein lang-

vollständige Achtervvindungen.

sames und vorsichtiges Fahren zu erheischen scheinen,, führte der Mann auf dem Bock die mit vierzig Centner beladene Karrete in scharfem

Trab den Berg hinunter und die einzige die Geschwindigkeit hemmende und regelnde Kraft war der Fuss, mit dem der kaum zwanzigjährige Bursche den Bremsenhebel bald

Hauptsorge Laufe zu

schien

zu

erhalten,

gehalten würden.

damit

scharfe

und beugte

Gefühl

Ersvägung, derselben

dass

und

fast

sich

die

Gegen bald

auf-

immer im Galopp. hatte

man

Beim Umbiegen des

ein höchst unbehagliches

und nur die Tage ebenso schwer beladen in

unwillkürlich im Sitze zur Seite

Wagen

Weise den

hielt

beiden nachfolgenden Paare nicht

Krümmungen

Weg

fast

alle

zurücklegen,

dies scheinbar halsbrechende

machen.

Seine

vorderste Paar Maultiere in raschem

Die ersten wurden daher ohne Unterlass mit Steinen

bombardiert und gingen

Wagens um

die

bald fester andrückte.

leichter,

das

sein,

halb sechs rasselte der

darauf vor

hielt

mich davon

ab,

gegen

Fahren dem Fuhrmann Vorstellungen zu

dem

Wagen über

das erste Pflaster

Lokal der Omnibusgesellschaft.

Der

Abstand zwischen diesem und der Höhe des Thalrandes beträgt 400 Meter, welche wir in weniger als einer halben Stunde zurückgelegt Ich nahm Wohnung im Hotel Central auf dem Hauptplatz und bekam ein hübsches Zimmer mit Aussicht auf das Regierungsgebäude und die gegenüberliegende Thalwand. Abends nach Tische

hatten.

spazierte ich vor

dem Hause und war verwundert

über die milde Luft,

von der ich mir einen angenehmen Aufenthalt versprach, wurde aber später schlimm enttäuscht.

La Paz

Wenn man von der Boden

Chililaya

nach La Paz

reist

und beobachtet, wie

des seichten Sees sich in eine flache Ebene

fortsetzt,

die

und auf ihrem höchsten Punkte nur wenige hundert Fuss erhebt, so drängt sich unwillkürlich die Vermutung auf, dass der leicht ansteigende Grund, über den man fährt, einst auch Seeboden gewesen ist und dass der See, ehe er sich in seine jetzigen Grenzen zurückzog, in alter Zeit das ganze Becken des Hochlands bis zum Fusse sich ganz allmählich

der Andeskette ausfüllte. diese

Annahme.

Vom

Der Anblick des Thals von La Paz bestätigt

oberen Rande aus erkennt man, wie der Fluss

Massen angesclnvemmter Trümmer welche im unteren Teile der Stadt eine Dicke von 1500 Fuss haben, deren Mächtigkeit aber noch weit grösser ist, da in Obrajes, dieses

gespült

Namens hat,

sein

Bett

durch


Der Titicaca-See.

330 looo Fuss

ThaKvände noch denselben Charakter

die

tiefer,

zeigen.

scheint somit, dass der See ursprünghch zwei Ausflüsse hatte:

Es

den des

Desaguadero, welcher einen Teil seines Wassers nach der südlichen Gegend der Bodenvertiefung zwischen den beiden Andesketten führte, die Bildung eines zweiten Sees, des Aullagas,

wurde, während ein anderer sich durch einen Spalt

fläche vergrössert

des Gebirges südlich

La

vom

Indem

Ozean bahnte.

wo durch

seine Verdunstungsober-

Ilimani einen

Ausweg nach dem

atlantischen

das Bett dieses letzteren, des Flusses von

sich

allmählich vertiefte, wurde ein Teil des Seebodens trocken Der Thalabhang des Flusses ist meist steil und vielfach durch Schluchten zerklüftet, die durch den Regen ausgewaschen sind. Dabei Paz,

gelegt.

Spitzen von

Lehm

sind

an

klein

und stalaktitenartig, bald hoch und geformt wäe gothische Türme, manchen Gegenden einen seltsamen, überraschenden Anblick

was

vielen

Stellen

stehen geblieben, bald nur

verleiht.

Wie sein

eigenartig

und interessant das Thal nach dem eben gesagten

mag, so eignet es

sich

darum

wenigstens

nicht

berufen

einem grossen Lande

ist,

Es

zu dienen. Strasse

läuft

einer

fehlt

einige

ihr

solchen,

überall

hundert

sämtlich uneben, viele sehr

masse

flieset,

Brücken

nicht besser zur Anlage einer Stadt,

die durch ihre

an

Raum

Schritte

steil.

sonstigen Verhältnisse

Mittelpunkt des Handelsverkehrs

als

Der

sich

auszubreiten, nur eine

lang horizontal, die andern sind Fluss, welcher

durch die Häuser-

bildet eine tiefe Schlucht, über welche eine Anzahl hoher

führt

und ausser dieser Hauptschlucht

giebt

es

noch mehrere

Nebenschluchten, wodurch die Unannehmlichkeiten des Verkehrs

mehrt werden.

Ein'

die

ver-

im Hochland Geborenen mögen diese L'nzu-

sein, allein der Fremde kommt beim wegen der dünnen Luft beständig ausser Atem. Es wird erzählt, dass schon bald nach der Grimdung der Stadt wegen der Unbequemlichkeit der Lage unter der Einwohnerschaft Stimmen laut geworden seien, welche eine Verlegung der Kolonie vorschlugen, aber sonderbarer Weise dachte man dabei mehr an Orte in der Nähe des Sees, wie Tiahuanaco oder Huaipii, als an thalabwärts gelegene Gegenden, wo man ebeneren Boden und milderes Klima gefunden hätte. Später, als schon eine grössere Menge von Kapital zur Erbauung von Wohnhäusern, öftentlichen Gebäuden und Kirchen verwendet worden war, konnte an eine Verlegung nicht mehr gedacht

kömmlichkeiten weniger fühlbar

Wandern durch

die

Strassen

werden. Trotz

der

Unebenheit des

Bodens

ist

die Stadt regelmässig aus-

gelegt, die Strassen schneiden sich rechtwinklig in gewissen Abschnitten,




La sind

Paz.

331

Bedürfnisse des Verkehrs von genügender Breite, leidlich

für die

den mittleren Stadtteilen auch mit Bürgersteigen

gepflastert

und

versehen.

Die Häuser sind aus

in

gebaut,

Stein

haben

fast alle

einen

Einige Häuser sind gross,

Oberstock und sind mit Hohlziegeln gedeckt.

haben nach spanischer Weise einen Hof, um welche die Wohnräume Der grösste Teil der Häuser befindet sich an der linken Seite liegen. der Schlucht, durch welche der Fluss

auch der Hauptplatz, welcher, wie vierseitig

Raum

und den

ist

Auf

läuft.

dieser Seite liegt daher

südamerikanischen Städten,

in allen

eines Strassengevierts einnimmt.

Er

ist

von Norden nach Süden abschüssig und ist von einem öfifentlichen Brunnen verunziert, bei welchem sich über einem Becken eine phnnpe Neptunstatue erhebt, umgeben von acht Seehunden, aus deren Schnauzen Wasser

sich

in kleinere steinerne

von

seite wird

zwei öffentlichen

Tröge

ergiesst.

Gebäuden

Die untere oder Süd-

gebildet.

Auf der

östlichen

Hälfte erhebt sich der sogenannte Palast, ein dreistöckiges gut gebautes,

ziemlich geräumiges Haus,

und die Wohnung als

wo

sich früher die

den Präsidenten befand.

für

Amtslokale der Regierung Jetzt diente das

Kaserne, da so viele Machthaber der Republik dort

oder

zu

sonst

Lust

keine

Schaden gekommen zu beziehen.

es

hatte,

um

Gebäude Leben

ihr

sind,

dass der damalige Präsident

Den

westlichen Teil der Südseite

dem Palaste, nimmt die unvollendete Kathedrale Von diesem Gebäude war damals (1887) nur das erste Geschoss fertig, welches in gutem Geschmack aus sorgfältig behauenen Granit-

des Platzes, rechts neben ein.

mit

cjuadern ist.

Es

ist

korinthischen

zu bedauern

Säulen

aus demselben Material aufgeführt

und nimmt Wunder, dass diese beiden Gebäude

nicht auf der oberen, nördlichen Seite des Platzes stehen,

bedeutend Kirche Seite

stattlicher

Stockwerke hat,

drei

Gesims des ersten noch nicht Hauptkirche

während nach dem Platze zu das Ausser dieser unvollendeten

ist.

viele

andere, von welchen fünf zu

Die besten darunter sind San Francisco, San Juan

de Dios und Santo Domingo, Kathedrale

fertig

La Paz noch

besitzt

Klöstern gehören.

sie sich

abschüssig, dass sie an der hinteren oder unteren

steht, ist so

bereits

wo

Der Boden, auf welchem die

ausnehmen würden.

von denen die

Die Klöster,

dient.

W'elche

letztere

provisorisch

als

anfangs nach Errichtung der

Republik säkularisiert worden waren, wurden später ihren Orden zurückgegeben.

Gegenwärtig bestehen

in

La Paz noch

drei Mönchsklöster,

San Francisco, La Merced und die Recoleta und zwei Nonnenklöster, nämlich ein Kloster der unbefleckten Empfängnis, dessen Bewohnerinnen

Las

Concebidas

die

Karmeliterinnen-Convent

Empfangenen el carmen

— .

genannt

werden,

und

ein

Die Stadt hat zwei Hospitäler,


Der Titicaca-See.

332

welche gut gehalten sind und

barmherzigen Schwestern hospital de Loaiza

zwischen

Stadt

wegen

ihrer

gemässigten sich die

Höhe

tiefer

Hauptplatzes

Nachmittagstunden

— 10°.

und

nicht l)estimmt angeben,

Trotz der Kage

unfreundlicli.

südl. Breite ist es

weit kühler als in der

als

die

denn

die unteren Strassen liegen

obersten Häuser.

An

der oberen

Die Kirche San Francisco.

mein Barometer 3630 Meter. Während meiner Wohnung in

zeigte

Sommermonate erhob

den 7°

des

Frauenspital

Bei der abschüssigen Beschaffenheit des Thals lässt

,

der

kalt

ist

Höhe über dem Meere im Sommer Zoiie.

dem

Mit

werden.

den Wendekreisen auf 16° 30'

mehrere hundert Fuss

Seite

welchen die Kranken von französischen

die medizinische Schule verbunden.

ist

Das Klima von Ka Paz der

in

gepflegt

sich die 'j'empcratur in

nur

selten

ül)er

16°

C

,

morgens

war

sie

Die Verdunstung des Wassers nach dem Regen und der

Schneefall auf'clen umliegenden

Höhen erzeugen

diese Al)kühlung der

Die Regenzeit dauert von Mitte Dezember bis Mitte März, indessen regnet es in manchen Jahren schon viel früher, wie zur Zeit meiner

Luft.

wo

bereits im Oktober reichliche Niederschläge stattEs regnet gewöhnlich mehrere Tage lang mit geringen Gewitter Unterbrechungen, worauf dann einige heitere Tage folgen.

Anwesenheit,

gefunden hatten. sind im

Sommer

häufisj

und wiederholen

sich zuweilen

am

selben Tage.


La

Während der Wintermonate

Paz.

333

Temperatur im Schatten

die

in

der

Regel unter Null, aber da der Himmel dann gewöhnlicli wolkenlos

ist,

so

können

der Kälte

Öfen

trift't

man

wenigstens

an der Sonne wärmen.

Trotz

nirgends, auch nicht in den wohlhabendsten Häusern,

da die künstliche Erwärmung

Kamine,

oder

Menschen

Leute

sich die

ist

Zimmer

der

die

noch empfindlicher und zu Erkältungen und Rheumatismen

nui

geneigter macht.

Abgesehen von dem rauhen Klima und den durch hohe Lage erBeschwerden, wie Kurzatmigkeit und schnelle Ermüdung, hat man in La Paz keine Ursache, sich über das materielle Leben zu beDer Markt ist reichlich mit Erzeugnissen der heissen und klagen. gemässigten Zone versehen, denn bereits zehn bis zwölf Leguas thalabwärts gedeihen Zuckerrohr, Apfelsinen und Bananen, etwas weiter unten sogar Kakao und Ananas, während auf der Puna Rinder- und Schafherden weiden und die Jagd auf den benachbarten Seen reichliche Nur die Fische lassen zu wünschen übrig, und leichte Beute giebt. denn die im See gefangenen sind klein und von nur mittelmässiger zeugten

Die Stadt besitzt einen guten,

Güte. sich

zum

Teil bedeckten Markt, welcher

im Innern des Munizipalgebäudes befindet und beinahe den Rings

eines Strasscngevierts einnimmt.

gänge und kleine

Höfe

offene

den bedeckten Gängen

sondern zwischen

ist,

enthält.

Raum

denselben ziehen sich Bogen-

den Raum, welcher somit nicht

durchkreuzen

ebensolche

überdacht

vollständig

um

Ausser diesem Hauptmarkt, der ungefähr

der Stadt liegt, werden auch die Plätze von San Francisco und San Sebastian zu Märkten benutzt. Auf dem Hauptplatze darf

in der Mitte

nichts feilgeboten werden.

Es gab zur Zeit meiner Anwesenheit in La Paz mehrere Gasthäuser, von denen das von einem Franzosen gehaltene Hotel Central am Hauptplatz das beste war. Ich wohnte daselbst vier Monate und hatte selten Ursache,

der

mit

Verpflegung

zehn und

den

elf

Häusern

habenderen Gerichten,

hier

ansässigen

einheimischen

zum

Teil

werden.

Man

bei

frischen

als

Um

zum

In

den wohlTeil

aus

nach

wie in Peru, meist

lebt vorzugsweise

von Kartoffeln,

von getrockneten, welche Chuno

unterscheidet

schwarzen und den weissen.

sieben.

Mahlzeiten

die

Diese letzteren sind,

Das niedere Volk

und zwar weniger von genannt

bestehen

P'amilien

sowie

nach französischer Küche,

Landessitte zubereitet sind. stark mit Aji gewürzt.

Ausländer,

wie

ein Frühstück zwischen

und eine Hauptmahlzeit zwischen fünf imd der

die

Man nimmt,

unzufrieden zu sein.

überall in Südamerika, täglich zwei Mahlzeiten,

zw'ei

Arten

von

Chuno,

den

schwarzen Chuno zu bereiten, bleiben


Der Titicaca-See.

334

die Kartoffeln auf Stroh dreissig .

Tage lang an der Luft liegen, so dass am Tage von der Sonne beschienen

abwechselnd nachts gefrieren und

sie

Darauf werden

werden.

um

mit nackten Füssen getreten,

sie

und dann getrocknet.

abzustossen

die Schalen

In diesem Zustande lässt sich die

Geschmack ändert. Der Geschmack der gestampften, schwarzbraunen, harten und faserigen

Kartoftel jahrelang aufbewahren, ohne dass sich ihr

Stücke

ist

aber von

weder

dem

der frischen Kartoftel ganz verschieden: fade,

noch süss; indessen wird der Chuno, wenn er lange Zeit mit Fleischbrühe gekocht worden ist, einigermassen geniess-

trocken,

der Zubereitung des weissen Chunos, auch Tunta genannt,

Bei

bar.

man

lässt

melilig

dem

die

zwischen Stroh

in

Frost ausgesetzt gewesenen Kartoffeln 40

fhessendem Wasser

worauf

sie

— 60

Tage

an der Sonne

Die Kartoffeln sind ganz weiss und werden nach

getrocknet werden.

dem Kochen

liegen,

schlüpfrig

und

Bei den am meisten geund dem Chairo, ist der schwarze

fadenziehend.

dem

nossenen Landesgerichten,

Chu]:)e

Chuno ist

einer der Hauptbestandteile. Zwischen diesen beiden Gerichten im Grunde kein grosser Unterschied. Beide bestehen aus Fleisch-

brühe,

in

welcher Kartoffeln, Chufio und andere Wurzeln mit grünen

und

Kräutern

Aji

gekocht

sind,

nur

sind

dem

bei

Chairo

alle

In-

gredienzien in ganz kleine Stücke geschnitten.

Auch zubereitet

tuberosa)

Oka-Wurzeln werden

die

wie

die

in ähnlicher

Man

weisse und röthche,

die

Die frische

wird.

Kartofteln.

von

Weise zur Aufbewahrung

zwei Arten von

hat

denen die

Oka schmeckt unangenehm

Oka

sauer.

(0.x.alis

vorgezogen

erstere

Man

lässt

sie

daher zunächst etwa zehn Tage bedeckt an der Sonne liegen, wodurch sie

Säure verliert und

die

länger

ausgesetzt,

Kahui.

Man

so

süss

wird.

Bleibt

sie

der

Sonnenwärme

trocknet sie ein und heisst in diesem Zustande

Eine andere Bereitung der Oka gleicht der des weissen Chufio.

läs^t die

fhessendem, Zersetzung

gefrorenen Wurzeln in ^Vasser aufweichen, aber nicht in

sondern

in

stehendem.

Die

übergegangene Wurzel wird

auf diese Weise teilweis in

dann getrocknet, behält aber

immer einen unangenehmen käseartigen Geruch. Diese getrockneten Okawurzeln heissen Kaya imd sind bei den Indianern ein beliebtes Nahrungsmittel.

Früher war das einzige aus Mais

bereitete Chicha.

vom Volke genossene

geistige

Getränk die

Neuerdings hat der Verbrauch

derselben

abgenommen, da der Zuckerbranntwein (Canaso) den Indianern und Cholos ein wohlfeileres und rascheres Mittel bietet, um sich zu berauschen.

Einen weniger schädlichen Ersatz

für die

Chicha

liefert

das


La

335

bedeutend zugenommen

dessen Genuss

Bier,

Paz.

hat,

durch deutsche

seit

Brauereien ein ganz gutes Getränk hergestellt wird,

Die Bevölkerung von La Paz über 40,000 geschätzt.

wenn man

Die weisse Bevölkerung würde,

Indianern.

Europäer abzöge,

lebenden

Allerdings rechnen

sich

dieser Beziehung

ist in

nicht genau bekannt

ist

und wird auf

Sie besteht aus Weissen, Mestizen oder Cholos

nur

ausmachen.

geringe Zahl

Mestizen zu den Weissen und es

eine Grenze zu ziehen, da selbst unter

schwer

den Gliedern derselben Familie ganz Hautfarbe vorkommen.

ganz

eine

alle helleren

und

La Paz

die in

aul^allende Unterschiede

Die Indianer,

in

der

den grössten Teil der Einwohner bilden, sind Aimaräs von der Puna, eine zwar kräftige, aber im höchsten Grade stumpfsinnige Rasse mit groben Gesichtszügen von oft

abschreckender Hässlichkeit.

zum

unterscheiden sich

Die

welche

Elemente der Bevölkerung

drei

Theil auch durch ihre Kleidung.

Die Männer,

sowohl Weisse wie Cholos, kleiden sich nach europäischer Weise.

Die

weissen Frauen folgen, soweit es ihnen ihre Mittel gestatten, den Pariser

Moden, tragen

aber, w^enn sie

am Tage

von

den immer

in

durch ihre Vorliebe

Farben.

Indianerinnen

gehüllten

Sie tragen hellgrüne,

oder rote Röcke und ebensolche grosse Umschlagetücher. flache

immer von

wodurch

Unförmlichkeit

zum untern

Knöchel sichtbar

sind,

wie

perlgrau,

Stiefelchen

arm

sind

Waden und da so

eine Ober-

ist,

Sie ziehen

auch hierbei helle Farben

oder rosenrot und die Absätze

so

sieht

man

welche

ihrer

So

wie die India-

haben eine eigentümliche Tracht, die ebenso

ihre Gesichtsbildung unschön.

bis

Modedame.

sie nie barfuss

und eine Unterhose aus grobem, von

Wollenzeug, ist

als

Die Röcke reichen nur bis somit die Füsse bis über die

hoch, wie die einer europäischen

Die Indianer

nerinnen.

kleine,

ist gleichfalls

eine elegante Bekleidung derselben Ge-

ist

himmelblau

eine Chola sein mag,

unkleidsam

hose

so

bildet,

ihre natürlich stark entwickelten

genstand ihrer grössten Sorgfalt. vor,

Kopfbedeckung

aufgepolstert werden.

der

Drittel

ihre

goldgelbe

Der

Der bunte Oberrock bedeckt eine Anzahl von Hüften oft bis

heller Farbe.

Unterröcken, zur

welcher

runde Hut,

übliche

Die Cholas unterscheiden sich

Gewänder

schwarzblaue für grelle

Lima

ausgehen, die in

schwarze Manta aus Wolle oder Seide.

Die Männer tragen

ihren Frauen

zur Mitte des Unterbeins reichen.

von dunkler, gewöhnlich brauner Farbe und hinten

gewebtem Die Oberbis

über

die Kniekehle aufgeschlitzt, so dass die hellere Unterhose sichtbar wird.

Die nackten Füsse sind mit Sandalen aus ungegerbter Ochsenhaut ver-

sehen und werden durch ebensolche Riemen über den Hacken und der Spanne festgehalten. Über Brust und Rücken hängt ein buntgestreifter


t)er Titicaca-See.

ZT.S

dicker Poncho,

üblichen

welcher

unterscheidet.

von

sich

nicht

Der

Kopf wird

dem im Hochland

allgemein

dicken

wollenen

mit

einer

Zipfelmütze bedeckt, die von bunter Farbe und gewöhnlich mit grossen

Ohrenklappen gegen die Kälte versehen noch

Reisen

auf

schwarzen

straften

Haares,

Ausdruck

den

ist.

welches

Über der Mütze tragen Die Büschel

Filzhut.

nicht

geflochten

ist

sie

langen,

ihres

wie das der

drängen sich unter der Mütze hervor und vermehren

Yungasbewohner,

noch

runden

einen

stumjjfsinniger

Verdrossenheit

schmutzig

der

braunen Gesichter. Die Charaktereigentschaften sind im

der Bolivianer,

Vergleichung

Männer

Ganzen

Ergebnis

das

La

die der Peruaner,

doch

zu Gunsten der

eher

Paz, überhaupt fällt

bei einer

Die

letzteren aus.

zeigen im Verkehr mit einander die höflichen, etwas ceremoniösen

altspanischen Umgangsformen. sich

der Bewohner von

nur

aber

zu

zuverlässigkeit,

die

Unter der gefälligen Aussenseite verbirgt

Mangel an Offenheit und

oft

wir

als

Ehrlichkeit.

Die Un-

einen Charakterfehler der Peruaner tadeln

den Bolivianern noch in weit unangenehmerem Grade eigen. Menschen sind die heiligsten Beteuerungen nur ebenso viele Gründe, um ihr Wort nicht zu erfüllen. Und zwar ist dieses Laster so

mussten,

ist

Bei vielen

eingewurzelt,

dass

seine Äusserungen

sich

nicht

auf das Privatleben

beschränken, sondern dass auch die höchsten Staatsbeamten, wenn

im

Namen

barungen

der

in

Nation reden,

einer

ihre

sie

gemachten Zusagen und Verein-

Weise vernachlässigen,

die

in

andern Ländern

als

unverantwortlich betrachtet werden würde, in Bolivien aber niemanden

Wunder nimmt. völkerung

sowie

als

die Treulosigkeit

LTnruhen

politischen

sind

Die Unbeständigkeit und der Wankelmut bei der Be-

in

der Truppen

welche

begünstigt,

haben wesentlich die

in Bolivien

häufiger gewesen

den andern spanisch-amerikanischen Republiken, und die

in den letzten Jahren geordneten staatlichen Verhältnissen Platz gemacht haben. Die Frauen sind angenehm und natürlich im Umgange, Sie vielleicht etwas weniger ungezwungen als die Frauen der Küste. sprechen das Si)anische mit einem eigentümlichen Accent, den man

erst

überall im

mit

Hochlande

bei

Leuten

dem Spanischen auch

haben.

Worte sich bei

die

antrifft,

die in ihrer Kindheit zugleich

indianischen

Landessprachen gelernt

dem Aussprechen der Zähne nur wenig von einander entfernt werden und macht )ie Frauen den Frauen mehr bemerkbar als bei den Männern. Dieser Accent

beruht

darauf,

dass bei

die

I

La Paz scheinen einigermassen vergnügungssüchtig zu gesellschaften sind häufig, und wenn es sich gar um einen

in

so lässt sich

niemand auch durch

sein.

Tanz-

Ball handelt,

die heftigsten Proteste des Wetters


Llamaherde.

S.



La

Paz,

137

von der Beteiligung abhalten. Da es in La Paz keine Wagen giebt, so haben die tanzlustigen Frauen und Mädchen zuweilen grosse Schwierigkeiten zu überwinden, und es ist mir von Damen erzählt worden, bei heftigem Regen auf keine andere Weise ihre Toiletten und unversehrt an Ort und Stelle zu bringen vermögen, als dass sie sich in Mäntel gehüllt von ihren indianischen Dienern (Pongos) Die Gewohnheit des Schminkens ist in das Haus tragen lassen. ebenso allgemein wie in Peru, doch beschränkt man sich hier auf das Auflegen von weiss, da bei der dünnen, kühlen Luft eine lebhafte Gesichtsfarbe die Regel und Blässe der Wangen selten ist. Was dem Strassenleben in La Paz einen eigentümlichen Charakter

dass

sie

trocken

giebt,

sind

die Llamaherden,

meisten Strassen zu

Transport

aller

steil für

man

die

allenthalben

den Verkehr mit Wagen

Waren oder sonstigen Lasten innerhalb der

weder durch Llamas oder Indianer besorgt. alle sie

antrifft.

Gegenstände auf dem Rücken und

es

auf diese Weise zu tragen vermögen.

Fortschafifung leichter Güter verwendet,

ist

Da

die

sind, so wird der

Stadt ent-

Diese letzteren schleppen erstaunlich, welche Lasten

Die Llamas werden nur zur

denn

ein Tier

von gewöhnlicher

Bios die Männchen werden als haben eine starke Ausdünstung und verbreiten mäuseartigen Geruch um sich. Die Llamas sind auf-

Stärke trägt nur einen halben Zentner. Lasttiere benutzt; diese

einen

widrigen,

fallend

stille

vernehmen.

Tiere, nur selten lassen sie ein leises, winselndes

Werden

sie gereizt,

Meckern

so verteidigen sie sich zuweilen durch

Ausspeien eines höchst unangenehm

riechenden Magenschleimes.

Die

und der Gesichtsausdruck der Llamas sind eben so verschieden wie die Farbe ihrer Wolle. Einige haben lange schafähnliche Kopfbildung

Köpfe, bei andern

Nasenlöchern;

ist

allen

das Gesicht kurz,

mopsartig mit weit geößheten

gemein

Ausdruck

der

ist

scheuen,

dummen

Staunens.

La Paz

ist

eine

der ältesten

spanischen Kolonien

im Hochland.

Die Stadt wurde im Jahre 1549 unter der Präsidentschaft Pedro de la Gasca's durch den Kapitän Alonso de Mendoza gegründet unter dem

Namen

»Nuestra Seiiora de

la

Paz«,

zum Andenken an

die Wiederher-

stellung des Friedens nach dem durch die Empörung Gonzalo Pizarros

Nach dem Sieg des Patriotenheeres bei Ayacucho wurde der Name umgeändert und die Stadt sollte fortan La Paz de Ayacucho genannt werden. Allein dieser zweite Namen bürgerte sich so wenig ein wie der erste und die Stadt wurde nach wie vor einfach La Paz genannt. Die Gegend des Thals, wo man sie anlegte,

hervorgerufenen Bürgerkriege.

Middendorf, Peru

III.

22


Der Titicaca-See.

338 früher

hiess

Chuquiabo

')

Aussprache

verdorbene

eine

Aiisdrucks Choke-yapu (Goldfeld).

wäschereien her, welche daselbst

Name

Dieser

Aimarä-

des

rührte von den Gold-

langer Zeit betrieben wurden

seit

die zu Zeiten der Inkas grosse Ausbeute gegeben

haben

sollen.

und

Cieza

de Leon erzählt, man habe den Ort gewählt wegen des guten Wassers und des Überflusses an Brennholz. Von Holz ist gegenwärtig nichts mehr zu sehen, das jetzt vorzugsweise benutzte Feuerungsmaterial ist getrockneter Llama- und Kuhmist, Takia genannt, welcher täglich durch Llamaherden von der Puna gebracht wird. Aus der Zeit der spanischen Herrschaft ist nur die Belagerung zu erwähnen, welche die Stadt während des Aufstands der Indianer unter

Tupac Amaru 1780 auszustehen

hatte.

Die Aufständischen, über 12000

an der Zahl, hielten die um die Stadt gelegenen Höhen besetzt und hatten alle Verbindungen abgeschnitten. Sie standen unter Leitung Frau

der

Stadt

dieselben

Catari

Mittel

zu

Namens

Bartolina,

bemächtigen

welche sich der

suchte,

durch

in

die

Darauf wurde der

anstauen.

Damm

weit geöffnet, so dass plötzlich ein

reissender Strom sich gegen die Stadt ergoss, die Brücken mit

am Abhänge

viele

welche

Hände der Indianer gefallen war. Sie liess den im obern Thale abdämmen und eine grosse Wassermenge sich

zuvor Sorata Fluss

Häuptlings

des

durch

Allein

brachte.

durch

Festigkeit

die

fortriss,

Häuser unterwühlte und zum Einstürzen

gelegene

Kommandanten

des

Sebastian

Segurola wurden die Anstrengungen der Indianer vereitelt und die Stadt vor

dem

schrecklichen Schicksal bewahrt,

das Oruro, Caracoto, Sorata

und manche andere Ortschaften betroffen hatte, bis der vom Vicekönig von Buenos Ayres abgesandte General Reset[uin der Stadt zu Hilfe kam und der Belagerung ein Ende machte. La Paz war eine der ersten Städte, die sich den südamerikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen

anschloss.

Am

16.

Juli

1809 erhob sich

Volk und Truppen, zunächst nur gegen die hanzösische Partei und zu Gunsten Ferdinand VIL, aber im Grunde mit der Absicht, sich vom Mutterlande loszusagen;

doch wurde diese

erste

Bewegung durch den

von Lima aus gegen die Aufständischen gesandten General Goyeneche unterdrückt

und

sämtliche Häupter derselben hingerichtet.

Schlacht bei Ayacucho

(9.

Dezember 1824) rückte der

Sucre nach Hochperu vor, kräfte zu vertreiben. l)

Man

Stelle des

fändet dieses

um

Nach der

siegreiche General

dort die letzten Reste spanischer Streit-

Von La Paz

erliess er,

ermächtigt durch Bolivar,

Wort auch zuweilen Chuquiago geschrieben, indem an

Aimaräwortes yapu

Feld,

das Keshuawort aco

nach also Chuquiago Goldsand bedeuten würde.

Sand, gesetzt

ist,

die

wo-


La

am

wodurch

Februar ein Dekret,

9.

Paz.

339

die Bevölkerungen des

Hochlands

aufgefordert wurden, einen Kongress zu erwählen, der sich in Chuquisaca

versammeln Distrikte

zum

an

Provinzen,

Die

sollte.

die

waren

wandte,

sich

er

des Verwaltungsbezirks Charcas, welche bis zuni Jahre 1776

Vicekönigreich Peru gehört hatten,

seit dieser Zeit

aber

zum

Teil

mit Buenos Ayres vereinigt worden waren. Indes liess der Kongress von Buenos Avres den in Chuquisaca versammelten Abgeordneten erklären, dass die Argentiner ihr kürzlich erworbenes Besitzrecht nicht zur Geltung

und die Ordnung der Interessen Oberperus den Bewohnern desselben überliessen. Der Kongress von Chuquisaca erklärte

bringen würden

infolgedessen

durch

die

seine

unabhängigen Staate

•einem

vom

Befreiers Südamerikas

(6.

Landesteile

Mitglieder vertretenen

welcher

August 1825),

spanischen Joche

zu

zu

Ehren des

»Bolivia« genannt

wurde

und ernannte zugleich den General Simon Bolivar zu dessen Schirmherrn

und Präsidenten. Bolivar kam darauf selbst nach dem nach ihm benannten jungen Staate und verweilte in Chuquisaca bis zu Anfang des Jahres 1826, worauf er nach Lima zurückkehrte. Nach seiner Abreise wurde der Sieger von Ayacucho, der Marschall Antonio de Sucre zum 2.

Präsidentei> erwählt

und später die Hauptstadt des Landes,

die

bisher Chuquisaca geheissen hatte, ihm zu Ehren Sucre genannt.

Es würde die diesem Buche gesteckten Grenzen bei weitem überUmrissen die Geschichte der

schreiten, wollten wir auch nur in flüchtigen

verworrenen Umwälzungen

Republik durchzumachen

immer

eine

geben,

gehabt

hervorragende

und

wichtigste.

wie

es

Um

lange Zeit

Rolle

dem Leser

in

In

ist

des

die

doch die volkreichste

eine ungefähre Vorstellung zu geben,

diesem Lande zugegangen

Präsidenten

Gründung der

denn wenn auch nicht

die Stadt

uns auf die Erzählung nur einer Begebenheit. periode

seit

Wirren hat La Paz

allen

gespielt,

des Landes,

politische Haupstadt

welche Bolivien hat.

Am

ist,

beschränken wir

Ende der Regierungs-

Achä (1860) bemächtigte

sich

der

General

Melgarejo, der keine Aussicht hatte, gewählt zu werden, mit Gewalt der Herrschaft. thätig,

Melgarejo

grausam,

dabei

zwar ein

sehr

tapfer,

aber roh, unwissend, gewalt-

dem Trünke ergebener Mann,

der

alle

Landes gegen sich hatte, der aber trotz aller sich siegreich im Besitze der uneinGegner seiner Anstrengungen Doch wäre er gleich zu wusste. zu behaupten geschränktesten Gewalt gekommen und rettete Falle zu Anfang seiner Machthaberschaft beinahe besseren P:iemente

sich

des

bloss durch einen

Handstreich

von

verzweifelter

Verwegenheit.

Seine Gegner hatten den General Belzu (Präsident von 1849—55) welcher sich

während der Regierung Achäs

als politischer

Verbannter 22*

in

Tacna


Der Titicaca-See.

340

an die Spitze der Bewegung gegen Melgarejo

aufhielt, aufgefordert, sich

zu

Darauf begab

stellen.

Volke

La Paz

in

mit

Armen

offenen

und wurde vom Auf die Nachricht Stadt vor kurzem

nach Bolivien

Belzu

sich

empfangen.

von dieser Erhebung kehrte Melgarejo, welcher die verlassen hatte und sich auf dem Wege nach Potosi befand,

um und

wieder

beschloss,

Versuch

dieser

er sich kurze Zeit auf

Die

misslang.

Aufständischen

in

sofort

den Höhen

anzugreifen und mit Sturm zu nehmen.

Stadt

die

aufgehalten,

nachdem

Aber

La Paz waren zwar

Truppen ging zu Belzu wurden beim Angriff auf die Barrikaden zurückgeschlagen und zersprengt und nur wenige Stunden, nachdem er von den Höhen herabgestiegen, fand sich Melgarejo fast ganz verlassen. Der schlecht bewaffnet, aber ein Teil von Melgarejos die anderen

über,

war so

Glückswechsel

Fassung

Leben

Ende

ein

jäh,

dass der Besiegte einen Augenblick seine

Er erhob den Revolver gegen seine

verlor.

machen,

zu

ihm geblieben waren,

Stirn,

um

einer der Wenigen, die

allein

»General«, sagte

hielt ihn zurück.

er,

seinem

noch bei

»ehe wir so

Leben in einem letzten Versuch aufs Melgarejo, durch diese Worte wieder zu sich gebracht,

sterben, lassen Sie uns lieber das

Spiel setzen-. fasste

einen

verzweifelten

noch bei ihm ausgehalten

Mit den wenigen Soldaten, die

Entschluss.

hatten, überstieg er die

von ihren Verteidigern

bereits verlassenen Barrikaden und wendete seine Schritte

dem

Palaste zu.

Das Volk und die Soldaten, denen er so in den Strassen begegnete, glaubten, man führe ihn gefangen, und Hessen ihn unangefochten seinen Weg fortsetzen, manche ihm mitleidig nachblickend. So gelangte er auf den Platz und vor den Palast, in dessen erstem Stock an einem offenen Fenster der General Belzu stand, der sich dort umgeben von einigen Offizieren seines Sieges freute.

und

darauf,

schritt

Dort befanden

Hauses. Gesicht

immer inmitten

um

wandten,

sich

nicht

viele

dem

Melgarejo grüsste ihn militärisch seiner Leute,

durch den Hof des

seiner treulosen Soldaten, die das

Blicke ihres verratenen Generals zu

begegnen; niemand vertrat ihm den Weg,

bloss

auf der Treppe be-

gegnete er einem persönlichen Feinde, der das Gewehr gegen ihn erhob.

Malgarejo

stiess

schmetterte

den

mit

der

Schädel

linken

Hand den Lauf Gegners

seines

mit

zur Seite

einem

und

zer-

Revolverschuss.

Treppe hinauf und war in wenigen welchem er Belzu von unten gegrüsst hatte. Dieser sah seinen Feind vor sich, blass vor Aufregung und mit funkelnden Augen. Er versuchte einige Worte zu stammeln, aber Melgarejo Hess ihm keine Zeit dazu, sondern streckte ihn alsbald durch

Darauf

eilte

Augenblicken

er

in

in

Sjjrüngen

dem Zimmer,

einen Schuss zu Boden.

die

in

Dann

trat

er

keck unter die herbeigelaufene




La

Menge und

Belzu

rief:

34T

nun leben? Und Volk und So wurde dieser von neuem

soll

Es lebe Melgarejo.

Soldaten schrieen:

wieder Herr der Stadt.

sohne ermordet.

tionären Wirren

verschont

dem

Seit

erwählte Präsidenten

zum Jahre 187 Lima von seinem eigenen Schwieger-

Melgarejo behauptete sich bis

und wurde zwei Jahre später

ni

Kriege mit Chile

geblieben

haben

nämlich

gesetzlicher Weise

Störung der Ruhe bis

nicht

ist

zum

berichten.

sind nur in einer

Am

im Thale abwärts.

zu

viel

Wagen

Spaziergänge oder Ausflüge zu Pferd und zu

Richtung möglich,

Bolivien von revolu-

in

Frist verwaltet.

Umgebungen von La Paz

die

ist

und zwei

Amt ohne

ihr

Ablauf der verfassungsmässigen

Über

Wer

tot!

ist

Paz.

untern

Ende der

Stadt auf der rechten Seite des Flusses befindet sich die Alameda, der öftentliche Spaziergang,

welcher aus einem breiten Mittelweg und zwei

schmalen Seitenwegen besteht.

Diese

Reihen von Bäumen verschiedener

Wege werden

eingefasst

Trauerweiden, Eukalyptus, Apfelbäumen und anderen,

Stämmen

sich

Rosenhecken

400 Schritt lang und Alabasterbecken. steinerne Bänke,

Alameda der

in

hinziehen.

von

vier

amerikanischem Hollunder,

Art, als

Die

Alleen

zwischen deren sind

ungefähr

der Mitte befindet sich ein Brunnen mit einem

Zu beiden Seiten des Mittelwegs stehen viele plumpe sich selten jemand setzt, denn wiewohl die

auf die

einzige öftentliche Spaziergang

ist,

so

wird sie doch nur

Das Schönste der Alameda ist die Aussicht, die man von dort bei klarem Wetter auf den Ilimani geniesst, und das Merkwürdigste ein kolossaler Kopf aus dunklem vulkanischen Stein, welcher von einem Götzenbilde aus Tiahuanacu herstammt. Dieser Kopf liegt schon seit Jahren im Mittelwege und ich liess ihn aufrichten, um eine photographische Aufnahme vornehmen zu können. Über den Verbleib des wenig besucht.

unteren Teiles der Figur gelang es mir nicht, etw^as zu erfahren.

Eine

Legua unterhalb der Stadt liegt das Dorf Obrajes, wo manche wohlhabende Leute aus La Paz Landhäuser haben. Das Thal unmittelbar imter La Paz hat ein starkes Gefäll und der Weg ist an manchen Orten sehr steil, aber mit Wagen befahrbar. Immerhin ist eine solche Fahrt weder angenehm noch ungefährlich. Obrajes liegt 1000 Fuss tiefer als La Paz und das Klima ist daselbst bereits weit milder. Noch eine Legua weiter thalabwärts gelangt man nach Calacoto, eine Erweiterung des Thals,

dem

die durch Vereinigung zweier linksseitiger Nebenthäler mit

Hauptthale entsteht.

werden Strassen

sollen.

Es findet

wo

die Stadt hätte angelegt

Dies

ist

sich

da hinreichender

der Ort,

und mehrere niedrige Hügel würden

Raum

für

lange ebene

sich vortrefflich zur Er-

bauung von Privathäusern mit schöner Aussicht geeignet haben.

Das


Der Titicaca-See.

342

Klima

ist

Höhen macht

höchst angenehm und das Ersteigen der

keine

Beschwerden mehr. Unmittelbar erweiterung

herabkommt, seiner

La Paz mündet

unter

ein

der

Mündung

PotojJOto.

Etwa

einer

in

Legua

eine

Chuquiaguillo genannt, ein Diminutiv von

trieb,

ol)wohl

wärtig,

dass

scheint,

denn

witterung

der

Ausbeute

die

auch

früher

ganze

die

des Ilimanf

silurischen

ist

grössere

Choque-aco,

Funde gemacht

ungeheure Alluvialmasse, Schieferfelsen

aber

so

nicht gewinnen

finden

sich

fein

verteilt

Li den

lässt.

und

sein sollen.

der Andes entstanden und im

in so geringer

Anschwemmungen am Boden in

in

Diese Schichten enthalten das edle Metall

Form von

Blättchen oder kleinen Körnchen,

Gold

ist,

Menge, dass

Entfernung von einander, dünne Schichten oder Lagen Färbung.

Es

welche durch Ver-

der Dicke der graugelben Erdmasse,

in

also der

nur gering, wenigstens gegen-

Laufe der Jahrtausende herab ins Thal geschwemmt worden enthält,

von

thalaufwärts

an diesem Flusse noch eine Goldwäscherei in Be-

ist

kleine Goldsand,

beträchtlichen Thal-

vom Fusse

der

Nebenfluss,

linksseitiger

es sich

der Thäler

verschiedener

von dunklerer

in grösserer

Menge

und wenn man solche

antrifft, darf man hoffen, durch Auswaschen derselben mehr oder weniger lohnende Ausbeute zu erzielen. Die Schichten werden Venerillos genannt und ihre Mächtigkeit schwankt zwischen

dunklere Lagen

eine

wenigen Centimetern und einem Meter und darüber. Dergleichen Venerillos finden sich im Thalboden von Chuquiaguillo, zwei derselben enthaltendrei Lagen,

die

oben von Geröll bedeckt sind und nach unten durch

eine gleichfalls goldlose

Lehmmasse

liegenden Felsen getrennt werden. folgender Weise gewonnen. wall

ab

und

bildet

versehen wird.

eine

muerta

tierra

Das Gold wird

Man dämmt den

von den darunter-

in

Chuquiaguillo in

Fluss durch einen vStau-

Wasseransammlung, die mit einer Schleuse

Die Thür dieser Schleuse öffnet sich nach einem Gang,

den Thalboden eingegraben

welchem zu beiden Seiten sind. Diese werden mit Hacken und Schaufeln unterminiert, so dass die Erdmasse in den Gang herabstürzt. Ist dies geschehen, so öffnet man die Schleuse und lässt das oberhalb angestaute Wasser herabströmen, wodurch alle lose Erde der die

in

goldführenden

weggeschwemmt

um

wird.

Ist

das Wasser sich von

geschieht,

wird

die

ist

dunklen Lagen

der Teich

und

in

sichtbar

leer,

so schliesst

neuem ansammeln

zu lassen,

man

die Schleuse,

und während

dies^

im Gange zurückgebliebene Masse einer zweiten

Bearbeitung unterworfen.

Zu diesem Ende

schaufelt

man

sie in

einen

länglichen, etwas geneigten unten mit Segeltuch verschlossenen Kasten^


Die Provinz Yungas.

dessen Boden

neuem

ein

243

mit runden Flusssteinen bedeckt

ist.

Hierauf wird von

Strom von Wasser über den Kasten gelassen, wodurch die während die schwereren zwischen

leichteren Substanzen weggeführt werden,

den Steinen am Boden des Behälters liegen bleiben. Sodann werden die Steine entfernt und der am Boden des Kastens angesammelte Schlamm, welcher die Goldkörner enthält, in Trögen mit der Hand

Körnchen und Blättchen sind zuweilen Der Reingehalt des gewonnenen Metalls ist grossen Schwankungen unter-

ausgewaschen. in

Neben

kleinen

pfundschwere Klumpen gefunden worden.

Chuquiaguillo auch

worfen, meistens

es stark mit Silber gemischt.

ist

Die Provinz Yungas.

Von der

Leuten, die Bolivien gut kannten, hatte ich vernommen, dass

Monat November der

Thälern

am Ostabhange

einzige

der Andes

daher den Anfang der Arbeiten,

kommen

war,

sei,

in

kein

um

welchem in den heissen Regen falle. Ich beschloss

derentwillen ich nach

La Paz

ge-

zu verschieben und mir die günstige

noch einige Wochen

Yungas zu Nutze zu machen. waren mir bei meinen und schlössen mit einem Arriero zur Vorsicht

Jahreszeit zu einem Ausfluge in die Provinz

Freundliche Landsleute,

die ich

Vorbereitungen behilflich einen

schriftlichen

Kontrakt ab,

kennen

lernte,

demzufolge

sich

dieser verpflichtete,

wohin ich wünschen würde. Am i. November machte ich mich also auf den Weg, wohl versehen mit Empfehlungsbriefen für alle Orte, die ich möglicher Weise auf meiner Reise berühren konnte. Das Wort »Yunca« stammt aus der Keshuasprache und bedeutet

mich mit

drei Tieren bei beliebiger Reisedauer zu begleiten,

es

in dieser ein heisses, tiefes Thal, wie sich dergleichen

land finden, weit

ehe

man

sämtliche

zur in

mehr jedoch an der

eigentlichen Montafia dieser

genannt werden,

östlichen gelangt.

Gegend gelegene

indes

ist

dieser

Gebietsteile

Name

auch im Küsten-

Abdachung der Andes, Im Grunde also sollten

auf die

Boliviens

der

Stadt

Yuncas

La Paz

Hegende Provinz beschränkt worden, denn die ursprüngliche indem die Keshuasprache, die in ist vergessen, früherer Zeit daselbst gesprochen wurde, seit geraumer Zeit durch das Aimarä verdrängt worden ist. Die Provinz Yungas wird von mehreren

zunächst

Bedeutung desselben

Flüssen durchströmt,

die

aus den Gletschern des Ilimani entspringen

oder doch aus den Schneefeldern dieses Berges ihre hauptsächlichsten


Der Titicaca-See.

344

Der ') und nach

Zuflüsse erhalten.

La Paz

fliesst

schnittene Thal

Fortsetzung

südlichste derselben

dieses Flusses

der Fluss, der durch

ist

dieser Stadt benannt

Das

wird.

einge-

tief

den Ilimani von der südlichen

trennt

während dieser Berg nach Norden durch

der Cordillera,

eine sattelartige Einsenkung mit der Kette in Verbindung steht, die sich

und mit dem Illampu

östlichen Ufer des Titicaca hinzieht

ungeheure Eismasse des Ilimani

dem höheren

allgemein vor

Die Flüsse,

wird.

welche

am Die

endigt.

ihm

steht also ganz allein da, daher

Illampu oder Sorata der Vorrang gegeben

vom

teils

entspringen,

Ilimani

seinen

teils

Fuss umströmen, vereinigen sich weiter nördlich zum Beni, der später

dem Mamore den mächtigen Madeira

durch Zusammenfluss mit

Der Weg nach den Yungas oder

schnitt

und

trennt

der

Sattel,

sich

der in

Man

mit ihr verbindet.

verlässt

Weg

hinter

den

Häusern alsbald nach

letzten

das Nebenthal des Potopoto einbiegt,

in

auf

wendet

links

welchem man

Nach anderthalb Stunden kommt man nach

bleibt.

La Paz

oder östlichen Seite und zugleich auch das Thal, indem

unteren

und

welcher

zugleich

ihn

bildet.

den eben erwähnten Einden Ilimani von der nördlichen Kette führt durch

fortan

Chuquiaguillo,

einem kleinen Dorfe von Lehmhütten an der Bergwand, dessen Gold-

Der Weg, auf welchem man reist, und so geebnet, dass er mit Wagen befahren werden könnte. Zwei Leguas aufwärts von Chuquiaguillo durchsetzen Felsen den Thalboden, oberhalb deren das Wasser wäschereien bereits erwähnt wurden.

ganz

steigt überall

allmählich,

in früherer Zeit angestaut

gewesen und einen kleinen See gebildet

diesen Schieferfelsen bemerkt

man

deutliche Zeichen,

erstreckt

ausgebuchtet.

hat.

An

An

hat.

dass sie ehemals

bedeckt gewesen sind und dass ein Gletscher sich

mit Eis

herab

breit

ist

bis hier-

Die Felsen sind zum Teil abgerundet, zum Teil

man

ihrer glatten Oberfläche sieht

an vielen Stellen

und Furchen eingegraben, erzeugt durch die Reibung der Steine, die im Eise eingebettet waren. Die fast ebene Thalfläche, die nun folgt, wird beschlossen durch eine zerklüftete Masse flache oder tiefere Ritzen

von Felsen, über welche der Fluss Fall

heisst

l)

Alandra und

ist

Dieser Umstand hat zu

Ilimani Veranlassung gegeben,

sei

drei

Ermangelung

fältige Indianer,

die

entfernt;

ethymologischen Erklärung in

vorgeschlagen

La Paz hat.

bedeuten.

Der

Absätzen herabstürzt.

von La Paz

ursprünglich »'hila umani« gewesen,

den »grossen Wasserspender« dient in

einer

welche der

bekannte Pfarrer Isaac Escobari des Berges

in

4 Leguas

Namens

des

Kenner der Aimaräsprache

als

Er

des

auf den

ist

der Meinung, der

welche beiden Worte

in

Name Aimarä

Diese allerdings sinnreiche Erklärung ver-

einer anderen angeführt

zu werden,

scheint

uns aber lür ein-

den Berg benannt haben, etwas zu poetisch und gesucht.




Die Provinz Yungas.

345

sumpfigen Wiesen vor demselben weiden zahlreiche Llamaherden.

Gegend des

Weg

Wasserfalls

ist

Krümmungen überwinden

durch einige zickzackförmige

zwei Orten

man

sieht

des

kaum

steigt

Weg

Uhr

i

und

erreichten.

An

kleine

Formen

bildend, wie Türmchen, Hütten

der

mit

gekauten

von

Wegs

man

sieht

Schieferstücken,

allerlei

und Brücken: Reste des alten schon beim Passe über die Auch sieht man grosse Steine und

dessen

Indianer,

Cordillera blanca erwähnt wurde.

Felswände

fast

zum

der sogenannten Apacheta,

der Seite des

Häufchen

grössere

überall

Apachic-Glaubens

wieder

merklich und gelangt so ganz allmählich

Punkte des Passes (4650 Meter),

höchsten

welche wir nach

An

Massen

welcher einst das Thal

Gletschers,

Hinter den Felsen des Wasserfalls wird der

man

eben,

muss.

dort in der Tiefe von Felsspalten noch

schmutzigen Eises, Überreste ausfüllte.

Die

die einzige steilere Stelle des Thals, die der

Cocablättern

beworfen,

eine Art Opfer,

das

dem

tragenhelfenden Gotte gespendet wird, da die Coca die Leistung

der

Arbeit

liche ihr

Bahnen zu

(iebet;

Auf dem Passe um den Aberglauben

erleichtert.

Geistlichen errichtet,

ich

leiten.

steht

ein

Kreuz,

von den

der Eingeborenen in christ-

Mehrere Indianer knieten dort und verrichteten

sah keinen,

der Steine herbeigetragen hätte, weil dies

und nnr im Geheimen geschieht. Was dem Reisenden den Übergang über diesen Pass unvergesslich macht, ist der wunderbare Blick auf die Ynngas, der sich dort mit

für

Götzendienerei

gilt

einem Male vor dem erstaunten Auge unermessliche,

duftige,

Man

öffnet.

sieht vor sich eine

bläulichgrüne Tiefe, in welche die Bergrücken

hinabsteigen und sich endlich in eine Waldebene verlieren, die sich in

unabsehbare

Ferne ausdehnt.

Hier und

da bhnken

in

der

grünen

Fläche kurze Strecken und Windungen von Flüssen, deren Schimmer endlich im Dufte des Horizonts verschwindet.

VValdregion

ist

nächst

des Passes Chacay bei

dem

Diese Aussicht auf die

Blick auf die weisse Kette von der

Höhe

Caräz das grossartigste und ergreifendste Bild,

das mir auf- meinen Wanderungen im Hochlande vorgeführt wurde. Es war mir nicht lange vergönnt, mich desselben zu freuen, doch machte die Kürze des Genusses ihn in der Erinnerung nur um so wertvoller. Dunstwolken wurden vom Winde herbeigetrieben, bald waren alle Berge umher in dichten Nebel gehüllt und auch beim Abstieg blieben wir

beständig

in

Wolkenmassen.

Die

östliche

Seite des Passes

ist

steil;

eine Fahrstrasse, die vor einigen Jahren angefangen worden ist, führt in bequemen Windungen eine Legua weit thalabwärts, doch wird sie nicht benutzt, denn die Indianer ziehen den alten abschüssigen aber näheren Weg vor. Gegen vier Uhr nachmittags gelangten wir nach dem


^sr Titicaca-See.

•2^5

Weiler Pongo, in

wo

des Reitens im Nebel müde, vorzog zu bleiben,

ich,

der Hoffnung, dass der nächste

Tag mir

besseres Wetter bringen

würde.

Pongo liegt etwa auf gleicher Höhe mit dern Hauptplatz von La Der Name scheint von dem Keshuawort puncu abgeleitet, welches Thür oder Thor bedeutet, vielleicht weil zur Zeit, da diese Gegend noch zum Inkareiche gehörte, sie als Eingang zu den Yuncas betrachtet wurde. Es befindet sich da ein Tambo zur Beherbergung für Reisende, zwar roh und unwirtlich, aber immerhin weit besser als die elenden Schutzdächer im Norden Perus. Die Zimmer waren mit Balken gedielt, Paz.

hatten hölzerne Bettstellen, einen roh gezimmerten Tisch, ja sogar einen

kleinen

einem Stück

mit

Blechleuchter

wenn auch

Talglicht.

Die Mahlzeit war

Lobe zu sagen war. bestand aus den gewöhnlichen Landesgerichten, Chupe und Eiern;

geniessbar,

nicht viel zu ihrem

Sie

da-

gegen wurde mir darauf eine grosse Tasse Kaffee gebracht, der merkwar,

besser

lich

als

man

Kaffeehaus bekommt.

gewöhnlich

ihn

Der

in

That von ausgezeichneter Güte, geführt,

da

er durch

wird

ersah ich aus

W^enn

hatte.

November

ich

einem

aber

Wiener

feinen ist

in

der

trotzdem nur wenig aus-

den weiten Transport auf Maultieren zu teuer wird.

Die Nacht war ziemlich kühl, und trat,

in

den Yungas gezogene Kaffee

als ich

dem durchweichten Boden, hiermit

also

sogleich

am Morgen

in

den Hof

dass es stark geregnet

den Beweis bekam, dass der

Gegenden keineswegs so trocken sei, wie mir versichert worden war, und es auch in der Folge während meiner Reise oft und stark regnete, so fanden die Niederschläge doch fast immer zur Nachtzeit statt, behinderten mich nicht in meinen Bewegungen und verliehen dem Grün der Landschaft nur stets erneute Frische. Der Weg von Pongo ab senkt sich stark und der Anblick des Thals zeigt alsbald eine dementsprechende Veränderung. Bis Pongo sieht man nur Gras und niedere Kräuter am Wege; jetzt erscheinen einzelne Büsche, die sich schnell mehren und höher werden. Man fühlt, dass man in eine

in

diesen

andere Natur

tritt,

ganz verschieden von der des Küstenlands.

Bei Unduavi, nur eine Legua weiter thalabwärts und 450 Meter ist

ein

die eine

Thalwand

Weiler

mit einem

bereits mit

Tambo

dichtem Wald bedeckt.

wie Pongo und

liegt

tiefer,

Unduavi

ist

3260 Meter hoch.

teilt sich der Weg; die Hauptstrasse, und streckenweis gepflastert ist, führt im Thale abwärts nach der Stadt Chulumani zu, während ein Seitenweg an der linken Bergwand hinläuft. Wir folgten dem letzteren, der sich in Zickzackwindungen erhebt, einen Rücken übersteigt, um sich in ein anderes

Einige hundert Schritt weiter unten

welche

breit


Die Provinz Yungas.

347

zLi senken, das dem eben verlassenen ungefähr parallel läuft. Auf dem höchsten Punkte des Bergrückens, Sullindinaca genannt, erreicht man bei einer Höhe von 3500 Meter beinahe wieder die Grenze des Baum Wuchses. Wir kamen hier wieder in die Nebelschicbt, welche

Thal

auch heute die höheren Gegenden des Gebirges umlagerte, gelangten aber bald wieder

Vegetation

in

freie

nun

wird

Luft,

rasch

als wir ins

kräftiger

Baumfarren erscheinen zuerst

in

und

Thal hinunterstiegen. reichhaltiger.

Schluchten, bald auch an der Bergwand.

Die Mannigfaltigkeit und Üppigkeit der Farrenkräuter

ist

gross

und

Die Bäume sind an Stamm und Ästen dicht

des Nordens.

übertrifft die

Die

Palmenartige

und Moosarten überzogen, dagegen sieht man weniger parasitische Tilandsien und Orchideen. Neben den Baumfarren ist das auffallendste Gewächs der Keako, ein palmenartiger Baum mit hohem, meist unverästeltem, glattem Stamm und einer Krone von grossen, Farren

mit

lappigen,

Fuss

Stammes

eingeschnittenen

tief

langen

Stielen

sich

A^egetation

ausbreiten.

schön,

mit Moos,

alles

Blättern,

und

sitzen

ohne

die auf dicken, zwei bis drei

Im allgemeinen

ist

dem Ende

von

Zweige

die einzelnen Individuen jedoch weniger,

Flechten,

Gegenden Der

Er

breit

und

aber

trotz

Man

reitet

des

Weges

ist

oft sehr holperig

la

Montafia genannt

und ermüdend

für

Tiere und Reiter.

mit ebensolchen Steinen gepflastert,

ist

des

ist

aber über-

Die Bergwände sind ausserordentlich abschüssig,

sicher.

senkrechten Abfalls allenthalben dicht bewachsen.

fast

die Vegetation am Rande man bleibt frei von Schwindel und ohne Man kommt an dem schönen Wasserfall von San

an

beständig

Abgründen, aber

verhüllt die Tiefe,

Gefühl von Gefahr.

Juan vorüber, einen

so

den Felsen gehauen und besteht aus aufrecht stehenden

Schieferlagen oder all

ist,

wie dies überall

ist.

Weg in

ist

Höhe, welche die Ceja de

dieser

wird, der Fall

denn da

Farren und Schhngpflanzen bedeckt

hat der Pflanzenwuchs etwas Überladenes, Ersticktes, in

des

nur das Gesamtbild der

Kreis

wo

ein

grosser

ansehnlicher Fluss von einem hohen Felsen in

Bäume

herabstürzt.

Etwas

tiefer liegt

auf einem

Bergvorsprung zwischen zwei zusammenstossenden Thälern der Weiler der seinen Namen verdient, denn der Blick von der Höhe ausnehmend schön. Der Weg ist sehr betreten, man begegnet beständig Zügen von Maultieren, welche entweder mit Cocaballen für

Bellavista, ist

La Paz beladen

sind oder von dort Stückgüter in die Thäler bringen.

Bei Bellavista biegt die Strasse nach rechts

um

den Bergvorsprung und

nach einer Stunde gelangten wir nach Sandillani, in

La Paz ansässigen deutschen Kaufmanns.

dem Landgute Dort

wurde

ich

eines

vom


7^3

l^fir

Titicaca-See.

Verwalter freundlich aufgenommen und einquartiert.

Sandillani

auf einer

steht

von

weitem

kleinen

den Zimmern des Besitzers

in

am Bergabhang; das Wohnhaus Erhöhung am Wege und zeichnet sich schon hoch

liegt

durch grössere

sowie

Sauberkeit,

ein

Dach von

rot an-

gestrichenem gewellten Blech vor den übrigen Gebäuden des Weilers

Es

aus.

ist

zu

führt

um

von einer A^eranda umgeben,

emporwinden,

pflanzen

eine mit

einer kleinen Terrasse

deren Säulen sich Schling-

blühenden Kallas eingefasste Treppe mit einer Pfirsichpflanzung und einem

Blumengärtchen mit prächtigen Fuchsien, Nelken und Rosen, daneben ein kleiner von Kaffeebäumchen eingefasster Rasenplatz, durch deren

Lücken man ins Thal blickt: also ein höchst anmutiger Aufenthaltsort, wenn man einmal dort ist. Aber freilich, der Weg dahin ist mühsam und ebenso mühsam ist es, von dort wieder an einen anderen Ort Die hohe Lage ist der unvermeidliche Nachteil aller zu gelangen. Wohnplätze in den Yungas, denn die tiefen Thäler sind zu ungesund und auch zu eng für die Anlage grösserer Ortschaften. Unweit des Hauses steht am Wege ein Schutzdach, eine Art von oftenem Zimmer, das als Zollamt dient, d. h. es steht daselbst ein plump gezimmerter Tisch, an welchem ein Beamter die Ausfuhrgebühr von den Cocaballen erhebt, welche auf diesem

gebracht werden.

Grundsteuer

Dies

Wege

ist

die

wird

entrichtet

nahmequellen der Republik. die

durch

Ballen

das

aus der Provinz nach der Hauptstadt

Form, unter weicher

und diese

Schmuggelei

Dickicht

ist

den Yungas die

hier nicht möglich,

schleppen,

zu

in

eine der ergiebigsten Ein-

ist

denn

würde gar nicht aus-

führbar sein.

Am

Morgen war das Wetter ausnehmend schön. Der hoch über dem Fluss an der rechtseitigen Thalwand hin und war auf lange Strecken mit blühenden Kafteehecken eingefasst.

Weg

Dann

nächsten

führte

senkte er sich zu einer Schlucht hinab,

in

welcher ein brausender

Über diesen führte eine Brücke von Baumstämmen, quer mit Zweigen belegt und mit Erde bedeckt. Für die Benutzung dieser schlechten Brücke wurde von jedem Reisenden Der Weg blieb in einer am Wege stehenden Hütte ein Real erhoben.

Bergstrom,

fortan

in

der

Chairo,

geringer

herabstürzt.

Höhe über dem

Bette des Flusses Coroico bis

zum

Fusse des Berges, auf welchem die Stadt gleichen Namens liegt. Dort biegt sich der Fluss plötzlich nach links, da wo von der rechten Seite der Fluss Yolosa in ihn einmündet, so dass das Thal sich in der

Richtung des letzteren fluss,

fortsetzt.

denn der Coroico

führt eine

ist

Indess

ist

der Yolosa nicht der Haupt-

erheblich wasserreicher.

Über den Yolosa

Drahtbrücke, die wir aber wegen ihrer Schadhaftigkeit nicht




Die Provinz Yungas.

349

sondern den Fluss einige hundert Schritt unter der Brücke

benutzten,

Wir befanden uns und die Sonne brannte

durchritten.

hier

Sandillani

heiss.

bereits

1200

M.eter

tiefer

Die Hauptstrasse führt von hier nach der Stadt Coroico hinauf, wie bemerkt,

auf einem

Da

Berge Hegt.

ich aber vorher eine

als

die,

An-

Chinabäumen zu besuchen wünschte, so bheb ich im fast immer unter einem Laubdache der üppigsten Vegetation dahinführte und kamen nach zwei Stunden zu einer Drahtbrücke, auf welcher wir den Coroico überpflanzung von

Wir folgten einem schattigen Pfade, der

Thale.

Coca-Tenne

in

Mururata.

Diese Brücke wird nach einer unweit

schritten.

Puente de Mururata genannt.

meinen W^anderungen

man

in

Dies war der

den Yungas erreichte (960 Meter).

sieht

aber

sind meist nicht gut gehalten.

geerntete

Hacienda

Punkt, den ich auf In dieser

längs des Flusses hin und wieder Kakaopflanzungen,

Gegend sie

gelegenen

tiefste

Übrigens

Kakao von feinem Aroma und

ist

der in den Yungas

sehr beliebt.

Etwas unterhalb

der Brücke öff"nen sich die bisher überall steilen Thalwände nach links

und man

erblickt

in

einiger Entfernung

die

Hacienda Mururata, die

wie ein mittelalterliches Schloss auf einem Hügel reiten

fand

ich

den Hügel höher,

als

er

liegt.

Beim Hinauf-

von unten aussah, auch war


Der Titicaca-See.

350

Weg

der

an

und mühsam. Ich hatte die Absicht, auf dem Gute nehmen, fand aber kein Unterkommen, da der Verwalter, Man eine Empfehlung hatte, nach La Paz gereist war.

schlecht

Quartier

zu

den

ich

zum Hause

mich

wies

Mann im

Negers

eines

Namens

der

Calisto,

als

der

wurde von seiner Tochter aufgenommen, die sich erbot, mir Futter für meine Tiere zu besorgen und mir eine Abendmahlzeit zu kochen. Der Ort Mururata wird fast nur Die Neger sollen zum von Negern und dunklen Zambos bewohnt.

angesehenste

Dorfe

Ich

galt.

grossen Teil von entlaufenen brasilianischen Sklaven abstammen, wie-

wohl zu Zeiten der spanischen Herrschaft auch Neger in Yungas eingeführt wurden. Die dort lebende Bevölkerung Ihre Sprache roh und von abschreckender Hässlichkeit. Der Neger Spanisch. schlechtes gemischtes Aimaräworten

die Provinz ist

ist

äusserst ein mit

Calisto, der

Sonnenuntergang von seiner Arbeit zurückkehrte, war der vornehmste seiner Stammesgenossen und sollte von einem König oder Seine älteren Kinder waren schwarz wie er Häuptling abstammen. nach

bald

selbst,

gegenwärtig jedoch war er

in

zweiter

Ehe mit

einer Chola ver-

heiratet,

deren Sohn, ein kleiner Zambo, sich sehr merklich durch grössere

geistige

Regsamkeit vor seinen Geschwistern auszeichnete.

wo

400 Meter über

Die

dem Thale

den

für

war kurz, Ich

Das Haus,

Mururata übernachtete, lag 1380 Meter hoch, also mehr

ich in

ich

Thal

das

wollte

Tag

nächsten

l)rauchte

in

Aussicht

genommene

Reisestrecke

mich also mit dem Aufbruch nicht zu beeilen.

Cusilluni

Provinz

der

Chinapflanzungen

als

des Coroico.

besuchen, befinden

wo

sich

die bedeutendsten

und das Haus, wo

ich

die

Nacht zubringen sollte, war nach Angabe meines schwarzen Wirts nur zwei Leguas von Mururata entfernt. Wir brauchten aber, um diese Strecke zurückzulegen, beinahe vier Stunden, denn die Hauptstrassen in den

Yungas sind zwar gut gehalten, aber Anfangs

der

lag

zwar

gehaltenen

schlecht

und von

Guts.

Weiter oben kamen

wurde

zu

einem Pfuhl von

die

Nebenwege

sind meist schlecht.

aber sonst wegsame Pfad zwischen den

steile,

Unkraut

wir

in

tiefem

erstickten

Zuckerfeldern

des

Gegenden und der Weg Schlamm. Unter meinen Tieren feuchte

auch ein Pferd, das der Arriero wider unseren Kontrakt mitgebracht und bisher geritten hatte. An diesem Tage hatte er es mit dem Gepäck beladen, um es ausruhen zu lassen, denn die Last war

befand

sich

leicht.

Pferde aber taugen nichts für schlechte Wege,

sie

setzen die

Hufe nicht mit Vorsicht und wissen den sicheren Pfad nicht zu wählen.

Um

nicht

in

dem

Rande des Wcsjes

tiefen fehl

Schlamm

und

stürzte

zu waten,

trat

das Pferd auf

den Abhang hinunter.

dem

Ich sah es


Die Provinz Yung-as.

351

mit Schrecken hinunter rollen wie eine Walze, es überschlug sich wohl

sechs Mal, bis es durch einen Bananenstainm aufgehalten wurde. hielt

das Pferd für verloren und fürchtete

alle

Ich

meine photographischen

Doch ging wider Erwarten noch alles Das Pferd kam wieder auf die Beine und zitterte zwar heftig, aber mehr aus Schrecken, als weil es irgendwie erheblich verletzt Ich befahl dem Arriero, das Gepäck auf eines der gewesen wäre. Maultiere zu laden, stieg selbst ab und setzte meinen Weg zu Fusse am Rande des Sumpfs fort, gelangte allmählich wieder ins Trockene und bald darauf zu einer Einsenkung des Berges, von w'o aus der Weg ins Thal von Cusilluni hinabstieg. Dort setzte ich mich auf einen Platten

zertrümmert zu finden.

leidlich

ab.

Baumstamm, um zu

umgestürzten

kommen tier

warten,

bis

Ich vermutete neues Unglück,

würde.

Baum gebunden und ging nahe bei dem Orte, wo ich ihn

an einen

zurück.

der Arriero mir nachliess

daher mein Maul-

Wirklich fand ich den

Gepäck lag im Schlamm, der unglückliche Klepper eingekeilt in eine Felsspalte, mit den Beinen nach oben und ausser stände, sich zu bewegen. Der Arriero Arriero

hatte trotz meiner

Warnung

verlassen hatte, das

versucht, das Pferd wieder zu beladen, das

auf den Beinen unsichere Tier war dabei wieder ausgeglitten, das

Gebüsch am

zwischen geringer

zwei

Wege

hinunter

Felsplatten

Verlegenheit,

als

gefallen

eingeklemmt. glücklicherweise

durch

und lag auf dem Rücken Wir befanden uns in nicht ein

noch junger Mann zu

Weges kam und mit grosser Bereitwilligkeit sich erbot, uns zu helfen. Er war stark und wusste augenscheinlich mit Tieren besser umzugehen als mein Führer. Nachdem er einen Gurt unter dem Rücken des Tieres durchgezogen, hob er den Kopf und die Brust des Pferdes auf, während wir am Gurt und am Schwänze ziehen mussten Maultier

des

und so gelang

es endlich, das geplagte Tier nochmals auf die Füsse Wunderbarer Weise hatte es sich auch diesmal nichts zerbrochen, da es im Falle durch das Gebüsch aufgehalten w^orden war. Von der Einsenkung des Berges, wo ich mein Maultier gelassen hatte,

zu bringen.

sah

man

bereits die langen, regelmässigen

pflanzungen.

Wir stiegen

in eine

Baumreihen der ersten China-

waldige Schlucht, überschritten einen

worauf ein ziemlich steiler Weg wieder den Bergabhang hinaufführte und uns nach einer Viertelstunde zum Hause

rauschenden Bergbach, des

Inspektors

alle

Wohnungen

oder

brachte. Es war ein roher Bau, wie Gegend: Lehmwände ohne Fenster mit dickem Stroh gedeckt und einer Veranda, die zugleich als Speise- und Gesellschaftsraum diente. Es lag unmittelbar am Rande eines Chinawaldes und w^ar mit einer dichten Hecke von Kafteebäumchen umgeben. Ein

Verwalters

dieser


Der Titicaca-See.

352

sehr junges Mädchen erhob sich bei meiner Ankunft von Bank der Veranda und stellte sich mir als die Frau des Verwalters vor. Während ich dessen Rückkehr von einem Berufswege erwartete, brachte mir die junge Frau Kaffee, wogegen ich ihr Cognac anbot, den sie ohne Zögern annahm und das dargebotene Glas auf einen Zug

hübsches, einer

leerte,

Nach

wie Jemand, der an den Genuss geistiger Getränke gewohnt

ist.

einer Stunde erschien der Verwalter, ein blasser, fieberkrank aus-

sehender junger Mann, der mir vorschlug, noch diesen Nachmittag einen

Veranda

Gang durch

in

Cusilhmi.

die Pflanzung zu machen, denn, fügte er hinzu,

ob es morgen möglich sein wird.

Diese Nacht

bekommen

wer

weiss,

wir Gewitter

und der nachfolgende Regen dauert vielleicht lange. Die Bäume, welche die Chinarinde liefern, wachsen am Ostabhange 1800 Meter über dem Meere, von der Andes in einer Höhe von 1200

der Grenze Venezuelas bis derselben

Fflanzcnfamilie

zum nördlichen aber

an,

sowohl in ihren botanischen Formen,

Wirksamkeit ihrer

Rinde

baumartige Gewächse, dreissig

sehr

von

aber von sehr

Metern und darüber.

vielen

Bolivien.

als hinsichtlich

einander

Arten,

die

der heilkräftigen

abweichen.

Alle

Höhe, von der Rinden beruht

ungleicher

Die Heilkraft

Sie gehören alle

verschiedenen

sind

fünf bis in

ihrem


Die Provinz Yungas.

'^tj'^

Gehalt an mehreren Alcaloiden, von denen das Chinin bekanntlich das wichtigste

Die

ist.

bohvianischen Rinden

galten

Manche

von- jeher

als

die

haben gemeint, die fieberheilenden Eigenschaften der Chinarinde seien den Eingeborenen von jeher bekannt gewesen, aber vor den Spaniern sorgfältig geheim gehalten worden; doch stützt sich eine solche Annahme weder

wirksamsten,

an

weil

Chinin

auf bestimmte Beweise, noch

Inkas

wäre

die Kenntnis

reichsten.

sie

ist

der

Chronisten

Für die

überhaupt wahrscheinlich.

Rinde auf ihren Kriegszügen in heisse

Gegenden von grossem Nutzen gewesen, aber Garcilaso, der doch so sorgfältig alles notiert hat, was zum Lobe seines Geburtslandes und dessen

ehemaligen Beherrschern

gesagt

werden konnte, erwähnt nie

etwas über ein denselben bekanntes Mittel gegen die von den Indianern

des Hochlands so gefürchteten die

Wechselfieber.

Heilkraft der China entdeckt wurde,

werden,

als

die

erste

Anwendung

Durch welchen

Zufall

wird ebenso wenig aufgeklärt

so vieler anderer Mittel.

Es wird

im Jahre 1630 ein Indianer den Corregidor von Loja, D. Juan Lopez Canizares, damit bekannt gemacht habe. Nach einer anderen Überlieferung sollte ein Indianer von Quito die erste Mitteilung gemacht haben, worauf im folgenden Jahre (1631) die Gemahlin des erzählt,

dass

damaligen Vizekönigs von Peru D. Luis Gerönimo Conde de Chinchon,

Dona Ana de

Osorio,

durch das

neu entdeckte Mittel von

gefährlichen Wechselfieber befreit wurde.

einem

Die Gräfin Chinchon brachte

sie geheilt worden war, nach wurde das Mittel zuerst das Pulver der Gräfin

1639 die gepulverte Rinde, durch welche

Europa und nach (pulvis

Comitissae)

ihr

oder

Jesuitenpulver

genannt.

Manche

Zweifler

aber haben die Heilung der Gräfin Chinchon auch als Fabel doch wohl ohne Grund, sonst hätte Linne nicht nach ihrem Namen dargestellt,

die Pflanzengattung, welche die Fieberrinde liefert,

Cinchona

genannt.

Trotz der Wirksamkeit des Mittels fand es anfangs bei den Ärzten

und im Publikum wenig Eingang, was zum Teil daher rührte, dass man die zweckmässige Anwendungsweise nicht kannte, zum Teil auch, weil man bei den in den Handel gebrachten Rinden die echten nicht von den falschen zu unterscheiden wusste. Im Jahre 1679 wurde der König Ludwig der Vierzehnte von einem hartnäckigen Wechselfieber befallen und endlich durch das Geheimmittel eines Engländers Namens Talbor oder Talbot geheilt. Zum Dank erhob ihn der König in den Adelsstand mit einer Pension von 2000 Livres, Hess ihm sein Geheimnis für 48000 Livres abkaufen und zum Besten des Publikums veröffentlichen (1682). Das Rezept bestand in einer Anweisung zu einer konzentrierten Middendorf, Peiu

III.

^-,


Der Titicaca-See.

354

Von

Tinktur der Chinarinde. in

dieser Zeit an

kam

die

Rinde allgemein

Gebrauch.

Die der

sowohl

Chinapflanzungen,

sind alle aus

Samen der besten

Bolivien als auch in Ostindien,

in

bolivianischen Arten gezogen, nämlich

Cinchona Calisaya, ein Baum, der

in

den Wäldern der Provinzen

Yungas und Larecaja wächst. Dieser Baum erreicht eine sehr beträchtliche Höhe, sein Stamm wird bis zu zwei Fuss dick und seine dichte Laubkrone überragt die anderen Waldbäume. Die Chinapflanzung (Quinal) im Thale von Cusilluni ist von einer Aktiengesellschaft angelegt worden mit einem Kapital von 200000 bolivianischen Thalern, wovon die Hälfte eingezahlt worden ist. Sie enthält 300000 Bäume von drei bis sieben Jahren und 40000 neu anDas Personal der Gesellschaft besteht aus einem Direktor, gepflanzte. der

in

La Paz wohnt und den kommerziellen

Teil

der

Geschäfte

einem Inspektor oder. Verwalter, einem Stellvertreter desselben und aus den indianischen Arbeitern oder Peonen, deren Zahl nach Zur Zeit meines Besuchs Bedürfnis vermehrt oder vermindert wird.

besorgt,

wurden nur zehn

Die jungen

beschäftigt.

Chinapflanzen werden in

Beeten aus Samen gezogen, nach einem Jahre verpflanzt und zwar in solchen Abständen, dass auf jeden Baum etwa zwei Quadratmeter Boden

kommt. Die Bäume wachsen rasch und nach sieben Jahren ist ihre Rinde dick genug, dass sie zur Schälung abgeschlagen werden können. Man haut dann den Stamm etwa eine Hand breit über dem Boden ab, so dass die

neuen

aus

dem Stumpf

Schösslinge,

Je

die

er

treibt,

aus der Wurzel

kommen,

nach der Beschaffenheit des Erdreichs

nicht

ist

die

Rinde des neuen Nachwuchses ebenso reich an Chinin als die eines aus dem Samen gezogenen Baumes, gewöhnlich jedoch vermindert sich der Chiningehalt durch die Aussaugung des Bodens, wie sich dies in den Anpflanzungen in Ostindien gezeigt hat. In Bolivien bestehen die Quinale noch nicht lange genug, um darüber eigene Erfahrungen

Aus dem Wurzelstocke jedes abgeschlagenen Baumes

gemacht zu haben. brechen die aus

Die

drei bis sechs Schösslinge hervor,

Samen gezogenen in Cusilluni

am meisten Quina morada,

Die

oberen Seite

angepflanzten

die braunrote. spitzoval,

dunkelgrün

mit

der Unterseite braunrot mit steht der

Bäume gehören

weil

geschätzte,

zu einem Fuss lang,

welche rascher wachsen

als

Pflanzen, in zwei Jahren sechs bis acht Fuss.

an

Chinin

zu den besten Arten,

reichste Quina,

ist

die

Die Blätter derselben sind gross, bis ganzrandig und etNvas gewellt,

wechselständigen

ihre

auf

Quina zamba

Die Rinde weniger reich an AI-

violettem Schimmer.

morada im Werte nach, da

auf der

hellroten Rippen,




Die Provinz Yungas.

kaloiden

'^^K

Sie hat kleine, auf der Unterseite hellbraune Blätter.

ist.

Blätter dieser beiden Arten sind

weich,

daher

Die

vom. Hagel leiden,

sie

Die Quina verde, und glänzende grüne Blätter und ist beinahe ebenso geschätzt als die Quina morada. In den niederen und feuchten Gegenden wachsen alle Arten sehr rasch und er-

vielfach durchlöchert,

zuweilen ganz zerfetzt sind.

die grüne Sorte, hat kleine, spitzovale, feste

nach drei Ja-hren

reichen schon

Rinde Avird

ist

auch

anfangs

braun und

der

Höhe von

12 bis 15 Fuss.

Von den

später grau.

Die

Drogisten

noch die dicke graue Waldrinde der jungen künstlich

jetzt

gezogenen vorgezogen, letzteren

eine

wird

obgleich sie ärmer an Chinin

Farbstoff sich

Übrigens wird

bei

weniger

leicht

ist,

abscheiden

aber bei der lassen

soll.

den gegenwärtigen niedrigen Preisen kaum mehr

Rinde von Waldbäumen an den Markt gebracht. Früher war das Sammeln der Chinarinde ein zwar lohnendes, aber auch sehr mühsames Geschäft. Die Chinabäume wachsen in Gruppen von wenigen, mitunter aber auch bei günstigen Bodenverhältnissen in grösserer Anzahl inmitten des Urwaldes. Das hauptsächlichste Bestreben der Chinasammler oder Quineros bestand zunächst darin, mög-

Baumgruppen sogenannte Inseln aufzufinden, da nach der Entdeckung einer solchen eine lange, ergiebige Ausbeute in

lichst zahlreiche

Aussicht

stand,

welche durch Anlage

von Wegen

erleichtert

werden

Die Sammler durchstreiften also die Thäler der Chinaregion amd stiegen von Zeit zu Zeit auf hohe Bäume, um Überblicke über den Wald zu gewinnen. Schon dieses Suchen war in den wegelosen, dichtkonnte.

bewachsenen Dickichten keine leichte Arbeit. War eine Baumgruppe entdeckt, so wurde daselbst ein Lager aufgeschlagen, wo die Sammler in elenden Hütten und bei elender Kost monatelang ein Leben voll Entbehrungen und Plackereien führten. Dann kam das Fortschaffen der Rinde unter unsäglichen Mühsalen über steile, felsige oder mit

Bergwände auf mitunter weite Entfernungen, immer grösser wurden, in dem Masse als die Quineros sahen, nach Abholzung der näheren Gegenden weiter ins

dichter Vegetation bedeckte die allmählich

sich genötigt

Innere zu gehen.

Die zunehmenden

Schwierigkeiten

der

Rindengewinnung führten

zur künstlichen Kultur der Chinabäume, welche zuerst auf Veranlassung

der

englischen Regierung im

grossen Massstabe

in

Ostindien

in

den

Neilgherry-Bergen unternommen wurde, später, und wie es scheint mit

noch besserem Erfolge, von den Holländern in Java, und endlich auch im Vaterland der besten Chinasorten, in Bolivien, von wo der Samen für die

Anpflanzungen

in

Indien

genommen worden

war.

In Bolivien 23*


Der

2CS

Titicaca-See.

waren zur Zeit meines Besuches (1887)

Von

angepflanzt.

diesen

mässig nur wenige

kamen auf

beiläufig

und davon auf das Thal

(450 000)

Die bedeutendsten Pflanzungen befinden sich

meisten.

Bäume

Millionen

y'/»

Provinz Yungas

die

verhältnis-

Cusilluni

die

in der nördlich

von Yungas gelegenen Provinz Larecaja im Thale des Flusses Mapiri, der sich wie die vom Ilimani entspringenden Gewässer in den Beni

Man

ergiesst. steigt

die

von La Paz

dem

nach

begiebt sich

vom

Cordillera nördlich

Mapiri

der verstorbene Otto Richter

und über-

über Sorata

Ein deutscher Kaufmann

lllampu.

der die ausgedehntesten

Quinale besass, Hess auf eigene Kosten und mit grossen Opfern einen

Weg nach dem

Mapiri

bauen.

Die

von La Paz

Reise

bis

den

zu

Quinalen an diesem Fluss dauert sechs Tage.

Sobald

Ausbeutung der Pflanzungen

die

nahm, und die Rinde auf einmal

in

Indien

ihren Anfang

grossen Massen zu Markte gebracht

in

wurde, begann natürlich der Preis derselben rasch zu sinken und scheint

gegenwärtig (Januar 1888) bei seinem tiefsten Ebbestand zu sein, nämlich bei Preise

Penny

angekommen

das Prozent Chiningehalt, bei welchem

für

ohne

Rinde nicht

bolivianische

beste

die

i '/j

Verlust

ausgeführt

Dies hat die Regierung dieses Landes veranlasst,

werden kann.

den

bisher von der Chinarinde erhobenen Ausfuhrzoll von 4 boliv. Thalern für

ein

Auf

den Centner aufzuheben.

Umschlag zu

folgen,

sich wieder etwas

sind zu viele

Ware

so

ein

grosses Fallen

gewordenen Handelsartikels

eines unentbehrlich

und

es lässt sich

bessern wird,

Bäume

gepflanzt

pflegt

des Preises

gewöhnlich wieder

wohl erwarten, dass der Preis

aber gewiss nicht erheblich,

worden.

Wohl

selten

denn bei

sind

es

einer

und so jäh gewesen wie bei der Zu den besten Zeiten wurde der Centner mit 230 Thalern bezahlt und vor kurzem mit 15. Zu solchem Preise verkauften natürlich nur diejenigen, welche durch Geldverlegenheit dazu gezwungen wurden, die Preisschwankungen so gross

Chinarinde.

denn der Erlös deckte nicht die Kosten ungünstigen Handelsverhältnisse in Cusilluni

die

Arbeiten

der

hatte

der Gewinnung.

man

zur Zeit

Rindengewinnung

Infolge der

meines Besuches

und die war zurückgenommen eingestellt,

Verfügung des Direktors, 40 ooo Bäume zu fällen, worden. Das Abschlagen der Bäume findet entweder vor oder nach der Regenzeit

statt,

da während dieser die Rinde nicht gehörig geDie beste in Cusilluni gezogene

trocknet werden kann und verdirbt.

Rinde hat

7

pCt. Chinin gegeben.

Man

rechnet,

dass gute Rinde

im

Durchschnitt 6 pCt. bis 4 pCt. liefert, gewöhnliche 3 pCt. bis 1,5 pCt. Die von einem siebenjährigen Baume geschälte Rinde wiegt getrocknet 4 bis

5

Pfund.

Für das Tausend junger Pflanzen

wird jetzt 30 bis


Die Provinz Yungas.

oder

kostete,

Wert

Baum

Thalern.

2

mit

Realen berechnet,

früher mit 20 Realen Guter Samen, welcher zuerst 100 Thaler der .Centner

jetzt

ist

Beim Verkauf von Quinalen wird

anfangs 250.

50 Bolivianos bezahlt, ein dreijähriger

2

Masse vorhanden,

solcher

in

dass

gar

er

keinen

hat.

Nachdem

gegen

ich

Uhr mit dem Verwalter von der Wanderung

5

durch die Quinales zurückgekehrt war, wurde aufgetragen,

zeit

-itj

welche

den

aus

bereits

in der

Veranda

die Mahl-

erwähnten

früher

Landes-

Chupe und Chairo bestand. Der Chairo, den ich hier zum ersten Male zu sehen bekam, ist eine Art dicker Suppe, welche ausser den bei dem Chupe aufgeführten Bestandteilen, als Kartoffeln, Chuno und \Yurzelstückchen noch fein gehackte grüne Kräuter enthält. Dieser verdächtig aussehende Mischmasch schmeckt aber doch besser, als man gerichten

nach

dem Anblick

erwartet.

Man

Brot gab es in Cusilluni nicht.

durch noch nicht ganz

setzte es

er-

gekochte Bananen, welche einen

reife

mehligen, der Kartoffel ähnlichen, aber faderen Geschmack haben.

Noch vor Anbruch der Nacht zogen von zwei Seiten Gewitter doch kam es nicht sogleich zom Regnen, sodass ich noch

herauf,

trocken zu einem kleinen Häuschen gelangte, welches mir für die Nacht als

Herberge angewiesen worden war.

Dasselbe wurde

vom

Direktor

der Gesellschaft bei seinen gelegentlichen Besuchen bewohnt und

vom Wege durch

mitten in einem Chinawäldchen,

von Kaffeebäumen getrennt.

Ich öffnete

war etwas schwül im Zimmer, musste aber bald wieder

um

verschliessen,

Insekten

die

Menge leuchtender Käfer ganz

abzuhalten.

hell.

lag

Hecke Fenster und Thüren, denn es eine dichte

alle

Öffnungen

Der Wald war von der

Die meisten Lichtträger sind zolllange

kaffeebraune Käfer von der Art, die wir Schmiede oder Springer nennen. Sie

haben

am

hinteren

Ende des Bruststückes

zu beiden Seiten runde,

etwas erhabene gelbe Flecken,

welche nachts leuchten und zwar mit wechselnder Lichtstärke, bald ganz schwach und beinahe verschwindend, bald wieder blendend, wenn der Käfer sich bewegt. Ausser diesen Käfern giebt es von Insekten viele Schmetterlinge, aber meist kleine von bescheidenen Farben. Im ganzen scheint das Tierreich in Cusilluni

Man

schwach vertreten.

Von

geien.

sieht

wenig A'ögel, keine Tauben,

hörte dieselben mehrmals in der Ferne schreien, sehen.

Der Verwalter

bärtige

werden,

mit

und

öfter

Papa-

grösseren Tieren giebt es in den Wäldern auch Affen, ich

kurzen kleine

Tiere stammt der

sagte mir,

Schnauzen,

man

träfe

welche

langgeschwänzte.

Name

salvajes

A'on

des Thals oder

habe

aber keine ge-

zwei Arten, schwarze grosse,

der

Wilde

genannt

Anwesenheit dieser

der Gegend,

denn Cusilluni


Der Titicaca-See.

258 bedeutet

Aimarä einen

in

der Regen

in

fiel

wo

Ort,

Affen leben,

also

sich

liesse

durch

In der Nacht brach endlich das (Gewitter

Affenthal übersetzen^).

Strömen und

zum Morgen

bis

hielt

los,

Wegen

an.

der

Zimmers stand ich auf, sass fast unbekleidet und rauchend unter der Veranda meines kleinen Häuschens und freute mich des angenehmen Klimas. Abends war die Temperatur 27° gewesen und war jetzt bis zu 23° abgekühlt worden. Das Hygrometer zeigte Schwüle meines

die ich bis jetzt beobachtet hatte,

die höchste Ziffer,

von jungen Chinaschösslingen ab,

die Spitzen

an

81°.

Ich schnitt

welchen

dem

aus

oberen Ende alsbald ein grosser Tropfen Saft austrat, der deutlich nach Chinin und Gerbsäure schmeckte.

Um

Uhr morgens hörte der Regen auf und zwei Stunden später verliessen wir Cusilluni, um auf demselben Wege zurückzureiten, auf welchem wir gekommen waren. Trotz des frisch gefallenen Regens kamen wir ohne Unfall zu Fuss über die sumpfigen Stellen und waren um I Uhr in Mururata. Von hier aus sieht man gegenüber an der 8

auf einem vortretenden Bergrücken die Stadt

andern Seite des Thals

Tag unser

Coroico, welche für diesen

selben erhebt

sich

ein

Reiseziel

seinem platten Gipfel mit Bäumen bewachsen

zum

ritten

sogleich

Anstieg

des

welche

Von dem ganzen Wege Thal

des

Wir

Coroico,

aus

dessen

wir

in

hat

Eine kurze

beginnt.

Meter lange, graubraune Schlange

i^j.,

über den Weg, die einzige, die ich Der Höhenabstand von der Brücke

800 Meter,

Berges

rechtsseitigen

Strecke vor der Brücke kroch eine

beträgt

bis hinauf zu

der Uchumachi.

ist,

hinab und über die Drahtseilbrücke, hinter welcher

Flusse

der

Zur linken der-

v/ar.

Berg von auffallender Form, der

in

den Yungas zu Gesichte bekam.

bis

zum unteren Ende von Coroico

anderthalb

man

Stunden

zurücklegten.

eine prächtige Aussicht auf das

schimmerndes Band

sich

durch

üppiges

Die Abhänge der zahlreichen Neben-

dunkles Grün gen Norden windet. thäler sind bis

hoch hinauf bebaut, mit kleinen Häuschen und grösseren

Gutsgehöften

übersäet,

welche

kleinen Glockentürmchen

man

letzteren

erkennt.

an ihren Kapellen und

Häuser und Ortschaften sind

Alle

mit Bananenhainen

umgeben, auf den Feldern aber wird

gezogen

nur ausnahmsweise

als

Coca,

Stunde vor Sonnenuntergang langte ich Quartier im

Hause

eines

Kaufmanns,

fast

nichts

Eine

Mais oder etwas Reis. in

für

Coroico an und

welchen

nahm mein

ich einen Brief mit-

gebracht hatte. 1)

Cusillu bedeutet

Substantiv angefügt, dilla-ni.

im Keshua und Airaarä einen Affen;

Besitz oder Zugehörigkeit,

Wassermelone habend, hervorbringend.

die Partikel

also Cusillu-ni,

ni

an ein

Aflen habend;

San-


Die Provinz Yungas.

Coroico, fekten,

ist

359

der Hauptort der Provinz Yungas

und

Sitz

des Subprä-

eine kleine Stadt, auf einem ziemlich abschüssigen Bergrücken

und an

gelegen, daher die Strassen sämtlich uneben sind, dabei eng, schlecht gepflastert

und mit

vielen Orten steil

grossenteils unscheinbaren,

Häusern besetzt. In der Mitte der Stadt liegt ein und an demselben die Kirche mit einem Paar hübschen korinthischen Säulen am Portal. Das Klima ist in Coroico zwar weniger mild als in Cusilluni, denn der Ort Hegt höher und den Winden ausnur einstöckigen kleiner Platz

Marktplatz

in

Coroico.

aber im ganzen angenehm, wiewohl etwas unbeständig. von Coroico gesagt wird, und bereits über Sandillani bemerkt worden ist, gilt von allen grösseren Ortschaften der Provinz Yungas. Alle liegen hoch über dem Boden der Thäler, am Abhänge oder auf Bergkuppen. Das Schöne in diesen Städten ist die Aussicht in die tiefen Thäler und Gründe, auf die mannigfach gestalteten Bergwände, die bis hoch hinauf bebaut oder mit dichtem Walde bedeckt sind und über welchen zuweilen die. schneeigen Häupter der Andes sichtbar werden. Gewöhnlich freilich ist dies nur morgens und auch dann bloss

gesetzt,

Was

ist

hier

auf kurze Zeit der Fall, denn schon nach wenigen Stunden verschwinden die oberen

Regionen wieder hinter einem Schleier von Wolken. Sobald


^^'" Titicaca-See.

^6o die

Sonne höher

steigt

und

die Hitze in den unteren

Gegenden der

Thäler zunimmt, beginnt das Wasser des reichhch fallenden Regens zu verdunsten, die erwärmte, mit undurchsichtigem Wasserdampf gesättigte die

Luft steigt in

Höhe und

gelangt in kühlere Schichten, in welchen

der gasförmige Dunst sich wieder verdichtet und als Nebel die Spitzen

der

Berge

nehme

umlagert.

Plätze

Die

zum Wohnen

Orte sein,

jedem Ortswechsel muss man

den Yungas würden höchst ange-

in

wenn

sie

zugänglicher wären; aber bei

Tausend Fuss hinab und wieder Man hat daher immer ein Gefühl von Gefangenschaft. hinaufsteigen. Leuten, die dort geboren und ansässig sind, mag allerdings ein solches Gefühl unbekannt sein. In nicht wenigen Gegenden des südamerikanischen Hochlands sind die Bewohner gezwungen einen grossen Teil ihrer Zeit unterwegs zuzubringen und der Weg zum Arbeitsplatze ist zuweilen mehr mühsam als die Arbeit selbst. Der Kaufmann, bei dem ich zu Gast war, galt für einen der wohlhabendsten des Orts und wollte dem fremden Reisenden vielleicht zeigen, dass es in Coroico

ein paar

auch etwas Anderes zu essen gäbe

als Chairo,

daher er mich mit einer sehr guten Mahlzeit bewirten Hess, jedenfalls der besten, die mir auf meiner Reise in den Yungas vorgesetzt wurde. Dabei war sie auf einem reingedeckten Tische aufgetragen und das

Speisezimmer lag

in

Thäler

überblicken

geführt

hatte.

einem hübschen Blumengarten, von wo aus ich die konnte, durch welche mich mein bisheriger Weg

Wiewohl

ich

also

gut aufgehoben war, so mochte ich

doch nicht bloss aus diesem Grunde meinen Aufenthalt an einem Orte verlängern, wo ich kein Geschäft hatte und wo es nichts zu sehen und Ich dankte also meinem freundlichen Wirte, der mich zu lernen gab. einlud einige w^eiter,

um

La Paz

als

vier

ihm zu verweilen, und reiste am nächsten Tage die Coca-Hacienda Choro zu besuchen, die man mir in

Tage

bei

sehenswert emi)fohlen hatte.

Da

die Entfernung dahin nur

Leguas betrug, so brach ich erst kurz vor Mittag auf. Der Weg breit und wohlgeebnet, doch mussten wir ihn nach zwei

war anfangs

Stunden verlassen,

am

um

nach links einen Nebenweg emzuschlagen, der Dieser Berg, der sich von Coroico

Fusse des Uchumachi hinführte.

aus wie ein alleinstehender breiter Gipfel ausnahm, erwies sich jetzt als Von diesem Berge entspringen viele Bäche ein langgestreckter Rücken.

und Quellen, so dass der Weg öfters sumpfig und zuweilen mit Baumstücken und Knüppeln belegt war, immerhin aber an den schlimmsten Der Stellen weniger schlecht, als der von Cusilluni an den besten. an endlich wir kamen so und gleichmässig, übrigens sich hob Weg eine Einsenkung am Ende des Uchumachi-Rückcns, wo wir aus dem




Die Provinz Yungas.

Walde

Freie

ins

traten

und

ein

in

"^Öl

neues Thal blickten.

Dort lag zu

unsern Füssen unser Reiseziel, die Hacienda Choro, woselbst wir eine halbe Stunde später anlangten.

Das Thal,

welches wir hinabstiegen, war dort durch

in

eines rechtsseitigen Nebenthals etwas ausgebuchtet,

den

Namen

des Guts ausgedrückt,

liegen das

Wohnhaus und

Raum

drei Gärten übrig

für

eckigen Winkel

schaft

:

deii

Zutritt

dies wird durch

bedeutet im Aimarä

Hof

einen geräumigen vierseitigen

die Wirtschaftsgebäude, hinter welchen

noch

dem

drei-

Ein Gemüsegarten

ist.

den beiden Flüssen;

zwischen

gehaltenen Obstgarten

durch das

denn »choro

Um

die Vereinigung zweier Flüsse.

und

in

liegt in

einen ziemlich gut

man

mit vielen feinen Apfelsinensorten gelangt

dem Eingang

gegenüberliegende Gebäude, das der Diener-

und den Arbeitern zur Wohnung

oder Herrenhause befindet sich

ein

dient;

und

dem Wohn-

hinter

kleiner Blumengarten,

der aber

vernachlässigt und von Unkraut überwachsen war, denn der Eigentümer, ein

reicher

Mann

in

La

Paz,

beehrt

seine Besitzung

nur

mit

selten

seinem Besuch. Der Oberstock dieses Hauses wurde mir vom Verwalter zur Verfügung gestellt. Er enthielt einen Saal und mehrere grosse Räume, aber gar keine Möbel, daher ich in einem der leeren Zimmer

mein Feldbett aufschlug. Ich verweilte im Choro zwei Tage, teils um meine Tiere bei gutem Futter ausruhen zu lassen, vorzüglich aber um die Kultur der Coca kennen zu lernen, denn dieses Gut steht im Ruf, In der That die grössten und bestgehaltenen Pflanzungen zu besitzen. waren alle um dasselbe liegende Bergabhänge bis hoch hinauf mit Cocafeldern bedeckt und über hundert Arbeiter waren daselbst ständig beschäftigt.

Die Coca

ist

ein

Erythroxylon-Coca aus der Familie der Erythroxyleen

massig hoher Strauch

spitzovalen, festen Blättern,

mit

wechselständigen, ganzrandigen,

hat an den Seiten der Zweige beisammen-

stehende kleine weissliche Blüten mit fünfblättriger Hlumenkrone auf

fünf-

Grunde in eineRöhre verwachsenen Staubfäden. Der Cocastrauch bedarf zum Gedeihen ein feuchtes und warmes Klima, aber nicht zu viel Sonne. Der an der Pflanze geschätzte Teil sind die Blätter, welche neben dem in der Neuzeit in der Medizin vielfach verteiligem Kelche

und

lo im

wendeten Cocain noch andere Substanzen enthalten, die

in

eigentüm-

Weise anregend auf die Nerven wirken. waren schon in alter Zeit bekannt und ihrem Werte entsprechend

Diese Eigenschaften

licher

würdigt,

daher die

Häuptlinge

Inkas

den Geschenken, die

sie

ge-

an ihre Vasallen-

verteilten, öfters Beutel mit Cocablättern beifügten.

Die erste Anlage einer Cocapflanzung erfordert einiges Kapital und


Der Titicaca-See.

362 viel

An einem Bergabhang werden

Sorgfalt.

horizontale

Furchen gezogen, deren Rand nach der Thalseite erhöht,

Gräben oder fest

gestampft

und geschlagen wird, damit er dem Regen widersteht. In der hinter dem Rande hinlaufenden Rinne, die sich bei Regenmangel am längsten feucht erhält, werden die jungen Setzlinge gepflanzt, wenn sie ein Jahr alt sind. Aus dem Samen werden sie auf besonderen Beeten oder Feldern gezogen, welche etwa einen Meter über dem Boden mit einem Schutzdache von Bananenblättern versehen sind, um die jungen Pflanzen

Coca-Pflanzuni

vor

der

zu

grossen

Sommerhitze zu bewahren.

einmal Wurzel geschlagen und sich

fest

man von

dass

Haben

die Setzlinge

gesogen, so bedürfen

Zeit zu

Zeit das

keiner

sie

Unkraut

um

weiteren

Pflege,

ausjätet.

Die Cocasträuche werden 2—37.; Fuss hoch, wenigstens

man man

sie nicht

als

höher werden.

der Strauch zwei Jahre

alt,

so

fängt

an die Blätter abzupflücken und dies geschieht fortan drei Mal im

Jahr; Pflanzungen mit sehr

Die

Ist

sie

lässt

in tieferen

liefern

einen

gegenden

gutem Boden geben auch wohl

vier Ernten.

(legenden gelegenen gedeihen im ganzen üppiger und reicheren Ertrag, trotzdem werden in den unteren Thal-

selten Pflanzungen angelegt,

Fieber und weigern

sich,

denn die Indianer fürchten das Wie alle Kulturpflanzen, so

dort zu arbeiten.




Die Provinz Yungas.

ist

^6^

auch die Coca Krankheiten unterworfen, die

Insekten; Blätter

Yaja bedeckt

der

Bei

sind.

andere

eine

schwarz

Krankheit

werden,

alle parasitischer

der

ist

wahrscheinlich

Huanti,

ebenfalls

bei

welchem die

durch

Entwicklung

man

mikroskopischer Organismen; Salvagina endlich nennt Flechten und Moose, von denen die Pflanzen

werden,

erstickt

dies

Ist

Natur

die Pflanze mit kleinen schwarzen

sich

oft

die grauen

ganz überzogen und

der Fall, so werden die Sträuche nahe an

der Wurzel abgeschnitten und man

von neuem ausschlagen.

lässt sie

Sind die Cocablätter gepflückt, so

lässt

man

sie so

bald

als

möglich

Dies geschieht in besonderen Höfen, Cachis genannt, deren

trocknen.

Boden mit quadratischen schwarzen und glatten Schieferplatten belegt ist. Bei guter Sonne trocknen die Blätter in anderthalb Stunden. Ist das Wetter ungünstig, so müssen sie länger im Hofe gelassen werden, wodurch viele Blätter ihre grüne Farbe verlieren und gelb oder bräunlich werden; die mit solchen untermischte Coca ist dann weniger geschätzt und muss zu einem niedrigeren Preise verkauft werden. Das Trocknen der Coca erfordert einige Aufmerksamkeit. Lässt man sie zu lange an der Sonne, so werden die Blätter brüchig und zerkrümeln, enthalten

noch zu eine

viel Feuchtigkeit,

Gärung und

Art

sie

so entsteht später,

werden

wenn Die

schwarz.

sie

getrocknete

wird gepresst und in jungen Bananenblättern zu Ballen gepackt. solcher

zwei

Ballen

Arroben

Trommeln

v^'ird

oder

eine

Trommel

etwa

fünfzig

tambor

Pfund.

Zwei

Lama

sie

verpackt sind,

Coca Ein

genannt und wiegt

solcher

Ballen

oder

vermag.

Die Arroba guter Coca wird an Ort und Stelle mit acht bolivianischen Thalern bezahlt und bei der Ausfuhr mit 1,20 Bolivianos Zoll belegt. bilden

Die auf

die

Last,

dem Gute Choro

die

ein

zu

tragen

beschäftigten Arbeiter waren alle Indianer.

Die Eingeborenen der Yungas sind eine eigene Rasse, die sich

vorteil-

Bewohnern der Puna unterscheidet. Sie sind schlank, wohl gebaut, haben feinere Züge und einen ernsten, sanften Gesichtsausdruck. Auch sind sie reinlicher als die Aimaräs des Hochlands und haft

von

den

Tracht

ist kleidsamer. Sie tragen eine Art Bluse, die den Hals und deren Ärmel nur bis an die Ellbogen reichen, eng anliegende Hosen bis zu den Knien und einen gestreiften Poncho als Überwurf bei unfreundlichem Wetter. Unterbeine und Füsse sind unbekleidet. Das lange schwarze schlichte Haar wird im Nacken zusammengebunden und zu einem Zopfe geflochten, der auf dem Rücken herabhängt, den Kopf bedeckt ein flacher Strohhut, dessen Krone zu klein ist, um festzusitzen und daher unter dem Kinne durch ein Band

ihre frei

lässt

gehalten

wird.

Die Kleidung der Frauen besteht in einem gefältelten


Der Titicaca-See.

364

Rock von schwarzbraunem WoUenzeiig und der

um

Stück Zeug, das

und auf der Brust

Die Gesichtsbildung der Frauen

gesteckt wird.

einem viereckigen

T.lijlla,

die Schultern geschlagen

ist

fest-

weniger vorteilhaft

der Männer.

als die

Die Yungas-Indianer sind brauchbare und ziemlich

fleissige Arbeiter.

Ihre Beschäftigung besteht in der Anlage und im Ausjäten der Cocale,

im

aber

besonders

Pflücken

der

Hierbei darf nur der Stiel

Blätter.

abgebrochen werden, ohne die Reiser der Sträucher zu verletzen. eine

erfordert

Geschicklichkeit,

gewisse

die

manche

in

Dies

erstaunlichem

Grade besitzen, während anderen die Arbeit nur langsam von statten geht. Bei der Ernte werden Männer und Frauen, Alt und Jung, ohne Unterschied beschäftigt und oft sind die Kinder behender als die

ermüden aber

Erwachsenen,

linge,

für

natürlich

Der Tagelohn beträgt und

früher.

Männer,

die

272 Reale für Frauen

Alle Arbeiter stehen unter Aufsehern, welche Hilacatas, Häupt-

Kinder.

Das Amt

genannt werden. der aber

posten, er

Reale

bolivianische

vier

dem Inhaber

seine Frau denselben

und

Die Indianer

aber nicht zu arbeiten brauchen.

Kleidungsstücke

bemerkt

bereits

gebracht weixlen,

Chuno

und

wurde, als

die

dass

sich bringt, ihre

einmal

nicht

spinnen;

Frauen

alle

ihre

auch

die

hauptsächlichsten

Nahrungsmittel

getrocknetes Hammelfleisch (Chalona), Kartoffeln,

Auf dem

Hofe

zwischen

Unterschiede

und der Thäler zu beobachten.

ICs

des

Gutes

hatte

man

den Rassen des Hochlandes

befanden sich da ein halbes Dutzend

Puna-Indianer, welche mit Maultieren und Lamas

auf Coca warteten:

als

gemacht von der Puna, woher, wie

fertig

Hülsenfrüchte.

Gelegenheit,

ein Vertrauens-

den Yungas verstehen

in

Cocabau mit

noch nähen,

kommen

ist

Tagelohn erhalten wie die übrigen Peonen,

nichts als die Arbeiten, welche der

können weder weben

Hilacata

eines

keinen anderen Vorteil bringt,

gekommen waren und

stumpfsinnige Menschen mit auffallend hässlichen

Gesichtszügen, welche während der Zeit meines Aufenthalts Coca kauend

auf derselben Stelle

Die

in

Centner

looooo

am Boden

ohne kaum

je aufzustehen.

Provinzen

wovon der grösste Teil in den Yungas Mengen kommen aus den benachbarten nörd-

geschätzt,

geerntet wird; geringere lichen

lagen,

ganz Bolivien erzeugte Coca wird auf 400000 Cestos oder

Larecaja und

Die bolivianische Coca

Muiiecas.

weit geschätzter als die in Peru in den Departementen von

ist

Kusko und

Huänuco gewonnene, daher höher im

Preise.

der «Republik

Ausfuhr nach der argentinischen

Reimblik für

die

ist

selbst

verbraucht,

die

Der grösste Teil wird

in

nur gering, ziemlich beträchtlich der Versand nach Iquique

Arbeiter in den Sali)eterwerken.

Für die Indianer des Hoch-


Die Provinz Yungas.

lands

ist

•jgc

Coca etwas Unentbehrliches und zwar

die

nicht bloss als

Genussmittel, sondern auch bis zu einem gewissen Punkte für

wobei

zeiten,

als

Ersatz

Die Männer kauen die Blätter zu regelmässigen Tages-

Nahrung.

immer zu

sie

Kalkes oder Quinoa-Asche

in

gleicher Zeit kleine

Mund nehmen,

den

absonderung zu befördern scheint.

Mengen gebrannten welche die Speichel-

Diese Asche, im Aimarä Llujta, im

Keshua Llipta genannt, wird in kleinen flaschenförmigen Kürbissen aufbewahrt und mit einer langen Nadel, deren Spitze man im Munde Unter den Yunga-Indianern sind nur wenige anfeuchtet, hervorgeholt. dem Cocakauen ergeben, teils weil in warmen Gegenden die Wirkung desselben weniger angenehm empfunden wird als in kalten, wahrscheinlich

auch

Arbeiter

die

weil

auf den

Cocafeldern

die

Blätter

Augen haben und sie daher mit Gleichgültigkeit betrachten, wie alles, was der Mensch im Überfluss zur A'erfügung hat. Die Cocablätter gekaut oder im Aufguss als Thee genossen, erbeständig vor

zeugen

Gefühl

ein

von

Sättigung oder setzen wenigstens das Gefühl

des Nahrungsbedürfnisses bedeutend herab und wirken zugleich kräftigend

und belebend. des

Die erstere Erscheinung erklärt sich aus der Wirkung mit Schleimhäuten in Berührung gebracht, die-

welches

Cocains,

macht;

unempfindlich

selben

reizende und tonisierende Wirkung

die

dem Cocain

weniger

aber

scheint

als

noch anderen

in

den Blättern

enthaltenen Substanzen zuzuschreiben zu sein. In dieser doppelten Wirkung

Wert, den der Gebrauch der Coca Hochland hat, besonders, wenn es

besteht

der

Klassen

im

längere

Wege

Man

zurückzulegen.

dabei nur ganz geringe zu Zeit Coca.

in

arbeitenden

die

darum

handelt,

hat das Gefühl gegessen zu haben,

ohne dass der Magen durch die Mahlzeit beschwert Boten laufen weite Strecken

für

sich

unglaublich

Mengen Nahrung

ist.

Die indianischen

kurzer Zeit

und nehmen

zu sich, kauen aber von Zeit

Der Verfasser hatte Gelegenheit, die Wirkung der Coca

an sich selbst zu prüfen auf einer Reise, die er später an den Titicacasee

unternahm.

Der

massige

Gebrauch

Gesundheit nicht nachteilig zu wirken, lands,

trinkens

die

der

denn

Coca

scheint

auf die

die Indianer des

Hoch-

neben dem Cocakauen nicht dem Laster des Branntwein-

fröhnen,

erreichen

meist ein

höheres Alter;

wird jedoch die

Coca im Übermass genossen, so werden dadurch die körperlichen und geistigen Kräfte herabgesetzt, die Menschen werden stumpf- und schwachsinnig und zur Arbeit untauglich. Am Tage nach meiner Ankunft in Choro ritt ich mit dem Yenvalter in

verschiedene Gegenden der Hacienda,

Cocale

als

auch

das

Sammeln

um

sowohl die Anlage neuer

der Blätter mit anzusehen.

An

einer


Der Titicaca-See.

366

Bergwand waren ungefähr 70 Personen, Männer, Frauen und Kinder unter der Aufsicht von zwei Hilacatas mit der Blätterernte beschäftigt

und man hatte dort Gelegenheit, die verschiedenen Grade von Behendigkeit und Geschicklichkeit bei den Arbeitern zu beobachten. Ein

Mädchen

i3Jähriges

mit der

fertigkeit,

und

zeichnete

wenigen Augenblicken

in

knicken.

aus durch

die

Händen über einen Strauch

alle Blätter abstreifte,

Fingerhinfuhr

ohne ein Reis zu

.

Das Interessanteste auf

dem Gute war

als

»Jap»^'«

eine Kolonie von Schwarz-

Der Utschi (Cassicus cristatus), der in Bra-

vögeln, hier Utschi genannt. silien

vor allen

sich

mit beiden

sie

bezeichnet wird,

von der Grösse einer Wildtaube

ist

oder Elster, hat schwarzbraunes Gefieder, einen ziemlich langen Schwanz mit gelben Seiten- oder Steuerfedern, schwarzen Mittelfedern und einen

Er hat lebhafte und geräuschvolle Gewohnheiten

hellgelben Schnabel.

tmd

lebt gesellig,

besonders

Im Gemüsegarten nahe am

zur Brutzeit.

Zusammenfluss der beiden Bäche oder Bergströme, standen zwei Ceder-

bäume mit hohen glatten Stämmen und grossen laubreichen Kronen. Von den Zweigen des einen hing eine grosse Zahl von flaschenförmigen Beuteln

schwebenden

die

lierab,

schnatterndem Geschrei

Die Nester befanden sich

in

der

welche

Utschis,

mit

Ich sah diese auffallenden Vögel über-

stehenden war keines zu sehen. all

Nester

und zu flogen und ihre Jungen fütterten. alle auf dem einen Baume, auf dem daneben

ab

den Wäldern der Yungas, aber nirgends

wieder

eine Nester-

kolonie.

Am derung

November

18.

fort in

Die Thäler in will

man

reiste ich

vom Choro ab und

der Provinz laufen

daher

ein

alle

anderes Thal

thal

ungefähr miteinander

besuchen,

hoher Bergrücken überstiegen werden,

wenn man

meine Wan-

setzte

der Richtung nach der südlich gelegenen Stadt Chulumani.

und

so

zuweilen

parallel;

immer

muss

mehr

nicht sogleich in ein Hauptthal, sondern erst in ein

kommt.

Mein Weg

führte

zuerst

am

Choroflusse

ein

einer,

als

Neben-

abwärts

und

gegen die rechtsseitigen Berge. Es hatte stark geregnet in der Nacht vor meiner Abreise und die Landschaft prangte in wunderbarer Frische. Überhaupt war die Vegetation im

^vendete

sich

nach zwei Stunden

unteren Thale des Ghoro die mannigfaltigste und prachtvollste, die ich auf der Reise zu Gesicht bekam.

Gegen Mittag gelangten

wir zu der

kleinen Stadt Coripata, die wie Coroico auf der Spitze einer liegt.

Dort Hessen

wir

unsere Tiere

etwas

Anhöhe

ausruhen vor einem

am

Marktplatz gelegenen Hause, welches zugleich Schenke, Speisewirtschaft,

Kram- und Manufakturladen

war,

und von einer dicken Chola,

ihrer




Die Provinz Yungas.

'^67

Tochter und deren Familie bewohnt wurde. ein junger Franzose,

sogleich in seiner Sprache an, da er mit

Dünkel

zu

in

Er redete mich

seinen Landsleuten eigenen

dass jeder Europäer sie ver-

Sein Eheglück schien ihm für die Langeweile und Ver-

einem entlegenen Orte nur eine massige Entschädigung

und

bieten,

Tag

dem

als selbstverständlich voraussetzte,

stehen müsse.

einsamung

Der Schwiegersohn war

'

der einzige Ausländer im Orte.

er

bedauerte lebhaft, dass ich nicht wenigstens einen

Ich wünschte jedoch an diesem Tage noch Chulumani zu erreichen, und brach nach kurzem Aufenthalte wieder auf. Wir ritten durch die kleine Stadt und gleich nachdem wir

Coripata bleiben wollte.

in

am entgegengesetzten Ende wieder Weg sich stark zu senken und wir Boden der

Fluss

Tamanpaya

war schmutzig grau und er

vom

letzten

blickten in ein tiefes Thal, an dessen

Das Wasser desselben

sichtbar wurde.

trotz

waren, begann der

ins Freie gelangt

der Entfernung sah

man deutlich, dass Da unser Reise-

Regen angeschwollen und reissend war.

ziel

auf der andern Seite des Flusses

war

es fraglich,

lag,

so mussten wir hinüber, nur

ob wir ihn auf unseren Maultieren würden durchreiten

können; war dies nicht möglich, so waren wir gezwungen, einen grossen Umweg zu machen, denn die nächste Brücke lag mehrere Meilen thal-

und wir verloren einen ganzen Tag.

aufwärts,

Führer

überlegte,

sollten,

oder lieber

zuziehen,

Anfrage

kam

Während

ob wir aufs Ungewisse hin unsern erst

umkehren,

Zambo

ein

um

in

ervviederte, der Fluss sei gestern

Coripata Erkundigungen ein-

noch passiert worden,

uns unbesorgt seiner Führung anvertrauen. Ufer ankamen,

stellte

gefunden zu haben.

Er

Arm

er selber

könnten

Als wir nach einer Stunde

es sich heraus, dass der

sich der Fluss in zwei ritt

also durch

Mann

seiner Sache

als weit breiter

und

tiefer als

Arme

teilte,

er

die rechte Stelle

den ersten Arm, wir hinter ihm

her und erreichten ohne Unfall die Insel. zweite

Furt, wir

Nach einigem Hin- und Herreiten glaubte

keineswegs sicher war.

an einer Krümmung, wo

meinem

fortsetzen

zu Maultier des Weges, welcher auf meine

habe auf dem anderen Ufer Geschäfte und kenne die

am

ich mit

Weg

Allein hier erwies

der erste.

sich der

Nach einigem Zaudern

der Zambo sein Tier in den Fluss, kam aber gleich in tiefes Wasser und versuchte umzukehren; allein es war zu spät, sein Maultier

lenkte

wurde vom Strome

fortgerissen, verlor

den Grund und musste schwimmen. L^fer, machte mir aber

Indessen erreichte er doch glücklich das andere

von drüben Zeichen, ich möge seinem Beispiel nicht

war Ich

ein

Negerjunge ans Ufer gekommen,

rief ihn

der

folgen.

Inzwischen

uns von Ferne zusah.

herbei und hielt dabei als Lockspeise einen blanken perua-

nischen Sol in die Luft.

Er

lief fort

und kam binnen kurzem mit einem


Der

368

Titicaca-See.

Dieser ging weiter oben durch den

grossen stämmigen Neger zurück.

und kam dann zu uns auf

Fluss

Er erklärte uns

die Insel.

einem

in

barbarischen Spanisch, wir hätten die Furt verfehlt, er werde uns den rechten

Weg

ritten ein

zeigen.

Wir kehrten zunächst auf das Hnke Ufer zurück, am Rande aufwärts, und hierauf, geführt

Paar hundert Schritt

dem Gepäck am Zügel hielt, über Arme geteilt, aber weniger Als wir glücklich auf dem rechten tief und vor Allem weniger reissend. Ufer angelangt waren, gab ich dem Neger zwei Solstücke, die er mit von dem Neger, den

der das Tier mit

Dieser war dort gleichfalls in zwei

Fluss.

Verwunderung betrachtete und augenscheinlich nie zuvor gesehen hatte. Als er ihren Wert erfuhr, tanzte er jauchzend im Kreise und schüttelte dabei die Geldstücke in seinen zusammengelegten hohlen Händen. Wir

ritten

wärts,

nun

einem ziemlich

in

konnten aber wegen

steilen,

waldigen Thale wieder auf-

beim Flussübergang gehabten

der

Ver-

zögerung an diesem Tage Chulumani nicht erreichen, sondern mussten

Huancane genannt,

bei Einbruch der Dunkelheit in einem kleinen Gute,

Der Eigentümer konnte

übernachten.

unsere Tiere hinreichendes

und das war was wir suchten;

Futter beschaffen,

einigen

für

ich

vom Choro mitgebrachten Brodbrocken und

Chulumani gleich Coroico

am

von Huancane nur eine Legua entfernt und

ist

nächsten Morgen

behalf mich mit

einer Tasse Thee.

langten wir bei Zeiten daselbst an.

Die Stadt

und Coripata hoch an einem Bergabhang und

liegt

nächst

ist

Ich hatte indessen keine Ver-

Coroico die ansehnlichste der Provinz.

anlassung, daselbst länger zu verweilen, sondern wünschte nur mich zu

erkundigen, ob ich

jetzt,

nachdem

ich die hauptsächlichsten Thäler

am

durch das Thal des Flusses von La

Fusse des Ilimani besucht hatte,

Paz nach der Hauptstadt würde zurückkehren können, worüber mir nach

den

am Tamanpaya gemachten

Erfahrungen Zweifel aufgestiegen waren.

Ich begab mich also zum Hause eines Spaniers, an den ich empfohlen war, um mir bei ihm Rats zu holen, fand ihn in seinem Laden am Zu meinem Bedauern Marktplatz und trug ihm mein Anliegen vor.

wurden mir meineBefürchtungeii bestätigt. Durch die vorzeitig eingetretene Regenzeit war der Fluss bereits stark angeschwollen, und es blieb mir nichts übrig, als auf

dem

Wege nach La Paz

nächsten

zurückzukehren,

so leid es mir auch that, die Schlucht nicht gesehen zu haben,

wo der Höhe

Fluss zwischen senkrechten Felsen von mehreren hundert Fuss

hinabbraust.

zuschlagende

Ich

musste

Weg mich

mich

essantes Thal führen würde,

haben würde.

Ich

damit

durch ein dass

dankte also

trösten,

gleichfalls

ich

dem

dass

der

sehr schönes

jetzt

und

eininter-

im anderen Falle nicht gesehen Spanier Senor Ruiz und wollte




Die Provinz Yungas.

mich

empfehlen,

Sie brauchen drei

von

hier aus

Sie

morgen

Sie

Wenn

meinem Hause

in

Da

weiter.

Tone gemacht und

und können

Paz,

und

eilen Sie, sagte

bequem

die Reise

Sie heute weiter reisen,

schlechtes Nachtlager

nichts als ein

Nehmen

Tage nach La

machen.

Warum

mich zurück.

er hielt

allein

er.

-jgg

so erreichen Sie

ein ebensolches Abendessen.

ruhen Sie sich aus und reisen

vorlieb,

das Anerbieten in freundlichem und aufrichtigem

Gründe einleuchtend waren, so nahm

die

dankbar an und blieb den Tag

in

Am

Chulumani.

ich

es

Nachmittage machte

meinem Wirt einen Spaziergang vor die Stadt. Es fand sich selten in diesen Gegenden ist, ein gut gehaltener Weg, welcher eine lange Strecke horizontal am Bergabhang hinführte, angenehm und bequem zum Gehen, und mit einer prächtigen Aussicht über ein Labyrinth von Thälern und Bergrücken, von denen viele bebaut und alle mit

ich

dort,

was

mit frischem Grün bekleidet waren.

Am

Morgen

folgenden

wir

ritten

langsam an der Bergwand steigend. sich

sahen wir vor uns

aufklärte,

Chirca,

und

dem

hinter

dichtem Nebel

in

immer

fort,

Als nach zwei Stunden das Wetter in

das Dorf

geringer Entfernung

hoch an der Bergwand

Orte, der wie alle

liegt,

man in das tiefe Thal des Tamanpaya, doch war der Fluss nicht sichtbar. An den Bergen der andern Seite bemerkte man im Grünen einige Häuser, das Dorf Yanacachi, wo ich an diesem Tage zu über-

blickte

Es schien ungefähr ebenso hoch zu

nachten gedachte. Ort,

an welchem wir uns befanden, und gar nicht

fern,

liegen, als der

war aber getrennt

durch ein Thal von 1050 Meter Tiefe, und wir brauchten sieben Stunden,

um

es zu erreichen.

Der Abstieg

erforderte zwei Stunden,

wir noch eine Stunde bis zur Brücke von Chupe, von alsbald

wieder anfängt zu

Yanacachi in

ist

Tambo,

ein

Anspruch zu nehmen.

mehrere hölzerne natürlich

vor,

mit

Skorpion.

an,

Der Schmerz

ich

In

dem Zimmer,

Insekten

das

erfuhr,

man

Weg

mir anwies, standen

bedeckte Bettstellen,

Schaffellen

am Fusse

aus

ich

zog aber

In der Nacht wurde ich

dem

Schlafe geweckt.

Ich

mein Bett und fand einen kleinen nur einige Stunden an und war von keiner

untersuchte hielt

Anschwellung der verletzten Belästigung, die ich

ritten

und zuweilen sehr steil wird. In brauchte also niemandes Gastfreundschaft

mein Feldbett aufzuschlagen.

ein Licht

der

steigen

durch einen stechenden Schmerz zündete

dann

wo ab

Stelle

begleitet.

während meiner Reise

über welche

in

La Paz

in

Dies

war

die

einzige

den Yungas von

giftigen

so übertriebene Geschichten

erzählt werden.

Der Weg, der von Yanacachi weiter

ins

Gebirge

führt,

lange Strecke zu beiden Seiten mit Kafteehecken eingefasst. Middendorf, Peru

III.

ist

auf eine

Der Kaffee 24


Der Titicaca-See.

370 dieser

Gegend wird

sehr

gelobt,

und wenn die Früchte so gut

sind,

Bäume aussehen, so müssen sie wirkhch vortrefflich schmecken, denn der Anbhck der Hecken war prachtvoll. Dies sind die letzten Kafteepflanzungen, die man in der Provinz sieht, weiter hinauf gedeiht wie die

Der Kaffee wird in den Yungas nur als Nebenerzeugnis bildet die Hecken der Wege nach der Thalseite zu und Die Zweige hängen dient zugleich als Schutzwehr und als Nutzpflanze. über den Weg, können daher leicht herabgezogen und die Beeren aber nicht mehr.

gewonnen.

Er

Yanacachi.

gestreift

werden.

Grössere jilanmässig angelegte Pflanzungen habe ich

Der in den Yungas gezogene Kaffee ist meist von Güte und hat ein eigentümliches Aroma, das sich von anderen feinen Sorten, wie z. B. Mokka und Carabaya, etwa ebenso unterscheidet, wie die edlen Tabake der Havana vom virginischen oder

nirgenfls

gesehen.

vorzüglicher

türkischen.

von

Trotz der Güte und der geringen Mühe, welche die Anlage

Kaffeepflanzungen

Fast aller Kaffee wird im

gezogen bis zur

als in

erheischt,

ist

die Ausbeute

Lande verbraucht und

Küste sind zu gross,

um

nur gering.

mehr

denn die Transportkosten den Yungaskafifee mit Nutzen im Aus-

der Republik verkäuflich

lande zu Markte zu bringen.

doch

es wird nicht viel

ist,


Die Provinz Yungas.

Yanacachi unterhalb

sich

im

liegt

Thale

herabkommt,

und dessen Laufe

heisst,

seinem Ursprung des

auf einem Bergrücken zwischen zwei Thälern, die

der Brücke von Chupe vereinigen.

rechtsseitigen

Tamanpaya

am Fasse

Der

folgten wir

genannt wird,

Fluss, welcher

der

derselbe,

ist

von

des Passes der Apacheta.

welche der Chaco

Thals,

-lyj

rücken

weiter

unten

an

bis zu

jetzt

In einer

ganz nahe an einander und bestehen zuletzt aus ungeheuren, rechten Felsmassen, von welchen aus einer

Fuss

ein

Bergstrom

kommt man

dort

fast

senk-

Höhe von mehreren hundert

Ausser diesem

herabstürzt.

Gegend

Bergwände

die

grossen

noch an mehreren kleineren vorüber.

Wasserfall

Das Wasser,

das von den höher gelegenen, nicht sichtbaren Eisfeldern herabrinnt, so reichlich,

dass

hervorbrechen.

ist

allenthalben kleine Sturzbäche aus den Felsenritzen

Weiter oben

wird

das Thal

wieder etwas weiter, die

Flussufer sind eine lange Strecke mit einem Dickicht von wilden

Dann beginnt der Weg wird bescheidener; die Formen bedeckt.

treten, scheinen

uns bekannt,

stärker zu steigen

Bananen und der Pfianzenwuchs

der Bergwände, die uns jetzt entgegen-

als

hätten wir sie schon früher gesehen,

und auf einmal finden wir uns wieder an der Teilung des Wegs, da wo wir am Anfang der Reise die Hauptstrasse verliessen, um den

Nebenweg nach Sandillani einzuschlagen. Bald darauf gelangen wir zum Tambo von Unduavi, wo ich diesmal vorzog die Nacht zuzubringen. Der nächste Morgen war trübe und unfreundlich. Schon ehe wir Pongo erreichten, wurde der dichte Nebel zu Regen, welcher ohne Unterbrechung anhielt, bis er auf dem Passe in ein Schneegestöber überging. Zum Glück wehte der Wind von Osten und blies uns in den Rücken.

Sobald wir die Passhöhe hinter uns hatten, wurde das Wetter und eine Legua weiter unten war der Boden trocken. Um 4 Uhr langten wir wohlbehalten wieder in La Paz an nach einer Abwesenheit besser

von zwölf Tagen.

Verzeichnis der Höhenunterschiede.

La Paz

3660 Meter

Coripata

2080 Meter

Pass der Apacheta

4670

»

Fluss

Pongo

3700

»

Tamanpaya Huancane

1330 1840

Sandillani

21 10

»

Chuliimani

1820

»

Mururata

1370

»

Alle de Chirca

»

Cusilluni

1550 1810

»

Brücke bei Chupe

Coroico

»

Yanacachi

2550 1500 2010

Alto del Choro

2300

»

Unduavi

3260

»

Choro

1520

»

Rinconada

4200

»

24*

» »

»

»


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