Die Wirtschaft August 2018

Page 1

CNC - Blechtechnik

POWER für Ihre Serie: 1.260h/Tag www.kuipers-metall.com

WWW.DIEWIRTSCHAFT-GN.DE

ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE SEITEN 12/13

GELD MUSS ARBEITEN SEITE 22

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

AUSGABE 04/18

EINZELPREIS 1,90 €

In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT GEMEINDE BAD LAER

MACHER & MÄRKTE Indus-Holding sieht sich auch in der Region als Langfristinvestor. Seite 8

Abwarten und Tee trinken?

SPEZIAL HAND & WERK Im Gespräch mit dem HWK-Präsidenten Reiner Möhle.

Foto: Colourbox.de,Montage: Matthias Michel

In rund einem halben Jahr verlassen die Briten die Europäische Union, und noch immer ist die Art und Weise des Brexits nicht in Stein gemeißelt. Wie zurückgehende Investitionen Unternehmen der Region beeinflussen und em EU Ausstieg entgegensehen entgegensehen, wie sie dem EU-Ausstieg lesen Sie aauf den Seiten 4 und 5.

Seite 9

GELD & GESCHÄFT Wirtschaftstalk nimmt Digitalisierung in den Fokus. Seiten 20 und 21

Foto: Gert Westdörp

LEBEN & LEIDENSCHAFT Gute Ideen sorgen für Start-up-Kultur in der Region. Seiten 28 und 29

Von Stemwede nach Schanghai ZFs Pkw-Fahrwerkchef Holger Klein steigt in Konzernvorstand auf – Neues Ressort

DER WEG AUFS PODIUM HAT MEHR ALS ZWEI STUFEN. WWW.ES-IST-IN-DIR.DE

VON GERHARD PLACKE STEMWEDE. Nach dann nur 21 Monaten heißt es zum 1. Oktober Abschied nehmen für Holger Klein: Der Wirtschaftsingenieur, bisher Leiter der Pkw-Fahrwerkssparte der Autozulieferers ZF, verlässt den Standort Stemwede-Dielingen und geht nach Schanghai.

Grund für den Ortswechsel: Klein steigt in den Vorstand des weltweit in den Top Five zu findenden Konzerns – Stammsitz ist seit mehr als 100 Jahren Friedrichshafen am Bodensee – auf. Der 48-Jährige übernimmt von dort aus einen dann neu geschaffenen Vorstandsposten und kümmert sich von höherer Warte

aus um ZFs Angebot für den PkwFahrwerksbereich und das Serviceund Teile-Geschäft (Aftermarket). Darüber hinaus wird er die Fäden für die wichtigen Wachstumsregionen Asien/Pazifik und Indien in der Hand haben sowie sich um das Key-Account-Management der dortigen Pkw-Kunden kümmern – das sind stattliche Aufgaben, die den Manager erwarten. Wer Klein kennt, weiß, dass er auch diesen Berg an Verantwortung mit Elan, aber abgewägt und überlegt angehen wird: im Blick das Ziel, ZF allgemein und im asiatischen Raum im Besonderen weiterhin eine gute und auch perspektivisch aussichtsreiche Position im Markt der PkwFahrwerke zu verschaffen.

Holger Klein

Foto: David Ebener

Klein weiß, mit wem er es zu tun hat. Er beobachtet den weltweiten Automobilmarkt seit mehr als 20 Jahren, war nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens – Schwerpunkt Maschinenbau – in Darmstadt und Lyon und der Promotion in Technologiemanagement fast 15 Jahre beim Beratungsunter-

nehmen McKinsey. Dort beobachtete er von Düsseldorf und Chicago aus die Veränderungen in der Autoindustrie, erlebte mannigfache Wendungen der Branche und begleitete zum Beispiel die Kleinwagen-Idee des Uhrenmagnaten Nicolas Hayek (Swatch) mit allem Hin und Her zum Endprodukt Smart. 2014 holte ihn ZF in den Konzern, um zusammen mit der irischen Kollegin Aine Denari nach der Übernahme des US-Zulieferers TRW das Zusammengehen beider Unternehmen zu wuppen. Heute ist ZF ein Konzern, der in fast 40 Ländern an 230 Standorten vertreten ist und rund 146 000 Mitarbeiter beschäftigt – einer davon ist Holger Klein, der jetzt wieder eine Sprosse höher geklettert ist.

ERLEBE DIE GANZE WELT DER MOTIVATION. IN EUROPAS INNOVATIVSTEM SPORTHAUS. L&T . GROSSE STRASSE 27 - 32 . OSNABRÜCK


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

2

SPEZIAL

MACHER & MÄRKTE

GELD & GESCHÄFT

HAND & WERK

2 | Editorial

Chefredakteur Berthold Hamelmann über Licht und Schatten im Handwerk.

9 | Reiner Möhle

17 | Transfergesellschaft

LEBEN & LEIDENSCHAFT 25 | Künstliche Intelliegenz

HWK-Präsident spricht über Nachwuchs, Vergütung und Meister.

Wie Arbeitnehmern nach einer Insolvenz geholfen wird.

3 | Spezialist und Entwickler

10 | Altes Handwerk

Bei Kornelia und Hans Schulte wird gedrechselt und beraten.

18 | Börsenporträt

Die Commerzbank ist im Dax ein Zwerg unter Riesen.

26 | Uhrwerk

4/5 | Unsicherheit Brexit

11 | BOP

Firmen setzen auf Mitmachangebote, um Lehrlinge zu finden.

19 | Schwarzarbeit

Hauptzollamt Osnabrück bekommt pro Jahr rund 7000 Hinweise.

27 | Detlef Bosse

6 | Alles im Fluss

12/13 | Zukunft Handwerk

20/21 | Wirtschaftstalk

28/29 | Gründung

Landtechnik Wittrock arbeitet als Familienbetrieb mit den Großen der Branche zusammen. Regionale Unternehmen spüren Unsicherheit, sind jedoch optimistisch. Maschinen von Berky mähen weltweit Seen und Flüsse.

Roboter Lou soll im Herbst Vorlesungen unterstützen.

7 | Berufsbekleidung

14 | Nachfolge

So führen Unternehmer ihre Firma erfolgreich in die Zukunft.

22 | Anlage

Aktienkultur ist in der Region weniger ausgeprägt als im Durchschnitt.

30 | Werner Steinemann

8 | Indus Holding

15 | Fachkräftemangel

23 | Sicherheit

31 | Burkhard Bensmann

Warum die Suche nach einem Handwerker so schwierig ist.

Osnabrücker IT-Firma Intevation setzt auf Verschlüsselungsprogramme.

In der Region haben Start-ups gute Karten.

Gewinne aus Kreuzfahrtgeschäft investiert er am Dümmer. Die Herausforderung von Führung im 21. Jahrhundert.

Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Aida................................................................... 30 Airbus ................................................................25 Allianz................................................................22 Amazon .........................................................2, 18 Anton Berkenheger Group..............................6 Apple..................................................................18 Astoria Reisebüro .......................................... 30 B. Schlichter GmbH & Co. KG ..................... 21 Bayerische Hypothekenbank........................18 Bayerische Vereinsbank.................................18 Berentzen-Gruppe ................................... 18, 23 Berky....................................................................6 Bernhard Krone GmbH................................. 21 Berufsbildungs- und Technologieszentrum (BTZ) Osnabrück....18 Berufsorientierungsparcours (B.O.P.)..........11 Berufsschule Osnabrück................................ 21 Big5 Concepts ...........................................28, 29 BioConstruct GmbH.........................................4 Bitnamic........................................................... 29 Bosse Technik und Design............................27 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)................23 Bundesanstalt für Gewässerkunde .............23 Bundesfamilienministerium ........................23 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ....................12, 25 campai ...............................................................23 Cantzen .............................................................10 Capco .................................................................18 Carnival-Konzern........................................... 30 CATL ..................................................................32 Cebit...................................................................25 Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU).......................... 21 Cito-Audio UG .................................................27 Claas.....................................................................3 Commerzbank........................................... 18, 22 Credit Suisse ....................................................22 Crown .................................................................. 7 DAF Trucks....................................................... 17 Deutsche Bank.................................................18 Deutsche Beteiligungs AG ..............................8 Deutscher Aktienindex (DAX) .............. 18, 22 Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB).......23 Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)................... 15, 21 Deutscher Reiseverband .............................. 30 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ..................25 DKE Data GmbH & Co. KG ......................... 20 Dow Jones.........................................................22 Drechselbedarf K. Schulte ............................10 Dresdener Bank...........................................8, 18 Ed. Korfhage und Söhne .............................. 26

Edeka ................................................................... 7 Emsland GmbH.............................................. 29 Emsländischer Unternehmenspreis ...........18 Europäische Zentralbank (EZB)..................22 Existenzgründungsinitiative Emsland (EXEL) ............................................ 29 Facebook ...........................................................18 Felix Schoeller..................................................18 Flughafengastronomie München.................. 7 Friwo..................................................................18 Georgsmarienhütte AG....................................8 Gerhardi Kunststofftechnik.......................... 17 Gering................................................................ 14 Gesellschaft für innovative Beschäftigung (GiB) ....................................... 17 gigant Trenkamp & Gehle GmbH ...............18 Google............................................................2, 18 Gründerhaus Osnabrück-Osnabrücker Land ................... 29 Gründerzentrum Emstal GmbH................. 29 Gründerzentrum Werlte............................... 29 Gründungsservice der Osnabrücker Hochschulen ................... 29 Hammer & Hoon............................................... 7 Handels- und Dienstleistungsverband Osnabrück-Emsland e. V. ..............................18 Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (HWK) .............................2, 9, 14, 15, 18, 29, 32 Harting..............................................................32 Harting Technologiegruppe............................4 Harting UK.........................................................4 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. ....................... 15 Hauptzollamt Osnabrück..............................19 Heyform Bramsche GmbH ........................... 17 Heytex GmbH .................................................. 17 Hochschule Osnabrück..................................18 Holding der Felix-Schoeller-Group.............18 Hoon GmbH & Co. KG..................................... 7 Hotel „Seeblick“.............................................. 30 Hotel „Seeschlösschen“................................. 30 Hypovereinsbank ............................................18 IBM ....................................................................25 ifo Institut......................................................... 15 IG Metall........................................................... 17 Indus-Group.......................................................8 Indus-Holding................................................1, 8 Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) ....................................5 Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (IHK)......................................4, 11,15, 20, 21, 29 Innovationscentrum Osnabrück (ICO) ............................... 20, 28, 29 Institut für Kognitionswissenschaft...........25 Intevation .........................................................23 IT-Zentrum Lingen........................................ 29

Jansen Tore.......................................................18 JP Morgan Chase ............................................18 Kampmann GmbH ...........................................4 Kampmann UK Ltd..........................................4 Kantar TNS.......................................................25 Kieback-Schäfer-Gruppe .................................8 Klinkerdachziegelwerk (KDW)....................32 Kommunikationsnetzwerk Emsländischer Unternehmen (ELKONET) .......................... 29 Konrad-Adenauer-Stiftung ........................... 21 Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ......................... 14, 15 Kreishandwerkerschaft Osnabrück ............ 15 Krone ...................................................................3 Krone Nutzfahrzeug Gruppe........................18 Land Niedersachsen................................ 21, 29 Landfleischerei Dieter Beermann............... 12 Landhausbrauerei Borchert ......................... 14 Landkreis Emsland ........................................ 21 Landkreis Osnabrück......................................11 Lehman Brothers ............................................18 Littlefoot ....................................................28, 29 Malerfachbetrieb Heinz Lindt ..................... 14 Maßarbeit ..........................................................11 MEDATA ...........................................................32 Metro ................................................................ 30 Motion Media ................................................. 29 MTV ...................................................................27 NcKinsey............................................................. 1 Niedersachsen Ports....................................... 21 Nordsee ............................................................... 7 NSA ....................................................................23 Ottomeyer...........................................................3 pbr AG ...............................................................32 Quotac Management GmbH ........................ 17 Raiffeisen Kraftfuttermittelwerk Dörpen ..................... 13 Rolko....................................................................8 Salt and Pepper Software Solutions ...........18 Schäfer.................................................................8 Schuhmacher-Innung Osnabrück-Emsland....................................... 12 Schuko H. Schulte-Südhoff GmbH .............32 Seedforward .................................................... 29 Seedhouse........................................................ 29 Smart ................................................................... 1 Softbank............................................................25 Solarlux ...............................................................4 Sparkasse Emsland.........................................18 Sparkasse Osnabrück.....................................28 Stadt Osnabrück..............................................22 Stadt und Landkreis Osnabrück .................28 Stadtwerke Osnabrück ..................................28 Statistisches Bundesamt ...........................5, 12 Steinemann-Gruppe...................................... 30 Stock GmbH & Co. KG...................................18 SV Viktoria 08....................................................8 Swatch ................................................................. 1

Symrise..............................................................18 Telekom .............................................................22 Tourismusverband Dümmer ....................... 30 Tronos................................................................28 Trust...................................................................18 TRW ..................................................................... 1 Unicredit...........................................................18 Universität Osnabrück...................................25 VfL Osnabrück...................................................8 Viva ....................................................................27 Vivaris Getränke GmbH & Co. KG..............18 Volks- und Raiffeisenbanken Emsland ......18 Volkswagen AG...........................................17, 21 Wagener & Co. ................................................. 17 WAGO-Gruppe.................................................32 Waldhotel......................................................... 30 Werbegemeinschaft Melle-City e. V. ...........18 WIGOS...............................................................32 Winbon Schoeller New Materials (WSNM) ................................18 Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO)...........................................28 Wirtschaftsförderungsgesellschaft Essen..................................................................28 Wirtschaftsverband Emsland e. V...............18 Wittrock Landtechnik......................................3 Zender Germany GmbH................................ 17 Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ........ 12, 15 Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)...................... 15 Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) .......................25 ZF Friedrichshafen AG .................................... 1 Zweiradfachgeschäft Josef Böckmann....... 13

PERSONEN Abromeit, Jürgen ..............................................8 Ackermann, Josef............................................18 Adam, Alexander ..........................................23 Alberth, Markus ..............................................18 Allendorf, André.............................................. 14 Althusmann, Bernd ...........................20, 21, 32 Antonczik, Magdalena ....................................11 Beelmann, Gert ............................................... 17 Beer, Reimund .................................................18 Beermann, Dieter............................................ 12 Beermann, Heinrich....................................... 12 Beermann, Marianne ..................................... 12 Beermann, Heiko ............................................ 12 Bensmann, Burkhard..................................... 31 Berkenheger, Anton..........................................6 Bicker, Manfred............................................... 13 Blümel, Prof. Dr. Frank..................................18 Böckmann, Josef ............................................. 13 Borchert, Ewald............................................... 14

Handwerk hat goldenen Boden VON BERTHOLD HAMELMANN

Mit Leidenschaft vom Garagentüftler zum Unternehmer.

Die Digitalisierung in Niedersachsen im Fokus.

Osnabrücker hat den Vorstandsvorsitz der Beteiligungsgesellschaft abgegeben.

IMAGEPROBLEME BEHEBEN

Eduard Korfhage ist einer von wenigen, die Turmuhren restaurieren.

Fünf Handwerksberufe zwischen Tradition und Moderne.

Dank Kittelschütze ist das Bekleidungswerk Hoon groß geworden.

E D I TO R I A L

Borgmeyer, Henrik ...........................................4 Bosse, Detlef.....................................................27 Bosse, Jaqueline ..............................................27 Bossmeyer, Maria............................................ 12 Brake-Wittrock, Kerstin...................................3 Brandmeir, Kathrin ........................................22 Brunner, Tilman................................................5 Christians, Wilfried ........................................ 13 Cornelißen, Peter ............................................18 Denari, Aine ....................................................... 1 Diestelkämper, Reinhard ..............................18 Franksmann, Alexander ................................28 Gallenkamp, Hans-Christoph ......................18 Gering, Klaus ................................................... 14 Gerling, Mechthild......................................... 29 Gerst, Alexander..............................................25 Greve, Jörn .........................................................4 Großmann, Jürgen..........................................32 Haardiek, Maggie............................................ 14 Haggenmüller, Georg.....................................18 Harting, Margrit..............................................32 Harting, Dietmar ............................................32 Hayek, Nicolas ................................................... 1 Herkenhoff, Astrid.......................................... 15 Heuermann, Martina .....................................28 Hochstein, Gerhard ........................................18 Hofmeyer, Guido.............................................18 Hölscher, Jürgen .............................................18 Hoon, Wilhelm .................................................. 7 Horstmann, Josef..................................... 20, 21 Hovens, Jan ......................................................10 Igel, Stephan ....................................................18 Kieback, Jörg .....................................................8 Klein, Holger...................................................... 1 Klofat, Bernhard .............................................18 Knoll, Felix..........................................................6 Knoll, Karl-Heinz ..............................................6 Koch, Friedhelm................................................4 Köhl, Frederike................................................ 14 Konen, Johannes.............................................18 Korfhage, Eduard........................................... 26 Korfhage, Roswita ......................................... 26 Korfhage, Matthias ........................................ 26 Krieger, Laura..................................................25 Krug, Manfred .................................................22 Kuhlmann, Klaus ............................................32 Kühnberger, Kai-Uwe ....................................25 Lammers, Eckhard ..........................................11 Langguth, Brigitte........................................... 17 Lehr, Andreas................................................... 14 Lenzen, Volkmar ..............................................11 Lies, Olaf ...........................................................32 Lindt, Heinz ..................................................... 14 Louis, Lisa......................................................... 14 Maschmann, Udo........................................... 26 Maus, Thomas ................................................. 17 McCarthy, Jon ..................................................25 Meyer, Nora..................................................... 29

Meyer, Lars...................................................... 29 Möhle, Reiner ................................................1, 9 Möller, Thomas................................................19 Moormann-Schmitz, Jens ...............................3 Müntefering, Franz...........................................8 Nieding, Klaus .................................................18 Niehoff, Thorsten..............................................4 Pipa, Gordon ....................................................25 Rahe, Horst ..................................................... 30 Reiter, Bernhard..............................................23 Resing, Henriette ............................................32 Ricke, Heidi..................................................... 29 Ruwisch, Helmut...............................................8 Sandhaus, Klaus...............................................11 Schlattmann, Claudia..................................... 12 Schlichter, Martin ................................4, 20, 21 Schlichter, Karl................................................ 21 Schmidt, Johannes............................................8 Schmitt, Thorsten ...........................................32 Schneider, Siegward ....................................... 15 Schulte-Hindrik, Bernd ................................... 7 Schulte-Südhoff, Heiko..................................32 Schulte, Hans...................................................10 Schulte, Kornelia.............................................10 Schulte, Erich............................................. 12, 13 Seehöfer, Martina............................................32 Sewing, Christian............................................18 Sieverdingbeck, Detlef.....................................4 Snowdon, Edward...........................................23 Steinemann, Werner ..................................... 30 Steinemann, Sonia......................................... 30 Steinemann, Andreas.................................... 30 Steinemann, Jürgen ...................................... 30 Stock, Raphael .................................................18 Strehl, Mathias .................................................11 Suelmann, Frank...............................................6 Susen, Dr. Stephan..........................................18 Sutmöller, Michael..........................................18 Tegeler, Sarah...................................................32 Tenhagen, Hermann-Josef ............................22 Veer, Alfons B...................................................18 Völkner, Frank .................................................18 Voss, Peter.........................................................32 Wagener, Horst-Jürgen.................................. 17 Weisser, Martin.........................................28, 29 Weizel, Adrian.................................................. 13 Wittrock, Bernd.................................................3 Wittrock, Margarete.........................................3 Wittrock, Maria .................................................3 Wittrock, Leonie................................................3 Wittrock, Bernd.................................................3 Wittrock, Hannes..............................................3 Wittrock, Hans ..................................................3 Wittrock, Bernhard...........................................3 Wittrock, Heiko .................................................3 Zaugg, Jamina ..........................................28, 29 Ziegler, Tilo...................................................... 29 Zierleyn, Enric ................................................... 7

D

ie Auftragsbücher sind voll, die Stimmung bombig. „Handwerk hat goldenen Boden“, angesichts einer guten Konjunktur und einer andauernden Niedrigzinsphase bestehen in Deutschland Rahmenbedingungen, die gerade dieses Sprichwort zum Selbstläufer machen. Besonders im Baugewerbe steigen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr weiter kräftig, zumal der Winter fast ausfiel. Wochen-, ja monatelanges Warten auf Handwerker gehört in Deutschland inzwischen zum Alltag. Handwerker sind begehrt wie lange nicht mehr. Und wenn der Satz stimmt, dass die Nachfrage den Preis bestimmt, werden Handwerkerleistungen wohl teurer werden. Wo viel Licht – da viel Schatten: Auch diese Redensart gilt für das Handwerk, das einen extrem vielfältigen Berufsmix abdeckt. Natürlich fehlt auch hier der qualifizierte Nachwuchs. Wobei der neue Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim gerade sehr zufrieden vermelden konnte, in diesem Jahr bundesweiter Ausbildungsmeister zu sein. Nirgendwo gebe es in Relation zur Zahl der Betriebe so viele Azubis. Glückwunsch! Nur hilft das bei Themen wie der im Vergleich zur Industrie oft deutlich geringeren Ausbildungsvergütung nicht weiter. Hier bleibt der Wettbewerb um Nachwuchs enorm. Und da ist noch das Imageproblem. Denn wer weiß als Außenstehender schon um die Innovationsfähigkeit der gerade im Handwerk oft anzutreffenden Familienbetriebe? Auch für Kleinstbetriebe der Branche gilt: Die Unternehmen müssen selbstverständlich Werbung für ihre Leistungen und Produkte betreiben, dürfen aber das Eigenmarketing nicht vergessen, um Nachwuchs zu locken.


3

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

Immer, wenn es kompliziert wird Landtechnik Wittrock hat sich zu einem führenden Betrieb für Landmaschinen, Melktechnik und Motorgeräte für Gärten entwickelt VON DANIEL GONZALEZ-TEPPER RHEDE. Die Massenproduktion

ist nicht sein Ding. „Das können andere besser“, sagt Bernd Wittrock, Geschäftsführer und Inhaber von Wittrock Landtechnik in Rhede-Brual. In großen Stückzahlen Mähdrescher, Traktoren, Gülleauflieger oder Melkautomaten zu bauen, dafür wäre im beschaulichen 700-Einwohner-Dorf im äußersten nordwestlichen Zipfel des Landkreises Emsland auch gar kein Platz.

Mit Größen der Branche wie Claas oder Krone arbeitet der 55-Jährige mit seinem Unternehmen aber eng zusammen und kommt häufig dann ins Spiel, wenn es kompliziert wird. So wie jüngst bei einer Anfrage aus Litauen. Ein großer Agrarkonzern aus dem osteuropäischen Land hatte auf rund 1500 Hektar Hanf angebaut. Die Nachfrage beispielsweise als Dämmstoff in der Automobilindustrie und bei Bekleidungsherstellern als Alternative zu Baumwolle ist hoch. „Hanf zu ernten ist aber sehr schwierig, weil die Blätter und Stängel extrem robust sind“, erklärt Wittrock. Eine zweite Herausforderung war die Erntemenge. Innerhalb von drei Monaten schafften es die Maschinenbauer, einen sechs Meter breiten und bis zu zehn Stundenkilometer schnellen Hanfhäcksler zu bauen und auszuliefern. Die Ernte, die bis Mitte September eingefahren werden muss, ist damit gesichert. Und die Entwicklung des Hanfhäckslers ist noch nicht abgeschlossen: Weil aus den Samen von Hanf Öle oder Tees hergestellt werden können, entwickeln die Wittrock-Techniker den Prototyp derzeit so weiter, dass er künftig die Hanfpflanze in seine Einzelteile zerlegt und sie nicht nur in Gänze zerhäckselt. Es wäre nicht der erste Prototyp, der im Hause Wittrock entwickelt und später in die Massenfertigung bei anderen Unternehmen gehen würde. Bereits in den 1980er-Jahren, als Bernd Wittrock

Die Hanferntemaschine haben Maschinenbauer von Wittrock Landtechnik geplant und gebaut.

Fotos: Daniel Gonzalez-Tepper

in Zeiten, in denen selbst minimalste Mengen gesundheitsgefährdender Stoffe in Produkten nachgewiesen werden können. Den Grundstein des Unternehmens hatte der Großvater von Bernd Wittrock, Bernhard Wittrock, 1924 gelegt. Er war Schmiedemeister, Pferde und Sensen waren in der Landwirtschaft von damals unerlässlich. „Als mein Vater Hans nach dem Zweiten Weltkrieg den Betrieb übernahm, rieten ihm

die Banken, weiter auf Pferde zu setzen“, berichtet Bernd Wittrock aus den Erzählungen seines Vaters, der 2006 verstorben ist. Hans Wittrock aber erkannte schon früh die Vorteile von Traktor, Ottomeyer-Tiefpflügen, ersten Erntemaschinen, war aber auch im Bereich Be- und Entwässerungsanlagen und der Stromversorgung tätig. Zugute kam ihm damals der sogenannte Emslandplan, der ab 1951 viele Millionen D-Mark vornehmlich aus den USA ins damals arme Emsland spülte. Dutzende neu parzellierte und gebaute landwirtschaftliche Betriebe stattete Hans Wittrock mit Landtechnik aus und hatte somit nicht unwesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. In den 1970er-Jahren kam die Melktechnik hinzu, bei der Hans Wittrock eine pfiffige Idee hatte: Damit die Lkw der Molkereien nicht mehr täglich die zum Teil entlegen liegenden Höfe anfahren mussten, stattete er viele mit modernen Melkanlagen samt neuartiger Kühltechnik aus. Die Anlagen überließ er den Landwirten häufig kostenlos, dafür strich er den Auf-

die Geschäfte von seinem Vater Hans übernahm und kaum jemand über voll automatisierte und selbstfahrende Erntemaschinen oder Datenerfassung in der Landwirtschaft sprach, entwickelte der diplomierte MaschinenbauIngenieur und Landmaschinentechniker einen Mähdrescher, der auf den Quadratmeter genau die geerntete Menge erfasste. Die Daten wurden in einem klobigen Erfassungsgerät gespeichert. Mit ihnen konnte der Landwirt schon damals bestimmen, wie viel Dünger er wo auf dem Ackers aufzubringen hatte. „Heute ist das gang und gäbe, damals eine kleine Revolution“, erinnert sich Wittrock. Heute ist die Technik so weit, dass der Landwirt beispielsweise vorausahnen kann, wo Unkraut wachsen wird. Die Maschine, die Pflanzenschutzmittel auf die Felder aufbringt, erkennt nämlich, wie viele Unkrautsamen sich im Boden befinden, und bestimmt dadurch die Menge des Pflanzenschutzmittels, das versprüht wird. Das spart den Landwirten nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt – und es ist sehr wichtig

„Banken rieten Vater, weiter auf Pferde zu setzen.“ Bernd Wittrock

schlag auf den Milchpreis ein, den die Molkereien wegen der Einsparungen in der Logistik ausbezahlten. Nicht weniger pfiffig war die Idee von Hans Wittrock, neben Landmaschinen auch Haushaltswaren und -geräte wie Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler zu verkaufen. Den Bereich verantwortete seine Frau Margarete. So konnte bei Geschäften mit den Landwirten auch die Frau auf dem Hof glücklich gemacht werden, was nicht selten den Ausschlag für den Kauf einer teuren Landmaschine gab. Unter der Führung von Bernd Wittrock und seiner Frau Maria, die Diplombetriebswirtin ist und sich um das Finanzwesen kümmerte, entwickelte sich das Unternehmen zu einem führenden Anbieter von Landmaschinen, Melktechnik und Motorgeräten für den Garten mit derzeit 102 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 25 Millionen Euro. Haushaltswaren und -geräte gibt es seit den 1990er-Jahren nicht mehr, dafür wuchs der Bereich Melktechnik, bei dem es ähnlich wie bei den Erntemaschinen häufig darauf ankommt, die von großen Herstellern hergestellten Komponenten so zusammenzustellen oder anzupassen, wie es der Landwirt in seinem Stall benötigt. Krisen in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren wurden auch deshalb gut überstanden, weil Bernd und Maria Wittrock

darauf achteten, dass keiner der drei Unternehmensbereiche zu groß wurde und es bei jeweils etwa einem Drittel Anteil am Umsatz blieb. 2015 kam ein zweiter Standort in Georgsheil im Landkreis Aurich hinzu, mit Jens Moormann-Schmitz wurde ein zweiter Geschäftsführer eingestellt. Mit Sohn Heiko Wittrock ist die vierte Generation bereits im Unternehmen tätig. Und wie groß der Familienzusammenhalt ist, verdeutlicht die Tatsache, dass alle noch lebenden Generationen auf dem Firmengelände in Rhede-Brual leben. Dazu gehören neben Heiko Wittrock, seiner Frau Kerstin und den Kindern Hannes (sechs Monate) und Leonie (eineinhalb Jahre alt) Bernd und Maria Wittrock sowie die inzwischen 86-jährige Margarete Wittrock. Wachstumspotenzial sieht die Familie in der weiteren Automatisierung in der Landwirtschaft sowie der Verarbeitung und Nutzung der Daten, die dabei gewonnen werden. IT-Fachwissen wird neben Maschinenbau-Kompetenz daher immer mehr gefragt sein, meint der Geschäftsführer. Als „begrenzenden Faktor“ sieht Bernd Wittrock jedoch den Nachwuchsmangel. „In den 1960er- und 1970erJahren fehlte es am Material, Personal zu bekommen war damals kein Problem. Heute ist Material kein Problem, und auch Arbeit ist genug da, dafür fehlt es an Personal“, verdeutlicht der 55-Jährige.

Vier Generationen: (vorne v.l.) Margarete, Bernd und Maria Wittrock, (hinten v.l.) Leonie Wittrock,Bernd Bernd Wittrock,Kerstin Brake-Wittrock und Hannes Wittrock.

Das ideale Umfeld. Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da leisten sie gute Arbeit. Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen. Im ecopark an der Hansalinie A1. ecopark – der Qualitätsstandort.


5

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

MACHER & MÄRKTE

Unternehmer sind trotz Eintrübung optim mistisch Investitionen werden zurückgefahren – Wechselkurse drücken auf die Preise – Langfristig wieder Wachstum erwartet

Wechselkurs macht Produkte heimischer Firmen teurer. Optimismus für Zukunft der Handelsbeziehungen. VON NINA KALLMEIER MELLE/LINGEN/ESPELKAMP. Kein

Deal, wenn die Briten am 29. März die EU verlassen? Doch kurzfristig ein zweites Referendum? Auch rund ein halbes Jahr vor dem Brexit gibt es Fragezeichen über Fragezeichen. Den Optimismus regionaler Unternehmen trübt das nicht. Dass Investitionen seit dem Referendum zunehmend auf Eis gelegt werden, merken sie jedoch schon.

„Die Auswirkungen des Brexits sind derzeit kaum absehbar“, sagt IHKPräsident Martin Schlichter. Sicher sei nur: Der Austritt der Briten aus der EU bringt spürbare praktische Konsequenzen für die regionalen Unternehmen. „Insbesondere im Warenverkehr wird es voraussichtlich Veränderungen geben, indem Betriebe zum Beispiel wieder Zolldokumente erstellen müssten.“

Dieses Prozedere kennt Friedhelm Koch, heute Sales Manager Export der Kampmann GmbH, noch zur Genüge. Er hat das Geschäft des Lingener Spezialisten für Kälte-, Lüftungs- und Klimatechnik Anfang der 1980er-Jahre auf der Insel mit aufgebaut. „Ein Großprojekt für die BBC hat für uns den Ausschlag gegeben, dort eine Niederlassung zu gründen“, erinnert er sich. Heute habe der Markt einen Anteil am Exportumsatz von 20 bis 25 Prozent. Kampmann ist eines von 417 Unternehmen im IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, die in Großbritannien aktiv sind – Platz 7 im Ländervergleich. Ein Viertel von ihnen sind Firmen mit weniger als 20 Mitarbeitern. Für die meisten regionalen Betriebe spielt der Export eine Rolle, nur 148 importieren. Eine eigene Vertriebsniederlassung oder Produktionsstätte auf der Insel haben nur 32 Betriebe. Sie kommen überwiegend aus dem Bereich Lebensmittel, Landmaschinen, Möbel, Maschinenund Anlagenbau, Kunststofferzeugung und -verarbeitung und Großhandel. „Ich befürchte, dass aufgrund der vielen Unklarheiten und Unsicherheiten der Austausch mit unseren britischen Partnern deutlich leiden wird“, sagt Schlichter. Weggebrochen ist der Markt aktuell für regionale Firmen nicht. Allerdings schlagen sich vor allem die Wechselkursschwankungen im Geschäft nieder. Unsere Anlagen sind dadurch etwa 10 Prozent teurer ge-

worden und mindern unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Henrik Borgmeyer, Geschäftsführer der BioConstruct GmbH mit Sitz in Melle. Seit 2012 ist der Anbieter für die Planung und den Bau von schlüsselfertigen Biogas-, Windenergie- und Fotovoltaikprojekten in Großbritannien aktiv. Ähnlich ergeht es Solarlux. Für das Unternehmen problematisch: Es gebe lokale Wettbewerber, die bereits günstiger seien, sagt Geschäftsführer Jörn Greve. Das Problem wiederum hat BioConstruct nicht. In Großbritannien gebe es nicht viele mit vergleichbarem Angebot, so Borgmeyer. „Da haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.“ Bislang keine Auswirkung auf das Geschäft verzeichnet die Tochtergesellschaft Harting UK, die maßgeschneiderte Lösungen für Kunden anbietet, wie Jumper Cable für die Bahn, sagt Detlef Sieverdingbeck, Zentralbereichsleiter Publizistik und Kommunikation der Harting Technologiegruppe. Auch bei Kampmann war es lange Zeit in der Hinsicht ruhig. „Bis Mitte oder Ende letzten Jahres hat uns die Entscheidung der Briten nicht getroffen“, so Friedhelm Koch. Ganz im Gegenteil, wie Thorsten Niehoff, Technikvorstand von Kampmann UK Ltd, ergänzt: „Die Jahre 2016 und 2017 waren unsere umsatz- und gewinnstärksten in Großbritannien.“ Aktuell merke man jedoch, dass die Investitionsbereitschaft zurückgehe, so Koch. Aufgrund der mehrjährigen Pro-

Exporte nehmen seit Referendum ab Import (Angaben in Milliarden Euro)

2011

2012

2013

2015

2016

3,60

3,64

6,37

6,39

2014

3,45

3,50

6,14 3,58

5,56 3,48

4,01

5,35

5,41

7,10

Export

2017 Quelle: IHK · Grafik: Matthias Michel

Brunner: Exportrückgänge sind auch dem Wechselkurs geschuldet VON NINA KALLMEIER jektplanungen werde sich diese Zurückhaltung jedoch erst in drei bis fünf Jahren bemerkbar machen, ist Niehoff überzeugt. Dass Investoren zurückhaltender sind und sich das Projektgeschäft, das rund 20 Prozent des Umsatzes ausmacht, abkühlt, merkt Solarlux schon heute. „Unser Wachstum ist seit zwei Jahren eingefroren“, sagt Geschäftsführer Jörn Greve. Die Exportquote des Meller Unternehmens, das vor der Konzentration der Produktion am Hauptsitz auch in Großbritannien produziert hat, liegt bei rund 43 Prozent. Großbritannien ist nach den USA und den Niederlanden der drittgrößte Exportmarkt. Dass das Geschäft kurzfristig wieder anzieht, ist laut Greve aktuell nicht in Sicht. „Ich gehe davon aus, dass wir uns bis 2020 auf einem verhaltenen Niveau bewegen werden.“ Dennoch ist er hinsichtlich des Marktes optimistisch: „London bleibt Europas größte Baustelle.“ Einfluss auf die Neubautätigkeit hätten vor allem die Immobilienpreise. „Werden sie nicht wie in der Vergangenheit erzielt, geht das Geschäft zurück. Wir rechnen langfristig aber weiter mit Wachstum, jedoch langsamer“, so der Geschäftsführer. Bis dahin lautet die Devise: „Weitermachen, was anderes nützt nichts. Wir werden unsere Zelte nicht von heute auf morgen abbrechen. Probleme würde uns nur ein harter Brexit bereiten.“ Und davon gehe man nicht aus. Die Stagnation des Marktes kann Solarlux in anderen Regionen ausgleichen. Sowohl in Frankreich als auch in Polen sieht Greve unter anderem Potenzial. Trotz allen Optimismus, erste Konsequenzen aus der Hängepartie ziehen regionale Unternehmen bereits. „In den nächsten ein bis drei Jahren planen wir in Großbritannien keine großen Investitionen“, sagt Friedhelm Koch. Über einen möglichen Hebel, die Auswirkungen zu mindern, hat sich Solarlux bereits Gedanken gemacht: „Aktuell fakturieren wir in Euro. Wir überlegen, das GB-Geschäft künftig in Pfund zu fakturieren“, sagt Greve. Für Henrik Borgmeyer haben die leichten Rückgänge der Aufträge noch einen an-

OSNABRÜCK. Eines zeigen die Zah-

deren Grund: die Förderlandschaft Großbritanniens für erneuerbare Energie. Hinsichtlich der deutschen Mitarbeiter haben Solarlux, Kampmann oder BioConstruct bislang keine Konsequenzen gezogen. „Wir gehen davon aus, dass unsere deutschen Mitarbeiter bleiben dürfen“, so Borgmeyer. Der Service des Anlagenbauers wird von einer Tochtergesellschaft abgewickelt, in der auch Deutsche beschäftigt sind. Dass die aktuellen Mitarbeiter nach dem Brexit weiter für Solarlux tätig sein dürfen, davon geht auch Jörn Greve aus. „Für die Wirtschaft ist es wichtig, dass schnellstmöglich Klarheit über die künftigen Handelsbeziehungen hergestellt wird“, sagt IHK-Präsident Martin Schlichter. Seine Wunschvorstellung ist, dass auch nach dem Brexit ein freier Handel zum Beispiel auf der Basis eines Freihandelsabkommens möglich bleibt. Ob dem so sein wird, steht aktuell in den Sternen. „Auch ein zweites Referendum schwebt immer noch in der Luft. Alles scheint möglich. Wir rechnen mit einer weiteren Verschleppung“, sagt Thorsten Niehoff. Und auch Detlef Sieverdingbeck macht deutlich: „Es ist für alle Beteiligten dringend notwendig, endlich Klarheit über den Brexit und die Folgen zu schaffen. Ein ungeordneter Brexit bleibt das Schreckensszenario für die Industrie in Großbritannien und Europa.“ Für Harting UK ist Europa insgesamt der größte Zielmarkt. Einen totalen Bruch mit Europa erwartet Henrik Borgmeyer nicht. „Ich gehe davon aus, dass es Handelsabkommen zwischen EU und UK geben wird, in welcher Form auch immer. Wenn das so kommt, kann das UK-Geschäft für uns wei-

len deutlich: Seit dem Referendum der Briten ist der Exportumsatz Niedersachsens mit Handelspartnern in Großbritannien kontinuierlich gesunken. Konstant bleibt jedoch: Die Briten sind in den vergangenen fünf Jahren unverändert in den Top 5 der wichtigsten Handelspartner für Unternehmen geblieben.

Großbritannien ist für niedersächsische Unternehmen ein verlässlicher Handelspartner. Seit 2012 liegt das Land auf Platz 3 der wichtigsten Exportmärkte. Und trotz Rückgängen seit dem Referendum zum Brexit lag der Exportumsatz 2017 mit 6,37 Milliarden Euro fast genau um eine Milliarde höher als noch fünf Jahre zuvor. Höhere Umsätze erwirtschaf-

ten Niedersachsens Unternehmen nur im Handel mit den Nachbarn Frankreich (2017: 6,55 Milliarden) und den Niederlanden (2017: 7,58 Milliarden). Importe aus Großbritannien sind hingegen in den vergangenen Jahren auf einem fast gleichen Niveau geblieben: Wurden 2012 Waren im Wert von 3,48 Milliarden Euro nach Niedersachsen importiert, waren es 2017 3,60 Milliarden. Trotz dieser positiven Langzeitentwicklung: Seit dem Brexit-Referendum sind die Exportumsätze niedersächsischer Betriebe um mehr als zehn Prozent eingebrochen. 2015 lagen sie noch bei 7,12 Milliarden Euro. „Der Rückgang ist

„Großbritannien wird auch nach Brexit wichtig für niedersächsische Exporteure bleiben.“ Tilmann Brunner, IHKN

ter lebhaft bleiben.“ Immerhin hatte Großbritannien im vergangenen Jahr 59 Prozent Anteil am Export. Dass die Umsätze künftig komplett wegfallen, davon geht Borgmeyer nicht aus. „Großbritannien musste in Sachen Umwelt viel tun, daher war es für uns in den letzten Jahren ein stark wachsender Markt.“ Auch Niehoff ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass die Handelsvereinbarungen dem sehr nahe-

Wussten Sie schon, ... ... dass Ford Heiter ausgezeichnet wurde als „Beste Autohändler Deutschlands 2018“ von AUTO BILD und Statista? “ (Alfons Mohsell, Serv rviceleiter) v Telefon 0541 692020

Autohaus Heiter GmbH · Hansastr. 33 · 49090 Osnabrück

kommen werden, was wir aktuell vorfinden.“ Vor allem jedoch werde nach wie vor gebaut. „Unsere Geschäftspartner sind guter Dinge. Ich gehe davon aus, dass Großbritannien für uns auch weiterhin ein guter Exportmarkt bleiben wird.“

Illustrationen: Colourbox.de,Layout: Matthias Michel

417 Unternehmen der Region mit Beziehungen zu Großbritannien.

Großbritannien bleibt drittwichtigster Handelspartner für Niedersachsen

sicherlich zum Teil auf die Wechselkursentwicklung zurückzuführen. Das Pfund hat im gleichen Zeitraum gegenüber dem Euro ebenfalls um mehr als zehn Prozent verloren“, sagt Tilman Brunner, Außenwirtschaftsexperte der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN). Auch gegenüber dem US-Doller ist der Wert der britischen Währung rückläufig. Hinzu kommen für Brunner die Unsicherheit über die weitere Entwicklung sowie das BIP-Wachstum in Großbritannien, welches sich deutlich abgeschwächt hat. Und dennoch: Trotz der Schwankungen ist Großbritannien in den

„Wir bedanken uns bei unseren Kunden für die Auszeichnung und bei unseren Mitarbeitern für Ihre Leistungen!“ enommierte Gütesiegel wird jährlich von der Zeitung „AUTO BILD“ Das renommiert an 1000 Betriebe in Deutschland verliehen. In Osnabrück gehört nun utohaus Heiter zu den Besten, bei den bewerteten Eigenschaften kompetent, freunddas Aut ansparent und fair. Das Siegel ist eine tolle Bestätigung für die Leistung der Mitarlich, transp beiter und eine gute Orientierungshilfe für alle Auto-Interessenten und Kunden. e IInformationen finden Sie unter www.autohaus-heiter.de Weitere

r ice für begeisterte Kunden Seit 1924 – Ford in Osnabrück – Heiter – Erstklassiger Serv

vergangenen Jahren kontinuierlich in den Top 5 der wichtigsten Handelspartner für Niedersachsens Firmen geblieben und im Exportumsatz Jahr für Jahr vor den USA und China. Die Bedeutung des Marktes wird sich auch nach dem Brexit – egal ob hart oder weich – nicht ändern, davon ist Tilman Brunner überzeugt. „Ein so großer und nahe liegender Markt wie Großbritannien wird auch nach dem Brexit wichtig für die niedersächsischen Exporteure bleiben“, so der Außenhandelsexperte. Gemessen am Exportumsatz, machen Kraftwagen und Kraftwagenteile mit rund 3,10 Milliarden Euro fast die Hälfte aus. Danach folgen abgeschlagen Nahrungs- und Futtermittel (699,30 Millionen) sowie chemische Erzeugnisse (434,97 Millionen), wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Auch im Import aus Großbritannien gegeben Kraftwagen und Kraftwagenteile den Ton an. Die Umsätze lagen dort im vergangenen Jahr bei 1,02 Milliarden Euro. Nicht einmal halb so viel setzten die Briten mit chemischen Erzeugnissen in Niedersachsen um (425,24 Millionen). Auch wenn Tilman Brunner optimistisch ist, auf Veränderungen für die niedersächsische Wirtschaft nach dem EU-Austritt der Briten stellt sich der Außenhandelsexperte dennoch ein. „Je nach Ausgestaltung des Austritts werden unterschiedliche zusätzliche Aufwendungen für Zölle, Zollformalitäten und damit einhergehende längere Lieferzeiten anfallen“, so Brunner. Schwierigkeiten sieht er dadurch jedoch nicht. „Viele Unternehmen, die auch bisher schon in sogenannte Drittländer, also Länder außerhalb der EU, liefern, stellen solche neuen Anforderungen vor keine großen Probleme. Sie kennen sich damit grundsätzlich schon aus.“ Eine Herausforderung sieht Brunner dafür für Firmen, die bislang ausschließlich innerhalb der EU tätig waren und nach dem Brexit ihre Kunden in Großbritannien weiter bedienen wollen. „Für diese Unternehmen wird zum Beispiel ein erhöhter Schulungsbedarf anfallen, denn die Mitarbeiter müssen sich erstmals mit Zollanmeldungen, Zollabwicklung, Exportkontrolle etc. befassen.“ Die Unternehmen wiederum müssten die damit verbundenen Kosten sowie eventuell anfallende Zölle in ihre Preiskalkulation mit aufnehmen.


6

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

Sowohl mit Maschinen auf dem Wasser als auch an Land ist das Harener Unternehmen Berky erfolgreich.

Fotos: Berky

Bei Berky ist alles im Fluss Emsländischer Weltmarktführer für Mähboote und Mähgeräte bleibt auf Wachstumskurs VON TOBIAS BÖCKERMANN HAREN. 54 Jahre nach seiner

Gründung ist das Harener Unternehmen Berky stramm auf Wachstumskurs. Beim Weltmarktführer für Mähboote und Mähgeräte ist alles im Fluss. Und das lässt sich annähernd wörtlich verstehen.

Denn nur in zwei oder drei Ländern der Erde gebe es keinen einzigen Fluss, sagt Berky-Geschäftsführer Felix Knoll. In allen anderen Staaten schlängele sich mindestens ein größeres Fließgewässer durchs Land. Und Flüsse, Bäche und auch Seen, das sind die wichtigsten Betätigungsfelder des Harener Maschinenbauspezialisten, des Weltmarktführers für Mähboote und Mähgeräte – und der Markt dafür ist riesig. Tatsächlich findet man Mähboote aus dem Emsland in Afrika ebenso wie in Asien, Australien oder Nordamerika. Mitgeschäftsführer und Anteilseigner Felix Suelmann ist erst vor Kurzem von einer Chinareise zurückgekehrt, bei der es natürlich um den Verkauf der Hightechgeräte aus Haren ging. Verkürzt gesagt, geht es um die Pflege von Gewässern, um eine Art Rasenmäher auf dem und am Wasser: Böschungen müssen gemäht werden, Kanäle sollen nicht zuwachsen, und der Gewässergrund ist zu entschlammen, um den Tiefgang von Booten und Schiffen zu sichern. Und gerade in wärmeren Gefilden der Erde gibt

es Wasserpflanzen, die derart stark wachsen, dass ein Durchkommen ohne Dauerpflege kaum noch möglich ist. Die Mähsammelboote aus Haren entfernen diesen Bewuchs zuverlässig und sind deshalb weltweit gefragt. Angefangen hatte die Firmengeschichte aber mit der Gewässerpflege vom Land aus: Berky-Mitgründer Anton Berkenheger arbeitete 1964 als Vorsteher eines Gewässerunterhaltungsverbandes und kannte das mühsame Räumen der Gräben noch mit Sense und Forke, also in Handarbeit. Das müsste doch auch anders gehen, dachte er sich und baute ein Dreirad-Mähgerät, mit dem Gra-

Exportanteil des Unternehmens liegt bei 70 Prozent.

benböschungen geräumt werden können. Mit dieser Idee, zwei Geschäftspartnern, die er aus dem Gemeinderat kannte, und zunächst vier Mitarbeitern machte er sich in Haren-Erika selbstständig. Schon 1968 musste die Firma mit 15 Angestellten in den Harener Hafen in eine 500 Quadratmeter große Halle umziehen, 1977 wechselte das Unternehmen an seinen heutigen Firmensitz an der B 70 in Emmeln. In diesem Jahr baute Berky auch das erste Mähboot zum Schneiden und Räumen von Böschungen, Flüssen und Seen und wurde damit zu einem der gefragtesten Spezialmaschinenanbieter in diesem Bereich. Schon seit 1991 exportiert Berky nach Afrika, Asien und in arabische Staaten, 1994 wurde das erste Mähsammelboot entwickelt. Firmenübernahmen kamen hinzu, mit der Entwicklung des Berky Tracs folgte 2014 zum 50. Firmenjubiläum ein weiterer Meilenstein. Mit dem selbstfahrenden Fahrzeug lassen sich auch schwierigste Pflegearbeiten erfüllen, und das aufgrund der Mobilität äußerst flexibel. 2016 übernahm der damals 26jährige Felix Knoll die Firmenanteile seines Vaters Karl-Heinz und leitet seitdem die Geschicke der Anton Berkenheger Group als Muttergesellschaft gemeinsam mit dem damals 35 Jahre alten Ingenieur Frank Suelmann. Er war einige Jahre zuvor in die Unternehmensleitung eingestiegen. Beide

AUTOKRANE-ARBEITSBÜHNEN-SCHWERTRANSPORTE

www.gertzen.de 26892 Kluse-Ahlen · Tel. 0 49 63/9 11 80 49811 Lingen-Ems · Tel. 05 91/71 00 99-0

Arbeitssicherheit SCCP Wir sind zertifiziert Regelmäßige freiwillige Überwachung

Die beiden Geschäftsführer Felix Knoll (links) und Frank Suelmann führen heute das Harener Unternehmen,das schon seit 1991 nach Afrika, Asien und in arabische Staaten exportiert. Foto: Tobias Böckermann

kauften freie Anteile der ursprünglich drei Firmengründer. Das Unternehmen war gesund, profitierte aber von den neuen Ideen der beiden neuen Inhaber und ging auf Wachstumskurs. Grundlage allen Arbeitens ist seitdem die „Berky Agenda 2020“, die vor allem eines leisten soll: das innovative Unternehmen als typischen, dynamischen Mittelständler aus dem Emsland in die Zukunft zu führen. In vielen Teilen ist das bereits gelungen: Die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 35 auf über 70, der Umsatz hat sich zwischen 2015 und 2017 verdoppelt und soll weiter deutlich steigen. Neue Produkte wurden entwickelt, Warenwirtschaft, Rechnungswesen, Lagerbuchhaltung und Zeiterfassung digitalisiert. Der Berky-Trac zum Beispiel besitzt keinerlei analog arbeitende Geräte mehr, auch viele andere Berky-Maschinen lassen sich über das Internet fernwarten oder auf Fehler untersuchen. In Singapur

und den USA entstanden zuletzt neue Berky-Vertretungen, der Exportanteil der Harener liegt inzwischen bei 70 Prozent. Und weil das Wachstum so dynamisch erfolgt, muss Berky expandieren. Gerade erst hat das Unternehmen die Fläche des Firmensitzes von einem auf zwei Hektar verdoppelt, in diesen Tagen wird der Grundstein für die Erweiterung der Produktionshalle gelegt. Rund 1,2 Millionen Euro investieren die Geschäftsführer Knoll und Suelmann in den Standort, wollen den Umsatz in diesem Jahr um weitere 20 Prozent steigern und mittelfristig die Produktion verdoppeln bis verdreifachen. Dabei konzentriere man sich auf die schwimmenden Standbeine Mähsammelboote und Saugbaggertechnik sowie den BerkyTruc und Böschungsmäher auf drei Rädern. Letztere gehen auf das erste Berky-Produkt aus dem Jahr 1964 zurück und werden bis heute vor allem von Kommunen

oder Wasserverbänden eingesetzt. Ein weiteres Geschäftsfeld ist durch das Sammeln von Müll entstanden. „An vielen Orten der Welt wurden Gewässer als Müllhalden missbraucht“, sagt Felix Knoll. Vor allem Schwellenländer hätten aber inzwischen damit begonnen gegenzusteuern und nutzten Berky-Boote zum Einsammeln vor allem des Plastikmülls. „Wir können auch ein Boot einsetzen, das nicht mehr über einen See fahren muss, um Plastikschrott einzusammeln, sondern das den Müll ansaugen kann“, sagt Knoll. So viel Dynamik benötigt vor allem eines: Mitarbeiter. Und die sind im Emsland mit seiner annähernden Vollbeschäftigung nicht mehr so leicht zu finden. Berky setzt deshalb inzwischen neben einer offenen und loyalen Unternehmenskultur auch auf Prämien für Neueinsteiger, etwa einen Urlaubsgutschein. „Insgesamt sind wir durch die vielen Neueinstellungen der vergangenen Jahre ein junges Team“, sagt Knoll, der ja selbst noch keine 30 Jahre alt ist. Für Entspannung im Büro sorgt Knolls Dalmatiner-Hündin Lila, die sich mal von dem einen Mitarbeiter, mal von der anderen Mitarbeiterin streicheln oder in der Pause ausführen lässt. So viel Innovation ist nicht verborgen geblieben. Berky war 2018 bereits für den Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis nominiert und hat jetzt den mit 5000 Euro dotierten VR-Mittelstandspreis 2018 zugesprochen bekommen.


7

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

Von der Kittelschürze zur Berufsbekleidung Das Gildehauser Bekleidungswerk Hoon ist kräftig im Aufwind VON ANDREAS KRZOK GILDEHAUS. Das Gildehauser Be-

kleidungswerk Hoon befindet sich im 50. Jahr seines Bestehens in einem kräftigen Aufwind. Gegründet wurde das Unternehmen 1968 von Wilhelm Hoon und Bernd Schulte-Hindrik in der Tradition der 1928 in Gildehaus etablierten Baumwollweberei Hammer & Hoon.

Längst haben sich die Kunden an ein einheitliches, firmentypisches Outfit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter dem Bäckertresen, an der Supermarktkasse oder in der Systemgastronomie gewöhnt: Firmenlogo auf der Brust, unverwechselbare Farbakzente, modischer Schnitt und mitunter ein kesser Spruch auf dem Rücken. Überall in der Grafschaft, aber auch in Nord-, West- oder Süddeutschland hat sich Berufsbekleidung als Teil der „Corporate Identity“ etabliert. Wo entsteht so etwas? In Bad Bentheim-Gildehaus. „Wir gehören zu den ,Hidden Champions‘ , den unsichtbaren Gewinnern“, sagt Enric Zierleyn und strahlt dabei die Freude eines erfolgreichen Geschäftsmanns aus. Der Geschäftsführer und alleinige Eigentümer der Bekleidungwerk Hoon GmbH & Co. KG hat offensichtlich allen Grund dazu, denn seine Firma an der Luxemburger Straße in Gildehaus befindet sich im 50. Jahr ihres Bestehens in einem kräftigen Aufwind. Mit dem Ende der großen Textilhersteller in Deutschland ist dieser einst so blühende Industriezweig keineswegs verschwunden. Es sind die kleinen mittelständischen Betriebe wie Hoon, die in Nischen des Marktes äußerst erfolgreich operieren, weil Inhaber und Belegschaft vor Einsatzfreude und Innovationsgeist nur so zu sprühen scheinen. Gegründet wurde das Unternehmen am 1. August 1968 von Wilhelm Hoon und Bernd Schulte-Hindrik in der Tradition der 1928 in Gildehaus gegründeten Baumwollweberei Hammer & Hoon. Ganz im Geist der Zeit spezialisierte man sich auf ein im Haushalt unverzichtbares Produkt: die Kittelschürze. „Jede Hausfrau brauchte so einen Kittel, der nicht nur das Kleid schützte, sondern den Riesenvorteil zweier großer Taschen bot“, erinnert sich der heute 81-jährige Wilhelm Hoon mit Schmunzeln. „Die Nachfrage war enorm, denn kaum jemand kam mit einer Kittelschürze aus. Die Muster, die Farben und der Schnitt wechselten mit der Mode, für den Feiertag wie für den Trauerfall musste ein spezieller Kittel zur Hand sein. Sogar Ausgehkittel zum schnellen Einkauf um die Ecke waren gefragt.“ Der Standort des Unternehmens mit bis zu 80 Näherinnen wechselte. Bad Bentheim, Nordhorn und – als Zweigbetrieb – Neuenhaus nennt Wilhelm Hoon. Bis in die 1970er-Jahre hielt der Boom an. Dann veränderten sich das Lebensgefühl und der Kleidungsstil. Die strapazierfähigen, mit Taschen bestückten Jeans machten der Kittelschürze den Garaus. Parallel dazu stellte sich das Bekleidungswerk Hoon auf einen

neuen Markt ein: Berufsbekleidung für die Lebensmittelbranche. Da sich die Weichenstellung als zielführend erwies, konnten die Gründer nach der Jahrtausendwende an eine Betriebsübergabe des zu dieser Zeit in Bad Bentheim angesiedelten Unternehmens denken. Eine Chiffre-Anzeige fiel Enric Zierleyn 2002 ins Auge. Der „Textiler in der vierten Generation“ aus einer alten Nordhorner Familie stieß schon beim ersten Gespräch bei den Alt-Eigentümern auf Sympathie. Deshalb fiel es ihnen nicht allzu schwer, sich von ihrem Lebenswerk zu verabschieden. „Aus unserer Sicht war es ein Glücksfall“, sagt Wilhelm Hoon rückblickend. Enric Zierleyn sieht das genauso: „Das Geschäftsmodell erschien mir ausbaufähig und zukunftsträchtig.“ Der heute 51-Jährige übernahm neben einer Handvoll Mitarbeiter und Warenbeständen überwiegend immaterielle Werte: Firmenname, Kollektion und Kunden-

„Die Nachfrage war enorm, denn kaum jemand kam mit einer Kittelschürze aus.“ Gründer Wilhelm Hoon

Die Produktion des Bekleidungswerks Hoon ist noch immer Handarbeit. Kittelschürzen werden zwar heute nicht mehr gefertigt, dafür Berufsbekleidung aller Art. Im Jahr 2002 hat Enric Zierleyn (links) das Unternehmen von Wilhelm Hoon übernommen. Fotos: Andreas Krzok

stamm. Der Start in die neue Ära gelang so gut, dass der Betrieb in größere Räume in Nordhorn umsiedeln musste. 2012 konnte man den Komplex in Gildehaus übernehmen und damit zu den Wurzeln zurückkehren. Bei der Fokussierung auf die Berufsbekleidung blieb übrigens die Kittelschürze so radikal auf der Strecke, dass nicht ein einziges „Nostalgie-Exemplar“ in der Firma erhalten blieb. Der Blick in den anspruchsvoll gestalteten Katalog des Jubiläumsjahres zeigt, wie weit es die Firma Hoon inzwischen gebracht hat. „Unsere Stammkunden in der regionalen wie überregionalen Lebensmittelbranche pflegen wir als wichtigstes Standbein unseres Geschäftsmodells“, sagt Zierleyn. „Für sie sind wir zum geschätzten Problemlöser in allen Fragen der Berufsbekleidung geworden.“ Die Stärke des Unternehmens liege in der Flexibilität und Schnelligkeit, mit der auf Kundenwünsche eingegangen werden könne. „Und wir können auch kleine Stückzahlen in hoher Qualität liefern. Entwürfe und Erstmuster fertigen wir selbst. Für die Produktion haben wir verlässliche Vertragsfirmen im östlichen Europa.“ Das Unternehmen beschäftigt eine 20-köpfige Belegschaft am Standort Gildehaus und etwa 100 weitere Arbeitnehmer an den Produktionsstandorten im Raum Lodz und in drei Regionen Mazedoniens. Da die Firma Hoon das komplette Outfit – Hemd/Bluse, Jacke, Schürze, Hose, Accessoires (Kopfbedeckung, Kurzkrawatte) bis zum Namensschild und zum Firmenlogo – anbietet, werden im Jahr mehrere Hunderttausend Bekleidungsteile gefertigt. Umsatzzahlen unterliegen dem Betriebsgeheimnis. Gern aber erläutert Enric Zierleyn den mehrstufigen Verlauf der Geschäftsabwicklung. „Wenn wir uns mit dem Kunden grundsätzlich einig sind, folgt ein Trageversuch in einer seiner Filialen. Dann können Geschäftsleitung und Mitarbeiter Wünsche und Veränderungsvorschläge im Detail äußern.“ Hier vielleicht eine zusätzlich Tasche, dort die Verstärkung eines Farbtons. „Als Nächstes erhält der Kunde Größensätze von XS bis XXXL, aus denen sich jeder Mitarbeiter die Stücke zusammenstellen kann, in denen er sich wohlfühlt. Erst dann wird der komplette Auftrag produziert.“ Man rechne heute übrigens mit einer fünf- bis elffachen Ausstattung

pro Person, je nachdem ob sie in Voll- oder Teilzeit beschäftigt sei. Ein neuer, sehr attraktiver Vermarktungsweg geht über die großen Industriewäschereien, die die zwischen Hoon und den Endkunden verabredeten Kollektionen

kaufen und an die Endabnehmer verleasen. Auf diese Weise werden die ganz großen Player im Markt erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunden von Edeka, Nordsee, des Edel-Lebensmittelmarkts Crown in Düsseldorf oder der

Flughafengastronomie München der „Corporate Fashion“ aus Gildehaus begegnen, ist groß. Enric Zierleyn: „Außer uns gibt es höchstens vier andere vergleichbare Anbieter auf dem deutschen Markt.“

Volle Ladung Leistung: die Qualitätsversprechen für Junge Sterne Transporter. Junge Sterne Transporter. So Mercedes wie am ersten Tag. 24 Monate Fahrzeuggarantie*

HU-Siegel jünger als 3 Monate

12 Monate Mobilitätsgarantie*

Wartungsfreiheit für 6 Monate (bis 7.500 km)

Garantierte Kilometerlaufleistung

10 Tage Umtauschrecht

Attraktive Finanzierungs-, Leasingund Versicherungsangebote

Probefahrt meist innerhalb von 24 Stunden möglich

Inzahlungnahme Ihres Fahrzeugs möglich *Die Garantiebedingungen finden Sie unter www.junge-sterne-transporter.de

Beresa GmbH & Co. KG Autorisierter Mercedes-Benz Verkauf und Service Blumenhaller Weg 155 · 49078 Osnabrück Tel.: 0800 - 60 70 800 (kostenfrei) www.beresa.de


8

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

MACHER & MÄRKTE

„Wir sind keine Heuschrecke – ganz im Gegenteil“ Die Indus Holding sammelt Perlen des deutschen Mittelstands – Jürgen Abromeit gibt Vorstandsvorsitz nach sechseinhalb Jahren ab VON MANUEL GLASFORT OSNABRÜCK. Jürgen Abromeit

kennt den Mittelstand wie seine Westentasche. Aber auch an den Finanzmärkten ist der Osnabrücker zu Hause. Beide Welten miteinander zu versöhnen war lange Zeit die Aufgabe des Chefs der Indus Holding. Der bekennende VfL-Fan hat nach sechseinhalb Jahren den Vorstandsvorsitz des SDax-Konzerns abgegeben.

„Wir sind keine Heuschrecke – ganz im Gegenteil“, stellt Jürgen Abromeit klar. Der Chef der Indus Holding weiß um das zweifelhafte Image, das Beteiligungsgesellschaften in der Öffentlichkeit anhaftet – spätestens seit im Jahr 2005 der damalige SPD-Chef Franz Müntefering die „Heuschrecken“-Debatte anstieß. Doch mit knallharten Sanierern und gewissenlosen Firmenplünderern hat Indus nichts gemein, wie Abromeit betont. „Wir sind Langfristinvestor. Wenn wir ein Unternehmen erwerben, wollen wir es auf Dauer halten und haben nicht schon den Ausstieg im Kopf.“ Der Osnabrücker hat das SDaxUnternehmen mit Sitz in Bergisch Gladbach seit 2012 geleitet, nun verlässt er den Konzern. Den Chefposten hat Abromeit zum 1. Juli an seinen Vorstandskollegen Jo-

Wendet sich neuen Aufgaben zu: Jürgen Abromeit leitete die Indus Holding seit 2012,nun hat er den Vorstandsvorsitz abgegeben.

hannes Schmidt übergeben. Dieser übernimmt einen Konzern, der unter Abromeits Ägide kontinuierlich gewachsen ist. Der Umsatz kletterte von 1,1 Milliarden Euro

im Jahr 2012 auf gut 1,6 Milliarden Euro 2017, der operative Gewinn (Ebit) stieg im selben Zeitraum von 105 auf 153 Millionen Euro. Parallel wuchs das Portfolio

www.pwc.de/mittelstand

Finanzfunktion der Zukunft Transformationsmotor Weichenstellter Business Partner

Neue Wettbewerber, neue Technologien, neue Geschäftsmodelle Unternehmen befinden sich im stetigen Wandel. Die Finanzfunktion kann zum Navigator dieses Wandels werden, wenn sie sich technologisch und organisatorisch neu aufstellt. PwC hat dafür einen modularen Ansatz entwickelt. Von der ersten Analyse bis zur Umsetzung bieten wir alle Services aus einer Hand in einem individuellen Paket. Sprechen Sie uns gerne an. Georg Stegemann, Tel.: +49 541 3304-558, georg.stegemann@pwc.com

© 2018 PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.

von 38 auf inzwischen 45 Unternehmen. Die Indus Holding pickt sich die Perlen des deutschen Mittelstands heraus, erklärt Abromeit. „In aller Regel sind das technische Unternehmen, die eine eigene Entwicklung und Fertigung haben, halt ,engineered and made by German Mittelstand‘ .“ Zwischen 20 und 150 Millionen Euro Umsatz müssten sie erwirtschaften und vor allem: erfolgreich sein. Man lege größten Wert auf eine Produktion in Deutschland, zugleich sei Indus sehr international. „Mehr als 50 Prozent unseres Konzernumsatzes machen wir außerhalb Deutschlands“, sagt der frühere Vorstandschef. Auf mögliche Kaufkandidaten werden Abromeit und seine Vorstandskollegen auf mehreren Wegen aufmerksam. Da Indus es inzwischen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat, kommen manche Unternehmer von sich aus auf die Holding zu. „Es ist ein sehr persönliches Geschäft“, sagt der Osnabrücker. Doch natürlich wird der Konzern auch selbst aktiv. Rund 3000 Unternehmen in Deutschland werden von Indus jährlich „gescreent“, wie der Vorstandschef sagt. „Wir kennen uns sehr gut aus im Mittelstand und wissen, wer zu uns passen würde.“ Über die Jahre entstand so eine „Wunschliste“. Auf dieser finden sich auch noch ein, zwei Unternehmen aus Osnabrück, verrät Abromeit, freilich ohne Namen zu nennen. Das Unternehmensportfolio gliedert sich in fünf Segmente: Bau/Infrastruktur, Fahrzeugtechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Medizin- und Gesundheitstechnik sowie Metalltechnik. Besonders in der Medizin- und Gesundheitssparte kaufte die Indus Holding in den vergangenen zehn Jahren zu, und hier erkennt Abromeit weiteres Wachstumspotenzial. Im Jahr 2014 übernahm der Konzern den Rollstuhl- und Rollatorenhersteller Rolko aus Borgholzhausen in Westfalen. „Wir investieren in Geschäftsbereiche, von denen wir überzeugt sind, dass dort auch in den nächsten zehn Jahren die Post abgeht“, sagt der Manager. Auch in seiner Heimatstadt ist Indus präsent mit der KiebackSchäfer-Gruppe. Der Automobilzulieferer Kieback ist seit 1998 dabei und damit eines der Urgesteine im Portfolio der Holding. „Damals ist

Foto: Indus/Catrin Moritz

Indus auf uns zugekommen. Eigentlich wollten wir gar nicht verkaufen“, erinnert sich Jörg Kieback. Seine Familie ließ sich überzeugen, Kieback blieb auch nach dem Verkauf als Geschäftsführer in dem Unternehmen – bis heute. Man habe damals einen Partner gewollt, „der uns vorantreibt, entwickelt und unterstützt“, sagt der Unternehmer. Glaubt man Kieback und Abromeit, gewährt Indus seinen Tochterunternehmen große Unabhängigkeit. Die Unternehmen sind Abromeit zufolge allein verantwortlich für das operative Geschäft. „Wir regieren den Unternehmen nicht in das operative Geschäft rein. Die Tochtergesellschaften haben ihre eigenen Planungen und machen ihre eigenen Budgets.“ Jedes Unternehmen ist einem IndusVorstand zugewiesen, der Osnabrücker Abromeit betreut unter anderem Kieback-Schäfer. „Wir kommen dann ins Spiel, wenn es um Strategie, um Weichenstellungen und weitreichende Finanzierungsthemen geht.“ Bei aller unternehmerischer Autonomie: Die Zahlen müssen stimmen, daran lässt Abromeit keinen Zweifel. Auch die Indus Holding hat sich schon von Unter-

nehmen getrennt, „weil wir erkannt haben, dass es so nicht zukunftsfähig weitergeht und es in einem anderen Umfeld bessere Entwicklungschancen gibt“. Die Tochtergesellschaften profitieren bei großen Investitionen von der Finanzkraft des Mutterkonzerns. „Man muss immer so ein, zwei Millionen im Jahr investieren, um auf dem Stand der Technik zu bleiben“, sagt Kieback. Gerade hat er den neuen 3-D-Metalldrucker beim Automobilzulieferer Schäfer in Osnabrück begutachtet, den Kieback ebenfalls leitet. Den 3-D-Metalldrucker hat Indus sich mehrere Millionen Euro kosten lassen. „Das hätte das Unternehmen Schäfer nie stemmen können“, sagt Abromeit. Ihm schwebt vor, Schäfer zum 3-D-Metalldruck-Innovationszentrum der Indus-Gruppe auszubauen. Den Bezug zu seiner Geburtsund Heimatstadt hat der Osnabrücker auch als SDax-Manager nicht verloren. Bei Heimspielen des VfL kann man den Dauerkarteninhaber mit seinem Sohn auf der Nordtribüne sehen. Seine Liebe zum Fußball reicht weit zurück, beinahe wäre er als junger Mann selbst Profi-Spieler beim VfL geworden. Als Mittelstürmer spielte er für die Landesauswahl des SV Viktoria 08 in Georgsmarienhütte, als die Lila-Weißen auf ihn aufmerksam wurden und ihm 1978 einen Profivertrag für die 2. Bundesliga Nord anboten. Abromeit lehnte ab und schlug stattdessen eine Bankerlaufbahn ein. Bei der Dresdner Bank in Osnabrück ließ er sich zum Bankkaufmann ausbilden, es folgten weitere Stationen in Hannover, Hamburg und Frankfurt. Nach 16 Jahren im Bankenbereich wechselte Abromeit zum Stahlkocher Georgsmarienhütte, wo er die Finanzen verantwortete und später auch das Fusions- und Übernahmegeschäft. Im Jahr 2008 verschlug es ihn schließlich zu Indus, wo er Finanzvorstand wurde, ehe er 2012 den scheidenden Vorstandschef Helmut Ruwisch beerbte. Noch heute spielt Abromeit gelegentlich Fußball, doch mit seiner Entscheidung gegen die Profikarriere hadert er nicht. Mit seinen bisherigen drei beruflichen Stationen sei er sehr zufrieden. Über die vierte und voraussichtlich letzte Station hüllt Abromeit sich noch in Schweigen.

BETEILIGUNGSKAPITAL

Das steckt hinter „Private Equity“ „Private Equity“ ist ein Oberbegriff für privates Beteiligungskapital. Klassischerweise läuft das Geschäft wie folgt: Eine Beteiligungsgesellschaft sammelt Geld bei institutionellen Investoren, beispielsweise bei Pensionsfonds, Versicherungen und Banken, und legt es in einem Beteiligungsfonds an. Dieser kauft Firmen auf, die er auf Effizienz und Wachstum trimmt, um sie nach einigen Jahren gewinnbringend weiterzuverkaufen. Allerdings variieren die Geschäftsmodelle. Vom Sanierer defizitärer Firmen

bis zum Langfristinvestor ist alles dabei. Beteiligungsgesellschaften sind zum Teil unabhängig, zum Teil Töchter von Banken und Konzernen. Holdings wie die Indus AG oder die Deutsche Beteiligungs AG bilden eine Sonderform: Sie sind börsennotierte Aktiengesellschaften. Damit stehen sie anders als die klassischen PrivateEquity-Gesellschaften auch gewöhnlichen Privatanlegern offen und sind deutlich transparenter. Beteiligungsgesellschaften kämpfen bis heute mit einem zweifelhaften Ruf.

Ein Grund sind die Exzesse in der Zeit vor der Finanzkrise: Teils bürdeten die Beteiligungsfonds den gekauften Firmen die Schulden auf, die sie für die Übernahme aufgenommen hatten. Manche Fondsmanager ließen sich Sonderdividenden auszahlen, die durch weitere Schulden finanziert wurden. Ungeachtet dessen sind Beteiligungsgesellschaften auch in Deutschland ein nicht mehr wegzudenkendes Phänomen: Mit 11,3 Milliarden Euro erreichte das Investitionsvolumen 2017 ein Rekordniveau. mgl


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL

9

HAND & WERK

„Handwerk ist kein notwendiges Übel“ Im Gespräch: Reiner Möhle ist der neue Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim Gewerke weniger damit zu kämpfen? Die beiden genannten Berufsbilder haben sicherlich den dringendsten Handlungsbedarf, denn die Ausbildungsleistung ist nachweislich rapide gesunken. Andere Gewerke sind es wert, dass die Meisterqualifikation wieder eingeführt wird, dazu zählen die Goldschmiede. Dass in diesem hochwertigen Beruf keine Qualifikation mehr erforderlich ist, kann nicht sein. Da fehlt die Wertschätzung. Man fühlt sich ein bisschen wie die Zweite Liga. Das sorgt innerhalb des Handwerks für hohe Wellen.

Familienbetriebe sind große Stärke der Region. Handwerk muss sich vor der Industrie nicht verstecken. Junge Meister im Meisterclub miteinander vernetzen. VON NINA KALLMEIER

Gegner der Meisterpflicht führen die Öffnung des Marktes für ausländische Unternehmer an. Es ist eine völlig paradoxe Situation, dass wir unsere Meisterqualifikation kampflos aufgegeben haben, nur weil es diese in anderen Ländern nicht gibt. Wir müssen uns für die Qualifizierung nicht entschuldigen. Es gibt eine Vielzahl von Berufen, die nur mit einem abgeschlossenen Studium oder einer Ausbildung als Selbstständiger ausgeübt werden dürfen. Bei den Meistern tun wir so, als wenn das egal wäre. Daher ist es gut, dass die rechtliche Möglichkeit einer Rückkehr zur Meisterpflicht analysiert wird.

OSNABRÜCK. Zum ersten Mal sind die Ausbildungszahlen im Handwerk wieder um 8,4 Prozent gestiegen. Das freut Reiner Möhle. Seit rund 100 Tagen ist er der neue Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Ein Gespräch über Nachwuchs, Vergütung, Meister und Baustellen im Handwerk.

Herr Möhle, rund 100 Tage als neuer HWK-Präsident haben Sie rum. Was war für Sie bislang die größte Herausforderung Ihrer neuen Aufgabe? Die Herausforderungen kommen noch. Aufgrund meiner vorherigen Funktionen bin ich auf meine neue Aufgabe sehr gut vorbereitet gewesen. Was mich sehr gefreut hat, ist das hohe Maß an Wertschätzung und Achtung, die mir als Präsident der Handwerkskammer von Beginn an entgegengebracht wurde. Das habe ich so nicht erwartet und hat auch meine Achtung von dem Amt noch einmal gesteigert. Gerade hat das Ausbildungsjahr begonnen. Wie zufrieden sind Sie mit den Zahlen? Mit den aktuellen Zahlen bin ich sehr zufrieden. Wir sind auch in diesem Jahr bundesweiter Ausbildungsmeister, in keinem Kammerbezirk gibt es in Relation zur Zahl der Betriebe so viele Azubis. Nach leichten Rückgängen in den vergangenen haben wir jetzt schon eine acht Prozent höhere Quote. Manche Betriebe hatten über einen langen Zeitraum die eigene Nachwuchsgewinnung vernachlässigt und vergessen, dass der beste Nachwuchs aus der eigenen Ausbildung und der anschließenden ordentlichen Übernahme kommt. Was wir jetzt beobachten, ist ein gegensätzlicher Trend. Es bilden wieder mehr Betriebe aus. Das schafft ein höheres Angebot und damit mehr Ausbildungsmöglichkeiten. Die Ausbildungsvergütung steht immer mal wieder in der Kritik. Nun plant die Große Koalition in zwei Jahren eine Mindestausbildungsvergütung. Für Sie ein Schritt in die richtige Richtung? In Sachen Ausbildungsvergütung ist in vielen Gewerken in den letzten Jahren viel passiert. Wir müssen uns nicht verstecken – auch wenn die Spanne der Vergütungen zwischen den Berufen groß ist. Das macht natürlich einige Ausbildungen interessanter als andere. Was man aber nicht vergessen darf: Eine Ausbildungsvergütung ist kein Gehalt! In anderen Branchen wie der Pflege muss für die Ausbildung gezahlt werden.

Fotos: Philipp Hülsmann

Gerade auf kleine Betriebe hätte eine Mindestausbildungsvergütung enorme Auswirkungen. Was sie zahlen, muss auch erwirtschaftet werden. Das heißt entsprechend auch, dass der für den Kunden ausgewiesene Lohn auf den Rechnungen steigt. Ob das jeder mitmacht? Betriebe bräuchten eine Gewähr, dass sich ihre Investition in den Auszubildenden lohnt und dieser anschließend im Betrieb bleibt. Das war in der Vergangenheit oft nicht der Fall. Das ist problematisch. Geld ist nur ein Aspekt, um junge Menschen für einen Beruf zu begeistern. Auch Arbeitszeit, das Umfeld, Festanstellung oder Zeitvertrag spielen eine Rolle. Kann das Handwerk mit der Industrie mithalten? Locker! Wir müssen uns vor Industriegehältern nicht verstecken. Diese Schere ist erheblich kleiner geworden. Wo das Handwerk zusätzlich mit punktet, sind die Softfaktoren. Wir haben unglaublich innovative und engagierte Betriebe, das ermöglicht Mitarbeitern viele spannende Arbeiten. Und die starken Familienbetriebe ermöglichen eine persönliche Beziehung, sodass vielleicht auch das eine oder andere Problem außerhalb des Betriebs gemeinsam gelöst werden kann. Der Mitarbeiter ist keine Nummer. Müssten diese Softfaktoren vom Handwerk besser verkauft werden? Ohne Wenn und Aber. Es braucht jedoch insbesondere mehr Wertschätzung für das Handwerk. Gerade auch, was unsere Ausbildungsleistung angeht. Dass wir in Deutschland eine so niedrige Jugendarbeitslosigkeit haben, ist insbesondere den Handwerksbetrieben zu verdanken.

Und dennoch ist das Image der Industrie oftmals besser. Der Ausspruch „Handwerk hat goldenen Boden“ ist immer noch richtig, Handwerker selbst sind jedoch zu einer Art „notwendigem Übel“ geworden. Wir sehen das auch bei Ausbildungsmessen, wenn Jugendliche mit ihren Eltern da sind. Letztere wollen immer noch lieber einen Beruf für ihr Kind, wo man sich nicht schmutzig macht und der besser angesehen ist. Warum unser Image schwächer geworden ist, kann ich mir nicht erklären. In anderen Ländern sind Handwerker wie wir Industriebetriebe. Da gibt es entsprechend auch das Imageproblem nicht. Wo besteht dann Nachholbedarf? Es gibt Optimierungsbedarf, keinen Nachholbedarf. Wir brauchen zum Beispiel eine noch bessere Verzahnung mit den Hochschulen. Unter anderem müssen wir es schaf-

fen, mehr gut ausgebildete junge Leute in der Region und auch im Handwerk zu halten. Auch der Automatismus einer Einbahnstraße vom Abitur zur Uni muss durchbrochen werden. Dazu müssen wir die Zusammenarbeit mit den Schulen und vor allem den Gymnasien stärken. Lehrer müssen auch das Handwerk auf dem Schirm haben. Immerhin haben wir aktuell eine Abiturientenquote unter den Azubis von 15 Prozent, Tendenz steigend. Nachholbedarf sehen wir beim Thema Elektromobilität – allerdings nicht bei uns, sondern der Industrie. Unsere Betriebe würden gerne investieren, und das Handwerk ist aufgrund der kurzen Strecken für Elektrofahrzeuge prädestiniert. Es gibt jedoch aktuell für uns kein geeignetes Angebot. Auch das Postauto ist als reines Lieferfahrzeug keine Alternative für unsere Betriebe, die mit Werkzeug, Maschinen, Regalen etc. unterwegs sind. Bei Fahrverboten schauen wir in die Röhre.

10700 Betriebe im Kammerbezirk

12 Milliarden Euro Umsatz Das ist ein Viertel des Gesamtumsatzes im Handwerk Niedersachsen

Durchschnittlich 14 Mitarbeiter pro Betrieb 21 Stadt Osnabück · 13 Landkreis Emsland · 14 Grafschaft Bentheim

82000 Mitarbeiter in meisterpflichtigen Betrieben Das sind 90 Prozent der Mitarbeiter

Wo liegen für Sie die Stärken der Region? Die hohe Zahl der eigentümergeführten Familienbetriebe zeichnet uns aus. Hinzu kommt, dass wir eine wirtschaftlich sehr ausgeglichene Region haben mit vielen Juwelen, die für die Raumfahrt arbeiten oder auch am Südpol Projekte umgesetzt haben. Das wissen die wenigsten. Und die Bevölkerung wie die Betriebe sind mit der Region verbunden. Davon profitieren wir, denn die Leute wollen bleiben, sind vernetzt. Vielleicht verkaufen wir unsere Vorzüge zu schlecht. Das große Schlagwort ist aktuell „Digitalisierung“. Wie weit ist das Handwerk in der Region? Wir haben seit Jahren eine digitale Lehrplattform und sind mit drei Kompetenzzentren sehr gut aufgestellt. Für unsere Betriebe ist Digitalisierung selbst also kein Thema, sondern das Weiterlernen. Ich sehe vor allem die Chancen, wenn Hilfsmittel wie die VR-Brille unsere Mitarbeiter unterstützen. Wie viel „Hand“ wird im „Handwerk“ übrig bleiben? Wir bleiben Hand-Werker – mit Zusatzqualifikation. Werkstätten und Lager sind und werden digitaler, dennoch müssen Rohre immer noch angefasst werden, ebenso ist die Vorbereitung des Catering der Fleischer immer Handarbeit. Aber die Arbeit wird aufgrund der technischen Weiterentwicklung schneller, schwere Arbeit wird minimiert. Auch das macht das Handwerk attraktiver – auch für Frauen. Seit Langem fordern Sie eine Rückkehr zum Meisterbrief. Prominent genannt werden die Probleme der Fliesenleger und Raumausstatter. Haben andere

Seit Kurzem gibt es im Kammerbezirk einen Meisterclub. Wie ist die erste Resonanz, und was will man mit ihm bezwecken? Wir sind bei etwas über 200 Mitgliedern. Ziel ist es, dass junge Meister aus der Region eintreten und sich engagieren – hoffentlich später auch im Ehrenamt. Wir hoffen, durch den Meisterclub die Anonymität aufzuheben, in der die jungen Meister sonst oft verschwinden, und wir sie besser vernetzen und mit Informationen abseits ihres Faches besser versorgen können. Vor allem kleinere Betriebe werden davon profitieren. Nun ist bis zur nächsten Präsidentenwahl noch ein wenig Zeit. Welche Themen brennen Ihnen unter den Nägeln? Wir sind als Kammer gut aufgestellt, dürfen uns aber nicht ausruhen. Unsere Bildungswerke müssen zum Beispiel noch enger zusammenarbeiten. Und auch über die Entwicklung unserer Werkstätten müssen wir uns Gedanken machen. Wir haben zwar jetzt ein starkes Plus in den Lehrlingszahlen, wissen aber auch, dass es langfristig weniger werden. Da müssen wir schauen, wie wir die Werkstätten optimieren, denn wir wollen die Nähe zu den Ausbildungsplätzen. Gerade erst haben wir die schulische Ausbildung für Straßenbauer nach Osnabrück bekommen, und die Zahlen sind sogar so, dass wir zwei Berufsschulklassen einrichten können. Bei anderen Berufen wird sich zeigen, ob wir alles am Standort halten können. Die Bedarfe analysieren wir gerade. Vielleicht müssen wir reagieren und andere Cluster bilden. Das wird eine große Aufgabe sein. Und mir persönlich ist es ein Anliegen, die Zahl der Abbrecher zu minimieren. Es ist nicht so, dass der Zahl der offenen Lehrstellen gar keine Bewerber gegenüberstehen. Aber wir haben ein Passungsproblem, wobei das nicht neu ist.


10

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL HAND & WERK

Die Drechsler der Welt treffen sich im Emsland Kornelia und Hans Schulte lassen das alte Handwerk aufleben und geben es weiter VON SEBASTIAN HAMEL GEESTE Das Fachgeschäft Drechselbedarf K. Schulte im emsländischen Groß Hesepe ist ein wahres Eldorado für all jene, die gerne an der heimischen Drechselbank aus Holzstücken verschiedenste Objekte kreieren. Die Kunden werden im Geschäft nicht nur mit dem nötigen Werkzeug ausgestattet, sondern erhalten auch fachliches Knowhow in Drechselkursen.

Es ist Freitagnachmittag und im Aufenthaltsraum des Drechslergeschäfts K. Schulte hat sich eine gesellige Runde eingefunden. Das Kennenlernen bei einer Tasse Kaffee bildet den Auftakt eines zweitägigen Drechslerkurses, wie ihn der Betrieb in Groß Hesepe rund 30mal im Jahr anbietet. Ein halbes Dutzend Teilnehmer, deren Herkunftsorte von Haren im Emsland bis Hanau in Südhessen reichen, möchte tiefer in die alte Handwerkskunst einsteigen. „Wir sind hier nicht in der Schule, sondern wollen zwei Tage lang Spaß haben“, stellt Jan Hovens gleich zu Beginn klar. Der erfahrene Drechsler aus dem niederländischen Venlo ist häufig als Kursleiter tätig. In der Runde stellt sich auch „Gastgeber“ Hans Schulte vor, der

das Geschäft vor 22 Jahren als Kleingewerbe zusammen mit seiner Frau Kornelia gründete. Sie ist heute Inhaberin und Geschäftsführerin. Zunächst beschränkte sich die Arbeit auf einen Werkzeugvertrieb, der von zu Hause aus abgewickelt wurde. Nachdem ab 1998 die Anmietung von Räumen eines Bauernhofs in Meppen folgte, ist das Geschäft seit 2010 allein an der heutigen Adresse an der Meppener Straße in Groß Hesepe, einem Ortsteil der Gemeinde Geeste, zu finden – in einer ehemaligen Diskothek. Die Räumlichkeiten des Traditionslokals „Cantzen“ kamen den Unternehmern sehr gelegen. „Früher haben wir dort selbst getanzt“, erzählt Hans Schulte schmunzelnd. Heute befinden sich auf 400 Quadratmetern eine große Verkaufs- und Ausstellungsfläche, Büro, Aufenthaltsraum, ein kleines Lager sowie eine angeschlossene Kurswerkstatt. Ein größeres Lager liegt in rund 300 Meter Entfernung. Auch die Nähe zur Autobahn A 31 ist von Vorteil. Nachdem 2006 die erste Angestellte zum Betrieb kam, zählt das Unternehmen mittlerweile elf Mitarbeiter. Das Haupteinkommen der Firma Schulte besteht aus dem Verkauf von Drechselbänken und di-

Mithilfe dieses Geräts wird die Mitte des Holzstücks gefunden,um es anschließend zu bearbeiten.

Der Niederländer Jan Hovens lässt im Emsland beim Drechslerkurs die Holzspäne fliegen.

rektem Werkzeug. Rund 95 Prozent der Abnehmer entstammen der Hobby-Szene. Die Leidenschaft fürs Drechseln boome gewaltig, so die Geschäftsleute. Ein Grund für die Beliebtheit des Handwerks sei, dass sich innerhalb kürzester Zeit Erfolge einstellten: „Der Rohling ist erst kantig, dann rund, und im Sekundentakt entstehen neue Profile“, berichtet Hans Schulte. Die technische Herausforderung sei für viele ein willkommener Ausgleich zum Beruf. Und Kornelia Schulte ergänzt: „Holz ist ein natürlicher Rohstoff – und einfach ein schönes Material.“ Ein großer Antrieb für beide ist die Zufriedenheit der Kunden: „Wir sind nicht nur Verkäufer, sondern auch Berater – dann läuft der Verkauf von alleine. Es ist ein schönes Gefühl, wenn wir jemanden gut beraten haben und der Kunde sich freut.“ So komme es auch vor, dass Kunden eigene Stücke mitbrächten und fragten, was sie besser machen könnten. Ein Drechslergeschäft in dieser Form gibt es im weiteren Umkreis keines. Viele der Klienten stammen aus den Niederlanden, auf deutscher Seite erstreckt sich der Kreis vom Ruhrgebiet über die Region Hannover bis hoch nach Hamburg – und darüber hinaus.

Mancher Kunde aus Süddeutschland hat schon den Besuch im Emsland mit einem Urlaub an der Nordsee verbunden. Sogar Drechsler aus Skandinavien und Kanada haben in Groß Hesepe eingekauft. „Ohne Englisch könnten wir das Geschäft nicht betreiben“, sagen die Schultes. Inzwischen spielt auch der Online-Shop eine gewichtige Rolle, den maßgeblich Sohn Jens aufgebaut hat und auch weiterhin betreut.

„Ohne Englisch könnten wir das Geschäft nicht betreiben.“ Kornelia und Hans Schulte

Stanz- und Schneidwerkzeuge für Lochstanzen und Profilstahlscheren Schülpke Stempel und Matrizen, Messer, Werkzeuge und Zubehör passend für die Maschinen der Fabrikate Peddinghaus, Mubea, Geka, Voortman, Alfra, Kingsland, Ficep u.a.

Fotos: Sebastian Hamel

Internationales Flair bringen darüber hinaus die Drechseltage mit sich, die fast von Anfang an jährlich veranstaltet werden. Dabei kommen Profis aus ganz Europa ins Emsland, zeigen ihr Können und geben den Zuschauern neue Impulse. Rund 20 Schaudrechsler sind es auch dieses Jahr wieder, etwa aus Belgien, den Niederlanden, Österreich oder Großbritannien. Mehrere Hundert Zuschauer finden sich Jahr für Jahr bei der Zusammenkunft in Groß Hesepe ein. In 2018 gehen die Drechseltage am 7. und 8. September über die Bühne, der Eintritt ist frei. Die Verbundenheit mit dem Markt ist auch in der Drechslerbranche von großer Bedeutung: „Wir sind immer auf der Suche nach Neuem“, sagen Kornelia und Hans Schulte. Dazu zählen der Besuch von internationalen Fachmessen sowie die Mitgliedschaft in der niederländischen Drechslervereinigung „Radius“: „So lernt man auch viele interessante Menschen kennen.“ Unterdessen hat der Kurs Fahrt aufgenommen. Seminarleiter Jan Hovens ist mit den Teilnehmern in die Werkstatt gegangen. Diesmal sind es ausschließlich Anfänger: „Das ist gut, weil man so nichts Falsches wieder ,ablernen‘ muss“,

erklärt Hovens. Jeder hat seine eigene Drechselbank, und jeder soll in seinem Tempo arbeiten: „Lasst euch weder von mir noch von eurem Nachbarn antreiben“, so der Tutor. Heute kommt Rüsterholz zum Einsatz, das von der Ulme stammt. „Grundsätzlich gibt es aber kein Holz, das man nicht bearbeiten kann“, so Jan Hovens. „Wenn man die Technik beherrscht, ist es egal.“ Eines der Hauptziele ist es, am Ende eine glatte Oberfläche zu erhalten – getreu dem Motto „Schleifen ist Zeitverschwendung“. Bald sind die Spindeln auf Ellbogenhöhe eingestellt, und die Teilnehmer frönen jener Leidenschaft, die auch Hans und Kornelia Schulte vor vielen Jahren ergriffen hat – und die sich laut Hovens ganz pragmatisch auf drei wesentliche Punkte herunterbrechen lässt: Die Mitte des Holzstücks suchen, aufspannen und rund machen. Klicktipp: Schon früh ist im Hause Schulte damit begonnen worden, Lehrfilme zu drehen. Heute hat der Betrieb einen eigenen Youtube-Kanal, wo regelmäßig neue Videos zu sehen sind. Einfach im Suchfeld bei YouTube „Drechselbedarf Schulte“ eingeben!

Individuell | Ganzheitlich | Lösungsorientiert

Technischer Service

Gebäudereinigung

Aus Eigenproduktion − zu attraktiven Preisen!

Udo Schülpke Werkzeug und Maschinenfabrik GmbH

Grünpflege

Im Gewerbegebiet 13 · DE 26817 Rhauderfehn Tel.: +49 4952 89544-0/ Fax.: +49 4952 89544-19 info@schuelpke.de · www.schuelpke.de

Winterdienst

Spreckelmeyer facility service GmbH Bramstrasse 20a 49090 Osnabrück Tel.: 0541-66897180 Fax: 0541-66897181 info@sp-dienste.de www.sp-dienste.de


11

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL HAND & WERK

Der BOP löst die klassische Ausbildungsplatzbörse ab Nicht nur in Bramsche setzen sich beim Werben um künftige Lehrlinge immer mehr die Mitmachangebote durch VON MARCUS ALWES BRAMSCHE. Vor nicht ganz 20

Jahren wurde in der Tuchmacherstadt erstmals eine Ausbildungsplatzbörse angeboten. Doch diese ist inzwischen nicht mehr vergleichbar mit dem heutigen Berufsorientierungsparcours (BOP) – einem großen, zweitägigen Mitmach- und Austauschforum von Schülern, Eltern, Lehrern, Arbeitsvermittlern und Unternehmern.

Mehr Schüler als Lehrstellenangebote, das war einmal. Firmenvertreter hinter schmucklos gestalteten Tischen mit lieblos angefertigten Info-Blättchen oder vor wenig einladend wirkenden Schautafeln. Auch das war einmal. Wer sich als Arbeitgeber im Sommer 2018 so präsentiert, ist heute im Wettrennen um die besten Auszubildenden der Region chancenlos. „Der Ansatz damals war es, an das soziale Gewissen der Betriebe zu appellieren, auch weniger qualifizierten Jugendlichen einen Ausbildungsberuf vorzustellen“, erinnert sich der Bramscher Wirtschaftsförderer Klaus Sandhaus. „Während es früher einen erheblichen Bewerberüberhang gab, gibt es heute in mehreren Branchen das Problem unbesetzter Lehrstellen.“ Damals seien die Anbieter der Ausbildungsplatzbörsen „mit Mühe auf 20 bis 25 Betriebe“ gekommen, sagt Sandhaus, heute seien es „spielend 40 Betriebe, die sich in hohem Maße für das Thema der Fachkräftesicherung interessieren“. In Bramsche wenden die Vertreter der ortsansässigen Schulen, der städtischen Wirtschaftsförderung, der „Maßarbeit“ des Landkreises Osnabrück und der örtlichen Firmen inzwischen bei diversen Vorbereitungstreffen viel Zeit auf, um den jeweils nächsten BOP möglichst attraktiv zu gestalten. Die Köpfe rauchen entsprechend. An den Ständen des Berufsorientierungsparcours regieren schließlich nicht mehr die besagten Faltblätter und Broschüren, sondern die vielen Mitmachangebote. Maschinen sind beispielsweise aufgebaut, um sich aus einem Stück Metall schnell einen Handyständer für das Smartphone zu stanzen und zu biegen. Zeitgleich gibt es im Kleinbagger auf dem Schulhof die Möglichkeit zum Probelenken sowie im Nachbarraum jene Tische, die wie in einem Restaurant oder in einem Hotel stilvoll

„Testlauf“ an der Werkbank: Ihr Geschick und ihre handwerklichen Talente können die Schüler schon während des BOP in der Haupt- und Realschule in Bramsche nachweisen bzw.ausprobieren.

und edel mit feinen Gläsern und Tellern sowie Geschirr eingedeckt werden. Die Schüler schauen hin und erleben, was ihnen Spaß macht. Die Firmenchefs beziehungsweise Ausbilder stellen im gleichen Moment mit einem fachmännischen Blick fest, wer gegebenenfalls Talent für eine Tätigkeit hat – und sprechen genau diese Jugendlichen noch am Aktionsstand gezielt an. Doch das allein reicht längst nicht mehr. Der mehrstündige Schüler-BOP in der Hauptschule und Realschule in Bramsche wird inzwischen erweitert um den Familien-BOP am Abend zuvor. Hier sind dann auch die Eltern und die Geschwister der Schüler willkommen. „Der Familien-BOP ist allen Beteiligten sehr wichtig, denn die Ausbildungsund Berufsplanung wird in wesentlichen Teilen von den Eltern mitbestimmt“, verdeutlicht Magdalena Antonczik aus den Reihen der „Maßarbeit“ des Landkreises. „Mit der Elternberatung möchten wir den Unsicherheiten der Eltern in diesem Zusammenhang entgegenwirken“, fügt sie hinzu. Die

Pools

Möglichkeiten einer klassischen Lehre werden dabei ebenso von Fachleuten vorgestellt wie auch das duale Studium. Die Idee und das Konzept des Bramscher BOP – rund 800 Schü-

„Die Ausbildung wird in wesentlichen Teilen von den Eltern mitbestimmt.“ Magdalena Antonczik, Maßarbeit

Lassen Sie sich inspirieren von unserem neu angelegten Poolgarten und besuchen Sie unsere Werksausstellung „pools. info“. Mehr als 2000 m2 Ideen, schicke Whirlpools & Schwimmbecken. Rufen Sie uns an und kommen Sie zum Testbaden! Mo.Fr. 8 -17 Uhr, samstags 10-16 Uhr.

aus dem Emsland ...

pools.de Klöcknerstraße 2 • D-49744 Geeste-Dalum • Telefon: 05937-660 • E-Mail: info@pools.de

ler aus Haupt- und Realschule, Gymnasium und örtlicher Gesamtschule sind dabei – hat inzwischen einen Siegeszug in der Region Osnabrück angetreten. In Wallenhorst, Melle, Fürstenau und Georgsmarienhütte werden sehr ähnliche Angebote für Schüler und Eltern entwickelt. Die Blaupause dafür komme aus der Tuchmacherstadt, sagt Maßarbeit-Vertreterin Antonczik und spricht deshalb von „einem Exportschlager“. Wirtschaftsförderer Klaus Sandhaus hat unterdessen in den vergangenen Wochen – bei aller Freude über die BOP-Resonanz – auch eine Art Abwehrhaltung eingeübt. Und zwar immer dann, wenn Betriebe von außerhalb sich neu am Berufsorientierungsparcours beteiligen wollen. Für ihn haben die heimischen Firmen – „so um die 40 als gute Größe“ – mit ihren lokalen Ausbildungsplatzangeboten Vorrang, nur ganz wenige überregionale Unternehmen oder Institutionen werden zugelassen. Als Lernende („Hier sind wir gerade dabei, unsere Erfahrungen zu sammeln“) sieht der Bramscher

Wirtschaftsförderer sich und seine Mitorganisatoren dagegen noch bei der Darstellung und Aufarbeitung im Online-Bereich. „Der BOP wird sich vermutlich in den nächsten Jahren immer etwas weiterentwickeln. Ich denke, das Thema Digitalisierung wird hier auch weiter an Bedeutung gewinnen“, sagt Sandhaus. Auf offene Ohren wird er mit dieser Ankündigung auf jeden Fall bei der Arbeitsagentur in Osnabrück stoßen. Diese hatte erst vor Kurzem das Thema „Wie Azubis ins Netz gehen“ und das entsprechende Werben um Lehrlinge in den Mittelpunkt gerückt. „Ziel ist es, den Unternehmen Anregungen zu geben, wie sie bei der Suche künftig erfolgreicher sein können“, teilte Arbeitsagentur-Pressesprecher Volkmar Lenzen mit. Mobile Recruiting heißt hier das neudeutsche Zauberwort, eine besondere Rolle spielt der Kontakt über das Smartphone. Zuletzt hatten zahlreiche Betriebe hierbei jedenfalls spürbar Probleme. Mehr als jedes dritte Unternehmen in der Region habe demnach im vergangenen Jahr nicht

Archivfoto: Marcus Alwes

alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können. Das sei das Ergebnis einer Ausbildungsumfrage der Industrie- und Handelskammer, an der sich im Frühjahr 2018 mehr als 120 Unternehmen in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim beteiligt hatten, ließ die IHK wissen. „Die Besetzungsprobleme der Unternehmen verschärfen sich durch die Auswirkungen des demografischen Wandels und den anhaltenden Trend zum Studium“, wird Eckhard Lammers, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereiches Ausund Weiterbildung, in einer Pressemitteilung zitiert. Eine Vielzahl von Berufsbranchen ist davon betroffen in Industrie, Handel und Handwerk. Das wird unter anderem der nächste Bramscher BOP wieder einmal deutlich machen. „Immerhin, wir sind hinter den Tischen hervorgekommen“, gibt sich der örtliche Haustechnik-Unternehmer Mathias Strehl dennoch betont kämpferisch. Er will offensiv auf die Schüler zugehen – und auf deren Eltern.

AAA B (Anders als Andere und besser)

Das ist unser Arbeitsmotto. Für Sie sind wir der kompetente Partner in Sachen Absicherung für Sie und Ihr Unternehmen. Dabei verlieren wir nie den Spaß bei der Arbeit. Anders als Andere behalten wir immer Ihre Wünsche und Bedürfnisse im Auge und begleiten Sie und Ihr Unternehmen ein Leben lang.

Allianz Hauptvertretungen Oliver Reyle & Lars Wallenhorst Gilkamp 6 49565 Bramsche Tel 05461 2077 Fax 05461 2080 info@allianz-reyle.de www.allianz-reyle.de


13

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL HAND & WERK

Tradition

Fleischer und Koch zugleich Catering wird zum zweiten Standbein vieler Traditionsmetzger

Familienunternehmer: Dieter Beermann bringt seinen Lehrlingen noch die alte Technik bei, um Fleisch zu zerteilen. Foto: Michael Gründel

lori BAD LAER. Dieter Beermann hebt die rechte Hand hoch über den Kopf, spannt den Rücken an und schlägt mit dem Hackbeil wuchtig auf das Schweinefleisch. Es braucht Kraft, um einen Kotelettstrang zu zerteilen. Wohl auch deshalb „machen die jungen Fleischer das nur noch mit der Knochensäge“, sagt der Fleischermeister Beermann. Er bringt seinen Lehrlingen die alte Technik trotzdem bei. „So habe ich es schließlich auch gelernt.“ Seit 1988 leitet Dieter Beermann die gleichnamige Landfleischerei in Bad Laer. Sie ist ein echtes Familienunternehmen: 1949 wurde es von Heinrich und Marianne Beermann gegründet. Seit 2008 ist mit Heiko Beermann auch die dritte Generation im Geschäft. In den über 60 Jahren Un-

ternehmensgeschichte hat sich der Fleischerberuf stark verändert, sagt der heutige Chef. Allein schon technisch: Neben der Knochensäge erleichtern auch der elektrische Fleischwolf, das moderne Kühlhaus und andere Gerätschaften die früher schwere körperliche Arbeit. Inzwischen werden in der Fleischerei pro Woche etwa 100 Schweine und zehn Rinder geschlachtet. Sie kommen von Bauernhöfen im Umkreis von 20 Kilometern. „Die Landwirte kennen wir persönlich, teilweise schon über Generationen“, sagt Beermann. Er produziert rund 150 verschiedene Wurst- und Schinkenprodukte und verkauft sie auf den Wochenmärkten in Osnabrück, Münster und Bielefeld. Die Wünsche der Kunden haben sich ebenfalls verändert, sagt Dieter Beermann. „Früher waren Wurstwa-

ren viel fetter. Heute sollen sie mager, aber trotzdem schmackhaft sein.“ Entsprechend muss er seine Rezepturen an den neuen Geschmack anpassen. Ein weiterer Ernährungstrend kommt ihm entgegen: „Heute legt man wieder sehr viel Wert auf Rückverfolgbarkeit und Regionalität.“ Viele Kunden kommen deshalb gezielt zu ihm. Doch die Fleischerei ist längst nicht mehr Beermanns einziges Standbein: Nebenbei betreibt er seit einigen Jahren einen Catering-Service, so wie viele seiner Kollegen aus der Innung auch. Der Grund: Deutschlandweit ist der Umsatz im Fleischerhandwerk rückläufig. 2015 gab es nur noch rund 11 000 Betriebe, rund ein Viertel weniger als noch 2008. „Die Leute kochen immer weniger zu Hause“, sagt der Firmenchef. Außerdem spüren die Fleischer die Konkurrenz der Supermärkte, „die heute auch tolle Fleischtheken haben“. Deshalb sei zusätzlicher Umsatz dringend nötig. Beermann selbst beliefert inzwischen Familienfeiern und Unternehmensfeste mit Speisen, von der fein dekorierten Käseplatte bis zum deftigen Schnitzelbuffet. „Vor 40 Jahren wäre das eine rein gastronomische Aufgabe gewesen“, sagt der Unternehmer, der das Catering ohne zusätzliches Küchenpersonal betreibt. „Natürlich stellt mich das auch vor Herausforderungen, wenn die Kunden etwas Besonderes wollen“, gibt Beermann zu. Er muss Fleischer und Koch zugleich sein.

Gegen die Konkurrenz von der Stange Maßschneider punkten mit Sonderanfertigungen und Preis lori GEORGSMARIENHÜTTE. „Ein Raum nur für uns beide“, das ist die Modewerkstatt von Maria Bossmeyer und ihrer Tochter Claudia Schlattmann heute. Seit 1954 gibt es den kleinen Handwerksbetrieb in Georgsmarienhütte. In seiner Hochzeit beschäftigte der Betrieb neben den beiden Maßschneiderinnen noch bis zu sechs Lehrlinge und zwei Aushilfen. Opulente Kleider mit vielen Lagen Stoff wurden damals dort gefertigt. Und auch für Modenschauen und Kataloge nähten Mutter und Tochter gemeinsam. Heute geht es in der Werkstatt ruhiger zu. Bei geöffnetem Fenster läuft das Radio, während Claudia Schlattmann eine Anzughose kürzt. Änderungsarbeiten

gehören eigentlich nicht zum Standardrepertoire eines Maßschneiders. „Aber das machen wir inzwischen auch“, sagt sie. Gerade hat sie für eine Kundin aus einem dunkelgrünen Kleid einen Rock gemacht. Das Stück war zu eng geworden, aber das Material war ihr zu hochwertig, um es einfach wegzuschmeißen. Besonders stolz sind Bossmeyer und Schlattmann auf ihre eigenen Kreationen, die sie ihren Kundinnen auf den Leib schneidern. Eine Jacke aus rosafarbener Seide, ein luftiges T-Shirt mit Tupfen und ein blaues Kleid mit großem Blumenmuster warten gerade auf ihre Abholung. Oft bestellen die Kundinnen ein Kleidungsstück für einen besonderen Anlass. „Sie suchen etwas, das es nicht zwei-, dreimal gibt“, sagt Maria Bossmeyer.

Stolz auf ihre eigenen Kreationen: Maria Bossmeyer und ihrer Tochter Claudia Schlattmann nehmen für ein Kleid mehr als 15 Maße ihre Kundin. Foto: David Ebener

Als sie ihr Geschäft eröffnete, war das noch anders. „Die Leute haben früher viel mehr anfertigen lassen“, sagt sie, auch für den Alltag. Aber diese Kleidung wird heute meist von der Stange gekauft. Maßschneider haben noch eine Chance, wenn „die Kundinnen etwas vor Augen haben, das sie sonst nirgendwo finden“, ergänzt Claudia Schlattmann. Damit es am Ende perfekt sitzt, nimmt sie für ein Kleid mehr als 15 Maße von ihrer Kundin: Schulterbreite, Oberweite, Rückenhöhe und vieles mehr notiert sie auf einem Vordruck und zeichnet anschließend einen Grundschnitt auf dünnes Papier. Dabei kann sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ganz auf die Kundenwünsche eingehen. Dann werden die einzelnen Schnitteile auf den Stoff übertragen, zugeschnitten und locker vernäht. Fertiggestellt wird eine Maßanfertigung erst nach der Anprobe durch die Kundin. Trotz der vielen Arbeitsschritte „können wir preislich mit einer guten Konfektion mithalten“, meint Maria Bossmeyer. Und genug zu tun haben sie nach eigener Auskunft auch. Doch es gibt nur noch wenige Betriebe wie ihren. Die Innung des Modeschaffenden Handwerks in Osnabrück hat noch ganze drei Mitglieder, mit Maria Bossmeyer als Obermeisterin. „Es gibt kaum noch junge Meisterinnen. Ich wüsste aber auch nicht, wer hier in der Region überhaupt noch ausbildet“, sagt sie.

SPEZIAL HAND & WERK

„Es geht um geschärfte Sinne“ Müller sind zu Verfahrenstechnologen geworden

Moderne

mpl DÖRPEN. Roggen, Hafer, Weizen: Die Produkte haben sich nicht verändert, die Berufsbezeichnung allerdings schon. Und die Verarbeitung auch, meint Manfred Bicker, der Geschäftsführer des Raiffeisen Kraftfuttermittelwerks in Dörpen ist und eben auch Müller. Heute heißen Müller „Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Getreidewirtschaft“. Inhaltlich aber habe sich gar nicht allzu viel verändert, sagt Manfred Bicker. 30 Jahre ist es jetzt her, dass er nach einem Schulpraktikum eine Ausbildung in dem Dörpener Unternehmen anfing. Heute ist er selbst Ausbilder dort, wie er sagt. „Müller ist kein attraktiver Name für einen Beruf.“ Es gebe „negative Verbindungen“, meint der Müllermeister. Viele würden an Mehlsäcke schleppende Menschen denken. Darum aber geht es schon lange nicht mehr. Der heutige Berufsname verrät es bereits: Gegenwärtig ist die Technik ein großer Bestandteil in der Arbeit mit Getreide. Einst war hingegen viel Handarbeit an den Maschinen üblich, „heute sitzt man an PCs“, sagt der 46-Jährige. Von dort werden die Maschinen gesteuert. Vieles laufe automatisiert ab, und es müsse nicht mehr die Schippe von links nach rechts geschwungen werden. „Die Automatisierung ist gut, aber die Leute sollen auch direkt vor Ort sein“, sagt Bicker. Den Arbeitsanteil am PC versuche er so gering wie möglich zu halten.

Illustration: Colourbox.de

Trend zur Technissierung Wie Handwerker mit technischen Neuerungen und veränd nderten Kundenwünschen umgehen

Berufsgruppen reagieren verschieden auf Modernisierung. Umsatz pro Beschäftigten im Handwerk steigt. Nur einer ist als Schuhmacher in der Region in der Lehre. Für einen einfachen Herrenschuh müsste Erich Schulte 800 Euro

VON LOUISA RIEPE OSNABRÜCK/VENNE. Das Hand-

werk ist im Wandel: Während es ein wichtiger Motor für Wachstum und Wohlstand in Deutschland bleibt, hält ein Trend zur Technisierung an, der Berufsbilder verändert. Fünf Handwerker aus der Region erleben die Entwicklung sehr unterschiedlich.

Vier Paar Herrenschuhe stellt Erich Schulte auf seine Werkbank. „Die habe ich in den letzten zehn Jahren für mich selbst gemacht.“ Die Technik hat er in den 1950er-Jahren während seiner Ausbildung in Bohmte gelernt. Für Kunden hat er sie anschließend kaum noch angewendet. So lange Schulte als Schuhmacher arbeitet, hat er fast ausschließlich Reparaturen gemacht und Anpassungen vorgenommen. Gerade hat er drei Paar Damenschuhe von einer Kundin bekommen. „Die hat sie günstig gekauft, allerdings passen ihre Füße nicht hinein“, erzählt der 79-Jährige. Jetzt versucht er, das Leder zu weiten, damit die Frau ihre Schuhe doch noch tragen kann. Eine andere Kundin hat unterschiedlich lange Beine, deshalb hat Schulte den Absatz ihrer rechten Sandale um einige Millimeter erhöht. Die Wanderschuhe eines

verlangen.Als Schuhmacher hat er fast ausschließlich Reparaturen gemacht. Foto: André Havergo

Herren waren dagegen nicht mehr zu retten. Der Kleber zwischen Sohle und Leder hatte sich völlig aufgelöst. Von der traditionellen Vorstellung vom Schuhmacherhandwerk ist Erich Schulte weit entfernt. Allerdings ergeht es vielen seiner Kollegen im Handwerk ebenso. Der Schuhmacher macht keine Schuhe mehr, der Schneider kürzt Kleider, anstatt selbst welche zu entwerfen. Grund ist die Bekleidungsindustrie, die Maßanfertigungen zu einem exklusiven Vergnügen und kleinen Betrieben das Überleben schwer macht. Erich Schulte ist Schuhmacher in dritter Generation. Sein Vater und sein Großvater haben tatsächlich noch Schuhe angefertigt, wie es der Name des Berufs sagt. Aber seitdem Schuhe industriell produziert werden, gibt es kaum noch eine Nachfrage für Maßanfertigungen. „Ab und an ruft mal einer an und fragt, was das kosten würde“, sagt Schulte. Wenn er dann allerdings vorrechnet, dass er für einen einfachen, geklebten Herrenschuh mindestens 800 Euro verlangen müsste,

ist das Interesse m meist schnell verflogen. Nur noch wenige, spezialisierte Schuhmach her könnten von Geschäft mit den dem exklusiven G teuren Maßanferrtigungen leben, meint er. Andere bilden sich zum Orthopädie-Schuh hmacher weiter. Viele Handwerrksberufe werden inzwischen an diee neuen Bedingungen und Anfordeerungen der Kunden angepasst. Daas gilt etwa für die Zweiradmechanikeer. Mit dem Boom der E-Bikes kamen n auf diese Berufsgruppe viele zusäätzliche Aufgaben zu. Deshalb hat d das Bundesinstitut g die Ausbildung für Berufsbildung im Jahr 2014 verrändert. Aus dem Zweiradmechanikeer wurde der niker. Der Absatz Zweiradmechatron steigt: Zwischen 2008 2 und 2015 ist der Umsatz pro B Beschäftigten um fast 20 Prozent geestiegen. Das geht aus den Daten derr jährlichen Handwerkszählung hervvor. Branchenkenner nennen vor allem den Trend zum E-Bike und d die staatliche Förngs als Gründe für derung des Leasin hs. den Umsatzzuwach Ganz anders ssieht es bei den us. Sie werden seit Schuhmachern au Jahren immer wen eniger. Gab es frü-

her beinahe in jedem Dorf einen, waren es 2015 deutschlandweit nur noch 1350. Die Schuhmacherinnung Osnabrück-Emsland „wird nur noch von ein paar Rentnern aufrechterhalten“, sagt Erich Schulte, der Obermeister. In acht Jahren könnte die Innung ihr 700-jähriges Bestehen feiern. „Ob wir das schaffen, weiß ich nicht“, sagt er. Ein einziger Lehrling wird in der Region derzeit noch ausgebildet. „Der erste seit zehn, 15 Jahren“, sagt Schulte. Angesichts dieser Entwicklung merkt man Erich Schulte die Wehmut um seine Berufsgruppe geradezu an. In seiner kleinen Werkstatt in Venne bewahrt er noch einige Gerätschaften auf, mit denen schon seine Vorgänger gearbeitet haben. Da steht zum Beispiel noch die alte Werkbank vom Vater. In der Mitte konnte früher eine sogenannte Schusterkugel angebracht werden. Der mit Wasser gefüllte Glaskörper fokussierte das Licht der Sonne, einer Kerze, Gas- oder Öllampe so, dass auch noch in der Dämmerung gearbeitet werden konnte. In Schultes Regal liegen noch hölzerne Leisten, die früher an jeden Fuß ange-

passt wurden. Aus einer Schublade kramt der Handwerksmeister Hanfgarn, Schweineborsten und Pech. Mit diesen Utensilien wurden die Schuhe zusammengenäht. Heute verwendet die Industrie Kunstfasern. Schulte überlegt schon, die alten Werkzeuge nach und nach zu vernichten. Insgesamt gibt es im Handwerk einen Trend zur Technisierung. Als Kennziffer dafür kann laut Statistischem Bundesamt der Umsatz pro Beschäftigten gelten. Er ist seit Jahren steigend. Jeder einzelne Handwerker erwirtschaftete 2015 rund 12 Prozent mehr als noch sieben Jahre zuvor. Besonders gravierend hat sich der Trend auf das Müllereihandwerk ausgewirkt. Trug jeder einzelne von ihnen im Jahr 2010 noch rund 296 000 Euro Umsatz bei, waren es 2015 schon 395 000. Viele Fleischer würden sich über solche Zahlen freuen. Zwar ist auch ihre Arbeit durch technische Hilfsmittel und Gerätschaften leichter geworden. Trotzdem gab es in den letzen Jahren einen massiven Einbruch der Umsatzzahlen. Supermärkte werben den Betrieben die Kunden ab, grundsätzlich wird in den Familien weniger gekocht. Seit 2008 hat fast jeder vierte Fleischer in Deutschland aufgegeben. Die übrigen versuchen, sich ein zweites Standbein aufzubauen: Viele von ihnen setzen inzwischen auf die Auslieferung von küchenfertigen Gerichten. Catering wird zunehmend zu einer wichtigen Umsatzquelle. In die Werkstatt von Schuhmacher Erich Schulte wird keine Technik mehr einziehen, er will seine Werkstatt nicht mehr modernisieren. „Ein Schuhmacher braucht ein gutes Messer“, sagt er stattdessen, egal ob er damit eine Leder- oder eine Gummisohle zurechtschneiden will. Wie lange er seinen kleinen Laden noch weiterführen wird, lässt Schulte offen.

Aus der Futtermittelpresse haben Manfred Bicker (v. l.), Wilfried Christians und Azubi Adrian Weizel eine Probe des Schweinefutters gezogen,um es zu begutachten. Foto: Maike Plaggenborg

Die Systeme seien heute genauer „und damit auch besser“, ebenso die Hygiene. Bicker findet, ein Verfahrenstechnologe muss einen eigenen Sinn für Sauberkeit, Hygiene und Ordnung haben. Deshalb, sagt er, dürfe man zwischen einem Müller und einem Verfahrenstechnologen eigentlich nicht differenzieren. „Vom Grundprinzip geht es um geschärfte Sinne.“ Die Technologen heute sollten die Ware allein etwa durch Geruch und Optik beurteilen können. „Das ist hochwichtig.“ Auch wenn die zahlenmäßigen Fakten dabei die Technik liefert. Bicker: „Heute wird mit Infrarottechnik schon während der Annahme des Rohstoffes untersucht“ – mit einem sogenannten Schnellbestimmer. Dieser liefert alle relevanten Zahlen in Sachen Gewicht sowie Feuchtig-

keits- und Proteingehalt. Weitere Prüfungen erfolgen über Proben, die ihren Weg ins Labor finden. Teil der Qualitätssicherung ist es, ein „Rückstellmuster“ zu sichern. Damit sei die Rückverfolgung des Rohstoffs gesichert, und die „muss gegeben sein“. Pro Jahr produziert das Dörpener Kraftfuttermittelwerk 350 000 Tonnen Tierfutter, zu etwa 50 Prozent für Geflügel und zu einem weiteren großen Teil für Rinder, Milchvieh und Schweine. Auch Pferde, Kaninchen und Schafe etwa werden mit Produkten aus Dörpen versorgt. Ein Großteil der Ware ist gentechnikfrei. In dem Unternehmen arbeiten insgesamt 30 Menschen, zwölf davon – inklusive der Auszubildenden – sind Verfahrenstechnologen, also eben auch Müller.

Radfahren als Zeitgeist-Phänomen E-Bikes und Leasing-Verträge kurbeln das Geschäft an lori NEUENKIRCHEN-VÖRDEN. Der Anteil von E-Bikes an den Fahrradverkäufen steigt seit Jahren. Das neue Zweirad sorgt aber auch für mehr Verwaltungsaufwand und eine angepasste Lehre. Mittwoch ist Werkstatttag beim Zweiradfachgeschäft Josef Böckmann in Neuenkirchen-Vörden. Sechs Mechaniker sind den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, Reifen zu wechseln, Gangschaltungen zu überholen und neue Bremsklötze einzubauen. Doch immer öfter greifen sie auch zum Laptop: Ein modernes E-Bike verfügt über mehrere Fehlerspeicher, die sich per USB-Kabel oder Bluetooth-Verbindung auslesen lassen. „Das machen wir inzwischen vor jeder Inspektion und spielen auch Softwareupdates auf“, sagt Josef Böckmann. Die ersten EBikes hat er bereits im Jahr 1990 verkauft. Seitdem ist der Marktanteil stetig gewachsen: Etwa jedes fünfte aller verkauften Fahrräder ist ein E-Bike, vermeldete der Verband der Zweiradindustrie für 2017. In Böckmanns Zweiradfachgeschäft liegt der Anteil sogar noch höher. „Die neue Mobilität ist ein Zeitgeist-Ding“, sagt der Fachmann. Eines, für das seine Kunden durchaus bereit sind, Geld auszugeben. Entsprechend steigen die Umsätze der Zweiradmechaniker deutschlandweit. Finanziert werden die teuren Räder inzwischen oft über ein Firmen-Leasing. Das ist finanziell attraktiv, weil die monatliche Rate für den Fahrradkauf direkt vom Bruttogehalt einbehal-

ten wird. Diese Lohnumwandlung wird seit 2012 staatlich gefördert. Für Josef Böckmann bedeutet es einen „enormen Verwaltungsaufwand“, die Verträge mit den Leasingfirmen für seine Kunden auszufüllen. Auch von seinen Mitarbeiter und den Auszubildenden erwartet er die grundsätzliche Bereitschaft, solche Aufgaben zu übernehmen – auch wenn das mitunter Fähigkeiten und Kenntnisse erfordert, die früher von einem Zweiradmechaniker nicht unbedingt verlangt wurden. Aber auch technisch habe sich der Beruf stark verändert, sagt Böckmann: „Die Montage der E-Bikes ist einfach viel komplizierter.“ 2014 hat das Bundesinstitut für Berufsbildung deshalb die dreieinhalbjährige Lehre angepasst: Seitdem stehen beispielsweise auch die Wartung von Mechatronik- und IT-Systemen sowie neue

Reparatur- und Diagnosemethoden auf dem Ausbildungsplan. Aus dem Zweiradmechaniker wurde der Zweiradmechatroniker. Mit Erhalt des Gesellenbriefes ist das Lernen aber noch nicht vorbei: „Wir müssen mit alle Mann regelmäßig zur Schulung zu den Motorenherstellern“, sagt Böckmann. Denn wer E-Bikes verkauft, der muss sie auch warten können. Das verlangen die Hersteller von ihren Handelspartnern. „E-Bikes erreichen höhere Geschwindigkeiten und haben ein größeres Gewicht als normale Fahrräder, deshalb ist der Verschleiß höher“, sagt Böckmann. Sollte allerdings einmal ein Motor kaputtgehen, muss der Mechanikermeister den defekten Antrieb einschicken. Für die Reparatur sind die Experten zuständig.

Zum Job von Zweiradmechaniker Josef Böckmann gehört es mittlerweile auch, Softwareupdates bei E-Bikes aufzuspielen. Foto: David Ebener


14

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL HAND & WERK

Wer übernimmt den Stab? Wie Handwerksbetriebe aus der Region Lösungen für die Nachfolge finden VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN BAD BENTHEIM/BELM/LÜNNE. Ein

Maler, ein Brauer, ein Kältetechniker, sie alle standen vor derselben Frage: Wie geht es weiter, wenn ich aufhöre? Wer übernimmt den Staffelstab? Der Maler wusste es als Erster und musste doch am längsten warten.

Heinz Lindt, Malermeister und Gestaltungstechniker aus Bad Bentheim, war schon 64 Jahre alt, als er die Weichen stellte. Im Jahr 2010 fragte er seine damalige Auszubildende im ersten Lehrjahr, Lisa Louis, ob sie Interesse daran habe, seinen Malerbetrieb zu übernehmen. „Ich sah, wie gut sie mit Menschen umgehen kann“, erinnert sich Lindt. „Nach wenigen Tagen hat sie zugesagt.“ Die junge Frau, damals 21 Jahre alt, erklärt ihren überraschenden Mut ganz lapidar damit, dass man so etwas eben ausprobieren müsse. Für ihren Ex-Chef stand fest, dass er weitermachen und seine Nachfolgerin gründlich auf die Betriebsübernahme vorbereiten würde. Die heutige Chefin schloss ihre Ausbildung ab, sammelte ein Jahr lang Berufserfahrung im Betrieb und besuchte dann die Meisterschule in Münster. Als frischgebackene Malermeisterin kam sie im April 2013 in den Betrieb zurück. Seit März 2016 hat sie das Sagen und trägt die volle Verantwortung für sich, zwei angestellte Malergesellen und für Heinz Lindt – als Aushilfe arbeitet der inzwischen 72-jährige weiter mit. „Ich mache aber nur noch Planung, Akquise und Organisation“, sagt er. Die Betriebsübergabe wurde per Handschlag besiegelt. Bei der Bewertung des Unternehmens nutzten

die beiden Maler die Unterstützung der Handwerkskammer. Die riet auch dazu, den Namen „Malerfachbetrieb Heinz Lindt“ beizubehalten. Schon 2007 begann Klaus Gering, sich Gedanken über die Nachfolge für seinen 20 Jahre zuvor gegründeten Betrieb für Kälteanlagen in Belm bei Osnabrück zu machen. „Ich war viele Jahre in der Innung aktiv, da wird man automatisch auf das Thema gestoßen“, sagt der 60-Jährige. Auch sein heutiger Co-Geschäftsführer und designierter Nachfolger André Allendorf arbeitete damals schon im Unternehmen. Er hatte ab dem Jahr 2000 erst seine Ausbildung bei Gering absolviert, dann seinen Meister gemacht und war 2006 als Projektleiter ins Unternehmen zurückgekehrt. „Ich sah für mich Karrierechancen im Haus, fühlte mich mit damals Mitte 20 aber zu jung, um einen Betrieb dieser Größenordnung zu übernehmen“, sagt Allendorf, der mittlerweile 34 Jahre alt ist. Erst vor zweieinhalb Jahren begannen die beiden, konkrete Gespräche über eine mögliche Unternehmensnachfolge zu führen. In der Zwischenzeit war der Betrieb erheblich gewachsen: von neun Mitarbeitern im Jahr 2000 auf mehr als 20 im Jahr 2014, aktuell sind es 35. Der Jahresumsatz des Kälteanlagenbauers liegt bei 3,5 Millionen Euro. „Die Kaufpreisfindung war ein schwieriger Punkt“, sagt Gering. „Das braucht Zeit. Ganz wichtig ist, dass die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt.“ Seit Anfang 2017 gehört Gering und Allendorf der Betrieb zu gleichen Teilen. Vertraglich haben sie festgelegt, was in fünf Jahren passiert, wenn der Firmengründer in Rente gehen will. „Vor allem müssen wir

Schon 2007 hat sich Klaus Gering (links) Gedanken darüber gemacht, wer seine Firma übernimmt.Seit letztem Jahr ist Andre Allendorf eingestiegen.

Foto: Gert Westdörp

Zwei Generationen vereint: Zusammen mit ihrem Vater Ewald Borchert führt Frederike Köhl aktuell die Geschicke der Landhausbrauerei in Lünne.

bis dahin einen Ersatz für mich finden“, so Gering. Und Allendorf ergänzt: „Wir sind auf Expansionskurs, allein wäre das in der Geschäftsführung nicht zu leisten.“ Die meisten Unternehmensnachfolgen im Handwerk werden nach wie vor innerhalb der Familie durchgeführt. „Das hat sich bei uns nicht ergeben“, sagt Klaus Gering. „Meine Tochter ist Physiotherapeutin und vierfache Mutter.“ Auch Heinz Lindt hätte sich gewünscht, dass sein Sohn den Familienbetrieb übernimmt. Der ist überdies Malermeister. „Er hat seinen Lebensmittelpunkt aber in Hamburg gefunden“, erzählt Lindt. Er akzeptiert das. Seine Tochter ist Zahntechnikerin. Auch für Ewald Borchert sah es zunächst nicht so aus, als ob eine seiner vier Töchter Interesse an der von ihm 1997 gegründeten gleichnamigen Landhausbrauerei in Lünne bei Lingen entwickeln würde. Der 63-jährige Kaufmann hatte lange in der Fleischbranche gearbeitet und dann entschieden, sein Hobby zum Beruf zu machen. Es sei nicht leicht gewesen, sich in der Branche zu etablieren, so Borchert. Heute liefert er seine Biere an die Gastronomie und den Lebensmitteleinzelhandel in der Region; außerdem betreibt er neben der Brauerei ein eigenes Lokal, das an Wochenenden überwiegend von vorangemeldeten Gruppen besucht wird.

Borcherts älteste Tochter Frederike Köhl studierte noch für eine spätere Lehrertätigkeit, als sie sich entschied, Brauerin zu werden. „Das hatte auch damit zu tun, dass keine meiner Schwestern das Unternehmen übernehmen wollte“, so die heute 30-Jährige. Ab 2013 erlernte sie in einer Kölner Brauerei das Brauerhandwerk – sie war die einzige weibliche Auszubildende. 2016 stieg sie im Betrieb ein, seit Februar 2017 führt sie gemeinsam mit ihrem Vater die Geschäfte. „Ich fühle mich noch nicht so weit, alles allein zu machen“, sagt

Foto: David Ebener

Köhl. „Es ist gut, meinen Vater zur Absicherung im Hintergrund zu haben.“ Übereinstimmend loben beide die Zusammenarbeit. Borchert weiß zu schätzen, dass seine Tochter Impulse einbringt, die vor allem bei der jungen Kundschaft auf Resonanz stoßen. Und Köhl bescheinigt ihrem Vater, dass er ihr den Raum gab, Dinge auszuprobieren. Wann die Geschäftsführung endgültig an die nächste Generation übergeben wird, das wollen Vater und Tochter mit Zeit und in Ruhe auf sich zukommen lassen.

„Den Kaufpreis zu finden war ein schwieriger Punkt.“ Klaus Gering

NACHFOLGE REGELN

50 Prozent wissen nicht, wie es weitergeht Bis 2019 werden im deutschen Mittelstand 240 000 Nachfolger gesucht. Das hat eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels ergeben. Für immerhin jeden siebten Inhaber sei die Aufgabe des eigenen Unternehmens eine Option. Die vielfach ungeklärte Nachfolge sei eine enorme Investitionsbremse. Im Handwerk ist die Situation womöglich

noch dramatischer. „Etwa 50 Prozent der Betriebe wissen, wie es weitergeht, die andere Hälfte nicht“, sagt Maggie Haardiek, Nachfolgemoderatorin bei der Handwerkskammer OsnabrückEmsland-Grafschaft Bentheim. Und der Anteil der Betriebe, die innerhalb der Familie weitergegeben würden, nehme ab. Zurzeit liege er bei etwa 44 Prozent. An Mitarbeiter oder Ex-

terne würden sechs Prozent der Unternehmen übergeben. „Wir befürchten in den nächsten Jahren eine verstärkte Aufgabe von Betrieben in der Fläche“, erklärt Pressesprecher Andreas Lehr. Über die Vermittlungsplattform „nexxt-change“ des Bundeswirtschaftsministeriums suchen aktuell 118 Handwerksbetriebe in der Region Weser-Ems einen Nachfolger. Dem

gegenüber stehen nur 29 Handwerker auf der Suche nach einem Unternehmen, das sie übernehmen könnten. Die kostenlose Internetbörse nexxt-change ist das zentrale Instrument, mit dem die Politik versucht, die Unternehmensnachfolge in Gang zu bringen. Die Handwerkskammer bietet Käufern und Verkäufern umfassende Beratung an.

FLENSBURG

KIEL 2,80 €

Ausgabe 2/ 2016 ANZEIGE

ANLAGE

2016

HANDEL

• LOGISTIK

Flügellahm

SCHLESWIGHOLSTEIN

Eine starke Kombination für einen starken Wirtschaftsraum

Bis zu plare 0 0 179. 0 Exem (Gesamtauflag

Wangerooge

LÜBECK

e)

LÜNEBURG

BREMEN Delmenhorst Verden

NIEDERSACHSEN

Lingen Nordhorn

Rheine

Ohne Streuverluste · Überregional · Vorteilhafte Konditionen

HAMBURG

OLDENBURG Papenburg

Meppen

Mit der Wirtschaftskombi auf direktem Weg zu Ihrer Zielgruppe in Nordwestdeutschland

SCHWERIN

BREMERHAVEN

Coesfeld

OSNABRÜCK

MÜNSTER

HANNOVER

BIELEFELD

NORDRHEINWESTFALEN

WOLFSBURG

Minden

BRAUNSCHWEIG Hameln

Einbeck

GÖTTINGEN


15

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

SPEZIAL HAND & WERK

Fachkräftemangel sorgt für Wartezeiten Innungen: Niedrige Zinsen beflügeln Bausektor und kurbeln Renovierungen an – Zeit für Notfälle bleibt VON ROBERT SCHÄFER UND NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/EMSLAND/GRAFSCHAFT BENTHEIM. Wer einen

Handwerker sucht, kennt das Problem: Lange Wartezeiten, wenn man denn überhaupt einen bekommt. Das beginnt schon bei der Auftragsvergabe oder den Ausschreibungen und geht weiter bis zur Ausführung der Arbeiten. Handwerker haben zurzeit gut zu tun.

Besonders auffällig ist dieses Phänomen im Bereich Bau, aber auch im Klempner-, Sanitär-, Heizungsund Klimahandwerk kommt es vermehrt zu Verzögerungen. Grund ist der Handwerkermangel: Es gibt nicht genug Fachleute für die vielen Projekte. „Die allgemein gut gefüllten Auftragsbücher bringen viele Betriebe leider an ihre Kapazitätsgrenzen und sorgen für längere Vorlaufzeiten bei der Abwicklung“, bestätigte Kreishandwerksmeister Siegward Schneider als Vorstandsvorsitzender der Kreishandwerkerschaft erst vor Kurzem. Er sagt jedoch auch: Notfälle hätten nach wie vor absolute Priorität und würden schnell bearbeitet. Wer neu bauen will oder aufwendige Sanierungen plant, dem hilft das wenig. Viele Betriebe in

der Region reagieren kaum noch auf Anfragen, und wenn man einen Termin für einen Entwurf bekommt, vergehen oft noch Monate, bis die eigentlichen Arbeiten beginnen. Doch woran liegt das? Diese Frage stellen sich nicht nur die Bauherren, sondern auch die Innungen. Ein Grund ist laut allgemeiner Aussage das günstige Geld. Die niedrigen Zinsen haben in den letzten Jahren nicht nur den Bausektor beflügelt, sondern auch die privaten und gewerblichen Renovierungen und Sanierungen angekurbelt. Aktuelle Zahlen belegen dies: Laut Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) haben Unternehmen des Bauhauptgewerbes mit mehr als 20 Mitarbeitern allein im ersten Halbjahr 2018 einen Umsatz in Höhe von 35 Milliarden Euro erwirtschaftet. Sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau stiegen die Umsätze somit um acht Prozent oder mehr. Was sich für die Handwerksfirmen also gut anhört, bringt aber eben Wartezeiten für die Kunden. Die Betriebe der Region sind ausgelastet. In der jüngsten Konjunkturumfrage im Frühjahr gaben die Baubetriebe des Kammerbezirks Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim an, eine Auftragsreichweite von 13 Wochen zu haben. Betriebe im Bereich Ausbau konn-

Fachkräfte sind Mangelware: Insbesondere im Bereich Bau sind Handwerker schwer zu bekommen.

ten immerhin durchschnittlich zehn Wochen sicher planen. Wer also einen Handwerker beauftragen will, sollte sich auf etwa zweieinhalb Monate Wartezeit einstellen – mindestens. Daran hat sich auch heute nichts verändert, so die Einschätzung der Handwerkskammer. Die jüngste ifo-Konjunkturperspektive bescheinigt dem Bauhauptgewerbe zudem einen Geschäftsklimaindikator auf Rekordniveau. Und die durchschnittliche Reichweite liegt mit 4,0 Produktionsmonaten sogar noch über

den regionalen Zahlen. Kurzfristig neue Fachkräfte zu finden, um mehr Aufträge abarbeiten zu können, ist für die Unternehmen in der Region kaum möglich. „Viele Betriebe wollen erweitern, finden aber selbst bei deutlich übertariflicher Bezahlung keine Mitarbeiter“, sagt Astrid Herkenhoff, Obermeisterin Elektro-Innung Osnabrück. Der Markt ist längst leer gefegt. „Mittlerweile ist es üblich, dass nicht nur hoch qualifizierte Fachkräfte wie Meister per Headhunter gesucht wer-

Foto: imago/McPHOTO

den“, so Herkhoff weiter. Es habe in der Region schon verschiedene Abwerbeversuche, teilweise direkt an der Baustelle, gegeben. Von der Schwierigkeit, Stellen zu besetzen, können auch andere Gewerke ein Lied singen. Im Bundesdurchschnitt dauert es 183 Tage, bis eine ausgeschriebene Stelle im Klempner-, Sanitär-, Heizungsund Klimahandwerk besetzt werden kann, stellt die KfW in einer Studie dar. In der Region sieht es nicht viel anders aus. Kaum ein Handwerksunternehmen sucht

nicht nach Mitarbeitern, die Jobangebote bei den Arbeitsvermittlern sind reichhaltig. Das satte Plus von 8,4 Prozent bei den abgeschlossenen Lehrverträgen in diesem Jahr, das unter anderem Maurern und Tischlern zugutekommt, wird sich auf die Fachkräfteproblematik vorerst nicht positiv auswirken. Die Ausbildung dauert im Normalfall drei Jahre. Bis ein Geselle die nötige Berufserfahrung hat, vergeht weitere Zeit. Die Fachkräfte, die heute fehlen, seien vor zehn bis 15 Jahren nicht ausgebildet worden, so die Obermeisterin. Zu teuer, so die damalige Einschätzung. „Jetzt wird es wieder Jahre dauern, bis dieser Mangel ausgeglichen ist.“ Einer zu schnellen Personalaufstockung aufgrund der aktuellen Auftragslage stehen einige Handwerksunternehmen aber auch skeptisch gegenüber. Ein unkontrolliertes Wachstum sei für Firmen gefährlich, heißt es bei vielen Handwerkern. Die Sorge, im Fall einer Konjunktureintrübung auf einem zu großen Personalstamm zu sitzen, ist groß. Sorgen darüber, dass die Konjunktur abflaut, macht sich der Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH) nicht. Nach den steigenden Umsätzen zu Jahresbeginn geht der Verband nicht davon aus, das die Bautätigkeit abnimmt.

AirportPark FMO Unser Standort. Ihr Erfolg.

AirportP ©AirportPark FMO GmbH

Udo Schröer, Geschäftsführer AirportPark FMO GmbH

Geplantes Hermes Logistik-Center Münster/Osnabrück.

gen u e z r e b ü e Gern ie! wir auch S

Bild: Hermes Germany GmbH


– ANZEIGE –

ERFOLGREICH IN UNSERER REGION

PAPENBURG

Lingener emco Group entwickelt moderne, flexible Lichtkonzepte Die innovative Leuchtenserie Attenzia bereichert mit ihren durchdachten technischen und optischen Details jeden Büroraum.

MEPPEN

LINGEN

emco Group

Ha

m za sit

up t

St a rt Lin ndo

gen

Der Geschäftsbereich der Elektroroller ist dem Feld der E-Mobility zugeordnet. Bei emco arbeiten über 1.200 Mitarbeiter, davon über 600 am Hauptstandort in Lingen. Unter dem Fokus „In der Region verankert – in der Welt zu Hause“, setzt emco auf weltweite Präsenz.

Mittlerweile gehören acht Geschäftsbereiche in den Feldern Architecture, Worklife und Mobility zu der emco Group. Diese drei Felder gliedern sich in unterschiedliche Marken und Geschäftsbereiche: In Architecture steht die Marke emco für Badausstattung im Premiumsegment und Bautechnik. Das Feld Worklife untergliedert sich in die Marken Novus für Büro- und Befestigungstechnik, sowie die Marke Dahle für professionelle Bürotechnik.

An über 20 Produktions- und Vertriebsplätzen sind die Spezialisten unter anderem in Spanien, Frankreich, China, den USA oder Hongkong vertreten. Die älteste Marke der emco Group ist Novus. Bereits vier Jahre nach Unternehmenseröffnung wurde diese 1949 gegründet. Seitdem werden in diesem Geschäftsbereich Heftgeräte hergestellt. Mittlerweile gehören auch Locher, Flachbildschirmhalter und Arbeitsplatzbeleuchtungen zum Sortiment.

Mehr Aktivität durch gesundes Arbeiten.

Forschung im Bereich Licht ausgeweitet Novus ist Marktführer im Bereich der Tischheftgeräte. Mit bis zu 25 Jahren Garantie sind viele Novus Produkte langjährige Begleiter im Büroalltag. Dennoch bleibt die Forschung- und Entwicklungsarbeit innovativ. Derzeit besonders im Fokus steht für die Weiterentwicklung der Produkte bei Novus Mehrplatzsystem das Thema Licht. An jedem Arbeitsplatz im Büro sind Lichtquellen zu finden. Gutes Licht ist die Basis für konzentrierte und gesunde Arbeit. Novus entwickelt seit Jahren Leuchten, die für die speziellen Anforderungen an gutes Licht am Arbeitsplatz optimiert sind. Alle Produkte sind mit energieeffizienten Technologien und modernen LEDs ausgestattet. Die Bandbreite der Arbeitsplatzleuchten reicht dabei von filigranen Design-LED-Stehleuchten mit drehbaren Lichtpanelen bis zu mittelgroßen und kleineren Schreibtischleuchten für die direkte Beleuchtung des Schreibtisches und des Arbeitsbereichs. Die neuste Entwicklung des Unternehmens aus Lingen besticht mit Innovationskraft, Funktionalität und Design. Die Büroleuchtenserie „Attenzia“ fördert das gesunde Arbeiten, steigert die Aufmerksamkeit und erleichtert so das Arbeitsleben. Mit ihrem modernen Design passen sich Attenzia space, complete und task perfekt in jedes Büro ein. Die Einsatzmöglichkeiten der Leuchten sind dabei vielfältig: Sowohl ein einzelnes High-

light kann gesetzt werden. Mit der fokussierten Beleuchtung des Arbeitsplatzes kann die Kreativität und Produktivität gesteigert werden. Aber auch eine Beleuchtung des gesamten Büros ist mit „Attenzia“ vorstellbar.

freut sich Geschäftsführer von Novus Dahle Frank Indenkämpen.

Tageslicht durch „Attenzia“ Möglich ist dies durch das Human Centric Lighting (HCL). Wenn nicht genügend Tageslicht im Raum vorhanden ist, bringt die Attenzia space active HCL den natürlichen Farbverlauf des Tageslichts ins Büro. Mit biodynamischem Licht, welches sich dem Tagesverlauf anpasst, wird so die Leuchte zu einem visuellen Taktgeber der Leistungskraft und Konzentration. Kaltweißes Licht am Morgen zum Aktiv werden, wird von entspannt warmweißen Licht am Abend abgelöst. Dabei schont das Qualitätslicht die Augen und sorgt den ganzen Tag über für die nötige Aufmerksamkeit. Mit intelligenten und energieeffizienten Innovationen wird sichergestellt, dass nur dann Licht abgegeben wird, wenn es auch benötigt wird. Zudem verfügt die Stehleuchte als einziges Produkt auf dem Markt über drei unabhängig voneinander drehbare Panele für eine höchst flexible Lichtsteuerung.

Mitarbeiter als wertvollste Ressource Eine professionelle und innovative Weiterentwicklung von Produkten kann nur mit einer breit aufgestellten und motivierten Mitarbeiterschaft gelingen. Deswegen bietet Novus vielfältige Entwicklungsangebote für Auszubildende und Studierende, um diese auf Fachund Führungskräfteaufgaben in der Zukunft vorzubereiten. Individuelle Mitarbeiterförderung, je nach Wünschen und Potentialen, gehört ebenso zum Grundsatz der Mitarbeiterwertschätzung, wie die Familienfreundlichkeit. Attraktive Zeitarbeitsmodelle und flexible Lösungen für die optimale Work-Life-Balance stehen jedem Mitarbeiter zur Verfügung.

Mit der Attenzia space und task gewann Novus in diesem Jahr den „Red Dot Award: Product Design 2018.“ Diese Auszeichnung ist eine der anerkanntesten in der Designbranche und wird nach Angaben der Preisgeber nur an Produkte vergeben, die eine hervorragende Gestaltungsqualität vorweisen können. „Uns kommt es bei der Entwicklung von Produkten auf zukunftsweisende und moderne Designs an, aber immer in Kombination mit neuesten Technologien, wie etwa LED-Lichttechnik. Wir sind stolz, dass wir international die Anerkennung von führenden Fachkräften für unsere Arbeit bekommen“,

„Das ist eine Gemeinschaftsleistung eines tollen Teams.“

Erwin Müller GmbH Breslauer Str. 34-38 49808 Lingen (Ems) Telefon 05 91/91 40-0 Fax 05 91/91 40-811 info@emco.de www.emco-group.de

INFO/KONTAKT

D

ie emco Group aus Lingen ist ein international agierendes Familienunternehmen, welches mit innovativen Produkten und Entwicklungen auf unterschiedlichen Märkten besteht. Prämiert wurden nun Produkte aus dem Bereich Novus Lighting. Emco wurde 1945 von Erwin Müller gegründet.


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

17

Dank zwei w Millionen Euro rasch herunter vom „Parkplatz“ Nach der Heyform-Inso olvenz in Bramsche hilft ftt die Transfergesellschaft ftt den Arbeitnehmern beii einem beru rufl uflichen l Neuanfang Von 165 Beschäftigten wurden drei Viertel erfolgreich vermittelt. Viele fanden vergleichbare oder besser bezahlte Jobs. En-bloc-Wechsel zu Dienstleister der Kosmetikindustrie. VON MARCUS ALWES BRAMSCHE „Wir sind für diese

Menschen Ratgeber. Wir sind Vermittlungsunterstützer, wir sind Anbahner“, sagt QuotacGmbH-Geschäftsführer Gert Beelmann über die Arbeit der Transfergesellschaft, „aqber auch Helfer, Qualifikationsorganisator und Begleiter.“

Ein einzelnes Wandbild mit einem Firmenslogan ist geblieben. Es steht verloren in einer der Flurecken herum. Mehr ist nicht mehr da. Längst hat ein Nachbarunternehmen die früheren Hallen und Räume des Automobilzulieferers Heyform Bramsche GmbH übernommen. Und auch die nach der Insolvenz gegründete Transfergesellschaft hat unlängst ihre Arbeit nach 16 Monaten abgeschlossen. Die Bilanz: Drei Viertel der Heyform-Beschäftigten wurden in neue Jobs vermittelt. Hat sich die Einrichtung dieser Transfergesellschaft also gelohnt? Mancher eher neoliberale Wirtschaftsvertreter steht solchen Einrichtungen aus Prinzip skeptisch gegenüber und sieht sie als einen sperrigen beziehungsweise überflüssigen „Parkplatz“ für Menschen in einer Notlage an. Der Markt könne die Dinge selbst viel besser regeln, heißt es dann. Gewerkschaften und Betriebsräte dagegen befürworten in der Regel Transfergesellschaften als hilfreiches Instrument für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer bei der Suche nach einem neuen Job.

Kosmetik statt Autoteile: Viele Mitarbeiter sind en bloc zum Kosmetikindustrie-Dienstleister Wagener & Co.nach Lengerich gewechselt.

Ein Blick auf die leere Halle des ehemaligen Automobilzulieferers Heyform.Eine Transfergesellschaft half den Mitarbeitern bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

„Ich bin oft kritisch, aber das war eigentlich in der Summe eine gute Transfergesellschaft“, merkt unterdessen Gert Beelmann mit Blick auf Heyform an. Er ist Geschäftsführer der Quotac Management GmbH mit Sitz in Bremen. Nach nicht ganz anderthalb Jahren ist seine Arbeit in der Tuchmacherstadt Bramsche beendet, die von ihm gelenkte Transfergesellschaft hat ihre Arbeit abgeschlossen. Beelmann stellt fest: Von 165 früheren Beschäftigten des insolventen und später zerschlagenen Automobilzulieferers Heyform wurden stattliche 121 in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt. „Das ist ordentlich“, findet er. Zudem sei für fünf weitere Personen eine Regelung zum Übergang in den Ruhestand gefunden worden. Zufrieden mit der Arbeit der Quotac GmbH zeigt sich auch Gewerkschaftssekretärin Brigitte Langguth. „Die Transfergesell-

schaft hat zu Arbeitgebern Kontakte geknüpft, die ihre Arbeitsplätze nicht auf dem freien Arbeitsmarkt veröffentlichen. Sie hat mit den Teilnehmern und Arbeitgebern tätigkeitsbezogene Qualifikationen erstellt“, so die IG-Metallerin. Langguth nennt die Zahl von mehr als 120 an neue Arbeitgeber vermittelten Personen „ein relativ positives Ende“, der finanzielle Zusammenbruch des Automobilzulieferers Heyform Bramsche GmbH selbst bleibe hingegen „ein Trauerspiel“. Das dürfte Quotac-Geschäftsführer Beelmann ähnlich sehen. Nur weil die beiden einstigen Heyform-Auftraggeber Volkswagen AG und DAF Trucks nach Verhandlungen mit Gewerkschaft, Betriebsrat und Insolvenzverwalter im Rahmen einer Paketlösung neben Interessenausgleich und Sozialplan rund zwei Millionen Euro in die Finanzierung der Transfergesellschaft gesteckt hatten, war deren

Zustandekommen überhaupt erst abgesichert worden. Heyform hatte viele Jahre Kunststoffkomponenten für Fahrzeuginnenräume hergestellt. Doch dann wechselten in BramscheEngter nicht nur des Öfteren die Mehrheitsgesellschafter und die Geschäftsführer im Management, auch der schrittweise finanzielle Niedergang war nicht mehr aufzuhalten. Rund 200 Menschen verloren schließlich ihren Arbeitsplatz. Zuerst traf es dabei die Leih- und Zeitarbeitskräfte, die gehen mussten. Immerhin 165 Beschäftigte wechselten in die Transfergesellschaft, die sich fortan um gezielte Fort- und Weiterbildungen sowie um Zusatzqualifizierungen für die Arbeitnehmer kümmerte. Dazu zählten unter anderem Sprachund EDV-Schulungen, spezielle Fahrer- und Führerscheinausbildungen oder Kurse im Programmieren. Auch Praktika sowie gezielte Vermittlungen zu anderen Arbeitgebern im Großraum Osnabrück waren darunter. „Wir sind für diese Menschen Ratgeber. Wir sind Vermittlungsunterstützer, wir sind Anbahner“, sagt Gert Beelmann, „aber auch Helfer, Qualifikationsorganisator und Begleiter.“ Inzwischen ist bekannt, dass viele frühere Heyform-Beschäftigte beispielsweise beim Nachbarn Heytex GmbH (Hersteller Technischer Textilien), bei Wagener & Co. im westfälischen Lengerich (Lohnhersteller für die überregionale Kosmetikindustrie), bei der Zender Germany GmbH in Osnabrück (Automobilzulieferer, der vor allem Näh- und Schnittarbeiten erledigt) oder auch bei der Gerhardi Kunststofftechnik in Ibbenbüren (Spritzguss- und Galvanotechnik, aber auch Veredelungen) untergekommen sind. „Wir hatten in jener Zeit zu etwa 200 Unternehmen Kontakt“, sagt Quotac-Geschäfts-

führer Beelmann. Ausdrücklich bestätigen will er keinen dieser vier Namen, dementiert sie auf Nachfrage aber auch nicht. „Die einzelnen Beschäftigten haben sich – individuell ganz unterschiedlich – zwischen drei und elf Monate in unserer Transfergesellschaft aufgehalten“, erläutert er. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten seien sie seit Februar 2017 in das befristete Weiterbildungs- und Vermittlungsunternehmen eingestiegen. Erhalten haben sie dabei 80 Prozent ihres früheren Heyform-Nettoeinkommens. In ihren inzwischen neuen Jobs hätten viele wieder das ehemalige BruttoGehaltsniveau erreicht, so Beelmann. Manche hätten sich gegenüber früher sogar noch verbessert, schildern er und die IG-Metall-Sekretärin Brigitte Langguth übereinstimmend, aber unabhängig voneinander. Besonders der en bloc vermittelte Wechsel von mehr als einem

„Wir hatten zu etwa 200 Unternehmen Kontakt.“ Quotac-Geschäftsführer Gert Beelmann

Fotos: Marcus Alwes

Dutzend ehemaliger „Heyformer“ zum Kosmetikindustrie-Dienstleiter Wagener & Co. nach Lengerich war in der Öffentlichkeit mit besonderem Interesse registriert worden. Für Horst-Jürgen Wagener jedenfalls steht fest: „Ich freue mich, Sie an Bord zu haben.“ Der Geschäftsführer des gleichnamigen Lohnherstellers im westfälischen Lengerich ist zufrieden. Lange Zeit hat er händeringend, aber vergeblich nach weiterem Personal gesucht, das ihm und seinem Unternehmen hilft, die hohe Zahl an Aufträgen von Konzernen und Markenartiklern aus den Branchen Kosmetik, Pharmazie sowie Nahrungs- und Genussmittel zeitnah abarbeiten zu können. Jetzt fand er es doch noch – durch die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für innovative Beschäftigung (GiB) und eben der Quotac Management GmbH. „16 Teilnehmer aus der Transfergesellschaft Heyform haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei Wagener bekommen“, stellt Quotac-Vertreter Thomas Maus heraus. In einem Chemie-Unternehmen, das tarifgebunden ist und 1964 gegründet wurde. Mittels einer viermonatigen, passgenauen Weiterbildung mit abschließender Prüfung in Theorie und Praxis wurden die Ex-Heyformer für Wagener fit gemacht. Kosmetikindustrie statt Komponenten für Autos und Lastkraftwagen heißt es nun für sie nach dem Vermittlungserfolg. Und die insolvente Heyform Bramsche GmbH, die einst in Osnabrück beim Amtsgericht offiziell unter der Nummer HRB 203276 im Handelsregister geführt wurde? „Die Gesellschaft ist aufgelöst worden“, ist dort inzwischen als Eintrag zu finden. Mehr als das Wandbild ist von ihr nicht geblieben.


18

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

Unter den Riesen ein Zwerg Auch wenn die Commerzbank nach den jüngsten Halbjahreszahlen wieder auf Kurs scheint, sie ist zu klein und arbeitet nicht profitabel VON STEFAN WOLFF OSNABRÜCK. Im September

könnte es tatsächlich passieren: Die Commerzbank könnte aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) absteigen. Sie würde dann vom Finanzdienstleister Wirecard ersetzt. Der Grund: Die Commerzbank ist zu klein.

Der Wert der gehandelten Aktien – also die Marktkapitalisierung – beträgt gerade mal etwas mehr als elf Milliarden Euro. Die Deutsche Bank wirft mit über 22 Milliarden Euro zwar mehr als das Doppelte in die Waagschale, ist aber im internationalen Vergleich unter Riesen ein Zwerg. Zum Vergleich der Blick auf das größte Bankhaus der Welt, JP Morgan Chase in den USA: Der Börsenwert betrug Anfang 2018 umgerechnet mehr als 340 Milliarden Euro. Der Vergleich klingt ungerecht, doch wollte die Deutsche Bank vor ein paar Jahren noch mit ebendiesen Riesen auf Augenhöhe agieren. Und dann kam die Finanzkrise, die US-amerikanische Häuser deutlich besser verkraftet haben als die Konkurrenz. Eine Ursache ist das entschiedene Handeln der US-amerikanischen Regierung während der Finanzkrise. Angeschlagene Häuser wurden zwangsverstaatlicht, von

25. Oktober vormerken Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 25. Oktober 2018. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 5. Oktober 2018. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www.noz.de/wirtschaft.

GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Tobias Böckermann, Dirk Fisser, Manuel Glasfort, Daniel Gonzales-Tepper, Sebastian Hamel, Berthold Hamelmann, Lothar Hausfeld, Ulrike Havermeyer, Nina Kallmeier, Andreas Krzok, Volker Kühn, Christoph Lützenkirchen, Hermann-Josef Mammes, Sebastian Philipp, Gerhard Placke, Maike Plaggenborg, Volker Poerschke, Louisa Riepe, Robert Schäfer, Claudia Scholz, Anja Steinbuch, Stefan Wolff REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Markus Alwes, David Ebener, Daniel Gonzales-Tepper, Michael Gründel, Sebastian Hamel, André Havergo, Ulrike Havermeyer, Swaantje Hehmann, Philipp Hülsmann, Andreas Krzok, Jörn Martens, Sebastian Philipp, Maike Plaggenborg, Gert Westdörp VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 0 59 21/707-410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 0 59 21/707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)

der Börse genommen, hochgepäppelt oder zwangsfusioniert. So müsste JP Morgan eigentlich „JP Morgan Chase Manhattan Bear Stearns“ heißen. Nur einmal hielten US-Notenbank und Regierung die Finger still. Es war bei der Pleite der Lehman Brothers im Herbst 2008. Der Knall war bis nach Europa zu hören und brachte auch europäische Geldhäuser ins Wanken. Auch die Bundesregierung reagierte, wenn auch weniger beherzt als die Amerikaner. Der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann lehnte Staatshilfen ab. Seine amerikanischen Kollegen sind nicht einmal gefragt worden. Bei der Commerzbank ist der deutsche Staat immer noch beteiligt. Das Haus läuft seither mit dem Stempel „teilverstaatlicht“ herum, was niemandem bei den „Gelben“ so recht gefällt. Dabei sieht sich die Commerzbank nach den jüngsten Halbjahreszahlen wieder auf Kurs. Der Gewinn stieg kräftiger als erwartet. Doch an den Finanzmärkten wurde die „Gewinnqualität“ bemängelt. Die deutschen Banken arbeiten nicht profitabel. Die Commerzbank schaffte gerade mal eine Eigenkapitalrendite von 4,3 Prozent. Auch die Deutsche Bank ist von ihren Zielen aus Ackermann-Zeiten, den nie erreichten

Fachleute sind sich fast sicher: Die Commerzbank könnte im September aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) absteigen. Foto: Colourbox

25 Prozent, weit entfernt. Branchenprimus JP Morgan schaffte im vergangenen Jahr knapp zehn Prozent. Doch Profitabilität ist nicht das einzige Problem. Die Deutsche Bank hat in den vergangenen Jahren ihren Ruf gründlich ramponiert. Preis- und Zinsmanipulationen mögen zwar die gewünschten Erträge gebracht haben, sie brachten aber vor allem Tausende Rechtsstreitigkeiten, die vom Management gern als „bedauerliche Einzelfälle der Vergangenheit“ abgetan wurden, die aber bis heute nicht abgearbeitet sind. Aktionärs-

Neuer Geschäftsführer: Reinhard Diestelkämper ist neuer Geschäftsführer des Osnabrücker Berufsbildungs- und Technologiezentrums (BTZ) der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Der 60-Jährige gilt als ein Urgestein der beruflichen Bildung. Er folgt auf Reimund Beer, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Wachstum: Der Osnabrücker Software-Spezialist „Salt and Pepper Software Solutions“ wächst rasant und muss weiter expandieren. Das Unternehmen errichtet ein neues, zusätzliches Bürogebäude in direkter Nachbarschaft zum bestehenden Gebäude. Hier entstehen Arbeitsplätze für rund 100 weitere Mitarbeiter. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Sommer 2019 abgeschlossen sein.

oder Abstieg geht, dann kennt der Arbeitskreis Indizes nur harte Kriterien. Für das börsennotierte Unternehmen zählen nur die Marktkapitalisierung und der Umsatz, den der Aktienhandel erreicht. Einen Ermessensspielraum gibt es nicht. Die Commerzbank erfüllt die Kriterien nicht mehr. In der aktuellen Statistik belegt sie bei der Marktkapitalisierung den 35. Platz. Im Dax sind nur 30 Plätze frei. Der Dax ist jedenfalls weit davon entfernt, „banklastig“ zu sein. Der Vorwurf stammt aus den 1990er-Jahren, als sich die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, die Bayerische Hypothekenbank und die Bayerische Vereinsbank im führenden Index fanden. Die beiden Bayern-Banken fusionierten zur Hypovereinsbank. Diese fiel fortan nur noch durch faule Immobilienkredite auf und wurde schließlich von der italienischen Unicredit geschluckt. Die Dresdner Bank wurde von der Commerzbank übernommen. Das fusionierte Unternehmen ist inzwischen kleiner, als es die Commerzbank allein je war. Und die Deutsche Bank? Mit der Übernahme des amerikanischen Bankers Trust wollten die Frankfurter zum weltgrößten Player aufsteigen. Davon ist die immerhin noch größte deutsche Bank Lichtjahre entfernt.

Organisches Wachstum schmeckt der Börse

Kurz notiert Veränderungen: Seit dem 1. Juli 2018 setzt sich die Geschäftsleitung der Holding der Felix Schoeller Group wie folgt zusammen: Hans-Christoph Gallenkamp wurde in Nachfolge von Dr. Bernhard Klofat zum CEO des Unternehmens ernannt. Der bisherige CFO, Peter Cornelißen, konzentriert sich jetzt auf den Ausbau des im letzten Jahr in China gegründeten Joint Ventures, Winbon Schoeller New Materials (WSNM). CFO ist Guido Hofmeyer, der bislang für den Geschäftsbereich Felix Schoeller verantwortlich war. Neu zum Holding-Geschäftsführer wurde Gerhard Hochstein ernannt. Er verantwortet als CTO die Bereiche Ingenieurwesen, Forschung & Entwicklung, technischer Einkauf, Energiemanagement, Patente und Business Development. Stephan Igel, als CSO zuständig für den Vertrieb des Geschäftsbereichs Technocell, übernimmt zusätzlich die Verantwortung für den Rohmaterialeinkauf. Keine Veränderungen gab es im Bereich Produktion unter Georg Haggenmüller (CMO).

schützer Klaus Nieding bezeichnete die Bank einmal als „eine gigantische Rechtsabteilung mit angeschlossenem Bankgeschäft“. Die Quittung war ein Aktienkurs im freien Fall. In diesem Frühjahr erreichte das Papier der Deutschen Bank bei 8,76 Euro den tiefsten Stand seiner Geschichte. Vor der Finanzkrise waren die Aktien mal über 100 Euro wert gewesen. Vorstandschef Sewing soll nun den Umbau des Geldhauses weiter vorantreiben. Mehr Privatkundengeschäft soll der Deutschen Bank zu neuem Glanz verhelfen. Gleichzeitig macht (nicht nur) die Deut-

sche Bank immer mehr Filialen dicht. Den Banken kommt ihr Geschäftsmodell abhanden. Immer mehr graben ihnen die „Fintechs“ das Wasser ab, kleine Unternehmen, die einzelne Bankdienstleistungen anbieten, ohne selbst Bank zu sein. Bezahlen, überweisen, Geld anlegen, Immobilie finanzieren, das alles kann mit einer App erledigt werden. Banking wird nicht nur mobil; es kommt zunehmend auch ohne Bank aus. „Online Banking ist so gesehen bereits nicht mehr zeitgemäß. Hier muss der Kunde immer noch zur Bank kommen“, sagt Markus Alberth vom Beratungsunternehmen Capco. „Es macht keinen Unterschied, ob der Kunde in die Filiale muss, zum Automaten oder auf die OnlineBanking-Webseite. Er muss zur Bank.“ In einer digitalisierten Welt ist das nicht nötig. Alberth sieht deshalb vor allem Internetgiganten wie Facebook, Amazon, Google oder Apple als Gewinner dieser Entwicklung. Und natürlich Fintechs. Und so ist es fast schon symptomatisch, sollte Wirecard die Commerzbank im Dax ablösen. Wirecard hat gerade ein mobiles Zahlungssystem bei den Sparkassen eingerichtet. Dass am 5. September die Entscheidung fällt, ist wahrscheinlich. Wenn es um Auf-

Zusätzliche Aufgabe: Zusätzlich zu seiner Geschäftsführerposition in der gigant Trenkamp & Gehle GmbH übernahm Alfons B. Veer zum 1. August 2018 in der Krone Nutzfahrzeug Gruppe die Funktion des Geschäftsführenden Direktors als stellvertretender CEO und verantwortet dort die Bereiche Strategie & Programmmanagement (SPM), IT-Architektur, Produktmanagement, Projektmanagement und den Einkauf. Nachfolger: Frank Völkner wird Geschäftsführer der Vivaris Getränke GmbH & Co. KG aus Haselünne, einer Tochter der Berentzen-Gruppe. Er folgt Dr. Stephan Susen nach, der in der Berentzen Unternehmensgruppe Leiter des neuen Bereichs Corporate Marketing & Unternehmensstrategie wird. Übergang: Zehn Jahre führte Buchhändler Michael Sutmöller als 1. Vorsitzender die Werbegemeinschaft Melle-City e. V. Jetzt übergab er sein Amt an den Textilkaufmann Raphael Stock. Der 38-Jährige ist Geschäftsführer der Stock GmbH & Co. KG, die drei Modehäuser in Melle betreibt, und auch im Präsidium des Handels- und Dienstleistungsverbandes Osnabrück-Emsland e. V. aktiv. Unternehmenspreis: Mehr als 90 Nominierungsvorschläge für den Emsländischen Unternehmenspreis sind bislang in der Geschäftsstelle des Wirtschaftsverbandes Emsland e. V. eingegangen. Die Verleihung findet am 23. September beim Unternehmen Jansen Tore in Surwold statt. Die Jury besteht aus dem geschäftsführenden Vorstand des Wirtschaftsverbandes sowie Johannes Konen für die Sparkasse, Jürgen Hölscher als Vertreter der Volks- und Raiffeisenbanken im Emsland und Prof. Dr. Frank Blümel für die Hochschule Osnabrück.

Symrise-Aktien deutlich im Plus, Ladespezialist Friwo im Sinkflug VON LOTHAR HAUSFELD

Kursverlauf Symrise AG

OSNABRÜCK. Während Aktien von Symrise, einem weltweit führenden Lieferanten von Duft- und Geschmacksstoffen für Ernährungs- und Pflegeprodukte mit Sitz in Holzminden, in den vergangenen drei Monaten deutlich zulegten, mussten die Papiere des Strom- und Ladespezialisten Friwo aus Ostbevern deutliche Verluste hinnehmen.

Das organische Wachstum von Symrise hat die Börse schon im Frühjahr zu deutlichen Kurssteigerungen angetrieben – ein Trend, der sich auch weiterhin fortsetzt: Papiere des Holzmindener Produzenten von Duft- und Geschmacksstoffen legten im letzten Quartal um 9,34 Prozent zu. Seine rund 30 000 Produkte stellt das Unternehmen zum Großteil auf Basis natürlicher Rohstoffe her – das sowie die Kombination der Segmente Flavor, Nutrition und Scent & Care kommen bei den Kunden an, sodass Symrise den Wachstumskurs im zweiten Quartal 2018 noch einmal beschleunigen konnte. Der Konzernumsatz stieg im ersten Halbjahr um neun Prozent, sodass der Vorstand davon ausgeht, in diesem Jahr deutlich schneller als der Gesamtmarkt zu wachsen. Am Ende des Jahres will das Unternehmen oberhalb des avisierten Zuwachses von fünf bis sieben Prozent landen. Gleichzeitig hält Symrise an seinem Anspruch fest, 2018 wieder zu den profitabelsten Unternehmen der Branche zu zählen. Deutlich weniger Grund zur Freude hatte im ersten Halbjahr des Jahres 2018 dagegen das münsterländische Unternehmen Friwo. Der Spezialist für Stromversorgung und Ladetechnik blieb in

Angaben in Euro 80

76 74 72 70 68

Mai

Juni

Juli

August

Kursverlauf Friwo AG

Angaben in Euro 34 32 30 28 26 24 22

Mai

Juni

den ersten sechs Monaten des Jahres beim Umsatz und dem Ergebnis unter den Erwartungen des Vorstandes. Als Grund dafür führt das Unternehmen vor allen Dingen Lieferengpässe bei wichtigen Bauteilen an, die zur Verzögerung beim Abarbeiten von Aufträgen und zu Mehrkosten führten. Darüber hinaus hatte Friwo mit der kurzfristigen Stornierung wichtiger Aufträge zu kämpfen. Schon im Juli hatte das Unternehmen aus Ostbevern in einer Pflichtmitteilung die Erwartungen an das Jahr 2018 angepasst.

Juli

August

Der Umsatz erreichte von Januar bis Juni 61,9 Millionen Euro und blieb damit um 17,7 Prozent unter dem Wert im gleichen Vorjahreszeitraum (75,2 Millionen Euro). Lediglich der Bereich E-Mobilität erreichte ein Umsatzplus von 17,1 Prozent – entgegen dem allgemeinen Trend. Für das Gesamtjahr erwartet man einen Konzernumsatz von 125 Millionen Euro – das wäre ein Rückgang von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2017. Vor diesem Hintergrund begab sich auch die Aktie auf Sinkflug: Sie verlor in den vergangenen drei Monaten 37,29 Prozent.


19

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

„Kein Kavaliersdelikt“ Hauptzollamt Osnabrück bekommt im Jahr etwa 7000 Hinweise auf Schwarzarbeit

VON DIRK FISSER OSNABRÜCK. Baubranche,

Transportgewerbe und Gastronomie dominieren bei Hinweisen und Verstößen, sagt Thomas Möller, Leiter des Hauptzollamts Osnabrück. Ein Gespräch über Schwarzarbeit in der Region.

Herr Möller, hier mal schnell etwas am Haus repariert, dort nur kurz durch geputzt und das Ganze ohne Rechnung – nimmt der Bundesbürger das Thema Schwarzarbeit ausreichend ernst? Grundsätzlich neigt der Bürger dazu, dort, wo er Abgaben an den Staat zu zahlen hat, diese zu minimieren. Das ist ein bisschen so etwas wie Volkssport in Deutschland. Sei es der Schmuggel von Waren im Koffer nach der Urlaubsreise oder die Verschleierung von Beschäftigungsverhältnissen, die Nichtzahlung des gesetzlichen Mindestlohns und so weiter. Schwarzarbeit hat hierzulande meiner Einschätzung nach im Verhältnis aber kein größeres Ausmaß als andere Straftaten. Wie wichtig sind Hinweise für den Zoll?

Im Bezirk des Hauptamtes Osnabrück bekommen wir im Jahresschnitt etwa 7000 Hinweise auf Schwarzarbeit. Wir gehen da risikoorientiert vor. Der Anrufer, der in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf dem Anrufbeantworter landet und mit lallender Stimme seine Ex-Frau beschuldigt, genießt sicherlich eine andere Priorität als Zuschriften mit detaillierten Unterlagen und Informationen. Ja, tatsächlich werden uns manchmal auch umfangreiche EDV-Unterlagen übergeben. Was war denn in jüngster Zeit der herausragendste Fall? Details kann ich jetzt nicht sagen, aber ganz aktuell haben wir es geschafft, unerlaubte Arbeitnehmerentsendung in der Logistikbranche im großen Stil aufzudecken. Dort sind Werkverträge für Arbeitnehmer im dreistelligen Bereich genutzt worden, um eine Sozialversicherungspflicht in Deutschland zu umgehen. Zum ersten Mal haben wir es geschafft, dass eine ausländische Behörde aufgrund unserer Ermittlungen die A-1-Bescheinigungen für die Entsendung zurückgenommen hat, sodass die Sozialversicherungspflicht in Deutschland festgestellt wurde. Hier kommen auf die tatsächlichen

deutschen Arbeitgeber Forderungen für die Sozialversicherungsbeiträge zu. Ein großer Erfolg! In einem anderen Fall der Baubranche haben wir Abdeckrechnungen festgestellt, die bundesweit eingesetzt wurden, um Abgaben von rund 30 Millionen zu hinterziehen. Die Europäische Union ist quasi ein großer Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer sind frei in der Standortwahl, ebenso Unternehmen. Ist der Zoll dafür ausreichend aufgestellt? Wenn der Gesetzgeber uns Aufgaben überträgt, geht das immer einher mit der Prüfung, ob wir dafür auch ausreichend Personal haben. Die Bundesregierung hat im jüngst verabschiedeten Bundeshaushalt eine Personalaufstockung für die Zollverwaltung im vierstelligen Bereich beschlossen. 29 Dienstposten sind derzeit beim Hauptzollamt Osnabrück vakant, 16 davon bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Zum ersten Mal können wir auch Quereinsteiger einstellen, die eine ganz andere Berufsausbildung – beispielsweise als Sozialversicherungsfachangestellte oder Kaufmann – absolviert haben. Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber, auch weil die Verbeamtung bei uns winkt. Richtig ist aber auch: In den

Leitet das Hauptzollamt Osnabrück: Thomas Möller.

vergangenen Jahren hatte das Hauptzollamt Osnabrück zu keinem Zeitpunkt das Personalsoll erreicht. Trotzdem konnten wir in der Vergangenheit die Mengenvorgabe der Prüfungen erfüllen.

Reicht das neue Personal im Kampf gegen Schwarzarbeit? Wir werden die Schwarzarbeit nicht komplett verhindern können. Das Risiko, erwischt zu werden, muss aber so hoch sein, dass es sich definitiv nicht lohnt, gegen das Gesetz zu verstoßen. Wer Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge hinterzieht, verschafft sich illegalerweise einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Er kann seine Dienstleistungen und Waren letztlich günstiger anbieten und den Gewinn mehren. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern schadet dem Wettbewerb und letztlich der Gesellschaft.

Foto: Michael Gründel

Gibt es das klassische Schwarzarbeit-Szenario, auf das sie besonders in dieser Region treffen? Bei uns dominieren Baubranche, Transportgewerbe und Gastronomie sowohl bei Hinweisen als auch den Verstößen. Über diese Branchen wird doch schon so lange geredet. Nimmt die Gegenseite den Zoll also doch nicht ernst? Dabei handelt es sich um Branchen, bei denen Entlohnung per Handgeld immer noch üblich ist und häufig Aushilfen im Einsatz sind. Da bietet es sich einfach an, es zu versuchen. Bei einem Unternehmen mit Zeitkonten und umfangreicher EDV ist es eher schwierig, Schwarzarbeiter zu beschäftigen. In den vergangenen Jahren ist vor allem der Werkvertrag in Verruf geraten. Hat er seinen

schlechten Ruf aus Ihrer Sicht zu Recht? Das Bürgerliche Gesetzbuch ist mehr als 100 Jahre alt. So weit reicht die rechtliche Fixierung des Werkvertrages zurück. Er hat vor allem für Handwerker eine gewisse Rechtssicherheit garantiert im Vertragsverhältnis mit ihren Kunden. Was wir heute in Sachen Werkvertrag sehen, ist der Versuch, andere Rechtsgebiete wie das Arbeitsrecht auszuhebeln. Da gilt der Werkvertrag, wo eigentlich ein Arbeitsvertrag bestehen müsste. Unser Problem ist immer festzustellen: Wird das, was da vertraglich vereinbart wurde, auch tatsächlich gelebt, oder ist es in der Realität anders – und können wir das beweisen? Das ist ganz schwierig. Die Gegenseite wird beim Ausloten der rechtlichen Grenzen des Werkvertrages gut beraten. Der Werkvertrag hat eine sehr große Grauzone, weil die rechtlichen Leitplanken so weit gefasst sind. Der Gesetzgeber hat sich bislang nicht darauf verständigen können, diese Leitplanken enger zu fassen. Das würde es uns natürlich einfacher machen. Und was ist mit dem Mindestlohn? Auch ein Dauerbrenner der vergangenen Jahre… Hier in der Region ist der Wettbewerb um Arbeitskräfte so groß, dass eine Beschäftigung unter dem gesetzlichen Mindestlohn in aller Regel daran scheitert, dass sich kein Arbeitnehmer findet, der das mitmacht. Einzelfälle gibt es natürlich immer. Da wird dann vorrangig versucht, durch Manipulation der Arbeitszeit oder Umpreisung von Leistungen wie Essen und Logis den Lohn indirekt zu drücken.


21

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

GELD & GESCHÄFT

„Wir müssen endlich gutte Grundlagen schaffen – da haben wir Nachholbedarf“ N Wirtschaftstalk: Wirtschaftsminister Althusmann, IHK-Präsident Schlichter und Krrone-Geschäftsführer Horstmann diskutieren über Digitalisierung in Niedersachsen Infras struktur: Landesre egierung mit ambition nierten Zielen. Hoffn nung auf weitere finanzielle Hilfen vo om Bund. Regio on ist das Silico on Valley der Land dtechnik. VON NINA KALLMEIER UND BERTHOLD D HAMELMANN OSNABRÜCK.. Die Digitalisierung

in Niedersa achsen ist ein Großprojekt der nächsten Jahre – auch fii finanziell. Die Landesregierung wii selbst eine Milliarde Euro in will die Hand ne ehmen, um unter anderem Infr fra rastrukturprojekte s voranzubringen n. Ein Gespräch mit Niedersach hsens Wirtschaftsminister Bernd d Althusmann, IHKPräs äsident s Martin Schlichter und Krr Krone-Gesc chäftsführer Josef Horstmann n.

Wo bleiben die niedersächsischen Digitalunterneh hmen, die das gesellschaftliche Leben prägen? Ein Amazon oder Go oogle aus der Region ist aktuell nicht in Sicht. Allerdings: „Der Raum Osnaabrück hat eine starke Gründerkultu ur, ebenso wie andere Ballungszentrren, wo viele Ausgründungen aus Universitäten heraus Zukunftslösunggen entwickeln“, sagt Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althu All usmann. Diese positive Gründungsku ultur wolle man in Niedersachsen. Von der Einstellung der Amerikaner im Fall eines Scheiterns könnte man sich jedoch noch einiges abschauen. „D Das wird nicht als Misserfolg, sondeern als Chance wahrgenommen. Weenn wir diesen Gründergeist wieder wii r mehr in den Vordergrund stellen n würden, wäre viel gewonnen“, ist der Minister überzeugt. Niedersachseen wolle in den in den kommenden Jahren Gründerstipendien auf den Weg bringen, um die Gründungsin ntensität zu erhöhen. Für Martiin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheeim, liegt die Sache klar: „Wenn wir wii so etwas wie das Silicon Valley in Deeutschland auf den Weg bringen wolllen, brauchen wir mehr Unternehmerrtum. Wenn wir das wollen, müssen wir entbürokratisieren, Verfahren veereinfachen und besseren Zugang zu Wagniskapital eröffnen.“ Da mangele es in Deutschland. Ein bissch hen Silicon Valley gibt es jedoch bereitts, sagt Josef Horstmann, Geschäftsfüh hrer der Maschinenfabrik Krr Krone GmbH H & Co. KG: das „Silicon Valley der Laandtechnik“. „Von Spelle über Dammee bis nach Harsewinkel gibt es jede Menge Landtechnik-Hersteller, die üb ber Netzwerke und übergreifende En ntwicklungen eng zusammenarbeiten““, sagt der Chef-Entwickler. Aus dieseem Netzwerk seien in den vergangenen Jahren auch schon einige Start-upss hervorgegangen. Das werde allerd dings öffentlich nicht so stark wahrgeenommen. Gerade im m Bereich Landtechnik ist das Spellerr Familienunternehmen Krr Krone weltweeit aktiv. Ein Thema, das den Emsländ dern überall begegnet: Digitalisierung.. Sei es, dass Datenmanagementsystteme nicht kompatibel sind, sei es die Infrastruktur. „Wir brauchen üb bergreifende, offene Datenmanagem mentplattformen. Diese entwi wickeln i wir aktuell selbst, um in

manchen Regionen überhaupt am Markt teilnehmen zu können“, sagt Horstmann. Mit der DKE Data GmbH & Co. KG, die ihren Sitz im Osnabrücker ICO hat, haben namhafte Landmaschinenhersteller – mittlerweile elf an der Zahl – vor einigen Jahren das Projekt agrirouter auf den Weg gebracht. Diese internetbasierte Datenaustauschplattform für Landwirte und Lohnunternehmer soll Maschinen und Agrarsoftware herstellerübergreifend verbinden. „Digitalisierung ist aktuell das meistgenutzte Wort in Politik und Wirtschaft“, ist Wirtschaftsminister Althusmann überzeugt. Es stehe aber für mehr als nur ein Schlagwort. „Digitalisierung ist die weitreichendste Veränderung, die auf unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren zukommt und alle gesellschaftlich relevanten Bereiche betrifft.“ Von Kommunikation über Produktionsprozesse bis zur Krankenhausversorgung und der schulischen Bildung. Für Unternehmen in der Region ist Digitalisierung vor allem Innovations- und Wachstumstreiber, sagt IHK-Präsident Schlichter. „Umfragen zeigen, dass drei Viertel der befragten Unternehmen aufgrund von Digitalisierung neue Produkte und eine Optimierung von Prozessen erwartet.“ In der Praxis könne das ganz banal aussehen, so der Unternehmer und nimmt seine eigene Baufirma als Beispiel. „Häufig sind auf der Baustelle konstruktive Detailfragen zu klären. Daher sind unsere Vorarbeiter mit Smartphone und Tablet ausgestattet, um vor Ort Videos zu machen, sie zu Kollegen im Büro zu schicken und Probleme auf Basis dessen klären zu können.“ Voraussetzung dafür? Eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur. „Da haben wir noch weiße Flecke, an denen gearbeitet werden muss“, kritisiert Schlichter und bekommt Unterstützung von Josef Horstmann. „Wir wären schon froh, wenn wir überall Glasfaser als Standard hätten“, so der Geschäftsführer aus Spelle. Hinsichtlich des Breitbandausbaus für stationäre Produktionsstätten, der „Industrie 4.0“, ist er jedoch optimistisch. Viel schwieriger seien die Voraussetzungen im Bereich der Landtechnik auf den Feldern der Landwirte. „Unsere Erntemaschinen zum Beispiel sind mittlerweile kleine Fabriken, die während voller Fahrt produzieren. Diese müssen auch auf dem Acker vernetzt werden.“ Entsprechend werde auch dort ein Mobilfunksystem gebraucht, um die Maschinen mit Informationen versorgen, aber auch auf dem Feld generierte Daten direkt zu versenden und verarbeiten zu können. „Wir brauchen flächendeckend einen 4G-Standard und langfristig auch auf dem Land 5G“, betont Horstmann daher. International finde man durchaus bessere Bedingungen vor, weiß er aus Erfahrung. „Wir erleben unter anderem in Osteuropa ein gut funktionierendes, flächendeckendes Netz. Beim Thema digitale Infrastruktur steht Deutschland weit hinten“, lautet sein Urteil. Das kann IHK-Präsident Martin Schlichter nur unterstützen. „Als Industrieland steht Deutschland weit vorne, wenn es um die Digitalisierung geht nicht. Das passt nicht zusammen, da drückt der Schuh.“ Dass der aktuelle Nachteil der deutschen Wirtschaft ganz aufgeholt werden kann, bezweifelt er. Dass die digitale Infrastruktur aktuell für Unternehmen ein Wettbewerbsnachteil ist, weiß auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann. „Wir müssen zwingend jetzt

STECKBRIEF

Bernd Althusmann, Wirtschaftssminister Niedersachsen

S

eit 2016 ist Bernd Althusmann Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen und hat seine Partei auch als Spitzenkandidat im vergangenen Jahr in die niedersächsische Landtagswahl geführt. Seit dem 22. November ist er Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung sowie stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett von Stephan Weil. Der Landtag ist dem gebürtigen Oldenburger nicht fremd. Bereits von 1994 bis 2009 war Althusmann Mitglied des Landtages. 2003 und 2008 zog er als Direktkandidat für den Wahlkreis Lüneburg in den Landtag ein, war zwi-

schen 2003 und 2009 parlamentarischer Geschäftsführer und finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Auch einer Landesregierung gehörte er bereits an und war von 2003 bis 2008 Kultusminister. Nach dem Verlust seines Landtagsmandats 2013 ging er zwischenzeitlich als Leiter der Auslandsvertretung der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Namibia und Angola. Für das Land Niedersachsen sitzt Althusmann heute auch im Aufsichtsrat der Volkswagen AG sowie im Aufsichtsrat der Niedersachsen Ports, des Betreibers der landeseigenen Häfen.

Foto: Gert Westdörp

STECKBRIEF

Josef Horstmann, Geschäftsführeer Maschinenfabrik Krone

S

eit mehr als 30 Jahren ist Josef Horstmann für die Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH, die Landmaschinensparte des Speller Familienunternehmens, tätig. 1983 trat der Diplom-Ingenieur als erster „Studierter“ in das Unternehmen ein. Bereits zwei Jahre später wurde ihm die Gruppenleitung für Scheibenmähwerke übertragen, bevor er 1987 die Aufgabe bekam, Kreiselzettwender und Kreiselschwader neu zu entwickeln. Mit dem Abschluss seiner Promotion 1998 wurde Horstmann zum Leiter der Abteilung „Konstruktion und Entwicklung“ ernannt. Zur

Geschäftsführung des Speller Familienunternehmens gehört Horstmann seit 2002 und verantwortet dort als Geschäftsführer den Bereich Konstruktion und Entwicklung. 2004 wurde Josef Horstmann mit der Max-Exth-Gedenkmünze ausgezeichnet und ist damit der dritte Konstrukteur des Familienunternehmens, der diese Konstrukteurs-Medaille erhält. Zu seinen herausragenden Innovationen zählen unter anderem der Vier-Kreisel-Mittelschwader mit 12,5 Meter Arbeitsbreite sowie die beiden Krone Selbstfahrer Big M und Big X.

Foto: Gert Westdörp

STECKBRIEF

Martin Schlichter, IHK-Präsiden nt

B

ereits seit 1993 ist Martin Schlichter Mitglied der IHK-Vollversammlung, seit 13 Jahren auch im IHK-Präsidium IHK-Vizepräsident. Erst 2013 wurde der Emsländer zum Präsidenten der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim gewählt. Dieses Amt hat er noch bis zur Wahl der neuen Vollversammlung in diesem Jahr inne. Da sich Schlichter nicht wieder zur Wahl stellt, wird er mit der Neukonstituierung der Vollversammlung auch das Amt des Präsidenten abgeben. Ehrenamtlich ist der DiplomKaufmann darüber hinaus unter anderem seit 1994 als Mitglied im Regionalausschuss

endlich gute Grundlagen schaffen. Hier haben wir Nachholbedarf. Wir müssen erkennen: Die hohe Zahl der Funklöcher und die fehlende Gigabitfähigkeit sind ein Wettbewerbsnachteil für unsere mittelständische Wirtschaft, aber auch für unsere Industrie.“ Entsprechend müsse als Voraus-

Foto: Gert Westdörp

setzung für die Digitalisierung in Niedersachsen der Ausbau der gigabitfähigen Netze vorangebracht werden. Die Gigabitfähigkeit liege bundesweit bei lediglich rund drei Prozent, in Niedersachsen nur leicht höher bei rund vier Prozent. Hinzu kommen Funklöcher – 3500 reelle weiße Fle-

des Landkreises Emsland aktiv und ist ebenfalls Mitglied im Handelsausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Außerdem ist der Unternehmer Schlichter Geschäftsführender Gesellschafter der B. Schlichter GmbH & Co. KG, mit Sitz in Lathen. Das Unternehmen mit rund 220 Mitarbeitern, in das er nach seinem Studium eintrat, leitet Martin Schlichter zusammen mit seinem Cousin Karl Schlichter. Die Firma aus dem Emsland ist im Baustoffhandel sowie in der Planung und Beratung in allen Bereichen des Trockenbaus, der Akustik und des Brandschutzes tätig.

cken in der Mobilfunkversorgung haben Bürger der Landesregierung jüngst gemeldet. „Die Mobilfunkanbieter haben sich auf dem Mobilfunkgipfel des Bundes verpflichtet, im Laufe des Jahres 2021 99 Prozent aller Haushalte in jedem Bundesland auf 4G-Niveau abzudecken. Wir wollen

aber noch mehr“ so der Minister. Ziel sei es, bis Ende 2021 in Niedersachsen flächendeckend den 4G-Standard zu erreichen, „also auch im ländlichen Raum“. „Den neuen Mobilfunkstandard 5G wollen wir im Jahr 2022 in Niedersachsen pilotieren und über 2025 hinaus die Voraussetzungen für

eine flächendeckende 5G-Mobilfunkversorgung schaffen. Das ist, gemessen an der aktuellen Situation, ein sehr ambitioniertes Ziel“, gibt Althusmann zu. Von der klassischen Tendenz einer besseren Versorgung in den Städten als in ländlichen Regionen weicht auch der IHK-Bezirk nicht ab, sagt Martin Schlichter. Der Erwartung, schnell eine optimale Versorgung für alle Unternehmen zu schaffen, versetzt Althusmann jedoch einen Dämpfer: „Selbst wenn alle bereits bestehenden Projekte Niedersachsens schnellstmöglich umgesetzt würden, haben wir bei der Gigabit-Fähigkeit unserer Gewerbegebiete großen Nachholbedarf. Das geht leider nicht von heute auf morgen. Einen Gigabit-Ausbau in den Gewerbegebieten ohne Beachtung der sogenannten. 30-Mbit/s Aufgreifschwelle, auf die Niedersachsen beim Bund gedrängt hat, streben wir allerdings bis Ende 2021 in allen Gewerbegebieten unseres Landes an.“ Der fehlende Glasfaseranschluss ist jedoch nur ein Problem. „Es gibt auch Gebiete, die nicht durch Mobilfunk zu erreichen sind. Das kann so nicht akzeptiert werden“, betont der IHK-Präsident. „Hier ist die Politik nun endlich gegenüber privaten Telekommunikationsunternehmen aktiv geworden.“ Die Landesregierung plane, ein eigenes Förderprogramm für jene Regionen auf den Weg zu bringen, in denen die Telekommunikationsunternehmen nachweislich nicht selbst ausbauen können, sagt Althusmann. „Es gilt weiterhin Markt vor Staat. Solch eine Landesförderung könnte aber als allerletztes Mittel sinnvoll sein, um in alle Bereiche Niedersachsens eine Mobilfunkversorgung zu bringen“, betont der Minister. Denn eins steht fest: Die Digitalisierung ist an den Unternehmensstandorten längst gelebter Alltag. So würden bei einem Logistikunternehmen in Nordhorn Drohnen eingesetzt, um Lagerbestände automatisch zu erfassen, sagt Schlichter. Auch bei Krone sei man in der Fabrik schon sehr weit, so Horstmann. „Wir haben die ersten vollautomatischen Fertigungszellen in Betrieb.“ Auch auf digitale Hilfsmittel setzt der Maschinenbauer. „Die Durchlässigkeit der Datenbereitstellung funktioniert so gut, dass CAD-Pläne der Konstrukteure direkt auf eine Virtual-RealityBrille der Mitarbeiter gespielt werden können.“ Bei der Einführung habe man Bedenken gehabt, wie die Neuerung ankomme – umsonst. Dass die Digitalisierung massiv zum Arbeitsplatzabbau beiträgt, damit rechnet auch der Wirtschaftsminister nicht. Im Gegenteil: „Es werden neue Arbeitsformen und neue Berufsfelder entstehen. Das wird sich die Waage halten“, ist Althusmann überzeugt. Allerdings werde sich die Arbeitszeit verändern. „Auf Industrie 4.0 folgt Arbeit 4.0.“ Die Arbeit ist flexibler geworden, sagt Martin Schlichter mit Blick auf die IHK-Betriebe. „Ich muss als Unternehmen aber auch verhindern, dass Arbeit und Freizeit miteinander verschwimmen. Es braucht klare interne Regeln, damit es nicht zu einer Überforderung der Mitarbeiter kommt.“ Welche Arbeitszeitmodelle werden entstehen? „Das ist ein Prozess, bei dem wir am erst Anfang stehen“, ist Althusmann überzeugt. Auch hinsichtlich der Arbeitsweise und der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Das gilt auch für Geschäftsmodelle, die sich aus der Digitalisierung entwickeln könnten. „Möglicherweise rechnet künftig das

E-Auto nach dem Tankeen direkt mit der Ladesäule ab.“ Diese Veränderung in n der Arbeitsweise müsse sich auch in der Ausbildung widerspiegeln, sagt gt der Minister. „Da kommt eine Mengge auf unsere Ausbildungsbetriebe zu.““ Sind die Berufsschulen dafür ausgesstattet? „Eher nicht“, sagt Schlichter. Und die junge Generation wachse zwarr mit digitaler Kompetenz auf, brauchee jedoch auch Methodenkompetenz. Diese müsse durchgehend in allen Fäcchern vermittelt werden. Besser aufggestellt ist das Ausland in Sachen Ausb bildung nicht, sagt Josef Horstmann. „Gerade hier sind wir Deutschen gut..“ Die Berufsschule in Osnabrück istt für ihn eine „Vorzeigeberufsschule“. „W Wenn die Bedingungen überall so wären, wären wir auf einem guten Wegg.“ Um der Digitalisierun ng in Niedersachsen Nachdruck zu verleihen, hat die Landesregierung eiinen Masterplan Digitalisierung auffgesetzt. Eine Milliarde Euro aus Land desmitteln sollen in die Hand genom mmen werden. „Der Masterplan ist einee klare Strategie, wie man zusammeen mit Landkreisen, Städten und Gem meinden, der Industrie, dem Bereich h Gesundheit, Verkehr und Landwirtscchaft das Thema Digitalisierung angeh ht und regionale Piloten auf den Weeg bringt gt“, t erklärt der Minister. Die jeetzt festgelegten Schritte seien jedo och nicht in Stein gemeißelt, vielmeh hr handele es sich um eine wachsen nde Strategie. Neben einem Fokus auf Infrastrukturprojekten würden auch Themen abgedeckt, die mit industrriepolitischen Herausforderungen zu tu un haben wie wii das autonome Fahren. „M Mit Blick auf das Jahr 2019 wollen wirr das autonome Fahren auf unserem Testfeld Niedersachsen auf den Weg bringen.“ Dafür werde jedoch eine entsprechend ausgebaute Breitband- und Mobilfunkinfrastruktur gebraaucht. „Insgesamt haben wir im Massterplan rund 20 Themenfelder iden ntifiziert, die Niedersachsen voranbrin ngen werden.“ Ist bei so viel Handlu ungsbedarf eine Milliarde Euro nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein n? „In der Tat hört sich die Summe nur im ersten Moment viel an“, gessteht AlthusAll mann. Ohne die Unterrstützung des Bundes werde ein Land d wie wii Niedersachsen die Projekte dess Masterplans nicht stemmen können. „Daher setzen wir stark auf die näächste Versteigerung von Mobilfunk klizenzen des Bundes. Mein Wunsch wäre, dass das Geld an die Länder weitergegeben wird, die dann mit den n Kommunen den Ausbau voranbringen n.“ Da sei der Bund aktuell jedoch nocch zurückhaltend. „Voraussichtlich werden die Städte, Landkreise und d Gemeinden beim Bund eine Förderrung beantrann kofinanziegen können, die wir dan ren. Beides ist denkbar und machbar.“ Auf eine europäische Fö örderung setzt Althusmann weniger: „D Die Förderbedingungen sind so komp plex, dass der Beantragungsaufwand sich manchmal kaum lohnt. Wenn wir i über Tempo reden, können wir niccht zwei oder drei Jahre auf einen Fö örderbescheid warten.“ Und die Erwartungeen der Wirtschaft? „Wir haben ein Zeitproblem. Die Maßnahmen, die wirr heute einleiten, müssen der fortschrreitenden Digitalisierung langfristig standhalten“, sagt IHK-Präsident Marttin Schlichter. Daher sei es wichtig, dass Maßnahmen schnell und unbüro okratisch greifen. „Was man zuletzt veerliert, ist das Vertrauen. Ich gebe der Politik heute einen Vertrauensvorschu uss, dass der Stellenwert, den die Digitalisierung für die Wirtschaft bereitts hat, bei ihr jetzt angekommen ist.“

Fotos: imago/Christian Ohde


22

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

Geld ist zum Arbeiten da Deutsche halten wenig Aktien

VON VOLKER KÜHN OSNABRÜCK/EMSLAND/GRAFSCHAFT BENTHEIM. Kein Volk

spart disziplinierter als die Deutschen. Trotzdem haben sie weniger auf der hohen Kante als Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern. Schuld ist ihre fatale Angst vor Aktien. Zeit, sie abzulegen.

Vielleicht wären die Deutschen reicher, wenn ihnen Manfred Krug nicht so sympathisch gewesen wäre. Denn hätte der Schauspieler („Tatort“, „Liebling Kreuzberg“) mit seinen Werbespots in den 1990er-Jahren nicht so viele von ihnen zum Kauf von Telekom-Aktien bewegt – und wären die Aktien nicht bald darauf so dramatisch eingebrochen –, dann würde sich ihr Vermögen heute wohl auf höhere Summen belaufen als jene 47 100 Euro, auf die sie nach einer Berechnung der Credit Suisse 2017 im Mittelwert kamen. Hätte, wäre, würde. Fakt ist: Das Desaster der T-Aktie hat das Verhältnis der Deutschen zur Börse nachhaltig erschüttert. Gerade einmal sechs bis acht Prozent von ihnen haben einen Teil ihres Vermögens über Aktien in Unternehmen

gesteckt, nicht viel mehr investieren in Fonds. Ein erstaunlich niedriger Wert in einem Land, das doch so stolz auf seinen unternehmerischen Mittelstand ist. In Frankreich sind es 15 Prozent, in der Schweiz 20 und in den Niederlanden sogar 30 Prozent. Hierzulande dagegen vertraut laut dem jüngsten „Anlage-Atlas“ der Commerzbank die überwältigende Mehrheit auf Sparbücher, Tages- und Festgeldkonten oder Lebensversicherungen. Sofern überhaupt nennenswerte Ersparnisse zum Investieren vorhanden sind. Solange es auf konservative Anlageformen einträgliche Zinsen von drei Prozent oder mehr gab, machten die Vermögen der Deutschen zwar keine Sprünge, insgesamt aber fuhren sie gut damit. Doch diese Zeiten sind seit der Finanzkrise vorbei und dürften so bald auch nicht wiederkommen – denn dass die Europäische Zentralbank ihre Niedrigzinspolitik grundlegend ändert, ist nicht absehbar. Trotzdem halten die Deutschen eisern an ihrer Sparstrumpfstrategie fest. Sie sparen neben den ähnlich aktienscheuen Österreichern sogar so diszipliniert wie kein weiteres Volk in Europa, hat eine Studie der Allianz ergeben. „Während

Wenn es um Anlagen in Aktien und Fonds geht,sind Deutsche vorsichtiger als Bürger anderer Länder.

anderswo das Geld für die Sparer arbeitet, arbeiten in Deutschland die Sparer, um ihre Vermögen vor den Niedrigzinsen zu schützen“, sagte Kathrin Brandmeir, Ko-Autorin des Allianz-Reports. Neben der traditionell geringen Immobilienbesitzerquote ist diese Strategie ein wesentlicher Grund dafür, warum Europas Wirtschaftslokomotive Deutschland im Vermögensvergleich der Credit Suisse weit

Einfach und schnell Einfach und schnellzur zurprofessionellen professionellenWebsite! Website!

GN-SITES ✔ Website-Konzeption & -Design ✔ Erstellung von Bildern/Fotos ✔ Erstellung von Text ✔ Regelmäßige Anpassung und Pflege

✔ Responsive Darstellung auf Computer, Tablet und Handy ✔ Hosting

BERE

B ITS A

850,-

Jetzt Kontakt aufnehmen: 05921 707-410 /// gn.media@gn-online.de

hinter dem Spitzenreiter Schweiz landet. Selbst im krisengeschüttelten Griechenland haben die Menschen höhere Vermögen, wenn man als Vergleichsmaßstab den Medianwert und nicht den Durchschnittswert zugrunde legt. Diese Rechengröße ist besser geeignet, die realen Lebensverhältnisse in einem Land darzustellen, weil sie den statistischen Effekt von Ausreißern begrenzt. Besonders deutlich wird dies am Beispiel USA: Wegen der großen Zahl von Superreichen liegt das Durchschnittsvermögen dort bei 388 600 Dollar, der Medianwert aber nur bei 55 900. Doch selbst wenn man an der Aussagekraft solcher Reichtumsrankings zweifelt, ist klar, dass die in Deutschland favorisierten Tagesgeldkonten zum Vermögensaufbau ungeeignet sind – ganz zu schweigen von Sparbüchern. Ein Rechenbeispiel: Auf den Tagesgeldkonten der Deutschen liegen laut dem „Anlage-Atlas“ durchschnittlich 14 900 Euro. Nimmt man einen derzeit schon optimistischen Zinssatz von 0,7 Prozent und eine Anlagezeit von fünf Jahren an, werden daraus am Ende gerade einmal gut 15 400 Euro. Der Dax dagegen hat in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt um gut sechs Prozent pro Jahr zugelegt. Aus 14 900 Euro wären in dieser Zeit fast 20 000 geworden. Natürlich hinkt der Vergleich, weil niemand vorhersehen kann, ob sich der Dax in den nächsten fünf Jahren genauso gut entwickeln wird. Angesichts der aktuellen Krisenherde weltweit erscheint das eher fraglich. Dennoch gehören Aktien nach Meinung von Experten auch künftig unbedingt zu einem langfristig orientierten Vermögensaufbau. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip.de, empfahl dazu im Interview mit dieser Zeitung, nicht in Einzelaktien, sondern in ETFs zu investieren. Das sind Fonds, die Indizes wie den Dax oder den Dow Jones abbilden. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds sind die Gebühren von ETFs niedrig, sodass ein größerer Teil des Ersparten direkt in den Vermögensaufbau fließt – und nicht in die Gehälter der Fondsmanager. Besonders solide seien breit aufgestellte ETFs wie der MSCI World, der die Entwicklung von Aktien aus verschiedensten Branchen in 23 Industrieländern nachbildet. Zwar sind die Renditen hier niedriger, dafür aber ist das Risiko kleiner – ein Abschwung in einem Bereich wird leichter durch einen Boom in einem anderen aufgefangen. „Der MSCI World hat in den letzten 30 Jahren niemals Verlust gemacht, wenn das Geld mindes-

tens 15 Jahre lang investiert wurde“, erklärte Tenhagen. Natürlich sollte man einen gewissen Puffer an liquiden Mitteln vorhalten, um für unvorhergesehene Ausgaben gewappnet zu sein – wenn etwa das Auto in die Werkstatt muss oder die Waschmaschine kaputtgeht. Auch ein Festgeldkonto für Erspartes, das für einen absehbaren Zeitraum von drei, fünf oder zehn Jahren nicht gebraucht wird,

Region liegt in puncto Aktienbesitz unter dem Durchschnitt.

Foto: imago/Westend61

gehört laut Tenhagen zu einem gut gemischten Portfolio. Darüber hinaus aber seien Aktien das Mittel der Wahl. Im Westen Niedersachsens steht es vergleichsweise schlecht um die Aktienkultur. Laut „Anlage-Atlas“ haben nur drei Prozent der Emsländer Teile ihres Ersparten in Aktien investiert, zehn Prozent in Fonds. In der benachbarten Grafschaft Bentheim liegen die entsprechenden Quoten mit zwei Prozent und acht Prozent sogar noch darunter. Auch in der Stadt Osnabrück finden sich nur wenige Wertpapierfans: Hier halten nur fünf Prozent der Bürger Aktien, bei Fonds sind es elf Prozent. Im gleich großen Oldenburg dagegen besitzen fast doppelt so viele Einwohner Fondsanteile: Mit 20,5 Prozent liegt die Stadt unter den größten deutschen Städten auf Rang zwei hinter München (50 Prozent Fondsbesitz). Mancherorts scheint die Furcht vor der Börse langsam abzuklingen.

Unter ferner liefen Pro-Kopf-Vermögen 2017* in Dollar, Medianwert

Schweiz 229 100 ............................................................................................................................................... Belgien 161 600 ............................................................................................................................................... Italien 124 600 ............................................................................................................................................... Frankreich 119700 ............................................................................................................................................... Großbritannien 102600 ............................................................................................................................................... Niederlande 94 400 ............................................................................................................................................... Dänemark 87 200 ............................................................................................................................................... Spanien 63 400 ............................................................................................................................................... Österreich 57500 ............................................................................................................................................... USA 55 900 ............................................................................................................................................... Griechenland 54 700 ............................................................................................................................................... Deutschland 47 100 ............................................................................................................................................... Portugal 38 200 ............................................................................................................................................... Tschechien 23 100 ............................................................................................................................................... Polen 10 300 * ausgewählte Länder, Nettowert (Schulden wurden abgezogen)

Quelle: Credit Suisse · Grafik: Matthias Michel


23

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

GELD & GESCHÄFT

Auch Edward Snowdens E-Mails waren sicher Osnabrücker IT-Unternehmen Intevation setzt auf Verschlüsselungsprogramme VON ANJA STEINBUCH OSNABRÜCK. Das Osnabrücker

IT-Unternehmen Intevation macht seit 20 Jahren im Wettlauf um die sicherste Verschlüsselungssoftware mit. Außerdem gehört die 25-Mitarbeiter-Firma zu den bekanntesten Anbietern von Verwaltungs- und Versammlungssoftware. Neu sind zudem sogenannte Expertensysteme, also Programme, die Methoden der künstlichen Intelligenz nutzen.

Bernhard Reiter, einer der drei Geschäftsführer von Intevation, hält nichts von kostspieligen Software-Lizenzen. Sein Team hat sich auf freie Programme – OpenSource-Software – spezialisiert. Beispiele sind das Verschlüsselungsprogramm Gpg4win und die Versammlungssoftware OpenSlides. „Wer sich so etwas runterlädt, darf das nicht nur nutzen, er besitzt sie auch und den Bauplan dazu“, erklärt Reiter. „So kann jeder Anwender das Produkt weiterentwickeln und seinen Bedürfnissen anpassen.“ Geld kann man mit Open-Source-Programmen trotzdem verdienen. Intevation beispielsweise schneidert Maßanzüge für die Kundschaft, die zu 90 Prozent aus Landes- und Bundesbehörden besteht. Das liegt daran,

dass das Unternehmen regelmäßig an Ausschreibungen von Behörden aus ganz Deutschland teilnimmt. Seit fünf Jahren ist ein Expertensystem „made in Osnabrück“ für die deutschen Bundeswasserstraßen bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde im Einsatz. Für das Bundesfamilienministerium schneiderte das Team vom Neuen Graben für mehrere Förderprogramme wie die Jugendmigrationsdienste Antrags- und Monitoringsoftware. Hier spielt das Thema Sicherheit eine wichtige Rolle. Das bestätigte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), als 2013 das Gerücht aufkam, die Open-Source-Software Gpg4win zur E-Mail-Verschlüsselung sei „möglicherweise mit Hintertürchen“ versehen. Eine von Intevation abgesicherte E-Mail-Kommunikation von Edward Snowden konnte selbst die amerikanische „Schnüffel-Behörde“ NSA damals nicht einsehen. Ein weiteres Standbein der Osnabrücker ist das Open-SourceProjekt OpenSlides. Es ist für Vereine, Parteien und andere Organisationen gedacht, die Versammlungen und Konferenzen organisieren. Es wurde bereits auf Versammlungen mit Hunderten Nutzern erprobt. So hat der Deutsche Gewerkschaftsbund OpenSlides

Das IT-Unternehmen Intevation hat sich auf Verwaltungs- und Versammlungssoftware spezialisiert.

auf seinem letzten Bundeskongress im Mai eingesetzt. Auch Parteien sowie kleinere und größere Verbände in Deutschland nutzen inzwischen das Programm, um ihre Veranstaltungen digitaler und transparenter zu gestalten. Warum? Die Software setzt auf papierlose Versammlung: Neben den bereits digital verwaltbaren Anträgen können persönliche Notizen eingefügt werden. Auch dieses Produkt schneidert Intevation auf

Wunsch nach Maß: Deshalb setzt sich der Preis je nach Größe der Organisation, Zeitspanne der Veranstaltung und Aufwand für das Hosting zusammen. Ziel für die Intevation-Geschäftsführung ist es, auch die Bezahlsysteme zu automatisieren, „damit wir mehr Zeit haben, neue Ideen zu entwickeln“, erklärt Reiter. Die Osnabrücker suchen regelmäßig Kontakt zu Partnerunternehmen weltweit und tauschen

Foto: Colourbox.de

Know-how aus. Dahinter steht die Philosophie, nach der Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse nicht in einem Tresor einschließen, sondern sie öffentlich publizieren und dadurch weltweit jeden Kollegen zur Kritik und Weiterentwicklung einladen. Reiter: „Wissen und Innovation werden somit zu einem öffentlichen Gut.“ Die rund 600 000 Vereine in Deutschland mit etwa 60 Millionen Mitgliedern hat so manche

Softwarefirma als interessante Zielgruppe erkannt. Die Stammdaten- und Mitgliederverwaltung, Abrechnung von Beiträgen und Kommunikation mit Mitgliedern und Partnern bieten sich für eine Transformation aus der analogen in die digitale Welt geradezu an. „Mit vernünftiger Vereinssoftware lässt sich der Aufwand für die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter deutlich verringern, von 40 Stunden auf vier Stunden wöchentlich“, erläutert Alexander Adam, Geschäftsführer von campai. Das Berliner Unternehmen gehört mit 6000 Kegel- und Fußball-, Kunst- und Umweltschutzvereinen als Kunden zu den größeren Mitspielern auf dem Nischenfeld der digitalen Lösungen für Non-Profit-Organisationen. Die browserbasierte Software ist kostenlos. Geld verdienen will man durch die Einbindung von kommerziellen Partnern wie Banken, Caterern und Versicherungen, die den Vereinen Tools etwa für die Automatisierung von Beitragsabrechnungen anbieten, welche dafür dann eine Gebühr von zwei bis drei Prozent zahlen. Zum Thema Sicherheit sagt Adam: „Wir handeln nicht mit den Daten unserer Vereine, sondern verwalten sie nur in einem hochsicheren Server in einem Rechenzentrum in Deutschland.“

„Geschwindigkeit, Skalierbarkeit, Kundenzufriedenheit.“ Alexander Hoffmann, Geschäftsführer Screwerk GmbH und Genossenschaftsmitglied

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. Unsere Genossenschaftliche Beratung ist die Finanzberatung, die erst zuhört und dann berät. Denn je mehr wir von Ihnen wissen, desto ehrlicher, kompetenter und glaubwürdiger können wir Sie beraten. Probieren Sie es aus und nutzen auch Sie unsere Genossenschaftliche Beratung für Ihre unternehmerischen Pläne und Vorhaben. Mehr Informationen auf vr.de/weser-ems Wir machen den Weg frei. Gemeinsam mit den Spezialisten der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: Bausparkasse Schwäbisch Hall, Union Investment, R+V Versicherung, easyCredit, DZ BANK, DZ PRIVATBANK, VR Smart Finanz, MünchenerHyp, DZ HYP.


REI V E R S A N D KO S T E N F B E S TE LLE N A B 2 9 €

H E U T E F Ü R S I E : L I E B L I N G S W E LT

S tädtetrip

H A R OL D‘S L EDERWA R EN GELDBÖRSE ′SADDLE′ | RINDLEDER | BRAUN 19 x 9 , 5 C M ( L X H )

K APTEN & SON A R M B A N D U H R C H R O N O S I LV E R ′ B R O W N W O V E N L E AT H E R ′ | 4 0 M M

e S h o p - N r. 410 0 10 3 6

e S h o p - N r. 410 0 10 3 6

6 9,0 0 €

2 4 9,0 0 €

FUJIFILM SOFORTBILDK AMERA ′ I N S TA X M I N I 9 0 ′ BR AUN e S h o p - N r. 410 0 16 0 0

11 9 , 0 0 €

BLOOMINGVILLE KLEMMBRETT A4 A U S N AT U R H O L Z 32 x 23 CM (H x T)

BESTELLEN SIE JETZT*

e S h o p - N r. 410 0 15 76

U N T E R W W W. L I E B L I N G S W E LT. D E ODER TELEFONISCH VON M O.– F R . 8:0 0 –17:0 0 U H R U N T E R 0 5 41 310 -12 0 0.

13,0 0 €

H A R OL D‘S L EDERWA R EN B U S I N E S S TA S C H E ′ D E A N ′ | B R A U N e S h o p - N r. 410 0 10 2 2

2 3 9, 0 0 € BODUM KAFFEEBEREITER/ T O G O - B E C H E R ′ T R AV E L PRESS′ | 0,35 L E D E L S TA H L e S h o p - N r. 410 0 0 14 2

PHILIPPI STYLUS & PEN ′DOUX′ 16 C M | H O L Z /C H R O M SC HWA R Z

S T O P T H E W AT E R W H I L E U S I N G M E R E I S E - S E T | 5 -T L G . (D U S C H G E L , L O T I O N , H A N D B A L S A M , S H A M P O O, S P Ü L U N G)

e S h o p - N r. 410 0 0 8 3 3

3 4,9 0 €

e S h o p - N r. 410 0 167 5

2 4,9 5 €

2 9,9 9 €

S H O P P E N S I E J E T Z T U N T E R L I E B L I N G S W E LT. D E / S TA E D T E T R I P

* I m p r e s s u m : L i e b l i n g s W e l t G m b H & C o . KG | E r i c h - M a r i a - R e m a r q u e - R i n g 14 | 4 9 0 74 O s n a b r ü c k ( k e i n L a d e n v e r k a u f ) | A l l e P r e i s e i n k l . M w S t . | g g f. z z g l . Ve r s a n d k o s t e n


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

25

Gestatten, Lou! Ab Herbst soll der humanoide Roboter als Tutor Vorlesungen an der Uni Osnabrück unterstützen

Ob Lou für künstliche Intelligenz qualifiziert, ist Definitionssache. Feuerprobe auf der Cebit erfolgreich bestanden. Interaktion mit den Studierenden ist das Ziel. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK. Höflich ist er, der

kleine Roboter Lou. Wer zur Tür hereinkommt, wird begrüßt, sie stellt sich vor und fragt, wie sie helfen kann. Dabei sieht es fast so aus, als wolle sie ihrem Gegenüber auch noch die Hand schütteln. Mit Gesten und Stimmen interagiert Lou mit Menschen. Die Programmierung stammt von Studenten der Universität Osnabrück.

Aus großen Kulleraugen blickt Lou ihren Gesprächspartner an. Wer mit ihr auf Augenhöhe sein möchte, muss allerdings in die Knie gehen, denn den meisten wird sie nur knapp bis zum Bauch reichen. Ihre zwei Arme und Hände mit jeweils fünf Fingern verleihen Lou menschliche Züge. Nur Beine, die hat die Roboterdame nicht. Sie bewegt sich auf Rollen fort. Seit Oktober 2017 hat Lou in Osnabrück, besser gesagt im Institut für Kognitionswissenschaft, ein Zuhause gefunden. Dort wird auch unter der Leitung von Gordon Pipa, Professor für Neuroinformatik, und Kai-Uwe Kühnberger, Direktor des Instituts, mit 20 Masterstudierenden an den Fähigkeiten Lous gearbeitet. Im Juni wurde sie am Stand des US-amerikanischen IT- und Beratungsunternehmens IBM, mit dem die Uni seit rund drei Jahren kooperiert, auf der Cebit vorgestellt. „Wir haben das erste echte Cognitive Computing System dieser Komplexität an den Stand, möglicherweise auf die gesamte Cebit gebracht“, sagt Pipa. Wer jetzt sagt, „die kommt mir aber bekannt vor“, hat recht: Von der Hardware betrachtet, ist Lou niemand anderes als „Pepper“, der humanoide Roboter der Firma Softbank, der bereits 2014 vorgestellt wurde. Damit hören für den Neuroinformatik-Professor die

Künftig Vorlesungspartner: Roboter Lou soll Professoren am Osnabrücker Institut für Kognitionswissenschaft unterstützen.

Ähnlichkeiten aber auch auf. „Alles, was Pepper ausmacht, haben wir gezielt abgeschaltet.“ Und stattdessen eine Art künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, durch die Lou ab dem Wintersemester Professoren im Hörsaal unterstützen soll. Ein Link zwischen Professor und Studierenden, beschreibt Kai-Uwe Kühnberger das Ziel. Über eine Website können Studierende mit Lou interagieren, anonym Fragen stellen, die entweder der Roboter selbst oder der Professor beantworten. Eine sinnvolle Verschränkung von künstlicher Intelligenz und menschlicher Kompetenz. Wobei Gordon Pipa einschränkt: „Künstliche Intelligenz“ sei eine Frage der Sichtweise. „Wir haben Lou rationelles Wissen beigebracht“, erklärt er. Ihr Verhalten

Die Interaktion klappt schon gut: Professor Gordon Pipa und Studentin Laura Krieger „im Gespräch“ mit Roboter Lou. Fotos: Gert Westdörp

sei entsprechend nicht selbst generiert, sondern programmiert. Mit menschlicher Intelligenz habe das nichts zu tun, es erweckt jedoch den Eindruck als ob. „Man projiziert viel in das System hinein“, sagt Pipa. Das gilt auch für die Tatsache, dass Lou mit Vorliebe seinen Bewegungen statt denen anderer Menschen zu folgen scheint. „Das hat nichts mit Sympathie zu tun“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Mein Gesicht muss dem, mit dem sie trainiert worden ist, sehr ähnlich gewesen sein“, konstatiert Pipa. Denn auf Gesichter, die Lou über eine Kamera vorne im Kopf „sieht“, und Stimmen reagiert der kleine Roboter. Dass die Universität auf einen bestehenden Roboter zurückgreife, habe einen ganz einfachen Grund: „Unsere Studierenden bauen keine Roboter.“ Es ist die Sensorik, mit der sie sich auseinandersetzen sollen und müssen. Und Lou ist auch nicht als „RoboterGefährte“, als Alltagsroboter vorgesehen. Dass ein technisches Gerät auf Stimmen reagiert, ist nicht neu. Siri beantwortet schon lange Fragen ihrer Nutzer, Alexa spielt auf Anfrage die Lieblingsmusik ihres Besitzers. Was ist da neu an Lou? „All diese Systeme reagieren auf Schlüsselwörter. Der Anspruch bei Lou ist es, ihr Sprache und damit einen Kontext zu Wörtern zu vermitteln“, erklärt Gordon Pipa. Dazu muss sie ganze Themengebiete „pauken“. Ein halbes Jahr hat das Team von 20 Studierenden nichts anderes gemacht, als eine Wissensdatenbank aufzubauen – dank massiven Datenvolumens und durch Cloud Computing hochska-

lierbarer Rechenleistung. Denn das Lernen passiert mit Unmengen von Bildern, aus denen Lou später Handlungsoptionen generiert. „Das ist nicht wie eine App, die man einfach herunterladen kann.“ Entsprechend sind auch die kleinen „Spielereien“, die Studie-

„Wir haben Lou rationelles Wissen beigebracht.“ Gordon Pipa, Professor für Neuroinformatik

rende aktuell mit Lou trainieren, alles andere als trivial. Sie soll Schere, Stein, Papier spielen können – oder ihre Version daraus, denn an Feinmotorik mangelt es der jungen Dame. Die Schwierigkeit: „Sie muss kleine Gesten erkennen und zuordnen. Dabei macht jeder die Bewegungen beim Spiel anders“, erklärt Studentin Laura Kriege die Herausforderung. Schere erkenne sie mittlerweile zu rund 90 Prozent. Bei ihrem Besuch der Cebit hat sich Lou dann doch auf „ihr“ Themengebiet konzentriert und den Besuchern Quiz-Fragen zu Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen gestellt sowie Hintergrundfragen beantwortet. Die Hannoveraner Leitmesse sei die erste Möglichkeit gewesen zu zeigen, was der kleine Roboter in einer unruhigen Umgebung kann, sagt Gordon Pipa. Diese Feuerprobe habe Lou mit Bravour überstanden.

Pipa und Kühnberger sehen Lou auch als eine Art Botschafterin, als positives Beispiel für KI. So wie ein runder „Kollege“ der Roboterdame: Cimon. Während Lou die Professoren in Osnabrück unterstützen soll, hat er einen etwas prominenteren menschlichen Partner an seiner Seite: Astronaut Alexander Gerst. Der kugelrunde, etwa medizinballgroße Cimon, der mit der KI-Software Watson von IBM läuft, ist jüngst zur ISS geflogen. Dort soll der im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) von Airbus gebaute Roboter Gerst bei Experimenten, alltäglichen Arbeiten und Reparaturen helfen. Auf ihn wurde Cimon mit Fotos und Stimmbeispielen trainiert. Die Vorgehensweise ähnelt somit der der Osnabrücker Studenten, die mit Lou arbeiten. „Cimon ist auf eine völlig andere Domaine trainiert. Wobei ich finde, dass unsere die schwierigere ist“, sagt Pipa mit einem Augenzwinkern.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Unternehmen sehen Potenzial Der Begriff „künstliche Intelligenz“ (KI) beschreibt Computersysteme bzw. Softwareprogramme, die in der Lage sind, selbstständig zu handeln und sich selbst zu verbessern. Entsprechend zählen selbstlernende Software und maschinelles Lernen zu Beispielen von KI.

Laut aktuellem Monitoring Report, den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Kantar TNS im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt haben, nutzen knapp fünf Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft bereits KI. Ihr Anteil hat sich damit

im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Weitere zwei Prozent planen den Einsatz in naher Zukunft. Insgesamt gehen 31 Prozent der Unternehmen davon aus, dass ihr Unternehmen in zehn Jahren über KI-Lösungen verfügen wird. Eine Umfrage unter KIKennern hat ergeben:

Vor allem Datenschutzbedenken werden als wichtigstes Hemmnis für die Implementierung von KI-Lösungen genannt. Auch eine mangelnde Nachvollziehbarkeit der Resultate von KI-Systemen wird genannt sowie Sicherheitsaspekte und hohe Einstiegskosten.


26

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

VON SEBASTIAN HAMEL MELLE. Nur wenige Betriebe in Deutschland sind in dieser Branche tätig: Die Firma Ed. Korfhage und Söhne aus Buer bei Melle fertigt Turmuhren und Glockenspiele. Einen Großteil der Arbeit macht heute die Restauration alter Anlagen aus. Seit mehr als 200 Jahren besteht der Familienbetrieb, der mittlerweile in sechster Generation geführt wird.

Von etlichen Kirchen sind sie nicht wegzudenken, die großen Turmuhren mit ihren imposanten Zeigern und vergoldeten Zifferblättern. Auch der charakteristische Glockenschlag, der zu jeder Viertel- und vollen Stunde die aktuelle Uhrzeit verkündet, ist allseits bekannt. Doch wer stellt eigentlich diese besonderen Werke her? Wer montiert und wartet sie? Ein Unternehmen, das auf die Produktion und Restauration von Turmuhren und Glockenspielen spezialisiert ist, hat seinen Sitz in Buer, einem Stadtteil von Melle, rund 30 Kilometer östlich von Osnabrück. Die Firma Ed. Korfhage und Söhne blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück – und noch immer ist der Betrieb in Familienhand: Eduard Korfhage als geschäftsführender Inhaber leitet das Unternehmen in nunmehr sechster Generation, seine Frau Roswita ist als Prokuristin tätig. Mit insgesamt neun Mitarbeitern – darunter Schlosser, Mechaniker und Elektriker – bedient das Unternehmen den nationalen und internationalen Markt. Der Name Korfhage ist als feste Größe in der Branche etabliert. Dabei gibt es nicht viele solcher Betriebe in Deutschland, und diese sind meist im Süden der Republik angesiedelt, sagt der Bueraner Firmenchef. Die Geschichte der Firma mit dem außergewöhnlichen Geschäftsfeld geht auf das Jahr 1810 zurück: Der Uhrmacher Matthias Korfhage baute damals vor allem Standuhren für die Bauernhäuser. Diese waren bereits mit einer Weckvorrichtung ausgestattet, um den Arbeitstag für die Knechte und Mägde buchstäblich einzuläu-

An der Uhr gedreht: In mittlerweile sechster Generation führt Eduard Korfhage (rechts) den Familienbetrieb.Mechaniker Udo Maschmann ist mit verantwortlich,dass Uhrwerke und Glockenspiele weiter funktionieren.

Fotos: Gert Westdörp

Die Turmuhr schlägt auch heute noch Wie sich ein Traditionsunternehmen aus Melle seit zwei Jahrhunderten auf einem ungewöhnlichen Markt behauptet

Auch Technik im Blick: Die einzelnen Glocken von Glockenspielen werden heute elektrisch gesteuert.

ten: „Das war ein fürchterlich schriller Glockenschlag“, sagt Eduard Korfhage schmunzelnd. Die erste Turmuhr entstand 1855 für die im selben Jahr eingeweihte Martinikirche in Buer, als bereits

Matthias’ Sohn, der ebenfalls den Namen Eduard trug, die Firma übernommen hatte. Auch die nachfolgende Generation entwickelte das Unternehmen weiter, sodass ein Korfhage-Uhrwerk auf

GEZIELT WERBEN IN „DIE WIRTSCHAFT“ Profitieren Sie vom Umfeld der speziell zugeschnittenen und ansprechend aufbereiteten Sonderthemen in DIE WIRTSCHAFT. Die nächste Ausgabe erscheint am 25. Oktober 2018.

GEPLANTE SONDERTHEMEN

ANZEIGENSCHLUSS

· IAA-Nutzfahrzeuge · Tagungs- und Seminarguide · Standortporträt Stadt Nordhorn

Freitag, 5. Oktober 2018

GN-Mediateam Coesfelder Hof 2 48527 Nordhorn T 05921 707-410 E gn.media@gn-online.de www.gn-online.de

der Weltausstellung 1883 in Amsterdam mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Die ältesten noch in Betrieb befindlichen Turmuhren wurden 1863 in Getmold und Schröttinghausen installiert, beides Ortsteile der ostwestfälischen Stadt Preußisch Oldendorf. 30 Jahre später entwickelte das Unternehmen die erste Uhr mit elektrischem Motoraufzug. In den Folgejahren spielte der elektrische Strom eine immer gewichtigere Rolle, da dessen Energie das händische Aufziehen der Uhren nach und nach ablöste. Als „Verkaufsschlager“ erwies sich das elektromechanische Turmuhrenwerk „UT 6000“, von dem zwischen 1959 und 1971 rund 1400 Exemplare produziert wurden. Anschließend begann die Zeit der rein elektrischen Antriebe. Längst hat auch die Digitalisierung Einzug gehalten im Hause Korfhage – insbesondere mit Blick auf die Glockenspiele, die ebenfalls zur Produktpalette des Unternehmens zählen: Erfolgte der Betrieb früher auch hier auf elektromechanische Weise mit auswechselbaren Liedbändern, kommen seit 1985 Mikroprozessoren für die Steuerung zum Einsatz. Durch die neue Technologie können beliebig viele Melodien einprogrammiert werden. Auch Anlagen mit Figurenumlauf – wie beim „Rattenfänger von Hameln“ – gehören zum Repertoire. Ein Blick in die Werkshalle offenbart die verschiedensten Materialien und Maschinen. Das Bueraner Unternehmen fertigt seine Produkte von der Anschlagtechnik bis zur Aufhängung und übernimmt auch die Montage. Hinzu kommen sämtliche Absprachen mit Kunden und Architekten. Rund 80 Prozent der Auftraggeber stammen aus dem kirchlichen und öffentlichen Bereich, hinzu kommt die Lieferung von Teilen an Marktbegleiter. Privatleute zählen kaum zur Kundschaft. „Der Preis für ein kleines Glockenspiel mit neun Glocken liegt bei rund 14 000 Euro, dann geht es ,Open End‘ nach

oben hin weiter“, sagen Roswita und Eduard Korfhage. Die in Buer gefertigten Werke sind nicht nur in Städten aus der Region wie Nordhorn oder Lingen anzutreffen; sie haben es im Laufe der Jahre auf nahezu alle Teile der Erde geschafft: unter anderem in die USA, nach Chile, Norwegen, Südafrika, Iran, Neuseeland und Japan. Allein in Tokio gibt es drei Korfhage-Glockenspiele, davon eines an der dortigen Musikhochschule, das mit 49 Glocken das

„Das war ein fürchterlich schriller Glockenschlag.“ Eduard Korfhage

bislang umfangreichste in der Firmengeschichte ist. Berühmte „Baustellen“ in Deutschland waren die Wiederherstellung des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche sowie die Restauration der Turmuhr der Kaiser-WilhelmGedächtniskirche in Berlin. Bei der Vergoldung der Zifferblätter und Zeiger wurden 11 200 Stück Blattgold von acht mal acht Zentimeter Größe verwendet, was einen Arbeitsaufwand von 530 Stunden bedeutete. Insgesamt macht es heute einen beträchtlichen Teil der Firmenarbeit aus, alte Uhren durch technische Nachrüstung zurück ins Leben zu rufen, berichtet Eduard Korfhage, der seit 1975 fest im Familienunternehmen tätig ist. Schließlich werden nur noch selten neue Kirchen gebaut. Bevor es ans Werk geht, wird das Objekt vor Ort gründlich begutachtet. „Das bedeutet mehr als nur Hingehen und Gucken“, betont Korfhage. Die Vielfalt der Anlagen und Aufträge ist es auch, die für ihn und seine Frau den Reiz an dem Beruf ausmacht: „Jeder Tag, jeder Kunde und jedes Projekt ist anders.“ Und so warten auch in der heutigen Zeit noch täglich neue Herausforderungen auf die Turmuhren- und Glockenspiel-Fabrik in Buer.

Eine Turmuhr und ihre Einzelteile: Die Restauration alter Anlagen macht einen Großteil der Arbeit des Familienbetriebs aus.


27

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

VON ULRIKE HAVERMEYER UND VOLKER POERSCHKE METTINGEN. Als Detlef Bosse, der Kohlenkumpel aus der Zeche in Ibbenbüren, in seiner Garage mit dem Zusammenschrauben von Lautsprecherboxen begann, konnte er noch nicht ahnen, dass er 30 Jahre später seinem Lebensziel so nah sein würde: dem perfekten Klangerlebnis.

Mitte der 1980er-Jahre war das Basteln an Lautsprechersystemen ein weit verbreitetes Hobby. „In jedem Heimwerkerbedarf gab es irgendwelche Bausätze zum Selberzusammenschrauben“, erinnert sich Bosse. Wann immer es ging, verschlug es ihn nach der schweren Arbeit in der Dunkelheit unter Tage an die Werkbank in der heimischen Garage. „Mich fasziniert die Idee, mir ein Konzert mit der ganzen Atmosphäre ins eigene Wohnzimmer zu holen“, erklärt Detlef Bosse seine Leidenschaft. Und spätestens als er das erste Paar selbst gebauter Boxen für 1000 D-Mark verkaufen konnte, war klar: Mit dieser Leidenschaft lässt sich auch Geld verdienen. Immerhin so viel, dass Bosse 1989 ein Gewerbe für sein Hobby anmelden musste. Das Getöse beim Abbau des schwarzen Goldes musste Bosse von da an nur noch in Teilzeit ertragen, mehr und mehr widmete er sich angenehmeren Klangerlebnissen. Die waren durchaus gefragt. MTV und Viva brachten Musik und Videos auf die Mattscheibe, die CD eroberte die Wohnzimmer und revolutionierte den Musikmarkt in den 1990ern. Die Hi-FiBranche produzierte Audioanlagen und Lautsprechersysteme als Ware für die Massen. Nicht so Detlef Bosse. Für ihn galt immer „Klasse statt Masse“. Die digitale Weiterentwicklung mit portablen Dateiformaten ließ der einstige Garagentüftler, der dem dreckigen Dröhnen in der Zeche nach 26 Jahren 2003 endgültig den Rücken gekehrt hatte, vorbeiziehen. „Digital klingt einfach nicht, schon gar nicht die komprimierten Formate“, ist Bosse überzeugt. Doch Klasse kostet. Neben den eigenen Fabrikaten vertreibt „Bosse Technik und Design“ in Mettingen auch die Pro-

Vom Garagentüftler zum Unternehmer Die Geschäftsentwicklung von Detlef Bosse ist eine westfälische Silicon-Valley-Story dukte anderer namhafter Hersteller. „Die teuerste Anlage, die ich verkauft habe, kostete so viel wie ein kleines Eigenheim“, erinnert sich der Firmeninhaber. Drei-Wege-, Vier-Wege-Boxen im Highendbereich – kein Produkt überzeugte Bosse gänzlich, immer gab es etwas zu meckern. Mehrwege-Boxen trennen die Frequenzbereiche – Höhen, Mitten und Tiefen werden separat an die Bauteile übermittelt und wiedergegeben. Damit seien jedoch auch Abstriche in der Klangqualität verbunden, sagt Bosse. Seiner Tochter Jaqueline reichte es irgendwann: „Papa, rumnörgeln kann jeder. Mach es doch einfach besser!“, sagte sie ihm. So verbrachte Detlef Bosse wieder viel Zeit in der Werkstatt. Sein Ziel: ein Lautsprecher, der alle Frequenzen so wiedergibt, wie sie etwa auch der Besucher eines Symphoniekonzerts hört: gleichzeitig. Der erste Versuch – ein Flop. „Der Lautsprecher klang einfach nicht“, gibt

Sound fasziniert Detlef Bosse. Mit seiner Leidenschaft verdient der Mettinger heute sein Geld und entwickelt eigene Lautsprecher.

SPORT, CAFÉ UND OUTDOOR AUF ÜBER 3000 m2

Fotos: Ulrike Havermeyer/Colourbox.de

Bosse zu. „Aber das habe ich ihm in fünf Jahren beigebracht.“ Zu dem jetzt von ihm entwickelten SC-System meint der leidenschaftliche Tüftler: „Wir haben das Rad nicht neu erfunden, aber wir haben es runder gemacht.“ Tochter Jaqueline, die als erste in den Genuss des Prototyps kam, habe zu Protokoll gegeben: „Wenn ich die Augen schließe, kann ich jedem Musiker die Hand geben, so genau bilden die Lautsprecher die Klänge ab.“ Nach unzähligen Selbst- und Fremdtests sagt Bosse denn auch nicht ohne Stolz: „Meine Boxen spielen alles, was die renommierten Hersteller zu bieten haben, an die Wand!“ „Ich habe diese Lautsprecher nicht gebaut, um die Wände zum Beben zu bringen“, erteilt der 57-Jährige wummernden Beats, die einem die Eingeweide vibrieren lassen, eine klare Abfuhr. Für ihn ist das auch eine Frage des Lebensstils: „Diese Lautsprecher

sind für Menschen, die genussvoll und intensiv gute Musik hören wollen.“ Sich nach einem anstrengenden Tag zu Hause in den bequemen Sessel fläzen, die Vinyl-Scheibe auf den Plattenteller legen, ein Glas Wein dazu – und ab geht es in die luftigen Sphären beeindruckend authentischer Klangwelten. „Das ist wirklich Entspannung pur“, versichert Bosse und lädt jeden, der sich von der Innovation „Made in Mettingen“ überzeugen möchte, ein, im schwarzen Ledersessel im „Allerheiligsten“ seines Ladenlokals Platz zu nehmen und sich von der „immensen räumlichen Abbildung“ seiner Cito-AudioLautsprecher überzeugen zu lassen. Diejenigen, die das Angebot bereits genutzt haben, sind anscheinend durchweg begeistert – einige haben schon gekauft, weitere vorbestellt. Der Name ist mittlerweile geschützt, im September geht Bosse mit seinen Cito-Lautsprechern auf Messetour. Ebenfalls für September ist die Gründung der „Cito-Audio UG“ geplant, am Standort Osnabrück. Die Suche nach einem passenden Ladenlokal laufe noch, sagt Detlef Bosse. Zwar haben Bosses Cito-Lautsprecher ihren Preis – ein Paar des Regalexemplars „Modell 3“ kostet stolze 7000 Euro, das Paar Standlautsprecher „Modell 5“ ist für 15 000 Euro zu haben – aber dafür bekommen die Kunden ein individuell und handgefertigtes Produkt – nicht nur was das Aussehen des hölzernen Gehäuses betrifft. „Jeder Lautsprecher ist nicht am Computer, sondern nach Gehör abgestimmt“, sagt der Entwickler, „sozusagen die Stradivari unter den Boxen.“ Und die hat es buchstäblich in sich. Was allerdings genau drinsteckt, „das ist top secret!“, schweigt Bosse sich aus. Die handverlesenen Bauteile, die er von regionalen Herstellern beziehe, baut er nach Feierabend in seiner Werkstatt akribisch selbst zusammen. Nicht einmal seinen vier Mitarbeitern hat er das Geheimnis seines Sounds anvertraut. Nur so viel verrät er: „Wenn man streng nach den Lehrbüchern geht, dürfte hier eigentlich gar keine Musik rauskommen.“ Bosse grinst zufrieden. „Kommt sie aber!“

UNSER HAUS IST KLIMATISIERT

SPORTKLAHSEN.DE

SPORT KLAHSEN GMBH + CO. KG

26871 Aschendorf · In der Emsmarsch 2-4 · 04962/91 360 · Mo. - Fr. 9.30 - 19 Uhr und Sa. 9.30 - 18 Uhr


29

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Gute Ideen als Raketentreibbsttoff In der Region Osnabrück und im Emsland haben Start-ups gute Karten

Imm mer mehr Angeb bote e für junge Gründer. Osnabrück setzt auf „Brutkästen“. Auch im Emsland gibt es Piionierdergeist. und Gründ VON SEBASTIAN PHILIPP UND HERMANN-JOSEF MAMMES OSNABRÜCK/MEPPEN. Aller An-

fang ist schwer – das gilt auch und vor allem für Nachwuchsunternehmer, die ihr eigenes Start-up auf die Beine stellen wollen. In der Region Osnabrück und im Emsland hat sich mittlerweiile eine Kultur des Gründens entwickelt – getragen von jungen Leuten mit pfiffigen Ideen.

„Es ist wirklich erfrischend zu sehen, wie sich die Start-up-Szene hier in Osnabrück entwickelt“, sagt Martina Heuermann. Die Chefin der Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO) ist seit Apriil 2017 in der Stadt und hat bislang eine Gründerrszene mit „viel Eigendynamik“ beobachten können. Verbundenheit mit der Region n hat Heuermann schon beei ih hrem vorherigen Eng gagement beim Unternehmensservice der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft feststellen können. Aber nicht so wie in Stadt und Landkreis Osnabrück. „Viele Unternehmer brrennen regelrecht für ihre Region. Es gibt

Illustration: Colourbox.de

einen regen Austausch zwischen etablierten Unternehmen und jungen Start-ups.“ Dass die Start-up-Szene nach Ansicht von Heuermann eine hohe namik hat, ist aber kein Eigendyn Zufall. Diie Region setzt seit Jahren n auf die unternehmerische Nachwuchsförderung. Ein Beispiel dafür ist das Innovationsceentrum Osnabrück (ICO) an der Sedanstraße: 20 014 als Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Landkreis ins Leben gerufen, sollen junge Unternehmen hier die ersten Schritte ihrer Entwicklung machen können. Kein Zufall ist die Nähe zu Hochschule und Universität, deren moderne Campussse sich am Westerberg nur einen Steinwurf entfernt befinden: Oft sind es erfinderische Absolventen, die die Einrichtung auf dem Gelände der zuletzt von den Briten genutzten Scharnhorstkaserne als Sprungbrett in die Selbstständigkeit nutzen. Auf inssgesamt drei Ebenen befinden sich im ICO unterschiedlich große Büroräume ab 23 Quadrat-

Große Bühne für kleine Schuhe: Das Familien-Start-up Littlefoot verkauft seine eigene Marke „Lotta&Emil“ – und kommt ohne Unterstützung aus.

metern. Einzzug und Mietverhältnis sind maaximal unbürokratiscch gehalten, damit sich die Jungunternehmer ganz auf ihr Geschäft fokussieren können. So gibt es gestaffelte Mietpreise, flexible Verträge ohne lange Kündigungsfristen

Gründerin Jamina Zaugg testet ihre Idee, Hundefutter aus Ins sekten herzustellen, gerade im Osnabrücker Seedhouse. Foto: Jörn Martens

Foto: Gert Westdörp

und topmoderne Informationstechnik. Maximal acht Jahre dürfen Start-ups von diesen Rahmenbedingungen profitieren, dann müssen sie Platz machen für andere Nachwuchsunternehmer. Auch wenn es an so maanch anderer Stelle hakt, das ICO ist au uch ein Beispiel für gute Zusam mmenarbeit zwischen Stadt und Landkreis Osnabrück, die das Projekt mit Unterstützung der Stadtwerke Osnabrück und der Sparkasse Osnabrück aus der Taufe gehoben haben. Knapp elf Millionen Euro, darunter auch Mittel aus europäischen Fördertöpfen, flossen in die Einrichtung. „Das ICO besitzt eine Sogwirkung“, erklärt Heuermann. In der Regel ist das Gebäude ausgelastet, die WFO-Chefiin spricht von einer Art Tetris-Spiel, das die Haus-Leitung permanent spielen muss, um die Raumwünsche neuer und schon bestehender Mieter erfüllen zu können. „Es gibt eine Auslastung von etwa 96 Prozent. Wenn ein Unternehmen auszieht,

rückt in der Regel sofort ein neuer Interessent nach. Anfragen gibt es eigentlich immer.“ Mehr als zwei Dutzend Firmen sind momentan im ICO untergeebracht, der Großteil blickt auf eine Firmengeschichte von unter drei Jahren zurück, nur eine Handvoll sind älter als fünf Jahre. Noch flexibler geht es im CoWorrkingbereich dess ICO zu. Auf rund 120 Quadratmetern können sich Firmen für kleiines Geld und auf unbürokratisch hem Weg einen Arbeitsplatz mieten, den sie sich mit anderen Startt-u ups teilen. Auch in dem gemeinschaftlichen Arbeitsbereich ist die Auslastung bei annähernd 100 Prozent, berichtet Heuermann. Insgesamt arbeiten momentan fast 200 Menschen im ICO. „Eine aktive Gründerszene ist ausgesprochen wicchtig g für die gesamte Wirtschaft in der Region“, sagt die Wirtschaftsförderin. „Sie fördert Wachstum und Beschäftigung und bringt Innovation.“ Ein Beispiel dafür ist die Firma Tronos, die seit etwas mehr als zwei Jahren am Markt ist und mobile Hochleistungsakkus herstellt. „Wir hatten anfangs die gleichen Sorgen wie wahrscheinlich jeder Gründer“, sagt Geschäftsführer Martin Weis-

„Man kann von einer Start-up-City sprechen.“ Alexander Franksmann, Geschäftsführer Big5 Concepts

ser im Gespräch mit unserer Redaktion. „In erster Linie waren das Fragen rund um die Finanzierung und wie wir die Fertigung unserer ns Laufen kriiegen..“ Als Produkte an durchaus hiilfreeich empfiindet Weisser noch immer, den Startt seines Unteernehmens im ICO gemacht zu hab ben. „Die Atmosphäre hier ist toll, wir hab ben ordentliche und moderne Büros zu bezahlbaren Preisen. Das ist ein wichtiges Fundament für den Start gewesen.“ Ein n weiterer zentraler Baustein war die Hilfe durch den Gründerservice der Hochschule, von der Weisser den Sprung über die Sedanstraße ins ICO machte. „Erst dadurch haben wir wertvolle Kontakte zur Wirtschaftsförderung und schließlich zu Investoren bekommen. Diese Kontakte haben uns wahnsinnig geholfen.“ Gleichzeitig wünscht sich Weisser nach wie vor noch mehr Vernetzung mit etablierten Unterneh hmen n aus der Region. Gerrade zu Beginn der Gründung habe er den Zugang zu hiesigen Unternehmen vermisst. Und: „Mobilität ist bei vielen Unternehmen im ICO ein Thema. Es wäre gut, weenn das vorhandene Caarsharing-Angebot auf die Bedürfnisse abgestimmt wäre.“ Tronos ist nur ein Beispiel von vielen jungen Un nternehmen aus dem ICO, die mit ungewöhnlichen Ideen und viel Erfindergeist auf sich aufmerksam machen. Angefangen hatte alles zunächst mit einem Tisch mit Solarladefunktion. Mittlerweile stellt Tronos mobile Akkus her, die solaroder windbetrieben grünen Strom auch unter Extrembedingungen liefern. Weissers neues Produkt ist die „Advergy“, ein fast mannshohes, solarbetriebenes Kraftwerk, miit dem sogar ein Einfamilienhaus verrsorgt werden kann. Viele von Weissers Nachbarn sind in der IT-Branche tätig und wandeln in Bereichen, die vor einigen Jahren für Osnabrück noch undenkb bar waren. Ein Beispiel ist die Firma Bitnamic, diie Fernwartungslösungen in der erweiterten Realität anbietet. Ein anderes ist das Start-up p Motion Media, das virtuelle 3-D-Touren für Wohnungsmakler und Flächenentwickler entwirft. Dass die Agrartechnikbranche in der Region Osnabrück eine tragende Rolle spielt, sieht man auch an der Sedanstraße: Die Bitnamic-Lösungen finden in derr Landwirtschaft Anwendung g, Startups wie Seedforward, das beschichtetes Saatgut entwickelt, haben ebenfalls ihren Anfang im Osnabrücker Brutkasten gefunden. Ein wenig neidisch, wenn auch nicht unglücklich, blickt Alexander Franksmann manchmal in Richtung ICO. Der Osnabrücker hat sich vor knapp fünf Jahren mit seeiner IT-Firm ma Big5 Concepts selbsttständig gemacht – zu diesem Zeitpunkt steckte das ICO noch in deen Kinderschu uhen n. „Dort herrsccht einfach ein tolles Klima, Start-ups vernetzen sich und kommen zusammen.

Im Osnabrücker Seedhouse können junge Gründer aus der Agrar- un nd Lebensmittelbranche ihre Idee auf Herz und Nieren testen lassen.

ojekt“, sagt Insgesamt ein tolles Pro Franksmann, der mit seeinen Kollegen aktuell eine Trainersoftware für große Sportverbände entwickelt. Für ihn war das Gründerhaus Osnabrück-Osnabrücker Land die erste Anlaufstelle. „Ich habe dort unheimlich viel mitgenommen. Gerade in der Startphase war es wichtig, dass es eine Art Sparringspartner gab, der miir vor allem beim Businessplan unter die Arme gegriffen hat.“ Er schätzt Osnabrück als Standort, weil die Stadt „eine charmante Größe hat und man dort schnell Kontakte aufbauen kann“. Franksmann hat seit seinem Start in die Selbstständigkeit eine Entwicklung in Osnabrück beobachten können. „Hier hat sich in Bezug auf Start-ups in den vergan-

„Unser Ziel ist es, ihnen Mut zu machen.“ Mechthild Gerling, Gründungsberaterin

Foto: Jörn Martens

genen fünf Jahren sehr viel getan. Ich glaube schon, dass man mittlerw weilee von einer ,Start-up-City‘ sprechen kann.“ Noch ganz am Anfang steht Jamina Zaugg. Die Studentin der Lebensmittel- und Agrarwirtschaft scchreibt an der Hochschule gerade an ihrer Masterarbeit, ist aber parallel dazu als eine der ersten Grrünouse derinnen in das neue Seedho im Wissenschaftspark an der Sedanstraße gezogen. Ihre Geschäftsidee: Hundefutter aus Insekten auf den Markt bringen. Zauggs Vorhaben wird im Seedhouse auf Herz n geeprüft, sie erhält kosund Nieren tenlose Beratung und kann schon jetzt Kontakte in die Wirtschaft knüpfen. „Es ist gut, dass immer jemand da ist, der uns beratend zur Seite steht. Beratung ist das A und d O in unserer aktuellen Gründungsphase. Außerdem schätze ich die Vernetzung zu anderen Gründern und Untern nehmen, die uns hier ermöglicht wird“, sagt Zaugg. Das Seedhouse ist einer von acht Acceleraatoren, die das Land Niedersachsen in diesem Jahr ins Leben gerufen hat. Es soll als Brutkasten für ganz frische Start-ups dienen und klugen Köpfen auf dem Weg zur Verwirklichung ihrer Geschäftsidee Antrieb geben. Im Seedhouse finden zeitgleich etwa drei bis fün nf Staart-ups Platz, die ihren dreimon natiigen Aufenthalt maximal um weiteree drei Monate verlängern können. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, in denen vier Bewerbungsrunden halbjährlich neue Gründer in das hemalige Kaseernengebäude spüeh len sollen. In der kurzen Wachstumsphase im „Start-up-Treibhaus“ wird das Vorhaben der Gäste au uf Herz und Nieren geprüft, bestimmte Meilensteine müssen erfüllt werden. Dafür gibt es Fördergeld, Beratung – und wertvolle Kontakte in die

Der Mann mit dem schwarzen Koffer: Martin Weisser hat sich mit seinem Unternehmen Tronos selbstständig gemacht. Dem Gründer gefällt die Atmosphäre im Innovationscentrum Osnabrück an der Sedanstraße. Foto: David Ebener

Wirtschaft. Doch nicht jeder soll es mit seiner Idee in eine der ehemaligen Panzerhallen im Wissenschaftspark schaffen. Prinzipiell sind die Plätze für pfiffige Gründer auss der Agrar- und Lebensmittelbranche reserviert – und auch solche Bewerber müssen ihre Idee in der Auswahlrunde als besonders zukunftstauglich unter Beweis stellen. Das Seedhouse soll eher kurzals mittelfriistig auch Gründer aus anderen Regionen anlocken. Doch es sind nicht immer nur die Ideen aus dem Hightech-Bereich, die in Stadt und Landkreis Osnabrück ihren Niederschlag in Form von Unternehmensgründungen finden. In ihrem Zuhause in der Osnabrücker Wüste haben Nora und Lars Meyer unlängst die Kinderschuhmarke Lotta&Emil ins Leben gerufen. Das Unternehmen ist ein Vollzeitprojekt des Ehepaars, Lars Meyer kündigte sogar seiinen Job in der Logistikbranche. Diie Osnabrücker setzen auf Qualität, Fairness und eine gewisse Werthaltigkeit ihres Produkts. Anders als viele Start-ups sind die Meyers jedoch Einzelkämpfer, sie kommen bislang ohne Hilfe von Wirtschaftsförderung und Co. aus. „Wir habeen ja schon eine gute Basis an beruflicher Erfahrung sammeln können“, sagt Meyer, der sein Unternehmen „Littlefoot“ gerne als Fam milien-Start-up bezeichnet. Pionier- und Gründergeist gibt es auch im Emsland. Dabei sagt man, dass in Zeiten geringer Arbeitslosigkeit der Trend zur Selbstständigkeit gering ist. „Der Mut der Emsländer zu ur Firmengründung ist jedoch immer noch stark ausgep präägt“, sagt Heidi Ricke. Sie kennt sich als Geschäftsführerin der Emsland GmbH mit Start-ups aus. Die Gesellschaft des Laandk kreises steht Existenzgründern mit Rat und Tat zur Seite. Mehrere Hundert Menschen nut-

zen jährlich dieses Angebot. Etwa 60 Prozent Männer und 40 Prozen nt Frauen. Dabei bereiteten sich Frauen oft besser und intensiver auf den n Schritt zur eigenen Firma vor. „Unsser Ziel ist es, ihnen Mut zu machen und d die Unsicherheit zu gt Beraterin Mechthild nehmen“, sag Gerling. Im Emsland wagten viele junge Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit, so der 22-Jährige, der mit dem Meisterbrief gleich die eigene Firma in der Baubranche eröffnet. Ein sehr wichtiges Instrument sei EXEL (Existenzgründungsinitiative Emsland). Hier finden Interessierte die Seminarangebote der unterschiedlichen Organisation auf einen Blick. Die Palettte reicht vom „Weg in die Selbstständigkeit“ der Volkshochschule“ bis zum „Steuerberatersprechtag“ der Industrieund Handelskammer. Zudem jährt sich zum 18. Mal der EXEL-Existenzgründertag in Lingen. „Der Existenzgründer ist auf seinem Spezialgebiet ein Experte, aber oftmals hapert es in den Be-

reichen Buchhaltung und d Marketing“, sagt Ricke. So hilft ihm die Emsland GmbH bei der Konkurrenzanalyse, damit er das dukt auch durch die Kun n„Prod denbrrille sieht“. Ratschläge von anderen Firmeninhaberrn kann jeder Anfänger zudem über das Kommunikationsnetzwerk Emsnehmen (ELländischer Untern KONET) erhalten. Für Start-up-Unternehmer speziell aus der IT-Branche bietet sich das IT-Zentrum Lingen in direkter Nachbarschaft zur Hochschule an. Hier gibt es nicht nur günstige Räumlichkeiten, sondern auch ein kostenloses „Digitalisierungscoach hing“. Gerade für junge Handwerks- und Gewerbetriebe bieten siich das Gründerzentrum in Werltte und das Gründerzentrum Emstal GmbH direkt an der Autobahn in Niederlangen an. Hier kann man Lager- und Produktionsstätten für zwei Euro pro Quadratm meter anmieten.

Alexander Fran nksm mann und Tilo Ziegler (rechts) vom Osnabrücker Start-up Big 5 Concepts schätzen die Sta arthilf t fe für junge Unternehmen in der Region Osnabrück. Foto: Sebastian Philipp

HIER FINDEN UNTERNEHMENSGRÜNDER UNTERSTÜTZUNG

Helfende Hände In der Region Osnabrück un nd im Emsland nstitutiogibt es viele In nen, die Grün ndern auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit helfen. Einige hat unsere Redaktion hier aufgelistet. Etabliert haben sich vor allem die Netzwerke, die von den Kammern ins Leben gerufen wurden. So hilft die Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück k-E EmslandGrafschaft Bentheim unter anderem mit ihrer Gründung gsberatung. Zusätzlich stellen die IHK-Seniorexperten, ehemalig ge Unternehmer, die mittlerweile aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, ihr Wissen und ihre Erfahrung ehrenamtlich zur Verfügung. Die IHK unterstützt außerdem Gründernetzwerke im Osnabrücker Land, im Emsland und in der Grafschaft Bentheim (Kontakt unter Telefo on 05 41/353-316 und per E-Mail an kaehler@osnabrueck.

ihk.de). Ähnlich wie die IHK-Seniorexperten haben auch die Osnahaftsbrücker Wirttsch senioren stetts ein offenes Ohr für Startups. Die ehemaligen Führungskräfte aus der Wirtschaft und selbstständigen Unternehmer geben ihr Wissen an den Nachwuchs weiter (Kontakt unter Telefon 05 41/9 77 81 03 und per E-Mail an info@wirrtschafts-senioren-os.de). Auch die Handwerks skammer (HWK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim greift Gründern unter die Arme (Kontakt unter Telefon 05 41/69 29-9 910 oder -920). Seit mehr als zehn Jahren ist nun schon das Gründerhaus Osnabrück Osnabrücker Land aktiv, ein Angebo ot der Wirtschaftsförderungen von Stadt und Landkreis Osnabrück. Das Gründerhaus sieht sich als zentrale Anlaufstelle für Existenzgründer und

stellt den Nachwuchsunternehmern ein umfangreiches und d kostenloses Informations-, Beratungs- und Verangsangebot zur staltung Verfüg gung g. Zielgruppe sind Gründer aus Berufstätigkeit oder aus der Hochschule und junge Unternehmen bis maximal drei Jahre nach Grründung (Kontakt unter Telefon 05 41/20 28 01 20). Im Innovationscentrum Osnabrück (ICO) haben junge Unternehmen vor allem aus der Technologiebranche die Möglichkeit, ihre ersten Schritte mit ein wenig Unterstützung zu gestalten. Bezahlbare Mieten, eine moderne Ausstattung und ein spannendes Arbeitsumfeld auf dem ehemaligen Kasernengelände sollen Startups sprießen lassen (Kontakt unter Telefon 05 41/20 28 00). Gleich nebenan gibt es mit dem Seedhouse ein we eiteres Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Landkreis

Osnabrück. Start-ups erhalten hier nach einem Auswahlverfahren für maximal sechs Monate kostenlose Beratung und Hilfe auf dem Weg in die Selbstständigkeit (Kontakt unter Telefon 8 01 15). 05 41/20 28 Speziell auf die Bedürfnisse von Hochschulabsolventen geht der Grü ündungsservice der Osn nabrücker Hochschulen ein (Kontakt unter Telefon 05 41/9 89 31 52). Auch im Emsland gibt es Anlaufstellen für Existenzgründer. Ein Beispiel ist die Beratung der Emsland GmbH, ein anderes die Existenzgründungsinitiative Emsland L) – ein Zusam(EXEL mens schlluss regionaler Beratungseinrichtungen. Existenzgründer im Emsland haben sich außerdem im Kommunikationsnetzwerk Emsländischer Unte ernehmen (ELKONET) organisiert (Kontakt untter Telefon 0 59 31/44 40 17).


30

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Der Mann und das Meer Der Osnabrücker Unternehmer Werner Steinemann macht mit Kreuzfahrten Millionen – und investiert sie am Dümmer VON CLAUDIA SCHOLZ OSNABRÜCK/LEMBRUCH. Werner

Steinemann hat sein Reisebüro zu einem der größten deutschen Vertriebskanäle für Kreuzfahrten aufgebaut. Die Gewinne aus diesem Geschäft investiert der Osnabrücker in seine alte Heimat, den Dümmer See. Dort kauft er unter anderem Hotels.

Sanfte Wellen schlagen gegen das Ufer, hinter strohgedeckten Schirmen taucht die Sonne am Horizont ab. Segelboote treiben auf dem Wasser. Ein karibikverdächtiger Sonnenuntergang in Niedersachsen. Auch die Temperaturen lassen an Südsee denken: 32 Grad im Schatten misst das Thermometer an diesem Sommertag. Durch die Postkarten-Idylle läuft Werner Steinemann auf ein Gebäude direkt am Wasser zu. Er kontrolliert, wie die Bauarbeiten an seinem neuesten Immobilienprojekt vorangehen: Der ehemalige BritishDümmersee-Yacht-Club soll zum modernen Beachclub werden, mit Sand, eigenem Steg und DJ. Am Dümmer, wo andere baden, segeln und Urlaub machen, arbeitet der Osnabrücker Unternehmer seit Jahren an seinem Traum, Niedersachsens zweitgrößten Binnensee zum gehobenen Tourismusziel zu machen. Dafür steckt er Millionen aus den Gewinnen seines Kreuzfahrtbusiness in unterschiedliche Projekte. Denn in erster Linie war Steinemann in der Vergangenheit Reiseunternehmer. Sein Astoria Reisebüro mit 30 Mitarbeitern ist einer der größten Kreuzfahrtvertriebskanäle Deutschlands. Der Umsatz wird von Branchenkennern auf 40 Millionen Euro geschätzt. Am Dümmer kauft er nun Hotels, Bootsliegeplätze, Eigentumswohnungen, Häuser, Ladenlokale. Auch ein Campingplatz mit 130 Plätzen gehört ihm. Was sein Kreuzfahrtgeschäft angeht, macht das klassische Ladengeschäft in Osnabrück nur noch einen Bruchteil des Umsatzes aus. Wegen der großen Nachfrage nach dieser Art zu urlauben, hatte der Unternehmer 2007 zusätzlich zum Reisebüro ein Onlineportal gestartet, über das ebenso wie über eine eigene Zeitung mit einer Auflage von knapp einer Million rund 90 Prozent des Umsatzes generiert wird. Die Kundendatenbank des Osnabrückers zählt hunderttausend Adressen. „Wir sind als Branche gerade noch am Anfang“, sagt

Blick in die Ferne: Nahe dem Dümmer ist der Unternehmer Werner Steinemann aufgewachsen.Seiner alten Heimat will er durch seine Investitionen zu neuem Glanz verhelfen.

der 65-Jährige. Den Markt in Deutschland teilt er sich mit fünf großen Online-Reiseportalen wie dem Hamburger Start-up Dreamlines. Dieses wurde – ausgestattet mit insgesamt 105 Millionen Euro Wagniskapital – in kürzester Zeit von Investoren gepusht. Heute bezeichnet sich das Unternehmen selbst als Europas größtes OnlineReisebüro. Das imponiert dem Osnabrücker wenig. „Ich brauche keine 100 Millionen Euro Schulden“, sagt Werner Steinemann über den Konkurrenten. In seiner langjährigen Erfahrung und Schiffskenntnis sieht er seinen Marktvorteil. „Ich habe die besten Verbindungen zu den alten Reedereien“, sagt Steinemann. Sie würden ihm unter anderem große Kabinenkontingente geben ohne Garantieabnahme, Bankbürgschaft und Vorausbezahlung. „Bei 20-jähriger Zusammenarbeit ist das Vertrauen da. Das kann sonst kaum ein Reisebüro leisten. Wir kennen die Reiseziele und haben gut ausgebildete Reiseverkehrsfachleute, die mit den Schiffen vertraut sind.“ Kreuzfahrtreisen waren jedoch nicht immer die Haupteinnahmequelle des Osnabrückers. Während der großen Boom-Zeit in den

1980er-Jahren vermittelte der gelernte Bankkaufmann Immobilien in Marbella. Zusätzlich fing er an, Flugtickets nach Spanien für seine Kunden zu verkaufen. Dazu gründete er 1987 sein erstes Reisebüro. Später kaufte er das Osnabrücker Reisebüro Astoria. Dann kam 1996 der Eintritt von Aida in den deutschen Kreuzfahrtmarkt, und Steinemann lernte bei der ersten Überfahrt nach Palma de Mallorca

„Ich wünsche mir, dass der Dümmer wieder so belebt wird, wie er einmal war.“ Werner Steinemann

Das Hotel „Seeblick“ hat Werner Steinemann schon 2015 für gut eine Million Euro gekauft. Aktuell ist hier noch eine Baustelle. Nach dem Hotel „Seeschlösschen“ ist es das zweite Hotelprojekt des Osnabrückers.

den Gründer der Kussmundflotte, Horst Rahe, kennen. Diese erste Fahrt und das Treffen mit Rahe gaben für Steinemann den Anstoß, sich auf den Vertrieb von Kreuzfahrtreisen zu spezialisieren. Bis heute setzt er auf die Rostocker Reederei, die mittlerweile dem amerikanischen Carnival-Konzern gehört. Mit deren Schiffsreisen macht er allein 20 Millionen Euro Umsatz. Nicht ohne Stolz sagt Steinemann: „Wir sind Deutschlands größter AidaHändler.“ Als volumenstarker Absatzkanal gelte Astoria auch bei anderen Reedereien. „Wenn eine beispielsweise erst 200 Gäste auf einem Schiff hat, aber 2000 braucht, können wir innerhalb kürzester Zeit reagieren, unsere Kunden anschreiben oder neue Angebote in der Kreuzfahrtzeitung drucken.“ Während sich sein Geschäftsführer um das Tagesgeschäft kümmert, kann sich Steinemann neben der Kontaktpflege auch seinen Unternehmungen am Dümmer widmen, wo er mittlerweile die meiste Zeit verbringt. Vom geplanten Beachclub am Seeufer läuft er nur wenige Schritte zum Hotel „Seeblick“, das er Ende 2015 für 1,05 Millionen Euro gekauft hat. Eine weitere Baustelle des Reiseunternehmers. Schon eine Million Euro hat er hineingesteckt. Es ist sein zweites Hotelprojekt am See, nachdem er vor vier Jahren das fußläufig entfernte Hotel „Seeschlösschen“ mit 27 Zimmern erwarb, kernsanierte und dort zusammen mit seiner Frau Sonia ein gehobenes Restaurant einrichtete. Steinemann sieht sich aber nicht als Hotelier, sondern möchte Objekte entdecken, entwickeln und dann Leute finden, die sich um Gastronomie und Hotel kümmern. Eine Immobilie am See funktioniere immer. „Lage, Lage, Lage“ sagt er über seine Errungenschaften. In seinem Fall ist das nicht irgendein See, sondern seine Heimat. Als kleiner Junge fuhr er Schlittschuh auf dem Dümmer. Geboren ist Werner Steinemann im 30 Kilometer entfernten Kurort Bad Essen, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Nähe. Mit 20 zog er nach Hamburg. Davon zeugt noch sein hanseatisches Auf-

treten mit Blazer, Goldknöpfen und rosa kariertem Hemd. Später ging es nach Sylt, Spanien und in die Welt der exotischen Reiseziele. Das Unternehmerische liegt in der Familie. Sein Onkel Andreas Steinemann führt die Steinemann-Gruppe, eine Versandschlachterei im Oldenburger Land. Mit 266 Millionen Euro Umsatz liegt sie auf Platz 900 der größten Familienunternehmen Deutschlands. Der Metro-Chef Jürgen Steinemann ist sein Cousin. Für seine Heimat hat Werner Steinemann große Pläne: „Ich wünsche mir, dass der Dümmer wieder so belebt wird, wie er einmal war.“ Vor 30 Jahren habe der Tourismus geboomt, erzählt der 65Jährige. „Man hat hier Winterschlaf gehalten, nicht mit der Zeit mitgehalten und in die Sanierung der Objekte investiert.“ Die Gemeinden am Dümmer haben sich seiner Ansicht nach auch nicht richtig gekümmert und aktiv nach Investoren gesucht. Schlimmer noch: Gemeinde und Tourismusverband würden ihm Steine in den Weg legen, ihn nicht unterstützen. Er gegen den Rest am Dümmer, so sieht Steinemann das. „Ich habe viele Neider“, sagt er. So habe er zum Beispiel eine Bühne auf dem See bauen wollen. Aber die Behörde habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagt er. Und als die Gemeinde Schlamm aus dem Dümmer baggerte, hätte sie seinen kleinen Hafen nicht berücksichtigt. Auch mit der Vermarktung des Dümmers ist er nicht zufrieden. Die Marketingbemühungen des lokalen Tourismusverbandes hält Steinemann für nicht ausreichend und will eine eigene Dümmerzeitung herausgeben. Der Tourismusverband Dümmer See lobt das Engagement des Privatinvestors. Seine Vorwürfe hält er aber für unbegründet. „Wir sind nicht Sylt oder Sankt Moritz“, heißt es vom Verband im Hinblick auf die Erwartungen Steinemanns.

Fotos: Swaantje Hehmann

Und nicht ohne Skepsis blickt man auf die vielen offenen Baustellen des Hotelbesitzers. Es sei schade, dass das Hotel Seeblick immer noch nicht fertig sei. „Wir können nur mit Hotels bei Touristen punkten, die auch zugänglich sind“, heißt es. Mancher Anwohner am See raunt angesichts von Steinemanns Immobilienshopping: „Der kauft ja alles auf.“ Andere sagen: „Der baut Luftschlösser.“ Auch in Bad Essen hat der Osnabrücker das Waldhotel gekauft, passiert ist aber nichts. Es steht weiterhin leer, wurde bisher nicht saniert. Große Hoffnungen hatte man im Kurort auch in Steinemann gesetzt, als dieser den großen Speicher am Hafen erworben hatte, um darin Luxusapartments und Geschäfte zu bauen. Doch dann überraschte er die Gemeinde, indem er das Objekt plötzlich wieder zurückgab. Es hätte ein Fass ohne Boden werden können mit zehn Millionen Euro Investment oder mehr, sagt der Unternehmer heute. „Ein Altbau ist immer risikobehaftet“, so Steinemann, der sich nun mehr auf seine Pläne am Dümmer konzentrieren will. Und diese Pläne kosten Geld. Dafür nutzt er seine Gewinne aus dem Reisebüro. Profitieren dürfte er wie seine Konkurrenz vom anhaltenden Boom der Kreuzfahrtbranche. In Deutschland wächst das Segment mit Schiffen und Angeboten seit Jahren schneller als der übrige Tourismusmarkt. Die Passagierzahlen bei Hochseekreuzfahrten nahmen laut Deutschem Reiseverband um 8,4 Prozent zu. Der Anteil der Hochsee- und Flusskreuzfahrten am gesamten Veranstaltermarkt liegt bei rund 13 Prozent – etwa bei drei Milliarden Euro. Und es gibt viele Wiederholer. „Von zehn Kreuzfahrern gehen acht wieder aufs Schiff“, berichtet Steinemann aus Erfahrung. Darunter sind auch wohlhabenden Gäste, die im Jahr 250 000 Euro für Kreuzfahrten ausgeben.


31

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT

„Führung heißt Vertrauen schenken“ Als Autor und Coach beschäftigt sich Burkhard Bensmann mit der Qualifikation von Führungskräften VON NINA KALLMEIER

des einen oder anderen Mitarbeiters hilfreich war und guttat. Daher muss man differenzieren: Ist das Du gelebte Unternehmenskultur und kein Schein-Du, dann kann es positive Auswirkungen haben. Wenn es ein neumodischer Schwindel ist, merken es die Mitarbeiter, und es kann sich negativ auf das Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter auswirken.

OSNABRÜCK. Führung ist im 21.

Jahrhundert anders, sagt Burkhard Bensmann. Der Autor und Berater coacht vor allem Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene. Ein Gespräch über Eigeninitiative, Digitalisierung und die neue Generation.

Herr Bensmann, Sie sagen, wir müssen lernen, uns selbst zu führen. Was meinen Sie damit? Führung fängt bei uns mit Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung und Selbststeuerung an. Wir müssen uns fragen: Stehe ich eigentlich auf einer stabilen Plattform? Oder übertrage ich meine eigene Unsicherheit? Erst wenn wir Ersteres für uns selbst mit Ja beantworten können, können wir auch andere Menschen führen. Ich würde sogar sagen: Erst dann sollten wir andere Menschen führen dürfen. Das klingt hart. Wie viele Chefs müssten Ihrer Erfahrung nach das Handtuch werfen? Die Frage wäre, könnte man sie noch weiterentwickeln, zum Beispiel durch Coaching? Meiner Erfahrung nach sind bis zu einem guten Drittel der Führungskräfte fehl am Platz und nur bedingt entwicklungsfähig – manchmal auch weil es die Organisation nicht einfordert. Mitarbeiter organisieren sich dann um den Chef herum. Die größten Fehler werden definitiv im Auswahlprozess von Führungskräften gemacht. In sich selbst stabil zu sein sollte jedoch nicht nur für Führungskräfte gelten... Genau – und da wird es interessant. Denn das Konzept der Selbstführung betrifft alle. Für Arbeit 4.0 brauchen wir viel weniger Führung im klassischen Sinn, sondern eher eine Moderation, Unterstützung und Anleitung von Mitarbeitern, damit die sich weitestgehend selbst organisieren. Dennoch sprechen Sie in ihrem Buch von einer „Kultur der Anwesenheit“ in Unternehmen. Wie passt das zusammen? Eigentlich sollgen ja Ergebnisse angestrebt werden. Trotz aller digitalen Hilfsmittel erlebe ich oft, dass der Fokus auf das Ergebnis zwar tendenziell zugenommen hat, die Kultur in Unternehmen jedoch unverändert auf Präsenz fokussiert ist. Wir schauen: Wer kommt als Erster? Wer geht als Letzter? Die Kultur der Anwesenheit wird immer noch sehr stark belohnt. Das erlebe ich übrigens auch bei Start-ups. Das kann sich schnell aufschaukeln. Das ist wahr, und da kommt wieder die Führungskraft ins Spiel. Was für ein Vorbild ist sie? Ist sie selbst achtsam – oder nicht? Macht sie Pausen, erinnert sie daran, dass man auch mal auftanken muss? In diesem Kontext fällt mir auf, dass Hobbys wichtiger sind denn je. Diese Zeit außerhalb des Arbeitskontexts kann heilsam sein. Die Digitalisierung erlaubt es, dass Mitarbeiter nicht mehr unbedingt an einem Platz arbeiten. Welche Auswirkung hat das auf Führung? Durch die tendenziell flexiblere Arbeit ist der Job der Führungskraft noch mal einen Zacken anspruchsvoller geworden. Neben funktionierenden Prozessen und Strukturen braucht es für diese neue Art des Arbeitens einen Vorschuss an Vertrauen. Das muss die Führungskraft in vielen Fällen erst einmal lernen.

Wichtig sind für Führungskräfte unter anderem Kommunikationsfähigkeit und Selbstreflexion, sagt Coach und Autor Burkhard Bensmann. Foto: David Ebener

Arbeitet der Mitarbeiter wirklich acht Stunden im Homeoffice? Diese Frage zielt auf Anwesenheit, nicht auf das Ergebnis. Und diese Grundeinstellung ist meiner Meinung nach falsch. Ein Ergebnis kann mal acht Stunden, mal in neun und vielleicht mal nur sechs Stunden erfordern. Wesentliche Ergebnisse erzielen wir durch ein vertieftes und fokussiertes Arbeiten ohne Ablenkung – und auch der Chef darf nicht stören. Führung heißt hier: Vertrauen schenken, Eigenverantwortung fördern und Ergebnisse fordern. Führung im klassischen Sinn wird in den nächsten Jahren weiter zurückgehen. Digitale Geräte führen für Sie auch zu Verlust von Produktivität und einer Fragmentierung des Alltags. Dabei sollten sie doch eigentlich die Produktivität erhöhen? Man muss nicht jedes Märchen der Werbung glauben. Ich schätze das Smartphone sehr, für mich ist es ein ganz wichtiges Instrument zur Organisation. Dasselbe Gerät kann aber auch ein Zufallsgenerator der Ablenkung sein. Wir müssen lernen, mit diesem Glücksspielautomaten in der Tasche umzugehen. Sonst haben solche digitalen Instrumente eine sinkende Produktivität, eine Fragmentierung des Alltags und eine sinkende Lebensqualität zur Folge. Das hat übrigens auch mit Respekt oder Achtlosigkeit zu tun. Ein Beispiel: In dem Moment, in dem bei einer Besprechung das Smartphone auf den Tisch gelegt wird, suggeriere es, dass man mit einer Unterbrechung rechnet. Unser Hirn wartet förmlich auf das Brummen oder Klingeln. Das verhindert die volle Fokussierung. Und es sendet das Signal: Ein Anruf ist wichtiger als unser Gespräch hier. Es gilt, im Team und mit dem Vorgesetzten Spielregeln festzulegen. Das bezieht auch den E-Mail-Verkehr nach Dienstschluss mit ein. Sonst entstehen auf Dauer toxische Unternehmenskulturen. Viele streben nach der sogenannten Work-Life-Balance. Sie sagen, das ist gefährlich. Warum? Ich finde den Begriff schlicht falsch, weil man im Wortsinn trennt zwischen Arbeit und Leben. Das ist Unfug und führt in die Irre. Die Realität sieht eher aus wie eine Wackelscheibe. Mal kippt der Schwerpunkt mehr in Richtung Familie, mal in Richtung Arbeit. Für mich ist es keine die Frage, ob wir

das in eine Balance bringen können. Mit diesem Anspruch überfordern wir uns kolossal. Wir sollten reflektieren, für Ausgleich sorgen und überlegen: Was ist gerade für welchen Zeitraum dran? Und das müssen wir – vor allem gegenüber unserem Lebenspartner – sehr sorgsam zu kommunizieren, verhandeln und kontrollieren. Sie schreiben in Ihrem Buch: „Das Finden der eigenen Mission ist ein zentraler Baustein des eigenen Erfolgs.“ Der Generation Y wird nun oft vorgeworfen, zu lange nach ihrer „Mission“ zu suchen. Was ist Mission? Ich verstehe darunter den für mich selbst definierten „Daseinszweck“. Das bedeutet auch, eine Antwort auf die Frage nach den eigenen Talenten zu finden. Ich erlebe häufig, dass junge Leute in ein Unternehmen kommen und gar nicht wissen, welche Kultur und welche Ansprüche sie erwarten. Sie müssten vermutlich vorab mehr Praktika machen, Zeit in der Arbeitswelt verbringen – auch um ein Verhältnis zur eigenen Leistung und zum eigenen Geld zu bekommen. Was kommt auf die Führungskräfte zu, wenn diese Generation ins Arbeitsleben eintritt? Das bedeutet auf der einen Seite eine individuelle Nachqualifizierung, auf der anderen Seite führt es zu einer Atomisierung der Personalentwicklung. Früher haben die Personalabteilungen ein Konzept über alle gekippt. Heute erleben wir, dass es einer stark auf die einzelne Person bezogenen Weiterqualifizierung und damit einer noch differenzierteren Herangehensweise an Stärken und Schwächen bedarf. Wir brauchen ein gutes Profiling, um zu erkennen, was wer benötigt. Das gilt für einen Azubi übrigens genauso wie für neue Führungskräfte. Es gibt in Zeiten von Arbeit 4.0 auch keine einfachen Karrierepfade mehr, sondern eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, die eigenverantwortlich von jedem Mitarbeiter angegangen werden müssen. Nach dem Motto: Ich nehme mein Leben selbst in die Hand. Das ist im 21. Jahrhundert noch wichtiger als vorher. Das kann man gut oder schlecht finden, aber ich bin sozusagen mein Unternehmer in eigener Sache. Das hat natürlich direkt mit Selbstführung zu tun. Durch Start-ups hat sich auch die Unternehmenskultur verän-

dert. Kleidung ist legerer geworden, das Du kommt immer häufiger vor. Wie wirkt sich das auf Führung aus? Manche, mit denen ich zu tun habe, sagen ganz offen: Eigentlich fand ich das früher besser, als Ar-

beit Arbeit war und Freizeit Freizeit. Wir könne darüber streiten, ob es vor zehn oder zwanzig Jahren tatsächlich eine solche Trennung gab. Mit dem Du geht heute gegebenenfalls eine Distanz zum Chef und zur Arbeit verloren, die aus der Sicht

Was wird aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahren für Führungskräfte noch wichtiger werden? Die Führungskraft wird – auch bedingt durch den immer schnelleren Wandel – immer weniger Fachkraft. Das bedeutet, sie muss die Selbstorganisation der Mitarbeiter stärker fördern, denn Mitarbeiter können in dynamischen Zeiten nicht darauf warten, dass ihnen alles durch die Führungskraft vorgekaut wird. Daraus folgt, dass auch die Kommunikationsfähigkeit wachsen muss, vor allem die Fähigkeit zum Zuhören. Ich kann nicht sagen, dass das in den letzten 30 Jahren besser geworden ist. Und letztlich wird eine zentrale Kompetenz noch stärker in den Mittelpunkt rücken: Die Führungskraft muss in der Lage sein, sich – auch mit externer Unterstützung – immer wieder selbst zu reflektieren.

Der neue Ford Focus

Technologien in Fahrt statt Stand der Technik. FORD FOCUS TURNIER COOL & CONNECT Leichtmetallräder 6,5 J x 16, 5x2-Speichen-Design mit 205/60 R 16 Reifen, Feststellbremse, elektrisch, Chrom-Dekor an den Seitenscheiben, Nebelscheinwerfer inkl. statischen Abbiegelichts Monatliche Ford Lease Full-Service-Rate

169,68 ( 201,92 €

1,2,3

netto

)

brutto

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung): Ford Focus : 4,0 (innerorts), 3,5 (außerorts), 3,6 (kombiniert); CO2-Emissionen: 96 g/km (kombiniert).

Autohaus Deymann GmbH & Co. KG Belmfort 1 ­ 3 49733 Haren (Ems) Tel.: 05932/7230­0 Fax: 05932/7230­30 E­Mail: info@auto­deymann.de www.auto­deymann.de 1 Das Ford Lease Full-Service-Paket ist optional ab € 3,88 netto (€ 4,62 brutto) monatlich erhältlich und in der Ford Lease Full-Service-Rate berücksichtigt. Eingeschlossen sind Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang. Für weitere Fragen zu Details und Ausschlüssen zu allen Services können Sie sich gerne an uns wenden. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease-Vertrages. 2Ford Lease ist ein Angebot der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg, für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford RahmenabkommensowiegewerblicheSonderabnehmerwiez.B.Taxi,Fahrschulen,Behörden). 3GiltfüreinenFordFocus Turnier Cool& Connect1,5-l-EcoBlue-Dieselmotor 70 kW (95 PS),6-Gang-Schaltgetriebe,Start-Stopp-System,€ 165,80 netto (€ 197,30 brutto) monatliche Leasingrate, € 0 netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 30000 km Gesamtlaufleistung. Leasingrate auf Basis eines Fahrzeugpreises von € 21.974,79 netto (€ 26.150,00 brutto), zzgl. € 579,83 netto (€ 690,00 brutto) Überführungskosten.


32

DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

LEBEN & LEIDENSCHAFT 22.09.2018 | 10.00 UHR

TERMINE

25. „immobilienmesse osnabrück“ (auch 23.09.)

DER WIRTSCHAFT

AGENTUR BARLAG, AUTOHAUS WELLER, PAGENSTECHERSTRASSE

04.09.2018 | 17.00 UHR

24.09.2018 | 17.00 UHR

Chefsache! - NeuroleadershipWorkshop mit Dr. Wierschke

Vortrag in Osnabrück: „Absicherung betrieblich“

MEMA-NETZWERK, LANDKREIS EMSLAND, KREISHAUS II

GRÜNDERHAUS OSNABRÜCK, ICO OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STR.

05.09.2018 | 16.00 UHR Ausbildungsplatzbörse Spelle

27.09.2018 | 17.00 UHR 50 Jahre Schuko: Ein guter Grund für Geschäft ftsführer t Heiko Schulte-Südhoff ff, f zum Bass zu greifen und mit dem Lopes-Duo die Jubiläumsgäste auf dem Firmengelände in Bad Laer zu unterhalten. Foto: Schuko

EMS-ACHSE JOBMOTOR NORDWEST, OBERSCHULE SPELLE, BRINK 7

06.09.2018 | 09.00 UHR Arbeitswelten 2018 (auch am 07.09. und 09.09.) KULTUR- UND TOURISMUSZENTRUM ALTE WEBEREI, VECHTEAUE

DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT

Finanzplan-Workshop in Osnabrück Der „German Brand Award in Gold“ für die WAGO-Gruppe : Mart rtina t Seehöfer und Sarah Tegeler freuen sich. Foto: WAGO

GRÜNDERHAUS OSNABRÜCK, RATHAUS BRAMSCHE, HASESTRASSE

09.10.2018 | 17.00 UHR Info-Veranstaltung: Existenzgründung in Osnabrück GRÜNDERHAUS OSNABRÜCK, HANDWERKSKAMMER, BRAMSCHER STR.

06.09.2018 | 17.00 UHR

10.10.2018 | 13.00 UHR

Jubiläen: 100 Jahre IAV e. V./ 90 Jahre Niedersachsenmetall

Chef-Seminar: „Selbstführung

INDUSTRIELLER ARBEITGEBERVERBAND, SCHLOSS GESMOLD, MELLE

WIGOS, LANDKREIS OSNABRÜCK, ORT IM OSNABRÜCKER SÜDKREIS

07.09.2018 | 13.00 UHR

11.10.2018 | 14.30 UHR

Grundlagen der Selbstständigkeit (auch 08.09. und 09.09.)

Existenzgründung – Women in Business

GRAFSCHAFTER TECHNOLOGIEZENTRUM, NORDHORN

Große Rallye für guten Zweck: Margrit und Dietmar Hart rting t begrüßten Jürgen Großmann (hinten), der die „Hilfe für ALS-kranke Menschen“ angestoßen hatte,zur „Classic Cars & Cuisine Culinaire“-Ausfahrt rt. t Foto: Hart rting t

Minister Bernd Althusmann zeichnete Ex-HWK-Präsident Ex x Peter Voss mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse aus. Foto: HWK

BERUFSBILDUNGS- UND SERVICEZENTRUM OSNABRÜCK, BRAMSCHER STR.

08.09.2018 | 10.00 UHR

16.10.2018 | 12.00 UHR

15. „jobmesse osnabrück“ (auch 09.09. ab 11 Uhr)

Rechtsanwaltsprechtag für Gründungen

AGENTUR BARLAG, AUTOHAUS WALKENHORST, OSNABRÜCK

GRAFSCHAFTER TECHNOLOGIEZEN-, TRUM, ENSCHEDESTR., NORDHORN

12.09.2018 | 18.00 UHR

17.10.2018 | 18.30 UHR

6. Berufs-OrientierungsParcours (B.O.P.) (auch 13.09.)

Cyberattacken im Kontext zu Wirtschaftsspionage

STADT BRAMSCHE, HAUPTSCHULE BRAMSCHE, HEINRICHSTRASSE

GRAFSCHAFTER TECHNOLOGIEZEN-, TRUM, ENSCHEDESTR., NORDHORN Melles IT-Systemhaus MEDATA bezog neue Geschäft ftsräume t in Melle-Gerden. Foto: WIGOS/Kimberly Lübbersmann

13.09.2018 | 13.30 UHR

Bei dem Treff ffen f des Architektur- und Ingenieurbüros pbr aus Osnabrück und des technischen Teams des chinesische Herstellers CATLging es vorrangig um die Errichtung einer neuen Batteriezellenfabrik. Foto: pbr AG

18.10.2018 | 14.00 UHR Kompakt-Seminar: „Recht im Internet“

Unternehmensnachfolge und Generationswechsel

WIGOS OSNABRÜCKER LAND MBH, KREISHAUS, AM SCHÖLERBERG

WIGOS-SPRECHTAG, KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG

18.10.2018 | 19.00 UHR

15.09.2018 | 13.00 UHR

Prototypenparty 2018 – Teste die Zukunft (Messe)

Cittaslow-Fachtagung: Landwirtschaft geht neue Wege

INNOVATIONSZENTRUM OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STRASSE

LANDKREIS OSNABRÜCK/BAD ESSEN, SCHAFSTALL, BAD ESSEN

23.10.2018 | 11.00 UHR

20.09.2018 | 14.00 UHR Kompakt-Seminar: „Preise im Einkauf durchsetzen“ WIGOS-SEMINAR, KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG

Business Small Talk – Jeder Kontakt eine Chance Durch eine gefördert rte t Investition spart rtt das Hagener Klinkerdachziegelwerk Energie: Klaus Kuhlmann (r.) erklärt rt,wie t es funktioniert rt. t Foto: WIGOS/Kimberly Lübbersmann

Nachhaltiges Engagement: Henriette Resing und Thorsten Schmitt (li.) von der Berentzen-Gruppe nahmen die Auszeichnung von Minister Olaf Lies entgegen.Foto: Berentzen

LLED ED W WALL ALL K KAUFEN AUFEN / M MIETEN IETEN | B BESCHALLUNG ESCHALLUNG V VON ON G GESCHÄFTSRÄUMEN ESCHÄFTSR ÄUMEN | U UNTERHALTUNGSELEKTRONIK N T E R H A LT U N G S E L E K T R O N I K | SSICHERHEITSTECHNIK I C H E R H E I T ST EC H N I K

GRAFSCHAFTER TECHNOLOGIEZEN-, TRUM, ENSCHEDESTR., NORDHORN

| TTELEK E L E KOMMUNIKATION | KONFERENZTECHNIK | WWW.COSSE.DE Ihre Fachkompetenz aus der 1000 qm Technikerlebniswelt

Stark

fürIhr

Unternehmen

Cosse GmbH Am Postamt 1 | 49744 Geeste-Dalum | www.cosse.de | info@cosse.de | Tel. +49 (0) 59 37 97 98-0 Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 900 bis 1830 Uhr, Samstag von 900 bis 1400 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung Ö

Wir bieten Planung und Beratung auch direkt vor Ort. Dazu gehören eine objektive und fachkundige Beratung durch unsere qualifizierten Außendienst-Mitarbeiter, Planung und Projektierung kompletter Lösungen im Bereich TV, HiFi, Multiroom, Konferenztechnik, Beschallung und vieles mehr.

find us on facebook


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

&

Fotos: iStock

TRANSPORT LOGISTIK


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

TRANSPORT & LOGISTIK

„Den Job als Berufskraftfahrerin auch für Frauen attraktiver gestalten“ Hellmann-Personalleiter Claudio Gerring plädiert für Schaffung von Teilzeitstellen – Branche muss kreativer werden

VON SIEGFRID SACHSE OSNABRÜCK. Der Fahrermangel

in der Transport- und Logistikbranche rückt immer stärker in den Fokus der Unternehmenspolitik. Die Osnabrücker Firma Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG würde es begrüßen, wenn sich mehr Frauen für den Job als Berufskraftfahrerin interessierten. Nach Auffassung von Claudio Gerring, Personalleiter Deutschland, müsse man sich langfristig Gedanken machen, wie der Beruf gerade auch für Frauen attraktiver gestaltet werden kann. Dies sei zum Beispiel durch die Schaffung von Teilzeitstellen möglich, was es heute nur im Ausnahmefall gebe. Hier müsse die gesamte Branche kreativer werden.

Herr Gerring, viele Unternehmen suchen händeringend Fernfahrer. Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen? Sicherlich spielt die Ausbildungssituation eine Rolle. Man muss hier einen Blick in die Geschichte werfen: Kraftfahrer wurde man bis in die 2000er Jahre im Regelfall nur durch den Besitz des entsprechenden Führerscheins. Die Schaffung des Berufsbildes „Berufskraftfahrer“ begann zwar bereits Anfang der 70er Jahre, der Abschluss der entsprechenden Ausbildung wurde aber erst durch das „Berufskraftfahrerqualifikati-

bereit sind, ihren Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen.

onsgesetz“ von 2006 sukzessive zur Voraussetzung, um in diesem Berufsfeld zu arbeiten. „Fernfahrer“ war also eine Hilfsarbeitertätigkeit, die ohne qualifizierte Berufsausbildung ausgeübt werden konnte. Der überwiegende Teil der damaligen Fernfahrer hat ihren Führerschein sogar „kostenlos“ im Rahmen der Wehrpflicht bei der Bundeswehr erworben. Das ist heute anders und sicherlich ein wesentlicher Grund für den Fahrermangel. Wie stellt sich die Firma Hellmann auf diese Situation ein? Das Thema Fahrermangel haben wir sehr stark im Blick und wir engagieren uns im Rahmen unterschiedlicher Initiativen, um dem entgegenzuwirken. So bieten wir allen unseren Fahrern eine kostenlose regelmäßige Berufsqualifizierungen an, die gesetzlich vorgeschrieben ist. In vielen anderen Unternehmen müssen die Fahrer die Weiterbildung selber bezahlen. Darüber hinaus arbeiten wir am Standort Osnabrück aktuell gemeinsam mit unseren Subunternehmern an einem umfassenden Konzept zur Gewinnung neuer Fahrer aber auch zur Bindung unserer bestehenden Mitarbeiter. Das Konzept basiert auf drei Säulen: 1. Intensivierung der Berufskraftfahrerausbildung für den eigenen Fuhrpark,

Befürchten Sie Versorgungsengpässe, wenn es nicht gelingt, die prekäre personelle Situation zu verbessern? Vermutlich wird es nicht gleich Versorgungsengpässe geben, aber wir werden uns eher kurz- als mittelfristig auf erhöhte Kosten für die Logistik einstellen müssen. Innerhalb der Logistikbranche stellen wir aber schon heute fest, dass die Kosten der durch uns eingesetzten Transportunternehmer kontinuierlich steigen. Das wird dazu führen, dass die Preise branchenweit durch erhöhte Logistikkosten sowohl für die Industrie und letztendlich auch für die Verbraucher steigen werden.

Claudio Gerring ist Personalleiter Deutschland der Hellmann Worldwide Logistics SE & Co.KG.

2. Erarbeitung eines Ausbildungskonzeptes für unsere regional ansässigen Transportunternehmer, 3. Schaffung einer betriebsinternen Qualifizierung für den Einsatz im Nahverkehr. Verschiedentlich ist zu hören, dass sich zunehmend auch Frauen für den Job als Berufskraftfahrerin interessieren. Was halten Sie davon bzw.

Bitte einsteigen: Lkw-Fahrer werden händeringend gesucht.

Foto: Uwe Anspach/dpa

kann dadurch der Nachwuchsmangel etwas gelindert werden? Grundsätzlich ist die Tätigkeit des Berufskraftfahrers oder der Berufskraftfahrerin für Männer wie Frauen gleichermaßen interessant. Wir haben in unserem eigenen Fuhrpark in Osnabrück aktuell eine Berufskraftfahrerin und eine Auszubildende zur Berufskraftfahrerin beschäftigt und würden es natürlich begrüßen, wenn sich mehr Frauen dafür interessieren würden. Langfristig müssen wir uns Gedanken machen, wie wir den Beruf gerade auch für Frauen attraktiver gestalten können, z.B. durch die Schaffung von Teilzeitstellen, was es heute nur im Ausnahmefall gibt. Hier muss unsere ganze Branche kreativer werden. Zwei Drittel der heutigen Fahrer gehen in den nächsten 15 Jahren in Deutschland in Rente. Werden immer mehr Berufskraftfahrer aus dem Ausland diesen personellen Aderlass ausgleichen? Welche Rolle spielen dabei Arbeitnehmer aus Osteuropa? Die Anwerbung ausländischer Kraftfahrer kann ein Teil der Lösung sein, stellt aber kein Allheilmittel dar. Wir merken bereits

Your fashion partner.

Als Full-Service-Anbieter für Fashion-Logistik begleiten wir Sie entlang Ihrer gesamten Supply Chain. Mithilfe integrierter Lösungen und jahrzehntelanger Erfahrung bieten wir Ihnen ein einzigartiges Leistungsangebot. Meyer & Meyer. Your fashion partner from sheep to shop.

TEAMPLAYER GESUCHT! meyermeyer.com

Foto: Hellmann Worldwide Logistics SE & Co.KG

heute, dass die Arbeitsmärkte der osteuropäischen EU-Länder weitestgehend leer sind und es kommen immer neue Märkte außerhalb der EU ins Gespräch. Neben den formalen Hürden, wie beispielsweise der Arbeitserlaubnis, kommen Sprachbarrieren dazu, die es abzubauen gilt. So haben wir bei Hellmann beispielsweise einen ersten Schritt in Richtung Chancengleichheit unternommen und unsere Betriebsanweisungen sowie andere Dokumente zur Arbeitssicherheit in Leichte Sprache übersetzen lassen. Das bedeutet, keine langen Sätze, einfache Formulierungen und eine graphische Untermauerung der Kernaussagen. Darüber hinaus passen die persönlichen Ziele osteuropäischer Arbeitnehmer nicht immer zu den Einsatzspektren der LKW: Viele Osteuropäer kommen nach Deutschland, leisten für einige Wochen einen maximalen Arbeitseinsatz und kehren dann für einige Zeit in die Heimat zurück, dieser Vorgang wiederholt sich kontinuierlich. Das passt zum „klassischen“ Fernfahrer, deckt aber beispielsweise nicht den Bedarf ab, den wir in Osnabrück haben. Wir benötigen Fahrer im Schichtdienst, die täglich in Osnabrück beginnen und enden und somit

Noch zu einem weiteren Problemfeld: Die Kraftfahrer benötigen oftmals viel Zeit, um vor allem zu den Nachtstunden an den Autobahnen einen Stellplatz zu finden. Wie kann diese für die Fahrzeugführer unerfreuliche Situation verbessert werden? Der einfachste Weg ist natürlich die Schaffung zusätzlicher Parkmöglichkeiten an den Autobahnen durch bauliche Maßnahmen. Dies ist aber nur eingeschränkt realisierbar. Darüber hinaus sehen wir in dem Fehlen von Parkplätzen einen Markt für die Betreiber von Autohöfen, die zwar in Autobahnnähe, aber außerhalb der Autobahninfrastruktur platziert sind. Die aktuelle Situation zwingt Spediteure und Transportunternehmer zum Umdenken: Parkflächen werden in der Zukunft nicht mehr als kostenlos nutzbare Infrastruktur zu Verfügung stehen, sondern an Autohöfen als Dienstleistung bezahlt werden müssen. Als Logistikunternehmen können wir natürlich auch einen Beitrag leisten, indem wir unsere LKW-Verkehre, wo immer möglich, systematisieren und somit Ruhezeiten auf Speditionsgelände verlegen. Eine weitere Möglichkeit, die wir bei Hellmann erfolgreich nutzen, ist der Ausbau der Bahnverkehre. So kommt beispielsweise der Wiederbelebung der „Eisernen Seidenstraße“ Richtung Asien in unserem Unternehmen ein hoher Stellenwert zu, der die Straßen deutlich entlastet.


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

TRANSPORT & LOGISTIK

„Ems-Achse wird weiter an Bedeutung gewinnen“ Netzwerkmanager Helmut Weermann: Hervorragende Perspektiven als Logistikstandort und Transitregion

VON SIEGFRID SACHSE senden Warenströme werde die Ems-Achse künftig weiter an Bedeutung gewinnen, und zwar sowohl als Logistikstandort als auch als Transitregion. Der Verein Wachstumsregion Ems-Achse e. V. habe sich deshalb die nachhaltige Entwicklung der Region zum Ziel gesetzt und werde sich dieser Herausforderung stellen, betont Netzwerkmanager Helmut Weermann, der die Perspektiven für die Logistikbranche in den nächsten Jahren als hervorragend einschätzt.

dustrieunternehmen, wurde schnell deutlich, dass ein Netzwerk dieser Querschnittsfunktion vor dem regionalen Hintergrund entstehen sollte. Seitdem haben wir uns sukzessive entwickelt. Das Netzwerk Logistikachse Ems steht heute für logistische Kompetenz in der Wachstumsregion Ems-Achse und wird als regionale Interessenvertretung wahrgenommen. Unsere Logistikregion wird regelmäßig als eine der führenden Regionen des Landes dargestellt. Daran erkennen Sie neben der Vernetzung eines unserer weiteren Ziele, nämlich das Verankern der Logistikachse Ems als Qualitätsmarke für logistische Kompetenz.

Herr Weermann, wann wurde die Logistikachse Ems gegründet, wer gehört diesem Verbund an und welche Ziele werden von der Organisation verfolgt? Die Logistikachse Ems ist ein Netzwerk für Logistik(er) in der Wachstumsregion Ems-Achse. Die Ems-Achse wurde 2006 gegründet. Die Logistik wurde schon recht bald danach als eines von damals sechs Kernthemen festgelegt und der Stadt Emden zur Ausführung übergeben. Logistik war bereits damals und wird immer mehr zu einem Schwerpunkt der Ems-Achse. Durch intensiven Kontakt und Austausch mit den Logistikern in Dienstleistungs-, Handels-, und In-

An wen wendet sich die Logistikachse Ems? Die Logistikachse Ems wendet sich an Unternehmen und Organisationen, für die Logistik eine wesentliche Aufgabe darstellt. Dazu zählen: • Logistikdienstleister mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Häfen, Umschlag, Lagerhaltung, Transport per LKW, Schiene Binnenschiff, kombinierter Verkehr), • Logistikdienstleister aller Größenordnungen vom Familienunternehmen bis zur regionalen Niederlassung großer Konzerne, • Verladende Wirtschaft / Abnehmer logistischer Dienstleistungen, • Industrie und Handel mit eigenen Logistikabteilungen,

OSNABRÜCK. Im Zuge der wach-

Was bietet das Netzwerk den Mitgliedern bzw. welche Kernthemen stehen im Vordergrund? Wir arbeiten zusammen z. B. an der Darstellung der Leistungsfähigkeit und Komplexität der Logistik, der Förderung der Akzeptanz und Verbesserung des Branchenimages. Das mag sehr allgemein klingen, ist aber wichtig z.B. in Bezug auf die Fachkräftegewinnung oder das Verständnis in der Bevölkerung für die große Bedeutung der Logistik für unsere Volkswirtschaft. Konkret haben wir, neben dem Thema Fachkräfte, auch z.B. Nachhaltigkeit in der Logistik und Digitalisierung als Schwerpunkte unserer Arbeit im Netzwerk festgelegt. Diese werden übrigens durch den Lenkungskreis definiert, der die Ausrichtung des Netzwerkes praxisorientiert bestimmt. Unser Angebot für die Mitglieder umfasst • Firmenübergreifender Informations- und Erfahrungsaustausch, • Außendarstellung der Logistikkompetenzen der Region Ems-Achse, • Konzeption und Organisation von Branchentreffs,

Straßentransporte

Schienentransporte

Lagerung

Technische Dienstleistungen

Optische Dienstleistungen

Remarketing

Weiterentwicklung der Infrastruktur von wesentlicher Bedeutung. Auch hier hat sich die Wachstumsregion Ems-Achse positioniert und beispielsweise gemeinsame Forderungen für die wichtigsten Infrastrukturprojekte gestellt. Lange Planungs- und Umsetzungszeiträume, auch für allgemein als wichtig und richtig anerkannte Infrastrukturmaßnahmen, sehen wir als große Herausforderung an. Hier sind unsere Mitbewerber beispielsweise in den BENELUX – Staaten offensichtlich pragmatischer und schneller.

• Wissenschaft und Lehre, Aus- und Fortbildung. Wichtig ist uns bei allem die partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Werner Egerland Automobillogistik ist seit über 65 Jahren als namhafter Dienstleister für die Neu- und Gebrauchtfahrzeuglogistik anerkannt. Als Tochtergesellschaft der französischen Unternehmensgruppe STVA sind wir Bestandteil im Netzwerk einer europaweit agierenden Unternehmensgruppe. Neben den traditionellen Lager-, Logistik-, und Transportleistungen, sind r ertdienste rund weitergehende technische Mehrw um das Automobil ein integrierter Bestandteil der Logistikkonzepte von STVA - Egerland. Wir erreichen unsere anspruchsvollen Ziele an Qualität und Leistung ausschließlich mit fachlich exzellent ausgebildetem und hochmotiviertem Personal. Werner Egerland Automobillogistik Narupstraße 21 + 49084 Osnabrück Tel.: +49 (0) 541 5605 0 Mail: egerland@de.stva.com www.egerland.de + www.stva.com

Helmut Weermann ist Netzwerkmanager der Logistikachse Ems.

• Bedarfsorientierte wissenschaftliche Begleitung, • Organisation logistikrelevanter Weiterbildung, • Regelmäßige Informationen. Wie beurteilen Sie die Chancen, dass die Logistikbranche der Ems-Achse im Zuge der wachsenden internationalen Warenströme partizipiert? Die Ems-Achse ist einer der wichtigsten europäischen Verkehrsach-

Foto: Logistikachse Ems

sen. Im Zuge der wachsenden internationalen Warenströme wird sie künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Entsprechend wird auch die Bedeutung der Ems-Achse sowohl als Logistikstandort, als auch als Transitregion erheblich zunehmen. Der Verein Wachstumsregion EmsAchse e.V. hat sich die nachhaltige Entwicklung der Region zum Ziel gesetzt und wird sich dieser Herausforderung stellen. Für die Zukunftsfähigkeit der Logistikregion ist die

Noch ein paar Worte zur allgemeinen Lage in der Logistikbranche: wie beurteilen Sie die Perspektiven in den nächsten Jahren? Die Perspektiven für die Logistik in den nächsten Jahren sind hervorragend. Sie ist der drittgrößte Wirtschaftszweig nach Automobilwirtschaft und Handel. Logistik wird immer weiter zum integralen Bestandteil von Wertschöpfungsketten. Das stellt die Logistik einerseits vor die Herausforderung, sich immer mehr auch als Teil von Gesamtprozessen in Produktion, Industrie und Handel zu sehen. Andererseits macht dies die Aufgaben in Zukunft auch ungeheuer spannend. Digitalisierung wird diese Integration immer weiter vorantreiben.

THINKING AHEAD – MOVING FORWARD Wir entwickeln uns weiter Seit fast 150 Jahren begeistern wir unsere Kunden durch individuelle Transportlösungen. Jetzt noch fokussierter. Mit den leistungsstarken Produktsparten Air & Sea, Road & Rail und Contract Logistics richten wir den Blick in die Zukunft: noch mehr Kundennähe, mehr Transparenz, mehr Effizienz und mehr Qualität – das Ergebnis: noch zufriedenere Kunden! Erfahren Sie mehr unter: www.hellmann.com Hellmann Worldwide Logistics Road & Rail GmbH & Co. KG Elbestraße 1 | 49090 Osnabrück Tel.: 0541 605-6460


DONNERSTAG, 30. AUGUST 2018

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

TRANSPORT & LOGISTIK

Gute Karrierechancen

Milliardenschäden Ladungsdiebstahl bei Lkw-Transporten

Spedition und Logistik expandieren – Hoher Frauenanteil

VON SIEGFRID SACHSE OSNABRÜCK. Gütermobilität und

Logistik bilden das Rückgrat unseres gesamten Wirtschaftssystems. Industrie und Handelsunternehmen haben hohe Ansprüche. Jedes Produkt soll zur richtigen Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort sein. Dafür zu sorgen, dass alles rundläuft, ist der Job von Spediteuren und Logistikern, und zwar über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Ob Automobilindustrie, Versandhandel, Mode oder Elektronik, bei Großveranstaltungen bzw. im Onlinehandel – überall spielt die Logistik eine entscheidende Rolle.

Der Ausbildungsberuf „Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung“ erfreut sich nach Angaben der Branche seit einigen Jahren wieder stärkerer Beliebtheit. 2016 entschieden sich 5610 Auszubildende für den Einstieg in diesen Beruf. Dass es sich beim Berufsbild nicht um eine Männerdomäne handelt, belegt der hohe Frauenanteil von 39 Prozent. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen hält laut des zuständigen Verbandes allerdings nicht mit dem Wachstum der Branche Schritt. „Die auch zukünftig stark

expandierende Logistikbranche sucht dringend Nachwuchskräfte. Je nach Engagement und interner Qualifikation sind nach der Ausbildung die Karrierechancen in der Logistikbranche auch ohne zusätzliches Studium sehr hoch“, so Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditionsund Logistikverbandes. Viele ehemalige Auszubildende würden bereits nach kurzer Zeit in leitenden Positionen arbeiten, nicht selten auch in Auslandsniederlassungen ihrer Betriebe. Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleister kann man theoretisch mit jedem Schulabschluss oder sogar auch ohne Abschluss werden. Die meisten Azubis starten mit (Fach-)Abitur in die Ausbildung. Danach folgen Auszubildende mit Realschulabschluss, und ein kleiner Teil beginnt mit einem Hauptschulabschluss. Azubis ohne Schulabschluss sind allerdings die Ausnahme. Gute Noten und Kenntnisse in Mathematik und Wirtschaft zahlen sich den Angaben zufolge bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz aus, denn sie helfen dem Berufsanfänger zum Beispiel beim Kalkulieren von Laufzeiten und um marktgerechte Leistungsangebote zu entwickeln. Auch gute Deutschkenntnisse können bei der Suche nach einem Ausbildungs-

platz hilfreich sein, beispielsweise bei Informations- und Verkaufsgesprächen mit Kunden. Aber gute Noten in diesen Fächern sind laut der Analyse kein Muss. Duale Studiengänge werden bei Studierenden und Arbeitgebern immer beliebter. So auch in der Logistik. Immer mehr Unternehmen aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung bieten diese Qualifizierung in einem Rutsch an. Ob kaufmännisch oder technisch orientiert – das duale Studium ist sehr anspruchsvoll und erfordert eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft. Die beruflichen Perspektiven entschädigen jedoch für die Mühen. Transport & Logistik

Verlags-Sonderveröffentlichung am Donnerstag, 30. August 2018 Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-0 Redaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Jürgen Wallenhorst, Siegfrid Sachse Titelgestaltung: Holger Trentmann ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.) Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de) Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück

Faszinierende Einblicke in die Arbeitswelt bei Speditionen und Logistikunternehmen bietet die Ausbildung „Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen, die sowohl für Männer als auch Frauen geeignet ist. Auch die Zukunft in der Branche ist gesichert.

Fotos: iStock

s.sa. OSNABRÜCK. Ladungsdiebstähle machen den Speditionsunternehmen in Deutschland immer mehr zu schaffen. Jährlich wird Ware aus über 25 000 Lastwagen gestohlen – Tendenz steigend. Aus gemeinsamen Berechnungen mehrerer Wirtschaftsverbände unter Beteiligung des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes geht hervor, dass allein die jährlich gestohlenen Güter einen Wert von 1,3 Milliarden Euro haben, weitere Schäden in Höhe von 900 Millionen Euro entstehen durch Konventionalstrafen für Lieferverzögerungen, Reparaturkosten sowie Umsatzeinbußen bzw. Produktionsausfällen bei Industrie und Handel. Der Ladungsdiebstahl kostet der Wirtschaft somit jährlich etwa 2,2 Milliarden Euro. Der tatsächliche Schaden liegt noch deutlich höher, denn viele Unternehmen melden die Überfälle auf ihre Lastwagen nicht. Sie fürchten einen Imageschaden und den Verlust von Aufträgen, wenn bekannt wird, dass ihre Fahrzeuge von Kriminellen ausgeraubt wurden. In der „Rangliste“ der gestohlenen Güter stehen Kaffee und Spirituosen ganz oben, gefolgt von Textilien, Elektronikgeräten und Sportartikel. Doch nicht nur auf diese Dinge haben es die Banden abgesehen. Der eine oder andere Lkw-Fahrer, der an den Autobahnraststätten seine Ruhezeiten ver-

brachte, musste am Morgen feststellen, dass sein Tank fast leer war, als er losfahren wollte. Die Banden sind oftmals gut organisiert. Der Verkauf der gestohlenen Waren erfolgt nicht nur auf dem Schwarzmarkt. In vielen Fällen wird das Diebesgut unmittelbar nach dem Raub ins Ausland gebracht und von dort aus auf Onlineseiten angeboten. Kein Wunder, dass Wirtschaftsverbände angesichts der wachsenden Frachtkriminalität Alarm schlagen und sich inzwischen zu einer gemeinsamen Initiative zusammengeschlossen haben. Die „Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik“ will die Sicherheit der Transportlogistik insbesondere durch höhere Sicherheitsstandards und Investitionen in Ortungstechnik, Diebstahlwarnanlagen, Wegfahrsperren und gesicherte Parkplätze erhöhen. Von den Behörden fordern die Verbände dringend mehr Unterstützung durch einen höheren Fahndungsdruck auf die international und professionell agierenden kriminellen Organisationen. Die Polizei müsste zudem auf Autobahn-Rastplätzen häufiger präsent sein, heißt es in der Resolution. Fahrer und Ladung müssen nach Auffassung des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes wirkungsvoll geschützt werden.

WIE PERFEKT LOGISTIK WIRKLICH IST, MERKT MAN ERST, WENN ETWAS FEHLT.

Für Ihre Geschäftspost:

Einfach. Gut. Geschickt. Die CITIPOST ist der größte regionale Postdienstleister in den Regionen Osnabrück und Emsland und hier fest verankert. Täglich werden im modernen Briefzentrum in Osnabrück bis zu 150.000 Sendungen verarbeitet und von hier regional bis weltweit verschickt. Mehr als 1.000 Geschäftskunden profitieren von den vielen Vorteilen, die die CITIPOST zu bieten hat.  Bis zu 20 % weniger Porto sowie weitere Einsparpotenziale  Abhol- sowie kostenloser Frankier- und Sortierservice

echseln. Einfach w aren. t sp Geschick en. rvice nutz e S n te u G ne: n Sie ger te a r e b ir W 138 12 05 41/600

Als Kontraktlogistiker ist es unser Job, dafür zu sorgen, dass Sie sich ganz und gar auf Ihre Produktion konzentrieren können. Wenn Sie wollen, kümmern wir uns um Details wie Etikettierung, Qualitätskontrolle oder das Beschaffungsmanagement. Damit jedes Einzelteil am richtigen Ort ist, wenn es gebraucht wird. Nicht früher, nicht später. Immer. Manche nennen das qualitätsbewusst. Wir nennen es Leidenschaft.

 Briefversand regional bis weltweit  Auf Wunsch inklusive Druck und Kuvertierung

CITIPOST OSNABRÜCK Weiße Breite 4 · 49084 Osnabrück · www.citipost-os.de

Ein Unternehmen der

Heinrich Koch Internationale Spedition GmbH & Co. KG Fürstenauer Weg 68 | D-49090 Osnabrück | www.koch-international.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.