Middendorf peru 1895 2a parte

Page 1

f^

% r-4i

S^ <:.

,

^•'

%:m

\\\



mMMmämmm'<m^.y-.


Digitized by the Internet Archive in

2010 with funding from University of Toronto

http://www.archive.org/details/perubeobachtunge03midd


PERU



PERU BEOBACHTUNGEN UND STUDIEN ÜBER

DAS LAND UND SEINE BEWOHNER WÄHREND

EINES

25 JÄHRIGEN

AUFENTHALTS

VON

E.

W. MIDDENDORF

III.

BAND

DAS HOCHLAND VON PERU MIT

79

lEXTBILDERN UND

93 TAFELN NACH EIGENEN PHOTOGRAPHISCHEN AUFNAHMEN SOWIE EINER KARTE

BERLIN ROBERT OPPENHEIM (GUSTAV SCHMIDT) 1895


Druck von Gebr. Unger

in

Reproduktionen von Meisenbach Riftarth

Berlin.

&

Co.

in

Berlin.


Der Titicaca-See.

5^2

Tiahuanaco.

Da

nach meiner Rückkehr an die Westseite der Andes besseres

ich

Wetter fand,

und die eigentUche Dezember einzutreten zweckmässige Verwendung meiner Zeit

den Yungas getroffen

als ich in

hatte,

Regenzeit daselbst erst in der zweiten Hälfte des pflegt, so schien es

mir

für die

das ratsamste,

mir

noch

die

zur Verfügung stehende Frist der freien

zu einem Ausfluge an die südlichen Ufer des Titicacasees zu

Bewegung

Ich verweilte daher in

benutzen.

zu der neuen

La Paz nur wenige Tage und

Reise denselben Arriero, der

zu denselben Bedingungen wie früher,

mietete

mich bisher begleitet

unterliess

aber

hatte,

diese schrifdich

und beging damit eine Unvorsichtigkeit, die mir in der Folge ärgerliche Unannehmlickeiten bereitete. Am 27. November machte ich mich auf den Weg und begab mich zunächst nach Tiahuanaco. festzusetzen

ist von La Paz nur 14 Leguas entfernt und lässt sich mit einem guten Pferde in einem Tage erreichen; da jedoch meine Maultiere noch etwas ermüdet waren und keinen raschen Schritt gingen, so teilte

Dieser Ort

Das einzige mühsame Stück des Wegs ist die Tagereise in zwei. Bergwand des Thals, zu deren Ersteigung man anderthalb Stunden braucht. Ist man oben am Thalrande angekommen, so reitet man auf icli

die

ebenem Wege stundenlang ganz allmählich bergab, zuerst auf der Strasse nach Chililaya, später etwas mehr nach links. Nach sechsstündigem Ritte kamen wir nach Laja, einer kleinen Stadt von einstöckigen, strohgedeckten Lehmhäusern, welche ungefähr auf halbem Wege liegt. Obgleich es noch früh am Tage war, mussten wir doch hier über Nacht bleiben, da wir weiterhin kein Unterkommen gefunden haben würden. Es war Sonntag und auf dem Platze des Orts wurde ein Markt abgeEr war voll von Menschen, Verkäufer und Käufer, die ersteren halten. Auch eine meist Weiber, die zweiten Männer, alle Aimarä-lndianer. Garnison lag in Laja, nämlich die Husarenschwadron der Leibwache des Präsidenten mit einem vollzähligen Musikkorps. Diese Truppen hatte

man

dahin

sondern

um

gelegt,

nicht

um

über die Sicherheit des Orts zu wachen,

ihrer selbst sicher zu sein,

von Unruhestiftern

in

La Paz

da

man

fürchtete, sie

möchten

zur Unterstützung aufrührerischer Bewe-

gungen verführt werden.

Am der

nächsten Tage war der

Weg

aber

blieb

Himmel bewölkt und die Gegend war

gut wie bisher und die

Luft feucht, allenthalben

Doch war der Anblick der Landschaft einförmig und kahl, und das trübe Wetter liess sie noch trauriger erscheinen. Gegen. Mittag waren wir über einen kleinen Fluss geritten, an dessen Rande ein paar

angebaut.


Tiahuanaco.

373

Hütten standen, als wir durch einen Platzregen überrascht wurden, der uns zu den Häuschen zurücktrieb. Als der Regen nachliess, bestiegen wir wieder unsere Tiere und gelangten binnen kurzem auf eine massige Anhöhe, von wo aus man das Thal von Tiahuanaco überblickte: ein weites Thal, das von Süden nach Norden sich mit ganz geringer Neigung

dem

See zusenkt, nach Osten von niedrigen Hügeln, nach Westen von

Man Weg

höheren Bergen begrenzt.

erkannte bereits die Kirche des Dorfes

Der Regen Himmels wurde immer drohender. Vom See her stieg eine schwarzblaue Wolkenmasse auf, die sich allmählich über die ganze Gegend ausbreitete. Mein Maultier, das sonst nur durch beständiges Spornen zu einem kurzen und kümmerlichen Trab zu bringen war, schien das nahende Unheil zu wittern und der Ferne,

in

hatte

der

allein

zwar aufgehört,

sich

setzte

von

selbst

in

allein

sah,

ereilte

mit

ferne

Rollen

Donners

des

blieb über dreiviertel

Anstrengung war vergeblich.

man schon den Tempelhügel ganz

als

Stunden

Etwa einen deutlich

uns das Wetter: zuerst ein wütender Wirbelwind, der uns

dichte Staubmassen

mit heftigen

des

Jedes

und das Tier

alle

Kilometer vor Tiahuanaco,

dahin war noch weit.

Anblick

Galopp.

in

wirkte wie ein Peitschenhieb

raschem Lauf,

bis

der

aber

Blitz-

dem Poncho,

ins

Gesicht

trieb,

und dann

und Donnerschlägen.

ein prasselnder

Ich schützte

Hagel

Kopf und Gesicht

das Maultier versuchte noch einige Schritte zu gehen,

drehte sich aber plötzlich

um und

war und ich aufblickte, sah

blieb stehen.

Als der Hagel vorüber

ich das grosse geborstene Thor, das

merk-

würdigste Stück der Ruinen, unmittelbar vor mir an der Seite des Weges.

Mein Maultier wendete sich von selbst wieder um und schritt dem Orte den wir nun nach kurzer Zeit erreichten. Im Tambo, wo wir abstiegen, fand ich das einzige bewohnbare Zimmer schon von andern Reisenden besetzt. Bergwerksbeflissenen aus Corro-Corro, wie ich aus ihren Gesprächen entnahm. Es waren höfliche Leute, die mir in zuvorkommender Weise einen Teil der elenden Bequemlichkeiten des Zimmers überliessen, darunter einen plumpen, zu,

wackehgen Tisch, dessen Platten für den Gebrauch

Die Tambos

bedurfte,

ich

am

um meine

folgenden Tage

photographischen

in Bereitschaft

zu setzen.

den bolivianischen Ortschaften sind gewöhnlich Eigentum der Gemeinde, welche die Gebäude entweder gegen die Entrichtung eines geringen Zinses verpachtet, oder auch unentgeltlich einer Familie zur

in

Wohnung

überlässt,

Räumlichkeiten

in

die

Ordnung

wünschen, zu beköstigen. halterei

verbunden,

d. h.

dagegen die Verpflichtung übernimmt, die zu halten und die Reisenden,

Mit in

dem Tambo

in

wenn

sie es

Tiahuanaco war eine Post-

einem daranstossenden Hofe befand sich


Der Titicaca-See.

374

halbes Dutzend abgemagerter, zerschundener Maultiere, welche an

ein

Reisende

Der

für ein nacli

Posthalter,

beabsichtige

ich

erfuhr,

nahm

Ich

begleiten.

bekleidete,

stellte

die

sich

Amt

der zugleich das

heller Cholo,

kleiner

ein

Friedensrichters

Leguas berechnetes Wegegeld zu vermieten waren. mir vor und erbot

Ruinen zu besuchen, mich

sich,

eines als er

Führer zu

als

wiewohl ich das Anerbieten nur

dies gern an,

eine landesübliche, nicht ernstlich gemeinte Höflichkeitsbezeugung

Wider Erwarten

Morgen schon kalt,

hielt

früh,

jedoch der Richter Wort und erschien

um

sich mir zur

Verfügung zu

am

für

hielt.

nächsten

stellen.

Es hatte einen grossen Teil der Nacht geregnet, der Morgen war die Höhen an der Westseite des Thals bis weit herab mit Schnee

Himmel war wolkenlos und

bedeckt, aber der

Wetter

Ausführung

zur

ich hätte mir kein besseres

Vorhabens

meines

berühmten Ruinen, deren Umrisse

ich

zum

wünschen schon

Teil

können.

Die

am Tage

zuvor

durch den Dunst des Regens gesehen hatte, liegen sämtlich

Entfernung

vom

die

Strasse,

denen zwei einander so nahe können, während die gelegen

dritte

sind,

dass sie als eine betrachtet werden

einen Kilometer südwestlich von den vorigen

Zwischen dieser und den beiden ersten finden sich einzelne

ist.

grosse behauene

und unbehauene

zusammenhängenden

Steine, aber keine

Massen, auch sind nirgends Spuren sichtbar, aus denen auf dieser Fläche

dass

könnte,

Der Richter schlug mir

vor,

man

schliessen

Gebäude gestanden haben.

ehemals

mich zunächst zu den grossen Steinen zu

führen, da diese das merkwürdigste der

daher

in geringer

Ende des Orts, an der linken Seite der von La Paz kommt. Sie bestehen aus drei Gruppen, von südlichen

Ruinen

seien.')

Wir verliessen

den Ort auf der Ostseite, aber südlich von der grossen Strasse,

und gelangten zunächst zum Begräbnisplatz des Orts, der sich an die letzten Häuser anschliesst. Er besteht aus einem mit Lehmwänden umgebenen Viereck mit einem Eingang, dessen Portal aus behauenen, den Ruinen entnommenen Steinen errichtet ist. Diese sind mit vertieften architektonischen Figuren mit treppenförmigen Umrissen verziert, wie aus Schritte

l) ist

dem

eingeschaltetem Textbilde zu ersehen

weiter

nach Süden hebt

sich der

Weg

ist.

Einige hundert

zu einem

60—70 Fuss

Seitdem die nachstehenden Aufzeichnungen geschrieben wurden (Anfang

ein sehr reich

ausgestattetes,

ausserordentlich

ausführliches VVerit über

l{

denselben

Gegenstand erschienen: die Ruinenstätte von Tiahuanaco, von A. Stübel und M. Ule, welches durch naturgetreue Abbildungen sowie durch genaue

Stücke

allen,

Angabe

die sich für diese

lichen Dienst leistet.

der Ruinen

und

der

umliegenden Gegend,

der Masse und umständliche Beschreibung der einzelnen

merkwürdigen Altertümer

interessieren,

einen wesent-


Tiahuanaco.

hohen Rand, dessen Abhang bebaut von rotem Sandstein,

ist.

grosser Block

gebracht aber sonst nicht behauen

und in

1,35 dick.

in

über

sich

ist.

Er

Entfernung

denselben

das Löwenthor

anderen werden^).

Stellen

des

Was man

die Grundlage

man den Thalrand

i)

Form breit

erstiegen hat, erblickt

man

in

auf der

Form von Mauern,

Pfeilern

oder Säulen

er-

von grossen, aus Blöcken gehauenen

genannt,

Ruinenfeldes vor sich

sieht,

befinden

sich aber gegenwärtig an

und

später

beschrieben

erscheint bei näherer Betrachtung

mächtigen Gebäudes, oder vielmehr als ein denn nach der Grossartigkeit der Anlage muss

eines

Teil der Grundlage,

hören

liegt ein

4,35 Meter lang 3,0

ist

Thorwegen, die früher hier gestanden haben,

als

Fasse desselben

Diese Trümmerstätte wird von den Eingeborenen Puma-puncu

heben.

Am

der nur in eine viereckige

Ebene eine Masse von Trümmern, ziemlicher Ausdehnung den Boden bedecken, aber nirgends

geringer

welche

Sobald

375

Die Worte puma

sowohl dem Äimarä

der amerikanische als

dem Keshua

und puncu

Das

eigentliche

Löwe an.

ge-

Aimaräwort

für

Thiir

»Thür« ist quillca, doch wird statt dessen sehr oft das Keshuawort puncu gebraucht. Das Hauptwort puma bezeichnet als Adjektiv etwas Grosses, Mächtiges, Stattliches und findet sich in dieser Bedeutung in sehr vielen Ortsnamen wie pumachaca, grosse Brücke; pumamarca, grosser Ort

etc.


Der Titicaca-See.

376

man

schliessen, dass der projektierte

Bau nach seiner Vollendung einen

eingenommen haben würde, als der jetzt von seinen Überresten bedeckte. Die Trümmer, die sich dem Blicke darbieten, sind teils schon aneinander geordnet und gefügt gewesen, während teils liegen sie planlos übereinander als seien sie eingestürzt, viele andere augenscheinlich nie den ihnen im Bau zugedachten Platz eingenommen haben. Die meisten der dort liegenden Steine und Bruchweit grösseren Flächenraum

stücke sind von

beträchtlicher Grösse,

die bereits an ihrem Platz be-

findlichen und gefügt gewesenen von ganz ausserordentlichem Umfang. Es sind Blöcke von rotem Sandstein, welche den Boden einer grossen

Halle gebildet zu haben scheinen. Steinen

auf einer

eckiger, 1,30 (j-ruben

oder

niedrigen

Stufe

Nach aussen

zu findet sich in den

oder Schwelle

eine Anzahl

recht-

Meter langer und 0,88 breiter und einige Centimeter

tiefer

von Wandnischen,

oder

Vertiefungen,

welche

33,0

Anfänge






Tiahuanaco.

welche

teils

sind

Sie

in Reihen, teils

am Rande

benen

einzeln

377

nach rückwärts von den beschrie-

des die Ruinenstätte

umgebenden Ackerlandes

liegen.

aus schwarzem, sehr hartem vulkanischen Stein gehauen

und

waren vermutlich zu architektonischem Schmuck der Wände bestimmt. Die Kanten derselben sind noch so scharf, als wären sie erst vor wenigen Jahren gemeisselt und nicht vor so vielen Jahrhunderten. Das eingeschaltete Textbild giebt ein Muster dieser Steine, die alle ähnlich sind

und auf demselben

findet der Leser zugleich das Porträt

meines

Fein behauene unbenutzte Steine.

Führers,

des

Richters,

der mich bat, ihn auf

dem

Bilde figurieren zu

Aus dem selben dunklen Stein sind auch die Hälften eines Thorwegs gehauen, die zwischen andern Trümmern seitlich am Boden liegen. Das eine dieser Stücke ist besonders geeignet zur Erläuterung des in Tiahuanaco befolgten Baustils, indem es zeigt, wie gewisse architektonische Formen sich immer in derselben Weise, wenn auch in lassen.

verschiedenem Massstabe, wiederholen. bei als

Die auf diesem Stücke bemerk-

um

Thürpfosten und Nischen finden sich sowohl erwähnten losen Steinen am Rande der Trümmerstätte

baren Verzierungen

den oben auch bei den später zu beschreibenden monolithischen Thoren wieder.


Der Titicaca-See.

378

Von zu

gefügten Mauern sind gegenwärtig

Doch mag

entdecken.

Thore des

aufgestellt

Puma-puncu nirgends Spuren

in

wohl, als die ehemals daselbst befindlichen

wurden, zu ihrer Befestigung mit der Zusammenstellung

angefangen worden

Baumaterials

bereitliegenden

Dass der

sein.

Mittelstein sowie auch einige andere stark eingesunken sind, rührt

Unterwühlungen der Schatzgräber

von

deren schon Cieza erwähnt.

her,

Leon war der erste Spanier, von dem wir eine Beschreibung Ruinen von Tiahuanaco besitzen und seine Mitteilungen sind um so wertvoller, als zur Zeit seines Besuchs (zwischen 1540 und 1550) Cieza de

der

der

noch nicht so gross war und besonders die

derselben

Verfall

einzelnen

Teile

noch

inne hatten.

ihre ursprüngliche Stelle

Cieza

er-

wähnt nicht den Namen Puma-puncu, wahrscheinlich weil derselbe danoch

mals

nicht gebräuchlich

Zweifel

über

anderen

Stelle dieser

die

aber seine Angaben lassen keinen

war,

auf welche

Orte,

Gebäude«, sagt

sich

sie

beziehen;

»mehr nach Westen

er,

»an einer

zu,

befänden

und grössere Altertümer; denn es sind da viele grosse Thorwege mit Angeln, Schwellen und Thürnischen (portaletes), alle andere

sich

einem

aus

Was mir am

Stück.

betrachtete und notierte,

noch grössere Steine

meisten

Sachen

auf welchen sie errichtet waren, von

ausgingen,

denen einige dreissig Fuss

als ich diese

auffiel,

dass von diesen grossen Thoren andere

war,

fünfzehn und

breit,

mehr lang und sechs

Fuss dick sind, und dies und das Thor mit seinen Angeln und Schwellen

waren aus

man

die

wohl

Arbeit

Masse Cieza als in

einzigen Stein, was ein grossartiges

einem giebt,

an

Puma-puncu, so

Da

erwägt.«

so

Werk

grosse Steine

\v'\e

ist,

wenn

die,

deren

keinem anderen Orte der Ruinen vorkommen

lässt sich nicht

wohl bezweifeln, dass dieser Ort

Thore aus einem Stück, die auf den grossen Steinen standen und nach denen der Ort vom Volke seinen Namen erhielt, sind jet/t nicht mehr voi banden, sondern befinden sich gemeint

ist,

aber

die

grossen

an anderen Orten; geblieben sind nur die zwei umgestürzten Halbthore,

welche oben erwähnt worden sind.

Ausser

den

monolithischen

anderen Gegenstandes, der

Thoren

gleichfalls

erwähnt

gegenwärtig

noch eines Puma-puncu fehlt.

Cieza in

Einige Zeilen weiter unten fährt er in seiner Beschreibung

bemerkt aus dem, fertig

was man

gebaut wurden,

in

diesen

denn man

Gebäuden

sieht,

fort:

»Man

dass sie nicht

sieht daselbst nur diese

Thore und

andere Steine von ausserordentlicher Grösse, die ich behauen und zugerichtet sah,

um

in

dem Gebäude verwendet

zu werden,

von welchem

etwas abseits ein kleines Gemach (retrete) befand, wo ein grosses Götzenbild aus Stein aufgestellt war, und es geht sich




Tiahuanaco.

das

Gerücht,

dass

Nähe

der

in

379 Götzenbildes

dieses

einiges

und um diesen Tempel befand sich eine Menge behauener und zugerichteter Steine wie die schriebenen.« Das hier erwähnte grosse Götzenbild war dasjenige, dessen Kopf jetzt in der Alameda in La Paz liegt. Verbleib des Rumpfstücks habe ich weder in La Paz noch gefunden worden

in

Laja etwas

in

ist;

Gold

gleichfalls

oben bevermutlich

Über den unterwegs

Erfahrung bringen können.

Über den Zweck, dem bestimmt waren, geben

Gebäude

die

in

Puma-puncu zu dienen

noch vorhandenen Überreste keinen Auf-

die

schluss. Der Friedensrichter bemerkte mir auf mein Befragen, in der Meinung der Eingeborenen sei es eine Gerichtshalle gewesen und die vierseitigen Vertiefungen, die man auf den Photographieen deutlich erkennt, würden für die Sitze der Richter gehalten. Auch Squier kennt diese Überlieferung und nennt daher in seiner Beschreibung den frag-

lichen

Ort

»hall

Da

of justice«.

desviado) des Gebäudes einen

Cieza

in

der Nachbarschaft (algo

Tempel erwähnt und

die anderen Teile

der Ruinen, die wir alsbald kennen lernen werden, der Gottesverehrung liegt die Vermutung nahe, dass Puma-puncu keine Bestimmung hatte, sondern dass hier die Wohnung des Herrschers errichtet werden sollte.

gewidmet waren, so

religiöse

Nachdem

ich

das

günstige

Wetter

zu

einigen

photographischen

Aufnahmen benutzt hatte, kehrte ich zum Dorfe zurück und machte, während mir ein frugales Frühstück bereitet wurde, einen Spaziergang durch die Gassen und über den Platz. Der Ort ist öde und traurig und schien von Einwohnern fast verlassen. In der Mitte des Platzes befindet sich ein Brunnen mit einer runden gemauerten Säule, auf deren Spitze ein kleines Götzenbild gestellt

ist.

Es

ist

in

erhabener grob

stilisierter

Weise auf einem vierseitigen Sockel ausgehauen, mit einem Kopf, der an den auf der Alameda des

Platzes

ein

ansehnliches

steht

die

in

La Paz liegenden

An

erinnert.

einer Seite

Kirche, im Vergleich zu den Häusern des Orts

Gebäude

endigenden Glockenturm.

mit

Ein

einem

vierseitigen,

in

eine

Kuppel

kleiner, vor der Fassade befindlicher

Vorhof wird vom Platze durch eine Mauer getrennt, welche von einer Reihe kleiner, auf Säulchen ruhender Bogen durchbrochen ist. Zu beiden Seiten des Thorwegs dieser Mauer sieht man zwei alte Götzenbilder aus Sandstein, welche denen ähnlich sind, die sich in den Ruinen

und später beschrieben werden. Die in Rede stehenden Skulpturen nur aus Kopf und Rumpf, der untere Teil fehlt, auch die Gesichter und Ornamente der Köpfe sind sehr venvittert; die Kirche sowie die Mauern des Vorplatzes bestehen aus roten Sandsteinquadern,

finden

bestehen


Der

38o

Titicaca-See.

Ruinen entnommen sind. Aus demselben Material sind auch Bogen erbaut, die an den Ecken des Platzes den Eingang zu den von demselben auslaufenden Strassen bilden. Die Pfosten sämtlicher Thüren um den Platz sind behauene Steine von alter Arbeit. Die Schwelle des Eingangs zum Tambo, wo ich wohnte, bestand aus zwei Steinen, an denen noch die Rinnen der T-förmigen Klammern sichtbar die den die

Ein ganz

waren.

befindhche

Am

Götzenbild wie das auf der Brunnensäule

gleiches

im Ortsgefängnis der Kirche gegenüber.

liegt

Nachmittage besuchte

ich,

wiederum

in Begleitung

des Richters,

Ruinen an der Strasse nach La Paz. Ungefähr auf halbem Wege zwischen den letzten Häusern des Orts und dem Anfang des Ruinenfeldes liegt auf einer niedrigen Erhebung des ausgedehnteren

den

Bodens

rechts

am Wege

ein

kleiner

Santa Barbara

Begräbnisplatz,

am anderen Ende des Orts gelegenen Dehmwänden umgebenen Hof und wurde um die während einer Blatternepidemie an

Er besteht gleich dem

genannt.

von

aus einem viereckigen,

langen

vor

der

Teil

Jahren

erbaut,

der Seuche Gestorbenen daselbst zu beerdigen.

Totenacker

für tot

Jetzt

dient er nur als

geborene oder ungetauft gestorbene Kinder. Das Merk-

würdige dieses traurigen Orts besteht darin, dass das einzige noch unversehrte monolithische

Thor

ist

fünfzig

Thor der Ruinen den Eingang dazu

bildet.

Dieses

von einem Corregidor Namens Marcelino Huachalla vor etwa

den Ruinen geholt und an seinem gegenwärtigen

aus

Jahren

Platze aufgestellt worden, war also aller Wahrscheinlichkeit nach eines

von denen, die Cieza

in

Puma-puncu gesehen

hat.

Das Thor

einem Trachytblock gehauen'), welcher 2,10 Meter hoch und Die Höhe des Eingangs beträgt

ist.

1,91; die

ist

aus

1,85 breit

Weite desselben

ist

oben

etwas grösser als unten, 0,87 zu 0,85; die Dicke des Steinpfostens aussen 0,42,

innen nach Abzug des Thürpfalzes 0,36.

man

das

Thor

gestellt

mid Trachyt oder ist

Basalt.

hat,

Die Verzierung der Pfosten und Oberschwelle

einfach und gleicht denen, die sich an

der

Steine

Obeischwellc (juadratische

nur an

noch

i)

Puma-puncu

in

dem

ein

Fries

Felder

von

geteilt

Gesichte in

Die Schwelle, auf welche

besteht aus Stücken von rotem Sandstein

dem

An

finden.

den Halbthoren und Nischen der Frontseite läuft über der

Relief gehauenen

in

sind.

Figuren, welche in

Diese Figuren sind sehr verwittert,

etwas grösseren Mittelfelde sind die Linien

deutlich*).

Die

beistehende Photographie

giebt

die Hinterseite

des Thores,

da zur Zeit

meines Besuches eine Aufnahme der Vorderseite wegen des Standes der Sonne nicht möglich war.




Tiahuanaco.

381

Ein paar Hundert Schritte weiter östlich von Santa Barbara beginnt

dem

dort

Ehe man

das-

das eigenthche grosse Ruinenfeld, welches gegenwärtig nach befindlichen grossen Steinthor selbe erreicht,

Acapana genannt

kommt man an einem

wird.

rechts an der Strasse gelegenen

niedrigen künstlichen Hügel vorüber, der jetzt überackert

Hier

soll

haben, die

sich seit

und besät ist. Gängen befunden Ein junger Mann, der

früher der Eingang zu unterirdischen

geraumer Zeit verschüttet

sind.

mich am nächsten Tage nach den Ruinen

begleitete,

erzählte mir,

er

Knabenjahren den Eingang noch gesehen, sagte aber damit eine Unwahrheit, denn er war nur ungefähr 20 Jahre alt, und als Squier

habe

in seinen


Der Titicaca-See.

382

ständen den

Hof

und 92 Meter noch fast alle noch ziemlich fast

ganz

pfostenartig

welche einst

prismatischer Blöcke,

An

breit.

114 Meter lang

ist

dem Hügel

nach

der Südseite,

regelmässigen Ab-

in

Dieser

auf drei Seiten einflissten.

stehen

zu,

Steine, 34 an der Zahl, auch an der Ostseite sieht man viele, während sie an der Nordseite der Strasse entlang

fehlen;

nur

und da

hier

man noch

sieht

dem Boden hervorragen. An an dem nach dem Hügel zuliegenden

der Westseite

.

einige Stücke aus

bemerkt man nur einige

Winkel.

Im

Mittelstück dieser

Seite scheinen überhaupt keine dergleichen Steine vorhanden gewesen zu sein. Dort steht fünf Meter weiter nach vorn eine Reihe vierseitiger Diese Pfeiler von weit grösseren Massen und verschiedener Arbeit. Pfeiler

von ungleicher Höhe,

sind

und Dicke und stehen nicht

Breite

senkrecht, sondern etwas nach innen geneigt.

und den beiden Seitenflächen

Sie sind auf der vorderen

behauen, wiewohl bei weitem nicht

glatt

so sorgfältig, wie die Steine von Puma-puncu; die Rückfläche

ist

rauher,

die beiden Vorderkanten sind durch schräge Flächen etwas abgestumpft,

an ihrem oberen Ende sind

mit behauenen Flächen zur

sie

Die Zahl der

anderer Baustücke versehen.

Aufnahme

war ursprünglich

Pfeiler

elf,

von denen gegenwärtig noch neun in Zwischenräumen von fünf Metern Der zweite, von der Strasse ab gezählt, ist umgestürzt aufrecht stehen.

und

am Boden;

liegt

zwischen

dem

sechsten und siebenten deutet ein

doppelt grosser Zwischenraum an, dass hier ein Pfeiler gestanden hat,

welcher abhanden

stehenden

gekommen

Pfeiler ist

vom Boden ab

ist.

Der höchste und mächtigste der noch Er misst gezählt, der sechste.

von der Strasse ab

3,60 Meter,

1,90

ist

Meter breit

und

1,10

Meter dick.

Ihm zunächst an Höhe und Breite kommt welcher 2,80 Meter hoch, 1,60 Meter breit und 0,90 Meter dick ist. Die zur Aufnahme anderer Steine bestimmten oberen Flächen der Pfeiler sein Nachbar, der siebente,

lassen vermuten, dass diese ursprünglich alle eine gleiche

und

vielleicht eine

Höhe

hatten

eine Vorhalle für ein weiter

bedeckte Halle trugen,

Von einem zurück im Hofe stehendes oder zu errichtendes Gebäude. solchen lässt sich aber freilich gegenwärtig keine Spur mehr entdecken. Diese

Kolonnade

Periode, ihre

als

Form

hauen,

von Pfeilern

die Steine

der

stammt

nicht regelrecht gleichmässig

während die

aus

offenbar

einer

späteren

denn wenngleich so sind sie doch gut be-

äusseren Einfriedigung,

letzteren

ist,

ganz rohe Blöcke

sind,

welche an die

Dolmen der Bretagne erinnern. Das Einzige, was man von Bauresten im Innern des grossen Hofs bemerkt,

sind die Umrisse eines zweiten, kleineren, welcher der öst-

lichen Seite näher

liegt

als

der westlichen.

Dieser

Hof

(B) bildet ein




o



Tiahuanaco.

-ig

von 60 Meter Länge und 42 Meter

Rechteck

Grenzen

Seine

Breite.

-3

sind zu erkennen an hier und da zu erkennenden Mauerresten, an den

meisten Stellen nur durch eine wallartige Erhöhung des Bodens und eine muldenförmige Vertiefung in der Mitte.

Dass im Innern dieses noch andere Gebäude gestanden haben, wird nirgends durch Unebenheiten des Bodens angedeutet. Über die Zwecke, zu welchen

Hofes diese

Höfe von Acapana bestimmt waren, geben, welche daselbst

scheinen zwei Funde Auf-

den letzten

15 Jahren gemacht worden sind. Unweit der südwestlichen Ecke wurde beim Umpflügen des Landes ein Götzenbild entdeckt (a), das jetzt an demselben Orte, wo es gefunden wurde, aufgerichtet steht. Es ist aus rotem Sandstein gehauen, 2,47 Meter hoch, in der Mitte 0,63 Meter breit und ungefähr ebenso dick. Die Formen des Kopfes und Rumpfes sind in plumper Weise stilisiert. Arme und Hände eng am Körper anliegend, die rechte

schluss

Hand zu

zu

in

umfasst einen Gegenstand, welcher nach

schliessen,

ein Opfermesser vorgestellt

dem noch

übrigen Reste

Der

haben mag.

verhältnis-

vom kurzen Fussteile durch einen breiten welcher gleich dem die Beine bedeckenden Gewände

mässig grosse Oberleib wird Gürtel geschieden,

mit Figuren bedeckt

ist;

noch gut

erhalten.

diese waren fein gemeisselt

und sind

stellenweise

Ein zweiter merkwürdiger Gegenstand

ist

eine

schiefergraue Platte von hartem Stein (b), welche etwa zehn Meter von

der Mitte der Kolonnade entdeckt

wurde,

Bearbeiten des Feldes, denn der ganze

und wurde zur

Zeit

und zwar

Raum

gleichfalls

des Hofes

ist

Der

Stein hat

Meter

lang, i,7o

meines Besuchs eben umgeackert.

eine rechteckige Gestalt mit abgerundeten Ecken,

ist

2,70

beim

unter Kultur

und 0,2g dick. Der Stein ist vollkommen eben, aber nicht so behauen wie die Bruchstücke von Puma-puncu, Wir halten diese Platte sowohl wegen ihrer Gestalt als auch wegen des Ortes, Wo sie breit glatt

lag, für

einen Altar oder Opferstein, und betrachten

Hof von Acapana

für

einen

der

Gottesverehrung

deren äusserer wahrscheinlich der Vorplatz der kleinere

Hof

enthielt.

Vielleicht

demgemäss den Raum,

geweihten

w^ar für ein Heiligtum,

welches

war auch dieser kleinere Hof ein

Gebäude oder wenigstens der Anfang eines solchen, welches ebensowenig vollendet wurde, als die Kolonnade und der Palast von Pumapuncu.

Was

die

Höfe

Ruinenfeldes macht,

von Acapana ist

ein

zur

interessantesten

Gegend

des

Baudenkmal, welches eigentlich nicht hierher

gehört hat, und gewiss nicht für den Platz bestimmt war, auf welchem es steht,

nimmt.

wiewohl es denselben nun schon seit Menschengedenken einEs ist ein grosser, aus einem Steinblock gehauener Thorweg


Der Titicaca-See.

384

dessen eine Seite über

(c),

dem Eingang

symbolischen Figuren bedeckt

Winkel des grossen Hofes, unweit der Steinreihe

mit einem breiten Fries von

im nordwestlichen

Derselbe steht

ist.

nicht in der Linie der

Strasse,

und ohne Verbindung mit irgend einem Mauerwerk, mit der Das Querstück des Thores ist von

Vorderseite nach innen gekehrt.

einem

Winkel

Thüröffnung aus

der

geborsten,

die

an seinen jetzigen Platz

gekommen

wo

ist^

beiden ungleich

Wie

grossen Stücke sind etwas gegeneinander geneigt.

es gar keinen

Thor

dieses

Zweck

erfüllt,

Es wird in Tiahuanaco erzählt, ein Blitz habe das Thor und es gesprengt. Wenn dies wirklich der Fall gewesen ist, so hat sich damals das Thor noch nicht in der Stellung befunden wie heute, denn die beiden Bruchstücke sind am Boden weiter von einander entfernt, als die ursprüngliche Thürweite beträgt. Sie müssen also einzeln, jedes für sich, aufgestellt worden sein, und beide sind, um sie in ihrer Lage zu erhalten, beinahe bis zur Hälfte der Thürhöhe einist

unbekannt.

getroffen

Dennoch

gegraben.

sind die Stücke, die anfangs mit ihren Bruchflächen

gegeneinander gelegen haben mögen, Aleide

jetzt seitlich

auseinandergewichen.

d'Orbigny, welcher Tiahuanaco im Jahre 1833 besuchte, giebt

an, dass

damals das Thor umgefallen gewesen

sei.

Durch wen, oder auf

wessen A^eranlassung es wieder aufgestellt worden,

Dass ein

Blitzstrahl

das Thor zertrümmert habe,

grosse Opferstein auf der Insel Titicaca in drei Teile gespalten), allein

in

es hat wegschaffen wollen,

ja

nicht bekannt. sein (der

auch durch einen

Blitz

Anbetracht des unpassenden Platzes,

an welchem sich das Thor befindet,

man

ist

ist

mag wahr

ist

es

ebenso wahrscheinlich, dass

vermutlich nach der Strasse, und dass

Auf welche Weise aber auch der Bruch herer der Grund des Vorhandenseins des Thores an seinem gegenwärtigen Ort; denn das verstümmelte Werk schien den Unternehmern nicht mehr der Mühe und Kosten des es

dabei zerbrochen

beigeführt

worden

Name

mag, so wurde

Dass sich dies wirklich so verhalten

Fortschaffens wert.

der

ist.

sein

Acapana.

hat,

beweist

Dieser bezieht sich eigentlich nur auf das Thor

um

Acapana Der Name ist die einzige Überlieferung, die uns über die Schicksale und Wanderungen dieses merkwürdigen Thores aufbewahrt worden ist. Bei dem Stumpfsinn und der Gleichgültigkeit der Bewohner kann dies freilich und

auf die

weiterhin

erst

besagt aber im Aimarä:

1)

aca, hinweisendes Fürwort:

schieht, ac'.

Wurzel,

apana,

Apa-na,

dasselbe gelegene Gegend;

»Dies haben

dieser, dieses;

im Keshua apa-y

ist

welche wegtragen, holen bedeutet; sie

haben

geholt.

sie

weggetragen«^).

synkopiert,

eine beiden

davon die

wie dies meistens ge-

Sprachen dritte

gemeinschaftliche

Person des Präteritums






Tiahuanaco.

385

kaum Wunder nehmen, denn wenn schon jetzt niemand zu sagen weiss, wann und durch wen die in den dreissiger Jahren am Boden Hegenden Stücke wieder aufgerichtet worden sind, wie sollte man sich dann des Ortes erinnern, wo das Thor früher gestanden hat. Dessenungeachtet können wir über diesen Ort nicht im Ungewissen sein,

que yo mas note) waren die

(lo

auffiel

errichteten,

wärtig in

wenn wir die von Cieza Puma-puncu am meisten auf den grossen Steinblöcken

Was ihm

gemachten Mitteihuigen erwägen.

in

aus einem Stück gehauenen Thorwege.

Nun

sind gegen-

Puma-puncu keine Thore aus einem Stücke mehr vorhanden,

sondern nur ein paar Halbthore, dagegen finden sich im ganzen Ruinenfeld jetzt

noch

schiedenen

drei monolithische

Gegenden, ohne

Thore, und zwar zerstreut

allen

Zusammenhang mit anderen Bau-

später zu erwähnendes aus rotem Sandstein, welches südlich

der Ebene

hinsichtlich

die

ver-

nämlich die beiden von Acapana und Santa Barbara und ein

resten,

in

in

des Stiles ihrer Ausführung so miteinander

Vermutung nahe

liegt,

die jetzt getrennten,

anlassungen verschleppten Monolithen haben

alten Chronisten in

Beschreibung

der

des

überein, dass

aus verschiedenen Ver-

zusammenVerwunderung des

ursprünglich

Werke gewesen, welche so hohem Grade erregten.

gehört und seien die

Bei

vom Hügel

Diese Thore zeigen ähnliche Masse und stimmen

steht.

die

Thores beschränken wir uns auf die

Skulpturen des Frieses, sowie auf einige Bemerkungen über die Nischen der Rückseite

und geben, da

die

allgemeinen Formen aus den bei-

gefügten photographischen Abbildungen ersichtlich sind, bloss die Masse

der einzelnen Teile.')

i)

Obere

Breite der beiden Bruchstücke

zusammen

von der ThüröfFnung

Breite des grösseren Stückes

bis

3,90 Meter

zum Rande

.

.

.

Breite des kleinen Stückes

Höhe

der Thüröftnung

Breite der

Thüröftnung

vom Boden bis zum Winkel des grossen vom Winkel des grossen Stuckes bis zur

Stückes

1,55

»

1,45

»

1,09

»

0,81

»

0,85

»

Bruch-

kante

Ursprüngliche Breite der Thüröff'nung der Thür

0,35

»

Thür

0,25

»

Oberer Abstand der beiden Bruchenden von einander

0,00

»

Ganze Höhe des Frieses

0,82

»

0,22

»

0,54

»

0,35

»

Dicke des Steines

in

Dicke des Pfalzes

in der

Freier

Rand über dem

Höhe

der Mittelfigur des Frieses

Breite

»

»

Friese

»

»

Felder des Frieses, Quadrate von

0,20

»

Höhe

0,72

»

der grossen Nische der Ruckseite

Middendorf, Peru

III.

25


Der Titicaca-See.

386

Der Fries besteht aus einer grösseren Mittelfigur und zit beiden derselben aus drei Reihen von je acht quadratischen Feldern, welche durch eine breite Borte von der glatten Vorderfläche des Thors Seiten

Das rechteckige Mittelstück überragt

geschieden werden.

die oberste

Mittelstück des Frieses.

der

Reihe

(juadratischen

reicht

Felder,

nach unten

enthält eine menschliche Figur in erhabener Arbeit

und

bis

an die Borte

von eigentümlich

Breite der grossen Nische der Rückseite

0.35 Meter

Höhe Breite

der kleinen »

»

Die Thürhöhe mit Erde bedeckt B;irl)ara,

»

»

»

0,30

»

»

»

»

0,22

»

lässt ist.

lässt sich

nämlich etwa 1,90.

sich

Da

nicht genau

angeben,

die Thürweite

annehmen,

dieselbe

dass auch die .

.

ist

Höhe

da der untere Teil des Thores wie bei dem Thor von Santa

die

derselben

entsprechende

sei,


Tiahuanaco.

Starren

einen

hat

Das

Formen.

stilisierten

Gesicht

387 unten etwas abgerundete

viereckige,

Mund und

viereckigen

ebensolche

Kopte gehen kurze, strahlenartige Fortsätze in

Vom

Augen.

welche abwechselnd

aus,

runde Scheiben oder Tierköpfe endigen, die vermuthch amerikanische

Löwen

vorstellen sollen. An den Kopf schliesst einem Gürtel umgebener Oberkörper, an welchem

sich

ein kurzer, mit

die Beine fehlen

und

die Füsse bloss

durch zwei kleine viereckige Sockel angedeutet sind. Die beiden an den Körper angedrückten Hände halten Scepter, welche

ebenso lang sind

als die

Der linksseitige Scepter dünnen Enden tragen

ganze Figur und mit Kondorköpfen endigen.

ist in

der oberen Hälfte

und

geteilt,

Vogelköpfe

kleine

gleichfalls

die beiden

gebogenen

mit

von dem Fussende der Figur gehen zackige Strahlen

Schnäbeln;

aus,

die wie das linke Scepter mit geschnäbelten Köpfen endigen.

Der Fries zu beiden Seiten der

Mittelfigur besteht aus quadratischen

Feldern, die in drei Reihen geordnet sind.

Jedes Quadrat enthält eine

Figur in erhabener Arbeit und in denselben starren

Formen

wie

dritten

die

man

des

In der obersten

Mittelschildes.

und

ausgeführt

Reihe sieht

gedrungene und geflügelte menschliche Gestalten, welche Knie beugen und in der Hand Scepter halten wie die MittelDie Köpfe sind dieser letzteren zugewandt und tragen Kronen,

kurze, ein

alle figur.

deren Strahlen geschnäbelte Köpfe sind.

In der zweiten Reihe finden

und knieende Figuren gleich den eben beschriebenen, aber mit gekrönten Kondorköpfen, welche zur Hauptfigur aufblicken. Die breite Borte, welche sowohl unter der Mittelfigur als auch unter sich

geflügelte

den quadratischen Figurenschildern sondern

zeigt

hinläuft,

ist

nicht in Felder geteilt,

abwechselnd menschliche Gesichter, die

Massstabe der Hauptfigur ähnlich

sind,

in verkleinertem

und bandartig gewundene Ver-

zierungen, die in geschnäbelte Köpfe auslaufen. Die Skulpturen des Thores sind nicht vollendet worden. Nur je flinf Felder der drei Reihen auf beiden Seiten sind fertig gemeisselt, die übrigen Felder,

zusammen

sind nur skizziert. Ebenso sind auch die den entsprechenden Teile der Borte nur angedeutet. Diese dem Friese über dem Thore von Santa Barbara ähnhch.

achtzehn,

letzten Feldern

Borte

ist

An den

glatten

Flächen

unterhalb

des

Frieses bemerkt

jeder Seite eine rechteckige Einsenkung oder Grube.

man an

Diese liegen der

Aussenkante näher als der Thüröfthung, aber nicht in gleichem Abstand von dieser, auch sind sie nicht von gleicher Grösse und Tiefe, die linksseitige ist etwas breiter, aber

diese

Gruben

dienten,

nahme von Sockeln

ist

nicht

weniger hoch klar,

als

vielleicht

die rechte.

waren

sie

zur

Wozu Auf-

zur Aufstellung von kleinen Bildsäulen bestimmt, 25*


Der

388

Titicaca-See.

Der Block, aus welchem das Thor gehauen

ist,

hatte nicht die zur

vollständigen Ausführung der Friesskulpturen erforderliche Breite, daher die drei letzten der unvollendeten Felder an der rechten Seite nur halb

so breit sind als die übrigen.

Die Rückseite verziert,

sowie

deren

Stil

des Thors ist mit Nischen oder blinden Fenstern und Ausführung mit den Halbthoren in Puma-puncu,.

den Verzierungen

mit

vieler

daselbst liegender Steine überein-

Zu beiden Seiten der Thüröffnung findet sich je eine grössere auf einem Gesimse und auf der Höhe der Oberschwelle darüber Nische, stimmen.

zwei

Für

kleinere.

äussere der beiden

die

linksseitigen

Rahmen

Stein nicht aus, daher der linke Pfosten oder

reichte

fehlt,

der Vorderseite die Hälfte der letzten quadratischen Felder.

beiden grossen Nischen

an der Oberschwelle, nahe an

ist

von denen

Vermutlich waren

grandes con sus quicios).

T-förmigen Klammern dass

Zerstörer

die

und

nicht

sie

den harten

in

auf

An den inneren

Dort scheinen sich die

Pfosten, ein keilförmiges Stück ausgemeisselt.

Angelhaken befunden zu haben,

dem

der

wie auf

Cieza spricht (portadas sie

aus Kupfer, wie die

vStein so

fest

eingetrieben,

andere Weise herauszunehmen ver-

Die zweiten Angeln, die zur Befestigung und Bewegung der

mochten. Thürflügel

gewesen

waren,

erfordei-lich

auf welchem das

sein,

mögen in den Steinblock eingesenkt Thor stand. Solche Angeln haben wir •

an keinem der von uns untersuchten Inkathore zu entdecken vermocht

und wir haben keine Beweise, dass die Inkas sich flügelartiger Hokoder Metallplatten zur Schliessung ihrer Thüren bedienten.

Der zum Thore verwendete Stein ist eine dunkelgraue sehr feste und spröde Lava, in welcher die Skulpturen sowie die glatten Flächen so sorgfältig gemeisselt sind, wie die besten in Puma-puncu, doch ist Härte

der

trotz

Nischen sehr

manche durch Bei

des

Steins

verwittert.

Stellen

des

besonders die Rückfläche

Auch

Frieses

haben

den Einfluss des Wetters

meinem zweiten Besuch

indianischer

Knaben,

die

in

sich

um

die oberen

die Mittelfigur der Vorderseite sowie

als

stark gelitten, aber

wohl weniger

durch mutwiflige Beschädigung.

Acapana

traf ich daselbst eine

mit Steinwerfen belustigten

Schar

und dabei

den Kopf des Mittelschildes zum Ziele nahmen. ^

Deutung der Skulpturen des Frieses ist es schwer eine einigermassen gegründete Vermutung aufzustellen, zumal wir über die ursprüngliche Stellung des Thors nichts Bestimmtes wissen, nicht einmal ob es der Eingang zu einem Tempel oder Palast gewesen ist. Nur

Über

so

viel

die

scheint

klar,

aber ausser der starren

dass die Mittelfigur eine Gottheit darstellte, die Stilisierung;

mit den übrigen in Tiahuanacu auf-


Tiahuanaco.

gefundenen

keine

Götzenbildern

von ihrem

dass

Fussende

389 Ähnlichkeit zeigt

weitere

strahlenartige,

als

etwa,

mit Vogelköpfen endigende

Fortsätze ausgehen, wie von der Unterhppe des grossen Kopfes in der

Alameda von La

Paz.

Es

ist

anzunehmen, dass

also

eine der

sie

in

denn dass der Kultus danicht auf eine einzige beschränkt war, scheint das Vorhandensein

Tiahuanaco verehrten Gottheiten selbst

darstellte,

der vielen anderen Götzenbilder anzudeuten.')

Interessant

der Umstand,

besondere Hervorhebung verdient

ist

und eine

zwischen

dass

der

und der im Tempel von Chavin aufgefundenen welche im ersten Bande dieses Werks abgebildet ist, sich eine

Mittelfigur des Portals Platte,

gewisse Ähnlichkeit nachweisen

man

Bei beiden sieht

lässt.

auf einem

Oberkörper mit zwerghaften oder ganz fehlenden Beinen einen

kurzen grossen gehen,

von welchem

Kopf, die

Tiahuanaco

in

Schlangenköpfe endigen.

strahlenförmige zum.

Teil

in

Fortsätze

stilisierte

l.öwenköpfe,

Beide Figuren halten

in ihren

in

aus-

Chavin

Händen

in

Szepter

Die Vermutung, dass beide Figuren Darvon Stäben oder Waffen. stellungen der Sonne seien, wegen der von den Köpfen ausgehenden Strahlen, rührt wohl daher, dass man die Bauten von Tiahuanaco sowie die

von

Chavin

für

Werke der Inkas

und

hielt

sie

daher auf deren

müssen glaubte. Die Tempel waren nicht von den Inkas gebaut, im Gegen-

Religion, den Sonnendienst, beziehen zu

jedoch, teil,

wo man

sie fand,

der eine wurde von ihnen zerstört, der andere wahrscheinlich in

seinem Ausbau

unterbrochen,

weil

beide

nicht

der

Sonne,

sondern

anderen Göttern oder Götzen geweiht waren. Südlich

vom

grossen

Hof

erhebt

sich

niedriger Hügel,

ein

den

Cieza künstlich (hecho ä mano) nennt; doch scheint hier eine natürliche sein, die dann durch Der Fuss des Hügels ist von

Anschwellung des Bodens vorhanden gewesen zu Aufschüttung noch etwas erhöht wurde.

der südlichen Steinreihe des Hofs nur dreissig Schritte entfernt, seine

Hauptmasse i)

M. Ule

Tiahuanaco

ursprunglich

eine

hält

die Figur

eine

Sitz

des Viracochakultes;

hatte

1.

für

c.

den

für

quadratische Basis, deren Seiten Darstellung des

doch

eine

ist

Gottes Viracocha und solche

Annahme

will-

und schon deshalb unstatthaft, weil Huirakocha ein Ausdruck der Keshuasprache ist und zur Zeit der Erbauung Tiahuanacos wahrscheinlich noch kein Wort dieser Sprache in jene Gegenden gedrungen war. Cieza de Leon bemerkt über den höchsten Gott der alten Peiuaner: »Allgemein und in den meisten Gegenden nannte man ihn Ticiviracocha, wiewohl er in der Provinz Collado Tuapaca und in anderen Aruahuan kürlich

genannt wurde.« kocha,

Wir haben unsere Ansicht über die Bedeutung des Namens HuiraWesen und den vermutlichen Ursprung der Verehrung dieses

sowie über das

Gottes bereits in unserer Einleitung bei Beschreibung des

Tempels

bei

zum Gllanta-Drama

erörtert,

Cacha zurückkommen.

und werden darauf


Der Tilicaca-See.

•2QQ

Auf

mit denen des Hofs ungefähr gleichlaufend waren. der Fuss des Hügels mit einer starken geschütteten Erde Halt zu geben.

An

Mauer

drei Seiten

eingefasst,

um

war

der auf-

der Westseite schloss sich daran

Mauern umgebene Gesamtmasse der Aufschüttung eine rechteckige Die Seiten der Basis messen 150 Meter, Gestalt gehabt zu haben scheint. die terrassenförmige Erhöhung ist 80 Meter breit und erstreckt sich von Der der Westseite 39 Meter nach vorn, d. h. weiter nach Westen. schmälere,

etwas

eine

gleichfalls mit

so dass die

Terrasse,

Haupthügel

16 Meter hoch, die Terrasse weit niedriger. Von der den Fuss des Hügels umgab, sind nur an wenigen

15

ist

welche

Mauer,

an der Basis

Stellen Bruchstücke erhalten, die aber alle dieselbe

Von

Anordnung

zeigen.

Strecke zu Strecke erheben sich pfeilerartige Blöcke, etwas gegen

den Abhang geneigt und sich nach oben zu verschmächtigend, welche durch Mauern von wohlbehauenen und sorgfältig gefügten Steinen verDie Seiten des Hügels sind durch Arbeiten von bunden werden. Schatzgräbern so zerwühlt und

entstellt,

dass diese ganze Erderhebung

gegenwärtig beinahe einer natürlichen gleicht und ihre ehemalige

Form

nur aus den eben erwähnten Resten mehr erraten als erkannt werden kann.

Ob

waren,

wie

lässt

die Seiten des

mehr entscheiden.

nicht

sich

noch weniger

zerstört war,

haben oder

gestanden

zu

ist jetzt

verwerten,

grabung,

oder

am

erwähnt nur der Mauer

Fuss, aber keiner

errichtet

werden

ergiebt sich aus der

sollten,

am Abhang

Der

umherliegen.

bebautes Land, nur die Ostseite

denn

dort

findet

eine

sich

ist

grösste Teil der

nicht zur Kultur

grosse kraterförmige Aus-

deren Erde über den Abhang hinabgeworfen worden

dort alle

glatt,

Teil grosser, sorgfältig behauener Steine von verschiedenen

Formen, welche überall Plattform

in Peru,

Cieza, der den Hügel sah, als er

Dass auf der Plattform des Hügels Gebäude

treppenartigen Wände.

Menge zum

Hügels treppen- oder stufenförmig gestaltet

den meisten dergleichen Bauten

bei

ist

und

Gestalt desselben verwischt hat.

Spuren der ursprünglichen

Diese Ausgrabung scheint bis unter das Niveau der Ebene zu reichen

imd

ist

in

ihrem

tiefsten Teile mit

Ostseite des Hügels

erstreckt

als die östliche Cirenze

liche

Terrasse

liegt

Ob

gegen

die

nicht

ersehen.

gewöhnlich die Burg

Diese unregelmässige

Linie

der

Kolonnade etwa

der Hügel ein der Gottesverehrung geweihter

Ort oder ein Befestigungswerk gewesen,

Trümmern

gefüllt.

etwa 60 Meter weiter nach Osten

des grossen Hofs, die an der Westseite befind-

dagegen

zwanzig Meter zurück.

Wasser

sich

lässt sich

Von den Bewohnern

el castillo

— genannt.

aus den vorhandenen der Gegend wird er

Es wäre

ja

ganz möglich,


Tiahuanaco.

dass

er

Festung

sich in der Mitte

391

und Tempel zugleich gewesen, und dass der letztere und auf dem höchsten Punkte der Burg befand.

Unweit des Südabhangs sind zwei Götzenbilder aus rotem Sandentdeckt worden,

stein

dem

sehr

dem

ähnlich,

welches im Hofe aufgestellt

noch halb mit Erde bedeckt,

liegen

Sie

beschädigten

Teile nicht der

Mühe

Zustande

der

wert gehalten hat

erwähnt diese Götzenbilder

in

der

es scheint,

und

freigelegten sie

Nähe des

dass

aufzurichten.

Hüsrels

man

ist.

es bei

gereinigten

Auch Cieza mas adelante

Monolithisches Thor aus rotem Sandstein.

deste cerro seiner Zeit

zu

der

— doch geht aus seinen Worten nicht hervor, ob sie zu noch standen oder auch schon am Boden lagen. Von einer ,

einem grossen Gebäude gehörigen, gut gefügten Mauer, die

Nähe der Götzenbilder erwähnt,

leicht gehörte

Thor

die messbare

jetzt nichts

mehr

übrig.

er in

Viel-

dazu das monolithische Thor aus rotem Sandstein, welches

etwas südöstlich grosse

ist

in

vom Hügel ganz einsam

in

der Ebene steht.

Acapana, so steht auch dieses so

Thürhöhe nur

1,03

tief

Wie das

im Boden,

Meter beträgt, die Thürweite

ist

dass 0,84,

Auf dem Querstück lastet ein grosser Sandsteinblock, der gegen das Thor aufgerichtet und mit seinem hinteren die Dicke des Steins 0,40.


Der Titicaca-See.

392

Ende im Boden

eingebettet ist. Er ist 2,60 Meter lang, 0,65 breit und Durch den Druck seines Gewichts ist das Querstück geborsten, doch haben sich bis jetzt die beiden Bruchstücke in ihrer Lage erhalten. Östlich von dem Hügel befindet sich noch eine Merkwürdigkeit, auf welche ich leider durch meinen Führer nicht aufmerksam gemacht wurde und sie daher nicht aus eigener Anschauung beschreiben kann. dick.

0,29

Nach Squier finden

sich

dort auf einem etwas erhöhten

Grunde

die

Überreste eines aus grossen Blöcken errichteten, ungefähr 50 Quadrat20

Baues

grossen

fuss

dicke

Zoll

und

Ecken abgerundet

in

deren

Platte,

In

sind.

der

Mitte

Seiten

dem

desselben

eine

quadratische

Fuss 4 Zoll lang und an den

13

mittleren Teile der Platte findet sich

Treppchen

eine rechteckige ausgemeisselte Vertiefung, von welcker kleine

und nach hinten auf die

seitlich

Platte sieht

man

Aufnahme von

symbolischen Massstabe,

hinter einander je

Pfeilern

drei

Modell

eines

hinteren Teile der

quadratische Vertiefungen zur

Squier nennt diesen Stern einen

oder Säulen.

symbolical slab

oder ein

Im

Platte führen.

eine Darstellung in verkleinertem

,

zu

heiligen

Zwecken bestimmten

Gebäudes. Ausser den behauenen Steinen finden sich

in

verschiedenen Gegenden

des Ruinenfeldes auch noch unbehauene oder solche, deren Bearbeitung hatte. So liegt in der Nähe des südlichen Fusses Hügels ein schwarzer Block, 4,35 Meter lang, 3,0 breit und 1,35 dick. Ein noch grösserer Block -"on dunklem vulkanischen Stein be-

eben begonnen

erst

des

findet sich nordöstlich 2,0

und

die

mit

bereits

Dicke

Hof, dessen Länge 6,70 Meter, die Breite

1,0 misst.

Bei

dem

ersteren dieser Steine hatte

Bearbeitung begonnen, denn

der

desselben

fläche

vom

eine

Reihe von

man

man

sieht auf der Ober-

muldenartigen Vertiefungen, welche

durch Hin- und Herreiben von grossen Steinstücken hervorgebracht zu sein

scheinen,

um dem

Blocke zunächst eine kantige Form zu geben

und dem feineren Behauen vorzuarbeiten. Das bei den Bauten von Tiahuanaco Material

ist

am

meisten

verwendete

der rote Sandstein, welcher die Uferberge des Titicaca bis

in die dortige

Gegend

bildet.

Dieser

liegt

ordentlich mächtigen Schichten zu Tage,

an vielen Stellen

in ausser-

und

verhältnis-

ist

feinkörnig

Aus solchem Sandstein bestehen die Kolonnade und auch die grosse Masse der kleineren Quadern, welche später zur Erbauung der Kirchen in den benachbarten Orten benutzt wurden. Ausserdem finden sich aber auch

mässig

leicht

zu

bearbeiten.

grössten Blöcke, die Pfeiler der

in nicht geringer Zahl Steine vulkanischen

Ursprungs, welche von dunkler


Tiahuanaco.

Farbe,

und sehr

lavaartig

hart

393

Aus diesen

sind^).

sind die beiden

monolithischen Thore von Acapana und Santa Barbara, die Halbthore

von Puma-puncu und die mit kleinen Nischen versehenen, daselbst in Über welche Werkzeuge die Erbauer

Reihen stehenden Steine gehauen.

von Tiahuanaco verfügten, um die grossen Schwierigkeiten der Bearbeitung mit solcher Vollkommenheit überwinden zu können, erregt die

Verwunderung des Beschauers

in

ebenso hohem Grade

als die

um

Anstrengungen, die erforderlich gewesen sein müssen,

Massen aus ihren Bruchstellen an den Bauort zu

ungeheuren

die schweren

Schäften.

Man

hat

bisher die Brüche noch nicht aufgesucht, aus welchen die roten Sand-

entnommen

steine

sind,

wiewohl diese

vielleicht nicht fern sind,

sowohl an den Hügeln nördlich von Tiahuanuco des

Seite

Thals

treten

Lager zu Tage;

weniger klar

vulkanischen Steine stammen, und gewiss mussten

fernungen herbeigeschaftt werden,

als

denn

auch an der Süd

als

woher die

ist,

aus weiteren Ent-

sie

die Sandsteine.

Auf dem Wege

Huaqui nach dem Desaguadero, sechs Leguas von Tiahuanaco,

von

sieht man links auf den Bergen über die Sandsteinlagen dunkle Felsmassen von gerundeten kompakten Formen hervorragen, v/elche vulka-

nisches Gestein zu sein scheinen.

Squier giebt an, dass auf

dem Isthmus

Copacabana mit dem Festlande und Trachytfelsen gefunden werden, welche mit den

von Yunguyo, welcher die Halbinsel vereinigt, in

Basalt-

Tiahuanaco verwendeten Steinen übereinstimmen.

auch

auf Yunguyo

von Dr. Bergt untersucht wurden und

von gleicher Zusammensetzung erwiesen, wie Squier erzählt

ferner,

Steine

so

finden,

den Ruinen

Dasselbe bestätigt

vom Berge

auf dessen Veranlassung Steinproben

Stübel,

dunklen Steine

Dies

würde

also dafür sprechen, dass die harten

einer Entfernung

aus

die Steine der Ruinen.

dem Isthmus viele halb behauene Blöcke noch am Wege vom See zu

sich auf

dass

wie dass einige

liegen.

Capira

sich als Andesite

herbeigeschafft wurden, die von

Squier zu 40 englischen Meilen, von Stübel zu 80 Kilometer angegeben

von denen 25 Meilen zu Wasser und werden mussten-). wird,

i)

Nach A. Stübel

desitische Laven,

von

sind die in Tiahuanaco

welchen Dr. Bergt

nach

15 zu

Land

zurückgelegt

verwendeten vulkanischen Steine an-

den von

ihm

untersuchten Stücken

sieben verschiedene Arten unterschieden hat. 2)

Da

der Transport so schwerer Massen nicht wohl auf den auf

dem See

ge-

bräuchlichen Rohrflössen hätte bewerkstelligt werden können, so hat auf Stübels Ver-

anlassung Professor Ebert balsa

in

Dresden die Tragfähigheit des Flossholzes

untersucht und gefunden,

dass zur Fortschaffung

Kilogramm 19 400 Kilogramm oder 128 Kubikmeter Holz

eines Steines

erforderlich

palo de

von 65 000

sein

würden,


De

}QA

Die Ruinen

Titicaca-See.

von 'l'iahuanaco

wir heute noch ebenso weit entfernt sind, sie

von dessen Lösung

sind ein Rätsel,

als die ersten

Europäer, die

mit Staunen erblickten, und ihre Geschichte wird uns wahrscheinlich

immer ein unenthülltes Geheimnis bleiben. Aus welcher Zeit stammen diese Bauten? Wer hat sie aufgeführt? Warum blieben sie unvollendet, nachdem sie so viel Zeit und Mühe gekostet hatten? Wurde für

Bau zwangsweise unterbrochen oder freiwilHg aufgegeben? War der den sie offenbaren, von den Erbauern in diesem Lande erworben worden, oder war das Volk, das ihn besass, aus einer andern

ihr

Bildungsgrad,

Was

Gegend eingewandert?

aus diesem Volke geworden?

ist

Ist es

untergegangen, weiter gezogen, oder sind die jetzigen Landesbewobner

dessen Überreste und Nachkommen? Dies sind die Fragen, die sich beim Anblick der Ruinen aufdrängen, und auf welche wir keine andere Antworten zu geben vermögen als unbestimmte Vermutungen.

Nach Crarcilaso kamen die Likas unter ihrem vierten König Maita Kapac zuerst in die Gegenden südlich vom Titicaca. Sie setzten auf grossen Flössen über den Desaguadero, und die Bewohner der Provinz Hatun Pacasa am linken Ufer dieses Ausflusses des Sees unterwarfen sich

ohne Widerstand, darunter der Ort Tiahuanaco, berühmt

ihnen

durch seine »grossen und unglaublichen Gebäude.« bei

seinem Besuche daselbst die Indianer

ob diese

fragte,

Leon Gebäude zu

Als Cieza de

Zeiten der Inkas errichtet worden seien, lachten sie ob der Frage und

dass

versicherten,

vor

sie

deren

Herrschaft

existiert,

erbaut, wüssten sie nicht zu sagen, nur hätten sie

allein

wer

sie

von ihren Vorfahren

Nacht das Ganze entstanden sei. Dies ist alles, was die Chronisten über die Geschichte von Tiahuanaco angeben, also gehört, dass in einer

so viel wie nichts;

denn die einzige

Thatsache

dass die Bewohner der

als

die

ist die,

Erinnerungen

noch

in diesen

frischer

Überlieferungen enthaltene

Gegend

sie nicht

350 Jahren,

anzugeben und nur darüber gewiss

wussten, wer die Erbauer der Ruinen gewesen,

waren, dass

bereits vor

mussten,

sein

von den Inkas herrührten.

Da

nicht

somit nicht einmal

eine Sage erzählt wird, die uns einen Fingerzeig geben könnte, so sind

wir genötigt, anderweitig nach Aufschlüssen zu suchen,

und

in der

That

welche zu einem Flosse von 16 Meter Länge vereinigt, 1,60 Tiefgang haben würden,

und dass 400 Träger

die

östlichen Cordillera hätten

Transport zu Wasser

erforderhche Anzahl

würde aber

fähiger Flösse gewesen sein,

selben zu laden,

zu bringen.

und

sie

von Stämmen aus

herbeischaffen können.

als

dann

unseres Erachtens

die

durcli

Auffindung der das

seiclite

den Wäldern

der

Die Hauptschwierigkeit bei einem weniger die Herstellung Mittel,

um

die Steine

trag-

auf die-

Wasser am Ufer wieder ans Land


Tiahuanaco.

395

aufmerksame Betrachtung der Ruinen und der Gegend, wo zu Erwägungen, die einen, wenn auch schwachen Schimmer von Licht in die Vergangenheit werfen.

führt sie

die

befinden,

sich

Wir müssen uns sagen, dass das Volk, welches die Bauten entweder selbst

zahlreiches

ein

um

schaften unterworfen hatte,

zu

können,

schafifung so grosser

sich

Arbeitern verfügen

Hügel und zur Herbei-

künstlicher

Steinmassen aus

auftührte,

andere Völker-

viele

Menge von

über die

Aufführung

zur

die

oder

war,

weiten Entfernungen erforderlich

Das Volk, das seinen Göttern solche Tempel baute, musste einen geordneten religiösen Kultus und eine clementsprechende Priesterschaft besitzen. Es konnte nicht in einzelnen Stämmen getrennt leben,

waren.

sondern musste eine einheitliche monarchische Verfassung haben, welche seinen Herschern erlaubte, sich einen solchen Palast errichten zu lassen.

Für den allgemeinen Bildungsgrad, den dieses Volk erreicht als

was

Massstab gelten,

Tiahuanaco wurden

es

nach

in

der Baukunst

Plänen

vorbereiteten

sorgfältig

hatte,

kann

Die Bauten

leistete.

in

ausgeführt,

denn die Steine wurden nicht durch Probieren aneinander gepasst, wie dies in den Inkabauten nachzuweisen ist, sondern sie waren nach Modellen oder Zeichnungen zugerichtet und in allen ihren Teilen vollehe

endet,

sie

so schwerer

an ihren Platz gebracht wurden.

Massen beweist

Mechanik und diese sowie

die Anfertigung der Pläne setzt eine

Wenn

mathematischer Kenntnisse voraus. aus

schaften

ahmung

sich

selbst

Die Herbeischaftung

nicht geringe Erfahrungen in der praktischen

entwickeln

muss,

ein

Summe

Volk solche Errungen-

ohne

oder Nach-

Beihilfe

denn Gewerben und Künsten sind langsam und allmählich, besonders in der Baukunst und Bearbeitung der Steine pflegen die Nun finden sich nirgends ersten Versuche plump und roh auszufallen. älterer Kulturvölk'er, so braucht es

dazu

viele Jahrhunderte,

die Fortschritte in

der Umgegend des Titicaca den Ruinen von Tiahuanaco ähnliche, unvollkommenere Bauwerke und Skulpturen, sondern nur das eine

in

Denkmal,

welches

vereinzelt

Die

dasteht.

später im Verlaufe dieser

Reise zu beschreibenden Grabmäler von Hatun CoUa zeigen allerdings einen

gewissen

Grad von

keine

Bauformen,

übrigen ferner

Fertigkeit die

an

im Behauen der

Steine, aber

Tiahuanaco erinnern.

Zieht

den allgemeinen physischen Charakter des Hochlands

die rauhe Unwirtbarkeit des Klimas, welches die

werden

Menschen

im

man

in Betracht,

ihres

Daseins

öde Einförmigkeit der Landschaft, die drückend auf Gemüt und Einbildungskraft wirkt, den Stumpfsinn der

nicht

froh

lässt,

die

gegenwärtigen Bevölkerung und die Erfahrungen, die macht,

wenn man

in

diesen traurigen

Gegenden

man

reist:

an sich selbst so drängt sich


Der Titicaca-Sec.

396 Überzeugung

die

auf,

dass

Lande

diesem

in

Bedingungen zur sind, und dass

die

Entwicklung einer höheren Kulturstufe nicht vorhanden

der Bildungsgrad des Volks von Tiahiianaco, welcher sich in den dort befindlichen

Bauwerken

offenbart,

einer andern Kulturstätte durch

aus

Einwanderer mitgebracht wurde. Dass die Inkas nicht die Erbauer von Tiahuanaco waren, darf mit Sicherheit

angenommen werden, denn abgesehen von

der entschieden

der Indianer, von welcher Cieza berichtet, und Erwähnung in den Überlieferungen der Inkas, welche den Spaniern mitgeteilt und von den alten Chronisten gesammelt wurden,

verneinenden Antwort

dem Fehlen spricht

jeder

dagegen auch die Eigentümlichkeit der Bauformen, deren Ver-

Wir ins Auge fällt. Tempels und der Königsgemächer in Huanuco hervorgehoben und werden später wiederholt Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Sie bestehen in der Form der Thüren, Fenster und Wandnischen, welche nie rechteckig sind sondern trapezförmig, indem durch die Neigung der Pfosten gegeneinander die Weite der Öffnungen oben geringer ist als unten. Eine schiedenheit

von

haben

schon

bei

Beschreibung

zweite Besonderheit

der

Inkabauten

diese

denen

der

Inkabauten

sofort

des

ist

ausserordentliche Genauigkeit

der Steinfügung, bei welcher die Kanten der Nachbarsteine sich linien-

Die Form der Thüren

artig berühren.

eckig, die Steinfügung zwar gut,

so

sorgfältiger

dagegen

ist

in

Tiahuanaco

ist

überall recht-

aber keineswegs peinlich genau.

Um

die Bearbeitung der einzelnen Steine, die

während vollkommen eben

Genauigkeit der Kanten und Winkel, die Glätte der Flächen, bei den Inkas die Aussenflächen der Steine fast nie

gemeisselt wurden, sondern etwas polsterförmig gewölbt sind.

Die Einwanderer oder Eroberer des Landes wählten zur Erbauung ihres

Tempels einen

Platz,

der bereits von den Eingeborenen der Ver-

ehrung ihrer Götter geweiht gewesen war, denn der grosse, Steinblöcken eingefriedigte Hof stammt als die

dem Anscheinenach

von rohen

aus älterer Zeit

übrigen Bauten und rührt von einem Volke her, das in der Bau-

kunst nicht über die rohesten Anfänge hinausgekommen war.

von Tiahuanaco allen Zeiten

Auch

Die Erbauer

scheinen hierbei eine Politik befolgt zu haben, die zu

von

siegreichen Rassen zur

Anwendung gebracht worden

ahmten ihnen nach und erbauten ihre Sonnentem])el über oder neben den Heiligtümern der Völkerschaften, die sie unterworfen hatten, und jetzt haben die christlichen Geistlichen das Symbol ihrer Religion auf den zertrümmerten Tempeln der Inkas aufdie

Inkas

gepflanzt.

Ein

interessanter

wurde

meinem

ist.

in

Beisein

kleiner

auf

dem

Überrest

aus

der

»rossen Hofe von

ältesten

dem

Zeit

Indianer


Tiahuanaco.

Es waren zwei kleine

gefunden, der denselben umpflügte. die

einer Furche

in

397

des frisch geackerten Feldes lagen.

Pfeilspitzen,

Die Spitzen

sind aus Feuerstein durch Absprengung kleiner Splitter hergestellt

und Gegenden

gleichen ganz den Pfeilspitzen aus der Steinzeit, die in vielen

Europas aufgefunden worden

Der Mann, dem ich diese Gegen-

sind.

stände abkaufte, bot mir später noch eine aus hartem Stein geschnittene

und eine kleine plumpe

Eule

kleine

Götzenbilder oder Talismane, die noch

Geheimen getragen werden.

Figur jetzt

aus

Bronze

an,

kleine

von den Eingeborenen im

Diese Erzeugnisse alter Kunst stammten

offenbar aus Kulturperioden, die durch längere Zeiträume von einander

getrennt waren.

Auch

Tiahuanaco scheint der eben Wir halten dies Wort für eine Abkürzung von Thia-huanacu-haque = umherschweifende Männer aus fernen Landen. Es bedeutet nämlich im Aimarä Thia die Ferne die

Etymologie

des Wortes

ausgesprochenen Ansicht zu Hilfe zu kommen.

z. B. Leute aus der Gegend von wurden am Titicaca-See als Kusko Männer aus der Ferne bezeichnet. Ferner bedeutet huanacu haque einen wandernden Menschen, der

oder einen weitentfernten Gegenstand,

unstät

umherschw'eift

scheinliches,

dass

dringlinge, deren

namen

wie

die

Huanacu.

ein

Eingeborenen

des

Es hat also nichts UnwahrLandes die fremden Ein-

Heimat niemand kannte, mit einem gehässigen Spott-

dem

belegt haben sollten, welcher später

Wenn

Orte geblieben

ist

i).

Ruinen von Tiahuanaco uns eine gewisse Auskunft über die Kulturstufe ihrer Erbauer gegeben haben, so bleiben sie stumm auf I)

die

Eine andere Erklärung der Bedeutung des Namens von Tiahuanaco

Wort aus der Keshuasprache

Als

ab.

der

Inca

leitet

das

Tupac Yupanqui an diesem Orte

verweilte so berichtet die Sage wurde ihm ein Bericht in Knotenschrift (kipu) von der Hauptstadt Kusko überbracht. Der Bote hatte diesen weiten Weg von li4Leguas in vier Tagen zurückgelegt, und der König, verwundert über diese ausser-

ordentliche Leistung,

winkte

dem vor ihm stehenden Überbringer

mit den Worten: Tiyai, huanacu! Setz dich Huanacu!

nannt wurde. Arequipa,

Diese Erklärung klingt

ebenso gezwungen wie die des Namens von

welche im zweiten Bande erwähnt wurde.

Tiahuanaco

Ausserdem ist von Botschaften in so sondern der

Nach Garcilaso war der Name Kapac in die Gegend zu der Fabel zu bemerken, dass die Inkas sich zur Sendung

bereits bekannt,

kamen.

als die

Inkas

zuerst

weite Entfernungen

könighchen Läufer (chasqui),

Strassen von Strecke zu Strecke erbauten

Wenn der Träger um seine Ankunft brachten Kipu in trug.

auszuruhen,

sich

worauf der Ort fortan so be-

unter Maita

nicht

welche

Häuschen

eines in

einzigen

Boten

dazu an

eigens

bedienten,

den grossen

sich stets bereit halten

mussten.

einer Botschaft sich einer Station näherte, so blies er in ein

anzumelden,

worauf ein neuer Läufer sich

Empfang nahm und im

raschesten Laufe

fertig

bis

zur

machte,

Hörn,

den ge-

nächsten Station


Der Titicaca-See.

398

woher diese gekommen und welches

die Frage,

gewesen.

Man

ihr ferneres Schicksal

hat das Erscheinen eines Kulturvolks an den Ufern des

Titicaca-Sees mit der A^erdrängung der Tolteken durch die Azteken in

Verbindung zu bringen gesucht, und in der That ist Mittelamerika die Gegend, wohin sich unsere Blicke richten, wenn es sich darum handelt nach verlassenen Kulturstätten zu forschen; allein um diese Ansicht aus der Menge willkürlicher Vermutungen hervorzuheben und ihr Halt zu Ähnlichkeiten zwischen den Bauformen und denen der centralamerikanischen Ruinen nachzuweisen, was bis jetzt noch nicht geschehen ist. Über das Schicksal des Volks von Tiahuanaco wissen wir nicht mehr als über dessen ursprüngAus den Überresten seiner hinterlassenen Bauwerke lichen Wohnsitz. können wir schliessen, dass dieses Volk früher weit zahlreicher gewesen geben, würde erforderlich sein,

von Tiahuanaco

ist,

als die jetzt in

der

Gegend lebende Bevölkerung.

Vielleicht hatte

dieselbe Ursache, welche die Unterbrechung das Baus herbeiführte, auch

den Untergang des Volks zu Folge.

Unterjochte

Stämme mögen

sich

gegen ihre Unterdrücker erhoben, auswärtige Feinde die früheren Herren

gemacht haben,

zu Vasallen

durch Krieg und Eroberung

mag

es auf-

Ausund Seuchen wanderung getrieben worden sein; immerhin aber wird ein Volk, das so lange an einem Orte ansässig gewesen ist, um solche Bauwerke

gerieben,

durch

Missvvachs

durch die

aufzuführen,

vermindert

als

oder zur

mögliche bezeichneten Ursachen nicht

voll-

um das Südende des und Nachkommen jenes Volkes

ständig vertilgt, und es liegt daher nahe, die jetzt

Sees lebenden Menschen als Überreste

Was gegen

zu betrachten.

eine solche

Annahme

spricht, ist freilich der

gegenwärtige Zustand der Aimaräs, ihre Verkommenheit und ihr Stumpfsinn, der sie jeder

höheren Entwicklung unzugänglich zu machen scheint.

Allein wir erinnern alten Welt,

die

dagegen an den Zustand mancher Kulturvölker der

einst

eine

höhere

Kulturstufe

Erbauer von Tiahuanaco, und trotzdem noch als die

erreicht

tiefer

hatten als die

herabgesunken sind

Aimaräs, denn diese haben wenigstens in mancher Hinsicht, wie

im Ackerbau sowie

in der

Anfertigung von Geweben, noch Reste ihrer

früheren Kultur bewahrt.

Dazu kommen mancherlei andere Erwägungen, die zu der Ansicht führen, dass die Rasse, welche die gegenwärtig Aimarä genannte Sprache redet, in alter Zeit

im peruanischen Hochland eine weit grössere Ver-

breitung gehabt und wahrscheinlich als

man

ihr

eine wichtigere Rolle gespielt hat,

bei ihrem jetzigen Zustande zutraut.

Wir haben bei der

Beschreibung der Reisen durch Nord- und Mittel-Peru wiederholt hervorgehoben, dass gewisse Ortsnamen, welche im Keshua keinen Sinn


Tiahuanaco.

geben, wohl aber im Aimarä,

und

dass

Sprache

Namen

daraus

sich

redeten,

aus dieser Sprache herstammen müssen,

schliessen

dass

lässt,

jenen Gegenden

in

399

Stämme, welche diese

ansässig gewesen sind.

Solche

lassen sich in verschiedenen Provinzen des peruanischen Gebiets

im Norden

und

über die Grenzen desselben hinaus bis mehren sich, je mehr man nach Süden vordringt und fast alle Ortsnamen im Thale des Huillcanota und in den Gegenden nördlich vom Titicaca, in welchen jetzt Keshua gesprochen wird, sind Aimaräworte. In der Einleitung zu dem Werke über die Aimaräsprache, welche über die ehemalige Verbreitung der Aimaräs und ihr A'erhältnis zu den Inkas handelt^), haben wir auf Grund des Vorkommens dieser Ortsnamen die Vermutung ausgesprochen, dass eine Rasse von unbekanntem Namen, deren Nachkommen am Titicacasee jetzt Aimaräs genannt werden, einst von Norden her im peruanischen Hochland vornachweisen,

jenseits der Linie.

gedrungen

Sie

an verschiedenen

ist,

sich in Mittel-Pern zu

am

Titicacasee niederliess und sich von dort aus südlich im

Gegend von Chuquisaca, sowie

bis in

die

Ozean

ausbreitete.

welche

geteilt,

^^alrden.

Herkunft

Diese Rasse war

gemeinschaftlich

in

als

Die Blütezeit dieser Rasse

herrschaft,

Die Inkas,

vom

die

westlich bis an

Hochland

den

verschieden genannte

stillen

Stämme

CoUas (Hochländer) bezeichnet vor

fiel

deren Überlieferungen

die Periode ihre

der Inka-

Abstammung und

Titicaca-See herleiten, waren eine Abzweigung der CoUas,

welche entweder sich

Ansiedlungen gründete,

Orten

einem grösseren Reiche vereinigten, sich endlich

freiwillig

im Thale von Kusko

oder vertrieben nach Norden wanderten und niederliessen.

Der Grund der Trennung von

ihren Stammesgenossen war vielleicht ein religiöser,

indem die CoUas, und Tiahuanaco beweisen, Götzendiener die Inkas die Sonne verehrten. Als die Kolonie der Inkas von bescheidenen Anfängen sich zu einem mächtigen Reiche

Funde waren, während

wie

die

erweitert hatte,

in

Chavin

kehrten

sie

als

Eroberer in das

Land

zurück,

das

sie

und der Verlust der staatlichen Selbständigkeit der Collas mag die Ursache gewesen sein, aus w'elcher die in Tiahuanaco angefangenen Bauwerke nicht vollendet wurden. Wahrscheinlich war ein sehr langer Zeitraum zwischen der Auswanderung der Inkas und ihrer Rückkehr verstrichen, ein so langer, dass sich weder bei den Siegern noch bei den Besiegten Erinnerungen an ihr früheres Verhältnis erhalten hatten. Bei alledem waren der allgemeine Bildungsgrad und die einzelnen Kulturerrungenschaften bei beiden Völkern dievielleicht als Flüchtige verlassen hatten,

i)

Die einheimischen Sprachen Perus, V. Band.


Der Titicaca-See,

400

selben, nur dass die Inkas das,

mancher

In

entwickelten.

gleicher Stufe geblieben,

was

sie

selbständig

sitzen mitgebracht hatten,

Hinsicht

in eigenartiger

waren

mit

sie

im Ackerbau und

so

Geschirren und Geweben;

aus ihren ursprünglichen

und

in

Wohn-

Weise weiter

den

Collas

auf

der Anfertigung von

anderen Zweigen hatten die Inkas ihre

in

früheren Stammesgenossen übertroffen, nämlich in der Kriegskunst

und und Kanälen; in der Baukunst dagegen waren sie eher zurückgeblieben, denn ihre besten Werke kommen denen von Tiahuanaco nicht gleich. Zu diesen in der oben erwähnten Einleitung entwickelten Ansichten bemerken wir hier, dass

"Verwaltung, in der Anlage von Strassen

wir

allerdings

die

angeführten Ortsnamen,

so

wie die

aus

der Ver-

gleichung der Bauwerke geschöpften Belege als genügend erachten,

das

einstige

Vorhandensein von Aimarä redenden Völkern

in

um

Mittel-

und Nord-Peru darzuthun, dass jedoch die Annahme einer Wanderbewegung dieser Stämme von Norden her eine Vermutung ist, welche zu bestätigen oder zu widerlegen wir späteren Reisenden und Forschern überlassen müssen.

Copacabana.

Nach zweitägigem Aufenthalt veiliess ich am 2. Dezember Tiaum mich nach dem berühmten Wallfahrtsort Copacabana zu begeben und von dort aus die Insel Titicaca zu besuchen. Ehe ich aufbrach hatte ich einen Wortwechsel mit meinem Arriero, den ich bei dieser Gelegenheit besser kennen lernte, als dies bisher der Fall gewesen war. Da der Mann unserem Übereinkommen zufolge dieselbe Vergütung erhielt, wenn ich an einem Orte verweilte, als wenn ich unterwegs war, so wünschte er natürlich die Dauer der Reise zu verlängern, um bei weniger Arbeit mehr zu verdienen. Als ich ihm daher befahl, zu satteln und zu packen, machte er ein saueres Gesicht, brachte allerhand Ausflüchte vor, suchte zu trödeln und als ich ihn ernstlich zur Rede setzte, antwortete er in patzigem Tone, er sei Herr seiner Maultiere und werde aufbrechen, wenn es ihm beliebe. Ich gab ihm zu verstehen, er möge immerhin seinen Kontrakt brechen, ich würde in diesem Falle Maultiere in der Posthalterei mieten und seiner weiter nicht bedürfen. huanaco,

Da

dies

jedoch keineswegs

seine

Absicht war,

so

schwieg

er

ver-

an diesem Nachmittag noch vier Leguas weiter bis nach Huacj^ui. Der Weg, auf dem wir reisten, war die alte Inkastrasse, breit und schnurgerade wie eine deutsche Schossee, aber drossen, sattelte

und wir

ritten

nicht mehr gepflastert oder mit Steinen beschüttet. Nach zwei Stunden bog sich die Strasse etwas nach links und näherte sich dem

jetzt


Copacabana.

Ufer

des

Das Land

Sees.

in

dieser

401

Gegend

schien fruchtbar, die

Quinoasaaten standen dicht und üppig.

Huaqui als

ist

ein

unbedeutendes Dorf von noch ärmlicherem Anblick in der Mitte der elenden Lehmhütten erhebt sich

Tiahuanaco, aber

von den Jesuiten erbaute Kirche mit zwei Türmen, einer Kuppel über dem Kreuz, solid aus Quadersteinen aufgeführt, die aus den benachbarten Ruinen stammen. Huaqui eine

stattliche,

hohem Gewölbe und

Kirche zu Huaqui.

ist

ein aus der Geschichte

bekannter Name, heer unter

denn

dem Oberbefehl

königlichen Truppen

des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges

in der

Nähe

dieses Orts

wurde das Patrioten-

des grausamen Argentiners Castelli von den

dem General Goyeneche

unter

gänzlich zersprengt (20. Juni 181 1).

überrascht und

Jose Manuel Goyeneche, ein Are-

quipenier, war ein thätiger, verschlagener

und ehrgeiziger Mann, welcher,

obgleich ein geborener Amerikaner, den Unabhängigkeitsbestrebungen seiner Landsleute entgegen harrte.

Er

war und im Dienste des :Mutterlandes

bereitete einen Feldzug

dieses grosse Königreich der Middendorf, Peru

III.

ver-

gegen Buenos Ayres vor und hoffte

Krone wieder zu unterwerfen,

allein

26

das


D^r

402

Titicaca-See.

Unglück seines Untergenerals Pio Tristan, welcher vom argentinischen General Belgrano bei Tucuman und Salta geschlagen und zu einer Kapitulation gezwungen wurde (1812), vereitelten seinen Plan. Er kam um seine EnÜassung ein und der Vicekönig Abascal in Lima ernannte an seiner

de

zum Oberbefehlshaber

Statt

in

Hochperu den General Joaquin

welcher Abascals Nachfolger wurde.

Pezuela,

Goyeneche, der während seines Oberbefehls durch Konfiskationen ausserordentlich bereichert hatte, wurde nach seiner Rückkehr nach Europa für seine der Krone geleisteten Dienste zum Grafen von Huaqui ernannt und la

sich

seine

Nachkommen gehören

gegenwärtig zu den reichsten Edelleuten

der spanischen Hauptstadt.

Am

folgenden Morgen

nach

folgend,

Huaqui

der

entfernt

Der

liegt.

ich weiter,

ritt

Ortschaft

immer der

Desaguadero,

Weg

führt

in

alten

Inkastrasse

welche fünf Leguas

von

Entfernung

vom

geringer

des Sees durch eine schmale fruchtbare Ebene, welche gegen Süden durch massig hohe Sandsteinberge begrenzt wird. Die Ebene wird allmählich immer enger, ein felsiger Sporn schiebt sich vor, den man übersteigen muss, und auf der Höhe desselben angekommen, erblickt man den Desaguadero (den Entwässerer), der in einem auf

Ufer

beiden Seiten durch

felsige

Berge eingefassten Thale mit ruhigem Strom

bildet die Grenze zwischen Peru und und zwei Ortschaften desselben Namens liegen zu beiden Seiten

Der Desaguadero

dahinfliesst.

Bolivia

des Flusses, da

am

Ortschaft

wo

dieser aus

linken Ufer

ist

dem

Titicacasee austritt.

die kleinere,

Die bolivianische

doch befindet sich daselbst

der Landungsplatz der Dampfschiffe, sowie das Post- und 'PelegraphenIch

amt.

liess

meinen Führer vorausreiten und begab mich auf die

Agentur der Dampfschiffe,

um mich

Dampfers zu erkundigen, mit welchem nach Puno

über

ich

schienen gleich

gedachte,

ich

und schrieb dort zugleich

ein paar

was mir ungefähr eine Stunde Aufenthalt verursachte.

Briefe, ritt

fortzusetzen

den Abgangszeiten des meine Reise von Copacabana

nach

die

ruht,

Brücke,

früher

die jetzt auf Pfosten

durch Flösse aus Rohrbündeln getragen wurde,

den Fahrzeugen, deren man sich zum Verkehr auf

bedient.

dem See

Es war noch früh und ich wünschte an dem Tage noch bis

Cepita zu reiten, einer Ortschaft, welche zwei Leguas entfernt

Dann

von alten Eisenbahn-

am

Ufer

des

Sees

liegt.

Auf der rechten

vom Desaguadero Seite des Flusses

dem peruanischen Dorfe angelangt, sah ich meinen Arriero, den ich auf dem AVege nach Ce]Mta glaubte, vor der Thür eines Hauses stehen.

in

Auf meine Frage nach den Maultieren gab

er zur

Antwort,

sie seien


Copacabana.

denn

abgesattelt,

Tone

trotzigen

Da

der

wieder zu

er ginge

ersah ich

an diesem Tage nicht weiter.

sofort,

Aus seinem

dass er Böses im Schilde führte.

Bursche auf meine wiederholte Aufforderung,

satteln,

seines

die

Tiere

bei seiner Weigerung beharrte, erkundigte ich mich

nach dem Hause des Gobernadors, füllung

403

Kontraktes

um

den Widerspenstigen zur Er-

anhalten zu lassen.

Es wurde aber gerade

an diesem Tage das Fest irgend eines Heiligen gefeiert, der Platz des Orts war voll von verkleideten Tänzern und Leuten, die ihnen zusahen

Brücke über den Desaguadero.

und

Welt war

alle

mehr oder weniger betrunken. Der Gobernador einiger war er nach Huaqui

war nirgends zu finden, nach Angabe

andere sagten nach Cepita, wahrscheinlich aber lag er irgend-

geritten,

wo

im

daher,

in einem unzurechnungsfähigen Zustand. Ich versuchte im Orte mir andere Tiere zur Weiterreise zu mieten, erhielt

Orte

aber überall nur Achselzucken scheinlich

der

Arriero,

als

Bescheid.

Alles dies hatte wahr-

welcher während dieser Zeit beständig hinter

mir herging, bereits vor meiner Ankunft

in

Erfahrung gebracht, darauf

seinen Plan gebaut und sich dazu gehörig mit Schnaps

Als

ich

daher

nach

zurückgekehrt war,

Mut getrunken.

vergeblichem Umherreiten wieder auf den Platz

trat er

vor mich hin, schüttelte die Faust mit einem 26*


Der Titicaca-See.

404

und schrie: »Jetzt habe ich Sie, wo ich Sie wollte, von hier mich nicht, bis Sie mir acht Tage mehr bezahlen«. NachCopacabana waren nämlich nur noch zwei Tagereisen und die Mietefür den zurückgelegten Weg hatte er bereits in einer Anzahlung erhalten. Was war da zu thun? Es gab keine Obrigkeit, um den Mann

Fluche rühre

ich

zu zwingen, ich wünschte so rasch als möglich weiter zu

kommen,

es-

meinen Verdruss und die Demütigung,, blieb mir also meinen Willen nicht durchsetzen zu können, hinunter zu schlucken und dem Menschen Geld anzubieten. Ich erklärte mich also bereit, ihm nach der Ankunft in Copacabana noch vier Tage mehr zu vergüten und stellte ihm auf sein Verlangen darüber einen Schein aus. Aber nichts übrig, als

meine Nachgiebigkeit machte ihn nur noch dreister. Er schlug mit der Tisch und rief mit höhnischem Lachen, das sei nicht

Faust auf den

genug, ich müsse ihm auch die Rückreise nach

La Paz

bezahlen.

Li-

dessen hatte er damit den Bogen zu stark gespannt. Mehr noch über Unverschämtheit seiner die Frechheit seines Tones als über die

Forderung aufgebracht, antwortete ich ihm mit dem spanischen SprichDu hast mich zu schamlos wort: »Die Habsucht zerreisst den Beutel. prellen

wollen,

jetzt

wirst

Du

bekommen, denn

zur Strafe gar nichts

Er sah mich verblüfft an, war aber wahrscheinlich der Meinung, dass ich auch meine Rückreise nicht ohne ihn und seine Maultiere bewerkstelligen könne. Aber er hatte bei seiner Berechnung die Dampfschifte übersehen. Ich begab mich auf die linke ich

gehe nach

La Paz

zurück.«

den Beamten der Agentur meine Lage Der Gepäck herüberbringen zu lassen. mein mit und ersuchte zu hindern, Sachen meiner Auslieferung die Arriero versuchte zwar, Seite des Flusses zurück, teilte sie,

wurde aber von den Lastträgern zur Seite geschoben. Am nächsten Tage lungerte er ernüchtert mit einem Gesichte voll verbissener Wut um das Haus und Hess mich durch den Friedensrichter vorladen, wurde aber wie billig abgewiesen, da er selbst seinen Kontrakt gebrochen und nur ich Grund zur Klage hatte. erzählt,

Schicksal in dient

und

vertraut,

Ich habe diesen kleinen Zwischenfall

wenn einen oder den anderen Leser vielleicht sein diese Gegenden führt, das Mitgeteilte ihm zur Warnung

damit,

er sich

keinem aus dem Geschmeiss der Maultiertreiber anschriftlichen Kontrakt mit ihm zu

ohne einen ganz genauen

machen. Die Station

der Dampfschiffe

am Desaguadero

Kupfererz der Gruben von Corrocorro,

dem

Flusse heraufgebracht wird, nach

auf der Bahn weiter nach

welches

Puno zu

dem Hafen Mollendo

in

dient

dazu,

das-

flachen Booten auf

verschiffen,

von wo

befördert wird.

eSr

Grosse;


Copacabana.

4ÖK*

Haufen von Säcken des Metalls lagen am Ufer bereit für das nächste Der Bergwerksort Corro"Schiff, welches demnächst eintreflfen sollte. •corro

liegt

Flusse

auf

dem

die sogenannte Barilla,

ein

drei Leguas vom Das dort gewonnene Erz ist

des Desaguadero,

linken Ufer

und fünfzehn vom See

entfernt.

das 80

Oxyd,

— 90 pCt.

reines Kupfer

ent-

und daher auch bei den jetzigen so niedrigen Preisen des Kupfers die Kosten der Ausfuhr zu decken vermag. Der DesagLiadero hat in der Gegend seines Ausflusses aus dem See genügende Tiefe für kleine hält

Dampfschifte, sehr,

weiter

unten jedoch

und das Fahrwasser wird so

erweitert seicht,

sich sein

dafür gebaute Fahrzeuge den Fluss bis in die

befahren können.

Man war

enges Bett so

dass nur ganz flache, eigens

Gegend von Corrocorro

daher damals damit beschäftigt, die seich-

doch hatten die Arbeiten erst vor kurzem begonnen und nur geringe Fortschritte gemacht. In der Agentur fand ich freundliche Aufnahme, denn der Direktor der Flussschifffahrt war ein -ehemaliger schwedisch er Schififskapitän, dervor Jahren brustkrank von Japan in Callao angekommen war, auf meinen Rat seinen Beruf als Seemann aufgab und seitdem im Hochland seine bereits sehr untergrabene Gesundheit vollständig wieder erlangte. Wir haften bereits seit langer Zeit nichts von einander gehört und unser Wiedersehn war daher für beide eine freudige Überraschung. Er begleitete mich zum Telegraphenamt, und unter seiner Vermittelung sowie durch die Gefälligkeit des Direktors der Seeschififfahrt in Puno erlangte ich zwei Begünstigungen, nämlich dass das am nächsten Tage fällige Schiff" mich in Copacabana landen solle, und dass der nächste von Chililaya nach Puno abgehende Dampfer vor Huampupata an der Nordspitze der Halbinsel von Copa<:abana halten würde, um mich an Bord zu nehmen. Der Erpressungsversuch meines Arrieros hatte also schliesslich die angenehme Folge, testen Stellen auszubaggern,

dass ich den Rest der Reise

statt

auf einem

zurücklegte, freihch aber auch den Nachteil,

Yunguyo hätte, aus

müden

Maultier zu

Schiff"

dass ich den Isthmus von

bekam, wo ich gern die Steinbrüche gesehen denen die vulkanischen Blöcke von Tiahuanaco hergekommen

nicht zu sehen

sein sollen,

um

mir aus

eigener

Anschauung eine Meinung über

Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit einer solchen

Annahme

die

zu bilden.

Die Fahrt nach Copacabana war eine angenehme. Wir dampften quer durch den südlichen Abschnitt des Sees an mehreren kleinen, be-

wohnten Inseln vorüber, dann durch den engen Kanal von Tiquina, auf der Herreise von Puno nur auf Augenblicke von Blitzen

•den ich

erleuchtet gesehen hatte;

später

kamen

wir

nahe an

vorüber, fuhren durch den Kanal, der die Insel Titicaca

der Insel Coati

vom Festlande


Der Titicaca-See.

4o6 trennt an,

und langten

wo mich

setzen

dem

liess,

am Nachmittage m

der Kapitän

Steindamm ans Land

der Bucht von Copacabana

einem Boote

in

denn am Ufer war weder zu

verkehrenden Schilfflösse

See

fallenen

früh

stieg,

ein

des Dampfers

ans

Land

Nachen, noch eines der auf

sehen.

Als

ich

an

dem

ver-

standen daselbst ein paar hundert

Menschen, welche durch die ungewohnte Ankunft eines Dampfers angelockt,

mich verwundert betrachteten. liegt an der Westseite der Halbinsel gleichen

Der Ort Copacabana

Namens

in

welche durch einen felsigen Hügel

einer kleinen Bucht,

Hospiz

in

zwei Abteilungen geschieden wird.

am

irt

Copacabana.

Die Häuser stehen nicht unmittelbar

sondern etwa 400 Schritte landeinwärts auf einer etwas geneigten Ebene, ringsum von steilen Felsenbergen umgeben. Die OrtUfer,

schaft

auf

ist

etwas ansehnlicher und besser gebaut

dem Wege von La Paz

Läden,

die

wenn auch

Artikeln versehen sind.

man vom See kommt,

her

antrifft,

als die Dörfer, die

man

auch finden sich daselbst einige

doch mit den nötigsten VerbrauchsAuf dem Platze erhebt sich zur Rechten, wenn

dürftig,

die Kirche mit

dem wunderthätigen

Bilde der

welchem Copacabana seine Berühnitheit verdankt. Bei meiner Landung bemerkte ich unter den Neugierigen zwei Geist-

heiligen

Jungfrau,


Copacabana.

liehe,

die ich grüsste,

Sie begleiteten

und

die

4.07

zum Dank

sich mir als Führer anboten.

mich zum Ort und zeigten mir das

den Einkünften der Kirche erbaut worden unentgeltlich Herberge über,

da

sei ich

es

Die

Hospi-z, welches aus

und wo

ist,

alle

Wallfahrer

war vorschon angefangen hatte zu regnen, und es schien mir, als finden.

der einzige Gast in

dem

eigentliche Wallfahrtzeit

weitläufigen Gebäude.

Dieses besteht

aus einem langen rechteckigen Hof,

den im Erdgeschosse Bogengänge umgeben wie der Kreuzgang eines Klosters, im Oberstocke eine Veranda, auf welche sich die Thüren der Zimmer öffnen. Diese Zimmer oder Zellen sind mit Backsteinfliesen belegt, gewölbt und weiss angestrichen; sie

haben eiserne

aber

sonst

keine

Bettstellen

Möbel.

und

eiserne Gestelle

für

Waschbecken,

diesem Ga?thause findet sich

Hinter

ein

Labyrinth von kleinen offenen Höfen zur Aufnahme der Lasttiere, auf

denen die Pilger ankommen. Ich Hess mein Gepäck in eines der Zimmer im Oberstock bringen und begab mich darauf sogleich zur Kirche. Diese ist zwar gut gebaut, aber bei weitem nicht so stattlich und in so schönen Verhältnissen, als die in Huaqui. Die Mauern bestehen nicht aus Quadern, obgleich die

umliegenden Sandsteinberge das beste Material sondern aus Backsteinen,

zum

aber nicht würdig.

Sie

ist

geliefert

Teil mit bunten

Der Anblick der Kirche

verblendet sind. haft,

die

ist

haben würden,

glasierten Ziegeln

daher auffallend und

mit einem geräumigen Hofe

leb-

umgeben

und vom Platze durch eine Mauer geschieden mit einem triumphbogenartigen

ausserordentlich

farbenprächtigen

Eingang.

Hofes erhebt sich rechts vom Hauptthor der Kirche

Im Innern ein

hoher

des vier-

Kiosk mit einer Kuppel,

unter deren Gewölbe drei Kreuze Das Innere der Kirche bildet ein lateinisches Kreuz mit einem Schiff" und einer Kuppel über dem Transept. Die Verhältnisse sind schön, das Gewölbe hoch und mit Stuckvertiefungen verziert. Der

eckiger stehen.

Hauptaltar reicht bis an das Gewölbe,

ist mit gewundenen Säulen und Laubgewinden überladen, über und über vergoldet. Einst muss er überaus prächtig ausgesehen haben, gegenwärtig aber war die Vergoldung blind, an vielen Stellen abgefallen und überall mit dickem

geschnitzten

Staub bedeckt. für die frau,

Unmittelbar über

Monstranz und

in

dem

welches ein Vorhang verhüllt;

heiligen Augustin,

Altar befindet sich der Schrein

der Mitte die Nische für das Bild der Jung-

darüber

eine

bemalte Statue des

da die Kirche und die Obhut des heiligen Bildes

an den

dem Orden der Augustiner anvertraut war. Die Gemälde Wänden sind von geringem Wert und waren bestaubt wie der

Altar.

Das beste Kunstwerk der Kirche

lange Zeit

ist

ein Kruzifix aus Elfenbein


^^^

4o8 von ausnehmend

dem

Kapelle oben hinter in der

Das

feiner Arbeit.

sondern befand sich bereits

Titicaca-See.

einer kleinen

Hauptaltar, welche mit der Nische des Bildes

durch Schienen

Kirche

Bild der Jungfrau war nicht sichtbar,

dem sogenannten Camarin,

in

Verbindung

in

steht,

so dass das Bild

bald nach der Kirche, bald nach der Kapelle zugewendet werden kann.

Nachdem vor

Platz

ich die Kirche besichtigt hatte,

derselben,

nachbarn zu

um

mich nach

den

begab ich mich auf den

Wohnungen

einiger

Orts-

erkundigen, an welche ich Briefe mitgebracht hatte.

war Sonntag und

der

Marktweibern kauerten Indianer in Ponchos

Platz

war

voll

am Boden,

lungerten

Es Gruppen von

von Menschen.

mit ihren Hökervorräten vor sich,

umher und auch

eine Anzahl scliwarz

gekleideter Herren, die Honoratioren des Orts, standen dort plaudernd

beisammen. Es traf sich, dass ich an einen derselben empfohlen war, und zwar war dies gerade derjenige, dessen ich am meisten bedurfte und ohne dessen Hilfe ich meinen ferneren Reiseplan nicht hätte ausführen können.

Dies war

Teils der Insel Titicaca

Don Miguel

Garces, Eigentümer des grössten

und zugleich Besitzer des einzigen Bootes oder

Fahrzeugs, das damals in Copacabana zu finden war. sogleich in höchst

zuvorkommender Weise

bereit,

Er erklärte sich

mir behilflich zu sein,

so viel ihm möglich, konnte mir aber im Augenblick nicht sagen, die

zum Besuche

seiner

Insel

erforderliche

Mannschaft

wann

bereit

sein

würde und lud mich ein, abends im Hause eines seiner Freunde mit ihm zusammen zu treffen, um das weitere zu verabreden.

Während

wir sprachen,

kam

der Verwalter des Hospizes iind brachte

mir eine Einladung des Pfarrers von Copacabana, an seiner Mahlzeit teilzunehmen.

Ich

hatte

auch an diesen einen

Brief,

allein der gast-

Herr hatte mir auf die blosse Anmeldung seines Verwalters hin seinen Tisch anbieten lassen. Der Pfarrer, welcher von freie

geistliche

allen,

ein

die ihn besuchten, als »Tata«

grosser,

Jahre

— Vater —

würdig aussehender Mann,

den

angeredet wurde, war

ich

für

nahe an siebzig

der aber, wie ich später erfuhr, bereits 85 Jahre alt war. Wir waren achtzehn Personen bei Tisch, darunter die beiden Geistlichen, alt hielt,

die ich beim Landen getroffen. Der Pfarrer führte einen guten 'l'isch, was ihm die reichen Einkünfte seiner Pfründe erlaubten. Es wurden

fünf

Gänge

aufgetragen, alle in massiven silbernen Schüsseln.

Herr Hess sich immer die

zuletzt bedienen, aber keiner seiner

Der

alte

Gäste rührte

Speisen an, bis der Pfarrer seine Gabel zur Hand nahm. Überhaupt wurde ihm von allen grosse Ehrerbietung erwiesen. Der Cura Tejada war einst ein verwegener Kavallerieoffizier gewesen und soll auch später, nachdem er schon lange ordiniert war, die Ausbrüche




Copacabana.

400

seines heftigen, jähzornigen Charakters nicht

immer haben beherrschen

Er wurde deshalb einmal seines Amtes enthoben, aber

können.

Folge doch wieder

Man

mir,

sagte

Würde eingesetzt. um sieben Uhr werde

in

der

in seine

die Kapelle der Jungfrau

wieder geöffnet, daher ich mich nach Tische von meinem ehrwürdigen Wirte verabschiedete und mich in Begleitung der beiden Geistlichen in

Weg zum

Der

Kirche begab.

die

sogenannten Camarin führt durch

die Sakristei, ein zur Linken des Hauptaltars gelegenes hohes gewölbtes

Gemach. Von hier aus gelangt man auf einer spärlich erleuchteten Treppe zur Kapelle, welche hinter dem Hochaltar liegt. Diese ist beinahe ebenso breit als die Kirche, aber niedrig und kurz, so dass nur Personen

hundert

etwa

zugleich

darin

Platz

Ein

finden.

eisernes

Versammlung der Gläubigen von dem einfachen Altar, der zu beiden Seiten von hohen Kerzen in Kandelabern von massivem Silber erleuchtet wird; von dem blauen gestirnten Gewölbe Geländer trennt die

Lampen

Über dem Altar erblickt man das Bild der und in seiner Grösse entsprechenden VerJungfrau, hältnissen ausgeführt ist. Es trägt auf dem Haupte eine schwere goldene Krone, verziert mit vielen edlen Steinen und umgeben von einem hängen

drei

welches

goldenen Ringe Perlen

feinen

mit

und

Die ganze Figur

Den Dienst

vor

herab.

niedrig

Sternen.

die ist

dem

kleinen

Den Hals umschlingt eine Kette von Hände blitzen von kostbaren Ringen.

von einem feinen gestickten Schleier umflossen. von denen der

Altar verrichteten drei Geistliche,

den vor ihm knieenden Andächtigen eine Litanei vorsang, deren

eine

Worte von der Versammlung wiederholt wurden. Schon lange Zeit vor Einführung des Christentums war Copacabana ein

vielbesuchter

Wallfahrtsort

Es befanden sich daselbst

gewesen.

und Heiligtümer,

bei den Eingeborenen in und am meisten verehrt wurde ein blauer Stein, auf welchem nur ein menschliches Gesicht zu sehen war, ohne Körper, Hände und Füsse. Dieses Götzenbild hatte das Gesicht dem See zugekehrt und soll im Orte selbst gestanden haben, der nach ihm benannt ist, denn der Stein hiess Copa Kahuana: ein Ausdruck der Keshuasprache, dessen Bedeutung auf zweierlei Weise erklärt werden

gewisse

Götzenbilder

hohem Ansehen

standen,

Entweder besagt

kann.

werden,

oder

einen

das würdig

er etwas Blaues,

Aussichtspunkt

Stein befand, die blaue Warte.') l)

die

an

dem

Orte,

ist

wo

betrachtet zu

sich der blaue

Ein anderes, ebenfalls blaues Götzen-

Kopa, hellblau, wasserblau; 'kahuay, blicken, betrachten; davon 'kahuana,

passives Partizipium:

etwas,

was zu betrachten

Verbalsubstantiv: der Ort, von

wo

ist,

betrachtet werden soll;

aus etwas betrachtet werden kann.

oder

als als


Der Titicaca-See.

4IO

einem benachbarten Berge befunden haben und hiess jetzt der Berg bezeichnet wird. Es

bild soll sich auf

welchem Namen noch

Copacati, mit

war eine menschliche Figur, welcher vorzüglich wurden').

den

In

Titicaca

der

der Ort,

wo

um

Trockenheit Opfer dargebracht

der Inkaherrschaft,

Zeiten

späteren

Zielpunkt

welche sich Schlangen wanden, und

grosser

Zeiten

zu

um

Wallfahrer sich sammelten,

die

die

als

Insel

wurde, war Copacabana

Pilgerfahrten

grosser

die heiligen Orte zu

besuchen.

Die christlichen Missionare waren hier wie an anderen Orten darauf bedacht, die abergläubischen Gebräuche und Gewohnheiten der Eingeborenen

in

neue Bahnen zu

durch zu erleichtern. eignete

kultus

sich

leiten,

um

sich das

Bekehrungswerk da-

Der von den Jesuiten besonders gepflegte Marien-

am

hierzu

besten,

daher

ein

der

Bild

heiligen

Jungfrau in Copacabana aufgestellt wurde, von dessen wunderthätiger

Über die Gegen Ende

Kraft binnen kurzem zahlreiche Beispiele berichtet wurden.

Entstehung dieses Marienbildes wird folgendes des

Jahrhunderts hatten die Saaten im Hochlande

i6.

Brüderschaft zu gründen,

um den

Ein

Kapelle

erbauen,

andere

Zu den

letzteren

gehörte

Indianer, der seine ableitete.

der

sich

zu

von Nacht-

diese

für ihre

Felder zu

er-

heiligen Sebastian eine

der

Jungfrau zu widmen.

Don Francisco Tito Yupanqui, ein Abstammung von dem berühmten König Huiracocha auch

selbst

in

den Künsten ganz unerfahren,

fasste

ein Bild der heiligen Jungfrau anzufertigen

diesem Ende nach Potosi,

Kirchen zu Mustern zu nehmen.

plump und

dem

wollte

wünschten

Dieser Mann, wiewohl

den Entschluss,

Schutz Gottes

Einwohner

flehen.

Teil

viel

Bewohner von Copacabana beschlossen, eine

frösten gelitten, daher die

begab

erzählt.

um

und

die Bilder der dortigen

Die ersten Versuche Yupanquis

fielen

lächerlich aus und der Bischof von Charcas wies die ihm

vorgelegten Zeichnungen mit spöttischer Geringschätzung zurück.

Francisco Yupanqui

liess

sich

dadurch

nicht abschrecken.

Allein

Die Aus-

führung eines Marienbildes war bei ihm zu einer fixen Idee geworden,

an welcher er strengungen Fortschritte die

er

sich

trotz

mit

und zu

seiner bisher

fanatischem

Eifer

misslungenen und verspotteten Anfesthielt.

Allmählich

machte er

es gelang ihm, eine Figur zu entwerfen, welche denen,

Vorbildern

genommen, ähnlich war. Um dieselbe zu La Paz, wo er sich bei einem spanischen

vollenden, brachte er sie nach

l) Die Bedeutung des Wortes Copacati ist weniger klar; Katiy bedeutet im Keshua folgen, verfolgen. Wahrscheinlich ist der Ausdruck aus Copacata entstanden, denn Kata bedeutet Decke, Bergabhang, also Copacota, die blaue Bergwand.


Copacabana.

Vergolder

als

um

Lehrling verdang,

wagte er

^j

dessen Kunst zu erlernen, und

j

als

es,

seine erworbenen/Kenntnisse bei

seinem geliebten Bilde anzuwenden.

Es glückte ihm über seine Er-

er

dies

erreicht

hatte,

dem

wartung, so dass ein Franziskanermöncb,

ganz entzückt davon wurde und Yupanqui aufzustellen.

Durch das

der Ruf von

dem Werke

eifrige

Lob des

bat,

er seine Jungfrau zeigte,

das Bild in seiner Zelle

Franziskaners verbreitete sich

des indianischen Künstlers, drang endlich bis

Heimat Copacabana und der Pfarrer des Orts, Montoro, kam nach La Paz, um sich persönlich von der Wahrheit des Gerüchts zu überzeugen. Er war überrascht und verwundert über das Werk und nach dessen

trotz des

Widerspruchs eines Teils seiner Pfarrkinder, welche hartnäckig

bei ihrer Kapelle für den heiligen Sebastian beharrten, liess er das Bild

nach Copacabana bringen, wo es unter allgemeinen Freudenbezeugungen

am Tage

des Festes der Candelaria (Maria Reinigung) anlangte.

Es dauerte nicht lange, so begann das neue Bild, die Frucht so aufopfernden und glaubensfesten Eifers, Beweise seiner wunderwirkenden Kraft zu geben, der Ruf desselben verbreitete sich schnell und von Seiten

allen

strömten Gläubige herbei,

Infolgedessen

bringen.

Gerönimo Maranon,

hielt

der

es

um ihm

ihre

Corregidor

Verehrung darzuder

Provinz,

Don

angemessen, die Obhut des kostbaren Bildes

für

einer religiösen Genossenschaft zu übertragen.

Die Väter des heiligen

Augustin, die auch das Bild der Jungfrau in Guadalupe hüteten, wurden

dazu erwählt

und

nach

manchen Widersprüchen des Kapitels von des Königs in diesem Amte bestätigt

Chuquisaca durch einen Erlass (i6.

Januar 1589).

endeten neuen

Im Jahre 1614 wurde das

Kapelle

aufgestellt.

Die

Bild in der damals voll-

gegenwärtige

vom Vizekönig Grafen von Lemos, demselben, richten

liess,

um

erbaut und

Kirche wurde

der Jose Salcedo hin-

das Jahr 1640 eingeweiht.

zum Jahre

Die Augustiner

welchem Aufhebung der Klöster in der neugegründeten Republik Bolivia allmählich zurückzogen. Der General und Präsident Andres Santa Cruz verfügte darauf im Jahre 1829, dass ein Kollegium von fünf geistlichen Würdenträgern ernannt werden sollte, um das Heiligtum der Jungfrau vor dem beginnenden Verfall zu bewahren, und

versahen den Dienst infolge

sie

sich

als

dieses

in

der Kirche bis

der

Kollegium aus mancherlei Gründen sich auflöste, übertrug

(1842) der Präsident Balivian die

La

Obhut des Bildes den Missionären von

Paz. Seit

1826, nach

den

letzten dreissig Jahren steht

welchem der Wallfahrtsmonate, vom Mai

bana nur

ein Pfarrer vor,

ein bis

dem

Kirchspiel von

Copaca-

Kaplan beigeordnet ist. Während August, sind ausserdem in der


Der Titicaca-Sce.

412

Regel noch mehrere Geisthche anwesend, die dem Pfarrer einen Teil Diese bestehen zumeist im Lesen und seiner Amtspflichten abnehmen. Singen von Messen, sowohl ein

Jungfrau,

lohnendes

zwar

denn

Geschäft,

der Kirche als auch in der Kapelle der

in

und anstrengendes,

lästiges

aber

auch ziemlich

jede Messe, die ein Pilger

für

zum Besten

seines körperlichen oder geistigen Heils, oder zu irgend einem anderen

frommen Zweck richten, wovon

feiern vier

hat er sechs bolivianische Thaler zu ent-

lässt,

dem

Pfarrer

zukommen,

die beiden anderen der

Kirchenkasse zufallen, aus welcher der Vorsänger eine Vergütung erhält.

Ob

der

selbst oder einer seiner Stellvertreter

Pfarrer

macht keinen

Unterschied, die

Gebühren und

die

Messe

liest,

ihre Verteilung bleiben

dieselben.

Nachdem zum Hause Garces

ich

das Camarin der Jungfrau besucht, begab ich mich

des Senor

beschieden

Don Cesar de Medina, wohin mich Don Miguel

um

hatte,

und

teilte

über die Fahrt nach der Insel Titicaca

Herr Garces war schon vor mir angekommen

das Nähere zu verabreden.

mir sogleich mit, dass eine hinreichende Anzahl seiner Leute

im Orte anwesend

sei

und dass wir schon am nächsten Tage die kleine

Reise unternehmen könnten.

Die Insel Titicaca.

Am nächsten Morgen war der Himmel so dicht mit schwarzen Wolken bedeckt, dass es in meiner Zelle um acht Uhr noch dunkel war.

Binnen kurzem entlud

sich

ein

entsetzliches Gewitter,

gewöhnlich mit Hagel anfing, worauf ein strömender Regen

das wie

folgte.

Ich

Umständen unsere Fahrt aufgeben müssen, allein gegen elf Uhr hörte der Regen auf und eine halbe Stunde später klärte sich der Himmel. Ich begab mich daher zum Hause des Herrn Garces, den ich bereit fand, und wir wanderten sogleich zum Ufer des Sees hinunter, wo wir unser Fahrzeug im nörd-

glaubte natürlich, wir würden unter solchen

lichen Abschnitt der Bucht

Medina,

in

dessen

anderer junger

Hause

zum Auslaufen den Abend

ich

fertig

Hegen fanden.

Herr

zugebracht, und noch ein

Mann waren von Herrn Garens

aufgefordert worden,

und die Mannschaft des Boots bestand aus acht Indianern und einem Steuermann oder Piloten, Das Boot wurde nicht durch Ruder bewegt, sondern durch an den Seiten befindliche Schaufelräder, gleich denen eines Dampfschiffs, welche durch zwei Handhaben und eine Kurbel gedreht wurden: ein plumpes und schwerfälliges Fahrihn

zeug,

zu

begleiten

welches

der jetzige

Eigentümer vor Jahren

in

Puno erworben


Die Insel Titicaca.

wo

hatte,

es

41.

zum Schmuggeln verwendet worden

arbeiteten an den Rädern

und

war.

Mann

Je vier

lösten sich alle Viertelstunden ab.

Die kleine Insel Titicaca, nach welcher der See genannt worden ist,

liegt

vor der Nordspitze der Halbinsel Copacabana, von dieser nur

durch einen

schmalen Kanal getrennt,

dessen Breite an der engsten von Südosten nach Nordwesten ausgebuchtet und misst an ihrer breitesten

etwa 600 Meter beträgt.

Stelle

sechs Leguas lang, vielfach Stelle zwei

Sie

ist

Die Entfernung zwischen

Leguas.

und dem Punkte der

Insel,

wo

dem

Orte Copacabana

wir landen wollten, betrug ungefähr

Räderboot des Seüor Garces.

sechs Leguas und der Steuermann war der Meinung, dass wir an

Tage

recht wohl noch

unserer Abfahrt

erhob

ankommen sich

ein

könnten.

Wind von

dem

Allein zwei Stunden nach

vorn, die Wellen gingen

und das Boot arbeitete vergeblich gegen dieselben an. Wir steuerten daher dem Lande zu, wo wir unter einer steilen Felswand Schutz vor dem Winde und ruhiges Wasser fanden. Der See ist hier überall dunkelblau, denn das Wasser ist sehr tief, wie höher,

tief

rollten

weiss

wurden, reichen.

man

uns

entgegen

nicht,

war die

denn

Lotleine

bei

den Sondierungsversuchen, die gemacht

nicht

lang

genug,

um den Grund

zu

er-


^^^ Titicaca-See.

AiA

So lange wir unter hohem Lande bUeben, kamen wir ziemUch gut vorwärts, allein die Felswand, an welcher wir hinfuhren, lief nach Norden Hier waren in ein niedriges Riff aus, welches wir umkreisen mussten. ausgesetzt, der inzwischen stärker

dem Winde

wir wieder

geworden war,

so dass die armen Indianer an den Rädern hart zu arbeiten hatten, besonders zuletzt, wo wir nur noch dreissig Schritt vom Ende des

Leute das Boot trotz der grössten Anstrengung nicht vorwärts zu bringen vermochten. Endlich gelang es ihnen aber doch, durch einen ganz engen Kanal zwischen der Spitze und einer kleinen Felseninsel hindurch zu kommen, worauf wir in weniger entfernt

Riffs

und

waren

die

bewegtes Wasser gelangten, während wir zugleich bei der veränderten Richtung des Kurses Wind und Wellen nicht mehr gegen uns hatten.

Da

es unter solchen

Umständen unmöglich war die Insel zu Yampupata ein, welche

so liefen wir in die kleine Bucht von rechts hinter

Hütte

einem

zu,

dem

Riffe

alten

still,

Dort brachten wir die Nacht

in einer

welche Herrn Garces gehörte und von einem seiner Pächter, Indianer,

Nacht, dafür war aber Luft

öffnet.

erreichen, sich gleich

bewohnt wurde. Es regnete stark während der nächsten Tage der Himmel wolkenlos, die

am

Ende unserer Fahrt Nach zwei Stunden langten wir in der Bucht von wo auf einer sandigen Landenge das Dorf liegt, das der

der Spiegel des Sees fast glatt und das

höchst angenehm. Challa

an,

Familie Garces gehört.

Zwischen Garces und ganz

patriarchalisches

seinen

Verhältnis

Leuten oder Vasallen zu

herrschen.

Als

scheint ein

wir

landeten,

kamen uns die Einwohner des Dorfs entgegen, einer nach dem andern umarmte den jungen Gutsherrn in ehrerbietiger Weise und sprach dabei eine lange Begrüssungsformel in Aimara. Dann wurden seinen Begleitern und mir als Gästen des Herrn dieselbe Aufmerksamkeit erwiesen, jeder wurde umarmt und besonders begrüsst. Dasselbe wiederholte sich dann noch viel Mal, während wir durch die Hütten des Orts wanderten, aus denen überall die Frauen, auch die ganz alten, hervorkamen, um ihren Die Anhänghchkeit dieser Leute geliebten Herrn zu bewillkommnen. war ganz rührend und erinnerte an das väterliche Verhältnis, in welchem die alten Herrscher Perus zu ihren Unterthanen standen. Das kleine Eiland Titicaca spielt in der altperuanischen Sagengeschichte eine bedeutende Rolle, die wir dem Leser in kurzem in Erinnerung bringen wollen, ehe wir ihm die Merkwürdigkeiten der Insel vorführen.

Einst

wurden

die

heiligen

Stätten

derselben

von

zahl-

reicheren Pilgerscharen besucht als jetzt das wunderthätige Marienbild in

Copacabana, denn von dort

leiteten die

Herrscher des Landes ihren


o



Die Insel Titicaca.

Ursprung

Nachdem

her.

gewesen war

einst

Sonne eine Zeidang verschwunden

die

so erzählt die Sage

einem Felsen der Insel und

415

erschien sie zuerst wieder hinter

setzte zwei ihrer

Kinder auf die Erde, da-

mit diese die Menschen, die bis dahin in Rohheit und Gesetzlosigkeit

Wesen

gleich wilden Tieren gelebt hatten, zu gesitteten

erzögen.

Diese

Kinder der Sonne waren Manco und seine Schwester und Gattin OcUo. Der Sonnengott gab ihnen einen goldenen Stab mit der Weisung, sie möchten ziehen, wohin sie wollten, und wo sie rasteten, da sollten sie

den goldenen Stab in den Boden stossen; der Ort, wo sich derselbe in die Erde versenken würde, solle ihre künftige Heimat sein. Manco und OcUo zogen gen Norden und als sie in das Thal von Kusko kamen, hatten sie kaum mit dem Stabe den Boden berührt, als derselbe darin verschwand.

gründeten

die

Sie

Stadt,

waren am Ziele die

nachmals

so

Wanderung angelangt und berühmt und der Mittelpunkt

ihrer

eines mächtigen Reiches wurde. w^eit von Kusko entfernt, galt die Insel stets als eine und besonders der Felsen, hinter welchem die Sonne nach langer Finsternis wieder zum Vorschein gekommen sein sollte, war der Gegenstand besonderer Verehrung. Als indessen das Reich der Inkas mehr und mehr an Umfang zunahm und die Aufmerksamkeit der Herrscher so vielfach und in so fernen Gegenden in Anspruch genommen wurde,

Obgleich

heilige Stätte

vergass man die Insel und ihr Kultus kam in Verfall. Unter dem König von Kusko, Tupac Yupanqui, unternahm es daher ein Priester,

nach

Hauptstadt zu

der

reisen,

um

vei'fallenden Heiligtümer unter seinen Schutz zu

den Inka zu

elften alter

bitten, die

nehmen. Die Erzählungen

des Greises machten einen solchen Eindruck auf den Monarchen, dass dieser sich entschloss, persönlich die Insel zu besuchen. rascht

von der Schönheit des Sees und seiner

Insel angelangt

war und den heiligen Felsen

Sandalen abnehmen ordnen, erklärte er

Er war überAls er auf der

erblickte, Hess er sich die

und bezeugte ihm barfuss

den Kultus der heihgen Orte

Ufer.

seine Verehrung.

Um

angemessener und würdiger Weise zu sich zum Herrn der Insel, befahl allen Bewohnern in

und siedelte sie in Yunguyo auf dem Isthmus Copacabana an. Er Hess sich auf der Insel einen kleinen Palast erbauen und an geschützten Orten Gärten anlegen, in denen ausser Erlen und Hollunder auch Mollebäume gepflanzt wurden. Der Dienst im Tempel und an den heiligen Stätten wurde einer derselben

sie

zu verlassen

der Halbinsel von

gemischten Bevölkerung übertragen, welche aus vierzig Provinzen des Reiches entnommen, in Copacabana angesiedelt und unter Inkas von königlicher

Abstammung

gestellt

wurden, von denen zu Anfang des


Der Titicaca-See.

4i6 17.

Jahrhunderts noch

Nachkommen vorhanden

Tupac Yupanqui

eine Ortschaft anlegen,

Hess

waren.

Auf der

wo aber nur

Insel

Vasallen

wohnten, denen die Bestellung der Felder oblag. Sonst hatten auf der Insel bloss die Pilger Zutritt und diese mussten sich strengen Buss-

übungen und Fasten unterwerfen, ehe sie die heiligen Orte besuchen durften, darunter als letzten den heiligen Felsen, Titicaca genannt, nach dem die Insel und der See seinen Namen führt. Der durch Tupac Yupanqui eingeführte Tempeldienst war nicht mehr der alte einfache, denn ausser den früheren Opfern von Mais, Feldund kleinen Tieren wurden jetzt bei den Festen auch Menschen getötet, meist Mädchen aus den Klöstern der Auserwählten oder Sonnenjungfrauen und kleine Kinder. Die gegenwärtige Bevölkerung der Insel stammt von den Kolonisten Obab, die von Tupac Yupanqui in Copacabana angesiedelt wurden.

von Manco

gelehrte,

früchten, Chicha

gleich ursprünglich aus

Bewohnern verschiedener Gegenden zusammen-

im Laufe der Jahrhunderte eine Rasse besonderer Art gebildet, die sich von den Aimaräs des Hochlands vorteilhaft unter-

gesetzt, hat sich

scheidet.

Die Männer sind meist gross, wohlgebaut, ihre Gesichtszüge

sind besser geformt

weniger

Günstiges

und zu

ihr

Stämme, wie der Boden der grössere,

Ausdruck geweckter.

berichten.

Von den Frauen

Bevölkerung

Die

Insel in zwei Güter,

zerfällt

in

ist

zwei

von denen das eine

der Familie Garces gehört, das andere weit kleinere,

Challa,

Yumani, Eigentum der Familie Huarachi

ist.

Zwischen diesen beiden

Familien herrschen Zwistigkeiten, die sich auch auf die beiden Indianer-

stämme übertragen haben. Die ansässigen Bewohner sind sogenannte Pconen der Güter, eine Art Leibeigener oder vielmehr Vasallen, welche auf dem Eigentum des Gutsherrn wohnen, von ihm Land zum Bebauen erhalten und dagegen wöchentlich drei Tage auf den Feldern des Herrn zu arbeiten haben. Der Boden ist zwar felsig, aber an vielen Erde bedeckt und diese überall aufs sorgfältigste Das Klima der Insel ist milder als das von Copacabana und Puno. Es werden daselbst Kartoffeln, Oka, Gerste und Quinoa gebaut, auch gedeiht an einigen Stellen eine kleine Maisart. Die Gesamtbevölkerung der Insel wird auf tausend Seelen geschätzt. Die Bewohner sprechen nur Aimarä, die Keshuasprache, welche früher herrschend war und aus welcher viele Ortsnamen stammen, ist gänzlich Stellen mit fruchtbarer

angebaut.

verschwunden. Die

Gutsgebäude

viereckiger Hof, für Arbeiter,

wo

in

Challa

sind

bescheiden: ein massig grosser

umgeben von niedrigen Speichern und Wohnräumen Zimmer für den Gebrauch

einige sehr einfach möblierte


Die Insel Titicaca.

des

Herrn

und

417

Nachdem

Gäste bereit gehalten werden.

seiner

wir

und uns etwas erfrischt hatten, machten wir uns auf, um die Altertümer zu besuchen. Wir gingen zu Fuss, denn auf der Insel giebt es keine Lasttiere. Wohl die Hälfte der Bewohner daselbst eine kurze Zeit verweilt

des Dorfs begleitete uns, wenigstens

alle

jüngeren Leute,

für

welche die

Ankunft des jungen Besitzers ein Fest zu sein schien, denn er besucht

Wir wanderten am sandigen Ufer hin, stiegen dann etwas bergan und kamen zunächst zu dem Inkagarten, welcher seine Insel nur selten.

Das Dorf Challa auf

nur einen Kilometer

vom

Orte

Anzahl gemauerter Terrassen,

der Insel Titicaca.

entfernt

die

in

liegt.

einer

vor

Er besteht aus einer

Winden geschützten

Einsenkung der Bergwand angelegt sind und ungefähr vierzig Meter über dem See anfangen. Dort, 3920 Meter über dem Meere, wachsen Erlen, Molle- und Quinuarbäume und auf von Rosenhecken umgebenen Beeten

viele

hübsche Blumen wie Kallas, Georginen, Vergissmeinnicht,

Nelken und besonders schöne Stiefmütterchen. Die Terrassen sind fast ganz von alter Arbeit und bestehen aus unregelmässigen unbehauenen, aber ausserordentlich

sorgfältig

bemerkt sogleich

Stellen,

die

wieder ausgebessert sind. Middendorf, Peru

III.

aneinander gepassten

wo

die

alten

Besonders schön

ist

Mauern

Steinen.

eingestürzt

die Aussicht

Man und

vom oberen 27


Der Titicaca-See.

4i8

Ende des

Man

Gartens.

schmalen

sandigen

sieht

Dorf auf einer

aus, wie das

von dort

Landenge Hegt (woher der Name Challa = Sand), rundliche Halbinsel mit dem übrigen Lande ver-

welche

eine

bindet.

Dieses niedrige Vorland bildet zu beiden Seiten kleine Buchten

und

Koyahuaya, die Flur der Königin.

heisst

Von

kleine

hier aus stiegen wir allmählich weiter, aber sehr langsam,

Ich hatte mir in Tiahuanaco durch

mich etwas matt.

ich fühlte

denn einen

Trunk ein Unwohlsein zugezogen und musste deshalb seit einigen Tagen meine Beköstigung auf Cocathee und Reiswasser beschränken.

kalten

Ich ruhte mich daher öfters

am Wege

um mich

aus,

durch den prächtigen

Nach anderthalb Stunden

Blick auf den See und seine Ufer zu stärken.

gelangten wir zu einem Bergsattel, durch welchen sich ein hoher

dem See

nach

steiler,

vorspringender Berg an die Uferwand der Insel anlehnt.

Diese Kinsenkung war ein Rasenplatz, dessen

Höhe über dem See

ich

meinen Barometer in Challa zu von und wo aus man eine noch freiere Aussicht zurückgelassen hin genoss, ein ausnehmend schöner Punkt, von nach beiden Seiten 800 Fuss schätzte

ich hatte leider

welchem man

wo

Platz,

Ich

die ganze Nordseite der Insel überblickt.

Sonnentempel stand«,

der

so

»Dies

der

mein Führer.

mir

erklärte

ist

umher und war einigermassen enttäuscht. Nach früheren vernommen, hatte ich zwar kein grosses Gebäude

blickte

Mitteilungen, die ich erwartet,

aber

der That

ist

doch

etwas

mehr,

als

ich

mir

vor

hier

von dem ganzen Bau nichts mehr übrig,

ein langer,

von niedriger Mauer umgebener Raum, vermutlich

oder

Halle,

eine

Thüren

geführt

Die Öffnungen

hatten.

losen Steinen verschlossen,

um

dieser

Eingänge waren mit

Raums

wir standen, drei

vor

dem weidenden

Vieh zu schützen, denn er enthielt ein kleines Kleefeld.

man

sie

enger wird

W'elchem auf der jetzt sein

soll.

Schatz

Der Rasenplatz

unten.

als

Tempelhof

als

und schlecht

gefügt,

Die Mauern

doch erkennt

Werke der Inkas an der Form der Thüren, welche oben

als

sind

ein Saal

wo

das Innere des

sind aus unbehauenen Steinen gebaut

In

Linken

Platze,

dem

welcher nach

aus

sah.

als zur

betrachtet.

dem Boden

Man

in

der Mitte des Bergsattels

sieht dort einen

Steinblock, in

zugekehrten Seite ein Sitz eingehauen

Der Sessel wurde umgestürzt, da man einen verborgenen vermutete. Der interessanteste Gegenstand dieser

darunter

Ruinen findet sich auf einer Terrasse rechts vom Rasenplatz, am Fusse des nach dem See zu gelegenen Vorbergs. Es ist ein Opferstein, der durch einen BUtzstrahl

ebenso wenig sieht.

Es

ist

in

drei Stücke zerspalten

behauen wie ein

die

anderen,

roher Block mit

die

ist.

man

Dieser Stein in

ist

den Ruinen

einer ziemlich ebenen Oberfläche,


4t9

Die Insel Titicaca.

Über

welche

oder

Wulst

an

sich

einen

der

An

erhebt.

diesem

Seite

abgerundeter

ein

bemerkt

man

an

der

Fortsatz

und

Basis

nahe an der Spitze Einkerbungen zur

Befestigung

der

mit

Stricke,

denen die Opfer gebunden wurden. Leider lässt sich nach den auf ims gekommenen Berichten nicht bezweifeln, dass ausser Tieren auch

Menschen geopfert wurden, da unter den

letzten Inkas, namentlich unter

Huaina Kapac,

die anfangs sanften

Formen des Kultus immer

bluti-

geworden waren. Besonders häufig waren die Opfer von Kinger

Man

dern.

legte sie auf

den

Ein rom Blitz tn drei Teile gespaltener Opferstein.

Stein,

zog den Kopf zurück und der Opferpriester setzte auf den Hals einen breiten scharfen Stein, worauf ein anderer durch einen Schlag auf den-

den Kopf des Opfers

selben

vom Rumpfe

trennte.

Mit

dem

Blute

und anderen Anwesenden das Gesicht. Zuweilen wurden die Opfer in unblutiger Weise vollzogen, indem man den Mund der Kinder mit Cocablättern vollstopfte und sie so erstickte. Der Aberglaube, dass durch Opfern von Kindern etwas erreicht werden bestrichen

sich

die

Priester

könne, was man sehnlichst wünscht, ist noch jetzt so eingewurzelt den Indianern, dass einst einer der Vasallen des Herrn Garces erbot, eines seiner

Kinder

bei sich

für ihn zu töten.

Von dem Sonnentempel

führt

der

Weg

in

wesdicher

Richtung

wenig mehr und gelangt so allmählich auf eine Anhöhe, von wo aus man, einen Kilometer weit entfernt, den heiligen Felsen vor sich sieht. Dieser Felsen ist eine von Norden nach Süden weiter, steigt aber nur

schräg aufsteigende Sandsteinwand, deren Lagen an der Südseite ab-

Höhe von zehn Metern abfallen. und nach diesem Namen ist zunächst die Insel und

gebrochen sind und senkrecht

Er heisst Titicaca,

in einer

weiterhin der See benannt worden.

Die Bedeutung dieses Wortes

lässt

sich auf zweierlei Weise erklären, allein keine derselben giebt Aufschluss

den eigentlichen Grund der grossen Verehrung, welche dieser 4införmigen Steinmasse erwiesen wurde. Es bedeutet nämlich Kaka im Keshua einen Felsen, eine Klippe, titi in derselben Sprache: Blei, im über

Aimarä: wilde Katze. Bleifels

Aceine

Demnach würde Titicaca zu Nun findet sich aber

oder Katzenstein.

übersetzen sein durch

auf der ganzen Insel

Spur von Bleierz, auch kann die Farbe des Felsens nicht Veran27*


Der Titicaca-See.

420 lassung zu

dem Namen gegeben haben, denn

wenig

Blei,

als

Ebenso-

sie ist rötlich.

auf der Insel wilde Katzen und haben sich

giebt es

dergleichen auch in früheren Zeiten schwerlich dort aufgehalten, da sie daselbst ihr

Name

nicht hätten fristen können.

und Führer Don Miguel

mein Wirt der

Leben

Manche, darunter auch

Garces, sind daher der Meinung,,

des Felsens rühre daher, dass an der südlichen senkrechten

Ausbröckelung entstandener Fleck einer Katze ähnlich gewesen sei. Kopfe befunden habe, welcher dem dunkler Fleck sichtbar, an kleiner Es ist allerdings noch jetzt dort ein nicht mehr herausfinden lässt. dem sich jedoch die besagte Ähnlichkeit

Seite

sich

Der

ein

schwarzer

heilige Felsen

durch

war das

Ziel der Pilger,

welche aus Frömmigkeit

oder getrieben durch abergläubische Hoffnungen aus weiten Entfernungen Allein der Zugang zu der geweihten Umhier zusammenströmten.

gebung desselben war streng verwahrt und bewacht, und nur nach umständlichen Förmlichkeiten, Fasten und Reinigungen wurde den Besuchern

Nach der zugänglichen Seite hin, nämlich dort, hergekommen waren, befanden sich hinter einander drei Mauern mit ebenso viel Thoren. Das erste Thor hiess Puma-puncu, das Löwender Zutritt gestattet.

wo

wir

thor,

dessen

Name von

Figuren von

Löwen

herrührte, welche an

steinernen Pfosten desselben zu beiden Seiten eingehauen waren.

den

Dieses

Thor stand auf der Höhe, von wo aus man zuerst des Felsens ansichtig wird. Von hier aus führte ein Weg, von welchem hier und da noch Stufen sichtbar sind, etwas bergab, worauf

man zum

zweiten Thor, Kenti-

puncu, gelangte, sogenannt von den Federn von Kolibris (Kentij, mit denen

Umfang bedeckt war. Nachdem die Pilger sich hier neuen Ceremonien hatten unterwerfen müssen, wurde ihnen endlich gestattet, den geweihten Hof zu betreten durch die dritte Thür Pillco-puncu, das sein innerer

Thor der Hoffnung, welches mit den schillernden Federn des Vogels Pillco ausgeschlagen war.

Sie durften jedoch

dem

heiligen Felsen nur

aus einer gewissen Entfernung ihre Ehrfurcht bezeugen, den Stein selbst

aber nicht betreten. vor

dem

Der ganze

Weg

von Puma-puncu

bis

zum

Platz

Felsen und wieder zurück musste barfuss zurückgelegt werden.

Vor der Südseite des Felsens befindet auf welchem

zahllose

gefunden worden

sich ein kleiner, ebener Platz,

kleine Figuren aus Kupfer, Bronze oder Silber

sind,

Götzenbilder

oder

Talismane,

die

dort

von

worden waren. Noch jetzt werden fortwährend dergleichen entdeckt und zur Zeit meines l^esuchs war der ganze Platz von frischen Ausgrabungen zerwühlt. Der Felsen liegt auf einem Bergrücken, der nach beiden Seiten hin zum See abfällt. Am südlichen Abhang finden sich die Ruinen eines

Pilgern vergraben


Die Insel Titicaca.

421

Menge kleiner Kammern und Gänge beund daher Chingana genannt wird, d. h. ein Ort, wo man sich verirren oder verstecken kann. Dies Gebäude ist, wie die Mauern des

•Gebäudes, welches aus einer steht

Tempels, aus unbehauenen Bruchsteinen Es wird

als Palast

in

des Inka bezeichnet, doch

dass so schlechte und unscheinbare

ganz roher \Yeise ist

gebaut.

es nicht wahrscheinlich,

Räume dem Könige

zur

Wohnung

Annahme, dass darin Priester und andere Personen gehaust haben, denen die Obhut des Felsens anvertraut war. Dass sowohl dieses Gebäude wie der vorher besprochene Sonnentempel aus der Inkazeit herrühren, lässt sich wegen der charakteristischen Form der Thüren und Wandnischen mit Bestimmtheit annehmen; sie gehören aber offenbar zu den ältesten Baudenkmälern der Sonnenkinder und stammen aus einer Zeit, wo diese nur erst geringe Fortschritte gemacht hatten, denn die sehr wenigen behauenen Steine, die man in den Ruinen findet, sind von grober Arbeit und die Mauern schlecht gefügt. Angesichts dieser Unvollkommenheiten verliert die Erzählung von dem Besuche Tupac Yupanquis und dem ^grossen Interesse, das er an der Insel und ihrem Kultus genommen, haben

gedient

sollten.

Viel

näher

einigermassen an Glaubwürdigkeit. in der

liegt

Denn

die

zu seiner Zeit

waren die Inkas

Baukunst wohl erfahren und es wäre daher zu erwarten gewesen,

dass der König die Insel, die er für sich in Besitz genommen, als die Wiege seiner Rasse mit entsprechenden Bauwerken geschmückt hätte. Es findet sich daselbst aber nur ein etwas besser gebautes Gebäude und auch dieses ist nicht in fein behauenen Steinen aufgeführt. Dieses Haus liegt in einer anderen Gegend der Insel und wir besuchten es erst am

folgenden Tage.

Während Tropfen.

im

wir

der bisher heitere

sogenannten Inkapalast ausruhten, überzog sich

Himmel

mit drohenden

Wolken und

es fielen einige

Wir mussten also an die Rückkehr denken und stiegen

am

Abhang des Berges zu einer kleinen Bucht hinab, wo uns das Räderboot erwartete. Das Wasser war ruhig, denn wir waren vor dem Winde geschützt, der von Süden wehte; wir erreichten ohne nass zu werden nach einstUndiger Fahrt die sandige Bucht von Challa und stiegen in der Nähe des Inkagartens ans Land. Es war meine Absicht gewesen, am nächsten Tage die kleine Insel nördlichen

Coati zu besuchen, welche zwei Leguas östlich von Titicaca

am Morgen

wehte

es

ziemlich

stark

von dort

her,

liegt, allein

und da

ich

aus

Erfahrung wusste, dass die plumpen Räder das Boot nicht gegen den

Wind

zu

treiben

vermochten,

so

sah ich mich zu

gezwungen, auf diese Fahrt zu verzichten.

meinem Bedauern

Die Insel Coati

ist

nur zwei


Der Titicaca-See.

422

Kilometer lang und einen halben angebaut.

gegenstand ihres Kultus,

auch

caca

ehrung

ältester

der Vorstellung der Inkas

Die Insel

Coati"

Mondinsel genannt, während man

Grunde

bezeichnet, wiewohl im

dem Sonnendienste

mit

Felsens

aus

in

männlich gedacht wurde.

jetzt

Sonneninsel

als

des

sondern

als

und wird noch

hiess also

dabei ziemlich flach und gut

Gattin der Sonne, deren Gottheit, der Haupt-

Wesen und

ein weibliches

breit,

war dem Monde geweiht,

Sie

zu

nichts

Titi-

die Ver-

thun

hatte,,

vor Ausbreitung der Inkaherrschaft herzu-

Zeit,

stammen scheint. Die Gebäude auf der Insel Coati bestehen aus einem Tempel des Mondes und einem Hause oder Kloster der auserwählten Diese Gebäude, deren beistehende photographische AbJungfrauen. bildung ich

Arequipa fand, sind weit besser gebaut

in

als

die auf der

Die

Insel Titicaca und scheinen aus einer späteren Periode zu stammen.

Insel Coati

Statt also

in alten Zeiten gleichfalls ein \Vallfahrtsort.

war

diese Insel zu besuchen, fuhr ich wieder nach der Bucht von

pata

zurück,

wo

wir

auf der

Herfahrt

Unterwegs landeten wir zweimal an Orten, die nicht

geblieben waren.

dem

zur Besitzung der Familie Garces, sondern zu

Gute Yumani wasserreicher

Yampu-

und über Nacht

eingelaufen

gehörten.

Der

erste

oder vielmehr

(irund,

zweiten, kleineren-

Punkt war Sacsamani, ein eine

steiler,

nach

muldenförmige,

dem

See zu abfallende Einsenkung der Bergwand, welche die reichste VegeEs wachsen dort ganz ansehnliche tation der Insel aufzuweisen hat. Erlen,

Weiden

Quinuarbäume nebst mächtigen, baumartigen Auf den Terrassen werden Klee, Mais, Lupinen

und

Hollunderbüschen.

und Kartoffeln gezogen. Ungefähr 80 Meter über dem See findet sich daselbst, überschattet von Büschen und Bäumen, der sogenannte Inkabrunnen (Pila del Inca). Aus einer Mauer von Quadersteinen strömen dort

drei

ziemlich

starke

Wasserstrahle,

welche

in

unterirdischen

Kanälen von verschiedenen Seiten zu diesem Orte geleitet worden sind. Die Leitung stammt aus alter Zeit und hat sich merkwürdigerweise in so viel hundert Jahren nicht verstopft. die zu dieser Leitung gefasst

Terrasse des Brunnens sieht

dem

worden

man

Wo sind,

sich die Quellen ist

nicht bekannt.

befinden,

Von

der

die Insel Coati gerade vor sich auf

Spiegel des Sees schwimmen.

Wir bogen nun

um

Kanal, welcher die Insel

einen felsigen Vorsprung und gelangten in den

vom

Festlande trennt.

Dort

liegt,

von Yampupata schräg gegenüber, auf einer natürUchen

Bergabhang etwa 30 Meter über dem Ruinengruppe der Insel. Auch diese wird

der Bucht

'J'errasse

am

Spiegel des Sees die ansehnlichste

zeichnet,

und

es

ist

als

Palast des Inkas be-

wohl möglich, dass dieses Gebäude

dem Monarchen






Die Insel Titicaca.

bei seinem Besuche der Insel

zum

423

Aufenthalt gedient hat.

Die Lage

von ausnehmender Schönheit wegen dem Blick auf den See und die Das Haus nimmt keinen Buchten des gegenüberliegenden Landes. ist

grossen

Raum

ein,

hatte aber einen Oberstock, der freilich jetzt fast

Zu beiden Seiten des nach dem See zu gelegenen sich kleine Gemächer ohne Fenster, welche Steindecken haben, die aber nicht gewölbt, sondern durch Überkragung grosser Platten hergestellt sind. Der Ort heisst Pillcocaima, und eine

ganz eingestürzt

ist.

Haupteingangs finden

^ fjfr

'j}-..

Der Inka-Palast Pillcocaima.

vor

dem Landungsplatze

wachsene

kleine Insel,

gelegene

felsige,

aber

zum

Teil mit Gras be-

auf welcher wilde Kaninchen leben sollen, wird

Chillca genannt.

Es war noch früh am Nachmittage, von Yampupata

einliefen,

wo

ich

blieb,

als wir

wieder

in

die Bucht

während Garces und

seine

Ich hatte vom Copacabana zurückkehrten. Direktor der Seeschifffahrt in Puno die Zusage erhalten, dass der nächste von Chililaya auslaufende Dampfer vor Yampupata halten solle, um mich an Bord zu nehmen, und dieses Schiff sollte am Abend des

beiden

Begleiter

nächsten Tages

nach

eintreffen.

Herr Garces,

mein liebenswürdiger Wirt,


Der

424

Titicaca-See.

Reisegefährte und Führer auf der Insel,

nach

der

zurückzukehren,

Stadt

seinem Boote nach Yampupata liche

Anerbieten

nicht

schkig mir zwar vor,

mit ihm

und am folgenden Tage wieder

in

zu fahren, allein ich glaubte dies freund-

annehmen zu

dürfen,

da man

ja

bei der

Un-

beständigkeit des Wetters nicht wissen konnte, ob das Boot imstande Ich begab mich also zur Hütte des sein würde, die Fahrt zu leisten.

und machte es mir dort so bequem, als dies auf den harten Lehmbänken möglich war. Am nächsten Morgen entlud sich wieder ein Gewitter, und in alten Indianers

Yampupata.

weniger

als einer

halben Stunde war der^ kleine

Hof

vor der Hütte mit

Lage von Hagelkörnern bedeckt. Als am Nachmittag der ]5oden etwas abgetrocknet war, begab ich mich ans Ufer der Bucht, um die grossen Strohfiösse zu beobachten, die von Zeit zu Zeit ankamen und abfuhren, denn Yam])upata ist der Ort, von wo aus der Verkehr Dies wird auch durch den Namen angedeutet, mit der Insel stattfindet. welcher aus Huampu-l\ata entstanden ist, zwei Worte, welche im Keshua einer dicken

Schiffdamm wohl ist

bedeuten.

geeignet

tief,

Der Landungsplatz

ist

ein niedriges Felsenriff,

zum Anlegen von Booten, denn dass Wasser daneben

aber weniger beciucni

für die

Leute, die sich einschiften wollen,


Die Gräber von

Sillustani.

425

da man auf der scharfen Felsenkante nicht sicher Fuss fassen kann.

dem Horizonte

Als die Sonne sich

Ufer bringen,

den

See

Haufen

stieg

Gepäck ans

zusenkte, Hess ich meiji

auf das niedrige Vorgebirge, das die Bucht gegen

und befahl den Söhnen des Indianers dort einen

schützt,

trockenen

zusammenzutragen.

Reisigs

Stunde auf meiner Warte gesessen und

in

Ich

wohl eine

hatte

eingebrochene

bereits

die

Nacht hinausgespäht, als ich einen dunklen Schatten langsam in die Bucht gleiten sah, und gleich darauf das ferne Schnauben des Dampfs und bei dem Flamme bemerkte man binnen kurzem

Ich Hess also meinen Reisighaufen anzünden,

vernahm.

Schein der hochauflodernden

ging

auf das

das

Boot,

ein

das

Einschiften

und

Gepäcks

des

der

Bei

Riff zuruderte.

meiner

hellen selbst

Beleuchtung

ohne

Unfall

von statten und zehn Minuten später befand ich mich wohlbehalten an Bord,

zu

nicht gevvusst,

meiner

um

und war darauf

geringen

nicht

welche Zeit

der

Genugthuung,

Dampfer

denn

ich

hatte

Chililaya verlassen würde,

Ankunft desselben möglicherweise stunden-

gefasst, die

lang auf einem Strohflosse in der Mitte der Bucht erwarten zu müssen.

Die Nacht war ruhig, wir wurden diesmal nicht durch Donner im Schlafe gestört

und langten

zeitig

am

Vormittage

in Pinio an.

Die Gräber von Sillustani. Statt

von Copacabana und Titicaca sogleich nach La Paz zurück-

zukehren, wie anfangs meine Absicht gewesen war, hatte ich vorgezogen,

vorher noch einen Abstecher zu machen,

von Tiahuanaco

um im

gleich diesen nicht von den Inkas herrühren,

von Puno befinden,

schaft

gelang

mir

Pferde

zu

Anschluss an die Ruinen

einige interessante Altertümer zu untersuchen, welche

auch,

mieten

gleich

und

sich in der

nämlich die Grabstätten von für

und um

8

Nachbar-

Es

Sillustani.

den nächsten Morgen die erforderlichen

Uhr

verliess ich mit

meinem Führer

die

Weg führte zunächst durch ein steiles, steiniges, von Regenbächen zerrissenes Thal auf die westlich von Puno gelegenen Höhen, bleibt dann eine Zeit lang auf der Tafel derselben, senkt sich wieder und kreuzt nach einander zwei 'l'häler und die dazwischen liegenden Der

Stadt.

worauf man

Bergrücken,

Umayo

erblickt,

an

in

einiger Entfernung

dessen Ufern

die

Ruinen

den Spiegel des Sees liegen.

Dieser See

ist

von nur massiger Grösse, sein etwas buchtiger Umfang mag 15 20 Kilometer betragen. Nahezu in seiner Mitte liegt eine Insel in Form eines steil

Berges

nach

mit

tafelförmigem Gipfel, der nach allen Seiten ziemlich

dem Wasser

abfällt.

Nach einem

Ritte

von fünf Stunden

am

Fusse des Hügels,

langten wir bei einem Meierhofe an, unmittelbar


Der

426 auf

dem

und besterhaltenen der

sich die bestgebaiiten

von Oitschaften oder Burgen, wo

her;

dort

worden

bestattet

Die Gräber haben genannt.

alle

Ende

einen

sind,

ungefähr

bestehen

Sie

ist

die

Menschen gewohnt haben,

nirgends eine Spur zu entdecken.

Form und werden

dieselbe

runden Türmen,

aus

doppelt so hoch waren untern

alten Grabstätten

Die hier vorhandenen alten Baureste rühren nur von Gräbern

befinden.

die

Titicaca-See.

als ihr

niedrigen

Durchmesser Eingang,

die

beträgt.

Chullpas

ursprünglich

etwa

Einige haben

am

der mit einer Steinplatte ver-

schlossen wurde, bei andern fehlt ein solcher.

In der

vom Turm um-

schlossenen Grabzelle wurden die Leichen der Verstorbenen beigesetzt,

Der See Umayo.

nach der

Peiu gebräuchlichen Gestalt mit über der Brust zusammen-

in

Händen, umwickelt mit Streifen und Stücken von Wollen- oder J^aumwollenzeug, und umgeben von einer Hülle, die entweder nur gefalteten

sackartig

des

oder

netzförmig

Umayo-Sees

sieht

Überall auf den HöIien

war.

man

die

kleinen Grablürmchen,

um

die Ufer

bald einzeln,

in Gruppen und Reilien. Die meisten sind roh und kunstlos aus Stücken von Sandstein erbaut, wie sie auf dem Boden umherliegen, die besseren sind aus behauenen Steinen aufgeführt, und von diesen finden

bald

sich die grössten

Dieser

durch

Hügel

einen

und bestgebauten auf dem Hügel von bildet

schmalen

eine

Halbinsel

in

dem

Rücken mir dem Lande

Sillustani.

kleinen See, die nur in

Verbindung

steht,


Die Gräber von Sillustani.

und

stellt

427

eine schmale, einen halben Kilometer lange Tafel dar, welche

70 Meter

dem

über

Spiegel

des Sees

liegt.

Der Rand der Plattform

wird von einer Lage von Klippen gleichsam umkränzt, und nahe an diesem Rande erheben sich in Reihen die Grabtürme. Vier oder fünf

noch ziemlich gut

derselben

sind

noch

Grundmauern

die

übrig.

erhalten,

Die

von den meisten sind nur

eigentümliche keulenartige

Form

Besterhaltene Chullpa in Sillustani.

dieser Bauten

ist

aus den beistehenden photographischen Abbildungen

ersichtlich.

Die besterhaltene

messer und

ist

ist

gegen

hat

an der Basis

neun Meter hoch.

vier

Meter im Durch-

Das obere gerundete

Drittel

von den beiden unteren durch ein etwas vorstehendes breites und

Gesims getrennt, dessen Durchmesser etwas grösser ist als der unteren Teils. Der grösste Grabturm steht am östlichen Rande des Hügels. Nur die dem See zugekehrte Seite ist an demselben vor-

glattes

des


Der Titicaca-See.

428 banden,

doch

ist

fehlende

der

nicht eingestürzt, sondern nicht

Teil

fertig gebaut worden, obgleich die dazu bestimmten Steine bereits behauen waren und in geringer Entfernung von dem Baue umhediegen. Um die Steine in ihrer Lage zu erhalten, hat man bei diesem Turme

eine Vorrichtung getroffen, die

man

den Flächen der

aneinander gefügt werden

Steine,

die

bei

den andern nicht bemerkt. In sollten,

sind

welche mit kleinen Steinen und

halbkugelige Vertiefungen eingehauen,

Mörtelmasse ausgefüllt wurden. Die Grabzelle dieses Baus besteht aus einem bnmnenartig gemauerten Schacht von sechs Meter Tiefe. Die zu

diesen beiden Chullpas verwendeten Steine sind meist von ansehn-

licher Mächtigkeit,

1,25 ]\Ieter

einzelne von grösserer Breite.

von

porösen Trach3^t,

genau

zugerichtet,

gemeisselt

besonders

Sie bestehen alle aus

welchem grosse Blöcke

Trotz der grossen Härte

umherliegen. sehr

hoch, gewöhnlich ebenso dick und breit,

wenn auch

einem sehr harten,

überall auf

des Steins sind

ihre

alle

Oberflächen

dem Hügel Baustücke

nicht

so

glatt

Immerhin bezeugt Zusammenfügung der Kupjjeln, bei denen jeder Stein, wie

sind die

die

Steine

in

Tiahuanaco.

Rundung des Turms und der Wölbung desselben entsprechend, nach einem Modelle gehauen werden musste, einen hohen Grad von Geschicklichkeit iu der Bearbeitung so schwierigen Baumaterials. Auf der

einem Stein der grossen, unvollendeten Chulpa

Die grössten Grabtürme stehen

ausgehauen.

der Halbinsel zugekehrten Seite,

dem

entgegengesetzten

indem dort

die

mit

sieht

man

Lehm verbunden

man

eine Eidechse

dem Isthmus dem Meierhof An

an der

unmittelbar über

Ende des Hügels

Bausteine

sieht alle

einige weisse

Türme,

sind, vielleicht

auch

getüncht waren.

Das Bestatten

der Toten über der Erde unter turmartigen Denk-

malen scheint den CoUas eigentümlich gewesen zu sein; doch ist die in Sillustani angetroftene runde Form der Grabtürme nicht die häufigere, an anderen Orten sind die Chulli)as meist viereckig, die gewöhnlichen aus

Bruchsteinen, die besseren aus behauenen Steinen erbaut.

ebener Erde befindlichen Grabzellen sind findet

man noch

Thongefässen. öfters

Überreste

In Mittelperu

nur

Die zu

in einigen

menschlicher Gebeine und Scherben von und am obern Maranon werden gleichfalls

an den Bergwänden Chullpas angetroften.

schreibung jener Gegenden erwähnt, aus

fast alle leer,

Sie sind bei der Be-

und nebst dem Vorkommen von

dem Aimarä herstammenden Ortsnamen

als

Beweise

weitere Verbreitung der Collarasse im peruanischen

für die einstige

Hochlande angeführt

worden.

Neben

den

Grabdenkmalen

findet

sich

in

Sillustani

noch eine


Grรถsste Chullpa bei Sillustani.

S. 428.



Die Gräber von

Merkwürdigkeit aus

alter Zeit, die

Sillustani.

Erwähnung

dem Isthmus

des Bergabhangs an der nach

429 Auf

verdient.

einer Stufe

zugekehrten S«ite sieht

man

mehrere Kreise von Steinen, die 25—30 Schritt im Durchmesser haben. Bei

dem am

besten erhaltenen unterscheidet

von Platten, ringsherum

An

läuft.

man

einen äusseren Kreis

eine Furche oder Rinne eingegraben

welchen

in

ist,

die

diesen äusseren schliesst sich ein innerer Kreis,

welcher aus einzeln stehenden, pfostenartigen unbehauenen Steinstücken besteht,

gleich

denen,

den Tempelhof

die

dem

Alte Steine vor

nach der Bergseite zu daselbst

Kreise

auch

ist

ist

Tiahuanaco einfassen.

Pfarrhause zu Hatun Colla.

der Kreis jetzt offen, scheint aber ursprünglich

geschlossen

gewesen zu

sein.

Die Bedeutung dieser

nicht klar, nur lässt sich in Anbetracht des Ortes

dass sie religiösen in

in

Thalseite sind diese Kreise durch einen Eingang unterbrochen.

Nach der

Zwecken dienten und

vielleicht zu der

annehmen,

Totenbestattung

Beziehung standen. Nicht weit

vom

westlichen Ufer des Umayo-Sees liegt die Ortschaft

im ganzen Hochland bekannt wegen der grossen Messe, die daselbst alljährlich abgehalten wird, und zu welcher Käufer und Ver-

Vilque,

käufer aus grossen Entfernungen logisches Interesse kleine

bietet

der

Legua nordöstlich von

zusammenkommen.

kleine Ort

Hatun

Sillustani liegt.

Um

Einiges

Colla,

archäo-

welcher eine

die alten Skulpturen


Der Titicaca-See.

AOQ

kennen zu mit

die sich daselbst befinden sollten,

lernen,

machte ich mich

meinem Führer am nächsten Morgen auf den Weg und

einer halben Stunde

Wohnplätze,

Es erwies sich

im Dorfe an.

als

der Puna gesehen hatte;

die ich in

langte nach

einen der elendsten

über die Hälfte der

Häuser war ohne Dächer, bei vielen die Wände bereits eingestürzt. Die erwähnten Skulpturen bestehen aus zwei anderthalb Meter hohen Sandsteinblöcken, welche zu beiden Seiten der Thür des Pfarrhauses aufgestellt sind.

Eidechsen,

Auf diesen Steinen sind in roher Weise Schlangen, ausserdem Figuren eingehauen, wie man sie

Kröten und

auf alten indianischen

haben, traf,

Geweben

sieht.

Wo

diese Steine früher gestanden

den ich vor seiner

wusste mir der junge Geistliche,

nicht

So

anzugeben.

armselig

und verlassen

so war es doch einst der Sitz eines der

aussieht,

jetzt

Wohnung

Hatun Colla

mächtigsten Häupt-

linge des Hochlandes und die ChuUpas auf Sillustani mögen die Gräber der Könige und ihrer Familienglieder gewesen sein. Das wenige, was

Hatun CoUas mitdas Bündnis des Häuptlings Sapana mit den Inka Huiracocha

die alten spanischen Chronisten über die Geschichte teilen,

und ist

spätere Unterwerfung aller Collas

die

schon

Gelegenheit

bei

unter

Beschreibung

der

dem Inka Yupanqui,

der Stadt Puno

erzählt

worden. Mit

dem

nächsten Postdampfer kehrte ich von Puno nach Chililaya

zurück und langte

wieder

in

Regenzeit,

La Paz

am

selben

Abend nach

von Mitte Dezember

schliesslich mit

dem Studium

Einige

bis

aus-

Das Aimarä wird gegenwärtig

die Aimaräsprache.

in ii

Provinzen der Republik Bolivia

gesprochen: an der Westseile der Andes

in

La Paz Omasuyu,

Carangas; an der Ostseite

Larecaja und LKjuisivi.

während der ganzen

Ende des Monat März,

zu

der Aimaräsprache beschäftigt.

Bemerkungen über

Sicasica, Oruro, Paria,

vierzehntägiger Abwesenheit

daselbst

verweilte

Ich

an.

in

Ingavi,

Yungas, Munecas,

Die Gesamtbevölkerung dieser Provinzen betrug

nach dem Census von 1854 ungefähr 520000 Seelen. Von i)eruanischem Gebiet kommen dazu zwei Provinzen des Departements Puno mit den südlich von dieser Stadt gelegenen Ortschaften Chucuito, Juli, Pomata, Cepita und die

Gegenden an der rechten Seite des Desaguadero. In Aimarä eine weit grössere Verbreitung gehabt

alten Zeiten scheint das

zu haben.

In den jetzt an Chile abgetretenen Gebietsteilen so wie im

Departement Moquehua wurde in vielen

Gegenden von

Mittel-

es bis an das stille

Meer

geredet, ebenso

und Nord-Peru, wie aus den

jetzt

noch


Einige Bemerkungen über die Aimarasprache.

Namen von

gebräuchlichen

Ortschaften Bergen und Flüssen hervorgeht,

welche im Keshua keine Bedeutung haben, daher aus

dieser Sprache

Nord-Peru,

in

a-ii

wohl aber

Aimarä und

ini

werden müssen.

abgeleitet

In Mittel-

den Gegenden nördlich vom Titicaca-See,

südlichen Teilen Bolivias, Potosl, Chuquisaca und Cochabambä,

Aimarasprache, oder die

ihr

ist

die

verwandten Mundarten, durch das Kesluia

verdrängt worden, allein in die Gegenden

am

südlichen Ufer des Titicaca

scheint diese Sprache nie eingedrungen zu sein, sich sehr angelegen sein Hessen, die

wiewohl die Inkas es

Einführung ihrer Staatssprache

Auch

Provinzen ihres Reiches durchzusetzen.

in allen

welche zur

die Jesuiten,

Erleichterung ihres Bekehrungswerkes die Keshuasprache

und aufrecht

und

sowie in den

begünstigten

nach

Eroberung des Landes durch die Spanier die einheimischen Mundarten in manchen Gegenden wieder die Oberhand gewinnen wollten, machten am Titicaca keinen Versuch die Aimarasprache zu unterdrücken, sondern bedienten sich derselben zur erhielten,

als

Ausbreitung der christlichen Lehre.

war der Hauptsitz

Juli,

am

westlichen Ufer des Sees,

Missionen und dort lebte und wirkte im letzten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts der Vater Ludovico Bertonio, der ihrer

Verfasser einer Grammatik und eines Wörterbuches, welche an Ort Stelle

gedruckt und die ersten

in

und

jenen Gegenden veröffentlichten Bücher

waren. In einigen Gegenden hat die Aimarasprache gegen das Keshua an Boden gewonnen, so in den am Ostabhange der Andes gelegenen Provinzen Vungas, Muiiecas und Larecaja, wo früher Keshua geredet wurde. Auch auf der Halbinsel Copacabana und auf der Insel Titicaca ist

unter der von den Inkas dort angesiedelten Bevölkerung die Sprache

derselben durch das Aimarä vollständig verdrängt

Die Stadt

worden.

Puno liegt auf der Sprachgrenze, wie Brüssel zwischen dem Flämischen und Wallonischen. Südlich von Puno herrscht das Aimarä, nördlich das Keshua. Auf dem Markte der Stadt sitzen die Hökerweiber der beiden Stämme zwar nicht ganz getrennt von einander, doch verkehren sie nur selten mit einander, und nur wenige verstehen etwas anderes, eigene Sprache.

als ihre

Was

das Verhältnis der beiden Sprachen zu

sind sie sich in

mancher Hinsicht

ähnlich,

durchaus von einander verschieden.

in

einander

betrifft,

so

anderen auch wieder

Die Verwandtschaft zeigt

sich in

der Gleichheit des grammatikalischen Baues, w'elche bis in die geringfügigsten Einzelheiten nachweisbar

Konjugation, wörter,

der Postpositionen,

ist,

in

der Bildung der Deklination,

der Bildung zusammengesetzter Zeit-

im Bau der Sätze und ihrer A^erbindung; ferner

in

der Aus-


Der Titicaca-See.

432 spräche der Konsonanten, imterschieden

Sprachen

werden.

bei

denen überall dieselben Modifikationen

Gänzlich

von

einander

grammatikalischen Formen,

in ihren

in

verschieden

sind

die

den Deklinations- und

Konjugationsendigungen, und besonders in lexikalischer Beziehung, indem die grosse Mehrzahl der Wurzeln, namentlich für die Gegenstände

und Handlungen des täglichen Lebens nichts mit einander gemein haben. Dass in der gegenwärtigen Umgangssprache viele Keshuaworte gebraucht werden, vermag an diesem Urteile über den ursprünglichen Sachverhalt nichts zu ändern, denn diese sind aus der Nachbarsprache

herübergenommen worden, wie neuerdings die spanischen. neben solchen Fremdausdrücken das eigene Aimaräwort noch gebräuchlich, oder wenigstens noch bekannt, andere Male ist es freilich allmählich Oft

ist

bereits in Vergessenheit geraten.

abgesehen von

dem

Eine andere Verschiedenheit, welche

Sinne des Gesprochenen

dem Zuhörer schon von

und Rauhigkeit des Klanges. Im Aimarä herrschen die Kehllaute weit mehr vor als im Keshua. Diese grössere Härte des Aimaräs wird noch vermehrt durch eine eigentümliche Unsitte dieser Sprache, von welcher das Keshua frei ist, nämlich von der Zusammenziehung und Abkürzung der Worte, der sogenannten Syncope, wodurch viele A^okale, bei den Deklinations- und Konjugations-Endigungen sowie auch bei den zusammengesetzten Zeitwörtern sowohl in der Mitte als besonders am Ende der Worte ausgestossen oder weggelassen werden. Diese Abkürzung der Worte durch Auslassung von Vokalen, wodurch weitem

ja

auffällt,

ist

die Härte

auch die gegenwärtigen Konjugationsformen unserer Sprache erheblich

härter

geworden

sind, als sie

im Altdeutschen waren, scheint im heutigen

Aimarä gegen früher zugenommen zu haben,

wie

sich

aus

der Ver-

Werken Die verschiedenen Stämme der

gleichung der jetzigen Sprache mit den von Bertonio in seinen

gegebenen Beispielen ersehen Aimaräs,

haben

die Bertonio in der

sich

lässt.

Vorrede zu seinem Wörterbuch erwähnt,

im Laufe der Zeit mit einander vermischt und werden gegen-

wärtig nicht

mehr unterschieden. Zugleich haben

erhebUchen Dialektunterschiede verwischt, fast in

jeder Ortschaft gewisse Besonderheiten

bemerkt werden,

wie dies ja in allen

sich

wiewohl in

auch die damals

auch heute

noch

der Umgangssprache

lebenden Sprachen der Fall

ist.


Höhenunterschiede der auf dieser Reise berührten Punkte.

433

Übersicht der Hölien der auf dieser Reise berührten Punkte. 2330 Meter » 2568 » 43o8

Arequipa, Platz

Yura Huincocaya

Mururata, Brücke

Coroico

990 Meter 1810 »

.

.

.

.

.

Choro

1520

»

4457 3815

»

Coripata

1920

»

»

Rio Tamanpaya

1200

»

3710 4660

»

Chulumani

1820

»

»

Puente de Chupe

3690 3266

»

Yanacachi

135° 2010

»

Pongo Unduavi

»

Rinconada

Sandillani

21 12

»

Apacheta

Crucero alto

Puno

La Paz Äpacheta de Yungas

Middendorf, Peru

....

III.

4100 4660

28

» »

»


IV.

Das Hochland von Süd-Peru. Reise von La Paz nach Kusko und

über Ayacucho

zurück nach Lima.

Sommers 1887/88

Die Regenzeit des

angefangen

als

früher wieder in

gewöhnUch,

La Paz milder und

wird ich

hauptsächlich

März

dem

in

die

Stadt

um meine

Da

Reise durch Süd-Peru anzudes

vom

tieferen

war

auch

März wurde das Wetter

am Morgen

nicht

ich

länger,

Als wir auf der

Gegenden vom

noch einmal

fuhren,

früher

diesmal

Verdunstung des Wassers erzeugt.

die

in

jetzt

sondern fuhr

Höhe

des Thalrandes ankamen,

Nebel freigeworden und wir sahen

ihrem Kessel; der Ilimani und die übrigen

Berge der Kette waren bedeckt. wir

Monat

angenehm, denn die Kälte der Sommermonate

fast

durch

Platz San Sebastian ab.

waren die

einen

grossen, von acht Pferden gezogenen Postomnibus

sämnte

so

hatte

Niederschläge

die

letzten Drittel des

nur hierauf gewartet hatte,

treten, 25.

Im

abnahmen.

daher

Der Anblick der Ebene, über welche

etwas weniger öde

als zur Zeit

meiner Ankunft.

Landes war bebaut mit Gerste, Kartoflfeln und Quinoa, allein die Ernteaussichten waren traurig, denn während im Thale viel Regen gefallen, waren auf der Hochebene die Niederschläge selten gewesen. Ein grosser Teil der Kartoffelfelder hatte von Nacht-

Ein grosser Teil

des

und die Blätter waren verwelkt. Die Quinoapflanzen, Tage zuvor in Obrajes, eine Legua unterhalb La Paz, über vier Fuss hoch gesehen hatte, waren hier nur zwei bis drei Zoll hoch gewachsen und an vielen Stellen ganz verkümmert. Es stand daher den armen Indianern ein Hungerjahr bevor. frösten

gelitten

die ich zwei


Chililava.

Um

drei

Uhr

langte

am Hafendamm

der

Wagen

435 Chililaya an,

in

wo der Dampfer

auf Post und Fahrgäste wartete.

Wir konnten uns indessen noch nicht sogleich an Bord begeben, denn die Karren,

bereits

Gepäck brachten, liessen ziemlich lange auf sich warten. Ich Anhöhe hinter dem Ort, um die Gegend noch einmal zu überblicken. Der Illampu und die übrigen Schneeberge der Kette waren in Wolken gehüllt. In einem Ausschnitt der Bucht sah man die weissen Häuser des Orts Huarina, in dessen Nähe die blutigste Schlacht der ersten Bürgerkriege Amerikas gefochten wurde. Dort wurden die königlichen Trappen unter Diego de Centeno von Gonzalo Pizarro und die das

stieg auf die

dessen

Lieutenant

Aufleuchten

des

Francisco

Glücksterns

Carbajal

wurde dieser bei Sacsahuana genommen und enthauptet.

von

Es war das letzte denn wenige Monate später

geschlagen.

Gonzalos,

den

Seinen

verlassen,

gefangen

Ich freute mich an Bord des Dampfers Yavari den Kapitän

Gamero

wieder anzutreffen, der mich nach meinem Besuche der Insel Titicaca in

Bucht von Yampupata

der

abgeholt

hatte.

Er war auch diesmal

wieder sehr freundlich und überliess mir, da die Kajüte von Passagieren überfüllt

war und

er die

Nacht auf Deck zubringen musste,

sein eigenes

Die Fahrt über den See ging ohne Enfall von statten.

Zimmer.

Wir

hatten kein Gewitter, doch wehte nach Mitternacht ein so starker Wind,

und

das

Schiff

nahm

so

Wasser über, dass der Kapitän

viel

genötigt sah, den Kurs zu ändern Schiffes

spät

am

gegen

die

W^ellen

richten.

Infolgedessen

kamen

wir erst

Vormittag, zwei Stunden nach der gewöhnlichen Zeit, in Puno

Zwei Tage darauf

an.

zu

sich

und stundenlang das Vorderteil des

begeben, dem

Hauptziel

reiste

ich

dieser

\veiter,

um mich

meiner letzten

nach Kusko zu Wanderung im süd-

amerikanischen Hochland.

Die Entfernung von Puno bis Kusko beträgt 77 Leguas (429 Kilowovon damals nur die kleinere Hälfte auf der Eisenbahn zurück-

meter),

werden konnte, denn die Schienen waren erst bis Santa Rosa einem kleinen Städtchen am nördlichen Ende des Titicacabeckens. Die dem Verkehr übergebene Bahnstrecke wurde zu jener Zeit wöchentlich von zwei Zügen befahren, die den Bedürfnissen

gelegt

gelegt,

wurden so wenig benutzt, dass die Einnahmen Der Zug, in den ich einstieg, bestand bloss aus drei Wagen, von denen zwei zur Personenbeförderung, einer für Gepäck und Frachtgüter diente. In der Abteilung erster Klasse Sassen vier Personen, von denen, wie ich vermutete, ausser mir nur noch

genügten,

kaum

denn

sie

die Betriebskosten deckten.

ein Herr eine Fahrkarte gelöst hatte,

ein

Mitglied des Kongresses für 28*


Das Hochland von Süd-Peru.

436

Puno, der während der ganzen Fahrt seinen zwei Begleitern gegenüber das grosse Wort führte, mit einem Schwall von hochtrabenden RedensDie Bahn führt anfangs in einem arten, wie man sie in Peru liebt. Bogen am Ufer des Sees hin, welcher hier sehr seicht ist. Man sah, dass noch vor kurzem während der Regenzeit das Wasser bis unmittelbar an den Bahnkörper gereicht hatte, seitdem jedoch gefallen und zurückgewichen war. Auf dem See schwammen zahlreiche kleine und und grosse Rohrflösse und viele Wasservögel. Nach einer Stunde verlässt die Bahn den See und wendet sich links nach Juliaca, immer durch ganz flaches und zum Teil sumpfiges Land. In Juliaca zweigt sich die nach Kusko führende Linie von der von Arequipa kommenden ab und läuft durch das weite Thal des Pucara-Flusses, der vom Passe der Raya herabkommt und in der Seeebene fast gar kein Gefäll hat.

mag

Wasserstand

mittlerem

Bei

kaum

dieser Fluss

so gross sein als

die Saale oder die LTnstrut vor ihrer Vereinigung.

Die erste Haltestelle

und das Thal benannt

von dem Stationsgebäude

während

Bahn dem

die

Pucarä, die Stadt, nach welcher der Fluss

ist

Der Ort

wird.

liegt

wohl eine halbe Legua weit

entfernt auf der rechten Seite des Flusses,

Ufer

linken

entlang

läuft.

Auf dem

Platze

neben dem Bahiisteig stand ein Schwärm von Indianern, die Mehrzahl Weiber mit dem runden Ketschua-Hut, Aimaräs,

alle

Coca kauend. in

der

wurde,

daneben auch nicht wenige und schmutzig, die meisten Abgesehen von der Sprache und einigen Besonderheiten

hungrig,

Kleidung,

zerlumpt

traurig,

besonders

der

Kopftracht,

zeigen die beiden Lidianerrassen,

Anwohner des

Titicaca-Sees zerfallen,

in

in

deren

welche

ihrer

bereits

erwähnt

gegenwärtig

die

Gesichts- und Körper-

bildung keine so wesentlichen Verschiedenheiten, dass sich daraus die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen erkennen Hesse.

ohne Zweifel daher, völkerung

dass

zum grossen

die

jetzt

Dies rührt

Keshua redende nördliche Be-

Teil aus Aimaräs

besteht,

die sich nach der

Eroberung des Landes durch die Inkas mit den von diesen eingeführten Ansiedlern,

Dagegen von den Lidianern der Yungas

den sogenannten Mitimaes, vermischt haben.

unterscheiden sich die Collas deutlich

und der nördlich gelegenen Hochthäler. Wie bei den meisten Indianern des Hochlandes ist auch bei den Collas der Kopf im Verhältnis zum Körper gross. Die Hautfarbe ist dunkel lederbraun, erheblich dunkler als bei den Yungas; das Gesicht breit, Backenknochen vortretend, Nase und Mund plump, Augen dunkelbraun, das WxMsse schmutzig, der Ausdruck matt. Die Haare sind

schwarz,

straff,

dicht

und werden lang getragen,

zuweilen

in


Pucarä.

um den Kopf gewunden.

Flechten

Der Körper

der Brustkorb lang und

Mittelgrösse,

437 ist gewöhnlich unter da wegen der Verdünnung

tief,

der Luft eine grössere Menge eingeatmet werden

Die Umrisse

muss.

doch ohne Neigung zur Fettbildung; Gliederbau ist kräftig, Füsse und Hände kurz und fleischig, ebenso Finger und Zehen; die Hacken wenig vortretend, das Gegenteil Negerfusses, bei welchem sich die Ferse klöppelartig vorwölbt. des Körpers sind gerundet,

Haarwuchs scheint

sich auf

dem Kopfe

besteht nur aus einzelnen Haaren

Haut

und

stumpfsinnig, er

traurig,

ist

Auf Pucarä

und auch unter dem Emfluss

ist,

folgt

die

Station

Ayahuiri,

In der

ein

grösserer Ort,

jedoch

Mitte erhebt sich, wie überall,

eine grosse Kirche über niedrigen, strohgedeckten Lehmhütten.

war

einst

im

Hauptort

ein

Gebiete

der

Nvegen eines Aufstandes derselben von Inkas

der

entvölkert

und

zerstört,

stieg der

schwadronierende Abgeordnete

Das Thal des beginnt

stark

schneebedeckte Spitzen, auch die Andeskette

kohlensäurehaltige

im Boden in

ein rundes

soll

Bodens

sie ist weit

höher

sind noch nicht sichtbar.

als die

Küstenberge,

Eine halbe Stunde,

Mineralquellen

Loch von

zu

drei Fuss

Tage

treten.

Man

sieht

Durchmesser, aus welchem

geringer Tiefe unter der Oberfläche befindliche Wasser keinen

Ausfluss hat, aber zeit

zeigt

Santa Rosa, die damalige Endstation der Bahn erreicht, hält an einem Orte, wo links in geringer Entfernung alkalinische

der Zug

das

und

Ebene gewesen

Die Küstenkette nähert

etwas zu begrenzen.

ihre Schneegipfel

man

was eine grosse Erleichterung

sich

von rechts her näher heran;

allein

aus,

Pucaräflusses, das bisher eine weite

jetzt,

sich allmählich

ehe

Jetzt wird da-

wie auch schon in Pucarä, nur Keshua gesprochen. In Ayahuiri

selbst,

tritt

Aya-

Colla-Indianer,

mit Kolonisten aus anderen Gegenden besiedelt wurde.

war,

die

verdrossen und

Getränke sich nicht aufheitert.

von sehr ärmlichem Aussehen.

war.

Der

der Ausdruck des Wesens der Collas, das schweig-

ist

sam, niedergeschlagen und teilnahmslos

huiri

die

des

der Bart

zuweilen vollständig,

fehlt

Der Ausdruck des Gesichts

ist glatt.

geistiger

erschöpft zu haben,

der

die

um

Eisenteilen

immer ungefähr

Quelle dieselbe

gefärbten

überfliessen

dieselbe

und

Höhe

die

behält.

In der Regen-

ringförmige Erhöhung des

von kalkhaltigen, durch Beimischung von Ablagerungen her, die sich am Rande nieder-

rührt

schlagen. Etwas vor vier Uhr langten wir in Santa Rosa an, nach einer Fahrt von sechs Stunden: eine traurige Reise über eine eintönige Ebene, die durch keinen

Baum, keinen Strauch unterbrochen, nur selten durch Zeichen von Anbau belebt wird, dünn bevölkert und bewohnt von unschönen, schmutzigen, zerlumpten Menschen, deren elende Wohnstätten


Das Hochland von Süd-Peru.

438

man zum Glück nur zeit

aus der Ferne erblickt. Übrigens war die Jahresnoch verhältnismässig die günstigste, denn die Regenzeit war eben

erst

vorüber und die Landschaft mit frischem Grün überkleidet,

Im Sommer, wenn

auch der Graswuchs nicht üppig war.

von

Vegetation

und der Zug über den

der Sonne versengt wird

Boden

getrockneten

in

einer erstickenden Staubwolke

die Fahrt noch viel trauriger

wenn

die dürftige

und unerträglich

dahinroUt,

aus-

mag

lästig sein.

Die kleine Stadt Santa Rosa (990 Einwohner) liegt bereits nahe am Fusse der Berge und am Eingang des Thals, welches zum Passe La Raya hinaufführt und in welchem der Pucarä herabkommt. Rechts vom Ort erhebt sich der Cunurani, ein mächtiger Berg, dessen Schneepyramide zum Teil durch eine davorliegende zackige Felsenhöhe verdeckt

Die von den

wird.

.Winde

wesentlich

tragen

weit rauher

ist als

Eisfeldern

dazu

bei,

dieses

Berges herabwehenden

dass das Klima von Santa Rosa

das anderer höher, aber geschützter gelegener Orte.

Ein deutscher Kaufmann aus Arequipa, den ich in Puno

an seinen Agenten, einen Wollenkäufer

traf,

hatte mir

Santa Rosa, einen Brief mit-

in

gegeben, damit dieser mir beim Mieten der zur Weiterreise erforderlichen Tiere behilflich sein möchte.

nach der

Wohnung

dieses

Als ich mich bei der Ankunft des Zuges

Mannes

erkundigte, traf es sich, dass er auf

dem Bahnhof zugegen war. Er stellte mir in zuvorkommender Weise seine bescheidene Wohnung zur Verfügung, was ich natürlich dankbar annahm, denn es gab im Orte keine öffentliche Herberge. Er war Witwer und bewohnte mit seinen zwei Töchtern ein Häuschen in der Nähe des Bahnhofs mit einem kleinen Hof, der halb angefüllt war mit übereinander geschichteten Ballen von ungereinigter Schaf- und Alpacca-

Während die jungen Mädchen aus einigen Vorräten, die Puno mitgebracht hatte, mir eine Abendmahlzeit bereiteten, und ihr A^ater ausging, um in meinem Interesse Maultiertreiber aufzusuchen, machte ich einen Gang durch den Ort, welcher beschaffen

wolle. ich

ist

von

wie die meisten im Hochland:

besetzt mit kleinen einstöckigen, einige

schäbige Kaufläden,

der Mitte

weitem

des Ortes

nach

etwas

wie

Bald nachdem ich den

gefunden

hatte,

Kunde, dass

Kusko

es

kam auch ihm

zu mieten,

überall

aber

alle

gedeckten Häusern,

Waren

mit ordinären

aussah,

ebenso kläglich erwies, wie

schlecht gepflasterte enge Strassen,

meist mit Stroh

ein Platz

bei

mit

näherer

dürftig versehen,

der Kirche,

Besichtigung

die sich

in

von als

anderen Gebäude.

Weg zum Hause dieser

selbst

bereits gelungen

sei,

meines Gastfreundes zurück-

zurück

mit

mir Tiere

der

für die

und zwar würden dieselben, wenn

erfreulichen

Reise nach

ich es wünschte,


Santa Rosa.

schon

am

4'^Q

folgenden Morgen

bereit sein. Dies war mehr als ich erund zu meiner Überraschung hielt der Treiber Wort, war sogar pünktlich, was bei seinen Berufsgenossen, und überhaupt auch sonst in Peru, so selten ist. Am Morgen wurde ich nach einer etwas unruhigen Nacht bei Tagesanbruch durch das Getrampel von Hufen im Hofe geweckt. Ich kleidete mich sogleich an, was auf den Reisen im Hochland nicht viel Zeit nimmt, denn man legt ja gcM'öhnlich nur einen Teil seiner Kleider ab, und trat hinaus, um meine Reisemittel in Augenschein zu nehmen. Man hatte mir ein Pferd und zwei Maultiere gebracht, das erstere war für mich bestimmt, die Maultiere für Gepäck und Führer. Da der Weg nach Kusko durchaus bequem und eben ist, war es mir heber ein Pferd besteigen zu können, weil die

wartet hatte,

Gangart der Maultiere bei der Beschleunigung gewöhnlich härter die eines Pferdes.

Wiewohl der Arriero

gekommen

bei Zeiten

ist

als

war, so

Mann Gepäcks auf dem

dauerte es doch ein paar Stunden, ehe wir aufbrachen, denn der hatte einige

Mühe,

die verschiedenen Stücke meines

Rücken des Lasttieres ins Gleichgewicht zu bringen, eine Schwierigkeit, die sich beim Antritt jeder Reise wiederholte, aber nur am ersten Tage, neue Treiber die

bis der

der Beladung

zweckmässigste Art

gefunden

hatte.

Die Strecke, die ich an diesem ersten Tage zurückzulegen gedachte, betrug

zwar nur acht Leguas,

doch war

ganzen Weges, wenn auch weniger scher Hinsicht. überschreiten,

Ich sollte

die

sie

interessanteste

des

in landschaftlicher als in geographi-

den Pass La Raya

welcher eine Wasserscheide

den Scheitelpass

zwischen

dem Becken

— des

und dem atlantischen Ozean bildet. Die Berge der und die der eigentlichen Hauptkette der Andes nähern sich, nachdem man das nördliche Ende des Sees verlassen hat, allmähhch immer mehr und bilden von Santa Rosa ab die Wände eines Thaies, Titicaca-Sees

Küstenkette

gewissermassen einer tiefen Rinne,

zum Passe

in

welcher

man am

Ufer des Pucarä-

Aber diese Steigung ist so gering, dass man ihrer zuweilen kaum gewahr wird, und man ist verwundert, wenn man sich endlich überzeugt, dass man, ohne es zu merken, den höchsten Punkt überschritten hat. Anfangs ist der Weg an manchen Stellen sumpfig und muss in der Regenzeit sehr unangenehm zu begehen sein. Flusses

An

diesen Stellen

hinaufsteigt.

ritten

wir auf

dem

ungefähr zur Hälfte aufgeschüttet war,

Damm als

der Eisenbahn,

Finanzlage der Republik eingestellt werden musste. der

Weg

allenthalben gut geebnet

und

welcher

der Bau wegen der bedrängten

trocken,

Weiter hinauf

er führt

ist

durch Triften,

auf welchen von den Bergwänden herabgestürzte Porphyrstücke umher-


Das Hochland von Süd-Peru.

440

Dass man sich der Passhöhe nähert,

gestreut liegen. vielen

welche die

kleinen Steinhaufen,

hohen Bergübergängen

an

der

pflegen, sogenannte Apachetas.

des

Seite

erkennt

man an

reisenden Indianer überall auf

Pfades

Endlich erblickt

zusammenzutragen

man

rechts

einen 15 Fuss hohen, kegelförmigen Haufen, das Zeichen, dass

am Wege man den

Pass erreicht hat.

Bald nachdem zeigt sich

ist,

nahe

man an der am Wege ein

südlichem Rande der Pucaräfluss

kleinen Steinpyramide

vorbeigeritten

kleiner See oder Teich,

aus dessen

Bach entspringt. Dieser See besteht eigentlich aus einer Reihe binsenumwachsener Weiher, an denen der Pfad durch Rasenmatten eine Strecke weit hinführt. Am nördlichen Ende derselben angelangt, bemerkt man, dass auch hier ein kleines Gewässer austritt,

beschleunigend.

als

kleiner

anfangs schleichend, aber bald seinen Lauf

Diese Reihe dunkler Weiher bildet also die Wasser-

denn aus dem unscheinbaren Bächlein, das am nördlichen

scheide,

Ufer derselben ausfliesst, wird später der grosse Ucayali, durch dessen

Vereinigung mit

dem Maranon

der Amazonenstrom entsteht.

wände

zu beiden Seiten des Passes sind

öffnet

sich

zu

kurzen,

einer

jäh

hoch und

steil.

Die Berg-,

Die

aufsteigenden Thalschlucht,

durch eine hohe glänzende Schneespitze abgeschlossen wird. der Huillcanota, einer der höchsten Gipfel der Andeskette. der westlichen,

östliche

welche Dies

ist

Auch über

der Küstenkette angehörenden Bergwand erheben sich

doch sind diese vom Passe aus nicht sichtbar. vom Pferde und lagerte mich zu kurzer Rast auf der Rasenmatte, dem Huillcanota gegenüber, um das Bild dieses merkwürdigen Ortes meinem Gedächtnis einzuprägen. In alter Zeit war dies schneebedeckte Gipfel,

Ich stieg hier

eine heilige Stätte.

Ein berühmter Sonnentempel soll hier gestanden von dem der Berg seinen Namen erhielt, denn Huillcanota ist

haben,

ein Wort der Aimaräsprache, welches »Haus der Sonne^x bedeutet'). Zwar wird hier im Volke Keshua gesprochen, aber ursprünglich herrschte in dieser ganzen Gegend die Aimaräsprache. Von dem Tempel lassen sich keine Spuren mehr nachweisen; einige alte, sehr zerfallene Mauern, die sich auf dem Passe finden, sind Resle eines Tambos, wie sie die

Inkas von Strecke zu Strecke an ihren Hauptstrassen

erbauen Hessen.

Herde schwarzer Alpacaschafe weidete zwischen den Mauertrümmern. Der Pass der Raya liegt 4525 Meter über dem Meere und

Eine

710 über

i)

dem

TiticacaSee.

Huillca, im alten

huillcan.

Uta, das Haus.

Aimara

die

Sonne; davon der Genetiv huillcana, synkopiert




Sicuani.

Gegen

Uhr

3

verliess ich

Weg

inzwischen seinen

den Pass und

fortgesetzt

mählich wie auf der Südseite,

Der Weg

schüssiger.

rasch

vermehrt,

führt öfters

man

dungen durch das

Arriero, der

anfangs

all-

etwas ab-

dessen Wasser

hin,

sich

zum Rauschen, und schon nach

einen kleinen Bergstrom,

Thal

tiefe

ist

jedoch wird das Thal

am Bache

wird

meinem

folgte

Der Abstieg

hatte.

bald

das Murmeln

kurzer Zeit erblickt

441

der in vielen Win-

Er wird Huillcamayo, auf

hinabfliesst.

genannt. Nach zweistündigem Ritte geAnbruch der Nacht zum Tambo von Aguas Calientes, wo man ein gutes Unterkommen findet. Er gehört zu einer Hacienda de ganado, einem Weidengut, auf welchem Viehzucht in spanisch Rio de Huillcanota

langten

noch

wir

vor

ziemlich grossem Massstabe auf südamerikanische Weise betrieben wird, d. h.

man

lässt die

Tiere

frei

Als ich

am

nächsten Morgen

Gegend mit

frisch

um

umherlaufen und nur einfangen,

durch Einbrennen der Marke zu zeichnen, oder wenn vor

Thür

die

gefallenem Schnee

sah

trat,

bedeckt,

der

sie

verkauft sind.

sie

ich

ganze

die

den

aber unter

Etwa 500 Schritt kamen wir zu den heissen Quellen, nach denen

Strahlen der Sonne im Thale bald wieder verschwand.

Tambo Namen Aguas

unterhalb des

der Ort seinen

Am

Calientes führt.

linken Ufer treten

Tage und bilden einen starken Bach; des Flusses und im Bette desselben sieht

die wasserreichsten Quellen zu

auch an der rechten Seite

man Dampf und

aufsteigen.

Das W^asser

verbreitet einen ganz

siedend heiss,

ist

schwachen Schwefelgeruch.

leicht

alkalisch

Etwas unterhalb

der Quellen hat der Fluss ein tiefes enges Bett in die Kalkfelsen ausgehöhlt,

die

geschlossen,

Wände so

man den

Fluss

in

einem unterirdischen Kanal

Wohnungen von Menschen werden

zahlreicher,

man

dann

sieht die

ersten Gerstenfelder,

etwas Gebüsch, aber noch kein Baum. •gani, 3'/.2

ein

werden,

Die Vegetation beginnt etwas kräftiger zu

brausen hört.

kleines

und

desselben haben sich oben zusammengeneigt

dass

folgt

das Thal

Weizen,

fällt

auch zuweilen

Die erste Ortschaft

Dorf von Lehmhütten

Leguas abwärts von Aguas Calientes.

am

die

stärker,

linken Ufer

ist

Maran-

des Flusses,

Bis hierher erstreckten

sich

zur Zeit meiner Reise die Erdarbeiten der Eisenbahn, welche jetzt bis

Sicuani ausgebaut worden

ist.

Hinter Marangani wird das Thal breiter

und erweitert sich zu einer fruchtbaren, gut angebauten, meist mit Weizen bestellten Ebene. Scheinbar am Ende der Ebene erblickt man in einer Entfernung von a'/j Leguas die Kirche von Sicuani, deren Zinkdach in der Sonne schimmert. Eine halbe Legua oberhalb dieser Stadt, die am rechten Ufer des Huillcamayo liegt, muss man den Fluss durchreiten,

der hier

bereits

wasserreich

ist

und später

nicht

mehr


Das Hochland von Süd-Peru.

442

Das Wasser der Furt

durchritten werden kann.

reichte

den Tieren

bis

an die Brust. Sicuani

die ansehnlichste Ortschaft des Thaies (2300 Einwohner),

ist

Hauptstadt der Provinz Canchis und

Sitz

des Subpräfekts.

Es

ist

ein

langgestreckter Ort mit gepflasterten Strassen, die Hauptstrasse hat so-

gar schmale Bürgersteige und sieht überhaupt freundlicher aus als die

man auf dem Wege nach Kusko berührt. Der Name dem Aimaräwort Sicuya-ni, welches einen Ort be-

anderer Orte, die entstanden

ist

aus

wo Rohr oder

deutet

Wir

»Röhricht«.

empfohlen

und kein Futter

Aufenthalt unseren

deshalb

Weg

man

Sicuani gelangt

dem

Das Thal wird

gehalten

der

voll

wurde.

kleinen Orte Chaca,

Eingeborenen,

Leguas

und

unterhalb

sogenannt nach der

Wir

führt.

von Indianern war,

Die

Santa Rosa

in

jetzt sehr flach

Zwei

seltener.

Brücke (chaca), die dort über den Fluss Hauptplatz,

mir

daher wir nach kurzem

die Tiere,

für

fortsetzten.

zu

der

daselbst nur verdorbenes Bier,

es

Weizenfelder

die

etwa besagt, was im Deutschen

einem Tambo,

vor

worden war, doch gab

nichts zu essen

sumpfig,

Schilf wächst, also

hielten

ritten

den

über

da daselbst ein Markt ab-

man

die

versammelt sah,

dort

unterschieden sich vorteilhaft von den Bewohnern der Hochebene.

Sie

waren von höherem schlankerem Wuchs, hatten bessere Gesichtsbildimg, freundlicheres Wesen,

ein

Ihre

kleidet.

runden

schienen

Hüte (monteras) wie die Ketschuas

schiedener

und waren besser

reinlicher

Ponchos waren von lebhaften Farben,

Weise

verziert

mit

in

sie

Puno,

aber

und Bändern.

Schnüren

be-

trugen dieselben ver-

in

Die Kronen

der Hüte waren bald von Filz oder Tuch, bald von Samt mit Krempen von rotem oder grünem Unterfutter. Auch unterhalb Chaca bleibt das Thal sumpfig, so dass eine Legua weiter thalabwärts der Weg eine lange Strecke

Cacha

liegt,

über einen Steindamm

wo

wir die

an

führt,

Ende der Ort

in

einem

Tambo

dessen Inhaber zugleich Ortsvorstand (Gobernador) und Posthalter

ab,

Wiewohl

war.

die

um

einen grossen

Hof liegenden Gebäude

wisse Wohlhabenheit des Besitzers bezeugten, tür

dessen

Wir stiegen

Nacht zubrachten.

uns etwas zu essen bekommen, noch trotz

Futter für unsere Tiere.

nebst

Käse;

einigen für

aller Bitten

des Arrieros

Wir mussten uns daher mit Thee begnügen

noch von Puno mitgebrachten Brocken von Brot und

seine

Tiere

stahl

und Gerste, welche

Klee

eine ge-

konnten wir doch weder

für

der

Treiber

das Vieh

am Morgen

des Wirtes

einige

Bund

gebracht worden

waren.

Der

nächste

Tag

morgens mit Ankleiden

(i.

April)

und

war Oster- Sonntag.

Während

ich

der Bereitung meines Thees beschäftigt


Cacha.

4^2

war, hörte ich Glockengeläut und das Gesinge einer Prozession nebst dem übrigen heiligen Lärm, der in Peru die religiösen Umzüge zu be-

von Raketen, Blasen von Hörnern und Blechschalmeien. Vom Hofe aus sah ich den frommen Zug sich hinter dem Hause den Abhang eines grünbewachsenen Berges hinaufgleiten pflegt: Böllerschüsse, Knattern

um auf dem Gipfel desselben ein neues Kreuz aufzurichten. Die Andächtigen wurden von einem Missionar geführt, dessen Predigt bewegen,

man in der stillen Morgenluft deutlich von oben Der Herr des Tambos mit Frau, Kindern und Gesinde schien auch mitgezogen zu sein. Als er mit den Seinigen wieder nach Hause kam, trat er mitten in den Hof, worauf zuerst die Glieder seiner Familie, sodann alle seine Leute, einer nach dem andern, vor ihm in

der Landessprache

herab vernahm.

um

niederknieten, seine Knie umfassten und ihn in ihrer Sprache

Segen baten.

Dieser wurde ihnen

erteilt,

indem der Herr

seinen

sich zu

dem

Knieenden niederbeugte, den rechten Arm um seine Schultern und die linke

Hand

auf seine Stirn legte.

hatte etwas ganz Rührendes.

Am

zum Aufbruch

bereit

heran und bot mir an, an seinem Frühstück teilzunehmen.

sah, trat er

Abend zuvor würde

haben,

Diese patriarchalische Feierlichkeit

Als der Wirt mich

allein

bei

ich einer solchen

dem Tagewerk,

Einladung gern entsprochen

das ich vor mir hatte, musste ich

meine Zeit zu Rate halten und lehnte daher dankend ab. Wir waren nahe an einem der interessantesten Punkte des Thaies, woselbst ich so lange

verweilen

wollte,

die zurückzulegende Tagereise

als

dem Tempel

nämlich bei

gestattete,

des Gottes Huiracocha zu Rajchi.

Der Tempel des Huiracocha wird gewöhnlich nach der Ortschaft Cacha genannt, er liegt aber eine Legua thalabwärts von diesem Orte in

unmittelbarer

Dorfes Rajchi.

Nähe,

beinahe

Schon von

den Häusern

zwischen

des

kleinen

bemerkt der Reisende, welcher

fern

in

dem

weiten Thale herabsteigt, eine dunkle Masse, die aus der rechtsseitigen

Höhenreihe

hervortritt

so

man den Kegel

erkennt

und den Thalboden eines

einengt.

erloschenen

Kommt man

Vulkans,

näher,

aus dessen

schräg abgeschnittener Spitze sich einst ungeheure Lavaströme ergossen

haben, von denen zwei

fast

das Ufer des Flusses erreichten.

Die aus

der erstarrten Lava entstandenen schwarzen zackigen Grate umschliessen einen dreieckigen

Raum, dessen

Spitze an

während die Grundfläche durch das wird.

In

diesem

genannt von

Dreieck

liegt

den Fuss des Vulkans

Ufer

stösst,

des Huillcamayo gebildet

das Dorf Rajchi

(spr. Rachtschi),

so-

den Töpferwaren (rajchi), mit deren Anfertigung sich seine Bewohner beschäftigen, und auf einer stufenartigen Erhebung des


D^s Hochland von Süd-Peru.

AAA

Bodens an der Ostseite des Dorfes nach dem A'ulkan zu, befinden sich die Ruinen des Tempels, die man schon von weitem über die niedrigen Dächer des Orts emporragen sieht. In Rajchi angelangt, liess ich meine Tiere in einen Hof stellen und ihnen reichliches Futter geben, dessen Ein sie nach der kärglichen Versorgung des vorigen Tages bedurften. Indianerjunge

kleiner

Weg

mir darauf den

zeigte

durch die

Die Grundmauern der Häuser sowie

engen

alle Ein-

Gassen zn den Ruinen. fassungen von Gärten und Feldern sind aus Bruchstücken grauer oder schwarzer Lava aufgeführt.

Der Tempel stand auf einer kleinen Ebene, Vulkans ausbreitet. meter

breit,

einen Kilometer

ist

mit Kleefeldern,

teils

Die Ruinen

Sie

im

bestehen

am

die sich tief,

Fusse des

einen halben Kilo-

mit Gemüsepflanzungen bedeckt.

teils

aus

wesentlichen

einer

hohen Mauer des

Hauptgebäudes und einer Reihe von Nebengebäuden, deren Mauerreste sich in regelmässigen Abständen von einander bis weit gegen den Fuss

Aus der hohen Mauer lässt sich auf die Form Ein noch vorhandener Giebel an dem einen Ende desselben lässt erkennen, dass diese Mauer die Mitte des Tempels in seiner ganzen Länge durchlief, ein hohes spitzes Dach trug und den durch dasselbe bedeckten Raum in zwei Abteilungen oder Hallen schied. Diese Hallen standen untereinander in Verbindung des Berges erstrecken.

des ganzen Gebäudes schliessen.

durch

Reihe von Thoren

eine

neun gewesen zu von

einander

breiter

als

Metern

ist

entfernt.

Die

oben.

sondern aus

den Lücken

sein,

Balken, in

der

diese

der Mittelmauer.

fünf Meter hoch,

Oberschwelle

die

Wand

aus

in

Es scheinen ihrer

und Nach Art der Inkabauten waren

je

fein

in

die

bestand

Mauer

ersichtlich

2'/._,

ist.

breit

nicht aus

fünf Meter

unten

sie

Steinplatten,

eingelassen wurden, wie aus Bis zu

einer

Höhe von

drei

behauenen, nach Inkaweise gefügten Lava-

(juadern aufgeführt, der obere Teil besteht nur aus Lehmsteinen.

Die

Mauer mag etwa 15 Meter hoch sein, ihre Länge bis zu dem am Südende war 66 Meter, oder noch etwas mehr, denn die nördliche

Giebel

Grenze des Gebäudes mauer,

die

den

lässt sich nicht

Die

genau bestimmen.

Tempel nach Süden

abschloss,

ist

in

Giebel-

ihrem oberen

Abschnitt zu beiden Seiten der Mittelmauer von je einem Fenster durchbrochen,

während

sich

s])rechend, zwei blinde

im unteren Teile, den oberen Fenstern entWandnischen finden. Links von der Giebelwand

erhebt sich eine runde Säule, in ihrem unterem Drittel aus Lavastücken, in

den oberen aus Lehmsteinen gemauert.

Diese Säule

ist

der einzige

Überrest einer Kolonnade, welche sich zu beiden Seiten des Gebäudes

hingezogen und den Rand des Daches getragen zu haben scheint.

Da




Tempel des Huirakocha. sich

445

der Fluchtlinie dieser Säulenreihe keine Reste einer fortlaufen-

in

Mauer entdecken lassen, so ist anzunehmen, dass der untere Teil des Gebäudes eine den

nach beiden Seiten hin offene Halle gewesen

deren beide

ist,

durch

Abteilungen

die

vorer-

wähnten Thore der Hauptmauer einander

mit

stock

Verbindung

in

Ein eigentlicher Ober-

standen.

scheint

gewesen zu

vorhanden

nicht

sein, bloss ein

durch

und

die Mittelmauer getragener

zugleich geschiedener Dachraum,

dessen

beide

unteren

die

Da

waren.

Hallen durch Thore, die

hölzernen

Thoren und Fenstern Stücke

diese

Lücken

in

Giebelwand des Tempels.

Abteilungen, wie

durch thürartige Fenster verbunden

welche

Schwellen,

stützten,

und aus

herabgestürzt

die

Mauern

zwischen

herausgebrochen worden sind, beiden

Öffnungen

so sind

sind

grosse

der Mauer entstanden.

Versuchen wir nun, nach den vorhandenen Überresten den Tempel in

seiner

ursprünglichen

Gestalt

uns vorzustellen, so müssen wir uns

sagen, dass das Bild kein unserem Schönheitsgefühl entsprechendes

Das

Gebäude muss

sich

ausgenommen

haben

Speicher, eine ungewöhnlich grosse Scheune. bei

allen

Inkabauten,

wie

ein

ist.

geräumiger

Das Dach, welches, wie

aus Punastroh bestand, war hoch und ziemlich

Der Giebel wurde getragen durch die noch stehende Mittelmauer beiden Seiten ruhte der Dachrand auf Säulenreihen. Wo sich bei solcher Anordnung der Räume die Zelle mit der Bildsäule des Gottes befunden haben mag, die Cieza beschreibt und noch an Ort und Stelle gesehen hat, lässt sich weder aus seinen Worten'), noch steil.

und

zu

aus den vorhandenen Bautrümmern ersehen und müssen wir daher annehmen, dass Teile des Gebäudes gänzlich verschwunden sind. Über die Nebengebäude des Tempels ist wenig zu bemerken. Es

i)

man

baute einen Tempel in diesem Ort Cacha,

bild in einer ziemlich

Zelle

ist

nicht

so

engen Zelle (un

gross und

retrete

geräumig,

Ticivicacocba errichteten, auch scheint die sein.

Cieza, Cronica

II,

Kap.

5.

wo

ein sehr grosses Stein-

algo angosto) aufgestellt wurde.

wie die in Tiahuanaco

Form

Diese

zur Erinnerung

seiner Bekleidung

an

nicht dieselbe zu


Das Hochland von Süd-Peru.

446

waren quadratische Gruppen von Häusern oder Zimmern, die wahrschein Hch Wohnungen für Priester und Räumlichkeiten zur Beherbergung von Pilgern enthielten.

Der Tempel zu Rajchi

nach der Form der Thüren und Fenster,

ist

sowie nach der Fügung der behauenen Steine zu urteilen, unzweifelhaft

Werk der

ein

Räume

seiner

Inkas,

seiner

hinsichtlich

Gestalt

und der Anordnung

jedoch den anderen von ihnen aufgeführten Tempelbauten

Tempel aus der Inkazeit Huilcas huaman. Der erstere ist eine und sind die von Huänuco nach innen geneigten Mauern, also gewisserPlattform, gestützt von ganz unähnlich.

Die

am

besten erhaltenen

viejo

massen eine Pyramide, stumpft

der zweite

ist,

die ist

geringer

in

ein steinerner

Höhe über

ihrer Basis abge-

Stufenbau.

Beide tragen auf

der ebenen Oberfläche oder Plattform kein Gebäude, sondern nur einen

von einer Brustwehr umgebenen freien Platz, in dessen Mitte sich die Eine Freitreppe führt zu demselben hinauf Hier Opferstätte befand. in

Rajchi

von einer solchen Anordnung keine Spur, wir müssen uns

ist

vielmehr

ein

Gebäude

gedeckten Königshäuser heit

gewesen

ist,

denken in

wie

Kusko.

darüber lassen sich

mit

die

Was

spitzen

Strohdächern

Grund dieser Verschiedennur Vermutungen aufstellen, mögder

von den übrigen Heiligtümern verschiedene Bestimmung dieses Tempels auch die Veranlassung zu einer abweichenden Denn während die übrigen Tempel Anordnung des ganzen Baues, dem Sonnendienste gewidmet waren, wurde in diesem Huiracocha verwar

licherweise

die

der oberste Gott im Hochland, welcher, wie der Pachacamac der

ehrt,

Küste,

Schöpfer

als

den Inkals

Über

der

Welt noch über die Sonne

als Schutzgeist ihrer

die

Gründung

dieses

Tempels werden uns zwei

von einander abweichende Überlieferungen Cieza

de Leon

Tempels

Huacac der

und Betanzos,

Letzterer

herrührt.

erzählt

folgendermassen:

gestellt

und von

Rasse betrachtet wurde.

die

die

mitgeteilt,

allerdings sehr

deren eine von

andere von Garcilaso de Veranlassung

Der siebente

zur

la

Erbauung

Vega des

König von Kusko, Yahuar

Blutweiner) war ein friedliebender, schüchterner Regent, Eroberungszüge unternahm und auch bei sonstigen militäri-

(der

keine

schen Unternehmungen seine Truppen nicht persönlich führte, sondern

durch

seinen Bruder Malta befehligen liess. Der unkriegerische Sinn Monarchen ermutigte den streitbaren Stamm der Chancas, welche westlich von Kusko in Chinchay-suyu (dem heutigen Andahuailas) ihre Wohnsitze hatten, zur Empörung; sie rüsteten sich im stillen und rückten plötzlich mit einem zahlreichen Heere gegen die Hauptstadt an. Der schwache König hatte von ihren Vorbereitungen nichts gemerkt, wohl dieses


Tempel

des Huirakocha.

aber sein Sohn und Thronerbe, dessen

den aber Montesinos

in

447

Namen

Garcilaso nicht anführt,

seinen Denkwürdigkeiten Inca Yupan([ui nennt.

Dieser Sohn war das Gegenteil seines Vaters: heftig, halsstarrig, kampf-

und man

lustig

Deshalb war er dem Inka verhasst

auch grausam.

sagt,

und lebte vom Hofe verbannt im Thale Chita bei Kusko, wo er die Herden der Sonne hüten musste. In seiner Einsamkeit hatte der junge Prinz

einst

sah

schlief,

die Gestalt eines

er

gewöhnlichen Menschen

den

umzog langes

sein

das

Gesicht,

Gewand

ganz

unähnlich

den Indianern

bei

wallte bis zu seinen Füssen.

einen Sohn des Sonnengotts "N'ater

Während er Mannes zu sich

einen seltsamen Tiaum.

um

der Inkas,

Ein

war.

langer

fast haarlos ist,

Er nannte

gesandt von

Inti,

einer Felsenhöhle

in

hereintreten, welcher

dem

sich

Bart

und

ein

Huirakocha,

gemeinschaftlichen

den König Yahuar Huacac vor einer grossen, ihm

und dem Reiche von selten der Chancas drohenden Gefahr zu warnen. Der Prinz begab sich zur Stadt, um seinem Vater den Traum zu berichten, allein der König hörte seine Erzählung mit Verdruss und schenkte ihr keinen Glauben. Drei Monate später verbreitete sich in Kusko das Gerücht, dass wirklich im Norden des Reiches eine Empörung ausgebrochen sei, und bald darauf wurde durch Anköm.mlinge bestätigt, dass die Chancas und deren Verbündete mit einer Streitmacht von 30,000 Mann unter der Führung des tapfern jungen Häuptlings Hancu Huallu im Anzüge seien. Als der zaghafte König Yahuar Huacac nicht länger an der Wahrheit der Kunde zweifeln konnte, verlor er vollends den Mut, und statt sich zum Widerstand zu rüsten, verliess er die Stadt, um sich nach der Colla zurückzuziehen. In Begleitung seiner Venvandten und vieler vornehmen Inkas er,

gelangte

er

so

als

der

treten sich

verlassen,

begannen

verbannte

Prinz

Halt machte,

bereits

vorhielt,

wo

nach allen Richtungen zu flüchten,

er in

schliesslich

erretten oder zu sterben.

um

Das

seiner

Stammesgenossen

seine

nach Kusko zurückzukehren,

aufrichtete.

Er begab

ernsten aber gemässigten Worten

Tone seinem Vater das Schimpfliche und

um Erkundigungen

erschien und durch sein entschlossenes Auf-

den gesunkenen Mut der Inkas wieder nach Muina,

traurigem

ein

erholt,

Die Bewohner der Hauptstadt, von ihrem

über die Feinde einzuziehen.

Könige

wo

Muina, fünf Leguas südlich von Kusko,

bis

von seinem Schrecken etwas

die heilige Stadt

Beispiel des

Zauber auf die Flüchtlinge,

alle

und

in

Handlungsweise

aufforderte, mit

ihm

von den Feinden zu

jungen Mannes wirkte wie

Waflenfähigen scharten sich

um

beim Könige blieben nur die Alten und Kraftlosen. Der Prinz, der von jetzt ab nach dem Traumbilde, das er gehabt, den Namen ihn,


Das Hochland von Süd-Peru.

44?

Huiracocha

sammelte ein kleines

führte,

Zwar konnte

führte es aus der Stadt.

kaum

Heer von 8000 Mann und

er mit so geringen Streitkräften

hoffen den Chancas zu widerstehen, aber binnen

kurzem besserte

Die Quechuas, ein Stamm, dessen Wohnsitze an das Gebiet der Chancas grenzten, waren von jeher erbitterte Feinde ihrer sich seine Lage.

Nachbarn und

treue

Bundesgenossen der Inkas gewesen.

die Kriegsrüstimgen der Chancas vernahmen,

Als sie daher

hatten sie nicht auf eine

von Kusko gewartet, sondern alsbald von selbst ihre Krieger versammelt und zogen jetzt mit 20000 Mann der bedrängten Hauptstadt zu Hilfe. Ihre rechtzeitige Ankunft hob den Mut des InkaAufforderung

den der

heeres, welches darin einen Beweis des Schutzes erblickte,

dem

Traume erschienene Gott versprochen hatte. Wenige Tage nach Ankunft der Quechuas erschien auch das Heer der Chancas. Die Prinzen im

war blutig und

Schlacht

blieb

unentschieden; endlich, infolge

lange

eines Seitenangriffs einer Abteilung der Quechuas,

begannen die Chancas

zu weichen, der Sieg der Inkas war vollständig und der tapfere

Huallu

fiel

verwundet

Nachdem

der

in

Prinz

Hancu

Gefangenschaft.

den Priestern und Sonnenjungfrauen

sowie

seinem Vater die Niederlage der Feinde angezeigt, zog er mit 6000 ausgewählter Truppen Herrschaft

der Inkas

in

das Gebiet der Aufständischen,

um

Mann

dort die

wieder herzustellen und zu befestigen.

Die be-

Verbündeten und Stammesgenossen des jungen Fürsten waren überrascht ob der Sinnesänderung, welche in diesem siegten Feinde wie die

vorgegangen zu sein schien. war

Charakter

gänzlich

Sein früher so harter, wilder, ja grausamer

umgewandelt.

Er behandelte

Chancas mit Milde, schonte die Verwundeten und gab frei.

Nach Kusko zurückgekehrt, wurde

Einzug

als

konnte

an

der

alles,

was

denn

war zu

bei

besiegten

Gefangenen

seinem

glänzenden

Retter mit überschwenglichem Jubel empfangen.

dem

für ihn;

er

die alle

Nur

einer

allgemeinen Freude nicht teilnehmen: der alte König;

Sohn Grosses vollbracht hatte, war ja ein Vorwurf Vater war sein Sohn zu verhasst, und seine Engherzigkeit sein

um

diesem die Thaten zu verzeihen, die er selbst nicht auszuführen vermocht hatte. Der Prinz hatte mit seinem Vater eine gross,

lange Unterredung in Muina, deren Ergebnis war, dass Yahuar Huacac

seinem Sohne

Tode Kusko

die

zurück,

zwischen wurde.

die

Regierung

abtrat.

Er

selbst behielt bis zu

Abzeichen der königlichen Würde,

dem

sondern

blieb

in

Muina,

wo ihm

See von Muina und Oropesa ein

seinem

kehrte aber nicht nach in

der Thalenge

stattlicher Palast erbaut


Ursprung des Tempels bei Cacha.

Zum Andenken

pampa

die Rettung

an

würdigen Sieg über

die

das Blutfeld

Gott, der

ihm

und ihm

seinen

erbauen.

Der Name

44.0

der Hauptstadt durch den denkChancas auf der Ebene, die seitdem Yahuar genannt wurde, Hess der neue Inka dem

von Chita im Traume erschienen war

einst in der (trotte

verheissen

Schutz

des

Gottes

hatte,

einen

Huiracocha

Tempel zu

ging

fortan

Cacha den

auf

König über.« So

Erzählung Garcilasos über den Ursprung des Tempels

lautet die

dem Leser

bei Cacha,

deren UnWahrscheinlichkeit

aufdrängt.

Der Aufstand der Chancas, die Gefahr der Hauptstadt Kusko

und deren Rettung durch Hauses,

königlichen

gewesen zu ihre

allein

sich

freilich

sofort

die Entschlossenheit eines jungen Prinzen des

scheint

allerdings

eine

geschichtliche Thatsache

denn sie wird auch von anderen Chronisten berichtet; Verknüpfung mit der Fabel eines Traumbilds und der sein,

Erscheinung eines Sonnengottes

Schutzgottes,

genannt habe,

Inti

der sich Huirakocha ist

und Sohn des

eine phantastische Ausschmückung,

aus welcher nur hervorgeht, dass Garcilaso über die Vorstellungen der alten Peruaner hinsichtlich des Gottes

Man

fragt

seinem

sich

billigerweise,

Schutzgeist

aus

in der

fernten

Dankbarkeit weihte,

oder auf

seiner Erscheinung,

Huirakocha nicht im klaren war.

weshalb der Votivtempel, den der Prinz

dem

Hauptstadt errichtet worden sein Orte,

der

sollte,

den Begebenheiten

mit

nicht in Chita,

Schlachtfeld von

in

am

Orte

Yahuarpampa oder

sondern an einem

ent-

gar keiner Verbindung

Der Sachverhalt war vielmehr ein ganz anderer und die von Cieza de Leon und Betanzos nach Erzählungen der Eingeborenen mitgeteilten Sagen, führen die Entstehung des Tempels und die Verstand.

ehrung des Gottes Huiracocha auf Ereignisse ganz verschiedener Natur zurück.

In alten Zeiten, so lautet diese Sage, lange vor der Herrschaft der Inkas, erschien im Thale des Huillcamayo ein

des Titicaca, von Tiahuanaco herkam. weisser

Hautfarbe

in

habenem Wesen und der

kranken

weisse

Gewänder

grosser Kraft,

Menschen.

gekleidet,

ein Lehrer der

ein

Gestalt,

Mann von

von er-

gesunden und Arzt

Er nannte sich Con Ticiviracocha, war ein

Gott und Schöpfer der Welt. Indianer gelangte, in die

Mann, der von den Ufern

Er war von hoher

Als dieser Gott in das Gebiet der Canas-

Gegend von Cacha, ward

er übel

aufgenommen:

und trachteten ihm nach dem Leben. Da fiel auf einen Wink des fremden Wanderers Feuer vom Himmel und entzündete einen Berg, dessen Brand allen Verderben drohte. Die erschrockenen Eingeborenen baten um Gnade und der fremde Mann die Eingeborenen

Middendorf, Peru

III.

erhoben

sich

29


Das Hochland von Süd-Peru.

450 verzieh

ihnen,

dem Feuer

befahl

und offenbarte den

verlöschen

zu

er seine Wanderung Norden zum Meere hinab und verschwand in den Wogen. Zum Andenken an das Ereignis im Thale des Huillcamayo, und um ihrem Retter ein Zeichen ihrer Dank-

Menschen

durch das Hochland

geben,

zu

barkeit

dem Huirakocha und

langem Bart stellt

die F.ingeborenen an jener Stelle einen

errichteten

geweihten

dessen

die

Stätte

heiligster

Mannes von hoher Gestalt mit Füssen herabwallendem Gewände aufge-

den

zu

Tempel, an

Gestalt

in

setzte

endlich im

stieg

fort,

des Gottes

Bildsäule

Darauf

Wesen.

göttliches

sein

eines

war.

Der Inhalt dieser Sage,

sowie

die

Lage des Tempels am Fusse

eines erloschenen Vulkans, aus dessen Krater sich einst ungeheure Lava-

ströme ergossen haben, eröffnen unerwartete Aufschlüsse über die Vorstellungen der

Bewohner des Hochlandes sowie

Gottes Huirakocha,

über

die

hinsichtlich des

man

Wesens

Wortes.

Die mancherlei Vermutungen, die

konnten

deshalb zu keiner befriedigenden Erklärung führen,

dabei ausser acht

liess,

ihres

Bedeutung dieses

etymologische

hierüber aufgestellt hat,

dass Huirakocha nur ein Teil des

weil man Namens ist,

dem Zeugnis von

Cieza und Betanzos Coiiticiviracocha Wort Huirakocha für sich allein keinen Sinn, oder doch einen zur Bezeichnung eines Gottes ungeeigneten, denn und kocha — See bees ist zusammengesetzt aus huira Fett Ein ganz deutet also einen See oder auch nur eine Lache von Fett.

welcher

nach

lautete.

In der That giebt das

sich, wenn man den vollständigen Namen zerEs bedeutet nämlich tici, oder richtiger geschrieben ticsi die Erde, den Boden als Ganzes'), ticsi-huira, das Fett des Bodens

anderer Sinn aber ergiebt gliedert. feste

nämlich die Lava, mithin ticsi-huira-kocha einen Lavasee.

Con

ist

durch

Verstümmelung entstanden aus dem Adjektiv K'oni, heiss. Der ganze, nach der richtigen Aussprache geschriebene Name würden also lauten: k'oni-tijsi-huira-kocha, der See heisser, flüssiger Lava, und somit als göttliches

Erde.

')

Wesen Bei

personifiziert:

dem

der Gott des feuerflüssigen Innern der

Erstarren der Lavaströme zu Bergrücken sahen die

staunenden und erschrockenen Bewohner den Gott gewissermassen bei

1)

Grund 2) statt illa

Daher

der Grundstein,

ticsi-rumi,

Ein anderer

alter

Chronist (Montesinos)

con oder k'oni das Wort ist

ticsi-muyu,

der Erdkreis,

ticsi-nianta,

von

aus.

entstanden aus

illaj

illa,

oder

welches illac,

glänzen, leuchten, schimmern, glühen;

glühende Lavasee.

dem

hat

in

seiner

Angabe des Namens

Sinne noch besser entspricht, denn

aktivem Partizipium lUa-ticsi-huira-kocha

des Zeitwortes

würde

illay

also bedeuten: der


Ursprung des Namens Huirakocha.

seiner Arbeit, vielleicht

sie

mochten wohl

schliessen,

d-^l

auch andere Berge,

dass

die ganze Erdveste einen ähnlichen Ursprung gehabt

habe,

und gaben daher ihrem Gott das Beiwort: pacha-cachic, der Schöpfer Da das Wort k'oni-ticsi-huira-kocha zu lang oder Urheber der Erde. war, so liess man mit der Zeit die erste Hälfte desselben weg, und die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Huirakocha geriet wahrscheinlich

auch bei

den Eingeborenen allmählich vollständig

Vergessenheit.

in

Die Vulkane des peruanischen Hochlandes werfen nur Asche und Steine aus, und der Begriff flüssiger Lava, die vielleicht in Jahrhunderten niemand wieder gesehen hatte, verschwand ganz aus der Erinnerung der Menschen. Weder das Keshua noch das Aimarä besitzt ein besonderes Wort für Lava, daher man sie als das bezeichnet hatte, was sie

zu sein schien: flüssiges Fett des Bodens. In seiner Abhandlung über die religiösen Vorstellungen der alten

Peruaner hebt Garcilaso (Coment,

I,

2),

allerdings mit

dass in seinem Geburtslande allenthalben

Wesen

der Glaube an ein höchstes

geherrscht habe, welches auch die Inkas, als Schöpfer und Er-

der Weit,

halter

Nachdruck hervor,

über ihren Gott, die Sonne,

stellten.

dem Namen Pachacamac, Küstengegenden verehrt wurde, besonders in dem

diesen Gott nur unter

Tempel im Thale von

als

Er kennt aber

welcher er

in

den

grossen ihm geweihten

Dass aber dieselbe Gottheit im Hochland

Lurin.

dem Namen Huirakocha benannt worden sei, scheint gewusst zu haben und verwirft den Namen ticiviracocha als mit

er

nicht

ein

Wort

ohne

Sinn, welches nur durch die Unwissenheit der spanischen Chronisten

und

ihre mangelhafte

gerechtfertigt dieser trifft

er

doch

er

Kenntnis der Inkasprache eingeführt

diesem Falle

in

vom Tempel

sei.')

So

manchen anderen Dingen sein mochte, Garcilaso selbst. Aus der Beschreibung, die

Vorwurf

in

giebt, geht hervor, dass er

denselben nicht selbst gesehen

Das aus k'ofii entstandene Wort con wurde als der Name einer alten Gottheit und ist als solches auch in Tschudis Wörterbuch der Keshuasprache an-

gedeutet,

geführt, findet sich aber in

Gomara

keinem der alten Vokabularien.

(Historia de las

233) bemerkt in seinen sehr oberflächlichen Notizen über die Religion der alten Peruaner: Im Anfange der

.Indias,

Welt

Coleccion de Historiodores primitivos de Indias

in

soll ein

Knochen

Mann von Norden

hatte.

Er nannte

sich

her

gekommen

sein,

I,

Namens Con, welcher

keine

Sohn der Sonne, schuf Männer und Weiber Nach ihm kam Pachacamac, gleichfalls ein Sohn

einen

und gab ihnen Früchte und Brot. der Sonne und des Mondes, dessen Namen »Schöpfer« bedeutet. Dieser verbannte Con, verwandelte dessen Menschen in Katzen und erschuf sie dann von neuem,

') y por esto en sus Historias dan otro nombre ä Dios, que es Ticiviracocha, que yo no se que signifique, ni ellos tampoco (Lib. I, P. 35).

29*


Das Hochland von Süd-Peru.

452 Er

hat.

verliess seine

nach Lima,

um

Heimat im

sich dort

20.

Jahre und begab sich von

Cacha

nach Spanien einzuschiffen.

Kusko

lag nicht

auf seinem Wege hätte er den Ort gesehen, so würde der AnbHck des Vulkans und die sich daran knüpfenden Sagen ihn bei seiner Kenntnis der Keshuasprache gewiss über die Bedeutung und den Ursprung des ;

Wortes Huirakocha belehrt haben. Bald nach Mittag hatte ich meine photographischen Aufnahmen und Messungen der Tempelruinen beendigt, und da auch meine Tiere vollständig gesättigt vor Haufen unberührten Futters standen, so brach ich von Rajchi auf, um meine Reise fortzusetzen. Der Weg bleibt beständig in

der

Nähe des Huillcamayo,

scheinbar

dianern, Männer,

und

sich auf ihre

An

Strom.

tiefer

in

dieser

ein ruhig fliessender,

Gruppen von

In-

Weiber und Kinder, auf dem Rasen am Wege sitzend

Weise des Osterfestes freuend.

Grosse thönerne Henkel-

plumpe Thonden Händen, und die meisten waren unter dem Einfluss des Getränkes. Der Rausch der Chicha

krüge, mit Chicha gefüllt, standen vor

becher oder Kürbisschalen bereits stark

Gegend

vielen Orten trafen wir

schien ein gutartiger.

ihnen, alle hatten

in

Die Leute sassen mit gläsernen Augen, stumpf-

sinnigem Gesichtsausdruck oder blödsinnigem Lachen: kein Lärm, kein Zank, nur selten Gesang.

Zwei Leguas unterhalb Rajchi

auf

liegt

dem

linken Ufer des Flusses

die kleine Stadt Tinta (1300 Einwohner), welche mit der an der rechten Seite bleibenden Strasse durch eine steinerne ist

der Hauptort der Provinz,

aufstand

unter

in

Tupac Amaru ausbrach

spanischen Kolonialverwaltung,

Brücke verbunden

welcher der letzte (1780).

ist.

Sie

grosse Lidianer-

Die Missbräuche der

Bedrückungen und Misshandlungen, deren Opfer die Eingeborenen waren, hatten zu jener Zeit einen solchen Grad erreicht, die Erbitterung und der Durst nach Rache war so allgemein, dass sich die Empörung vom Thale des Huillcamayo über das ganze südliche Hochland bis nach Tucuman ausbreitete.

canqui,

An

die

Ungerechtigkeiten,

der Spitze der Aufständischen stand Jose Gabriel Condor-

Kazike von Tungasuca

in

der Provinz Tinta, ein

Nachkomme

des unglücklichen Inka Tupac Amaru, der auf Befehl des Vicekönigs Francisco de Toledo vor mehr hauptet wurde.

als

200 Jahren

Gabriel Condorcanqui

nahm

in

(1572)

in

Kusko

der Folge den

ent-

Namen

und der von ihm geleitete Aufstand ist als RevoTupac Amarus bekannt. Der erste Akt Condorcanquis war die Gefangennahme des Corregidors von Tinta, Antonio Arriaga, der wegen seines Vorfahren an,

lution

seiner Habsucht und Gewaltthätigkeit besonders verhasst war. Dieser wurde nach Tungasuca geführt und dort vor einer grossen Versammlung


Tinta.

453

von Eingeborenen auf dem Platze des Ortes erdrosselt. In derselben Gegend, wo der Aufstand begonnen, ereilte Tupac Amäru nach drei Jahren auch sein Schicksal.

In

dem Dorfe

Llanqui bei Tinta wurde

er durch Verrat seiner eigenen Leute gefangen genommen und nach

Kusko

Dort machte ihm der berüchtigte A^isitador Arreche

gebracht.

den Prozess. Er wurde verurteilt, sein Weib Micaela Bastidas, einen Sohn und seinen Schwager vor seinen Augen sterben zu sehen; darauf sollte er zum Richtplatz geschleift, ihm die Zunge ausgeschnitten und sein Leib

Da

sodann durch Pferde zerrissen zu werden.

des Körpers

wiederholtem Antreiben

bei

das Zerreissen

der Pferde nicht gelang, so

wurde dem Unglücklichen endlich auf Befehl des Visitadors der Kopf Vor der Hinrichtung hatte Arreche das Abendmahl

abgeschnitten.

genommen und knieend mehrere Messen heil

angehört, die er für das Seelen-

des Verurteilten lesen Hess.

Trotz

des

historischen

das

Interesses,

sich

an

den Ort Tinta

würde ich vorbeigeritten sein, wurde jedoch in unerwarteter Weise gezwamgen, der Stadt einen kurzen Besuch zu machen. Ich war bereits hundert Schritte von der Brücke entfernt, als ein junger Mensch knüpfte,

mit

einer

und bewaffnet mit einem Remingtonkam und mich ersuchte, ihm

Mütze

militärischen

gewehr, schreiend hinter mir her gelaufen

zum Subpräfekten

zu

folgen.

Da

der Bursche augenscheinhch schon

Chicha im Leibe hatte und seine Befehle etwas lallend vorbrachte,

viel

so

glaubte

meinen

ich

Weg

mit einem Betrunkenen zu thun zu haben und wollte Allein

fortsetzen.

der Soldat ergriff den Zügel meines

Pferdes und erklärte, ich müsse ihn durchaus auf die Präfektur begleiten,

denn niemand dürfe von Tinta weiter zu

haben.

Da

reisen,

ohne

sich ausgewiesen

Leute aus der Stadt, die herzugetreten waren,

einige

die Aussage des jungen Mannes bestätigten, dass wirklich eine solche Verordnung erlassen worden sei, so blieb mir nichts übrig, als umzukehren und durch die schlecht gepflasterten Strassen des Städtchens bis

zum

Ich

Platz zu reiten, in

fand

ein

kleines,

von Freunden

in

dessen Nähe der Herrscher von Tinta

residierte.

mageres Männchen, der im Kreise einer Anzahl

der landesüblichen Weise das Osterfest

feierte.

Der

halb angetrunkene Subpräfekt überhäufte mich mit übertriebenen Höf-

lichkeitsbezeugungen und war stolz auf die Ehre, einen so vortrefflichen,

ausgezeichneten

Grund, weshalb

Mann alle

in

seinem bescheidenen Hause zu sehen.

Der

durch das Thal Reisenden sich ausweisen mussten,

war ein Befehl des Präfekten von Kusko, welchem gemeldet worden von einem Bataillon in Arequipa seien einige Soldaten und ein

war,

Unteroffizier desertiert.

Man

vermutete, dass diese aus

Kusko gebürtigen


Das Hochland von Süd-Peru.

454

Heimat zurückzukehren, und wollte dem Subpräfekten meinen Dank aus für die Ehre, für einen entlaufenen Soldaten gebalten worden zu sein und wollte mich emi)fehlen. Dies war jedoch nicht so leicht, und man erlaubte mir nicht das Haus zu verlassen, ehe ich mit dem Leute versuchen

würden,

ihre

in

Ich drückte

dieselben unterwegs ergreifen

mit jedem einzelnen seiner Gäste Chicha getrunken

Subpräfekten und

Darauf endlich

hatte.

der erstere herbei, den Pass, den

sich

liess

in-

zwischen ein Schreiber ausgestellt hatte, zu unterzeichnen. Eine Legua thalabwärts von Tinta

kommt man nach Cumpapata,

einem ziemlich ansehnlichen Dorfe aus Lehmhütten, auf einer hundert Fuss über der Thalsohle liegenden Ebene, die gleich hinter dem Orte nach einem dort einmündenden Nebenthaie in

Der

abfällt.

Fluss, welcher

diesem Thale von der östlichen Andeskette herabströmt, heisst gleich

dem

Er

Orte Cumj^apata.

camayo

ebenso

fast

viel

reissend und trübe

ist

Wasser

zu,

und

dem

führt

Huil-

dieser selbst schon enthält.

als

Eine neue, gut gebaute Brücke von zwei Bogen führt über den Fluss

Auf dem Platze vor der Brücke war eine Versammlung von Indianern, das ganze Dorf schien ausgezogen zu sein. Alle sassen in Gruppen und Kreisen um grosse Chichakrüge. I)ie vielen buntgestreiften Ponchos und die flachen bebänderten Hüte nahe an seiner Mündung.

grosse

boten ein heiteres, malerisches Bild.

Wieder zwei Leguas weiter abwärts wohner),

ähnlicher

ein

Mündung

von

eines

Checacupi

(1200 Ein-

wie

den

Namen

Dieser Lage scheint er seinen der

liegt

Cumpapata und wie dieser an der Schneebergen herabkommenden Stromes.

Ort

zu verdanken, welcher nicht aus

Keshuasprache stammt, sondern gleich vielen anderen Ortsnamen

des Huillcanotathales Checa-cupi

und

links

dem

aus

rechts,

Aimarä.

dieser Sprache bedeutet

In

wie denn in der That die Häuser des

an beiden Ufern des Nebenflusses liegen, und zwar der grössere

Orts

Teil mit der Kirche auf der linken Seite, etwas oberhalb der

Ich

hatte

Alvarez,

für

Checacupe Empfehlungsbriefe an einen

Mündung.

Herrn Martin

Obersten der Armee, Ortsvorstand, Mitglied des Kongresses,

Gutsbesitzer und Wollhändler, den ersten nicht zu Hause,

da

er bei

Mann

des Orts.

Ich traf ihn

einem Schwiegersohne zu Gast war.

Sobald

ihm jedoch mein Brief überreicht worden war, schickte er einen seiner Verwandten und liess mich dringend einladen, an tler Mahlzeit teilzunehmen, die soeben aufgetragen worden sei. Ich fand eine grosse Ciesellschaft

meist

Tafel,

mit

die

ver.schiedenen

städtisch

Speisen

Getränken

gekleideter

und Früchten überladen

Herren und Frauen an einer aller

war.

Art,

Der

sowie

Oberst

mit

vielen

liess

einen


Checacupi.

an

Sitz

seiner

köstigung

Seite

für

mich

machen und da

frei

in

Hess

Beich

Teil sehr gut zubereiteten Gerichte ganz

Allerdings blieb ich dabei in meinen Leistungen

wacker schmecken.

meinem Nachbar und Wirt

hinter

meine

Cacha ziemHch mangelhaft gewesen war,- so

mir die nach Landessitte zum

weit

455

zurück,

in

dessen mit einer

Weste bekleideten geräumigen Leibe ganz ausserIch sah ihm mit Staunen zu

blendend weissen

ordentliche Quantitäten verschwanden.

und wunderte mich später noch mehr,

als er trotz

der eingenommenen

Mahlzeit und seiner 65 Jahre beim Tanze ebenso unermüdlich war wie beim Essen. Bei solchen festlichen Mahlzeiten ist es im Lmern Perus Sitte, dass die Frauen demjenigen unter den Gästen, dem sie Auszeichnung oder eine Höfhchkeit bezeugen wollen, ein Stück von einem Gericht entweder durch einen Diener schicken, oder auch auf eine Gabel gespiesst über den Tisch reichen. Auch mir wurde

noch eine

Aufmerksamkeit von einer mir gegenüber sitzenden Dame zu glaube, es war die Tochter des Obersten und Herrin des

diese

ich

teil,

welchem wir uns befanden. Die den Gästen gebotenen in Küstenwein von Ica und Majes, in Traubenbranntwein von Bisco und in Ghicha. Die Chicha des alten Martin Alvarez war berühmt, und wiewohl ich selbst kein Liebhaber dieses Getränkes war, musste ich mir doch sagen, dass es sicherlich die beste Der Oberst erklärte mir selbst, Chicha sei, die ich jemals gekostet. worin der Vorzug des Getränks beruhe, das in seinem Hause bereitet wird. Er lässt dem Maismalz, aus welchem gewöhnlich die Chicha allein bereitet wird, noch Gerstenmalz zusetzen, im Verhältnis von Hauses,

in

Getränke bestanden

zwei zu drei.

Die so erhaltene Chicha

ist

hellgelb,

fast

klar,

bedeckt

beim Einschenken mit einem dicken, weissen Schaum wie gutes Bier und hat einen sehr angenehmen erfrischenden Geschmack. sich

Nachdem Seite,

um

in

die

Tafel

aufgehoben war, räumte

dem geräumigen

Musikanten traten

ein

Saale Platz

und die Frauen

man

zum Tanzen

setzten sich

in

die Tische zur

zu haben.

Die

Reihen an die

Wände. Die Instrumente bestanden aus einer im Lande gezimmerten Harfe mit einem ungeheueren Resonanzboden aus Brettern, einer alten Geige und einer Rohrflöte. Dazu kam noch ein leerer Kasten, auf dem der Takt

zu

begleiteten.

dem Gesänge geschlagen wurde, den die Instrumente Denn die Tanzmusik besteht in Liedern, die von zwei

oder mehr Personen mit gellender Stimme abgesungen werden, wozu auf

dem Kasten

Während voll

die

der Sechsachteltakt der

Zamba cueca getrommelt

wird.

Honoratioren des Orts im Saale tanzten, stand der Hof

von Indianern und an den Wänden sassen dicht gedrängt Weiber


Atß

Das Hochland von Süd-Peru.

und Kinder, alle Einwohner des Orts, die gekommen waren, um ihrem Gobernador Ehre zu erweisen und sich nebenbei die reichlichen Reste der Mahlzeit schmecken zu lassen.

Wie das Essen, so begann auch der Tanz früh und endigte bei Noch ehe dies geschah, bat ich um Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen. Man wies mir ein Zimmer an, dessen Wände mit Zeiten.

einer

feinen,

Tapete bekleidet waren,

goldgedruckten

Brüsseler

ein

Teppich bedeckte den Boden, die englische Bettstelle war von reichAber der Teppich war dick bestaubt, verzierter, vergoldeter Bronze. an den Vorhängen des Betthimmels hingen Spinneweben, das Glas der Fenster

Becken des Waschtisches war altes Der Hausherr einen reichen Mann, im Hause gingen viele Diener umher,

war

schmutziges, für

galt allein

im

undurchsichtig,

mit einer Staubhaut überzogenes Wasser.

der Sinn

für

Ordnung und

reinliche

Leuten im Hochland noch weit mehr Bürsten

nach

waren oftenbar

mir

wird

seit

Zustande angetroffen haben,

eine

Bequemlichkeit

denen der Küste.

fehlt

in

mancher Besucher

welchem

es

den

Besen und

lange nicht im Gastzimmer gewesen,

noch

vermutlich

als

in

und

demselben

ich es verliess.

Das Haus des Obersten Alvarez lag am Hauptplatz des Orts, hatte Veranda una einen Oberstock, der aber nicht benutzt wurde, da

Gebäude bewohnte, das die hintere Seite des Hofes wurde am Morgen des nächsten Tages der Frühstückstisch gedeckt, an welchem später clie Mehrzahl der (jäste des vorigen Abends Platz nahmen. Die Küche schien zur Bereitung der Speisen für so viele Menschen nicht gross genug gewesen zu sein, der Hausherr ein

begrenzte.

daher

man

In diesem Hofe

auf

dem

Pflaster

welchen gebraten wurde: auf heissen

Steinen.

am

zwei grosse Feuer angezündet hatte, an

einen über otTener Flamme,

am

anderen

Das auf heissen Steinen gebratene Fleisch

ist

und schmackhaft, wie ich bei verschiedenen Gelegenheiten auf meinen Reisen fand. Nach dem Frühstück, von welchem ich nur wenig genoss, Hess ich meine Tiere satteln und

ausserordentlich

saftig

Der Oberst lud mich zwar aufs freundlichste ein, wenigstens bei ihm zu verweilen, allein ich war bange, mein Magen werde die Strapazen nicht aushalten, die ihm hier bevorstanden. Ich dankte also herzlich und nahm Abschied, nachdem ich zuvor das Haus und die Familie meines Wirts photographiert hatte.

beladen.

einen

Tag

Von Checacupi an

wird das Thal des Huillcanota enger, in That so eng, dass nur an wenigen Stellen sich Streifen anbaufähigen Landes finden. Der Fluss wandet sich in einer tiefen Rinne voll von grossen Rollsteinen und Blöcken. Die Thalwände sind steil der


i'-W'^:'^



Quiquijana.

und

felsig,

reitet

man

wand

hin,

mit Gebüsch bewachsen und überall grün, und nach der Regenzeit. Wohl sechs Stunden

meist

auf

so

immer

dem einsamen, übrigens guten Pfade einiger Höhe über dem Flussbett.

in

die Einförmigkeit

wird in

doch

während

wenigstens

einer

liegt.

457

an der Thal-

Nur einmal durch eine kleine Ortschaft unterbrochen, die

durch Einmündung eines Nebenthals gebildeten Erweiterung

Das Dorf

heisst Cusipata

der Landessprache bedeutet.

Gegen

ein heiteres

und verdient diesen Namen, welcher

in

Gelände, einen freundlichen Uferrand

Sonnenuntergang

gelangten

wir

nach

Quiquijana,

Brücke von Quiquijana.

einem

kleinen

Das Thal

ist

Städtchen hier

wieder

Quiquijana verlässt der fortan auf

dem

linken.

(1650 Einw.),

etwas

breiter

sechs Leguas von Checacupi.

und mit Mais bebaut.

In

Weg das rechte Ufer des Huillcanota und bleibt Man überschreitet den Fluss auf einer steinernen

Brücke von drei Bogen, welche die beiden Teile des Orts mit einander

und die Kirche Ich fand nahe an der Brücke Unterkommen bei einer freundlichen Frau und reichliches Futter für meine Tiere. Der ehemalige Tambo, der früher den Reisenden Herberge gewährte, war jetzt zu einer Mädchenschule umgebaut worden. verbindet.

Bei weitem die grössere Masse der Häuser

liegen auf der rechten Seite.

Unter Quiquijana verengt sich das Thal von neuem, aber doch


Das Hochland von Süd-Peru.

458 sehr

wie

Nachdem man

drei

nicht

Orte,

so

der

auf der

vom Wege

links

Hier verlässt die Strasse sich

nach

am Tage

Stunden geritten

ist,

zuvor

zurückgelegten

kommt man nach

Ausbuchtung der Bergwand

in einer

nach Kusko

das Thal

hat durch eine Überlieferung

gewisse

Berühmtheit.

um

Das Dorf Urcos

elend, die Strassen eng und die Häuser schlechter

Weg

liegt.

des Huillcanota,

links gegen die Berge hin zu wenden.

Ortschaften, durch die der bisherige

Strecke.

Urcos, einem

ist

der anderen

als die

Allein der Ort

geführt hat.

der altperuanischen Geschichte eine

aus

Wenn man

nämlich

die

abschüssigen Strassen

See von L rcos.

hinaufgeritten plötzlich

und

ist,

einen

die letzten

kleinen

See,

Häuser hinter

beinahe

von

sich hat,

erblickt

Form,

runder

umwachsenen, anscheinend seichten Ufern, aber sehr keine

sichtbare Verbindung.

In

Geburt seines ersten Sohnes Huascar anfertigen Hess. frohen Ereignisses

wurden grosse Festlichkeiten

einem Reigentanz der Inkas auf sollten

um

dem

dem Thale

diesem See

grosse goldene Kette versenkt liegen, die der König Huaina

man

schilf-

der Mitte.

tief in

Kr wird durch einige Quellen gefüllt erhalten, hat aber mit des Huillcanota

mit

soll

Kapak

die

bei der

Zur Feier dieses

veranstaltet

Hauptplatz Haucaipata

und bei Kusko

in

sämtliche Teilnehmer eine goldene Kette gehalten haben, die den ganzen Platz herumreichte. Diese enorm schwere Kette wurde


Huatanay.

bei

Ankunft der Spanier

Zeiten

Garcilasos,

welche

gebildet,

den See von Urcos versenkt.

in

vor

also

459

300 Jahren,

einen Stollen

hatte

vom Thale

sich

nach dem Boden des um sodann die Kette

aus

Sees treiben und so diesen trocken legen wollte, zu suchen.

Allein die Arbeiten

wurden damals

Garcilaso sagt, auf zu hartes Gestein

Bereits zu

eine Gesellschaft

eingestellt,

da man, wie

und seitdem sind

stiess,

sie nicht

wieder aufgenommen worden.

Der Weg

200 Fuss über

etwa

führt

dem

Spiegel des Sees an der

rechten Bergwand hin bis zu einer flachen Einsenkung derselben, durch

man

welche

wieder

und war der Boden

in ein

anderes Thal hinabsteigt.

unten vereinigt sich diese Mulde wieder mit

man

sodass

eigentlich

inselförmig

Huaroc,

man

welches

vom Wege gelangt

weit

dem Thal

des Huillcanota,

nicht

Höhe dieser

beri^ihrt,

überschreitet, die sich halb-

Höhe

sondern

liegt in

das kleine Dorf

geringer Entfernung

Nachdem man am Rande des ehemaligen Wege eine Stunde weit geritten ist,

horizontalen

fast

man nach

eine

Fusse

links liegen lässt.

auf einem

Sees

nur

Am

vorschiebt.

ist

Eine Legua weiter

Urcos das Thal dieses Flusses noch nicht

bei

sondern

gänzlich verlässt,

Dieses Thal

eines jetzt ausgetrockneten Sees.

Andahuailillas, einer grossen Ortschaft inmitten einer

von Bergen umgebenen Ebene, ungefähr eine halbe Legua vom Flusse entfernt, zu welchem sich der Boden mit ganz allmählicher Neigung

Ebene von Andahuailillas würde ein passender Ort gewesen sein, weit geeigneter als das Kesselthal von Kusko, denn der Boden der Gegend ist fruchtbar und das Klima Wieder eine Stunde thalabwärts krümmt sich der Fluss nach mild. rechts, während der W^eg anfängt sich der linken Thalwand zuzuwenden, und jetzt verlässt man wirklich das Thal, nicht um in ein Nebenthal Die

hinabsenkt.

für eine grössere Stadt

einzubiegen, sondern

welche

Huatanay nämlich, liegt,

weiter

ist

um

in

kleiner

ein

nördlich

in

den

und zu überschreiten, Der Fluss dessen obersten Thaiabschnitt die Stadt Kusko in

daher

des

Huillcanota,

der

den Hauptstrom mündet.

Der

dem

Huillcanota nicht bis zu

Mündung, sondern schneidet den unteren Winkel

Umweg

zu

vermeiden,

Huatanay-Thales sehr eng und

Weg

folgt

Huillcanota trennt.

Nebenfluss

linkseitiger

Weg

zu ersteigen

dem

spitzem Winkel

von Süden kommende dieser

Höhe

eine

von Kusko von

das Thal

führt

an

teils

auch,

felsig ist.

alten Steinbrüchen

weil

teils

um

Der die Thalwand ersteigende

von Trachyt vorbei, aus denen die

Inkas

einen grossen Teil des zu den Bauten wendeten Materials entnommen haben.

Auf der Höhe angelangt,

ab,

der letzte Abschnitt des

erblickt

man

ihrer

vor

sich

Hauptstadt ver-

ein

altes Ver-


Das Hochland von Süd-Peru.

460

teidigungswerk, das zum Schutze dieses Passes errichtet wurde. Es ist eine Mauer von wohlbehauenen, fein gefügten Quadersteinen, welche

quer durch die flache Einsenkung des

^i'hals

gezogen

Diese Mauer

ist.

war von zwei Öffnungen oder Zugängen durchbrochen, besteht also aus zwei längeren Seitenstücken und einem fast quadratischen Mittelstück. Quadersteine sind aus den vorerwähnten Trachytbrüchen. Das ganze Bauwerk entspricht den aus der späteren Inkazeit stammenden Ruinen, wo die Bearbeitung und Fügung der Steine schon eine grosse

Die

Vollkommenheit Festung von

und

erreicht hatte,

Pitiuillacta, ein

Ursprung nichts bekannt

ist.

war das Inkareich

bekannt unter dem

Name

Ebensowenig

dieses Bollwerk errichtet wurde,

stammt,

ist

sonderbarer

ist klar,

denn zu der

Angriff der Stadt konnte nur von den wilden

der

gegen welche Feinde aus welcher es her-

Zeit,

seiner Blüteperiode,

in

Namen

(Flohdorf) über dessen

und

Stämmen

ein feindlicher

erwartet werden,

die in verhältnismässig geringer Entfernung in der östlichen Montana, d.

in

h.

den weiter unten gelegenen Gegenden des Huillcanota oder

Ucayali lebten.

Wenn man

Weg

die

Mauer

eine Zeit lang horizontal,

von Piquillacta durchritten

hat, läuft

und man bemerkt zur rechten

der

in geringer

Trümmer alter Gebäude, als habe dort eine Ortschaft gestanden. Dann beginnt man wieder bergab zu steigen und es öffnet sich vor dem Blick eine von Höhen umschlossene Ebene mit dem blauen Spiegel eines Sees, des Lago de Muina. Von oben gesehen, scheint es, als habe dieser See keinen Ausfluss, denn man bemerkt keine I-ücke Erst, wenn man auf in der Reihe der ringsum aufsteigenden Berge. dem Boden der Ebene angekommen ist, erkennt man, dass man sich Entfernung

reitet durcli

ein kleines

Huata genannt, und hierauf auf einem durch die Niederung gelegten

Damme,

der

von

durchsetzt

Sees,

sei

der

dem Ausfluss des dem Dorfe Huata in

einem ansehnlichen Wasserlauf, wird.

Dieser

einen Fluss, und als ich nach es

Man

Erweiterung eines Thals befindet.

in der

Dorf,

viele

Huatanay.

ergiesst

sich

dem Namen

Wir befanden uns

bei

desselben fragte, erfuhr also bereits

ich,

im Thale von

Kusko.

Das Thal des Huatanay, der seinen Namen von dem Ort Huata zu haben scheint, besteht aus drei ovalen Erweiterungen, Bolsones oder Taschen genannt, welche ehemals Seen gewesen sind. Am oberen Ende des ersten oder obersten J^olsons liegt die Stadt Kusko. Der unterste Bolson, in welchem wir uns jetzt befanden, ist noch nicht vollständig ausgetrocknet, doch ist der See von Muina nur erhalten

von

massiger

Ausdehnung.

Aus dem Becken desselben

öfthet

sich


Muina.

seitlich ein enges, felsiges Thal,

461

welches der Huatanay durch die Berge

gebrochen und so die Gewässer der Seen in den Huillcanota endeert Die Gegend um den See von Muina ist anmutig und hat ein

hat.

An dem

mildes Klima.

man

der Ortschaft Huata gegenüberliegenden Ufer

Gruppe ansehnlicher Gebäude, die Hacienda Lucre, Besitztum einer der ältesten Familien von Kusko (Garmendia), woselbst sieht

eine

eine Tuchfabrik

sich

Eine ähnliche

die einzige in Südperu.

befindet,

ürcon im Departement Ancash errichtet, ist aber schon seit Jahren ausser Betrieb. Auf einer niedrigen Bergplatte am linken Ufer wurde

in

Huatanay,

der

also

Lucre

gegenüber, sieht

schräg

Ruinenmassen, die Reste der alten

Da

benannt wird.

wurde

es Zeit sich

Sonne

die

vStadt

sich bereits

nach einem Obdach

man ausgedehnte

Muina, nach welcher der See

dem Untergange

für die

näherte, so

Nacht umzusehen, und

fand dieses in einer Hacienda am Fusse der Höhen von Muina. Der Besitzer und seine Familie hatten sich zur Feier des Osterfestes nach Kusko begeben, doch traf ich den Mayordomo oder Verwalter, von dem ich hinreichendes Futter für meine Tiere erhielt, während

ich

mir seine Frau den landesüblichen Chupe mit einem paar frischer Eier kochte.

Hacienda am Muina-See — der Name betrug die Entfernung von Kusko nur fünf Leguas.

Von

dieser

ist

mir entfallen

Das Becken von

Muina, welches nahezu kreisförmig scheint, steht mit der zweiten Thalerweiterung durch eine Enge in Verbindung, Las Angosturas genannt. Li dieser

Gegend

soll

der früher erwähnte Palast gestanden haben, den

der Inka Huirakocha seinem entthronten Vater Yahuar

Huakac erbauen

Man bemerkt

jedoch nirgends Ruinen, die auf das einstige Vorhandensein eines grösseren Bauwerkes schliessen lassen. Die Thalenge Hess.

ist

nur kurz, und bald erweitert sich die Gegend wieder zu einer Ebene

von langgestreckter ovaler Form.

vom Wege

in einiger

beständig auf einem breiten gelegt

worden

ist

Gleich hinter Angosturas

Entfernung die Stadt Oropesa.

Damme

und die Niederung

hin, in

der noch von den Inkas an-

gerader Richtung durchschneidet.

In diesem Theile des Thaies, der etwa zwei Leguas lang

zu beiden Seiten zahlreiche Landgüter,

Fusse des Bergabhanges liegen und

alle

liegt rechts

Die Strasse führt

ist,

sieht

deren Wohnhäuser meist

man am

von weitem hübsch und wohnlich

Wänden und säulengetragenen Verandas. Landhäuser nehmen sich in der Regel am besten von

aussehen, mit ihren geweissten

Die peruanischen

denn im Innern sind sie mit seltenen Ausnahmen verfallen, Die Thalebene von Oropesa verengt sich nach Norden wie die von Muina, um sich nach einer kurzen Strecke von

fern

aus,

unrein und unwohnlich.


Das Hochland von Süd-Peru.

402

Neuem

üie Fläche, die sich

zu erweitern,

stärker geneigt

und hebt

Norden begrenzen.

Dort,

sich allmählich

am

welchem

hervorschimmern:

Häuser

sie

man

ist

nach einen

und da weisse Punkte und Spitzen

hier

und Türme der Stadt

Man

Kusko.

zwei grössere Ortschaften, San Geronimo und San Sebastian,

kommt durch

und endlich über eme

weite, fast horizontale

Ebene, welche hinreichenden

Raum

die Inkas diese Lage 4.

Grund

sein,

Niederlassung wählten.

für ihre

April zog

und vollkommen

ich in

die

glatte

zur Ausbreitung einer grossen Stadt

bieten würde, und dies mochte vielleicht der

mittage des

Blicke öffnet,

Fusse dieser Höhen, bemerkt

feinen blauen Duff, aus die

dem

jetzt

gegen die Berge, die

alte

aus welchem

Früh

am Nach-

Hauptstadt ein, mit lebhafter

Befriedigung, dieses Endziel meiner Reisen im Innern Perus erreicht zu

haben, und begierig durch eigene Anschauung alles zu prüfen, was ich in I^üchern

gelesen und durch mündliche Mitteilungen über diese merk-

Der von Süden Stätte der Inkakultur vernommen hatte. kommende Weg tritt in die Stadt an deren östlichem Ende auf dem Ich ritt von hier langsam durch die Platze Limapampa (Rimacpampa). engen Strassen nach dem Hauptplatz, wo ich mich nach der Wohnung würdige

eines

Landsmanns

erkundigte, den Vertreter eines angesehenen deutschen

Handlungshauses, an den ich empfohlen war.

Kontor und

brieflich

bereits

Ich traf ihn auf seinem

von meinem Besuche benachrichtigt.

Er

emfing mich mit der grössten Herzlichkeit, ich war während der Zeit

meines Aufenthalts sein Gast, und habe mich der

Hause und

in

seiner

Gesellschaft zubrachte,

Zeit,

stets

die ich in seinem

gern und dankbar

erinnert.

Kusko.

Mit Einschluss eines Ausflugs, den ich von Kusko in das Thal des Huillcanota machte, verweilte ich in der Stadt gerade einen

aller

Sehenswürdigkeiten,

teils

zur

teils

der Inkasprache, wozu sich dort mehr Gelegenheit bietet, lichen

Gegenden,

wo

diese

Monat und

zum wiederholten Besuche Sammlung poetischer Erzeugnisse

benutzte die Zeit meines Aufenthalts

Sprache

noch

geredet

wird,

als in

sämt-

zusammen

genommen. Die zahlreichen noch vorhandenen Baureste aus der Inkazeit nehmen natürlich vorwiegend das Interesse des Reisenden in Anspruch; da dieselben jedoch fast alle mit neueren Gebäuden verschmolzen sind, oder ihnen doch als Grundlage dienen, so wird es zum besseren Verständnis beitragen, wenn wir einer eingehenden Betrachtung des alten Kusko eine kurze Beschreibung der gegenwärtigen Stadt vorhergehen

lassen.


Kusko.

Kusko (Cozco)

46:

auf 13° 30' 55" südl. Breite und 71° 22' 44"

liegt

westlich von Paris, 3920 Meter (nach Pentland 11,380 Fuss) über

Meere,

eines Appellationsgerichtes (Corte superior)

eines Präfektes,

Einwohner.

Die Bevölkerung

aber gegenwärtig noch geringer

ist

Der hohen Lage über dem Meere

zur Zeit der letzten Zählung.

entsprechend

das Klima ziemlich rauh, merklich kühler

ist

des Huillcanota, durch welches von Süden her der milder

als

La

in

Es regnet

Paz.

der Schnee verschwindet Stadt und ihrer nächsten

auf wenige Arten.

Auf

stets

scheinen

Reihen die

in

als

ist

warmer.

man

trifft

mehrere

als

führt,

im Thale

aber doch

und Der Baumwuchs in der kärglich und beschränkt sich

schneit jedoch nur selten,

viel,

Umgebung

americana),

Spaziergang:

(Sambucus

Weg

kurzer Zeit.

in

einigen Plätzen

Weiden, die schönsten Bäume

Sitz

eines

zur Zeit der Lostrennung Perus von

soll

Spanien über 40 000 betragen haben, als

und

und nach dem Census von 1876 18370

hat acht Kirchspiele

Bischofs,

dem

Hauptstadt des gleichnamigen grossen Departements,

ist

man

laubreicher

grosser in

sieht

ziemlich

auf der Alameda,

Luft

kalter

dürftige

dem öfifentlichen HoUunderbäume

besser

gedeihen

zu

In den Gärten und auf den Feldern

um

die

Stadt wird Gemüse, Kartoffeln, Gerste, Weizen und Klee gebaut, wenig

Gegenden wächst.

Mais, der besser in etwas tiefer gelegenen

Die gegenwärtige Stadt wurde

Nachdem

gegründet.

als

spanische Kolonie in der alten

Francisco Pizarro im

November 1833

seinen Einzug

gehalten, setzte er im nächsten Jahre vor seiner Abreise nach der Küste

^)

einen Stadtrat ein, bestehend aus zwei Bürgermeistern (Alcaldes) und

acht Beisitzern (rejidores),

Durch

Juan.

oberern folgte

kein Widerstand

erst

unter

selbst.

Als Almagro

dem zu

und

seine Brüder Gonzalo

entgegengesetzt wurde.

zwei Jahre später bei

durch diese

letzteren

die Spanier hatte die Stadt wenig gelitten,

da den Er-

Die Zerstörung

er-

grossen Aufstand der Peruaner

seinem Zuge nach Chile

grossen Teil der spanischen Soldaten aus Peru fortgeführt hatte,

einen hielt

der Inca Manco, der Scheinkönig, den Pizarro nach der Hinrichtung Atahuallpas eingesetzt hatte, die Zeit zu einer allgemeinen Erhebung gegen

gekommen. Zwar schöpfte man Verdacht und nahm ihn gefangen, allein er wusste das Vertrauen Hernando Pizarros zu gewinnen, indem er ihm zu verstehen gab, er sei in der Lage und bereit, ihm den Versteck grosser Schätze zu verraten, brauche aber dazu freie Bewegung. Hernando, der älteste der Brüder und damals Befehlshaber in Kusko, liess sich täuschen und der Lika entkam. Im die fremden Eindringlinge für

l)

Zur Zusammenkunft mit Pedro de Alvarado,

s.

11.

Bd.


Das Hochland von Süd-Peru.

aSa.

Februar 1536 erschien ein zahlloses Heer von Indianern vor der Stadt, in welcher die spanische Besatzung von kaum 200 Mann nebst 1000

Die meisten Häuser Kusko, auch die Paläste der Könige, waren mit Punagras, also mit Durch Brandpfeile und glühende Steine, welche die Stroh gedeckt. Belagerer auf die Dächer schleuderten, wurden diese angezündet und fast eingeborenen Hilfstruppen eingeschlossen wurden. in

die ganze Stadt brannte nieder.

Die Belagerung dauerte fünf Monate,

und der Aufstand des ganzen Landes, durch welchen Francisco Pizarro verhindert wurde, seinen Brüdern von Lima aus Hilfe zu senden, brachte

Zu keiner Zeit wurden in diesem Teile und Beharrlichkeit auf härtere Proben gestellt, und man muss mit Bewunderung gestehen, dass sie dieselben rühmlich die Spanier in die höchste Gefahr.

Amerikas

ihre Tapferkeit

Endlich im August

bestanden haben.

kam

die Zeit der Ackerbestellung,

und der Lika musste einen grossen Teil seines Heeres entlassen, um eine drohende Hungersnot zu vermeiden. Dann kehrte Almagro von seinem

Zuge nach Chile zurück und die Belagerung wurde aufgehoben. Almagro als zu dem ihm von der Krone zugesprochenen Gebiet

beanspruchte Kusko,

nahm die Brüder Hernando und Gonzalo und damit begann der erste Bürgerkrieg unter den Eroberern, der mit der Niederlage Almagros bei den Salinen in der Nähe von Kusko und mit seiner Enthauptung in der Stadt (April 1838) endete. Auf den Trümmern der alten Stadt wurde sodann die jetzige gebaut, wobei im ganzen die Strassen und Plätze beibehalten wurden, sodass wenigstens in den mittleren Teilen der Plan der Stadt nahezu dem früheren entspricht. Die Bauplätze wurden an die Eroberer je nach ihrem militärischen Range und den von ihnen geleisteten Diensten verteilt und die neuen Häuser zum Teil auf den stehengebliebenen Grundmauern der alten erbaut. Die Stadt liegt, wie bereits bemerkt gehörig; er besetzte die Stadt,

Pizarro gefangen,

wurde,

am oberen

oder nördlichen

eines ziemlich steilen Berges,

Ende

einer Thahnulde,

am

Fusse

Sajsahuaman genannt, welcher etwas aus

der Höhenreihe hervortritt und von den Nachbarbergen zu beiden Seiten

durch

kurze,

enge Thäler mit starkem Gefäll getrennt

diese Thäler fliessen zwei

Bäche herab, rechts oder

huaman der Tullumayo (Knochenfluss) auch Rio und

links

durch die

gewöhnlich

oder Stadt, sagt,

westlich

der Huatanay.

del

wird.

östlich

vom

Rodadero genannt,

Diese beiden Bäche fliessen

der letztere durch den Hauptplatz, daher die

Stadt

liege

am

Durch Sacsa-

Huatanay.

Ein

man auch

dritter

Bach,

ChunchuUmayo genannt, kommt aus einem andern engen Thal, westlich vom Huatanay, tritt jedoch nicht in die Stadt, sondern läuft an den letzten

westlichen Häusern vorüber.

Diese drei Bäche vereinigen sich


Kusko.

465

und der

so gebildete kleine Fluss wird Cachimayo da sein Wasser durch das weiter thalabwärts im Boden verbreitete Kochsalz einen salzigen Geschmack hat. In seinem

unterhalb der Stadt, (Salzfluss)

genannt,

^^''l'^i^^^^^

Plan von

Kusko nach der Aufnahme von

Squier.

nimmt der Cachimayo wieder nach dem mittleren der Bäche den Namen Huatanay an. Der Hauptplatz liegt nicht ganz in der Mitte der Stadt, sondern

späteren Laufe drei

dem Fusse

des Sacsahuaman näher. Er soll früher ein Sumpf gewesen den die Inkas durch Aufschüttungen trocken legten. In alter Zeit war er fast doppelt so gross als heute, indem die westlich gelegene sein,

Middendorf, Peru

III.

30


Das Hochland von Süd-Peru.

466

die

Plaza del Cabildo (Rathaus-Platz),

kleine

mayor) bildet

Der Hauptplatz (plaza an dessen östlicher

ein nicht ganz regelmässiges Viereck,

Kathedrale erhebt.

die

sich

Seite

nordöstlicher)

(eigendich

durch zwei Häuser-

jetzt

dazu gehörte.

davon getrennt wird,

gevierte

Ein Teil

der Südseite wird durch die Vorderfront der ehemaligen Jesuitenkirche gebildet; an der westlichen und nördlichen Seite ziehen sich Bogengänge (Portale) mit

Kaufläden

Die Mitte des Platzes

hin.

öffendicher

ziert ein

Brunnen von bescheidenem Anblick, umgeben von einem kleinen Gatten. Der Bach Huatanay durchfliesst die Westseite des Platzes von Norden nach Süden in einem mit Platten bedeckten Kanäle. Der nördliche

wo am Boden

Teil des Platzes dient als Markt,

liegend oder auf Tischen

unter Sonnensegeln Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse des täglichen Lebens feilgeboten werden. Neben dem Hauptplatz finden sich zerstreut in der Stadt noch eine Anzahl kleinerer Plätze, von denen erwähnt zu werden verdienen: die Plaza del Cabildo, San Francisco, Santo Domingo

Die Plaza del Cabildo, sogenannt nach

und Limabamba.

daselbst

gebäude,

welches

Platz, mit

Weidenbäumen

sich

befindet,

ist

gearbeiteten Marmorstatue, welche den ersten Inca stellen

und

soll.

das Franziskaner-Kloster

ist

liegt,

Ein weit kleinerer,

grösste der Stadt.

vor-

Die Plaza de San Francisco, an

hiess Cusipata (der Freudenhof).

welcher

einer in Italien

Manco Kapac

ein Teil des Hauptplatzes

War ursprünglich

Dieser Platz

Munizipal-

freundlicher kleiner

ein

und geschmückt mit

bepflanzt

dem

dem

nächst

aber

Hauptplatz der

interessanter Platz

ist

die

Plazuela de Santo Domingo, welcher früher Intipampa hiess, weil sich dort

der Haupteingang

mauern mässiger

jetzt

das

Platz,

zum Sonnentempel

Dominikanerkloster

der

aber

sonst

Limabamba (Rimac i>ampa) kommende Reisende zuerst Die Strassen die

nichts

befand, auf dessen Grund-

steht.

Ein

grösserer,

Bemerkenswertes

genannt, derselbe, auf

dem

unregel-

bietet,

wird

der von Süden

die Stadt betritt.

sind im ganzen

eng, aber für

den Verkehr, und da

Häuser nur aus einem Erdgeschoss und einem Oberstock bestehen,

auch zur Erhellung der Wohnungen breit genug.

Durch

viele laufen in

der Mitte Gossen mit schmutzigem, übelriechendem Wasser; das Pflaster

den mittleren Gegenden Bürgersteige aus Steinplatten. Unter den Privathäusern giebt es nicht wenige ansehnliche von altspanischer Bauart, mit geräumigen Höfen und grossen Thorwegen, auch die geringeren sind aus Steinen gebaut und mit ist

schlecht,

doch haben die Strassen

Ziegeln gedeckt.

Kirchen,

bei

in

Unter den öffentlichen Gebäuden stehen obenan die

weitem die schönsten

die von Lima, schon deshalb,

weil

in alle

Peru und weit ansehnlicher

als

aus gut bearbeiteten Quadern






Kusko.

4^1

eines schönen Bausteins aufgeführt sind und

Gewölbe

tragen,

während

in der

aus Backsteinen

In Kusko war es den von den Inkas errichteten Königshäusern fanden

übertünchtem Fachwerk.

denn

Teil sehr gut gefügte

Wände

und die Gewölbe bloss aus leichter und wohlfeiler solid

oder ungebrannten Lehmsteinen bestehen, zu bauen,

zum

Hauptstadt die

in

die Spanier einen reichen Vorrat feinbearbeiteter Steine vor.

Der

erste Platz unter

oder Kathedrale,

dem

Hauptplatz

Säulen

den Kirchen gebührt wie

wiewohl

zugewandte

der Domkirche

zwei

ist.

Die

hat zu beiden Seiten eines mit

Stirnseite

verzierten Portalbaus

Höhe

billig

Äusseres weniger ansprechend

ihr

massige,

viereckige

Glockentürme,

im Verhältnis zu ihrer Breite steht und dem ganzen Bau etwas Gedrücktes und Schwerfälliges giebt. Das Innere erinnert an die Kathedrale von Lima oder deren Vorbild, die Hauptkirche in deren

Sevilla.

nicht

Man

tritt

sondern der Blick schlossen,

hinter

vom Hauptthor in

aus nicht direkt in das Mittelschiff,

dasselbe wird durch einen grossen Altarbau ver-

welchem der Chor angelegt

dieses Altars befinden sich Gemälde, die

mit einem gewissen Stolze gezeigt

eine

werden.

Sie

als

welche rings ist

um

Zu beiden Seiten Sakristan

Werke des kuskenischen Malers Corbacho das

stellen

von Klöstern

Innere

Versammlung von Mönchen, das andere

Die Eingangshalle geht zu

ist.

dem Reisenden vom

beiden

Seiten

das Hauptschiff laufen.

das erste

dar,

die Einkleidung einer Nonne. die Nebenschiffe

in

Das Gewölbe dieses

über,

letzteren

hoch, Mauern und Pfeiler sind wohlgebaut aus schwarzgrauem Trachyt

oder Basalt, wahrscheinlich Steine bei den Bauten,

aber weit weniger sorg-

alter Arbeit,

denen

entnommen wurden. Die Altäre sind reich vergoldet, die Wände mit Gemälden bedeckt, die Kanzel und die 73 Sitze des Chors mit Holzschnitzereien geziert. Auch die Sakristei enthält einen schön geschnitzten Altar und einen gut fältig

gefügt

als

gemalten gekreuzigten Christus, gilt,

stand

grosser Verehrung als

die Rettung der Stadt

wird.

und Kirche selten,

1650 sehr heftig gewesen sein,

noch nicht ganz vollendet. Kusko wurde schon 1537

bestes Kunstwerk der Kirche

als

Ein anderes Christusbild

Nuestro Sefior de

Erderschütterungen sind

im Vergleich zur Küste

das

aber ungünstiges Licht hat.

sie

bei

ist

los temblores,

Gegenda ihm

einem Erdbeben zugeschrieben

Kusko, wie überhaupt im Hochland, doch soll das Erdbeben vom 31. März

in

und

zu jener Zeit war der

Die Gründung also ein Jahr

durch eine Bulle des Papstes Paul

III.

einer

Bau der Kirche

Episkopalkirche in

nach dem Brande der Stadt

gestattet,

der Bau jedoch erst

1572 angefangen und 1654 beendet. Zehn Jahre später wurde an der rechten Seite der Kathedrale die zum Dom gehörige Pfarrkirche erbaut, die 30*


Das Hochland von Süd-Peru.

468 sogenannte

Namen

zu

der Stelle,

wo

welche diesen auffallenden

Capilla del triunfo,

An

Ehren eines Wunders

der Jungfrau Maria

sich gegenwärtig beide

Kirchen erheben, stand ehemals der Palast des

erhielt.

Inka Huirakocha, zur Zeit der Belagerung der Stadt während des Aufstandes unter dem Inka Manco das Hauptquartier der Spanier. Während

nun

übrigen Häuser der Stadt

alle

niederbrannten,

sollte dieses

Dach

durch den Schutz der Jungfrau vor den Brandpfeilen der Belagerer Auch an der linken Seite der Kathedrale steht sein.

bewahrt worden

und Maria geweiht. Kusko war der Dominikaner Fray Vicente de Valverde, der Francisco Pizarro als Kaplan begleitet hatte, in Cajamarca dem Könige Atahualpa die früher erzählte Anrede hielt und dann den Inka vor seiner Hinrichtung taufte. Für seine der Krone

eine kleine Kirche, Jesus

Der

Bischof von

erste

und der Kirche viel

in

er

des jungen Almagro,

wurde ihm von diesen geAuf der Reise nach

oder vielmehr befohlen, Lima zu verlassen.

Spanien licher

ge-

zum Bischof erhoben, scheint sich aber nicht Kusko aufgehalten zu haben. Nach der Ermordung Pizarros

durch die Anhänger stattet,

dem Eroberungszuge

durch seine Teilnahme an

wurde

leisteten Dienste

fiel

Punä

er auf der Insel

Indianer und wurde

bei Guayaquil in die

Hände

feind-

getötet.

Das schönste Gebäude der Stadt ist die ehemalige Jesuitenkirche ein stattlicher Renaissance-Bau, deren Iglesia de la Compania

Front mit zwei

Türmen

an der Südseite des Hauptplatzes erhebt.

sich

Amaru-Cancha — des Schlangenhofes den der mächtige Inka Huaina Kapac sich zur Wohnung erbaute, und der später bei Verteilung der Grundstücke zum grossen Teil Hernando Pizarro zufiel. Die Kirche, in den Jahren 1591 — 95 erbaut, hat bloss ein Schiff, ist aber breit und geräumig. Zu beiden Seiten wölben sich vier hohe Bogen, die so gebaut sind, als ob sie zu Seiten-

Sie steht an der Stelle des Palastes

schiffen

führten,

aber

durch

grosse

Altäre

ausgefüllt

überreiche Vergoldung dieser Altäre, sowie die des mit

ladenen Hauptaltars

ist jetzt

matt und blind.

werden.

Die

Schmuck

über-

Rechts neben der Kirche

Man

tritt durch ein hohes den grossen Kreuzgang, einen grossen viereckigen Hof, umgeben von säulengetragenen Bogengängen. Nach der Aul hebung

ist

der Eingang

gewölbtes Vestibül

zum ehemaligen

Kloster.

in

des Jesuitenordens wurde die Universität in die Klosterräume verlegt. Jetzt ist diese als

wirklich

Hochschule, welche auch früher mehr

bestanden hatte, gänzlich

sind unbenutzt

und öde wie

eingegangen,

die in Arequipa.

dem Namen nach und ihre Räume

Links neben der Jesuiten-

kirche steht die Capilla de Loreto, die 1645 erbaut wurde.

Diese wird




Kusko.

auch

jetzt erst

oft Capilla

neuerer

in

Zeit

469

de miestra Senora de Lourdes genannt, da diese erschien und für thätiger und wunderwirkender

gehalten wird, als die schon ältere Jungfrau von Loreto.

Die Kirche San Francisco hegt auf dem bereits erwähnten Platze gleichen

wurde

Namens und

gehört

zum

Ihr Bau Das schöne

Kloster der Franziskaner.

1553 begonnen, aber erst 1635 vollendet.

bereits

der Kirche führt nach dem Platze zu, wird aber nur bei hohen Festen geöffnet; der gewöhnliche Eingang befindet sich an der Südseite. Das Innere der in drei Schiffe geteilten Kirche ist an Wänden und Gewölben mit Gemälden bedeckt. Interessant ist ein

.Hauptthor

reich

geschnitzter Altar

der Sakristei

und ebenso kunstvoll

in

Holz

geschnitten sind die hundert Sitze des Chors mit Statuetten von Heiligen

nebst einem Messpult: alles Arbeiten eines Guardians, des Pater Gomez,

der dieselben im Jahre 1628 begann und sein ganzes langes Leben damit

An

zubrachte.

einer

Wand

Gemälde mit orden

bis

Päpsten

,

zu

auch Bildnisse dritten

17.

Jahrhunderts

und weit

Neben

hatten. sieht

man

darauf

Fürstlichkeiten, welche Mitglieder des

Ich wurde vom Pater Guardian noch jungen Mann mit ruhigem, verständigem

Ordens gewiesen waren. einem

angehört

Würdenträgern

geistlichen

vieler weltlicher

herumgeführt, Gesicht,

berühmten Personen,

Portraits aller

Ende des Kardinälen und

dem grossen Kreuzman ein sehr grosses die dem Franziskaner-

der Haupttreppe, die von

_gang zu den oberen Bogengängen führt, erblickt

unterrichteter als die anderen Ordensgeistlichen,

mit

<lenen ich in Kusko Gelegenheit hatte zu verkehren.

Die Kirche

nannten Platze,

von

ihr

La Merced (Gnadenkirche) liegt an dem nach ihr südlichen Ende des alten Platzes Cusipata. Es

am

wenig zu berichten,

tonnenförmig

sie ist breit,

ohne Fächerung und

ist

aber etwas kurz, das Gewölbe die

schwerfällig,

liberall

mit vergoldetem Schmuck überladen.

Kloster

ist

Altäre

sind

wie

Das Sehenswerteste im

der prachtvolle grosse Kreuzgang, vielleicht der schönste in

Die Bogengänge des Erdgeschosses und Oberstocks sind

Südamerika. in derselben

.Steinen

ge-

Weise

in

edlen Verhältnissen ausgeführt, in fein gehauenen

und geschmückt mit korinthischen Säulen.

Die Dominikanerkirche älteste der Stadt.

Iglesia

die nach Peru kamen, daher

sie sich zur

besten Platz aussuchen konnten.

Sonnentempel

de Santo Domingo

ist

die

Die Dominikaner waren die ersten Ordensgeistlichen,

Sie

Gründung

wählten

ihres Klosters

dazu

den

den ehemaligen

Coricancha und begannen den Bau noch im Jahre des grossen Brandes (1536;. Das Mittelschiff ihrer Kirche ist die Haupthalle des Tempels, an dessen östlicher Wand das grosse goldene Bild


Das Hochland von Süd-Pcni.

470 der Sonne glänzte.

de

Der vor der Kirche gelegene kleine

Domingo

Santo

ist

die

einstige

Intipampa,

Platz

— plazuela

der

Sonnenhof,

Im grossen auf welchem sich der Haupteingang des Tempels befand. von unscheinbaren Bogengängen der Klosters, des Kreuzgang Hof oder umgeben ist, steht in der Mitte des Gartens ein achteckiges Steinbecken, Ein grosser Teil der Mauern ein Bad oder Brunnen aus der Inkazeit. deren weisse Tünche Tempelgemächern, von Wände des Hofes sind zur Zeit meines Besuches

abgewaschen wurde,

um

die schön

behauenen

Kreuzgang des Mercedarieiklosters.

und fein gefügten Steine wieder freizulegen. Das Kloster ist von aussen und innen unansehnlich und schlecht gehalten. Das Schönste ist der nicht besonders hohe Turm. In der Bibliothek sollte nach einer Notiz Tschudis ein altes Manuskript des

sein, von w^elchem eine Rugendas in München genommen und später seiner Grammatik der Keshuasprache veröffentlicht

OUanta- Dramas aufbewahrt worden

Abschrift für den Maler

durch Tschudi wurde.

Da

in

mir sehr daran gelegen war, das Original dieses Textes zu

Gesicht zu

bekommen,

Ankunft

das Kloster,

in

erkunchgen.

Der

Prior,

so

begab ich mich einige Tage nach meiner nach dem fraglichen Manuskript zu

um mich ein

ganz junger

Mann, empfing mich sehr


Kusko.

471

gestand mir aber alsbald, dass er nie etwas von einem

höflich,

Keshuasprache

verfassten

Stücke

gehört

der

in

Der .herbeigerufene

habe.

Bibliothekar behauptete zwar, den Titel zu kennen, hatte aber nie ein

Manuskript gesehen.

Man begab

wo

sich darauf in die Bibliothek,

in

einem grossen Saale Massen von staubbedeckten, schadhaften Büchern auf wurmstichigen Regalen standen, oder in wüsten Haufen am Roden Ein Verzeichnis der vorhandenen Werke und Schriften gab es schien ein solches von niemandem vermisst zu werden.

lagen. nicht,

auch

Altes Steinbecken im Dominikanerkloster.

Man

stellte

mir anheim, unter den Büchern umherzusuchen, so

oft

lange es mir beliebe, doch waren, wie unter solchen Umständen zu

warten,

alle

Nachforschungen vergeblich.

Bibliothekar wussten anzugeben,

wann

ihr

Weder der Orden

und er-

Prior noch der

gestiftet sei

und kannten

nicht einmal das Gründungsjahr ihres Klosters in Kusko.

Auch Heiligen

die Augustiner besassen früher ein Kloster in der nach ihrem

benannten Strasse nahe

Kirche und

Kreuzgänge

in

am

Hauptplatz;

Trümmern.

jetzt

jedoch liegen

Neben den ebengenannten

Mönchsklöstern enthält die Stadt noch vier Nonnenklöster: Santa Catalina, in

dem ehemaligen Hause

der Sonnenjungfranen

Aclla-huasi

ge-

gründet 1590, Santa Clara (1608), Santa Teresa (1663) und das Beaterio


Das Hochland von Süd-Peru.

472 de

las

Blas

Ausser den mit den Klöstern verbundenen noch mehrere Pfarrkirchen vorhanden, von denen San

Nazarenas (1691).

Kirchen

sind

Erwähnung verdient wegen

ausserordentlich

einer

kunstvoll

aus

Holz geschnitzten Kanzel. Die Kirchen von Kusko lassen schliessen, was die Stadt früher günstigeren Zeiten gewesen sein mag.

Seit der

in

Lostrennung Perus von

Spanien hat sich die weisse Bevölkerung daselbst mehr und mehr vermindert. Die wohlhabenden Familien, die Nachkommen der Eroberer, denen grosse Güter bei Verteilung des Landes zugefallen waren, zogen sich allmählich nach Lima, nur die, w^elche durch die beständigen

Bürgerkriege und Unruhen der Republik zu sehr verarmt waren,

um

in

der Hauptstadt leben zu können, blieben zurück, und so wird erklärlich,

warum gegenwärtig

der gesamte Anblick der Stadt

Kusko den Eindruck

Dieser wird für den und Fremden noch besonders peinlich und widerlich durch die unglaubliche

allgemeinen Verfalls zurücklässt.

eines tiefen

Unreinlichkeit der Strassen, die so weit geht, dass die abgelegeneren

nur grosse Bedürfnisanstalten zu sein scheinen.

Bevölkerung

fast

ganz verschwunden

ist,

Sowie indes die weisse

so auch die rein indianische.

Die grosse Mehrzahl der Einwohner sind Mestizen und Mischlinge, bei Die gewöhnliche Umgangs-

denen das indianische Blut vorherrscht. sprache, besonders des niederen Volkes,

ist

die alte Inkasprache oder

das Keshua, allerdings sehr verdorben und mit spanischen Worten vermischt.

In den Ortschaften der

Umgegend

hat sich die Sprache reiner

erhalten.

Das

alte

Kusko.

Die Gründimg der Stadt wird gewöhnlich

in

das

11.

Ja.hrhundert

unserer Zeitrechnung verlegt (1043), eine Annahme, die sich jedoch auf keine geschichtliche Thatsache oder Überlieferung stützt,

sondern nur

auf eine ungefähre Berechnung der mutmasslichen Regierungszeiten der

zwölf Inka-Könige, deren

Erzählungen

der

Namen

Eingeborenen

die spanischen Chronisten nach

uns

aufbewahrt haben.

bezüglichen Sagen weichen erheblich von einander ab. scheinlichste, aber ist

wegen

ihrer poetischen

die von Garcilaso mitgeteilte.

Reiche herrschende Kaste, Inti

Ausschmückung

Die

unwahr-

bekannteste,

d. h. die

im altperuanischen

ihren Ursprung

vom Sonnengotte

Die Inkas,

leiteten

den

Die hierauf

ab und gründeten diesen Anspruch auf die bereits erwähnte Über-

Menschen ohne geselligen Verband, ohne Gesetze und Sitten in einem Zustand tierischer Rohheit. Inti erbarmte sich ihrer und setzte zwei seiner Kinder aufTiticaca, eine Insel des

lieferung: In alten Zeiten lebten die


Das

Kusko.

alte

47'?

grossen Colla-Sees: Manco und dessen Schwester und Gattin Ocllo. Er gab ihnen einen goldenen Stab, befahl ihnen gen Norden zu ziehen und sich dort niederzulassen, wo der Stab auf den ersten Schlag in die Erde sinken würde. Beide verliessen hierauf die Ufer des Sees, wanderten durch das Thal des Huillcanota und als Manco auf dem Berge

Huanacauri mit seinem Stabe den Boden berührte, verschwand derselbe. Der Berg Huanacauri liegt im Thale von Kusko, daher Manco, dem Befehle seines Gottes gemäss, daselbst seinen Wohnsitz aufschlug.

Er Kind der Sonne vor und lud sich unter dem Schutze seines Vaters und Gottes niedersie ein, zulassen. Seine Gemahlin Ocllo sammelte die Frauen um sich, und beide begannen sodann, die ^Menschen, die sich ihnen angeschlossen hatten, zu unterrichten, Manco lehrte die Männer die Bebauung der Felder, die Anfertigung von Gerätschaften und Waffen, Ocllo die Frauen zu spinnen, zu weben, die Bereitung der Speisen imd Pflege der Kinder. Die von Cieza und Betanzos mitgeteilten Überlieferungen erwähnen nichts über die angebliche Abstammung Mancos vom Sonnengott, aber sie stimmen darin mit Garcilaso überein, dass sie die W'anderer von Süden, und zwar vom Titicaca her kommen lassen. Der den Sagen zu Grunde liegende historische Kern würde also sein, dass einst in alter Zeit fremde Ansiedler vom Süden her in das Thal von Kusko zog umher,

stellte

den Wilden

sich

als

einwanderten, welche zwar gering an Zahl, aber den Eingeborenen an Bildung weit überlegen waren und sich daher allmählich zu Herren des

Landes machten.

Der Anführer oder Häuptling derselben war Manco,

ein aussergewöhnlicher

Mann,

Stifter einer Religion,

Gesetzgeber seines

Volkes und Gründer einer Stadt, die später unter seinen Mittelpunkt eines mächtigen Reiches

wurde.

Nachkommen

Seine dankbaren Unter-

thanen nannten ihn Manco Kapac, Manco den Reichen, Mächtigen, und von ihm stammten in gerader Linie die zwölf Könige der Inkadynastie ab.') Die

l)

Reihe

der

Betanzos gegebenen 10.

von

Garcilaso

beinahe überein,

Königs lauten verschieden,

stellen

verzeichneten die

von Cieza

Könige

stimmt

mit

gegebenen Namen

der

des

von

7. bis

daher wir beide Reihen zur Vergleichung gegenüber-

:

Inka-Könige:

nach Cieza de Leon:

nach Garcilaso: 1.

Manco Kapac.

i.

Manco Kapac.

2.

Sinchi Roca.

2.

Sinchi Roca.

3.

Lloque Yupanqui.

3.

Lloque Yupanqui,

4.

Maita Kapac.

4.

Maita Kapac.

5.

Kapac Yupanqui.

5.

Kapac Yupanqui.


Das Hochland von Süd-Peru.

AHA

Der

am Abhang

Fusse des Sacsahuaman,

Haus Mancos gestanden haben

einer Terrasse das

form

am

älteste Teil der Stadt lag

des

auf der jetzt

Berges,

die

wo

auf

soll.

Diese Platt-

kleine

Kirche San

Cristübal steht, und von wo aus man die ganze Stadt überblickt, hiess CoUcampata und führt diesen Namen noch jetzt '). Die daselbst befindlichen

Mauern

Wohnung

des

ersten Königs,

stammen, nach ihren

sondern

und genau gefügten Steinen zu

arbeiteten

aus

schliessen,

einer

geviel

Gegend des Hauptplatzes hiessen Hanau Cusco, die Der südlich vom Platze thalabwärts sich erstreckende

bis in die

obere Stadt.

6.

Inca Roca,

6.

Inca Roca.

7.

Yahuar Huacac.

7.

Inca Yupanqui.

8.

Viracocha.

8.

Viracocha.

9.

IncaUrco.

9. Pacliacutec.

10. Inca

fein

Die unterhalb der Terrasse von CoUcampata liegenden

späteren Zeit.

Häuser

eines alten Palastes sind jedoch nicht Überreste der

Yupanqui.

10. Inca

11.

Tupac Yupanqui.

12.

Huaina Kapac.

kommen noch

Yupanqui.

11.

Tupac Inca Yupanqui.

12.

Huaina Kapac.

Söhne Huaina Kapacs: Huascar, der rechtmässige, und Atahuallpa, der unebenbürtige. Betanzos giebt für zwei Könige längere Namen als Garcilaso. Er nennt den siebenten: Yahuar Huacac Inca Yupanqui und den Hierzu

neunten:

Inca Yupanqui

die beiden

Auch stimmt

Pachacuti Inca.

denn

Viracocha nicht mit Garcilaso überein,

statt

er

Angaben über

seinen

in

unter Yahuar Huacac setzt er den

unter Viracocha, und lässt sie nicht durch diesen, sondern Sohn Inca Yupanqui besiegt werden. Cieza nennt als ältesten Sohn und Nachfolger desselben Urco, der von dessen tapferem und begabtem Bruder Inca Yupanqui entthront worden sei. Die hier in den Berichten der spanischen Schriftsteller zu Tage tretende Verwirrung scheint auf Namensverwechselungen zu beruhen, welche durch das Wort Yupanqui herbeigeführt wurden. Dieses Wort ist eine Kon-

Aufstand durch

der Chancas

seinen

jugationsform des Zeitwortes

yupay,

zählen,

rechnen,

du wirst zählen, hochschätzen, erzählen, und war eine Art

aller

Könige und

Hoheit.

auch

vieler

hinzugefügt

Prinzen

Zuweilen wurde Yupanqui auch

jektiv augustus

erhaben

als

Name

Yupanqui bedeutet

schätzen.

also:

wurde,

Titel,

etwa

gebraucht,

ursprünglich ein Beiwort war,

der den

wie

ebenso wie das Ad-

mit

dem

der römische

Senat den Cäsar Octavianus ehrte, und welches nachmals die Geschichte

namen Octavians machte, während

alle

späteren

Namen

Herrlichkeit,

zum Eigen-

ihrem

Namen

liegenden Sachverhalt

haben

römischen Kaiser es

als Titel beifügten.

Unsere Ansicht über den der Inkasage zu Grunde

wir bereits in den Schlussbemerkungen des Kapitels über Tiahuanaco ausgesprochen,

auf welche wir den Leser verweisen. l)

CoUcampata

Collcana pata

ist

ein

Ausdruck

die Terrasse

des

der

Aimarasprache,

Speichers,

zusammengezogen

der Speiclierplatz,

wahrscheinlich

aus so

genannt von einem Vorratshaus, welche Gebäude die Inkas mit Vorliebe an trockenen

Bergabhängen anlegten.

,


Das Teil

wurde Huiin Cusco,

alte

Kusko.

475

die Unterstadt, genannt.

Beide Hälften wurden

Weg

durch den nach Osten oder Antisuyu führenden

getrennt.

Später,

an Ausdehnung gewonnen hatte,

wurden ausser Collcampata noch zwölf Bezirke unterschieden, welche sich imi den Hauptplatz gruppierten und deren Namen sich auf dem beigegebenen Plane anals die Stadt

gegeben finden.

Es lagen gen Osten von CoUcampata:

Cantut-pata

1.

die

Blumenterrasse

der schön

nach

,

roten,

nelkenartigen Inkablume Cantut oder Cantur genannt.

Puma-curcu

2.

befanden,

da

,

— das Salzloch — östlich — die hübsche Nase — — das Redefeld — das

Toco-cachi

3.

der Löwenpfahl

vom

Munal senka Rimac-pampa

4. 5.

sich

notathal

die Käfige

kommende Weg

Pumap-chüpan

m

südöstliche Viertel,

der von

laufende Winkel,

die Stadt

der Löwenschwnnz

Hauptplatz.

etwas weiter südöstlich.

selbst sich der gleichnamige Platz findet

6.

dort

welchen die Pumas oder Löwen gehalten wurden.

in

und der vom

wo-

Huillca-

tritt.

,

der südliche, spitz zu-

den Flüssen Huatanay und TuUu-

mayo eingeschlossen wird. In diesem Bezirke lag der Tempel. Nach Westen von CoUcampata folgten die Bezirke in folgender Reihe

Huaca-puncu

1.

das Götzenthor oder heilige Thor

grunde des Huatanay

Carmenca

2.

Kirche Santa Killi-pata

Ana die

im Thal-

westlichen Fusse des Sacsahuaman.

das Schulterblatt

des Huatanay und

3.

am

am Abhang

im rechtseitigen Thalgrunde

der Höhe, auf welcher jetzt die

steht.

Streifenterrasse

in

der

westlichen Stadt-

gegend am Wege nach Chinchay-suyu.

4.

Pichu

5.

Cliaquill-chaca

dem

der Knöchel

etwas südlich von Killipata.

die Algenbrücke

vorigen Distrikte

— lief

zwischen

,

diesem

und

die Strasse nach Cunti-suyu.

Okachuno — der Distrikt im Süden ChunchuUmayo und Huatanay. Diese dreizehn Distrikte lagen im Kreise um das Centrum der Stadt, welches den durch die Flüsse Hi:atanay und Tullumayo begrenzten Raum umfasste und die Gestalt eines spitzwinkligen Dreiecks Kaya-cachi

6.

gesalzener

,

der Stadt zwischen den Flüssen

dessen Basis

hatte,

vom Fusse

des Sacsahuaman,

durch die Flüsse gebildet wurden. imgefähr pata

lichen

in

der Mitte der Stadt,

der Festplatz Feierlichkeiten

,

An

lag der

so genannt,

stattfanden.

und dessen Seiten

der Westseite dieses Dreiecks, grosse Hauptplatz,

da daselbst

Alle

alle

Haucay-

grossen öffent-

Hauptgebäude

des

Staates,


Das Hochland von Süd-Peru.

.yg

nämlich

Sonnentempel und das Kloster der Mehrzahl der vom Adel innegehabten besagten dreieckigen Raum. Der Adel bestand der

Königspaläste,

die

Sonnenjungfrauen,

sowie

Häuser standen

dem

in

die

indem

aus den Inkas von königlicher Abstammung,

alle

Frauen nahmen und eine zahlreiche Nachkommenschaft

Abstammung

Je nach der

die sich später vermehrte.

Könige

viele

hinterliessen,

zerfielen die Mit-

Aillu deren Gesamtglieder des Adels in Famihen oder Stämme mächtigen hohen oder Familien, die Aillu, heit mit dem Namen Kapac waren Vorstädte, Bezirke angeführten oben Die bezeichnet wurden. Man traf in denen das zugewanderte Volk sich niedergelassen hatte. zwar Reichs, und Teilen weiten des in Kusko Unterthanen aus allen zusammen wohnen, gehörigen mussten alle zu derselben Nationalität ,

Stamme

sowie besonders die jedem

ihre einheimische Kleidung,

man

tiimhche Haartracht beibehalten, so dass

eigen-

daraus sogleich die Her-

kunft jedes einzelnen erkennen konnte.

Wandert man durch so bemerkt

man

den mittleren Teilen der

die Strassen in

überall alte

Stadt,

Mauern, die man sogleich durch die eigen-

tümliche genaue Fügung der Steine von den

neuen Bauwerken unter-

oder

doch die Grundmauern

scheidet. vieler

Sie

bilden

das Erdgeschoss

Häuser: lange, eintönige

Wände ohne

jede Verzierung oder Unter-

brechung der Flächen durch Vorsprünge oder Gesimse, nur selten von grossen Thorwegen durchbrochen,

man

Versucht

Fenster sind neu.

den alten Inkabehausungen zu bilden,

so

der rühmenden Beschreibungen der alten

blick

ein

und

düsterer

eine Vorstellung

muss man

trotz

unfreundlicher

Thüren und

die meisten

denn

hiernach sich

gewesen

sagen,

sich

dass

deren An-

Chronisten

muss.

sein

alle

von

Was

die

Spanier blendete, waren die goldenen und silbernen Wandverzierungen

und die bäude

vielen,

selbst

waren niedrige,

Massen, ohne Strohdächern. fast

alle

genug

aus Edelmetallen angefertigten Gerätschaften.

alle architektonische

Die

in

um

die

in

alten Überreste rühren

von Privatwohnungen

ist

nirgends

sich ein Bild von der Einrichtung derselben entwerfen

zu können; doch finden sich

häuser

Gliederung, mit pyramidenförmigen

Kusko noch vorhandenen

von Königshäusern her,

übrig,

Die Ge-

oder doch bloss einstöckige, schwerfällige

Ollantai-Tambo,

besseren Häuser in

vollkommen erhaltene altperuanische Wohn-

nach denen

sich

schliessen

Kusko beschaffen gewesen

lässt,

sein

wie etwa

mögen.

der Strasse her führte ein 'J'horweg in einen ziemlich geräumigen,

eckigen Hof, meist

um

quadratische

welchen

Zimmer,

herum

die

die

nicht

Wohnräume

lagen.

untereinander

in

Von vier-

Es waren

Verbindung

standen, sondern sich nur durch eine 'I'hür auf den gemeinschaftlichen


Das

Hof

öffneten.

lind

in

Kusko.

alte

Fenster waren selten,

477

und wenn vorhanden, nur

den Wänden des Hofes angebracht,

nie

Jedes Zimmer hatte ein besonderes, spitzes Dach, bildete massen ein Haus für sich, daher die Inkasprache auch Zimmer oder Stube besitzt.

kein

Wort

man

Gemeinschaftlich

ist

für

bald, allen

genaue Aneinanderpassen der Bausteine, aber die Form der

nur das Steine

ist.

zu.

also gewisser-

Bei näherer Betrachtung der alten Inkamauern bemerkt

dass die Arbeit nicht bei allen dieselbe

klein

nach der Strasse

und

ihre Bearbeitung zeigt Verschiedenheiten,

nach denen man

Alte Inkamauer.

Bauweise und überhaupt der Baukunst unterscheiden wurden Steine von verschiedener Form und Grösse ge-

drei Perioden der

kann.

Zuerst

nommen, wie

sie

die Natur darbot,

und daraus

die ausgesucht, die sich

man

Ecken und Vorsprünge

zur Aneinanderfügung eigneten, wobei

nur wenig ebnete und abrundete.

die

Hierauf begann

man

die Oberfläche

besser zu behauen, in der W^eise, dass sie sich über den Fugen kissen-

oder polsterförmig vorwölbten, unregelmässige.

in der Galle del triumfo,

Namens, findet.

in

doch blieb die Grösse und Form eine

Ein interessantes Beispiel

dici^er

Periode

ist

eine

Mauer

der Triumphstrasse hinter der Kapelle dieses

welcher sich der berühmte Stein mit den zwölf Ecken be-

Diese Mauer gehörte

zum

Palast des Inka Roca, des sechsten


Das Hochland von Süd-Peru.

Ayg

Unter den letzten Königen, zur Zeit der Blüte des Inkareichs,

Königs.

vervollkommnete sich die Kiuist der Steinbearbeitimg immer mehr, die regelmässigen Quadern geschnitten, ihre Oberfläche glatt gemeisselt und die Zusammenfügung der Kanten erreichte einen solchen Grad von Genauigkeit, dass es wirklich an vielen Stellen nicht Steine

wurden

möglich dringen

ist,

zu

in

auch lassen.

auch nur Ähnliches

nur

die Schneide eines Messers in die

Fugen

ein-

dieser Beziehung Gleiches oder

Kein Volk hat in Dabei muss jedoch bemerkt werden, dass

geleistet.

Stein der zwölf Ecken.

auch hier die Anordnung der Steine

in

Reihen nicht eine schnurgerade

seinem Nachbar zusammen wurde und zur Erreichung der genauen Fügung bald von dem unteren, bald von dem oberen etwas abgetragen werden musste. Dass unter solchen Umständen von Mörtel oder Kitt nichts zu sehen ist, versteht sich von selbst, indes ist es ein Irrtum, der oft wiederholt worden ist,

da,

wie

es

scheint,

jeder

Stein

mit

geschlifien

ist,

dass sich die Inkas bei ihren Bauten überhaupt keiner Bindemasse

Der Verfasser ist während seines Aufenthalts in Kusko mehrmals zugegen gewesen, wenn Thüren und Fenster in sehr fein gefügte Inkamauern gebrochen wurden, und wenn Steine, in deren

bedient hätten.

äusseren Fugen keine Spur von Kitt zu entdecken war, aus ihrem Yer-


Das

bände

alte

Lehm

ist

Thon

heisst

Llanki.

Das Material der meisten

Dieser

alten

Ge-

ein schwarzgrauer, feinkörniger, sehr harter vulkanischer Stein,

ein Trachyt, an dessen Brüchen

man

vor der Festung von Piquillacta

Einige Mauern scheinen aus Dioritblöcken zu bestehen.

vorbeikommt.

den Bauwerken des alten Kusko war das

Unter Wichtigkeit

der

hinten in einer dünnen

sie

geschlämmten dunklen Lehmes gebettet lagen.

fein

oder

bäude

479

man, dass

gelöst wurden, bemerkte

Schicht

Kusko.

darin

seiner

Bestimmung,

enthaltenen

der Sonnentempel.

Schätze,

erste

wegen der

der Pracht seiner Ausstattung, sowie

Die Stadt Kusko

wurde im ganzen Reiche der Inkas beinahe als heilig verehrt, als der Ort, an welchem zuerst die Kinder Intis auf Geheiss ihres göttlichen Vaters sich niedergelassen hatten. Alles, was von dort ausging, wurde in gewisser Weise dieser Verehrung teilhaftig, Reisenden, die von der Hauptstadt kamen, ward mit Ehrerbietung begegnet und die Gegenstände,

die

Indianern

war das

man von

als

dort

Kleinode.

Haus der Sonne

mitbrachte,

Der

galten

den

abergläubischen

heiligste Ort in der heiligen Stadt aber

Inti-huasi

,

oder auch wegen seiner

Pracht Coricancha, der goldene Hof, genannt.

Die Beschreibung, die

Garcilaso nach Mitteilungen seiner mütterlichen Verwandten giebt,

wohl etwas ausgeschmückt

mag

im wesentlichen durch Der Tempel wurde angeblich schon von

sein,

doch wird

sie

Angaben Ciezas bestätigt. Manco Kapac gegründet, aber in der Gestalt, in welcher die Spanier ihn vorfanden, war er das Werk des zehnten Königs, Inka Yupanqui. Er lag nahe am unteren, südlichen Ende der Stadt, in dem von den Flüssen Huatanay und TuUumayo eingeschlossenen Raum, welchen wir die

den Bezirk Pumap-chupan erwähnt haben. Das Dominikanerkloster und die dazugehörige Kirche sind zum Teil auf den alten Tempelmauern erbaut. Die Anordnung der einzelnen Teile des Tempelgebäudes scheint im vergrösserten Massstabe die eines Wohnhauses gewesen zu sein. Die Zimmer oder Säle lagen um einen viereckigen Hof, auf den sie sich öffneten, ohne miteinander in Verbindung zu stehen. Ahe Mauern

als

waren aus

fein

behauenen Steinen aufgeführt, die Dächer waren von

Holz, hoch und zugespitzt und mit sauber geschnittenem Schilf gedeckt;

denn auch

die Inkas verstanden nicht, die Steine zu

Gewölben zu fügen und

die Anfertigung von gebrannten Ziegeln war ihnen nicht bekannt. Die Haupthalle des Tempels, das Gemach des Sonnengottes Inti, war der Raum, der heute das Schiff der Dominikanerkirche bildet. Das

wesdiche,

dem

Fluss

Huatanay zugekehrte Ende desselben war abge-

rundet und über der noch wohl erhaltenen Mauer haben die

Mönche


Das Hochland von Süd-Peru.

48o

einen mit Säulen gezierten Söller gebaut, von Blick über die

Gegend

Die

hat.

Wände

wo

aus

oben mit dickem Goldblech bekleidet.

unten bis

man

einen schönen

der grossen Halle waren von

Am

ösriichen

Ende

befand sich das Bild der Sonne, aus goldenen Platten gearbeitet, unter der Form eines menschlichen Antlitzes, von welchem geflammte Strahlen

Das Bild nahm die ganze Breite der Wand ein und der Strahlenrand war ringsum mit kostbaren Edelsteinen eingefasst. Längs, der Seitenwände sassen auf goldenen Sesseln oder Schemeln die eingetrockneten Körper der zwölf Könige. Ihr Gesicht war dem Eingang

ausgingen.

nur die Gestalt Huaina Kapacs, des letzten Königs, sass

zugewendet,

den Rücken dem Eingang Der Haupteingang der Halle befand sich an der Nordseite

der Sonne gegenüber, das Gesicht dieser,

zukehrend. auf

dem

Domingo genannt

kleinen Platze, der jetzt Plazuela de Santo

Aus der Beschreibung Garcilasos ist nicht ersichtlich, ob dieser Platz der Tempelhof war, oder ein vor dem Tempel gelegener Platz,_ der Intipampa hiess und auf welchem sich bei grossen Festen die vornehmen Inkas zu versammeln pflegten. Wahrscheinlich war die Plazuela

wird.

der

Tempelhof, auch

beschränkt,

Portale, deren Jetzt freilich

demi sieht

Maasse

grosse

für

man an für

Versammlungen

der

ist

Raum

zu

der Nordseite des Platzes sehr hohe

Privatwohnungen unpassend gewesen wären. wo Schmiede und Zimmer-

führen sie zu Räumlichkeiten,

leute ihre Werkstätten eingerichtet haben.

Unmittelbar an die Sonnenhalle grenzend befand sich das Gemach, oder wenn man will, die Kapelle, die der Mondgöttin Quilla, der Dieses Gemach war mit und Gattin Intis, geweiht war. bekleidet und dem Eingang gegenüber erblickte man das Bild

Schwester Silber

der

Göttin,

Anditz.

der

ein

auf einer silbernen Platte eingegrabenes menschliches

An den Seitenwänden

zwölf Königinnen,

der

sassen auf silbernen Sesseln die

rechtmässigen

wendeten das Gesicht dem Eingang

zu,

Gattinnen

bloss

Mama

Mumien

der Inkas.

Sie

OcUo, die Mutter

Huaina Kapac, hatte das Gesicht der Göttin zugekehrt. Neben dieser Kapelle lag die Sternkammer, welche dem Morgenstern chaska als Diener Intis und den übrigen Sternen als Begleitern der Mondgöttin Quilla gewidmet war. Darauf folgte die Kapelle des welche als Boten des zürnenden Illapa Donners und Blitzes Ein viertes Gemach war dem Regenbogen Sonnengottes galten. des

grossen

,

und Gewitter

(Kuichi) geweiht, der die Besänfdgung Intis nach Sturm

verkündete.

Sämdiche Thüren des Tempels waren mit Silberplatten bekleidet; an der

Aussenwand zog

dünnen

sich, in

Gold-

oder

das Mauerwerk


Das eingelassen,

fingerdicker,

ein

alte

zwei

Kusko.

Hand

481

und

breiter Goldstreifen

Gebäude

In

lief.

dar-

um

über ein Gesims von goldenen Platten, welches eine Elle breit

das

einem der Höfe befand sich der berühmte goldene

Garten, woselbst aus den vorhandenen und nicht anderweitig benutzten

Goldvorräten

Mannigfaltigkeit

grösster

in

Pflanzen,

Blumen, Früchte,

Llamas mit ihren Treibern, allerlei kleinere Tiere, auch menschliche Figuren, Wannen und Gefässe zum Begiessen dargestellt waren. Dieser Reichtum an Edelmetallen rührte von Weihgeschenken her, welche aus den Inkas als Tribut dargebracht wurden, und da Gold und Silber bei ihnen nicht zu Wertzeichen verwendet wurde,

allen Teilen des Reichs

sondern

nur

zum Schmuck

der

Tempel und Königshäuser,

so hatten

im Laufe der Jahre Schätze angesammelt, wie sie in Europa nie bei einander gesehen worden waren. Es scheint mehr Gold vorhanden sich

gewesen zu sein Zustand

gewinnen

in

angeführten

Natur vorkommt,

der

lässt.

Übrigens

Atahuallpa bereits Pizarro

ist

oder

sich

doch

in

gediegenem

leichter aus Erzen

zu bemerken, dass die Spanier die eben

Reichtümer des Tempels nicht

Kusko vorfanden, da das

^Metall meist

da das erstere

als Silber,

alle bei

ihrem Einzüge in

ein grosser Teil auf Befehl des gefangenen

nach Cajamarca geschickt worden war,

angebotene

Lösegeld

Königs

um

damit

zu entrichten, vieles auch war von

den Eingeborenen versteckt worden,

als diese

anfingen zu bemerken,

wie grossen Wert die Edelmetalle in den Augen der Spanier hatten. Alle grossen öffentlichen Feste

wurden im Sonnentempel

gefeiert,

das Hauptfest aber war das Fest der Wintersonnenwende im Dezember.

Es wurde Inti-Raimi

das Sonnenfest oder auch bloss schlechtDer Tag, an welchem dasselbe begann, hiess Inti -huatana - punchau, der Tag, an welchem die Sonne angebunden wurde, so dass sie nicht weiter nach Norden abweichen konnte, sondern nach Süden zurückkehren musste'). Dieser Tag wurde in einem

weg Raimi genannt.

Beobachtungsorte des Tempels durch die Priester bestimmt. richtung

von

der

bestand

in

Sonne

auf

Die Ein-

einem kurzen säulenartigen Steinpfosten,

dessen

man

täglich

einen

Plan

geworfenen

Schatten

Wenn

der Schatten nicht mehr länger beobachtete und aufzeichnete. wurde, wusste man, dass der Tag der Umkehr gekommen sei und das Freudenfest nahm seinen Anfang. Aus dem ganzen Reiche kamen Abgesandte zur Feier desselben und der König, als Abkömmling und Vertreter der Sonne, versah an diesem Tage selbst das Amt des Ober-

l)

huatay, binden, huatana,

was zu binden

ist,

der Ort oder die Zeit, zu welcher

etwas gebunden wird; punchau, der Tag. Middcndorf, Peru UI.

31


Das Hochland von Süd- Peru.

482 welches

priesters,

Gewöhnliche von der Person des Herrschers

fürs

getrennt und einem nahen Verwandten desselben übertragen war.

Drei

bereiteten sich alle durch strenges Fasten auf das Fest vor.

Man

Tage

genoss nur rohen weissen Mais, einige Kräuter und Wasser, der eheliche Verkehr unter Gatten war untersagt, alles Feuer wurde ausgelöscht. dieser Zeit bereiteten die Sonnenjungfrauen das Festbrot

Während

einem Teige von gemahlenem Mais schaft.

es

für

Sie unterzogen sich dieser Arbeit als

war der Sonnengott

kehrte und

zum

sie

selbst,

Feste lud.

aus

den Inka und seine Verwandt-

Gemahlinnen

Intis,

denn

der wieder zu seinen Kindern zurück-

Das

Volk während

Brot, welches das

der Feiertage genoss, musste gleichfalls durch Jungfrauen bereitet sein.

Am

Morgen des

Festes,

vor Anbruch des Tages, versammelten sich

Männer der königlichen Familie, sowie überhaupt alle Edlen aus königlichem Blut auf dem Platz anwesenden Kusko in Haucai-pata. Die fremden Häuptlinge und vornehmen Vasallen begaben Alle waren barfuss und erwarteten in sich nach dem Platz Cusi-pata. Sonne. Sobald die ersten Strahlen Aufgang der den Stellung kauernder alle

erwaclisenen

hervorbrachen,

erhob

Gefäss

goldenes

sich

haltend.

der Inka

Inhalt des Gefässes der rechten

denselben

in ein

allein,

in jeder

Hand

Beide waren mit Chicha (xAka)

Hand war dem

ein grosses gefüllt;

der

Gotte geweiht, er goss

goldenes Becken, von welchem die Flüssigkeit durch

eine goldene Röhrenleitung in den

Gefässes der linken

Hand

verteilte

Tempel

gelangte.

Den

er unter die Seinen,

Inhalt des

indem

er sie

und jeder schöpfte etwas mit einem kleinen Hierauf begab sich der König, gefolgt von seinem goldenen Becher. ganzen Hause, barfuss in den Tempel, um den Gott zu verehren,

zum Trinken

während

alle,

dem Tempel

einlud,

die nicht königlichen Blutes waren,

warteten.

auf

dem

Platze vor

Die Gefässe aus Gold und Silber, die bei der

Zeremonie auf dem Platze Haucai-pata gebraucht worden waren, wurden

dem Tempel

geweiht.

in den Höfen des Tempels vorgenommen wurden, fanden am Inti-Raimi ausnahmsweise auf dem Hauptplatz statt. Es wurden schwarze Llamalämmer geopfert, da diese als von gleichmässiger Farbe für reiner galten als die weissen, bei denen die Partien um das Maul stets dunkler gefärbt sind als der übrige Körper. Das zum Opfer bestimmte Tier wurde nicht gebunden, sondern von mehreren Personen gehalten. Es wurde ihm dann mit

Die Opfer, die bei allen anderen Gelegenheiten

einem scharfen Feuerstein oder einem Stück Obsidian die linke Brust geöffnet,

Als

und ohne zu schneiden das Herz samt der Lunge ausgerissen. von übler Vorbedeutung galt es, wenn es dem Tiere

Zeichen


Das

alte

Kusko.

483

gelang, sich loszureissen und zu entschlüpfen.

Tiere schlachtete

man

in

Die später geopferten

der gewöhnlichen Weise, das Blut, das Herz

Lunge wurden dem Gotte dargebracht. Alle Inti geweihten' mussten mit neuem Feuer verbrannt werden. Dieses neue Feuer wurde dadurch gewonnen, dass der Oberpriester mit einem am

und

die

Opferteile

linken

Armband angebrachten

und damit

in

Hohlsi)iegel

den Brennpunkt gebrachte

so erzeugte Feuer ward

als

die Sonnenstrahlen auffing

Baumwolle entzündete. Das unmittelbare Gabe des Gottes verehrt und feine

das ganze Jahr über im Kloster der Sonnenjungfrauen gehütet.

Es

galt

Mauer des Sonnentempels im Dominikanerkloster. für ein grosses

Unglück, wenn dasselbe aus Nachlässigkeit oder durch

einen Zufall verlöschte.

Die beiden anderen Hauptfeste der Inkas waren das Ackerbaufest Cusqui-raimi

,

welches Ende November gefeiert wurde, wenn die

und die Gefahr der Nachtfröste vorüber und das Situa-raimi, begangen in den ersten Tagen des zunehmenden Mondes nach der Frühlings Tag- und Nachtgleiche im Monat September. Es war ein Fest der Reinigung, durch welches die Menschen sich und ihre Wohnungen von Krankheiten und allen sonstigen, durch Einfluss böser Geister erzeugten Übeln zu befreien glaubten. Die beigegebene Abbildung zeigt die Westseite des Klosters von Bestellung der Felder beendigt war,

31*


Das Hochland von Süd-Peru.

484 Santo Domingo,

wie

sie sich

von der

am

rechten Ufer des Huatanay

Alameda ausnimmt, mit dem abgerundeten Ende der Tempelhalle, über welcher sich der Söller befindet. Die Alameda von Reihen grosser Holunderbäume ist ein schöner Spaziergang, der aber sich hinziehenden

so wenig besucht wird, dass

wöhnlich geschlossen

Wie

das eiserne Gitter des Einganges ge-

bemerkt wurde, finden

bereits

Inkabauwerken

man

findet.

um den

Hauptplatz, in

sich die meisten Überreste

dem von den

und Tullumayo begrenzten mittleren Teile der

zum Tempel

und gehörten ausser teils waren

Stadt,

Wohnungen der Könige,

zu Palästen oder

teils

es Mauern, die das Kloster der Sonnenjungfrauen umschlossen.

Haus

von

Flüssen Huatanay

Jeder

und über die Lage König Königen erbauten Paläste haben sich noch sechs der von den letzten Mauerreste, die ihr wirkliches VorhandenÜberlieferungen erhalten, sowie Das Haus des ersten Königs und Gründers der Stadt, sein bezeugen. Manco, wurde nachmals durch ein anderes Gebäude ersetzt, welches Wir lassen hier eine Überspäter besonders beschrieben werden wird. sicht dieser Gebäude folgen, welche den Angaben Garcilasos entspricht, soll sich ein

eigenes

eingerichtet haben,

und verweisen dabei zum besseren Verständnis der Beschreibung auf den zu Anfang dieses Kapitels eingeschalteten Plan der Stadt, auf welchem überall die an den Strassen noch sichtbaren Inkamauern durch dickere Striche und die Lage der Königshäuser durch Buchstaben angedeutet sind.

An

der Nordseite des Platzes Haucai-pata,

drale erhebt, stand das

wo

sich jetzt die

südlich daneben,

zum

Galle del triunfo,

an der

Teil an der

Kathe-

und von diesem nach Osten führenden

Haus des achten Königs Huirakocha

(A)

oder Parochial-

Stelle der Capilla del triunfo

Roca (B), Kora-Kora Dieser König war bekannt als genannt (Krautland, Wiesengrund). Gründer der Schule der Amautas, der Gelehrten und Gesetzkundigen^ für welche Inka Roca ein Gebäude in der Nähe seines Hauses errichten liess, das Yachay-huasi (C) dessen Eingang Haus der Wissenschaften

kirche,

lag der Palast

des sechsten Königs Inka

nach dem Tullumayo

i)

zu

lag').

An

Die Amautas waren eine Körperschaft,

,

der Nordseite des Platzes neben

denen die Aufbewahrung,

Überlieferung des von den Inkas allmählich erworbenen Wissens oblag. also

den eigentlichen geistigen Kern des

werden muss, wurden, in

indem

die

Volites, der

obersten Priesterstellen

von den

wohl

Pflege

und

Sie bildeten

Priestern unterschieden

immer mit Amautas

besetzt

Amautas Priester waren. Die gelehrte Körperschaft zerfiel verschiedene Klassen, indem die Astronomen durch Beobachtung der Gestirne die aber nicht

alle

Zeitrechnung, die Festtage, den Beginn der landwirtschaftlichen Arbeiten bestimmten,


Das

alte

Kusko.

485

Kirche lag ein Königshaus namens Cassana (D), und Inhaber Garcilaso den Inka Pachacutec anführt.

<ler

als

dessen Erbauer

Diesem Gebäude

gegenüber, westlich neben der Jesuitenkirche, stand der grosse Palast Huaina Kapacs, Amaru-cancha, der Schlangenhof genannt (E), wahrDieses da das Eingangsthor mit Schlangen verziert war. eine enge Gasse, die auf den Platz Haucai-pata ausmündet, von dem Kloster der Sonnenjungfrauen Dieses KlosterAclla-huasi, dem Hause der Auserwählten (F) getrennt. gebäude scheint von beträchtlicher Ausdehnung gewesen zu sein, was scheinlich

Gebäude wurde nach Westen durch

allerdings nötig war,

Tempels

wenn

es,

Es erstreckte

beherbergte.

Inti huasi

wie Garcilaso angiebt, bis zu 1500 Frauen vom Platz bis in die Gegend des

sich

Nach Osten von Amaruvom Platze

oder Cori-Cancha (G).

(D) zwischen der Strasse, die in südöstlicher Richtung

Cancha

und der

ausgeht,

jetzigen Strasse

San Agustin, von Kora-Kora (B) durch Masse von Königshäusern,

die Galle del triunfo getrennt, lag eine grosse

zusammen Puca-marca

— der rote Oberstock oder rote Turm — genannt.

diesen war der von der Galle del triunfo begrenzte nördliche Teil der Palast des Inka Yupanqui (H), während die Erbauung des südlichen

Von

Gebäudes, von dem vorigen durch eine Querstrasse getrennt, dem vorletzten König Tupac Yupanqui zugeschrieben wurde.

Die einzige an beiden Seiten von alten Mauern eingefasste Strasse

welche das Kloster der auserwählten Jungfrauen

die,

ist

vom

Huaina Kapacs

Palast

Amaru-cancha

trennt,

AcUa huasi und neben

während andere die Vermessung der Felder, die Anlage von Wasserleitungen und Bauwerken leiteten. Statistiker führten genaue Verzeichnisse über die Zahl der Bevölkerung, über Geburten und Todesfälle, sowie über die Tribute und die in den Speichern des Staates aufbewahrten Lebensmittel, Kleidungsstücke und Waffen. Sie bedienten sich dazu in Ermangelung

eigentümlichen Bezeichnungs-

der Schrift einer

welche aus wollenen Fäden von verschiedener Farbe, in mancherlei Weise geschlungen und gruppiert, an einer gemeinsamen dicken Schnur

durch Knoten

weise

(kipus),

Eine besondere Klasse der Amautas beschäftigte sich mit der Abfassung und Erhaltung poetischer Erzeugnisse, welche bei dem Fehlen der Schrift nur durch mündliche Überlieferung und Auswendiglernen möglich

befestigt

wurden.

Dichtkunst,

war.

Wie

der

verstanden hätten,

Volkes

gesetzliche

die

Bestimmungen

blieben

geleiteten Schulen

der Häuptlinge dieselben

breitung von Kenntnissen zufriedenheit

alte Schriftsteller

und

den

ist

nicht klar;

behaupten, dass die Peruaner

Hergang

geschichtlicher Er-

Knoten auszudrücken.

von den Amautas

Klasse und

was

lässt sich begreifen,

eignisse durch

In den

behilflich sein konnte,

weit ihnen hierbei die Knotenschrift

«benso wenig

verschlossen, bei

und Unijchorsam.

wurden nur

eroberter Provinzen

den

die

Söhne der herrschenden Den Kindern des

unterrichtet.

da die Inkas der Meinung waren, die Vererzeuge bei diesen nur Stolz, Un-

Ünterthanen


Das Hochland von Süd-Peru.

486

der zur Jesuitenkirche gehörigen Kapelle von Loreto auf den Hauptplatz

und

ausmündet.

ist trotz

Sie heisst nach dieser Kapelle Callejon de Loreto

der feinen Arbeit ihrer Seitenwände einer der unheimlichsten,

unreinhchsten

und

widerwärtigsten

Orte

der

Stadt.

Nach der Be-

schreibung Garcilasos scheint von dieser engen Gasse aus der gewöhnhch benutzte Eingang ins Kloster geführt zu haben. sich

am

Platz,

wurde aber nur

fih-

die

Das Hauptthor befand

Königin geöffnet, wenn diese

dem

Kloster einen Besuch abstattete, und für die jungen Mädchen, die darin

Callejon de Loreto.

aufgenommen werden schritten

haben,

um

sollten.

Diese durften das neunte Jahr nicht über-

ihrer Jungfräulichkeit

sicher zu sein. Sie legten kein Gelübde der Keuschheit ab, aber die Verletzung derselben wurde mit den härtesten Strafen bedroht. Die Schuldige wurde lebendig be-

graben, ihr Verführer getötet und mit ihm seine Eltern und Verwandten, sogar das Haus, wo er geboren, ward niedergerissen. Die Mädchen

brachten ihr ganzes Leben in strenger Abgeschiedenheit zu, beschäftigt mit Weben und Spinnen und Anfertigung von Kleidern für den König und dessen Eamilie, und bereiteten die bei den grossen Festen genossenen Speisen und Getränke. Nur Mädchen von rechtmässiger Ab-


Die Festung des Sacsahuaman.

kunft,

sie

angehörten, wurden Gemahlinnen des Sonnengottes

Inka - Kaste

der

beide

deren Eltern

genommen, denn

487

galten als

aufInti.

den Provinzen des Reiches gab es gleichfalls Klöster auserwählter zu denen die Töchter der Vasallen genommen wurden. wurde streng überwacht, doch nur zu Gunsten Keuschheit Auch ihre In

Jungfrauen,

denn dieser wählte aus ihnen seine Begleiterinnen, wenn Ein Mädchen, er auf seinen Rundreisen irgendwo länger verweilte. kehrte nicht ausgezeichnet worden war, Inka des Gunst das durch die in hohen ward zu ihren Eltern und sondern wieder ins Kloster zurück, des Königs,

Ehren gehalten.

Die Festung des Sacsahuaman.

Der Berg am nördlichen Ende des Thaies von Kusko, an dessen Er die Stadt liegt, heisst Sacsahuaman oder Sacsaihuaman ^). wird zu beiden Seiten durch die Thäler der Flüsse Huatanay und Tullumayo begrenzt, und sein flach gerundeter, spärlich mit Rasen und Fusse

niedrigem Gesträuch bewachsener Gipfel

benachbarten Höhen hervor, mit denen breiten Sattel zusammenhängt.

Am

tritt

er

etwas aus der Reihe der

nach hinten zu durch einen

Rande desselben bemerkt man von

der Stadt aus drei Kreuze, das Calvario oder die Schädelstätte, welche

230 Meter (760 engl. Fuss) über

dem

Hauptplatz

liegt.

Der

eigentliche

Der Sacsahuaman ist Gipfel ist einige Meter höher. Punkt Kuskos wegen der Ruinen der alten Befestigungswerke,

der interessanteste

selbst

noch vorhanden

sind,

Denkmale der

die da-

einstigen Grösse der Inkas,

die bis in die fernste /.ukunft die Leistungsfähigkeit dieses ausserordent-

lichen Volkes bezeugen werden.

Der Bau der Festimg auf dem Sacsahuaman wurde unter dem 10.

Könige, Inka Yupanqui, begonnen und erst während der Regierungs-

Huaina Kapacs beendet, nachdem über 60 Jahre daran gearbeitet worden war. Nach gewissen Chronisten soll schon der Vorgänger Yupanquis, Pachacutec Inca, den Grund gelegt haben, wobei zu bemerken ist, dass nach Baiboa der Name Pachacutec nicht Eigenname der Weltumwender eines Königs, sondern ein ehrender Zuname gewesen sei, den man dem Inca Yupanqui oder auch dessen Sohn Tupac Inca Yupanqui gegeben habe. Wie dem auch sei, es wurde zeit

i)

Die Bedeutung

Keshuaworten:

sacsay,

dieses

Namens

ist

nicht

sich voll essen, sättigen,

Es besteht aus klar. und huaman, der Falke.

Imperativ, der wörtliche Sinn des Ausdrucks würde also sein

:

den

zwei

Sacsai

Sättige dich, Falke.

ist


Das Hochland von Süd-Peru.

488 lange daran gearbeitet,

wie denn

war, in kurzer Zeit gar nicht

nennt vier

Der

Baumeister,

welche

was geschaffen worden

der That,

in

liätte hergestellt

werden können.

einander

nach

die

Garcilaso

Arbeiten

leiteten.

welcher den Plan entwarf, war Huallpa Rimachi; ihm folgte Inca Maricanchi, der dritte war Acahuana Inca, und der letzte liiess Calla Cunchuy. Cieza de Leon giebt an (Cron. II, 51), dass Inca Yupanqui nach der Vollendung und reichen Ausstattung des Tempels in

erste,

Coricancha beschlossen habe,

bauen,

der

zweiten Sonnentempel

einen

Dagewesene an Pracht

alles bisher

zu

er-

und allen Schätzen und Kostbarkeiten des Reiches zur Aufbewahrung dienen sollte. 20 000 Menschen aus den Provinzen wurden bei dem Bau zugleich beschäftigt und immer von Zeit zu Zeit durch neue Arbeiter abDie

gelöst.

anderen

befunden

ein solcher dort

erwähnen

Schriftsteller

handensein eines Tempels auf

übertreffen

nichts

über

dem Sacsahuaman, und wenn war

hat, so

er gewiss nicht das

das

Vor-

sich wirklich

Hauptgebäude,

Zweck des ganzen Baues ergiebt sich deutlich aus dem Charakter seiner Anlage: den Einwohnern der Stadt und besonders den denn

der

Inkas für den Fall der Not, einer feindlichen Überraschung, einen nahen

und sicheren Zufluchtsort zu bieten; denn die Stadt selbst lag ja ganz und hatte auch in ihrer Umgebung ausser der Mauer von Piquillacta

offen

keine

ßefestigungswerke.

Veranlassung zum Bau gewesen zu sein, bei welchem, wie früher erzählt wurde, die vom König Yahuar Huacac verlassene Stadt in die grösste Gefahr kam und nur durch die Entschlossenheit des Thronfolgers Huiracocha gerettet wurde.

Die

unmittelbare

scheint der Aufstand der Chancas

Nach diesen kurzen geschichtlichen Notizen wenden Betrachtung der Ruinen auf den Berg:

ein

steiler

wir uns zur

Wege dem man

Es führen von der Stadt aus zwei

selbst.

Fusspfad an der Vorderseite,

auf

zu den Kreuzen des Calvario gelangt, und ein beciuemerer Reitweg durch das Thal des Tullumayo, der unmittelbar zum Thore führt. Schlägt

man den

ersteren ein,

Teil der Stadt,

werden, Diese

wo

durch welche

wird

so

kommt mau

die Strassen

man

gegenwärtig

auf die

dem

Gegend.

Hauptplatz und

Der

Blick

ist

wir,

ehe

wir

weiter

kleinen

Kirche

Dieser Platz liegt ungefähr 50 Meter

gewiss der

auf die Stadt

vom Gipfel des Berges, und dabei man weniger weit entfernt ist. Da statten

zunächst

steiler

nach der daselbst erbauten

Plazuela de San Cristobal genannt.

über

durch den höchsten und endlich zu Trep))en Terrasse von CoUcampata gelangt.

immer

schönste Aussichtspunkt

ist

ebenso

ist

das Bild so

wir uns

steigen,

frei

und viel

einmal hier

der

vollständig als deutlicher,

da

befinden,

so

den auf CoUcampata gelegenen




Die Festung des Sacsahuaman.

Ruinen einen Besuch

Von dem Hause

ab.

das einst hier gestanden haben

soll,

48g

Manco Kapac,

des Königs

keine Spur mehr

ist

vorhanden,

davon herstammende Name des Ortes hat sich erhalten'). Der Palast, von welchem sich noch Überreste vorfinden, war Resitz des Inka nur

der

Huaina Kapacs, der Almagro auf seinem Zuge Die seit alten Zeiten CoUcampata ge-

eines Sohnes

PauUu,

nach Chile begleiten musste. nannte Gegend

am Abhang

eine nach

ist

dem Thale

zu etwas geneigte Bergjilatte

des Sacsahuaman, welche aus drei Stufen oder Terrassen

Die unterste, die Plazuela, auf der die Kirche

besteht.

dem Berge

Mauer

zu durch eine zehn Fuss hohe

Diese Mauer

zweite Terrasse stützt.

aus

ist

Form,

oben enger

als

Mitte, zu beiden Seiten befanden

blinde Thüren,

von denen die

eingestürzt

Von

ist.

welche 170 Schritt

Auf

dieses

sich in der

90 Schritt

breit,

dem Fusse

und

tief

ungefähr 6 Fuss höher

Mauer

getrennt.

Am

interessanteste Teil stellt:

Mauer

der

westlichen

Ende

eine

Schritt tief

ist.

etwas Sie

ist.

von dieser durch eine niedrige

als die zweite,

der Ruinen,

und 30

dritte,

dieser

Mauer

befindet sich der

den die beigegebene Abbildung dar-

Wand aus fein behauenen und feingefügten Thür und einem kleinen Fenster. Dies sind verÜberreste, von denen Garcilaso spricht. Man hat von hier

ein Bruchstück einer

Steinen

mit

mutlich die

einer

aus einen schönen Blick seitigem

in

Von CoUcampata an wird Die Worte

collca,

der Speicher,

Bedeutung sowohl der Keshu.i-

an dessen recht-

das Thal des Huatanay,

Abhang man gerade gegenüber

als

die

hat.

Bergwand des Sacsahuaman

und pata,

Stufe,

der Aimaräsprache an,

=

der Ausdruck aus gelautet haben.

die

Dieses Thal heisst

Platz,

doch

gehören ist

zu collcam-pata der Aimara-Deklination entsprechend; denn collcam Genitiv collcana

Ana und

die Kirche Santa

Häuser des gleichnamigen Vororts vor Augen in der Landessprache Sapi.

l)

der

in

Nischen oder

bebautes Feld

jetzt ein

des Berges zu

kleinere Terrasse, die nur 102 Schritt breit liegt

vier

Hand samt

rechter

letzte

sich

öftnet

'l'hor

Mauer

der Thür führt eine Treppe zur zweiten Terrasse,

nach

folgt

Das

unten.

und wird

ist,

beide von charakte-

durch Wandnischen und eine Thiir unterbrochen, ristischer

welche die

unregelmässigen Steinen

wie dies bei den älteren Inkabauten der Fall

aufgeführt,

wird nach

steht,

begrenzt,

ihre

ist

in

steil,

gleicher

Verbindung

der synkopieite

welchem das n am Ende vor p in m überging. Wäre der Keshuasprache gebildet worden, so würde er collcap patan

collcan', in

Hieraus

lässt

sich

zweierlei

folgern,

entweder,

dass

die

ahen Be-

wohner von Kusko Colins waren, oder dass die Sprache der ersten Inkas die Collaoder Aimaräsprache gewesen ist. Dass dieses letztere in der That der Fall war, ist in der Einleitung zum I. Bande unseres Werkes über die einheimischen Sprachen Perus begründet worden.


Das Hochland von Süd-Peru.

490

Man

der Pfad eng und beschwerlich.

Rand des

wo

Berges,

Befestigungswerken

sehen.

nichts zu

hier

ist

Von

Der Bergabhang

alten ist

so

dass er keiner grösseren künstlichen Verteidigungsmittel bedurfte,

steil,

daher

Von

zum vorderen

gelangt auf ihm

die drei Kreuze des Calvario stehen.

man

sich

mit der Aufführung einer einfachen

einer solchen sieht

man

Mauer begnügte.

und da noch Spuren, der grösste Teil Steine wurden zu Bauten in der Stadt benutzt. hier

ist abgebrochen und die Die grossen Wallmauern finden sich erst an der Nordseite des Berges, wo dieser mit den Nachbarhöhen durch einen Sattel, eine geringe Ein-

des Bodens, verbunden

senkung

Diese

ist.

zugänglichste

Seite

des

Werke geschützt werden. Zur Besichtigung derselben besteigen wir den Sacsahuaman auf dem zweiten in der Thalschlucht des TuUumayo hinaufführenden Wege. Dieser Bach ist in seinem Laufe durch die Stadt von alten Mauern Gipfels musste also durch besonders

starke

einen

Kanal

die

eingefasst,

Stadt

verlassen hat,

Man

bequem.

Murmeln

breiten,

beginnt

man

Sobald

bilden.

stärker zu

steigen,

ist

die

jedoch

Bergwand in geringer Entfernung das und bemerkt rechts neben dem Wege die

hört links an der

einer Wasserleitung

Reste einer anderen, durch Blei

tiefen

der Pfad

bei welcher die Steine teils

verbunden waren.

Diese Leitung

durch Mörtel,

kommt

teils

aus einem weiter

oben gelegenen, viereckigen gemauerten Behälter, 3,0 Meter lang und 1,85 Meter breit, in welchem das Wasser von oben durch einen senkrechten, schlotähnlichen, etwa 4,0 Meter

Ort heisst Choquechaca

hohen Kanal herabstürzte. Dieser

die goldene

Brücke

und deshalb gehalten

ist

der

worden.

Goldwäsche aus der Inkazeit Tuchwalke und von den Spaniern anwofür auch das bei der Leitung verwendete Blei spricht; denn

Steinbehälter für eine

In ^Vahrheit jedoch war er eine gelegt,

die Inkas scheinen bei ihren Steinverbindungen kein Blei verwendet zu

sondern

haben,

bemerkt man

Kupfer oder Bronze.

links an

der

Höhe

Etwas oberhalb

Choquechaca

der Bergwand den Anfang der Wall-

Nach dem Tullumayo zu ist der Wall nur einfach, aber weiter der (iii)fel des Sacsahuaman mit den dahinter liegenden Höhen des Rodadero durch die bereits erwähnte Kinsenkinig zusammenhängt, wird er durch eine dreifache Mauer verteidigt, welche stufenförmig an der Bergwand aufsteigt und deren Abstände durch Erdaufschüttungen oder Terrassen getrennt sind. Die Mauern laufen nicht in gerader mauern. oben,

wo

sondern im Zickzack wie

Flucht,

einem

unsere Verteidigungswerke,

Angriff die Hinaufkletternden

können.

Man

von

den Seiten

zählt zwanzig vorspringende stumpfe

sprechenden Winkeln;

es scheinen

um

bei

beschiessen zu

Ecken mit den

ent-

aber ursprünglich noch zwei mehr




Die Festung des Sacsahuaman.

gewesen zu

Die äussere Mauer

sein.

die dritte 2,5 bis 3

noch wahrnehmbar an diesem Werke

Meter hoch.

An

sonders an der Aussenmauer. ihrer

5,

wie an mehreren Stellen

Das Merkwürdige

versehen.

ausserordentliche Grösse

die

ist

6 bis 6,5, die zweite 4,5 bis

ist

Alle waren,

mit Brustwehren

ist,

401

vieler Steine,

be-

zwei Stellen wird die Wallmauer in

ganzen Höhe von einem einzigen Felsblock gebildet, gewöhnlich

von zwei,

höchstens von

zum Bau verwendeten aus dem Sacsahuaman

drei

übereinander

Steine sind Kalkfelsen, selbst,

welcher nebst

liegenden Stücken. sie

dem

stammen

gleich zu

Die

also nicht

erwähnenden

Rodadero aus hervorgequollenen Trachytmassen besteht, sondern gleichen dem Gestein der umliegenden Höhen, von denen sie ohne Zweifel herabgeholt worden sind. Wie die alten Peruaner dies zu stände brachten, ein Rätsel,

ist

das schon das Staunen der spanischen Eroberer erregte

und später zu allerlei Fabeln Veranlassung gegeben hat. Garcilaso, der alles, was zum Ruhme seiner Vorfahren gesagt werden konnte, gern wiederholt, erzählt, viele Steine seien aus einer Entfernung von 15 Leguas aus 5

dem Thale von Yucay

rötlicher Porphyr,

aus

dem

die

nächsten

ist

meist ein

Nähe von Muina brachte man den Trachyt, Gebäude der Stadt aufgeführt sind, während, wie

aus der

die meisten

bereits bemerkt, die Steine des Walles aus

dem

worden,

herbeigeschleppt

Aber die Steinart von Yucay

Leguas weit von Muina,

der umliegenden Berge.

Kalk bestehen, ganz ähnlich

Aus welcher Entfernung aber auch

die

Steine lierbeigebracht wurden, das Problem des Baues bleibt dasselbe,

nämlich durch welche Mittel es gelang,

an ihre Plätze zu heben,

sie

überhaupt zu bewegen und

was bei der genauen Fügung wiederholt ge-

in seine bleibende Lage gebracht werden Über die mechanischen Apparate, deren sich die Inkas bei ihren Bauwerken bedienten, haben sich gar keine Überlieferungen erhalten, doch werden es wohl dieselben gewesen sein, wie die von den

schehen musste, ehe ein Stein

konnte.

Collas in Tiahuanaco angewendeten.

Zu den von Garcilaso erzählten Märchen gehört auch das vom »müden Stein«, welches auch Cieza de Leon erwähnt, allerdings mit Zweifeln an dessen Wahrheit. Einige hundert Schritt von sogenannten

dem

Walle, nach den Bergen zu, liegt eine Felsmas^e, die wahrscheinlich

bei

dem Hervorbrechen von Trachyt durch

die Kalklagen der Berge

von den Schichten derselben losgetrennt worden erzählten,

dass

dieser Felsen zuiii

ist.

Die Eingeborenen

Hau der Festung bestimmt gewesen

Menschen ihn mit grossen Tauen bis zu dem Orte nachdem er müde geworden. Dieser Felsen, von dem wir eine photographische Aufnahme beifügen, ist so gross sei,

dass

gezogen,

20000

wo

er liegen blieb,


Das Hochland von Süd-Peru.

492 und

schwer,

dass

20000

Er

Treppen,

Sitzen, Altären

ganz

ist

Pferde

bedeckt

würden.

ihn

mit

und Nischen,

von

nirlit

allerlei

der

bewegen

Stelle

Steinmetzarbeiten,

kleinen

die wahrscheinlich abergläubischen

Zeremonieen und Opfern dienten. Die Erzählung vom müden Stein stammt aus Ollantai Tambo im Thale des Huillcanota. Dort liegen wirklich, wie wir später näher angeben werden, am Wege,

saikuska rumi

der

vom Thale nach

der P'estung hinaufführt, grosse Porphyrblöcke,

die entweder zu schwer waren,

um

sie

oder deren

hinaufzuschleppen,

Weiterschaftunu durch die Unterbrechung des Baues unterblieb.

Grösster Stein des Walles.

Wenn nun auch huaman

eine Fabel

an Ort und dass

man

konnten. Stein,

der

die Erzählung

ist,

So

ist

Stein auf

dem

Sacsa-

die wirklich

doch einige der Steine, wurden, so ausserordentliche Verhältnisse,

so zeigen

Stelle gebracht

begreift,

vom müden

wie die oben erwähnten Übertreibungen entstehen

der auf der photographischen .Aufnahme wiedergegebene

die ganze

Höhe

des Walls ausmacht, 5,80 Meter hoch, an

der Basis 3,0 breit und 2,30 dick.

Kin anderer Eckstein

ist

5,20

hoch

einem Teil der Mauer findet sich ein Felsstück 5,05 hoch und nm landen 3,90 breit, und viele andere von ähnlichen Massen. Kleine Steine wurden überhaupt bei der Aussen-

und an der Basis

3,0 zu 2,76; in






Die Festung des Sacsahuaman.

495

mauer auch zur Ausfüllung von T.ücken zwischen den grossen nicht verwendet, sondern die Blöcke wurden von solcher Form gewählt, dass sie ungefähr zusammenpassten und dann ihre Umrisse so bearbeitet, Die Form der Steine ist bis ihre Kanten genau aneinander stiessen. also unregelmässig, aber die Fügung merkwürdig sorgfältig und überall ohne sichtbare Bindemasse. Drei Eingänge führten durch den Aussenwall

Der Haupteingang

hiess

Tiu-puncu

ins

Innere der Festung.

das Sandthor

und befindet

Gegend der sandigen Ebene, welche die Vertiefung zwischen der Festung und den Felsen des Rodadero bildet. Die Ober-

sich in der mittleren

schwelle desselben ist

der rechte

schwelle

beträgt

der linke

ganz

so

breit

1,9

von den noch stehenden Seitenpfosten Meter hoch. Die Breite der Unter-

Vor dem Thore liegt ein kubischer Block mit zum Verschluss desselben diente. Er ist

2,35.

abgerundeten Ecken, nicht

eingestürzt,

ist

2,5,

der als

der Eingang, so dass dieser nicht vollständig

verschlossen werden konnte, sondern noch ein

Raum

blieb,

durch den

Mensch hindurchzwängen konnte. Ein kleineres Thor findet gleich beim Anfang des Walls am Thalrand des Tullumayo, da

sich ein

sich

wo der Weg von der Stadt heraufkommt. Es hiess Acahuana-puncu zum Andenken an den Baumeister dieses Namens. Ein dritter rechts vom Mittelthor nach dem Thale des Huatanay zu gelegener Eingang hiess Huirakocha-puncu. Durch diese Thore gelangte man auf die erste Terrasse

und von

dieser

führten ähnliche, wiewohl kleinere Zugänge

zu der zweiten und dritten, aber niemals an denselben Orten, sondern

immer in einiger Entfernung von einander, so dass Angreifer, die etwa Thor erstürmt hatten, nicht gleich auch das nächste vor sich fanden. Der innere Raum der Festung ist nicht eben, sondern ein leicht steigender, mit Rasen bewachsener Hügel. Er hat die Gestalt eines

ein

unregelmässigen Dreiecks, dessen Spitze das oberhalb der Terrasse von

Collcampata gelegene Calvario, die Basis der Wall der beiden Seiten

ist

dem Thale

bildet.

des Huatanay zugekehrt,

Die längere die kürzere

dem Tullumayo.

Der Thalabhang des Huatanay ist sehr steil, daher sich dort auch nur eine einfache Mauer befand, von der aber gegenwärtig nichts mehr übrig ist, da die Steine zu den Bauten der Stadt verwendet wurden. Zu Zeiten der Inkas enthielt der vom Walle um-

Raum

schlossene

genannt,

haben Die

drei

der runde

soll,

Türme.

Turm,

Der mittlere grösste wurde Muyuc marca welchem sich ein Brunnen befunden

in

der durch eine unterirdische Wasserleitung gespeist wurde.

beiden anderen Türme,

zu beiden Seiten des Hauptturms, waren

viereckig und hiessen Paucar marca

der bunte

Turm

und SacUac


Das Hochland von Süd-Peru.

494

In diesen ein Name, dessen Bedeutung nicht bekannt ist. Gebäuden fanden sich -- nach Cieza — viele kleinere und grössere Zimmer übereinander, die zur Aufbewahrung von A^orräten aller Art und zu Wohnräumen für die Besatzung dienten. Gegenwärtig ist von alledem nichts mehr zu sehen.

marca,

Bei

Türme soll Juan Tod gefunden haben. dem Inka Manco die Indianer

Erstürmung eines

der

der

jüngste

dieser

Belagerung der Stadt imter

besetzten und von hier aus die Spanier durch Brandpfeile

von

Steinen

befehl

belästigten, sich

führte,

der

Pizarro,

seinen

Brüder,

vier

beschloss

Hernando

der

Als bei der die Festung

und Schleudern der den Ober-

Pizarro,

Festung wieder zu bemächtigen und übertrug

die Leitung di'sses gewagten

Unternehmens seinem Bruder Juan. Dieser

war kurz vorher am

Kinnbacken verwundet worden, daher ihm das Helmes beim Kampfe schmerzhaft und hinderlich war.

Tragen seines Er

daher seinen Kopf unbedeckt und

liess

seinen

Schild

genügend.

für

hielt

Spanier

Die

zum Schutze desselben

erzwangen

durch

einen

nächtlichen Überfall den Eingang des Walls, stiessen aber beim Angriff

Türme

auf die

auf verzweifelten Widerstand.

Juan Pizarro wurde da-

am Kopfe

getroffen und so Tage darauf starb. Sein Tod wurde von allen schmerzlich bedauert, denn er war wegen seiner Tapferkeit und seines ritterlichen Wesens allgemein beliebt. Statt der Mauerreste, die auf dem Hügel des Sacsahuaman fehlen,

bei durch einen herabgeschleuderten Stein

schwer

findet

dass er einige

verletzt,

dort

sich

der

Eingang zu

Fabeln erzählt werden. rinth

und

künstlicher

einer

sagt, es sei

Höhle, über die

mancherlei

der Eingang zu einem I^aby-

Gänge, die durch das Innere gegraben worden seien

zum Sonnentempel und zum Kloster der Junghaben sollen. Wegen der Gefahr sich zu verirren, der beim Betreten derselben aussetzt, heisst die Höhle La

in alten Zeiten bis

frauen

man

geführt sich

Chingana. ') Spalten,

durch

wie

die

scheinen.

der

Man

Höhlenbildungen

In

Wirklichkeit

sie

im Kalkgebirge auch sonst vorkommen, und die hier

vulkanische

sind

Zerklüftung

diese

noch

häufiger

geworden

Auch am Fusse des sogenannten müden

Eingang

zu

einer

solchen

Höhle,

die

natürliche

zu

sein

Steins findet sich

gleichfalls

als

Chingana

bezeichnet wird.

i)

Chincana,

einen Ort, liederlichen

eine

wo man

Form

des Keshuazeitwortes chincay,

sich verliert oder verirrt;

sich

verlieren,

bedeutet

daher auch schlechte Kneipen oder von

Frauenzimmern gehaltene Häuser Chinganas genannt werden.


Der Rodadero.

495

Der Rodadero.

Es wurde Thal durch eine

bemerkt,

bereits

vorspringender Gipfel sattelförmige

eine

150

Schritt

breite

ist,

dass der Sacsahuaman ein etwas ins

der mit den dahinterliegenden

Senkung des Bodens verbunden sandige

Ebene,

die sich

Höhen

ist.

am Fusse

Es

ist

der Wall-

mauer hinzieht und nach den Bergen zu begrenzt wird durch eine Felsengruppe von vulkanischem Gestein und ganz eigentümlicher Form.

Vulkanische Fclsmasse auf dem Rodadero.

Es hat den Anschein, als ob eine halbfeste, teigartige Masse das Kalkgebirge durchbrochen habe, durch zackige Öffnungen hindurchgepresst

worden

sei,

wodurch auf

ihrer Oberfläche die

Eindrücke

vieler rinnen-

Rinnen werden von der Jugend zum Hinunterrutschen benutzt und werden daher als Rodaderos und dieser Name ist bezeichnet Orte, wo man rollt oder gleitet artigen

Vertiefungen

zurückblieben.

Diese

Gegend übergegangen. Es liegen dort viele Blöcke und Massen von mancherlei Form, unter denen bei weitem der interessanteste Ort eine abgerundete Kuppe auf die ganze

ist,

die sich

dem Sacsahuaman gegenüber

ungefähr zu gleicher

Höhe


Das Hochland von Süd-Peru.

496

wie der Gipfel des Festnngsberges und 25 Meter über die vorerwähnte

Ebene in

Wie aus der beistehenden Abbildung

erhebt.

die tiach gewölbte

ersichtlich, sind

Oberfläche des Felsen zwei Reihen von Stufen

eingehauen, von denen die mittelste der oberen Reihe 1,80 Meter breit

und

0,80

ähnliche tiefer

tief

liegende

nach

Darauf folgen

ist.

Rundung des

die

in

zweite

Reihe

links

neun, nach rechts drei

Felsens eingehauene Stufen. ist

schmäler

Die etwas

und unter derselben, der

oberen Mittelstufe entsprechend, sieht man einen thronartigen

Sitz,

auf

Felsenstufen des Rodadero.

welchem der Überlieferung nach der König Platz nahm, wenn er kam, um den Spielen zuzusehen, die bei den grossen Fesdichkeiten auf dem Platz vor der Festung aufgeführt wurden. Nach hinten von diesen Stuten finden sich Felsblöcke und grosse Massen desselben vulkanischen Gesteins,

gehauen

in

sind,

herliegenden ähnlicher Art. als

»müder

welchen

und

in

grösseren

Am

Stufen, kleine Treppen, Nischen einer

Menge von

Steinmassen

bemerkt man

zahlreichsten sind sie auf

Stein« bezeichnet wird.

der Bevölkerung

und Sitze ausGegend um-

zerstreut in der

dem

Steinmetzarbeiten

grossen Block, der

Der Rodadero ist bei allen Klassen von Kusko ein beliebter Zielpunkt für Vergnügungs-

ausflüge und Picknicks.


Der Kenko.

aq-j

Der Kenko.

Ähnliche Ausmeissekuigen in Felsen und Steinblöcken wie die des sich nicht nur an anderen Orten der Umgehend von Kusko, sondern auch in entfernten Provinzen des ehemaligen Inkareichs,

Rodadero finden

wie wir später Gelegenheit haben werden zu zeigen.

Alle diese kleinen

und Becken dienten ohne Zweifel zu gottesdienstlichen Handlungen und Gebräuchen, doch fehlt uns jegliche Andeutung zur Lösung der Frage, welcher der alten Gottheiten sie Plattformen, Altäre, Stufen, Sitze

geweiht sein mochten.

Die obersten Götter, Huirakocha (Pachacamac)

und Inti, werden es nicht gewesen sein, denn diese wurden von Staats wegen in den öffentlichen Tempeln verehrt. Aber wie vielen Christen Verehrung des einen Gottes auch in seiner dreifaltigen Gestalt nicht genügt, daher sie die Anrufung der Jungfrau Maria in ihren die

mancherlei

Benennungen

und

die

Scharen

der

Heiligen

beiderlei

Geschlechts zur Befriedigung ihres Andachtsbedürfnisses zu Hilfe nehmen,

von Natur sehr zum Aberglauben geneigten alten ein höchstes Wesen, den Schöpfer und Erhalter der Welt, und die Sonne als Urquell alles Lebens in der Natur, noch zahlreiche Götter und Götzen, denen sie vermutlich mehr so

hatten

auch

die

dem Glauben an

Peruaner neben

Einfiuss auf ihre persönhchen Geschicke zutrauten, als den grossen allDiese Privatgötter, deren jede Familie einige gemeinen Gottheiten. besass, wurden entweder im Hause aufgestellt oder als Talismane unter

den Kleidern getragen, auch bloss bilder

in

Form

mochten

sein, die

man

in

Gestalt

kleiner

zwerghafter Figuren

die Miniatur-Altäre, Sitze

und kleinen Tische bestimmt

in die Steine eingemeisselt findet.

bringung von Opfern,

oder

Zur Verehrung solcher kleiner Götzen-

loser Steine.

Sie dienten zur Dar-

nicht nur von Brandopfern,

sondern

auch

zum

Spenden von Blumen, Früchten, Körnern und besonders von Chicha, des aus Mais bereiteten Lieblingsgetränks der Indianer. Wie diese letztere Form von Opfern dargebracht wurde, ist deutlich ersichtlich auf den Felsen des Kenko, einer Höhe nordöstlich von der Stadt, die wie der Sacsahuaman aus der Reihe der das Thal begrenzenden Berge etwas hervortritt. Ich besuchte die

Höhe

schaft einiger Herren, mit

wirtschaft

einzunehmen

Kenko an einem Sonntage

des

denen ich meine Mahlzeiten

pflegte.

Der Berg

nach Osten vom Sacsahuaman, und steile

der

in Gesell-

in einer Speise-

liegt

etwas nach rechts oder

Weg

dahin führt durch eine

Schlucht mit einem frisch rauschenden Bach und Grasmatten mit

vielen Blumen. Middendorf, Peru

Oben am Rande III.

der Bergstufe liegt eine Ziegelei -,

6-^

und


Das Hochland von Süd-Peru.

498

Hochebene war mit Weizen bestellt. An verschiedenen Stellen ragten aus dem Ährenfelde Blöcke von Kalkstein hervor, die wie die des Rodadero mit Skulpturen aller Art bedeckt waren. die

ganze

Man

dahinterliegende

da kleine Reihen von Stufen, Bänkchen,

sieht

teils

einzeln, teils

zwei oder mehrere nebeneinander; an anderen Stellen sind überhängende

Felsen dachartig ausgehauen, oder in engen Gängen die

Die meisten dieser Ausmeisselungen finden

lich geebnet.

Wände

künst-

sich auf einer

grösseren Felsmasse, welche von einer daselbst in den Stein gegrabenen,

gewundenen Rinne den Namen Kenko ') auf die ganze Gegend übertragen worden. Die

besagte

breiten, in

am

Rinne beginnt

erhalten

hat,

und dieser

ist

Ende einer Reihe von Auf der letzten bemerkt man

unteren

den Felsen gehauenen Stufen.

zwei rundliche, kesselartige Vertiefungen, von deren einer eine zollbreite

und ebenso

tiefe

Rinne ausgeht, die

Windungen an der abschüssigen

in

Steinwand hinab zu einer Badewanne ähnlichen Aushöhlung des Felsens Dieser Behälter ist länglich, von unregelmässig gerundeten und führt. geschweiften Rändern und scheint durch eine natürliche Auswaschung

des

entstanden

Steins

zu

In

sein.

Wanne bemerkt man noch mehrere welchen

gleichfalls kurze

der

nächsten

kleinere

Umgebung

dieser

natürliche Becken,

aus

Rinnen nach weiter unten gelegenen Behältern

Ränder aber durch Einfluss des Regenwassers fast ganz Sämtliche Ausmeisselungen des Kenkofelsens sind verwaschen sind. mehr verwittert als die des Rodadero, sind den letzteren aber im führten, deren

übrigen

ganz

man

könnte

ähnlich.

Aus ihrem weniger gut erhaltenen Zustande

auf grösseres Alter schliessen, vielleicht aber rührt die weiter

fortgeschrittene

dem Wasser

Verwitterung

daher,

geringeren Widerstand

dass der Kalkstein dieser Felsen

leistet als

der Trachyt des Rodadero.

Der Berg Huanacauri und die Ebene der Salinen.

Ein anderer Ausflug in Gesellschaft der

nicht

den gewünschten

suchen,

der

in

in die

Umgegend

der Stadt, den ich wiederum

mir befreundeten Tischgenossen machte, hatte leider

der

Erfolg.

Wir wollten den Berg Huanacauri be-

Sage von der Gründung der Stadt eine wichtige

Dort sollte der goldene Stab, den der Sonnengott Inti Sohne Manco auf dessen Wanderung vom Titicaca-See mitgegeben hatte, auf den ersten Schlag in den 13oden gesunken sein: das Rolle

spielt.

seinem

i)

K'enko, abgekürztes Partizipium passivum

statt

k'enkoska,

drehen, winden, also k'enko, das Gedrehte, Gewundene.

vom

Zeitwort k'enkoy,


Der Berg Huanacauri und

Ebene der

die

Salinen.

499

der Ort sei, wo er bleiben und seinen Wohnsitz Auf der Spitze des Bergs Huanacauri wurde darauf Tempel gebaut, der während der Inka-Herrschaft als ein grosses

Zeichen,

dass

aufschlagen ein

dies

sollte.

Heiligtum verehrt wurde. Inkas

unterworfen

trachtete,

den Prüfungen,

Bei

wurden,

ehe

man

sie

denen die Söhne der erwachsene Krieger be-

als

mussten unter anderem die Jünglinge einen Probelauf

Berge Huanacauri bis auf den Sacsahuaman machen,

vom

eine Entfernung,

Legua beträgt, mithin bis zur Stadt nur etwas Wir ritten also zuerst nach San Sebastian, dem nächsten, eine halbe Legua östlich von Kusko gelegenen Dorfe, um dort über die Lage des Berges Erkundigungen einzuziehen. Nichts nach Garcilaso

•die

i'/g

mehr

als eine kleine

Legua.

zeigt

deutlicher

Gleichgültigkeit

Geschichte,

als

Berges

eines

sein musste. lei

kannte,

der

Nachdem

Geschlechts,

hatten,

die

dass in San

der

P^^ingeborenen

ihre

für

Sebastian niemand auch nur den

doch weniger

als

eine

Wegstunde

alte

Namen entfernt

wir vergebens eine Anzahl von Personen beider-

darunter den Gobernador oder Ortsvorsteher befragt

ritten wir aufs

Geradewobl weiter auf

die Suche,

wendeten uns

und kehrten nachdem wir umsonst nach Bergen mit alten Ruinen ausgespäht hatten, zum Thale zurück nach San Geronimo, einem Dorfe eine halbe Legua unterhalb San Sebastian. Nach abermaligem vergeblichen Nachfragen ruhten wir uns dort im Hause eines deutschen Bierbrauers etwas aus und kehrten gegen Sonnenuntergang nach Kusko zurück. Auf dem Rückwege entdeckten wir plötzlich, wonach wir den ganzen Tag gesucht hatten: auf einem Berggipfel an der rechten Thalaber

unglücklicherweise

nach der

unrechten

Thalseite

endlich,

seite

hoben

sich in der durchsichtigen Abendluft die scharf geschnittenen

Umrisse niedriger Mauertrümmer gegen den unbewölkten Himmel ab.

Dass dies die Reste des später

durch

alten

Tempels

seien,

einen Advokaten bestätigt, mit

Reise nach Abancay wieder zusammentraf

wurde mir einige Tage ich auch auf der

dem

Dieser Herr, der ein

am

Fusse des Huanacauri belegenes Landgut besass und den Berg wiederholt bestiegen hatte,

erzählte mir, die

Ruinen des Tempels beständen

aus ganz zerfallenen unscheinbaren Mauern von grober Arbeit.

Auf dem Wege von San Geronimo nach Kusko kamen die Gegend,

wo

wir durch

einst der eifersüchtige Streit zwischen Francisco Pizarro

und Diego de Almagro zum blutigen Austrag gebracht wurde. Diese Gegend führt den Namen »Las Salinas«, da das allenthalben im Boden verbreitete Salzwasser früher dort in Gruben gesammelt und Salz daraus gewonnen wurde. Als Almagro von seinem Zuge nach Chile zurückgekehrt war und durch seine rechtzeitige Ankunft die auf.32*


Das Hochland von Süd-Peru.

500

Ständischen Peruaner gezwungen hatte, von der Belagerung der Haupt-

nahm

stadt abzustehen,

er diese für sich selbst in

Anspruch,

als

einen

ihm durch das Dekret des Kaisers zugesprochen worden sei. Da die Brüder des Statthalters, Hernando und GonzaloPizarro, welche die spanische Besatzung von Kusko befehligten, sich Teil des Gebiets, das

diesem

Ansinnen

widersetzten,

er

liess

bemächtigte sich der Stadt mit Gewalt.

sie

gefangen

nehmen und dem es vor

Francisco Pizarro,

darum zu thun war, seine Brüder zu befreien, lud Almagro zu Zusammenkunft an der Küste ein, in welcher man übereinkam, Entscheidung des Streites in die Hände des Mercedariermönchs

allem einer die

Almagro,

Bobadilla zu legen.

war im

Begriff,

nachgiebiger Besitz

und seinem

von Kusko zu lassen,

kommen den

zeigte

wogegen Gefangenen mit

würde,

er als

dass er binnen sechs

als

Almagro auffordern

bis eine

leiten

zu

Hernando

sich führte, frei zu geben, mit der

sich

verlassen solle.

Pizarro,

Bedingung,

Allein

kaum war

für nichtig und ungültig erklärte und Kusko zu räumen und sich in sein Gebiet

erzwungene liess,

zu

erwarten

der Statthalter, der sich selbst zu

zug

Pizarro

Entscheidung von Spanien an-

dieser verpflichtete,

sich

als

Waffengefährten anbot, ihn im

Fuss, als sein Bruder Francisco alle eingegangenen

Wie

zurückzuziehen.

desselben unzufrieden^

abzubrechen,

alten

Wochen das Land

Hernando auf freiem Verpflichtungen

dem Spruche

niit

Unterhandlungen

die

können,

Gehorsam zu zwingen.

seine

war,

alt fühlte,

persönlich einen Feld-

Gegner zum während der Verhandlungen hatte er

Brüder

Schon

weigerte sich Almagro, daher

um noch

beauftragte, seinen

im

Stillen dazu Vorbereitungen getroffen und gegen Ende April erschien Hernando vor Kusko, wo Almagro einige Wochen früher angekommen war. Dieser war bald, nachdem er die Küste verlassen hatte, schwer erkrankt und durch seine Leiden und Schmerzen zur Zeit so geschwächt, dass er sich gezwungen sah, die Leitung seiner Angelegenheiten seinem

l^ieutenant

Orgoncz zu

überlassen,

einem tapferen, einsichtigen, sehr

energischen und ihm treu ergebenen Mann, der ihn wiederholt vor den

und ihm geraten hatte, den gefangenen Brüdern lieber Köpfe abschlagen zu lassen, als sie freizugeben. In seinem elenden

Pizarros gewarnt die

Zustande hätte Almagro vorgezogen, nochmals Unterhandlungen anzuknüpfen, allein es war jetzt zu spät und auf Orgonez' Rat

Truppen vor

die Stadt rücken,

bahre hinaustragen

seine

er selbst sich auf einer Trag-

liess.

Auf der Ebene der Salinen erwartete seine Streitmacht, 500 Mann das Heer der Pizarros, welches etwa 700 Mann zählte. Am April 1538 fand der Zusammenstoss statt, zu welchem viele Tausende

stark, 26.

während

liess er


Der Berg Huanacauri und

von Eingeborenen

Ebene der

CQ!

Salinen.

Zuschauer auf den umhegenden Höhen einge-

Die Stärke Almagros bestand

funden hatten. etwas mehr

sich als

die

waren

als die Hälfte seiner Leute

denn

in seiner Kavallerie,

Als die Reiter-

beritten.

haufen aufeinander prasselten, brachen die Indianer auf den Bergen in ein Freudengeheul aus, denn sie sahen ja, wie ihre Feinde und Unter-

Orgonez verrichtete im Kampfe und Tapferkeit, bis er von einer Kettenkugel am Helme getroffen und betäubt wurde. Zugleich M'urde sein Pferd tötlich verwundet und stürzte, und ehe er sich erheben konnte, wurde er umringt und überwältigt. Er übergab seinen Degen einem Soldaten, der seinen Dolch zog und den Unbewaffneten erstach, worauf man ihm den Kopf abschlug und auf eine Pike steckte. Nach dem Tode ihres Führers verloren die Almagristen Halt und Ordnung, in der A'erwirrung hörte bald aller Widerstand auf, und zwei Stunden, nachdem der Kampf begonnen, löste sich ihr Heer in wilder Flucht auf. Der kranke Almagro, der die Niederlage seiner Leute von einer benachbarten Höhe mit angesehen hatte, liess sich nach Kusko zurückHernando Pizarro tragen, wo er alsbald gefangen genommen wurde. liess ihm den Prozess machen und ihn, weil er Krieg gegen die Krone drücker sich untereinander erwürgten.

erstaunliche Thaten von Kraft

und den Tod

geführt

zum Tode

als Hochverräter

gebeugte

Mann den

Festigkeit,

vieler

verurteilen.

Als der

durch Krankheit

alte,

Richtspruch vernahm, verliess ihn seine

erniedrigte

er

Unterthanen des Königs verursacht habe,

sich

vor

seinem Feinde und

oft

bat

bewährte

um

sein

Hernando Pizarro wies ihn kalt zurück. Da jedoch das harte Schicksal Almagros allgemeine Teilnahme erregte, scheute er sich, Leben.

Allein

das Todesurteil öffentlich vollstrecken zu lassen.

den Gefangenen im Kerker und Platze

den Kopf

bis

er

Hernando in ohne Zustimmung

persönlicher Hass

nehmen können.

erfahren

seiner

Wenn auch leitete,

alter

so hätte

seines Bruders an seinem Feinde

Rache

Auch Hernando musste den

dessen er sich schuldig gemacht hatte, büssen,

dem Leben. Nach seiner Rückkehr nach Spanien wegen der unbefugten Verurteilung Almagros vor und darauf, ohne ausdrücklich schuldig befunden worden

nicht mit

Gericht gestellt

dem

Dies war auch die Ansicht der Anhänger Almagros,

Missbrauch von Macht, (1539) wurde

hatte.

Handlungsweise

die Francisco Pizarro später ermordeten.

wenn auch

auf

verzögerte aber seine Ankunft absichtlich,

Hinrichtung Almagros

CT doch nicht

erdrosselte daher

geführt wurde, befand sich Francisco Pizarro

Wege nach Kusko, die

Man

dem Leichnam

ab.

Während der Prozess auf dem

schnitt darauf

er


502

Das Hochland von Süd-Peru.

ZU sein, in der Festung

Medina

del

gehalten und erst kurz vor seinem

Campo zwanzig Tode

Jahre lang gefangen

Freiheit gesetzt.

in

Das untere Huillcanota-Thal. In der zweiten Hälfte des April unternahm ich von

Kusko aus einen

Ausflug in die unteren Gegenden des Huillcamayo, welcher dort seinen

Namen

Urubamba genannt

ändert und

um

wird,

befindlichen Altertümer kennen zu lernen.

die merkwürdigen, dort

Zur Orientierung des Lesers

Lage der zu besuchenden Gegenden erinnern wir an den bisher zurückgelegten Weg. Vom Passe der Raya folgte dieser dem über

die

um

vom

dem

wo

er in ein linksseitiges

nach Kusko zu gelangen.

Die Hauptstadt wird

Laufe des Huillcanota bis zu

Nebenthal einbog,

Orte Urcos,

durch eine Reihe ziemlich hoher Berge getrennt, zu

Huillcanota

denen auch der Sacsahuaman und Kenko gehören, fernung von Kusko

zum Thale

angetroffene Ort

daselbst

Leguas stromabwärts

ist

beträgt nur vier Leguas Pisac,

Da

liegt.

von Urcos ungefähr acht

welches

von Urcos

die Strecke

die direkte Ent-

und der nächste bis Pisac nichts

und wenden uns sogle'ch zu den weiter unten im Thale gelegenen Gegenden. An einem schönen Sonntag Morgen verliess ich Kusko in Gesell-

von Interesse aufzuweisen

meiner freundlichen Tischgenossen,

schaft

das Geleit

Der

gaben.

Weg

vorüber, welches etwas vor

dann gegen

sich

so übergehen wir sie

hat,

Hochthal.

dem Ostende

die linksseitige

rücken überstiegen

Dort

gelangt

hat,

liegt

der

die

führte zunächst

mir eine Strecke weit

am

Kloster der Recoleta

der Stadt

liegt,

und wendete

Thalwand.

Nachdem mau den Berg-

man

stilles, rasenbewachsenes wohin der König Yahuar

in

ein

kleine Ort Chita,

Huacac seinen Sohn, den nachmaligen Inka Huirakocha verbannt hatte, um die Herden der Sonne zu hüten, und wo diesem der Sage nach durch ein Traumbild der bevorstehende Aufstand der Chancas enthüllt

Das Thal, in welchem man nun hinabsteigt, fällt rasch, dei" Bach wird wasserreicher und rauschend, bald erblickt man vor die jenseitige Thalwand des Huillcanota, aus welcher ein mächtiger

wurde. kleine sich

Porphyrberg,

der

die

dichtbelaubten Schlucht

in

einer

Llinli,

hervortritt.

da einen schönen Blick auf den berg, auf

welchem

Mündung

in

hielten dort in einer

eingebettet

liegt.

Man

Mühle, hat von

und seinen niedrigeren Nachbar und einer berühmten

die Ruinen eines Inkapalastes

Inti-huatana liegen, die wir ihrer

Llinli

Wir

das

am

folgenden Tage besuchen wollten.

Huillcanöta-Thal

erweitert

sich

durch die wir herabkamen, einigermassen, und dort

trifft

An

die Schlucht,

man

ein

Dorf


Das untere Huillcanota-Thal.

Namens

am

Gegenüber,

Taray.

Fluss, welche gleich

Es werden dazu ein

war.

ist,

tragen

deren

sind

die

liegt

im Hochland benutzten

jetzt

in

bis zwei Fuss dicke

Taue aus Weidenzweigen

am

Ufer der Flüsse befestigt.

fünf bis sechs,

weniger

nie

als

drei.

Diese

eine Schicht von Stangen oder Baumzweigen, welche mit einer

Lage von Erde bedeckt seile

Flusses

wie es zur Zeit der Inkas gebräuchlich

geflochten und an Felsblöcken oder Balken

Gewöhnlich

des

Eine Hängebrücke führt über den

den meisten noch

derselben Weise angefertigt

Ufer

rechten

grössere Ortschaft Pisac (600 Einw.)-

503

dienen

wird.

Zu beiden Seiten hingespannte Weiden-

Schutz oder Brustwehr,

als

oft

aber

An

fehlt eine solche.

der Brücke hatten wir einigen Aufenthalt, da eines der Maultiere, welches das Gepäck trug, trotz

Bemühungen des Treibers nicht zu bewegen Nachdem sich der Mann lange mit Flüchen

aller

war, die Brücke zu betreten.

imd Prügeln umsonst geplagt hatte, blieb schliesslich nichts übrig, als das Tier abzuladen und durch den Fluss schwimmen zu lassen, wozu es sich

und

ohne jeglichen Widerstand bereit

auch

Maultiere

machen

Zeitverlust

ist

Wir wollten

zeigte.

Widerspenstige

zuweilen viel zu schaffen,

selbst erfahrenen Treibern

dabei für den Reisenden nicht das einzige Übel.

in

beim Pfarrer Quartier nehmen,

Pisac

aber nicht zu Hause und hörten, er

sei

trafen ihn

zu einer Festlichkeit eingeladen,

und dass der würdige Herr bei solchen Gelegenheiten erst spät nach Hause zu kommen pflege. Wir fanden statt dessen bei einer Witwe Unterkommen, einer nach den Landesbegriffen wohlhabenden Frau, in deren Hause wir unsere mitgebrachten Feldbetten aufschlugen.

Ruinen von Pisac.

Bei Pisac

mündet

ein rechtsseitiges Nebenthal

in

das

des Huill-

Durch dieses Thal, Cusca-huaiko genannt, führt ein Pass über von Pauka,rtambo, eine Gegend, die den Likas nicht oder doch nur lose unterworfen war, und wo auch neuerdings die von den Spaniern angelegten Pflanzungen durch Einbrüche der in den Wäldern hausenden wilden Völkerschaften zerstört worden sind. Um ihre Unterthanen vor den Überfällen dieser Horden canota.

die östliche Andeskette in die Montaiia

zu

schützen,

hatten

angelegt, die wir

der

alten

hinter

die

bei

Pisac

dem

Orte

aufsteigt,

rechts

dem

ausgedehnte Befestigungen

unserer Ankunft besuchten.

Bauwerke liegen auf einem

durch eine Schlucht von Schlucht,

Inkas

am Tage nach

nach

steilen Berge,

dem Cusca-Thal

Llinli-Berg getrennt wird.

Huimi oder Oimi genannt,

führt der

Weg

Die Ruinen

der unmittelbar

hinauf

abfällt,

links

Durch diese Der untere


Das Hochland von Süd-Peru.

504

Teil des Bergabhangs wird von Terrassen gebildet

wie

Reihe grosser Treppenstufen

eine

hinauf bedecken,

alle

von

alter Arbeit,

die

Andenes

,

die

ganze Thahvand bis hoch

schön gemauert, aus wohlgefügten

und fast überall gut erhalten. Doch werden sie gegenwärtig mehr benutzt wie ehedem, denn nur die unteren waren mit Mais

Steinen, nicht

bepflanzt.

Wenn man daher

die Terrassen

unsere Pferde

wir

hinter sich hat,

auf einem

geschlossenen Grasplatze Hessen und

Mauern des setzten.

Der Berg,

auf welchem

schmaler Rücken, der nach

wird

der

Weg

steiler,

von alten Mauern

kleinen,

unsere Wanderung

zu Fuss

einfort-

Palastes.

sich

dem Thale

die

Festung befand,

ist

ein

zu in einen felsigen Grat aus-

Die Befestigungen bilden nicht eigentlich eine geschlossene Burg,

läuft.

sondern bestehen aus einer Reihe einzelner Werke, deren vorderstes,

Turmbau ist, der Huairachina man einen ausnehmend schönen Burg Huairachina, am Abhang, der

über der Stadt gelegenes ein niedriger

genannt

wird.

^)

Von

Blick über das Thal.

hier aus hat

Unterhalb der nach dem Cuscathal hinabsenkt, liegen auf einer Stufe oder

sich

l)

stand

Huairachina

Huaira, Luft,

ist

ein Verbalsubstantiv der

Keshuasprache, welches einen Gegen-

Wind macht (z. B. Fächer) oder Wind; huaira-chiy, Wind machen, lüften.

bedeutet,

der

Platt-

einen Ort,

wo Wind

weht.


Ruinen von Pisac.

form des Berges die Ruinen eines Ortes,

505

des alten Pisacs, mit vielen

dachlosen Giebelhäusern oder runden, turmähnlichen Gebäuden.

Der

felsige Grat,

auf welchem die Huairachina

Einsenkung

sattelartigen

in

dem

Cuscathale und der Schlucht Huimi,

sich die interessantesten

geht mit einer

nach hinten zu sich erhebenden, weit

In diesem engen Bergsattel, der nach beiden

höheren Thalberge über. Seiten,

die

liegt,

Ruinen von

abfällt,

steil

finden

Pisac, nämlich die Überreste eines

und eines Sonnen-Observatoriums. Augenscheinlich ausnehmend schöne Lage die Erbauer bei der Wahl dieses Ortes geleitet. Der Palast ist von massiger Ausdehnung, wie dies durch

alten Königshauses

hatte die

die

beschränkte Räumlichkeit

geboten war,

bestand nur aus einer

er

Reihe von Zimmern und Sälen, auf einer gemauerten Terrasse aus Porphyr qu ädern,

gut

alle

gearbeitet

und genau

Form

Fenster und Nischen von charakteristischer Seitenpfosten

am Rande

Die noch stehenden Mauern sind von massiger Höhe

des Cuscathales.

und enger Oberschwelle.

der Mitte

In

Thüren,

gefügt;

mit schrägstehenden der

Gebäude,

deren Grundriss wegen der umherliegenden, mit Gestrüpp überwachsenen

Trümmermassen

nicht allenthalben deutlich

vatorium, eine Inti-huatana,

daher

kennt,

und zwar

ist,

befand sich ein Obser-

die besterhaltene, die

man

in

Peru

eine Beschreibung derselben folgen lassen, bei der

wir

wir die beistehenden Abbildungen zu Hilfe nehmen.

Der Eingang

links (a) ist

büsch schwer zugänglich. in einen kleinen,

von einer

durch

und dorniges Ge-

Kaktusgestrüpp

]\Iauer

t

Er führt

hufeisenförmigen,

/

umgebenen Raum,

/y

^

an dessen nur acht Schritt breiter Basis

sich

zerfallene

mittleren

noch eine zweite

Thür Teile

s

v-^ ^^^^^vwnHil//^^^^^^^^ '////// "^ ^

jetzt

(b)

befand.

Im

des

Raumes

tritt

ein Porphyrfelsen zu Tage, dessen

Oberfläche durch Wegmeissein des Gesteins zu einem rundlichen Plane ist, während man in der Mitte ein konisches Stück des Felsens Form einer kurzen Säule (c) stehen liess. Diese ist 0,28 Meter hoch, Der ihr Umfang an der Basis beträgt 1,10 Meter, der obere 0,80 Meter.

geebnet in

kurze Säulenstumpf,

Mauer

sichtbar

ist,

dessen Spitze diente als

auf die ihn umgebende

dessen Länge die Zeit

glatt

in

Gnomon

der Mitte

des Bildes über der

oder Zeiger, der seinen Schatten

gemeisselte Felsenfläche warf,

der Sonnenwenden bestimmt wurde.

und nach

Wir erinnern


Das Hochland von Süd-Peru.

5o6

hierbei, dass wir wie auf der nördlichen

Wendekreisen die Sonne der südlichen

Erdhälfte

stets

am

am

Halbkugel der Erde

südlichen

Himmel

bis zu

den

so auf

erblicken,

Zwischen den Wendekreisen

nördlichen.

dem

zweimal im Jahre zur Mittagszeit senkrecht über

steht die Sonne Haupt und an den übrigen Tagen des Jahres entweder

südlich oder

nördlich von der Scheitellinie. Diese Verhältnisse hatten die alten Peruaner

wohl beobachtet.

Wenn im

südlichen

Sommer

Sonne mehr nach

die

Süden abwich, so war der Schatten des Gnomon auf der Nordseite des Planes, und umgekehrt, wenn die Wintersonne sich mehr nach Norden zu von der Linie entfernte, so wurde der südliche Schatten immer länger. Der Tag, an welchem der südliche Schatten nicht mehr zunahm, war also die Wintersonnenwende, der Anfang der Rückkehr des belebenden Gestirns, das

sie als

Gott verehrten.

Dieses frohe Er-

war die Veranlassung zum Hauptfeste ihrer Religion, des Sonnen-

eignis

festes

Inti-raimi

und zugleich der Anfang des neuen

Jahres.

Welcher Ursache die alten Peruaner die Umkehr der Sonne zuschrieben, ist

Sie stellten sich vor, die Sonne werde durch irgend eine Macht ver-

aus ihren Sagen nicht ersichtlich.

oder

vielmehr

der Sonnengott

hindert, sich weiter

von ihnen zu entfernen, werde

und diese Vorstellung

liefert die

gefesselt,

angebunden,

etymologische Bedeutung der Bezeich-

nung der Sonnen-Observatorien als Inti-huatana. Denn huatay bedeutet ist das davon abgeleitete Verbalsubstantiv: ein Ort, wo etwas gebunden wird, oder die Zeit, zu welcher dies geschieht. Die Inti-huatana war also der Platz, wo die Priester die Sonne fesselten, sie hinderten, sich noch weiter nach Norden zu entfernen, und da das binden und huatana

man

neue Jahr an diesem Tage begann, so nannte

es huata,

das Ge-

bundene.

Der Berg, der hinter

dem

daneben

sich

als

liegt

Apu

den Titel »Apu«,

Sunantai,

des Grates der Huairachina

erhebt,

ein

Beweis,

der Sunantai, links

Der indianische

Llinli.

und den photographischen Apparat der Herr, und nannte

sie

also:

dass der alte Volksglaube,

hohen Berg von einem Geist bewohnt werden als eine

heisst

der bereits erwähnte weit höhere

Führer, der uns begleitete

beiden

Fortsetzung

Palast der Inti-huatana

Gottheit betrachtet, noch fortbesteht.

lässt

trug,

Apu

gab

Llinli

welcher jeden

oder gewissermassen

Die beiden Berge werden

getrennt durch die Schlucht Huimi, in welcher wir heraufgestiegen waren.

man diese, so wird sie allmählich immer enger, bis endlich der schmale Pfad vor einer alten Burg oder Festung aufhört. Sie besteht aus einem halbrunden turmartigen Vorbau an der linken Seite, auf

Verfolgt

welcher wir uns befinden, und einem ähnlichen

Gemäuer an der gegen-




Ruinen von Pisac.

Überliegenden

Beide

rechten.

507

lassen zwischen

sich eine enge Spalte,

Der Zweck dieses Verteidigungswerkes war offenbar, den Palast der Intihuatana vor einem Angriff von dieser Seite zu schützen, wiewohl bei der Beschaffenheit der Schlucht die Gefahr eines solchen kaum vorhanden war. Die rechtsseitige Wand durch welche der Fluss herabrauscht.

derselben

An

Felsen.

zu

ist

alten

weit steiler als die linke und besteht aus jäh abfallenden

diesen bemerkt

man

eine Reihe schwarzer Löcher: Eingänge

Manche derselben finden

Grabhöhlen.

zugänglichen Orten, und

man

begreift nicht,

sich

an

ganz

un-

wie es den alten gelang,

Felsentjräber bei Pisrc.

daselbst ihre Toten zu

bestatten.

die sie bei der

Die Absicht,

Wahl

solcher Begräbnisplätze hatten, war ohne Zweifel, die Leichen an sicheren

Orten zu bergen,

allein

die

am

Fusse der Felsen allenthalben umher-

liegenden Gebeine beweisen, dass ihnen ihre Vorsicht nicht mehr genützt hat, als

den Königen von Egypten der Bau

Unsere Besteigung der begünstigt,

erst

Himmel und

als

wir

Inti

alles

-

ihrer

huatana war

besichtigt

Pyramiden.

vom

hatten,

schönsten Wetter

verfinsterte

sich

der

zusammen, doch erreichten wir den Ort noch, ehe der Regenguss anfing. Wir trafen unsere Wirtin nicht mehr zu Hause, doch hatte die freundliche Frau uns ein Frühstück ein Gewitter zog sich


Das Hochland von Süd

5o8 bereiten

Da

welches

lassen,

der Regen

bald

wir bei unserer Ankunft aufgetragen fanden.

wieder

Danksagung

für

freundschaft und ritten gegen 3

Wir Hessen daher der guten Witwe die in ihrem Hause genossene Gast-

Uhr von Pisac

eine kleine Stadt,

noch Calca zu erreichen, thalabwärts

wir keine Veranlassung

hatten

aufhörte,

unseren Aufenthalt zu verlängern. eine schriftliche

Peru.

um

ab,

an diesem Tage

welche drei Leguas weiter

liegt.

Calca, Yucay und Urubamba.

Die Herren,

die

am Tage

mir

zuvor von Kusko aus das Geleit

gegeben hatten, waren bereits von der Höhe von Chita wieder nach der Stadt zurückgekehrt, bloss Herr Z., der Vertreter eines angesehenen deutschen Handelshauses ritt

derung

ein

am

abwärts ist

in

Arequipa, der im Thale Geschäfte hatte,

mit mir weiter und war mir während der ersten

nicht

Der Weg

sympathischer Reisegefährte. rechten Ufer des Flusses und

eng,

aber

Tage meiner Wan-

liegt

eben und

ist

von Pisac gut.

denn der Boden

wenig angebaut:

ist

daher Überschwemmungen ausgesetzt. Nach Verlauf einer Stunde

man

dem

an

wo wieder

Dorfe Kuya vorüber,

über den Huillcanota

führt,

thal-

Das Thal flach und

kommt

eine Weidenseilbrücke

ähnlich der von Pisac.

Von

jetzt

an ver-

engt sich das Thal und wird zu beiden Seiten von hohen, fast senkrecht

abfallenden Trachytfelsen begrenzt, welche auch den an Reisen in den

Andes Gewöhnten durch

ihre Grossartigkeit

Weg

vor Calca wird das Thal sumpfig, der

Damm

durch

mit Wasserpflanzen

Calca (1350 Einwohner)

liegt in einer

Huillcanota im Bogen nach links

kamm

windet.

Staunen

um

Über diesem werden

setzen.

Die kleine Stadt

Erweiterung des Thaies, die durch entsteht,

während

zum erstenmal

hier

Gegend der Nevado de Calca genannt Seite,

bis

sie

weiter unten von

dem

wird.

der

die Schneein dieser

Diese hohe Hauptkette

oberen Laufe an seiner rechten

ihm durchbrochen wird;

gipfel sind aber nur selten zu sehen,

sich

einen scharf vorspringenden Berg-

berge der östlichen Andeskette sichtbar, deren höchster Gipfel

begleitet den Huillcanota auf seinem

Kurz

führt auf einem holprigen

bedeckte Teiche.

von rechts einmündendes Nebenthal

ein

in

wegen dem

ihre Schnee-

tiefen Einschnitt

und

steüen Abfall der Thalwände.

Wir erreichten Calca bald nach Sonnenuntergang und fanden freundliche

Aufnahme im Hause

eines Spaniers

Namens Echegaray, dessen

Frau, eine junge noch hübsche Timenierin,

mit

jemandem plaudern

sich freute,

einmal wieder

zu können, der von ihrer geliebten Heimatstadt


Yucay und Urubamba.

Calca,

509

Den Bewohnern von Lima, besonders den Frauen, wird

kam.

es schwer,

an das Leben an einem andern Ort zu gewöhnen, nur einen auf der Welt stellen sie ihrem Geburtsort gleich, ziehen ihn auch vor, wenn sich

ihre Mittel ihnen gestatten,

daselbst zu leben, nämlich Paris.

am

meine Absicht gewesen,

Es war

nächsten Morgen die Ruinen einer alten

Inkafestung zu besuchen, die auf der Puna über der linksseitigen Thal-

wand,

also in der Richtujig

nach Kusko,

pata, zu deutsch: der auserlesene Platz.

Namens

viel

versprechenden

mir unser Wirt ernstlich davon ab, indem er versicherte,

riet

ganze

die

liegen sollte, genannt Accla-

Trotz des

sogenannte

Burg bestehe

nur

wenigen übereinander

aus

liegenden Steinen, und es lohne sich nicht der Mühe, darum drei starke

Leguas bergauf zu

Tag

Da

steigen.

ich mit

diesem Abstecher einen ganzen

verloren haben würde, so begnügte ich mich

am Morgen mit einem dem Platz unter

Spaziergang durch den Ort und photographierte auf neugieriger Teilnahme der Einwohner die Kirche.

Aufnahme kaum

Sie

war

freilich einer

Gebäude von scheunenartiger P^infachheit mit Wänden aus gestampftem Lehm und einem plumpen niedrigen Glockenturm. Was bei aller Unscheinbarkeit dem Bau einen gewissen Reiz verlieh, war seine Lage inmitten mächtiger Bäume mit prachtvollen, laubreichen

wert: ein

Man

Kronen.

führt

eine Weidenallee

führt,

die

Fluss,

Pisancayas.

sie

über den

nicht von dicken Weidentauen,

getragen

seilen

nannte

zum

Vom

Platze

aus

eine neue Brücke

sondern von dünnen Drahtbrauchten

Glücklicherweise

wird.

hier

wir

sie

nicht

zu

denn sie bewegte sich schaukelnd im Winde, und unser Packmaultier würde bei ihrem Anblick wahrscheinlich noch grössere Bedenken gehabt haben, als bei der Brücke in Pisac. überschreiten,

Früh

am

Vormittag verliessen wir Calca und

Der Fluss hat

weiter.

jetzt

thalabwärts

ritten

streckenweis mehr Gefäll und rauscht über

seinem Bette liegende Felsen. Der Weg war überall gut und angenehm, unter Bäumen oder zwischen Gebüsch und Hecken. Nach drei Stunden gelangten wir nach Yucay, einem kleinem Ort (1270 Einwohner), nach welchem diese Thalgegend als Valle de Yucay bezeichnet in

wird.

dem

Die Ortschaft besteht nur aus einer

Flusse parallel laufenden

Häuser sind einstöckig von mehr oder weniger verfallenem, elendem Aussehen. Es fiel mir auf, dass über einer grossen Anzahl von Strasse, die

Thorwegen das Jesuitenzeichen untern Ende des Orts liegt der sehende Hauptplatz,

An

HS

sandige

in

Stein

gemeisselt

viereckige,

Fläche,

mit

war.

Am

ziemlich öde aus-

einigen

Inseln

halb-

Ecke dieses Platzes findet sich als Baurest aus der Inkazeit ein Haus aus Lehmsteinen mit zwei

vertrockneten Rasens. einziger

eine

I

grosse,

einer


Das Hochland von Süd-Peru.

cjo

Die Form derselben

grossen Thorwegen. ist

ist

zwar

allein die Arbeit

alt,

grob, die Steine unbehauen.

Yucay war einst ein Lieblingsaufenthalt der Könige von Kusko, sie wegen des daselbst herrschenden milden Klimas die WinterDort befanden sich die berühmten nionate zuzubringen pflegten. und nach Angabe Garcilasos los andenes de Yucay Terrassen Die Königshäuser, welche der Inka Huirakocha aufführen Hess. woselbst

Terrassen sind allerdings noch vorhanden, allein von andern Bauwerken ist

Ausnahme der beiden

mit

erwähnten Thore auf

bereits

dem

Platze

keine Spur zu entdecken, und es scheint daher, dass die von Garcilaso dem König Huirakocha zugeschriebenen Bauwerke im Thale die von

Tambo

Pisac waren, sowie vorzüglich die weiter thalabwärts in lichen, die wir

Wir stiegen

demnächst kennen lernen werden.

bei einem Geschäftsfreunde Herrn Z's ab, einem

Namens Talavera, dessen noch nicht ganz fertiges Nachdem .wir uns etwas vom Platze lag. unser Wirt,

sich

uns

auf einem

Ritt

Yucay

steiles

Yucay

wohlhabenden Spanier

Haus

grosses

ausgeruht

weit

erbot

befind-

in

durch

nicht

hatten,

Andenes zu

die

begleiten.

Von

rechts

mündet

bei

wasserreichen Gletscherbach. ausbreitet

und eine

bildet, liegen die

Dort,

ein

wo

abschüssige Fläche mit stumpfer Spitze

dreiseitige,

alle

dem Hauptthal

nach

so viel gepriesenen Terrassenbauten

Mauern derselben sind

mit einem

Nebenthal,

sich dieses

noch

fest

und wohl

Die

der Inkas,

erhalten,

in

der ge-

wöhnlichen Weise aus Steinen von unregelmässiger Form mit sorgfältiger

Fügung

aufgeführt.

Der Raum zwischen den Terrassen

ist

unten im

Thale anfangs gross, verkleinert sich aber allmählich nach oben zu,

in

dem Masse als die Steigung des Thalabhanges zunimmt und steiler wird. Da, wo endlich die Terrassenmauern aufhören und die Schlucht anfängt sich zu verengen, stehen die Gebäude einer Gerberei, wo die Häute mit Tara-Rinde bearbeitet werden.

Ein Franzose, unter dessen

Leitung das Geschäft stand, bemerkte, dass des

geringere Haltbarkeit rühre, ich

man

mit der Beschaffenheit

von ihm hergestellten Leders sehr zufrieden

in

dass

man

peruanischen Leders

des

es nicht lange

der Nachbarschaft

genug

in der

der Gerberei

sei,

und dass die nur

überhaupt

Lohe

lasse.

daher

Nachdem

allenthalben vergeblich

nach

etwaigen Überresten alter Bauwerke gesucht und mich überzeugt hatte, dass sich daselbst sicherlich kein Winterpalast der Inkas befunden hat, kehrten wir wieder nach

dem

Orte zurück, dankten

dem

freundlichen

Spanier für seine Begleitung und ritten noch eine halbe Legua weiter bis

Urubamba, wo wir

die

Nacht zubringen wollten.


Calca,

Urubamba

der

ist

Huillcanotathales,

Yucay und Urubamba.

ansehnlichste

Ort

511 untern

dieses

Subpräfekten.

Die Stadt hat nahe an 2000 Einwohner,

gebaut

als die

gewöhnlichen Orte des Hochlandes

liegt

und

welchen

wie Pisac und Calca

eine

Teils

Hauptort der gleichnamigen Provinz und

aus

einem

am

ist

des eines

etwas besser

etwa wie Sicuani

rechten Ufer des Flusses,

Bogen

einzigen

Sitz

bestehende Brücke

über führt;

Werk der

Spanier, denn die Inkas verstanden noch nicht, Über diese Brücke kommt der Weg von Kusko, welches nur sieben Leguas entfernt ist, aber durch einen mächtigen natürlich ein

Gewölbe zu bauen.

Brücke

Höhenzug vom Thale getrennt

in

Urubaml^a.

wird.

Der Name des Orts

ist

eine ver-

das Spinnenfeld dorbene Aussprache des Keshuaworts Uru-pampa doch ist nicht bekannt, welcher Umstand Veranlassung zu dieser sonderbaren Benennung gegeben hat, die man übrigens auch in andern

Gegenden Perus antrifft. Der Ort selbst ist eine Kolonie der Spanier, von Bauwerken aus der Inkazeit ist daselbst nichts zu sehen. Wir fanden in Urubamba wiederum gasdiche Aufnahme im Hause eines Geschäftsfreundes des Herrn Z.; wie unsere Wirte in Calca und Yucay ein mit einer Peruanerin verheirateter Spanier und wie es schien, einer der angesehensten Einwohner des Orts. Am nächsten Morgen setzte man uns zum Frühstück Schokolade vor, bereitet aus Kakao


Das Hochland von Süd-Peru.

["12

von Santa Ana, welcher gewöhnlich

Ana

Santa

wird.

Chocolate del Cuzco bezeichnet

als

der letzte grössere Ort der

ist

Repubhk im Thale Flusses, nachdem

Urubamba, etwa 40 Leguas thalabwärts am Ufer dieses

Die aus

derselbe die Cordillera oriental durchbrochen hat.

gezogenen Kakao bereitete Schokolade

gilt

für

dem

die feinste,

daselbst

einen

hat

Geschmack und merklich narkotische Eigenschaften, daher man sie in Gesellschaften in Lima den Gästen anbieten lässt, wenn diese sich anschicken, das Haus zu verlassen, um sich zur Ruhe zu begeben. Nachdem ich einen Gang durch die Stadt gemacht, die Brücke photographiert und dem Subpräfekten einen Besuch abgestattet hatte, Hess ich meine Pferde satteln, um an diesem Tage noch bei

bitterlichen

dem

Zeiten in Ollantai-Tambo einzutreffen, in diese

Gegend. Herr

Z.,

welcher

Hauptziel meines Ausflugs

Urubamba Geschäfte

in

zu besorgen

hatte, blieb daselbst zurück, gab mir aber eine Strecke weit das Geleit, und der Subpräfekt, unser Gastfreund der Spanier, nebst einigen andern

Herren des Orts schlössen sich ihm an. Wir ritten etwa eine Stunde weit zusammen bis zu einer Hacienda, in deren nahe gelegenen Gärten deren Trauben

Weinstöcke gepflanzt worden waren, ersten

Male gekeltert werden

zum

dieses Jahr

Die Traubenkultur und Wein-

sollten.

bereitung erschien hier in ihren bescheidensten Anfängen.

Die Trauben

Ermangelung einer Presse mit grossen Steinen beschwert, durch deren Gewicht der Saft ausgedrückt wurde und durch die Maschen des Geflechts sickerte. Die Trauben hatten

waren

in

Körbe

Hier

und

in

schwarze Beeren,

kleine

sehr

gefüllt

nahm

ich

und der Most schmeckte ziemlich

sauer.

Abschied von meinem bisherigen Reisegefährten

und dessen Freunden,

setzte aber

den

Weg

nicht allein

fort,

denn einer

der Herrn, ein Verwandter des Hauses, dessen Gastfreundschaft wir genossen, bestand ungeachtet meines ablehnenden Dankes darauf,

noch

bis

kommen

Ollantai-Tambo zu geleiten,

um

mich

mir dort ein passendes Unter-

zu sichern.

Ollantai-Tambo.

Urubamba, gleichfalls am rechten Ufer des Flusses und wie Pisac an der Einmündung eines Nebenthals, durch welches ein starker Gletscherbach von den Schneefeldcrn der östlichen Kette herabkommt. Dieser Strom, Marcacocha genannt, ist Der Ort

liegt

fünf Leguas von

nicht so ansehnlich als der bei Pisac

Lauf,

sein

Thal

ist

enger und

mündende,

steigt

schneller

er hat einen als

das

des

kürzern

Cusca

Huaiko, auch führt hier kein Pass über die Cordillera, im übrigen aber


OUantai-Tambo. die

ist

Lage

dieser beiden Orte

513

und eben dasselbe

eine ähnliche,

gilt

auch von der Benutzung derselben zur Anlage ausserordenthch starker Befestigungswerke. Pisac und Ollantai-Tambo waren die Bollwerke, durch welche die Inkas nicht nur

Grenze so nahe gelegene

der

Angriffe schützen wollten,

die

sondern besonders ihre

ihr Gebiet,

Hauptstadt gegen etwaige

feindliche

derselben von selten der in der Wald-

und wilden Volksstämme drohen konnte. Zu Zeiten der Inkas hiess die Festung an der Mündung des Marcacocha bloss Tampu *). Der Name Ollantai-Tambo stammt aus späterer Zeit und region hausenden unabhängigen

von einer Sage

rührt

auf die wir später zurückkommen.

her,

Leon erwähnt der Festung Tampu

als einer

der stärksten,

Cieza de

welche die

Inkas in ihrem Reiche besassen, und Garcilaso bemerkt, dass besonders

Yucay und Tampu grosse Bauwerke habe Tempel zu Tampu seien die Eingeweide der

der König Huirakocha in aufführen

im

lassen;

Könige aufbewahrt worden, deren Mumien auf goldenen Sesseln in der Haupthalle des Tempels zu Kusko sassen. Mit Ausnahme dieser Notiz Garcilasos wird der Ort

der Inkageschichte

in

nicht

erwähnt;

nach

Ankunft der Spanier nur bei Gelegenheit des Aufstands der Peruaner

dem Inka Manco.

unter

Als dieser sich genötigt sah,

von Kusko aufzugeben, da

er

den

die Belagerung

grössten Teil seiner Mannschaften

Heimat entlassen musste, zog er sich selbst mit einer Abteilung auserlesener Truppen in die Festung Tampu Hernando Pizarro fasste den Plan, sich der Person des Inkas zurück. durch einen Überfall zu bemächtigen, um dadurch alle weiteren Aufstandsversuche seiner Anhänger zu vereiteln. Er wählte 80 unter seinen besten Reitern aus und langte wirklich im Thale an, ohne unterwegs zur Bestellung der Felder in ihre

angegriffen, vielleicht

und

ihn

ohne bemerkt worden zu sein. Auch den Fluss durchschwimmen,

seine Leute ungehindert

die Spanier vor der Festung

ankamen, fanden

sie,

liess

man

allein als

dass sie deren Stärke

An den meisten Stellen war ein ErkUmmen überhaupt unmöghch, und wo die Burg nicht durch natürliche Felsen, unterschätzt hatten.

sondern durch Terrassen verteidigt war, wurden die Angreifer mit einem Speeren und Steinen empfangen, dass sie nach wiederholten vergeblichen Versuchen mit vielen Verwundeten

solchen Sturm von Pfeilen, sich

in der

Nacht zurückziehen mussten.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang langten wir

1)

Tampu war

den Hauptstrassen

ursprünglich eine Herberge, des

Inkareiches

standen;

wie

sie

weiterhin

in

Ollantai-Tambo

von Strecke zu Strecke an bedeutete

Wort einen

das

Militärposten, ein befestigtes Lager. .Vliddendorf,

Peru HI.

^-^


Das Hochland von Süd-Peru.

CIA

an und

ritten

zum Hause des Gobernadors, dem mich mein

Begleiter vor-

Der Mann war jedoch verreist, und statt in seinem Hause, fand ich nach einigem Umfragen ein Unterkommen in der Ortsschule, freilich nur eine kleine kahle Kammer mit einem lochartigen Fenster und einer rissigen Thür ohne Schloss; aber auf den Reisen im Hochland wird man nicht verwöhnt, der enge Behälter war stellen

und empfehlen

immer noch

wollte.

manche Schlafstelle, wo ich die Nacht zugeund die fehlenden Möbeln ersetzte das aufEs war schon zu spät, um eine der Sehens-

besser, als so

bracht, die Luft war rein

geschlagene

Feldbett.

würdigkeiten näher zu besichtigen. bis

zum Anbruch der Dunkelheit

Ich benutzte daher die kurze Zeit

zu einem Spaziergang durch den Ort,

mich über Lage und Verhältnisse im allgemeinen zu unterrichten und einen Plan für die Ausnutzung der wenigen Tage zu machen, auf die ich bei meiner genau bemessenen Zeit meinen Aufenthalt beschränken musste. Es giebt hier so viel und so vielerlei zu sehen, dass es schwer

um

von allen Merkwürdigkeiten eine anschauliche Beschreibung zu geben; denn unter den Orten Perus, an denen sich grössere Ruinen-

wird

massen aus der Inkazeit finden, ist Tampu bei weitem der interessanteste. Was den Ankommenden vor allem ergreift und mit Bewunderung erfüllt, ist die Grossartigkeit der Umgebungen, die Höhe der Berge und die

kühnen Umrisse der Felsen.

wird,

vom

Flusse

50 Fuss

über

Kilometer

halben

auf einer

Die Häuser des Dorfs liegen einen der hier Urubamba genannt

entfernt,

dem Wasserstande

sich

ausbreitenden

Wohnungen, besonders die alten, erstrecken sich bis in das dort einmündende Nebenthal, an der linken Dieser Seite des durch dasselbe herabkommenden Gletscherstroms. Fluss heisst Hankar Chaca, wird jedoch gleich dem Thale gewöhnlich Marcakocha genannt, nach einem am Fusse der Cordillera oriental gelegenen kleinen See, aus welchem er entspringt. Das Thal des Ebene,

aber

ein

grosser Teil

der

Marcakocha wird an seiner Mündung zu beiden Seiten durch 2500 Fuss hohe, sehr steile Höhenzüge begrenzt. Der an der rechten Seite, zur linken des Beschauers, sich erhebende Berg tritt stärker hervor und hat an seinem Fusse, etwa 150 Fuss über dem 'l'halboden, eine felsige Stufe oder Plattform; auf dieser liegt die Festung. Der Berg an der linken Seite (für den Beschauer rechts gelegen) ist höher, steiler, springt aber nicht so stark vor, sondern

Wand

wird

durch

ist

von einer mehr gerundeten Form.

Seine

grössere Stufe oder Plattform unterbrochen, sieht

man an seinem

eine grosse Anzahl kleinerer Befestigungswerke

von verschiedener

hat daher keinen

Abhang

keine

Raum

für

eine Burg.

Form, überall wo sich deren anbringen

Dafür

liessen,

und darunter

einige an




Ollantai-Tambo.

wo man

Stellen,

nicht begreift,

515

wie solches überhaupt möglich war, an

senkrechten Felswänden und

in schwindelnder Höhe. Nach dem Thale des Urubamba zu wurde der Ort durch eine einfache Mauer mit

fast

Nischen und Zinnen

verteidigt,

aber noch erkennbares Thor

von der Stadt Urubamba

durch die

führt,

am

obern Ende ein zerfallenes

durch welches

Von

kommt.

man

reitet,

der Mauer

wenn man

ein ziemlich

ist

langes Stück erhalten, im mittleren und unteren Teile des Orts

ist

davon

mehr sichtbar. Der interessanteste Punkt der Ruinen ist die Festung, daher derselben natürlich mein erster Besuch galt. Der gewöhnlich benutzte Weg ist ein Zickzackpfad, der vom untern Ende des Dorfes hinaufführt, erst über den felsigen Bergabhang und dann am Fusse einer hohen, etwas nichts

gegen den Berg geneigten Mauer, die nach dieser Seite den Wall

wo

Da,

Höhe

der Pfad die

Bergseite

heraufläuft;

allmählich,

Auf

ist

vom Thale an

so gleichmässig

der

und

aus der Ebene mit einem Wagen hätte wenn den Inkas der Wagen bekannt gewesen geneigten Ebene wurden die Steine zum Bau der

können, dieser

Festung heraufgebracht. Dorfe zugekehrt

dahinterliegenden

des Urubamba, letzteren Seite

während

andere

der

ist

ist,

jetzt anlangt,

Sie bildet ein Dreieck, dessen Spitze sich die Basis an die

Felswand des

dem Thale dem Marcakocha zugewendet. Auf der

Berges anlehnt. die

man

Die Plattform, auf welcher

von beschränkter Ausdehnung.

dem

derselben

bildet. eintritt,

man bequem

dass

herauffahren

wäre.

Steigung

die

Burg

in die

er auf eine breite Strasse, die in gerader Linie

trifft

ist

des Walls erreicht und

Die eine der Seiten

Abhang am wenigsten

steil

ist

und wird daher durch

eine Reihe von stufenartig übereinander folgenden Terrassen verteidigt.

Durch diese windet einem Nebenthor Gallerie, deren

brochen aber

ist.

fein

hielt.

bis

vom Orte aus ein Pfad Den Zugang zu diesem

Mauer von

Alle

diese

gefügten

Hauptthale zu

an dieser

sich

führt.

ist

bildet

oben zu

eine

offene

vielen blinden Fenstern oder Nischen unter-

Mauern sind aus unregelmässig gestalteten, Der Wall nach dem

Porphyrblöcken aufgeführt.

weniger sorgfältig gearbeitet, wahrscheinlich weil

man

Seite die natürliche Verteidigung allein für hinreichend stark

Zu beiden Seiten der Plattform laufen

zum

herauf, der

Abhang des

felsigen

Es finden

25 Fuss

hohe Wallmauern

Berges.

sich auf der Plattform eigentlich keine Mauerreste ehe-

Gebäude, was man sieht, sind nur wüste Trümmermassen: Porphyrblöcke von verschiedener Form, zum Teil von ganz aussermaliger

gewöhnlicher Grösse, die über oder nebeneinander liegen. mächtige Platten

oder flache Blöcke

stehen

Nur sechs

aneinander gefügt, nicht


Das Hochland von Süd-Peru.

5i6

ganz lotrecht, sondern ein wenig nach dem Berge zu geneigt, und begrenzen oder stützen eine dahinter befindhche Erdaufschültung oder

Um

Terrasse,

dem Leser

eine Vorstelkmg

von der Grösse und Gestalt Abbildung bei

dieser Platten zu geben, fügen wir eine photographische

und verzeichnen nachfolgend die sie

die

Masse derselben in der Reihenfolge, links einnehmen:

auf dem Bilde von rechts nach 4,00 hoch, 2,12 breit

i'^

2° 3,90

>

3° 3,85

»

4° 3,85 hoch, 1,18 breit

2,22

»

5° 3,80

»

1,46

»

1,74

»

6° 3,80

»

1,87

»

Grosse Steinplatten der P"estung.

Die Dicke 0,80

und

1,50.

der Steine,

gefügt.

Vor diesen

und 26

Schritt breit.

dem

ist,

schwankt zwischen

Platten findet sich ein freier

Am

Knde derselben

Raum,

liegt ein

ein-

28 Schritt lang

grosser Porphyrblock

Felsen bereits angepasst, zwei andere von ähnlicher Grösse liegen

seitlich,

und unregelmässig umhergestreut

trachtung dieser

dass

soweit sie sichtbar

Zwischen den Blöcken sind schmale Steinstreiten

man

Trümmermassen drängt

nicht sowohl

viele kleinere.

sich

Bei der Be-

alsbald die Ansticht auf,

Ruinen eingestürzter Gebäude vor sich

hat,

sondern Baumaterial, welches noch nie übereinander gelegen hatte und erst

seine

Blöcke

die

Zusammenfügung ihnen

erwartete.

Hätten

die

hier

vorhandenen

bestimmte Lage eingenomtnen, so wären

sie sicher


Ollantai-Tambo.

denn

darin geblieben,

würde

es

Mühe nehmen

ebensoviel

fast

sie aus derselben zu entfernen, als

sie

517

Mühe

dahin zu bringen.

gekostet haben,

Und wer

hätte

und aus welchem Beweggrunde, an einmal zur Aufführung anderer Gebäude man sie nicht einem Orte, wo verwenden konnte: Wie in Tiahuanaco handelt es sich also auch hier um einen Bau, der vor seiner Vollendung durch irgend ein Ereignis unterbrochen wurde. Und zwar scheint das Werk von Ollantai-Tambo noch nicht weit fortgeschritten, vielmehr sich noch ganz im Anfang befunden zu haben. Es ist zu vermuten, dass die von Platten gestützte Terrasse bestimmt war, einen Tempel zu tragen, aber nicht einmal die Terrasse war fertig geworden, denn der obere Rand der Steine war noch ungeebnet und ungleich. Am Fusse der oben erwähnten geneigten diese

sich

Ebene,

die

sollen,

zum Heraufschaffen

des

Baumaterials

diente,

liegt

ein

Porphyrblock von ausserordentlichen Massen, 6,30 Meter lang, 3,70 breit und 1,50 dick. Dies ist in Wirklichkeit der sogenannte »müde Stein« der

(saikuska rumi),

allem

Anscheine

schwer war, und der zu der Fabel des

nach

müden

zum Heraufschaffen zu Steins in der Nähe der

Festung Sacsahuaman Veranlassung gegeben hat.

welchen dieser Block sowie

alle

herstammten, befanden sich auf

Höhe von 2500 Fuss und

Die Steinbrüche, aus

anderen bei der Festung verwendeten

dem

linken Ufer des Huillcanota in einer

sind von der Festung aus sichtbar.

Wie

die

Alten es zu Stande brachten, diese Steine durch den Fluss zu ziehen, ist

wie

ein Rätsel

huaman und Wiewohl werden

in

der Transport der grossen Blöcke auf

dem

Sacsa-

Tiahuanaco.

Gebäude, die auf der Plattform der Festung

die

kaum angefangen

errichtet

den Boden zu erheben, als ihr Bau unterbrochen wurde, so waren doch ihre Wallmauern und Terrassen in solidester Weise vollendet, so dass die Burg, wie sie sollten,

war, ihren

Hauptzweck

erfüllte,

hatten, sich über

und dieser war wohl kein anderer,

als

der des Sacsahuaman: ein sicherer Zufluchtsort zu sein für Zeiten der Not,

der

für

die Angriffsmittel indianischer Kriegskunst unbezw^ingbar

Die Könige

die Wintermonate den Aufenthalt im Klima von Kusko vorzuziehen, waren aber dort den Einfällen der wilden Bewohner der Wälder ausgesetzt. Sie mussten also vor Überraschungen auf der Hut sein und für ihre Person und Umgebung sowie für ihre Schätze und Vorräte einen sicheren

war.

Huillcanotathal

pflegten

dem

für

rauheren

Ort haben, in welchem sie bis zur Ankunft von Hilfe geborgen waren.Für die Anlage eines grösseren Wohngebäudes oder Palastes für den König

und dessen Hofhaltung war an

einer

anderen

Stelle

auf der Festung kein

suchen

müssen; und

Raum, daher in

wir solchen

der That finden wir


Das Hochland von Süd-Peru.

518

Fusse des ßurgfelsens, zum Teil von neuen Häusern überbaut, aber doch nicht so sehr, dass sich die ehemahge Anordnung des GeEs ist ein quadratischer Hof, dessen bäudes nicht erkennen liesse. ihn

am

70 Schritt messende Seiten ziemlich genau den Himmelsrichtungen ent-

Die Nordseite scheint die Hauptfront des Palastes gewesen

sprechen.

Man

zu sein.

noch

und

Meter breite

drei

führte

jetzt gleichfalls

als

ist

Zugänge zu Wohnungen dienen.

Das

mittlere

zugemauert, war aber früher das Hauptthor und

grossen

einen

in

Thore, von denen die seitlichen

sieht daselbst drei grosse

offen sind

Vorsaal.

An

der Westseite

finden sich

fünf

zugebaute Thorwege, die Südseite, der Hauptfront gegen-

den beiden Thoren der Haupt-

über, hat sechs kleinere Thüren, gleich front

Eingänge bewohnter Häuser.

often

gewesen zu

sein

Nach Osten

zu scheint der

Arm

und grenzt an einen

Hof

Marcakocha.

des

Thorwege haben nach Inkabauweise geneigte Pfosten. Hof heisst noch jetzt bei den Eingeborenen Manay racay, der Hof der Bitten, vermutlich da diejenigen, die ein Gesuch an den König Sämtliche

Dieser

richten

wollten,

dient nicht

am

fernung

al';

dort

Der Hof

Erscheinen warten mussten.

auf sein

Hauptplatz des Orts, denn dieser

linken Ufer des Marcakocha

und

liegt in einiger

Ent-

nur von neuen Gebäuden

ist

umgeben. Viele der neueren Häuser haben alte Grundmauern, daneben giebt es

ganze

aber

Strassen,

deren Häuser

Anscheine nach unverändert geblieben viel

hundert Jahren erbaut wurden.

an

thales

drei

erhaltenen

parallel

altperuanischen

allen

Teilen

ganz so, wie

sind,

und dem

alt

sie

vor so

Ausgange des Nebenmit dem Flusse Marcakocha

Sie liegen im

geradlinigen Strassen, die

Hancar Chaca

oder

in

Es sind die einzigen vollständig

laufen.

Wohnungen, aus denen man

sich ein Bild

von der Lebensweise und den Verhältnissen entwerfen kann, deren sich aber wahrscheinlich nur die bevorzugter"! Unterthanen der Inkas erfreuten.

Die

breite

Meter breit, werden durch zwei Meter Gassen von Strecke zu Strecke rechtwinklig geschnitten und da-

durch

in

drei Längsstrassen sind drei

Häusergevierte

Likathorwege die

Thiir

diesem Diese

in die

tritt

geteilt.

Häuser, die

man

in

Längsstrassen führen massive

nur ein Erdgeschoss haben.

einen unbedeckten kleinen Vorplatz

Durch

und von

in einen quadratischen Hof, um welchen die Wohnzimmer liegen. haben untereinander keine Verbindung, meist auch keine, oder

doch sehr kleine Fenster, oftene

Von den alle

Thür,

An

der

empfangen

inneren

Fläche

also

der

kleine Nischen, welche die Schränke vertreten

Gerätschaften des Haushalts dienen.

ihr

Licht

Wände

nur durch die

sieht

man

vielfach

und zur Aufbewahrung der

Nach der

Strasse zu öffnen sich nie


Ollantai-Tambo.

auch

Fenster,

sonderung

nehmen,

jedes

Haus

nie

Zimmer

lässt

an-

einen

ge-

für

der dass

um

diese

meinschaftUchen Hof Hegenden

als

des

Fusse

Berges,

der

Ab-

Hof

am

CO

r

die Festung

sind noch zwei Punkte zu er-

trägt,

Einen halben Kilometer

wähnen. aufwärts

wand

rechten Thalseite,

der

Die

L

Woh-

dienten.

An

Thür.

eine

Räume

zuweilen mehreren Familien zur

nung

mehr

5i<

vom

thal-

Orte senkt sich eine Fels-

fast lotrecht bis

an welcher man,

Grundriss eines Hauses.

zum Thalboden,

überschattet von hohen laubreichen

Bäumen, viele Kenko

Stufen und kleine Treppen eingehauen findet, ähnlich denen des

und der Felsen des Rodadero. Wahrscheinlich dienten sie ähnlichen Zwecken, die Überlieferungen von Ollantai-Tambo jedoch haben den Ort zu einem Vergnügungsplatz der Könige gemacht und nennen ihn Inca misana, den Spielplatz der Inkas. »Misa« ist ein noch jetzt bei den Eingeborenen gebräuchliches Spiel, oder vielmehr eine Art Wette, die man bei der Maisernte macht und bei welcher derjenige gewinnt, der zuerst beim Auslösen der Kolben aus ihren Blättern Körnern findet. eine Ähre mit gemischten blauen und weissen Übrigens wird der Ort auch Inti misana genannt, zu welcher Benennung die eben gegebene Erklärung nicht passen würde. Auf der Spitze des Bergvorsprungs, an dessen Fusse die Inka (oder Inti-) Misana liegt, bemerkt man von unten ein rundliches Gemäuer, das vom Volke als religiösen

bezeichnet

Inti-huatana

das

in

Pisac

wird, d. h. als

befindliche.

Ob

ein Sonnen-Observatorium

dies wirklich sich so verhält,

wie

sind wir

Lage zu bestätigen, da es uns zum Besteigen des Berges an Zeit gebrach. Ebenso mussten wir uns auch hinsichtlich der an der linken Thalseite gelegenen zahlreichen Ruinengruppen auf die Besichtigung von unten beschränken, denn die Bergwand ist so steil und

nicht in der

hoch,

Tag

dass

der

erfordert

Besuch jedes einzelnen dieser Baureste einen ganzen

haben würde.

Diesem mächtigen Felsenberg am Eingange des Thals, Pinculluna genannt, verdankt das landschafdiche Bild von grossartigen Charakter,

vom Boden

denn

Tampu

vor allem seinen

Wänden Höhe von über zweitausend Fuss.

er erhebt sich mit fast senkrechten

des Thals bis zu einer

Schon bei der Ankunft bemerkt man an seiner Vorderseite mancherlei Mauerreste, von denen die unteren Warten oder Wachthäuser gewesen


Das Hochland von Süd-Peru.

520

mögen, während die Bestimmung der höber gelegenen nicht klar Das grösste Gebäude findet sich etwas über dem unteren Drittel des ist. Bergabhangs und besteht aus vier stufenartig übereinander liegenden Reihen von Häusern, an deren beiden Seiten die spitzen Giebelmauern sein

noch erhalten

Die Überlieferung bezeichnet es

sind.

der Sonnenjungfrauen, zu deren Behütung vor

führung habe.

oder

Entführung

Bedeutend höher

man

diesen

als dieses

allen

als

das Kloster

Gefahren von Ver-

unzugänglichen Platz

gewählt

sogenannte Aclla-huasi oder Haus

der Auserwählten, etwas thaleinwärts, sieht

man

auf einem Felsen zwei

Kloster der aiiserwählten Jungfrauen.

kleine

Türmchen, die Richtstätte

zum Tode Ausser

verurteilten

den angeführten finden

manche andere

(la

horca) genannt,

von

Verbrecher herabgestiu-zt worden sich

am Abhang

wo

aus die

sein sollen.

des Pinculluna noch

Ruinen und einige derselben an so hohen und unzugänglichen Orten, dass man in der That nicht begreift, was bei ihrer Erbauung beabsichtigt wurde, denn zur Verteidigung des Platzes konnten sie nicht beitragen und als Zufluchtsorte waren sie zu klein. kleine

Die

Ich machte von

Umgegend von Ollantai-Tambo.

Tamim aus drei Ausflüge in die Nachbargegenden des Orts und besuchte das Thal des Marcakocha, die alten Steinbrüche


Die Umgegend von Ollantai-Tambo.

C2I

und das untere Thal des Huillcanota oder Urubamba

zum Anfang

bis

seiner Verengerung

dem

Bei

im Marcakochathale aufwärts war mein

Ritte

alte Inkaburg, die

mir

als sehr

Weg war angenehm und durch

Terrassen,

welche

Gegend

die in

Ziel eine

besuchenswert gelobt worden war. interessant

wegen der

wo

alten Zeiten überall,

Der

vielen

es möglicli war,

hoch hinauf an den Bergabhängen zum Feldbau nutzbar gemacht wurde, und welche beweisen, wie sehr die alten Peruaner den der

Boden

bis

jetzigen in der Bodenkultur überlegen waren, wie viel zahlreicher früher

die

Bevölkerung dieser Gegenden

wärtig

liegen

Burg

betrifft,

wurde

so

ich einigermassen

alte

zweier sind

entfernt

Thäler

der

auf einem

in

ihren

Sitz eines

Leguas von

Die Flüsse dieser Thäler

Hof

grossen

welche durch ihren Zu-

Die Gebäude der Burg waren

Räume

grösserem Massstabe angeordnet, wie die einen

aber nur eine

Bergrücken, der sich bei der Vereinigung

Huaman Ripa und Hankar Chaca,

Um

ist

Sie liegt zwei

Winkel vorschiebt.

sammenfluss den Marcakocha bilden.

Tampu.

die alte

Sie führt zwar

Häusergruppe, die der

Guraca oder Häuptlings gewesen sein mag.

Tampu

Was

enttäuscht.

den stolzen Namen Puma-marca, das Löwenschloss, von niedrigen Mauern umgebene

denn gegen-

sein musste als jetzt,

Andenes unbenutzt und wüst.

diese

alle

liegen

Wohnhauses quadratische Zimmer mit eines

je

Die

Thüren.

einer Thür, in der Mitte ein rechteckiger Saal mit zwei

in

in

Räume sind ziemlich hoch, aber von sehr grober Mauerarbeit, an den Wänden mit vielen Nischen versehen. Diese Burg liegt ungefähr auf Auf dem Rückgleicher Höhe mit der Spitze des Berges Pinculluna. wege bemerkte ich auf dem scharfen Grat desselben einen grossen Felsblock, der kopfartig mit ganz schmaler Basis auf einer Klippe stand,

sojdünn,

als

müsste er bei

dem

geringsten Zittern der Erde herabstürzen,

was ohne Zweifel eines Tages geschehen wird; allein Erdbeben sind in dieser Gegend selten. Nachdem ich den Morgen des nächsten Tages mit photographischen

Aufnahmen und Messen der grossen Hess

ich

die Pferde

satteln,

um

diese grossen Blöcke herbeigeschafft

erkennt seitigen

man den

Steine auf der Festung zugebracht,

die Brüche zu besuchen, aus

worden

sind.

Von

denen

der Burg aus

Ort ganz deutlich an der gegenüberliegenden links-

Thalwand des Huillcanota, nahezu

in gleicher

Höhe

mit

dem

Gipfel des Pinculluna, also ungefähr 2000 Fuss hoch; die dahinter sich

erhebende schwarze Felswand Yanakaka

ist

etwa 600 Fuss höher.

Der

Diese über den Fluss auf einer Weidenseilbrücke. besteht aus zwei Abschnitten, die durch einen im Flussbett liegenden

Weg

führt zunächst


Das Hochland von Süd-Peru.

522 Felsblock

werden.

getragen

einen Fuss breit und

Seile, jedes

Sechs

einen halben Fuss dick, sind über den Fluss gespannt, der Pfad wird gebildet durch eine Lage von dünnen Stangen oder Stöcken, die mit

Zu beiden Riemen aus ungegerbter Ochsenhaut durchflochten sind. die geschützt, als Brustwehr Seiten wird der Reisende durch Weidentaue Brückenbodens befestigt dienen und mit Stricken an den Tauen des Die Seile oder Taue einer solchen Brücke werden alle zwei Jahre sind. durch neue

ersetzt,

müssen.

teiligen

eine Arbeit, an welcher sich alle Ortsnachbarn be-

Die Brücke

in

Tampu

der Spital Verwaltung

gehört

Brücke von Ollantai-Tambo.

Kusko und die Instandhaltung derselben ist ein Frondienst, der den Einwohnern des Ortes auferlegt ist, imd wofür diesen nicht einmal die

in

Benutzung zusteht,

freie

halber Real

müssen denselben

Am

für

Strasse

jedes

und

Thalabhang

man

zwei

beladene

ein

Menschen

gelangt,

führt der Reitpfad allmählich steigend

Nähe der Steinbrüche auf eine Ebene gleich der, welche vom Auf dieser wurden die Steinblöcke

endlich in der

eine

geneigte

Thale auf die Festung hinaufführt. bis an den steilen Thalrand gewälzt oder einer

beladene Lasttier wird je

Zoll entrichten.

linksseitigen

höher und höher, bis breite

denn

Brückengeld erhoben,

Rutschbahn hinabgleiten

liess.

geschleift,

Auf der

worauf man

Strasse

und zu

sie

auf

ihrer






Die Umgehend von Ollantai-Tambo.

noch

Seite sind

wie auch auf

523

und kleinere Steine liegen geblieben, so wo die geneigte Ebene anfängt, nicht wenige

viele grössere

dem

Platze,

zur Fortschaftung bereit lagen, als diese aus irgend einer Ursache unter-

Überblickt man von dieser Stelle aus das Chaos von grossen und kleinen Steinblöcken, das sich hinauf bis an den Fuss der vorerwähnten Felswand erstreckt, so erkennt man, dass es sich hier nicht

blieb.

um

eigentlich

natürlichen

einen Steinbruch handelte, insofern keine Steine aus ihrer

Lage

losgelöst

worden

um

sondern

sind,

einen Bergrutsch.

Die Vorderseite des steilen Abhangs hat sich entweder durch ein Erd-

beben oder durch allmähliche Zerklüftung vom Berge getrennt, gestürzt

und durch

die

Namen Yanakaka

dings jetzt ihren

denn

sie

Falles

Dadurch entstand

zerschlagen worden.

fühlt,

Wucht des

ihre Oberfläche

ist

die

— der

ist

herab-

Trümmermassen senkrechte Wand, die allerin

grosse

— mit

schwarze Felsen

vom Wetter dunkel geworden,

Recht

obgleich

aus rotem Porphyr besteht.

Was den Besuch

der Steinbrüche überaus lohnend macht,

ist

der

Überblick über die Gesamtlage des Ortes und der Ruine Tampu, noch

mehr aber

die

ausnehmend schöne Aussicht auf die untere Thalgegend. die vom Thale aus wegen der

Die Schneegipfel der östlichen Kette,

Höhe

der Vorberge nicht sichtbar sind, zeigen sich hier in ihrer ganzen Sie treten ganz nahe an das

Majestät.

Thal heran, welches

etwas weiter unten die Kette durchbricht; denn gipfel zu

beiden Seiten,

man

die sich nach links fortsetzen,

oberem Teile des Thaies nur das rechte Ufer

in

der That

sieht dort Schnee-

während

begleiten.

sie

im

Die beiden

höchsten Gipfel der Gegend sind der Huaca Huillca (Huacay Huillqui) und der Salcantay. Zu diesem Namen ist zu bemerken, dass das Wort Huaca etwas Heiliges bedeutet, daher alle sehr hohen Berge, die man als

Dieselbe

Wohnsitze von Gottheiten betrachtete, so genannt wurden.

Vorstellung

der

Herr,

zur Bezeichnung

führte

daher

dieser Titel

ansehnlicher Gipfel

gewöhnlich

Huillca gegeben und derselbe als

Apu

->>Apu«

als

dem Nachbarn des Huaca dem Reisenden gezeigt

Salcantay

wird.

Rechts neben

der

Wand Yana Kaka

ragt

über

den

Kamm

Orko genannt:

ein

Ausdruck der Aimaräsprache, welcher einen Berg

hinter der Spitze bedeutet,

der

etymologischen

früher

und einen Beweis

Erklärung

des

Namens

liefert für die

Richtigkeit

der Stadt Arequipa,

die

gegeben wurde.

Ich bis

ein

Arequipa

zackiger Felsenberg mit alleinstehender hoher Spitze hervor-,

hatte anfangs

nach Santa Ana

die Absicht,

auszudehnen,

meinen Ausflug im Urubambathale erfuhr

jedoch

in

Tampu,

die Ent-


Das Hochland von Süd-Peru.

524

fernung des Ortes und die Beschaffenheit der

Wege dahin

seien derart,

dass eine solche Verlängerung meiner Reise eine ganze "Woche erfordern \\

und so

ürde,

war mir bei meiner knapp

darauf zu verwenden,

viel

bemessenen Reisezeit nicht möglich.

Ich musste mich also darauf be-

schränken, die untere Thalgegend zu besuchen, die

man von

der

Höhe

der Steinbrüche aus überblickt, und das Thal stromabwärts zu verfolgen, weit

so

wegsam

es

Weg

Der

ist.

nach Santa Ana bleibt nicht

am

Leguas unterhalb Ollantai-Tambo nach rechts durch die Quebrada von Pi'ri und muss das Gebirge nahe an wendet

Flusse, sondern

sich zwei

der Schneegrenze übersteigen; denn das Thal des Urubamba, welches hier die Kette durchbricht, wird zu einer engen, auf einer langen Strecke

unzugänglichen Felsenschlucht.

Nach

hinab.

und

Piri

einer Stunde

sieht

an deren Fusse das Thal

Ein

Wand

Berg

hervor,

also etwa drei

bei einer

welcher Pisco-cuchu,

übertragen

Schlucht kein die Berge bei

des Timles von

letzte

worden

sich.

Biegung des Flusses aus der linksseitigen genannt wird,

ein

Verteidigungswerk

der

die Vogelecke,

hier befindliche

alre

Die Errichtung eines solchen erscheint

ist.

im Grunde eine überflüssige Vorsicht, denn

bamba konnte

Leguas im Thale

enger und das Gefäll des Flusses vermehrt

tritt

Name, der auf das Inkas

ritt

am Ende desselben die hohen Schneeberge blinken, der Weg nach Santa Ana vorbeiführt. Von jetzt an wird

allmählich

felsiger

Ich

kommt man zum Eingang

durch das Thal von Uru-

unwegsamen Beschaffenheit der vorerwähnten Angriff drohen, und etwaige Feinde mussten entweder Piri übersteigen, oder den weniger hohen Pass bei Pisac. bei

der

Das etwa zwei Kilometer unterhalb Pisco-cucho befindliche F'ort besteht nur aus einer kurzen, quer von der felsigen Thalwand bis zum Flusse geführten Mauer, an welcher sich eine zickzackförmige Schanze anschliesst.

Diese zackige Mauer

ist

aus unregelmässigen,

gut gefügten

Steinen aufgeführt und oben mit einer Brustwehr versehen, von welcher

aus die Verteidiger die auf

dem Wege vorrückenden

Angreifer mit Wurf-

geschassen empfangen konnten. In der Mauer befindet sich ein Thor, das in einen engen kellerartigen Raum führt, dem Anscheine nach eine

Kammer

für

die

Wächter.

Dieses

alte

Thor,

dessen

Öffnung

von

Tilandsien und lang herabhängenden grauen Flechten halb verdeckt wird, ist

der interessanteste Teil dieses Gemäuers.

das Saalthor, jedenfalls eine neuere Benennung, denn

Es wird Sala-puncu genannt sie ist

Keshuawort puncu und dem spanischen Sala zusammengesetzt.

aus

dem




Die Ollanta-Sage

fi2K

Die Ollania-Sage.

Ehe wir das Thal welche

mitzuteilen,

Tambo

verlassen,

noch, einiges über eine Sage

erübrigt

Namen des Ortes OllantaiTampu genannt wurde. Diese

an den jetzigen

sich

knüpft, der in früherer Zeit bloss

Sage wird von keinem der alten Chronisten erwähnt, hat sich aber in

der zwar von niederer Herkunft war,

aber sich durch Tapfer-

bis

auf den

keit,

heutigen

am Hofe

alter Zeit, so lautet die Sage, lebte

Ollanta,

in

Tag erhalten. In Kusko ein Mann Namens

volkstümlicher Überlieferung

Klugheit und Ehrgeiz zu hohen Würden erhoben hatte und zuletzt

Statthalter der Antiprovinz

geworden war.

verhältnis mit einer Tochter des Königs,

Standesvorurteilen der Inkas seine

Augen

einem glücklichen Feldzuge, auf welchem zessin anzuhalten,

gewiesen.

Furcht

die

da sein

verleitete die Provinz zur

Tampu

und

der Prin-

und zugleich aus

zur Tochter des Königs

er in seine

Empörung und behauptete

jahrelang im festen

Endlich gelang

seine Unabhängigkeit.

nicht

Heimat, das Antiland,

Aufopferung eines früheren Waffengefährten Ollantas, überlisten

Hand

die

erfahrene Demütigung,

A^erhältnis

ohne Folgen geblieben war, entfloh Schlosse von

von neuem ausgezeichnet

ward aber vom Inka mit stolzem Unmut zurück-

Erbittert über

vor Strafe,

Nach

nicht erheben durfte.

er sich

dem König um

wagte er es aber doch, bei

hatte,

Dieser unterhielt ein Liebeszu der er nach den strengen

der

es

den Rebellen

zti

die Provinz

wieder imter die Botmässigkeit des Königs

Rumi

Nahui, Oberbefehlshaber der CoUa-Provinz,

zu bringen.

Dieser I\lann war

und wie Ollanta einer der obersten Würdenträger des Reiches. ob aus Hass und Neid gegen einen

bloss aus Vasallentreue,

Emporkömmling

handelte, wird nicht gesagt.

er sein

Leben

aufs Spiel setzte,

erinnert,

und der nur durch

dianern eigene List und Verstellungsgabe ausführbar war. sich

dem Anscheine nach

eines Verbrechens

welches Ollanta zur Empörung getrieben hatte.

Vertrauen

zu

ziehen,

erstieg

er

nachts

die

er

Er ersann einen Plan, der

an den des Zopyrus bei der Belagerung von Babylon

dem

Ob

stolzen

schuldig,

die

den

bei In-

Er machte

ähnlich

dem,

Ohne jemanden in sein Mauer des Klosters der

Er ward sofort erund vor den König gebracht, der mit Erstaunen und Bedauern in dem vermeintlichen Missethäter seinen verdienten Heerführer und bewährten Diener erkannte; denn die Vergehen gegen die Sonnen-

Sonnenjungfrauen und sprang

in

einen der Höfe.

griffen

jungfrauen wurden mit den strengsten Strafen bedroht und ohne Nachsicht geahndet.

Rumi Nahui wurde

in

einen Kerker geworfen und ver-


Das Hochland von Süd-Peru.

526 hielt

sich

gestellt

still,

hatte,

bis

sich

durch die eingeleitete Untersuchung

heraus-

dass keine der Sonnenjungfrauen von ihm berührt oder

auch nur gesehen worden

Unterredung ohne Zeugen

Darauf Hess

sei.

bitten,

hüllungen zu machen habe.

er

den König

um

eine

da er vor seinem Tode wichtige Ent-

Allein

dem

mit

entwickelte

Inka,

Rumi

Eingebung Pachacamacs darstellte, um den Rebellen endlich zu züchtigen. Er stellte dem König vor, die Untersuchung habe ihn von einem Frevel gegen die Sonnenden

Nahui diesem seinen Plan,

als

eine

man könne ihm

freigesprochen,

jungfrauen

er

aber da die

Gesetze das Leben schenken,

immerhin ein schweres Vergehen

sei,

so

also

ohne Verletzung der

Entweihung des Klosters

möge man

ihn öffentlich aufs

grausamste peitschen, bis sein Anbhck allgemeines Mitleid errege, und in

diesem Zustande wolle

wolle

er

verweilen

und

er

in

einen

das Lager Ollantas Zeitpunkt

günstigen

Dort

flüchten.

zum

Angriff der

Festung abwarten, und wenn die passende Gelegenheit sich darbieten

würde, so werde er den König durch einen vertrauten Boten benachDer König zauderte, gab aber doch endlich voll von richtigen lassen.

Bewunderung für seinen treuen Diener seine Zustimmung. Li Gegenwart des ganzen Hofs wurde darauf Rumi Nahui von der Anklage der Schändung einer Soimenjungfrau freigesprochen, aber wegen Entheiligung des Klosterraums der auserwählten Jungfrauen zum Verlust seiner Ehrenämter und zu schwerer körperlicher Züchtigung verurteilt. Dieser Richtspruch wurde auf dem Hauptplatz von Kusko und der Gemisshandelte schleppte sich in dem kläglichen er gewünscht hatte, nach dem Huillcanotathale zum Lager Ollantas. Dort ward er anfangs mit Misstrauen aufgenommen und als Gefangener behandelt. Als er von seinen Wunden geheilt war, bat er seinen neuen Herrn um die Erlaubnis, seine Krieger im Gebrauch

vollstreckt,

Zustande,

einiger

den

neuer Waffen seiner Erfindung unterrichten zu dürfen.

war mit dem

Ergebnis so zufrieden,

Nahui

gehegte

misstrauische Abneigung

schlug,

und diese gute Meinung

dass seine anfangs gegen allmählich

Rumi um-

ins Gegenteil

befestigte sich so, dass er endlich nichts

ohne Rat und Mitwissen seines Gefangenen unternahm.

Umständen OUanta

Dieser

Als unter diesen

und dies Fest mit grossen Lustbarkeiten im Lager gefeiert werden sollte, machte ihn Rumi Nahui auf die Gefahr einer Überraschung seitens des Königs von Kusko aufmerksam und bestärkte ihn dadurch so in seiner guten Meinung, dass Ollanta ihm den Oberbefehl über die Festung und die zur Vereine Tochter verheiraten wollte,

teidigung bestimmten Mannschaften übertrug.

Gelegenheit war gekommen.

Als der

'J'ag

Die von Rumi erwartete

der Hochzeit festgesetzt war,


Die Ollanta-Saee.

entsandte er in

vertrauten Diener

einen

Knotenscbrift

an

den Inka.

Als

mit

527 der verabredeten Botschaft

der Läufer einen hinreichenden

Vorsprung gewonnen hatte und kein Einholen mehr zu befürchten war, Rumi dessen angebliche Flucht und Hess ihn verfolgen.

entdeckte

Niemand

Während der

schöpfte Verdacht.

Festlichkeiten

und

als die

Mehrzahl der Krieger und OUanta selbst berauscht war, rückte das

Heer des Inka vom Gebirge heran mit Umgehung der unzugänglichen Nach schwacher Gegenwehr ward die Festung erobert, Ollanta ward von Rumi Nahui selbst gefangen genommen und mit vielen seiner Krieger gebunden vor den Inka gebracht. Hiermit schliesst die volkstümliche Überlieferung, wie sie von Manuel Palacios zuerst im Museo erudito del Cusco im Jahre 1835 veröffentlicht wurde. Welches Thalseite.

das Schicksal Ollantas gewesen, darüber schweigt die Sage, sowie auch einer etwaigen

Auch

findet

Belohnung Rumi Nahuis keine Erwähnung gethan wird.

sich

Angabe über

keine

die Zeit,

in

welcher

die

sich

Begebenheit zugetragen, weder der König noch seine Tochter werden mit

Namen

anführt,

genannt,

sind Ollanta

der Sage an, denn in

die einzigen Namen, welche die Überlieferung und Rumi Nahui. Diese aber gehören lediglich keinem Werke über die altperuanische Geschichte

finden wir sie erwähnt.

Die Sage vom Ollanta

ist

der Stoff eines dramatischen Gedichts

in

der Keshuasprache betitelt: die Strenge eines Vaters und die Grossmut eines

Königs.

Dieses

interessante

Stück,

das

beste

bisher

bekannt

gewordene Erzeugnis der Inkasprache, das lange nur in wenigen Abschriften existiert hatte, wurde von J. v. Tschudi 1853 in seiner Grammatik der Keshuasprache als Sprachprobe veröffentlicht und später bearbeitet. Es wurde von ihm, sowie von den übrigen Übersetzern als ein aus der Inkazeit herstammendes Werk betrachtet, ist jedoch in seiner

Form

nicht

in

alter

Zeit

Hälfte des letzten Jahrhunderts.

in

der zweiten

Der wahrscheinliche Verfasser desselben

war der Dr. Antonio Valdez, weiland Pfarrer thale.

sondern

entstanden,

in Sicuani

im Huillcanota-

Dass der Verfasser sich nicht nannte, und dass er lange Zeit nicht

erwähnt und beinahe vergessen wurde, rührte von den Umständen unter welchen

allgemeinen

das Stück

geschrieben

Unzufriedenheit

Indianeraufstand unter Tupac

und

wurde,

Gärung,

Amaru

führte.

nämlich

welche

Der

zu

die

dem

Zeit

her,

der

grossen

Pfarrer Valdez soll

Freund des Curaca von Tungasuca Gabriel Condorcanqui gewesen sein und sein Drama war ein Tendenzstück, in welchem wiederholt die

ein

wohlmeinende und väterliche Fürsorge der Inkas für ihre Unterthanen lobend hervorgehoben wurde. Es gehörte also zu den Schauspielen,


Das Hochland von Süd-Peru.

52^

deren Auftührung

in

dem von dem

berüchtigten Richter Jose Antonio

Arreche gegen Tupac Amaru gefällten Todesurteil ausdrücklich verboten

Es würde also für den Dr. Valdez gefährlich gewesen sein, den Verfasser eines solchen Stücks zu bekennen, die wenigen vorhandenen Abschriften wurden geheim gehalten, und erst später nach wurden*). sich als

der Lostrennung Perus von Spanien und

dem Tode

des Pfarrers wieder

ans Licht gezogen-).

Das Stück Sage fremd Stern)

und

enthält

sind,

ihrer

manche Ausschmückungen,

auch die

Namen

Tochter Ima Sumac (wie wunderschön) sind Erfindungen

Desgleichen weicht die endliche Lösung von der Über-

des Dichters.

denn während nach einigen der gefangene Ollanta vom

lieferung ab,

Felsen herabgestossen wird, entgehen,

die der eigentlichen

der Prinzessin Cusi Coillur (Freuden

sicli

um

nach anderen,

selbst hinabstürzt, verzeiht der

und erhebt ihn zu höheren Würden,

als er

der Gefangenschaft zu

dem

Rebellen

besessen.

Die im

neue König zuvor

Kloster der Sonnenjungfrauen eingekerkerte Prinzessin Cusi Coillur wird

durch ihre Tochter entdeckt und durch ihren eben zur Regierung gelangten Bruder mit ihrem früheren Liebhaber vermählt.

Rückkehr nach Kusko.

Am

25. April

nahm

Kusko zurückzukehren. in der Schule war und

Abschied vom Huillcanotathal,

so elend die Mahlzeiten, die mir auf

zerschnittenen und tintenbeklexten Tische

ligen,

verliess ich

länger an

Weg

ich

So öde und unwohnlich meine kleine

dem

ich

gekommen

durch die Quebrada von Huaracondo. eine alte Burg befinden,

Es

wurden,

wäre gern noch

Ich schlug einen anderen

interessanten Orte geblieben.

welchem

dem wack-

aufgetragen

Ollantai-Tambo doch mit Bedauern und

ein als den, auf

um nach Kammer

war, nämlich einen Pfad

sollte sich in

von der mir ein Advokat

in

diesem Thale

Kusko Wunder-

Zwar war in Tambo nichts über das Vorhandensein und die Lage einer solchen Ruine bekannt, und auch mein Führer hatte nie von einer Festung Huata gehört, indes hoft'te ich, vielleicht unterwegs etwas zu erfahren und ritt auf das Geratewohl. Auch bereute ich dinge erzählt hatte.

später nicht,

obwohl i)

von der gewöhnlichen Strasse abgewichen zu

ich die

und

sein,

denn

Ruinen von Huata nicht zu sehen bekam, so war doch

gleichfalls

sollen

die Corregidores

darüber, wachen,

dass

in

keiner

Ortschaft ihrer Provinzen Schauspiele oder andere Festlichkeiten geduldet werden, wie

Eingeborenen zum Andenken an ihre Vorfahren zu veranstalten pflegen. (Urgegen Tupac Amaru in Documentos historicos del Peru I, 159.) 2) S. meine Einleitung zum OUanta-Drama im III. Bd. des Werkes über die einheimischen Sprachen Perus.

sie

teil

die


Rückkehr nach Kusko.

529

das Thal von Huaracondo allein eines Besuches wert.

dem

zunächst über die Brücke und folgt dann

Man kommt wand

Weg

führt

zuerst an einer alten Schanze vorbei, welche, an die Fels-

den

angelehnt,

Weg

ein schlecht gemauertes,

nannt wird,

an der linken Seite des Thaies

wo

von Huaracondo.

Steine

ge-

Eine steinerne Brücke führt

über den kleinen Fluss, der durch dieselbe herabkommt. dieselbe jedoch nicht, sondern bleibt auf

wo

dem

diese in das Thal

der sehenswerteste Teil,

denn man

reitet

sind weniger

steil,

doch

Man überschreitet

linken Ufer.

des

Der untere

Urubamba mündet,

ungefähr

zwischen hohen, nahezu senkrechten Felswänden.

und

und

aus Speere, Pfeile

Eine Legua thalaufwärts bei der Hacienda Pachar

öffnet sich die Schlucht

Teil der Schlucht,

verteidigte,

unscheinbares Bauwerk, welches Chocana ge-

ein Ort,' von

d. h.

schleudert wurden.

niedriger

Der

linken Ufer des Flusses.

Dann werden

bleibt das

ist

eine Viertelstunde

Thal

vier

die Berge

Leguas weit

eng und ist fast nirgends angebaut. Hierauf erweitert es sich allmählich und man gelangt nach der Ortschaft Huaracondo, nach der die Quebrada benannt ist. Unterwegs hatte ich mich bei einzelnen Wanderern und Maultiertreibern wiederholt nach der alten Burg erkundigt, ohne Dasselbe wiederholte sich

Auskunft zu erhalten.

jetzt

in

Huaracondo,

um der einzige im Chavez, bekümmere, Pascual sei ein gewisser solches altes Gemäuer an den möge ich mich wenden. Ich Hess mir also die Wohnung dieses Mannes zeigen und traf ihn zu Hause. Aus seinem etwas misstrauischen bis

mir ein

altes-

Mütterchen

Ort,

sagte,

der sich

und verschlossenen Benehmen erkannte

ich bald, dass er ein gewerbs-

in mir

einen Mitbewerber vermutete.

mässiger

Schatzgräber

Als er aber merkte, er mitteilsam

der

sei,

dass er von mir nichts zu besorgen habe,

und sagte

mir,

was

er

wurde

von der gesuchten Burg wusste,

die er, wie es schien, sehr wohl kannte, da er sie fruchtlos durchwühlt hatte.

Er zeichnete mir mit Kreide den Plan derselben auf den Boden und

bemerkte, die Mauern seien in

Lehm

liegenden Steinen

nicht der

Mühe

zur Beruhigung

zum grossen

Teil zerfallen, aus unbehauenen,

aufgeführt,

eines Besuches wert.

und

Erleichterung,

von ganz ordinärer Arbeit und Diese Nachricht gereichte

denn wenn

die Beschaffenheit

mir der

Ruinen wirklich der Beschreibung des aufgeregten Advokaten in Kusko entsprochen hätten, so hätte ich zwei Leguas im Thale zurückreiten müssen, und dann noch seitlich eine Legua den Berg hinauf, also mit dem Rückweg sechs, was mir an diesem Tage nicht mehr möghch gewesen sein würde. Hinter weitert sich

dem zur

Middendorf, Peru

Ort Huaracondo wird das Thal rasch breiter und

Ebene von Anta. III.

Wie

so viele hohe

Thalmulden 34

er-

in


Das Hochland von Süd-Peru,

530 Peru war

diese

Ebene

spülte.

dessen Wasser

Weg

sich einen

dabei die Schlucht von Huaracondo aus-

Die Ebene von Anta hiess früher das Thal von Sacsahuana unter diesem Namen in der Geschichte der Bürgerkriege unter

und ist den Eroberern Perus bekannt. nach dem Tode

scheidende Schlacht

nach von

allen

Hier war

es,

wo Gonzalo

der

Pizarro,

des Vicekönigs Blasco Nuiiez eine Zeit lang Herrscher

dem

von Peru gewesen,

die

See,

einst ein

zum Urubamba bahnte und

Präsidenten

Pedro de

Gasca eine

la

ent-

aber ehe dieselbe begann, nach und

liefern wollte,

seinen Anhängern verlassen wurde.

damals von Pizarro abfielen, war Garcilaso de

Unter den la

ersten,

Vega, der Vater

des Chronisten, und wiewohl dieser von Gasca wohlwollend aufgenommen

wurde,

so

scheint

doch seine lange Parteinahme

Sohne später in dessen gewesen zu sein.

militärischer

für

Gonzalo seinem

ein bleibendes Hindernis

Gedanken an jene wildbewegten Zeiten

Beschäftigt mit den ersten Jahren

Laufbahn

nach der Eroberung,

ritt

ich langsam über die

in

den

Ebene

und kam gegen Sonnenuntergang nach dem kleinen Orte Ticachaca, wo ich die Nacht im Tambo zubringen wollte. Allein ich fand die Herberge voll von betrunkenen, lärmenden Menschen und zog daher vor, lieber nach der kleinen Stadt Anta hinaufzureiten, welche auf einer Anhöhe über Ticachaca liegt. Den ersten anständig aussehenden Mann, den ich auf der Strasse traf, sprach ich um ein Unterkommen an, welches mir sogleich

Man

mit der grössten Bereitwilligkeit gewährt wurde.

wies mir ein geräumiges, zur Zeit leer stehendes Haus an,

wo

ich

im grossen Saal zwischen Haufen von Maiskolben und grossen Kürbissen

mein Feldbett aufschlug.

Der

Weg

welche

ist

gut

und

das Thal von

beginnt in Arco-puncu, leitung,

Anta

führt

mit

ist

nur vier Leguas von Kusko entfernt.

allmähhcher Steigung auf die Höhen,

Kusko nach Westen begrenzen.

Der Abstieg

dem Bogenthor, sogenannt von

einer Wasser-

welche dort auf Bogen den

nachbarten

Ort

einzige rein

schmeckende

Chincheros in

zur

Weg

Stadt

kreuzt

führt.

und Wasser vom

Dieses Wasser

Kusko, denn die Brunnen haben

ist

alle

be-

das

mehr

oder w^eniger salziges Wasser.

Abreise von Kusko.

Der Apurimac und Abancay.

Nach meiner Rückkunft in die alte Hauptstadt begann ich alsbald, mich mit Vorbereitungen zur Weiterreise zu beschäftigen, denn ich wollte nicht über

Mollendo un^ zur See, sondern durch das Hochland


Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

c^i

nach Lima zurückkehren.

Die wichtigste Angelegenheit war also die und eines der Wege kundigen Führers, mit ohne zu wechseln die ganze Strecke bis Ayacucho zurück-

Beschaftung guter Tiere

denen legen

ich

Nach mancherlei

konnte.

fügen, mich aber mich bis Abancay bringen

fruchtlosen

sollten,

woselbst

sicherung nach leicht sein würde, mir

Postbote

letzteren Stadt

der allgemeinen

die A^er-

Die Entfernung zwischen

beträgt 83 Leguas, welche früher der

sieben Tagen zurücklegte*);

in

es

ich

die Mittel zur Weiterreise über

Andahuilas nach Ayacucho zu verschaffen.

Kusko und der

Bemühungen musste Tage zu mieten,

Maultiere nur für vier

darein

für

mich wurde die Strecke

etwas länger, da ich zuweilen von der Poststrasse abzuweichen beab-

Die Reise war voraussichtHch beschwerlicher

sichtigte.

als die bisherige,

dafür gehörten aber die landschaftlichen Bilder, die mir auf derselben

den schönsten und grossartigsten des Der Weg kreuzt nacheinander vier tiefe Thäler, getrennt durch dazwischen liegende hohe Bergmassen, auf denen manche Übergänge der Schneegrenze nahe liegen. Man steigt also abwechselnd viele tausend Fuss aufwärts und wieder abwärts, und gedargeboten werden

peruanischen

sollten,

zu

Hochlandes.

wöhnHch beginnt der Anstieg eines Thaies angelangt

ist.

alsbald wieder,

nachdem man am Boden

Die Flüsse, deren Thäler

man

überschreitet,

sind der Apurimac, der Pachachaca, der Andahuailas und der Pampas.

und grösste dieser Flüsse, läuft ihm ganz allmählich nähernd lange mit vereinigt sich ihm endlich unter dem Namen Tambo, gen Norden, und der Zusammenfluss des Tambo mit dem Urubamba bildet den Ucayali. Der Pachachaca und der wasserreichere Pampas sind NebenDer Apurimac, der

zuerst angetroffene

dem Urubamba beinahe

flüsse des

parallel, sich

Apurimacs, während der Fluss von Andahuailas, welcher un-

Die Felsart dieser ganzen ist, sich in den Pampas ergiesst. Gegend ist gleich der in der Umgegend von Kusko Kalk, doch werden die Lagen dieses Gesteins oft und auf lange Strecken durch vulkanische Massen durchbrochen, bei denen Trachyt mit Porphyr, Grünstein und

bedeutend

Konglomerat welche der

sich ablösen.

Weg

führt,

ordentliche Mannigfaltigkeit,

Pflanzenwelt

Die wechselnde Höhe der Gegenden, durch

dem

verleiht

verschiedener

indem Klimate

landschaftlichen Bilde eine ausseroft

im Verlaufe

dem

Blicke

des

eines

Tages die

Reisenden vor-

geführt wird.

Am i)

3.

Mai verabschiedete

ich

mich von der

alten Inkastadt

und

Gegenwärtig werden die von Kusko nach Lima gesandten Briefschaften über

Santa Rosa nach Arequipa und Mollendo und von hier zur See nach Lima befördert.

34*


Das Hochland von Süd-Peru.

532

den Landsleuten, die mich daselbst so freundlich aufgenommen hatten. Der Himmel war wolkenlos, aber die Wärme nicht lästig, sondern die Luft angenehm frisch, denn wir befanden uns ja auf einer Höhe von beinahe 12 000 Fuss und im Herbste der südlichen Halbkugel. Übrigens dass wir uns in der Jahres-

erinnerte sonst in der Xatur nichts daran, zeit

der abnehmenden Tage befänden, denn

durch anhaltenden Sommerregen,

die Landschaft,

erfrischt

im Frühlingsgewand.

prangte

Ich

verhess die Stadt auf dem Wege, auf welchem ich vor wenigen Tagen von OUantai-Tambo zurückgekehrt war. Auf der Höhe von Arcopuncu hielt ich und wendete das Maultier, um noch einmal Stadt und Thal zu überblicken. Über den östlichen Bergen sah ich zum ersten Male ganz ohne Nebelhülle in voller Klarheit den Gipfel des hohen Ausangati, des einzigen Schneeberges der Cordillera, der in Kusko sichtbar

ist,

und der

in der

zwischen der Stadt und

dem

Gegend von Quiquijana, etwa Pass der Raya, liegen

soll.

der Mitte

in

Als ich darauf

unter dem Bogen der Wasserleitung von Arco-puncu hindurchgeritten war und nach der Ebene von Anta hinabstieg, erschienen auch die an-

deren Schneegipfel der östlichen Kette über alle

unbewölkt und

klarer,

als

ich

dem Rücken

der Thalberge,

zuvor gesehen

je

sie

hatte;

der

Huaca Huasi, der Nevado de Calca und weiterhin die Berge unterhalb OUantai-Tambo mit dem höchsten derselben, dem Huaca Huillca, den den ewigen Vater nannte^). mein Führer el padre eterno In dem Grunde, in welchem der Weg zur Ebene von Anta hinab-

führt,

der kleine Ort Pocoy und nahe bei demselben steht eine

liegt

bescheidene Kapelle ritt,

am Wege.

sah ich einen Indianer in

krone auf

dem Kopfe und

Als ich an

klirrenden Schellen an

in wunderlichen Sprüngen ganz allein vor

ein

anderer

dem

auf der Schwelle

offenen

Thor

vorbei-

phantastischem Maskenanzug, mit Feder-

sass

dem

und auf

Armen und

Altar tanzen,

Beinen,

während

einer aus rohen Brettern

Der Führer erklärte mir, es sei heute der Festtag des heiligen Kreuzes, und der Tanz des Indianers Diese sei ein Akt der Frömmigkeit, die Erfüllung eines Gelübdes. Tänze sind ebenso wie die Maskenanzüge bei den Prozessionen Reste

gezimmerten Geige den Takt dazu

spielte.

des früheren Sonnenkultus, und unter Zustimmung der Geistlichen in die

Gebräuche der chrisdichen Gottesverehrung übergegangen. Zu Ehren aufzuführen war bei den verschiedensten Völkern

der Götter Tänze

l)

Huaka

Huillca

bedeutet

im Aimara die

Sonnengott, was vielleicht Veranlassung zu

dem

heilige

Sonne oder den heiligen Namen gegeben hat.

christlichen


Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

König David

Üblich, \vie ja auch der

C'i^

bei seinem Einzüge

in

Jerusalem

vor der Bundeslade einhertanzte. In Ticachaca

teilt

sich

die Strasse.

nach Huaracondo, auf

dem

ich

war, der Hauptweg

läuft

Nach

rechts führt der

in

Länge der Ebene von Anta oder Sacsahuana,

Von dem

beträgt.

ehemals

der

See,

Weg

von OIlantai-Tambo zurückgekommen gerader Richtung weiter durch die ganze die

etwa 3

Leguas

dieses Hochthal ausfüllte, sind

im westlichen Teile noch eine Reihe schilfbewachsener Weiher übrig, durch welche der Weg auf einem aus der Inkazeit stammenden Damm Diese

fuhrt.

Wasserflächen

seichten

schiedener Vögel belebt.

Man

sieht grosse

Tacamis, kleine schwarze mit rotem

von

werden

Kamm,

Schwärmen

ver-

schwarze Wasserhühner

weisse Reiher, dunkelgrüne

Yanahuicos mit langem, dünnem, gebogenem Schnabel, mehrere Entenarten, darunter eine kleine mit ausserordentlich zierlich buntgezeichnetem

Kopf,

auch nicht

wenige Punagänse,

die hier Huallatas,

gans, haben etwas längere Hälse und Beine,

weissen Körper mit schwarzgrünen,

an den Flügelgelenken

Kampfe

schlagen.

im Norden

Diese sind von der Grösse unserer Haus-

Huaihuas genannt werden.

aber kürzere .Schnäbel,

metallschimmernden Flügeln, und

hornige Höcker, mit denen

rote,

sie sich

Die Huallatas leben immer paarweise, werden

beim leicht

gezähmt, sollen aber in der Gefangenschaft nicht brüten.

Während

ich über diesen

Damm

ritt,

wurde

ich

von zwei mir be-

kannten Herren von Kusko eingeholt, die gleich mir nach Abancay reisten

und

in

deren Gesellschaft ich an diesem Tage blieb.

von Kusko kommen, bleiben gewöhnlich die

die

kleinen Orte Zurite, welcher

am

westlichen

erste

Reisende,

Nacht

in

dem

Ende der Ebene von Anta

Meine neuen Reisegefährten jedoch kannten den Verwalter einer Hacienda in der Gegend und luden mich ein, sie lieber dahin zu begleiten, was ich gern annahm. Wir bogen also links vom Hauptwege liegt.

in

ein

dem

Thal und gelangten

Gehöft von Ichubamba.

und der

diesem bald nach Sonnenuntergang zu

Das Gut gehört einem Kloster von Kusko

jetzige Pächter, ein junger gebildeter

Pacheco, lebte daselbst erst herzlicher

dem

in

seit

Mann Namens Benjamin

zwei INIonaten.

Zuvorkonimenheit und

bat uns

um

Er empfing uns mit Nachsicht,

wenn

er bei

verwahrlosten Zustand des Hauses die Pflichten der Gastfreundschaft

nicht so erfüllen könnte, wie er es möchte.

Wir schlugen unsere Feldbetten in einer Kammer zur Seite der Veranda auf, von wo meine Reisegefährten am Morgen schon vor Tagesanbruch aufbrachen; der eine von ihnen, ein Advokat und Gutsbesitzer

aus

Kusko,

wollte

seinen

schwer erkrankten Schwiegervater


Das Hochland von Süd-Peru,

534

besuchen und hatte dazu seinen Begleiter, einen Arzt, mitgebracht. lud mich ein, in

Abancay

in

dem Hause Wohnung

er sich begab, riet mir aber, lieber nicht mit er

sowie

der

Arzt

wären sehr gut

Wege

nicht

einige

Stunden später das

mit

ihnen

Schritt

beritten,

halten

gastliche

Er

zu nehmen, wohin

ihm weiter zu reisen, denn und ich würde auf dem

können.

Ich verliess also erst

Haus von Ichubamba und

seine

Bewohner und erreichte nach einer Viertelstunde wieder den Hauptweg, den wir am Abend verlassen hatten. Über dem Höhenrand am Ende des Thals erhob sich in der klaren Morgenluft die freundlichen

Der Salcantay, von Ichubamba gesehen.

glänzend gipfel,

weisse

Schneepyramide des Salcantay, der einzige Schnee-

der hier sichtbar war, aber nicht lange, denn der

gerader Richtung

auf ihn

zu,

daher

seine Spitze bald

Weg

läuft in

von den Vor-

bergen verdeckt wird.

Nach zweistündigem, anfangs ganz unmerklichem, nur steilerem

Anstieg

erreicht

man den

ersten Passübergang der Reise.

zuletzt

etwas

Bcrgsattel von Kasacancha,

den

Dieser Pass, den die alten Chronisten

Huillcaconga nennen, ist zwar nicht sehr hoch (3930 Meter), aber als Aussichtspunkt einer der schönsten des ganzen Weges. Man erblickt vor sich ein tiefes Thal, welches in der Ferne durch eine hohe Wand


Abreise von Kusko.

abgeschlossen wird:

die

Der Apurimac und Abancay.

Thalwand

linksseitige

des

rechten erhebt sich die Berggruppe des Salcantay.

c-ic

Zur

Apurimacs.

Dieser hohe Schnee-

von Ichubamba aus wie eine einsame Pyramide ausnahm, das Haupt einer kurzen Kette, eines Knotens von Gletschern, welcher auf der linken Seite des Urubamba, zwischen

berg, der sich

hier als

zeigt sich

dem Apurimac

diesem und

Gegend.

Namen

Die

Cordillera

Kein anderer Punkt gewährt einen

liegt.

Überbhck über

so deutlichen

die verwickelten Gebirgsverhältnisse dieser

oder

oriental

Urubamba

auf seiner

Südost nach

Ostseite

Kette

östliche

Richtung

nicht, weil sie in östlicher

läuft,

führt

sondern weil

diesen sie

den

Ihre Höhenreihe zieht von

begleitet.

Nordwest, bis in die Gegend unterhalb Ollantai Tambo.

Dort schwenkt

nach

sie

gen Westen, wird vom Urubamba durch-

links

brochen und zwar zwischen ihren höchsten Gipfeln, dem Huaca Huillca

und

Die

Salcantay.

wird Puerto

Schlucht

durch

hier

Gebirge gehende unzugängliche

das

Salcantay genannt, und die beiden Spitzen

del

desselben fasst der indianische Volksglaube als Berggötter verschiedenen

Geschlechts

lichen

Seite des

sondern

indem er den höheren Gipfel als Urco Salcantay den niedrigeren als China Salcantay — den weib-

auf,

den männlichen

,

Die Salcantay-Gruppe wird,

bezeichnet.

Urubamba

gelegen, nicht

mehr

an der linken

als

zur Cordillera oriental gerechnet,

eigene Gebirgsabteilung, die Cordillera de Huadquina,

als eine

betrachtet.

Das Thal,

wo

sie

man von Kasacancha

welches

in

Windungen dem Apurimac

zackigen

nicht aus Felsen bestehen,

Passes

sieht

man

der

in

Gegend, ist

ja

in

viel

tiefer

niedriger als der

Terrassen

man

welche

von

als

hinabblickt, läuft in

der Grund und die Wände,

Am

sind dicht belaubt.

Fusse des

Bäumen die Häusei Abstieg dahin ist steil und lang, denn

Tiefe

kleinen Orts Tarahuasi; der

zu;

zwischen

jetzt eintritt

— das Thalgebiet

des die

des Apurimacs

Ebene von Anta und liegt auch erheblich bei Tambo. In Tarahuasi sieht man zwei

die

Urubamba

Inka- Arbeit,

gestanden haben sollen.

Überreste

weitläufiger

Gebäude,

dort

die

am

Die alten Mauern finden sich unmittelbar

Wege. An der linken Seite sind sie aus feingefügten Steinen aufgeführt und durch Thore unterbrochen, die jetzt zum Teil zugemauert sind und als Wohnungen benutzt werden; rechts wird die Terrasse durch Das eine lange Mauer aus grossen unregelmässigen Steinen gestützt.

Ende Während

untere

dieser ich

Mauer mit

tümer beschäftigt war, Besitzer des Guts vor

der

bildet das Erdgeschoss eines Gutshauses.

photographischen

trat ehi

junger

und lud mich

Mann

ein, ein

.Aufnahme

herzu,

stellte

Frühstück

in

dieser

Alter-

sich als

den

seinem Hause


Das Hochland von Süd-Peru.

536

Da

einzunehmen.

auf meinen Reisen während

ich

zu geniessen pflegte,

um

nicht mit

des Tages nichts

beschwertem Magen

so lehnte ich sein Anerbieten dankbar ab; allein der seine Einladung in so herzlicher Weise,

indem

er

reiten zu

Mann

müssen,

wiederholte

bemerkte, dass was

er mir auf seiner

abgelegenen Besitzung vorsetzen könne, bereits bestellt

und aufgetragen

sei,

dass es unfreundlich gewesen wäre, seine Gast-

anzunehmen.

Auch war

ich

ihm später dankbarer

freundschaft

nicht

als zur Zeit,

denn wir bekamen an diesem Tage nichts mehr zu essen.

Inkamauern von Tarahuasi.

Die Mahlzeit selbst war keineswegs zu verachten,

sie

bestand aus einem

gebratenen Huhn, gutem Hammelfleisch, frischen Eiern und gerösteten

Bananen,

alles

nach I,andcsweise schmackhaft zubereitet, und was

am

meisten überraschte, auf einem reinen Tischtuch sehr sauber aufgetragen.

Mein Wirt hiess Bernardino Pacheco, ein Verwandter des Pächters von Ichubamba, bei dem ich die Nacht zugebracht hatte. Vermutlich hatten meine Reisegefährten des ersten 'l'ages ihn von meiner Ankunft benachrichtigt

und mich empfohlen.

mich beinahe er

dmch

darauf bestand,

Der junge Gutsbesitzer beschämte Zuvorkommenheit, indem

seine ausserordentliche

mich

bis zu der weiter unten

im Thale gelegenen


Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

t^y

Hacienda Huaironco zu begleiten, die seinem Vater gehöre, und wo er mir riet die Nacht zuzubringen. Als wir aus dem Hause traten, stand sein- gesatteltes Pferd bereits vor der Thür und wir ritten zusammen thalabwärts. Nach einer halben Stunde kamen wir nach Lima Tambo, einem kleinen Dorfe mit einem von grossen Pisancayas beschatteten Platz. Dort standen und sassen in Gruppen die Bewohner und tranken die Reste der Chicha, die \'om vorhergehenden Tage, dem Feste des heiligen Kreuzes, übrig geblieben

Lima Tambo

war. in

dieser

Gegend.

ist

das letzte von reinen Indianern bewohnte Dorf

A'^on jetzt

an verschwindet

als

Kopfbedeckung

die

Montera, der Filzhut mit flacher runder Krone und an der Unterseite

Krempen, der in der Umgegend von Kusko allgemein L'nter Lima Tambo wird das Thal enger und bietet getragen zum Feldbau keinen Raum mehr. Der Weg führt an der linken Seite rot

gefütterten wird.

eines rauschenden Bergstroms, des Bermejo, bis Huaironco, einer Mühle, die an der rechten Seite in einer kleinen Erweiterung des Thals liegt.

Dort

stellte

lud, auf

mich der junge Pacheco

seinem Gute zu übernachten.

Tag war,

seinem Vater vor, der mich ein-

Da

es

jedoch noch eine Stunde

und weiter zu Der alte Pacheco gab mir einen elfjährigen Sohn mit, um mich eine Legua weit bis zur Hacienda Sauceda zu begleiten, einer Zuckerpflanzung, die von einem andern seiner Söhne bewirtschaftet wurde. Ich setzte also mit meinem jungen Führer meinen Weg fort, stets am Ufer des immer reissender werdenden Bermejo, bis wir kurz vor Sonnenlang

so zog ich vor,

diese Zeit zu benutzen

reiten.

untergang zu einer Brücke und gleich, nachdem wir diese überschritten hatten,

zum Gehöft von Sauceda

gelangten.

Wir

trafen

den

Besitzer,

Hauses zu Pferde, im Begrift' sich zu seinem Vater nach der Mühle Huaironco zu begeben, wo er die Nacht zuzubringen pflegte, da er eben erst von einem bösartigen

Justino

Pacheco,

vor

der

Thür

seines

Fieber genesen war. Er stieg sogleich ab, stellte mir sein Haus zur Verfügung und empfahl mich, da er nicht selbst den Pflichten der Gastfreundschaft

Pacheco, Reise so

deren viel

obliegen Mitglieder

könne,

seinem

mir

den

in

Verwalter.

ersten

Der

Familie

beiden Tagen meiner

Freundliches erwiesen, habe ich immer ein dankbares An-

denken bewahrt, und wenn auch diese Reiseerinnerungen den braven und herzlichen Leuten nicht zu Gesicht kommen werden, so ist es mir doch eine Genugthuung, ihr Benehmen gegen mich, einen ihnen voll-

kommen fremden und unbekannten liebenswürdigen

Eigenschaften

Charakter auszeichnen.

Reisenden,

anzuführen,

die

als

ein

den

Beispiel

der

peruanischen


Das Hochland von Süd-Peru.

538

Die Zuckerpflanzung Sauceda

an der

liegt

Mündung

Neben-

eines

Bermejo, dessen Hintergrund eine scharf geschnittene, blendend

thals des

Kette von Schneebergen bildet, welche sich an den Salcantay

weisse

Dieser selbst

anlehnt.

Der Verwalter

nicht sichtbar.

ist

führte

mich

in

den Oberstock des noch nicht fertigen Wohnhauses, wo ich mein Lager aufschlug. Der gute Mann bot mir an, was er hatte: Kaffee und etwas grobes, altbackenes Brot, indes genügte dies, da mein Nahrungsbedürfnis durch das

in

Tarahuasi genossene Frühstück noch befriedigt war.

nächsten Morgen brach ich bei Zeiten

auf,

um

Am

die kühleren Frühstunden

denn ich sollte an diesem Tage den Apurimac überund der Weg führte durch ein tiefes heisses Thal. Wir ritten zunächst auf einer Brücke über den Gletscherstrom, der durch das Thal von Sauceda herabkommt und dem Bermejo ebenso viel Wasser zuDer Weg bleibt fortan an der linken führt als dieser selbst besitzt. zu

benutzen,

schreiten,

an seinem Ufer, denn das Thal wird so

Seite dieses Flusses, aber nicht

eng und

dass

felsig,

auch

in

auf einer beträchtlichen

welche

und Tage

sicher.

traten,

und

stein

den

man

Raum

ist.

der rechten Bergwand und bleibt

Dieser erhebt sich daher alsbald an stets

schmalen Pfad kein

einen

für

Höhe über dem Thalboden. Die Abgrimde,

Weg

und

jäh,

aber der

Die Kalkfelsen, die noch auf

dem

Passe Kasacancha zu

hinabblickt, sind häufig

ist

gut

sind durch vulkanisches Gestein verdrängt: Trachyt, Grün-

Tuft^

wechseln

mit

Konglomeratmassen

Preisen aufstrebende Vegetation

ist

reich

ab.

Die zwischen

und mannigfaltig.

Pfeffer-

bäume und Huarangos stehen in Dickichten stachliger Kakteen, hier und da an den Bergwänden sperrige Patibäume, hier mit schwarzgrauer Rinde,

nicht

deren

mit

weisser

wie im Norden, baumartige Ginsterstauden,

gelbe Blütenbüscbel die ganze

dazwischen dreissig

zahlreiche

Agaven,

Gegend mit ihrem Duft

deren

schlanke

erfüllen,

Blütenstengel

sich

Fuss aus den Stauden ihrer dicken mit scharfen Stacheln be-

wehrten Wurzelblätter erheben.

Nach ungefähr zwei Stunden kommt man an einer kleinen Zuckervorbei, Marcahuasi genannt, deren Haus rechts vom Wege an der Bergwand liegt. Von hier aus ist der Apurimac noch zwei Stunden entfernt. Der Weg senkt sich allmählich bis zum Thalrand, von wo ein sehr steiler, staubiger, schraubenartig gewundener Weg zum Flusse hinunter führt. Etwa 300 Fuss über dem Ufer liegt ein kleiner

pflanzung

freier

Platz auf

dessen Schatten in

die

tiefe

einem Felsen mit einem schattigen Algorrobobaum, in man ausruht. Von hier hat man einen schönen Blick

Thalfurche

und

sieht

eines senkrechten Felsvorsprungs

den dunkelgrünen Fluss

zum Vorschein kommen.

am

P\isse

Eine neue




Abreise von Kusko.

Brücke

von

Drahtseilen

Der Apurimac und Abancay.

führt über

den Fhiss;

Boden von Baumstämmen und Zweigen, flochten sind.

539

vier Seile tragen einen

die mit

Lederriemen durch-

Diese Brücke war nur eine einstweilige, von den Guts-

besitzern der Nachbarschaft errichtete.

Die Ketten

für eine auf Staats-

kosten herzustellende Hängebrücke waren bereits im Hafen von Callao

angekommen und warteten auf

ihre Verwendung. Immerhin war die neue provisorische Brücke gegen die frühere eine grosse Verbesserung.

Diese

alte

Brücke bestand, wie die im Thale des Urubamba beschriebene,

BrücKe üuer den Apurnnak

aus

welche etwas unterhalb der jetzigen

"Weidenseilen,

von 148 Fuss von einer Felswand zur anderen über den waren.

Der amerikanische

Reisende

Squier

musste

in

einer

F'luss

noch

Höhe

gespannt die

alte

Brücke benutzen und beschreibt ihre Unannehmlichkeiten und Gefahren.

Gegen Mittag warten,

ehe

langte ich bei der Brücke an, musste aber ziemlich lange ich

hinüber kam.

Zucker und Branntwein beladen,

Ein

langer

Zug von Maultieren, mit

war im Übergang

begriften.

Wegen

des Schwankens der Brücke wurde jedes Tier allein von einem Treiber geführt

und mehr

als

zwei

konnten nicht zu gleicher Zeit passieren.

Die Breite des Flusses schwankt zwischen 25 und 50 Meter. Das Wasser ist blaugrün und ganz klar, doch kann man wegen der Tiefe nicht bis


Das Hochland von SüdrPeru.

540

An

auf den Boden sehen. steil

der linken Seite

ist

der Pfad aus der sehr

Man

abfallenden Felswand ausgehauen und steigt langsam.

dort viele herrliche Aussichtspunkte, von denen ich zu

trifft

meinem Bedauern

keine photographischen Erinnerungen mitnehmen konnte, da ich keine Platten

Verfügung

zur

der

dringt das

enge Felsspalte eingezwängt, das Gebirge durchbricht.

hier, in eine

Hohe

hinauf wird der Blick immer dumpfe Rauschen des Stromes,

Weiter

hatte.

Aus der Tiefe

grossartiger.

empor wie die Spitzen des Huaca Huillca und Salcantay im Thale des Urubamba. Der beschwerliche Weg läuft abwechselnd steigend und sich senkend an den steilen Bergen hin, hebt sich aber aHmählich immer mehr, bis er endlich den Rand der Thalwand erklimmt. Dort liegt fünf Leguas von der Brücke der Ort Curahuasi und einige hundert Schritt von dem Dorfe die Hacienda Schneegipfel steigen zu beiden Seilen

Molle-Molle, eine Zuckerpflanzung, ah deren Besitzer ich empfohlen war.

Der Gutsherr, Don Antonio Ocampo, war ein noch junger lediger Mann, der mit zwei gleichfalls unverheirateten Schwestern auf seinem Gute lebte, es selbst bewirtschaftete und sich in seiner Abgeiegenheit mit einer gewissen Behaglichkeit eingerichtet hatte,

Innern Perus selten

die

man

sonst im

Seine Zuckerfelder liegen in einiger Ent-

antrifft.

fernung von seinem Wohnsitz und dort befindet sich auch die Presse und Branntweinbrennerei, während der geräumige Hof nur von Wohnund Wirtschaftsgebäuden umgeben ist. Ich fand daselbst freundliche

Aufnahme und ward ich

nicht

nötig

waren wir eine

ganz nettes sauberes Zimmer geführt,

in ein

mein eigenes Bett aufzuschlagen.

hatte,

zahlreiche

Gesellschaft.

junger Leute, Schüler eines Kollegiums

wo

Bei Tische

Eine Schar halberwachsener

Kusko, welche in der Feriennach ihren Heimatsorten reisten und etwas vor mir angekommen waren, hatten sich gleich mir bei dem gastfreien Ocampo einquartiert. in

zeit

Als ich mich abends in mein in

meiner

kleinen

Laterne

Zimmer zurückgezogen und das

rote Licht

am

'läge ver-

angezündet hatte,

um

die

wendeten photographischen Platten durch neue zu ersetzen, musste ich die ärgerliche

zerbrochen

Entdeckung machen, dass mehrere der gebrauchten Platten

waren.

Sie

und an einer engen worden. zerstört

Einige

in Satteltaschen

untergebracht gewesen

des Weges gegen die Felswand gedrückt

Aufnahmen von sehr schönen Punkten waren dadurch

worden, ein Verlust, den ich nicht zu ersetzen vermochte.

der folgende

Tag

ein

Sonntag war, so lud mich mein

VVirt ein,

Da den-

Hause zuzubringen, was ich auch mit Dank annahm. den Pachecos an den beiden vorigen Tagen überhäufte mich Senor Ocampo mit Freundlichkeiten und sorgte zudem durch

selben in seinem

Gleich

auch

waren

Stelle




Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

C^l

mitgegebene Empfehlungsbriefe dafür, dass mir auch auf meiner ferneren Reise eine gleiche Aufnahme zu

Am

Mai war

7.

ward.

teil

ich bei Zeiten reisefertig, wartete aber vergeblich

und mir gewisse merkwürdige Weg mich vorbeiführte. Ich begab mich schliesslich ins Dorf, um den Mann zu suchen und fand ihn auch in seinem Hause auf einer Bank schlafend. Sein gedunsenes Gesicht, die geschwollenen Augen und der Branntweingeruch, der von Curahuasi ihm ausging, erklärten seine Saumseligkeit. eigentlich auf einen

Führer,

zeigen

Steine

mich

der

sollte,

in

begleiten

deren Nähe der

Kora-huasi, das Krauthaus

ist

ein ziemlich grosses, aber ärmliches,

von Cholos oder Mestizen bewohntes Dorf Es liegt zwischen Bergen auf einer Erhöhung des Bodens, die sich nach zwei Seiten in Thäler Der Weg läuft eine Zeit senkt, beide Nebenthäler des Apurimacs. lang horizontal, steigt dann in einem Thale aufwärts und erreicht nach

Stunden den Ort Huertapata.

zwei

dicht belaubten heiligen Steine ,

lieber

Bäumen an der

Nähe

dieses Dorfes, unter

Thalwand, liegen die

von Concacha, zwei grosse Trachytblöcke,

die in ähn-

Weise wie die Felsen des Rodadero und Kenko mit ausgemeisselten

Stufen, kleinen Plattformen

den

In der

rechtsseitigen

Eingang

der

Seite

und Bänken bedeckt

beigegebene Abbildung

die

Ocampos

sollte

zu

kleinen

einer

noch ein

dem

grösseren,

auf der einen

sich

Nach Angabe

Höhle.

dritter Stein, nicht

In

sind.

findet

darstellt,

Seiior

im Walde bei den beiden

anderen, sondern auf freiem Felde liegen, auf dessen Oberfläche Figuren

Schlangen und Kröten eingegraben seien, allein meinem Führer war kein solcher Stein bekannt und auch in dem nahen Weiler wusste man mir keine Auskunft zu geben. Von Concacha, einer Hacienda oder

von

Häusergruppe,

nach der die

benannt

Steine

werden,

Bergsattel Inca Pinculluna sind noch iVa Leguas.

Name, der einen Ort

zu

bis

dem

Inca Pinculluna, ein

bedeutet, an welchem die Inkas Flöte spielten,

Puna oder Hochfläche am Fusse des Schneebergs Apuri und zugleich ein Pass über die Höhenzüge, die das Thal des Apurimacs von dem des Pachachacas trennen. Der Apuri ist gleich ist

eine grasbewachsene

dem

Salcantay Mittelpunkt einer Berggruppe, die eine westhche Fort-

setzung schnitt

der

des

den

Cordillera oriental bilden, aber durch

Apurimacs von

ihr

getrennt

durch den Durchbruch des Urubamba.

werden,

Der Apuri

tiefen Thalein-

wie der Salcantay

ist

erheblich niedriger

als dieser letztere Gipfel.

Von

der Pinculluna blickt

man

in

ein weites,

tiefes

Thal,

hellgrüne Fläche andeutet, dass es mit Zuckerrohr bewachsen

gegenüberhegenden Berge bilden die

linksseitige

dessen

ist.

Die

Thalwand des Flusses


Bas Hochland von Süd-Peru.

rA2

Umgeben von dem Grün

Fachachaca.

der Felder

man

sieht

in

der

Tiefe die Häusermasse der Stadt Abancay, die sich von oben ausnimmt, als läge sie im Thalboden am Ufer des Flusses, in Wirklichkeit jedoch

Der Abstieg ist ziemlich und auch wenn man schon tiefer herabgekommen ist, bleibt das Der Höhenunterschied des Passes und Flussbettes Thal abschüssig. Gegen 5 Uhr die sich auf flmf Leguas verteilen. 2200 Meter, beträgt nach der einige Ort herum ritt um den und an vor Abancay ich langte Patibamba, Hacienda gelegenen desselben unterhalb hundert Schritt Besitztum des Mannes, den meine Reisegefährten des ersten Tages ist

der Ort noch zwei Leguas davon entfernt.

steil,

Erkrankung besuchen wollten. Ich fühlte einiges Bedenken, ihrer beim Abschied ausgesprochenen Einladung Folge zu leisten, denn der Kranke konnte ja mögUcherweise inzwischen gestorben sein, und ich vielleicht am Tage der Beerdigung der Familie zur Last

wegen

seiner schweren

meiner Ankunft

Bei

fallen.

wurde

ich

jedoch höchst angenehm ent-

täuscht. Ich traf die ganze Gesellschaft bei Tisch und unter derselben den vermeintlichen Sterbenden, der mit gutem Appetit und noch besserem Humor an der Mahlzeit teilnahm. Ich sprach ihm meine Freude aus,

ihn

noch so

frisch

am Leben

zu

und bald befanden wir uns

treffen,

Bekannte gewiesen. Die freimütig und oft

in vertraulicher Unterhaltung, als seien wir alte

Umgangsformen im Innern Perus sind ungezwungen, herzlich:

vielleicht

eine Einwirkung des milden Klimas auf das

der Menschen, und beides macht gelebt hat, das

Andenken an dasselbe

lieb

Der Besitzer von Patibamba, Senor Luis Mann und hatte ein bewegtes Leben hinter aus der

an

Gegend von Rom, musste

politischen

Bestrebungen

Rektor einer höheren Schule guter Familie, Erfolg,

und wendete

legte später sein

hatte aus

und

Wesen Lande

wert.

Petriconi,

war ein gebildeter

Italiener

sich.

von Geburt,

wegen Beteiligung Er kam nach Peru, wurde

er sein Vaterland

verlassen. in

der lange im

dem Fremden,

Ayacucho, heiratete dort eine Frau aus

sich

dem Handel

erworbenes A^ermögen

den Überschüssen seines Gutes

in

Er arbeitete mit

zu.

in

Grundbesitz an und

Abancay noch

einige andere

am

ersten Tage seiner Schwiegersöhne, mit meiner Reise zusammentraf, hatte ich es zu verdanken, dass ich mich an diesem elenden Orte so gut aufgehoben fand.

angekauft.

dem

Einem

x'\bancay

ist

eine

Stadt von

ich

kaum 1500 Einwohnern,

ärmlich und

unansehnlich, aber trotzdem Hauptort eines Departements, welches in

den 60 er Jahren aus Provinzen der Departements Kusko und Ayacucho gebildet, und nach dem Hauptfluss, der die Gegend durchströmt, Departement Aiiurimac genannt wurde. Abends kam der Präfekt, um sich


Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

nach Petriconis Befinden zu erkundigen.

KA.'l

Als ich ihm vorgestellt wurde,

und gewählter Ausdrücke einem Besuche zu beehren, was ich am Ich fand den Herrscher von Abancay zu

begrüsste er mich mit einem Schwall höflicher

und

lud

mich

nächsten Tage

ihn mit

ein,

auch

that.

militärischen Pomp umgeben, denn Vorzimmer, welches zugleich Amtslokal war, diente daneben auch Hauptwache, wo ungefähr ein Dutzend Soldaten, wahrscheinlich der

Hause und mit einem gewissen sein als

grösste Teil seiner verfügbaren Streitkräfte, versammelt waren.

Präfekt leistete mir einen Dienst,

Reise sehr zu statten kam.

Dieser

der mir im weiteren Verlauf meiner

Er erbot sich aus freien Stücken, mir ein

amtliches Zirkularschreiben ausstellen zu lassen, welches an alle Subpräfekten und Ortsvorstände gerichtet war

der

mir,

reiste,

im Interesse

und dieselben aufforderte, und im Auftrage der Regierung

der Republik

möglichen Vorschub und Unterstützung zu

allen

ihm bemerkte, dass

doch

ich dies

eigentlich nicht für

Als ich

leisten.

mich

Anspruch

in

nehmen könne, unterbrach er mich: Sie reisen für die Wissenschaft, und es ist eine der Pflichten des Staates, alle wissenschaftlichen Bestrebungen zu fördern und zu schützen. Er sprach sehr laut, um von seinen Untergebenen gehört zu werden, stand etwas theatralisch da und sein Benehmen war einigermassen, was die Nordamerikaner Humbug zu nennen pflegen, aber was er sagte, war im Grunde doch ganz nett, und an seiner Höflichkeit hätten sich gar manche Beamte mehr

Nationen

zivilisierter

ein

Beispiel

nehmen können.

So freigebig

in-

dessen der Präfekt mit wortreichen Anerbietungen war, konnte er mir

doch nicht Tiere

verschaffen, wessen ich zur Zeit

zur Fortsetzung

am

Auch der Maisernte und

meiner Reise.

meisten bedurfte, nämlich Petriconi

keinen

wusste

die Leute waren alle mit denn es war die Zeit Ein ihrem Vieh ausserhalb der Stadt auf den Feldern beschäftigt.

Rat,

glücklicher Zufall half mir aus dieser Verlegenheit.

Am

nächsten Morgen

seiner Nachbarn,

besuchte

Namens Letona.

den Herrn von Patibamba einer

Dieser Mann, zur Zeit der reichste

Grundbesitzer des Thaies von Abancay, war früher Arzt gewesen hatte seinen

Freund und Nachbarn Petriconi

handelt und ihn hergestellt. schlag,

ein

in

und

seiner Krankheit be-

Er machte mir den kollegialischen Vor-

paar Tage bei ihm zuzubringen, in welcher Zeit er hoffte,

mir die Tiere, deren ich bedurfte, verschaffen zu können. diese Einladung mit Freuden an

und

leistete ihr

schon

am

Ich selben

nahm Tage

Am

Nachmittage verabschiedete ich mich von dem alten jovialen Italiener und meinem liebenswürdigen Reisegefährten und siedelte nach

Folge.

der Hacienda Illanga über,

dem Wohnsitz

des Doktor Letona.

lUanga


Das Hochland von Süd-Peru.

544 liegt

ungefähr drei Kilometer von Abancay entfernt und erheblich

denn das Thal

trotz seiner

ist

Weite ziemlich abschüssig.

bietet eigentümliche Verhältnisse, thal

aber viel

ist,

indem

Die weite fläche desselben

zur künstlichen Entwässerung sehr geeignet

stark geneigt,

mit Zuckerrohr

überall

zwar ganz kurzes Neben-

es ein

das Hauptthal des Pachachaca, in welches

Leguas von Abancay einmündet.

es zwei ist

Vjreiter als

tiefer,

Dieses Thal

und

fast

Die Zuckerpflanzungen sollen von

bepflanzt.

den Jesuiten angelegt worden sein, wenigstens war Grund und Boden des Thaies von Abancay Eigentum des Ordens zur Zeit seiner Auf-

Nach

hebung.

ihrer

Ausweisung

fielen

ihre

Güter der Krone zu und

gingen später in den Besitz der Republik über, von welcher sie in sehr verfallenem Zustande von einem unternehmenden

und sehr arbeitsamen

Namens Bartolome Araos gekauft wurden. Ein Sohn des Araos, Antonio, lebte nach dem Tode seines Vaters in Europa,

Argentiner alten

starb daselbst

und

seine

Witwe

lernte auf der

Heimreise

in

ihr Vater-

land an Bord des Postdampfers einen jungen Arzt aus San Salvador in in Paris seine Studien beendet hatte und Heimat zurückkehren wollte. Dieser junge Mann Er vermählte sich mit der jungen war der Doktor Läzaro Letona. Witwe, zog mit ihr nach Peru und übernahm die Bewirtschaftung des

Central-Amerika kennen, der ebenfalls

in

seine

seiner Frau aus

dem

und

mit

teils,

zM^ar

Nachlasse ihres Schwiegervaters zugefallenen Erb-

solchem Erfolge,

dass

er

aus den Betriebsüber-

schüssen allmählich das ganze Besitztum des alten Araos wieder in seine

Hände

brachte.

Ausser lUanga besass Letona noch zwei andere Güter,.

Pachachaca und San Gabriel.

Auf allen dreien befanden

sich Destillations-

apparate mit den neuesten Verbesserungen zur Herstellung von Zucker-

branntwein, welcher das Haupterzeugnis dieser Pflanzungen

oder doch nur zum kleinen Teil aus

gewonnen

wird, sondern aus

dem

Safte des

ist,

aber nicht

gemahlenen Rohrs

den bei der Zuckerbereitung übrig bleibenden

und der Melasse. Die Herstellung des Zuckers geschah noch nach alter Weise, indem man den gekochten und eingedickten Saft in konischen Thongefässen krystallisieren lässt, während aus einer kleinen Öffnung am unteren spitzen Ende der Syrup abfliesst. Die Haciendas von Abancay versorgen mit ihren Erzeugnissen die Stadt Kusko und die dortige Gegend. Tetona hat sich auf seiner Besitzung ein neues Haus gebaut und mit europäischer Bequemlichkeit und Eleganz einrichten lassen. Als wir dort in dem geschmackvollen Salon am Abend beim Thee sassen, machte mir mein Wirt und Kollege die erfreuliche Mitteilung, dass er m.ir tür den nächsten Tag ein paar Pferde anbieten könne. Er gab Resten, des Syrups




Der Apurimac und Abancay.

Abreise von Kusko.

%A.K

mir selbst das Geleite bis zur Brücke, welche den Pachachaca mit einem grossen Bogen überspannt.

Gleich,

schritten hat, hebt sich der

Weg im

wand,

Patibäumen

mit

die

nachdem man

diese Brücke über-

Zickzack an der linksseitigen Thal-

und Kakteen dünn bestanden ist. Der ist freundlich und lieblich, während Landschaft einen wilden und grossartigen

von Abancay

Blick auf das Thal

im Thale des Pachachaca die

Charakter annimmt, denn dort verschwindet der Fluss in einer engen Felsenspalte, in ähnlicher

Weise wie der Apurimac unterhalb der Brücke.

Wenn man den Bergabhang bis zu einer Höhe von etwa looo Fuss erstiegen hat, gelangt man zu einer Mulde, deren ziemlich abschüssige Felder wie

das

Thal mit Zuckerrohr bepflanzt

Inmitten

sind.

der-

Auquibamba, Eigentum eines Italieners Martinelli, den ich später auf einem anderen Gute an der Laguna von Andahuailas kennen lernte. Von hier ab steigt der AVeg langsam und gleichmässig und wird nur zuletzt, wo er sich einem Passe nähert, etwas steiler. Dieser Übergang über die linksseitige Thahvand des Pachachaca heisst Abra de Cochacajas, ein grasbewachsener Bergsattel selben

mit

die

liegt

einem

Hacienda

binsenumwachsenen,

kleinen

Von

Teich oder Weiher. schüssigen

bringen

Ebene

aus

hier

die Ortschaft

sieht

fand ein freundliches Dorf,

wo an

man langte

belebten

auf einer ab-

bereits

Huancarama, wo

Gegen Sonnenuntergang

wollte.

von Wasservögeln die

ich

Nacht

ich daselbst an

zu-

und

regelmässig angelegten Strassen Obst-

und Kleefelder mit Gehöften abwechselten. Ich stieg am Hause des Gobernadors oder Ortsvorstandes ab, und als ich diesem den offenen Brief des Präfekten von Abancay gezeigt hatte, behandelte mich gärten

der gute rührte.

Mann mit Man konnte

einer Unterwürfigkeit,

die

mich

fast

peinlich

be-

daraus entnehmen, in welcher Furcht diese Leute

vor ihren Vorgesetzten leben, und überhaupt vor allem, was zur Re-

gierung gehört.

Vom

Passe Cochacajas an ändert sich der Charakter der Landschaft.

Die Thäler sind weniger

tief

eingeschnitten

und

die

sie

trennenden

Es wächst daselbst kein Zuckerrohr mehr, desto besser gedeiht dagegen Mais, Weizen, Klee und alle Arten von Gemüse. Diese kühleren Hochthäler werden in der alten Landessprache Keshua genannt oder nach der früheren Aussprache Ketschua, und die-

Bergzüge

selben

weniger hoch.

Namen

führten auch ihre Bewohner.

Diese Ketschuas bewohnten

also das hügelige Hochland zwischen den Flüssen Pachachaca oder Abancay und Pampas. Sie waren seit alter Zeit Verbündete und treue Freunde der Inkas, die auch ihre Sprache annahmen und später zur

Staatssprache

ihres Reiches

Middendorf, Peru

III.

erhoben.

Die urprüngliche

Sprache 25

der


Das Hochland von Süd-Peru.

546

Inkas war ein Dialekt des Aimaräs, der wegen seiner Rauheit und der

Aussprache

seiner

Schwierigkeit

Einführung

zur

sich

den unter-

bei

worfenen Völkerschaften nicht eignete.

Am

Morgen des 12. verliess ich Huancarama bei Zeiten, ritt wieder bergauf und erreichte um 9 Uhr auf der Höhe des Thalrandes die Abra de Curamba. Hier traten am Wege wieder Kalkfelsen zu Tage statt des vulkanischen Gesteins in den Thälern der Apurimacs und Pachachacas. Die Abra de Curamba ist eine rasenbewachsene Einsenkung

am Rande

alten Ortschaft, rechts

stehenden

kleinen Tempels

FreitrejDpe nach 2

7-i

dem

am Wege

Links

wie die von Cochacajas.

Von

Stunden auf einem guten

wenig bewohnte Thal Huillca

von Pincus Hierauf

Stunden).

(i*/.^

und

einer

Höhe von Curamba reitet man und bequemen Wege in das enge und der

hinab,

folgt

einen

überschreitet

und beginnt sogleich wieder zu steigen

Fluss

Mauerreste einer

zwei gemauerten Terrassen

mit

Platze.

man

sieht

der Thalwand die Ruinen eines allein

ein

bis zur

kürzerer

kleinen

Abra de Cumu

Abstieg bis

zur

Hacienda Argama, die in einer massigen Erweiterung eines engen Thaies Während das Thal von Pincus fast menschenleer war, sah man liegt. Hütten und Häusergruppen, auf den Weiden viel Vieh. Thor der Haciencia offen, aber niemand im Gehöft. Erst erschien eine alte braune Kuhmagd, die einzige Bewohnerin, denn

hier zahlreiche

Ich fand das spät die

Eigentümer des Gutes lebten

Andahuailas.

in

Von Argama nach Andahuailas sind nur fünf Leguas. Die Bodenerhebung, die man zu übersteigen hat und deren höchster Punkt Abra de

tres cruces

Höhe ist

ist

die

heisst,

Gegend

der Abstieg,

bei

ist

nur unbedeutend,

welchem

allein

trotz

der geringen

Ebenso allmählich wie der Aufstieg ein weiter Blick in das Thal von

ziemlich öde. sich

Andahuailas öffnet, ein reiches und fruchtbares Thal, wiewohl zur Zeit der Anblick der eben abgeernteten Felder nicht vorteilhaft war.

kommt nach San Gerönimo, einem licher als

Abancay.

Man

kleinen Ort, aber immerhin ansehn-

Der Hauptort der Provinz

ist

das eine halbe Legua

weiter thalabwärts gelegene Andahuailas (2400 Einwohner), woselbst ich

bald nach Mittag eintraf

Ich

stieg

vor

dem Hause

des Subpräfekten

ab, zeigte ihm jedoch nicht den Brief des Präfekten von Abancay, da

Empfehlung des Herrn Antonio Ocampo von Curahuasi Der Subpräfekt Ignacio Samanes war ein Schwager Ocampos und einer der begütertsten Leute der Provinz. Er wohnte in einem grossen und bequemen Hause, empfing mich sehr freundlich und stellte mir zwei ganz wohnliche Zimmer zur Verfügung. Unter den Schülern aus Kusko, die ich in Curahuasi antraf, waren auch zwei Söhne

ich

ihm

brachte.

eine






Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

des Senor Saman^s,

waren und mich

als

die

vor

im

mir

elterlichen

£4.7

Hause angekommen

Bekannten begrüssten.

Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

Abends

gama

zu

einen Ausflug

reiten,

der Gelegenheit

ihr

ihrer

war mit dem

Diese

verheiratet,

schlug der Subpräfekt seinen Kindern vor,

bei Tische

nächsten Tage

und

Glück dort

nach

am

der benachbarten Laguna von Ar-

auf der Entenjagd

zu versuchen

und

bei

lebenden Tante einen Besuch abzustatten.

Italiener Martinelli,

gleich der Gattin des

dem Herrn von Auquibamba

Herrn Saman^s, eine Schwester

Man lud mich ein, an diesem Ausflug teilzunehmen und den schönen See kennen zu lernen, was ich gern annahm, da ich die Pferde, mit denen ich gekommen war, nach Abancay zurückschicken Ocampos.

musste und bisher noch keine neue zur Weiterreise gefunden hatte. Der Subpräfekt liess mir eines seiner besten Pferde satteln, dessen Zügelung nach den abgetriebenen und trägen Mähren, die ich in der letzten Zeit hatte reiten müssen, mir ganz' ungewohnt war und viel zu schaffen machte. Die Laguna de Argama liegt ungefähr zwei Leguas seitlich vom Wege, auf dem ich Tags zuvor gekommen war: ein schöner See mit krystallhellem Wasser, etwa zwei Leguas lang und eine breit, mit grünen Uferbergen und Schilfdickichten, in denen Schwärme von Wasservögeln wohnen: Zahllose Enten, Tacamis, kleine Wasserhühner, Reiher, Huallatas und manche andere Arten. In einem geschützten Winkel liegt die Hacienda des Herrn MartineUi, dessen Gattin von dem Besuch ihrer Verwandten benachrichtigt und so erfreut war, wie sich nur jemand, der in beständiger Abgeschlossenheit und Einsamkeit freuen

und Eleganz hess

sie

eingerichtet

lebt,

Haus mit derselben Bequemlichkeit wie das des Doktor Letona in Illanga, Abends

Übrigens war

kann.

ihr

eine überreiche Mahlzeit auftragen, die aber einigen von der

Gesellschaft übel bekam.

Jemand bemerkte an der Suppe einen

sonder-

baren Geschmack, und gleich darauf fischte ein anderer Zündhölzchen mit

Phosphorköpfen aus seinem

Teller.

In

der Nacht

traten

darauf

bei mehreren der Tischgenossen Verdauungsstörungen auf, hatten aber

bei keinem ernstliche Folgen.

Am

Nachmittag des folgenden Tages

huailas zurück,

und auf meine

ritten wir

wieder nach Anda-

Bitte schickte der Subpräfekt einen

nach Talavera, einem Vororte der Tiere für mich suchen zu lassen.

Boten

wo viele Arrieros wohnen, um Der Mann blieb lange aus, kam aber Stadt,

endlich spät abends mit der Nachricht zurück, dass es ihm nach vielem 35*


Das Hochland von Süd-Peru.

548

Suchen gelungen sei, zwei ziemlich gute Maultiere zu finden, und, fügte er mit einem Blick auf mich hinzu, der Herr mag ruhig sein, die

Der Subpräfekt erklärte mir diesen Zusatz die Leute von Talavera seien in der Gegend

Treiber sind ehrliche Leute.

durch

Bemerkung,

die

Zunächst bewies der Arriero, dass er pünktlich

ziemlich übel berufen.

denn am nächsten Morgen war er zur versprochenen Zeit zur Stelle, der Kontrakt mit ihm wurde in Gegenwart des Subpräfekten gemacht und um 8 Uhr ritt ich von Andahuailas ab. sei,

Ich verliess nun wieder die gesegneten Fluren des Hügellandes, denn der Weg nach Ayacucho, den ich vor mir hatte, führt durch hohe, öde und einsame Gegenden, die nur durch das Thal des Pampas, unterbrochen werden. Ich hatte gehört, und mein Arriero bestätigte es, dass in unmittelbarer Nähe der Strasse sich nirgends menschliche Wohnungen fänden. Ich suchte daher für die erste Nacht ein Obdach seitlich vom Hauptwege in dem Weiler Taramba, der schon in ziemMein Quartier nahm ich wieder licher Höhe an den Bergen liegt.

beim

den

Gobernador,

schon

ich

präfekten gesehen hatte.

in

Andahuailas im Hause des Sub-

Ich fand gastliche Aufnahme, d.

h.

man

wies

mir einen kleinen Winkel unter einem nach drei Seiten offenen Schutz-

dach

wo

an,

Räume

der

ich

mein Lager aufschlagen konnte.

verfügbaren

Alle

kleinen Behausung lagen voll von den Vorräten der eben

eingebrachten Ernte: Haufen von Maiskolben, Kürbissen, Kartoffeln und

Auf dem grasbewachsenen Hof vor dem Hause lagerten sich die Kühe, che abends von der Weide zurückkamen und stöhnten die ganze Nacht, beschwert von dem am Tage im Übermass. verzehrten Futter. Die Bewohner des kleinen Ortes lebten alle von Viehzucht, und am Morgen brachte mir eine der Töchter meines Wirtes einen Topf voll frischer Milch, die mit reinen Händen vom gut gewaschenen Euter gemolken war, denn sie schmeckte so rein wie sie spanischem

Pfeffer.

aussah.

Um

nicht

wieder

mir der Gobernador mit.

Wir

ritten

immerfort

dem höchsten Punkte

zum Hauptweg zurückkehren

am Morgen

bergauf,

bis

der Puna ankamen.

Platz der Grenzsteine

zu

müssen,

einen indianischen Jungen wir

nach

Der Ort

4

als

gab

Führer

Stunden

auf

heisst Saihua Pata

und die darum liegende Gegend wird nach genannt. Übrigens der Mövensee

einem kleinen See Kellhua-Kocha

waren auf dem Weiher keine Möven zu sehen, sondern nur Schwärme schwarzgrüner, langschnal)liger Yanahuicos.

Saihua Pata ist der höchste Punkt des ganzen Weges zwischen Kusko und Ayacucho (4350 Meter), und von hier aus überblickt man die ganze Kette der Cordillera oriental.


Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

Panorama von Schneegipfeln,

ein grossartiges

und

entzogen

bleibt

man

Weg

der

ginnt

wieder allmählich

sich

zu

nun bald dem Blicke

die

Von

Kellhua-kocha be-

senken,

aber die Gegend

gesehen werden.

wieder

nicht

154.0

noch lange kahl, nur mit dem groben Punagras bewachsen, bis in die Schlucht Sacsahuasi kommt, wo wieder einige Büsche er-

mehren sich bald, dann folgen kleine Dickichte von Kinuarbäumen und emzeln stehende Kisuar-Stämme nebst Hecken von Hier trafen wir wieder den Hauptweg und rotblühenden Mutisien. scheinen.

am

ruhten lang

Sie

Ufer

von wo aus

sich

Am

Dann

Baches.

Fusse

der

wir eine Stunde

grasbewachsene Höhe,

Thal des Pampas

vom

Dufte

öffnete,

der Ferne um-

von überraschender Schönheit ab-

Bild

Höhe,

ritten

links auf eine

Thalwand,

linksseitige

landschaftliches

ein

schloss.

klaren

und stiegen

plötzlich der Blick in das

zerklüftete

flossen,

auf welcher wir einige Augenblicke

mein welchem wir alsbald hinabstiegen. Ich wieder nach dem Gobernador und zeigte ihm den Brief des lag eingebettet wie in

hielten,

Reiseziel fragte

eines

bergab

weiter

dessen

'

Tag,

diesen

für

Er konnte

Präfekten.

Hause gebaut wurde,

mich

führte

einem Neste der Ort Chincheros,

zu

selbst

da

beherbergen,

nicht

mich also zur Wohnung des

man mir anwies, sei für mich jedoch dunkel wurde, kam nicht bloss der Cura

in

seinem

Pfarrers.

glaubte, das Zimmer, das

allein

als es

selbst,

Ich

bestimmt,

sondern

nach und nach seine ganze Familie, bestehend aus einer Frau und fünf Kindern, die sich nebst einem Hunde am Boden um das Bett ihres

und

auf Matratzen

Vaters brachte

die

Nacht

in

Schaffellen

Gesellschaft

Auch mein

lagerten.

Arriero

Er wurde im Gefängnis

zu.

ein-

quartiert, wo zwei Cholos wegen Diebstahls im Block steckten. Die Lage des Orts Chincheros in einem kurzen Nebenthaie des Pampas gleicht ganz der von Tarahuasi im Thalgrunde des Bermejo, nur dass die Berge am Apurimac höher und felsiger, der ganze

Charakter

der

Landschaft wilder

Chincheros geht bald die

des

Seite

erklimmt,

w^o

kleinen er

ist.

Die Erweiterung des Thals

in eine schluchtartige

Flusses verlässt

Enge

über, daher der

und nach

rechts die

um Weg

Bergwand

auf bewaldeten Vorbergen hinläuft, bis er durch ein

Nebenthal hinabsteigt und am Ufer des Pampas ankommt. Der Pampas ist wasserreicher als der Pachachaca, steht aber dem Apurimac bedeutend nach, doch ist sein Thal geräumiger und das anderes

breite Kiesbett,

er

in

der

durch welches sich seine

Regenzeit

und

fast

mit

Patibäumen,

stark

zunimmt.

Arme

schlängeln,

Das Thal

nirgends angebaut, doch sind die

ist

Wände

heiss

zeigt,

dass

und trocken

nicht kahl,

sondern

Huarangos, Algorrobos und Pfefiferbäumen dünn be-


Das Hochland von Süd-Peru.

550 standen.

Nähe des

der

In

Flusses

man ausgedehnte

trifft

Dickichte

Kakteen (Opuntien). In diesem Thale reitet man auf bald steigendem, bald sich senkendem Wege drei Stunden Diese Brücke überspannt weiter, worauf man zu einer Brücke kommt. den Fhiss an einer Stelle, wo er in einem tiefen Kanal zwischen von

dicklappigen

stachlichen,

Wänden von nach

senkrechten Konglomeratfelsen

liegen

mögen,

wehte

ein

während

der

die

unter

Seite,

Teil

mittlere

Wind und

heftiger

gegenüberliegenden

forderte

ihn

Mann war

uns

auf,

15

Fuss

dem Thalboden

tiefer

Brücke schwankte

einem

überhängenden

das Häuschen des Brückenhüters (Puentero). inid

Weidenseilbrücke

läuft: eine

deren Widerlager etwa 70 Fuss über

Art,

alter

beim Übergange

An

rief

der

stand

Preisen,

Mein Arriero

Es

hängt.

stark.

hinüber

behilflich zu sein,

allein

wurden angesichts der schwingenden Brücke misstrauisch und störrisch und wollten sich nicht auf die gefährliche f^ahn wagen. Mein Treiber wusste keinen Rat, als am Rande zu bleiben und zu warten, bis sich der Wind gelegt haben würde. Glücklicherweise hatte ich in Chincheros einen Führer angenommen, der mir am nächsten Tage den Weg nach Huillcas Huaman zeigen sollte; dieser Mann kannte die Brücke und schien auch mit der Behandlung der Maultiere besser Bescheid zu wissen. Er lud das Gepäck ab und trug es hinüber; dann gelang es ihm, mit vielem Zureden eines der Maultiere auf die Brücke zu bringen, und damit ist allemal der Übergang gewonnen, denn das Umkehren erschreckt die Tiere mehr als das Vorwärtsgehen. Das andere Maultier jedoch sträubte und stemmte sich und war nicht von der Stelle zu der

bringen.

In

nicht

dieser

zur

Stelle.

Verlegenheit

Die

vorsichtigen Maultiere

kamen zwei andere Reisende

Pferden, welche die Brücke ohne Zaudern betraten, und folgte

zu

dem

mit

zweiten

meiner grossen Verwunderung und Erleichterung auch mein

widerspenstiges Maultier.

Die Maultiere folgen gewöhnlich Pferdestuten,

nicht weiblichen Tieren ihrer Art oder Eselinnen, daher auch stets vor

einem Zuge beladener Tiere eine Stute hergeht, welche die Madrina Patenmulter genannt wird.

Der Thalboden besteht aus einer festen Alluvialmasse, aus welcher der Fluss seinen tiefen Kanal herausgespült hat. In der senkrechten linksseitigen

Wand

findet sich unweit der

zu beiden Seiten etwas ausgehöhlt für einen schraubenartig

ist,

Brücke eine enge Spalte, die

wodurcli

man den

gewundenen Weg gewonnen

nötigen

Raum

welchem man auf eine etwa 300 Fuss über dem Flussbette gelegene Ebene gelangt, eine wasserlose, ausgetrocknete Fläche von I.ehmboden, dünn bestanden mit staubigen, halbvertrockneten Huarangos und Algorrobos, hat, auf




Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

Nur

Kaktusstauden,

die

Grün bewahrt.

helles

c C i

die in der Trockenheit gedeihen, hatten ihr

In dieser Ebene,

Ninabamba

das Feuerfeld

genannt, ritten wir bis gegen Sonnenuntergang und suchten vergebhch

nach

einem passenden Platze für ein Nachtlager. Endlich bemerkte an der Bergwand eine flache Einsenkung, wo das Laub der Bäume

ich

und frischer aussah "und schloss daraus, dass dort Wasser sein Wir lenkten unsere Tiere dahin und diese zeigten sich auch auf einmal sehr willig. In der That kamen wir zu frischem Rasen, weiter hinauf wurde dieser feucht und endlich sickerte ein kaum merkdichter

müsse.

trat.

Dort stand auch

in einer

und

hatten

Rohrhütte

fallene

am

den .Grashalmen, das

liches Bächlein unter

Tage

damit

Obdach

Fusse eines Felsens zu

kleinen Lichtung eine halb zerwir

was wir brauchten:

alles,

Wasser zum Trinken und so viel Brennholz als wir wollten, um durch ein lebhaftes Feuer die Moskitos zu verscheuchen. Diese unbedeutenden und gleichgiltigen UmFutter für die Tiere, ein

für uns,

stände führe ich an aus einem Gefühle dankbarer Erinnerung an einen

und glücklichsten Abende, die

der zufriedensten

und

ein

als

mich

im Grunde bedarf.

Zufriedenheit

seiner

um

mich zu laben;

Schmackhaftes gekostet

am Feuer

das

weiche Luft,

Thal,

Tages,

die

die

Zwitschern

der

Stille

wohlthuende

Gefühl

Besorgnis

vor

geniessen

bekommt,

Gefahr.

müssen, so auch

hier.

so

das

und fand eine

ich nie etwas so

ich

mir selbst auf

Dazu der schöne Blick auf angenehm kühl nach der Hitze des

kaum unterbrochen durch

Nacht,

der

durstig

gebraten hatte.

im Gebüsch,

Vögel

kleiner

seinem Glück und

habe

es schien mir, als

das Stück Fleisch,

als

heissen Steinen

ich je verlebt habe,

war müde und konnte

Ich

Rohrbank ausruhen, war sehr

auf einer

Quelle,

wenig der Mensch zu

wie

Beispiel,

Einsamkeit,

wie

Allein

der

klare

man

so selten

Weise dafür bezahlen zu

Die ambrosische Nacht,

im Thale des Pampas zubrachte, das mich acht Tage später

in

liess in

Ayacucho

das

Argwohn oder im Leben etwas zu

durch

ungestört

ohne auf irgend eine

das kosende

Sternhimmel,

die

ich

mir den Keim

in

der Hütte

eines Fiebers,

befiel.

Bei der Brücke hatte ich die Poststrasse, die über die Orte Ocros

und Matarä nach Ayacucho in

führt, verlassen,

um

der Provinz Cangallo gelegene Dorf Huillcas

das seitlich

Huaman

vom Wege

zu besuchen,

Zu diesem Thalwand des Pampas ersteigen. Zeiten von dem Platze auf, wo ich

woselbst sich interessante Ruinen alter Inkabauten befinden.

Ende musste Ich

brach

ich

also

biwakiert hatte

bacero

das

zunächst die

am Morgen

steile

bei

er hiess, wie ich später erfuhr,

Thälchen des Kürbispflanzers

Quebradita del Cala-

und

erreichte

nach


Das Hochland von Süd-Peru.

552

dem

Orte

kleinen

Nebenthaie

stieg

Concepcion.

Pampas gelegenen Dorfe sah man deutlich an der den Ort Chincheros, wo ich am Tage zuvor die Nacht

des

anderen Seite

Die

zugebracht hatte. wie

betrug,

einem wenig betretenen Pfade dann wieder hinab und gelangte zu Von diesem in einem linksseitigen

Ritt auf

einem beschwerlichen, heissen

noch vor Mittag die Höhe,

man mir

Entfernung zwischen

gerade

beiden

bloss fünf Leguas, aber der

sagte,

Punkten

Umweg

über

denn eine Furt des Flusses, die nur bei ganz niedrigem Wasserstande durchritten werden kann, war zur Von Concepcion ritt ich noch bis Zeit für Saumtiere nicht gangbar. Hacienda Pacamarca, wo ich gelegenen zu einer einsam in den Bergen die Brücke Hess sich nicht vermeiden,

ziemlich

ankam, aber bleiben musste, denn am Himmel zogen Wolken auf und weiter oben würde ich kein schützendes

früh

drohende

Dach mehr mit

später

unbemerkt aus

und

sehr

Besitzer

lästig,

ihrer Mitte zu schleichen

indessen gelang es mir, mich

und mein Lager

verfallenen, thürlosen Kapelle herzurichten,

Hühnern, die

einei

Nacht ganz

Kuh

wo

ich

in einer alten

in Gesellschaft

von

ihrem Kalbe und ein paar Ziegen übrigens

mit

leidlich

war abwesend und kam

Die ganze Gesellschaft war

Hause.

nach

Gästen

betrunken

vollständig

Der

angetroffen haben.

einigen

Ich

zubrachte.

hatte

mich kaum

in

meine

Regen auf das alte Dach prasselte, der die halbe Nacht anhielt. Am nächsten Morgen brauchte ich mich von niemandem zu verabschieden, denn der Gutsbesitzer und seine Zechgenossen hatten ihren Rausch noch nicht ausgeschlafen. Der Boden war zerweicht, der Weg schlüpfrig und die Tiere glitten oft aus, aber die vom Regen erfrischte Landschaft war anmutig, wenigstens anfangs, denn bald hob sich der Weg wieder auf einen baumlosen Bergrücken, Decken

eingewickelt, als ein heftiger

den man bei einem Passe, Einan Kasa, überschreitet, worauf sich der Pfad wieder senkt und man nach einem Ritte von vier Stunden in

Huaman ankommt. Der Ort liegt auf einer ebenen Fläche, ziemlich hoch am sanft abfallenden Abhang eines schönen Thals, durch welches der Pumakocha, ein Nebenfluss des Pampas strömt: gegenwärtig ein Dorf von ärmlichen Häusern und Hütten, aber einst einer der wichtigsten Militäri)Osten der Inkas wie Huänuco viejo. Er galt für den Mittelpunkt des Reichs, inHuillcas

dem

die

gehalten

Entfernung

wurde

als

von der

hier

bis

Abstand

Quito bis

ungefähr

zur südlichen

für

ebenso gross

Grenze

in Chile.

Aber auch damals war Huillcas Huaman keine volkreiche Stadt, denn für

eine

Anzahl

solche

von

fehlt

hier

Raum, sondern bestand nur aus einer einem Sonnentempel nebst Kloster von

der

Staatsgebäuden,






Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

553


Das Hochland von Süd-Peru.

554

und Cieza

Garcilaso

verliessen sie ihre Wohnsitze aus freien Stücken

unter ihrem tai)feren Führer

Hanco Huallu; nach der Angabe Baiboas

entfernten sie sich bei Nacht heimHch von in

Huaraz,

welchem

um

sie

dem Lager

des Inkaheeres

sich einem verräterischen Anschlage zu entziehen, nach

auf Befehl des Königs umzingelt und niedergemacht werden

Wie dem auch sei, die Inkas errichteten, um Gehorsams zu versichern, ein befestigtes Lager mit

sollten.

ihres

sich fernerhin

einer starken

Besatzung und daraus wurde später die Militärkolonie mit den grossen,

oben beschriebenen öffentlichen Gebäuden.

Ruinen hinter dem Tempel.

Wiewohl

die Provinz Cangallo,

in

welcher Huillcas

Huaman

liegt,

mehr zum Departement Apurimac gehört, sondern zu Ayacucho, so Hess ich mich doch zum Hause des Ortsvorstands führen und zeigte ihm den Brief des Präfekten von Abancay. Er las denselben nicht, vermutlich weil er nicht zu lesen verstand, aber beim Anblick des nicht

nahm er seinen Hut ab und begleitete mich zur Casa dem Gemeindehause, und befahl, mir eine Mahlzeit zu

Präfektursiegels del

Cabildo,

bereiten.

Während

ich auf diese wartete, hatte ich

dort aufbewahrt werden.

Müsse mehrere

alte

den Ruinen gefunden worden sind und Es sind roh aus Trachvt gehauene Lehnstühle

Steinsessel zu betrachten, die in


Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

zur

auf,

eines

Seite

Nach

Blockes

einiger Zeit trug

und,

grosses

um

aus

man

demselben

Stein,

der

555

als

Tisch

die Speisen zu verzehren, einen hölzernen Löffel

Schlachtmesser.

diente.

mir auf diesem Stein einen frugalen Chupe

Ich

liess

meinem Gepäcksack mein Besteck

daher holen,

und

ein

meinen Führer aus welches von der um mich durch

versammelten Dorfjugend mit grosser Neugier

betrachtet

wurde.

Als

ich darauf

meine photographischen Aufnahmen machte, wurde meine

Begleitung

immer

hinter mir herzog.

die

zahlreicher,

bis

zuletzt

die

halbe

Ortsbevölkerung

Alle diese Leute w^aren keine Indianer, sondern wie

Bewohner der Provinz Andahuailas Cholos oder Mestizen mit

wiegend weissem sprache.

c

Blut,

sprachen

aber

dessen

ungeachtet

die

vor-

Inka-


Das Hochland von Süd-Peru.

556

Wir blieben auf der rechten Seite des Flusses und ritten zwischen Gehöften und Feldern die sanft abfallende Thalseite hinauf Dort hielten wir an einer der bis zum Fusse des steileren Anstiegs.

Besclieid.

wo

letzten Hütten, Chinchispata genannt,

wir Nachtlager und Futter für

unsere Tiere fanden. Ich schlug als

dem

Führer nach Ayacucho

aber ablehnen

Gegen

mich am

Besitzer der Hütte vor,

zu begleiten,

da

nnisste,

er

mit

was

seiner

er

Maisernte

entsprechende ^'ergütung jedoch brachte

eine

nächsten Tage

zwar gern gethan beschäftigt

hätte,

war.

noch am

er mir

Abend einen jungen Burschen, der sich bereit erklärte, mir als .Wegweiser zu dienen und am Morgen vor Sonnenaufgang zur Stelle zu sein. Auch hielt er wirklich Wort und um 6 Uhr befanden wir uns selben

im

bereits seligste

Sattel.

meiner

Es war ein prachtvoller Tag, aber zugleich der mühDie Entfernung zwischen Huillcas

sämtlichen Reisen.

Huaman und Ayacucho die Leguas sind lang

cheros

hatte

ich

wird freilich nur zu 14 Leguas angegeben, aber und mein Maultier war müde; schon in Chin-

bemerkt,

gehörig ausgeruht war.

von morgens

6

Uhr

bis

Wir

von

letzten

Reise

nicht

dass

es

ritten

mit nur einer Stunde Unterbrechung

seiner

abends nach 10 Uhr und fanden uns trotzdem

am folgenden Morgen noch drei Leguas von Ayacucho entfernt. Der Weg erklimmt zuerst die Thalwand, was eine Stunde in Anspruch nahm, denn sie ist hoch und steil. Noch ehe man die Höhe erreicht, bemerkt man, sind.

dass die Kalkfelsen

Die

Hochebene,

verschwunden und von Trachyt überlagert

über welche

überall aus vulkanischem Tuff,

ist

sodann

der Pfad

trocken, öde

Gras bewachsen, ohne Baum oder Strauch,

in

und

führt,

spärlich mit

besteht

kurzem

der Ferne von sanft an-

Höhen begrenzt. Sie senkt sich ganz allmählich, bis man endlich zum Rande eines Flusses gelangt, desselben Pumakocha, dessen hal man am Morgen verlassen hat, und der hier einen grossen Bogen beschreibt. Sobald man den Fluss überschritten hat, was hier ohne Schwierigkeit geschieht, steigt der Weg von neuem stundenlang ohne Unterbrechung bis zum Übergang eines Höhenzuges, einer sogenannten steigenden

'1

Apacheta.

Diesen Pass

erreichten

wir

gleich

nach Sonnenuntergang.

Der Abstieg ist steiler, der Weg uneben und felsig, aber mein Maultier, obgleich müde, trat in der Nacht doch sicher. Auch dauerte die Dunkelheit nicht lange, denn der Mond ging auf und der Himmel war wolkenlos. Wir ritten also in seinem Lichte weiter und gelangten nach zwei Stunden in eine Gegend,

wo

einst in

der Zeit der Bürgerkriege

zwischen den spanischen Eroberern ein entscheidender die

Ebene von Chupas, wo der junge

])iego de

Kampf

stattfand:

Almagro von den könig-


Andahuailas, das Pampasthal, Huillcas-Huaman.

liehen

Truppen unter dem

Cristobal

Slatthalter

KS,7

Vaca de Castro

ge-

schlagen wurde (i6. September 1542).

Es wurde früher erzählt, wie Diego de Almagro, der Vater, von Hernando Pizarro bei den Salinen in der Nähe von Kusko besiegt, gefangen genommen, als Rebell gegen den König zum Tode verurteilt und enthauptet wurde (1538). Seine Anhänger, ihrer Güter beraubt und ohne Aussicht auf Beförderung, scharten sich um seinen Sohn, den jungen Diego, und da sie nicht ohne Grund den Statthalter Francisco Pizarro als den eigentlichen Urheber des Todes ihres Generals betrachteten, so verschworen sie sich, an diesem Rache zu nehmen und ermordeten ihn in seinem Palaste zu Lima am 26. Juni 1541. Das Haupt der Verschwörung war Juan de Herrada, der junge Almagro mochte darum gewusst haben, hatte aber keinen Teil an der Ausführung. Nach dem Tode Pizarros wurde er von Herrada und seinen Anhängern unter Berufung auf das Testament des älteren Almagro, welcher seinen

Sohn zum Erben einsetzte, zum Statthalter von Peru erklärt, nahm von der Hauptstadt, und mehrere seiner Parteigenossen wurden in die Provinzen geschickt, um deren Anschluss an die neue Ordnung der Dinge zu bewirken. Unter diesen Umständen kam ein Beamter der Krone, Cristobal Vaca de Castro in Peru an, welcher abgesandt Besitz

war,

um dem

und im

Statthalter Pizarro

richterlicher Beistand

als

Falle seines Ablebens sein Nachfolger zu sein.

fand eine grosse Zahl der in Peru lebenden Spanier in

dienen^

zu

Vaca de Castro offener Empörung

gegen die Krone und einen ansehnlichen Teil des Landes in deren Gewalt. Obgleich nicht Berufssoldat, zeigte er doch die Befähigung, jedenfalls

die

nehmungen.

erforderliche

Energie

zur

Leitung

Unter-

militärischer

Er schlichtete die eifersüchtige Uneinigkeit zwischen seinen

zwei besten Offizieren Holguin

und Alvarado, indem

er persönlich

den

Oberbefehl über die Regierungstruppen übernahm, würdigte die Rechtfertigungsschrift,

in

welcher der junge Almagro seine Handlungsw^eise

zu verteidigen suchte, kräften,

700

Mann an

keiner Antwort, der Zahl,

sondern zog mit seinen

von Lima

aus ins Hochland,

Streit-

wo

sich

Almagro hatte weniger die Aufständischen in Kusko gesammelt hatten. Truppen als Vaca de Castro, aber seine Leute waren besser bewaffnet, auch verfügte er über weniger Reiter als sein Gegner, doch waren seine Pferde in besserem Stande.

von 14 Geschützen, die

er in

Seine Stärke bestand in einer Batterie

Kusko

des Griechen Pedro de Candia,

hatte giessen lassen, unter Leitung

eines der dreizehn Gefährten,

die bei

Francisco Pizarro auf der Lisel Gallo ausharrten.

Der Zusammenstoss

erfolgte

am

16.

September 1542 auf der Ebene


Das Hochland von Süd-Peru.

558

nur eine Stunde vor Sonnenunter-

Die Schlacht begann

von Chupas.

gang und endigte hereingebrochen

nacli

war,

längerem Schwanken,

mit

vollständigen

einer

als

schon

Niederlage

die

Nacht

der

Auf-

Almagro sich viel versprochen Pedro de Candia soll mit hatte, entsprach nicht seinen Erwartungen. Vaca de Castro in geheimen Unterhandlungen gestanden haben. In der Schlacht hess er die Kanonen zu hoch richten, sodass die meisten Kugeln über die Köpfe der Angreifer hinwegflogen. Almagro bemerkte Die

ständischen.

dies

von

Artillerie,

und schöpfte Verdacht auf

der

Er sprengte auf den Griechen

Verrat.

Degen durch und mit guter

zu und nach einem kurzen Wortwechsel stiess er ihm den

Er

den Leib. Wirkung,

richtete

allein

es

dann

war zu

selbst

die

Geschütze

Die Batterie wurde gleich darauf

spät.

er-

den alten Francisco de Carbajal, der bei dieser Gelegenheit zum ersten Male genannt wurde und später als General Gonzalo Mit welcher ErPizarros eine so unheimliche Berühmtheit erlangte. obert

durch

bitterung gekämpft wurde, zeigte die Zahl der Toten, die zwischen 300

und 500 angegeben wird, sodass

also

nach den einen ein

dem

nach

A'iertel,

Wohl die gefangen Almagristen wurde genommen und Hälfte der überlebenden vierzig derselben in Huamanga hingerichtet. Der junge Almagro floh nach Kusko, wo er sogleich von seinen eigenen Anhängern ergriffen und nach Vaca de Castros Ankunft an diesen ausgeliefert wurde. Wiewohl unter den Richtern sich manche Stimmen zu Gunsten dieses unglücklichen jungen Mannes erhoben, so konnte ihm doch als Haupt der Rebellen das Leben nicht geschenkt werden. Auf dem Platze in Kusko, wo einige Jahre zuvor sein Vater gestorben war, wurde auch er enthauptet und auf seinen Wunsch in anderen fünf Zwölftel aller Streiter tot auf

Platze blieb.

der Mercedarier-Kirche an der Seite seines Vaters bestattet.

Almagro war

erst

24 Jahre

alt,

als

er starb.

Der junge

Seine Mutter war eine

Indianerin aus Panama, allein er hatte den Charakter seines Vaters mit seinen

guten und schlechten Eigenschaften geerbt.

mutig bis

zur Verwegenheit,

freimütig,

offenherzig,

tapfer

und

wohlwollend,

frei-

Er war

und daher allgemein beliebt. Daneben aber war er ehrgeizig, leidenschaftlich, unbesonnen und bei geringer Einsicht üblen Ratschlägen und Einflüsterungen allzu zugänglich, und dies waren die Ursachen

gebig

seines Unterganges.

Das Schlachtfeld von Chupas führt seinen Namen von einer in der Gegend gelegenen Hacienda, wo ich beabsichtigt hatte, zu übernachten.

Da

dieses Gehöft jedoch in einiger Entfernung seitlich von der Strasse

liegt,

und mein Führer den

Weg

dahin nfcht kannte,

so mussten wir


Von Avacucho nach Huancavo.

559

weiter reiten, bis wir endlich zu einem einsamen

Hause kamen, dessen Thür uns nach einigem Pochen von einem jungen indianischen Weibe wurde.

geöfthet

konnte uns zwar nichts zu essen geben,

Sie

zündete

dem Herde ein Feuer an, an welchem wir uns Wasser zum Thee kochten. Da ich am folgenden Tage nur eine kurze Strecke zurückzulegen hatte, so beeilte ich mich nicht mit dem Aufbruch, sondern gönnte meinen von dem langen Ritte schmerzenden Gliedern längere Ruhe als gewöhnlich. Das Haus, wo wir die Nacht zugebracht uns

aber

hatten,

auf

stand

im Thale Lambras-huaiko,

Weg

lang hinritten, worauf der

auf eine kahle

Höhe

in

welchem wir

Dort vereinigt sich der Weg,

führt.

und von der Küste kommt mit der

eine Stunde

an der linken Thalwand hebt und

sich

der von Ica

von Kusko, und bald darauf

Sti-asse

man in der Tiefe die Stadt Ayacucho. Man betritt diese in am Abhang eines Hügels gelegenen Vorstadt Carmenca, durch welche man hinabreitet bis man in die ebenen Strassen der eigentlichen Stadt kommt. Ich nahm meine Wohnung in einem kleinen Gasthause erblickt

der

gab

es

Namen

damals überhaupt nur zwei

deren

Hotel universal

führte,

,

welches den stolzen

von

aber nur zwei Gastzimmer enthielt,

Die bescheidene Bequemlich-

denen mir das eine eingeräumt wurde.

die ganz nette Verpflegung und die Freundlichkeit der waren mir nach den Strapazen der Reise sehr wohlthuend.

keit desselben,

Wirtsleute

Von Ayacucho nach Huancayo.

Ayacucho

eine

ist

der

und ansehnlichsten Städte der

ältesten

Republik, Hauptort des gleichnamigen Departements, Sitz eines Bischofs

und Obergerichts mit ungefähr 20 000 Einwohnern. eine

Universität,

die

aber

schon

Früher besass

längerer Zeit eingegangen

seit

es ist.

Auch die neun Klöster, von denen sieben von Mönchen, zwei von Nonnen bewohnt waren, sind aufgehoben; benutzt werden davon nur die Kirchen, deren die Stadt mit Einschluss der Kathedrale 22 Sie liegt auf 13° 8'

s.

Er.,

dem Meere

2400 Meter über

geneigten Ebene von vulkanischem Tuff

am

zählt.

auf einer sanft

Fusse eines ziemlich hohen

vom

Orte

Berges,

Picota (Galgenberg) genannt,

erhebt.

Die Häuser und Kirchen der Stadt sind aus Bruchsteinen des

erwähnten Tuffs sehr solid gebaut, die sich

grösseren mit

enthalten

fast

alle

haben einen Oberstock,

nach spanischer Weise geräumige Höfe, die

Thoren nach den Strassen öffnen. Diese schneiden von genügender Breite, aber schlecht unangenehm wegen der harten besonders sind Seitenwege

grossen

sich meist in rechten Winkeln, sind gepflastert, die

welcher sich westlich


Das Hochland von Süd-Peru.

$60

Steinhöcker, die in der weichen Masse der Platten

eingebettet finden.

si<^h

Bogengängen während sich an einer Das Klima ist trocken und Seite die Fassade der Kathedrale erhebt. gesund, die Temperatur der I-age und Höhe entsprechend mild und angenehm, die Versorgung mit Trinkwasser reichlich und gut. In der Mitte der Stadt hegt

umgebener

Platz,

ein geräumiger, vierseitiger, mit

dessen Mitte ein Brunnen

ziert,

Die vStadt wurde am 9. Februar 1539 durch Francisco Pizarro unter dem Namen San Juan de la Victoria gegründet, wurde aber gewöhnlich nach dem alten einheimischen Namen des Orts Huamanga genannt, eigentlich Huaman kaka — der Falkenstein — und so hiess die Stadt bis zum 15.

Februar

1825,

an

Bolivars ihren jetzigen

auf der

welchem Tage

Namen

durch

sie

ein

Dekret Simon

zum Andenken an die Schlacht welcher am 9. Dezember 1824 das

erhielt,

Ebene von Ayacucho,

in

vom General Sucre befehligte Patriotenheer die spanischen Truppen unter dem letzten Vicekönig La Serna schlug. Die Ebene von Ayacucho

ist

etwa fünf Leguas von der Stadt entfernt und die Schlacht,

welche die Unabhängigkeit Perus zur Folge hatte, war nicht der einzige daselbst

ausgefochtene

Kampf

dort die Inkas, angeblich unter

Viele

hundert Ja.hre früher besiegten

dem König

Inca Roca, die Chancas in

Menschen umkamen, behielt, den sie noch heute führt; Namen Gegend den dass seitdem die aus Aya der Leichzusammengesetzt Ayacucho ist denn das Wort einer

äusserst

blutigen Schlacht, in der so viele

nam als

und cucho

Totenwinkel,

Hauptplatz,

wo

die Ecke, der Winkel

bedeutet also so

Von dem meine Wohnung nahm,

Balkon

Leichenfeld. ich später

,

das Schlachtfeld in der Ferne vor Augen,

allein

eines

Hauses

viel

am

hatte ich beständig

ein

geplanter Besuch

desselben wurde mir infolge eines Anfalls von Fieber, das ich mir durch das Nachtlager

am Pampas

zugezogen,

vereitelt.

Bedeutung der Schlachten beruht weniger auf der Grösse der kämpfenden Heere, auch nicht in der Menge der durch Tapferkeit und Erbitterung der Streiter dabei geopferten Menschenleben, sondern in der Wichtigkeit der Interessen, um die es sich handelt und Die

geschichtliche

der Folgen, die sich aus der Entscheidung des Sieges für die eine oder die andere Partei ergeben.

Von diesem Standpunkte betrachtet ist die Mann südamerikanischer

Schlacht bei Ayacucho, in welcher nur 6000 Patrioten das loooo

Mann

starke sjjanische

Heer schlugen, gewiss

die

südamerikanischem Boden geschlagen wurde, denn machte der spanischen Herrschaft daselbst für immer ein Ende.

wichtigste, die je auf sie

Wir glauben daher der Geduld des Lesers nicht zu nahe zu treten, wenn wir hier den Hergang derselben erzählen. Die politischen Zu-


Von Ayacucho nach Huancayo. Stände, unter denen die Peruaner

um

Simon

Bolivar,

cgj

den Befreier Colombias,

seinen Beistand ersuchten und die Leitung ihres jungen Staates

Hände

seine

Bolivar

legten,

erschien

übertrug

ihm

in

wurden im Peru

am

i.

September

in

Werks angegeben*). und der Kongress

ersten Teile dieses 1823,

Regierung des Landes mit unbeschränkter Gewalt.

die

Der Diktator betrieb die Vorbereitinigen zum Feldzuge mit der ihm eigenen Thatkraft und wusste durch seine Begeisterung für die Sache der Freiheit und sein Selbstvertrauen auch den gesunkenen Mut der Peruaner wieder aufzurichten. Zu Anfang ]\.\n\ des nächsten Jahres hatte er seine Rüstungen beendet und brach von Huailas im Thale des Sein Heer Santaflusses auf, um die Spanier im Hochland anzugreifen.

zum

bestand

Teil

aus

colombianischen

Reitern, der peruanischen Legion

Marsch

mühevollen

über

die

und

argentinischen

Hilfstruppen,

zählte 8000

auf dein

Küstenkette

Nach einem

Mann.

Tafelland ange-

wo der spanische General Canterac bei dem der Patrioten ungefähr gleich kam. Canterac setzte seine Truppen gegen Bolivar in Bewegung und bei dem See von Junin, in der Nähe der bekannten Bergstadt Cerro de Pasco kam es am 6. August zu einem Reitergefecht, in welchem kommen, zog

er

nach Süden,

Jauja mit einem Heere stand, das an Stärke

seine an Zahl überlegene Kavallerie in so entscheidender Weise geworfen

wurde, dass Canterac sich zu einem fluchtartigen Rückzuge gezwungen

Er marschierte in südlicher Richtung, indem er die Brücken hinter und hielt erst in Chincheros, jenseits des Pampas, inne.

sah.

sich zerstörte

Als der Vicekönig

La

Serna, der sich in

Kusko befand,

die Nach-

von der Niederlage bei Junin erhielt, sandte er unverzüglich an den General Valdez den Befehl, seine sämtlichen Truppen von Chuquisaca nach Peru zu führen, und nachdem dieser nach Verlauf eines Monats eingetroffen war, verliess er Kusko, zog auch Canteracs Truppen an richt

und

sich

hatte

damit

Inzwischen war Bolivar folgt;

da

er

gesamten spanischen

die

dem

Streitkräfte vereinigt.

fliehenden spanischen Heere langsam ge-

jedoch wegen der herannahenden Regenzeit seitens seiner

Gegner keine entscheidenden Unternehmungen erwartete, so kehrte er nach der Küste zurück, um daselbst die von Colombia angekommenen Verstärkungen zu empfangen, und übertrug für die Zeit seiner Abwesenheit fähigsten

den

Oberbefehl

Offizier,

des

dem General

Heeres

auf dessen Ergebenheit

er

sich

Sucre,

seinem

verlassen

konnte.

Sucre erhielt die Weisung, nicht angrififsweise vorzugehen, aber im Fall dieses

i)

seitens

des Feindes geschehen

Biographische Notizen über Bolivar S.

Middendorf, Peru

III.

sollte,

I,

lieber eine

Schlacht

372.

^5

zu


Das Hochland von Süd-Peru.

562 wagen,

das Heer der Gefahr eines

als

verderblichen Rückzuges

aus-

zusetzen.

Der Vicekönig La Serna, der über

ein

Heer von

10 000

Mann

ver-

fügte, während das der Patrioten nur 6000 zählte, beschloss seine Übermacht zu einem entscheidenden Schlage zu benutzen, ehe Bolivar mit seinen Verstärkungen zurückgekehrt sein würde. Bei seiner Annäherung

mehr zu Chincheros über den Pampas von Truppen nähern, und beschrieben haben. Bald wurde M^ir soeben die durch die Gegenden, Heere marschierten beiden und die eingeholt, er von den Feinden

um

wich Sucre zurück,

neben einander

Am

trennt.

3.

sich seiner Operationsbasis, der Küste,

seine

führte

den Gebirgen, nur durch geringe Entfernungen geDezember stellte sich Sucre auf der Ebene von Matarä in

Schlachtordnung und erwartete den Angriff, den die Spanier jedoch Sucre setzte daher seinen Rückzug fort, wobei seine nicht wagten.

in

Nachhut am selben Tage in dem tiefen Thale von Corpahuaico von den Feinden ereilt wurde, und er in diesem unglücklichen Gefecht So seine ohnehin geringe Artillerie bis auf eine Kanone verlor. empfindhch dieser Verlust war, so wurden die Patrioten dadurch keineswegs gebeugt. Am 8. Dezember fanden sich beide Heere in der Gegend von Huamanga, fünf Leguas von der Stadt entfernt. Beide Parteien waren des langen Umherrnarschierens überdrüssig und begierig, endlich Die Spanier glaubten im

den Kampf zur Entscheidung zu bringen.

Vertrauen auf ihre Üljermacht des Sieges gewiss zu fühlten

in

stark

sich

bewusst, dass sie

um

Gnade

Die

die Patrioten

als

bereits

war

ihre Ver-

Besiegte konnten

sie

auf

hoffen.

Spanier

hielten

Befreiungsheer war Ortschaft

denn

ihre Existenz fochten;

bindung mit der Küste abgeschnitten, und keine

sein,

der Begeisterung für ihre Sache und waren sich

am

den

hohen Berg Condorcunca besetzt; das

Fusse desselben aufgestellt, sich an die kleine

Zwischen beiden lag die Ebene von in alter Zeit die Chancas mit

Quinua anlehnend.

Ayacucho, das Leichenfeld, aut welchem

den Inkas gestritten hatten.

Das Patriotenheer war

aufgestellt: der rechte Flügel unter

dem

in drei

Abteilungen

colombianischen General Cördoba,

das Mitteltreffen unter General Miller, einem Engländer, der lange an Bohvars Seite gedient hatte; auf

dem

linken Flügel stand die peruanische

Legion unter dem General La Mar (dem Peru); Chef des Generalstabes war Agostin

Nachfolger

La Mars

in

späteren

Gamarra Nach

der Präsidentschaft.

Präsidenten

von

der nachmalige

einer erwartungs-

vollen Nacht, in welcher schon viele Schüsse gew^echselt wurden, brach

endlich der

9.

Dezember mit einem schönen kühlen Morgen

an.

Der


Von Ayacucho nach Huancayo.

dem

Vicekönig Laserna befahl

c5'?

dem

General Valdez, auf

Ebene zu

rechten Flügel

Umwege

seiner Stellung, eine Abteilung des Heeres auf einem

in die

den linken Flügel der Patrioten zu umgehen imd

führen,

dieselben von der Seite anzugreifen.

Während

dies geschah,

Hess er

die Truppen des Mitteltreffens und seines linken Flügels in die Ebene

Er war zu Fuss, die Truppen zogen an ihm vorüber, die am Zaume. So wie die Abteilungen ankamen,

hinabsteigen.

Reiter führten ihre Pferde

ordneten

Sucre beobachtete

in Reihen.

sich

sie

mit gespannter Aufmerksamkeit;

als

Bewegungen

diese

etwa die Hälfte der Feinde Stellung

genommen

hatte, schier» ihm der Augenblick für den Angriff gekommen, und der General Cördoba erhielt den Befehl vorzurücken. Dieser

jugendliche Heerführer

er

war kaum 26 Jahre

Front seiner Division, stieg von seinem Pferde

Degen, indem

dann nahm

er rief, er wolle nichts vor seinen

er

Hut

seinen

ab,

wendete

vor die

ritt

es mit

seinem

Soldaten voraus haben, seinen Leuten

sich zu

kommandierte: Vorwärts im Siegerschritt!

alt

und erstach

und

Die Spanier widerstanden

diesem ungestümen Bajonett-Angriff mit grosser Festigkeit, es wurde

von beiden Seiten mit der grössten Erbitterung und mit wechselndem Erfolge gekämpft,

aber

die

die colombianische Reiterei

als

Silva heranstürmte.

Dieser tapfere Offizier

Wucht des

Angriffs

dem Obersten

unter

von Wunden bedeckt,

fiel

war unwiderstehlich.

Die Königlichen

mussten weichen und wurden mit grossem Verlust nach der Höhe von

Condorcunca hinaufgetrieben. Der Vicekönig selbst wurde verwundet und gefangen genommen. Während die Fliehenden den Bergabhang hinaufkletterten, wurden sie von den Patrioten heruntergeschossen und

man

sah

viele

rollen,

bis ein

Busch oder Stein

im Fallen

sie

aufhielt.

Als der General Miller, welcher der Division Cördoba gefolgt war,

den Sieg derselben vollständig gesichert

wo

Reitern

ins Mitteltreffen

Seite

Anspruch genommen wurde.

iri

Umgehung

zurück,

kehrte

sah,

seine Hilfe

Der General Valdez

des linken Hügels bewerkstelligt und

Legion unter La Mar

an,

mit

er

alsbald von

welche geworfen wurde.

grift"

seinen

anderer

hatte seine

die peruanische

Auch

die zur Hilfe

geschickten colombianischen Bataillone mussten weichen, die Königlichen überschritten

eine

Schlucht

und verfolgten

Angesichts dieser gefährlichen

dem

rechten

Flügel

Wendung

errungenen

die

fliehenden

Patrioten.

der Schlacht, die auch die auf

Vorteile

in

Frage

stellte,

beschloss

und während dies geschah, erhielt er auch den bestätigenden Befehl dazu von Sucre. Die Feinde wurden auf die andere Seite der Schlucht Miller auf eigene Verantwortung mit seiner Kavallerie einzugreifen

zurückgetrieben,

die Division

La Mar ordnete

sich von

neuem, Reiter 36*


Das Hochland von Süd-Peru.

564

und Fussvolk unterstützten

sich

und

nunmehr mit

grififen

solcher Ent-

schlossenheit an,

dass die Königlichen nicht länger Stand hielten, die

Kanonen wurden

erobert,

aufgelöst

und

Kavallerie geworfen

die

und

die Infanterie

zerstreut.

Die Patrioten hatten die Schlacht gewonnen und ihre Gegner flohen sie am Morgen in der Erwartung eines ge-

den Berg hinauf, von dem

Auf den Höhen von Condurcunca

wissen Sieges herabgestiegen waren. suchten

spanischen Generale

die

sammeln,

bereits

allein

des Berges bemächtigt.

Canterac

um

Im

unter.

demzufolge

ein

Uhr

eine

zersprengten Mannschaften hatte

sich

La Mar des

Kurz vor Sonnenuntergang bat

einen Waffenstillstand,

und

unterhandeln

um

ihre

um

über

Stunde später kam

wurde

Zelte des General Sucre

er

eine

der

ein Vertrag

abgeschlossen,

vom spanischen Heere übrig darunter der Vicekönig La Serna, die

kriegsgefangen ergab,

zu

zu Pferde her-

was noch

alles,

General

Kapitulation

selbst

zu

Gipfels

war,

sich

Divisions-

und Monet, und noch dreizehn andere GeObersten, 68 Oberstlieutenants, 484 Offiziere und

generäle Canterac, Valdez neräle;

ausserdem 16

An Toten Hessen

3200 Soldaten.

Verwundete zählte man nur

700.

600 Verwundete.

die Königlichen 1400 auf

dem

Platze,

Die Patrioten hatten 370 Tote und

Bolivar musste es natürlich schmerzlich empfinden, dass die wichtigste

Schlacht

des

ganzen

Befreiungskrieges,

welche

der

Herrschaft

Ende machte, ohne sein Beisein gewenn er einem anderen den Ruhm eines

der Spanier in Südamerika ein

schlagen worden war; allein,

solchen Sieges gönnte, so war dies gewiss Sucre, seinem treuen An-

dem

dankbarer Anerkennung Andenken des denkwürdigen Tages den Titel eines Grossmarschalls von Ayacucho verlieh. Mein Aufenthalt in Ayacucho dauerte acht Tage, vom 22, 29. Mai. Nachdem ich mich ein paar Tage ausgeruht, gab ich einige Briefe ab,, darunter einen an eine würdige alte Dame, Doiia Manuela Toledo, die mich so freundlich und dringend einlud, in ihrem Hause Wohnung zu nehmen, dass ich fürchten musste, sie zu verletzen, wenn ich ihrer

hänger und Verehrer, seiner

Verdienste

und zum

Aufforderung nicht Folge ein

grosses

Haus am

der Kongress in

ehrenden

leistete.

Platze,

— —

Die Senora Toledo bewohnte zwar

schien jedoch in sehr bescheidenen Ver-

Lage besser gewesen sein, ihr Haus der Sammelplatz der ersten Personen der Republik gewesen sei. Der Saal im ersten Stock, den sie mir anwies, lag der Kathedrale gegenüber und hatte

hältnissen

denn

einen

zu

leben;

sie erzählte

früher

mochte

ihre

gern von alten Zeiten,

grossen Balkon

wo

mit Aussicht auf den Hauptplatz.

Dieser Platz




Von Ayacucho nach Huancayo. -dient

zugleich

Markt,

als

auf

pilzförmigen Strohschirmen

Stande

der Sonne

nach

welchem deren

sitzen,

der

einen

c6c

die Verkäufer unter grossen,

rundes

Dach

je

nach

dem

oder anderen Seite geneigt wird.

in meine neue Wohnung fuhr ich fort/ meinem. früheren Gasthause, dem Hotel universal, zu nehmen und wurde bald von der jungen Wirtin und ihrer Mutter

Auch nach der Übersiedelung meine Mahlzeiten

in

^Is Hausfreund behandelt.

Ich glaube, ich war ihr einziger Gast.

Auch

der Kellner, der mir die Speisen brachte, schenkte mir sein Vertrauen.

Er war

ein

Mann

in

den vierziger Jahren und wurde »Oberst« genannt.

Ich erfuhr, dass er in der That unter der Regierung des damals gefallenen Präsidenten Iglesias

gehabt habe.

den Rang eines Obersten

Die Not hatte ihn gezwungen,

dem

in

dessen

Armee

Wirt des Hotels, der

imter Iglesias nur Major gewesen war, jetzt als Kellner, und ich fürchte, auch als Küchenjunge zu dienen. Er erzählte mir lange Geschichten von der Ungerechtigkeit und Bosheit der Menschen und des Schicksals, trug aber

im übrigen seine Lage mit Geduld, und nahm dargebotene ohne sich dadurch gedemütigt zu fühlen.

kleine Trinkgelder,

Durch Vermittlung

eines Beisitzers des Obergerichts,

•empfohlen war, gelang es mir mit einem Gutsbesitzer der

einen Mietskontrakt

für

Maultiere

bis

an den ich

Umgegend

Huancayo im Thale von Jauja

abzuschliessen. Die Tiere waren zwar schlecht, allein ich musste sie nehmen, denn es waren zur Zeit keine besseren zu bekommen. Auch der Arriero, der mich begleiten sollte, missfiel mir: ein lärmender Bursche, der am Tage der Abreise betrunken ankam, sich aber später

doch als ein brauchbarer und gewandter Führer erwies. Man kann von Ayacucho nach Huancayo drei Wege einschlagen, der eine südliche führt über Lircay und Huancavelica, ein nördlicher durch das heisse Thal von Huanta und ein mittlerer über die kleine Stadt Acobamba. Die Entfernung ist bei allen ungefähr die gleiche und beträgt etwas über 50 Leguas. Ich wählte den Weg über Acobamba. Die Gegenden, durch die man kommt, stehen in Hinsicht auf landschaftliche Schönheit einigermassen gegen die bisher zurückgelegte Strecke zurück und die Notwendigkeit, beständig träge und störrige Tiere antreiben zu müssen, trägt nicht dazu bei, öde und langweilige Flächen interessanter zu machen; denn nichts ermüdet den Reiter mehr, als die Bewegung müder Tiere. Vielleicht der schönste Punkt des ganzen Weges bietet sich dem Reisenden dar, gleich wenn er Ayacucho verlässt. Man ersteigt den westlich von der Stadt sich erhebenden Berg, den Alto de la Picota (Galgenberg), von wo aus man einen prächtigen Blick auf die Stadt


Das Hochland von Süd-Peru.

566

und

Gegend

die ganze

Von

geniesst.

gesetzten Seite hinunter in

man

hier reitet

das Thal

Huanchuy,

auf der entgegen-

Diese Gegend

Thal, durch welches ein wasserreicher Fluss strömt.

Land der

das

Pfefferbäume, deren

Stämme

wenig bebautes

ein

ist

ausserordentliche

hier eine

Der Molle oder Pfefiferbaum (Schinus Molle) hat lange

Dicke erreichen.

gefiederte Blätter mit schmalen, spitzlanzettförmigen Blättchen, die herab-

hängen wie die Zweige einer Trauerweide. Zwischen den Fingern gerieben, verbreiten die Blättchen einen würzigen pfefiferartigen Geruch, der in einem

Milchsaft enthalten die

in

ist.

Die Früchte des Mollebaumes sind kleine Beeren,

Trauben herabhängen, anfangs grün, zur

Aus diesen Beeren wird

dunkelrot sind.

gegorenes Getränk, Chicha de Molle,

im Thale von Huanchuy

Reisetage

bis

der Reife aber

Zeit

den Thälern ein beliebtes

in

am

ersten

zur Hacienda Laramate,

sechs

Wir

bereitet.

ritten

Leguas von Ayacucho, wo ich unter einem offenen Schutzdach vor dem Hause schlief, denn die Luft war mild und angenehm. Als

am Morgen den

ich

satteln, blieb er

zurück, dass mein Maultier

zu finden

sei,

Arriero

ausschickte,

es sei eine

»mula volvedora«,

d. h.

üble Gewohnheit hat, auf Reisen zu entfliehen,

Hofe zurückzukehren. zu

warten,

um

die Tiere

zu

kam endlich mit der ärgerlichen Nachricht vom Weideplatz verschwunden und nirgends

lange aus und

bis

das

Es blieb mir entlaufene

würde, was auch, abgesehen von

um

ein Maultier, das die

wieder nach seinem

also nichts übrig als in Laramate

Maultier

wieder

zurückgebracht

dem Verdruss und

sein

Zeitverlust, bei der

anmutigen Lage des Gehöfts kein grosses Opfer war.

Am

Morgen kam der Arriero mit der Mula zurück, welche

über Ayacucho

hinaus zur Hacienda Callari gelaufen war.

ganze Nacht geritten und erschöpft war, so legen,

und

erst

kurz

Da

bis

folgenden

der arme Bursche die

liess ich

ihn sich zur

vor Mittag brachen wir wieder auf.

Ruhe

Wir über-

den Fluss an einer ziemlich tiefen Furt, verliessen das Thal und stiegen an der linksseitigen Bergwand hinauf bis zur Abra de Julcamarca, einen 3680 Meter hohen Bergübergang. A^on der Passhöhe sieht man den Ort Julcamarca etwa 300 Fuss tiefer auf einer Stufe des Abhangs liegen. Hinter dem Ort beginnt der Weg sich stark zu senken, schritten

man dass

blickt in das

man

nicht

Thal von Huarancayoc, dessen Wände so bis

zum Boden hinunter zu sehen vermag.

steil

sind,

Nach an-

derthalb Stunden

erreichten wir diesen und blieben in einem alleinstehenden Hause an einem belaubten Bergabhang. Es fand sich, dass dieses kleine

Gut Besitzung des Gobernadors war, d. h. des Vorstands Wohnungen und Gehöfte. Er bewirtete uns mit Chicha de Molle und erklärte mir die Art ihrer Bereitung,

der im Thale zerstreut liegenden


Von Ayacucho nach Huancayo. welche sehr einfach rührt sie um,

lässt

Die

Die Flüssigkeit

noch

frische,

übergiesst die Mollebee,ren mit Wasser,

eine Stunde lang stehen, worauf die Flüssigkeit

sie

am Boden

durch ein nahe wird.

Man

ist.

cgy

des Gefässes angebrachtes Loch abgezogen

und wird nach der Gärung

süss

ist

süsse Chicha

zu

geniessen,

für

gilt

Verdauungsbeschwerden und Fieber erzeugen.

säuerlich.

schädlich,

Die gegorene

soll

un-

ist

und nur leicht berauschend und hat einen angenehmen, aromatischen Geschmack. Lässt man die Beeren zu lange Zeit im schädlich

Wasser, so wird die Flüssigkeit

in

bitter.

Wir folgten dem Huarancayoc einige Leguas bis zu seiner Mündung den Urubamba, einen wasserreichen Fluss, der von Lircay herab-

kommt und

sich

in

den Mantaro

stiegen

ergiesst,

dann

in

diesem

Thale aufwärts und überschritten den Urubamba auf einer sehr schlechten

und unsicheren Hängebrücke zur

bei

Abra de

man

hohen Berg

ganz aus roten Alluvialmassen

einiger

in

einer

Wand

ab.

diesen Pass überschritten hat, öffnet sich der Blick in ein

weites muldenartiges Thal,

auf

er besteht

Von

erklimmen bis

steilen Anstieg

nach der einen Seite mit einer hohen senkrechten

fällt

Sobald

immer

kleinen Weiler Ayahuaiko.

so genannt nach einem ziemlich

Cacllayapiti,

von auffallender Form, denn

und

dem

mussten wir wieder einen langen

hier aus

welches

in

Höhe am Abhang

Ebene an

man

nicht hinabsteigt,

entgegengesetzten

der

sondern

Der Ort Acobamba

bleibt.

schliesslich eine Schlucht durchreiten niuss, die

Thalseite,

wegen

daher

ihrer kegel-

liegt

man oder

zuckerhutförmigen Tuffstalaktiten Erwähnung verdient.

Die kleine Ebene oder Tafel,

wohner) die

liegt,

fällt

auf welcher

nach drei Seiten

in

Acobamba

Schluchten ab,

(1770 Ein-

während

sich

Der Ort besteht aus zwei gegelegenen, dem eigentlichen Acobamba,

an eine Bergwand anlehnt.

vierte

sonderten Teilen, einem

tiefer

welches vor Jahren durch Feuer zerstört und nur zum Teil wieder auf-

gebaut worden beiden

ist

lands.

ist,

und dem neuen

Ort, der Santos

nichts zu bemerken, sie sind gebaut wie

Ich

war an einen

und Kramladen am Platze

Italiener hielt,

empfohlen,

genannt wird. alle

Von

Orte des Hoch-

der einen Viktualien-

fand aber, dass vor mir schon andere

des Herrn Candioti in Anspruch geund zog daher vor, einmal wieder vom Zirkular des Präfekten von Abancay Gebrauch zu machen. Man wies mir auch sogleich das Gemeindehaus — casa consistorial zu meiner Wohnung

Reisende

nommen

die

Gastfreundschaft

hatten

an,

wo

ich

mein Bett

und einen grossen Hof

im.

für

schmucklosen Versammlungssaal aufschlug

meine Tiere

hatte.

Auf meinen Arriero

schien der Anblick des offiziellen Schreibens einen sichtlichen Eindruck


Das Hochland von Süd-Peru.

-gg

Benehmen änderte

sich, er wurde mich in Gesprächen mit Andern nur »der Oberst«, und redete mich von jetzt an stets »mi Abends kamen die Honoratioren des Orts und machten coronel« an.

zu machen.

Sein bisher gleichgültiges

aufmerksam

ganz

und

ehrerbietig,

nannte

diesem vermeintlichen Obersten ihren Besuch. Da die Gegenden, durch die uns jetzt der und unbewohnt waren, so musste ich mich Ich

Lebensmitteln versehen.

Weg für

führen

ein

sollte,

öde

paar Tage mit

daher Fleisch kaufen, welches mir

liess

sodann fanden wir in Acobamba und dies nebst dem Thee und Wein, den wir bei uns Wir kamen zunächst wieder über einen niedrigen führten, genügte. Bergpass, die Abra von Acobamba (3880 Meter) und darauf durch Gründe, auf deren dürftigem Grase Lamaherden, mageres Rindvieh und Frau Candioti

in

ihrem Backofen

briet,

sehr gutes Brot

Am

struppige Pferde weideten.

von Höhen

Nachmittage erblickten wir

am Fusse

Häuser des unbedeutenden Orts Paucarä, der jetzt ärmlich genug aussah, aber einst die Hauptstadt der Chancas gewesen

sein

die

Wir berührten das Dorf

soll.

etwa einen Führer, befahl

Kilometer

davon

den ich von Acobamba der Arriero dem Alkalden

sondern hielten bei einigen,

nicht,

entfernt hatte,

liegenden nicht

Da

Häusern.

der

weiter gehen wollte, so

des W^eilers, für seinen Herrn, den

Obersten, der für die Regierung reise, einen neuen Führer zu Schäften.

Der Mann lief sogleich in den Ort, doch zog ich vor, weiter zu reisen, ohne seine Rückkehr abzuwarten, um noch vor Dunkelheit Pumaranra zu erreichen, einen Ort, den man mir zum Übernachten empfohlen hatte.

Wir waren kaum

nachgelaufen kam,

können.

um

daselbst

abgestiegen,

als

der Alkalde

uns

mir zu melden, er habe keinen Führer auftreiben

Ich schlug ihm daher vor, bei uns zu bleiben und uns

am

nächsten Tage selbst über die Puna zu begleiten, wozu er sich in Anbetracht der ihm zugesicherten Belohnung auch bereit erklärte.

Pumaranra bestand aus zwei verlassenen, verfallenen Steinhäuschen In dem einen war ehe-

mit eingestürzten Dächern und ohne Thüren.

mals eine Mahlmühle gewesen, denn es lagen noch zerbrochene Mühlsteine umher und eine viereckige Lade, aus welcher das Getreide aut die

Steine

mahlen

geleitet

hatte,

wurde.

Was

für

Korn man

Tiere würden wir in dieser unwirtbaren

haben,

hatten

mitgebracht.

aber

Nicht

zur Vorsicht

einmal

einige

Gegend kein Büschel

Brennholz fand sich,

Einöde ge-

in dieser

wusste mir der Alcalde nicht zu sagen.

Auch

für

unsere

Futter gefunden

Gerste von Paucarä

um

ein

Feuer anzu-

zünden, und da gleich nach Sonnenuntergang die Kälte sehr empfindlich wurde, so blieb uns nichts übrig als uns

in

unsere Decken zu wickeln.






rgg

Von Ayacucho nach Huancayo.

Da

wir uns so früh zur

Ruhe begeben

erwachte

so

hatten,

lange

ich

Tagesanbruch und weckte bei Sonnenaufgang meine Leute. Es wurde den armen Burschen sauer, aufzustehen, denn der Morgen war Der Weg von bitter kalt und der ganze Thalgrund mit Reif bedeckt. vor

Pumaranra

langsam

steigt

weiter

Punkt, den ich auf dieser Reise Dieser Pass heisst Puca Kasa

bis

seit

dem

4520 Meter,

zu

dem

höchsten

Passe der Raya erreicht hatte.

Lücke

die rote

ist

aber eigentlich

kein Pass, sondern eine wellenförmige Puna, auf welcher sich der

mehrmals hebt und senkt, ehe der Abstieg

Gegend

Die

beginnt.

vom Wege bestehen sich

in

ist

die

Höhen

Felsenberge,

Weg

das Thal des Mantaro

interessant in geologischer Hinsicht.

niedrigen

Entfernung

geringer

in

Links

aus Kalk, rechts erheben

Farbe

dunkle

deren

auf

Das Kalkgebirge, welches auf der ganzen Strecke von Ayacucho her und schon früher durch vulkanisches Gestein verdrängt gewesen war, kommt zuerst kurz vor Pumaranra wieder zum Vorschein, um jedoch bald Massen von violettem Porphyr weichen zu müssen. Weiter oben erscheinen die Kalklager von neuem und der Weg scheint auf der Grenze zwischen vulkanischem und geschichtetem Trachyt schliessen

lässt.

Gestein hinzuführen.

man

Sobald stieg

beginnt,

ist und der AbThalwand des Mantaro vor

über die Puna von Pucakasa hinweg

sieht

man

die

linksseitige

allein es dauert noch lange, ehe man des Flusses andenn die Thalwände sind ausserordentlich hoch und steil,

sich aufsteigen; sichtig wird,

das Thal Fluss

ist

eng und bildet eine

zum Vorschein:

durch

die

ein

Rinne.

tiefe

meergrünes

Berge windet, die sägeartig

Band, in

kommt

Endlich

das

sich

in

einander greifen.

der

der Tiefe

Von

Zeit

zu Zeit trägt ein Windhauch das Rauschen des Wassers herauf, obgleich

Höhe, auf welcher wir uns über dem Spiegel befinden, 900 Meter Auf diesem Punkte angekommen, verliess uns der Führer, um noch am selben Tage nach Paucarä zurückkehren zu können. Wir die

beträgt.

nahmen daher einen anderen zu einem Orte zu geleiten, wo

Indianer,

dem

wir begegneten,

um

uns

und Futter für unsere halb verhungerten Tiere finden könnten. Die Sonne neigte sich bereits, als wir in Pecoy ankamen, einem ehemaligen Inka-Tambo, von dem noch einige Mauern übrig sind. Von hier führte uns der Junge etwas weiter am Abhang hinab, zu einer kleinen Ebene, auf welcher der Weiler Carpas lag. Dieser war nicht von Weizenfeldern umgeben, sondern von Gerste, und das war, was wir suchten, denn der Weizen Ich richtete meine Lagerbläht die Tiere auf und macht sie krank. der Seite einer unbewohnten veran stätte unter einem Schutzdach wir die Nacht zubringen


Das Hochland von Süd-Peru.

570

scblossenen Hütte her, während der Arricro unsere Tiere in ein Gersten-

und zur Sicherlieit dort in ihrer Nähe schlief. Während des Tages hatten sich die Höhen immer mehr mit Nebel und der Himmel mit schwarzen Wolken bedeckt. In der Nacht begann feld trieb

der Regen, der von jetzt an mit wenigen Unterbrechungen während der

ganzen Zeit des

letzten Mondviertels anhielt: etwas

im Hochland, wo im Juni

fast nie

Regen

ganz Ungewöhnliches

Die diesjährige feuchte

fällt.

und dafür fanden Der Arriero musste auf seinem Gerstenfelde viel Ungemach aushalten und auch ich wurde genötigt, meine Lagerstätte zu wechseln. Von Carpas begann der eigentliche

Jahreszeit war jedoch verhältnismässig trocken gewesen

Niederschläge

jetzt nachträgliche

statt.

Abstieg in das Thal des Mantaro, ein

Abhang. einige

der

Nach anderthalb Stunden

hundert

linken

weiter

Schritt

Seite

einer

in

Man

Huancavelica.

puento de Pichiciia

und

Felsenschlucht

Weg am

jähen

den Boden und

herabströmt:

der

Rio de

bleibt fortan in

dem engen Thale

auf

dem

Dort erweitert sich der Grund

Einmündung eines Nebenthals und der so eingenommen durch die Häuser des kleinen Klee- und Maisfelder und Baumgruppen. Der Ort Iscuchaca

einigermassen

durch

gewonnene Raum (300

wir

auf einer wackeligen Brücke

rechten Ufer des Mantaro bis Iscuchaca.

Orts, einige

steiniger

einen rauschenden Nebenfluss, der von

überschreitet ihn

steiler,

erreichten

Einwohner)

die

wird

führt

seinen

Namen von

der steinernen Brücke, die

dort über den Mantaro führt (iscu, Kalkstein,

und chaca, Brücke), des

einzigen festen Übergangs, der die beiden Ufer dieses Flusses verbindet,

denn die anderen sind alle von Draht- oder Weidenseilen getragene Hängebrücken. Die Brücke von Iscuchaca besteht aus einem hohen, schön geschwungenen Bogen, ruhend auf zwei Felsen, die den Fluss bis zu einer geringen Breite einengen.

Den Eingang

zur Brücke bildet

Vorbau mit einem eisernen Gitter, das aber in Friedenszeiten auch bei Nacht nicht verschlossen wird, da kein Brückenzoll erhoben wird. Der Fluss ist meergrün und hat ungefähr ebenso viel Wasser wie der Pampas. Iscuchaca gilt als einer der wichtigsten strategischen Punkte des Hochlandes, da der Hauptweg von den Mittel-

ein kleiner turmartiger

provinzen Perus nach

moderner

Artillerie

Widerstand

leisten,

Kusko über

die besagte Brücke führt.

Einer mit

versehenen Kriegsmacht kann jedoch der Ort keinen

da

er

von

den benachbarten

Höhen

vollständig

beherrscht wird.

Wir ritten an diesem Tage noch bis zu der Hacienda Casma, zwei Leguas oberhalb Iscuchaca, in deren üppigen Kleefeldern sich unsere Tiere wieder etwas erholten. In der Nacht begann der Regen von




Von Ayficucho nach Huancayo.

neuem und daher wir

hielt fast

erst

ohne Unterbrechung

bis spät

C71

am Vormittage

kurz vor Mittag unsere Reise fortsetzen konnten.

an,

Ich

geglaubt, die Puna von Pucakasa sei die letzte, die ich bis Huancayo zu überschreiten haben würde, musste mich aber von meinem Irrtum überzeugen. Gleich hinter der Hacienda Casma beginnt der Weg abermals zu steigen bis zum Orte Acostambo (3600 Meter), bleibt dann eine Stunde auf ebenem Grunde bis Nahui-puquio und hebt sich darauf langsam weiter, nur zuletzt steiler, bis zur Puna von Tayakasa Der Mantaro macht oberhalb Iscuchaca eine seiner (4020 Meter). grossen Krümmungen um den Gebirgsstock von Tayakasa, und der Weg zwischen Casma und Huancayo schneidet diesen Bogen ab. Als wir den höchsten Punkt überschritten, öffneten sich die Wolken einen Augenblick und wir wurden von der sinkenden Sonne angenehm erwärmt; die Nacht brach bereits herein, als uns die am Wege aufgehäuften Steinstücke (Apachetas) anzeigten, dass wir nun wieder bergab steigen würden. Aber mit der Nacht kani auch der Nebel und Als der letzte Schimmer der bald wurde aus dem Nebel Regen. Dämmerung in den Wolken erblasst war, wurde die Nacht so finster, dass ich schlechterdings nichts mehr zu unterscheiden vermochte; sohatte

gar

die

Maultiere,

die sonst

Wege umher und

sicher im

im Dunkeln scharf sehen, stolperten unmich mit einiger Besorgnis, wie

ich fragte

Treppen und Stufen kommen würden, die bei keinem Abstiege zu fehlen pflegen. Wir ritten so langsam und mühAuf selig weiter und begegneten einem paar betrunkener Indianer. meine Frage nach der Entfernung des nächsten Orts riefen sie lachend, die Häuser seien noch weit, als auf einmal der Weg, der bisher immer langsam bergab geführt hatte, sich zu heben schien, und plötzlich erblickte wir über die schlüpfrigen

ich bei

dem schwachen

Lichte eines halb erloschenen Feuers die Pfosten

eines Schutzdaches, das sich an ein die

sonst

gegen

Regen

so

Häuschen anlehnte:

unempfindlich

sind,

die Maultiere,

hatten diesmal doch

Ein Indianerohne Leitung instinktmässig ein Obdach aufgesucht. mädchen kniete vor dem Feuer und bemühte sich vergeblich, das vom Die Ankunft von Fremden Regen nasse Holz in Brand zu blasen. schien sie zu ängstigen und unter dem Vorwand uns ihren Bruder oder Mann zu Hilfe zu schicken, verschwand sie und kam nicht zurück.

Wir

richteten uns unter

dem Schutzdach

ein, so

gut es ging, denn

Haus war unbewohnt und die Thür zugemauert, so dass wir alle, Menschen und Tiere, uns in einem sehr engen Raum behelfen mussten. Zu essen hatten wir nichts als trockenes Brot, denn das Fleisch war das

roh, für die Tiere fehlte Futter

und Wasser, aber wir waren wenigstens


Das Hochland von Süd-Peru.

572

Am

Morgen war bei Tagesanbruch die ganze Gegend aber begann der Schleier sich zu lüften und Das Häuschen, vor welchem die Lage des Orts liess sich erkennen. wir die Nacht zugebracht, lag an einem kleinen Abhang und gehörte zum Dorfe Marcavalle, welches in der That unser Reiseziel für den vorigen Tag gewesen war und das wir somit erreicht hatten, ohne es im Trockenen.

in

Nebel

zu

wissen.

Bald

gehüllt.

Die anderen Hütten des Orts lagen etwas

tiefer in einer

Wir befanden uns kaum tausend Fuss tiefer als die Passhöhe von Tayakasa an der Grenze der Puna, denn in der Umgegend wuchsen die ersten Büsche. Das junge Mädchen erschien wieder und bald darauf ihre Mutter, welche sich Einsenkung des Bodens

zerstreut.

bereit finden liess, uns aus der mitgebrachten

stück zu kochen die

Kartofteln

das

Fleisch

Die Vorbereitungen dazu waren

wurden mit schmutzigen,

auf schmutzigem

Steine

Hammelkeule

ein Früh-

freilich nicht appetitlich,

berussten

geklopft,

Fingern geschält,

allein

die so bereitete

und schmackhaft. Während ich den Hantierungen der Frau zusah, hob sich der Nebel mehr und mehr und gestattete allmählich einen Blick in die Tiefe. Durch eine Öffnung der Wolken sah man in eine weite, in der Ferne von Höhen begrenzte Ebene hinab: das Thal von Huancayo und Jauja. Hier und da deutete ein heller Schimmer die Windungen des Mantaro an, während dunkle grüne Flecke in der Ebene die Stellen bezeichneten, wo zwischen Bäumen Ortschaften lagen. Ganz in der Ferne glänzten weisse Pünktchen in einer weiteren grünen Fläche, aus welcher leichte blaue Rauchwölkchen Suppe war

kräftig

aufstiegen; dort, sagte die Frau, liege

Bald nach 8 Uhr brachen wir

auf,

Huancayo. gelangten nach einer Stunde in

Ebene und kamen nacheinander durch die Ortschaften Pucarä, Sapallanca und Caiputa. Die Ebene, ehemals der Boden eines grossen Sees, ist steinig, Ijringt jedoch Gerste und Weizen hervor. Von Bäumen sieht man, der Höhe entsprechend, nur Quinuar, Erlen und Weiden. Die mit Agavenhecken eingefassten Wege sind stets eben, gewölbt und die

Es war noch früh am Nachmittage, als Huancayo ankamen. Diese Stadt wird von den Indianern der Gegend Huancayoc genannt, bedeutet also einen Ort, wo viele Steinsteinlos wie unsere Schosseen.

mr

in

blöcke

huanca

Völkerschaft, die

Ghancas

liegen,

oder den Wohnplatz der Huancas, einer

welche einst ihre Wohnsitze in

der

in dieser

Umgegend von Ayacucho und

Gegend

hatte,

die Ketschuas

wie

im

Thale Andahuailas.

Huancayo ist eine freundliche Stadt, die den aus dem Innern des Landes zurückkehrenden Küstenbewohner anheimelt, und ihn in will-




Von Ayacucho nach Huancayo.

573

lässt, class er sich endhch wieder ziviHsierteren Der Ort besteht nur aus einer sehr breiten HaiiptGalle de Huancayo genannt, welche durch enge Querstrassen

koinmener Weise fühlen

Gegenden nähere. strasse,

geschnitten

der Mitte

In

wird.

unvollendete Kirche.

des

kleinen Hauptplatzes steht eine

Die Stadt zählt über 40C0 Einwohner, hat ziemlich

lebhaften Handel, besonders an Sonn- und Festtagen, an welchen

der

ganzen Umgegend Leute hierher zusammenströmen.

Ayacucho werden

ihre

Märkte besucht und die Huantinos

Selbst

aus

von

Bauern

Hauptstrasse in Huancayo,

bringen ihre Coca hierher zum Verkauf. Ayacucho Man manche ganz gut eingerichtete Läden, besser mit Waren versehen als die von Ayacucho und selbst von Kusko. In geschicht-

von Huanta

bei

sieht

licher

Beziehung

General

Santa

ist

Cruz

zu erwähnen, dass bald nach der Niederlage des in

der

Schlacht

bei

Yungay und der dadurch

herbeigeführten Auflösung der peru-bolivianischen Konföderation, hier in

Huancayo der peruanische Kongress versammelte, der

sich

die neue

Verfassung der wieder selbständig gewordenen Republik ausarbeitete und den General Gamarra zum zweiten Male zum Präsidenten wählte.


Das Hochland von Süd-Peru.

574

Von Huancayo nach Ich

Chicila.

Quartier in einem kleinen Hotel, welches von einem mit

nahm

von Huancayo verheirateten Equatorianer gehalten wurde. Der Hof des Hauses diente zugleich als Ring für Hahnenkämpfe, und zum Kummer der guten Frau war ihr Gatte ein höchst leidenschafdicher und meist unglücklicher Teilnehmer an den Wetten. Mit seiner Hilfe und Vermittelung mietete ich Tiere und einen Führer, der mich nach einer Frau

Endstation

damaligen

der

Chicila,

der

Eisenbahn,

transandinischen

Der gerade Weg von Huancayo nach Chicila misst ungefähr 23 Leguas und lässt sich mit einem guten Tiere sehr wohl in zwei Tagen zurücklegen; ich machte jedoch einen Umweg über die Nach dreitägigem Stadt Tarma und brauchte daher etwas länger. Aufenthalt verliess ich Huancayo und trat am 10. Juni diesen letzten bringen

sollte.

Abschnitt meiner Reise an.

Die Ebene von Huancayo oder, wie

von Jauja,

das Thal

Mantaro

Es

gefüllt

der

ist

Boden

sie

gewöhnlich genannt wird,

von Norden nach Süden

55 bis 60 Kilometer

Ausdehnung von 8 Kilometern.

erstreckt

sich

bei

einer

in

einer mittleren Breite

eines ehemaligen Sees, der

vom

von

Flusse

und durch denselben auch wieder trocken gelegt wurde,

als sich dieser Fluss,

wahrscheinlich vulkanischen Spalten der Erdober-

gewundenen Lauf zum Apurimac bahnte. Das weite Thalbecken wird nach Westen zu eingefasst durch Vorberge der Küstenkette, nach Osten durch Höhenzüge, über die man hie und da Schneespitzen der eigentlichen Andeskette hervorblicken sieht. Der Kamm dieser Kette läuft dem Thale parallel und lässt sich von Huanfläche folgend, seinen seltsam

cayo

in

Die Küstencordillera hegt etwas im Mittel zwei Tagereisen vom Ufer des Mantaro, und die

einem Tage überschreiten.

entfernter,

vom Thale

Spitzen dieser Kette sind einstigen

Sees

ist

horizontal,

f:rst

wesdichen Rande näher

fliesst

darin ausgehöhlt, die allmählich

als

aus nicht sichtbar.

doch hat der

dem

immer

östlichen,

tiefer

Der Boden des

Fluss,

welcher

dem

eine flache Furche

wird und endlich

am

Süd-

enge Thal übergeht, in welchem man den Mantaro bei Iscuchaca antrifft. Dieser Fluss, dessen bisher so ruhiger Lauf bei stark zunehmendem Gefäll reissend wird, behält zunächst in einer Strecke von 50 Kilometer dieselbe Richtung wie die Längsachse

ende des Beckens

des

in

das

ausgetrockneten Sees,

nämlich von Norden nach

Süden.

Dann

einem scharfen W^inkel nach Osten und fliesst in dieser Richtung auf den Apurimak zu, kann sich hier aber nicht mit diesem Flusse vereinigen, denn mächtige Gebirgsmassen

wendet

er

sich

plötzlich

in


Von Huancayo nach

zwingen

etwas

ihn

von Ayacucho

nördlich

muss eine lange Strecke wieder

C7

Chicila.

in südlicher

umzukehren.

wieder

Richtung

fliessen,

C

Er

seinem

bis-

herigen I^aufe beinahe parallel, aber durch hohe Berge getrennt, bis er

nach Osten zu wenden vermag, und von

sich neuerdings

engem Thale dem Apurimac

jetzt

an

stets

und in diesen mündet. Dieser ändert von nun an seinen bisherigen Namen, denn der durch die Verbindung beider Ströme entstandene wasserreiche Fluss heisst Ene. in

Auf dem

ii. südl.

Breitengrade vereinigt sich mit diesem der aus den mehr

kommende Perene, worauf

nördlichen Gegenden

dem Namen

unter

verbindet sich mit

genannt,

Tambo

dem Urubamba, der

Der Urubamba und Tambo

in

diese beiden Flüsse

Der Tambo endlich

fortsetzen.

seinem oberen Laufe Huillcanota

Weg vom

Passe der Raya herabführt.

sind bei ihrem Zusammenfluss gleich wasser-

daher keiner der beiden

reich,

Lauf

ihren

dessen Thale

in

zueilt

Namen

die

Oberhand

der neugebildete grosse Fluss wieder einen eigenen

sondern der

erhält:

Ein ähnlicher Namenwechsel wiederholt sich endlich noch

Ucayali.

einmal bei der Vereinigung des Ucayali mit

auch der Maraiion Laufe

behält,

Namen

viele

den bedeutenderen

für

grössere Nebenflüsse

dem Maranon; denn wenn

gilt,

da

aufgenommen

er in

hat,

seinem oberen

so vertauscht er

doch von dem Vereinigungspunkte mit dem Ucayali an seinen bisherigen

Namen

mit

Nach schien

,

dem

des Amazonenstroms.

dieser kurzen hydrographischen Übersicht, die uns

um dem Mantaro

am

Platze

seinen Platz in den etwas verwickelten Ver-

zweigungen der südamerikanischen Flüsse anzuweisen, kehren wir zu diesem Flusse

Er entspringt weiter nördlich unter

zurück.

dem See Chinchaycocha, und

südlichen Breitengrade aus

dem

schreibung meiner ersten Reise im Hochlande wurde erwähnt, wie auf

dem Wege von

ii.

bei der Be-

man

Cerro de Pasco nach Chicila den Ausfluss dieses

Sees auf einer Brücke überschreiten und acht Leguas weiter unten an einer Furt durchreiten muss.

Namen, sondern

Er führt dort noch nicht seinen späteren

Upa-mayo,

heisst

d. h,

der

stumme

Fluss,

geräuschlosen Hingleitens; weiter unten wird er Rio de

nach seinem erst

Eintritt in

oberen,

Er mündet

nördlichen Ende,

Stadt Jauja.

In

dem

seines

Oroya, und

das Thal von Jauja nach dieser Stadt genannt,

nach seinem Austritt aus dem Becken wird der

gebräuchlich.

wegen

la

in

Name Mantaro

das Thalbecken von Jauja nicht an dessen

sondern von der Westseile unterhalb

der

nördlichsten Teile des Beckens hat sich noch ein

Rest des Wassers erhalten, das einst das ganze

füllte,

der kleine, aber

Der See von Chinchaycocha oder Junin und der aus ihm entspringende Fluss in seinem Laufe durch das Thal von tiefe

See von Paca.


tyS

I^^s

bezeichnen

Jauja

Hochland von Süd-Peru.

Längsachse

die

Bodenvertiefung

der

halb des Cerro de Pasco bis in die

beiden Ketten

sind

hier

zwischen

der

vom Knotenpunkte

ober-

Gegend unterhalb Huancayo.

Die

Küstenkette und der Kette des Andesgebirges

einander nahe und laufen

auf der

parallel,

Ebene von Junin sieht man die Schneespitzen zu beiden Seiten des Weges. Aber nur auf dieser verhältnismässig kurzen Strecke scheint die Teilung des Gebirges in Küsten- und Andeskette gerechtfertigt; denn nördlich vom Knotenpunkte des Cerro de Pasco zerfällt die Bergmasse in vier Züge, und südlich von Huancayo werden die Spaltungen noch weit mannigfacher. Während die Küstenkette ungefähr dieselbe Richtung beibehält wie früher, nur dass sie der Einbuchtung

des Meeres entsprechend mehr nach Osten zurückweicht, treten an die Stelle der vorher mit ihr gleichlaufenden d,

Andeskette eine Anzahl quer, von Westen nach Osten laufende Höhenzüge, die den Mantaro

h.

Krümmungen zwingen,

zu seinen grossen

Weiter im Süden,

durchbricht.

überhaupt keine

sich

So

man

oft

man

diese sie

nicht

eine

besteht aus

in

Höhe

gelangt,

sich auf allen Seiten

Erst jenseits des

Schneebergen, welche

sie

an zwei Stellen lassen

bestimmter Richtung laufende Ketten erkennen.

auf eine bedeutende

blick gestattet, sieht

umgeben.

in

bis er

Gegend von Ayacucho,

der

in

Pampas

die einen freien Über-

von einem Chaos von Bergen

erscheint wieder

als Cordillera oriental

eine Reihe

von

bezeichnet wird; doch

ist

bestimmter Richtung fortlaufende Kette, sondern

Gruppen von Bergen,

die als Ausläufer

Gebirgsstocks betrachtet werden können.

des östlichen

Dieses sind die Berggruppen,

die sich dem Blicke des Wanderers auf der Reise von Kusko nach Ayacucho darbieten. Auf dem Wege von Huancayo nach Jauja kommt man nach dreistündigem Ritte zuerst durch das Dorf San Gerönimo, über welches nichts zu bemerken ist. Eine Legua weiter folgt Concepcion, ein freundliches Städtchen in fruchtbarer licher

Entfernung

vom

Flusse

Gegend, welches, wie Huancayo,

am

in ziem-

Fusse der östlichen Thalwand

liegt,

Winden geschützt ist und sich daher eines milden Klimas erfreut. Ich ritt an diesem Tage noch etwas weiter bis zum Orte Matahuasi, vor

wo nach

der Aussage meines Arrieros reichliches Futter zu haben sein Wir fanden aber erst, nachdem \v\y an zwei Stellen vergeblich

sollte.

angefragt hatten, eine grosse

folgenden

vom

Tage,

in

einem Häuschen, dessen Hof bereits

dass

ich

mich

in

Leider

erfuhr ich erst

am

Matahuasi nur eine kleine Legua

Ocopa befunden hatte. Ich hätte dasselbe bequem erund meine Reise ohne Zeitverlust fortsetzen können. Ocopa

Kloster

reichen

Unterkommen

Herde von Eseln beherbergte.




Von Huancayo nach

Chicila.

577

von Matahuasi, am Ausgang eines kurzen Thals, doch sind

liegt östlich

Gebäude vom Wege aus

nicht sichtbar. Das Kloster wurde unter der Kolonialregierung gegründet und nach der Lostrennung Perus von

die

Spanien verlassen.

Ariele

Jahre wohnte daselbst nur ein Laienbruder

der die Kirche hütete, und erst in den vierziger Jahren wurde es von neuem durch spanische Mönche bevölkert. Das Kloster Ocopa ist die

Hauptstation

am

der

Ostabhang

Missionäre,

Andes

der

die

zur Bekehrung der wilden

ausgesendet

werden.

Stämme

Die Arbeit dieser

und opferfreudigen Leute war zu allen Zeiten sehr undankbar und von geringem Erfolg gekrönt, denn wieder-

glaubenseifrigen gefahrvoll,

holt

wurden die Bekehrten

ihres

neuen Glaubens und der

Civilisation

überdrüssig und kehrten wieder zu ihren früheren Lebensgewohnheiten zurück.

Viele Missionäre verloren ihr

Leben

bei den Aufständen der Ein-

geborenen, deren verderblichster die Erhebung unter Juan Santos war, eines Indianers, der sich für einen

Am

Morgen des

ii.

ritten

Nachkommen wir

weiter

Jauja an, dessen Kirche mit zwei weissen

Entfernung

sieht.

Es wurde

im Thale des Mantaro

der Inkas ausgab.

und kamen

um

Türmen man schon

Mittag

in

aus weiter

bereits bemerkt, dass Jauja nicht eigentlich

liegt,

im

sondern

nördlichen Teile des See-

beckens, in welches der Fluss von Westen her, aus einem engen Thale

kommend, einmündet.

Bei der Lage der Stadt am Fusse kahler Höhen, und den von der Cordillera her wehenden Winden ausgesetzt, ist das Klima rauh und unfreundlich, dessenungeachtet aber ist sie der besuchteste

klimatische

weniger ihren

am

Hauptstadt

Kurort der Republik.

natürlichen

nächsten

Vorzügen

liegt

als

und dass

Sie

verdankt ihren Ruf

dem Umstand,

dass sie der

daselbst den Brustkranken, die

im Hochland Wiederherstellung ihrer Gesundheit suchen, mehr Bequem-

werden

als in Concepcion und Huancayo. Als würde Concepcion weit mehr zu empfehlen sein als Jauja; denn dort ist die Luft ebenso trocken und erfrischend, und da der Ort vor rauhen Winden geschützt liegt, würde er einen weit angenehmeren Aufenthalt bieten, wenn die Kranken dort ein passendes

lichkeiten

geboten

klimatischer

Kurort

Unterkommen

fänden.

Im allgemeinen

ist

die

Höhe über dem Meere,

auf welcher das ganze Thal liegt (3480 Meter), nicht die für Tuberkulöse zusagendste.

Bessere

Heilerfolge

werden an weniger hochgelegenen

Orten beobachtet, zwischen gooo und 10 000 Fuss, Luft bei

gleicher

in

Thälern,

Trockenheit weniger kalt und bewegt

ist.

wo

die

Solche

sich am Westabhang der Küstenkette im. Süden Perus, Socoroma in der Nähe von Arica und Torata in den Altos von Moquehua. Die Besserung im Allgemeinbefinden von Lungenleidenden

Orte z.

finden

B.

Middendorf. Pciu

III.

,y


Das Hochland von Süd-Peru.

578

noch nicht zu weit fortgeschrittener Krankheit,

bei

nach einem

schon

einmonathchen

nur

daselbst

die

Aufenthalte

eintritt,

öfters

über-

ist

raschend und zuweilen ganz erstaunlich: Appetit und Verdauung heben Hustenreiz und Auswurf vermindern

wenig Tagen,

nach

bereits

sich

und die Körperfülle nimmt zuweilen Kranken kaum wieder erkennt. Es scheint in der That, dass an diesen Orten eineVernarbung der Kavernen und vollständige Heilung

sich stetig, das Fieber verschwindet

man

so zu, dass

die

der Krankheit möglich sein würde, eine solche wird jedoch nur sehr selten, nie

vielleicht

Hochthäler

von den

denn das Leben in der Abgeschiedenheit der und die gewohnten Bequemlichkeiten werden

erreicht,

so eintönig

ist

Kranken so

vermisst,

dass sie sich in der Regel mit einem

wo

begnügen, zu früh an die Küste zurückkehren,

erzielten Halherfolge

binnen kurzem die Frucht des gebrachten Opfers wieder einbüssen.

sie

Ausnahme Das aus dem Mehle selbstdunkel, grob und schwer. In

In den meisten Ortschaften des Hochlands, vielleicht mit

Ayacucho,

von

das

ist

Brot

schlecht.

gebauten Weizens bereitete Gebäck ist

wird

aus

um

an,

Pardo

ist

das Brot weiss, porös und leicht wie an der Küste,

Jauja

welcher glaubte, dass durch den Bau einer Eisenbahn von der

des Mantarothales bestritten werden würde.

feldern

und

brauchsartikel, den Jauja

Lima

also

zu

die in dessen

Markte bringen,

anfangs

sind

Eier.

den Weizen-

Der

einzige Ver-

Umgegend gelegenen Die

Hühner

haben

Orte sich

im Hochland akklimatisiert, was die spanischen An-

vortrefflich

siedler

es

anzudeuten, in welchen Täuschungen der unglückliche Präsident

lebte,

Küste nach Jauja der Mehlverbrauch der Hauptstadt aus

in

denn

Wir führen diesen Umstand

chilenischem Mehle gebacken.

nicht

für

möglich

hielten;

denn

in

dem Gesuch,

in

von Jauja den Statthalter Pizarro um Verlegung ihrer Kolonie an die Küste baten, führten sie als einen ihrer Gründe dafür an, dass die Hühner daselbst wenig Eier legten und

welchem

die ersten Bürger

nicht brüten wollten.

Die Stadt

ist,

wie

Peru, regelmässig ausgelegt.

alle in

von genügender Breite schneiden sind

ziemlich

sich in rechten

Die Strassen

Winkeln, die Häuser

gut gebaut, haben gewöhnlich ein Erdgeschoss von un-

gebrannten Backsteinen, einen Oberstock von Fachwerk und sind weiss getüncht.

In der Mitte der Stadt

daran die Kirche mit zwei

von weitem besser ausnimmt

die sich \n

der Mitte des Platzes

Garten das

liegt

Türmen und

umgeben.

eine

sehr

gut

ist,

als

der

übliche

viereckige Platz,

einer Kupi)el über

aus der Nähe.

dem

Kreuz,

Ein Brunnen

wie überall, von einem kleinen umgitterten

Unmittelbar gehalten,

in

am

Platze liegen zwei Hotels,

davon

der That das einzige gute Gasthaus,


Von Huancayo nach

Chicila.

^JQ

La Paz

das

ich

im Hochland

mit

soll

den übrigen Städten kein Vorwurf gemacht werden,

der Fremdenverkehr

gering

so

Aufnahme

Privathäusern

seitdem ich

antraf,

Dadenn da Reisenden in

verlassen hatte.

und zudem fast alle haben die Gastwirte einen schweren

ist

finden, so

Die ständige F.inwohnerzahl beträgt nur 2800.

Stand.

und Huancayo scheinen von

Jauja

des Mantarothals gewesen zu

alters

her die beiden Hauptorte

dem

letzteren Orte finden sich

In

sein.

allerdings keine Überreste alter Bauten, welche beweisen, dass daselbst

schon alter

früherer Zeit eine Stadt gestanden habe;

in

Wohnplatz

ist,

man schon von weitem

sieht

dass aber Jauja ein aus den Ruinen einer

Ringmauer, welche die hinter der Stadt gelegene Höhe umgiebt. die

Spanier

in

Peru ankamen, war Jauja eine volkreiche Stadt.

befand sich einer der tapfersten Heerführer Atahuallpas, mit einem Heere von 30000 Mann,

Hernando

als

Als

Dort

Challcuchima,

Pizarro von seinem

Pachacamac zurückkam. Er Hess den indianischen Fürsten auffordern, mit ihm nach Cajamarca zu seinem gefangenen Könige zu kommen, und als Challcuchima sich dessen weigerte, begab sich Hernando selbst nach Jauja und bewog den Häuptling, mit ihm zum Lager der Spanier zu reisen: zu seinem Verderben, denn wenige Monate später Ritte nach

Hess ihn Francisco Pizarro, als des Verrats verdächtig, kurz vor seinem

Einzug

Kusko im Thale Sacsahuana verbrennen.

in

In

gründeten

Jauja

peruanischem

die

Im

Boden.

Spanier

ersten

zweite

ihre

Bande

dieses

Niederlassung

Werks wurde

auf

erzählt,

wie die ersten Ansiedler von Jauja an den Statthalter Pizarro das Gesuch richteten, ihre Kolonie an einen Ort der Küste verlegen zu dürfen,

und wie Pizarro und

sprach

sie

schreiben den überall

j

nach

Namen

an die

der

dahin

Gründung von Lima ihrem Wunsche

versetzte.

Die

alten

des Orts Xauxa, daher er

Stelle

des x getreten

ist,

spanischen jetzt,

ent-

Chronisten

da im Spanischen

Jauja geschrieben und auch

von den Eingeborenen dementsprechend ausgesprochen wird, also nach deutscher

Aussprache wie

Aussprache unreines X,

um

s

»Schauscha«, giebt,

Ursprünglich jedoch war die

»Chaucha«.

denn

die Spanier,

bedienten sich nach

dem

in

deren Sprache es kein

Beispiel der Portugiesen des

diesen Konsonanten zu bezeichnen.

Nachdem

ich etwas geruht, die Stadt

durchwandert und von einem

benachbarten Hügel photographiert hatte, Hess ich wieder

an diesem Tage noch einige Leguas weiter zu des nächsten Tages,

massen abzukürzen.

die

sonst

Der gerade

eine öde unbewohnte

etwas

reiten,

satteln,

und

um

die Reise

lang ausgefallen wäre, einiger-

Weg von

Jauja nach Chicila führt über

Puna nach der Oroyabrücke, auf welcher 37*

man


Das Hochland von Süd-Peru.

58o

den Mantaro überschreitet. Die Entfernung beträgt zwölf lange Leguas und auf der ganzen Strecke findet der Reisende weder Obdach für sich noch Nahrung für seine Tiere. Da meine Pferde einem so anstrengenden Marsche nicht gewachsen schienen, so zog ich vor, diese Tagereise zu teilen, einen kleinen Umweg zu machen und auf diesem die Stadt Tarma zu besuchen. Diese liegt lo Leguas von Jauja entfernt, und von Tarma bis zur Oroyabrücke werden 6 Leguas gerechnet. Tarma liegt nicht mehr im Becken von Jauja, sondern beide Orte sind durch eine hohe Puna getrennt, w'elche die Wasserscheide verschiedener Flussgebiete bildet, die sich später, aber erst nach einem langen Laufe, vereinigen. Der Weg dahin führt zunächst durch ein breites, flaches Thal, ebenfalls der Boden eines ausgetrockneten kleinen Sees, dessen AusDas Thal scheint fruchtbar, ist gut fluss in den Mantaro mündet. Als nach dreistündigem Ritte der angebaut und ziemlich bevölkert. und suchte fand ich Unterkommen in einem am Wege Tag sich neigte, stehenden, halb verbrannten Hause, nahe bei dem Dorfe Yanamarca Der Ort liegt schon nahe am Fusse des (zu deutsch Schwarzburg). Gebirges, welches wir am folgenden Tage zu übersteigen hatten. Gegen Mittag erreichten wir den höchsten Punkt der Puna, die sogenannte Apacheta, was man, wie immer bei solchen Bergübergängen, aus vielen kleinen Steinhaufen ersieht, welche die abergläubischen Indianer an den

Weges zusammentragen. Der Pass wird Pukuska K'asa die geblasene Lücke genannt (4280), da man bei der Ankunt't daselbst von einem starken Ostwinde empfangen wird. Man erblickt von Seiten des

hier,

durch

nur

ein

flaches

Kamm

bedeckte Gipfel, den

Thal geschieden,

mehrere hohe schnee-

der eigentlichen Andeskette, welche weiter

nördlich

vom Thale

dann

in

einem langen Thale wieder langsam bergab,

hoch

am Bergabhang Tarma

die Stadt

Gegen

3

in

bis

Man

reitet

zuletzt ziemlich

zum Dorfe Tarma -Tambo, von wo aus man

freundlich

Uhr langte

freundschaft

des Chanchamayo durchbrochen wird.

inmitten

grüner Felder

gelegen erblickt.

und brauchte keine PrivatgastAnsi)ruch zu nehmen, denn es giebt dort ein paar ich

daselbst

an

ziemlich gut gehaltene, wenigstens reinliche Gasthäuser, in deren einem,

Hotel

de Globo, ich mein Quartier nahm. Wiewohl ich an diesem Tage nur acht Stunden zu Pferde gesessen hatte, fühlte ich mich müde und erschöpft. In der Jugend gewöhnt man sich an Strapazen und erträgt sie

durch stärkt,

um

so leichter, je länger sie dauern.

Übung und Anstrengung werden

Später w^ird das anders:

Muskeln nicht mehr gesondern die Glieder anstatt geschmeidig nur ungelenkig und

schmerzhaft.

die




Von Huancayo nach

rgj

Chicila.

Die Stadt Tarma

liegt auf ii° 25' südl. Breite und 3080 Meter über Meere am kleinen Fluss Chanchamayo, welcher am Fusse des Höhendem entspringt, den wir zugs eben überschritten haben. Da dieser Fluss

zum Perene

später

hört

sein

wird und sich mit

dem Apurimac

verbindet, so ge-

zum OstDer Anfang desselben und die Stadt Tarma liegen von der Kette, welche vom Chanchamayo durchbrochen

Thal hinsichtlich

seiner Wasserscheide

allerdings

abhang der Andes. aber westlich

Tarma

wird.

ist

namigen Provinz, wohnern, der

freundliches

ein

Thale

Es

beschränkt.

ist

rings

ist

Bergen, daher das Klima hier weit milder

des Departements, der seinen

gehört,

mit

4000 Ein-

denn

Die Strassen sind etwas eng,

meist hellen Mestizen,

Raum im

Hauptort einer gleich-

Städtchen,

zum Departement Junin

die

ist

umgeben von hohen

als in Jauja.

Sitz eigentlich in

Der Präfekt

Cerro de Pasco haben

lebt aus diesem Grunde gewöhnlich in Tarma. Aus demselben Grunde aber ist Tarma trotz seiner hohen Lage als klimatischer Kurort für Lungenkranke nicht geeignet, denn nicht nur steigt die Tagestemperatur im Sommer bis zu 28—30° und senkt sich auch im Winter sollte,

sondern

selten unter 12°,

die Luft

ist

zuweilen

daselbst

schon

sehr

feucht.

Zu welcher

Zeit sich

liessen, ist nicht bekannt,

die

und.Cieza de Leon, der dieselbe

Stadt,

Namen »Tarama Gebäude

.

bemerkt,

anführt,

aposentos

Kolonialzeit entstanden.

in

dass

Sie

ist

ganz neu,

besteht darin, dass sie den

am Ostabhang

der Andes

Inkas

Von d. h.

nieder-

diesen

daselbst ist

dem

grosse

nichts

mehr

während der spanischen

erhob sich früh zu einer gewissen Blüte

scheint ansehnlicher gewesen zu sein als

diese

Gegend

seiner Chronik unter die

besessen hätten.

übrig, die gegenwärtige Stadt

und

ersten Spanier in dieser

aber schon vor ihrer Ankunft stand hier eine

jetzt,

denn

ihre Wichtigkeit

Handelsverkehr zwischen Lima und den

gelegenen

waren ehemals zahlreicher

als

Niederlassungen jetzt.

vermittelt,

Die dort aus

und

dem Hoch-

herabkommenden Thäler sind sehr fruchtbar, und da sie sich ebenso angenehmen als gesunden Klimas erfreuen, so waren dort nach und nach viele Haciendas entstanden, in denen ZuckerDer gedeihrohr, Cacao, Coca, Kaffee und Baumwolle gezogen wurde. gebirge

zudem

lichen

eines

Entwicklung dieser Niederlassungen

standen jedoch

zu

allen

Mangel an Wegen, um die Landeserzeugnisse zu Markte zu bringen, und die unmittelbare Nach-

Zeiten

zwei Hindernisse

entgegen:

barschaft wilder Völkerschaften,

der

welche die weiter abwärts

gelegenen

Wälder bewohnen. Diese Gegenden, die früher allerdings schon von Missionären be-


Das Hochland von Süd-Peru.

582 sucht worden waren,

sind doch

erst

neuerer Zeit genauer bekannt

in

geworden, und zwar hauptsächlich durch den Ingenieur Arthur Wertheman, von dessen kühnen Fahrten auf dem oberen Maranon wir früher

Der kleine

berichtet haben.

der dortigen

Fluss,

an welchem

Gegend nach dem Namen

Tarma

liegt,

wird in

Er wächst

der Stadt benannt.

Aufnahme mehrerer Nebenflüsse, durchbricht die Berge der Ostkette in einem abschüssigen, felsigen Thal und führt nun den Namen Chanchamayo. Etwas weiter unten wird er von Norden her durch einen grösseren Nebenfluss, den Utcumayo verstärkt, und einige Leguas weiter thalabwärts durch einen ebenso wasserreichen von Süden her, den TuUu-

rasch durch

An der INIundung dieses letzteren liegt das Fort San Ramon,. zum Schutze der in den Thälern des Chanchamayo und TuUumayo

mayo. das

gelegenen Ansiedelungen errichtet worden

Die

ist.

Ramon im

der zwei Leguas unterhalb San

letzte

derselben

ist

Jahre 1870 gegründete Ort

linken Seite des Chanchamayo auf einer etwa Ebene am Ufer liegt. Fünf Leguas weiter thalabwärts von links kommend, der Fluss Paucartambo mit dem

La Merced, welcher an der 100 Fuss hohen vereinigt

sich,

Chanchamayo.

Dieser Fluss

Namens, der Kusko entspringt und

gleichen

in

ist

nicht zu verwechseln mit

der Provinz Paucartambo

sich in

einigung des Paucartambo mit

den Urubamba

in

ergiesst.

dem Chanchamayo

dem

der

Flusse

Nähe von

Durch die Ver-

verUert dieser seinen

Namen und heisst von jetzt an Perene. Der Perene verbindet sich,, wie früher bemerkt wurde, mit dem P2ne — in seinem oberen Laufe und durch ihren Zusammenfluss entsteht der Apurimac genannt 'J'ambo, worauf der Tambo mit dem Urubamba den Ucayali bildet. Der aus dem Chanchamayo entstandene Perene hat meist starkes Gefäll und ist reissend; nur auf einer kurzen Strecke oberhalb seiner Mündung in den Ene kann er mit kleinen Dampfschiffen befahren werden. Im Lhalgebiet des Paucartambo findet sich der schon von den

Missionären Berg, an Berg, von zuerst

oft

erwähnte Cerro de

welchem eine

dem

breite

la

Sa),

Ader von

die Indianer aus weiter

ein ziemlich hoher,

Steinsalz zu

Umgegend

Tage

tritt.

ihr Salz beziehen,

spitzer

Dieser

wurde

im Jahre 1635 von einem Franziskanermönch namens Jimenez und der Pater Amich giebt in seinem Compendio histörico

entdeckt,

de

las

Misioncs die Breite der Steinsalzlager zu 30 Ellen an.

Der Chanchamayo %var bereits bis zur Mündung des Paucartambo bekannt, als Wertheman 1874 im Auftrage der Regierung übernahm, den weiteren Lauf des Flusses zu erforschen und zwar durch eine Fahrt auf Flössen.

Da

die Indianer der

umzugchen verstehen, so

liess

Gegend

nicht mit solchen Fahrzeugen

man Ruderer von Chasuta am Huallaga


Von Huancayo nach

kommen,

die mit der Steuerung

ihres Flusses

Chicila.

rg--

von Flössen durch die Stromschnellen

Man

von Jugend auf vertraut waren.

liess sie

über Parä

und Panama nach Callao bringen und von da nach Tarma. Mitte November waren die Vorbereitungen beendet und am 26. verliess Werthe-

man

den Ort La Merced.

Mut und Ende, gleich nachdem Der Fluss war durch Regen angeschwollen und sie begonnen worden. sehr reissend; kaum eine halbe Stunde nach der Abfahrt wurden die Flösse gegen Felsen geschleudert und umgestürzt; Wertheman selbst war nahe daran zu ertrinken, alles Gepäck und die Instrumente wurden mit

drei Flössen

Hoffnung unternommene Fahrt nahm

Allein diese voll

ein jähes

verloren.

Wertheman liess sich durch sein Missgeschick keineswegs entmutigen. Durch beharrliche Bemühungen setzte er es bei der Regierung durch, dass eine neue Expedition zur Erforschung des Perene beschlossen und

deren Führung ihm anvertraut wurde. Im Oktober 1876 finden wir ihn von neuem am Chanchamayo mit Vorbereitungen zu seiner Fahrt beschäftigt, zu

Er

lassen.

zwischen

welcher liess

man wiederum

Indianer

vom Huallaga

hatte

kommen

dieselben zunächst mit kleinen Flössen eine Probefahrt

La Merced und

auf welcher Strecke

er

der

Mündung

des Paucartarnbo unternehmen,

Nachdem

zwei Jahre zuvor verunglückt war.

diese Probe glücklich von statten gegangen war,

liess

er vier grössere

Flösse bauen und schiffte sich auf denselben mit seinen chasutinischen

Ruderern und militärischen Begleitern am 4. November ein. Schon am nächsten Tage kamen die Reisenden durch schluchtartige Verengerungen des Flussbetts, sogenannte Pongos, mit vielen Stromschnellen, die indessen ohne Unfall zurücklegten. sie

Am

durch lautes Brausen gewarnt, dass

sechsten sie sich

Wasserfällen näherten.

Die indianischen Ruderer hatten eben noch Zeit genug, springen,

um

die Flösse an

sie

Tage jedoch wurden ins

den Klippen zu befestigen.

Wasser zu

Eine Unter-

suchung ergab, dass die Fälle und Stromschnellen sich über zwei Leguas und da die Flösse nicht so weit getragen werden konnten, musste man sich entschliessen, sie einstweilen zurückzulassen, den Weg

erstreckten,

wo der Stämme der Flösse

zu Fusse fortzusetzen und das nötigste Gepäck zu tragen, bis Fluss wieder schiffbar wurde.

Dann

liess

man

die

und verband von neuem. Dieselben Schwierigkeiten wiederholten sich später noch einmal, doch waren hier die Stromschnellen kürzer, und es geeinzeln durch die Stromschnellen herabtreiben, fing sie auf

sie

nügte,

am Ufer zu schleppen. Nach manwelchem Wertheman eines seiner Fahrzeuge und Gefechte mit den Eingeborenen zu bestehen hatte, gelangte die Flösse

400 Meter weit

cherlei Fährlichkeiten,

verlor

bei


Das Hocliland von Süd-Peru.

584 er

am

November

14.

zur

am

den Ucayali und

29.

Mündung des Perene zum Maranon. —

In der ersten Hälfte des

18.

in

den Ene,

am

17. in

Jahrhunderts gab es in den Thälern

des Chanchamayo und Perene zahh-eiche Ortschaften und wohlgepfiegte

Pflanzungen von Zucker, Tabak, Cacao und Coca, durch die Missionäre

waren bereits viele der in der Nachbarschaft wohnenden wilden Eingeborenen bekehrt und in Dörfer vereinigt, auch von den noch heidnischen Indianern standen nicht wenige mit den Kolonisten in freundschaftlichem

ohne Scheu

Verkehr und kamen welche

Fortschritte,

die

wieder verloren gingen. Santos,

Mord

einen

drohenden welches

zu

Dieser hatte einen Jesuiten auf dessen

entziehen,

in

sogenannten Pajonal

im

in

die

Gras

mittleren,

paja

huallpa.

Die

er

von

Gegend zwischen

Namen Grasland

führt,

Der Flüchtling gab

sich

dort als einen

letzten Inkas aus und nannte sich Juan Santos Ata-

Indianer

Glauben,

Betrüger

der ihm

dessen Dorfe aufgenommen,

einer bergigen

lag,

sich

Dort wurde

Berghöhen nicht mit Wald, sondern mit

kühleren

bedeckt sind.

Abkömmling des

um

floh,

die Montaiia.

den Flüssen Perene und Pachitea, welche den weil

auf einmal alle

Diener begleitet, beging nach seiner Rückkehr

Namens Quisopongo

Häuptling

eincmi

als

Huamanga (Ayacucho) und

in

Strafe

als

Der Urheber dieses Unglücks war Pedro Juan nach Angabe des Pater Amich, aus der

Gegend von Kusko stammte. Reise nach Spanien

nach Tarma,

der,

Indianer,

ein

bis

Gesittung in jenen Gegenden gemacht hatte,

nach

Pajonals

des

und nach

dem neuen Häuptling

schenkten

dem

verschlagenen

schlössen sich fast alle eben erst

und stellten sich unter seinen Ende des Jahres 1742. Im folgenden Jahre begann Juan Santos seine Macht zu benutzen, griff" die spanischen Niederlassungen am Chanchamayo an und zerstörte das eben erst erbaute Fort Quimiri. Eine Trupi)enabteilung, die Vicekönig Manso de

Bekehrten

an

Dies geschah gegen

Befehl.

Velasco 1745 gegen ihn absendete, vermochte nichts auszurichten, da Zug in der unrechten Jahreszeit unternommen worden war. Im

der

Jahre

darauf ereignete sich dann das schreckliche Erdbeben, welches

Callao und in

]>ima zerstörte,

Anspruch nahmen, dass

und dessen Folgen die Regierung so sehr weder Zeit noch Mittel blieben, um sich

ihr

mit der Unterdrückung des Indianeraufstandes ernstlich beschäftigen zu Erst 1750 wurden wieder ein paar Kompanien Soldaten in Montana gesandt, aber auch diesmal waren alle Anstrengungen vergeblich, da die Wilden in die Wälder zurückwichen. Im Jahre 1752 unternahm Juan Santos, jetzt Herr aller Thäler der Montana und dreist gemacht durch seine Erfolge, einen Zug gegen das Hochland. Er drang

können. die


Von Huancavo nach

Horden Nähe von

seinen

mit in

der

585

nach Andamarca vor, einem Ort des Gebirges

bis

Jaiija

Er begnügte

springt.

Chicila.

in

der Gegend, aus welcher der Pangoa ent-

jedoch damit, die Ortschaft zu zerstören und

sich

das Vieh der Bewohner mit sich fort zu nehmen, denn seine an heisses Klima gewöhnten Krieger konnten die Kälte der Puna nicht ertragen. Dies ist die letzte Unternehmung, in welcher der Name des gefürchteten

kannt

falschen

Inka genannt wird, über dessen Ende nichts be-

ist.

Nach diesem Indianer-Aufstand, Ostabhange der Andes als dreissig

in

zerstört wurden,

Jahre ganz verlassen;

erst

nach Chanchamayo angelegt und

welchem

alle

blieben diese

am

Missionen

Gegenden mehr

1779 wurde wieder ein Reitweg

das Thal Vitor, ein

1788

des

'l'eil

Im Jahre 1846 wurde am Zusammenfluss des Tullumayo mit dem Chanchamayo ein kleines Fort zum Schutze der Kolonisten gegen die Wilden erbaut, welches dem

Thals des TiiUumayo von neuem besiedelt.

damaligen Präsidenten Dieser

erhielt.

Ramon

Castilla zu

Militärposten

Ehren den Namen San Ramon an

damals

lag

der

Grenze

An-

der

siedelungen, welche sich jedoch seitdem weiter thalabwärts ausgedehnt

La Merced am wärtig sich

Ramon wurde 1869 die Ortschaft Chanchamayo gegründet, welche gegen-

Zwei Leguas unterhalb San

haben.

die

linken Ufer des

ansehnlichste

geworden

Die Zahl der Haciendas hat

ist.

noch weiter vermehrt und

neuerdings

bei

der Ergiebigkeit des

Bodens würden ohne Zweifel weit ausgedehntere Strecken urbar gemacht werden, wenn diese Gegenden durch eine Fahrstrasse mit Tarma verbunden wären. Die Anlage einer solchen ist allerdings schon seit lange beschlossen, aber bei der bedrängten finanziellen Lage, in welcher

Land gelassen gekommen.

der Krieg mit Chile das zur Ausführung

Am

13.

hat,

Juni brach ich ziemlich spät

am

ist

der Bau bis jetzt nicht

Vormittage von Tarma

da die Strecke, die ich an diesem Tage zurückzulegen war.

Der

Weg

führt

am

Ufer

hatte,

auf,

nur kurz

des Flusses aufwärts in einem engen

aber wohl angebauten und bevölkerten Thal und verlässt dasselbe erst auf der Höhe, schlucht

die

wo

der

Baumwuchs

Puna zu erklimmen.

Quellen des wasserreichen Baches, später

zum Chanchamayo

wird.

In

um

dieser

dem man hervor

in einer steileren

Gegend

Neben-

finden sich die

bisher gefolgt

Sie brechen

denen Seiten aus dem Kalkfelsen kleinen Fluss.

aufhört,

ist

und der

auf einmal von verschie-

und bilden sogleich einen

Die Puna, welche das Thal des Chanchamayo von ungefähr hundert Meter höher

dem

der Pass

des Mantaro scheidet, ist Pukuska K'asa. Wenn man auf dem höchsten Punkte derselben anals


Das Hochland von Süd-Peru.

586

Tarma und der OroyaWiederum erschienen hier die Blümchen der armen, aber mir allmählich lieb gewordenen Flora der Puna, die be-

man

langt, hat

brücke

zwei Drittel der Strecke zwischen

zurückgelegt.

dem Grase

scheiden

aus

Saxifrage

(Pencachi),

Stiele

denn

Male,

überschritt,

die

steinig

ist

Ich sah

Küstencordillera, die ich

am

sie hier

zum

nächsten Tage

Der Abstieg vom Pass

und öde.

einer

an teppichartigen Aus-

breitungen kurzer Wurzelblätter geheftet schienen. letzten

Sternchen

und grosse goldgelbe,

Gentianen

weisse

Kompositenblumen, die ohne

sternartige

weissen

hervorblickenden

kleine

in

das Thal

und interessant durch die kühnen Formen der senkrecht aufgerichteten Kalksteinlager am Wege. Man reitet an einem kleinen Flusse, der ringsum von hohen Bergen eingeschlossen

des Mantaro

zu

etwas

ist

scheint

sein

und

steiler

sich

sieht

plötzlich

dessen Nähe vermutet zu haben. die

Ufer des Mantaro, ohne

Oroya, und die Drahtbrücke, die den Fluss überspannt,

Ortschaft

wird ebenso genannt.

Verbindung

am

Einige Hütten, die dort liegen, bilden

der

Dieser

beiden

Name stammt

Ufer

wo

die

Seile

von

aus früherer Zeit,

Mantaro nur aus einem

des

bestand, an welchem Reisende und Waren in einem Korbe befördert wurden, während die Tiere den Fluss durchschwimmen mussten. Ein solcher aus ungegerbter Ocb.senhaut angefertigter Korb

Agavenfasern

Die jetzige Brücke besteht aus

Landessprache Oroya.

der

heisst

in

sechs

Drahtseilen,

von denen

den Boden der Brücke tragen und

vier

Der Boden der Brücke wird, wie gewöhnlich, dünnen Baumstämmchen und Zweigen gebildet, die mit durchflochtenen Streifen von Ochsenhaut verbunden sind. Die Brücke ist gut gehalten und schwankt wenig. Am linken Ufer unter einem überhängenden Felsen wohnt in einer Hütte der Hüter und Heber des

zwei als Brustwehr dienen.

aus

An

Brückengeldes.

der

rechten

Seite

steht

wird.

dass

von

Alles,

man

was man dort

in

dem etwas erhöhten Namens Ferro gehalten

auf

Uferrand ein Hotel, welches von einem Italiener dieser Einsamkeit

bekommt,

ist

hohen Preise dafür gern bezahlt. Das Thal des Mantaro in der Gegend der Oroyabrücke

hohen

Kalksteinbergen

schöner Fluss

Der

begrenzt.

Mantaro

von durchsichtigem, blauem Wasser,

der Pachachaca,

Weg

so gut,

die etwas

weniger wasserreich

von Kusko überschreitet.

Von

als

selbst

ist ist

eng, ein

etwa so stark wie

der Pampas, da

wo

ihn der

der Oroyabrücke führt die Strasse

schwachem Gefäll in westlicher Richtung dem Kamme der Küstenkette zu. Der Morgen war kalt, der Boden mit Reif bedeckt, aber der Ritt war angenehm, denn der Weg war gut und führte lange Strecken auf dem bereits aufueschütteten Fisenbahndamm durch

ein

Thal

von






Von Huancayo nach

Nach

hin.

Stunden

vier

cgv

Chicila.

man nach dem Dorfe

gelangt

einem elenden Orte, der durch die Chilenen im Kriege

war und

noch nicht aus seinen Trümmern erhoben

sich

wo

Pacliachacn,

zerstört

worden

Da

hatte.

ich

Nacht zubringen würde, so hess ich den Arriero absteigen und sich nach Nahrungsmitteln umsehen, und es gelang ihm auch, in einer kleinen, von Chinesen gehaltenen Garküche wusste,

nicht

die

ich

.

Hammelkeule

eine

sich

verschaffen,

zu

die

uns

am Abend

gut

zu

kam.

statten

welchem man bisher heraufeinen weiten Grund fort, durch den sich ein ruhig fliessender Bach in zahlreichen Windungen herabschlängelt; die rechte Seite der Gabelung ist steil, der dorther herabströmende wasserreicher und reissender. Der Weg, den man jetzt einschlägt, folgt aber keinem der beiden Thäler, sondern erklimmt die Höhen, durch welche diese von einander getrennt werden. Sobald man oben ankommt, erblickt man bereits in der Ferne die Schneeberge der In Pachachaca

gekommen

Küstenkette,

auf die

Nach Verlauf von trifft

sich das Thal,

teilt

Zur Linken

ist.

drei

setzt

man von Stunden

es

jetzt ist

in

sich

an

man

in

in

gerader Richtung

dort einen kleinen, aber ziemlich langgestreckten See,

der Kettensee

genannl.

Am

zureitet.

deni Fusse derselben nahe und

Huascakocha

Ufer desselben steht ein Tambo,

wo

Haus nicht schon von Arrieros besetzt gefunden, deren Maultierherden in der Nähe am Bergabhang weideten. Wir ritten also weiter und erreichten nach einer halben Stunde eine Anhöhe, von wo wir in einer Schlucht die Hacienda Tuctu vor uns ich geblieben wäre, hätte ich das

Tuctu

sahen. in

ist

ein Bergwerk, der Familie Pflücker in

welcher die Erze der

Lima

gehörig,

der Nachbarschaft befindlichen Gruben auf-

in

Anwesen liegt unmittelbar am Fusse des Passes, Tage Chicila, die Endstation, nicht zu erreichen vermochte, so schien mir das Ratsamste, hier ein Unterkommen zu suchen. Ich begab mich also zum Verwalter, um ihn zu bitten, mich

bereitet werden.

und da

bei

sich

Lima

Dieses

ich an diesem

aufzunehmen, welcher

traf,

Dieser lud mich sogleich

Ende

neigte,

fürchtete,

so

und

ein,

gleichfalls Silbergruben

von

bearbeitet.

mit ihm nach seiner Mine zu reiten, die

sei. Wiewohl sich der Tag bereits zu Länge dieser einen Legua einigermassen doch mit Freuden ein, denn beim Anblick

entfernt

ich

willigte

daselbst unerwartet einen Freund

Gegend

der

in

nur eine Legua weit

ich

als

die

ich

dieses alten Bekannten schien es mir,

als

sei

ich bereits in

Lima

an-

gekomm.en.

Wir näherten uns

also jetzt w'ieder

demselben Passe von Antaranra,

auf welchem ich vor zwei Jahren bei meiner Rückkehr

die Cordillera


Das Hochland von Süd-Peru.

588

Eine halbe Legua oberhalb Tuctu gelangt

Überschritten hatte.

dem

kleinen See

Ufer

das

Namens

Morococha

dem

fleckigen

Die weitläufigen Gebäude dieses Werkes,

Bequemlichkeiten

waren,

ausgestattet

wurden

von

man

zu

dessen

an

See,

gehörige Bergwerk

der Familie Pflücker

ebenfalls

liegt.

(4528)

gleichen

die mit allen

den Chilenen ge-

plündert und zerstört und lagen zur Zeit noch verfallen und unbenutzt.

Bald nachdem wir an Morococha vorüber waren, brach die

und da

herein,

so war es

Dämmerung

den Wendekreisen nur kurze Zeit dauert, Nacht, lange bevor wir die Passhöhe erreichten. Glücklicherweise diese zwischen

war der Mond beinahe

voll

und der Himmel wolkenlos. Die umliegenden

Schneespitzen und die vielen kleinen dunklen Seen glänzten im licht

in

wunderbarer Schönheit,

freuen zu können,

darf

man

allein

nicht zu

um

sich

müde

nicht in der Verfassung, es gebührend zu

Zwar liess ich das mich aber doch

sein.

Schöne nicht unbemerkt an mir vorüber ziehen,

Mond-

landschaftlicher Reize

fühlte

würdigen, sondern war

froh,

vom Hauptwege ablenkten und endlich bei dem Grubenhaus ankamen, wo wir bleiben wollten. Obwohl wir uns hier 17 000 Fuss über dem Meere befanden und dies die beträchtlichste Höhe war, die als

wir

ich bisher erreicht hatte,

allen

blieb ich zu

Atembeschwerden und

beschleunigung. Kartoffeln,

Mit

dem

fühlte

Fleische,

die wir vorfanden,

meiner Verwunderung

von

frei

auch weder Kopfsehmerz noch Puls-

und einigen

das wir mitgebracht,

kochte uns eine junge Indianerin

eine

bescheidene Suppe, die wir nach den Strapazen des Tages mit grossem

Behagen vermehrten. Nach dem Nachtmahl betteten wir uns auf Matratzen

am Boden, begraben unter einer Last von Decken, kaum auf dem Lager umwenden konnte. Allein war

nötig,

denn

es

wurde

man

dass

so

sich

solche Verwahrung

bitter kalt in der xVacht.

Ein nebelfreier Morgen gewährte einen klaren Überblick der Gegend,

deren Umrisse sich bei Mondbeleuchtung nur verschwommen erkennen

Die Silbermine »Vulkane- liegt ungefähr eine halbe Legua vom Hauptwege, von welchem sich der dahinführende Pfad auf dem Passe Antaranra abzweigt. Die Höhe des Passes beträgt 4S30 Meter, Hessen. südlich

Meter mehr als Grube Vulkan befindet

also 300

die

von Morococha.

sich

etwa

200 Meter

20 Meter weit durch Gletschereis gehauen. soll

in

Der Eingangsstollen der über

dem

Diese Mine

früheren Zeiten reiche Ausbeuten gegeben haben.

lange Jahre verlassen gelegen hatte, Besitzern die Arbeiten wieder sich heraus,

dass ein

sind neuerdings von

aufgenommen worden.

grosser Teil

des Berges

Passe und

ist

sehr

alt

Nachdem den

Dabei

ist

und sie

jet/.igen stellte es

ausgehöhlt und die in

den oberen Gegenden laufenden Erzadern abgebaut waren;

es

musste


Von Huancayo nach

Chicila.

c8o

daher ein neuer Stollen weiter unten getrieben werden,

um

die in der

Tiefe sich verlierenden Adern zu erschliessen und zu entwässern.

Hinwegräumen von Trümmern fand man von Arbeitern, die

beine, augenscheinlich

Beim

Menge menschlicher Ge-

eine

einst dort verschüttet

wurden,

Nähe derselben Werkzeuge aus Hirschgeweihen zum Ausklauben des Erzes, woraus zu schliessen ist, dass diese Grube bereits vor Ankunft der Spanier in Betrieb war. Werkzeuge aus Bronze sind und

der

in

dabei nicht gefunden worden.

Die gegenwärtigen Eigentümer der Mine, die Gebrüder A. und G. G. den thätigsten und unternehmendsten Bergbaubeflissenen

gehören zu

und der Vulkan ist nicht die Da ihre Werke alle in geringer Entfernung von einander lagen, so schlug mir mein Wirt G. G. vor, dieselben mit ihm zu besuchen, ein Anerbieten, dass ich gern annahm, da die bis Chicila zurückzulegende Strecke wenig mehr als vier Leguas betrug, und ich daher hinreichende Zeit vor mir hatte, um diese Endstation der Eisenbahn und meiner Reise zu erreichen. Wir ritten um 8 Uhr vom Hause des Vulkan fort und gelangten nach einer Viertelstunde zunächst zum Eingang des grossen Kammtunnels der transandinischen Bahn, der auf einer Höhe von 4788 Meter unter der Wasserscheide der Küstenkette hindurchführt. Der Tunnel war damals bereits vollständig durch den Berg gebohrt, hatte aber noch nicht in seiner ganzen Ausdehnung die erforderliche Höhe, als die Arbeiten eingestellt wurden. Rechts neben dem Eingang des Tunnels erhebt sich ein zum Teil mit Schnee bedeckter rötlicher Berggipfel von 5356 Meter Höhe, zum Andenken an den Unternehmer der Bahn Monte Meiggs genannt. dieser an Erzadern sehr reichen Gegend, einzige von ihnen bearbeitete Grube.

Von

hier lenkten wir zu

dem vom

Passe Antaranra herunterführenden

Hauptweg dann links

ein,

eine steile

Bergwand erklommen und zur Grube

in

ritten

auf diesem eine Stunde lang bergab,

ein Seitenthal,

in

Bergwerk, dessen Eingang etwas höher das ergiebigste

liegt

der von den Gebrüdern G.

Elisa gelangten.

als

der Pass,

nungen

für

Ingenieure und Beamte, für

260 beschäftigt wurden.

sowie

die Arbeiter,

Dieses

war damals

Es Gebäude mit Woh-

bearbeiteten Gruben.

befindet sich daselbst ein mit Zinkblech gedecktes

bestehende Ortschaft

und bogen

welchem wir auf einem Zickzackweg

eine aus niedrigen Hütten

deren zur Zeit meines Besuches

Das geförderte Erz

ist

zum

grössten

Teil

Fahlerz mit silberhaltigem Bleiglanz, und der Silbergehalt betrug 50 bis

Der

60

Mark auf den Cajon

in

Südamerika, wird nicht nach Prozenten berechnet, sondern nach so

und so

viel

Erz.

Silbergehalt in Peru,

Mark auf ein Quantum von 60 Zentnern

wie auch sonst

Erz, Cajon genannt.

Die


Das Hochland von Süd-Peru.

rqo

Gesamtausbeute der von den Herren G. bearbeiteten Gruben belief sich Das Erz wird in Stücke zerzur Zeit auf 1500 Zentner Erz monatlich. schlagen, gemahlen, in Säcke gefüllt

und zur Verhüttung nach Europa Schmelzwerke

geschickt, früher meist nach England, jetzt vielfach in die

Der Mangel an Brennmaterial macht eine

am Harz und in Freiberg. Verhüttung im Lande unmöglich, daher nur Erze, deren Silbergehalt die

Transportkosten deckt, Nutzen lassen, ärmere zur Zeit nicht zu verwerten

Aus diesem Grunde war der Bau der transandinischen Bahn für Gruben eine Lebensfrage, denn wenn auch die Frachtsätze derselben hoch waren, so betrugen die Transportkosten auf der Bahn doch erheblich weniger als die Beförderung durch Von den Gruben bis zur Verladung auf der Bahn werden Maultiere. die Säcke durch Herden von Llamas gebracht, von denen jedes gewöhnlich einen Zentner trägt. Die Säcke von je 50 Pfund werden sattelartig ohne weitere Befestigung auf den wolligen Rücken der Tiere sind.

die in dieser (hegend befindlichen

Man

gelegt.

haben

lässt

diese

sich Futter zu

Das

landschaftliche Bild,

Blicke darbietet,

von

umher,

langsam gehen,

suchen und

sie

unterwegs Zeit

Höhe der

das sich von der

verworren.

ziemlich

Kette

ist

fast überall

Trachyt, in

der

durch vulkanisches Gestein verdrängt, nur hie und

gemeinen Zertrümmerung erhalten haben. bilden

Fachmann

Das Kalksteingebirge des Ostabhanges

da bemerkt man noch Lagen desselben, die sich wie Inseln Ursprungs

dem

Die geolo-

Thälern und Schluchten unterbrochen.

gischen Verhältnisse erscheinen einem Beobachter, der nicht ist,

Elisa

überaus grossartig: Schneespitzen und F'elsen rings-

ist

tiefen

dass

so

ihr Unterhalt fast nichts kostet.

nirgends

grössere

Auch

in der all-

die Gesteine eruptiven

gleichartige

Massen:

Porphyr,

Tuff und Konglomerat wechseln mit einander ab und gehen

einander über.

Von

der Elisa ritten wir durch einen flachen Berg-

einschnitt, eine Art Joch, in ein anderes tiefes

der

Weg von

den

Kamm

der Bergstadt Yauli

herabkommt.

der Gordillera etwas südlich

Dieser Pass

liegt

Dieser

überschreitet

von Antaranra und wird nach

einem hohen, aufrecht stehenden Felsblock rada« genannt.

Thal hinab, durch welches

»el

Paso de

5019 Meter über

la

piedra pa-

dem Meere,

ist

also

Etwas weiter unten im Thale der Piedra parada liegt das Bergwerk »el Carmen«, das durch eine Aktiengesellschaft bearbeitet wird. Da indes die Mehrzahl der Anteile

hoher

als

der nördliche und auch

steiler.

sich im Besitze eines Deutschen Namens Prüss befinden, so kann die Grube als dessen Eigentum gelten. Wir statteten dem Besitzer einen Besuch ab und landen ihn in einem sauber gehaltenen, sehr bequem eingerichteten neuen NYohnhause. Ich bemerkte mit Vergnügen die


Der

V'crfasscr

im Reiseanzui^, La

I'az

|88S,



Von Huancavo nach

bescheidene Eleganz

Wohnungen

in

Chicila.

der Behausung

der Peruaner

591

Landsmannes.

dieses

der Hauptstadt

ausserhalb

wird

In den

diese

ge-

wöhnlich vermisst.

Von

der Grube Carmen an wird das Thal

senkt sich stark und nach einer Stunde gelangt einer kleinen Ortschaft,

woselbst die

Wege

abschüssig.

Der Pfad

man nach

Casapalca,

der beiden Pässe von An-

und Piedra parada zusammentreften. A^on hier bis Chicila sind noch 2' Leguas, ein bequemer und interessanter Weg, denn das Thal taranra

-2

ist

zu beiden Seiten von hohen, felsigen Bergen eingefasst.

4 Uhr

wo

langte ich in Chicila an,

von meiner ersten Reise

Das Haus

der Schienen,

ins

als

die

Wohnung nahm.

Nähe des Bahnhofs und der Anblick schien mir

dieses Zeichens der Civilisation,

Augenblicke reizender

Bald nach

wie bei der Rückkehr

wieder,

Hochland, im Hotel Schulz

unmittelbarer

in

liegt

ich

schönste Aussicht von

einer

in

diesem

Berghöhe

und das grossartigste landschaftliche Panorama. Und als ich abends meine müden Glieder auf einem weichen Sprungfederbett ausstreckte, wurde das Behagen des lange entbehrten bequemen Lagers wesentlich erhöht durch den Gedanken, dass ich am nächsten Morgen nicht wieder Denn ich muss dem Leser, der in den Sattel zu steigen haben würde. die Geduld gehabt hat, mir bisher zu folgen, bekennen, dass ich bei aller Genugthuung über die jetzt zu Ende geführte Reise und bei aller Befriedigung init dem, was ich gesehen und beobachtet, doch am Ende des Reisens zu Maultier herzlich müde geworden war. Später verliert sich die Erinnerung an die ausgestandenen Mühsale und Unannehmlichkeiten, und nur die Bilder des Schönen und Interessanten, das man gesehen und erlebt, treten ungetrübt durch das Gefühl des nun vergessenen Ungemachs vor das geistige Auge.

Am der

18.

Juni fuhr ich von Chicila nach

Bahn waren mir wohl bekannt, denn

fahren; allein zu

betrachten

worden allen

sind,

man

zurück.

hatte

sie

Alle Strecken

wiederholt be-

wird nicht müde, die wilden Schönheiten des Gebirges

und zu

Lima ich

die

Schwierigkeiten,

bewundern.

Die

die

beim Bau überwunden

transandinische Bahn

Schienenwegen, die ich gesehen, immer

ist

mir unter

als die ausserordentlichste

Leistung in der Kunst des Wegebaues erschienen.

Der weite Umweg

durch das Nebenthal des Rio blanco, die Felsenschlucht des Infernillo,

Windungen des Abstiegs nach Tamboraqui, der Blick in das Rimakthal und die fern in der Tiefe sichtbar werdende Station von San Bartolome, die kühne Brücke über die Schlucht A'errugas und die merkwürdigen Kurven durch welche die Bahn nach San Bartolome hinabdie


Das Hochland von Süd-Peru.

592 alle

Steigt:

diese Bilder

werden jedem unvergesslich bleiben, der

sie

gesehen.

Übersicht der Hölieu der anf dieser Reise berührten Punkte. Concepcion

3190 Meter

(Pass)

4525 3468

''

Einancasa (Pass)

•>

Vilcas

39^0 3680

Ollantai-Tani'uo

3030

*

Apacheta deChupas.

Ichubamba

35 20

*

Kasacancha (Pass)

»

Tarahuasi

393° 2920

»

Chupas Ayacucho Lamarate

Apurimac

2080

»

Julcamarca (Pass;

2820

»

Ayahuaicu (Brücke)

»

Acobamba

»

Pumaranra

Illanga

4040 2480 2280

Pachachaca

1850

»

Iscuchaca

4520 2910

Cochacajas (Pass)

3630

^>

Tayacasa (Pass)

4020

Huancarama Curamba (Pass) 3740

2995

»

Huancayo

3740 2780

»

Jauja

»

Pukuska K'asa (Pass)

3320 3480 4280

3620

»

Tarma Pampa de Cunca

Puno La Raya Kusko

3815

Molle-Molle bei Curahuasi

.

Pinculluna (Pass)

Patibamba bei Abancay

.

.

.

.

.

Rio Pincus

Cumu

Huilca (Pass)

....

Argama

3295

Andahuailas

3020 435o

Saihuapata (Pass)

Pampas (Brücke)

2960 2206

Calabacero

2450

Chincheros

^I^^ter

>

>

Huaman .

.

.

4200 3460 2410 2755 3681

....

2730

354° 403°

Pukakasa (Pass)

.

.

.

(Pass)

.

.

3240 3480

Oroya

3712

Tuctu

>

Antaranra (Pass)

4340 4830

>

Chicila

3724

''

»


Namen- und

Sach-Register.

(Die Seitenzahlen oline Beifügung der Bändezahl beziehen sich auf den dritten Band.)

Argama, Laguna 547

A.

Abancay,

1, 27 Abascal, Fern., Vicek.

Fl.

Arica, Bucht 2,

Stadt 542

514

|,

Armatambo

402

nehmung

47.

29

127 I,

Aimaräs, Kleidung 317

-

398 Almagro, Diego 1,

31

sein

1,

12

Tod

— I,

526

35

Azapa,

— —

Middendorf, Peru

III.

1,

25

Name 560

Schi. b.

Till,

2,

lo

B.

Balta, Jose, Präsid.

|.

546

2,

202

Banos, Salzquelle 130

Barranca, Fl. 2, Barranco, Ortsch. Barrilla, Erz 405

1

2,

51

120— 396 Bauformen d. Ink. 2, "3 Baumwolle, peruan. 2, 24 Belalcazar, Seb. I, 46 2, 123 176 Bertonio, Lud. 323 Bestechungen I, 98 I, 363 2, 229 Betanzos 445 Bistümer in Peru 1, 64 Blanco Encalada, Gener. 1, 381 Blasco Nufiez Vela, Vicek. 1, 39

— — — —

Gefangen-

Tod

Baiboa, Vasco Nunez 1, 11 Balsa Puerto 327 Balsas del Marafion 193

— —

174

501

XXIII.

Ayahuiri, Ortsch. 436

Chile

Almagro, d. junge 1, 36 s. Tod 538 Alpenglühen 48 Alto Peru 310 Alvarado, Alonso 2, 270 232 Diego 1, 34 Pedro 1, 52 1, 54 2, 123 Amautas 484 Amazonenstrom 242 274 439 Amazonas, Depart 232 Ambo, Ortsch. 134 Ancachs, Dep. Name 70 Ancon 2, 44 Frieden zu 1, 6 Andahuailas, Ortsch. 546 Andamayo, Hac 35 Gräber 37 Anta, Ortsch. 530 Antaranra, Pass 150 587 Anaquito, Schi. b. I, 42 Apachetas 90 345 439 Apuri, Berg 541 Apurimac, Fl. I, 27 9 538 Bevölk. 2, Arequipa, Bahn 2, 235 Gesch. 2, Cathedr. 2, 245 243 Umg. 2, 257 Klima 2, 241 252 Vulk. 2, 264 orco, Berg 523

— —

Ayacucho 559 I, 374 560

Verbreitung 103

Zug nach

1,

2, 67 Augustiner 1, 77 I, 83 1, 294 Äussere Schuld 1, 358 Abkommen mit d. Glaub. 1, 359 Auto de Fe 1, 120

259

Aguamiro, Ortsch. 115

Agua Santa, Schi. b. Aguas calientes 441 Aimarä-Sprache 430

22

1,

181 Ate, Valle de

Acobamba, Ortsch. 567 1,

Hafen

Atahuallpa, Charakter 18 1

AcUahuasi 4S5 Acosta

10 75

Ascope, Stadt 2, 366 Asia, Fl. 2, II

Abra de Cochacajas 545 Abra de Curamba 546 Acapana, Thor v. 381

Agaven 19

2,

— — — —

Bobadilla, Mönch I, 33 Bolivar, .Simon 1, 372

Bolivia,

561

Name 310

Borja, Franc. Vicek. 272 Bromelien 19 191 Brücken im Hochl. 11

I

38


Sach-Register.

594 Buin, Gefecht am 73 Bulnes, Manuel, Gen. 70

Castilla, Sebast.

c. Caballitos 2, 400 Cäceres, Andres, Fräs. |, 400 Cacha, Ortsch. 443 Cacliimayo, Fl 465 Cahuisch, Pass 91 Cajabamba, Ortsch. 286 Cajamarca, Stadt 162 Bevölk. 164 Wege dahin 153 Thalltecken 181 Umgegend 171 heisse Quellen 173

19

174

Cajamarquilla 2, 75 Calancha, Pater 2, 93

2,

Geschiclitl.

I,

2,

Erdheben

42

2,

2,

Hafen Gcsch 2,

Cantagallo, Ruinen 2, 32g Canterac, span. Gener. 561 Can/.a, Kupferm. 2, 162 Cafiaso 2, 333 Tbl.

Marques 2,

Gomez

126

2,

— —

134

Hac Chuquimanco

Ortsch. 2, 132

Fe.st.

Ungara 2, 141 Tumschacaica 29 YanaCiiangol 60 Carbajal, Franc. 1, 37 - 1, 43 |, 46 2, 143 Caraz 27 huara 59

Fest.

Carliuas, Stadt 74

Carludovica palmata

2,

414

Castilla,

2.

Ramon,

sidentsch.

I,

Verb.

Präsid.

537 —

I,

538

I,

535

Prä-

2.

Verbannung 1,530

Tod

416

Ortsch.

Chancaillo, Burg 2, 304 Chancas, Völkersch. loi

Chancay, Hafen

Chanchamayo,

2,

FI.

Chanchan, Ruinen La Rosa 2, 376

I,

540

1,

46 582

26

446

370 Toledo

2,

579

553

Huaca de

377 Schatzgräber 2, 378 Chancos, heisse Quellen 75 Chao, Fl. 2, 12 Charcas, Prov. 309 Chavez, Franc. 1, 58 Chavin de Huantar 93 Tempel 95 Opferschale 100 Götzenb. 99 Chekacupi, Ortsch. 454

Chenchipe F'l. 275 Chicama, Thal 2, 366 Facala, Tulape 368 369 Chicha, Bereitung 74

— —

2,

Casa grande ZuckerpH. 2,

454

de Molle, Bereitung 567 Chiclayo 2, 406 Chicila 2, 73 158 Chilenen, Ausscliw. der Soldaten Rotos Einz. in Lima 2, 63 Chilete, Silberm. 158 Chili, Fl. 2, 240 311 312

252

Carmen, Mine 590 Carrera, Fern. 2, 415 Carrizal, Tambo 208 Casacancha, Gräber 37 Pass 538 Casibos-Indianer 250 Casma 2, 295 Buclit 2, 299 Stadt San Rafael 2, 301 2, 300 Reiskultur 2, 302 Chancaillo 2, 305 Mnjeque 2, 312 Castellano, peso de oro I, 54

66

I,

Challcuchima, ind. Häuptl.

382

2,

Censos 1, 309 Centeno, Diego I, 42 Cepeda, Dr, 1, 41 Cepita, Ortsch. 403 Cerro azul, Hafen 2, 127 Burg 2, 128 Cerro de Pasco, Gesch. 145 Klima 146 Knotenpunkt 140 Stadt 141 Cerro de la Horca 2. 421 Chacay, Pass 26 Chachapoyas 225 Gesch 232 Name 233 Chairo, boliv. Gericht 357 Chala, Hafen 2, 233 Challa,

Seebäder 2, 40 41 Camacho, boliv. Gen. 2, 56 Camana, Ortsch. 2, 1 1 2, 233 Campas, Indianer 250 Canchis, Prov. 442 Candamo, Pedro I, 479 |, 481 Cnngallo, Schi. b. |, 526 Canseco, Pedro, Gen. I, 540 — 2, 200

Cafiete,

Cavello Baiboa, Miguel Cazuela, Gericht 255 Ceja de la montana 225 Celendin, Stadt 185

-

380

388 Calasnique, Eisenl).-Stat. 155 Calca, Ortsch. 508 Calla-Calla, Pass 203 Callao I, 158 Bucht 2, 35

38

49

I,

Caudevilla, Hac. 2, 48 Causa, Gericht 1, 259

Chililaya,

2,

65

Hafen 324

Chillon, Fl. 2,

11

Chimbadores 2, 9 — 2, 328 Chimbote, Hafen 2, 319 — Name iMsenljahn 2, 322 Chinui, Gebiet 2, 290 Kultur Gesch. 2, 382

— — — Sprache

2, 3S8 Thongef. 2, 390 Chinapllanzungen 352 Chincha, Thal 2, 144

Relig.

61

2,

2, 2, 2,

Ortsch,

2,

384 389 415

2,

321

— — —

152


Sach-Register.

Huaca Centinela

beck

145 Chincha-Inseln 2, 2 Chinchas, Völkersch. 2,

— 2,

150

2,

176

2,

raten 2,

370

Chingana, Bed.

Spiele

d.

Chira, Fl. 2, 10 Chita, Ortsch. 502

-

— Gesch. Schi. b.

187

47

2,

Conchucos, Cordillera 46 Condamine, de la 274 Condebamba, Thal 285 Condorhuasi, Pass 35

Cordillera de los

Andes

Conchucos 35

Stadt 45

132 237 Pelagatos 6 Cordoba, Gener. 562 Coricancha 479 Coripata 367 Coroico Stadt 359

RUckford.

201

1,

201

2,

Lima

Chorrillos

1,

480

Mollendo Arequipa Oroyabahn 2, 68

— — —

Pisco-Ica 2, 158 2, 175 transandinische central 1,481 tr. nördliche 154 tr, südliche 301

|,

438

3S0

2,

228

2,

212

Fl. 5

|,

2,

235

2,68

38

584

Erdbeben

|, 139 Erzbistum, erstes I, 109 Espinosa, Lizentiat I, 13 1, 33 Estancias 41 Estete, Miguel, Zahlm. 2, 75 2, 292 klingende Steine Eten, Hafen 2, 405 Stadt 2, Sprache 2, 415 2, 417 Strohhute 2, 414 412

— 89 — 140 — — 46

63 126

— — — — — —

Ene,

Name 409 3

Eisenbahnen, von Meiggs gebaute Arica-Tacna I, XXIV Chimbote 2, 323 2, 366 Lima-Ancon 1, 483 Lima-Callao 1, 478

Encomiendas

Conföderation, peru-boliv. 66 Conibos, Indianer 250

Copacabana 406

201

2,

Rufino, Präs. 1, 536 Einan Kasa, Pass 552

Collque-pocro, Silljerm. 25 Concacha, heil. Steine 541 Concepcion, Ortsch. 577

oriental

2,

— —

Dominikaner 1, 74 I, 284 Dreyfus, August 2, 200 sein Guano-

E.

394

1,

402

Fl.

Echenique, Juan M.

blanca 6

Desaguadero,

Chupas, Schi, b I, 37 556 Chupe, Gericht I, 255 Cieza de Leon 378 2, 109 449 2, 291 2, 115 Cinchona-Arten 354 Ciudad de los Reyes 1, 56 Coati, Mondinsel 421 Cobo Bernabe, Pater I, 72 Wirkung 365 Coca, Kultur 361 Co IIa 309 316 Collcampata 488

central 7

Chinapfl. 351

kontrakt 2, 201

— — — — —

Kusko

Cusipata 482 Cusqui-raimi 483

ChuUpas 49 51 426 Chulumani 368 Chuno, schwarzer 433 weisser 434

Burg

s.

Cusilluni,

D.

Chosica 2, 71 Chucuito 323

Collique,

Cuscahuaico, Thal 503

59

2,

562

Daza, Hilarion, bol. Präs.

b.,

Corro-corro, Stadt 405 Cuelap, Hac. 215 Festung 216 Cuismanco, Häuptl. 2, 289 Cumulca, Pass 280 Cunurani, Berg 437 Curahuasi, Ortscii. 541

Cusco

490 Worts 494 2, 420

Chorrillos 2, 50 Brand 2, 60 Plunder. 2, 64 2, 53

398

Einfuhr Hei-

2,

Chocas, Wasservögel 313 Chocolate del Cusco 512 Cholera 1, XI Chontaquirus, Indianer 250 Choro, Hac. 361

1,

Coropuna, Berg 311 Corpahuaico, Gefecht

108

Chinchaycocha, See 147 Chincheros, Ortsch. 549 Chinchon, Gräfin 353 Chinesen, Augenentz. I, 244 Verbot ders. I, 248 1, 241

Bilder-

595

278

F. Felipillo,

Dolmetsclier 180

Ferinafe 2, 408 Feste der Inkas 481 Fische 1, 518 2, 269 Fledermäuse, Blutsaug. 196 Flösse 321

38*


Sncli-Re^ister.

596

Flusskühe 256 Franziskaner 1, 76 1, 289 216 Frauen, jjeruan., Charakter I, Scliminken 1, 213 Kleidunij I, 214 Versclnvendung I, Schönheit I, 211 217 Frezier, Amedee 1, 130 Fritz, Pater Samuel 273 Fromme Stiftungen I, 85 Frösche 147 2, 33 Früchte I, 581 2, 15 FuentCF, Manuel A. I, 421

— —

Gallo, Insel, Pizarro auf

I,

— —

Gerichte

I, I,

562 108 2, 451

580 408

— —

2

Guarapo, Getränk 128

Huadca, Ruinen 2, 86

Huailas, Ortsch. 55 Callejon 50 55 Huaina Kapac I, 18

Potosi,

1,548

II.

Häfen, natürli he 2, 2 Ilanco Iluallu loi 236 446 Hatun Colla 43 429 Ilaucay pata 475 482 Haustiere 2, 24 Hervay, Ruinen 2, 136 Ilinojosa, Pedro, Admir. I, 44

73

Berg 328

-

Pic 55

121

2,

Huaqui, Ortsch. 401 Huaracondo, Thal 529 Huaras, Stadt 77 Pumacaynn 81 Huarinn, Schi. b. 1, 46 435 Huarmey, Hafen 2, 297 Huascan, Berg 71 Huascar, letzter Inka 1, 18 Huatan, Gott 2, 94 Huaura, Fl. 2, 271 Stadt 2. 272 Huayabamba, Hac. 2S3 Huillcamayo, Fl. 441 Huillcanota, Berg 440 Fl. 441 — unteres Thal 502 Ruinen Huillcas Huaman Ortsch. 552 553 riuincocaya, pampa 312 Huirakocha, oberster Gott 445 Tempel

i

2.

4,

Cacha

Name

105 542 der Spanier 296 2,

Inkn

I.

Ica,

Stadt

I>

2,

159— Thal

2,

155

Thon-

Weinkultur 2, 173 Iglesias, Miguel, Präs. |, 398 2, 60 Ilo, Fl. und Hafen 2, 10 Ilimani, Berg 341 344 Illampu, Berg 32S 344 Illanga, Hac. 544 Indianer, in Lima 1, 223 Aimaras3i7 436 — am Amaz -Str. 249 335 Collas 316 Chunchos 577 436 gef.

— Andeskelte 3 49— — Küstenkette 4 — Landsch, Charakter 15 — Reisen 12 — Wegen Hochthäler 9 — 545 Höhenkrankheit 25 — 109 Höhen- Verzeichnis, Reise 152 — Reise Reise 371 307 — Reise 592 Pflanzen 17

i.

448

3.

Hügel

künstl.

Huamachuco, Ortsch. 289 Marca H. 291 Name 295 Huaman, Fl. 2, 279 Huamanga, alter Name v. Ayacuclio 560 Huanacauri, Berg 498 Huancayo, Stadt 572 Huanchaco, Hafen 2, 363 Huanuco, d. alte 116 d. neue 128 Klima 130 Gesch.

dess. in

Hochland, Allgem.

— —

274

213

Gutierrez, Brüder, Verschwör, ders.

— — —

79

2,

2,

.

Goyeneche, Erzbischof 2, 222 span. General 401 Grau, Miguel, Admir. 2, 56 Guadalupe, Wallfahrtsort 2, 401 Guano 2, 176 Ausfulir 2, 190 Kontrakte mit Gihhs 2, i8off mit Dreyfus 2, 187 — 2, 20i mit Raphael Finduss 2, 195 2, 289 Entstehung 2, 177 Verwendung als Dünger 2, 178 Zusammens. 2, 193 2,

Salinen

131

Guafiape, Inseln

256

Huacra, Thal 65

geistliche I, 107 Giron, P'rancisco, I, 49 Gorgona, Insel I, 15 Götter der Peruaner 497

2,

291 292—445 2,385 Garrüa, Winterneliel |, 171 2, iS Gasca, Pedro de la, Präs. |, 44 Geist). Stand in der Kolonialz. I, 125

Gemüse

Huacho

— — —

— — —

— —

Huallaga, Fl. u. Thal 133 241 237 Provinz 242 Huallanca, Ortsch lio Minen 112

14

Galvez, Pedro, Kriegsm. |, 527 Gamarra, Agustin, Präs. 1, 520 Garcilaso de la Vega 2, 106

Q.

2,

Huacachina. Lagune 2, 163 Centinela 2, 151 Huacas 2, 96 Estanque 2, 92 Juliana 2, loi La Rosa 2, 376 Magdalena 2, 96 Palma 2, 82 Pando 2, 86 San Miguel 2, 91 Toledo 2, 27S

2,

170


Sach-Register.

— —

am Huallaga 248 — am Napo 250 am Ucayali 251 — Vungas 363 11. Inka Manco Juan Santos 584

Indianer-Aufstand,

463

u.

31

im Tupac Amarii 452

Santathal 65 u. Ingavi, Schi. b. 70 Inka-Könige 2, 107 Inka-Post 2, 324 Inka-Strasse 2, 323

1,

473

38

41

282

400

Inquisition

lli

I,

Sonnengott 472 487 479 505' Inti-huatana 481 Inti-raimi 481 Indianer 244 Iquitos, Stadt 244 Iscuchaca, Ortsch. 57° Inti,

Klimatische Kurorte 577 Kloster d. Sonnenjungfrauen 485

Jauja,

577 Javari, Fl.

243

I,

303 53

93

Stadt

246

— — Küstenland, Flüsse 9 — Früchte, heim. 15 — Hebung des Bodens 6 — Kulturgewächse 13 — 278 — Landwirtsch. 292 — Thäler 8 — wildleb. Tiere 25 —

ein-

2,

2,

2,

2,

525

I,

Präsid.

1,

La Pampa, Ortsch. 32 La Paz, ßevölk. 335

Stadt 331

gegend 341 Thal 22

La La

370

Oca 334 Oca 334

Kakteen 17 192 2, 161 Kaplaneien I, 309 Kautschuk, Baum 254 Gewinnung 244 Kenko 497 Keshua-Sprache 545 in Cajamarca 164 Chachapoyas 230 Collado 317 Santathal 30 Unterbrechung 183 209 in Puno 317 Ketschuas 545 Kipu 2, HO 485 EinKlima, der Küste I, 169 2, 3 in fluss dess. 1, 174 1, 218 Cerro Caraz 28 Ayacucho 560 Huanuco 130 de Pasco 145 Puno Huaras 49 La Paz 332 Trujillo 2, 363 Tarma 581 323

— — —

— —

— —

— —

368

373

I,

Um-

561

Laycacota, Mine 319

Kahui, getrockn.

Serna, Vicek. I, 367 Vina, Hac. 159

292

2,

Gesch. 337

Thal 330

Laria,

134

562

.Stadt 2,

Landwirtschaftl. Zustände

Jungfrauen, auserwählte 485 jfunin, Depart. 145 Schi. b. 145 561

516 409 La Merced, Ortsch. 583

436

Kaffee, Kultur 130

2,

2,

Lamar, fose, Tambayequc,

Lafuente, General Laja, Ortsch. 372

Julcamarca, Pass 566 Juli, Ortsch. 323 431

473

2,

107 52

2,

d, Ind.

Künstl. Hügel I, 86 Alter ders. |, 89 Kusko, das gegenw. 462 Kathedr. 467 Dominik. -Kloster 469 das alte 472, Bauweise 477 Distrikte ^^ge der Gründung 473 475 Schätze 481 Tempel 479

Jesus, Bäder 2, 259 Jeveros, Ortsch. 243 249 Johanniter 1, 89 fuan Santos, Indianer-Iläuptl. 584

I,

2,

Kaia, gefror.

Reicht.

1,

Küchengerät

Jequetepeque, Fl. u. Thal 2, 403 155 Jerez, F"ranc. 2, 154 2, 173 heb. Auf Jesuiten 1, 78 I, 297 Verdienste I, 309

Juliaca, Ortsch.

Sittenverd.

306

|,

307

I,

Ver304 armung I, 308 Verwaltung I, 302 Klosterleben, Zudrang z. 1, 126 Kochkunst, peruan. 1, 258 Kolonialadel I, 124 Kolonialregierung I, 91 kgl. Audienz — Civilger. I, 103 I, lOl Vicek.

1S4 299 Kolonie I, 26

306

— —

80

I,

frühere Einkünfte

Könige von Kusko

.1.

Frequenz

Klöster,

1.

Jalca 43

597

'

Leimebamba, Ortschaft 2, 208 Lemos, Vicek, 320 Alameda del Callao Lima Amancaes Nueva 1, 627

Armenstifte I,

628

nispl.

i,

I, 513 Balkone

514

— 1,

627 635

I,

i,

— —

Ausstellungspal.

179

Begräb179 Be412

Beleucht.

1,

— —

Berggericht 1, weisse 1, 204 200 I, schwarze I, 226 indianische I, 223 Chinesen 1, Mischlinge I, 233 Cabildo I, Brücken 1, 180 240 Eisenbahnen Cofradias 1, 330 568 Frauen Eisfabrik I, 198 I, 477 Gallinazos I, 179 Geist1, 213

598 völkerung I>

— —

— —

lichkeit 1,

333

— — —

— —

— Gesell. Leben

Gesundheitszust.

1,

501

I, 252 Glocken


Sach-Register.

598

Gründung I, 341 Hahnenkämpfe 1, 618

411

I,

563

I,

179

städt.

1,

494

ital.

564

I,

St.

Häuser

Hospitäler,

51 1, Handelsger. 1, 191

d.

franz.

Llamas 337

Lluta,

10

2,

fl.

74

2,

1,

M.

Hülfsverein,

— Hunde 219 — Machac, Ortsch. 92 Macra. Höhle 261 Justizpalast 408 — Kanalisation Magdalena Lima 66, am Jektepek 178 — Karnevalspiel 263 — Kasernen 63 — 159, am Utcubamba 212 387 — Kathedrale Majes 11 281 — Klima 271 — Kirchen Malabrigo, Hafen i6g — Einfluss dess. 291 175 — Malca, Festung 221 Klöster, Mönche 80 — 284 — Mamacuna 112 Nonnen 310 — Kolonialzeit 70 — Kongresssaal 348 — Krankheiten Manco Inca 28 — 463 Manco Kapac 473 501 — Kuhus 334 — Laienbrüdersch. Mancus, Ortsch. 330 — Löschanst. 371 596 — Luxus 71 — Markthalle 575 Manso de Velasco, V'icek 149 — Fische 578 — Fleisch 578 — Mantaro — 147 — 571 — 574 — Früchte 582 — Gemüse 581 — 588 Munizipalität Manto, Mina 319 568 — Münze 460 — Name Marafion, Thal 190 — 274 — bei Chaca57 — Nationalbibliothek bamba 125 — Geschichtl. 269 454 — Noche buena Marca Huamachuco 292 615 — Palast 342 — Pferdebahn Marcacocha 487 — Polizei 388 — Präfektur 512 Masato. Getränk 252 388 — Privatkutschen und Fiaker Masu, Thal 271 489 — Reichtum, früherer 72 — Relig. Feste Matahuasi, Ortsch. 576 337 — Rennbahn Matara-racu, Berg 71 624 — San Cristobal 163 — Santa Sofia loi Mateo Salado, verbrannt 566 — Schlachthaus 586 — Schulden Matucana 72 574 — Senat Mayurunas, Ind. 250 188 — Sitten 350 — Siegessäule 33S 127 — Speisen Medanos, SandhUgel 259 — Stiergef. 211 — 605 — Strafanstalt Meiggs, Henry 546 — 427 — Strassennamen Kalifornien 214 — Chile 215 — 177 — Strassenverkäufer 265 — Tapadas Charakter Peru 218 — 227 129 — Theater 602 — Unterrichtsanst. Mendoza, Andres Hurtado Staats 413 — Antonio de 49 432 — Universität 83 — 434 — Seminar Meneces, Marschall 50 439 — Mediz. Schule Mercedarier 440 — Ingenieursch. 287 73 — 444 — Privatanstalten — Institute de Lima Miller, General 567 446 — 448 Töchterschule Mine, Besitzergreifung 28 451 — Umgegend 50 — Schi. b. 35 — Verschwendung der 63 deutscher

565

I,

1,

1,

I,

b.

1,

2,

|,

1,

2,

fl.

J,

I,

2,

1,

I,

I,

1,

2,

I,

1,

1,

I,

1,

1,

1.

2,

1,

I,

I,

1,

I,

5

fl

1,

1,

1,

I,

d.

I.

St.

1,

1,

2,

1,

1,

1,

I,

fl.

I,

1,

2,

I,

].

1,

I,

I,

2,

1,

d.

St.

I,

2,

1, t,

|,

2,

I,

1,

I,

2,

1,

1,

I,

2,

s.

2,

1,

d.

in

2,

1,

1,

2,

I,

1,

I,

I,

|,

I,

!,

1,

1,

I,

I,

I,

2,

|,

2,

xMiraflores,

Frauen |, 217 Waisenhäuser 1, 509 Warzensucht I, 505 — Wassergericht I, 412 Wasserleitung I, 589

Wohlthätigkeitsver. 1.

I,

490

48

Zeitungen

459.

Loa,

(1.

2,

10

Loayza, Erzbischof I, 66 Lobos-Inseln

2,

2

I

,

2,

I,

64

192

Lomas, Hafen 2. 232 Lopez de Aklana |, 44 1-oreto, Depart. 234 Luftspiegelung 2, 238 Luque, Hern. 1, 12 Lurifico, Hac. 2, 402 Lurin, Thal 2, 10 Sonnentempel

121

2,

Missionäre, in Juli 323

Mitimaes 315 Moche, fl, 305

436

Ocopa 577

358 340 2, 395 Molle, PfeflTerbaum 566 Mollendo, Hafen 2, 234 Mondgöttin 480 Monsefii, Ortsch. 2, 411 Montana, 2, 2 21 253 2,

2,

Schi. 364 Sonnentempel

Ceja de

la

b.

2,

Montcro, Adniiral Maler 1, 26 Montes, Francisco, Montesinos 2, 387

Ortschaft

-

21 225 Minister I, 370

Monte Agudo, Monte Meiggs, Berg 5S9

2,

2,

in

1,

395

Sticrf.

2,

I,

617

56

2.

345


Sach-Register.

Moro, Ortsch. 2, 336 Morococha, Bergwerk 588 Morro Solar 2, 54 Moyobamba, Stadt 236

599

Pardo, Manuel, Präsid.

Minister 1, 544, Char. 1, 559

Pasamayo,

Pedrarias,

243

Perene, fl. 5 Peru, Äussere

Entdeckung 228

I,

Gesetze

Thal 2, 331 Ortsch. Ninabamba, heisse Qu. 58 Namas, Hac. 68

2.

Haus 519

174

— —

Pachachaca

399

542 545 Paichi, Fisch 255 Palo de balsa 393 Pampas, fl. 542 545 Panama, Hründung I, il Panamarquilla, Ruine 2, 334 Pan de Azucar, Berg 66 2, 306 Parä, Hafen 345 F'estung Paramunga, Hac. 2, 280 282 Cerro de la horca 2, 288 Gesch. 2, 289 fl.

99

I,

Pfeilgift,

249

Pierola,

Nicolas,

1,

206,

2,

395

2,

60

_

554

|,

2,

I,

356

Name

— PapierTelcgr.

59

Finanzniin.

Aufstand 2, 20S

s.

1,

17

Miliiär-

— Schi

201

2,

Diktator b. Chorrillos

— —

2,

157

Piscocuchu 524 Pisco huanuna, Pass 255 Piura, Stadt 2, 423 Pizarro, I.

35

Franc.

12

1,

348.

I.

Unterschrift

I,

s.

s.

Gebeine

Ermordung I,

570

I,

s.

I,

1,

I,

s.

I,

1,

I,

2,

Pomacocha 205 2,

279.

s.

— Francisca 65 — Gonzalo 31 — 40 — 43 — Tod 48 — Juan 31 — Tod 494 — Hernando 23 — 33 — Freund Atahuallpas 180 — Gefangenschaft 501 — Pedro 174 I,

Picado, Pizarros Sekretär

Pisco, Hafen 2,

Paccha, Mutter Atahuallpas |, 18 Pachacamak, Gott, 2, 105 Tempel 2, 109 alte Stadt 2, 122 Begräbnispl. 2, 120 Hernando Pizarro in I, 23 2, 120 Franc. Pizarro u. Alvarado I, 55 2, 123

Innere Schuld

Pisac 503

P. Pacasmayo, Hafen 155

I,

207

I,

Pillcocaima, Inkapalast 423 Pillucunca, Pass 43« Pinculluna, Pass 541 Piri, Thal, 524 Piros, Indianer 250

73

414

,

2,

Eroberung

363 Obertribunal |, 409 1, 17 Post I, 472 geld 1, 464 Verfassung 1, 357 1, 475 Peruaner, Charakter 1, 210 Peruvian Corporation 2, 73 Petroleumlager 2, 421 Pezet, Antonio, Präsid. I, 53S Pezuela, Vicek. I, 367 Piedra parada, Pass 590

'-i-

195

2,

16

1,

— — —

Oroyabrücke 586 Otuzco, Stadt 303 Oviedo 2, 94 — 2, 120

1

583 Schuld

Missbräuche

Festung 515 Sonnenjungfr. 528 Steinbrüche 523 Ollanta-Sage 525 — Drama 527 Orakel 2, 92 2, 120 Orbegoso, Präsid. 67 |, 522 2, 348 Orellana, Franc, de 271 Orgonez, Almagros Leuten 1, 34 501 Oropesa, Stadt 461 Oroyabahn 2, 68 grösste Steigung

— —

557

Kolonialreg. I, 93 Ministerien wesen 1, 3S8

197

334

0.

altperuanisches

16

I,

Peje rey, Königsfisch 2, 269

Nepefui,

Ocawurzel 334 Ocopa, Kloster 576 Ollantai-tambo 512

II

1,

Pedro de Candia

250

Natronsalpeter 2, 7 Naiita, Ortsch. 244 Neger, Stämme ders.

Paucartambo, fl. 4 Paullu, Inka 489 Payta, Hafen 2, 419 Pecaris, Wildschweine 256

N. tl.

550

I,

556

J,

Pata-pata, Berg 2, 62

Muchic-Sprache, 2, 381 Müde Steine 491 — 517 Muina, See 461 Mumien 2, 117 Mururata, Ortsch. 349

Napo,

Tod

n

2,

fl.

541

I,

s.

Pongo, Bedeutung des Worts 275 Ortsch. in Yungas 346 de Aguirre 237

— —

Pozuzo, deutsche Kolonie 132


Sach-Register.

6oo Prado,

Ignacio, Präsid. Präsidentschaft 2, 207

395—1.

199

2,

s.

539 439 437 Puca kasa, Pass 569 Puca-racu, Pass 107 Puccha, fl. 94 Puente, Hac. 2, 328 Pukuska kasa, Pass 580 Puma-puncu, in Tiahuanaco 375 Pucarä,

fl.

Titicaca 420 Puna 8 47 Puno, Stadt 314

— Flucht — ürtsch. 436

Salcedo, Jose

1,

Salinen, Schi. b. d.

u.

Fl. 2, 10 Sanianco, Bucht 2, 320 2, 331 Hac. 2, 332 San Antonio, Berg 158 San Bartolome, Berg 2, 67 San Blas, Salzbergw, 198 Kolonie I, 56 San Gallan 2, 232 San Martin, Jose, General I, 367 San Pedro de Lloc, Ortsch. 2, 398 San Ramon, Fort 585 San Roman, Miguel, Präs. 1, 527 2,

Sama,

auf

312

Punta Angamos, Scegef.

Gaspar 319 500

2.

b.

2,

199 Sancochado, Speise

56

Santa,

Q.

2, 323 Thal 2, 323 Santa Ana, Ortsch. 512 Zuckerpfl. 2, 75 Santa Clara 2, 68 Santa Cruz, Andres, General I, 377 66 2, 357 Santa Rosa, Schutzheilige I, 339 Santa Rosa, Ortsch. 435 437 .Sarayacu, Ortsch. 246 Socoroma, Ortsch. 577 Schatzgräber 2, 378 Schiffahrt an d, Küste 2, 3 Schlangen 2, 33 255

Quechuas, alte Völkersch. 447 545 Quilca, Bucht 2, 2, 233 Quilla, Mondgöttin 480 Quinalcs 355 Quinoa 19 - 401 434 Quiquijana, Ortsch. 457 Quiroz, Anselmo, Gen. I, 379 Quisquis, Häuptling I, 30 I, 52

n

254

1,

Ortsch. 348 Ortsch, Fl. 2, 10

Sandillani,

-

— —

Seesalz

B.

Seevögel

Raimondi, Ant. Professor 237 253 Raya, Pass 3 438 Raygada, General 2, 343 Rechtspilege I, 418 Recuay, Ortsch. 83 Reiskultur 2, 302 2, 408 Rimak, Fl. 1,2 Bedeutung des Worts Gott 2, 94 Tempel dess. 1, 57 Thal 2, 67 alte Ruinen 2. 93 2, 74 Riquelme, Schatzm. I, 55 180 Riva Aguero, Präs. |, 371 |, 373 l> 517 Rodadero 495 Romero, Pedro, Sticrf. I, 616 Ruiz, Pedro, Bischof 240 Rumi Nahui 525

— —

— —

— — —

s.

Sacsahuana, Schi, b. 1, 47 — 530 Saihua-pata, Pass 548 Salaverry, Hafen 2, 327 Felipe, General I, 525 Biographie Charakter 2, 358 Tod 2, 2, 340 356 Salazar y Baquijano 1, 519 Salcantay, Berg 523 535

,

30

2,

Sicherheit der Strassen 209 Sicuani, Stadt 441 Sierra 2,

i

10

Sihuas, Ortsch. 39

Mühlen 137

Silbererze,

Amalgam. 139

Gräber 425 Sipa, Altos de 36 Sillustani,

Sitten d. Kolonialzeit

1,

131

Freigab. 2, 199 226 Sklaverei, Abschaffung I, 230 Skorpione 1, 637 3^9 2, 34 Socobaya, Schi b, 2, 354 Socoroma, Ortsch. 577 Sonnengott 472 487 479 Sonnenjungfrauen 482 — 485 Huillcanota 439 Sonncntempel zu Moche Lurin 2, 114 Kusko 479 Titicaca 418 2, 395 109 Soroche, Höhenkrankheit 25

Sklaven, Einfuhr

1,

174 Spinnen

I,

18

I,

637

2,

1,

25

1,

Sucre, Antonio, Gen. Fl.

I,

374

312

Stimpfe, Gefaliren ders. 47

Supc, Hafen 2, 218 Surco, Ortsch. 2, 57

Sydney, Stadt

1,

XVI

27

34

Staatsschuld, Abfind, d. Gläubiger

Sumbay,

Soto. ficrn.

Sacsahuaman 487

8

2,

1,

5^1

359


Sach-Register.

Valdez, span. Gen.

T. Tafur, Kapitän

Tamanpaya, Tambo, Fl.

Tambo

2,

Valdivia, Pedro Valle-Riestra,

15

I,

11

5

1,

373

2,

351

561

46

Domingo

Vampyre 256

de Mora, Hafen 2, 145 Ortsch. 182 Inkas 39 43

Tambomayo, Tambos der

1,

Valparaiso 1, XXII Valverde, Vicente 468

367

Fl.

60 1

Vasco Godinez

Tapir 256 Tarahuasi, Ortsch. 536 Tarapaca 2, 10 Tarapoto, Ortsch. 242 Tarica, Bergw. 34 Tarma, Stadt 581 Tayacasa, Pass 571 Teerberge bei Piura 2, 421 Tiahuanaco 373 Erbauer 394 397

Vidal, General

44

Vijil,

Villa,

I, I,

49 526

Vilque, Ortsch. Viru, Fl. 2, 12

345

2,

Francisco de Paula Hac. 1, III

455

l,

429

Vivanco, Ignacio, Gener. Vögel der Küste 2, 25 der Puna 313 Vulcan, Bergw. 588

534

1,

Name

Ticapampa, Schmelzw. 84 Ticunas, Indianer 249 Tillandsien 2, 20 211 Tingo, Fl. 128 Ortsch. 2, 258 259 Tinta, Ortsch.. 452 Titicaca, Felsen 419 Insel 412 Name 419 See 322 Torata, Ortsch. 577 Torre Tagle, Marques I, 370 1, 373 Torrico, General 1, 526 Totenbestattung 2, 117 Tragaderos, Aufsauger 184 Trujillo 2, 358 Gründung 2, 361

Wasserverteilung

67'

2,

Wege im Hochland

10

Weideland 33 36 Weinkultur in Chincha 172 Weinbereitung

2,

— 44 —

41 2,

148

173

Weinreben, erste in Peru Wertheman, Arthur 34 Winternebel l, 172

174 277

2,

582

Erdbeben

362 Tschudi, J. V. 527 Tuctu, Bergw. 587 Tullpa-racu, Schneeberg 64 2,

Tumbez, Fl. 2, 12 Tupac Amaru 452 Tvvofold Bay 1, XV

Stadt

Y.

2,

424

Yahuar Huacac 445 Yahuar pampa 448 Yampupata, Ortsch. 423 Yanacachi, Ortsch. 369 Yanahuara 59 2, 245 Yonan, Ortsch, 156 Yucay, Ortsch. 509 Provinz 343 Yungas, Ind. 363 Schi. 1, 66 Yungay, Ortschaft 71

u.

Ucayali, Fl. 250 Ulloa, Juan u, Ant,

s.

Urspr. 439

1,

303

274

Umayo, See 425 Upamayo, Fl. 148

I.

Yura,

1

Fl

warme Quellen

Zärate, Augustin

37

260

54

Z.

V. 1,

2,

514

Utcubamba, Fl. 257 Utschi- Vögel 366

Vaca de Castro

3S1

Yuiamarca, Brücke 31

Urcon, Hac. 33 Urubamba, Stadt 51

Valdez, Dr. Antonio 527

557

184

Ica

— 180 — 167 — 333 — 369

i, 61 Zuckerbereitung 2, 69 Zuckerbranntwein 2, 70 Zuckerpflanzungen 2, 68

2,

2,

2,

2,


Verzeichnis der Tafeln. zu Seite

Durchbruch des Santa durch

die Cordillera

31

Tarica

34 47

Cordillera von Conchucos Der Pia von Huailas Der Tullpa-racu von Fata-pata

Der Huascan vom Brücke Rumi-chaca Indianische Tänzer Huallanca

in in

55

64

Yungay

Platze in

103

I04 Iio

Der Tempel in Huanuco viejo Thor im Hof Puma-cancha, Huänuco Huanuco Cerro de Pasco

71

Chavin Chavin

viejo

.

Chicila Seil-Brücke _ bei Paipai

Hacienda Namas Cajamarca von banta Polonia Kirche San Francisco in Cajamarca

Das Haus Atahuallpas Celendin

Hacienda Balsas del Maraüon Thal des Maranons von Osten 800 Meter über dem Spiegel des Flusses Ruinen von Pomacocha Magdalena Hütte zu Cuelap am Fusse des Festungsberges Eingang der Festung Malca bei Cuelap Chachapoyas Brücke zu Utcubamba Thal des Maranons von Osten, 2000 Meter über dem Spiegel des Flusses. San Marcos Berg Marca Huamachuco

.

Huamachuco Nordöstliche Ruinen von Marca

Huamachuco

Otuzco Karte des Titicaca-Sees und seiner Umgebungen Der Marktplatz in Puno Indianische Lastträgerinnen in Chililaya Die Andeskette \on Chililaya gesehen Der Hauptplatz in La Paz

Llamaherde Ilimani, von Sandillani

in

der

Alameda zu La Paz

La Paz gesehen

Pflanzung von Chinabäumen

Hacienda Choro Yungas-Indianer

Hängende

.

.

.

206 212 214 217 226 25S 266 284 288 290 294 304 312 317 324 326 331

337

Götzenbild von Tiahuanaco

Der

.

118 119 130 142 150 156 160 162 166 169 186 194 199

341

344 348 354 361

einem Hofe zum Trocknen der Cocablätter "Vogelnester im Garten von Choro in

Chulumani

Trümmer von Puma-puncu Trümmer von Puma-puncu

(l) (2)

363 366 368 376 376


Verzeichnis der Tafeln.

^q-,

zu Seite

Kirche in Tiahuanaco Monolithisches Thor am Begräbnisplatz Santa Barbara Pfeiler in

•.

Acapana

Götzenbild in Acapana Zerborstenes Thor Acapana, Rückseite (rechts) Zerborstenes Thor Acapana, Vorderseite (links) Wallfahrtskirche von Copacabana Miguel Garces in der Mitte seiner Vasallen

Uie Insel Coati,

vom Inkabrunnen

Der Inkabrunnen auf der

gesehen

Insel Titicaca

Grösste Chullpa bei Sillustani Berg und Pass Huillcanota Ruinen des Tempels des Huirakocha bei Rajchi Indianer von Checacupi Platz des Cabildo in Kusko Kusko von der Terrasse Colcampata Jesuitenkirche in Kusko

Ruinen des Palastes Colcampata Der müde Stein l^ei der Festung Sacsahuaman Wall der Festung Sucsahuaman Hauptthor der Festung Sacsahuaman Intihuatana vfin Pisnc Festungswalle zu Ollantai-tambo Thal des Urubamba unterhalb Ollantai-tambo Ollantai-tambo von den Steinbrüchen gesehen Sala-puncu bei Piscocucho Thal des Apurimaks

Die heiligen Brücke über Andahuailas Der See von Brücke über

515 523 523 524 538

Concacha den Pachachaca

541 545

Argama den Pampas

546 547 550 553

Steine bei

Kirche in Huillcas

Tempel

.

jyg ^So 382 383 384 384 408 414 422 422 428 440 444 456 466 466 468 4S9 491 491 493 506

in Huillcas

Huaman Huaman

Hauptplatz und Kathedrale zu Ayacucho

Acobamba Thal des Mantaro bei Iscuchaca Iscuchaca

Thal von Huancayo Concepcion

553 565 568 569 570 572 576

Tarma

581

Die Oroya-Brücke Jauja

586 587

Der Verfasser im Reiseanzug, La Paz 1888

591


Die

in

dem

gleichen Verlage erschienenen ersten zwei Bände haben

folgenden Inhalt:

BAND

L

I.

MA

I

Ein starker Grossoktavband von 638 Seiten mit 2/ Textbildern und J2 Tafeln. In elegantem Halbfranzband 20 Mkf^ Elegant broschiert \6 Mk.

Der Band

enthält folgende Abschnitte

Einleitung

völkerung

Gerichte,

Gesetze

Anstalten

Geschichtliches

und Rechtspflege

Anstalten

Das heutige Lima Die BeGebäude des Staates —

des

öffentlichen

Die öffentlichen UnterrichtsVerkehrs Der nationale

— — Öffentliche

Gebäude und Anstalten Mit vielen Textbildern und Tafeln.

Wohlthätigkeitsverein

gnügimgsorte.

Kirchen, Klöster und Kultus

BAND

Ver-

II.

DAS KÜSTENLAND VON PERL Ein Grossoktavband von 436

Seiten mit

ßö

Textbildern,

j8

Tafeln

und 2 Karten Geheftet 12

Mk.

In elegantem Halbfranzband 16 Mk.

Der Band enthält folgende Abschnitte:

Allgemeine Übersicht: Die Thäler. — II. Die Umgebungen von Lima: Callao, Ancon, Caudevilla, Collicjue, Chorrillos, Miraflores, Magdalena, der Morro Solar und die Höhen von San Juan, das Thal I.

des Rimaks oberhalb Lima, Santa Clara, Chosica, Matucana, die im Rimakthale befindlichen Überreste alter indianischer Bauwerke, die alte Stadt Huadca, die Huacas von Magdalena und Miraflores. III. Die

südlich von

Lima gelegenen Küstengegenden: Das

Thal Lurin,

das Thal Canete, das Thal Chincha, das Thal Ica, die Chincha-Inseln und der Guano, Einfluss der Guanoverwertung auf öffentliches und Privatleben, der Eisenbahnunternehmer Henry Meiggs, Arequipa, die Stadt Are(piipa, Geschichtliches über Arequipa, Umgegend von Arequipa. IV. Die nördlich von Lima gelegenen Küstengegenden:

Huacho, Paramunga, Casma, Samanco, Chimbote, Salaverry, der General Salaverry, Trujillo, Ruinen von Chanchan, das Volk der Chimus, der Sonnentempel bei Moche, Pacasmayo, Eten, Chiclayo, Lambayeque, Payta.

,



»f.^

-V/ä



rs-j^Ä'^^--

%/«

^2x

VZ

y

i'^(j

^'v-^'


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.