Handbuch für kleine Lehmbaumeister. Baue Deine Lehmbauten mit Modell - Lehm und den Lehm-Steinformen

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Die kleinen Lehmbaumeister

Handbuch

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Warnhinweise: Lehm färbt! Bitte extra Lehmbau-Sachen anziehen und nicht die Tischdecke oder Tapeten vollschmieren! Das Spielzeug ist für draußen oder für spezielle Spielecken drinnen mit Fliesen oder eigener Wachstuch- Unterlage. Der frische Lehm aus der Tüte stiebt! Wie bei z.B. Mehl oder andere Pulver entsteht beim Ausschütten eine kleine Staubwolke. Das bezeichnet man seit einigen Jahren als Feinstaub. Jeder Feinstaub kann eingeatmet werden, die Lunge belasten und dadurch Krankheiten verursachen oder verstärken. Deshalb muß vor dem Einatmen gewarnt werden. Sobald der Lehm mit Wasser gebunden wird, ist diese Gefahr eingedämmt. Die Gesundheitsgefahr besteht nur im Staub, den die Lunge mit Schleim einschließt. Der Lehm selbst ist ungiftig und ungefährlich. Lehm läßt sich leicht durch Wasser ausspülen! Auch wenn mit dem Spielzeug vor allem im Garten gut gearbeitet werden kann, muß es vor Regen, Spritzwasser und der Gartenbewässerung geschützt werden. Wasser kann die schönsten Bauwerke in Minuten zerstören. Ein wasserdichtes Sonnensegel über der Lehmbaustelle erhält die Bauwerke und schützt die Kinder zusätzlich vor zu starker UV-Strahlung beim Spielen. Lehm erreicht bei Weitem nicht die Festigkeit wie gebrannte Ziegel. Dadurch können sehr große Bauwerke mit dünnen Wänden leicht brechen. Eine feste Unterlage (OSBPlatte o.ä.) ist ein gutes Fundament. Große Wandflächen können z.B. mehrschalig aufgebaut werden für mehr Stabilität. Oder profiliert. Oder faserarmiert (Fäden, Hölzer?) Oder oder… Das gehört zu den Material-Erfahrungen, die mit diesem Baukasten erkundet werden können. Wenn man um die Materialeigenschaften weiß, kann man Lösungen suchen und finden. Oder die Grenzen erkennen. Eigenschaften sind nicht per se gut oder schlecht. Lehmsteine kann man z.B. mit der Hand brechen. Sind einem die Halbsteine ausgegangen, hilft eventuell ein kleiner Kraftaufwand. Mit Wasser kann man Lehm auch kleben, retuschieren, glätten….


1. Lehmbausteine herstellen: Eine halbe Tüte Lehm in die Schüssel geben. Mit ca. 100ml Wasser beginnen, den Lehm einzurühren. Immer gut durchmischen. Vorsichtig weiteres Wasser hinzugeben, bis die Mischung „erdfeucht“ ist – der Lehm ist durchweg gut angefeuchtet, aber noch lange kein „Schlamm“. Wenn man die Kelle durchzieht, bleiben krümelige Furchen im Lehm. Ist der Lehm zu naß, nochmal ½ bis 1 Löffel Lehmpulver dazugeben und durchmischen. Tip: Zu feuchten Lehm lieber noch mit trockenem Lehm vermischen, bis eine leicht erdfeuchte Mischung erreicht ist. Wenn der Lehm zu feucht ist, „fließt“ der Stein nach dem Entfernen aus der Form noch der Schwerkraft folgend – er wird krumm oder deformiert .. Den Breitenrahmen auf eine glatte Oberfläche legen, z.B. eine Tischplatte mit Folie oder Wachstuch. Den Lehm in den Rahmen löffeln. Mit Löffel oder Kelle gut in den Rahmen drücken, damit die Lehmmasse schon gut verdichtet ist und die Seiten des Rahmens ausfüllt. Dann mit dem Nudelholz darüber rollen, bis der Lehm bündig mit den RahmenOberkanten in die Form gepreßt ist. Den Rahmen vorsichtig abheben. Mit der Ausstechform Steine aus dem „Lehmteig“ ausstechen. Dazu die Form gerade aufsetzen und gleichmäßig nach unten drücken. Die Form zur Seite ziehen und den Lehm vorsichtig ausdrücken, z.B. mit einem Radiergummi. Die Steine müssen ca.1 ½ bis 2 Tage lufttrocknen. Tip: Wenn die Steine schwer aus der Form gehen, die Ausstech-Form vor dem Stich kurz anfeuchten. Ein dünner Wasserfilm auf den Oberflächen erleichtert das Ausformen. Die Form immer schön sauber halten, besonders in den Ecken. Der Lehm läßt sich unter Wasser gut lösen, ggf. mit Holzspatel oder Kellen-Spitze kratzen. Sind in der Form Lehmreste angetrocknet, wird der Ausstich unsauber und das Ausformen gelingt schlecht. An der Oberseite werden die Steine durch das Ausstechen leicht gewölbt. Die Unterseite ist dagegen sehr glatt, wenn die Unterlage entsprechend glatt ist. Diese Flächen sind die Seitenflächen der fertigen Steine. Man kann sich aussuchen, ob man die glatte oder die gewölbte Seite als Außenfläche seines Bauwerks sehen möchte. Auch damit kann man seinem Bauwerk schon einen „Charakter“ verleihen. Auf der Baustelle braucht man immer auch ½, ¼ oder ¾ Steine. Deshalb nach dem Ausstechen einen Teil der Steine mit der Kelle nochmals teilen. Für das Ausmauern von Dachgiebeln benötigt man außerdem Steine mit einer schrägen Seitenfläche. Zur Vorbereitung dafür Steine auf die Seitenflächen drehen und mit der Kelle schräg im Winkel des Dachs teilen.


Fortgeschrittene Bauleute können aus dem „Lehmteig“ auch besondere Formen „ausschneiden“. Z. B. Grundplatten für Balkone, Torbögen oder Rundbögen für Fenster. Das geschieht entweder Freihand oder mit Hilfe zuvor aus Karton gefertigter Schablonen mit der Spitze der Kelle. Für runde Bauwerke (Türmchen, Brunnen o.ä.) lassen sich die noch feuchten Steine auch über eine Form biegen (z.B.Deckel von Zahnpastatube) Es wäre auch möglich, Ornamente auszustechen (z.B. mit Ausstechformen aus der Weihnachts-Bäckerei) und diese später am Gebäude zu befestigen. Dazu am Besten einen flacheren Lehmteig ausrollen, damit die Ornamente nicht zu schwer werden.

2. Mit den Lehmsteinen bauen: Es empfiehlt sich, eine feste Grundplatte (Sperrholz, OSB o.a.) unterzulegen, um das Bauwerk auch noch verrücken oder wegräumen zu können. Vorher ungefähr überlegen, wie das Gebäude aussehen soll. Wo sind Türen, wo Fenster, welche Größe soll erreicht werden? Eventuell einen Grundriß auf Papier zeichnen und unterlegen. Die Position von Fenstern und Türen kann dort mit eingezeichnet werden. Mit den ersten Versuchen können dazu Erfahrungen gesammelt werden – noch ist kein Baumeister vom Himmel gefallen! Keine Sorge, Lehm ist voll recyclebar (solange er nicht verunreinigt ist) – man kann alles, was nicht gefällt, einfach zerbrechen und mit Wasser wieder auflösen. Die Steine werden mit Lehmmörtel vermauert. D.h. Lehmpulver oder Lehm- Reste vom Ausstich usw. wird in der Schüssel oder einem kleinen Becher mit Wasser angerührt. Diesmal kann ruhig ein weicher Lehmschlamm entstehen – gerade so dünn, daß sich Wasser an der Oberfläche abzusetzen beginnt.


Ein einfaches Haus kann gebaut werden, indem eine Reihe Lehmsteine aneinander gelegt und jeweils an den Stirnseiten mit Lehm-Mörtel verschmiert werden. An der Ecke wird der nächste Stein dann gedreht und mit der Breite an die Stirnseite des vorherigen Steins gelegt. Für die Tür legt man am Besten die Schwelle gleich aus, verschmiert sie mit ein wenig feuchtem Mörtel und legt die Anschlagsteine darüber. Die Breite der Öffnung nimmt man von der Tür selbst ab. Dann kommt schon die zweite Reihe. Hier ist es wichtig, immer im Versatz ganze Steine über die senkrechten Fugen der vorherigen Reihe zu legen. Deshalb am Besten an einer Ecke anfangen und diesmal den ganzen Stein in der anderen Richtung auslegen. So entsteht ein fester Verbund. Vor dem Auslegen der Steine natürlich Lehmmörtel jeweils für eine Steinlänge auf die erste Reihe aufstreichen. Beim zweiten Stein dann auch auf die Stirnseite zum ersten Stein. An der Türkante oder an der nächsten Ecke fällt schon auf, daß die Reihe mit ganzen Steinen nicht aufgeht. Dazu sind die Halbsteine gedacht, die in der Steinmanufaktur mit entstanden sind. Wenn z.B. an der Türkante die Lücke durch den Halbstein nicht ganz geschlossen wird, ist es besser, den Stein mit seiner glatten Kante an die Türöffnung zu setzen und die größere Lücke im Mauerwerk mit Lehmmörtel aufzufüllen. Die Lehmfugen immer gut verstreichen. D.h. überschüssigen Lehm bündig mit der Kelle abziehen, eventuelle Lücken und Löcher noch mit Mörtel zuschmieren. Spätestens bei der dritten Reihe müssen auch die Fensterlöcher mit eingepaßt werden. Hierzu die Fenster auf der zweiten Reihe aufsetzen und die dritte Reihe wie bei der Tür unterbrechen. Ggf. Fenster mit etwas Lehmmörtel von innen her festkleben. Nun Reihe für Reihe hochmauern.

3. Ein Dach für das Haus Bei richtigen Häusern ist das Dach eine komplizierte Konstruktion, meist ein hölzerner Dachstuhl mit viel Balkenwerk, Dachlatten und eingehängten Dachziegeln. Zumindest für den Anfang viel zu schwierig. Die einfachste Möglichkeit ist deshalb erstmal eine gefaltete Pappe, die Außenseite für die Schönheit mit Buntpapier beklebt und zum Aufsetzen auf die Wände durch Papierstreifen im richtigen Winkel fixiert. Beim Spitzdach ist es dann noch nötig, die Giebel-Dreiecke zu verschließen. Man kann die Giebel hochmauern. Dann braucht man aber einiges an Halbsteinen, die angeschrägt zugeschnitten sind. Also los, eine spezielle Charge in der Ziegelei bestellt! (siehe oben)


Wem das zu schwierig ist, der kann seinen Giebel auch mit einem Pappdreieck verschließen, welches in den Dach-Winkel eingeklebt wird. Dieses kann dann noch mit Holz“planken“ beklebt oder bemalt werden – z.B. an Forsthäusern gibt es oft holzverschalte Giebel. Man kann die Holzstiele von Stieleis dafür sammeln – diese sind auf der Lehmbaustelle sowieso an vielen Stellen nützliche Helfer. Eine andere Dachform ist das Walmdach – hier sind die Giebel schräge Dachflächen, die das Hauptdach im Winkel „anschneiden“. Dazu die Spitzdach-Giebelkanten schräg anschneiden und in den Giebel-Winkel zwei Walmdach-Dreiecke einkleben. Dächer für Anspruchsvolle: Wer was Besonderes haben will und gerne bastelt, kann sein Haus auch mit einem „Reet-Dach“ decken. Also den Schilfdächern im Ostseeraum nachempfunden. Dazu benötigt man entweder Langstroh vom Bauern oder trockene Kräuter (Heidekraut o.ä.), die man selbst sammeln, aus dem Garten oder von Brachflächen holen kann. Um sein Dach damit zu decken, kann man in zweierlei Varianten vorgehen. Die einfache Variante ist, wie oben beschrieben aus Pappe ein Dach anzufertigen und dieses mit dem Stroh oder Schilf zu bekleben. Für die anspruchsvollere Variante muß man sich einen einfachen Dachstuhl aus Holzleisten oder Zweigen zurechtmachen. Holzleisten kann man kleben und mit Klammern oder Bastelklemmen zusammenpressen. Mit einem kleinen Bohrer und Streichhölzern lassen sie sich auch verdübeln, so wie die Zimmerleute Holznägel in die Holzverbindungen einschlagen. Zweige kann man mit Zwirnsfaden im Kreuzbund oder Kastenbund verbinden. Auf die Unterkonstruktion kommen „Dachlatten“, wofür man auch dünne Zweige nehmen kann. Das Stroh oder die Kräuter werden zu Garben zusammengebunden, auf die Dachlatten gelegt und dann daran mit Zwirnsfaden befestigt. Für eine gute Form lassen sich die Dachkanten dann noch mit der Schere beschneiden. Wenn jemand Ziegeldächer haben möchte, dafür gibt es im Spielzeughandel oder Modellbau auch gebrannte Dachziegel mit oder ohne Nasen. Die ohne Nasen lassen sich auf einem Pappdach anstelle des Buntpapiers aufkleben. Für Ziegel mit Nasen benötigt man eine sehr stabile Unterkonstruktion mit richtigen kleinen Dachlatten. Das ist dann schon Profiarbeit, sieht aber sicher wunderschön aus! Wer mit einfachen Häusern gute Erfahrungen gesammelt hat, kann sich dann auch an schwierigere Formen und Bauwerke wagen. Hier sind der Phantasie allenfalls statische Grenzen gesetzt. Wie wäre es mit der Burgruine aus dem letzten Urlaub oder dem Rathaus der eigenen Stadt? Auch die Kombination von Lehm mit anderen Materialien, bei den Dächern schon angedeutet, bietet weitere Möglichkeiten. Holz gilt dafür traditionell als Favorit und läßt sich mit Lehm sehr gut verbinden. Video-Tutorials auf www.kleinelehmbaumeister.com Lehmsteine herstellen: https://www.kleinelehmbaumeister.com/kleine-lehmbaumeister/spielen/lehmsteine-herstellen/ Mauern mit Lehmsteinen: https://www.kleinelehmbaumeister.com/kleine-lehmbaumeister/spielen/mauern/

Steine - Sonderformen herstellen: https://www.kleinelehmbaumeister.com/kleine-lehmbaumeister/spielen/sonderformen-herstellen/

Fenster vorbereiten: https://www.kleinelehmbaumeister.com/kleine-lehmbaumeister/spielen/fenster-rahmen/


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