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Erlösung in der Stadt: Religiöses in der City boomt

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Erlösung in der Stadt: Religiöses in der City boomt Von Maike Freund Erstellt 22.02.2012 - 10:42

23. Februar 2012

Erlösung in der Stadt: Religiöses in der City boomt [1]

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Das Religiöse in den Städten boomt. Vor allem in Megacitys der Dritten Welt und in Schwellenländer - wie auch hier in Buenos Aires, wo Padre Paco predigt. Foto: Veronica Mastrosimone (Buenos Aires)

Mehr Nigeria hat mehr Probleme als nur den Religionskonflikt Religionspolizei bald auch in Ägypten? [3] "Beschäftigt euch doch mal mit Religion!" [4] Im Senegal hat Liebe keine Religion [5]

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Papst sorgt für Streit in religionskritischer Stiftung [6] Papst beklagt in Assisi die "Entstellung" der Religion "Die Religionen können gleichberechtigt agieren" [8]

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Stadtforschung - Ein Kirchenbau für 700.000 Gläubige, Kinos, die zu Gebetshäusern umfunktioniert, Slums, die von religiösen Gruppierungen beherrscht werden – neue religiöse Bewegungen erobern die Städte der Welt, verändern ihr Erscheinungsbild und urbane Kulturen. Ein internationales Forschungsprojekt untersucht das Phänomen. Auch eine Ausstellungsreihe im Haus der Kulturen in Berlin beschäftigt sich bis zum 26. Februar mit dem Thema. Von Tobias Kurfer "Stadt Gottes" ("City of God") nennen sie ihre Siedlung. Und es geht gottgefällig zu auf den Straßen des "Redemption Camps" am Rande von Lagos, Nigeria – jedenfalls nach Auffassung der 40.000 Bewohner. Alkohol und öffentliche Zärtlichkeiten sind in der Wohnkolonie untersagt, ein kirchlicher Sicherheitsdienst, die sogenannte Redemption Army, sorgt für Ordnung. Wer hier lebt, hat dem von Korruption und Gewalt gebeutelten "Sündenpfuhl" der nahen 20-Millionen-Metropole den Rücken gekehrt, um in einem funktionierenden städtischen Umfeld selig zu werden. Die Redeemed Christian Church of God (RCCG) [9] eine evangelikale Pfingstkirche, ist Bauherr der Siedlung mit eigenen Banken, Elektrizitätswerken, einer Universität – und einem Kirchenbau, der angeblich Platz für 700.000 Gläubige bietet. Eines Tages soll die Gemeinde vollkommen autonom werden. Vorbild der Siedlung ist kein geringeres als der Vatikan. Die City of God ist nur ein Beispiel dafür, wie neue religiöse Bewegungen Stadtbilder verändern, Städte erobern und immer alteingesessen Religionen die Anhänger abspenstig machen, sagt Stephan Lanz. Der 48-Jährige ist wissenschaftlicher Leiter eines internationalen Forschungsprojekts, das sich seit Mai 2010 mit den Wechselwirkungen von Religion und urbanem Raum beschäftigt. "Global Prayers – Erlösung und Befreiung in der Stadt" [10] heißt das Vorhaben, das mit wissenschaftlichen und künstlerischen Mitteln diese Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte untersuchen will. Anlass sieht das Team aus Soziologen, Anthropologen, Stadtforschern und Künstlern überall auf der Welt: Lanz spricht von einem "anhaltenden Boom" des Religiösen in den globalen Städten – vor allem die Megacitys der Dritten Welt und der Schwellenländer seien betroffen.

Die spirituelle Lücke konnten neue, volkstümliche Glaubensgemeinschaft schließen Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist "Mandela", eine Favela im brasilianischen Rio de Janeiro. Das Armutsviertel beheimatet rund 10.000 Einwohner, vor wenigen Jahren fast ausnahmslos Katholiken. Heute zählt der Slum 30 Pfingst- und Neo-Pfingstkirchen, nur ein katholisches Gotteshaus hält noch die Stellung. "Grund für die Entwicklung ist, dass sich die katholische Kirche aus der Seelsorge und Armenfürsorge zurückgezogen hat", sagt Stadtforscher Lanz. Sie werde von den mittellosen Bewohnern zunehmend als elitär empfunden. Eine spirituelle Lücke tat sich auf, die neue, volkstümliche Glaubensgemeinschaft schließen konnten. Anderenorts springen religiöse Bewegungen ein, wo der Staat versagt und übernehmen dessen Aufgaben. Im vom Libanonkrieg verwüsteten Beirut etwa organisiert die islamische Hisbollah neben der Bildung und Rechtsprechung auch den Wohnungsbau. In Bombay beherrscht die hindu-nationalistische Shiv Sena die Slums politisch und gesellschaftlich. Die Entwicklungen bleiben vielfach auch außerhalb der Städte nicht folgenlos für die Politik: Die vergleichsweise jungen Gruppierungen und Glaubensgemeinschaften gewinnen an

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Einfluss auf die Zentren der Macht. Nigerias Präsidenten Jonathan Goodluck holt sich mit mehreren Ministern jährlich den Segen der RCCG. In Brasilien sitzen Pfingstkirchler in allen Parlamenten.

Religiöser Hip Hop etwa erfreut sich in den meisten großen Städten wachsender Beliebtheit Aber auch Wechselwirkungen anderer Art hat das breit angelegte Forschungsprojekt dokumentiert – zum Beispiel, wie Religionen sich in den Städten der Welt typisch urbane Kultur aneignen. Religiöser Hip Hop etwa erfreut sich in den meisten großen Städten wachsender Beliebtheit, am Mumbayer Juhu Beach veranstalten nord-indische Zuwandern jährlich mit Hunderttausenden Besuchern religiöse Festivals, die an BollywoodInszenierungen erinnern. Und auch hierzulande entstehen neue urban Formen des Religiösen, sagt Lanz. So würden in Berlin inzwischen immer öfter Clubs, Kinos und Bürogemeinschaften für junge Kreative vorübergehend zu Gebetsräumen umgewandelt. Eine städtische Klientel, die hergebrachte sakrale Räumen mied, schafft sich ihre eigenen. Hippe, moderne Kirchen auf Zeit. "Die Stadt als klassischer Ort der Säkularisierung ist eine Annahme, von der man sich generell verabschieden kann", resümiert Lanz. Noch steht das Forschungsprojekt am Anfang, das Team hat ein Buch mit ersten Erkenntnissen herausgebracht, eine Ausstellung und Symposien organisiert, ab dem 23. Februar veranstaltet der federführende Berliner Verein Metrozones Thementage im Berliner Haus der Kulturen der Welt [11]. Dass es noch genug Arbeit für die Forscher gibt, daran hat Stephan Lanz keinen Zweifel. Nicht zuletzt, weil ein Ende des Booms der Religionen in der Stadt vorerst nicht abzusehen sei. Die RCCG etwa habe den größten Teil des Landes, das sie für ihre City of God gekauft hatte, noch gar nicht geschlossen. Angeblich ist den Pfingstkirchlern ihre 700.00 Plätze zählende Kirche zu klein geworden. Man plant eine noch größere. "Urban Prayers – Neue religiöse Bewegungen in der globalen Stadt" Assoziation A Verlag, Berlin, 280 Seiten, 20,00 Euro.

. Metrozones (Hg.),

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Tobias Kurfer ist freier Journalist in Berlin. Religion URL Quelle (zuletzt aktualisiert am 23.02.2012 - 16:05): http://www.evangelisch.de/themen/religion/erl%C3 %B6sung-in-der-stadt-religi%C3%B6ses-in-der-city-boomt58435 Links: [1] http://www.evangelisch.de/themen/religion/erl%C3%B6sung-in-der-stadt-religi%C3%B6ses-in-dercity-boomt58435 [2] http://www.evangelisch.de/themen/politik/nigeria-hat-mehr-probleme-als-nur-den-religionskonflikt56025 [3] http://www.evangelisch.de/themen/gesellschaft/religionspolizei-bald-auch-in-%C3%A4gypten55655 [4] http://www.evangelisch.de/themen/kultur/beschaeftigt-euch-doch-mal-mit-religion40885 [5] http://www.evangelisch.de/themen/religion/im-senegal-hat-liebe-keine-religion54375 [6] http://www.evangelisch.de/themen/gesellschaft/papst-sorgt-f%C3%BCr-streit-in-religionskritischerstiftung52543 [7] http://www.evangelisch.de/themen/religion/papst-beklagt-in-assisi-die-entstellung-der-religion50763 [8] http://www.evangelisch.de/themen/religion/die-religionen-k%C3%B6nnen-gleichberechtigt-agieren49733 [9] http://www.rccg.org/ [10] http://globalprayers.info/ [11] http://www.hkw.de/de/index.php [12] http://www.assoziation-a.de/neu/Urban_Prayers.htm

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